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PRAXIS 40 F E N G S H U I J O U R N A L 8 | 2 0 0 4 F E N G S H U I J O U R N A L 8 | 2 0 0 4 41 darin die Ärztin mit ihrer Verantwortung, mit ih- rem Aufgabenfeld – ihrer Berufung. Nach neun Jahren Gemeinschaftspraxis ent- schied sich meine Auftraggeberin 2003, eine eige- ne Praxis zu eröffnen. In einem zentral gelegenen Wohn- und Geschäftshaus war das erste Ober- geschoß angemietet. Die Räume einer Compu- ter-Firma sollten in eine Praxis für Allgemeinme- dizin und Naturheilkunde umgestaltet werden. Auf 140 Quadratmetern Nutzfläche galt es, fol- gendes Raumprogramm unterzubringen: Emp- fang mit zwei Arbeitsplätzen, zwei gleichwertige Sprechzimmer für zwei Ärztinnen (für eine mög- liche Erweiterung) mit je einem angrenzenden Behandlungsraum, zwei Behandlungskabinen für EKG, Sonografie, Infusion und Akupunktur, Labor mit Behandlungsliege für Colontherapie, ein Wartezimmer mit zehn bis zwölf Plätzen so- wie Sozial- und Nebenräume. Formensprache und Sternen-Qi Ausgehend vom traditionellen Feng Shui habe ich als Grundlage für Entwurf und Planung drei As- pekte analysiert und bewertet: ! den räumlichen Aspekt – die Erdenergie und das physisch Gebaute –, der anhand der Form- schule untersucht wurde; ! den zeitlichen Aspekt – die Himmelsenergie und kosmischen Einflüsse –, der mit Methoden der Kompass-Schule, dem Ost-West-System und dem Horoskop des Gebäudes, der Technik der fliegenden Sterne, betrachtet wurde; ! den menschlichen Aspekt, dem man sich mit Hilfe des Bagua, der Astrologie (Elementbestim- mung) und der Persönlichkeitscharakterisierung annähern kann. Die Lehre der Formschule zeigte, dass die rechteckig ausgewogene Grundrissform durch den Einschnitt des Treppenhauses gestört wird. Dieser Einschub hat entscheidenden Einfluss auf die Feng-Shui-Maßnahmen. So wurde, um ei- nen ungestörten Energiefluss zu gewährleisten, das Qi um das Treppenhaus geführt. Die Kreis- form lenkt den Qi-Fluss, so dass im Zentrum Be- wegung entsteht (Yang). Die Raumecken bilden hingegen Ruhepunkte (Yin). Damit ist eine dyna- mische Yin-Yang-Balance gegeben. Aufgrund der Lage des Treppenhauses liegt der Mittelpunkt der Gesamtform außerhalb der künftigen Praxis. Auf- gabe für mich war daher, für die „fehlende Mitte“ eine „neue Mitte“ zu schaffen. Das Treppenhaus vermittelt zudem den An- schein, als wolle es sich wie ein Körper durch den Grundriss schieben. Um dieser Dynamik Raum zu geben, war die Planung einer offenen Zone im Eingangsbereich notwendig. Im nächsten Schritt habe ich die Orientierung des Gebäudes bestimmt und dabei den Sitz- und Blickpalast ermittelt. Maßgebende Kriterien wa- ren bei der folgenden Analyse die Einfügung des Gebäudes in seiner Umgebung, die umliegende Bebauung, die Erschließung des Gebäudes, die Eingangssituation, die Himmelsrichtungen und die Einflüsse der Yin-Yang-Kräfte. Nach dem Ost-West-System handelt es sich um ein Osthaus mit Sitz im Südosten und Blick im Nordwesten – eine gute Ausgangssituation, die sich später auch bei der Typenbestimmung der Ärztin zeigte. Um das Horoskop des Gebäudes zu ermitteln, wird dessen Baujahr bzw. die Zeit der letzten gro- ßen Renovierung, die das Wesen des Gebäudes maßgeblich verändert haben könnte, benötigt. Hier handelt es sich um ein neueres Gebäude aus dem Jahr 1990. Das Baujahr fällt in einen zwan- zigjährigen Zeitzyklus, die Periode 1983 bis 2004 mit der Periodenzahl 7 (siehe Bagua-Grafik auf der folgenden Seite). Das daraus resultierende Fliegende-Ster- ne-Diagramm zeigt die Konstellation „1 Huo Keng Xian“ – die Linie der Feuergruben. Der in der Periode 7 aktive Wasserstern 7 im Sitzpalast und der aktive Bergstern 7 im Blickpalast standen entgegen ihrer günstigen Energiequalitäten. Die- se Konfiguration ist ungünstig für Geld, Karriere, M enschen, die nach Feng Shui fra- gen, möchten sich bewusst verän- dern und weiterentwickeln: sich selbst durch neue Erkenntnisse und ihren Lebens- raum durch energetisch förderliche Rahmenbe- dingungen. Dazu brauchen sie einen Berater und Planer, der neben der baulichen Kompetenz die persönlichen Veränderungsprozesse versteht und professionell unterstützt. Dieser ganzheit- liche Ansatz – den Menschen und seine Umge- bung zu stärken – ist für mich Leitlinie und Be- rufung zugleich. Erde, Himmel und den Menschen in Einklang zu bringen, ist für mich nicht nur phi- losophische Haltung und ideelles Anliegen, son- dern auch die ganz praktische Umsetzung einer Werk-Leistung. Am Beispiel der Gestaltung ei- ner Arztpraxis in Pulheim bei Köln möchte ich die Verbindung zwischen der traditionellen Ge- staltungslehre Feng Shui und der modernen Bau- abwicklung aufzeigen. Im Grunde sind alle nach Feng Shui gestalte- ten Orte Räume der Heilung, die das Wohlbefin- den der Menschen fördern. Für Arztpraxen gilt dies besonders. Das Bewahren und das Fließen- lassen der Lebensenergie Qi, die dynamische Yin-Yang -Balance des Raumgefüges, von Ein- richtung, Farben, Materialien und Licht schaf- fen eine harmonische Atmosphäre, welche die Heilung des Patienten wirkungsvoll unterstützt. Wesentliche Gestaltungsansätze sind dabei Of- fenheit und Geborgenheit, Empathie und sichere Kommunikation. Genauso wichtig wie das Wohl- befinden der Patienten ist das der Mitarbeiter und das des Arztes selbst. Positive Energie beseelt die Räume, wirkt mit ihrer Ausstrahlung anziehend und wohltuend auf die Patienten. Und nicht zu- letzt zählt die Funktionalität: die Organisation der Arbeitsabläufe und Behandlungen, das War- ten und die Bewegung. Der reibungslose, freund- liche Betrieb einer Praxis geht einher mit der At- mosphäre der Räume und eben der Energie aller dort anwesenden Menschen. Als Mittelpunkt steht Von Alice Ahuti Müller Praxis-gerechtes Feng Shui Wie man Räume der Heilung ganzheitlich gestalten kann Eine Arztpraxis sollte Hoffnung auf Heilung ausstrahlen. Doch nicht selten trifft man auf weiße Wände und öde Wartezimmer. Was hier erreichbar ist, wenn sich die alte Kunst des Feng Shui mit moderner Innenarchitektur verbindet, zeigt das gelungene Beispiel einer Planung von Alice Ahuti Müller. VOLKMAR MÜLLER

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Page 1: Praxis-gerechtes Feng · PDF filePRAXIS 40 F E N G S H U I J O U R N A L 8 | 2 0 0 4 F E N G S H U I J O U R N A L 8 | 2 0 0 4 41 darin die Ärztin mit ihrer Verantwortung, mit ih

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darin die Ärztin mit ihrer Verantwortung, mit ih-rem Aufgabenfeld – ihrer Berufung.

Nach neun Jahren Gemeinschaftspraxis ent-schied sich meine Auftraggeberin 2003, eine eige-ne Praxis zu eröffnen. In einem zentral gelegenen Wohn- und Geschäftshaus war das erste Ober-geschoß angemietet. Die Räume einer Compu-ter-Firma sollten in eine Praxis für Allgemeinme-dizin und Naturheilkunde umgestaltet werden. Auf 140 Quadratmetern Nutzfl äche galt es, fol-gendes Raumprogramm unterzubringen: Emp-fang mit zwei Arbeitsplätzen, zwei gleichwertige Sprechzimmer für zwei Ärztinnen (für eine mög-liche Erweiterung) mit je einem angrenzenden Behandlungsraum, zwei Behandlungskabinen für EKG, Sonografi e, Infusion und Akupunktur, Labor mit Behandlungsliege für Colontherapie, ein Wartezimmer mit zehn bis zwölf Plätzen so-wie Sozial- und Nebenräume.

Formensprache und Sternen-QiAusgehend vom traditionellen Feng Shui habe ich als Grundlage für Entwurf und Planung drei As-pekte analysiert und bewertet:! den räumlichen Aspekt – die Erdenergie und das physisch Gebaute –, der anhand der Form-schule untersucht wurde;! den zeitlichen Aspekt – die Himmelsenergie und kosmischen Einfl üsse –, der mit Methoden der Kompass-Schule, dem Ost-West-System und dem Horoskop des Gebäudes, der Technik der fl iegenden Sterne, betrachtet wurde;! den menschlichen Aspekt, dem man sich mit Hilfe des Bagua, der Astrologie (Elementbestim-mung) und der Persönlichkeitscharakterisierung annähern kann.

Die Lehre der Formschule zeigte, dass die rechteckig ausgewogene Grundrissform durch den Einschnitt des Treppenhauses gestört wird. Dieser Einschub hat entscheidenden Einfl uss auf die Feng-Shui-Maßnahmen. So wurde, um ei-nen ungestörten Energiefl uss zu gewährleisten,

das Qi um das Treppenhaus geführt. Die Kreis-form lenkt den Qi-Fluss, so dass im Zentrum Be-wegung entsteht (Yang). Die Raumecken bilden hingegen Ruhepunkte (Yin). Damit ist eine dyna-mische Yin-Yang-Balance gegeben. Aufgrund der Lage des Treppenhauses liegt der Mittelpunkt der Gesamtform außerhalb der künftigen Praxis. Auf-gabe für mich war daher, für die „fehlende Mitte“ eine „neue Mitte“ zu schaffen.

Das Treppenhaus vermittelt zudem den An-schein, als wolle es sich wie ein Körper durch den Grundriss schieben. Um dieser Dynamik Raum zu geben, war die Planung einer offenen Zone im Eingangsbereich notwendig.

Im nächsten Schritt habe ich die Orientierung des Gebäudes bestimmt und dabei den Sitz- und Blickpalast ermittelt. Maßgebende Kriterien wa-ren bei der folgenden Analyse die Einfügung des Gebäudes in seiner Umgebung, die umliegende Bebauung, die Erschließung des Gebäudes, die Eingangssituation, die Himmelsrichtungen und die Einfl üsse der Yin-Yang-Kräfte. Nach dem Ost-West-System handelt es sich um ein Osthaus mit Sitz im Südosten und Blick im Nordwesten – eine gute Ausgangssituation, die sich später auch bei der Typenbestimmung der Ärztin zeigte.

Um das Horoskop des Gebäudes zu ermitteln, wird dessen Baujahr bzw. die Zeit der letzten gro-ßen Renovierung, die das Wesen des Gebäudes maßgeblich verändert haben könnte, benötigt. Hier handelt es sich um ein neueres Gebäude aus dem Jahr 1990. Das Baujahr fällt in einen zwan-zigjährigen Zeitzyklus, die Periode 1983 bis 2004 mit der Periodenzahl 7 (siehe Bagua-Grafi k auf der folgenden Seite).

Das daraus resultierende Fliegende-Ster-ne-Diagramm zeigt die Konstellation „1 Huo Keng Xian“ – die Linie der Feuergruben. Der in Keng Xian“ – die Linie der Feuergruben. Der in Keng Xian“der Periode 7 aktive Wasserstern 7 im Sitzpalast und der aktive Bergstern 7 im Blickpalast standen entgegen ihrer günstigen Energiequalitäten. Die-se Konfi guration ist ungünstig für Geld, Karriere,

Menschen, die nach Feng Shui fra-gen, möchten sich bewusst verän-dern und weiterentwickeln: sich

selbst durch neue Erkenntnisse und ihren Lebens-raum durch energetisch förderliche Rahmenbe-dingungen. Dazu brauchen sie einen Berater und Planer, der neben der baulichen Kompetenz die persönlichen Veränderungsprozesse versteht und professionell unterstützt. Dieser ganzheit-liche Ansatz – den Menschen und seine Umge-bung zu stärken – ist für mich Leitlinie und Be-rufung zugleich. Erde, Himmel und den Menschen in Einklang zu bringen, ist für mich nicht nur phi-losophische Haltung und ideelles Anliegen, son-dern auch die ganz praktische Umsetzung einer Werk-Leistung. Am Beispiel der Gestaltung ei-ner Arztpraxis in Pulheim bei Köln möchte ich die Verbindung zwischen der traditionellen Ge-staltungslehre Feng Shui und der modernen Bau-abwicklung aufzeigen.

Im Grunde sind alle nach Feng Shui gestalte-ten Orte Räume der Heilung, die das Wohlbefi n-den der Menschen fördern. Für Arztpraxen gilt dies besonders. Das Bewahren und das Fließen-lassen der Lebensenergie Qi, die dynamische Yin-Yang-Balance des Raumgefüges, von Ein-richtung, Farben, Materialien und Licht schaf-fen eine harmonische Atmosphäre, welche die Heilung des Patienten wirkungsvoll unterstützt. Wesentliche Gestaltungsansätze sind dabei Of-fenheit und Geborgenheit, Empathie und sichere Kommunikation. Genauso wichtig wie das Wohl-befi nden der Patienten ist das der Mitarbeiter und das des Arztes selbst. Positive Energie beseelt die Räume, wirkt mit ihrer Ausstrahlung anziehend und wohltuend auf die Patienten. Und nicht zu-letzt zählt die Funktionalität: die Organisation der Arbeitsabläufe und Behandlungen, das War-ten und die Bewegung. Der reibungslose, freund-liche Betrieb einer Praxis geht einher mit der At-mosphäre der Räume und eben der Energie aller dort anwesenden Menschen. Als Mittelpunkt steht

Von Alice Ahuti Müller

Praxis-gerechtes Feng ShuiWie man Räume der Heilung ganzheitlich gestalten kann

Eine Arztpraxis sollte Hof fnung auf Heilung ausstrahlen. Doch

nicht selten trif f t man auf weiße Wände und öde War tezimmer.

Was hier erreichbar ist , wenn sich die alte Kunst des Feng Shui

mit moderner Innenarchitektur verbindet , zeigt das gelungene

Beispiel einer Planung von Alice Ahuti Müller.

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Gesundheit und Beziehungen. Zudem befand sich der seit Februar 2004 aktive Wasserstern 8 in der Mitte – sozusagen ,,im Gefängnis“, weil er keinen Raum zur Entfaltung hat. Dies bedeutet eine Blo-ckade des Geldfl usses für die nächsten zwanzig Jahre, den Zeitraum der nächsten Periode (2004–2023) und seiner Wirkungskraft.

Demgegenüber steht in jedem einzelnen Palast eine aufeinanderfolgende Zahlenreihe aus Basis-, Wasser- und Bergstern. Diese so genannte Per-lenkettenkombination ist glückverheißend und überdeckt mit ihrer Wirkungskraft die ungüns-tigen Qualitäten. In der Summe ist das Horoskop also förderlich für die Ärztin. Die daraus resultie-renden positiven Kräfte müssen aber mit entspre-chenden Maßnahmen „aktiviert“ werden:! ein Brunnen zur Aktivierung des Wassersterns 7, der die Perlenkettenkombination „anstößt“; ! ein Spiegel und Licht refl ektierendes Wasser zur Befreiung des Wassersterns 8 in der Mitte;! die Gewährleistung des Energiefl usses von Nordwest nach Südost über offene Flächen vom Eingang über die Mitte in Richtung Sitzpalast – die Wassersterne 7, 8 und 9 sind verbunden, und der Geldfl uss ist aktiviert.

Unterstützung durch den OstenAus der Analyse und Bewertung der baulichen Energiequalitäten ergeben sich über das funkti-onale Raumprogramm hinaus entscheidende Ent-wurfs- und Planungskriterien. Dazu gehören auch die menschlichen Energien der Ärztin.

Der menschliche Aspekt wird an Hand des Bagua, den acht Aspekten des menschlichen Lebens, bezogen auf die persönlichen Daten der Person, analysiert. Die Bauherrin in diesem Fall ist 1952 geboren, ihr Lebenstrigramm (Ming Gua) ist 3 Zhen (Wandlungsphase Holz), und sie ist ein Osttyp. Die Grundenergie des Gebäudes, ein Osthaus, unterstützt sie damit zu 100 Prozent. Die vier günstigen Himmelsrichtungen der Pra-xis – Süden, Norden, Osten und Südosten – de-cken sich mit denen der Ärztin. Folglich empfeh-len sich die Räume in den Süd- und Ostbereichen als Sprechzimmer. Ich habe ihr das Zimmer im Osten vorgeschlagen, da hier ihr stärkster Platz ist; er bietet einerseits Intimität und ist doch mit-ten im Praxisgeschehen gelegen. Die Möblierung des Raumes ergibt sich aus der Schreibtischposi-tion: die Wand im Rücken, den Blick diagonal zur Tür. Die damit verbundene ungünstige Blickrich-tung nach Südwest haben wir gemeinsam durch eine Feng-Shui-Maßnahme – ein Bild mit Metall-rahmen – ausgeglichen.

Die Wahl der Sprechzimmer in den Eckberei-chen basiert also auf den günstigen Himmels-richtungen der Ärztin. Zugleich befi nden sich hier Yin-Qualitäten, was sich positiv auf die Be-ziehung von Arzt und Patient auswirkt. Der Raum zwischen den Sprechzimmern dient als Warte-zimmer. Dessen offene Gestaltung gewährleis-tet den beschriebenen Qi-Fluss von Nordwesten nach Südosten bzw. vom Eingang über Empfang und Flur zum Warten.

Die Analyse anhand des Baguas von Inhaberin und Praxisräumen birgt möglicherweise neue Er-kenntnisse über die Persönlichkeit der Ärztin. So wies der vom Praxisgrundriss „fehlende“ Raum im Nordwesten, der durch das Treppenhaus ein-genommen wird, auf eine persönliche Thematik im Bereich „hilfreiche Menschen“ hin, eine Un-ausgewogenheit zwischen Geben und Nehmen. Die „fehlende Mitte“ kann ein Zeichen für man-gelnde Balance sein. Die „neue Mitte“ wurde zur Stärkung der persönlichen Zentrierung ge-schaffen.

Den Kreis schließenNachdem die Feng-Shui-Analyse abgeschlos-sen und die planungsrelevanten Entwurfskrite-rien ermittelt waren, ging es an deren praktische Umsetzung. Ich erarbeitete entsprechende Pläne, schrieb die benötigten Gewerke aus und instru-ierte die Handwerker, damit sie die Planung im Detail ausführten. Für die künftige Praxis wur-de eine ganz neue Raumstruktur gebaut. Diese besteht aus drei Ringen: dem inneren Patienten-ring und dem äußeren Arztring, der am Eingang durch einen Empfangsring ergänzt wurde. Alle Bereiche sind farblich voneinander abgesetzt. Anhand der fertigen Praxis lassen sich die Feng-Shui-Maßnahmen wie folgt zusammenfassen:! Kreisförmige Anordnung der Wände und Mö-blierung leiten den Qi-Fluss bis in die hinterenBereiche.! Yin-Yang-Balance durch Kombination von „dy-namischer“ Lauffl äche und „statischen“ Behand-lungsräumen (Bewegung und Ruhe).! Über einen Spiegel wird eine neue Mitte und eine visuelle Erweiterung geschaffen.! Aufweitung der Mitte durch Spiegel, Stärkung der Mitte durch Boden-und Deckengestaltung mit radialen Bezügen, Boden-Mosaik, Kreissegment der Decke, Brunnen.! Tageslichteinfall durch den offen gestalteten Wartebereich.! Das Farbkonzept schafft eine harmonische At-mosphäre.! Die Farbwahl schafft Orientierung im Raum und gibt Klarheit über die Bereiche: Blau = Was-ser, Kommunikation, erfrischend (Empfangs-ring); Grün = Holz, Wachstum, Hoffnung, be-ruhigend (Arztring); Gelb = Erde, Stabilität, harmonisierend (Patientenring); Orange = Feu-er, Stimulation, belebend (Akzente).

Die ganzheitliche Arbeitsweise vom ersten Be-ratungsinterview über die Analyse bis zur Eröff-nung ermöglichte hier die Verwirklichung von „gebautem“ Feng Shui. Entscheidend für die wirksame Umsetzung war jedoch das Vertrau-en und die Risikobereitschaft meiner Auftrag-geberin. 7

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des Raumes ergibt sich aus der Schreibtischposi-tion: die Wand im Rücken, den Blick diagonal zur Tür. Die damit verbundene ungünstige Blickrich-tung nach Südwest haben wir gemeinsam durch eine Feng-Shui-Maßnahme – ein Bild mit Metall-rahmen – ausgeglichen.

chen basiert also auf den günstigen Himmels-richtungen der Ärztin. Zugleich befi nden sich hier Yin-Qualitäten, was sich positiv auf die Be-ziehung von Arzt und Patient auswirkt. Der Raum zwischen den Sprechzimmern dient als Warte-zimmer. Dessen offene Gestaltung gewährleis-

Oben: Entwurfsplanung der Praxis. Mitte: Himmelsrichtungs-Bagua. Unten links: Das Fliegende-Sterne-Diagramm. Sowohl die Erbauung als auch der Umbau des Hauses fallen in die Periode 7. Unten rechts: Qi-Fluss. In der Mitte des Raums ist das Qi bewegt, in den Ecken ergeben sich Yin-betonte Ruhebereiche. bewegt, in den Ecken ergeben sich Yin-betonte Ruhebereiche.

Dipl.-Ing. Ahuti Alice Müller, Architektin AKNW, führt ein Feng-Shui-Beratungs- und Planungsbüro im Bauturm Köln. Ausbildung zur Yogalehrerin, therapeutische Ausbil-dung, sowie Reisen und längere Aufenthalte in verschiedenen Ländern Asiens.