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1 Prüfen von Sozialkompetenz innerhalb einer ‚Kompetenzen geleiteten’ Zulassungsprüfung am Beispiel der Physiotherapieschule Bern These zur Erlangung des 'Master of Medical Education’ (MME) der Universität Bern Vorgelegt von Peter Eigenmann, PT Physiotherapieschule Bern, Ausbildungszentrum Insel, Universitätsspital Insel, Bern Erstbegutachter: Dr. Manfred Kuenzel, Dr. med. MME, Leiter Hochschuldidaktik der Universität Bern

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Prüfen von Sozialkompetenz innerhalb

einer ‚Kompetenzen geleiteten’ Zulassungsprüfung am Beispiel der

Physiotherapieschule Bern

These zur Erlangung des 'Master of Medical Education’ (MME)

der Universität Bern

Vorgelegt von

Peter Eigenmann, PT

Physiotherapieschule Bern, Ausbildungszentrum Insel, Universitätsspital Insel, Bern

Erstbegutachter: Dr. Manfred Kuenzel, Dr. med. MME, Leiter Hochschuldidaktik der

Universität Bern

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Erklärung des Thesenverfassers „Ich erkläre hiermit, dass ich diese Arbeit selbständig verfasst und keine anderen als die

angegebenen Quellen benutzt habe. Alle Stellen, die wörtlich oder sinngemäss aus Quellen

entnommen wurden, habe ich als solche gekennzeichnet. Ich habe alle im Zusammenhang

mit dieser Arbeit erhaltenen Zuwendungen vollständig deklariert und mich bezüglich

Objektivität der Erkenntnisse und bezüglich kommerzieller Neutralität weder in der

Untersuchungsmethodik noch bei der Darstellung der Ergebnisse durch Sponsorenbeiträge

beeinflussen lassen. Mir ist bekannt, dass andernfalls der Senat gemäss Art. 36, Absatz 1,

Buchstabe o des Gesetzes über die Universität Bern und Art. 20 des Universitätsstatuts zum

Entzug des aufgrund dieser Arbeit verliehenen Titels berechtigt ist.“

Peter Eigenmann

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Inhaltsverzeichnis Summary 5 Zusammenfassung 1 Einleitung 9

1.1 Zusammenfassung der Ausgangslage 9

1.2 Entwicklung Kompetenzorientierung 11

1.3 Schwerpunkt der vorliegenden Arbeit 12

- Anforderungsprofil ‚Studierende Physiotherapie’ 12

- Überprüfung der Eintrittskompetenzen am Beispiel der zweiteiligen Zulassungsprüfung der Physiotherapieschule Bern

12

- Eignungsvoraussetzung Sozialkompetenz und deren Überprüfung

12

- Darstellen der Gütekriterien – Analyse der Result ate 13

- Schlussdiskussion mit weiterführenden Fragestellungen

13

1.4 Stand der Literatur 14

2 Eintrittskompetenzen geleitetes Anforderungsprofil für die ‚Studierende Physiotherapie’

16

2.1 Vorgehensweise 16

2.2 Sammlung der Anforderungsattribute und Zuordnun g zu Kompetenzfeldern

16

a. Umfrage Physiotherapieschule Bern 18

b. Recherche Internet 18

c. Gewichtung der einzelnen Zulassungskriterien 19

2.3 Anforderungsprofil für die „Studierende Physiot herapie“ 21

2.4 Operationalisieren zu Eintrittskompetenzen 21

3 Darstellen der Überprüfung der geforderten Eintrittskompetenzen innerhalb der zweiteiligen Zulassungsprüfung der Physiotherapieschule Bern

24

3.1 Kompetenzen geleitetes Gestalten der Zulassungsprüfung

24

3.2 Zuordnungsmatrix Kompetenzen/Prüfungsteile 25

3.3 Aufgaben, Kriterien und Kompetenzen 27

4 Eignungsvoraussetzung im Bereich Sozialkompetenz und deren Beurteilung

31

4.1 Theorieteil: Sozialkompetenz und deren Beurteil ung 32

4.2 Überblick Prüfungsmethoden Sozialkompetenz 34

4.3 Prüfungsmethoden 35

4.4 Beurteilung der Sozialkompetenz innerhalb der Zulassungsprüfung der Physiotherapieschule Bern

37

4.5 Analyse der Prüfungsresultate 40

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5 Diskussion der Gütekriterien des beschriebenen Verfahren

45

5.1 Objektivität 45

5.2 Reliabilität 47

5.3 Validität 47

5.4 Gegenüberstellung der IPS Werte (Inventar zur Persönlichkeitsdiagnostik in Situationen) und der Dimensionen des Kompetenzfeldes „Sozialkompetenz“

48

5.5 Überlegungen zur Übertragbarkeit der prototypis chen IPS Situationen auf die Zulassungsprüfung

52

5.6 Resultate Faktorenanalyse 54

6 Schlussdiskussion 56

6.1 Wichtige Kenntnisse 56

6.2 Durchführbarkeit 60

6.3 Standards - Zuverlässigkeit – Objektivität 60

6.4 Fazit 61

Abbildungsverzeichnis

63

Danksagung

64

Literatur

65

Anhang 70

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*Praktisches Geschick *Motorische Leistungsfähigkeit *Planungs- und Organisationsfähigkeit *Psychische Belastbarkeit *Analyse- und Problemslösungsfähigkeit *Lernfähigkeit *Medizinisch-naturwissenschaftliches Interesse *Kenntnisse Berufsbild/ Berufsmotivation *Kommunikationsfähigkeit *Teamfähigkeit *Interesse an der Arbeit mit Menschen

Prüfen von Sozialkompetenz innerhalb einer ‚Kompete nzen

geleiteten’ Zulassungsprüfung am Beispiel der

Physiotherapieschule Bern

Summary (Deutsch)

Die vorliegende Arbeit widmet sich dem Thema der Prüfung von Sozialkompetenz am

Beispiel der Zulassungsprüfung an die Physiotherapieschule Bern, 2005.

Sie kann aus verschiedenen Blickwinkeln von Interesse sein:

� Im ersten Teil wird die Erstellung eines

Anforderungsprofils und die Operationalisierung der

Anforderungskriterien aufgezeigt. Das Innovative hierbei

ist die Darstellung der Operationalisierung, welche für die

Konstruktion berufsrelevanter Eignungstests verwendet

wird. Sie wird mit Ausrichtung auf den Ausbildungsverlauf

und auf die spätere Berufstätigkeit vorgenommen.

� Weiter wird eine zweiteilige Form von

Eignungsprüfung vorgestellt, welche insbesondere in

ihrem zweiten Teil der Forderung nach multimodaler

Überprüfung nicht-kognitiver Eignungskriterien (Schuler, H. &

Schmitt, N, 1987) gerecht wird. Im ersten Teil geschieht

aufgrund von 6 Teiltests (Multiple Choice Questions) mit visuell-kognitivem

Anforderungscharakter eine Vorselektion. Im zweiten Teil werden vier mündlich-praktische

Tests durchgeführt, während welcher aufgrund der verschiedenen berufsrelevanten

Interaktionssituationen, unter anderem die Beurteilung der drei Dimensionen von

Sozialkompetenz (Interesse an Arbeit mit Menschen/Kommunikationsfähigkeit/Team-

fähigkeit) vorgenommen werden kann.

� Im zweiten Teil der Arbeit wird die Überprüfung von Sozialkompetenz an der

Zulassungsprüfung der Physiotherapieschule Bern genauer betrachtet. Dazu wird zuerst

eine umfassende Definition des Begriffes vorgestellt. Anhand dieser wird deutlich, dass

sozialkompetentes Verhalten sowohl perzeptiv-kognitive, motivational-emotionale, als auch

behaviorale Voraussetzungen erfordert (Kanning, U.O, 2002). Anschliessend wird ein kurzer

Überblick über verschiedene Methoden der Beurteilung von Sozialkompetenz dargestellt.

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� Anhand der Testresultate aus der Zulassungsprüfung der Physiotherapieschule Bern wird

daraufhin versucht, die drei bei der Konstruktion der Prüfung verwendeten Dimensionen von

Sozialkompetenz (Interesse an der Arbeit mit Menschen, Kommunikationsfähigkeit,

Teamfähigkeit) gegeneinander zu differenzieren. Gesamthaft können die Prüfungsitems

einem gemeinsamen Konstrukt zugeordnet werden. (Faktorenanalyse 1. Rang).

Im Vergleich zwischen den vier Testsituationen lassen sich die Prüfungsitems aber nicht

weiter den drei Dimensionen zuordnen. Die Korrelationen der Items bewegen sich hier im

Bereich von r= 0.00 – 0.20, was bedeutet, dass die Werte voneinander praktisch

unabhängig sind.

� Die Testresultate der Zulassungsprüfung werden den Resultaten einer

Fragebogenuntersuchung, welche eine Selbstbeurteilung des wahrscheinlichen Verhaltens

in prototypischen Situationen verlangt, gegenübergestellt. (IPS - Inventar zur

Persönlichkeitsdiagnostik in Situationen, Scharschmidt U. & Fischer A.W, 1999) Es zeigt sich deutlich, dass

die mit den beiden Messinstrumenten gewonnenen Aussagen kaum miteinander vergleichen

lassen. Einzige Kriterien welche mittels Faktorenanalyse einem gemeinsamen Faktor

zugeordnet werden können (im 4. Rang/ 6% der Varianz), stammen aus dem Prüfungsteil

Rollenspiel und dem Skalenwert für Selbstbehauptungstendenz des IPS.

Die Analogie der Befunde aus der Analyse der Zulassungsprüfungsresultate mit denjenigen

aus verschiedenen Assessment Center-Studien (Sackett, P.R. & Dreher, G.F, 1982) unterstützen

die Schlussfolgerung, dass sowohl die Genese, als auch die individuelle Perception von

sozialkompetentem Verhalten einer starken situationsspezifischen Prägung unterworfen

sind. Dies wiederum stützt die Argumentation, für die Beurteilung von Sozialer Kompetenz im

Rahmen der Berufseignungsdiagnostik ein multimodales Prüfungsdesign zu verwenden. Die

Weiterentwicklung des untersuchten Verfahrens in Richtung Multi Mini-Stationen Test, in

Analogie an das Multiple Mini Interview Verfahren (Eva, K.R. 2004), wird schliesslich auch aus

Gründen der Reliabilität empfohlen.

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*Practical skills

*Motor performance

*Ability to plan and organise

*Mental stability

*Analytical and problem solving skills

*Ability to learn

*Interest in medical and natural

science

*Professional motivation

*Interest in working with people

*Communication skills

*Ability for team-work

Testing social competence within a competence-based

admission examination at the Physiotherapy School o f Bern

Summary (English)

This text focuses on testing social competencies, as illustrated by the admission tests of the

Physiotherapy School of Bern 2005.

It may be of interest to the reader from different points of view:

� The first part shows the construction and operationalisation of a profile of requirements.

The innovative aspect is to stress the significance of

the operationalisation as a basis for the creation of

aptitude tests, relevant for the targeted profession.

The operationalisation is performed with regard to

the curriculum and future job requirements.

� A two-tiered form of screening examination is

presented. I.e. the second part of the examination

meets the demand of a multimodal testing of non-

cognitive competencies (Schuler, H. & Schmitt, N, 1987). The

first part of the examination is testing visual-

perceptive and cognitive competencies by means of

six sub-tests (MCQ). This first screening is used as

a first round of selection.

In the second part of the examination, four verbal-practical tasks, testing specific interactive

requirements, are administered. Among others, they provide the opportunity to rate the three

dimensions of social competence, described later. (Interest in working with people,

communication skills, ability to work in a team)

�Testing social competence during the admission process of the Physiotherapy School Bern

is analysed in more detail in the second part of the thesis. The first step is the discussion of a

comprehensive definition, showing the three components – perceptive-cognitive,

motivational-emotional and behavioral prerequisites – for socially competent behavior.

(Kannin, U.O, 2002) Then, a short list of actual methods to test social competence is

presented.

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� Next, the results of the described admission examinations are analysed, aiming to

differentiate the three dimensions of social competence used for the construction of the

applied tests. Overall, the various items of examination can be associated with a common

construct (1. rank of the applied factor analysis). However, comparing the four test situations,

the items of examination cannot be further classified into the three dimensions. The range of

correlation is r = 0.00 – 0.20, meaning the items are essentially independent.

� The test results are compared with the results of a survey, asking for a self-rating of the

most probable behavior in prototypic situations. (IPS - Inventar zur Persönlichkeitsdiagnostik in

Situationen, Scharschmidt U. & Fischer A.W, 1999) Evidently, comparing the results obtained by the

two measurements is difficult. The only items associated with a common factor by the factor

analysis (4th rank, explaining 6% of the variance) originate from the role-play of the admission

exam and the IPS measurement for assertiveness.

The analogy of our findings with the findings from different assessment center studies

(Sackett, P.R. & Dreher, G.F, 1982) supports the conclusion that both the genesis and the (raters)

individual perception of competent social behavior is highly situation-specific.

This finding confirms the importance of a multimodal design for testing social competence in

admission examinations. The future development of the procedure is proposed to be in the

direction of a Multi Mini Station Test, in analogy to the Multi Mini Interview design – MMI (Eva,

K.R. 2004) in order to increase the reliability of the results.

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1 Einleitung

1.1 Zusammenfassung der Ausgangslage

1.2 Entwicklung Kompetenzorientierung

1.3 Schwerpunkte der vorliegenden Arbeit

1.4 Stand der Literatur

**Die weibliche oder männliche Form wird unsystematisch und spontan verwendet. Grundsätzlich sind immer beide Geschlechter gemeint.

1.1 Zusammenfassung der Ausgangslage

Die Situation der Gesundheitsberufsbildung in der Schweiz befindet sich im Umbau. Die

bisherigen Ausbildungen wurden einheitlich auf der tertiären Bildungsstufe eingeordnet, eine

Zuordnung zu Fachhochschule (FHS) und Höhere Fachschule (HFS) wurde vorgenommen,

sowie entsprechende Bildungsangebote auf der Sekundarstufe 2 entwickelt (Fachangestellte

Gesundheit). Die Physiotherapie-Ausbildung ist im Mai 2004 durch Beschluss der

Gesundheitsdirektorenkonferenz (GDK) auf Stufe Fachhochschule positioniert worden.

Der Beruf des Physiotherapeuten** bietet vielen jungen Erwachsenen eine attraktive

Perspektive. Es besteht ein reges Interesse an dieser Ausbildung und die Ausbildungsplätze

sind – zumindest in der CH – sowohl knapp als auch sehr gefragt. Im Raum Bern nehmen

seit vielen Jahren am Zulassungsverfahren ein 4 bis 6-faches an Interessentinnen teil, als

Ausbildungsplätze verfügbar sind. Im Jahr 2004 bewarben sich an unserer Schule auf die 44

maximal zur Verfügung stehenden Ausbildungsplätze 213 Kandidatinnen. (4,8

Bewerberinnen pro Ausbildungsplatz), im Jahr 2005 waren es deren 193.

Gesamtschweizerisch liegt es nicht viel anders: Auf total 331 vergebene Ausbildungsplätze

mit Kursbeginn im Jahr 2004 fanden sich gemäss Statistik der Schulleiter/-innen Konferenz

der Schweizerischen Schulen für Physiotherapie (2005) 1458 Bewerbungen. (4,4

Bewerberinnen pro Ausbildungsplatz). Hierbei ist zu bemerken, dass viele Bewerberinnen

sich an mehreren Schulen bewerben. Es kann angenommen werden, dass sich jede

Bewerberin an durchschnittlich 2 Schulen um Aufnahme bewirbt. Auch unter

Berücksichtigung der Mehrfachbewerbungen besteht eine mindestens doppelte so hohe

Nachfrage für Ausbildungsplätze als Angebote vorhanden sind. Dies verleiht der

Fragestellung der vorliegenden Arbeit zusätzliches Gewicht.

Durch die Einstufung der Ausbildung als Fachhochschulstudiengang mit entsprechender

Verbesserung der Weiterentwicklungsmöglichkeiten nach der Berufsbefähigung, sowie die

Einbettung im Bolognasystem, dürfte die Attraktivität des Berufes eher noch steigen, so dass

ein Nachlassen der Nachfrage nach Ausbildungsplätzen zumindest in den nächsten Jahren

nicht erwartet wird.

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Die Bedeutung einer systematisch entwickelten Zulassungsprüfung mit möglichst hoher

Objektivität, Zuverlässigkeit und Aussagekraft ist unter diesen Blickwinkeln gross.

Die bisherigen Zulassungsprüfungen der Berner Schulen (Feusi/AZI) genossen vermutlich

Dank der Vielseitigkeit der angewendeten Tests, eine einigermassen grosse Akzeptanz bei

den Bewerberinnen (Feedbacks, spontane Äusserungen). Ebenso darf auf eine recht gute

Erfahrung, bezüglich dem erfolgreichen Ausbildungsabschluss der aufgrund der bisherigen

Verfahren aufgenommenen Studierenden, zurückgeblickt werden. Die Abschlussquote der

letzten Jahre liegt zwischen 95 und 100% pro Kurs. Aufhorchen lassen dennoch

betreuungsintensive Ausbildungsverläufe einzelner Absolventinnen, sowie

Ausnahmesituationen, wie beispielsweise jene des letzten, nach altem Feusi-Curriculum

gestarteten Kurs 17-03, bei welchem eine ausserordentlich hohe, unerwartete

Studienabbruchquote von 21,7% (5 von 23) im ersten Ausbildungsjahr auftrat.

Insgesamt bleibt bis heute die Frage unbeantwortet, ob mittels Zulassungsprüfung wirklich

die am besten geeigneten Bewerberinnen ausgewählt worden sind. Ebenso besteht keine

allgemein anerkannte Grundlage dafür, über welche Fähigkeiten und Kompetenzen eine

geeignete Bewerberin verfügen muss. Viele Schulen haben ein implizit, jedoch kein explizit

formuliertes Anforderungsprofil, welches als Grundlage für die Konstruktion der

Zulassungsprüfung Verwendung findet. Weiter fehlen bislang gut dokumentierte und

zuverlässige Prüfungssysteme für die Überprüfung entsprechender Anforderungen.

Als ersten Schritt der systematischen Annäherung an den Themenkomplex wird nun ein

differenziertes, kompetenzorientiertes Anforderungsprofil vorgeschlagen. Die daraus

abgeleiteten Kompetenzen werden in der Zulassungsprüfung 2005 geprüft. Innerhalb dieser

wird vor allem der Aspekt des Prüfens von Sozialkompetenz genauer analysiert.

Nebst dem Bestreben bei Zulassungsprüfungen Kriterien mit einer möglichst guten

prognostischen Aussagekraft hinsichtlich dem erfolgreichen Abschliessen der Ausbildung

besonders zu gewichten, wäre es, wie oben argumentiert, auch von Bedeutung, mögliche

Abbruch-Risikoprofile bereits während der Zulassungsprüfung identifizieren zu können.

Diese Fragestellung wird im Rahmen dieser Arbeit nicht weiter vertieft und bietet Thema für

Folgeuntersuchungen.

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1.2 Entwicklung Kompetenzorientierung

Durch die Einstufung der Ausbildung auf Fachhochschulniveau gilt als schulische

Zulassungsbedingung eine mit Berufs-, Fach-, oder gymnasialer Matur abgeschlossene

Sekundarstufe II. Zusätzlich können durch die Schulen Zulassungsprüfung in Form von

Eignungstests durchgeführt werden.

Die Best Practice zur Konzeption gestufter Studiengänge der Konferenz der Schweizer

Fachhochschulen KFH (2004) sieht vor, das Outcome eines Studienganges in den

Kompetenzfeldern Fach-, Methoden, Sozial-, und Selbstkompetenz zu beschreiben, und

diese unter anderem auf die Kompetenzen der Studierenden bei Beginn des Studienganges

abzustimmen...“

Der Bezug zu den zu fordernden Eintrittskompetenzen innerhalb dieses Rahmens wird

dargestellt.

Mit der für einen Fachhochschulstudiengang vorausgesetzten Maturität als Abschlussniveau

der Sekundarstufe II ist im Bereich der schulischen Vorbildung die Anforderung durch den

Rahmenlehrplan Berufsmatur Gesundheit und Soziales und Fachmaturität umfassend

definiert.

Intellektuell-kognitive Eignung trotzdem innerhalb der Zulassungsprüfung zu testen,

begründet sich damit, dass in diesem Bereich die meisten Belege für die prognostische

Aussagekraft bezüglich dem erfolgreichem Studienabschluss vorliegen. (Schmidt F.L. & Hunter,

J.E, 1981; Duncan-Hewitt, W.C, 1996, Kulatunga-Moruzi, C, & Norman, G.R, 2002)

Intellektuell-kognitiven Eignung im Rahmen einer Zulassungsprüfung zu testen, bietet auch

keine besonderen Schwierigkeiten. Es sind genügend valide und objektiv – zuverlässige

Testinstrumente für diesen Kompetenzbereich verfügbar. (I-S-T, Raven Matrix, etc.)

Obwohl in den heute geltenden Rahmenlehrplänen der vorbereitenden Schulen nicht

kognitive Bereiche, wie Sozialkompetenz explizit im Lernzielkatalog eingeschlossen sind, ist

die Qualifikation (quantitativ, qualitativ) derselben unklar. So bestehen auch keine für die

weitere Selektion verwendbaren, einheitlichen Leistungsbeurteilungen oder Standards

seitens der zubringenden Schul- und Studienabschlüssen.

Da für die Physiotherapie keine weiterführenden Anforderungen in den Bereichen Sozial-,

Methoden- und Selbstkompetenzen definiert sind, wähle ich einen empirischen Weg, das

Anforderungsprofil zu erstellen. Dieser umfasst eine Sammlung von für den Studieneintritt

geforderten Eigenschaften mittels einer Internetrecherche, eine Umfrage im Aufnahmeteam

der Physiotherapieschule Bern, sowie die Operationalisierung der einzelnen Dimensionen

des Anforderungsprofils für Berufs- und Ausbildungsverlauf.

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1.3 Ziele und Schwerpunkt der vorliegenden Arbeit

Die vorliegende Arbeit gliedert sich in 2 Teile:

Teil 1

���� Anforderungsprofil ‚Studierende Physiotherapie’

Im ersten Teil der Arbeit wird, ein Anforderungsprofil erstellt und dieses zur Prüfung in einem

multimodalen Prüfungsformat kompetenzbasiert operationalisiert. Das heisst, die Attribute

des Anforderungsprofils werden, in berufs- und ausbildungsrelevante Dimensionen unterteilt,

umschrieben.

���� Überprüfung der Eintrittskompetenzen am Beispiel d er zweiteiligen

Zulassungsprüfung der Physiotherapieschule Bern

Ausgangslage für die Überprüfung bildet das Erstellen einer Prüfungsmatrix, mittels welcher

die zu beurteilenden Eigenschaften auf die verwendeten Prüfungsposten situationsgerecht

zugeteilt werden. (Schuler, H. 1996)(s. Abs. 3.2) Der Forderung nach einer multimodalen

Überprüfung, insbesondere der so genannt nicht kognitiven Kompetenzen, wird insofern

Folge geleistet, als dass diese in unterschiedlichen Prüfungssituationen beurteilt werden.

(Schuler, H. & Schmitt, N. 1987 Runde, B. 2001).

Die Zuordnung in die von der KFH vorgeschlagenen Kompetenzfelder wird, nach der

Operationalisierung in berufs- und ausbildungsrelevante Situationen, nicht weiter verfolgt.

Die Charakteristik der Prüfungsaufgaben zielt auf komplexe Verhaltensweisen der

Kandidatinnen, welche sich auch in der Bewertung der Leistung selten auf ein einzelnes

Kompetenzfeld zuordnen lassen.

Teil 2

���� Eignungsvoraussetzung Sozialkompetenz und deren Üb erprüfung

Der zweite Schwerpunkt der Arbeit widmet sich der Überprüfung von Sozialkompetenz.

Die Bedeutung von Sozialkompetenz, - meist als Einfühlungsvermögen und Teamfähigkeit

verstanden -, für die Berufe des Sozial- und Gesundheitswesen wird immer wieder betont.

Die Umsetzung in ein valides und reliables Prüfungsformat bleibt jedoch bis heute

problematisch. Selten ist durch eine eindeutige Definition festgelegt, was unter

Sozialkompetenz überhaupt verstanden wird. Ein Blick in die Literatur zeigt, dass dieser

Begriff so vielfältig wie uneinheitlich geprägt ist. Auf der Grundlage des Verständnisses von

Sozialkompetenz als Teamfähigkeit spielen Gruppendiskussionen und –aufgaben in vielen

Selektionsprozessen eine nicht unbedeutende Rolle. Diese müssen hinsichtlich ihrer

schwierigen Standardisierbarkeit kritisch betrachtet werden. Insbesondere da per Definition

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Sozialkompetenz immer Interaktionsaspekte umfasst, ist die Varianz, die durch

unterschiedliche Gruppenzusammensetzungen gegeben ist, problematisch. Diese dürfte das

mit Gruppenaufgaben erhobene Mass erheblich beeinflussen. Ausserdem kann bei

analytischer Betrachtung kaum auf eine Einzelleistung aus einer Gruppenleistung gefolgert

werden.

Nach einer sorgfältigen Definition des Konstruktes „Soziale Kompetenz“, wird ein

Referenzrahmen der Prüfung von Sozialkompetenz, mit verschiedenen Ebenen und

Möglichkeiten der Überprüfung dargestellt, um anschliessend das für die Zulassungsprüfung

an der Physiotherapieschule Bern verwendete Testverfahren anhand der erhobenen Daten

zu analysieren.

���� Darstellen der Gütekriterien – Analyse der Resulta te

Aufgrund der erhobenen Resultate wird beurteilt, ob sich Sozialkompetenz als unabhängiges

Konstrukt differenzieren lässt. Die angewendete Methode, Sozialkompetenz zu prüfen, wird

hinsichtlich der wichtigsten Gütekriterien (Objektivität, Reliabilität, Validität) diskutiert.

Die erhobenen Resultate werden mit einer Selbstdeklaration mittels des Inventars zur

Persönlichkeitsdiagnostik – IPS (Scharschmidt, U. & Fischer, A.W. 1999) verglichen. Das ermöglicht

unter anderem eine Aussage zur Übereinstimmung von Selbst- und Fremdbeurteilung.

Schlussdiskussion mit weiterführenden Fragestellung en

Ergebnisse und abgeleitete Erkenntnisse werden diskutiert und zusammengefasst, sowie

weiterführende Fragen dargestellt.

Auf über diese Arbeit hinausgehende Fragen weist folgende Zusammenstellung hin:

– Welche Kompetenzbereiche lassen sich im Schulsetting besser fördern als

andere?

– Welche ethischen Fragestellungen bestehen im Bereich

Zulassungsprüfungen?

– Welches sind bezüglich des erfolgreichen Ausbildungsabschluss die

minimalen Anforderungskriterien?

– Gibt es Kriterien mit besonders hohem Voraussagewert für einen

erfolgreichen Ausbildungsabschluss rsp. eine erfolgreiche berufliche

Tätigkeit?

– Gibt es bei den Eignungskriterien Ausprägungsmuster mit erhöhtem Risiko für

einen Studienabbruch?

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– Welche Beziehung besteht zwischen dem didaktischen Modell für einen

Studienganges und den zu fordernden Kompetenzen?

– Welches sind für die Physiotherapie relevante, rsp. unentbehrliche

Selbstkompetenzen und wie können diese im Prüfverfahren systematisch

umgesetzt werden?

1.4 Stand in der Literatur

Bei der Suche nach Publikationen zu Testverfahren wurden folgende Seiten/Datenbanken

durchsucht: www.Testzentrale.ch, ERIC, Pubmed , http://buros.unl.edu

Ergebnis: Es sind viele Testverfahren bekannt, davon ein grosser Überhang im Bereich von

Persönlichkeitstests. Wenige Eignungstests bezüglich spezifisch beruflicher Eignung sind

publiziert, davon keine für die Physiotherapie.

Nur beschränkt sind Studien zur prognostischen Aussagekraft von Eignungstests auffindbar

und keine im Bereich der Physiotherapie. Aus den 90-iger Jahren ist eine Metaanalyse von

Schmitt & Hunter zur prognostischen Aussagekraft von Testitems auffindbar. Die Autoren

folgern, dass für alle Berufsbereiche die Resultate von kognitiven Tests und Arbeitsproben,

und einzig dieselbigen, hohe Voraussagen bezüglich Ausbildungs- und Berufserfolg

ermöglichen (r = .7). (Schmitt, F.L. & Hunter, J.E. 1981).

In Nordamerika wird lange Zeit der Vergleichswert des vorgängigen Ausbildungsabschlusses

(Grade Point Average, GPA) als einziger zuverlässiger Voraussagewert für folgende kognitive und

nicht-kognitive Leistungen gesehen. (Kulatunga-Moruzi, C, & Norman, G.R, 2002)

Schuler hält 1996 aufgrund eigener Untersuchung eines zielgruppenspezifisch konstruierten

Verfahrens für Ingenieure und Industriewissenschaftler als valide Voraussagen für

Leistungskriterien fest: „Insgesamt höher als erwartet war die Bedeutung sozialer

Kompetenzen für den Berufserfolg“ (Schuler H. 1996)

Auffindbar ist ein rechter Schatz an Untersuchungen bezüglich der Eignungsdiagnostik

mittels Assessment Center. Diese ermöglichen eine gute Übersicht und Grundlage zur

Durchführung und weiteren Entwicklung multimodaler Berufseignungsverfahren. Thornton

untersucht 1987 in einer Metaanalyse alle verfügbaren Resultate zur Prognostischen

Validität von Assessment Center. Aus 50 Untersuchungen finden sie einen durchschnittliche

Voraussagekoeffizienten bezüglich der beruflichen Leistung von r = .37 (-.25 - .74) (Thornton et

al, 1987)

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In einer neueren Untersuchung gelingt es Eva, K.W. et al eine hohe Voraussagevalidität für

klinische Leistungen zu erzielen. In dieser Studie werden die Resultate von 45 Studierenden

der McMaster University, in Hamilton Canada an der „Multiple Mini-Interviews“ genannten

Zulassungsprüfung (Eva, K.W, 2004a) mit den Leistungen in vorklinischen, klinischen

Prüfungen (Objective structured clinical Exams/OSCE) verglichen. Mit einer Voraussagekraft

von r = .32 (oder Standardized Coefficient β = .44) „… the MMI clearly outperformed each of

the traditional admissions protocols.“ (Eva, K.W, 2004b)

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2 Eintrittskompetenzen geleitetes Anforderungsprofi ls für die

‚Studierende Physiotherapie’

2.1 Vorgehensweise

2.2 Sammlung der Anforderungsattribute und Zuordnun g zu

Kompetenzfeldern

a. Umfrage Physiotherapieschule Bern

b. Recherche Internet

c. Gewichtung der einzelnen Zulassungskriterien

2.3 Definieren des Anforderungsprofils ‚Studierende Physiotherapie’

2.4 Operationalisieren zu Eintrittskompetenzen

2.1 Vorgehensweise

Obwohl seit Jahren in den Physiotherapieschulen Bern Eignungsabklärungen als

Zulassungsprüfung durchgeführt werden, ist kein ausformuliertes Anforderungsprofil

vorhanden.

Um zu der Zusammenstellung der idealtypischen Eigenschaften zu kommen, wurde daher im

Januar 2005 eine Umfrage in der Physiotherapieschule Bern und eine Internetrecherche bei

deutschsprachigen Organen (Schulen, Verband, Berufsberatungen, Schweiz, z.T. auch

Deutschland und Österreich) durchgeführt. Die so zusammengetragenen Attribute wurden

womöglich zu Überbegriffen und entsprechend der Häufigkeit ihrer Nennung geordnet.

Eine Zuordnung zu dem jeweils am besten geeigneten Kompetenzfeld wird dargestellt.

2.2 Sammlung der Anforderungsattribute und Zuordnun g zu

Kompetenzfeldern

Im Bildungsbereich ist es heute üblich das Outcome eines Studienganges als Kompetenzen

zu formulieren. Kompetenzen orientieren sich an der Fähigkeit, in einer berufsspezifischen

Rolle für den Beruf typische Situationen meistern zu können.

In den Empfehlungen und Best Practice zur Konzeption gestufter Studiengänge (KFH, 2004)

wird darauf verwiesen, bei der Curriculumsgestaltung angemessen auf die

Eintrittskompetenzen der jeweiligen Studierenden aufzubauen. Folgende vier

Kompetenzfelder werden bei der Sammlung der Attribute für das Anforderungsprofil

verwendet:

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Selbstkompetenz Die Fähigkeit die eigene Person als Werkzeug in die

berufliche Tätigkeit einzubringen

Fachkompetenz Die Fähigkeit verschiedene Arten von Wissen und kognitiven

Fähigkeiten im beruflichen Kontext anzuwenden

Methodenkompetenz Die Fähigkeit Fachwissen geplant und zielgerichtet bei der

Lösung von Aufgaben einzusetzen.

Sozialkompetenz Fähigkeit Beziehungen im beruflichen Umfeld bewusst zu

gestalten

(Konferenz der Fachhochschulen der Schweiz, 2004)

Als Schwierigkeit dieses Modells ist zu beachten, dass die vier Kompetenzfelder trotz

eindeutiger Definition nicht trennscharf gegeneinander abgegrenzt werden können. Die

Fähigkeit, eine konkrete berufliche Situation zu meistern, kann auch nie auf ausschliesslich

einem einzigen Kompetenzfeld entstammende Teilkompetenzen zurückgeführt werden. Dies

sei an folgendem Beispiel erläutert:

Eine Physiotherapie Studentin muss über eine hohe Berufsmotivation verfügen.

Kenntnisse über das Berufsfeld, als Voraussetzung für eine gesunde Berufsmotivation,

wird später im Feld der Fachkompetenz dargestellt, da das Wissen um die Inhalte des

Berufes, die Vielfalt der späteren Tätigkeitsfelder, das Spektrum der zu lernenden

Behandlungstechniken, etc. eine wichtige Grundlage, für eine fundierte Motivation diesen

Beruf erlernen zu wollen, ausmachen.

Gleichzeitig braucht es, in den Feldern der Selbst- und Methodenkompetenzen, auch

die Fähigkeit, sich selbstkritisch zu reflektieren, zu realisieren, worin die eigenen Stärken

und Limiten für diese Tätigkeiten bestehen, um eine Lernmotivation auch auf längere Frist

aufrecht erhalten zu können. Und letztlich bliebe die ganze Berufsmotivation auch reiner

Selbstzweck, wenn sie sich nicht als spezifisches professionelles Verhalten dem

zukünftigen Patienten gegenüber auswirkte. Jede gezielte, erfolgreiche Interaktion mit

dem Gegenüber basiert ihrerseits auf einem Anteil gesunder Sozialkompetenz.

So liessen sich wohl die meisten berufstypischen Tätigkeiten hinsichtlich unterschiedlich

starker Anteile aus den vier Kompetenzfeldern aufschlüsseln, deren Ausprägungen ihrerseits

durch verschiedene Grössen wie die Anforderung aus der Situation, Eigenschaften der

Person, Eigenschaften des Interaktionspartners etc. determiniert werden.

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18

Die Kompetenzfelder stellen sich unscharf abgegrenzt und überlappend dar.

Sozialkompetenz nimmt in Interaktionssituationen eine Sonderstellung ein und wird

verschiedentlich als „Schlüssel zum Erfolg“ betrachtet.

Diese Überlegungen stützten die Praxis, bei der Zulassungsprüfung nicht die Summe des

Abschneidens innerhalb der einzelnen Kompetenzfelder, sondern das „Lösen der

berufsrelevanten Aufgabe integral zu bewerten. Auf weitere mögliche Implikationen aus der

Systematik der einzelnen Kompetenzfelder wird nach dem Erstellen des Anforderungsprofils

daher nicht mehr weiter eingegangen.

a. Umfrage Physiotherapieschule Bern

Bei der Umfrage im Januar 2005 wurden die Schulteammitglieder und die, an der

Zulassungsprüfung des vorangegangenen Jahres beteiligten, schulexternen Experten

gebeten, die 5 ihrer Meinung nach wichtigsten Eigenschaften von Bewerberinnen aufzulisten

(n=16). Die so entstandene Auflistung wurde nach Häufigkeit ausgewertet, wobei Synonyme

oder sehr ähnliche Begriffe jeweils zu einem Überbegriff geordnet wurden. (s. Anhang 1)

Folgende Attribute werden bei dieser Umfrage am häufigsten genannt (≥ 3 Nennungen): Praktisches Geschick, Bewegungsgefühl, körperliche Leistungsfähigkeit, Psychische

Belastbarkeit, Medizinisch-naturwissenschaftliches Interesse, Berufsmotivation,

Analysefähigkeit, Problemlösefähigkeit, Transferieren können, Geduld, Ausdauer und

Kommunikationsfähigkeit. Daneben werden verschiedene Charaktereigenschaften

aufgeführt, wie Flexibilität, Toleranz, Verantwortungsbewusstsein, Sorgfalt…

b. Internetrecherche Januar 2005

Die Recherche (Januar 2005) umfasst alle Homepages der Schweizer

Physiotherapieschulen, einiger verfügbarer Deutschen und Österreichischer Schulen, des

Schweizerischen Physiotherapie Berufsverbandes, des Physiotherapie Weltverbandes,

sowie die Berufsinformationsseiten der kantonalen Berufsinformationszentralen und die

Angaben des Schweizerischen Roten Kreuzes, als die Ausbildung reglementierende

Behörde.

Die gesammelten Wunscheigenschaften wurden aufgelistet, und wo möglich wiederum zu

Synonymen geordnet. Es ist anzumerken, dass die Eigenschaften in den verschiedenen

Quellen sehr unterschiedlich dargestellt wurden. Teilweise mussten sie aus Freitext

herausgelesen werden, oft waren kurze Listen vorhanden, in einzelnen Fällen, mussten sie

aus dem Beschrieb der Zulassungsprüfungen generiert, oder aus dem dargestellten

Outcome der Ausbildung rückgeschlossen werden. (s. Anhang 2)

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Folgende Attribute werden bei dieser Recherche am häufigsten genannt (≥ 6 Nennungen):

Praktisches Geschick, Bewegungsgefühl, körperliche Leistungsfähigkeit, Psychische

Belastbarkeit, Medizinisch-naturwissenschaftliches Interesse, Analysefähigkeit, Geduld und

Ausdauer im Umgang mit dem Menschen, Kommunikationsfähigkeit und Teamgeist.

c. Gewichtung der einzelnen Zulassungskriterien

Beim aktuellen Zulassungsverfahren wurde die Gewichtung der einzelnen

Zulassungskriterien nicht weiter differenziert. Bei der Konstruktion der Prüfungsteile wurden

die Kriterien mittels Zuordnungsmatrix (s. Abs. 3.2) verteilt. Das Gewicht des einzelnen

Kriteriums entstand so relativ zu seinem Anteil im entsprechenden Prüfungsteil – resp.

bezogen auf die Bedeutung in der entsprechenden Prüfungssituation.

Eine genauere Vorgabe für die Gewichtung kann zum jetzigen Zeitpunkt nicht dargestellt

werden. Das Hauptkriterium zur Gewichtung der einzelnen Kompetenzen, nämlich deren

effektive prognostische Validität für den Lernerfolg, wie auch für den späteren beruflichen

Erfolg, ist weitgehend unbekannt. Einerseits müsste detailliert beschrieben werden, woran

sich der spätere berufliche Erfolg messen lässt, und andererseits ist ebenfalls noch

ungeklärt, wie stark bei der individuellen Entwicklung stabile Persönlichkeitsmerkmale (an

der Zulassungsprüfung erfassbare) neben anderen Elementen, wie Ereignissen während der

Ausbildungszeit (Aspekte des Persönlichen Umfelds, Lernmotivation, Einschneidende

Lebensereignisse, …) auf die individuelle Lernbiografie prägend wirken.

Als weit herum akzeptierte Meinung gilt, dass für die meisten beruflichen Felder die gängigen

Intelligenztests eine solide prognostische Aussage zulassen. (Schmidt F.L. & Hunter, J.E. 1981)

Dies lässt sich unter anderem dadurch erklären, dass das Vorhandensein sowohl

‚Intellektueller Aspekte, wie auch praktischer und sozialer Intelligenz für die Genese

sozialkompetenten Verhaltens, eine Voraussetzung darstellt. (Greenspan S.I. & Gransfield, J.M.

1992). Jede Anforderungssituation muss hinsichtlich des Bedarfs an sozialkompetentem

Verhaltens zuerst erkannt und analysiert werden. Dies stellt grossteils eine generell aus

Intelligenz ableitbare perzeptiv-kognitive Leistung dar. (s. auch Abs. 4.1)

Weiter Einflüsse auf die Gestaltung der Zulassungsprüfung:

� Es müssen diejenigen Bewerberinnen identifiziert werden können, welche

insbesondere im Bereich der nicht-kognitiven Fähigkeiten nicht für den Beruf

geeignet sind, oder die den, für den erfolgreichen Ausbildungsabschluss benötigten

Page 20: Prüfen von Sozialkompetenz innerhalb Physiotherapieschule ... · In the second part of the examination, four verbal-practical tasks, testing specific interactive requirements, are

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Anforderungen nicht genügen. Anforderungen im Bereich der kognitiven Vorbildung

spielen nicht die Hauptrolle, da davon ausgegangen werden kann, dass diesem

Aspekt durch die formalen Kriterien zur Zulassung an die Fachhochschule genüge

getan wird. (Mit der Einschränkung, dass ein gewisses Vorwissen im Bereich

Biologie, Chemie und Physik bei Ausbildungsbeginn vorausgesetzt wird.)

� Die Kriterien müssen so formuliert sein, dass eine den Bedürfnissen des

Arbeitsmarktes entsprechende Vielfalt von Persönlichkeiten die Ausbildungsstätte

verlassen. Daraus folgert sich für die Beurteilung einerseits Pflichtdimensionen, aber

andererseits auch Dimensionen, welche untereinander kompensatorisch gewertet

werden können, genau zu definieren. Es muss transparent dargestellt sein, in

welchen Leistungsbereichen Defizite durch überdurchschnittliches Abschneiden in

einem andern Leistungsbereich kompensiert werden können. So könnte zum Beispiel

die Haltung eingenommen werden, dass Defizite im Bereich der eigenen motorischen

Leistungsfähigkeit durch eine überdurchschnittliche Analysefähigkeit kompensiert

werden können.

Die Heterogenität der Persönlichkeiten wird hierbei als Motor für den

Weiterentwicklungsantrieb des Berufsstandes selbst betrachtet.

� Die Curriculumscharakteristik des Ausbildungsgangs prägt ihrerseits die Gewichtung

der Kriterien. Es sollen diejenigen Bewerberinnen bevorzugt werden, welche ihr

Potential im angebotenen Curriculum am besten entwickeln können. Im Beispiel der

Physiotherapieschule Bern, welche nach jüngster Curriculumsreform ‚Situiertes

Lernen’, mit hohen Anteilen selbst gesteuertem und kollaborativem Lernen als

Kernsätze im didaktischen Konzept aufführt, erhalten Team- und

Kommunikationsfähigkeiten (Sozialkompetenz), Analyse-, Problemlöse- und

Organisationsfähigkeit (Methodenkompetenz) als auch psychisch-emotionale

Belastbarkeit (Selbstkompetenz) ihre besondere Prägung.

� Wichtige Persönlichkeitsmerkmale, die sich schlecht durch das Lernangebot

beeinflussen lassen, worunter z.B. die unter dem Begriff „the Big Five“ aktuell

diskutierten, als stabil betrachtete Persönlichkeitsmerkmale gezählt werden können

(Extraversion, Emotionale Stabilität, Verträglichkeit, Gewissenhaftigkeit, Offenheit für

Erfahrungen), müssen besonders differenziert gewichtet werden. (Goldberg L.R. 1993,

Schallberger, U. Venez, M. 1999)

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21

2.3 Anforderungsprofil „Studierende Physiotherapie“

Aus der Synthese der beiden dargestellten Datenerhebungen entsteht folgendes

Anforderungsprofil für die Physiotherapiestudierenden an der Physiotherapieschule Bern:

Dimension Kompetenzfeld

Praktisches Geschick

Bewegungsgefühl/ Motorische Leistungsfähigkeit

Psychische Belastbarkeit

Selbstkompetenzen

Medizinisches und naturwissenschaftliches Interesse

Kenntnisse Berufsbild/Berufsmotivation

Fachkompetenzen

Analyse- und Problemlösefähigkeit

Lernfähigkeit / Auffassungsvermögen

Planungs- u. Organisationsfähigkeit

Beobachtungsfähigkeit

Methodenkompetenzen

Interesse an der Arbeit mit Menschen (Geduld, Ausdauer, Freude) Kommunikationsfähigkeit (Kontakt-/Ausdrucksfähigkeit) Teamfähigkeit (Einfühlungs-, Durchsetzungsvermögen)

Sozialkompetenzen

Tabelle 1: Anforderungsprofil „Studierende Physiotherapie“ Die hier gemachte Zuordnung zu den Kompetenzfeldern ist nicht eindeutig. Je nach

Betrachtungsweise kann zum Beispiel die Dimension „Beobachtungsfähigkeit“ als

Selbstkompetenz empfunden werden. Das in der Physiotherapie verwendete

Handlungswissen um das methodisch strukturierte Beobachten, zwecks analytischer

Auswertung von Bewegungsvarianten, spricht jedoch bereits für die Zuordnung ins Feld der

Methodenkompetenz.

2.4 Operationalisieren zu Eintrittskompetenzen

Um die Zuordnung der zu prüfenden Dimensionen auf entsprechende Prüfungssituationen

vorzunehmen, muss diese entsprechend dem verwendeten Referenzrahmen (hier

Berufstätigkeit und Ausbildung) operationalisiert werden. (z.B. Praktisches Geschick �

…kann die Spannungsunterschiede in einem Muskelbauch fühlen/palpieren). Davon

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ausgehend lassen sich dann die relevanten Indikatoren zur Messung des kritischen

Merkmals innerhalb der Prüfungsaufgaben ableiten. (Reuschenbach, B, 2004)

Dimension Während Ausbildungsverlauf Grundlage für:

Während Berufstätigkeit Grundlage für:

Praktisches Geschick

*Sensomotorischen Lernprozess *Palpierend wahrnehmen *Manuelle Techniken erwerben *Taktile Patientenführung erlernen *Hilfestellungen geben *Bewegungsfazilitation durchführen. *Gerätemanipulation erlernen

*Angenehm berühren *Manuelle Techniken effektiv anwenden *Taktil Signale und Hilfestellungen geben *Geräte bedienen *Sensomotorischen Lernprozess des Patienten fazilitieren

Bewegungsgefühl/ Motorische Leistungsfähigkeit

*Bewegungserfahrung als Grundlage für Fremdwahr-nehmung einsetzen *Physische Anfangsbelastung in Lernumfeld Praxis ertragen *Eigene Haltungsergonomie wahrnehmen können

*Eigene Belastung beim Mobilisieren gelähmter Patienten in teilweise unergonomischen Körperpositionen bewältigen *Zur Problemanalyse (z.B. Imitieren von Hink-mechanismen) und als Ressource für Übungsentwicklung

Psychische Belastbarkeit

*Verantwortung für eigene Abgrenzung übernehmen *Therapeutische Beziehung auch zu Patienten mit starken Schmerzen, oder in terminalen Situationen ertragen *Umgang mit physischer Nähe *Früh Verantwortung übernehmen können, auch in Situationen ohne Gewissheit der eigenen Kompetenz

*Umgang mit Schmerzpatienten und chronisch Kranken aushalten (Z.B. fordernde Patienten, minimaler Therapieeffekt.) *Knappe Zeit für Beziehungspflege ertragen und Reflektion von Übertragungen durchführen

Kenntnisse Berufsbild/ Berufsmotivation

*Sich mit allen verschiedenen Tätigkeitsfelder der Physiotherapie auseinandersetzen *Bedeutung der verschiedenen Unterrichtsangebote abschätzen können

*Qualität im therapeutischen Handeln kontinuierlich überprüfen. *Aktive Teilnahme an der Weiterentwicklung des Berufsfeldes

Medizinisches u. Naturwissenschaftliches Interesse

*Wissensgrundlagen für den Erwerb fachspezifischer Ausbildungsinhalte anwenden *Lernmotivation zum Erwerb von Fachwissen im Bereich Medizin- und Sozialwissenschaften

*Fachwissen in neuen Fragestellungen anwenden und weiterentwickeln. *Motivation für lebenslange Lernbereitschaft

Analyse- und Problemlösefähigkeit

*Analyse der zukünftigen Rollenanforderungen *Erkennen des Lernbedarfs *Patientenanalysen durchführen *Therapeutische Entscheidungsprozess verstehen

*Entscheidungsschritte in der Befundaufnahme, Analyse und Behandlungsplanung fällen *Behandlung rationell durchführen *Erkennen von eigenem Weiterbildungsbedarf

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Lernfähigkeit / Auffassungsvermögen

*Komplexe Gegenstände verarbeiten *Gute Selbststeuerung *Flexible Auffassungsgabe als Basis kollaborativen Lernens *Verschiedene Lernfelder Differenzieren können

*Erkennen, Erwerben und differenzieren von klinischen Mustern *Soziale Anforderungen in verschiedenen Berufssituationen erkennen *Kontinuierliche Weiterbildung *Karriereentwicklung

Planungs- und Organisationsfähigkeit

*Arbeitsabläufe planen und organisieren *Reflektion des Lernfortschritts *Steuerung des eigenen Lernprozesses

*Tagesablauf strukturieren *Praxisablauf organisieren *Ressourcen gezielt einbeziehen

Beobachtungsfähigkeit

Erkennen von Kriterien vorgezeigter Techniken Erkennen von Bewegungs-verhalten, -varianten und Ausweichbewegungen. Differenzieren von Haut- resp. Gewebebeschaffen-heit. Dreidimensionale Vorstellung anatomischer und biomechanischer Zusammenhänge.

Erkennen und Beurteilen können von Bewegungsverhalten Erkennen von klinischen Zeichen verschiedener Art (Blässe, Schwellungen, Strukturveränderung, …)

Interesse an der Arbeit mit Menschen (Geduld, Ausdauer, Freude)

*Kooperation in Lerngruppen *Meinungsverschiedenheit als Lernpotential nutzen *Feedback und Kritik umsetzen *Konstruktives Feedback geben

*Professionelles Verhalten auch bei schwierigen Patienten

Kommunikationsfähigkeit (Kontakt-/Ausdrucksfähigkeit)

*Lernbedürfnisse ausdrücken *Erarbeitete Gegenstände prägnant darstellen *Aktiv zuhören und Wesentliches erfassen *Konflikten angehen *Patientenanalysen darstellen.

*Auf Patienten mit unterschiedlichen Werten und Motivationen zugehen können *Klare Zielabsprache und Behandlungsvereinbarung treffen *Patient zu Lernprozess anleiten *Verbale und nonverbale Zeichen wahrnehmen *Dem Patienten genau zuhören

Teamfähigkeit (Einfühlungs-, Durchsetzungsvermögen)

*Aktive Rolle in Lerngruppen *Anpassungs- und Durchsetzungsfähigkeit in verschiedenen Teamkulturen *Führungsverantwortung gegenüber dem Patient übernehmen. *Empathie und Wertschätzung zeigen

*Verantwortung gegenüber dem Patienten wahrnehmen *Motivieren, im Respekt eigene Motive *Arbeit im interprofes-sionellen Team. *Übergaben, Infobeschaffung, Interessensvertretung

Tabelle 2: Operationalisieren des Anforderungsprofils „Studierende Physiotherapie“

Page 24: Prüfen von Sozialkompetenz innerhalb Physiotherapieschule ... · In the second part of the examination, four verbal-practical tasks, testing specific interactive requirements, are

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3 Darstellen der Überprüfung der geforderten

Eintrittskompetenzen innerhalb der zweiteiligen

Zulassungsprüfung der Physiotherapieschule Bern, mi t

speziellem Focus auf das Prüfen der Sozialkompetenz en

3.1 Kompetenzen geleitetes Gestalten der Zulassungs prüfung

3.2 Zuordnungsmatrix Kompetenzen/Prüfungsteile

3.3 Aufgaben, Kriterien und Kompetenzen

3.1 Kompetenzen geleitetes Gestalten der Zulassungs prüfung

Kompetenzen geleitetes Gestalten der Zulassungsprüfung meint, dass sich die Konstruktion

der einzelnen prototypischen Prüfungsaufgaben auf die aus dem Anforderungsprofil

operationalisierten Dimensionen ausrichtet. Eine mögliche Anwendung davon sei am

Beispiel der Zulassungsprüfung der Physiotherapieschule Bern dargestellt:

Zulassungsprüfung der Physiotherapieschule Bern

Die Operationalisierung des Anforderungsprofils zu Kompetenzen ermöglicht nun, die

einzelne Prüfungsaufgabe so zu konstruieren, dass beim Lösen der Aufgabe jenes Verhalten

beurteilt wird, welches Rückschlüsse auf die formulierten Kompetenzen zulässt. Da

Verhalten immer einen stark situationsspezifischen Charakter hat (Duncan-Hewitt, W.C, 1996)

und Leistungen in einer bestimmten Situation nicht auf Leistungen in einem

unterschiedlichen Kontext schliessen lassen, ist es anstrebenswert, die Prüfungssituationen

mit grosser Ähnlichkeit zur Ausbildungssituation, rsp. Situation im Berufsfeld (für welche die

Kompetenz ursprünglich formuliert wurde) zu gestalten. (Eva, K.W. et al, 1998; Eva, K.W,

2003)

Das Testdesign der Zulassungsprüfung der Physiotherapieschule Bern weist einen

multimodalen Charakter auf. Dies entspricht der Forderung zur Beurteilung „weicher“

Kriterien im Rahmen der Berufseignungsdiagnostik (Schuler, H. & Schmitt, N. 1987 Runde, B. 2001).

In zwei Teilen werden insgesamt 10 verschiedene Tests durchgeführt.

Teil 1: Ausschlussverfahren - Prüfen kognitiver und visuell er Fähigkeiten

Durch den ersten Teil der Zulassungsprüfung wird die grosse Flut der Bewerberinnen auf

eine, mit den für Teil 2 zur Verfügung stehenden Ressourcen bewältigbare Anzahl reduziert.

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Als Ausschlusskriterium wird ein schlechtes Abschneiden im Bereich der kognitiv –

intellektuellen (inkl. visuell-diskriminativen) Fähigkeiten verwendet. Nebst der einfachen

zeitgleichen Durchführbarkeit der dazu notwendigen Testinstrumente an einer hohen

Bewerberinnenzahl, bildet eine weitere Grundlage für die Verwendung dieser kognitiven

Tests im Ausschlussverfahren, deren anerkannte prognostische Aussagekraft für die

Ausbildungsleistung im kognitiven Bereich.

Der Test wurde Im Januar 2005 an 193 Bewerberinnen in zwei Gruppen (vormittags und

nachmittags) durchgeführt. Er umfasst 6 Unterteile zu den Charakteristiken visuelles

Differenzieren- dynamisch und statisch, räumliches Vorstellungsvermögen,

Informationsverarbeitung - Text und Diagramme und allgemeine intellektuelle Fähigkeiten)

Für den 2. Teil werden 120 Bewerberinnen aufgeboten. Das Gesamtresultat aus dem 1. Teil

fliesst mit dem Gewicht eines einzelnen Prüfungspostens im 2. Teil in der Gesamtwertung für

die Selektion mit ein.

Teil 2: Einschlussverfahren – Prüfen mündlich-prakt ischer Kompetenzen

Der 2. Teil der Zulassungsprüfung besteht aus 2 Einzelprüfungen (Einzelgespräch,

Rollenspiel) und 2 Kleingruppenprüfungen (Bewegungsausdruck, Bewegungskoordination)

Er ähnelt in seiner Struktur einem Assessment-Center, bekannt im Bereich der Wirtschaft für

die Selektion von Führungspersönlichkeiten. (Neidig, R.D. & Neidig, P.J. 1984, Neubauer R, 2001, )

Beim Assessment-Center werden Kandidatengruppen von verschiedenen Experten (jeweils

2 pro Aufgabe) beim Lösen verschiedener für den Beruf repräsentativen Aufgaben

beobachtet.

Im 2. Teil der Prüfung trifft dies in verschiedener Hinsicht zu. Die Kandidatinnen absolvieren

die Prüfung teils einzeln, teils in Kleingruppen. Die gewünschten Kompetenzen sind in

verschiedenen Aufgaben verpackt und werden von verschiedenen Beurteilern (insgesamt 8)

nach definierten Kriterien bewertet. Dadurch entsteht ein repräsentatives Bild der

Kompetenzen einer Kandidatin.

3.2 Zuordungsmatrix

Mit dem Erstellen einer Zuordnungsmatrix (Schuler H. 1996) wird es möglich aufzuzeigen, in

welcher Prüfungssituation welche Kompetenzen die Grundlage der Beobachtung darstellen.

Das Erstellen dieser Matrix empfiehlt sich insbesondere um die verschiedenen

Beurteilungsdimensionen innerhalb der verschiedenen Prüfungsteilen untereinander zu

harmonisieren.

Wie bereits früher ausgeführt, ist die strenge Zuordnung der grundlegenden Fähigkeiten zur

Bewältigung einer Problemlösesituation in die vier eingangs beschriebenen Kompetenzfelder

nicht eindimensional möglich. Die gezeigte Leistung basiert immer auf zusätzlichen Anteilen

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aus andern Kompetenzfeldern. Sie ist überdies sowohl von den Kontextfaktoren der

Situation, wie auch von der Persönlichkeit der zu prüfenden Person und allenfalls weiteren

Interaktionspartnern abhängig. Daher wird die Wertung der prototypischen Situationen und

nicht die, der auf die Kompetenzen zugeordneten Quersummen, als Grundlage für den

Zulassungsentscheid verwendet.

Examensteil 1

Ana

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eit

Vis. Diskrimi-

nieren, dyn.

Vis. Diskrimi-

nieren, statisch

Infoverarbeitung

Text

Räuml.Vorstel-

lungsvermögen

Infoverarbeitung

Garfiken/Diagr.

Allg. kognitive

Fähigkeiten

Examensteil 2

Einzelgespräch

Rollenspiel

praktisch

Bewegungs-

koordination

Bewegungs-

ausdruck

Tabelle 3: Zuordnungsmatrix Prüfungsposten/Kompetenzen;

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3.3 Aufgaben, Kriterien und Kompetenzen

Im Folgenden werden die einzelnen Tests, die Beurteilungskriterien und deren

Kompetenzbezug kurz dargestellt. Die Dimensionen aus dem Feld Sozialkompetenz werden

im 2. Teil der Arbeit ausführlich diskutiert. Es wird an entsprechenden Stellen jeweils darauf

verwiesen.

Teil 1 - kognitiv - visuell

Die sechs Teilaufgaben im Teil 1 der Zulassungsprüfung sind alle als MC Aufgaben

konzipiert. Die Antwort ist jeweils eindeutig richtig oder falsch. Die Lösungszeit der einzelnen

Unterteile ist limitiert, so dass die erreichte Leistung über die Leistungsgeschwindigkeit

mitdefiniert ist. Kriterien bei allen Tests sind die Anzahl der richtigen Antworten.

Visuelles Diskriminieren, dynamisch

Mehrer Aufgaben, per Videoprojektion präsentiert. Pro Aufgabe müssen fünf Aussagen zu

einem Bewegungsablauf, oder zu zwei unterschiedlichen Bewegungsdurchführungen mit

richtig/falsch zu bewertet werden.

Kritische Kompetenzen: Beobachtungsfähigkeit

Visuelles Diskriminieren, statisch

Strukturmuster (Morphologische Bilder) werden vorgegeben, daneben stehen fünf

mögliche Teilausschnitte zur Ausweil. Einer davon entstammt der Vorlage.

Kritische Kompetenzen: Beobachtungsfähigkeit und Analyse- /Problemlösungsfähigkeit

.

Räumliches Vorstellungsvermögen

Objekte in einem Plexiglaswürfel sind von einer Seite betrachtet abgebildet. Es muss

herausgefunden werden, aus welcher Perspektive (von rechts, links, oben, unten oder

hinten) eine zweite Abbildung fotografiert wurde wird.

Kritische Kompetenzen: Beobachtungsfähigkeit und Analyse- /Problemlösungsfähigkeit

Informationsverarbeitung - Text

Aussagen zu Texten über Themen im Medizinisch- Naturwissenschaftlichen Bereich als

richtig oder falsch beurteilen.

Kritische Kompetenzen: Analyse- /Problemlösungsfähigkeit, Lernfähigkeit und Medizinisch-

Naturwissenschaftliches Interesse

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Infoverarbeitung - Grafiken und Diagramme

Aussagen zu Grafiken und Tabellen als richtig oder falsch beurteilen.

Kritische Kompetenzen: Beobachtungsfähigkeit und Analyse- /Problemlösungsfähigkeit,

Lernfähigkeit und Medizinisch-Naturwissenschaftliches Interesse

Allgemeine kognitive Fähigkeiten

Testteil aus kommerziellem Intelligenztest

Kritische Kompetenzen: Analyse- /Problemlösungsfähigkeit, Lernfähigkeit und

Planungsfähigkeit

Teil 2 – mündlich - praktisch

Für die vier einzelnen Aufgaben im Teil 2 der Zulassungsprüfung ist der Schritt der

Operationalisierung besonders wichtig. Erst dadurch wird ermöglicht, die Prüfungsaufgabe

für die jeweils zu prüfenden Kompetenzen exakt den Anforderungen entsprechend zu

konstruieren., die aus Berufs- oder Ausbildungssituationen entstehen.

Einzelgespräch – Mulitmodales Interview

Im Einzelgespräch wird jede Bewerberin von einem Physiotherapeuten und einer

Psychologin mit Weiterbildung zur Berufs- und Laufbahnberaterin gemeinsam interviewt.

Als Gesprächsform wird eine Annäherung an die Form des Multimodalen Interviews

gewählt. (Runde B. 2001, Schuler H. 2002). Dabei geht es darum, in einem standardisierten

Ablauf verschiedene Modalitäten zur Beurteilung der Kandidaten kombiniert einzusetzen.

Gesprächsablauf: Die Kandidatin wird nach einer kurzen Information über den

Prüfungsablauf gebeten, sich im Sinne der eigenen Eignung für den Beruf kurz

vorzustellen. Hierzu folgen einige Fragen zu den Modalitäten und Reflektion der

Berufswahl. Dabei können situativ offene Fragen aus dem Bewerbungsdossier gestellt

werden.

Es folgt eine biografische Frage zur Thematik „Belastendes Lebensereignis“. Anhand der

Reflektion über eine belastende Lebenssituation wird die reife Prädisposition zum Umgang

mit psychischer Belastung beurteilt. Dies aus der Überzeugung, dass ein bewusster

Umgang mit psychischer Belastung das Bewältigen von Belastungssituationen

wahrscheinlicher macht als oberflächliches Verdrängen.

Als dritter Abschnitt erfolgt im Sinne der Crittical Incident Methodik (Flanagan, J.C. 1954, Fivars,

G. 1973) die Präsentation einer typischen, physiotherapeutischen Problemsituation, welche

durch eine Störung im therapeutischen Klima geprägt ist. Die Bewerberin wird aufgefordert

hierzu darzustellen, wie sie vorgehen würde und wie sich die Situation entwickeln könnte.

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Kritische Kompetenzen: Interesse an der Arbeit mit Menschen, Kommunikationsfähigkeit,

Teamfähigkeit, Berufsmotivation (-Kenntnisse Berufsbild) und psychische Belastbarkeit

Beurteilungskriterien:

G1: Darstellen Berufswahl ; G2: Reflektion der eigenen Berufseignung; G3: Psychische

Belastbarkeit – Reflexionsfähigkeit; G4: Psychische Belastbarkeit – Umsetzen von

Lösungen; G5: Durchsetzungsvermögen (Vertreten eigener Ziele) G6: Einfühlungsvermögen

(Offenheit für andere Standpunkte) G7: Kommunikation; G8: Auftreten

Rollenspiel

Die Kandidatin erhält eine zweiteilige Aufgabe, die sie praktisch an einem simulierten

Patienten durchführen muss. Der erste Teil der Aufgabe besteht in der Aufforderung, am

Patienten eine praktische Manipulation (z.B. Bewegen sie den Ellbogen der Patientin in

allen möglichen Richtungen 10x durch) durchzuführen. Dabei wird insbesondere auf

manuell-taktile Kriterien geachtet. Beim zweiten Teil der Aufgabe kommt es zur Interaktion,

zwischen Kandidatin und simulierter Patientin. Diese zeigt ein Verhalten, welches eine

Intervention der Kandidatin im Sinne von „Führung übernehmen“ und „Geduld haben“

fordert. Der Test dauert 15 Minuten.

Kritische Kompetenzen: Kommunikationsfähigkeit, Teamfähigkeit (Führungsfähigkeit),

Interesse an der Arbeit mit Menschen, und manuelle Fähigkeiten

Beurteilungskriterien:

Ro1: Praktisches Geschick/Manuell-taktiler Kontakt; Ro2: Verbale

Ausdrucksfähigkeit/Kommunikation; Ro3: Führungs-/Durchsetzungsvermögen; Ro4: Geduld

und Ausdauer; Ro5 Selbstvertrauen

Bewegungskoordination

Dieser Test hat zwei Unterteile. Im ersten Teil besteht die Aufgabe darin, einen

Koordinationsparcours zu absolvieren. Im zweiten Teil geht es darum, eine vorgezeigte

Bewegungsfolge zu erlernen und danach selbständig zu reproduzieren. Nebst dem

sensomotorischen Leistungskriterium werden in diesem Test, welcher in Vierergruppen

absolviert wird, auch Dimensionen aus dem Bereich Sozialkompetenz beurteilt.

Der Test dauert 45 Minuten.

Kritische Kompetenzen: Sensomotorische Leistungsfähigkeit und Interesse an der Arbeit

mit Menschen

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Beurteilungskriterien:

Ko1: Koordinationsfähigkeit; Ko2: Sensomotorische Lernfähigkeit; Ko3: Geduld und

Ausdauer; Ko4: Freude und Offenheit

Bewegungsausdruck

Dieser Test wird wiederum in der Vierergruppe absolviert. Die Teilnehmer lösen

verschiedene Aufgaben in Einzel-, Zweier und Viererformation.

Die Aufgaben haben verbale, und nonverbale Bewegungs-, Berührungs- und

Kommunikationsanfordernisse. Der Test dauert 45 Minuten

Kritische Kompetenzen: Teamfähigkeit, Kommunikationsfähigkeit (nonverbal), Interesse an

der Arbeit mit Menschen, Sensomotorische Leistungsfähigkeit und Manuelle Fähigkeiten

Beurteilungskriterien:

Ba1: Sorgfalt der Berührung; Ba2: Stellung in der Gruppe/Selbstbehauptung; Ba3:

Kreativität; Ba4: Ausdrucksfähigkeit (Körperlich, nonverbal) Ba5: Respekt und

Wertschätzung; Ba6: Konzentration, Präsenz; Ba7: Allgemeiner Eindruck

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4 Eigungsvoraussetzung im Bereich Sozialkompetenz u nd

deren Überprüfung

4.1 Definition Sozialkompetenz

4.2 Sozialkompetenz - Bestimmungsfaktor der berufli chen Leistung

4.3 Überblick Prüfungsmethoden

4.4 Beurteilung der Sozialkompetenz innerhalb der

Zulassungsprüfung der Physiotherapieschule Bern

4.5 Analyse der Prüfungsresultate

Wie in allen Berufen, deren Kerntätigkeit auf der gezielten Interaktion mit Menschen in

Einzel- oder Gruppenform basiert, ist auch für die Physiotherapie die Sozialkompetenz ein

wichtiges, zu prüfendes Element im Eignungsprofil der Bewerberinnen. Dies umso mehr, als

die Grundlage zur Entwicklung von sozialkompetentem Verhalten in der Kindheit und Jugend

wesentlich geprägt wird (Weber, E. 1982), und insofern während der Berufsausbildung nur noch

beschränkt, vor allem hinsichtlich der berufstypischen Sozialisation beeinflusst werden kann.

Sozialkompetenz innerhalb einer Zulassungsprüfung objektiv und zuverlässig zu beurteilen,

stellt eine hohe Herausforderung an die Konzeption und die Durchführungsqualität des

Verfahrens dar. Diese wird zusätzlich anspruchsvoller, wenn nebst der qualitativen Aussage

zur Ausschlussselektion (‚Eignung – Nicht Eignung’) zusätzlich eine quantitative Aussage,

generiert wird, die für den Aufnahmeentscheid in eine Rangliste einfliesst. Dies ist

typischerweise in Situationen notwendig, in welchen mehr geeignete Bewerberinnen als

Ausbildungsplätze vorhanden sind, wie das in der Physiotherapieschule Bern seit Jahren der

Fall ist.

Um Sozialkompetenz valide prüfen zu können muss als erstes eine gründliche und explizite

Definition des zu prüfenden Konstruktes vorgenommen und ein Beschrieb der

berufsrelevanten Dimensionen aus diesem Konstrukt vorgelegt werden.

Für die Beurteilung wird das Augenmerk auf Merkmale mit beruflicher Relevanz als auch mit

einer einigermassen hohen anzunehmenden intrapersonellen Stabilität gelegt. Es muss

weiter plausibel dargestellt werden können, dass das Konstrukt als wesentlicher

Bestimmungsfaktor der beruflichen Leistung, im Kontext eines Ausbildungsbetriebes

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inklusive Lernleistung, zu betrachtet ist. Dabei ist nebst dem Konstrukt auch die Leistung

selbst sorgfältig zu definieren. (Hacker H. et al, 1998)

4.1 Definition Sozialkompetenz

Grundsätzlich lassen sich für die Definition zwei unterschiedliche Ansätze unterscheiden.

Der ascriptive Zugang, welcher sich seitens des beobachtbaren, erfolgreichen,

sozialkompetenten Verhaltens in der relevanten Situation annähert, oder der theorie

basierte Zugang , welcher aus psychologisch-theoretischer Sicht das Konstrukt inklusive

seiner Genese definiert. Aus beiden Sichtweisen können wertvolle Folgerungen für die

vorliegende Fragestellung der Überprüfung von Sozialkompetenz) abgeleitet werden.

In vielen Berufsfeldern (Management, Führung, Berufe des Sozial- und Gesundheits-

wesens) wird Sozialkompetenz als Schlüssel zum beruflichen Erfolg verstanden.

Entsprechend der Breite der Verwendung des Konstruktes sind auch die jeweiligen

Definitionen uneinheitlich. Wird im allgemeinen Verständnis der Schwerpunkt eher im

Bereich Rücksichtsnahme und Erkennen der Bedürfnisse anderer verstanden, so sind im

Bereich Führung und Management ebenso sehr die Aspekte Durchsetzungsvermögen

(Assertivität) und Soziale Akzeptanz des eigenen Verhaltens gemeint. Auch die überall

gepriesene Teamorientierung und Teamfähigkeit bildet einen zentralen Aspekt der

Sozialkompetenz.

Aus der anzutreffenden Breite des Definitionsbereichs lässt sich schliessen, dass von einem

ascriptiven, auf Verhaltensbeobachtung basierendem Zugang her, Sozialkompetenz nicht ein

für alle Berufsfelder einheitliches Konstrukt ist, sondern ein sich der Dynamik der jeweiligen

beruflichen Sozialisation entsprechendes Potential darstellt, welches sowohl kognitive als

auch nicht kognitive Anteile in sich verbindet und durch ein reifes, erfolgreiches

professionelles Verhalten seinen Ausdruck findet.

Im psychologisch theoretischen Konstrukt kann Sozialkompetenz als ein als Oberbegriff

verwendet werden, welcher sich in den drei Dimensionen perzeptiv-kognitiver Bereich,

motivational-emotionaler Bereich, und behavioraler Bereich reflektiert. (Kanning, U.P, 2002)

Page 33: Prüfen von Sozialkompetenz innerhalb Physiotherapieschule ... · In the second part of the examination, four verbal-practical tasks, testing specific interactive requirements, are

33

Die drei Dimensionen sozialer Kompetenz

Perzeptiv-kognitiv Motivational-emotional Behavioral

Selbstaufmerksamkeit Emotionale Stabilität Extraversion

Personenwahrnehmung Prosozialität Durchsetzungsfähigkeit

Perspektivenübernahme Wertepluralismus Handlungsflexibilität

Kontrollüberzeugungen Kommunikationsfertigkeiten

Entscheidungsfreudigkeit Konfliktverhalten

Wissen Selbststeuerung

Tabelle 4: Dimensionen sozialer Kompetenz (Kanning, U.P, 2002)

Obige Darstellung beschreibt, dass nebst dem beobachtbaren, sozialkompetenten Verhalten

in der Interaktion auch Dimensionen aus den Feldern der Selbstkompetenzen

(Selbststeuerung, Emotionale Stabilität, Selbstaufmerksamkeit, Kontrollüberzeugungen,...),

der Fachkompetenz (Wertepluralismus, Wissen…) und der Methodenkompetenz

(Perspektivenübernahme…) Bausteine des Konstruktes Sozialkompetenz darstellen.

Dadurch wird eine theoretische Grundlage gegeben, bei der Auswahl der Kriterien zur

Beurteilung von Sozialkompetenz in der Prüfungssituation gezielt breit zu bleiben und als

Indikatoren mehr als nur reine Verhaltensäusserungen bei zu ziehen.

Wie Sozialkompetenz in der alltäglichen, interaktionsreichen Situation letztlich die Grundlage

für die Gestaltung und Steuerung des eigenen Verhaltens bildet, kann an dem von Kanning

vorgeschlagenen Regelkreismodell verdeutlicht werden.

Soziale Kompetenzen

perzeptiv-kognitiv perzeptiv-kognitiv

emotional-motivational

Behavioral

Emotional-motivational

Perzeptiv-kognitiv

Abbildung. 1: Regelkreismodell für die Genese sozialkompetenten Verhaltens (Kanning, U.P. 2002)

Situationsanalyse

Eigene Ansprüche Ziele d. .soz.

Umwelt

Analyse der verhaltensoptionen

Generierung von Optionen

Antizipation der Konsequenzen im Hinblick

auf

Eigene soziale Ziele Umwelt

Umsetzung des Verhaltens

Skills

Evaluation

Konsequenzen für

Eigene soziale Ziele Umwelt

Page 34: Prüfen von Sozialkompetenz innerhalb Physiotherapieschule ... · In the second part of the examination, four verbal-practical tasks, testing specific interactive requirements, are

34

4.2 Sozialkompetenz - Bestimmungsfaktor der beruflic hen Leistung

Nebst der allgemein akzeptierten Meinung, dass soziale Kompetenz generell für Personal in

Gesundheitsberufen wichtig sei, liegen verschiedene Arbeiten speziell zur Physiotherapie

vor:

� In einer Schwedischen Analyse der wichtigsten Einflussfaktoren auf die Interaktion

zwischen Physiotherapeut und Patient wird resümiert: The expert PT’s believed that the

ability to activate patient’s own resources (=Motivationsfähigkeit) depended largely on the

interaction between Patients and PTs. Here, the therapeutic role of PTs and the ability to

show empathy, respect, warmth, really listening and being sensitive and intuitive in a

positive encounter, were seen as important. The quality of the interaction had a great effect

on patient outcome. (Gyllensten, L.A. et al. 1999)

� Dies geht einher mit dem Fazit aus der Erhebung von Baumgartner C. welche mittels

Umfrage bei Schweizer Patienten, Ärzten und Physiotherapeuten (n = 207) die subjektive

Gewichtung derjenigen Faktoren erhebt, die bewirken, dass ein Physiotherapeut als gut

empfunden wird. Die drei befragten Gruppen beschreiben einheitlich und in

übereinstimmender Reihenfolge nebst der fachlichen Kompetenz den ‚sympathischen

Umgang mit dem Patienten, Einfühlungsvermögen und Geduld, Angepasste

Patientenaufklärung bezüglich Ziel und Vorgehen, sowie Interesse und Engagement für

den Erfolg der Therapie als die wichtigsten Kriterien. (Baumgartner, C. 1996)

Wichtiger als die subjektive Einschätzung der Bedeutung sozial-kommunikativer Elemente

der Behandlung, wäre aber der Nachweis effektiver Unterschiede im Behandlungsoutcome

bei Therapeuten mit mehr oder weniger ausgeprägten sozialen Kompetenzen zu erheben.

� Ein Ansatz dazu findet sich bei Bie de, R, welcher im Rahmen einer RCT- Studie die

aspezifischen Effekte einer physiotherapeutischen Behandlung evaluiert, indem er eine

Ultraschallbehandlung resp. eine Placebo-Ultraschallbehandlung mit einer Kontrollgruppe

vergleicht. Er folgert aus seinen Resultaten, in welchen bei der Placebo Gruppe gegenüber

der Kontrollgruppe ein Behandlungseffekt nachgewiesen werden konnte, für eine

ausgewogene Beachtung sowohl der fachlichen Kompetenz (� spezifische Wirkung) als

auch der sozialen Kompetenz, als Auslöser der unspezifischen oder „Placebo“ Wirkung.

(de Bie, R. 1998)

Page 35: Prüfen von Sozialkompetenz innerhalb Physiotherapieschule ... · In the second part of the examination, four verbal-practical tasks, testing specific interactive requirements, are

35

4.3 Prüfungsmethoden

In der Zulassungspraxis zu Berufen im Gesundheitswesen ist bezüglich der zum Einsatz

kommenden Prüfungsmethoden eine grosse Heterogenität auszumachen. Die

verschiedenen Schulen haben bisher eine hohe Autonomie in der Gestaltung des

Zulassungsverfahrens. Es kann davon ausgegangen werden, dass auch in naher Zukunft

aufgrund der beschränkten Anzahl verfügbarer Ausbildungsplätze Zulassungsprüfungen in

Form von Eignungsabklärungen durchgeführt werden müssen.

Das bisherige Spektrum der verwendeten Methoden hierfür reicht von einem einzelnen

Aufnahmegespräch, bis zu mehrteiligen multimodalen Prüfungssettings. Eine genaue und

transparente Definition des Anforderungsprofils und der zu prüfenden Kriterien als Grundlage

für die Wahl oder Konstruktion des Prüfungsinstruments bleibt wie bereits erwähnt bisher

jedoch meist mangelhaft.

In vielen Verfahren werden verschiedene Formen von Gruppenarbeiten/ -diskussionen

verwendet, um Rückschlüsse auf die Sozialkompetenz oder Teamfähigkeit der

Bewerberinnen zu ziehen. Je nach Art der aus diesen Teilen generierten Aussagen muss

diese Prüfungsform, aufgrund der Unmöglichkeit die Prüfungssituationen für die einzelne

Bewerberin zu standardisieren, kritisch betrachtet werden. ( Bastians, F. & Runde, B. 2002)

Oft wird von Befürwortern der Gruppenaufgaben argumentiert, dass in der beruflichen Praxis

der kompetente Umgang mit einem breiten Spektrum an möglichen Persönlichkeiten als

Interaktionspartner relevant sei. Diese Argumentation ist inhaltlich gesehen richtig. Aus dem

formalen Aspekt der Objektivität ist es jedoch nicht zulässig, insbesondere bei quantitativen

Schlussfolgerungen aus den Gruppenaufgaben, den Schwierigkeitsgrad einer Prüfung durch

die Determinante ‚Charakter des Mitbewerbers’ zufällig prägen zu lassen.

Es bleibt höchst fraglich, ob aufgrund einer Gruppenleistung eine Einzelleistungsbeurteilung

vorgenommen werden kann.

Da das Konstrukt der Sozialkompetenz komplex und mehrdimensional ist, ist es hilfreich,

sich einerseits vor der eigentlichen Wahl der Prüfungsmethode resp. vor der Konstruktion

der Prüfungsaufgabe, die unterschiedlichen Faktoren, welche das Auftreten von

sozialkompetentem Verhalten determinieren bewusst zu machen. (s. Abb. 1) und

andererseits die Einflussgrössen verschiedener der Messebenen selbst zu reflektieren (Abb.

2). Innerhalb einer multimodalen Zulassungsprüfung, könnten grundsätzlich Beiträge zur

Beurteilung der Sozialkompetenz sowohl auf der Ebene der Verhaltensbeobachtung als auch

auf der Ebene der kognitiven Voraussetzungen (Informationsverarbeitung) angesiedelt

werden. Im hier beschriebenen Verfahren der ‚Zulassungsprüfung Physiotherapie’ wird

Page 36: Prüfen von Sozialkompetenz innerhalb Physiotherapieschule ... · In the second part of the examination, four verbal-practical tasks, testing specific interactive requirements, are

36

jedoch ausschliesslich die Verhaltensbeobachtung in entsprechenden Prüfungssituationen

verwendet.

Abbildung 2: Die Messung sozialer Kompetenzen – Einflussfaktoren (Dodge K.A. 1985)

Entsprechend den unterschiedlichen Ebenen aus obiger Abbildung, sind verschiedene

Verfahren zur Beurteilung der Sozialenkompetenz bekannt. Allen gemeinsam gilt als

Prämisse, dass vom gezeigten, oder vergangenen Verhalten einer Person auf künftiges

Verhalten geschlossen werden kann. (Schuler H. &. Funke U. 1986)

Im Paper-Pencil-Verfahren sind Fragebogen Beurteilungen (Selbst- u. Fremdbeurteilung)

bekannt. Als Interaktionsbeurteilung werden Rollenspiele verwendet (Fremdbeurteilung) oder

das Beurteilen von Situationen (Filmszenen/Multimedia) durch die Kandidaten selbst.

Schwierigkeit der Aufgabe (z.B. Aufnahme in einer Gruppe)

Sozial-determinierte Informationsverarbeitung Enkodierung/Interpretation Reaktionssuche/Reaktions-evaluation/Ausführung Selbstregulation

Gezeigtes Verhalten

Evaluation durch Andere (Eltern, Lehrer, Peers, etc )

Unbewusste Einflüsse (Ziele, Erwartungen, Erfahrungen, etc.)

Z.B. Goal Attainment Scaling (GAS) Self-competence Scale (Harter 1982) Motivationsmessungen

Z.B. Taxonomy of Problematic Social Situationes f. Children (Dodge et al. 1985)

Problemlösetest Rollenübernahme (CI) Empathietest Impulsivitätstest Intentionswahrnehmung

Verhaltensbeobachtung

Rating Scales

Messebenen Sozialer Kompetenzen und Einflussfaktore n (Dodge, K.A. 1985)

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Motowidlo et al. stellen 1990 Simulationsverfahren auf Basis von Fragebogen vor, welche

einen Bezug zur Problemlösefähigkeit in Situationen aufweisen. (Motowidlo, S.J. Dunnette, M.D. &

Carter, G.W. 1990)

Für einen Einsatz in der Eignungsdiagnostik werden Selbsteinschätzungen generell als nicht

geeignet betrachtet, da sie zu stark Reaktionstendenzen und Effekten der Selbstdarstellung

unterworfen sind. (Bastians, F. & Runde, B. 2002)

Für Gespräche innerhalb von Zulassungsverfahren bietet insbesondere das Multimodale

Interview einen empfehlenswerten Ansatz. Unter Berücksichtigung des Beurteilereinflusses

wird hier Sozialkompetenz als valide und reliabel erfassbar beschrieben. (Runde, B. 2001,

Schuler, H. 2002)

Komplexere Ansprüche stellen Rollenspiele als direktere Interaktionsbeurteilungen dar.

Während Bastians und Runde die Qualität solcher Tests aufgrund schlechter

Interraterreliabilität und schwieriger Standardisierbarkeit in Frage stellen, weisen McFall und

Marston bei ihrem Behavioral Role Play (McFall, R.M. & Marston, A.R, 1970) eine gute IR

Reliabilität von .73 - .93 aus. Der Einsatz von Rollenspielen in eignungsdiagnostischen

Situationen bleibt also umstritten. (Bastians, F. & Runde, B. 2002)

Es seien noch die Mikroanalysen erwähnt, bei welchen die Analyse einzelner

Verhaltensweise (versus Global Rating von allgemeineren Verhalten) betrachtet wird.

Mikroverhaltensweisen wie „Selbstberührungen“, „Anschauen beim Zuhören“, „Lächeln“...

lassen Rückschlüsse auf das Sozialverhalten zu. Die Häufigkeit und Dauer der

Verhaltensweisen scheinen ein gutes Mass darzustellen. Untrainierte Rater stimmten bei

Millbrook et al. sogar besser überein, als erfahrene Rater. (Millbrook, J.M. et al. 1986) Diese

Daten könnten als Grundlage für die Definition von Mikroverhaltensweisen als Indikatoren

z.B. während einem Multimodalen Interview verwendet werden.

4.4 Beurteilung von Sozialkompetenz innerhalb der Z ulassungsprüfung

der Physiotherapieschule Bern

Um die drei im Anforderungsprofil beschriebenen Dimensionen von Sozialkompetenz (S1:

Freude, Ausdauer und Geduld im Umgang mit Menschen, S2: Kommunikationsfähigkeiten

S3: Teamfähigkeit/Durchsetzungs- u. Einfühlungsvermögen) an der Zulassungsprüfung der

Physiotherapieschule Bern verhaltensnah zu beurteilen wurden diese sorgfältig in die vier

Posten des 2. Teiles der Prüfung integriert.

Das Verteilen der Beobachtungssituation auf alle vier Posten steigert auch die Validität des

Verfahrens insofern, als dass sozialkompetentes Verhalten immer an eine entsprechende

Page 38: Prüfen von Sozialkompetenz innerhalb Physiotherapieschule ... · In the second part of the examination, four verbal-practical tasks, testing specific interactive requirements, are

38

Situation gebunden ist. Stellvertretend für die Vielfalt des künftigen Ausbildungs- und

Berufsalltag absolvieren die Bewerberinnen vier verschiedene Situationen, welche ihrerseits

berufstypische Anforderungsteile beinhalten. Es gelingt so, eine facettenreiches Bild des

erhobenen Merkmals zu erhalten. Ebenso trägt die Beurteilung durch insgesamt 8 Experten

– pro Prüfungssituation deren 2 – zur erhöhten Zuverlässigkeit der Beurteilung bei.

Die Beurteilung der einzelnen Kriterien erfolgt als Teilkriterium der jeweiligen

Prüfungsaufgabe. Das relative Gewicht der Kriterien variiert je nach der Gesamtanzahl

gemessener Kriterien innerhalb des einzelnen Postens im Bereich von 1:2.

Da sozialkompetentes Verhalten immer nur einen Beitrag zum erfolgreichen Bewältigen

einer Situation mit Interaktionscharakter leistet, scheint es auch sinnvoller, für den

Aufnahmeentscheid jede Prüfungsaufgabe in ihrer Gesamtheit mit symmetrisch verteilter

Gewichtung zu bewerten, und nicht eine Quersumme der einzelnen Hauptkompetenzen aus

allen vier Prüfungsaufgaben zu errechnen.

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In folgender Tabelle sind die Prüfungsteile samt den jeweiligen Beurteilungskriterien , sowie

deren Zuordnung zur entsprechenden Dimension dargestellt. (Auszug aus Zuordnungsmatrix

Abschnitt 3.2)

Prüfungsteil

- Kriterien

S1 = Interesse

an Arbeit mit

Mitmenschen

(Freude, Ausdauer,

Geduld)

S2 =

Kommunika-

tionsfähigkeit

S3 =

Teamfähigkeit

(Duchsetzungs- und

Einfühlungsvermögen)

Gewicht im

Prüfungsteil

Einzelgespräch 1:2

Vertreten eigener Ziele X

Offenheit für andere

Standpunkte X

Treffende

Ausdrucksweise X

Gewinnendes Auftreten,

Aktivität X X

Rollenspiel, praktisch 3:5

Verbale Ausdrucks-

fähigkeit X

Führung, Durchsetzungs-

vermögen X

Geduld und Ausdauer X

Bewegungskoordination

Geduld und Ausdauer X 1:2

Freude und Offenheit X

Bewegungsausdruck

Stellung in Gruppe,

Selbstbehauptung X 4:7

Nonverbale

Kommunikation X

Respekt, Wertschätzung,

Umgangsformen X X

Konzentration, Präsenz,

Bereitschaft, Offenheit X

Tabelle 5: Zuordnung der Prüfungskriterien zu den drei Dimensionen „Sozialkompetenz“

Page 40: Prüfen von Sozialkompetenz innerhalb Physiotherapieschule ... · In the second part of the examination, four verbal-practical tasks, testing specific interactive requirements, are

40

4.5 Analyse der Prüfungsresultate

Aus der Analyse der Daten aus der Zulassungsprüfung interessieren vorerst

Aussagen zu folgenden Fragestellungen:

���� Sind die unterschiedlichen Kriterien von Sozialkompetenz innerhalb des einzelnen

Prüfungspostens voneinander unabhängig? (nicht bestätigt)

� Werden in den verschiedenen Prüfungsaufgaben unabhängige Anteile von

Sozialkompetenz beurteilt? (bestätigt)

� Kann die Beurteilung von Sozialkompetenz als übergeordnetes Konstrukt unterstützt

werden? (bestätigt)

� Können die drei Unterdimensionen von Sozialkompetenz aufgrund der Daten bestätigt

werden? (nicht bestätigt)

Analyse der Resultate aus der Zulassungsprüfung:

Die Gesamtheit der Korrelationen aller Items von Sozialkompetenz untereinander liegt im

Bereich von -0.1 bis 0.8. (Korrelationen mit Excel für Office XP)

Es lassen sich deutlich zwei verschiedene Bereiche unterteilen: (s. Abb. unten)

���� Korrelationen von SK-Items innerhalb ein und demse lben Prüfungsposten

(intra) bewegen sich im Bereich von 0.3 – 0.8 (Median 0.55)

Diese für die Charakteristik der gemessenen Aufgabe eher hohe Korrelation legt die

Interpretation nahe, dass sich innerhalb ein und derselben (kurzen Prüfungs-) Situation

das beurteilte Verhalten nur bedingt in unabhängige Teilaspekte von Sozialkompetenz

differenzieren lässt, also eine geringe diskriminante Validität vorliegt (Schuler, H. 1996).

Sozialkompetenz versteht sich entsprechend seiner Definition und theoretischen

Grundlage als das Potential, welches einer Person ermöglicht situationsgerechtes,

sozial akzeptiertes und erfolgreiches Verhalten zu zeigen. Dieses ist als Synthese in

Form adäquater verbaler und/oder nonverbaler Kommunikation gegenüber dem

Interaktionspartner zu verstehen. Die Verhaltensbeobachtung misst also ganzheitlich

auf der Ebene des Outputs, und erklärt die geringe differenzierte Wertung der

einzelnen Kriterien.

���� Korrelationen der SK-Items zwischen den verschiede nen Prüfungsposten

(inter) bewegen sich im Bereich von -0.1 bis 0.4 (Median 0.1).

Statistisch sind die verglichenen Items also voneinander unabhängig. Der Grossteil der

Korrelationen ist im leicht positiven Bereich, was vorsichtig als Tendenz gedeutet wird,

dass die Items einem gemeinsamen übergreifenden Konstrukt (Sozialkompetenz)

zugeordnet werden können. Die statistische Unabhängigkeit der Items kann aber auch

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als Bestätigung betrachtet werden, dass das selbe Kriterium in den unterschiedlichen,

für den Beruf typischen Prüfungssituationen, eine andere Ausprägung mit einer andern

Wirkungsstärke auf das sozialkompetente Verhalten hat. (Sackett, P.R. & Dreher, G.F. 1982,

Eva, K.W. et al. 1998, Eva, K.W, 2003). Die verschiedenen Prüfungssituationen lassen in ihrer

Kombination ein sinnvolles und legitimes Mass für Sozialkompetenz erheben. Die

Forderung nach multimodaler Messung in der Eignungsdiagnostik (Schuler und Schmidt,

1987) auch zur Sicherstellung der beruflichen Repräsentativität (Neidig u. Neidig, 1984) wird

vom Prüfungsdesign als auch von der Datenlage her bestätigt. Die Berufsbezogenheit

wird durch die verschiedenen berufstypischen Prüfungsaufgaben stark erhöht

Korrelationen der Items (-.1 - .8) und deren Häufig keit (0 - 29)

0

5

10

15

20

25

30

35

-0.1 0 0.1 0.2 0.3 0.4 0.5 0.6 0.7 0.8

Intra

Inter

Abbildung 3: Vergleich Häufigkeit der Korrelationen. (Inter/Intra)

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Im nächsten Schritt betrachte ich die Beziehung der drei Dimensionen „Interesse an Arbeit

mit Menschen (S1)“, „Kommunikationsfähigkeit (S2)“ und „Teamfähigkeit (Einfühlungs-,

Durchsetzungsvermögen) (S3)“ untereinander:

Es finden sich folgende Korrelationen:

S1:S2 � r = 0.6

S1:S3 � r = 0.6

S2:S3 � r = 0.7

� Die Korrelationen aller nicht aus demselben Prüfungsposten stammenden

Einzelitems bewegen sich im Bereich von r = -0.1 bis 0.4, die Teilmenge derjenigen,

welche innerhalb einer Dimension (S1 – S3) zugeordnet sind, weisen keine negative

Korrelation auf und bewegen sich in der Höhe von r = 0 bis 0.2.

Die beste Korrelationen zweier Items verschiedener Posten, findet sich aber

ausserhalb einer Dimensionen S1 – S3. Dies ist die Beziehung zwischen „Freude und

Offenheit“ im Test Bewegungskoordination (KO4)“ mit „Stellung in der

Gruppe/Selbstbehauptung im Test Bewegungsausdruck (BA2)“ r = 0.4 Dieses

Ergebnis könnte eventuell mit einem gemeinsamen, die Beuteilung beeinflussenden

Wirkungsfaktor (z.B. Persönlichkeitsfaktor Extraversion) erklärt werden. Dieser wird in

der Analyse von Barmettlen und Graber als diskriminierender Faktor zwischen

erfolgreichen und nicht erfolgreichen Prüfungskandidatinnen bei einer Physiotherapie

Zulassungsprüfung mit ähnlichem Design identifiziert (Barmettlen, S. und Graber, S, 2000)

� Die Differenzierung der drei unterschiedlichen Dimensio nen von

Sozialkompetenz kann aufgrund dieser Analyse nicht bestätigt werden. Einerseits

weisen die aus den einzelnen Items aggregierten Dimensionen untereinander eine

relativ hohe Abhängigkeit auf (r = .6 - .7), andererseits sind die Korrelationen der zu

einer Dimension aggregierten Items (r(m) = .09) untereinander nicht besser, als

diejenige zu den Items ausserhalb der jeweiligen Dimension (r(m) = 0.1)

Die recht deutliche Korrelation von S1 – S3 (0.6 – 0.7) kann aber für deren Zuordnung

zum übergeordneten Konstrukt „Sozialkompetenz“ gewertet werden.

� Unabhängig von der Zuordnung zu den Dimensionen (S1- S3) von Sozialkompetenz

korreliert die Summe der SK-Items einer einzelnen Testsituation mit der Summe

aller übrigen SK-Items im Bereich von r = .18 – .21. Am stärksten ist in dieser

Berechnung die Korrelation von Bewegungsausdruck und Bewegungskoordination (r =

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.21) mit der Summe aller übrigen SK-Items, am schwächsten diejenige des

Rollenspiels. (s. Anhang 3 Daten EA 05 Korrelationen Sozialkompetenz)

Eventuell könnte dies als Tendenz gedeutet werden, dass beim Rollenspiel, welches

die berufstypischste Situation an der Zulassungsprüfung darstellt, ein anderer Faktor

die Beurteilung mitprägt, als bei den übrigen Prüfungsteilen. Diese Interpretation passt

zum Ergebnis der Faktorenanalyse (s. Abs 5.6), bei welcher sich als Faktor mit dem

drittstärksten Gewicht für die Varianz der Ergebnisse die SK-Kriterien im Rollenspiel

(negativ gepolt mit dem IPS Wert für „Selbstbehauptung“) ergeben.

Die Summe aller SK-Items korreliert mit r = .94 deutlich mit dem Gesamtresultat des 2.

Teils der Zulassungsprüfung. Die Summe aller übrigen Testitems steht mit r = .95 noch in

einer leicht stärkeren Bindung an das Gesamtresultat.

Die Beziehung der SK-Items zu den übrigen Testitems ist mit r = .77 ebenfalls in einem

hohen Bereich und bestätigt so, dass sozialkompetentes Verhalten und der grundsätzlich

kompetente Umgang mit einer anforderungsreichen Prüfungssituation in einer deutlichen

gegenseitigen Abhängigkeit stehen.

Da die Prüfungsteile des 2. Teils abgesehen vom Test Bewegungskoordination allesamt aus

Interaktionssituationen bestanden, liegt es auf der Hand, dass sozialkompetentes Verhalten

die Grundlage zum Erfolg bietet. Es ist evident, dass in Interaktionssituationen die besten

Voraussetzungen im Bereich fachlicher und methodischer Kompetenzen, ohne

kommunikative Fähigkeiten, nicht erfolgreich umgesetzt werden können.

Hinsichtlich dessen, dass der Kern der zukünftigen Berufstätigkeit als Physiotherapeutin in

der direkten Interaktion mit dem Patienten besteht, ist diese Abhängigkeit der Ergebnisse

nicht störend. (Die grösste Fachkompetenz nützt nichts, wenn der Patient nicht zur Mitarbeit

motiviert werden kann.)

Insgesamt bietet die Betrachtung der Daten Raum für folgende Interpretationen:

� Es ist wahrscheinlich, dass die einzelne Beurteilung der SK, abgesehen von der

Charakteristik der einzelnen Kandidatin, sowohl von der jeweiligen Prüfungssituation,

als auch von der Person des jeweiligen Beurteilers abhängt.

� Es ist denkbar, dass die Indikatoren zur Beurteilung der SK-Items, aufgrund ihrer

Situations- und Kriteriumsspezifität so formuliert sind, dass die in den unterschiedlichen

Situationen beobachteten Verhaltensmerkmale zu voneinander unabhängigen

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Wertungen führen. (Dafür sprechen die gleichmässig relativ tiefen und doch insgesamt

durchwegs positiven Korrelationswerte)

� Die Differenzierung in die drei Dimensionen der Sozialkompetenz (S1: Interesse an

Arbeit mit Menschen, S2: Kommunikationsfähigkeiten; S3: Teamfähigkeit) ist dienlich

für die Definition von Kriterien und Indikatoren innerhalb der einzelnen

Prüfungsaufgaben.

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5 Diskussion der Gütekriterien des beschriebenen Ve rfahrens

5.1 Objektivität

5.2 Reliabilität

5.3 Validität

5.4 Gegenüberstellung der IPS Werte (Inventar zur

Persönlichkeitsdiagnostik in Situationen) und der D imensionen

des Kompetenzfeldes „Sozialkompetenz“

5.5 Überlegungen zur Übertragbarkeit der prototypis chen IPS

Situationen auf die Zulassungsprüfung

5.6 Resultate der Faktorenanalyse

5.1 Objektivität

Unter Objektivität bei der Beurteilung von Sozialkompetenz wird verstanden, ob die Messung

unabhängig von inneren und äusseren Verfälschungen erfolgt.

Eine inneren Verfälschung besteht darin, dass die durch den erhobenen Messwert generierte

Aussage aufgrund einer Messsituation generiert wird, welche der beurteilten Person zuwenig

Möglichkeit bietet, das gewünschte Merkmal zu demonstrieren.

Die Prüfungssituation, während welcher, in einer für die Kandidatin fremden, unbekannten

und stressbeladenen Situation, die für ihre berufliche Zukunft entscheidende Leistung

beurteilt wird, bietet in dieser Hinsicht ein gewisses Potential für innere Verfälschungen.

Ausserdem kann nur eine Aussage über, durch eine relativ kurze Prüfungssituation

generiertes, soziales Verhalten gemacht werden. Auch das Verhalten von stark

prüfungsstressempfindlichen Kandidatinnen kann nur bedingt auf die Normalsituation der

Ausbildung, resp. späteren Berufstätigkeit übertragen werden.

Diesen Verfälschungsgefahren muss bewusst begegnet werden, z.B. durch eine der

Situation angepassten Art der Prüfungsführung. Diese muss unter anderem die

transparente Information über den Prüfungsablauf, das Wohlbefinden und die

Stressreduktion der Kandidaten zum Ziel haben. In dieser Hinsicht wurde das hier

beschriebene Verfahren bewusst gestaltet. Nebst klaren Informationen über den

Prüfungsablauf, wurde versucht, auf die verschiedenen antizipierten Bedürfnisse der

Kandidatinnen Rücksicht zu nehmen. Die Kandidatinnen wurden in kleinen Gruppen

(jeweils 3-4 Personen) zur Prüfung begrüsst und für allfällige Fragen standen jederzeit

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Ansprechpersonen zur Verfügung. Ausserdem wurden längere Wartezeiten vermieden

sowie auch die Art und Weise der Kommunikation der Prüfungsergebnisse mit

Rückfragemöglichkeiten angekündet. Die Beurteilungskriterien wurden nur im Überblick

dargestellt, da durch zu detaillierte Darstellung die Tendenz unterstützt werden könnte, das

eigene unverfälschte Verhalten zu sehr nach einem sozial erwünschten Verhalten zu

modulieren.

Als typisches Beispiel äusserer Verfälschung versteht sich ein aus der Subjektivität des

einzelnen Experten entstehender Beurteilungsfehler.

Dem wird im dargestellten Verfahren dadurch begegnet, dass bei der Beurteilung von

Sozialkompetenz insgesamt acht Experten, resp. pro Prüfungssituation deren zwei die

Beurteilung vornahmen. Weiter wurden entsprechende Indikatoren der Beurteilung genau

definiert, sowie die Prüfungsabläufe gut standardisiert. So stand beispielsweise für die 30-

minütigen Einzelgespräche ein klar vorgegebener Gesprächsablauf, mit einem Leitfaden

zur Beurteilung zur Verfügung, in welchem mögliche Gesprächsverläufe und

entsprechende Verhaltensweisen der Kandidatinnen, mit entsprechender Wertung definiert

waren. Innerhalb der Gespräche bestand aufgrund dieser Standardisierung nur ein

geringer Spielraum (ca. 3-4’ für individualisierte Rückfragen zum eingereichten

Bewerberdossier, was teilweise seitens der Prüfer als Einschränkung empfunden wurde).

Besondere Beachtung verdient die allfällige Durchführung von Gruppenaufgaben. Es ist

anzustreben, dass diese – falls überhaupt verwendet – für alle Kandidatinnen gleich zu

Beginn der Prüfung stattfindet. So kann die Verfälschung durch eine während dem

Andauern der gesamten Prüfung sich entwickelnden positiven oder negativen

Gruppendynamik, mit entsprechender Auswirkung auf die Leistungsfähigkeit innerhalb

dieser Gruppe, vorgebeugt werden. Generell bietet die Beurteilung von sozialkompetentem

Verhalten innerhalb von Gruppenaufgaben (in unserer Prüfung vor allem im Teil

Bewegungsausdruck), bei welcher jeweils die zufällige Konstitutionen der in einer Gruppe

eingeteilten Mitbewerberinnen einen wesentlichen Beitrag zum Schwierigkeitsgrad der

Aufgabe beiträgt, eine weiter Quelle äusserer Verfälschung. Wenn in einer Prüfung

Gruppenaufgaben überhaupt zur Beurteilung von Einzelleistungen verwendet werden

sollen, so muss dieser Schwierigkeit mit äusserster Sorgfalt begegnet werden.

Der Beleg für die oft gehörte Argumentation, dass erfahrene Experten die Auswirkung

unterschiedlicher Gruppenkonstitutionen ausgleichend berücksichtigen können und so eine

Vergleichbarkeit aller Teilnehmer verschiedener Prüfungsgruppen untereinander

gewährleistet werden kann, ist noch zu erbringen.

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5.2 Reliabilität

Aufgrund dessen, dass die Beurteilung der Sozialkompetenz durch acht Prüfer in vier

unterschiedlichen Situationen vorgenommen worden ist, darf, trotz erwartungsgemässer

tiefer Inter-Rater Reliabilität der Einzelbeurteilung, die Zuverlässigkeit der Gesamtaussage

als gegeben betrachtet werden. Sie könnte insbesondere durch zusätzliche

Beobachtungssituationen weiter verbessert werden.

Die Korrelation der zu S1 – S3 aggregierten Items untereinander (.6 - .7) kann, als eine Art

„interne Konsistenz“ verstanden, als eine für den Anwendungsbereich akzeptable

Interraterreliabilität diskutiert werden.

5.3 Validität

Aufgrund der in Abschnitt 4.2 „Sozialkompetenz – Bestimmungsfaktor der beruflichen

Leistung“ dargestellten Resultate und der Tatsache, dass „Sozialkompetenz“ innerhalb des

Anforderungsprofils einen unbestrittenen Platz einnimmt, darf die inhaltliche Bedeutsamkeit

des Konstruktes als gesichert betrachtet werden.

Der beste Beleg für die Validität der erhobenen Daten wäre, deren prognostische

Aussagekraft belegen zu können. Entsprechende Daten sind jedoch nicht verfügbar.

Ausserdem sind, wie oben bereits dargestellt, nebst der Sozialkompetenz weitere

Einflussfaktoren (Persönlichkeitsfaktoren, Motivationsfaktoren, ….) im Laufe der beruflichen

Ausbildung wirksam, die zu besserem oder schlechterem Ausbildungsverläufen beitragen.

Die Vorgehensweise, durch Operationalisierung in berufstypische/-ähnliche Situationen die

auf Sozialkompetenz basierende Verhaltensäusserung zu beurteilen, stellt ebenfalls eine

Grundlage für eine gute Validität dar. (Dies trifft in unserem Fall am deutlichsten für das

Rollenspiel und den Teil Bewegungskoordination zu. Gesprächsführung ist bezogen auf die

verlangten kommunikativen Fähigkeiten auch eine Standardsituation, jedoch nicht in der

Form eines multimodalen Interviews. Der Prüfungsteil mit den wenigsten berufstypischen

Anteilen ist der Teil Bewegungsausdruck. Aus diesen Überlegungen wird angestrebt, diesen

Prüfungsteil zu überarbeiten.)

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5.4 Gegenüberstellung IPS und Dimensionen des Kompe tenzfeldes

„Sozialkompetenz“ der Zulassungsprüfung

Es wurde versucht, zusätzliche Aussagen zur Validität des Verfahrens aus der

Gegenüberstellung von dem an der Zulassungsprüfung erhobene Mass an Sozialkompetenz

mit den Ergebnissen einer Befragung mittels Fragebogen abzuleiten. Mit dem „Inventar zur

Persönlichkeitsdiagnostik in Situationen, IPS“ wird ein überprüftes Testinstrument, welches

zu verschiedenen Kriterien innerhalb des Bereichs sozial-kommunikativer Kompetenzen, in

der Form einer Selbsteinschätzung Aussagen ermöglicht verwendet. (s. Anhang 4)

Der Fragebogen ist einfach und ohne allzu grossen Zeitaufwand auszufüllen. Er wurde den

Kandidatinnen des 2. Prüfungsteils am letzten Prüfungsposten verteilt. Diese haben ihn

direkt im Anschluss an die Prüfung ausgefüllt, mit einem Zeitaufwand von 15 – 20’. Es wurde

sichergestellt und mehrfach mündlich, wie auch schriftlich informiert, dass die Aussagen des

Fragebogens keinen Einfluss auf das Resultat der Zulassungsprüfung haben. Von 100

verteilten Fragebogen konnten 87 ausgewertet werden. 13 Fragebogen wurden in die

Auswertung nicht einbezogen, da nicht alle Fragen vollständig beantwortet worden sind.

Die Auswertung des Fragebogens erlaubt es die verschiedenen IPS - Skalenwerte mit den

Prüfungsitems für Sozialkompetenz zu vergleichen. Ebenso wurde eine Faktorenanalyse

durchgeführt, um weitere gemeinsame Faktoren zwischen Prüfungs- und IPS- Items zu

identifizieren.

Ausserdem lassen sich Rückschlüsse zu den Persönlichkeitsprofilen ziehen, welche

ausserhalb dieser Arbeit in zweierlei Hinsicht interessant sind. Erstens erlauben sie einen

Vergleich mit den Resultaten von Barmettlen & Graber (2000), welche mittels FPI-R

Persönlichkeitsprofile ermittelten und erfolgreiche mit nicht erfolgreichen Absolventen der

Zulassungsprüfung verglichen. Zweitens ist es hinsichtlich des Erkennens von

Risikocharakteristiken von Interesse zu sehen, wie die Verteilung der Persönlichkeitsprofile

aussieht. (z.B. mehr ausgewogene Profile in den besseren Rangplätzen, Identifikation von

Profilen mit Interventionsbedarf)

Die Verwendung des IPS wird folgendermassen begründet:

�Der Test ist für den passenden Erwachsenenbereich (Personen im Ausbildungs- und

Arbeitverhältnis, 18 – 63J) konzipiert und normiert und wird insbesondere für

Berufsgruppen vorgeschlagen, die durch ein höheres Mass psychosozialer

Beanspruchung gekennzeichnet sind.

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49

�Der Test steht auf einer gut fundierten Basis und weist eine klare Faktorenstruktur

mit einer eindeutigen inhaltlichen Zuordnung der Items aus (Schaarschmidt, U. & Fischer

A.W., 1999)

�Er verlangt eine Selbsteinschätzung zum wahrscheinlichen Verhalten und Erleben in

Situationen, die als Prototypen für wesentliche Lebensanforderungen gelten können.

Es werden insgesamt 80 Items erhoben, die im weiteren als Grundlage der

Profilbildung in den Bereichen sozial-kommunikatives Verhalten, Leistungsverhalten

und Gesundheits-/Erholungsverhalten verwendet werden.

�Die Aussagen zum sozial-kommunikativen Verhalten, Leistungsverhalten und

Gesundheits- u. Erholungsverhalten werden auf einer 4-Stufigen Skala mit „stimmt

genau – stimmt eher schon – stimmt eher nicht – stimmt gar nicht“ bewertet. Zusätzlich

wird pro Situation in einer 5-stufigen Skala von (sehr zufrieden – sehr unzufrieden) ein

Zufriedenheitsrating mit dem deklarierten Verhaltensmuster abgegeben.

Für die Auswertung des Tests errechnen sich Werte für 15 Skalen, sechs davon im

sozial-kommunikativen Verhalten (A1 Aktivität in vertrauter kommunikativer Situation, A2

Selbstbehauptung bei Kommunikationserfordernis, A3 Konfrontationstendenz in sozialer Konfliktsituation,

A4 Durchsetzung in einer Führungsrolle, A5 Rücksichtnahme bei sozialer Verantwortung, A6

Empfindlichkeit bei sozialer Frustration)

�Der Schwerpunkt der Testauswertung liegt in der Bildung von Persönlichkeits-

profilen. Insbesondere können Profile mit und ohne Interventionsbedarf unterschieden

werden, was eine weitere Verwendungsmöglichkeit ausserhalb dem in dieser Arbeit

vorgesehenen Rahmen ergibt.

�Die Zuverlässigkeit wird mit einer guten internen Konsistent (Cronbach α .71 – .91)

dokumentiert. Die Test / Retest/ Reliabilitaet ist mit.70 - .88 für diesen

Anwendungsbereich ebenfalls zufrieden stellend.

Weitere Gründe für den Entscheid zu diesem Test liegen in der einfachen Anwendbarkeit,

dem relativ geringen Zeitaufwand (aufgrund der eher geringen Fragezahl) und darin, dass

eine Anwendung desselben Tests in andern Teilschulen des Ausbildungszentrums

Synergien ermöglichte.

Die drei am meisten genannten Dimensionen aus dem Anforderungsprofil Physiotherapie,

welche dem Feld Sozialkompetenz zugeordnet werden, sind:

S1 = Interesse am Mitmenschen,

S2 = Kommunikations- und Kontaktfähigkeit

S3 = Teamfähigkeit

Für die Zulassungsprüfung wurden die Resultate im Sinne des Abschneidens innerhalb

jeweils einer Prüfungssituation berechnet. Die der Sozialkompetenz zugeordneten Kriterien

wurden in jeweils mehreren Prüfungssituationen pro Kriterium beurteilt. (Zuordnung s. Abschn.

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4.4 ) Für die Berechnung der Korrelation werden aus diesen zumindest in der Konstruktion

jeweils unabhängigen Kriterien der einzelnen Teilaufgaben nun Quersummen für die

Dimensionen S1- S3 gebildet, welche in dieser Form während der Prüfung selbst nicht

verwendet worden sind.

In untenstehender Tabelle werden die Korrelationen zwischen den IPS Skalenwerten und

den Prüfungsdimension S1-S3 dargestellt. Die dunkel gefärbten Felder drücken dabei

diejenigen Bereiche aus, in welchen eine eher höhere Korrelation zwischen IPS

Skalenwerten und den am EA 05 erreichten Punkten erwartet wurde. Bei den hell gefärbten

Feldern wurde eine zumindest noch positive Korrelation erwartet, während in den nicht

gefärbten Feldern keine Hypothese formuliert wurde, also statistische Unabhängigkeit

erwartet wird.

Zwischen den IPS-Werten für Konfrontationstendenz (A3), Empfindlichkeit (A6),

Beharrungstendenz (B2) und den EA Dimensionen S1 und S3 wird eine negative Korrelation

erwartet.

Die Erwartung, dass sich diese Zuordnungen darstellen lassen, wurde allerdings bereits

durch die Analyse der Resultate der Zulassungsprüfung (s. Abschn. 4), welche die

Differenzierung in die drei Felder S1-S3 nicht stützt, gedämpft. Die gesamthaft tiefen

Korrelationen bestätigen diese Ausgangslage. Die erwartete negative Beziehung zwischen

A3, A6, B2 und S1/S3 stellt sich einzig in einer nicht signifikanten Tendenz zwischen A6/S3

und B2/S3 dar.

IPS Dimension Sozialkompetenzen Operationalisierung

Physiotherapie

S1 S2 S3 Sozial-kommunikatives Verhalten

A1 Aktivität in vertrauter

Situation

Lebhaft, aufgeschlossen, gesellig

.074* .078 .051 Lebhaftigkeit, Aufgeschlossenheit und

Geselligkeit. Indikatoren für Freude am

Menschen und Basis für Teamfähigkeit

A2 Selbstbehauptung

Kommunikativ geschickt, aktiv,

kontaktfreudig

-.087* .041 .031 Deutlich für Kommunikationsfähigkeit.

Kontaktfreudig als Indikator für Freude am

Mitmenschen

A3 Konfrontationstendenz

Beherrscht, nachgiebig, friedfertig

.082* .129 .034 Negativ-Indikator für Teamfähigkeit;

(beherrscht, schlichtend (friedfertig) auch

Basis für Kommunikationsfähigkeiten

A4 Durchsetzung – Führerrolle

Bestimmend, entschieden

-.111* .071 .086 Voraussetzung professionelle Rolle im Team

mit Patienten.

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A5 Rücksichtsnahme

Rücksichts- und verständnisvoll

kooperativ

.057* .206 .053 Ausgesprochen für Teamfähigkeit, ebenso

Grundlage Freude und Ausdauer mit

Mitmensch

A6 Empfindlichkeit soz. Frustrat.

Emotional stabil, gefasst, sachorientiert

.011* -.009 -.156 In professioneller Rolle ist entsprechender

Indikator Basis für Ausdauer in Beziehung zu

Mitmensch und Patient (Team)

Leistungsverhalten

B1 Engagement hohe Leistung

Leistungsbereit, zupackend

.016* .093 .097 Indirekter Indikator für gute Teamfähigkeit

(Leistungsträger, zielorientiert, gibt Impulse)

B2 Beharrungstendenz

Veränderungsbereit, offen, erwartungsvoll

.032* .030 -.104 Negativ Indikator für notwendige Flexibilität

für Beziehung zu verschiedenen

Menschentypen und Mechanismen in Teams.

B3 Stabilität bei Stress

Stabil, widerstandsfähig, robust

-.161* -.092 -.028 Die Sicherheit und Qualität der beruflichen

Leistung muss auch in stressigen Situationen

konstant gut bleiben. Ein gewisses Mass an

Frustrationstoleranz wird in verschiedenen

Arbeitsteams benötigt.

B4 Selbstvertrauen b. Prüfung

Selbstsicher, gelassen, stabil

-.142* -.189 -.009 Basis für offene, transparente, direkte und

ehrliche Kommunikation.

B5 Karriere- und

Risikobereitschaft

Risikobereit, beherzt, ehrgeizig

-.026* .012 .156 Ausgesprochene Teamfähigkeit. Leadership.

Kann sich exponieren, Risiko eingehen, will

Erfolg!

B6 Optimismus

Zuversichtlich, schwungvoll,

leistungsbereit

.092* .086 .152

Grundlage für Ausdauer und Freude am

Mitmenschen

Gesundheits- und Erholungsverhalten

C1 Entspannungsfähigkeit

Entspannungs-, aktivierungs- und

genussfähig

.070* .118 .218

C2 Aktives Erholungsverhalten

Aktiv, intensiv erholungssuchend

.075* .176 .154

C3 Gesundheitsfürsorge

Verantwortungsbewusst, vorsichtig,

selbstdiszipliniert

.018* .073 .112

Die drei Indikatoren des Bereiches

Gesundheits- und Erholungsverhalten sind

Grundlage für Vorbeugung von Burn-Outs

und garantieren längerfristig Freude an

Auseinandersetzung mit Mitmensch.

Beziehungen mit Patienten.

Ebenfalls wichtiger Aspekt bezüglich Role-

Model (Teamfähigkeit)

Tabelle 6: Korrelationen zwischen den IPS Skalenwerten und den Prüfungsdimension S1-S3. Gepunkteter Kreis: Erwartete, (nicht signifikante) negative Tendenz zwischen A6/S3 und B2/S3.

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5.5 Überlegungen zur Übertragbarkeit der prototypis chen IPS Situationen auf die Zulassungsprüfung Die mit dem IPS erhobenen Werte basieren auf einer Selbsteinschätzung von Situationen,

welche naturgemäss nur beschränkt im Design unserer Zulassungsprüfung reproduzierbar

sind. Z.B. ist es kaum möglich an der Zulassungsprüfung das Kommunikationsverhalten in

einer geselligen Runde mit Freunden und Bekannten (IPS Situation 1) zu beobachten und zu

beurteilen. Die Gegenüberstellung kann daher nur im übertragenen Sinn verstanden werden.

Im obigen Beispiel, (IPS 1) könnte eine analoge Charakteristik im Verhalten der Kandidatin in

der Prüfungsgruppe und gegenüber den Expertinnen während dem Prüfungsteil

Bewegungskoordination, zwischen den einzelnen Koordinationstests, in scheinbar

unbewerteten Momenten am ehesten vermutet werden. (Ko 4: Freude und Offenheit).

In untenstehender Tabelle ist dargestellt, welche Indikatoren des IPS Fragebogens den

jeweiligen Skalenwert prägen (links positiv, rechts negativ). In der mittleren Spalte wird die

Zuordnung zum am besten geeigneten Prüfungsteil der Zulassungsprüfung dargestellt.

Es stellt sich dar, dass am meisten ähnliche Charakteristik im Prüfungsteil des Rollenspiels

erwartet werden kann.

Dies passt teilweise mit dem Resultat aus der Faktorenanalyse zusammen, bei welcher die

einzigen Items der Zulassungsprüfung, welche mit einem IPS Wert (Selbstbehauptung)

einem gemeinsamen Faktor zugeordnet werden können, aus dem Rollenspiel stammen.

Sozialkompetenz (Sozial-kommunikatives Verhalten)

A1 (Aktivität) In geselliger Runde mit Freunden und Bekannten (Situation 1)

Gesprächig

Ausgelassen und vergnügt plaudern

Voller Temperament sein

Bewegungs-

koordination

Interview (übertragen)

Weniger Aktivität zeigen, als andere

Mich im Hintergrund halten

A2 (Selbstbehauptung) Allein im Kreis fremder Mensc hen. Kontakte knüpfen wäre wichtig (Situation 4)

Geschickt Gespräch beginnen

Mutig auf andere zugehen

Schwungvoll agieren

Rollenspiel

Bewegungsausdruck

Sich schüchtern verhalten

Nur wenige Worte über die Lippen bringen

A3 (Konfrontationstendenz) Tiefgreifende Meinungsve rschiedenheit. Schlichtung wäre wichtig (täglicher

Kontakt). Überzeugt im Recht zu sein. Gespräch wird stattfinden (Situation 8)

Kompromissbereit

Sich gut beherrschen können

Friedlich verhalten

Verständigungsbereitschaft zeigen

Ev. Interview (nicht

beurteilt)

Aufgewühlt und errecht reagieren

Auf Kampf eingestellt sein

Recht stur sein

Sich schwer unter Kontrolle haben

Seine Aufregung kaum unterdrücken

können

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A4/A5 (Durchsetzen beim Führen) Team das zu wenig leistet u. Aufgaben mit Verantwor tung für

Menschen (Situation 9/12)

Klare Entschlüsse fassen

Entschieden handeln

Auch hart sein können

Nötige Forderungen durchsetzen

Bestimmend auftreten

Rollenspiel

Interview (übertragen)

Freundlich mit den andern umgehen

Rücksichtsvoll sein

Viel Verständnis zeigen

Tolerant sein

Mit allen gut auskommen

A6 (Empfindlichkeit bei soz. Frust) Enttäuschung du rch nahe stehenden Menschen (Situation 13)

Beherrscht reagieren

Problem direkt ansprechen

Rollenspiel

ev. Interview

Keinen Rat wissen

Niedergeschlagen fühlen

Schuld bei sich suchen

Sich überfordert fühlen

Bereich Leistungsverhalten

B1 Besondere Aufgaben übernehmen, die viel verlange n, ohne allzu viel Aussicht auf besondere

Belohnung (Situation 2)

Zupacken

Sich nicht schonen

Beschwingt ans Werk gehen

Bewegungs-

ausdruck

(übertragen)

Mich zurückhalten

Zögerlich reagieren

B2 Ungewollte Veränderung steht bevor (Situation 3)

Offen fürs Neue sein

Optimistisch dem Neuen entgegensehen

Interview - Psych.

stabiliät

Traurig sein

Am Alten hängen

Voller banger Erwartungen sein

B3 (Stabilität) Arbeit mit Übermass an Termindruck und Hektik, Überraschung, Probleme, und

Schwierigkeiten (Situation 5)

Fassung und Gelassenheit

Sich wohl fühlen

So richtig munter sein

Allenfalls Interview

(Nicht prüfen)

Unglücklich sein

Sich Überanstrengt fühlen

B4 (Selbstvertauen) Wichtige Prüfung, eigentlich gu t vorbereitet. Durchfallen = Blamage (Situation7)

Selbstsicher

Locker bleiben

Mich stabil zeigen

Rollenspiel

Bewegungs-

koordination

Von Angst erfüllt

Verzagt sein

B5 (Karriere Risikobereitschaft ) Neue aber weniger sichere Stelle, benötigt mehr Aufwand, könnte aber

Chance sein (Situation 10)

Chance wahrnehmen

Für Veränderung bereit

Zu einem Risiko bereit

Bewegungs-

ausdruck

(übertragen)

Unentschlossen reagieren

Beim Altvertrauten bleiben

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B6 (Optimismus) Neuer Wochentag, Ausgeschlafen am Tisch, normaler Tag steht bevor (Situation 15)

Gut gelaunt

Leistungsfähig fühlen

Tatendurstig sein

Allenfalls Interview

(Nicht prüfen.

Charakteristik eher

nicht stabil genug)

Wenig Lust und Schwung

Wenig Zuversicht

Gesundheits- und Erholungsverhalten

C1 (Entspannungsfähigkeit) Abend eines normalen Tag es (Situation 6)

Frisch und munter

Aus vollen Zügen geniessen

Könnte im Interview

erfragt werden

(nicht prüfen)

Träge und energielos

Müde und kaputt

Deprimiert

C2 (Aktives Erholungsverhalten) Freizeit (Situation 11)

Gut abschalten

Hobby widmen

Vor Unternehmergeist sprühen

Viele Ideen haben

Könnte im Interview

erfragt werden

(nicht prüfen)

Wenig Aktivität zeigen

C3 (Gesundheitsfürsorge) Reduzierte Leistungsfähig, Arzt aufzusuchen (Situation 14)

Vorsicht walten lassen

Etwas für Gesundheit tun

Umsichtig und vorsorgend verhalten

Könnte im Interview

erfragt werden

(nicht prüfen)

Nachlässig mit mir umgehen

Mich nicht aufraffen können

Tabelle 7: Übertragungstabelle IPS – Situationen/Zulassungsprüfung

5.6 Resultate Faktorenanalyse

Um die Beziehungen der verschiedenen Prüfungs- und Fragebogenitems zueinander weiter

interpretieren zu können, wurde nebst den im Abschnitt 5.4 dargestellten Korrelationen eine

Faktorenanalyse durchgeführt. (s. Anhang 5)

Es zeigt sich hierbei, dass mit 9 Faktoren ca. 75% der Gesamtvarianz der Resultate erklärt

werden können.

Dem 1. Faktor, welcher 21% der Varianz erklärt, können ausschliesslich Items aus der

Zulassungsprüfung und dem 2. Faktor (15% der Varianz) ausschliesslich solche aus dem

IPS-Fragebogen zugeordnet werden. Dies legt die Interpretation nahe, dass bezogen auf

das Sozialverhalten das an der Prüfung durch Verhaltensbeobachtung erhobene Fremdbild

erheblich von dem mittels IPS deklarierten Selbstbild abweicht.

Ein zweiter interessanter Befund findet sich im 4. stärksten Faktor (7% der Varianz). Wie

oben erwähnt, können diesem erstmals Zulassungsprüfungskriterien aus dem Rollenspiel

(RO2/-.50; RO3/-.61; RO4/-.64) und IPS-Kriterien (Selbstbehauptung/0.45) gemeinsam

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zugeordnet werden. Interessant ist jedoch, dass die Korrelationen der Rollenspielitems hier

mit negativem Vorzeichen bestehen. Möglicherweise liesse sich dies dadurch erklären, dass

ein hohes Mass an Extraversion, als Faktor selbst eingeschätzter

Selbstbehauptungsfähigkeit, zu einer tendenziell negativen Beurteilung in der

Rollenspielsituation geführt hat. Die Gefahr eines hohen Masses an Extraversion besteht

darin, dass zuwenig Sensibilität gegenüber dem (simulierten) Patienten gezeigt wird,

dadurch nonverbale Zeichen und Signale schlechter wahrgenommen werden konnten, womit

die Qualität der Interaktion leidet. (Barmettlen S. & Graber S. 2000)

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6 Schlussdiskussion

6.1 Wichtige Erkenntnisse

6.2 Durchführbarkeit

6.3 Standards - Zuverlässigkeit – Objektivität

6.4 Fazit

6.1 Wichtige Erkenntnisse

Die vorliegenden Aussagen zum idealen Anforderungsprofil Physiotherapie fanden sich

in Form einer Sammlung von Adjektiven, welche auf die idealen Bewerberin alle zutreffen

sollten. Es fanden sich kaum Aussagen über die gewünschte Ausprägung der Eigenschaften

und darüber, für welche Verhaltensweise in der Rolle als Lernende oder als angehenden

Berufsfrau die Anforderung Voraussetzung ist.

.

Mit der Kompetenzen geleiteten Operationalisierung der gesammelten

Wunscheigenschaften der Kandidatinnen für entsprechendes Verhalten in berufstypischen

Situationen/Rollen (s. Abschnitt 2.4) wird ein Grundlage geschaffen, um die Anforderung gezielt

in eine Prüfungssituation zu übersetzen. Damit kann die Prüfungsaufgabe nahe an den

Anforderungen der angestrebten beruflichen Ausbildung/Tätigkeit gestaltet werden.

Aufgrund der Situationsspezifität der Beurteilung nicht kognitiver Kompetenzen wird die

Operationalisierung des Anforderungsprofils vor der Gestaltung der Zulassungsprüfung als

besonders wichtig erachtet und für künftige Anwendungen unter vergleichbaren

Rahmenbedingungen unbedingt empfohlen! Ausserdem ist die Schaffung vielfacher

Beobachtungssituationen anstrebenswert. (Eva, K.W. & Reiter, H.I. 2004)

Die Analyse der Prüfungsresultate bestätigt, dass Sozialkompetenz bei Prüfungsteilen mit

Interaktionscharakter der Schlüssel zum Erfolg ist. Ohne kommunikative Fähigkeiten kann in

diesen Situationen Fach-, Methoden- und Selbstkompetenz nicht erfolgreich umgesetzt

werden.

Als akzeptierte Prämisse in der Eignungsdiagnostik gilt, dass „gezeigtes Verhalten“ die

beste Vorhersage auf „künftiges Verhalten“ ermöglicht. Dies mag für die Prüfung von

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Fach- und Methodenkompetenz zutreffen. Im Bereich weicher Kriterien, wie Selbst- und

Sozialkompetenz liegt hierfür nur ungenügende Evidenz vor. Schuler, H. legt 1996 für die

Selektion von Personal in administrativen Tätigkeiten Belege vor, welche der so genannten

Arbeitsproben - prototypische Aufgabenbeispiele aus der zukünftigen Tätigkeit - mit r = 0,6

zuverlässige Voraussagen bezüglich dem effektivem Erfolg in der angestrebten Tätigkeit

bescheinigt. Auch dieser Befund untermauert den Anspruch nach möglichst alltagsnahen

Aufgabenstellungen in der Zulassungsprüfung. Ob dieser Befund auf die komplexen

Anforderungssituationen von Gesundheitsberufen übertragen werden kann, ist fraglich.

Wie hoch die erwartete prognostische Validität von Zulassungskriterien für die Leistung

während und beim Abschluss eines Studienganges erwartet werden darf, ist generell zu

relativieren. Die Entwicklung und der Lernverlauf wird von verschiedenen zusätzlichen

internen und externen, und damit zu einem wesentlichen Teil nur schwer erfass- und

beeinflussbaren Faktoren geprägt, so dass entsprechende Daten über den ganzen

Ausbildungsverlauf auch in Zukunft ausserordentlich schwer zu erbringen sein werden.

Eine weitere, in dieser Arbeit nicht weiter berücksichtigte Fragestellung liegt darin, zu

unterscheiden, welche Persönlichkeitsmerkmale durch den Bildungsprozess wie beeinflusst

werden können und welche als stabil betrachtet werden müssen. Hierfür bieten Arbeiten zu

den fünf grossen Persönlichkeitsfaktoren - Extraversion, Emotionale Stabilität,

Verträglichkeit, Gewissenhaftigkeit, Offenheit für Erfahrungen (Goldberg, L.R. 1993) -

geeignete Anhaltspunkte. Stabile, für die Eignung kritische Merkmale müssen mit höherem

Gewicht - ev. sogar als eigentliche Ausschlusskriterien – bewertet werden, während

veränderbare Merkmale hinsichtlich ihrer Veränderbarkeit durch das entsprechende

Lernumfeld gewertet werden.

Grundsätzlich muss davon ausgegangen werden, dass für die verantwortungsvolle,

therapeutische Tätigkeit in intensiver Interaktion mit dem Patienten hohe Anforderungen an

„Emotionale Stabilität“, „Gewissenhaftigkeit“, „Verträglichkeit“ und „Offenheit für Erfahrungen“

stellt. Im Bereich Extraversion dürfte ein ausgewogenes Vorhandensein einer starken

Ausprägung überlegen sein. Dies, da genaues Zuhören können, auf den leidenden, unter

Umständen zurückhaltenden oder scheuen Patienten eingehen können, diesen nicht mit

Gesprächigkeit und Impulsivität zu überfordern, wichtige Voraussetzungen für eine gute

Therapeutin darstellen. (Barmetteln, S. & Graber, S. 2000) Kritisch stimmen in dieser Hinsicht die

Daten der Untersuchung von Barmetteln und Graber, welche aufzeigt, dass ein tendenziell

hoher Wert für „Extraversion“ in einer vergleichbaren Form von Zulassungsprüfung mit einem

erfolgreicheren Abschneiden an der Prüfung korrelierte. Die beiden Autorinnen liefern als

mögliche Erklärung dieses Resultats den Hinweis, dass mehr Extraversion zu einem

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deutlicheren Präsentieren der eigenen Stärken in der Prüfungssituation führen kann, was

überall dort wo subjektive Wertungen vorgenommen werden, zu einem tendenziell

positiveren Abschneiden führen kann.

Eine weitere Fragestellung ist die der Ausgewogenheit der gewünschten

Persönlichkeitsprofile . Da unterschiedliche Persönlichkeiten den eigentlichen Motor für die

Weiterentwicklung des Berufsbildes darstellen, muss davor gewarnt werden, im Bereich der

Selbstkompetenzen auf eine bestimmte und ausgewogene Ausprägung von

Persönlichkeitsmerkmalen zu zielen. Eine stille, intelligente, scharfsinnige Analytikerin ist für

den Beruf ebenso wertvoll, wie eine impulsive offenherzige empathische Praktikerin.

Die minimale Eignungsvoraussetzung sollte idealer weise auf die unentbehrlichen, stabilen

Persönlichkeitsmerkmale fokussieren und bei weiteren Kriterien Asymmetrien im Sinne einer

kompensatorisch angelegten Punktewertung explizit zulassen.

Es gilt als unbestritten, dass für alle Individuen ein immenser Spielraum für Bildung und

Weiterentwicklung besteht (Schuler, H. 1996), welcher allerdings während einem

Ausbildungsverlauf unterschiedlich genutzt wird. Für eine prognostische Voraussage

bezüglich dem erfolgreichen Studienabschluss, müsste also zusätzlich abgeschätzt werden

können, wie intensiv das während dem Studium angebotene Lernfeld genutzt werden würde

– unabhängig von der eigentlichen Eignung für den Beruf.

Teil der Problematik liegt auch darin, dass wir mittels Eignungstests ein vorliegendes

Potential abzuschätzen versuchen. Wenn wir davon ausgehen, dass jedes Potential auch

eine Begrenzung aufweist, wissen wir bei der gemessenen Leistung nicht, ob diese bereits

aus dem maximal ausgenützten Potential generiert worden ist, oder ob noch ein grosser

Entwicklungsspielraum vorhanden ist. Insofern darf also früher formulierte Prämisse, dass

gezeigtes Verhalten die Beste Voraussage auf künftiges Verhalten ermögliche, erneut

hinterfragt werden.

Ebenso kritisch an der Ausgangslage der Eignungsdiagnostik im Bereich der

Physiotherapieausbildung in der Schweiz ist, dass die Kandidatinnen bezüglich ihrer

Vorbildung eine sehr heterogene Charakteristik aufweisen.

Es liegt auf der Hand, dass Kandidatinnen mit einer gymnasialen Matur auf der

Mittelschulstufe (Sekundarstufe II) eine andere Sozialisation durchgemacht haben, als

diejenigen mit einem eidgenössischen Fähigkeitszeugnis und Berufsmatur, bei Letzteren

zusätzlich noch geprägt von der Branche des jeweiligen Lehrbetriebs.

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Eine dritte Gruppe bilden diejenigen Kandidatinnen, welche bereits einige Jahre

Berufstätigkeit hinter sich haben und in einem Zweitberuf eine neue berufliche

Herausforderung suchen.

Insbesondere in den Bereichen Selbst- und Sozialkompetenz ist es so problematisch wie

auch unumgänglich, die drei Gruppen mit denselben Prüfungsinstrumenten zu beurteilen.

Zusammenfassend kann gesagt werden, dass heute keine Methode zur prognostisch validen

Prüfung von Sozialkompetenz evident belegt ist. Die Forderung, berufsnahe und multimodal

zu testen ist auf Anhieb einleuchtend und wird der vielschichtigen Problematik des

Konstruktes Sozialkompetenz am ehesten gerecht.

Aus der Erfahrung der beschriebenen Zulassungsprüfung lässt sich aussagen, dass durch

die Operationalisierung die Zuordnung der verschiedenen Dimensionen von

Sozialkompetenz auf die verschiedenen Prüfungsteile problemlos vorgenommen werden

konnte. Die Anzahl der Beobachtungssituationen ist tendenziell eher noch zu steigern.

Der Vergleich mit dem IPS wurde vorgenommen mit der Absicht, einen Beitrag zur

Validierung unserer Prüfunsanlage zu leisten. Dies kann aus den vorliegenden Resultaten

nicht gefolgert werden. Insgesamt sind die Korrelationen zwischen den IPS Skalenwerten,

den Werten für die einzelnen Dimensionen Ausdauer und Freude, Kommunikationsfähigkeit,

und Teamfähigkeit (0.05 – 0.3) und der einzelnen Items der verschiedenen Prüfungsteilen zu

gering.

Die Faktorenanalyse der erhobenen Daten zeigt einen gemeinsamen Faktor für sämtliche

der Sozialkompetenz zugeordneten Items der Zulassungsprüfung auf. Dies entspricht bei

valider, zuverlässiger Prüfungssituation der Grundidee, sollte doch versucht werden, das aus

dem „Potential Sozialkompetenz“ entstehende Verhalten in möglichst unterschiedlichen

Situationen zu beobachten.

Eine Übereinstimmung zwischen den IPS- Dimensionen (Selbsterhebung) und den

Prüfungsresultaten konnte nicht nachgewiesen werden. Einzig für die im Rollenspiel

beurteilten Dimensionen von Sozialkompetenz (Kommunikationsfähigkeit, Führungsfähigkeit,

Teamfähigkeit. Geduld und Ausdauer) konnte ein eindeutiger, grundlegender Faktor,

allerdings mit negativem Bezug zum Skalenwert Selbstbehauptung des IPS festgehalten

werden.

Passend zu der Interpretation von Barmettlen & Graber (2000) anlässlich der

Zulassungsprüfung an die Physiotherapieschule Feusi, Bern im Jahre 1999, weist dieser

Befund auf die negative Wirkung eines hohen Masses an Extraversion auf die

Patienteninteraktion einerseits und auf die Tendenz andererseits in anders charakterisierten

Prüfungssituationen seine Stärken deutlicher hervorzuheben andererseits hin. Dieser

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Sachverhalt könnte die negative Beziehung eines gemeinsamen Faktors zwischen Selbst-

und Fremderhebung erklären.

6.2 Durchführbarkeit

Die hohe Bedeutung von Sozialkompetenz im Umgang mit dem Patienten rechtfertigt deren

relativ aufwendige Prüfung in einem multimodalen Setting. Die Beurteilung von

Sozialkompetenz in Paper and Pencil – Form kann bei unserem Verwendungszweck

aufgrund der zu hohen Verfälschung durch den Einfluss des angenommen erwünschten

Verhaltens nicht für den Selektionsentscheid verwendet werden.

Ein geschicktes Ausfüllen entsprechender Fragebögen kann auch als Resultat vorgängiger

Sozialisierung z.B. im gymnasialen Umfeld resultieren, was deren Validität ebenfalls negativ

beeinflusst.

Da die Zulassungsprüfung in unserer Ausgangslage den Charakter eines Numerus Clausus

hat und eine erhebliche Selektion von Kandidatinnen vorgenommen wird, darf der etwas

hohe Aufwand des multimodalen Settings nicht gescheut werden.

6.3 Standards - Zuverlässigkeit – Objektivität

Standards: Die sorgfältige Ausrichtung nach einem grundlegenden Anforderungsprofil ist ein

erster wichtiger Standard. Die Bedeutsamkeit der erhobenen Kriterien „Interesse am

Mitmenschen, Gute (verbale und nonverbale) Kommunikationsfähigkeit, Teamfähigkeit im

Sinne von Einfühlungs- und Durchsetzungsvermögen“, für die erfolgreiche Berufstätigkeit,

als auch für die Zeit der Ausbildung darf als unbestritten betrachtet werden. Ebenso gibt es

Hinweise darauf, dass Teile der Voraussetzung zu sozialkompetentem Verhalten durchaus

als stabiles Persönlichkeitsmerkmal, und damit während der Ausbildung weniger gut

formbar, als andere Fertigkeiten und Fähigkeiten, betrachtet werden darf.

Die Beurteilung subjektiver Kriterien erfolgt idealerweise durch mehrere unabhängige

Experten in unterschiedlichen Situationen, wodurch die Qualität und Zuverlässigkeit der

Aussage verbessert wird. (Eva, K.W. und Reiter H.I, 2004)

Ein wichtiges Qualitätsmerkmal der Zulassungsprüfung ist, dass Personal mit ausreichender

Qualifikation eingesetzt wird. Der Beizug testpsychologisch geschulter Experten und

ausreichender Prüfungsvorbereitung ist von grosser Bedeutung.

Der gesamte Prüfungsablauf muss transparent und standardisiert sein und mit der

Information an die Bewerberinnen übereinstimmen.

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Zuverlässigkeit und Objektivität: Da die Messung des Merkmals auf der Beobachtung und

Fremdbeurteilung beruht, besteht hier ein hoher Bedarf, den Prüfungsablauf zu

standardisieren, und die Indikatoren für die Beurteilung der grundlegenden

Anforderungskriterien genau zu definieren und zu erproben. Ein wichtiger, noch

ausstehender Schritt, ist derjenige, den Beleg für die prognostische Aussagekraft der

gemessenen Kriterien bezüglich dem erfolgreichen Ausbildungsabschluss und der

erfolgreichen Berufstätigkeit (wie schon früher formuliert) zu erbringen. Rückblickend auf die

vergangenen Jahre mit vergleichbarer, multimodaler Zulassungsprüfung, darf bereits

festgehalten werden, dass bisher ein überaus hoher Anteil erfolgreicher

Ausbildungsabschlüsse vorgezeigt werden kann. Die meisten Ausbildungsabbrüche

erfolgten ausschliesslich innerhalb des ersten (von vier) Ausbildungsjahren, und in der Regel

nicht aufgrund von Promotionsauflagen. Die genauere Analyse der jeweiligen

Abbruchgründe und ob daraus Rückschlüsse auf bereits bei der Zulassungsprüfung zu

erkennende Risikoprofile gemacht werden könnten, wäre eine weitere wichtige

Fragestellung.

6.4 Fazit

Die Anforderungen an ein qualitativ gutes Zulassungsverfahren sind hoch. Diesen gerecht zu

werden, motivierte den Autor zu dieser Arbeit. Es konnte eine Standortbestimmung auf dem

Weg zur Verbesserung der eigenen Zulassungsprüfung und die Ausrichtung deren künftiger

Weiterentwicklung dargestellt werden.

Verschiedene Querverbindungen und Ableitungen zu anderen Bereichen innerhalb der

Gesundheitsberufsbildung sind möglich und wünschbar.

Das Prüfen von Sozialkompetenz ist komplex und vielschichtig. Gerade die Tatsache, dass

junge Menschen für einen sozial anspruchsvollen Beruf ausgewählt und vorbereiten werden

sollen, macht das Selektionsverfahren zu einem spannenden, wichtigen Werkzeug, welches

längerfristig die Qualität der Ausbildung, bis hin zum Beitrag des Berufes an der

Gesundheitsversorgung, sichert. Dass es dabei um mehr als das Testen von schulisch

erworbenem Vorwissen geht, ist erschwerend und bereichernd zugleich. Eine

berufsrelevante Definition von Sozialkompetenz samt Operationalisierung zeigt sich als

unverzichtbar für die Konstruktion angepasster Prüfungssituationen.

Die Analyse der Prüfungsresultate bestätigt, dass sozialkompetentes Verhalten bei

Prüfungsteilen mit Interaktionscharakter der Schlüssel zum Erfolg ist. Ohne kommunikative

Fähigkeiten kann in diesen Situationen Fach-, Methoden- und Selbstkompetenz nicht

glaubwürdig dargestellt werden.

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Abbildungsverzeichnis Tabellen Tab. 1 Anforderungsprofil „Studierende Physiotherapie“

Tab. 2 Operationalisieren des Anforderungsprofils „Studierende Physiotherapie“

Tab. 3 Zuordnungsmatrix Prüfungsposten/Kompetenzen

Tab. 4 Dimensionen sozialer Kompetenz (Kanning, U.P, 2002)

Tab. 5 Zuordnung der Prüfungskriterien zu den drei Dimensionen „Sozialkompetenz“

Tab. 6 Korrelationen zwischen den IPS Skalenwerten und den Prüfungsdimension

Tab. 7 Übertragungstabelle IPS – Situationen/Zulassungsprüfung

Abbildungen

Abb. 1 Regelkreismodell für die Genese sozialkompetenten Verhaltens

Abb. 2 Die Messung sozialer Kompetenzen – Einflussfaktoren

Abb. 3 Vergleich Häufigkeit der Korrelationen

Anhang

Anhang 1 Umfrage Eignungsanforderungen Physiotherapieschule Bern Anhang 2 Recherche Internet

Anhang 3 Daten EA 05 Korrelationen Sozialkompetenz

Anhang 4 Inventar zur Persönlichkeitsdiagnostik in Situationen, IPS

Anhang 5 Resultate Faktorenanalyse

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Danksagung

Folgenden Personen möchte ich meinen herzlichen Dank aussprechen. Ohne sie hätte die Arbeit nicht in dieser Form entstehen können: Meiner Frau Catherine und den Kindern, Miro, Lara, Milena und Worke, für ihre Geduld und moralische Unterstützung während dem gesamten MME Studium und der Zeit der Thesenarbeit. Speziellen Dank an Lara für die Mithilfe beim Erfassen der Fragebogenresultate. Manfred Künzel für seine kompetente Thesenbegleitung, seine kritischen Rückmeldungen und die Begutachtung. Karin Kopše für die vielen fachlichen Typs und das Korrekturlesen Lorenz Radlinger für die Hilfe bei der statistischen Auswertung der Resultate Dem Team der Physiotherapieschule Bern, welches mich bei der Planung und Durchführung der Umfrage zum Erstellen des Anforderungsprofils und bei der Zulassungsprüfung selbst unterstützte. Stefan Krucker für seine fachlichen Impulse und die Beratung im Zusammenhang mit der Durchführung der Zulassungsprüfung und den IPS- Fragebogen Helen Luginbühl-Greco, für ihre kollegiale Unterstützung beim Entwurf des Thesenkonzeptes, ihre kritischen Anregungen und weitere Hilfestellungen unterwegs.

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Anhang

Anhang 1: Umfrage Eignungsanforderungen Physiothera pieschule Bern

Selbstkompetenz eigene Person als Werkzeug

Fachkompetenz Wissen und kognitive Fähigkeiten

Methodenkompetenz Fachwissen zur Lösung von Aufgaben

Sozialkompetenz Beziehungen gestalten

Praktisches Geschick 3 Med od. Nat.wiss. Interesse 4

Analysefähigkeit 3

Geduld 6 (Ausdauer 6)

Bewegungsgefühl 3 (Körperwahrnehmung, Koord.fähigkeit, B-freude)

Berufsmotivation (Kenntnisse Berufsbild) 1

Problemlösefähigkeit 4 (Reflexion 1, Vernetztes Denken 2))

Kommunikationsfähigkeit 5 (Kontaktfähigkeit 5)

Körp. Leistungsfähigkeit 3 (Ausdauer 3, Koordination 1))

ethische Grundsätze((Humanistisches Menschenbild) 1

Tranferieren 3

Teamfähigkeit 1

Psych. Belastbarkeit 4 Räuml. Vorstellungvermögen 1 (Beobachtungsgabe 1)

Planungsfähigkeit 2 Empathie

Eigenständigkeit (Führen können)

Geistige Leistungsfähigkeit 1

Kreativität 2 Überzeugungskraft, Motiviation

Charakterliche Eignung,(Achtsamkeit 1, Flexibilität 3,Toleranz 2, Wertschätzung 2, Verantwortungsbewusstsein 2, korrekte Umgangsformen 1,Sorgfalt 5, Beziehungsfähigkeit 1

Lernfähigkeit 3

Sprachverständnis u. Ausdruck 1

Bobachtungsfähigkeit Sprachverständnis u. Ausdruck 1

Toleranz 2

Situationsgerechter Umgang 2

Einfühlungsvermögen 1

Abgrenzungsfähigkeit Selbsteinschätzung (Reflexionsfähigkeit)

Zahl hinter dem Attribut = Anzahl Nennungen

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Anhang 2: Eignungsanforderungen: Recherche Internet , Januar 2005

Selbstkompetenz Eigene Person als Werkzeug

Fachkompetenz Wissen und kognitive Fähigkeiten

Methodenkompetenz Fachwissen zur Lösung von Aufaben

Sozialkompetenz Beziehungen gestalten

Praktisches Geschick 2, 3, t4,

5, 6, 10, 11, 12, 13, (Tastsinn) Med od. Nat.wiss. Interesse 5, 6, 8, 10, 11, 12, 13,

Analysefähigkeit 5, 6, 7, 9, 11, 12, 13, 31, 32,

Freude und Geduld im Umgang mit Mensch 1, 2, 3, 5, 6, 8, 10, 11, 12, 31, 32,

Bewegungsgefühl, 1, 2, t4, 5, 6, 8, 10, 13, 101, (Körperwahrnehmung, Koord.fähigkeit, B-freude)

Berufsmotivation 2, t9, 10, (Kenntnisse Berufsbild)

Rasches Auffassungsvermögen 1, 2, 6, 11, 12

Kommunikationsfähigkeit 2, 4, 8, 9, 11, 12, 31, 32, 33, (Kontaktfähigkeit)

Körp. Leistungsfähigkeit, 1, 2, 3, 8, 5, 10, (Ausdauer, Widerstandskraft)

ethische Grundsätze 32, 33,

Sprachverständnis u. Ausdruck 2, 7, 101,

Teamgeist 1, 3, 10, 11, 32, 33, (Partnerschaftlich, Wertschätzend)

Psych. Belastbarkeit 1, 2, 7, 8, 10, 12,

Räuml. Vorstellungvermögen 7, 101,

Organisationsfähigkeit 6, 31,

Empathie 2, 3, 31,

Eigenständigkeit 2, 5, 8, 31, 32

Bewusstsein f. Grenzen u. Möglichkeiten 6,

Problemlösefähigkeit 7, Überzeugungskraft, Motiviation 6, 31,

Charakterliche Eignung, 1, 6, 10, 12, 32, (Zuverlässigkeit, Diskretion, Ehrlichkeit, Engagement, Flexibilität, Frustrations-toleranz, Verantwortungsbewusstsein)

Unternehmergeist 32, Kreativität 6,

Bobachtungsfähigkeit 2, t4, 6, 11,

Qualitätsbewusst 32,

Wirtschaftlich 32, Quellen: 1) Berufsschulen im Gesundheitswesen BiG Basel

12) Schule für Physiotherapie, Universitätsspital Zürich 12)

2) Bethesda Basel Physiotherapieschule 2)

13) Faculty of Rehabilitation and Motor Scienses, Paradiso, Lugano13)

3) HEVs2- Zentrum Leukerbad 3)

101) Physiotherapieschule Uni Heidelberg 101)

4) Physiotherapieschule Stadtspital Triemli, Zürich 4)

5) Haute école cantonale vaudoise de la santé, Filière Physiothérapeutes 5)

31) Berufsinformationszentrum BIZ **

6) Ausbildungszentrum für Gesundheitsberufe des Kt. Luzern 6)

32) CH Berufsverband fisio **

7) Haute école genèvoise de la santé, Filière Physiothérapeutes 7)

33) World Confederation f. PT, Declaration of Principle, 2003 **

8) Physiotherapieschule Bern, AZI 8)

T = aus Testbeschrieb abgeleitet

9) Thim van der Laan Akademie Physiotherapie 9) 10) Phsiotherapieschule Aargau in Schinznach 10)

**Focus Outcome

11) Physiotherapieschule Schaffhausen 11)

SRK, Aubildungsbestimmungen: „Eignungstests sind vorgesehen“ ansonsten keine weiteren Angaben

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Anhang 3: Daten EA 05 Korrelationen Items Sozialkom petenz

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Anhang 4: Inventar zur Persönlichkeitsdiagnostik in Situationen Auf den folgenden 3 Seiten ist das Inventar zur Persönlichkeitsdiagnostik in Situationen dargestellt. Aufgrund des Kopierschutzes erscheinen diese mit dem Aufdruck „Unauthorized Copy“

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Anhang 5: Resultate Faktorenanlyse: Prüfungsitems Sozialkompetenz / IPS Skalenwerte Komponentenmatrix

Komponente

1 2 3 4 5 6 7 8 9 RO4 -.642 BA5 .749 -.539 BA6 .761 -.518 G8 .503 .580 S1 .861 RO2 .486 -.497 BA4 .654 -.427 G7 .563 G8_A .503 .580 S2 .829 RO3 .420 -.608 BA2 .766 -.401 BA5_A .749 -.539 G5 .518 .423 G6 -.431 S3 .914 Aktiv .615 Selbstb .562 .447 Konfro -.400 .409 Durchs .444 .436 Rücksi -.494 Epfi -.588 Engag -.543 Beharr -.560 Stabi .713 Severtr .488 Risiko .634 Optimi .545 Entsp .453 -.483 Akterh .412 .508 Fürsor .483 Zufriedenheit_A

.659 .404

Zufriedenheit_B

.767

Zufriedenheit_C

.525 .541

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Erklärte Gesamtvarianz

Anfängliche Eigenwerte Summen von quadrierten Faktorladungen für

Extraktion

Komponente Gesamt % der Varianz Kumulierte % Gesamt % der Varianz Kumulierte % 1 7.254 21.334 21.334 7.254 21.334 21.334 2 5.179 15.232 36.566 5.179 15.232 36.566 3 3.210 9.443 46.009 3.210 9.443 46.009 4 2.350 6.910 52.919 2.350 6.910 52.919 5 1.737 5.108 58.027 1.737 5.108 58.027 6 1.533 4.507 62.535 1.533 4.507 62.535 7 1.331 3.914 66.449 1.331 3.914 66.449 8 1.256 3.695 70.144 1.256 3.695 70.144 9 1.143 3.361 73.505 1.143 3.361 73.505 10 .974 2.865 76.371 11 .856 2.518 78.888 12 .794 2.336 81.224 13 .733 2.156 83.380 14 .627 1.843 85.223 15 .605 1.780 87.003 16 .540 1.587 88.590 17 .500 1.470 90.060 18 .458 1.348 91.408 19 .420 1.236 92.644 20 .417 1.226 93.870 21 .380 1.118 94.989 22 .327 .962 95.951 23 .325 .956 96.907 24 .261 .767 97.674 25 .214 .628 98.302 26 .195 .575 98.877 27 .171 .504 99.381 28 .119 .350 99.731 29 .091 .269 100.000 30 1.347E-16 3.962E-16 100.000 31 5.606E-17 1.649E-16 100.000 32 -3.177E-18 -9.345E-18 100.000 33 -1.003E-16 -2.951E-16 100.000 34 -4.980E-16 -1.465E-15 100.000