pflegekongress, 29.10.2010 wien digitales pflegemanagement in der klinik – fluch oder segen?
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Pflegekongress , 29.10.2010
Wien
Digitales Pflegemanagement in der Klinik – Fluch oder Segen?
Vorstellung
Mag. (FH) Roland Mayer• DGKP • Prozessmanagement Gesundheit FH OÖ• Account Manager Sales
MEIERHOFER GmbH• Gegründet 1987 • Ca. 100 MA, 3 Standorte D-A-CH• Marktführer in AT im Bereich Software für OP-Management
(U.a. Gespag, AUVA/UKH, NÖ LK Holding, KHBG, Vinzenz Gruppe, …)
• Implementierung von MCC.Pflege in den Kliniken der Hirslandengruppe in der Schweiz (inkl. LEP)
Standorte
MEIERHOFER AG Deutschland• München (Hauptsitz)• Hannover • Passau
MEIERHOFER GmbH Österreich• St. Valentin bei Linz
MEIERHOFER Schweiz AG• Liebefeld bei Bern
Pflege – Kein Beruf für Image Kampagnen (OÖN 6. August 2010, Wolfgang Braun)
„Der Pflegeberuf ist kein einfacher. Er ist körperlich anstrengend, psychisch belastend, es gibt Nacht- und Wochenend-Dienste – und die Bezahlung ist fast skandalös niedrig.
Kein Wunder, dass viele nach einiger Zeit desillusioniert und ausgebrannt das Handtuch werfen.
Der Pflegeberuf wird auch nach der x-ten Image-Kampagne nie so an Attraktivität gewinnen, dass die Bewerber Schlange stehen.
Für diesen Job werden sich Großteils immer Menschen entscheiden, die diese Aufgabe, pathetisch formuliert, auch aus Idealismus & Nächstenliebe erfüllen wollen. Es wäre viel erreicht, wenn sie das unter Rahmenbedingungen tun könnten, die Ihnen den Idealismus nicht austreiben“
Vergleich Personalbesetzung
Abbildung: KH-Personal je 1.000 Einwohner (1992-2006). Angaben in Vollzeitäquivalenten. Quelle: OECD Gesundheitsdaten 2008 (Okt. 2008). Anmerkung: Der Unterschied in der Datenreihe für die Niederlande ist lt. OECD durch einen Bruch in der Zeitreihe verursacht, nicht durch plötzliche reale Veränderungen in den Krankenhäusern.
Warum dokumentiere ich?
Die Dokumentation ist eine Berufspflicht der Gesundheits- und Krankenpflegeberufe (§ 5 GuKG). • In Deutschland derzeit keine Berufspflicht.• Sie dient der Therapiesicherung in medizinischer und
pflegerischer Hinsicht, der Rechenschaftslegung sowie der Beweissicherung.
Dokumentation = die systematische Aufzeichnung von Daten zur Sicherung von Information.
Wird eine Maßnahme oder eine Beobachtung nicht dokumentiert, so kann man vermuten, dass diese nicht ergriffen wurde.
Zweck der Dokumentation
Der Zweck ist erfüllt, wenn die Dokumentation • vollständig • richtig• zeitnah• chronologisch• lesbar und • der verantwortlichen Person zuordenbar ist.
Schematische Darstellung der Patientendokumentation
Die Gesundheit Österreich/Geschäftsbereich ÖBIG erstellte im Auftrag des BM für Gesundheit eine bundesweit Arbeitshilfe für die Pflegedokumentation.
Inhalte der Pflegedokumentation
… umfasst die • Pflegeprozessdokumentation
• eigenverantwortlicher Tätigkeitsbereich der diplomierten Gesundheits- und Krankenpflege &
• die Dokumentation der anderen Tätigkeitsbereiche • mitverantwortlich, • lebensrettende Sofortmaßnahmen, • Interdisziplinär, • Spezialaufgaben.
Daher zählen z.B. ärztliche Anordnungen & andere Leistungen der berufsübergreifenden Zusammenarbeit zur Pflegedokumentation.
Dilemma oder Platz für Interpretation?
Die Pflegedokumentation kann eingebettet in eine umfassende Krankengeschichte sein. In Krankenanstalten besteht die Pflicht zur Führung einer Krankengeschichte, in der die Darstellung der pflegerischen Leistungen Teil der Summe der gesetzlich vorgeschriebenen Aufzeichnungen ist.
Das GuKG enthält keine näheren Regelungen zur Dokumentation. • Inhalt, Umfang & Detaillierungsgrad variieren nach
Einsatzbereich. • In pflegeintensiven Bereichen umfasst die
Pflegedokumentation in Abhängigkeit vom Pflegebedarf und den pflegerischen Interventionsmöglichkeiten eine Pflegeprozessdokumentation.
• Im Ambulanz- & OP-bereich erfasst die Pflegedokumentation in der Regel die ärztlich angeordneten Tätigkeiten und nur einen geringen Anteil pflegerischer Leistungen des eigenverantwortlichen Tätigkeitsbereiches.
Information … vor 150 Jahren
„ […], I have applied everywhere for information, but in scarcely an instance
have I been able to obtail hospital records fit for any purposes of comparison
[…] If wisely used, these improved statistics would tell us more of the
relative value of particular operations and modes of treatment than we
have means of ascerating at present?“
Vgl. Nightingale F., 1863
„Bei einer Suche nach Wahrheit habe ich an allen erdenklichen Stellen um Information ersucht, es war mir aber so gut wie nie möglich, Krankenberichte zu erhalten, die zum Zweck des Vergleichs getaugt hätten. Wenn solche Berichte verfügbar wären, dann könnten wir viele Fragen beantworten.
Diese Berichte würden den Geldgebern zeigen, wie ihr Geld ausgegeben wird, wie viel Gutes tatsächlich damit getan wird, oder ob mit ihrem Geld mehr Unfug als Gutes gemacht wird.“
Standardisierung der Pflegesprache
Voraussetzungen für eine IT-gestützte Pflegedokumentation sind die Vereinheitlichung und Standardisierung der Pflegesprache. Verschiedene Kataloge der Pflegediagnosen und-standards können an Pflegeklassifikationen wie die
ICNP (International Classification of Nursing Practice)
NANDA (North American Nursing Diagnosis Association),
NIC (Nursing Interventions Classification) oder
NOC (Nursing Outcomes Classification) angeglichen werden.
Wir kooperieren in diesem Segment mit der Firma LEP in St. Gallen/ Schweiz. LEP (Leistungserfassung in der Pflege) orientiert sich an der Pflegeklassifikation der NANDA, deren Kataloge wir in unser System integrieren.
Wenn ich am PC arbeiten wollte, hätte ich mich nicht für den Beruf in der
Pflege entschieden, sondern für eine Bürotätigkeit
If you can’t measure it, you can’t manage it
(Peter F. Drucker)
Studie 1: Vergleichstudie konventionelle versus IT-gestützte Pflegedokumentation
Studie: • Dr. Christine Schaubmayr, MBA
• Pflegedirektorin Uniklinik Innsbruck (2007)
• Auswahl von 20 Krankengeschichten nach folgenden Kriterien• Medizinische Diagnose Hüftendoprothese• Etwa gleiches Alter der Patienten• Gleiches Geschlecht
• Methodik: • Standardisierter Fragebogen mit quantitativen und qualitativen
Fragen
Quelle: Schaubmayr, C. Vergleichstudie konventionelle versus IT-gestützte Pflegedokumentation, in PrinterNet 2007, 07-08 : 487-490
Studie 2: Arbeiten mit EDV auf der Station
Studie: • Dr. Christine Schaubmayr, MBA
• Pflegedirektorin Uniklinik Innsbruck (2008)
Quelle: Schaubmayr, C. Pflege sieht Vorteil des EDV-Einsatzes am Arbeitsplatz, in pro Care 2008, 13 (11): 16-18
Ja Nein0
50
100
150
200
250
300
Arbeiten Sie an Ihrer Station mit EDV? (n=319)
Nennungen
Studie 3: Einstellungssache IT-gestützte Pflegedokumentation
Studie: Sabine Steffan • Diplom-Pflegewirtin Berlin (2007)
Quelle: Steffan, S. Laux, H. Wolf-Ostermann, K. Einstellungssache IT-gestützte Pflegedokumentation? In Printernet 2007, 02:94-101
Leistungsnachweis erbrachter Leistungen
keine Aussagekraft zur Pflegequalität
rechtliche Absicherung
Nachvollziehbarkeit des Pflegeprozess
unwichtig als Durchführungsnachweis
unwichtig zur Verständigung im Team
notwendiges Übel
verlorene Zeit für Bewohner
0% 10% 20% 30% 40% 50% 60% 70% 80% 90% 100%
Einstellung zur Pflegedokumentation (in %)
stimmt überhaupt nichtstimmt eher nichtstimmt teilweisestimmt eherstimmt völlig
Studie 4: Informatik in der pflegerischen Ausbildungsrealität
Studie: Sabine Steffan • Diplom-Pflegewirtin Berlin
Vorhandene & genutzte Softwareausstattung der Schulen
Theoretische Unterrichtsinhalte zur Pflegeinformatik
Quelle: Steffan, S. Informatik in der pflegerischen Ausbildungsrealität, in Pflegewissenschaft 2010, 06: 342-348
LEP (Leistungserfassung in der Pflege)
Die wissenschaftlich fundierte Methode LEP besteht aus statistischen Erfassungs- und Darstellungsverfahren für das Gesundheitswesen.
LEP stellt eine solide Datenbasis für die Planung, Steuerung und Auswertung der pflegerischen Arbeit in Organisationseinheiten zur Verfügung.
Transparenz der Arbeit der Pflege schaffen.
Arbeitsbelastung einzelner Organisationseinheiten miteinander vergleichen.
Berechnung von Stellenplänen auf Basis von LEP Daten
Unterstützung zur Professionalisierung der Pflege – Zugriff auf eine große Datenbasis.
Pflegeprozess-LEP®
LEP® WAUU
Datenmodell zur elektronischen Abbildung des vollständigen Pflegeprozesses mit integrierter Leistungserfassung
InterventionenLEP®3.1.0 Nursing
ZieleAIR Ziele
DiagnosenNANDAZEFPAIR
EvaluationePA-AC©
AssessementePA-AC©
Verknüpfung Verknüpfung VerknüpfungVerknüpfung
LEPWAUU ©, 2008
Interventionen
ZustandBeschreibung Zustand
Interventionen (Auswertung LEP)Auswertung LEP® Nursing 3, Interventionen
Anzahl LEP Pflegeaufwand
Zeitwert total
pro Pflegetag Min. %-Anteil
Bewegung
Mobilisation
Mobilisation 5 9 1.8 45 3.75
Bewegungsübungen durchführen 5 1 25 2.1
Gelenke durchbewegen 2 0.4 10 0.8
Kompressionsverband anlegen 1 0.2 5 0.4
Kompressionsverband ausziehen 1 0.2 5 0.4
Mobilisation 30 1 0.2 30 2.5
In Mobilisationsstuhl mobilisieren 1 0.2 30 2.5
Subtotal Mobilisation 10 2 75 6.3
Lagern
Lagern 5 3 0.6 15 1.3
En bloc drehen 2 0.4 10 0.8
Extremitäten tieflagern 1 0.2 5 0.4
Subtotal Lagern 3 0.6 15 1.3
Subtotal Bewegung 13 2.6 90 7.5
MCC.Pflege
Anordnungen
Scores
PKMS - Pflegekomplexmaßnahmenscores
Patientenkurve
Handschriftlich vs. IT
Bewältigt man durch Informations- und Dokumentationstechnologien die steigenden Arbeitsanforderungen besser und kann man durch diese Instrumente eine Optimierung des Pflegeprozesses herbeiführen?
Das eigene Tun in schriftlicher Form zu dokumentieren bedeutet, es für andere Personen transparent und nachvollziehbar zu machen.
Es kristallisiert sich heraus, dass Pflegepersonen dies als Last empfinden.
Das Darstellen des Handelns erscheint für die Mitarbeiter als würde man Ihnen dadurch Zeitressourcen stehlen, die man sinnvoller am Patienten nützen könnte.
Papierbasierte Pflegedokumentation
Probleme, die immer wieder bei der papierbasierten Pflegedokumentation auftreten, sind …
eine unvollständige Dokumentation,
sachlich falsche Verwendung der Dokumentationssysteme,
Problem der Ziel- oder Zuordnungsgenauigkeit,
sprachliche Ungenauigkeit,
unklare Formulierungen,
nachträgliche und nicht kontinuierliche Dokumentation,
mangelnde Verfügbarkeit der Dokumentationsunterlagen für alle Berufsgruppen
Risiken der IT
Schlechtes Projektmanagement bei der Einführung der IT-gestützten Pflegdokumentation
ängstliche Anwender
ungenügende Standardisierung pflegerischer Terminologien
schlechte Funktionalität der Software
schlechte Integration in andere Systeme
Angst vor Verlust individueller Pflege und Kontrolle
Keine Einsicht, dass Dokumentation notwendig ist
Wie steigert man die Akzeptanz?
Ausreichende Schulungen (Admin-, Key-User-, Anwenderschulungen)
Service der Softwareanbieter (Support 24/7)
Nachschulungen in Anspruch nehmen
Eigene hohe Motivation in der Pflege
Prozessverständnis in der Pflege
Akzeptanz von Computern• Video Helpdesk
Marketinggag oder Tatsache?
Als einheitliches Ziel des zunehmend stärkeren Einsatzes von IT in der Pflege ist anzustreben, die Erhöhung der Dokumentationsqualität sowie der Reduktion des Zeitaufwandes der Pflegepersonen im Rahmen dieser. • Schneller, gezielter Zugriff auf Daten, von mehreren Orten aus
möglich.• Grundlage für Forschung, Dokumentationsanalysen und Daten
für das Pflegemanagement• Erhöhte Beschreibbarkeit, Transparenz und Vergleichbarkeit der
Pflege• Erhöhter(r) Umfang, Vollständigkeit und Lesbarkeit der
Dokumentation• Verbesserung der Dokumentationsqualität• Dokumentationserleichterung, Formulierungserleichterung,
Verringerung der Schreibaufwände.
Umsetzung im Pflegealltag
MEIERHOFER GmbHWestbahnstraße 46 • A-4300 St. ValentinTelefon: +43 (0) 7435-59 170-0Telefax: +43 (0) 7435-59 [email protected]
Vielen Dank!
Roland Mayer