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Gollwitzer Jäger: Evaluation. Workbook. Weinheim: Beltz PVU, 2007 1 7 Prospektive Evaluation und Maßnahmenplanung Was ist Evaluation? Kapitel 1 Aufgaben, Standards und Modelle Kapitel 2 Fragestellungen Zustände Kapitel 3 Veränderungen Kapitel 4 Wirkungen Kapitel 5 Formative Evaluation Kapitel 8 Prospektive Evaluation Kapitel 7 Effizienzanalyse Kapitel 6 Messfragen Kapitel 9 Designfragen Kapitel 10 Auswertungsfragen Kapitel 11 Methodik Teil I: „Was“ und „wozu“? Teil II: „Wann“ und „warum“? Teil III: „Wie“ und „womit“? Hauptfrage- stellungen Nebenfrage- stellungen Unter prospektiver (nach vorne schauender) Evaluation verstehen wir Aktivitäten, die im Zusammenhang mit der Feststellung des Interventionsbedarfs sowie der Bewertung der Konzeption der geplanten Maßnahme relevant sind. Problembestimmung. Die Feststellung des Interventionsbedarfs umfasst objekti- vierbare und subjektive Komponenten. Objektivierbar und empirisch überprüfbar sind bspw. Annahmen über Art, Ausmaß und Verbreitung eines vermuteten Pro- blems. Je spezifischer die Informationen sind, die man in Bezug auf diese Parameter gewinnen kann, desto präziser kann die Maßnahme geplant werden, und desto grö- ßer sind sowohl ihre Erfolgschancen als auch ihre Kosten-Nutzen-Relation (Kos- ten). Zielgruppe. Bei der Bestimmung der Zielgruppe ist zu fragen, aus welchen „Einheiten“ die Zielgruppe besteht, ob die Maßnahme eher universell oder zielgerichtet (d. h. indiziert oder selektiv) geartet ist und welches die Kriterien für die Inklusion von Personen bzw. „Einheiten“ in die Zielgruppe sind. Bei einer Primärprävention (selektive Prävention) ist zu beachten, dass die Inklusion nicht anhand des eigentlichen Problemverhaltens, sondern anhand theoretisch oder empirisch begründeter Risikobedingungen vorgenommen wird. Over- und Underinclusion. Bei der Zuordnung von Personen aus der Population zur Zielgruppe sind zwei Fehler möglich, die als Overinclusion und Underinclusion bezeichnet werden. Die Fehlerwahrscheinlichkeit richtet sich danach,

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Page 1: Prospektive Evaluation und Maßnahmenplanung€¦ · Gollwitzer ⋅ Jäger: Evaluation.Workbook. Weinheim: Beltz PVU, 2007 2 l wie eng oder weit das Inklusionskriterium definiert

Gollwitzer⋅

Jäger: Evaluation. Workbook. Weinheim: Beltz PVU, 2007 1

7 Prospektive Evaluationund Maßnahmenplanung

Was ist Evaluation?Kapitel 1

Aufgaben, Standards und ModelleKapitel 2

Fragestellungen

ZuständeKapitel 3

VeränderungenKapitel 4

WirkungenKapitel 5

FormativeEvaluationKapitel 8

ProspektiveEvaluationKapitel 7

EffizienzanalyseKapitel 6

MessfragenKapitel 9

DesignfragenKapitel 10

AuswertungsfragenKapitel 11

Methodik

Teil I: „Was“und „wozu“?

Teil II: „Wann“und „warum“?

Teil III: „Wie“und „womit“?

Hauptfrage-stellungen

Nebenfrage-stellungen

Unter prospektiver (nach vorne schauender) Evaluation verstehen wir Aktivitäten,

die im Zusammenhang mit der Feststellung des Interventionsbedarfs sowie der

Bewertung der Konzeption der geplanten Maßnahme relevant sind.

Problembestimmung. Die Feststellung des Interventionsbedarfs umfasst objekti-

vierbare und subjektive Komponenten. Objektivierbar – und empirisch überprüfbar

– sind bspw. Annahmen über Art, Ausmaß und Verbreitung eines vermuteten Pro-

blems. Je spezifischer die Informationen sind, die man in Bezug auf diese Parameter

gewinnen kann, desto präziser kann die Maßnahme geplant werden, und desto grö-

ßer sind sowohl ihre Erfolgschancen als auch ihre Kosten-Nutzen-Relation (Kos-

ten).

Zielgruppe. Bei der Bestimmung der Zielgruppe ist zu fragen,

l aus welchen „Einheiten“ die Zielgruppe besteht,

l ob die Maßnahme eher universell oder zielgerichtet (d. h. indiziert oder selektiv)

geartet ist und

l welches die Kriterien für die Inklusion von Personen bzw. „Einheiten“ in die

Zielgruppe sind.

Bei einer Primärprävention (selektive Prävention) ist zu beachten, dass die Inklusion

nicht anhand des eigentlichen Problemverhaltens, sondern anhand theoretisch oder

empirisch begründeter Risikobedingungen vorgenommen wird.

Over- und Underinclusion. Bei der Zuordnung von Personen aus der Population

zur Zielgruppe sind zwei Fehler möglich, die als Overinclusion und Underinclusion

bezeichnet werden. Die Fehlerwahrscheinlichkeit richtet sich danach,

Page 2: Prospektive Evaluation und Maßnahmenplanung€¦ · Gollwitzer ⋅ Jäger: Evaluation.Workbook. Weinheim: Beltz PVU, 2007 2 l wie eng oder weit das Inklusionskriterium definiert

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Jäger: Evaluation. Workbook. Weinheim: Beltz PVU, 2007 2

l wie eng oder weit das Inklusionskriterium definiert ist und

l wie sensitiv bzw. „schwierig“ (im psychometrischen Sinne) das Messinstrument

ist, anhand dessen die Zuordnung vorgenommen wird.

Zielhierarchien. In vielen Fällen bietet es sich an, die Ziele einer Maßnahme in Form

von Zielhierarchien darzustellen und auf diese Weise zu veranschaulichen,

l welche Arbeitsschritte in welcher Abfolge zur Zielerreichung nötig sind,

l welche Bedingungen für die Zielerreichung notwendig oder hinreichend sind und

l wie ggf. abstrakt gefasste Oberziele konkretisiert (und damit empirisch messbar

gemacht) werden können.

Konzeptionsanalyse. Der zweite große Baustein einer prospektiven Evaluation –

neben der Bedarfsprüfung – besteht in der Analyse und Bewertung der Maßnah-

menkonzeption. Dabei ist zunächst nach strukturellen Eigenschaften der Maßnah-

me zu fragen: Wie sollte eine Maßnahme gestaltet sein, um dem Problemzustand,

dem angestrebten Soll-Zustand bzw. der intendierten Art der Veränderung mög-

lichst gut gerecht zu werden?

Experten. Evaluatoren dürfen sich nicht davor scheuen, das Wirkmodell einer ge-

planten Maßnahme unter die Lupe zu nehmen und die darin implizit enthaltenen

Annahmen zum Gegenstand einer Diskussion unter den Beteiligten zu machen.

Strukturierte Expertengremien können bei dieser schwierigen Aufgabe helfen und

den Evaluator entlasten.

Rahmenbedingungen. Schließlich ist zu fragen, ob für die Durchführung einer be-

stimmten Maßnahme überhaupt die Rahmenbedingungen gegeben sind. Solche

Rahmenbedingungen schließen ein:

l notwendige Voraussetzungen auf Seiten der Maßnahmeempfänger,

l notwendige Voraussetzungen auf Seiten der Durchführenden,

l notwendige Voraussetzungen in Bezug auf den Kontext (Personal, Räume, Zeit),

die rechtlichen und die finanziellen Bedingungen, aber auch

l Akzeptanz aller Beteiligtengruppen und die Motivation zur Umsetzung.