phantom vor verstärker

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VERGLEICHSTEST 26 tools4music Wer in der glücklichen Lage ist, eine gute Aktivbox zu besitzen, wird sicherlich wissen, dass der direkte An- schluss eines Mikrofons kaum ein Problem darstellt. Die dort eingebauten Anschlüsse verfügen meist über einen entsprechenden Vorverstärker, der in Verbin- dung mit dynamischen Mikrofonen die Verstärkung sicherstellt. Doch wer ein Kondensatormikrofon ver- wenden möchte, steht vor einem Problem, denn nur wenige Aktivboxen bieten eine schaltbare Phantom- speisung, die zum Betrieb eines Kondensatormikro- fons benötigt wird. Da ich das Setup für meine oben erwähnte Sonntagmorgen-Beschallung extrem trans- portabel halten wollte, kam ein kleines Pult, das +48 Volt bereitstellen würde, nicht infrage – statt dessen suchte ich nach einem separaten Phantomspeiseadap- ter oder Vorverstärker. Der Markt bietet eine Fülle dieser kleinen Helfer. An- gefangen bei einfachen Konstruktionen, die lediglich zwischen Mikrofon und Vorstufe zwecks Versorgung des Mikrofons mit der erforderlichen Betriebsspan- nung eingeschliffen werden, bis hin zu vollständigen kleinen Vorverstärkern im Jackentaschenformat. Diese „kleinen Helfer“ sind wirkliche Allround- Talente. Bei der folgenden Übersicht ist zu unterschei- den zwischen einem „echten“ Vorverstärker und den technisch eher einfach „gestrickten“ Phantomspeise- adaptern. Aufbau und Funktion Beim Phantomspeiseadapter haben wir es mit einer einfachen Konstruktion zu tun, die lediglich dafür sorgt, dass die Phantomspannung über das Anschluss- Da rief mich doch letztens die Ortsvorsteherin eines lokalen Heimatvereins an einem Samstagabend an und bat um eine Beschallung zwecks Einweihung eines örtlichen Denkmals. Soweit nichts Unge- wöhnliches, doch der Zeitpunkt am direkt folgenden Sonntag um 10 Uhr in der Früh war wenig mo- tivierend. Nach kurzer Überlegung beschloss ich, die Sache einfach zu gestalten. Eine aktive 10/1-Zoll-Box in Kombination mit einem Audio-Technica AE-3300 Kondensatormikrofon stand auf meiner Ladeliste. Ein sehr überschaubares Setup – allerdings fehlte ein wichtiges Detail: die Phan- tomspeisung. Von Stefan Kosmalla Phantom vor Verstärker Mini-Vorverstärker und Phantomspeiseadapter für den Bühnenalltag

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Wer in der glücklichen Lage ist, eine gute Aktivbox zubesitzen, wird sicherlich wissen, dass der direkte An-schluss eines Mikrofons kaum ein Problem darstellt.Die dort eingebauten Anschlüsse verfügen meist übereinen entsprechenden Vorverstärker, der in Verbin-dung mit dynamischen Mikrofonen die Verstärkungsicherstellt. Doch wer ein Kondensatormikrofon ver-wenden möchte, steht vor einem Problem, denn nurwenige Aktivboxen bieten eine schaltbare Phantom-speisung, die zum Betrieb eines Kondensatormikro-fons benötigt wird. Da ich das Setup für meine obenerwähnte Sonntagmorgen-Beschallung extrem trans-portabel halten wollte, kam ein kleines Pult, das +48Volt bereitstellen würde, nicht infrage – statt dessensuchte ich nach einem separaten Phantomspeiseadap-ter oder Vorverstärker.

Der Markt bietet eine Fülle dieser kleinen Helfer. An-gefangen bei einfachen Konstruktionen, die lediglichzwischen Mikrofon und Vorstufe zwecks Versorgungdes Mikrofons mit der erforderlichen Betriebsspan-nung eingeschliffen werden, bis hin zu vollständigenkleinen Vorverstärkern im Jackentaschenformat.Diese „kleinen Helfer“ sind wirkliche Allround-Talente. Bei der folgenden Übersicht ist zu unterschei-den zwischen einem „echten“ Vorverstärker und dentechnisch eher einfach „gestrickten“ Phantomspeise-adaptern.

Aufbau und FunktionBeim Phantomspeiseadapter haben wir es mit einereinfachen Konstruktion zu tun, die lediglich dafürsorgt, dass die Phantomspannung über das Anschluss-

Da rief mich doch letztens die Ortsvorsteherin eines lokalen Heimatvereins an einem Samstagabendan und bat um eine Beschallung zwecks Einweihung eines örtlichen Denkmals. Soweit nichts Unge-wöhnliches, doch der Zeitpunkt am direkt folgenden Sonntag um 10 Uhr in der Früh war wenig mo-tivierend. Nach kurzer Überlegung beschloss ich, die Sache einfach zu gestalten. Eine aktive10/1-Zoll-Box in Kombination mit einem Audio-Technica AE-3300 Kondensatormikrofon stand aufmeiner Ladeliste. Ein sehr überschaubares Setup – allerdings fehlte ein wichtiges Detail: die Phan-tomspeisung.

Von Stefan Kosmalla

Phantom vor Verstärker

Mini-Vorverstärker und Phantomspeiseadapter für den Bühnenalltag

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kabel zum Mikrofon gelangt. Im Infokasten 1wird dergrundsätzliche technische Aufbau deutlich. Dazu imVergleich können Vorverstärker beides, nämlich diePhantomspeisung bereitstellen und für ausreichendeVerstärkung sorgen. Vorweg sollten wir vielleicht nocherwähnen, dass Kondensatormikrofone (aber auchaktive DI-Boxen) nicht zwingend genau 48 Volt benö-tigen, sondern je nach Herstellerauslegung bereits mitwesentlich geringeren Spannungen funktionieren. Vielwichtiger als die Spannungshöhe ist der maximaleStrom, hier im Besonderen die Strombegrenzung auf

durchschnittlich 7 mA bei 48 Volt. Ströme bis 20 mAsind bei einigen Geräten ebenfalls möglich. Ohne dieseStrombegrenzung würden zum Beispiel Kurzschlüsseim XLR Kabel fatale Folgen für die Spannungsquellehaben. Zur besseren Übersicht haben wir sowohl Span-nungshöhe als auch Maximalstrom gemessen. Die An-schlussmöglichkeit für den Mikrofoneingang istdurchweg als XLR-Ausführung ausgeführt. Bei denAusgängen finden wir eine reiche Angebotspalette, diemitunter sogar Cinch-Buchsen einschließt. Das ele-mentare Bedienelement eines Vorverstärkers ist der

Wann kommt das Phantom zur Speisung? Umdie Funktion und Bedeutung genauer zu verste-hen, hilft ein Blick auf Bild 1. Die 48 Volt Span-nungshöhe ist eine grundsätzliche Forderung imRundfunk-Pflichtenheft und hat sich auch imBühnenalltag durchgesetzt. Abweichend von die-ser Normempfehlung funktionieren viele von derPhantomspeisung abhängige Mikrofone oder DI-Boxen auch mit nur 24 oder 12 Volt vollkommenproblemlos. Hier ist im Einzelfall das jeweiligeDatenblatt zu Rate zu ziehen. Wichtig sind diebeiden in der Schaltung integrierten Wider-stände, die ebenfalls im Pflichtenheft mit einemWert von 6,8 kOhm für einen Maximalstrom vongenau 7 mA empfohlen werden. Im Detail: DieBetriebsspannung von +48 Volt wird über beideWiderstände an die Anschlüsse 2 und 3 der XLR-Buchse angelegt. Der Minuspol befindet sich aufdem Schirm an Anschluss 1. An einer symme-

trisch beschalteten XLR-Buchse liegt das nutz-bare NF-Signal immer zwischen Anschluss 2 und3 als phasengedrehte Differenz an. Nur dieseDifferenz wird vom nachfolgenden Verstärker er-kannt und verarbeitet. Zwischen Anschluss 2 und3 messen wir zwar das Wechselspannungssignalvom Ausgang eines Mikrofons, aber da es keineDifferenz der +48 Volt zwischen 2 und 3 gibt, istdie Gleichspannung dort gleich Null. Erst wennwir Anschluss 2 oder Anschluss 3 gegen An-schluss 1 (Minus/Masse) messen, stellen wir je-weils 48 Volt Gleichspannung fest. Halten wiralso fest: Die Phantomspannung „geistert“ nurzwischen Anschluss 2 oder 3 gegen Anschluss 1umher. Zwischen den Signalanschlüssen 2 und 3ist keine Spannung vorhanden.

Bei einem Mischpult oder einer Aktivbox ohnePhantomspannung benötigen wir eine zusätzli-che Spannungsquelle zur Versorgung von Kon-

densatormikrofonen. Bild 2 zeigt, wie so einPhantomspeiseadapter aufgebaut ist. Die beidenWiderstände sind bereits bekannt von Bild 1, hin-zugekommen sind jedoch die beiden Kondensa-toren im Signalweg. Sie sorgen dafür, dass dieXLR-Buchse, die zum nachgeschalteten Verstär-ker führt, nicht mit der anliegenden Gleichspan-nung belastet wird. Kondensatoren besitzen dieEigenschaft, Wechselspannung passieren zu las-sen und Gleichspannungen zu blockieren. EinPhantomspeiseadapter hat keinerlei Verstärkung,das Audiosignal wird 1:1 durchgereicht.

Ein aktiver Vorverstärker wie in Bild 3 gezeigtbesitzt neben der reinen Phantomspeisungsfunk-tion eine zusätzliche Vorstufe mit regelbarer Ver-stärkung, um das Mikrofonsignal auf Signalpegelin Bereichen bis zu +20 dBu zu verstärken.

Phantom der Speisung

Bild 1 zeigt, wo diePhantomspannung ander XLR-Buchse anliegt

Bild 2 zeigt den prinzipiellen Aufbau eines einfachen Phantomspeiseadapters

Bild 3 zeigt, dass ein zusätzlicher Vorver-stärker im Signalweg liegt

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„Gain“-Steller, er sorgt für dierichtige Aussteuerung dernachfolgenden Eingangsstufe.Zur optischen Kontrolle, wieweit hier ausgesteuert werdenkann, bedienen sich die meistenHersteller einer schlicht gehal-

tenen Anzeige in Form einer rot aufleuchtenden LED.Je nach Ausstattung und Preis finden sich weitere Be-dienelemente wie zuschaltbare Hoch- und Tiefpassfil-ter, Phasenwendeschalter und die Option, diePhantomspeisung bei Verwendung dynamischer Mi-krofone abzuschalten.

Wichtige Faktoren bei der Beurteilung eines Vorver-stärkers sind dessen Rauschpegel, der Frequenzgangund die maximal zulässige Eingangsspannung. Aberauch die Höhe der Ausgangsspannung ist ein Krite-rium zur Beurteilung in Verbindung mit dem Klirr-faktor. Interessant ist die Gestaltungsvielfalt unseresTestfeldes. Angeboten werden sehr einfache Konstruk-tionen über Mehrkanalvorstufen bis hin zu prozessor-gesteuerten „all in one“ Geräten.

PhantomspeiseadaperBei den einfachen Phantomspeiseadaptern ist dasSzenarium schnell umrissen. Aus dem Hause Tho-

mann standen uns die Geräte „Millenium PP-2 B“ und„Millenium PP-2“ zur Verfügung, die beide als Zwei-kanalversion erhältlich sind. Zudem gesellte sich dereinkanalige Behringer „Micro Power PS-400“ zumTestfeld.

Behringer „Micro Power PS-400“Bei dem nur 19,90 Euro kostenden Phantomspeise-adapter handelt es sich um eine einkanalige Version. DieBetriebsspannung wird generiert aus einem separatenSteckernetzteil, welches als leichte Schaltnetzteilver-sion ausgeführt ist. Es besteht die Umschaltmöglichkeitzwischen 12 und 48-Volt-Phantomspeisung, wobei derPS-400 bis zu 18 mA bereitstelle.

„Millenium PP-2 B“Dieser Adapter bietet die Möglichkeit, zwei Signalquel-len mit Phantomspeisung zu versorgen. Seine eigeneStromversorgung bezieht der PP-2 B entweder auseinem beiliegenden Steckernetzteil mit 12 Volt Aus-gangsspannung oder aus zwei 9-Volt-Blockbatterien.Die Aus- und Eingänge sind als XLR-Version ausgelegt.Auch hier besteht die Möglichkeit, zwischen 12 und48 Volt zu wählen. Der aufmerksame Leser wird jetztfragen, woher die 48 Volt kommen, wo doch nur dasSteckernetzteil mit 12 Volt oder die Batteriespannungvorhanden ist. Der Trick ist einfach und gut. Im Inne-ren des Gerätes verbirgt sich eine Art kleines Schalt-netzteil, welches mit Hilfe einer hohen Frequenz ausder Betriebsspannung die erforderlichen 48 Volt er-zeugen kann. Dass diese Schaltung gut funktioniert,beweisen die Messungen. Sowohl Spannung als auchStrom stimmen genau und selbst ein kleiner Kurz-schlusstest offenbart keinerlei Schwächen. Der „Mil-lenium PP-2 B“ kostet 29 Euro.

„Millenium PP-2“Bei diesem Speiseadapter handelt es sich genau wie beider PP-2 B um eine zweikanalige Ausführung. Der Un-terschied zum Kollegen aus gleichem Hause findetsich sowohl in der fehlenden Umschaltmöglichkeit beider Wahl der Phantomspeisungshöhe als auch der feh-

Behringer PS-400 – die Innenansicht

Behringer PS-400Phantomspeisung

„Millenium PP-2 B“ Phantomspeisung „Millenium PP-2“ Phantomspeisung

Das Innenleben: „Millenium PP-2“

„Millenium PP-2 B“: „Innereien“

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Babyface

Fireface UFX

Fireface 400

Halle 5.1 • Stand B80www.rme-audio.com www.synthax.de

Fireface UC

Fireface 800

the face of recording

USB 2.0• 24 Bit / 192 kHz• 22 Channels• Mic / Line / Instrument• Headphone• ADAT / SPDIF• MIDI • TotalMix FX

USB 2.0 & Firewire 400• 24 Bit / 192 kHz• 60 Channels• Mic / Line / Instrument• Headphone• ADAT / SPDIF• MIDI• Wordclock• TotalMix FX

Firewire 400 & 800• 24 Bit / 192 kHz• 56 Channels• Mic / Line / Instrument• Headphone• ADAT / SPDIF• MIDI• Wordclock• TotalMix

• 24 Bit / 192 kHz• 36 Channels• Mic / Line / Instrument• Headphone• ADAT / SPDIF• MIDI• Wordclock• TotalMix

< Firewire 400 USB 2.0>

BabyMic / Line / InstrumentMic / Line / Instrument

• • • • • • • •

of recording

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lenden Batteriespeisung. Das Gerät liefert konstant48 Volt mit maximal 4 mA Strom. Trotz einfachererAusstattung liegt der Preis bei 35 Euro und damitunerklärlicherweise höher als beim üppiger ausge-statteten PP-2 B.

VorverstärkerDie Vorverstärkerfraktion besteht aus folgendensechs Modellen: Behringer „Shark DSP-110“, DAP„Stage Cube 14“, IMG Stage Line MPA-102, IMGStage Line MPR-1, Omnitronic LH-075 und dem SMPro Audio „Q-Pre“. Allen Vorverstärkern gemein-sam ist die Nutzung eines separatenSteckernetzteils. Einige Modelle bie-ten darüber hinaus noch die Optiondes Batteriebetriebs.

Behringer „Shark DSP-110“Den allgemein als „Shark“ in derSzene bekannten Zauberkasten kannman nicht nur als Vorverstärker be-zeichnen. Das Gerät kann eigentlichalles und das zum sensationell günstigenPreis von 77 Euro. Ich muss gestehen, dassich während der Messungen das Handbucheingehender studieren musste, um den Vorver-stärker erst mal in seinen elementarsten Zustand zuversetzen, da Lowcut, Kompressor und letztlich derautomatische Feedback-Unterdrücker effektiv gegenmein eingespeistes Messsignal kämpften. Nachdemalle Funktionen deaktiviert waren, zeigte das Geräteinen einwandfreien Frequenzgang bis 24 kHz. Die Be-

dienung gestaltet sich in Verbindung mit der sehrguten Anleitung und etwas Übung überschaubar –nach etwas Eingewöhnung macht die kleine Kisterichtig Spaß. Der „Shark“ bietet einen Wandler mit 24Bit und ermöglicht maximale Eingangspegel bis +19dBu. Die Ausgangsspannung beträgt maximal +20dBu, die Klirrmessung zeigt ein sehr gutes Bild überden Audiobereich. Dass dieser Vorverstärker sehr uni-versell einsetzbar ist, zeigen die mannigfaltigen Zu-satzfunktionen. Das zuschaltbare Noisegate und einKompressor, ein stimmbarer Lowcut und nicht zuletztdas bis auf 2,5 Sekunden einstellbare Delay sind eineAnsage. Zudem ist die Möglichkeit, automatisch Feed-backs zu finden und mit Hilfe von 12 Filtern unschäd-lich zu machen, für die weiter oben erwähnte Lösung

Der „Shark“ geöffnet

Behringer „SharkDSP-110“

Gerade mal 40 Euro kostetder DAP „Stage Cube 14“

DAP „Stage Cube14“ – seziert

Hersteller

Modell

Phantomspannung Volt

Maximalstrom mA

Maximaler Eingangspegel dBu

Maximaler Ausgangspegel dBu

Noise bei Pegel zu, dBu

Noise bei 30 dB Gain, dBu

Eingangspegel in dBu für 0 dBu Ausgangspegel

Messungen

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„Vorstufe und Aktivbox“ ein mächtiges Hilfsmittel. MitHilfe der „Lock“ Taste können die vorgenommenenEinstellungen gut gegen versehentliche Fehlbedie-nung geschützt werden. Mit dem Funktionsumfangdes „Shark“ kann keines der hier vorgestellten Pro-dukte mithalten – ob diese Funktionen tatsächlichauch immer gebraucht werden oder eine andere Lö-sung vielleicht schneller zum Ziel führt, muss der An-wender entscheiden.

DAP „Stage Cube 14“Dieser kleine Vorverstärker wird für 41 Euro angebo-ten und bietet neben XLR-Buchsen auch Klinkenan-schlüsse. Die Bedienelemente bestehen im Wesent-lichen aus einem Gain-Stellregler und einer zweifar-bigen LED. Bei den Messungen zeigte der „StageCube“ einen weiten Frequenzgang und sehr geringeRauschpegel mit lediglich -95 dBu A-bewertet. Füreine Ausgangsspannung von 0 dBu benötigte die Vor-stufe -46 dBu Eingangspegel, während die maximaleEingangsspannung +1,5 dBu betrug, bevor es zu Ver-zerrungen kam. Als höchsten Ausgangspegel konntenwir +9 dBu messen. Die Phantomspeisung ist vornezuschaltbar und beträgt 28 Volt bei nur 2 mA Strom.

IMG Stage Line MPR-1Deutlich „verwandt“ zum DAP „Stage Cube 14“ zeigtsich der MPR-1 aus dem Hause Monacor International,dessen Listenpreis mit 69 Euro angegeben wird. DasInnenleben des Gerätes unterscheidet sich geringfügigin der Anordnung der Bauelemente. Dennoch gibt eseinige Unterschiede, die sich in einem wesentlichniedrigeren Rauschabstand von -105 dBu (A) undeiner erhöhten Ausgangsspannung von maximal +12dBu zeigen. Dafür ist bei höchstens -28 dBu Eingangs-spannung Schluss. Ebenso wie sein baugleicher Kol-lege benötigt auch der MPR-1 mindestens -47 dBuEingangspegel, um ausgangsseitig 0 dBu bereitstellenzu können. Phantomspeisung und Frequenzgang sindebenfalls identisch.

IMG Stage-Line MPA-102Der MPA-102 ist eine ganz andere Liga. Zum Test standuns auch die Zweikanal-Ausführung MPA-202 zur Ver-fügung, wobei wir hier exemplarisch nur den sonst bau-

gleichen einkanaligen Vorverstär-ker vorstellen möchten. Der MPA-102 kannneben dem Netzanschluss auch mit 9-Volt-Blockbat-terien betrieben werden. Die Messung der Phantom-spannung zeigt exakt 24 Volt mit 7 mA Maximalstrom.Zum Ausstattungsumfang gehört auch ein ordentliches„Armaturenbrett“, sodass neben dem rastend schalten-den Verstärkungseinsteller noch ein zuschaltbarerHoch- und Tiefpassfilter, ein Phasenschalter und diePhantomspannungsaktivierung positioniert sind. DieAussteuerungskontrolle übernimmt abermals eine ein-fache Zweifarbleuchtdiode. Der MPA-102 besticht durchseine hohe Empfindlichkeit, wodurch lediglich -65 dBufür 0 dBu Ausgangsspannung vonnöten sind. Der Vor-verstärker verarbeitet maximal +1,6 dBu, kann dafür

IMG Stage Line MPR-1

IMG Stage Line MPA-102Vorverstärker

Hüllenlos: IMG Stage Line MPR-1

Wahlweise auch mit Batteriebetrieb:IMG Stage Line MPA-102

Behringer Behringer DAP IMG IMG Millenium Millenium Omnitronic SM ProAudio

„Shark DSP-110“ PS-400 „Stage Cube“ MPA-102 MPR-1 PP-2 PP-2 B LH-075 „Q-Pre“

47 12 und 45 28 24 29 12 und 45 50 45 48

7 18 2,2 7 2,2 6 4 7 7

19 x 1,5 1,6 -28 x x 22 7,5

21 x 9 17,6 12 x x 19 21

-113 x -95 -85 -108 x x -105 -83

-95 x -90 -85 -91 x x -89 -88

-49 x -46 -65 -47 x x -48 -52

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aber mit + 17 dBu Ausgangsspannung sehr hohe Am-plituden abgeben. Der Rauschpegel konnte mit -85 dBu(A) gemessen werden. Die Frequenzgangmessung zeigtneben dem Übertragungsbereich auch die Wirkung derbeiden Filter. Der MPA-102 bietet auf der Rückseite zu-sätzlich Cinch-Buchsen an – dafür sucht man Klinken-buchsen vergeblich. Zusätzlich ist in das Gerät eine Artkleines Mischpult eingebaut, wodurch sich ein amCinch-Eingang anliegendes Stereosignal mit dem Mi-krofonsignal mischen lässt. Zu die-sem Zweck befindet sich an derBedienseite noch ein zusätzli-cher Panoramaregler mit dazu-gehörigem Mischregler. Einnettes Feature, da somit aucheine dezente Musikeinspielungzu Wortbeiträgen über Mikrofonermöglicht wird. Der MPA-102kostet 89,90 Euro, der Listen-preis für den zweikanaligenKollegen MPA-202 beträgt134,90 Euro.

Omnitronic LH-075Der Silberling im stabilenGehäuse mit einer beacht-lichen Anzahl diverser Be-dienelemente macht neugie-rig. Rückseitig stehen neben XLR- auch Klinkenbuch-sen zur Verfügung, das auf der Unterseite hochge-wölbte Gehäuse erlaubt auch die Aufstellung über aufdem Boden liegenden Kabeln. Beim genaueren Hinse-hen entdecke ich einen zuschaltbaren Limiter, eineLED-Aussteuerungsanzeige sowie einen zuschaltbarenPhasenwender. Auch ein 20-dB-Abschwächer in Formeines weiteren Druckschalters ist vorhanden. Doch diewahre Freude verbirgt sich im Inneren des stabilenAluminiumgehäuses: Hier glimmt eine kleine 12AX7Röhre, deren genauere Bedeutung eines kurzenExkurses bedarf. Röhrenschaltungen werden ja nicht nur sagenumwo-bene Klangeigenschaften nachgesagt (was Marketing-Experten euphorisch nach immer neuen Adjektivenhinsichtlich der viel zitierten „Wärme“ suchen lässt,die Red.), sondern diese können auch messtechnischnachgewiesen werden. Das Geheimnis heißt Klirrfak-tor und hier sind im Wesentlichen die harmonischenVerzerrungen gemeint. Selbige klingen im Ohr desZuhörers angenehm, während disharmonische Verzer-rungen eher als „unangenehm“ vom nach Harmoniesuchenden Hörorgan analysiert werden. Der Klangeiner Röhre hängt zudem in großem Maße von derenSättigung ab, weshalb dem „Gain“ hier eine besondereBedeutung zugemessen werden kann. Der Grad dergewünschten wohlklingenden Verzerrung kann beimLH-075 am linken Regler eingestellt werden, währendder rechte Regler die Höhe der Ausgangsspannung re-guliert. Bei den Messungen konnte die Vorstufe durcheine sehr hohe Ausgangsspannung von +19 dBu über-zeugen, während zur Erlangung von 0 dBu Ausgangs-pegel -48 dB nötig waren. Dank des PAD Schalters

nimmt der LH-075 auchhohe Eingangsspannun-gen bis +22 dBu nichtübel. Die Rauschwerte lie-gen mit -105 dBu bei ge-schlossenen Pegelstellernauf sehr niedrigem Niveau,die Messung der Phantom-spannung zeigt genau 48

Volt mit 7 mA auf der Messuhr. Das Netzteil darf hierübrigens durchaus zu Recht so üppig ausfallen, dennschließlich gilt es, die interne Röhre zu heizen. Allesin allem ein sehr interessanter Vorverstärker zum er-staunlich moderaten Preis von 66,70 Euro, der in die-sem Testfeld seine ganz eigene Note hat.

SM Pro Audio „Q-Pre“Gleich vier Kanäle in einem kompakten Gehäuse, dazuder niedrige Verkaufspreis von nur 89 Euro sind eineAnsage. Das Gerät hat frontseitige XLR-Eingänge,rückseitig stehen lediglich Klinkenbuchsen zur Verfü-gung und die Phantomspeisung wird in den Gruppen1+2 und 3+4 geschaltet. Die Aussteuerung erledigenvier Peak-LEDs. Absolut untadelige Werte offenbarendie Messungen mit exakt 48 Volt und 7 mA Strom-stärke – die hohe Ausgangsspannung von +21 dBu istbeachtlich. Auch bei der Empfindlichkeit zeigt der„Q-Pre“ keine Schwächen und benötigt lediglich-52 dBu für 0 dBu Ausgangspegel. Dass er auch mitLine-Pegeln klarkommt, beweist die maximale Ein-gangsspannung von +7 dBu. Ebenso wenig gibt es beider Frequenz- und Klirrmessung zu beanstanden.Alles in allem ein sehr gut gemachter Vorverstärkermit gleichzeitigem Mischpult im Taschenformat –jetzt noch Combi-Buchsen statt der Klinkenausgängeund ich würde frohlocken.

FinaleAufgrund der doch beachtlichen Auswahl verschiede-ner Modelle in Verbindung mit „kauf ich mir einfach“Preisen sollte die Anschaffung eines Jackentaschen-vorverstärkers eigentlich zur Grundausstattung eines

Silberling geöffnet: Omnitronic LH-075

Mit Röhre: Omnitronic LH-075

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L E D S O F T D I S P L A Y S

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Beschaller-Werkzeugkoffers gehören. Und? WelchesProdukt passt zu welcher Anwendung? Wer sichneben den Live-Baustellen mit Recording-Projektenbefasst, könnte mit dem Omnitronic LH-075 durch-aus Freude haben. Den IMG Stage Line MPA-102 seheich als hochwertigen Vorverstärker, der seine Berech-tigung nicht nur für einfache Mikrofonapplikationenin Kombination mit Musikeinspielungen hat, sondernaufgrund seiner exakten Raststellungen durchausauch als Messvorstufe bei Schalldruckmessungen Ver-wendung finden könnte. Der preislich und qualitativüberraschende SM Pro Audio „Q-Pre“ ist überall dortzu Hause, wo auf kleinstem Raum mehrere hochwer-tige Vorstufen benötigt werden. Mit dem BehringerShark DSP-110 hat man einen Soundprozessor imHandgepäck, der aus dem Vollen schöpft. Hier ist al-lerdings erweitertes Interesse an den Möglichkeitendes Gerätes seitens des Anwenders angebracht, umdas Zusammenwirken der Vielzahl von Funktionenauch nachvollziehen zu können. Bleiben die einfache-ren Geräte wie DAP „Stage Cube 14“ und IMG StageLine MPR-1, deren Nutzen in erster Linie dort zu fin-den ist, wo man auf die Schnelle und mit wenig Auf-wand ein Mikrofon an vorhandene Hochpegel-eingänge anschließen möchte. Als einfache Phantom-speiseadapter sind der Behringer „Micro Power PS-400“ und der „Millenium PP-2 B“ aus meiner Sichtempfehlenswert. �

Michael Korte, Leitung Marketing Monacor International:„Sowohl der MPR-1 als auch der MPA-102 sind nützliche kleine Tools mithoher Bedienungsfreundlichkeit und überzeugender Wirkung. Es freut uns,dass die Tests dies bestätigen und der MPA-102 sogar als ‚hochwertiger Vor-verstärker‘ eingestuft wird. Den Tipp, das robuste Gerät auch als Messvor-stufe bei Schalldruckmessungen einzusetzen, nehmen wir gerne auf.“

Mario van Helden, Senior Product Specialist, Music Group Ser-vices EU GmbH:„Wie immer möchten wir uns herzlich bei tools 4 music für den interessantenTestbericht bedanken und sind natürlich über die lobenden Worte sehr er-freut. Hinzufügend zu erwähnen bleibt diesmal nur, dass mit dem ‚SharkFBQ-100‘ schon sehr bald ein offizieller Nachfolger unseres DSP-110 in denLadenregalen zu finden sein wird. Der FBQ-100 ist mit einem neuen DSP aus-gestattet, welcher noch leistungsfähigere Algorithmen, insbesondere hin-sichtlich des integrierten Kompressors, zu Verfügung stellt. Im Allgemeinensind wir bei der Konzeption des FBQ-100 dem Prinzip ‚never change a run-ning system‘ gefolgt, da sich unser DSP-110 trotz seines mittlerweile elfjähri-gen Bestehens auf dem Markt nach wie vor größter Beliebtheit erfreut. Wirfreuen uns, dass gerade dies durch den hier vorliegenden Test so gut unter-mauert wurde.“

Tobias Niedenthal, Produktteam Omnitronic zu diesem Test:„Röhrentechnik ist weiterhin ‚State of the Art‘. Gitarristen schwören auf sie,auch wenn sie keine überzeugten Nostalgiker sind, und auch Sänger veredelnihre Stimme weiterhin gerne mit den teils schon fast religiös verehrten har-

NACHGEFRAGT

monischen Verzerrungen. Die eigentlich überholte Technik ist fraglos beliebterdenn je. Dies gilt auch oder gerade für den Fall, dass keine dezent im Hinter-grund platzierte LED das Leuchten aus dem Kolben erzeugt. Man muss dieElektronenröhre nicht sehen, sondern hören – fühlen, dass es kein reines Pla-cebo ist. Wir freuen uns, mit dem Omnitronic LH-075 einen bescheidenenBeitrag zur Kultivierung der Röhrentechnik zu leisten. Die obligatorische12AX7-Vorverstärkerröhre ist beim LH-075 kein rein verkaufsförderndes Gim-mick, sondern ein wesentliches, klangformendes Element. Dass der LH-075dennoch voll bühnentauglich ist – wie die gesamte Serie der ‚Little Helper‘von Omnitronic – und nicht die oft belächelte Anfälligkeit von ‚alter‘ Röhren-technik aufweist, ist dem allgemeinen Fortschritt der Technik geschuldet.Auch die früher gescholtene Schwäche im oberen Bereich des Frequenzspek-trums ist heute längst kein Thema mehr. Trotzdem waren wir zunächst etwasverdutzt, als Stefan Kosmalla uns um ein Testexemplar bat. Denn zugegeben-erweise war der LH-075 war in den vergangenen Jahren eher ein Geheimtipp,vielleicht aufgrund des deutlich hörbaren Röhrensounds auch nicht jeder-manns Sache. Umso mehr freut es uns, dass wir den Geschmack in diesemFall genau getroffen haben.“

Peter Schlossnagel, Marketing Director Europe, tt audio GmbH:„Vielen Dank für den Test unseres ‚Q-Pre‘. Wir werden die Anregung, Combi-Buchsen statt der Klinkenausgänge zu nutzen, an unser SM Pro Audio Haupt-quartier weiterleiten!“

Von DAP Audio und dem Musikhaus Thomann erreichten uns bis Redaktions-schluss keine Kommentare zu diesem Test.

Vier Kanäle für 89 Euro

SM Pro Audio „Q-Pre“:Innenansicht