reise - stumböck club...guide im „b2 a-star“-helikopter. und selbst an den seltenen...
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74 | SkiMAGAZIN 3.2016
REISENELSON
Ein Roadtrip
in
K
anadas
Tiefschneep
aradiesÜber d
en Powder Highway nach Nelson
SkiMAGAZIN 3.2016 | 75
REISENELSON
Banff und Lake Louise kennt jeder Skifan. Aber Nelson? Das Städtchen liegt zwar nett am
Kootenay Lake, hat aber nicht mal ein eigenes Skigebiet. Dennoch ist es ein Geheimtipp,
denn mit Whitewater hat Nelson ein kleines Resort-Juwel direkt vor der Haustür – und
es gibt zig gute Heliskiing-Anbieter und Catskiing-Adressen in der Nachbarschaft
Sanft kippt die Air Canada 845 über
die rechte Tragfl äche in die letzte
Kurve. Bislang war links auf dem
Weg nach Südwesten nichts als endlose
Prärie zu sehen. Kaum aber liegt der
Airbus im Anfl ug auf Calgary wieder
gerade mit Nordkurs in der Luft, taucht
links eine überwältigende Szenerie auf.
Hinter der Skyline von Calgary blitzen
die tief verschneiten Rocky Mountains
im Sonnenlicht. Scharf heben sich die
Gipfel vom tiefblauen Himmel ab. Was
für ein verheißungsvoller Anblick!
Weil die Maschine schon mittags
in der Hauptstadt Albertas landet, ist
noch genug Zeit für die erste Etappe.
Bis Banff sind es schließlich gerade mal
zwei Stunden. Schnell Koffer und Ski
in den gemieteten Allrad-SUV gepackt,
und los geht’s nach Westen auf dem
Highway No. 1 – dem Trans- Canada-
Highway, der vom Atlantik bis zum
Pazifi k führt. Über die Main Street,
die vom Mount Rundle überragt wird,
erreicht man in Banff das legendäre
Fairmont Banff Springs Hotel. Das als
„Castle of the Rockies“ bezeichnete
Luxushaus liegt wie ein verwunschenes
schottisches Schloss von Wäldern
umgeben am Ortsrand.
Mit seinen drei Skigebieten Norquay,
Sunshine und Lake Louise bietet der
Banff-Nationalpark mehr als genug
Abwechslung für einen wochenlangen
Skiurlaub. Schade, dass er diesmal nur
eine Etappe zum Aufwärmen für unser
Cat- und Heliskiing-Abenteuer ist. Der
Banff- Nationalpark – das ist Kanada wie
aus dem Bilderbuch: grandiose Berg-
massive, schier unendliche Wälder mit
Rehen und Hirschen sowie riesige Seen,
wohin man schaut.
Nach der ersten Nacht in Banff steht
ein Warm-up in Sunshine an, das zu
Recht für seinen besonders trockenen
Powder bekannt ist. Bevor es Richtung
Nelson weitergeht, ist ein Abstecher
ins Weltcup-Skigebiet von Lake Louise
Pfl icht, genauso wie ein Essen im legen-
dären Restaurant des Post Hotel Lake
Louise, in dem die ausgewanderten
Schwarz-Brüder aus der Schweiz seit
vielen Jahren feinste Rocky-Mountains-
Cuisine auftischen und mit einem
Weinkeller von Weltklasseformat
aufwarten. Nach zwei Tagen Skifahren
in Sunshine und Lake Louise ist die
Heimat mit all ihren Verpfl ichtungen
und Sorgen unendlich weit weg.
Auf dem Powder HighwayVöllig relaxed ziehen wir am dritten Tag
weiter gen Süden. Hinter den dampfen-
den Außenbecken der heißen Quellen
von Radium Hot Springs beginnt der
legen däre Powder Highway, der einige
der besten Skigebiete, Heliskiing-Lodges
und Catskiing-Areale British Columbias
miteinander verbindet. Vorbei am Ski-
resort Panorama führt der Powder High-
way zum Kimberley-Skiresort, danach
weiter bis an die Grenze zu den USA und
von dort wieder ein paar Kilometer nach
Norden bis Nelson.
Auf einer großen, roten Stahl brücke
über den Seitenarm des Kootenay Lake
gelangt man direkt in die Stadt, die
sich vom Ufer des Sees bis hoch an den
Hang zieht. Zwischen den verschneiten
Tannen wirken die roten Backstein- und
die pastellfarbenen Holzhäuser wie hin-
gemalte Farb tupfer. „Nelson ist eine der
schönsten und originellsten Skitowns
Kanadas, auch wenn es gar kein eigenes
Skigebiet hat“, schwärmt Bert Astl vom
Stumböck Club, der mit seiner „Free ride
Triangle“-Skisafari auch in Nelson Station
macht. Das Prestige Lakeside Resort
liegt direkt am See, nur wenige Schritte
von den Restaurants, Cafés und Läden
rund um die Baker Street entfernt – ein
ideales Basislager für die kommenden
Powder-Abenteuer rund um Nelson.
Klein, aber oho: WhitewaterZum Auftakt wartet Whitewater auf
uns. Das rund 20 Kilometer südlich von
Nelson gelegene Skigebiet hat sich viel
von seinem typisch kanadischen Charme
erhalten. Bis 2010 gab es hier nur ein
kleines Skiareal mit zwei Liften. Dann
wurde der Glory-Ridge-Dreiersessellift
gebaut, und das Gebiet wuchs auf das
Doppelte an. Hier gibt es keine noblen
Hütten, dafür aber einen sehr anspruchs-
vollen Berg mit grandiosen Schneebedin-
gungen. Whitewater ist ein Schneeloch.
Zwölf Meter rieseln durchschnittlich pro
Jahr auf die Selkirk Mountains nieder.
Und das Beste ist: Man muss den Powder
nicht mit so vielen Leuten teilen wie in
Lake Louise oder Whistler. Die nächsten
Ballungsräume, Calgary und Vancouver,
sind mehr als 600 Kilometer weit weg.
Whitewater ist etwas für echte Ski-
Cracks. 55 Prozent der Pisten sind schwer.
Damit ist Whitewater ideal, um sich auf
den ultimativen Ritt durch den Powder
beim Cat- und Heliskiing vorzubereiten.
Auch wenn Whitewater mit seiner Größe
ANDREAS HOTTENROTT, BERNHARD KRIEGER DOUG LEPAGE, REGIONEN
Banff und die Top-Ski-gebiete Lake Louise und Sunshine sind ein idealer Startpunkt für eine Tour auf dem Powder Highway.
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Tiefschneefahren im Wald ist das Salz in der Tiefschnee-Suppe
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NELSONNelson ist der Geheimtipp im SüdenBritish Columbias. Der Ort liegt in direkter Nachbarschaft des Skiresorts Whitewater und ist umgeben von zigCat- und Heliskiing-Anbietern.
RO U T E & E TA P P E N• Akklimatisieren und Warmfahrenin Banff : Aus Calgary erreicht man Banff (www.banffl akelouise.com) über den Highway 1 in knapp zwei Stunden.Einchecken ins Hotel, z. B. ins Fairmont Banff Springs (www.fairmont.de/banff -springs). 2 Tage Skifahren in Sunshineund Lake Louise (www.skibig3.com).Nicht verpassen: ein Dinner im Post HotelLake Louise (www.posthotel.com).• Südwärts auf dem Powder Highway:
( )
Von Banff über Panorama und Kimberleynach Süden bis Nelson, ca. 6 Stunden(www.nelsonkootenaylake.com).• Tiefschneefahren rund um Nelson:
)Ein-
checken ins Hotel, z. B. ins Prestige Lake sideResort (www.prestigehotelsandresorts.com).Skifahren im Whitewater Skiresort (www.skiwhitewater.com), Catskiing mit Valhalla Powdercats (www.valhallapow.com)und Heli skiing mit Snowwater(www.snowwater.com). Snowwater fl iegt direkt von seiner Lodge mitten in der Wildnis. Ein „A-Star“-Hubschrauber trans-portiert drei kleine Gruppen à vier Gäste. Lawinen-Airbags, Rossignol-Tiefschneeskioder Burton-Snowboards sind ebenso inklusive wie unbegrenzte Höhenmeter.
G U T Z U W I SS E N■ ANREISEAir Canada (www.aircanada.com) fl iegt täglich von Frankfurt nach Calgary. Im Gegensatz zu anderen Airlines trans-portiert Air Canada Skigepäck kostenlos.In Kanada empfi ehlt sich ein winter-tauglicher SUV-Mietwagen. Man bucht ambesten rechtzeitig von Deutschland aus, z. B. bei Alamo (www.alamo.de).■ REISE-ARRANGEMENTS• Viel günstiger als Direktbuchungen in den USA sind Arrangements der Spezialis-ten wie z. B. Outdoor Adventures von Bap Koller (Bap’s Powder Highway – „14 Days inParadise“). www.outdoor-adventures.net, Tel. 09924-902430• Auch der Stumböck Club macht mit seinen begleiteten Skisafaris Station inNelson (z. B. „Freeride Triangle“-Safari mit 9 Tagen Resort-Skifahren),www.stumboeck.com, Tel. 08035-9660-0• Skireisen nach Banff /Lake Louise sowiezu Cat- und Heliskiing-Anbietern in BritishColumbia bieten viele weitere Reiseveran-stalter wie z. B. Aeroski (www.aeroski.com), Canusa (www.canusa.de), Dertour (www.dertour.de) und Meier’s Weltreisen (www.meiers-weltreisen.de).■ INFOwww.travelalberta.dewww.britishcolumbia.travelAusführliche Informationen über Banff undNelson sowie alle anderen Skiresorts, Cat-und Heliskiing-Anbieter in den kanadischenProvinzen Alberta und British Columbialiefert das Online-Portal „Ski Kanada“(www.ski-kanada.net).
von gerade mal knapp fünf Quadrat-
kilometern verglichen mit Riesen wie
Lake Louise, Sun Peaks oder erst recht
Whistler ein Zwerg ist, bietet es auch
für ein paar Tage genügend Abwechs-
lung. Erst recht, wenn es schneit. Und es
schneit oft in den Selkirks.
Cat- und Heliski-ActionDeshalb ballen sich hier ja auch die
Cat- und Heliskiing-Anbieter. Ganz in
der Nähe operiert Valhalla Powdercats.
Frühmorgens sammelt Valhalla die
Powder-Süchtigen am Treffpunkt in
South Slocan, rund 20 Minuten von Nel-
son entfernt, ein. Von dort fährt man in
einem umfunktionierten Schulbus ins 87
Quadratkilometer große Catski-Areal in
den Valhalla Mountains. Gerade einmal
24 Gäste teilen sich dieses gigantische
Gebiet voller unverspurter Geländeab-
fahrten. Kürzlich wurde das Gebiet noch
um die Caribou Bowl erweitert, die mit
Nord- und Osthängen perfekte Schnee-
qualität bis ins späte Frühjahr garantiert.
Über ehemalige Holzfällerstraßen
erklimmt man in einer beheizten Kabine
auf dem Rücken einer Pistenraupe die
Gipfel. Ein Guide führt die Powder-Fans
dann quer durchs Gelände über weite,
offene Hänge und durch märchenhafte
Wälder wieder hinunter. Dieses Spiel
wiederholt sich bis zum späten Nach-
mittag – ohne Pause. Getrunken und
gegessen wird bei den Auffahrten an
Bord. Schließlich ist jede Sekunde im
traumhaften Powder wertvoll.
Valhalla ist spezialisiert auf Tagesgäste,
die ein Catski-Erlebnis in eine Skisafari
einbauen möchten. Die Krönung jedes
Roadtrips auf dem Powder Highway ist
jedoch Heliskiing. Die Auswahl ist schier
grenzenlos. Heliskiing-Pionier Canadian
Mountain Holidays (CMH) betreibt
mehrere seiner insgesamt elf Heliskiing-
Lodges in der Region.
Zu den Top-Anbietern zählt auch
Snowwater, das 2014 sein 20-jähriges
Jubiläum gefeiert hat. In South Slocan
holt Snowwater seine Gäste mit der Pis-
tenraupe ab. Durch die dichten Wälder
schlängelt sich der Weg hinauf zur Lodge
auf 1.646 Meter Höhe in den Bonnington
Mountains. In zwei der drei Gebäude
wohnen die zwölf Gäste, im dritten wird
gespeist. Das Essen bei den Snowwater-
Chefs Maria und Patric ist vom Feinsten.
Und während drinnen schon die Töpfe in
der Küche brodeln, dampft draußen der
heiße Hot Tub, der nach einem langen
Skitag die ideale Entspannung für die
müden Muskeln bietet.
Snowwater fl iegt in gleich drei Berg-
regionen, die den Gästen exclusiv zur
Verfügung stehen. Der höchste Gipfel
ist der Snowcrest Peak mit stattlichen
2.865 Metern. Gefl ogen wird in drei
Gruppen mit vier Gästen und einem
Guide im „B2 A-Star“-Helikopter. Und
selbst an den seltenen Schlechtwetter-
tagen muss bei Snowwater niemand
taten los auf der Hütte sitzen. Schließ-
lich gibt es Catskiing als Alternative,
sollte der Heli mal nicht fl iegen können.
Diese sogenannten Downdays sind
aber zum Glück selten, weil man in
Kanada selbst bei dichtem Schneefall
noch fl iegen und in den Wäldern prima
Ski fahren kann. Zwischen den Bäumen
ist die Sicht sogar bei dichtem Schnee-
treiben noch perfekt fürs Treeskiing.
Kanada-Experte Bap Koller von Outdoor
Adventures sagt: „Tiefschneefahren
im Wald ist das Salz in der Tiefschnee-
Suppe. Das Gelände ist meist kupierter,
der Champagne-Powder schön windge-
schützt.“ Außerdem sorge Glading für
genüsslichen „Torabstand“ im Natursla-
lom durch Zedern, Hemlocks und Doug-
lasien, so Koller. Im Sommer streifen die
Guides mit Macheten und Sägen durch
die Wälder und befreien ausgewählte
Passagen vom wuchernden Dickicht.
Ob im Wald oder auf weiten, offenen
Gletscherhängen – Heliskiing ist das
ultimative Ski-Erlebnis in Kanada. Auf
der Rückfahrt nach Calgary schweift
der Blick immer wieder über die Gipfel
rechts und links des Highways. Alle paar
Minuten taucht am Horizont erneut ein
Traumhang auf. Ach, wäre der Gelände-
wagen doch nur ein Hubschrauber! <<<
In der Umgebung von Nelson gibt es viele Heliski-Anbieter.