religiöse vielfalt – bedrohung oder chance? nils friedrichs
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Religiöse Vielfalt – Bedrohung oder Chance?
Nils Friedrichs
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1. Religiöse Vielfalt an Hochschulen –Vorbemerkungen zum theoretischen Rahmen
2. Ergebnisse der Studie „Wahrnehmung und Akzeptanz religiöser Vielfalt“
3. (Weitere) Ansätze zur Erklärung von Einstellungen zu religiöser Pluralität
4. Zusammenfassung der Ergebnisse und mögliche Schlussfolgerungen
Gliederung des Vortrags
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„Wir“ und „die Anderen“• Soziale Kategorisierung: Durch Identifikation mit der Eigengruppe
Tendenz zur Aufwertung der Eigen- und Abwertung der Fremdgruppe (Social Identity Theory: Tajfel)
• Soziale Vergleiche zwischen Gruppen, die derselben übergeordneten Kategorie zugeordnet werden können (Eigengruppen-Projektions-Modell: Mummendey)
→ Im Kontext von Diskussionen über Vielfalt stets Gefahr einer Überbetonung sozialer Kategorien→ Fördert die Betonung der eigenen Religion eine Abwertung von Menschen anderer Religionszugehörigkeit?
Theoretischer Rahmen
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Eine Frage von Toleranz (Forst)• Toleranz: Gleichgewicht aus Gründen für
Ablehnung und Gründen für Akzeptanz• Welche Art von Toleranz?
Duldung – basiert auf Ungleichheit Respekt – basiert auf Gleichheit
Theoretischer Rahmen
Ablehnung AkzeptanzToleranz
Respekt
Duldung
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Besonderheiten im Hochschulkontext• Weitestgehend Menschen mit hohem
Bildungsniveau• Sozialstruktureller Ansatz: Ein höheres
Bildungsniveau erhöht die Reflexivität und begünstigt die Herausbildung toleranter Haltungen.
→ Gruppenvergleiche nach Bildungsniveau Niedrige Bildung (bis Hauptschulabschluss) Mittlere Bildung (mittlere Reife) Hohe Bildung (ab Fachhochschulreife)
Theoretischer Rahmen
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Positive Haltungen zu Christen, Muslimen, Juden und Atheisten (in %)
Christen Muslime Juden Atheisten0.0
10.0
20.0
30.0
40.0
50.0
60.0
70.0
80.0
90.0
100.087.9
32.6
57.6 57.9
87.9
54.5
76.671.5
76.5
56.1
70.9
79.5
89.3
62.0
87.2
76.380.9
46.6
58.5 59.6
Deutschland Dänemark Frankreich Niederlande Portugal
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Positive Haltungen zu Christen, Muslimen, Juden und Atheisten nach Bildung (in %)
Christen Muslime Juden Atheisten0.0
10.0
20.0
30.0
40.0
50.0
60.0
70.0
80.0
90.0
100.090.8
24.6
49.5 48.1
83.7
32.4
58.463.0
89.3
47.7
72.4 70.4
niedrige Bildung mittlere Bildung hohe Bildung
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Positive Haltungen zu Christen, Muslimen, Juden und Atheisten nach Religionszugehörigkeit (in %)
Christen Muslimen Juden Atheisten0.0
10.0
20.0
30.0
40.0
50.0
60.0
70.0
80.0
90.0
100.0 97.0
36.7
70.1
55.0
98.2
35.7
71.165.8
77.1
28.9
60.0
85.8
römisch-katholisch protestantisch ohne Konfession
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Religiöse Vielfalt als Ursache für Konflikte und als kulturelle Bereicherung nach Bildung (in %)
Ursache für Konflikte kulturelle Bereicherung0.0
10.0
20.0
30.0
40.0
50.0
60.0
70.0
80.0
90.0
100.0
80.0
42.5
74.3
52.660.7
70.1
niedrige Bildung mittlere Bildung hohe Bildung
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Das Bild vom Islam (in %)
Achtung der Menschenrechte
Solidarität
Toleranz
Friedfertigkeit
Benachteiligung der Frau
Engstirnigkeit
Gewaltbereitschaft
Fanatismus
0 10 20 30 40 50 60 70 80 90
6.5
8.5
4.8
7.6
81.9
53.1
61.8
72.2
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Religion und Wissenschaft nach Religionszugehörigkeit (in %)
Wissenschaft und Forschung sollten nicht durch religiöse Normen eingeschränkt sein
Ich finde, dass Religion und Wissenschaft nicht im Widerspruch zueinander stehen
0
10
20
30
40
50
60
70
80
90
100
69.562.2
71.8
57.1
86.8
36.7
römisch-katholisch protestantisch ohne Konfession
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Toleranz als Duldung nach Bildung (in %)
0.020.040.060.080.0
100.0 88.3
34.7
86.4
27.4
77.6
13.0
niedrige Bildung mittlere Bildung hohe Bildung
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Toleranz als Respekt nach Bildung (in %)
020406080
10074.8
40.6
20.0343998306953 23.2
79.7
51.6
23.590210098464632.5
89.3
63.8
43.7594513116145 38.6
niedrige Bildung mittlere Bildung hohe Bildung
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Toleranz als Respekt (in %)
Befürwortung des Baus von Moscheen0.0
10.0
20.0
30.0
40.0
50.0
60.0
70.0
80.0
90.0
100.0
26.8
55.4
65.6 67.173.5
Deutschland Dänemark Frankreich Niederlande Portugal
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Weitere ErklärungsansätzeKontakthypothese (Allport):• Kontakte mit Mitgliedern anderer Gruppen führen dazu,
dass ihre Praktiken und Einstellungen besser verstanden werden und reduziert somit die Wahrscheinlich der Entwicklung feindseliger Einstellungen.
• Abhängigkeit von Art und Nähe der Kontakte (Rippl)
Politische Einstellung:• Linke politische Einstellungen sind führen eher dazu,
Menschen mit anderen religiösen Überzeugungen offener zu begegnen.
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Positive Haltungen zu Muslimen, Juden und Atheisten nach Kontakthäufigkeit (in %)
Muslime Juden Atheisten0.0
10.0
20.0
30.0
40.0
50.0
60.0
70.0
80.0
90.0
100.0
21.3
54.6
35.5
53.0
81.1 77.7
kein Kontakt Kontakt
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Kontakte zu Muslimen (in %)
Kontake zu Muslimen0.0
10.0
20.0
30.0
40.0
50.0
60.0
70.0
80.0
90.0
100.0
35.6
56.765.6
51.0
15.4
Deutschland Dänemark Frankreich Niederlande Portugal
![Page 18: Religiöse Vielfalt – Bedrohung oder Chance? Nils Friedrichs](https://reader036.vdocuments.pub/reader036/viewer/2022062417/55204d7d49795902118cdf00/html5/thumbnails/18.jpg)
Zusammenfassung
• Die Deutschen sind weniger offen für unterschiedliche religiöse Gruppen als ihre europäischen Nachbarn, wobei Muslime überall am kritischsten gesehen werden.
• Nur bei Muslimen in Deutschland eine Minderheit mit positiven Einstellungen.
• Die Deutschen verfügen über ein konsistent negatives Bild vom Islam, das allerdings nicht automatisch zu negativen Haltungen Muslimen gegenüber führen muss.
→ Räume für (ergebnis-)offene Diskussionen über Ängste und Vorbehalte an der Universität schaffen
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Zusammenfassung• In Bezug auf religiöse Vielfalt wird Toleranz eher in Form von
Respekt vertreten, während Muslime mehrheitlich nur geduldet werden
→ Diskurse über Toleranz führen – es muss nicht alles geschätzt werden
• Da Christen leicht dazu tendieren, Muslime und Juden positiver zu bewerten als Konfessionslose, sie Atheisten hingegen negativer zu sehen, kann von einer gewisse Spannung zwischen religiösen und säkularen Weltdeutungsmustern gesprochen werden.
→ Weltdeutungen als vielfältig betrachten, Bedeutung der eigenen religiösen Zugehörigkeit nicht überbetonen
→ Diskurse über Gleichberechtigung und die Frage, wie viel Raum Religion an Hochschulen eingeräumt werden soll (Bsp. Moscheebau an der WWU)
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Zusammenfassung• Ein höherer Bildungsgrad führt generell zu einer größeren
Offenheit für religiöse und kulturelle Vielfalt als auch zu einer größeren Respektsbereitschaft.
→ Gerade an Hochschulen kann eine große Bereitschaft zur Auseinandersetzung angenommen werden
• Kontakte zwischen Menschen mit unterschiedlichen religiösen Überzeugungen führen generell eher zu positiven Sichtweisen auf unterschiedliche religiöse Gruppen.
→ Universitäten als soziale Orte gestalten, wo Menschen mit unterschiedlichen Überzeugungen aneinander begegnen und Gemeinsamkeiten feststellen können
→ Beispiel: Raum der Stille
![Page 21: Religiöse Vielfalt – Bedrohung oder Chance? Nils Friedrichs](https://reader036.vdocuments.pub/reader036/viewer/2022062417/55204d7d49795902118cdf00/html5/thumbnails/21.jpg)
Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit!
Codebuch:http://www.uni-muenster.de/Soziologie/forschung/ religionssoziologie/docs/religionssoziologie_codebook_3.pdf