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Psychotherapeutische Versorgung von Menschen mit
Migrationshintergrund
Prof. Dr. Rainer Richter
Symposium „Psychotherapeutische Versorgung von Menschen mit Migrationshintergrund“Berlin, 7. Oktober 2010
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Afrika 477.000 Amerika 339.000 Asien, Australien und Ozeanien 1.476.000 Europa 8.470.000 davon:· Türkei 2.520.000 · Italien 776.000 · Polen 687.000 · Russische Föderation 519.000 · Serbien und Montenegro 445.000 · Griechenland 380.000 · Kroatien 373.000 · Bosnien und Herzegowina 275.000 · Rumänien 214.000 · Ukraine 204.000
Menschen mit Migrationshintergrund in Deutschland
Quelle: Mikrozensus, 2008
Insgesamt 15,6 Mio. Menschen, d. h. 19 Prozent der deutschen Bevölkerung haben einen Migrations-hintergrund
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Heterogenität von Migranten
Arbeitsmigranten
Heiratsmigranten und Migranten im Rahmen eines Familiennachzugs
asylsuchende/politische Flüchtlinge
„illegale“ Migranten
Aussiedler
EU-Binnenmigranten
ausländische Studierende
Pendler
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Prävalenz psychischer Erkrankungen bei Menschen mit Migrationshintergrund
Depression: 3 bis 47 Prozent bei Arbeitsmigranten 3 bis 81 Prozent bei Flüchtlingen
Angststörungen:6 bis 44 Prozent bei Arbeitsmigranten 5 bis 90 Prozent bei Flüchtlingen
Posttraumatische Belastungsstörungen: 4 bis 86 Prozent
Lindert et al. 2008
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Re-Analyse des Bundesgesundheitssurveys
Bermejo et al. 2010
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Psychische Erkrankungen generell
Affektive Erkrankungen Somatoforme Störungen
Migranten Deutsche ohne Migrationserfahrung
Prozent
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Stress durch Migration
unklare Zukunft, ungesicherte Aufenthaltssituation
Identitätskrisen, Entwurzelungsgefühle
geringes soziales Netzwerk
sozioökonomische Probleme
Verständigungsprobleme
Familienunstimmigkeiten, Generationenkonflikte
kritische Lebensereignisse/Traumatisierungen vor und während der Migration
belastende Migrationsgeschichte, z. B. lange Trennung von den Eltern
erlebte Diskriminierung
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Inanspruchnahme von Psychotherapie
27 Prozent der Hamburger Bevölkerung haben einen Migrations-hintergrund
14 Prozent der Patienten in ambulanter Psychotherapie und
13 Prozent der Therapeuten haben einen Migrations-hintergrund
Mösko et al. 2010
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Barrieren der Inanspruchnahme psychotherapeutischer Leistungen für Menschen mit Migrationshintergrund
sprachlich
juristisch
Information über Leistungen der Gesundheitsberufe
begrenzte interkulturelle Kompetenz der Gesundheits-berufe
fehlende spezialisierte Behandlungsangebote
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Interkulturelle Kompetenz
Optimierung des bestehenden Psychotherapieange-bots durch Schulungen interkultureller Kompetenz
Aufnahme interkultureller Kompetenzen in den Gegen-standskatalog der Ausbildungs- und Prüfungsordnung
Optimierung der interkulturellen Kompetenz von Mitarbeitern der Ausländerbehörden
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Sprachbarrieren
Psychotherapie setzt gute Sprachkenntnisse voraus
muttersprachliche Psychotherapeuten für häufige Sprachen
Dolmetscher als GKV-Leistung, wenn muttersprachliche Therapie nicht verfügbar ist (v. a. bei seltenen Sprachen)
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Sprachbarrieren: Lokale SonderbedarfsregelungAnteil von Menschen mit Migrationshintergrund in Berlin
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Sprachbarrieren: Lokale SonderbedarfsregelungAnteil von Menschen türkischer Nationalität in Berlin
0,51%
0,31%
0,15%
0,08%
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0,10%
0,73%
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0,21%
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Türkisch
Polnisch
Kroatisch
Serbisch
Bosnisch
Russisch
Griechisch
Rumänisch
LPK
Institute
Aktueller Stand der Sprachkenntnisse von Psychotherapeuten
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Weitere Ansatzpunkte
Prävention und Früherkennung für Kinder und Jugendliche mit Migrationshintergrund
spezialisierte stationäre Angebote
Ausbildung und Vernetzung entsprechend qualifizierter Dolmetscher
Verstetigung der Förderung von Zentren für Folteropfer