rokpa times november 2010
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Volumen 30 NovemberTRANSCRIPT
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Wir brauchen Ihre Hilfe!Schenken Sie Waisen- und Strassenkindern eine Zukunft! Jetzt!
In der Schweiz sind Spenden zugunsten von ROKPA steuer-befreit. Zudem ist ROKPA seit 2004 ZEWO-zertifiziert.
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ROKPAHelfen, wo Hilfe gebraucht wird.
Jahrgang 30 / November 2010
Liebe ROKPA-Freunde!Strassenkinder
�
STRASSENKINdER
Was Strassenkinder brauchen 3
Lhamo Tsche ist ein Findelkind 4
Das ROKPA-Kinderhaus 6
Leas Kinder schreiben 7
TIBET
Klöster – Herzstück der Kultur 8
Tsündru 10
Eindrücke aus Yushu 14
ROKPA SCHWEIZ
30-Jahr-Jubiläumsevent 12
WARUM ROKPA?
So können Sie helfen! 15
Testimonial George Walliser 15
Impressum
Redaktionsleitung: Marie-Luce Le Febve de Vivy Visuelle Gestaltung: Volker Haller, www.vhvk.de
Bildredaktion: Klaus Falk
Alle Fotos und Texte: © ROKPA INTERNATIONAL
Auflage: 7.000 Exemplare
ROKPA INTERNATIONAL ist seit 2004 ZEWO-zertifiziert.
Sehr geehrte Damen und Herren!
Während ich diese Zeilen schreibe, befinde ich mich in Tibet, genauer
gesagt im Hochland von Yushu. Vor zwei Tagen kamen wir an – in der
zerstörten Stadt. Überall Schutt, Steinbrocken und Gebäude, die schief und
gefährlich in der Landschaft stehen. Tausende von Zelten stehen dicht an
dicht – hier hausen die Menschen seit dem horrenden Erdbeben vom 14.
April. Es ist eiskalt. Viele haben nicht nur ihr ganzes Hab und Gut verloren,
sondern auch ihre Liebsten (siehe Seite 14). Das Leiden dieser Menschen ist
riesig, auch wenn sie es mit stoischer Geduld ertragen. Moralische Unter-
stützung erhalten sie vor allem in ihren Klöstern, bei den Mönchen und
Nonnen (siehe Seite 8).
Ich bin tief berührt von der Verbundenheit der Menschen untereinander.
Jeder hilft jedem. Jeder hat Menschen verloren, jeder weiss, wie sich das
anfühlt. Man rückt näher zusammen. Die Menschen sind ernster und die
Kinder auch. Ich sehe hier viele kleine Erwachsene, die Verantwortung für
die noch Kleineren übernehmen.
Wir haben zahlreiche Menschen besucht, die von ROKPA Zelte erhielten. Sie
lassen Ihnen ausrichten, wie dankbar sie für Ihre Spende sind! Wenn man
nichts mehr hat - und oft auch niemanden – bietet eine eigene Bleibe
Schutz, auch wenn man sie nicht abschliessen kann. Den Überlebenden des
Erdbebens bedeutet es viel, zu spüren, dass sie nicht allein gelassen sind
und dass es auch weit weg Menschen gibt, die mitfühlen und helfen.
Die Regierung will hier wieder eine Stadt aufbauen. Wir von ROKPA haben
beschlossen, alles zu tun, damit die Kinder, die keine Schule mehr haben,
an einem anderen Ort eine gute Ausbildung erhalten. darum bitte ich Sie,
liebe ROKPA-Freunde: Helfen Sie weiter, indem Sie grosszügig spenden.
Schenken Sie den traumatisierten Kindern zu Weihnachten die Chance auf
eine würdevolle Zukunft nach dem Erdbeben. danke.
Ihnen und Ihrer Familie wünsche ich von Herzen besinnliche Festtage in der
warmen Stube und einen guten Rutsch ins 2011.
Ihre
Lea Wyler, Vizepräsidentin ROKPA INTERNATIONAL
Weltweit wachsen Millionen von Kindern
weit unter der Armutsgrenze auf. Jahr
für Jahr. Im Gegensatz zu den meisten
Hilfswerken bietet ROKPA traumati-
sierten Waisen- und Strassenkindern
aber nicht NUR Nahrung, medizinische
Versorgung und Bildung an, um ihnen
ein besseres Leben zu ermöglichen. Zum
nachhaltigen Entwicklungskonzept von
ROKPA zählen auch familiäre Gebor-
genheit und die gezielte Stärkung des
Selbstbewusstseins jedes Kindes – ins-
besondere durch Spiel und Kultur.
Von Marie-Luce Le Febve de Vivy
Die ersten Lebensjahre eines Kindes
sind entscheidend für seine zukünftige
Entwicklung. Zahlreiche Faktoren kön-
nen ein Kind daran hindern, gesund und
kräftig heranzuwachsen. Dazu zählen
beispielsweise Unterernährung, fehlende
medizinische Versorgung, prekäre Hygie-
ne-Verhältnisse sowie mangelnde Bildung
der Eltern. Ein Kind braucht aber nicht
nur genug zu essen, sondern auch ein si-
cheres Zuhause – einen Ort, an dem seine
Was Strassenkinder brauchen, um wirklich aufzublühen.
Seele Geborgenheit, Schutz und familiäre
Liebe erfährt.
Tägliche Verachtung statt Geborgenheit
Viele Hilfswerke konzentrieren sich
darauf, arm geborene Kinder mit Essen,
Medizin und Schulbildung zu unterstüt-
zen. Oft „übersehen“ sie dabei, dass trau-
matisierte Strassen- und Waisenkinder
weit mehr brauchen, um sich nachhaltig
gesund zu entwickeln. Wer als Kleinkind
von seinen Eltern verstossen oder durch
Krankheiten bzw. Unfälle seiner Eltern
zum Waisen wird, hat in Ländern wie
Tibet, Nepal oder Simbabwe ein schweres
Los gezogen. Oft gibt es keine Ange-
hörige, die sich um sie kümmern. Und
schon gar kein Sozialamt, wie bei uns in
der Schweiz. Stattdessen landen bereits
Zweijährige allein auf der Strasse – völlig
ungeschützt und sich selbst überlassen.
Auf dieser freien Wildbahn schlagen sich
die Kinder allein durch oder organisieren
sich in Banden. Sie bekämpfen ihren
Hunger mit Leim-Sniffen und stehlen,
um zu überleben. Nachts schlafen sie
in Hauseingängen oder schmiegen sich
an einen streunenden Hund. Tagtäglich
erleben sie Verachtung von Passanten und
werden zum Teil missbraucht – auch von
Touristen!
Überzeugt, wertlos zu sein
Kinder, die mit derart schlechten Vor-
aussetzungen ins Leben starten, keine
liebende Mutter, keinen schützenden
Vater haben, sind überzeugt, nichts, aber
wirklich auch nichts wert zu sein! Sie füh-
len sich ungeliebt und brauchen extrem
viel Verständnis und liebevolle Unterstüt-
zung, um ihre frühkindlichen Verletzungen
und ihren unglücklichen Start ins Leben
zu überwinden. Sie müssen Schritt für
Schritt lernen, dass auch sie wertvolle
Menschen sind. Nur so können sie das
nötige Selbstwertgefühl entwickeln, das
ihnen eines Tages ermöglichen wird,
den immensen seelischen Schmerz zu
überwinden, der ihre ersten Lebensjahre
geprägt hat.
Die Hilfe von ROKPA beschränkt sich
deshalb nicht nur auf existenzielle Über-
lebensmassnahmen und Ausbildung, be-
ginnt aber damit. Denn in Tibet und Nepal
sind die Menschen nicht nur arm – sie
zählen zu den Ärmsten unter den Armen.
ROKPA-Vizepräsidentin Lea Wyler erklärt:
„Wenn wir Kinder in unsere ROKPA-Pro-
jekte aufnehmen, besteht der erste Schritt
in einer warmen, reinigenden Dusche – oft
der ersten in ihrem Leben – und neuen
Kleidern. Es ist eine Art Ritual, das dem
Kind helfen soll, sein altes Leben hinter
sich zu lassen und die Vergangenheit
abzuwaschen. Gleichzeitig erhält es eine
direkte Bezugsperson – d.h. ein älteres
Kind in der ROKPA-Familie hilft dem Neu-
ling fortan bei den alltäglichen Aufgaben
und steht ihm jederzeit bei, auch nachts,
wenn es schlecht träumt. Die Kleinen er-
Dieser Bär gehört einem kleinen Mädchen, das in unserem temporären Waisenhaus lebt. Es ist das Einzige, was ihr geblieben ist: Ihre Eltern und ihre ganze Familie sind beim Erdbeben umgekommen!
Portrait Strassenkinder
Heilsam für Strassenkinder: sich auf der Bühne exponieren.
30 Jahre ROKPA – 30 Jahre Hilfe� �
Von Barbara Pfeiffer
Luchu, ein Kreisstädtchen in der tibetischen Kulturregion Amdo,
gehört heute zur chinesischen Provinz Gansu. Durch die Stras-
sen tuckern die dreirädrigen Fahrzeuge der hiesigen Bauern.
Nomaden, mit Säcken beladen, kaufen und verkaufen Dinge. Am
Rande der Stadt sind die Schulen. Heute sind alle Schülerinnen
und Schüler im Schulhof versammelt und warten gespannt.
Nacheinander ruft Dr. Akong Tulku Rinpoche die jeweils Klassen-
besten auf, um ihnen einen Preis zu geben. Ein fünfzehnjähriges
Mädchen bekommt den allerersten Preis. Voller Stolz nimmt sie
den Geldbetrag entgegen.
Etwas später sitze ich in einem kahlen Raum, dem Büro des
Schulleiters, um ein paar der ROKPA-Schüler zu befragen, wie
wir es bei unseren Besuchen in den Schulen immer tun. Vor mir
zwei Mädchen und ein Junge. Nacheinander frage ich jedes Kind
nach dem Alter, der Herkunft, dem Lieblingsfach in der Schule
und so weiter. Als Dritte und Letzte ist Lhamo Tsche an der Rei-
he. Bei der Frage nach ihrer Herkunft zögert die 15-Jährige lan-
ge. Ihr Gesicht ist düster, man spürt förmlich ihre Trauer. Dann
sagt sie mit leiser Stimme, so, dass der Übersetzer sie kaum und
ich sie noch weniger hören kann: „Ich weiss es nicht.“ Lhamo
Tsche ist das Mädchen, das heute den ersten Preis bekommen
hat.
In meinem Hals macht sich ein Kloss breit und ich glaube plötz-
lich nachfühlen zu können, was dieses Mädchen empfindet. Alle
anderen können sagen, woher sie stammen, nur sie als Einzige
Lhamo Tsche ist ein Findelkind. Jetzt gehört sie zur grossen Familie von ROKPA.
nicht! Als ich nachfrage, sehe ich Tränen in ihren Augen. Eine
Frau habe sie aufgezogen, ihre Eltern kenne sie nicht, bekennt
sie mit leiser fast schuldbewusster Stimme.
Später erzähle ich unserem Präsidenten von Lhamo Tsche und er
lässt sie ins Hotel kommen. Spät am Abend sitzt sie in seinem
Zimmer, antwortet unter Tränen auf seine Fragen. Man hat das
Gefühl, dieses Mädchen ist endlich, nach langer Suche, zu Hau-
se angekommen. Die Wärme und Geborgenheit im Raum, die Dr.
Akong Rinpoche für das Mädchen ausstrahlt, geht auch auf mich
über. Die Ziehmutter ist mitgekommen, wartet irgendwo unten.
Als man sie holt, erzählt sie das bisschen, was sie von Lhamo
Tsches Geschichte weiss. Eine kleine, schmächtige Frau in
tibetischer Tracht, vielleicht um die 50 Jahre alt. Ihren Händen
sieht man die schwere Arbeit an. „Mein Schwager hat mir das
Baby gebracht“, erzählt sie mit melodischer Stimme. „Er hat
die Kleine irgendwo draussen gefunden.“ Sie selbst hatte schon
drei Töchter grossgezogen, die sind längst erwachsen. „Sie hat
mich so gedauert, die Kleine“ sagt sie, „was sollte ich machen?“
– Also hat sie sie gefüttert, gewaschen, gekleidet, in die Schule
geschickt. Versorgt. Trotz all dieser Sorge ist bei Lhamo Tsche
das Gefühl geblieben, dass sie nicht erwünscht war. Nicht nur
das, man hat sie sogar fast weggeworfen, als Baby irgendwo
liegen lassen und vergessen. Hat sie sich vielleicht deswegen so
besonders angestrengt in der Schule, um zu beweisen, dass sie
doch ein wertvoller Mensch ist? Damit sie ihrer Ziehmutter nicht
unnötig auf der Tasche liegt, arbeitet sie in einem Restaurant,
um sich eine neue Hose kaufen zu können.
Heute Abend beginnt ein neues Leben für Lhamo Tsche. Sie hat
ihre Familie gefunden: ROKPA. Bisher hat ROKPA die Schulge-
bühren für Lhamo Tsche bezahlt. Doch ab jetzt bekommt sie
auch Geld für Kleidung und besondere Ausgaben.
„Du sollst noch nicht in einem Restaurant arbeiten“, erklärt
Akong Rinpoche dem Mädchen, „dafür bist du zu jung. Du musst
dich aufs Lernen konzentrieren“. Wir nehmen Mass bei Lhamo
Tsche, damit man ihr Kleidung aus einem Depot senden kann.
Als Lhamo Tsche geht, sind ihre Augen etwas weniger traurig.
Wir haben sie aufgenommen in unsere Familie.
Die Geschichte von Lhamo Tsche ist eine von vielen. Damit wir
für möglichst viele dieser Kinder und Jugendlichen sorgen kön-
nen, brauchen wir Ihre Hilfe.
Lhamo Tsche zusammen mit ihrer Ziehmutter
halten dadurch Schutz und Geborgenheit,
die sie vorher nie gekannt haben.“
Neuanfang: Endlich ein Kind sein dürfen
Nach Wochen, Monaten oder Jahren auf
der Strasse erleben die kleinen Wesen
meist zum ersten Mal in ihrem Leben,
was es heisst, ein Kind sein zu dürfen.
Statt um jeden Nahrungshappen zu
kämpfen erhalten sie warme, sättigende
Mahlzeiten. Statt in der Kälte der Nacht
eine trockene Hausecke zum Übernach-
ten zu suchen, schlafen sie nun in einem
Bett mit einer kuschligen Decke ein. Statt
bespuckt zu werden erhalten sie liebevolle
Aufmerksamkeit der ROKPA-Betreuer und
ihrer neuen Geschwister, die selber mal
auf der Strasse lebten und genau wissen,
wie sich das anfühlt. Statt um Almosen
zu betteln und zuzuschauen, wie andere
Kinder zur Schule dürfen, erhalten sie nun
selber eine Schuluniform und lernen zu
lesen, zu schreiben und zu rechnen.
Lernen, die Scham zu überwinden
Mit dem existentiellen Überleben ist es
aber noch nicht getan. Mindestens so
wichtig ist es, den Kindern zu helfen, sich
mit ihrer leidvollen Vergangenheit zu ver-
söhnen – so grauenhaft und erniedrigend
sie gewesen sein mag. Und sie dabei zu
unterstützen, ihre tiefes Schamgefühl zu
überwinden, damit sie eines Tages stolz
dazu stehen können: „Ich bin ein ehe-
maliges Strassenkind!“. Was in unseren
Ohren banal klingen mag, ist für trauma-
tisierte Kinder alles andere als selbstver-
ständlich. Die Scham, verstossen worden
zu sein, steckt noch jahrelang tief in ihren
Knochen und in ihrer Seele. Und hindert
sie daran, sich gleichwertig wie andere
Menschen zu fühlen.
Als ehemalige Schauspielerin hat Lea
Wyler über die Jahre hinweg eine eigene
„Therapie“ entwickelt, um das angeschla-
gene Selbstbewusstsein von Kindern
wirksam zu stärken, die unter schlechten
Voraussetzungen ins Leben gestartet sind:
„ Wann immer möglich reise ich z.B. mit
den Kindern ins Ausland, wo sie an ver-
schiedenen Bühnen ihr Leben in Tanz und
Musik in mehreren Variationen aufführen.
Die, welche nicht in diese Theatertruppe
gewählt werden, studieren Tänze und
Lieder ein, die sie dann an Feiern in ihren
Schulen und im ROKPA-Kinderhaus einem
immer begeisterten Publikum vorführen.
Dies ermöglicht den Kindern nicht nur,
in eine andere Rolle zu schlüpfen und
wunderschöne Gewänder zu tragen, die
wir vor Ort anfertigen lassen. Besonders
heilsam für die Kinder ist der eigentliche
Auftritt. Sie müssen sich auf der Bühne
exponieren, was eine grosse Herausfor-
derung ist. Den Applaus, den sie danach
ernten, ist für ihr Selbstwertgefühl aber
von eminenter Bedeutung. So erleben sie,
wie wildfremde Menschen sie honorieren
und für gut befinden. Kinder, die früher
verachtet, bespuckt und geschlagen wur-
den, werden zu kleinen, gefeierten Stars.
Sie nehmen ‚erhöht‘ auf der Bühne den
Applaus von Lehrern, Künstlern und z.T.
sogar von Regierungsmitgliedern entge-
gen, die zu ihnen ‚aufschauen‘. Diese
Momente vergessen sie nie wieder. Diese
Erlebnisse jagen mit der Zeit die bösen
Träume und Ängste weg!“
Familiäre Geborgenheit
Das Selbstwertgefühl der Kinder wird
nicht nur mit Theaterspiel, sondern auch
mit anderen kulturellen Mitteln gestärkt.
„Zeichnen, Malen, Tanzen, Gesang oder
Musik ermöglichen den traumatisierten
Kindern, ihre Gefühle ohne Worte auszu-
drücken. Daraus tanken sie Kraft“, erklärt
„Mummy Lea“ ihr Konzept. Genauso heil-
sam sind natürlich auch die Nestwärme,
das familiäre Umfeld und der liebevolle
Umgang, die ROKPA seinen Schützlingen
im Kinderhaus wie auch in ROKPA-In-
ternaten in Tibet anbietet. In der ROK-
PA-Grossfamilie erfahren viele Kinder
zum ersten Mal, wie gemeinschaftliches
Zusammenleben funktioniert und wie
sich Sicherheit und Geborgenheit anfüh-
len. „Die älteren Kinder, die sich um ihre
kleineren Geschwister kümmern, erleben
zudem, wie schön es ist, gebraucht zu
werden. Sie lernen, Verantwortung zu tra-
gen, was ihr Selbstbewusstsein ebenfalls
fördert“, so Lea Wyler.
Tatsache ist: Die Strassen- und Waisen-
kinder, die von ROKPA gefördert und
gross gezogen werden, blühen wirklich
auf. Und wachsen zu seelisch gesun-
den Persönlichkeiten heran – trotz oder
gerade wegen ihres traumatischen Start
ins Leben. Lea Wyler: „Es berührt mich
zutiefst und macht mich auch stolz, dass
sich quasi ALLE unsere Kinder positiv
entwickeln. In den 30 Jahren unserer
Entwicklungsarbeit ist noch nie eines
der ROKPA-Kinder auf die schiefe Bahn
geraten! Im Gegenteil: Zahlreiche Kinder,
die ursprünglich aus zerrütteten Analpha-
beten-Familien stammen, entfalten sich
so gut, dass sie es an die Universität
schaffen und wichtige Stellungen in der
Gesellschaft einnehmen können“.
StrassenkinderStrassenkinder
30 Jahre ROKPA – 30 Jahre Hilfe� �
Weihnachten steht vor der Tür! Lassen Sie bitte Ihr
Herz sprechen und schenken Sie traumatisierten
Strassen- und Waisenkindern die einmalige Chance,
ihrem Elend zu entkommen und mit der Hilfe von
ROKPA zu selbständigen und engagierten Menschen
aufzuwachsen! In Tibet, Nepal und Simbabwe warten
immer noch Tausende Kinder aus ärmsten Verhältnis-
sen auf ihre Chance!
Wir danken für Ihre grosszügige Spende – Vermerk:
Hilfe für Strassenkinder, No. 8200 – auf:
Konto: ROKPA, Nr.0065-0455090-11-1, bei der
Clariden Leu AG, Bahnhofstr. 32, 8022 Zürich
Postkonto: ROKPA 80-19029-5
Willkommen sind auch kleine, mittlere und grosse
Unternehmen, die sich im Rahmen ihrer Corporate
Social Responsibility für unsere Projekte engagieren
möchten. Einmalig oder längerfristig. Statt Mitarbei-
ter- und Kundengeschenke zu verteilen, können Sie
im Namen Ihrer Firma / Ihrer Abteilung auch eine
Weihnachts-Spende für ROKPA tätigen. Oder sich für
ein Projekt engagieren, das zu Ihrer Unternehmens-
philosophie passt. Im Gespräch mit Ihnen unterbrei-
ten wir Ihnen gerne einen Vorschlag.
Für weitere Infos können Sie sich gerne an unsere
Kommunikationsleiterin, Marie-Luce Le Febve de
Vivy, [email protected] / Tel. 044 26 26 888, wenden.
„Mein Vater war däne, meine Mutter ist Nepalesin.
Als mein Vater uns endgültig verliess, war ich fünf
Jahre alt. Für meine Mutter war es sehr schwierig,
sich um die Familie zu kümmern, die aus unserer
Grossmutter und vier Kindern bestand. Sie gab ihr
Bestes, fand aber keine feste Anstellung, um genug
Geld zu verdienen. Wir wurden so arm, dass wir
kaum genug zu essen hatten.
Noch heute erinnere ich mich daran, wie wir zu
sechst in einem einzigen, kleinen Raum hausten.
Dieser Raum, in dem sich auch die Küche befand,
war alt, dunkel und schmuddelig. Mein älterer Bruder
war praktisch nie zu Hause, um zu helfen. Und ich
war zu klein, um eine nützliche Hilfe zu sein. Meine
Mutter ging jeden Tag aus dem Haus, in der Hoffnung
etwas zu verdienen. Meine Grossmutter kümmerte
sich um uns Kinder. So sehr sich meine Mutter
bemühte, unsere „kaputte Familie“ wieder auf die
Beine zu bringen: Es ist kaum verwunderlich, dass
sie es nicht schaffte. Sie war ungebildet und hilflos.
Leas Kinder schreiben
Sonam Yangchen (23)
Zweiter Spielworkshop im ROKPA-Kinderhaus Kathmandu.
Letztes Jahr, bei meinem ersten Spielworkshop, fiel mir ein
Mädchen besonders auf: Es war dauernd in Bewegung, hatte
grosse Angst, übersehen zu werden, und drängte sich überall
in den Vordergrund. Beim Studium der Kinderzeichnungen fiel
mir ihr Bild auf. Es gab ein Haus, liebevoll in wunderbaren
Farben gemalt, auf einem steilen Hügel, umgeben von einem
spitzigen Zaun. Ich wies Lea Wyler auf die Unmöglichkeit hin,
in dieses Haus hineinzukommen und fragte, ob es bei Palmo
besondere Schwierigkeiten gegeben habe bei der Aufnahme
ins Kinderhaus. Lea antwortete: „Palmo lebt nicht bei uns! Sie
besucht eine andere Schule und ist nur in den Ferien hier, zu
Besuch bei ihren zwei Geschwistern! Sie würde gerne auch
hier wohnen, aber das ging bisher nicht.“
Als ich dieses Jahr wieder im Kinderhaus eintraf, rannte mir
Palmo freudig entgegen. „Ich lebe jetzt immer hier“, strahlte
sie. Sie war völlig verwandelt, wirkte glücklich und zufrieden,
ruhte ganz in sich selbst, half den Kleineren oder Neueingetre-
tenen, wo sie konnte, und zeigte keine Verhaltensauffälligkeiten
mehr. Lea hatte es trotz Hindernissen fertig gebracht, das Kind
mit ihren Geschwistern zusammenzuführen und damit mehr
erreicht, als jegliche Psychotherapie hätte bewirken können.
Wer den Blick auf die kleinen Wunder im Kinderhaus richtet,
findet nicht nur dieses. Bemerkenswert ist auch die Tatsache,
wie friedlich die vielen Kinder hier zusammenleben. Natürlich
gibt es wie überall auch Konflikte und Streit. Sie sind für eine
gesunde Entwicklung der Kinder wichtig. Verglichen mit mir be-
kannten Berichten aus Heimen in der Schweiz, wo das Aggres-
sionspotential einiger Kinder oft hoch ist, hätte das ROKPA-
Kinderhaus betreffend friedlichem Zusammenleben der Kinder
eine Goldmedaille verdient!
Regula Knellessen, Psychotherapeutin für Kinder und Jugendliche
„Das ROKPA-Kinderhaus hätte
eine Goldmedaille verdient!“
Jüngere, traumatisierte Kinder erhalten in Spiel-Workshops mit professionellen ROKPA-Volontären erstmals die Chance, ihre Gefühle direkt und kindergerecht zu artikulieren.
Von der Verwandtschaft erhielten wir keine Unter-
stützung. 1990/91 begegnete meine Mutter glückli-
cherweise der ROKPA-Volontärin Irena. Sie übernahm
die Schulkosten für mich und meinen älteren Bruder
für eine kurze Zeit. Danach lud mich Mummy Lea ins
ROKPA-Kinderhaus ein. So wurde ich Teil der
ROKPA-Familie und durfte mit anderen ROKPA-
Kindern die Schule besuchen. Mein Leben war nie ein
Zuckerschlecken, doch ROKPA war das Beste, was
mir je passieren konnte. Ich kann mir nicht vorstel-
len, was aus meinem Leben geworden wäre, wenn
ROKPA mir nicht geholfen hätte, mein Schicksal zu
ändern.
Heute bin ich glücklich und stolz auf mich, all diese
Herausforderungen des Lebens durchstanden zu
haben. In Indien werde ich nächstens meine Ausbil-
dung zur Physiotherapeutin mit einem Bachelor
abschliessen. Ich freue mich jetzt schon zu arbeiten,
unabhängig zu sein und die Arbeit von ROKPA zu
unterstützen – so wie mir geholfen wurde.“
Schenken Sie
Strassenkindern
eine Zukunft
– jetzt!
Klöster in Tibet – Herzstück einer alten Kultur
Tibet
Helfen Sie mit!
Mit Ihrer Spende tragen Sie dazu bei, tibetische
Klöster am Leben zu erhalten, welche die
verarmte tibetische Bevölkerung im Alltag unter-
stützen und schützen.
Verglichen mit westlichen Werten entsprechen
tibetische Klöster einer zentralen Anlaufstelle,
die Sozialamt, Arztpraxis und Kirche unter
einem Dach vereint. Die Erhaltung von Klöstern
trägt massgeblich zum täglichen Wohlergehen
der rund 6 Millionen Tibeter/-innen bei, die in
ihrer Heimat leben, und stärkt ihren Zusam-
menhalt. Um ihren strengen Alltag zu bewälti-
gen ist die extrem arme tibetische Bevölkerung
sehr auf die Hilfe und die Dienstleistungen der
Klöster angewiesen.
Wir danken für Ihre Spende – Vermerk: „Unter-
stützung Klöster“ No. 8900 (Cultural Heritage)
auf:
Konto: ROKPA, Nr.0065-0455090-11-1,
bei der Clariden Leu AG, Bahnhofstr. 32,
8022 Zürich
Postkonto: ROKPA 80-19029-5
ROKPA unterstützt in Tibet nicht nur Waisen- und Strassenkinder,
sondern auch ausgewählte Klöster. Aus gutem Grund: Tibetische Klöster
sind Institutionen mit vielen Funktionen. Sie tragen einerseits zur Kultur-
erhaltung bei, sie sind aber vor allem die wichtigste Anlaufstelle für
Tibeter/-innen in Not.
Von Barbara Pfeiffer
Seit vielen Jahrhunderten haben die tibetischen Klöster eine zentrale
Bedeutung für die gesamte Bevölkerung, sowohl in den Nomadengebieten,
als auch in den Regionen, wo man Ackerbau betreibt. Daran hat sich auch
in den vergangenen Jahrzehnten nicht viel geändert. Viele der während der
Kulturrevolution zerstörten Klöster wurden auf Bestreben der Menschen vor
Ort wieder aufgebaut.
Klöster sind Zentren für die Ausbildung
Mönche und Nonnen lernen Lesen und Schreiben, erhalten eine formale
Ausbildung in den traditionellen Wissenschaften. Sie geben ihr Wissen an
die Kinder ihrer Familienangehörigen weiter.
Klöster bieten medizinische Versorgung
Viele Mönche haben eine Ausbildung in tibetischer Heilkunde – wer krank
ist, findet im Kloster medizinische Betreuung und bekommt Medikamente,
meist kostenlos.
Klöster dienen als soziale Einrichtung
Waisenkinder, Menschen ohne Familie, Witwen, Menschen mit Behinde-
rungen fanden und finden auch heute im Kloster ein Unterkommen. Ein
Kloster bietet Schutz.
Klöster sind Kulturträger
Klosterbibliotheken bewahren unzählige Werke der tibetischen Literatur,
Wissenschaft und Philosophie. In den Klosteruniversitäten ist die Unter-
richtssprache zu hundert Prozent Tibetisch, was die Erhaltung der Sprache
garantiert. In Klöstern werden Handwerker in traditionellen Fertigkeiten
unterrichtet: Schnitzerei, Thangka-Malerei, Bildhauerei.
Klöster sind gesellschaftlicher Mittelpunkt
Für Tibeter gehört ein Kloster zur Infrastruktur wie für Menschen im Westen
das Einkaufszentrum mit integriertem Freizeitzentrum. Im Kloster finden
das Kloster ersetzt in manchen Fällen die Familie
Die meisten Menschen in Tibet leben von schwerer
Handarbeit. Sind sie alt, werden sie von ihren Kindern
und Enkeln versorgt. Doch wer kümmert sich um die, die
allein sind, weil sie niemals Kinder hatten?
Als Bumthars Frau plötzlich krank wurde und starb,
konnte er den Garten und die Ziegen nicht mehr alleine
versorgen. Doch das Gemüse, die Kartoffeln und die
Milch waren seine Lebensgrundlage, Geld und Vorräte
gab es kaum. Ohne Kinder hatten sie auch keine Hilfe
von aussen. Der Nachbarssohn, Mönch im Kloster, fand
eine Lösung. Nahe den meisten Klöstern gibt es kleine
Behausungen für Menschen ohne Angehörige. Bumthar
durfte dort einziehen. Er wird seither von einem der
jährlich wiederkehrende kulturelle Veranstaltungen für
die Laienbevölkerung statt. Die Menschen treffen
sich, sie treiben Handel und machen Geschäfte.
Beispiel Kloster dolma Lhakang
Das 600 Jahre alte Kloster Dolma Lhakang liegt auf
4.800 Metern Höhe in der Region Chamdo, Autono-
me Region Tibet. Es wurde 1959 zerstört und wird
seit den 80er-Jahren in Etappen wieder aufgebaut.
Das Gebiet ist extrem rauh, in der Höhe ist kein
Ackerbau möglich, die Menschen leben von der Milch
ihrer Tiere. Zwei Liter Milch gibt ein Dri, so heissen
die weiblichen „Yaks“, pro Tag. Die 200 Familien, mit
durchschnittlich acht Familienmitgliedern, die zur
„Gemeinde“ von Dolma Lhakang gehören, ernähren
sich hauptsächlich von dieser Milch, aus der sie
Butter und Joghurt herstellen. Was sie nicht selbst
verzehren, wird eingetauscht gegen Tsampa –
geröstetes Gerstenmehl –, das Hauptnahrungsmittel
aller Tibeter. Es ist nicht viel, was übrig bleibt. Sie
können das Kloster kaum unterstützen.
Deshalb braucht es Unterstützung von aussen:
ROKPA finanziert die Lebensmittel und die medizi-
nische Versorgung für die 96 Mönche, die im Kloster
Dolma Lhakang leben, sowie für die 126 Nonnen in
fünf Klöstern um das Kloster.
Mönche aus der Klosterküche versorgt. Er kann jede
Tag mit anderen, die Gebetsmühle in der Hand und
Gebete murmelnd, im Uhrzeigersinn um das Kloster
wandern. So wie Kashe Tschik, die alte Frau, die
betteln gehen musste, nachdem sie zu schwach
wurde für die Arbeit auf dem Bau. Alleinstehend und
kinderlos blieb ihr nichts anderes übrig. Auch sie hat
einen Platz und Betreuung gefunden, und sie strahlt
nun wieder ihr zahnloses Lächeln, denn sie muss nun
nicht mehr betteln. Seit zwei Jahren völlig erblindet,
braucht sie noch mehr Unterstützung. Die Mönche
nennen sie liebevoll „Amala“ (Mütterchen). Bumthar
und Kashe Tschik sind zwei von vielen, die einen
Platz gefunden haben, wo sie würdevoll im Alter
leben dürfen.
Klöster sind zentrale Anlaufstellen für soziale, gesundheit-liche und seelische Probleme der tibetischen Bevölkerung.
Für Menschen in Not gibt es im Kloster nicht nur Gebete, sondern auch aufbauende Gespräche und wärmenden Tee.
30 Jahre ROKPA – 30 Jahre Hilfe� �
Tsündrus Familie bittet ROKPA um Hilfe.
Tibet
Auch Sie können die Familie von Tsündru unterstützen!
Ich appelliere heute an Sie persönlich – liebe ROKPA-Freudinnen
und -Freunde: Weihnachten naht. Denken Sie an all die Ge-
schenke, die Sie noch kaufen „müssen“ und von denen sie nicht
wissen, ob sich der Empfänger, die Empfängerin wirklich darüber
freuen wird. Statt eines Parfüms in der falschen Duftnote, eines
edlen Seiden-Foulard in der falschen Farbe, eines kostbaren
Schmuckstücks in der falschen Fassung oder einer weiteren,
nicht wirklich benötigten Luxus-Uhr können Sie auch sinnvoll
schenken! Mit einer Spende an ROKPA stellen Sie sicher, dass Ihr
Geschenk nicht nur die Herzen der Empfänger – wie die Familie
von Tsündru – wärmt, sondern auch die Herzen der Menschen, in
dessen Namen Sie spenden! Für Spenden ab CHF 100.- stellen
wir gerne ein schönes Geschenk-Zertifikat mit dem gewünsch-
ten Namen aus, dem die neueste Ausgabe der ROKPA Times
beigelegt wird. Für Geschenk-Zertifikate, die spätestens am 24.
Dezember 2010 in Ihrem Briefkasten eintreffen sollen, bitten
wir um Ihre Spende bis spätestens Freitag, 17. Dezember. Bitte
wenden Sie sich dafür an unsere Mitarbeiterin Gabriele Lenk,
[email protected], Tel. 044 26 26 888. Übrigens: die Behandlung
von Tsündru hat bisher rund CH ��.000.– gekostet. Bitte helfen
Sie mit einer Spende auf Konto: ���0, Vermerk „Medizinische
Notfälle“. danke.
30 Jahre ROKPA – 30 Jahre Hilfe10 11
Tsündru – eine einzige Minute hat ihr Leben verändert!
Von Lea Wyler (direkt aus Tibet)
Anfangs Jahr habe ich mir in den Schweizer Bergen den Fuss
ganz schlimm gebrochen. Auf dem Eis ausgerutscht lag ich im
Schnee und schrie vor Schmerz. Innert 20 Minuten war die
Ambulanz da – innert 25 Minuten spürte ich – durch die Spritze
– keinen Schmerz mehr. Innert einer Stunde lag ich im Opera-
tionssaal und nach vier Stunden wachte ich in einem sauberen,
schönen, lichtdurchfluteten Zimmer auf – das Bein in einer
Schiene, eine lächelnde Krankenschwester neben mir. Die nächs-
ten Tage wurde ich mit köstlichem Essen bedient und erhielt
Schmerzmittel, wann immer ich sie brauchte. Für all das zahlte
dann die Krankenkasse. Auch für die Spitex. Auch für die Physio-
therapie. Ich konnte mich in den nächsten Monaten ganz auf die
Heilung konzentrieren. Pech gehabt, aber auch ein Riesenglück
im Pech – nicht wahr?
Ganz anders erging es Tsündru, von der ich Ihnen erzählen will.
Sie ist eine ROKPA-Ärztin – d.h. sie erhielt von ROKPA eine Aus-
bildung von der 1. Primarklasse an bis zum Abschluss als Ärztin
an der Universität. Sie ist ein wirklich lieber und hilfsbereiter
Mensch – ich kenne sie seit elf Jahren! Sie hat ihre Ausbildung
mit Auszeichnung abgeschlossen und wurde – wie alle ROKPA-
Ärzte –in ihrem Herkunftsort an der lokalen Klinik angestellt.
Diesen Sommer half sie ihrem Vater, einem Bauern, den Yak-
Dung – den man in Tibet als Heizungsmaterial benutzt – per
Traktor vom Feld nach Hause zu bringen. Der Traktor fing am
steilen Hang an zurückzurollen – hatte die Kraft nicht, den Weg
rauf zu schaffen. Flink sprang Tsündru – die dies schon zahllose
Male getan hat – hinter den Traktor und stemmte sich mit dem
Rücken dagegen, um ihn hochzuschieben. Was sie nicht wusste:
Der Ring, der für einen Anhänger vorgesehen ist, war defekt und
stach heraus. Da geschah das Unfassbare: Der Traktor rutschte
mit voller Wucht zurück und der freistehende Eisenkeil grub sich
tief in Tsündrus Rücken. Ihre Wirbelsäule wurde arg verschoben
und verletzt: Das Leben von Tsündru veränderte sich in weniger
als einer Minute total!
Zusammengekauert lag sie auf dem Ackerfeld – der Yak-Dung
hatte sie unter sich begraben. Nomaden rannten herbei, befrei-
ten sie und brachten sie in die Klinik im Dorf. Das dauerte auf
dem Traktor eine volle Stunde, über holperige und somit furcht-
bar schmerzvolle Ackerwege. Dort konnte man nichts für sie tun
und schickte sie weiter in ein halbwegs wieder funktionierendes
Spital in Yushu. Diese Reise dauerte weitere 2,5 Stunden. In
Yushu verband man ihre Wunde, konnte ihr aber auch hier nicht
helfen. Ihre Familie war deshalb gezwungen, eine Ambulanz zu
mieten, die Tsündru in die Hauptstadt Xining brachte. Die Reise
dauerte 16 Stunden! Die Strasse ist immer wieder kaputt, und
die Ambulanz musste zwangsläufig ausweichen und manchmal
über Felder fahren. Zum Glück war Tsündru zeitweise ohnmäch-
tig vor Schmerz. In Xining wurde sie endlich richtig untersucht
und am Rückgrat operiert. Da liegt sie nun seit Ende Juli im Spi-
tal – die Wunde ist nun, Ende Oktober, immer noch nicht verheilt
– der untere Teil ihres Körpers ist gelähmt.
Tsündru hat keine Versicherung. Die Familie ist bettelarm und
hat sich all die Jahre notdürftig über die Runden gebracht. Da
sie bescheiden leben, ging es immer wieder. Vor allem auch, weil
Tsündru mit ihrem kleinen Ärztelohn zum Haushalt beitragen
konnte.
Aber jetzt – jetzt geht nichts mehr! Die Familie von Tsündru kann
für diesen unglücklichen Unfall nicht aufkommen! Sie haben von
allen, die sie kennen Geld geliehen. Man erwartet das Geld jetzt
zurück. Natürlich.
Ohne Geld gibt es keinen Spital, keine Medikamente, keine ärzt-
liche Behandlung, keine Therapie. Und auch kein Essen – denn
die Spitäler ernähren die Patienten nicht – das ist die Pflicht der
Familie. Tsündrus Familie musste deshalb in den Spital ziehen
– und das kostet auch Geld.
Das Elend dieser Familie ist gross. Tsündru und ihre Liebsten
sind verzweifelt und wissen nicht mehr weiter. Tsündru muss
noch Monate im Spital bleiben, danach wird sie einen Rollstuhl
brauchen (ein riesen Luxus!) und Betreuung – wahrscheinlich
für den Rest ihres Lebens. Wir können sie nicht gesund machen
– aber wir können ihr und ihrer Familie die schreckliche Angst
nehmen, wie es finanziell weitergehen soll, ihnen die Gewissheit
geben, dass sie morgen auch noch etwas zu Essen haben und
sich Medikamente und – wenn nötig – weitere Behandlungen
leisten können.
diese Mitteilung betrifft unsere Spender/-innen, die in der Ver-
gangenheit für folgende ROKPA-Projekte gespendet haben:
��1� | ��2� | ���� | ���� | ���� | ���1 | ���1 | ���� |
��00 | ��12 | ��21 | ���� | ��2� | ���� | ��00 | ��11 |
��10 | ��0� | ���0 | ���0
Dank Ihnen haben wir in den letzten 30 Jahren viele Projekte
initiieren und durchführen können. Oben genannte Projekte sind
in der Zwischenzeit erfolgreich abgeschlossen, ein Restbestand
ist jedoch durch Ihre Grosszügigkeit auf diesen Projektkonti
unverwendet geblieben. Wir möchten die Restbestände deshalb
nun für andere aktive, aber ähnliche Projekte einsetzen.
Hiermit bitten wir Sie, diesen Übertragungen zu zustimmen. Falls
Sie damit nicht einverstanden sind, bitten wir Sie, sich bis zum
31. Dezember 2010 beim ROKPA Hauptsitz in Zürich zu melden
(Telefon 044 262 68 88 oder [email protected]). Wenn wir bis zu
diesem Datum nichts von Ihnen hören, gehen wir davon aus,
dass Sie unserem Anliegen zustimmen (stille Genehmigung).
Wir danken Ihnen für Ihre kontinuierliche Unterstützung.
Wichtige Mitteilung
Rund ��0 Besucher erlebten am 11. September einen tief beeindrucken-
den Kulturabend in der Kirche in Küsnacht. der Erlös dieser einzigartigen
Benefiz-Veranstaltung ging vollumfänglich an die Tibet-Projekte von
ROKPA. Text: Angela von Koblinski, Fotos: Adrian Bretscher und Klaus Falk
Eigentlich bringt sie nichts so schnell aus der Ruhe. Aber als Lea Wyler
einen ersten Blick in den grossräumigen Kirchensaal warf, hielt sie einen
Moment inne und staunte. Die Plätze in der Evangelisch-reformierten Kirche
in Küsnacht waren bis auf den letzten Platz besetzt. Zu gross war der
Andrang anlässlich des ROKPA-Benefizabends am 11. September 2010, um
alle Gäste unterzubringen. Noch nie wurden im Laufe des dreissigjährigen
Bestehens von ROKPA so viele Besucher gezählt – ein Rekordergebnis!
Damit aber jeder Besucher in den Genuss des kostenlosen Kulturabends
kommen konnte, wurden die Darbietungen live auf einer Grossleinwand im
Gemeindehaus übertragen.
Mit dem Bibelspruch „Geben ist seliger denn Nehmen“ begrüsste der
Küsnachter Pfarrer, Andrea Marco Bianca, die Anwesenden. Getreu diesem
Leitgedanken hatte das Ehepaar Ursula und Emil Schaerer-Koch aus
Küsnacht gehandelt, indem es seinen an der ROKPA-Gala im vergangenen
November ersteigerten Preis auf ein grosses karitatives Ereignis ausdehnte
und somit den Kulturabend in Küsnacht überhaupt ermöglichte. Von diesem
ursprünglichen Preis – als „Amors Harfe“ für ein musikalisches Ständchen
von Andreas Vollenweider im Familienkreis vorgesehen – profitierte schliess-
lich eine dankbare Gästeschar und vor allem Kinder und Jugendliche in
Tibet: Der Gesamterlös der Veranstaltung fliesst in die ROKPA-Bildungspro-
jekte in Tibet.
Berührende Momente
Der Star-Harfenist Andreas Vollenweider unterstützt
ROKPA nicht nur als Vorstandsmitglied und Botschaf-
ter, sondern nimmt sich zwischen seinen Konzerten
auch Zeit, persönlich mit nepalesischen ROKPA-
Waisenkindern zu musizieren. Er präsentierte an
diesem Abend erstmals ein berührendes Video der
„ROKPA Kids“, das er und O.C. Honegger produziert
haben. Tief ergriffen zeigten sich die Zuhörer auch
bei den „Metamorphosen“, welches die Entwicklung
einzelner ROKPA-Waisen zeigte. Sie wurden bildlich
auf eine Grossleinwand projiziert und von Vollenwei-
ders typischen sanften Klangwelten untermalt.
Zu den Highlights des Abends zählte auch der Auftritt
der Grande Dame des Schweizer Theaters, Maria
Becker. Die inzwischen 90-Jährige, die eine starke
Bühnenpräsenz bewahrt hat, rezitierte u.a. Gedichte
des neunjährigen Balthasar Coelha. Ein Beispiel:
„Wenn man stirbt, dann sollte man sich keine Sorgen
machen, es ist, als würde man Geburtstag haben.“
Mit einem fulminanten, kraftvollen Konzert beein-
druckte der als einer der weltbesten Rachmaninow-
Interpreten gefeierte ukrainische Pianist Alexey
Botvinov, der unter anderem auch mit dem Zürcher
Ballett auf Tournee unterwegs ist. Charmant und
warmherzig wie immer führte TV-Moderatorin Sandra
Studer durch den Abend und begleitete Andreas
Vollenweider gesanglich beim Song “When a Child is
born“.
Ergreifende Schilderungen
Im Mittelpunkt des Abends stand das Hilfswerk
ROKPA. Dessen Mitgründerin Lea Wyler berichtete
aus ihrer langjährigen Tätigkeit und zeigte auf, wie
wirksam die Hilfe von ROKPA heute ist. „Als Schau-
spielerin konnte ich nur gerade die Zuschauer im Saal
manchmal glücklich machen, mit meinem Hilfswerk
sind es Zehntausende“, erklärte sie augenzwinkernd.
Überzeugend stellte sie die schwierigen Verhältnisse
Gönner im Hintergrund
Angesprochen auf seine Motivation, grosse
Benefizveranstaltungen zu organisieren,
antwortete Emil Schaerer: „Ich stamme aus
einer kinderreichen Familie mit sechs Geschwis-
tern. Wir lebten in sehr bescheidenen Verhält-
nissen. Schon früh wurde ich zur Mitmensch-
lichkeit erzogen. So mussten wir immer, bevor
wir uns an den heimischen Esstisch setzten
durften, vorher armen Nachbarn etwas zum
Essen vorbeibringen. Diese Aufgabe hat mich
tief geprägt. Das Motto des Abends ‚Geben ist
seliger als Nehmen‘ kommt nicht von ungefähr“.
Emil und Ursula Schaerer mit Sohn Patric. Sie initiierten und organisierten generös den ROKPA-Benefizabend.
ROKPA Schweiz
Die Küsnachter Kirche war bis auf den letzten Platz besetzt.
Viele Helfer
Ob beim Apéro oder in der Kirche: Ohne die
vielen freiwilligen Helfer wäre eine Benefiz-
veranstaltung in dieser Grössenordnung
nicht möglich gewesen. Erfreulicher Anblick:
20 adrett gekleidete Konfirmanden sowie
Schüler des Instituts Montana, Zug, sorgten
für einen reibungslosen Veranstaltungsablauf
in der Kirche. Wir danken diesen jungen
Menschen für ihren Einsatz!
Grosszügiger Spender
Der bekannte Florist
Marsano vom Zürcher
Paradeplatz spendete für
den Apéro riche – wie
auch in den Jahren zuvor
für die ROKPA-Galas –
prachtvolle Rosengestecke,
die anschliessend verstei-
gert wurden.
Herzlichen Dank!
Gedicht-Band von Baltasar Cuellar
(� Jahre alt!)
Der 137-seitige Gedicht-Band inkl.
1 DVD (und einem Vorwort von
Maria Becker) kann per E-Mail
bestellt werden bei: corinne@
cuellar.ch zum Preis von CHF 30.-
plus CHF 1.30 für Porto. Lieferung
per Rechnung resp. Einzahlungs-
schein. Pro verkauftes Buch gehen
CHF 2.- als Spende an ROKPA.
dar, in denen so viele Kinder die in Tibet und Nepal aufwachsen. Dabei
betonte sie, dass ROKPA traumatisierten Waisen- und Strassenkindern eine
Perspektive geben will, die sich nicht nur auf Nahrung und Bildung be-
schränkt, sondern auch ein familiäres Umfeld beinhaltet. Mit Stolz fügte sie
hinzu: „Wir konnten in den letzten dreissig Jahren viel bewegen – wir haben
Tausenden von Menschen zu einem besseren neuen Leben verholfen. Aber
das ist nicht genug! Da warten noch Hunderttausende auf uns und auf SIE!
Wir sind dringend auf weitere Spenden angewiesen“.
30 Jahre ROKPA – 30 Jahre Hilfe
Lea Wyler liess niemanden unberührt
Auftakt zum 30-Jahr-Jubiläum von ROKPA:
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Grosse Wiedersehensfreude nach vielen Jahren: Die ehemalige Schauspielerin Lea Wyler gehörte, bevor sie vor dreissig Jahren ROKPA gründete, zum berühmten Ensemble von Maria Becker. Gemeinsam traten sie auf den bekanntesten Bühnen der deutschen Sprache auf.
Engagierte ROKPA-Botschafter: Andreas Vollenweider und Sandra Studer.
Spenden Sie für Menschen in Not!
Ob Waisenkinder, Obdachlose, Kranke oder Alte: Für seine über
150 Projekte in Tibet, Nepal, Simbabwe und Südafrika ist
ROKPA ausschliesslich auf Spenden angewiesen. Mit IHRER
Spende ermöglichen Sie stark benachteiligten Menschen, aus
quälender Not herauszukommen. Und zwar jetzt!
Ob Sie eine einmalige Spende tätigen, eines unserer Projekte
längerfristig unterstützen oder ROKPA in Ihrem Testament
berücksichtigen - wir sind für JEDE Spende dankbar.
Spenden Sie als Firma
Setzen Sie als Unternehmer/-in oder CEO ein positives Zeichen!
Verzichten Sie beispielsweise zum Jubiläum oder an Weihnach-
ten auf Kundengeschenke. Und unterstützen Sie stattdessen
Menschen in Not mit einer nachhaltigen Firmenspende. Ihre
grosszügige Geste wird Ihre Mitarbeitenden und Kunden
garantiert begeistern!
Spende statt Blumenstrauss
Statt Blumen zu schenken, können Sie auch im Namen einer
Drittperson für ROKPA spenden. Ob CHF 100.- oder mehr:
Der Beschenkte erhält eine schöne Geschenkurkunde von
ROKPA.
Spende statt Grabschmuck
Einen geliebten Menschen zu verlieren und zu Grabe zu tragen,
ist sehr schmerzhaft. Bieten Sie den Trauergästen die Möglich-
keit, die letzte Ehre auf nachhaltige Weise zu erweisen! Mit
einer Spende zugunsten der ROKPA-Hilfsprojekte.
Über den Tod hinaus helfen
Vielleicht haben Sie schon einmal daran gedacht, Ihren
Nachlass zu regeln und es dann wieder aufgeschoben. Wer im
Leben steht, scheut sich oft vor dem Gedanken, diese Angele-
genheit anzugehen. Mit einem Legat oder einem Testament
zugunsten von ROKPA können Sie sich heute schon selber
beglücken und gleichzeitig sicher sein, dass Sie mit Ihrer
Grosszügigkeit auch morgen Waisen- und Strassenkindern
helfen.
ROKPA ist als gemeinnützige Organisation in allen Kantonen
der Schweiz anerkannt und steuerbefreit. Somit unterliegt Ihre
Zuwendung weder der Erbschaft- noch der Schenkungssteuer
und fliesst ohne jeden Abzug in die Projekte von ROKPA.
Sie haben Fragen dazu? Bitte fordern Sie Informationen dazu
an oder rufen uns an unter Tel. 044 26 26 888.
Sprechen Sie über ROKPA
Im Geschäft, auf der Strasse, mit Nachbarn oder in der Schule:
Begeistern Sie Ihr Umfeld für die Arbeit von ROKPA! Rufen Sie
uns an, falls Sie Info-Material und Einzahlungsscheine für Ihre
Freunde und Bekannten wünschen: Tel. 044 26 26 888.
So können Sie helfen!
„Unmittelbar nach dem schrecklichen Erdbeben vom 14. April
dieses Jahres in Tibet (Yushu) wurde ich von einem Bekannten
eingeladen, ROKPA Schweiz in dieser Krisenzeit zu unterstützen.
In meinem 25-jährigen ‚Manager-Leben‘ war ich noch nie in
einer derartigen Hilfsorganisation tätig. Ich habe schnell gespürt,
mit wie viel Hingabe und uneigennützigem Engagement in
diesem kleinen und hoch motivierten Team gearbeitet wird. Sehr
beeindruckt hat mich auch die Tatsache, dass ROKPA mit den
gespendeten Mitteln sehr haushälterisch und effizient umgeht
und nur ein sehr bescheidener Anteil für Administration aufge-
wendet wird.
Mit dem eingangs erwähnten Erdbeben wurden viele von ROKPA
nachhaltig aufgebaute Projekte und Institutionen mit einem
Schlag fast vollständig zerstört. Dies sind bittere und traurige
Momente sowohl für die direkt Betroffenen als auch für die
‚guten Seelen‘ bei ROKPA.
Am liebsten wäre ich damals unverzüglich in das Krisengebiet
gereist, um dort direkte Hilfe anzubieten, doch ich erhielt kein
Visum. So wurde ich zum Fundraiser für ROKPA, mit dem Ziel,
möglichst viele Spendenorganisationen zu kontaktieren und sie
für die extreme Notsituation in Tibet zu sensibilisieren, und so
Gelder zu sammeln für den Wiederaufbau der zerstörten Infra-
struktur.
Ich bin sehr angetan vom guten Geist, der sich – angefangen bei
der Gründerin Lea Wyler – durch das ganze ROKPA-Team zieht
und so vielen Menschen in schwierigen Situationen direkt und
nachhaltig hilft. Nach meiner kurzen und intensiven Erfahrung
mit ROKPA lade ich Sie gerne ein, diese fantastische Organisati-
on nach Kräften zu unterstützen.
Ich bedanke mich für einen imponierenden Einblick in ein so
warmherziges und engagiertes Team, welches Grossartiges
leistet für Menschen in Not und Armut. Macht weiter so.“
Warum ROKPA?Erdbebenkatastrophe Tibet
„Ich engagiere mich
bei ROKPA, weil…“
George Walliser (52), Wirtschaftsberater und Coach, engagiert sich für soziale Projekte und Hilfswerke, ist Besitzer eines Weingutes in Neuseeland und wohnt in Blenheim (Neuseeland) und Maienfeld (CH).
Ich erkenne die Plätze, die Strassen nicht mehr - weiss oft nicht
mehr, wo ich bin. Es ist trist und unfassbar, was hier geschah.
Und ebenso unfassbar, dass das Leben der Überlebenden doch
weitergeht. Man handelt mit Fellen, Bernstein, mit Reis und Tee
- bietet frische Äpfel und halbe Schafe an. Die Erdbebenopfer
versuchen, ihrem Leben wieder eine Perspektive zu geben.
Wir wohnen in temporären, vorfabrizierten Plastikhäuschen
in unserer Schule, etwas ausserhalb von dem, was von Yushu
noch übrig geblieben ist. Im Zimmer nebenan – die Wände sind
SEHR dünn! – weint ein Kind. Es ist Metok, 14 Monate – sehr
rund und sehr ernst. Ihr Name bedeutet auf Tibetisch „Blume“.
Metoks Tante war die Freundin eines Lehrers an unserer ROKPA-
Schule. Minuten nach dem Erdbeben rannte er zum Häuschen
seiner Freundin, die zusammen mit ihrer Schwester und deren
kleinem Baby zusammenlebte (der Vater ist unbekannt). Mit
nackten Händen rollte der Lehrer die Trümmer weg und fand
seine Freundin schwer verletzt (sie verstarb kurz darauf). Neben
ihr sass ihre Schwester, zusammengekauert, die Arme und den
Oberkörper schützend über ihrem Baby. Sie war tot, ihr Kind
lebte, ohne eine Schramme abbekommen zu haben! Ein Wunder.
Yushu: Die ganze Stadt wird abgerissen
Nun lebt Metok im Zimmer neben mir – überwacht, verwöhnt
und masslos geliebt vom Lehrer und dessen Mutter, die das Kind
wie ein eigenes aufzieht.
Tashi hat beim Erdbeben alles verloren
– ihren Mann und ihren 9-jährigen Sohn.
Weil sie nun ganz allein ist, bekam sie
von der Regierung kein Zelt und musste
bei fremden Leuten unterkommen. Hier
schlief sie auf dem eiskalten Boden, auf
diesem Stroh. Wir haben ihr nun ein
Zelt gegeben und ihr ausserdem ein Bett
sowie einen Ofen gekauft.
Zepak Dolma teilt ihr Zelt mit ihren
Eltern, ihren zwei Kindern sowie einer
Familie, die kein Zelt erhalten hatte, weil
sie in Yushu nicht registriert war. Ihr Zelt
steht auf dem „Horse Festival Areal“
– einem riesigen Platz, auf dem sich
derzeit Tausende von Zelten befinden.
Zepak und ihre Familie besassen ein
grosses, stattliches Heim in Yushu. Sie
waren gut situiert, hatten Bedienstete
und Haustiere und – die einzige Bade-
wanne in Yushu! Jetzt leben sie im Zelt,
bei eisigen Temperaturen.
Hier stand früher ein ganzes Dorf.
ROKPA-Vizepräsidentin Lea Wyler befindet sich derzeit auf
Kontrollreise durch Tibet. Kurz vor Redaktionsschluss hat sie
ihre ersten Eindrücke aus Yushu übermittelt, das am 1�. April
2010 von einem verheerenden Erdbeben erschüttert wor-
den war. Tausende von Tibeterinnen und Tibeter sind seither
obdachlos. Bis Mitte dezember werden ALLE Gebäude abge-
rissen und die gesamte Stadt Yushu dann neu aufgebaut. die
typischen tibetischen Gebäude wird es nicht mehr geben.
30 Jahre ROKPA – 30 Jahre Hilfe
George Walliser
1� 1�
Metok mit ihrer
neuen Grossmutter
Dieses Gebäude wird als Mahnmal so stehen gelassen.