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1414 Gönnermagazin der Schweizerischen Rettungsflugwacht Nummer 74, Juni 2010 Reportage Motorrad-Crash im Wüstensand Organspende Kinder-Herzchirurg René Prêtre im Einsatz Prävention Wenn Wanderer auf Kühe treffen

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Reportage Motorrad-Crash im Wüstensand

Organspende Kinder-Herzchirurg René Prêtre im Einsatz

Prävention Wenn Wanderer auf Kühe treffen

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4 ThemaMotorrad-Crash im WüstensandZur falschen Zeit am falschen Ort: Der 17-jährige Patrick verletztsich bei einem Motorradunfall in der Wüste Dubais schwer. Dann beginnt für ihn und die Familie eine wahre Odyssee.

9 EinsatzpartnerGrosser Einsatz für ein kleines WunderEin Kind braucht dringend ein neues Herz. Alles muss schnell gehen. Der Kinder-Herzchirurg René Prêtre wird direkt von der Skipiste ins Zürcher Kinderspital geflogen.

10 Basis-PorträtWer auf der Rega-Basis Untervaz Dienst tut, erlebt so einiges. Schon fast alltäglich sind verunfallte Freizeitsportler. Etwas aussergewöhnlicher aber sind Begegnungen mit Blaublütigen wie Prinz Charles.

12 ReportageEin Herz will weiterschlagenKlein und leicht ist sie, die «Life-Box». Mit dieser Herz-Lungen-Maschine rettet die Rega einer jungen Frau das Leben. Hightech-Medizin spielt an Bord von Rega-Helikoptern eine immer wichtigere Rolle.

15 PersönlichVom Diesel zum Kerosin – wie Beatrice Hinder vom LKW auf den Helikopter gekommen ist.

16 Notfall im Ausland – so hilft die RegaPraktische Tipps bei Notfällen im Ausland: Was Sie und die Rega-Einsatzleitung wissen müssen.

22 RückblickSchutzengel am MärlisteinDer 6-jährige Tim stürzt beim Klettern und verletzt sich schwer. Nebel behindert die Rettung im Diemtigtal. Es beginnt ein Wettrennen gegen die Zeit.

24 PräventionWenn Wanderer auf Kühe treffen: Wie Unfälle mit Tieren auf Alpweiden vermieden werden können.

27 GastkolumneGemischte Gefühle – voller LebenNationalratspräsidentin Pascale Bruderer über Globi, Sport und Krebs.

28 DamalsIm Jahr 1961 begann die Rega mit der Rettung von Schwerverletzten im Strassenverkehr. Trotz spektakulärer Übungwar dies alles andere als unbestritten.

Inhalt

Titelbild:Bereit für den Einsatz: Herzchirurg René Prêtre aufdem Weg vom Spitallandeplatz in den Operationssaal.

0844 834 844Die Service-Nummer für Gönnerinnen und GönnerWie Sie die Rega erreichen: Seite 32

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Ernst Kohler

Editorial

Rega-Stiftungsrat: Albert Keller* (Präsident), Uitikon; Franz Steinegger* (Vizepräsident),Flüelen; Paul Maximilian Müller*, Bern; Daniel Scheidegger*, Prof. Dr. med.,Arlesheim;Ulrich Graf*, Bäch; Adrian Frutiger, PD Dr. med., Trimmis; Charles Raedersdorf, Köniz; Roland Müller, PD Dr. iur., Staad;Andreas Berger, Dr. med., Merlischachen;Michael Hobmeier, Bäch;Bruno Jelk, Zermatt;Patrizia Pesenti, Breganzona;Christian Kern, Prof. Dr. med., Genf;Heidi Hanselmann, Walenstadt;Markus Mader, Bern (Vertreter des Schweizerischen Roten Kreuzes) (* = Mitglieder des Ausschusses)

Geschäftsleitung: Ernst Kohler, Vorsitz Roland Albrecht, Dr. med., Chefarzt Andreas Lüthi, Finanzchef

Impressum Nr. 74 / Juni 2010Gönnermagazin der Schweizerischen Rettungsflugwacht RegaErscheint zweimal jährlich, Gesamtauflage 1,571 MillionenRedaktion:Sascha HardeggerChristian TrottmannAriane GüngerichMaria BetschartPhilipp KellerMitarbeit:Walter StünziRené FritschiBrigitte KandlbinderHeinz FeldmannFotos:K. H. Hug (Titelseite, S. 9)Ch. Perret (S. 3)F. Born (S. 2, 13, 20)Ph. Keller (S. 5–7, 15, 23)A. Güngerich (S. 18)ZVG (S. 2, 4–7, 10–12, 18–19, 22–23, 24, 27–31)Produktion:tutto fatto, ZürichGestaltung:Alex Demarmels, ThalwilHeraus geber:Rega-Kommunikation Postfach 1414 8058 Zürich-Flughafen Kontaktformular www.info.rega.ch Postkonto 80-637-5 Litho: Sota AG, Zürich Druck: Swiss Printers AG Inseraten annahm e:Kretz AG, 8712 Stäfa Abdruck: mit Quellen angabe erlaubt

Liebe Gönnerin, lieber Gönner

Eine schwer kranke Patientin an einer mobilenHerz-Lungen-Maschine im Rettungshelikopter oderim Ambulanzflugzeug von A nach B transportieren?Noch vor einigen wenigen Jahren hätte diese Visionlediglich unverständliches Kopfschütteln hervorgerufen.Heute entsprechen solche Missionen bei der Rega derRealität. Diese Ausgabe des Rega-Gönnermagazins1414 berichtet, wie die Rega in der Flugmedizin neue Massstäbe setzt und die sogenannte «Life-Box»erfolgreich zum Einsatz bringt.

So anspruchsvolle Einsätze sind nur gemeinsammit starken Partnern möglich. Einer dieser Partner, für den die Rega immer wieder im Einsatz steht, istSwisstransplant. Ob Spenderorgane raschmöglichstzum Empfänger gebracht werden müssen oder derKinder-Herzchirurg und Schweizer des Jahres ProfessorRené Prêtre nullkommaplötzlich aus den Ferien in denOperationssaal muss – die Rega steht für Swisstrans-plant und die beteiligten Spitäler bereit. Erleben Siemit, wie ein Kind dank eingespielter Zusammenarbeit ein zweites Leben geschenkt bekommt.

In dieser Ausgabe des 1414 berichten wir auch vonder einst revolutionären Idee, Helikopter auch beiVerkehrsunfällen rasch und effizient als Rettungsmittelzum Einsatz zu bringen. Was heute selbstverständlichist, war in den Sechzigerjahren ein völlig neuer Ansatz,der auf grossen Widerstand stiess. Es schadet nicht, hin und wieder einen Blick zurückzuwerfen – wir lernendaraus, dass grosse Visionen verwirklicht werdenkönnen! Dies sind einige Beispiele dafür, wie sich IhreRettungsflugwacht ständig weiterentwickelt. Sie tutdies im Interesse der Patienten, im Interesse derGönnerinnen und Gönner, ohne deren Unterstützungdas Solidaritätswerk Rega nicht existieren könnte.

Für Ihre Unterstützung danke ich und wünsche Ihneneinen unfallfreien, schönen Sommer. Sollte Ihnen inden wohlverdienten Sommerferien dennoch etwaszustossen, so erfahren Sie in diesem Heft, wie Ihnendie Rega auch im Ausland zur Seite steht.

Ernst KohlerVorsitzender der Geschäftsleitung

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Thema

Einchecken am Flughafen Zürich-Kloten:Patrick Ramseier freut sich riesig auf die Ferienin Dubai. Zusammen mit seinem jüngeren BruderMischa, seiner Mutter Ines und ihrem Lebens-partner Erwin reist der junge Berner am 25. De-zember 2009 in die Wüstenmetropole. Sie allewollen über Silvester Onkel Jürg und seine Fami-lie besuchen. Diese lebt seit einiger Zeit in Dubai.Trotz seiner erst 17 Jahre darf Patrick dort endlicheinmal selber und ganz legal ein Quad steuern.Ein Quad ist ein vierrädriges Motorrad, sowohlfür den Strassenverkehr als auch für Motocross-Rennen geeignet. Und genau so ein Abenteuerwill Patrick über Neujahr in der Wüste Dubaiserleben. Der Informatiklehrling sucht vor allemeins: Spass!

Am 31. Dezember ist es so weit. In der Wüsteim Emirat Sharjah mieten die Brüder Patrick undMischa zwei Wüsten-Quads. Zirka 50 Kilometerpro Stunde schaffen die Motorräder. Auf denersten Blick erinnern sie an kleine Spielzeug -motorräder. Lediglich mit einem Helm ausgerüs-tet, so will es die Vorschrift des Vermieters, gehtslos. Auf einer Grösse von zirka zwei Fussball -

Alarm in der Einsatzzentrale

Motorrad-Crash im Wüstensand

feldern kurven zehn Quad-Fahrer kreuz und querdurcheinander. Patrick gefällt es. Insbesonderedie rund zehn Meter hohe Sanddüne auf demParcours reizt ihn. Sein Bruder Mischa schafft esnicht beim ersten Mal, den Hügel zu bezwingen,denn dies ist nur mit voll aufgedrehtem Gashebelmöglich. Immer wieder muss er Anlauf holen.Patrick hingegen gelingt es sofort. Dass aber zurgleichen Zeit von der anderen Seite der Sand düneherkommend ein anderer Quad-Fahrer am exaktselben Ort oben auftauchen wird, kann Patricknicht ahnen.

Es kommt zu einem folgenschweren Unfall.Patrick rammt den anderen Lenker, dieser bleibtunverletzt. Der junge Berner hingegen wirdweggeschleudert und bleibt im Sand liegen. DerSicherheitsgashebel des Quads ist blockiert. Und dann rutscht sein Motorrad, ohne dass derGashebel in den Leerlauf fällt, die Düne hinunterund begräbt Patrick unter sich. Die mit einer Ketteangetriebenen Räder drehen mit Vollgas weiter.Sofort eilt ein Helfer herbei und reisst dasMotorrad weg. Patrick bleibt schwer verletzt imheissen Sand liegen. Seine Arme, seine Beine und

Diese Dubai-Reise wird für den jungen Berner Patrick Ramseier unvergesslich bleiben. Mit Voll-gas prallt er auf einem Wüsten-Parcours mit seinem Quad-Motorrad in einen anderen Fahrer. Dabei verletzt sich der 17-Jährige am ganzen Körper schwer. Der Alarm geht bei der Rega-Einsatzzentrale ein.

Da war die Welt noch in Ordnung:Patrick in der Wüstenmetropole Dubai.

Minuten vor dem Unfall: Patrick kurvt auf dem Quad durchdie Wüste.

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Thema

der Rücken bluten. Die rotierende Eisenkettesowie die drehenden Räder des Quads habenPatricks Haut teilweise bis auf die Knochen ab-geschürft.

Sofort alarmiert der Onkel den örtlichenRettungsdienst. Nach knapp 30 Minuten trifftschliesslich eine Ambulanz ein. Patrick friert,steht unter Schock. Mit 180 Stundenkilometernrast der Ambulanzfahrer mit dem Patienten unddessen Mutter ins nächste Spital. Hier ist manmit Patricks schweren Verletzungen komplettüberfordert. Die anwesenden Ärzte säubern diemit Sand verschmutzten offenen Wunden undnähen diese dann mehr schlecht als recht zu-sammen. Alles nicht so schlimm, meinen sie.Später aber stellt sich heraus, dass mit dieserdürftigen medizinischen Erstversorgung Patrickslinke Hand hätte amputiert werden müssen.Seine Angehörigen realisieren diese Gefahrenglücklicherweise und bestehen darauf, den Jun-gen so schnell wie möglich in ein Privatspital inDubai zu überführen. Dort wird er nach diversenRöntgenaufnahmen und intensiven Abklärungenein erstes Mal notoperiert. Acht Stunden dauertdiese Operation. Die geplante Rückreise in dieSchweiz ist unter diesen Umständen nicht mehr möglich.

Dreh- und Angelpunkt

Szenenwechsel: Am 31. Dezember 2009 alar-miert Patricks Onkel die Rega über die inter -nationale Notfallnummer + 41 333 333 333. Gemeldet werden zu diesem Zeitpunkt Verlet-zungen an Hand und Armen sowie Schnittwundenam Rücken. Einsatzleiterin Bettina Müller proto-kolliert die wichtigsten Fakten. Trotz bruchstück-hafter Informationen gelingt es ihr, den Überblickzu behalten. Anschliessend schildert sie den Fall,wie üblich, umgehend dem Dienstchef sowie demzuständigen Abklärungsarzt. Insgesamt beschäf-tigt die Rega zehn Abklärungsärzte auf der Ein-satz zentrale. Im 24-Stunden-Schichtbetrieb ste-hen sie für Fragen im Rahmen des medizinischenNotfallmanagements mit Rat und Tat zur Verfü-gung. Aufgrund der Abklärungen dieser Ärztewird schliesslich zusammen mit dem Dienstchefüber die Wahl des geeigneten Patiententransportsentschieden (vgl. Illustration Seiten 16/17).

Effiziente Planung: Einsatzleiterin Bettina Müller orientiert Dienstchef Reto Albonicoüber den Stand der Dinge für Patricks Repatriierung.

Schwere Verletzungen: Die Antriebskette hinterlässt tiefeSpuren auf Patricks Rücken.

Der Dienstchef ist Dreh- und Angelpunkt aller laufenden Einsätze. Er steht unter anderemin Kontakt mit den Versicherungen, bearbeitetOffertanfragen und behält den Überblick übersämtliche aktuellen und anstehenden Einsätze.Insgesamt nehmen pro Schicht in der Regel zweiEinsatzleiter und ein Dienstchef Alarme aus demAusland entgegen. 365 Tage im Jahr, rund um dieUhr, im Dreischichtbetrieb.

Im Falle Patricks hat sich der diensthabendeRega-Abklärungsarzt mit dem in Dubai verant-wortlichen Chirurgen unterhalten. Die Diagnoseist schlimmer als zunächst angenommen. PatricksHände und der Schulterbereich sind schwer ver-letzt, die Haut ist an beiden Unterarmen abgele-dert. Viele Abklärungen sind für diese kompli-zierte Repatriierung nötig.

Dringende Operation

Der Abklärungsarzt erfährt, dass auch dieLunge des Patienten verletzt ist. Diese Diagnoseerfordert unter Umständen eine tiefere Flughöhe.Sicher ist, dass seine Hand dringend innert 48Stunden operiert werden muss.

Am 1. Januar 2010 wird dieser operative Ein-griff, gerade noch rechtzeitig, in einem DubaierPrivatspital durchgeführt. Nötig sind bei dieserersten plastischen Operation ein Sehnentransfervon der rechten zur linken Hand sowie erste Haut-transplantationen. Der Chirurg in Dubai ist mitdem Resultat zufrieden und meldet dies dem Rega-Abklärungsarzt.

Flugplanung

Inzwischen zeichnet sich ein mögliches Repatriierungsdatum ab. Patrick Ramseier soll,sofern sein Gesundheitszustand es zulässt, am 4. Januar in die Schweiz zurückgeflogen werden.Während der Einsatzleiter nun den Rücktransportmit allen involvierten Stellen organisiert, bereitetder Dispatcher (deutsch: der Flugplaner) den Jet-Einsatz vor. Er erstellt die Flugpläne, berechnetTreibstoffverbrauch und zulässiges Abflugge-wicht, legt die genaue Abflugszeit und die Flug-strecke fest und überprüft, ob am Zielflughafenoder auf möglichen Ausweichflughäfen entlangder Route Einschränkungen bestehen.

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Thema

Der Dubai International Airport ist bestensbekannt. Die Schweizerische Rettungsflugwachtrepatriiert häufig Patienten aus dieser Region und kennt deshalb die örtlichen Gegebenheiten.Anders aber ist es, wenn ein kleinerer, unbekann-ter und abgelegener Flugplatz angeflogen wird.Schlimmstenfalls existieren da weder internatio-nale Anflugkarten noch ist geeigneter Treibstoffverfügbar. Dann ist der Flugplaner besonders ge-fordert. Wichtig ist beispielsweise die Länge derStart- bzw. Landebahn am Zielort. Abhängig vongeografischen und meteorologischen Bedingun-gen, wie beispielsweise nasse Pisten, variiert diebenötigte Pistenlänge zwischen rund 1300 und2500 Metern oder mehr. Die Prognose ist gut:Rückenwind sollte die Flugzeit nach Dubai aufgerade mal fünfeinhalb Stunden verkürzen.

Wichtiger Agent

Der Flugplaner und der Einsatzleiter arbeitenHand in Hand. Letzterer nimmt sogleich mit dem zuständigen Ansprechpartner am FlughafenDubai Kontakt auf. In manchen Ländern ist dieKooperation mit solchen lokalen Handling-Agen-ten aus Sicherheitsgründen gar vorgeschrieben.Der Ansprechpartner muss über die geplanteAnkunft des Rega-Ambulanzjets informiert sein.Er wird die Crew mitsamt den benötigten medi-zinischen Geräten durch den Zoll schleusen undsie vor Ort am Flughafen bei allfälligen Sprach-problemen unterstützen. Die Einsatzleitung derRega verfügt über unzählige solche und ähnlicheKontakte weltweit.

Trotzdem kommt es immer wieder vor, dassein Flugplatz irgendwo auf dieser Welt von derRega-Crew zum ersten Mal angeflogen wird. In solchen Fällen sind Kreativität und sprachlichesGeschick des Einsatzleiters gefragt. Nicht seltenmuss dieser dann nämlich dem Gegenüber am Telefon erklären, wer und was die Rega ist. Ist daseinmal geklärt, steht einer erfolgreichen Repatri-ierung meist nichts mehr im Weg. So können dannbeispielsweise in dringenden Fällen seitens derFlughafenbehörden definierte Nachtflugsperrenkurzzeitig aufgehoben oder eine besonders rascheStart- bzw. Landeerlaubnis erteilt werden. Diesselbstverständlich immer zum Wohle des Patien-ten an Bord. Doch bei aller Planung: Manchmalmuss die Crew unerwartete Probleme, zum Bei-spiel bei einem Grenzübertritt mit Medikamen-ten, vor Ort mit diplomatischem Geschick lösen.

Aufgebot

Zürcher Unterland am 3. Januar, morgens umacht Uhr. Der langjährige Rega-Kapitän RogerSchlatter geniesst gerade ein paar ruhige Tage mitseiner Familie zuhause. Zusammen mit den bei-den Kindern und seiner Frau plant er an diesemMorgen, nach Bülach zum Eisfeld zu fahren.Roger Schlatter hat über die Neujahrstage Pikettund ist momentan in der sogenannten S1-Schichteingeteilt. Seinen Pikettdienst verbringt er nicht

im Rega-Center, muss aber im Falle eines Aufge-bots durch die Einsatzzentrale innert zwei Stun-den einsatzbereit sein. Er weiss, dass er jederzeitfür einen Einsatz aufgeboten werden kann. Trotz-dem versucht Roger Schlatter seine Pikettzeitsinnvoll zu gestalten.

Familie Schlatter ist abfahrtbereit. Der Schlitt-schuhspass mit Kind und Kegel kann beginnen.Das Mobiltelefon klingelt. Auf dem Display er-scheint die gespeicherte Anzeige « EinsatzzentraleRega». Reto Albonico, der zuständige Dienstchefder Alarmzentrale, meldet sich am anderen Ende der Leitung. «Hoi Roger, ein Gutes NeuesJahr wünsche ich dir. Wir haben einen Auftrag.Der Flug führt in die Vereinigten ArabischenEmirate.» Zum jetzigen Zeitpunkt erfährt RogerSchlatter nur gerade die wichtigsten Informatio-nen in Kürze.

Der Schlittschuhspass wird vorerst auf Eis ge-legt. Jetzt heisst es kurz noch ein Sandwich essenund dann packen für den bevorstehenden Einsatz.Viel braucht Roger Schlatter nicht. Kleider fürmaximal drei Tage sollten reichen. Man weiss nie,was einen noch erwartet. Nicht selten nämlichhängt die Einsatzzentrale einen sogenanntenFolgeeinsatz an. Dies bedeutet, dass ein zusätzli-cher Patient auf dem gleichen Flug repatriiertwerden muss. Dadurch kann sich eine geplanteHeimkehr entsprechend verzögern. Bei diesemEinsatz in die Vereinigten Arabischen Emirate istjedoch wegen des kritischen Patientenzustandsnicht mit einem solchen Kombinationstransportzu rechnen.

Repatriierung mit Rega-Jet: Flugplaner Beat Schwander sammelt wichtige Daten für die Piloten.

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Thema

Aufgeboten wird aber nicht nur FlugkapitänSchlatter. Eine komplette Jet-Besatzung bestehtin der Regel aus mindestens zwei Piloten, einemArzt und einer Pflegefachperson. Mit dieserStandardbesatzung garantiert die Rega bestemedizinische Versorgung an Bord eines der ins-gesamt drei Ambulanzjets.

Turbulenzen über dem Iran

Es ist kurz nach zehn Uhr morgens am 3. Januar, als die beiden Piloten Roger Schlatterund Urs Engesser, die Pflegefachfrau KarinStegemann und der Arzt André Keisker denBriefingraum betreten. Die vier erhalten nun vonder Einsatzleiterin, der Abklärungsärztin und dem Flugplaner das Dossier: Sämtliche aktuellenFlugdaten, medizinische Protokolle des Patien-ten, Adressen des Spitals in Dubai und Informa-tionen zum gebuchten Hotel für die Übernach-tung der Crew.

Noch immer ist unklar, ob das Unfallopfermit angepasstem Kabinendruck in die Schweizgeflogen werden muss. Die beiden Piloten neh-men vorsichtshalber zwei verschiedene Flug plänemit: einen für den Überflug auf 35 000 FussHöhe, einen für eine Flughöhe von rund 20 000Fuss über Meer. Der Hinflug verläuft störungs-frei, abgesehen von ein paar sehr heftigen Turbu-lenzen über dem Iran. Während rund einer Stunde werden der Ambulanzjet und seine Crewso richtig durchgeschüttelt. Kurz nach vier UhrOrtszeit landet der Jet auf dem Dubai Internatio-nal Airport.

Check vor dem Flug: Pilot Roger Schlatter überprüftdas Flugbuch seiner Einsatzmaschine HB-JRA.

Von der Ambulanz ins Flugzeug: Der schwer verletzte Patrick wird auf dem Dubai International Airport von der Rega-Crew in den Jet umgeladen.

Ausweichmanöver

Zur gleichen Zeit erholt sich Patrick Ramseiernoch immer von seiner Operation. Seit der Teil-verpflanzung seiner Haut hat er starke Schmer-zen. Als die beiden Mediziner der Rega ins Spital zimmer treten, sind Patrick und seine Fami-lie erleichtert. Jetzt geht es zurück in die Heimat,zurück in ein bekanntes und vertrautes Umfeld.Im Inselspital Bern erwarten ihn eine weitereplastische Operation und eine lange Rehabilita -tionsphase. Nach dem Studium der aktuellstenUnterlagen entscheidet der Rega-Arzt AndréKeisker in Absprache mit der PflegefachfrauKarin Stegemann, dass keine tiefere Flughöhe mitangepasstem Kabinendruck nötig ist.

Am nächsten Morgen, 4. Januar, wird gestar-tet. Kapitän Schlatter und seine Crew erhalteneine priorisierte Starterlaubnis, noch vor allenwartenden Linienflugzeugen. Da jeder Transporteines Patienten an Bord eines Flugzeugs ein ge-wisses Risiko birgt, soll die Reisedauer nicht un -nötig verlängert werden. Der Ambulanzjet mitPatrick und seiner Familie an Bord hebt in Rich-tung Bern-Belp ab. Je nach Dringlichkeit desEinsatzes und Zielspitals des Patienten könnenRega-Jets nebst kleineren Regionalflughäfenauch Militärflugplätze in der Schweiz wie auchgewisse im Ausland anfliegen.

Die Wettervorhersage für den geplantenZeitpunkt der Landung in Bern ist schlecht. DieMeteorologen melden leichten Schneefall. EineStunde vor Bern wird jedoch klar, dass sich dieVerhältnisse verschlechtert haben: Die Hälfteder verfügbaren Piste ist mittlerweile schnee -bedeckt. Die Piste in Bern-Belp ist bei diesenWetterverhältnissen zu kurz für die Landung.Per Funk übermitteln die Piloten der Einsatz -leiterin die Routenänderung. Flexibilität in derEinsatzzentrale ist nun gefragt: Das organisier-te Ambulanzfahrzeug muss jetzt nicht in Bern-Belp bereit stehen, sondern im Hangar des Rega-Centers am Flughafen Zürich-Kloten. Und hierwird Patrick Ramseier schliesslich kurz vor vierUhr nachmittags – rund sieben Stunden nachdem Abflug in Dubai – sorgfältig in die Ambu-lanz umgebettet.

Heute ist es ziemlich genau ein halbes Jahrher seit dem schweren Quad-Unfall in der WüsteDubais. Patrick ist wieder wohlauf. Seine Hand istgerettet, und mit den Narben am Rücken hat er zuleben gelernt. Die Arabischen Emirate und denlangen Weg zurück aber wird Patrick wohl niemehr vergessen.

Christian Trottmann

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Organempfänger

Einsatzpartner

Wenn die Rega mit dem Auftrag startet,schnellstmöglich einen Arzt in den Ferien abzu-holen und vom französischen Avoriaz direkt insKinderspital Zürich zu fliegen, dann muss es sichum einen speziellen Fall handeln . Es geht umdas Leben eines Kindes, das ein neues Herz er-halten soll – für diese Operation ist es notwendig,den Kinder-Herzchirurg und inzwischen zumSchweizer des Jahres gewählten Prof. Dr. RenéPrêtre einzufliegen.

Rückblende: Nur wenige Stunden zuvor gehtin der Rega-Einsatzzentrale in Zürich-Kloten dererste Anruf ein. Swisstransplant meldet, dass eineBlutprobe von einem Spital zur Analyse ins Uni-versitätsspital Zürich unterwegs ist . Ein be-vorstehender Bluttransport ist in der Regel einverlässlicher Vorbote für einen Organtransport.Transportiert wird das Blut in diesem Fall perAmbulanz unter der Federführung von Swiss -transplant, der Schweizerischen Nationalen Stif-tung für Organspende und Transplantation. Es istdas Blut eines freiwilligen Organspenders, der zur-zeit auf der Intensivstation in einem Spital liegt. Er ist hirntot, und sein Kreislauf wird jetzt immerinstabiler und kann nur noch mit Medikamenteneinige Stunden aufrechterhalten werden.

Das Blut soll nun im Labor des Universitäts-spitals Zürich einerseits auf Infektionskrank -heiten, anderseits auf Gewebemerkmale und dieBlutgruppe des Spenders untersucht werden.Zusammen mit der genau erhobenen Krankenge-schichte des Organspenders werden diese Infor-mationen in der Datenbank von Swisstransplant

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Swisstransplant

Grosser Einsatz für ein kleines Wunder Wenn Swisstransplant die Einsatzzentrale der Rega ruft, eilt es. Rechtzeitig müssen lebens-wichtige Organe per Helikopter in das Transplantationsspital geflogen werden. Bei diesenEinsätzen im Dienste schwer kranker Patienten zählt jede Minute.

zusammengetragen – um einen Patienten, der fürdiese Organspende in Frage kommt, zu ermitteln.Je nach Dringlichkeit wird dieser Patient dannmit einem Rega-Helikopter, einer Ambulanz odereinem Transportdienst ins Spital gebracht.

Alle Parameter passen – deshalb wird geplant,das Herz des Spenders dem Organempfänger inZürich zu implantieren. Jetzt drängt die Zeit. Der Organempfänger – ein Kind – wird per Heli-kopter von der Rega-Crew der Basis Bern zuhau-se abgeholt und direkt ins Kinderspital Zürichüberflogen . Gleichzeitig entnehmen Chirurgenin einem anderen Spital dem hirntoten Patientendas Herz. Die Einsatzkräfte der Basis Dübendorfwerden aufgeboten. Sie fliegen das entnommeneHerz in einem Kühlbox-ähnlichen Spezialkunst-stoffbehälter ins Kinderspital Zürich . Dort ar-beitet Professor Prêtre bereits am offenen Herzdes Kindes . Nun kann das fremde Herz demjungen Organempfänger implantiert werden.Alles verläuft reibungslos. Das neue Herz desKindes schlägt wieder mit voller Kraft.

Dank der Partnerschaft zwischen der Schwei-zerischen Rettungsflugwacht und Swisstransplantkonnte im vergangenen Jahr zahlreichen Men-schen ein neues Leben geschenkt werden. Nichtalle Aufträge von Swisstransplant sind so spekta-kulär wie dieser – aber jeder einzelne ist für einenschwer kranken Menschen wichtig.

Christian Trottmann

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Kinderspital Zürich

Rega-Basis Genf

Rega-Basis Bern

So hat Herzchirug René Prêtre den Einsatz erlebt:

«Ich war gerade in den Ferien,unterwegs im Skigebiet mit denKindern. Und dann klingelte meinHandy. Ich wurde über ein Spender-herz für eine Herztransplantation aneinem sehr kranken Kind informiert.Als meine Kollegen im Kinderspitalund ich erfuhren, dass die Regamich auf der Skipiste direkt abholenwürde, mussten wir uns alle sehrbeeilen. Es galt, diese anspruchs-volle Operation trotz drängenderZeitverhältnisse gut vorzubereiten.Und die Zeit lief gegen uns.

Wir mussten organisieren, dass derjunge kranke Patient rechtzeitig insKinderspital kommt und dass einEntnahme-Team in das Spender-spital fliegt. Alles musste gut koor-diniert werden. Da ich die längsteAnreise aus Frankreich hatte, wurdeich als Erster von der Crew derRega-Basis Genf per Helikopter ab-geholt. Die Landschaft mit denschneebedeckten Bergen waratemberaubend! Nach einigenMinuten hörte ich über den Bord-funk, dass der Helikopter der BasisDübendorf mit meinen Kollegen ausZürich losfliegt, um das Spender-herz zu holen. Kurz darauf kam dieNachricht, dass ein dritter Rega-Helikopter unseren jungen Patien-ten ins Kinderspital Zürich bringtund zirka 15 Minuten vor uns landet.

Der ‹Tanz› dieser drei Helikopter er-innerte mich irgendwie an den Film‹Apocalypse Now› von Francis FordCoppola – mit dem wesentlichenUnterschied, dass wir etwasPositives beabsichtigten. Nämlichein Wunder zu vollbringen… und dieses Wunder geschah an diesem Tag.»

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Maria FischerÄrztin

Hans Ruedi KullRettungssanitäter

Andrea WalserPilot und Basisleiter

Claudia LeippoldÄrztin

Markus AdankRettungssanitäter

Boris HangartnerPilot

Gian Reto KlegerArzt

Balz FehrArzt

durch – und liess alles stehen, wenn ein Alarmeinging. Bei Betonierungsarbeiten hiess dies,nach dem Rettungseinsatz nur noch erstarrten,unbrauch baren Beton anzutreffen. Hans RuediKull erinnert sich auch an Begegnungen mit Blaublütigen wie beispielsweise Prinz Charles und dem Königs paar von Schweden. Andere Mitar-beiter stehen ebenfalls seit Jahren im Dienst derRega-Basis Untervaz: Rettungssanitäter LucianoGähwiler hat bereits 29 Jahre vorzuweisen.

Treue Basis-Katze

Ein fast so treues «Crew-Mitglied» ist dieKatze. Ihr Name? Ganz einfach: Basis-Katze. Vor über zehn Jahren entschied sie sich einesTages, ihr gemütliches Zuhause auf dem Bauern-hof gegen den Helikopter-Hangar zu tauschen.Heimlich versucht sie immer wieder, in den Hub-schrauber zu klettern. Ganz offensichtlich liebtsie den Motorenlärm und teilt die Leidenschaftder Crew fürs Fliegen.

Basis-Porträt

Untervaz: Die Einsatzbasis Graubünden mit Funkruf «Rega 5»

«Rega 5, ein Verletzter auf dem Jakobshorn»Auf der Rega-Basis in Nordbünden sind seit vielen Jahren treue Mit -arbeiter im Einsatz für Menschen in Not. Seit November 2009 bringensie die medizinische Hilfe mit dem neuen Rettungshelikopter AWDa Vinci zum Unglücksort. Ihre Kompetenz ist oft für Verletzte gefragt,im Winter auf der Piste und im Sommer auf Wanderrouten.

«Freizeit-Basis» – so könnte man sie nennen.Nicht etwa, weil während der Arbeitszeit demVergnügen nachgegangen wird, sondern weil dieRega-Basis Untervaz viele Einsätze für Freizeit-Verunfallte fliegt. Im Winter sind dies vor allemSki- und Snowboardfahrer, im Sommer Wandererund Biker. Die Einsatzcrew – ein Pilot, ein Ret-tungssanitäter, eine Ärztin – ist rund um die Uhrbereit. Um für den Ernstfall gerüstet zu sein,werden immer wieder grosse Übungen in Zu-sammenarbeit mit den Rettern des SchweizerAlpen-Clubs (SAC), den Bergbahnen und der Polizei durchgeführt.

Treue Mitarbeiter

Wer einmal auf der Rega-Basis in Untervazseine Arbeit aufnimmt, bleibt ihr treu. So wieHans Ruedi Kull, der 33 Jahre im Dienst der Regastand. Er war bei den ersten Rettungseinsätzen inNordbünden dabei. Damals führte man ausserRettungsflügen auch noch Materialtransporte

Übung macht den Meister: Rega, SAC und Seilbahnbetreibertrainieren eine Evakuation in Davos.

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Rico Rieder Arzt

Thomas Bischofberger Rettungssanitäter

Tobias FehrArzt

Luciano GähwilerRettungssanitäter

Daniel WalterArzt

Basis-Katze

Tipps vom Bergführer – für sichere Bergerlebnisse

Basis-Porträt

Carlo Janka:

«Skirennen fahren kann ichnur im Winter – aber auf die Rega verlassen kann ichmich das ganze Jahr.»

«Der Gönnerausweisder Rega gibt mir ein-fach ein gutes Gefühl,und zwar das ganzeJahr hindurch. Natür-lich im Winter auf derRennstrecke, wennich auf tutti gehe, aberauch während desSommertrainings oderin den Ferien. Passie-ren kann immer et-was. Doch egal ob inder Schweiz oder imAusland, ich fühle mich sicher, denn ich weiss, dass ichmich bei einem medizinischen Notfall auf die Rega ver-lassen kann – überall, rund um die Uhr, das ganze Jahr.Die Gewissheit, dass ich auch in der Ferne auf dieschnelle und unkomplizierte Hilfe aus der Luft zählenkann, ist beruhigend. Die Schweizerische Rettungs-flugwacht mit meinem Gönnerbeitrag zu unterstützen,ist für mich keine Frage. Die Rega macht einen gutenJob, deshalb bin ich gerne Rega-Gönner!»

� Jede Bergtour genau planen: Dauer der Tour, Schwierigkeitsgrad, Wetter, Ausweichtour; Tour der Kondition und dem Können des Schwächsten in der Gruppe anpassen

� Richtige Ausrüstung: Festes Schuhwerk, wetterfeste Kleidung, Sonnenschutz, Proviant undGetränke, Stirnlampe, Taschenapotheke, Kartenmaterial und Handy

� Abmelden, bei Rückkehr rückmelden: Informationen zur geplanten Tour jemandem mitteilen;nicht alleine auf eine Tour gehen

� Wetter und Tageslicht beachten: Tour bei Schlechtwetter (Gewitter, Nebel, Nässe) und vorNachtanbruch beenden

� Auf markierten Wegen bleiben: Abkürzungen abseits markierter Wege sind oftmals sehr gefährlich und stören zudem Flora und Fauna

� Im Notfall: Ruhe bewahren, alarmieren, Erste Hilfe leisten

Für die erste Tour in unbekanntes Gelände empfiehlt sich, diese mit einem Bergführer oder Wanderleiter zu unternehmen.

Von Bad Ragaz nach Untervaz

Bereits ab 1976 wurden ab dem FlugplatzBad Ragaz Rettungsflüge durchgeführt. Damalsflog das Helikopterunternehmen Air Grischa dieEinsätze im Auftrag der Rega mit einer AlouetteIII. Ab 1980 betrieb die Rega ihre eigene Basis,nach wie vor in Bad Ragaz. Zwei Jahre späternahmen die Rega und Air Grischa gemeinsameinen neuen Hangar in Untervaz in Betrieb. Zehn Jahre danach, 1992, operierte die Basis-Crew als erste mit dem neuen, zweimotorigenRettungshelikopter Agusta A 109 K2. Die stei-genden Einsatzzahlen erforderten mehr Platz, so dass 1998 der Bau eines neuen, geräumigerenBasisgebäudes nötig wurde. Ein weiterer Meilen-stein der Basisgeschichte ist die Aufnahme derOperationen mit dem neusten GebirgshelikopterAW Da Vinci. Dieser rund 10 Millionen Frankenteure Helikopter steht seit November 2009 inUntervaz im Einsatz.

Gute Erfahrungen mit Da Vinci

Viel wurde bereits über den modernen Ret-tungshelikopter AW Da Vinci gesagt und ge-schrieben. Aber wie fliegt und arbeitet es sich nunmit diesem modernen Fluggerät? Der Pilot undBasisleiter Andrea Walser dazu: «Der Da Vincifliegt sich rassig und sportlich, halt eben wie einItaliener. Da wir im Vergleich mit dem Vorgängermehr tanken können, sind längere Flüge undmehrere Einsätze ohne Zwischenstopp möglich.Das ist an hektischen Tagen ein grosser Vorteil.»Auch die Ärztin Dr. Claudia Leippold ist zufrie-den: «Die topmoderne medizinische Ausrüstungund die grosszügigeren Platzverhältnisse imHelikopter erleichtern unsere Arbeit.»

Ariane Güngerich

Carlo Janka, Riesenslalom-Weltmeister 2009 Lauberhornsieger 2010 Riesenslalom-Olympiasieger 2010 Gesamtweltcupsieger 2010

Hilfreiche Links:

Bergführerwww.4000plus.ch

Bergrettungwww.alpinerettung.ch

Schweizer Alpen-Clubwww.sac-cas.ch

Wanderwegewww.wandern.ch

Wetterwww.meteoschweiz.ch

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Reportage

Hightech-Medizin über den Wolken ermöglicht ein zweites Leben

Ein Herz will weiterschlagenErstmals in der Geschichte der Rega wird eine Patientin mit schwerem Herzinfarkt an der Herz-Lungen-Maschine im Rettungshelikopter geflogen. Möglich ist dies dank der kleinen, mobilen «Life-Box», die im Gegensatz zu herkömmlichen Herz-Lungen-Maschinen im Rega-Helikopter Platzfindet. Mittlerweile repatriiert die Rega auch Patienten im Ambulanzjet mit Hilfe dieser «Life-Box».

Frau K. ist eine gesunde, 50 Jahre junge,aktive Familienmutter. Sie hadert nicht mit derschweren körperlichen und geistigen Behinde-rung ihres Sohnes, sondern meistert diese tägli-che Herausforderung mit grosser Unterstützungihrer Familie und weiterer Personen.

Im Januar 2009 geniesst sie zusammen mitihren Kindern und ihrem Ehemann eine WocheSkiferien. Wie immer ist der Rück reisetag sehranstrengend, weil die notwendige Dauerbetreuungdes Sohnes den Vater vollkommen in Anspruchnimmt. Wieder zu Hause und nach verrichteterArbeit nutzt Frau K. die nächtliche Ruhe, um mit einer Freundin in den USA zu telefonieren.Nach einem langen, guten Gespräch will sie sichwie der Rest der Familie schlafen legen, da befälltsie plötzlich starke Atemnot. Sie weckt ihrenEhemann und bittet ihn, die Notrufnummer 144 zu wählen. Dies ist das Letzte, woran sie sich nocherinnert. Ihr Ehemann erzählt, dass sie danachnoch gesagt hat: Ich will nicht gehen!

Schwerer Herzinfarkt

Frau K. muss noch zu Hause mehrmals re -animiert werden. Im Spital stellen die Ärzte danneinen lebensbedrohlichen Herzinfarkt fest. Siewird operiert: Zwei Stents – feine Gitternetze zumOffenhalten der Herzblutgefässe – und eineBallonpumpe werden zur Unterstützung derHerzfunktion eingefügt. Damit Durchblutung undSauerstoffversorgung des Körpers ausreichen,setzen die Spezialisten auch die Herz-Lungen-Maschine ein. Aber alle rechnen mit demSchlimmsten – und die Familie beginnt Abschiedzu nehmen. Eine Herztransplantation könnte FrauK. das Leben retten. Dafür müsste sie aber in ein Transplantationszentrum gebracht werden.Für den notwendigen Transport ist ihr Zustandjedoch zu instabil.

«Life-Box» im Helikopter

Ein Lichtblick zeichnet sich ab. Dank derkleinen, mobilen Herz-Lungen-Maschine «Life-Box» kann ein Lufttransport mit dem Rega-Heli-kopter in Betracht gezogen werden. Im Gegensatzzu den grossen und über 150 Kilogrammschweren Geräten im Spital wiegt diese nur rund16 Kilogramm. Nur mit der Unterstützung der«Life-Box» ist überhaupt an einen Transport zudenken. Vier Tage nach dem schlimmen Herz -infarkt erlaubt der Zustand der Patientin schliess-lich eine Verlegung. Die Rega fliegt Frau K. vomHerz-Neuro-Zentrum in Kreuzlingen nach Bernins Inselspital. Zum ersten Mal überhaupt kommtdie kleine Herz-Lungen-Maschine im Rega-Heli-kopter zum Einsatz. Zusätzlich unterstützt aucheine intraaortale Ballonpumpe (IABP) den Kreis-lauf und die Herzleistung der Patientin. Nebst dermedizinischen Betreuungscrew der Rega ist auchein Kardiotechniker im Helikopter. Er betreut anBord die Hightech-Geräte.

Erwachen aus dem Koma

Nach sieben Tagen erwacht Frau K. aus dem Koma. Wie durch einen Nebel nimmt sie von weit her die Stimmen ihrer Mutter und ihrerSchwester wahr. Was sie hört, kann sie jedochnicht verstehen. Einen Tag danach, es ist Sonntag,erkennt sie zum ersten Mal ihren Ehemann undihre Tochter. Noch realisiert sie nicht, was ge -

Glückliche Familie im Januar 2009:Noch ahnt Frau K. nichts von ihremschweren Herzinfarkt.

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Reportage

schehen ist. Der erste Sprechversuch misslingt:Schock pur! Wie ein Blitz durchfährt Frau K. derGedanke, dass sie nie mehr wird sprechen kön-nen. Doch als am nächsten Tag ihr Ehemann zuBesuch kommt – er feiert seinen 50. Geburtstagund weiss nicht, ob sich seine Frau überhaupt da-ran erinnern kann – haucht sie als Erstes: Gratu-liere. Welche Freude! Sie erinnert sich an seinenJahrestag – und sie kann sprechen!

Herz-Wunder – Wunder-Herz

Wie üblich reduzieren die Ärzte die Leistungder Herz-Lungen-Maschine, um feststellen zukönnen, ob das Herz alleine weiterschlägt. Im Fallvon Frau K. ist die Hoffnung klein. Wider Erwar-ten stellen die Ärzte fest, dass ihr Herz seineFunktion langsam von selbst aufnimmt. Staunenund Freude lösen Angst und Ungewissheit ab.Fast einen Monat muss die Familienmutter imSpital und anschliessend noch fünf Wochen in derRehabilitation verbringen. Zu Beginn fallen ihrGehen und Atmen noch sehr schwer. Aber die er-staunliche Genesung verläuft schneller als ange-nommen. Nach der langen Abwesenheit freut sich

Frau K., wieder ganz für ihre Familie da zu sein.Vieles ist wie früher, und doch ist alles anders,denn das neue Leben ist ein Geschenk. Ich willnicht gehen – das waren ihre letzten Worte. Siewurden erhört.

«Life-Box» im Ambulanzjet

Die mobile Herz-Lungen-Maschine «Life-Box» kam einige Monate später auch im Rega-Jetauf 12 000 Meter Flughöhe erstmals zum Einsatz.Dank diesem handlichen Hightech-Gerät konnteim Oktober 2009 das Leben einer 35-jährigen Fraugerettet werden, die in Kroatien schwer erkranktwar. Die notwendigen Geräte standen im kleinen,regionalen Spital vor Ort nicht zur Verfügung.Dank der mobilen «Life-Box», welche Kardio-techniker des Herz-Neuro-Zentrums Bodenseezusammen mit dem führenden Hersteller von Herz-Lungen-Maschinen entwickelt haben, verlief derRe patriierungsflug ohne Probleme. Die Patientinkonnte dem Universitätsspital in stabilem Zustandübergeben werden.

Ariane Güngerich

Klein und handlich: die «Life-Box» im hinteren Kabinenteil des Helikopters.

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Nah dran: Beatrice Hinder wirkt im Hintergrund für die Rega-Helikopterpiloten.

Persönlich

Ihr Blick fällt durch das Dachfenster. Mor-gendlicher Himmel und Weite liegen vor ihr.Beatrice Hinder atmet bewusst ein und aus, führt ruhig Yogaübungen aus. Das tägliche Trai-ning hält gelenkig und lässt sie den Tag gelassenangehen. Kurz vor acht Uhr steigt die kauf -männische An gestellte ins Auto, fährt zum Flug-hafen Zürich- Kloten. Dabei hört sie Musik. VonA wie Abba bis Z wie Zucchero. Beatrice Hinderar beitet seit 20 Jahren in der Rega. Sie ist die Assistentin des Helikopter-Chefpiloten HeinzLeibundgut und betreut zusammen mit SilvanaRizzi dessen Sekretariat.

Der Pilot auf dem Spitaldach

In den Achtzigerjahren hat Beatrice Hinder ineiner Spedition gearbeitet. Sie ist hingerissen vonden Lastwagen, die auf imposanten Rädern durchEuropa rollen. Sie selbst könnte sich problemloshinter das Lenkrad eines LKW setzen. Sie besitztden Führerschein der Kategorie C, schwere Motor -wagen. Ihre grosse Liebe auf vier Rädern istallerdings der Döschwo gewesen, den sie über 29 Jahre gefahren ist. Bis zu ihrem Aufenthalt inParis 1989 «häts müesse diesle», danach beein-flusst jedoch ein Stelleninserat der Rega ihre Passion.

Sechs Monate später. Ein sonniger Frühlings-tag. Beatrice Hinder besucht die Rega-Basis inZürich, die damals noch auf dem Kinderspitalstationiert ist. Ein Pilot zeigt ihr den Helikopter,erläutert den Bölkow BO 105 detailliert. Gebannthört Beatrice Hinder zu. Ob jene Stunden auf demDach des Kinderspitals das Geheimnis für ihrelange Mitarbeit sind? «Ja, dieser Nachmittag istein prägendes, unvergessliches Erlebnis fürmich», lächelt sie. «Helikopter sind faszinierend.Meine Arbeit ist nie langweilig. Routine gibt esnicht.» Leuchtende Augen.

Mehr als Rotoren und Motoren

Die Assistentin ist das Bindeglied zwischenChefpilot und Einsatzcrews auf den Rega- Basen.Sie erbringt Dienstleistungen, die Voraussetzung

Administrativer Mittelpunkt der Operation Helikopter

Vom Diesel zum Kerosin

für den Einsatz sind. Dazu gehören Sitzungen undTagungen, die sie organisiert; wie die zweitägigenSeminare, an denen sich Rettungssanitäter, Pilotenund Ärzte aller Rega-Basen sowie Einsatzleite-rinnen und Einsatzleiter intensiv mit der Luftret-tung auseinandersetzen. Weiter hält sie verschie-dene Datenbanken und Handbücher wie das FOM(Flight Operation Manual) à jour: Jedes einzelneBlatt der über 400 Seiten muss vom Bundesamtfür Zivilluftfahrt (BAZL) genehmigt werden.Beatrice Hinder holt die erforderlichen Bewilli-gungen ein.

«Es ist jedes Jahr eine Herausforderung fürmich, die Checkflüge unserer 40 Helikopterpilo-ten zu koordinieren. Innerhalb von vier Wochenhaben alle ihre Prüfungen zu absolvieren. Siemüssen einen praktischen und einen theoretischenTest bestehen, sonst dürfen sie keine Einsätzemehr fliegen. Wir benötigen dazu ein Flugfeld,einen Helikopter und einen Experten, der vomBAZL akzeptiert ist.» Während der Trainingsbleibt die Rettungsfliegerei auf den 13 Basen ge-währleistet. Als Organisatorin mit eidgenössi-schem Fachausweis setzt sie das erlernte Wissentäglich ein.

Mit Muskelkraft durch die Schweiz

Wenn sie nach Feierabend die fesselnden Auf-gaben bei der Rega hinter sich lässt, hört sie lei-denschaftlich gerne Musik. In der Freizeit pflegtsie ihren Freundeskreis, liest viele Bücher, trai-niert zweimal die Woche Kraft und Ausdauer. Mit ihrem langjährigen Partner bereist sie in ihrenFerien Europa. Jeweils eine Woche radeln sie zu-sammen durch die Schweiz und in die angren-zenden Nachbarländer. Da kommt weder Dieselnoch Kerosin zum Einsatz, nur reine Muskelkraft.

So abwechslungsreich die privaten Seiten vonBeatrice Hinder sind, so vielseitig sind ihre Fä-higkeiten, die sie im Beruf einbringen kann. Durchdie enge Zusammenarbeit mit dem ChefpilotenHeinz Leibundgut sind sie und ihre Arbeitskolle-gin Silvana Rizzi nah an der anspruchsvollenHelikopterfliegerei – oder vielmehr mittendrin.

Maria Betschart

Für den sicheren Flugbetrieb – zum Beispiel dafür, dass die gesetzlichvorgeschriebenen Bewilligungen vorliegen – ist der Chefpilot der Regaverantwortlich. Die Crews auf den Rega-Einsatzbasen setzen die Vor-gaben um und fliegen die Einsätze. Dazwischen, mitten im Geschehen,stehen Beatrice Hinder und ihre Kollegin Silvana Rizzi: Sie übermittelnaktuelle Informationen und leisten wertvolle Dienste, um die rei-bungslose Luftrettung zu ermöglichen.

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Alarm Ausland+41 333 333 333

Interventionsarten

Ärztliche Abklärungen

Übersicht Einsatzablauf

Notfall im Ausland –

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Bei medizinischen Problemen im Ausland können Sie die Rega-Einsatzzentrale über die Telefonnummer +41 333 333 333, die Faxnummer +41 58 654 39 90oder per E-Mail [email protected] rund um die Uhr erreichen. Haben Sie einen Unfall oder eineakute Erkrankung im Ausland, alarmieren Sie zuerst die örtlichenRettungsdienste, den lokalen Arztoder das Spital. Erst danach ergibtes allenfalls Sinn, die Rega zualarmieren.

Die Rega hilft• dem Patienten eine Diagnose

verständlich zu machen• beim Heraussuchen von

Ersatzmedikamenten, die am Aufenthaltsort erhältlich sind

• bei der Organisation von Transport und Einweisung in dienächste Spezialklinik im Ausland

• den Patienten gegebenenfalls in ein Schweizer Spital zu transportieren

Bereiten Sie sich auf die Klärungfolgender Punkte vor:• Kontaktperson: Name,

Erreichbarkeit, Telefonnummer• Patient: Name, Geburtsdatum,

Heimadresse• Aufenthaltsort des Patienten:

Adresse, Spital und Abteilung, Telefonnummer

• Behandelnder Arzt im Ausland:Name, Verhandlungssprache, direkte Telefonnummer

• Zustand des Patienten: bewusstlos, beatmet, mutmassliche Diagnose

• Ursache: Unfallhergang mit Zeit- und Ortsangabe

• Ausweispapiere: Pass/Personalausweis, Ausreisevisum liegen vor

• Hausarzt: Name, Adresse, Telefonnummer (wichtig bei vorbestehenden Krankheiten)

• Angehörige: zu benachrichti -gende Personen mit Namens-und Ortsangabe

• Versicherungssituation

Die Abklärungsärztin der Regakontaktiert die behandelnden Ärzte am Aufenthaltsort des Patienten. Sie spricht auch mitdem Patienten selber oder mit seinen Angehörigen. Nachdem alle nötigen Informatio-nen (bei Bedarf auch vom Haus-arzt) eingeholt sind, entscheidetder ärztliche Dienst der Rega, ob,wann und wie der Transport sinn-voll durchzuführen ist.

Wichtige Entscheidungs -kriterien sind:• Therapiemöglichkeiten und

medizinische Einrichtungen vor Ort

• zu erwartende Komplikationennach Operation oder Erkrankung

• voraussichtliche Hospitalisations- und/oder Behandlungsdauer

• Rehabilitationsbedarf• Transportrisiko für den Patienten• hygienische Verhältnisse

vor Ort• optimaler Zeitpunkt einer

Rückführung• soziale Beweggründe:

Familien werden auseinander-gerissen und sind nicht mehrfunktionsfähig, falls pflegeab-hängige Kinder, ältere Personenoder Behinderte allein zurück-gelassen werden müssen

• Verhältnismässigkeit bezüglichKosten und Umwelt

• Sicherheit für fliegendes Personal

Rega-Jet, Linienflugzeug, Charter, Ambulanz(Patienten)

Medizinische Telefonberatung(Notfälle)

Interventionen 2009 nach Weltregionen

Medizinische TelefonberatungDer ärztliche Dienst der Rega berätKranke, Verletzte, deren Bekannte oderAngehörige im Ausland und empfiehltSpitäler, Ärzte oder ein bestimmtes medizinisches Vorgehen.

AmbulanzVom nahen Ausland kann es sinnvollsein, einen Patienten mit einem Ambu-lanzfahrzeug in die Schweiz zu bringen.

CharterPatienten, die nicht in die Schweiz zurückgeführt werden müssen, könnenauch auf eingemieteten Ambulanzflug-zeugen im Ausland in ein nahes, medizi-nisch hoch stehendes Spital verlegt werden.

LinienflugzeugErlaubt es der Gesundheitszustand des Patienten, wird er mit einem Linienflug-zeug transportiert, begleitet von einerPflegefachperson und allenfalls zusätzlichvon einem Arzt der Rega.

Medizinische Telefonberatung (1365)1

1 Anzahl Notfälle 20092 Anzahl Patienten 2009

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Rückführung mit Rega-Jet

Bevor die Rega Patienten aus dem Ausland in die Schweiz repatriiert,sind viele Abklärungen nötig. In schwerwiegenden Fällen holt dieSchweizerische Rettungsflugwacht mit ihren Ambulanzjets Patientenin die Heimat zurück. Was passiert nach einer Alarmierung? Wie plantdie Einsatzzentrale eine Rückführung in die Schweiz? Diese und vieleweitere Fragen beantwortet die Einsatzzentrale in diesem Überblick.

d – So hilft die Rega

PlanungDie Planung von Einsätzen im Ausland ist sehr komplex und zeitintensiv. Die Einsatzleiter organisieren Überflug- undLandebewilligungen, Ansprechpartner auf dem jeweiligen Flugplatz sowie Übernachtungsmöglichkeiten und Visa für die Crew. Sie informieren Patienten, Angehörige und die behandelnden Ärzte oder eine involvierte diplomatischeVertretung über den Zeitpunkt und die Details des Einsatzes. Schliesslich bieten sie Piloten, Ärzte und Pflegefachpersonenfür den Einsatz auf. Der zuständige Einsatzleiter übergibt der Crew am Einsatz-Briefing alle nötigen Dokumente sowiedie aktuellsten Informationen bezüglich Patient und Flug (vgl. Seite 4–7).

HinflugDie Einsatzleitung ist für die Crew an Bord des Ambulanzjets jederzeit Ansprechpartnerfür unvorher gesehene Zwischenfälle aller Art.

PatientenbesuchArzt und Pflegefachperson besuchen den Patienten jeweils nach Ankunft im Spital. Es geht darum, seinen Gesundheitszustand zu überprüfen und den Transport vom Spital zum Flughafenmedizinisch vorzubereiten. Handelt es sich um längere Flüge, muss die Crew die gesetzlichenRuhezeiten einhalten und am Zielort übernachten.

Transport vom Spital zum FlughafenSchon im Spital schliesst der Rega-Arzt den Patienten an die mobilen Überwachungsgeräte an und verabreicht wenn nötig Sauerstoff. Fernab von Touristenorten kann ein solcher Patiententransport zum Flugplatz eine abenteuerliche Herausforderung für die Rega-Einsatzkräfte sein.

RückflugDie Einsatzleitung überwacht den Rückflug und plant bei Bedarf eineZwischenlandung, um aufzutanken oder einen weiteren Patienten anBord zu nehmen. Zudem informiert sie das Zielspital über die bevor-stehende Einlieferung sowie die Zoll- und Grenzpolizei in der Schweiz.

Fahrt ins Schweizer ZielspitalIm Normalfall landet der Rega-Jet auf dem Flugplatz in der Wohnregion des Patienten. Dort findet die Patientenübergabe an den Rettungsdienst der Ambulanzstatt. Ist der Gesundheitszustand kritisch, fliegt die Regaden Patienten mit dem Rettungshelikopter ins Zielspital.

Retablierung AmbulanzjetNach dem Einsatz müssen Protokolle undBerichte geschrieben, die Flugzeugkabinegereinigt, Medikamente und Verbrauchs-material ersetzt werden. Das technischePersonal entleert die Toilette und füllt dieSauerstofftanks, überprüft die Systemeund führt anstehende Unterhaltsarbeitenam Rega-Jet aus.

h

Rega-JetIst der Patient schwer krank oder ver-letzt, wird er mit dem Rega-Ambulanz-jet in die Schweiz gebracht; insbeson-dere, wenn der Patient künstlichbeatmet werden muss oder intensivemedizinische Pflege benötigt. Da die Rückführungen aus dem Aus-land gut planbar sind, können, wennsinnvoll, gleich zwei oder drei Patientenan Bord genommen werden.

Ambulanz (278)2

Charter (13)2

Linienflugzeug (407)2

Rega-Jet (733)2

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Kurz notiert

Unzählige Rettungen hat der erste Rega-Helikopter des Typs Agusta A 109 K2 absolviert.Nach 17 Einsatzjahren steht er nun im Verkehrs-haus der Schweiz in Luzern. Anlässlich von «50 Jahre Verkehrshaus» und «100 Jahre Luft-fahrt in der Schweiz» schenkte die Rega denschmucken Helikopter mit der ImmatrikulationHB-XWG dem Museum und gibt ihn damit denGönnern und der Öffentlichkeit zurück. Der«Golf» – so sein prägnanter Kurzname – hat da-mit seine aktive Rettungskarriere beendet und denDienst als Publikumsmagnet aufgenommen.

Rega-Helikopter-Simulator

Eine weitere Attraktion ist der erste Rega-Helikopter-Simulator im Verkehrshaus. Ganz ohnePilotenlizenz kann der Besucher einen Rettungs-helikopter steuern. Wie in der Fliegerei üblich,erhält der Pilot ein kurzes Briefing. Vor dem Flugzeigt eine Kurzpräsentation die wichtigstenHandgriffe für die bevorstehende Mission. DerRundflug im Simulator des 5-plätzigen Helikop-ters führt über die Stadt Luzern und den Vier-waldstättersee und endet schliesslich beim Pilatus.Wer kann, versucht den Helikopter dort auf einemAussenlandeplatz möglichst präzis zu landen. Die Piloten können drei unterschiedliche Schwie-rigkeits grade wählen. Der einfachste Simulator-Modus 1 wird insbesondere flugunerfahrenenBesuchern empfohlen. Der nächste Grad verzeihtlediglich noch kleinere Pilotenfehler im Cockpit.Wer sich aber die anspruchsvollste Stufe 3 zu -mutet, sollte entweder ein erfahrener Computer -

Fliegen Sie einen Rega-Helikopter!

Letzte Mission für «Golf»: Der Rega-Helikopter HB-XWG ist künftig im Verkehrshaus ausgestellt.

simulatoren- Spieler oder gar ein echter Heli -kopterpilot sein. Ohne genügend Flugerfahrungist hier nämlich nach rund drei Sekunden Schluss– ein simulierter Absturz ist in diesem Fall vor-programmiert.

Alouette III schreibt Geschichte

In den Siebzigerjahren war die Alouette IIIder Gebirgshelikopter und Luftrettungsgerätschlechthin. Sie erbrachte auch in grossen Höhenausreichend Leistung und schrieb dank ihrem legendären Image Schweizer Luftfahrtgeschichte.Auch die Rega flog unzählige Einsätze mit derAlouette III SA 316 B, fast 900 Rettungen warenes mit der Maschine HB-XDF. Und genau diesenHelikopter kann der Besucher im Verkehrshausaus nächster Nähe betrachten.

Ariane Güngerich

Noch bis zum 24. Oktober 2010feiert das Verkehrshaus derSchweiz das Jubiläum «100 Jah-re Luftfahrt in der Schweiz» miteiner Sonderausstellung undverschiedenen Veranstaltungen.

Die Ausstellung in der Halle «Luft- und Raumfahrt» wur-de dafür rundum erneuert. Neben dem neuen Rega-Helikopter-Simulator und der ausgedienten Agusta A 109K2-Maschine findet der Besucher weitere attraktive Pre-mieren. Beispielsweise einen nachgebauten Rumpfquer-schnitt eines Airbus A340 der Fluggesellschaft Swiss inOriginalgrösse. Und die Schweizer Flughäfen zeigeneindrücklich, dass sie Schauplatz von anspruchsvollenBetriebsabläufen und spannende Zeugen der jüngstenZeitgeschichte sind.

www.verkehrshaus.ch www.100jahreluftfahrt.ch

Legenden der LüfteAb 16. September führt das Ver-kehrshaus-Filmtheater «Legendender Lüfte» vor. Darin werden dieberühmtesten Flugzeuge der Avia-tik-Geschichte gezeigt. Kurz: Allesüber die Erfolge und auch Misser-folge des ersten Luftfahrt-Jahrhun-derts erleben Sie im Film «Legen-den der Lüfte». Informationenunter www.verkehrshaus.ch

Die roten EngelDas Buch erzählt die wahre Ge-schichte des Überlebenskampfeseines Kristallsuchers in denSchweizer Bergen. Vom Felsenfast erschlagen, mit unzähligenKnochenbrüchen im Gesicht undVerletzungen am ganzen Körperkämpft er während Tagen undNächten gegen den Tod. Das Buchschildert ungewöhnliche Gedankenund Gefühle packend und hautnah.Mehr Informationen unterwww.pyramedia.ch, Taschenbuch «Die roten Engel»,160 Seiten, Preis: CHF 15.70

«Dällebach Kari –das Musical»Die Welturaufführung auf der Seebühne Thun zeigt vom 14. Julibis 28. August 2010 das tragischeund zugleich komische Dasein desBerner Originals Dällebach Kari. Er war der berühmteste Coiffeurder Schweiz und fand seine gros-se und herzzerreissende Liebe inAnnemarie. Mehr Informationen unter www.thunerseespiele.ch

Silbermünze 2010Anlässlich des 100. Todestages vonHenry Dunant gibt der Bund eine20-Franken-Silbermünze heraus.Die Jubiläumsmünze zu Ehren desRotkreuzgründers ist im Henry-Dunant-Museum in Heiden, beiMünzhändlern, Banken und unterwww.swissmint.ch erhältlich.

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«Viele Bergsteiger, Wanderer und Skitouren-gänger sind heute mit einem GPS in den Bergenunterwegs. Bringt das im Notfall etwas? WelcheBedeutung haben GPS-Koordinaten in der Alar-mierung und der Rettung für die Rega?»

Marielle Fraefel, Erdwissenschafterin/Geoinformatikerin, Zürich

Liebe Frau Fraefel

Genaue Koordinaten, sei es vom GPS oder aus der Landes karteabgelesen, sind uns eine grosse Hilfe. Die Einsatzzentrale übermittelt nach dem Alarm die Koordinaten an den Helikopter,und dieser kann mit Hilfe seiner Navigationshilfs mittel den Einsatzort punktgenau anfliegen. Aufwändige und zeitraubendeSuchaktionen können so vermieden werden. Wenn Sie uns im Falle eines Notfalls GPS-Koordinaten angeben können, hilft uns das sehr.

Wie fast immer gibt es aber auch Stolpersteine: So braucht einGPS nach dem Aufstarten normalerweise einige Minuten, bis es eine exakte Positionanzeigt. Schon vorher sollte man sich vergewissern, mit welchem Knopf oder inwelchem Menü des Geräts man sich die Koordinaten anzeigen lassen kann. Die Erfahrung zeigt, dass viele GPS-Benutzer leider nicht wissen, wo sie im Ernst-fall die Koordinaten-Angaben finden.

In einer Stresssituation – bei Alarmierung der Rega oft der Fall – verwechselt manleicht eine Zahl oder eine Kommastelle. Bewahren Sie Ruhe und lesen Sie die GPS-Koordinaten exakt ab, unter Angabe von Kommastellen oder Abständen. Am bestenstellen Sie das GPS auf das Schweizer Koordinatensystem (englisch: Swiss Grid) ein,so liefert es einfache Zahlen und unverwechselbare Angaben. Zudem können wirdiese Angaben direkt, ohne umzurechnen, verwenden.

Ein letzter Hinweis: Verlassen Sie sich nie ausschliesslich auf Ihr GPS – es kannim entscheidenden Moment mit leeren Batterien ausfallen oder bei einem Unfallbeschädigt werden. Sie sollten ihren Standort auch ohne GPS kennen und be schrei-ben können, möglichst mit Ortsangaben, wie sie auf den Schweizer Landeskartenvermerkt sind. Es empfiehlt sich, immer eine Wanderkarte mit auf die Tour zu nehmen.Und keinesfalls darf das Mitführen eines GPS dazu verleiten, höhere Risiken ein zu-gehen, zum Beispiel, Touren bei schlechter Sicht durchzuführen.

Ich wünsche Ihnen viele schöne, unfallfreie Bergtouren!

Ihre Brigitte KandlbinderEinsatzleiterin Rega

6 Tipps für den richtigenUmgang mitGPS-Geräten

� Reichen die Batterien/Akkus für die geplanteTour aus?

�Weiss ich, wie/wo ich die Koordinaten-Angabenfinde?

� Schweizer Koordinaten-system (Swiss Grid) eingestellt?

� Vorsicht, Stress: Angaben präzise ablesen!

� Auch mit GPS keine Risiken eingehen!

� Trotz GPS immer eineLandeskarte mitführen(Massstab 1 : 50 000 oder1 : 25 000).

Kurz notiert

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Rätsel-Ecke

Die zehn Unterschiede

Der Rega-Ambulanzjet hat bereits eine Flughöhe von 7000 Meter über Meer erreicht und fliegt in Richtung Alpen. Die wenigen Wolken kümmern die Co-Pilotin und den Flugkapitän nicht, ist doch das Cockpit mit modernen Instrumentenausgestattet und das Flugzeug zuverlässig. Weniger zuverlässig ist unser Zeichner Joggi, dem beim Kopieren zehn Fehler unterlaufen sind. Findest du sie?

Lösung aus Nr. 73: Der Rega-Helikopter mit der Immatrikulation HB-ZRD gehört zur Rega-Einsatzbasis Zürich in Dübendorf.Je eine Rega-Sporttasche haben gewonnen: Pierre Chenaux, Avry; Dario De Coppi, Winterthur; Romilda Langiu, Bodio; Gabi Moll, Tegerfelden; Giacomo Palà, Olivone; Juri Stöckli, Höfen; Bruno Theiler, Wilchingen; Thibaud Vincent, Marly; Ann Williams, Fribourg; Jessica Wüthrich, Saland

Wir gratulieren!

© Illustration: Joggi / Peter Jost

Wettbewerb

2009 hat die Rega erstmals Flüge mit einer besonderenMaschine durchführen können. Wenn das Herz und dieLunge eines Menschen sehr krank sind, kann ihm einsolches Gerät das Leben retten. Neu ist, dass dieseMaschine dank der geringen Grösse und dem niedrigenGewicht nun auch im Rega-Helikopter und im Rega-Jeteingesetzt werden kann.

Schreibe die Antwort auf eine Postkarte und sende diese bis 16. Juli 2010 an:Rega, «Quiz», Postfach, 8099 ZürichUnter den richtigen Antworten verlost die Rega zehn Wetterstationen «Irox» im Wert von 69 Franken.

Viel Glück!

Diese Maschine heisst

A) «Black-Box» oder

B) «Life-Box»

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Metall im Bein: Die Röntgenaufnahmen zeigendie Drähte in Tims Bein.

Hoch oben: Zum ersten Mal wagt sich Tim gut gesichert an den Fels.

Rückblick

Schutzengel am Märlistein Glück im Unglück hatte der kleine Tim im Herbst 2009. Beim Klettern stürzt der Bub aus fast drei Meter Höhe über einen Felsen zu Boden und bleibt verletzt liegen. Viele Schutzengel flogen dabei mit. Er könnte heute querschnittgelähmt sein.

Es hat doch alles so schön begonnen, anjenem Samstag, 12. September 2009. Rund 1600Meter über Meer im Berner Diemtigtal sollte derkleine Tim (6) das erste Mal am Fels klettern.Zusammen mit Freunden und seinen Eltern sowie der jüngeren Schwester Anna (4) gings in den Klettergarten namens Märlistein beiObergestelen. Der Klettergarten ist speziell fürKinder angelegt. Tim wusste schnell mit Karabi-nerhaken und Seil umzugehen. Lange ging allesgut. Er, seine zwei Freunde und SchwesterchenAnna bezwangen den rund 15 Meter hohen Felsenabwechslungsweise, stets gesichert und von denEltern beaufsichtigt.

Doch ausgerechnet als sich Tim von denKletterstrapazen etwas erholen will, passiert es.Während die zierliche Anna am Seil hängt, wirdes dem quirligen Tim langweilig. Er hangelt sichunbeschwert, aber eben auch ungesichert vonFelshaken zu Felshaken. Nichts Böses denkend,rutscht er plötzlich aus. Der Jung-Kletterer fälltaus rund drei Meter Höhe den steilen Felshinunter. Zu liegen kommt Tim direkt vor denFüssen seines Vaters. «Bereits als ich den wei-nenden Buben anhob, war mir klar, dass er

sich den rechten Oberschenkel gebrochen hatte.Ich wusste, dass dies ein sehr schmerzhafterBruch ist, der operiert werden muss, und bot sofort die Rega auf», sagt Samuel Jordi,Tims Vater und Allgemeinarzt von Beruf. Es hätte sehr dumm laufen können. Wären nichtviele Schutzengel bei Tim mitgeflogen, könnteder Kleine heute querschnittgelähmt sein. Sowar es glück licherweise «lediglich» ein Ober-schenkelbruch.

Dank raschem Handeln und genauer Koordi-natenangaben landet die Einsatzcrew der Rega-Basis Zweisimmen nur wenige Minuten nach derAlarmierung direkt am Unfallort. Noch währendder kleine Patient verarztet wird, ziehen dichteNebelschwaden am Märlistein auf. Ein Heli -kopterstart wird unmöglich. Rasch bringen an-wesende Freunde von Tims Eltern ihr Auto nahezur Unfallstelle. Man rechnet damit, das Kindärztlich betreut mit dem Auto ins Spital fahren zumüssen. Das Rega-Ärzteteam nimmt Tim mit einer Kurznarkose vorübergehend den Schmerz.Während die Retter den Kleinen auf die Vakuum-matratze betten, reisst die Nebeldecke auf. Sofortentscheidet der Pilot, zu starten.

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Gut betreut: Tim wird von Mutter Nelly und der Rega-Crew am Unfallort sofort verarztet.

Ruhiger Flug: Der Rega-Arzt narkotisiert Tim und nimmt ihm so den Schmerz.

Ein letztes Mal: Für unser Foto wagt sich Tim nochmals in die Höhe, gesichert durch seine ganze Familie.

Rückblick

Hoch über dem Simmental, auf dem Weg insKinderspital Bern, erwacht Tim und realisiert,dass er im Helikopter liegt. Er findet dies ziemlichaufregend. Schmerzen spürt er kurzzeitig keinemehr. An Bord ist auch sein Vater; SchwesterchenAnna und Mutter Nelly bleiben besorgt amMärlistein zurück. Sie packen am nächsten Mor-gen und reisen ins Spital, wo der kleine Patientliegt. Noch in der Nacht ist Tim nach mehrerenRöntgenaufnahmen und Abklärungen operiertworden. Rund 45 Minuten hat der Eingriff ge-dauert – eine Routine angelegenheit für die Ärztedes Kinderspitals. Links und rechts des Knieswurden via Bohr kanäle rund drei Millimeterdicke Drähte zur Fixierung in Tims gebrochenesBein geschoben.

Die Zeit nach der Operation ist nicht einfachfür den sonst so bewegungsfreudigen Buben. Sechs Wochen muss er im Rollstuhl verbringen.Anfänglich bringt ihn seine Mutter täglich zumKindergarten, der glücklicherweise nur wenigeMeter von zuhause entfernt ist. Später darf Timdank Ausnahmebewilligung der Kindergärtnerinmit seinem Spielzeugtraktor zum «Kindsgi»trampen. Diese Bewegungen helfen dem 6-Jähri-gen, sich wieder ans Gehen zu gewöhnen. Heuteist Tim wieder auf den Beinen und tut so ziemlichalles, was ein Bub in seinem Alter halt so tut. FürsKlettern aber lässt sich Tim vorläufig nicht mehrbegeistern.

Christian Trottmann

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Prävention

Vorsicht vor Kühen!Artgerechte Mutterkuhhaltung samt Stie-ren, Hunde zum Schutz der Herden gegenWolf und Bär – auf Schweizer Alpweiden istmehr los als auch schon. Konflikte zwischenTier und Wanderer sind selten; dennochkönnen sich Unwissende durch falschesVerhalten gefährden. Der Spezialist erklärt,wie Unfälle mit Tieren auf Alpweiden ver-mieden werden können.

Die Alpen zählen zum kostbarsten Erholungs-raum in unserem Land, insbesondere Wanderernutzen ihn rege. Alpwiesen werden aber auch seitJahrhunderten von Nutztieren beweidet, im Ein-klang mit der tiergerechten und ökologischenLandwirtschaft. Konflikte zwischen Tieren undWanderern sind selten. Dennoch gibt es sie, und in jüngster Zeit haben sie zugenommen. Verän -derungen in der Nutztierhaltung und stärkereSchutzbestimmungen für die Tiere haben dazu geführt, dass vermehrt Mutterkühe und mitlau-fende Stiere auf Alpweiden – und damit auch aufWanderwegen – anzutreffen sind.

Besonders in der Mutterkuhhaltung sind dasZusammengehörigkeitsgefühl der Herde und derBeschützerinstinkt stark ausgeprägt und auch er-wünscht. Mutterkühe sehen im Menschen oder imHund einen Eindringling. Männliche Tiere sindnicht gefährlicher als ein Muttertier, das ihr Jun-ges beschützt. Tiere mit gestörtem Verhalten wer-den nicht zur Sömmerung zugelassen. Der Hundals Begleiter des Menschen muss auf Alpweidenan der Leine geführt werden, da freilaufendeHunde beim Vieh Angst und Panik auslösenkönnen. Im Extremfall führt dies zu aggressivemVerhalten oder panischer Flucht.

Die Ansiedelung von Wolf und Bär bedingteinen vermehrten Schutz der Schaf- und Ziegen-herden durch Herdenschutzhunde. Sie schützendie Nutztiere, indem sie ihr Territorium durch ab-schreckendes Bellen und ausgeprägtes Domi-

nanzverhalten markieren. Gegenüber anderenHunden benehmen sich Herdenschutzhunde ganznormal. Wanderer wissen aber oft nicht, wie siediesen Hunden begegnen sollen.

Die unten aufgeführten Massnahmen helfen,Probleme zwischen Mensch und Tier zu umgehenund Unfälle zu vermeiden:

Verhaltensregeln für Wanderer:� Anweisungen und Hinweise von Älplern und

Hirten befolgen � Beim Betreten von Weiden Informations -

tafeln beachten � Wanderwege auf Weiden nicht verlassen � Drohgebärden der Tiere beachten: Senken des

Kopfes, Scharren oder Brüllen � Ruhig und unauffällig mit genügend Distanz

(20 bis 50 Meter) an den Tieren vorbeigehen � Kälber auf keinen Fall berühren � Hunde an der Leine führen � Tiere nicht erschrecken und ihnen nicht direkt

in die Augen schauen � Beim Herannahen der Tiere ruhig bleiben,

ihnen nicht den Rücken zukehren und dieWeide langsam verlassen

� Nicht mit dem Stock herumfuchteln

Wenn Tiere unberechenbar reagieren,folgendes beachten:� Ruhe bewahren � Greift ein Tier an, Hunde von der Leine lassen � Im Notfall dem Rind einen gezielten Stock-

schlag auf die Nase versetzen � Beobachtungen dem Alppersonal melden � Wenn nötig Erste Hilfe leisten und allenfalls

die Rega (Tel. 1414) alarmieren � Vorfälle und Unfälle der zuständigen Bera-

tungsstelle BUL meldenHeinz Feldmann,

Sicherheitsfachmann Beratungsstelle fürUnfallverhütung in der Landwirtschaft (BUL)

Weiterführende Links:

Beratungsstelle für Unfallverhü-tung in der Landwirtschaft (BUL)www.bul.ch

Vereinigung der Mutterkuhhalterund Fleischrinderzüchterwww.mutterkuh.ch

Weiterführende Informationenrund um das Thema Herdenschutzwww.herdenschutzschweiz.ch

Schweizer Wanderwegewww.swisshiking.ch

Schweizerischer Bauernverband(SBV)www.landwirtschaft.ch

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Modern und funktional: Der EC 145 Helikopter operiert ab sofort von der neuen Basis in Lausanne (Blécherette).

Rega-Inside

Vor fast zwei Jahren wurde bei der Schweizerischen Rettungsflugwacht eingrosses Nachwuchs-Projekte angestossen. Es trägt den Arbeitstitel «Jugendfliegt auf Rega» und will junge Menschen in der Schweiz auf die Rega und de-ren Dienstleistung aufmerksam machen. Das erste Feuerwerk wird in wenigenWochen gezündet.

Über zwei Millionen Gönnerausweise verwaltet das Gönner-Center der Rega. Es sindhauptsächlich Personen ab rund 30 Jahren, welche sich für eine Einzelgönnerschaft ent-scheiden. Insbesondere junge Menschen im Alter zwischen 18 und 26 Jahren, mitten imLeben stehend, denken nicht an einen möglichen Notfall. Und genau diese Zielgruppewill die Rega in den nächsten Monaten und Jahren vermehrt ansprechen. Um junge Leutezu erreichen, braucht es die richtigen Marketing- und Kommunikationsmassnahmen. In Zusammenarbeit mit Marktforschern und mittels Umfragen bei Jugendlichen hat dieRega jugendgerechte Instrumente entwickelt. So wird in diesem Herbst eine neue,speziell auf Jugendliche ausgerichtete Internetseite aufgeschaltet. Hier können sich jungezukünftige Gönner täglich über den Retteralltag der Rega-Einsatzkräfte informieren. Die neue Internetseite wird zudem viele Kurzfilme enthalten und andere attraktive Möglichkeiten bieten. Kurzum: Die Rega geht auch in diesem Bereich mit der Zeit undkümmert sich in Zukunft um die so genannte «Youtube-Generation».

Neue Helikopter basis in Lausanne

Ein schönes Geburtstagsgeschenk: Zum 30. Geburtstag konnte die Crew imOktober 2009 das neue Basisgebäude auf dem Flugplatz La Blécherette beziehen.Nur gerade 550 Meter neben dem alten Stand ort steht nun das moderne und funktionale Gebäude. Stets steigende Ein -satzzahlen und höchste Ansprüche an die Rettungskräfte erfordern optimale Arbeits -bedingungen und eine zeitgemässe Infrastruktur. Das «Geburtstagsgeschenk» in Form des neuen Basisgebäudes wird diesenAn forderungen nun gerecht. Im Jahr 1979 stellte die Stadt Lausanne der Rega das Land zur Verfügung. In einemprovisorischen Gebäude wollte man damalsdie Crew für etwa zehn Jahre ein quartieren.Es wurden schliesslich 30 Jahre daraus. Beim Bau der neuen Basis in Lausanne wur-den die veränderten Anforderungen an die Einsatzcrew berücksichtigt, und der gestie -genen Anzahl Einsätze Rechnung getragen. Waren es anfänglich nur rund 100 Rettungs-missionen, so fliegen sie heute mehr als 1000 Einsätze pro Jahr.

Ariane Güngerich

Jugend fliegt auf Rega

Gestartet wird in wenigen Monaten mit einer Film-Serie und einer täglichen Kolumneim Internet, auf dem Handy und in den Printmedien über die Schweizerische Rettungs-flugwacht. Jugendliche berichten aus deren Sicht und in ihrer Sprache aktuell und haut-nah von Rettungen, führen Interviews mit den Einsatz-Crews und prominenten Persön-lichkeiten. Dies mit dem Ziel, junge Menschen auf unterhaltsame Art und Weise für diebewährte Rega-Philosophie der Luftrettung begeistern zu können. Gerade in den jungenJahren zwischen 18 und 26 will man vor allem eins: Spass haben. Dabei vergisst manvielleicht, dass Unfälle immer passieren können. Und genau dazu ist die Gönnerschaftauch für Jugendliche da. Viel Spass beim Gönnerwerden!

Christian Trottmann

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Bei Rotorgeräuschen richten sich meineAugen meist fast automatisch, wie von alleinenach oben zum Himmel. Entdecke ich einen rotenHelikopter, mischen sich ganz unterschied licheGefühle in mir: Besorgnis – im Wissen darum,dass jede einzelne Minute zählt und die Helferin-nen und Helfer der Rega nicht selten ihr Lebenriskieren, um andere Leben zu retten. Aber auchErleichterung – weil ich erahnen darf, dass einschwer verletzter Mensch sich nun in guten Händen weiss.

Beeindruckt hat mich die Rega bereits alsKind, und nicht nur wegen Globi. Die beidenKreuze auf den Helikoptern – das rote am Rumpf,das weisse auf dem Heck – waren mir vertraut;und die Nummer 1414 gab bei Wanderungen inden Bergen ein Gefühl von Sicherheit.

Die Rettungsflugwacht ist für jene Momenteda, die sich niemand wünscht, mit denen niemandrechnen will. Die es aber trotzdem gibt, die je-derzeit eintreffen können. Auch dann, wenn wirmitten im Leben stehen, unbekümmert sind undmeinen, nichts könne uns etwas anhaben: wennwir im Pulverschnee eine Piste hinunter schwin-gen, mit dem Fahrrad zur Arbeit fahren oder mit einem unbeschwerten «Köpfler» im Wasserabtauchen.

Kürzlich sah ich im Kino einen bemerkens-werten Werbespot, der mich zuerst geschockt,dann aber positiv berührte und der mir bildhaft inErinnerung blieb: Eine junge Frau bleibt nach einem Zusammenstoss mit einem Auto regungs-los auf dem Asphalt zwischen Scherben liegen,Menschen beobachten sie. Wenig später schwebtsie, die Augen geöffnet, dem Himmel entgegen.Doch die nun ertönende Hintergrundmusik begleitet sie nicht etwa in den Tod, nein. Vielmehrkommen knatternde Rotorgeräusche hinzu – die

Gemischte Gefühle –voller Leben

Frau wird von einem Helikopter davongetragen,in einem roten Helikopter mit den Kreuzen darauf. «Jeder 12. ist in seinem Leben einmal auf die Rega angewiesen», heisst es am Ende des Spots – und es bleibt diese eindringliche Mischung aus ganz verschiedenen, allesamt bewegenden Gefühlen.

Mit Einsätzen, die ganz nahe mit den Fragenrund um Leben oder Tod verbunden sind, befasstsich auch mein Berufsalltag. Nebst meinen poli-tischen Tätigkeiten arbeite ich als Geschäftsfüh-rerin der Krebsliga Aargau. Krebs kann jede undjeden treffen, plötzlich. Jahr für Jahr sterben inder Schweiz 25-mal mehr Menschen an Krebs alsbei einem Autounfall. Die Krankheit trifft jededritte Person im Laufe ihres Lebens.

Zum ersten Mal mit einer Pflegefachfrau un-serer Ambulanten Onkologiepflege auf Haus -besuch, begleitete mich eine dumpfe Traurigkeitzur Wohnungstüre der Patientin. Ihr Ehemann be-grüsste uns mit kräftiger Stimme und einemmüden, aber auffallend präsenten Blick. Die trau-rige Stimmung in mir liess nach, und beim Ein-tritt ins Krankenzimmer verschwand sie ganz. Sie wurde verdrängt von der Ausstrahlungskraftder Patientin, von ihrer Zuversicht und ihremMut. Was ich bereits zuvor wusste, erlebte und er-fuhr ich in jenem Moment ganz bewusst: welchwichtige Aufgabe es ist, der verbleibenden ZeitLeben zu geben.

Das Leben hat mehr Farben zu bieten alsSchwarz und Weiss – es ist eine vielfältige Ge-fühlswelt, die der Alltag für uns bereithält. Dasversteht, wer das Glück in den Augen einer schwererkrankten Frau glänzen sieht, die von Herzendankt für einen weiteren schmerzfreien Tag.

Gemischte Gefühle sind oft besonders inten -sive Gefühle. Gefühle voller Leben.

Gastkolumne

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Pascale Bruderer WyssNationalratspräsidentin, Nationalrätin SP

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Damals

Strasse, Spital mit Landeplatz – neue Einsatzgebiete ab 1961

Von den Bergen ins Unterland

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Damals

War in der Frühzeit die Luftrettung eine reineEva kuierungsaufgabe im Gebirge, so verste-hen wir heute darunter schnelle notärztlicheHilfe im ganzen Land. So weit zu kommen,war ein langer Weg – gespickt mit techni-schen Problemen, aber auch bürokratischenWiderständen.

September 1961: Anlässlich der Einsatzdemonstration der Rega, Polizei und Samaritern landet der Pilatus-Porter auf einer Kantonsstrasse in Bassersdorf (ZH).

Die Rettungsflugwacht war ein «Kind der Berge». Der Helikop-ter befreite in der Frühzeit der Luftrettung das Maultier oder denRücken des Bergretters von der Last des Patienten und begnügte sichdamit, Verletzte auf dem schnellsten Weg von der Felswand ins Spitalzu fliegen.

Früh setzten sich aber engagierte Ärzte in der Rettungsflugwachtfür eine kompetente medizinische Arbeit schon auf der Unfallstelleein. Sie begleiteten als Freiwillige die Helikopterbesatzungen aufihren Einsätzen in den Bergen. Der Keim der medizinischen Luft-rettung war damit gelegt.

Das Spital wird zum Partner

Diese Ärzte leiteten im Fels oder auf dem Lawinenkegel dielebensrettenden Massnahmen ein, konnten aber auch entscheiden,wohin der anschliessende Flug mit dem Patienten gehen sollte.Spitäler wurden so mit einem Mal zu wichtigen Partnern der Luft-rettung. Dies bedingte gegenseitige Kenntnisse der Möglichkeitenund Fähigkeiten, verlangte aber auch bauliche Massnahmen bei denKliniken. So mussten Helikopterlandeplätze hindernisfrei, beleuch-tet und nahe an der Notfallaufnahme gelegen sein.

Ein Pionier gegen die Trägheit des Systems

Es war kein Leichtes, die Luftrettung ins Notfallwesen derSpitäler zu integrieren. Davon weiss Prof. Dr. Georg Hossli, damalsLeiter der Anästhesieabteilung des Kantonsspitals Zürich, aus

Rettung per Flugzeug: Der Pilatus-Porter ist für zwei liegende Patienten eingerichtet.

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Notfallstation

Landeplatz

Kantonsspital Turnhallen

Sportplatz

UniversitätETH

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Damals

eigener Erfahrung zu berichten. Sein Gesuch um einen Landeplatzbeim Kantonsspital wurde 1955 vom Regierungsrat abgelehnt.«Externe Patienten sollten nicht das züricherische Spitalwesen be-lasten, Bestrebungen auf diesem Gebiet liegen nicht im Interesse desKantons», argumentierte die Regierung.

So einfach war Hossli aber nicht abzuwimmeln. Jährlich stellteder Pionier und Visionär neue Gesuche ähnlicher Art. 1958 dann einerster kleiner Erfolg: Die Regierung bewilligte die «gelegentliche»Nutzung eines nahe gelegenen Sportplatzes der Kantonsschule für die Landung des Rettungshelikopters. Dass jedesmal vorgängig dieEinwilligung des Abwarts eingeholt werden musste, zeugt von dergeringen Bedeutung, die man damals diesem neuen Zweig desRettungswesens beimass. Zumal nach der Landung der Kranken -wagen die Patienten 500 Meter über stark befahrene Strassen zurNotfallaufnahme transportieren musste.

Beharrlichkeit führte aber auch hier zum Ziel: 1970 führten Luft-waffe und Rettungsflugwacht erfolgreiche Versuchslandungen auf

Hand in Hand: Angehörige des Samaritervereins bereiten die Verletzten für den Transport im Pilatus-Porter…

…und im Helikopter Agusta-Bell 47J der Rettungsflugwacht vor.

dem Dach des Hörsaaltraktes des Kantonsspitals Zürich durch. Von nun an kamen die Patienten von hier direkt in die Notfallauf-nahme.

Eine Übung, eine Versuchsperiode – der Helikopter geht auf die Strasse

Die Zahl der Schwerverletzten im Strassenverkehr nahm damalsdrastisch zu. Da diese Patienten schnelle notärztliche Hilfe auf der Unfallstelle brauchten, lagen die Vorteile der Luftrettung auf der Hand. Wie in den Bergen stand auch auf der Strasse das Team-work im Vordergrund. Es brauchte die zuverlässige und selbstloseZusammenarbeit aller Partner: Polizei, Ambulanz, Feuerwehr, Regaund Spitäler.

Eine gross angelegte Einsatzübung sollte dies unter Beweisstellen. Auf einer abgesperrten Kantonsstrasse bei Bassersdorflandete die Rega am 30. September 1961 mit einem Flugzeug undeinem Helikopter neben einem fingierten Verkehrsunfall. Obwohldas Zusammenspiel auf dem Platz reibungslos funktionierte, wurdedie Vision erst 14 Jahre später Realität. Zuerst in einer Versuchs -phase, später definitiv, bot die Kantonspolizei Zürich ab 1975 Heli-kopter auch bei Verkehrsunfällen auf. So verlängerte die Notfall -klinik ihre «Reichweite» nach vorne auf die Unfallstelle – zumWohle der Patienten. Andere Kantone folgten, und heute ist die Rega-Ärztin oder der Rega-Arzt nicht mehr von Unfallstellen mitSchwerverletzten wegzudenken.

Walter Stünzi

Improvisierter Landeplatz: Der Rettungshelikopter musste mit Patienten auf dem Sportplatz, rund 500 Meter vom Spital entfernt, landen.

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Gönner-Service

Erwachsen werden mitGönnerausweis Sommerzeit, Ferienzeit, Gönnerzeit! Sie sind mit Ihrer Familie Gönner der Rega, und diverse Frei-zeitaktivitäten stehen bevor. In diesem Zusammenhang tauchen Fragen zu Ihrer Gönnerschaftauf. Wer gehört zur Familie? Wie sieht es für Kinder aus, die inzwischen erwachsen sind?

Gönner sind zwar grundsätzlich Einzelperso-nen. Viele der Freizeitaktivitäten finden aber imFamiliekreis statt. Ein Grillnachmittag am See,ein Wanderausflug in die Berge, eine Velotourdurchs Mittelland: All dies kann Gefahren in sichbergen, und dazu ist eine einfache Lösung ge-fragt.

Die Familiengönnerschaft entspricht den Be-dürfnissen von Familien mit Kindern. Sie ist mit70 Franken kostengünstig und unbürokratisch.Sie umfasst beide Elternteile und alle ihre Kinderbis zum 18. Altersjahr – unabhängig von derenAnzahl. Der Zivilstand der Eltern und der Wohn-ort – auch bei getrennten Haushalten – sind nichtmassgebend. Die ganze Familie ist auf einemGönnerausweis registriert. Für Alleinerziehendegilt analog: Ein Elternteil – Mutter oder Vater –zahlt für sich und alle Kinderzusammen 40 Franken. DieFamiliengönnerschaft hat sichden veränderten gesellschaftli-chen Gegebenheiten angepasstund ist einfach geblieben.

Trotz der Einfachheit erge-ben sich immer wieder Fragen:

«Wie kann ich sicherstellen, dass die Rega meine Familiendaten hat?»

Für Sie als Gönner besteht die Möglichkeit,die Daten zu Ihrer Gönnerschaft abzufragen unterwww.admin.rega.ch. Die für die Abfrage be-nötigten Angaben (Gönnernummer und PIN-Code) sind auf dem Rechnungsformular ersicht-lich. Sie können uns die Familiendaten zurAktualisierung auch unter www.info.rega.chzukommen lassen. Haben Sie kein Internet? Wir nehmen Ihre Daten auch gerne per Telefon0844 834 844 oder Fax 044 654 32 48 entgegen.

Alarmnummer Schweiz1414

Alarmnummer Ausland+41 333 333 333

Gönner-CenterTel. 0844 834 844, Fax 044 654 32 48www.rega.ch oder www.info.rega.ch

Rega-ShopTel. 0848 514 514, Fax 0848 514 510www.shop.rega.ch

Telefonzentrale044 654 33 11

Adresse für alle Fragenwww.info.rega.ch

Abonnieren Sie den Rega-Newsletter online unterwww.airmail.rega.ch

So erreiche ich die Rega

«Wir sind Familiengönner. Wieso bekom-men meine Frau und meine Kinder keinenpersönlichen Gönnerausweis mit meinerGönnerschaft als Familie?»

Der Familiengönnerausweis lautet auf denNamen des Rechnungsträgers und gilt für beideElternteile mit Kindern bis 18 Jahre. Für die wei-teren Familienmitglieder werden keine Gönner-ausweise ausgestellt. Übrigens: Im Falle einesNotfalles müssen sie sich nicht als Gönner aus-weisen können.

«Ich habe bemerkt, dass meine 19-jährigeTochter eine eigene Gönnerschaft benötigt,weil sie als nun Erwachsene nicht mehr Teilder Familiengönnerschaft sein kann. Wasmuss ich unternehmen?»

Auch hier leistet dasInternet gute Dienste. Eine Online-Anmeldung unterwww.rega.ch > Gönner >Gönner werden ist in derRegel für junge Erwachseneproblemlos. Andernfalls kanndie Anmeldung auch telefo-nisch erfolgen.

Wir hoffen, dass wir Sie mit dieser kleinenAnleitung zur Familiengönnerschaft unterstützenkönnen. Möglicherweise haben Sie uns entspre-chende Änderungen bereits gemeldet, und Ihreerwachsenen Kinder sind mit einer Rega-Gönnerschaft für ein aktives Leben ge rüstet. Da-mit werden das Grillieren am See, die Wanderungin den Bergen oder die Velotour im Familienkreisnoch vergnüglicher. In diesem Sinne wünschenwir Ihnen eine unbeschwerte Sommerzeit.

René Fritschi, Leiter Gönner-Center

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