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KLUBS UND KONZERTE 68 | Inspiration aus ganz Amerika: The Grahams 74
KLASSIK 77 | Star-Power: Mitsuko Uchida eröffnet das Klavier-Festival Ruhr 77
KULTUR 78 | Surreale Bilder: Die Kroatin Ivina Franke im Schauspielhaus Bochum 79
KUNST 82 | Mapping the Collection: Retrospektive des Kunstkollektivs Asco im Museum Ludwig 82
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Die Termine in dieser c+Ausgabehaben den Stand von Mitte März.Bitte informieren Sie sich über alleAktualisierungen online direkt bei denVeranstaltern und auf kulturnews.deoder unter dem Twitter-Hashtag#KulturTrotztCorona.
Die Redaktion
Ruhrgebiet+ Köln+ Düsseldorf+
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68 | kulturnews
NRW | KLUBS UND KONZERTE
Würde dieser Song, sagen wir, von Adele stammen – er wäre einsicherer Welthit. In ihrer aktuellen Single „Stop this Flame“ baut
Celeste zunächst mit jazzig tänzelndem Piano-Groove und zeitgenössi-scher Melodik eine Brücke zwischen dem klassischen Sound einerNina Simone und Neo-Soul, bevor sie den Song in einen schier über-großen Refrain explodieren lässt. Im letzten Jahr hat die Sängerin schonals Support von Janelle Monáe bleibenden Eindruck hinterlassen, undes wird wahrscheinlich allenfalls bis zu ihrem im September erwarte-ten Debütalbum dauern, bis die US-amerikanische Songwriterin selbstauf den ganz großen Bühnen ankommt.
Celeste
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STADTGARTEN KÖLN | 6. 5., 20 Uhr
WELTEMPFÄNGER KÖLN | 4. 4., 20 Uhr
Christopher Paul Stelling ist Musiker durch und durch – doch selbst,wer das Musikmachen so lebt und liebt wie der 38-jährigeSinger/Songwriter aus Asheville, North Carolina, ist nicht davor gefeit,vom ständigen Touren irgendwann erschöpft in ein Loch zu fallen. Die-sen Zustand hat Stelling genutzt, sich intensiver mit sich selbst ausei-nanderzusetzen. Daraus ist sein neues Album „Best of Luck“ entstan-den, auf dem er seinen Folk um mehr Soul und seine Texte um vielSelbstreflexion angereichert hat – unterstützt von niemand Geringeremals Ben Harper, der nicht nur sein vielleicht prominentester Fan ist, son-dern die Platte auch produziert hat. Nun kehrt Stelling mit freierem Kopfauf die Bühne zurück
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Christopher Paul Stelling
LANXESS ARENA KÖLN | 4. 4., 20 Uhr
„Wir spielen nur Pink Floyd.“ Das stand schon 1988 auf dem Zettel,den Gitarrist Lee Smith in einem Plattenladen in Adelaide aufgehängthatte. Sofort hat er Gleichgesinnte gefunden – The Australian PinkFloyd Show war geboren. Am zentralen Motto der Band hat sich seit-dem in dreißig Jahren nichts geändert: das Feeling einer Liveshow vonPink Floyd wiederzugeben – so nah am Original wie möglich, inklusi-ve Lasershow und riesigem Gummischwein. Das aktuelle Programm„All that you feel“ hält ebenfalls, was es verspricht: Gespielt werden nurdie Songs aus Pink Floyds langer Laufbahn, die von ihren Fans aminnigsten geliebt und am intensivsten gefühlt werden.
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KLUBS UND KONZERTE | NRW
Jacob Collier CARLSWERK VIKTORIAKÖLN | 4. 4., 20 Uhr
Künstler*innen, die sichdamit Aufmerksamkeitverschafft haben, Cover-versionen bekannterSongs auf YouTube zuveröffentlichen, gibt eswie Sand am Meer.Jacob Collier ist einerdavon – doch mit einementscheidenden Unter-schied: Seine Neufas-sungen haben den Origi-
nalen tatsächlich neue Facetten abgerungen – man schaue nur seineneunminütige A-cappella-Version von „Moon River“. Auf seiner bislangzweiteiligen Albumserie „Djesse“ gibt es noch mehr ambitionierte Nähe-rungen an Klassiker etwa von den Beatles oder The Police zu hören,aber auch zahlreiche Eigenkompositionen, in denen der 25-Jährigemühelos zwischen Jazz, Soul, Funk und Pop wechselt.
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LUXOR KÖLN | 5. 4., 20 Uhr
Andy Shauf bekam schon im frühen Kindesalter einen Einblick in dieenorme Bandbreite der Musik: Seine Eltern hatten einen Musikladen,in dem er schon lange vor dem Zeitalter der Streaming-Dienste vollkom-men grenzenlos auf musikalische Entdeckungsreisen gehen konnte –mit einer Neugier, die sich der 33-jährige Kanadier bis heute bewahrthat und die sich auch in seiner eigenen Musik widerspiegelt. Geradehat der Multiinstrumentalist – Shauf spielt Gitarre, Schlagzeug, Klavierund Klarinette – sein viertes Album „The Neon Skyline“ herausgebracht,auf dem er College-Rock mit traditionellem Folk und zeitgenössischenIndiepop mit barocken Elementen mischt.
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Andy Shauf
CONCERTTEAM NRWINFOS & TICKETS UNTER
WWW.CONCERTTEAM.DE
11.07.20 / KÖLN, TANZBRUNNEN05.09.20 / BOCHUM, ZELTFESTIVAL RUHR
DIETER THOMAS KUHN & BAND
23.06.20 / KÖLN, TANZBRUNNEN
04.11.20 / DÜSSELDORF, TONHALLE
21.11.20 / DÜSSELDORF, ISS DOME
12.06.20 / KÖLN, TANZBRUNNEN
07.08.20 / KÖLN, TANZBRUNNEN21.08.20 / BOCHUM, ZELTFESTIVAL (ZUSATZTERMIN)
09.06.20 / DÜSSELDORF, MITSUBISHI ELECTRIC HALLE
16.06.20 / DÜSSELDORF, MITSUBISHI ELECTRIC HALLE
02.12.20 / DÜSSELDORF, MITSUBISHI ELECTRIC HALLE
09.06.20 / KÖLN, GLORIA THEATER
07.08.20 / KÖLN, E-WERK
14.11.20 / OBERHAUSEN, TURBINENHALLE
21.08.20 / ST. GOARSHAUSEN, LORELEY
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NRW | KLUBS UND KONZERTE
ROCKPALAST BOCHUM | 14. 4., 20 Uhr
Quireboys, das klingt wie Choirboys – also Chorjungen oder Sängerkna-ben. Aber nur ein Blick auf die Band genügt, um zu erkennen, dassdas ironisch gemeint sein muss. Denn The Quireboys mögen zwar tech-nisch gesehen Jungs – oder mittlerweile, mehr als 30 Jahre nach derGründung, eher Männer – sein, mit Frömmigkeit aber haben sie nichtsam Hut. Stattdessen spielen die Engländer kräftigen Hardrock mitBlues- und Glamrockschattierungen. In ihrer langen Karriere haben sieschon Tourneen mit Guns N’ Roses, Bon Jovi und den Rolling Stonesabsolviert. Das neueste Album heißt „Amazing Disgrace“ – der Hangzur Ironie ist also nach wie vor vorhanden.
The Quireboys
TEMPLE BAR ESSEN | 17. 4., 20 UhrCAFÉ SPUTNIK MÜNSTER | 18. 4., 20 UhrLUXOR KÖLN | 21. 4., 20 UhrHALDERN POP BAR HALDERN | 22. 4., 20 Uhr
Nein, mit „Menschen Leben Tanzen Welt“ hat Wilhel-mine nicht viel zu tun, obwohl ihre Musik sich im ers-ten Moment ziemlich nahtlos einfügt in das, wasgemeinhin Deutschpop genannt wird – und natürlichkommt der Support-Slot für Benne nicht von ungefähr.Doch man muss sich schon ein bisschen genauer hin-hören: „So wie ich bin darf ich hier nicht sein/Ich ver-lieb mich viel zu gern, um mich dafür zu erklären/Wiees ist mit einer Frau an meiner Hand/Warum ist meineLiebe deiner Rede wert?“, singt Wilhelmine in ihrer Sin-gle „Meine Liebe“ gänzlich unverklausuliert über dieErfahrung, als lesbische Frau in einer Gesellschaft aus-gesetzt zu werden, die nicht so offen ist, wie es Wilhel-mine in dem besetzten Haus in Kreuzberg erlebt hat,in dem sie aufgewachsen ist. Wilhelmine hat also vielzu erzählen – und gibt live einen ersten Einblick in ihrDebütalbum.
Wilhelmine
LUXOR KÖLN | 14. 4., 20 Uhr
Auf den ersten Blick – oder besser: aufs erste Hören – scheint Gabriel-le Aplin die glücklichste Person der Welt zu sein. Nicht nur, dass ihrzweites Album „Dear happy“ heißt – auch die 14 Stücke darauf klingenfröhlich, tanzbar, unbeschwert. Dabei ist der Titel eher als Mahnung zuverstehen: Die von Ängsten und Zweifeln geprägte Sängerin hat dieSongs an ihr hoffentlich glücklicheres Zukunfts-Ich adressiert – als lau-tes „Fuck you“ an ihre Unsicherheiten und Sorgen, wie Aplin es formu-liert. Ihr erklärtes Ziel: etwas positiver auf sich und ihr eigenes Lebenzu blicken – und damit auch ihren Hörer*innen ein wenig Kraft undMut mit auf den Weg zu geben. Hört man die liebevoll arrangierten Pop-perlen, die nur noch entfernt an den Folk ihres 2013er-Debüts „EnglishRain“ erinnern, glaubt man sofort, dass der 27-Jährigen das gelingt.
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KLUBS UND KONZERTE | NRW
plus Special guests:plus Special guests:
EINZIGES DEUTSCHLANDKONZERT
GEBÄUDE 9 KÖLN | 20. 4., 20 Uhr
Seit 1994 stehen Kinderzimmer Productions für hohe Sample-Kunstund noch größere Wortgewandtheit – und bis heute klingt im deutsch-sprachigen HipHop nichts und niemand wie das Duo aus Ulm. Auchauf ihrer neuen, achten Platte „Todesverachtung to go“ denken Textorund Quasi Modo gar nicht daran, sich auf ihre älteren Tage mit Trap-beats oder Autotune anzubiedern – lieber knüpft das HipHop-Duo anseinen erprobten und liebgewonnenen 90er-Oldschool-Sound an. Trotz-dem klingen die KiZis kein bisschen hängen geblieben: Noch immergehen sie mit grenzpsychedelischer Fabulierfreude ans Werk undhauen die schlauesten Lines raus, als wäre es das Einfachste der Welt.
Kinderzimmer Productions
YUCA KÖLN | 20. 4., 20 Uhr
Vom Beginn seiner Karriere an war Jake Isaac hoch gefragt: Er teilt sichdas Management mit Ed Sheeran, wurde von Elton John höchstpersön-lich auf dessen Label unter Vertrag genommen, und er hat schon mitMusiker*innen wie Duffy, Joan As Police Woman oder Angus & JuliaStone zusammengearbeitet. Kein Wunder: Sein musikalisches Referenz-system reicht von klassischem 60er-Jahre-Songwriting über Afropopbis hin zu den großen Klassikern des Soul, alles verbunden durchIsaacs ausdrucksstarke Stimme, sein untrügliches Gespür für Ohrwurm-melodien und eine detailverliebte Produktion. Sein Debütalbum „OurLives“ liegt mittlerweile fast drei Jahre zurück – jetzt sorgt Isaac zumin-dest schon mal live für Nachschub.
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Jake Isaac
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Sein musikalischer Werdegang begann im heimischen Kirchenchor,heute ist Fally Ipupa einer der bekanntesten Afropopstars der Welt. DerDurchbruch gelang ihm 2006 mit seinem ersten Soloalbum „DroitChemin“, auf dem er Elemente des globalen Pop mit Rhythmen undMelodien der kongolesischen Rumba vereinte. Und auch heute kommtdie Mischung noch an: Mit seinen Songs ist Ipupa seit Jahren interna-tional erfolgreich, seine seither veröffentlichten fünf Soloalben wurdenmehrfach ausgezeichnet, und auch seine Kollaborationen mit Stars wieYoussou Ndour und Wizkid sprechen für sich. Dabei ist es kein Wun-der, dass die Musik des Sängers sich so großer Beliebtheit erfreut, dennmit seinen rhythmisch komplexen Kompositionen und einprägsamenMelodien sorgt Ipupa nicht nur für tanzbare Konzertmomente – er istauch ein echter Ohrwurmgarant.
Fally Ipupa live erlebenEVENTTIPP
Düsseldorf Mitsubishi Electric Halle, 6. Juni
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PIANO DORTMUND | 22. 4., 20 Uhr
Es ist eher selten, dass eine Band auch 40 Jahre nach ihrer Gründungnicht nur immer noch aktiv ist, sondern auch die meisten Originalmit-glieder noch an Bord sind. Seit 1980 veröffentlichen Sängerin JillSaward, Bassist George Anderson, Drummer Roger Odell und PianistBill Sharpe einen Pophit nach dem anderen, indem sie wie in denChartstürmern „Down on the Street“ und „Mr. Manic & Sister Cool“clubtaugliche Sounds mit Jazz und Funk verknüpfen. Um dennochneue Impulse zu bekommen, hat sich die Formation für ihr jüngstesAlbum unter anderem Unterstützung von Startrompeter Till Brönnerund der Londoner Jazzsängerin Liane Carroll geholt.
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CLUB BAHNHOF EHRENFELD KÖLN | 23. 4., 20 Uhr
Mit bestechend realistischem Blick schaut die österreichischeSinger/Songwriterin Miriam Hufnagl alias AVEC auf die Untiefen derLiebe: In der Single „Home“ beschreibt sie den Moment in einer Bezie-hung, an dem die Idealisierung nachlässt und Zweifel die Oberhandgewinnen, während „Dance Solo“ von der Notwendigkeit des Loslas-sens erzählt – selbst wenn das bedeutet, mit Gewohnheiten zu brechenund Gewissheiten aufzugeben. Beide Songs bereiten auf „Homesick“vor, das dritte Album von AVEC, das der textlichen Abgeklärtheit wiegewohnt mit großen Popmomenten kontert – wie schon ihr Hit „UnderWater“, mit dem die Musikerin bis auf Platz eins der heimischen Air-play-Charts vordringen konnte.
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STADTGARTEN (CAFÉ) KÖLN | 20. 4., 20 Uhr
Als Schlagzeuger steht Wolfgang Haffner bei Musiker*innen sämtlicherGenres hoch im Kurs – auch außerhalb der Jazzwelt veredelt er mit sei-ner technischen Virtuosität und seinem außerordentliches Rhythmus-gespür zahlreiche Konzerte. Wenn er nun selbst im Zentrum steht undmit seiner eigenen Band auf Tour geht, kommen die Qualitäten desfränkischen Musikers natürlich ganz besonders zum Tragen: Nachdemer sich auf „Kind of Cool“ mit 50er-Jahre-Jazz und auf „Kind of Spain“mit traditioneller spanischer Musik befasst hat, schließt der 54-Jähri-ge seine Albumtrilogie nun auch live ab – der Titel „Kind of Tango“ dürf-te dabei selbsterklärend sein.
Wolfgang Haffner & Band
HELIOS 37 KÖLN | 21. 4., 20 Uhr
Dank des New Yorker Trios Moon Hoch müssen Jazz und elektronischeTanzmusik nicht länger als Antipoden begriffen werden: Wenzl McGo-wen, Mike Wilbur und James Muschler haben sich im Musikstudiumkennengelernt und schnell damit begonnen, gemeinsam auf der Stra-ße und in U-Bahnhöfen zu jammen – das angelockte Publikum tanztedabei bisweilen dermaßen wild, dass Moon Hooch ein Auftrittsverboterhielten. Wenn die Drei heute mit ihren zwei durch Synthesizer undLaptops modifizierten Saxofonen und unwiderstehlichen Brass-Beatsauf der Bühne stehen, können sie die Menge aber ganz unbehelligtzum Ausrasten bringen.
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KANTINE KÖLN | 24. 4., 20 Uhr
Der 80er-Jahre-Revival-Boom dauert verlässlich an. Howard Jones istnicht nur eines der musikalischen und ästhetischen Originale, der 65-Jährige hat auch davon profitiert, dass Hits wie „What is Love?“,„Things can only get better“ oder „No one is to blame“ dank Serien wie„Stranger Things“ auch bei jüngeren Generationen plötzlich wiederangesagt waren. 2019 nämlich hat Jones mit Unterstützung des ame-rikanischen Elektroproduzenten BT sein Comeback-Album „Transform“veröffentlicht, auf dem er nach verschiedenen Genreausflügen zu demSound zurückgekehrt ist, für den er einst berühmt war: Synthpop. Dasaber hätte kaum so gut funktioniert, würden seine neuen Songs nichtauch in Sachen Energie und Frische an seine Hochzeiten anknüpfen.
Howard Jones
BLUE SHELL KÖLN | 29. 4., 20 Uhr
Das musizierende Ehepaar Alyssa und Doug Grahamhat seinen Vorbildern nachgeeifert und sich eine Basisim Country-Mekka Nashville aufgebaut. Ihre Einflüssebezieht das Americana-Duo aber aus ganz Amerika: Sohaben die Grahams etwa einen Harley-Trip entlang derlegendären Route 66 unternommen, um dem Gefühlvölliger Freiheit nachzuspüren, für das die sagenumwo-bene mother road auch heute noch steht. Daraus istnicht nur das aktuelle Album „Kids like us“ hervorge-gangen, sondern auch ein Dokumentarfilm, der dieReise ebenso beschreibt wie die Arbeit derKünstler*innen, die zwar einem Lebensgefühl vergan-gener Tage huldigen – aber immer auch überlegen,was dieses mit dem Hier und Jetzt und schließlichihnen selbst zu tun hat.
The Grahams
LUXOR KÖLN | 25. 4., 20 Uhr
Schmerz befördert die Kreativität, lautet ein oft bemühtes Künstler-Kli-schee. Bei Tiemo Hauer war das anders: Nach einer schweren Tren-nung fiel der 30-Jährige in ein tiefes Loch – und mitten in eine Schreib-blockade, die dafür sorgte, dass er drei Jahre lang keine neue Musikmehr veröffentlichte. Erst 2019 meldete sich der eigentlich notorischproduktive Singer/Songwriter mit der EP „Ein kurzes Für Immer“ zurück,in der er seine Trauer und seinen Schwermut doch noch künstlerischverarbeiten konnte. Ein Jahr später ist auch endlich ein neues Albumerschienen: „Gespräche über die Vor- und Nachteile des Atmens“ heißtes und ist Hauers bisher reifste, reflektierteste und gehaltvollste Song-sammlung geworden. Vielleicht ist an dem Klischee also doch was dran.
Tiemo Hauer
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KLUBS UND KONZERTE | NRW
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BLUE SHELL KÖLN | 1. 5., 20 Uhr
Ob in Hamburg, Berlin oder seiner Wahlheimat London: In zahlreicheneuropäischen Großstädten und Metropolen hatten die Menschen dieChance, Sion Hill bei seinen ersten Gehversuchen als professionellerMusiker zu bewundern, die er in Form von Auftritten in Bars oder Kaf-feehäusern absolvierte. Mittlerweile spielt der irische Singer/Songwriterin größeren Locations – solo ebenso wie als Support-Act für a-ha oderPeter Doherty –, und statt mit Coverversionen von den Arctic Monkeysbis Paolo Nutini begeistert Hill mit seinen eigenen Stücken. Sein Debüt-album „Elephant“ ist 2016 erschienen, und seine kommende Head-liner-Tour bietet eine gute Gelegenheit, einen ersten Eindruck seines mitSpannung erwarteten Zweitlings zu erhaschen.
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U-CLUB Wuppertal | 2. 5., 20 UhrMUSIKBUNKER Aachen | 16. 5., 20 Uhr
Wer könnte sich nicht an Klassiker wie „Hauptschuhle“ oder das epi-sche „Tutenchamun“ erinnern? Mit diesen und anderen Hits von ihrerDebütplatte „Mein Hobby: Arschloch“ haben HGich.T 2010 die deut-sche Musikszene nicht nur auf den Kopf gestellt, sondern gleich Halsüber Kopf einen Berg aus Drogen hinuntergekippt. Indien war schondamals ein textlicher Fixpunkt des Hamburger Kollektivs („Hilf mirShiva/hilf mir Goa, ja?“), doch eine Reise nach Rishikesh hat Hgich.Tnun genauso verwandelt wie damals die Beatles. Als entdrogte Yogiswiedergeboren, kehren sie mit „Jeder ist eine Schmetterlingin“ zurück,um ihr Publikum einmal mehr in quasireligiöse Ekstase zu versetzen.
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NRW | KLUBS UND KONZERTE
KULTURKIRCHE Köln | 6. 5., 20 Uhr
Schon 2002 sang Christina Aguiliera ihr „You are beautiful, no matterwhat they say.“ Trotzdem ist es eine relativ neue Entwicklung im per-fektionssüchtigen Pop, dass viele Stars ganz explizit nicht mehr alsIdeal betrachtet werden wollen, das es zu erreichen gilt, sondern statt-dessen Selbstakzeptanz predigen. Auch der Opener von „Royal“, demneuen Album von AYO� heißt „Beautiful“: „You wanna be like me/whycan’t we just be who we are?“, fragt die Soulpop-Sängerin da – undfasst damit perfekt zusammen, warum sie immer mehr Hörer*innenfür sich und ihre Musik einnimmt. Ihre Konzerte finden auf Augenhö-he statt, und wunderschön sind auch ihre reduzierten Songs.
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James Hunter Six
LUXOR Köln | 5. 5., 20 Uhr
James Hunter ist ein Musterbeispiel für den klassischen Working-Class-Künstler: Schon im Alter von 16 Jahren hat er die Schule abgebrochen,um bei der Eisenbahn zu arbeiten – wobei ihm eigentlich schon klarwar, dass sein eigentliches Handwerk die Musik ist. Sein Werkzeug:seine Stimme – und die geliebte Bluesgitarre. Es sollte noch ein paarJahre dauern, bis Hunter die Musik endgültig zu seinem Hauptberufmachen konnte. Doch seitdem ist er eine feste Größe im Rhythm andSoul: Der 57-Jährige, der auch als Backup-Sänger und Gitarrist für VanMorrison aktiv war, erhielt mehrere Grammy-Nominierungen, für dasMOJO Magazine ist er „United Kingdom’s Greatest Soul Singer“, under bekam als erster Brite einen Vertrag beim renommierten Label Dap-tone Records. Mit seiner Band kommt er jetzt erneut auf Tour.
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LUXOR Köln | 6. 5., 20 Uhr
Darwin Deez hat seineMusik mal als „happySongs for sad People“bezeichnet, und daspasst: Die eckigen, ver-spielten und erfindungs -reichen Songs des US-Amerikaners wechselnnicht nur gern Tempound Melodieverlauf, son-dern bekommen auchlebensbejahend-durfarbe-ne Tanzbarkeit mit einermelancholischen Grund-
stimmung unter einen Hut – und das bei maximaler Eingängigkeit. Dasselbstbetitelte Debütalbum, das auch den modernen Indierock-Klassi-ker „Radar Detector“ enthält, liegt mittlerweile schon wieder zehn Jahrezurück – für Deez ein Grund, auch mal nostalgisch zurückzublicken:Wenn er jetzt mit seiner Band auf Tour geht, spielt der Songwriter sei-nen Erstling einmal komplett durch.
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Darwin Deez
E-WERK Köln | 2. 5., 20 Uhr
Sie sind die AC/DC-Tribute-Band schlechthin und stehen dem australi-schen Hardrock-Original um Sänger Brian Johnson und LeadgitarristAngus Young mittlerweile in kaum noch etwas nach: Acht Kanonen,eine riesige „Hells Bell“, 50 gigantische Marschall-Boxen, Flammen-werfer und eine LED-Leinwand werden mit auf der Bühne stehen,wenn die italienisch-deutsche Band Barock im Minutentakt Hits wie„Highway to Hell“ und „You shook me all Night long“ abfeuert – unddas tatsächlich täuschend echt, weil auch ihr Sänger stimmlich ziem-lich nah an Johnson herankommt. Während noch immer nicht klar ist,ob es 2020 endlich wieder eine AC/DC-Tour geben wird, sind dieBarock-Shows das perfekte Substitut.
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Barock
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kulturnews | 77
KLASSIK | NRW
Klavier-Festival Ruhr: MitsukoUchidaPHILHARMONIE ESSEN 21.4., 20 Uhr
WDR Sinfonieorchester +Frank Peter ZimmermannFrank Peter Zimmermann ist, wie auch Man-fred Honeck,ein viel gesehener Gast beim WDRSinfonieorchester. Gemeinsam erschließen sichHoneck und Zimmermann das Kernrepertoiredes Sinfonieorchesters aus der Zeit der WienerKlassik und der Romantik immer wieder neu.Doch scheuen sie nicht vor zeitgenössischerMusik zurück. Neben Beethovens Violinkon-zert D-Dur op. 61 und Tschaikowskys SinfonieNr. 6h-Moll op.74 „Pathétique“ steht auch dasLarghetto for Orchestra des schottischen Kom-ponisten James MacMillan im Programm.
KONZERTHAUS DORTMUND 2.4., 20Uhr
Essener Philharmoniker +Rudolf BuchbinderMit Rudolf Buchbinder am Klavier fügen dieEssener Philharmoniker ihrem Beethoven-Schwer punkt ein weiteres Highlight hinzu: Derösterreichische Pianist zählt weltweit zu denbedeutendsten Beethoven-Interpreten, seinerintensiven Auseinandersetzung mit dem Werkdes Komponisten hat Buchbinder zahlreichePreise zu verdanken. In der PhilharmonieEssen spielt Buchbinder neben BeethovensOuvertüre „Coriolan“ c-Moll, op. 62 und demKlavierkonzert Nr. 5 Es-Dur, op. 73 außerdemMozarts Sinfonie Nr. 39 Es-Dur, KV 543.
PHILHARMONIE ESSEN 16.+17. 4., 20Uhr
Keyvan Chemirani and theRhythm AlchemyGemeinsam mit seinem Vater Djamchid undseinem Bruder Bijan hat Keyvan Chemiranider iranischen Tombak zu internationalerGröße verholfen. Dabei ist Chemirani jenseitsseiner Wurzeln in persischer Klassik auchimmer offen für Querverweise aus Jazz undAlter Musik. Mit dem familiären Trio als Kernseines neuen Oktetts dürfte Chemirani mehrRaum denn je für stilistische Erweiterungengefunden haben.
PHILHARMONIE KÖLN 18.4., 20Uhr
Grigory SokolovEr gilt völlig zu Recht als einer der bedeutend-sten Pianisten der Gegenwart. Grigory Sokolovüberzeugt nicht nur durch sein einzigartiges,lyrisch-intensives Spiel, sondern auch durchseine Vielfältigkeit, seine Spontaneität und dieBandbreite seines Repertoires. Nicht seltenkommt es vor, dass Sokolov spontan Zugabenin Form unterschiedlichster Stücke gibt. Mitseinem Konzert in der Tonhalle Düsseldorfstellt er indes unter Beweis, dass auch dieintensive Auseinandersetzung mit einem Kom-ponisten ihm nicht fremd ist. Im Programmstehen drei Stücke von Haydn: die Sonaten ing-Moll, h-Moll sowie cis-Moll, Hob. XVI/44,32 und 36.
TONHALLE DÜSSELDORF 20.4., 20Uhr
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Einen kleinen Vorgeschmack hat der chinesi-sche Starpianist Lang Lang bereits im Märzgeliefert, doch ab dem 21. April geht das Kla-vier-Festival Ruhr dann in die Vollen: DasEröffnungskonzert spielt niemand geringeresals Mitsuko Uchida – eine besondere Freude,die umso kostbarer für die Klassik welt ist, daUchida kürzlich verkündet hat, künftig nichtmehr als 50 Konzerte pro Jahr spielen zu wol-len. Im Rahmen des Klavier-Festivals Ruhrspielt Uchida Beethovens „33 Veränderungenüber einen Walzer von Anton Diabelli op.120“, eines seiner subtilsten Werke, mit demsich Uchida seit über zehn Jahren auseinan-dersetzt. Im weiteren Programm des Festivals,das noch bis Mitte Juli beinahe täglich mitKonzerten aufwartet, stehen außerdem JanLisiecki, Víkingur Ólafsson, Chilly Gonzalez,Sir András Schiff und viele mehr.
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78 | kulturnews
NRW | KULTUR
One for the Money„Well, it’s one for the money, two for the show…“ – Seit Elvis hat sich einiges getan, unddoch war sein Erfolg maßgeblich für die Globa-lisierung und Kommerzialisierung von Musikund Kultur verantwortlich. Regisseur RichardSiegal (Foto) und seine Kompanie Ballet of Dif-ference begeben sich mit ihrer Tanzperforman-ce auf die Spuren der Fetischisierung des Gel-des und seiner Rolle in Gesellschaft, Mode undMusik.
SCHAUSPIELHAUS KÖLN ab 11. 4.
Die Rundköpfe und die Spitzköpfe
Wie entstehen Diktaturen? Wem nützt Rassis-mus? Die armen Pächter des FantasiestaatesJahoo sind im Begriff, gegen die reichen Pacht-herren aufzubegehren – doch da erhält derVizekönig von Jahoo einen Ratschlag: Mankönne ja kurzerhand behaupten, nicht die Rei-chen seien schuld, sondern die Spitzköpfe …
GRILLO-THEATER ESSEN ab 25. 4. (1 andere Premiere)
Sebastian 23„Cogito, ergo dumm“: Ein alter Pennälerwitzreicht aus, um den aktuellen politischen Trendin vielen Ländern zu umreißen. SlampoetSebastian 23 geht in seinem neuen Programmden schlimmsten Theorien der neuen Rechtenund sonstiger Verschwörungsneurotiker auf denGrund. Es gibt Geschichten, Gereimtes undGesungenes.
SÜDBAHNHOF KREFELD 2. 4., 20 UhrDIE BÖRSE WUPPERTAL 3. 4., 20 UhrZECHE CARL ESSEN 22. 4., 20 Uhr
Foto: H
enriette Becht
Foto: Luis Alberto Rodriguez
Foto: sputnic - visual arts
Der Puppenspieler René Marik mal wirklichganz anders: Marik schreibt in seinem Roman„Wie einmal ein Bagger auf mich fiel“ in lako-nischem Ton über Kindheit und Jugend in derProvinz des Westerwalds, die von Trostlosigkeitund Bedrücktheit geprägt war. Ein gewalttätigerVater verursacht bei René Marik auch Jahrenach seinem Tod noch bittere Gewissensbisse,mehr soll an dieser Stelle nicht verraten wer-den. Die Leser aber kriegen einen Begriffdavon, welche Persönlichkeit hier Puppencha-raktere wie den blinden, sprachbehindertenMaulwurf, den blasierten Frosch Herr Falken-horst und den Grinsekasper erfand.
JUNKYARD DORTMUND 3. 4., 20 UhrSAVOY THEATER DÜSSELDORF 4. 4., 20 Uhr
René Marik
Foto: ©
René Marik
Die Termine in dieser Ausgabe haben den Stand von Mitte März.Bitte informieren Sie sich über alleAktualisierungen online direkt bei denVeranstaltern und auf kulturnews.deoder unter dem Twitter-Hashtag#KulturTrotztCorona Die Redaktion
+NRW_s78s81_kultur-sg-1k_KULTUR 19.03.20 11:18 Seite 78
kulturnews | 79
KULTUR | NRW
Travel along unknownIn der Dunkelheit des Raumes, den die kroatische Künstlerin IvanaFranke geschaffen hat, verschwinden räumliche Koordinaten. Sie wei-chen Lichtschwingungen, die surreale Bilder heraufbeschwören – eineEinladung, die vertrauten Kategorien unserer Wahrnehmung loszulas-sen und sie neu zu denken.
SCHAUSPIELHAUS BOCHUM ab 25. 4.
Foto: Ivana Franke
Patrick Salmen„Ekstase – Ist doch auch malganz schön“: Dieser Titelkonterkariert sich natürlichgleich mal selbst in seinerWidersprüchlichkeit derEmotionen. Patrick Salmensgleichnamiges, soebenerschienenes Buch mit Tex-ten über Franzbrötchen,Feminismus und Popmusik
mäandert wie gewohnt durch die Alltagsthemen, wie sie Salmen gera-de so zugeflogen sind. Denn: Alltagsbeobachtung ist die ganz großeStärke des Autors, der sich gerne auch als Lesekabarettist bezeichnet.Salmen kommt von der Slam-Poetry, nennt seine Texte aber zu Rechtschon lange Kurzgeschichten. Er gehört nicht zu den Extrovertiertestenseiner Zunft, doch seine Geschichten stecken voller Schalk.
JUNKYARD DORTMUND 17. 4., 20 UhrRINGLOKSCHUPPEN MÜLHEIM 18. 4., 20 Uhr
Foto: Fabian Stürtz
Sie gehört zu den beliebtesten Moderatorinnen Deutschlands,doch auch als Sängerin hat sich Barbara Schöneberger einenNamen gemacht. Schon im letzten Frühjahr war die Entertainerinmit ihrem 2018 erschienenen Album „Eine Frau gibt Auskunft“auf Tour, nun geht es unter dem Motto „Alles Gute und so weiter“in die nächste Runde. In ihren Stücken erzählt Schöneberger mitviel Humor Geschichten aus dem Alltag, von Neujahrsvorsätzenund guten Wünschen, Dates mit der Mutter zu Hause und dennicht immer ganz leicht nachzuvollziehenden Familien verhält -nissen im Patchwork-Zeitalter. Dabei ist Schöneberger nie um eine Pointe verlegen, denn auf den Mund gefallen ist die Fraubekanntlich nicht. Und so führt die vor allem durch die TV-Sendung „Blondes Gift“ bekannt gewordene Moderatorin selbst -verständlich auch selbst durch den Abend und füllt die Zeit zwischen ihren Songs mit Geschichten und Anekdoten aus ihrembewegten Leben. Begleitet wird Schöneberger dabei von ihrerbewährten Band, die den Jazzpop der Sängerin mit viel Grooveund Feingefühl unterlegt.
KONZERTTIPP
Foto
: B
enno
Krä
hahn
Barbara Schöneberger mit Band auf Tour
27. 10. Halle/Saale Steintor Varieté28. 10. Stuttgart Hegelsaal29. 10. Bremen Metropol Theater30. 10. Nürnberg Meistersingerhalle2. 11. Weimar Weimarhalle3. 11. München Philharmonie4. 11. Düsseldorf Tonhalle9. 11. Hamburg Laeiszhalle10. 11. Mannheim Rosengarten Mozartsaal11. 11. Hannover Kuppelsaal12. 11. Berlin VERTI Music Hall
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80 | kulturnews
NRW | KULTUR
Foto: Thomas Rabsch, Auf dem
Bild: Cennet Rüya Voß
+++ Das FFT in Düsseldorf bietet im April gleich drei Premieren,die es in sich haben: Beat It stellt die Frage nach dem Ursprungvon Wut und Aggression in einem Ballett aus Schlagen, Ausweichenund Einstecken (2.+3.4.) +++ Unter dem Titel Struwwelpeter –Ein Erziehungscocktail wirft das Seniorentheater-Ensemble SeTAeinen Blick auf die umstrittenen Geschichten Heinrich Hoffmanns– die Darsteller*innen erinnern sich nur zu gut an ihre Kindheit (7.–9. 4.) +++ Schließlich kommt das renommierte Berliner KollektivShe She Pop auch nach Düsseldorf: Mit seinem neuen Stück Kanonwirft es einen Blick auf kollektive Erinnerung und die Flüchtigkeitvon Performancekunst (23.– 25. 4.) +++
b.43John Milton, György Ligeti, PierreBoulez und Ludwig van Beethoven:Die neue Ausgabe der b-Reihestrotzt nur so vor Klassikern, dochdie Choreografen Uwe Scholz, Mar-tin Schläpfer und Robert Binet hän-gen nicht an alten Ideen. Ihre Stü-cke nehmen die Klassiker vielmehrals Ausgangspunkt für eine Ausei-nandersetzung mit der Tradition desTanzes und dessen Verhältnis zurMusik.
THEATER DUISBURG ab 4. 4.
Die Kunst zu helfenDas Straßenmagazin fiftyfifty feiertsein 25-jähriges Bestehen: In die-ser Zeit wurden über 10 MillionenAusgaben verkauft, deren Erlös zugenau 50 Prozent an die Verkäu-fer*innen ging – die andere Hälftefinanziert die Heftproduktion. Fürdie Zukunft des Projekts zeigt dasNRW-Forum Düsseldorf eine Bene-fiz-Ausstellung mit Werken von Ger-hard Richter, Masakazu Kondo,Jonathan Meese, Andreas Gurskyund vielen mehr.
NRW-FORUM DÜSSELDORF 25. 4.–17. 5.
Henrik Ibsen schrieb sein Theaterstück „Ein Volksfeind“ bereits1882. Darin wird der Badearzt Thomas Stockmann von derGemeinschaft seines Dorfes diffamiert, weil er ein Gutachtenveröffentlichen möchte, demzufolge das Wasser des ortsansäs-sigen Bades verseucht sei – doch das Bad ist die Grundlage fürdie florierende Wirtschaft des gesamten Ortes. Eine unbeque-me Wahrheit, an der Stockmann jedoch weiterhin festhält.Ibsens Stück über wirtschaftliche Zwänge, ideologische Prinzi-pien und gesellschaftlich festgesetzten Irrglauben könnte aktu-eller nicht sein. Dementsprechend mühelos übersetzt der Regis-seur Volker Lösch Ibsens Drama in die Neuzeit: Aus dem Bade-haus wird ein E-Autowerk, und aus Thomas Stockmann wirddie Tochter der Oberbürgermeisterin (Cennet Rüya Voß, Foto).Sie versucht, alle aufzuwecken, die der Fantasie der Vereinbar-keit von Nachhaltigkeit und wirtschaftlichem Wachstumszwangerliegen: Denn die Herstellung von Elektroautos spart keineCO²-Emissionen ein – im Gegenteil.
Gerhard Richter Tiger, Offset nach Öl aufLeinwand Rahmenmaß 123 x 130 cm, handsigniert
Volksfeind for Future
SCHAUSPIELHAUS DÜSSELDORF ab 9. 4.
Foto: Gert Weigelt
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kulturnews | 81
KULTUR | NRW
Foto: Javier Fergo
Flamenco FestivalWie tanzt man Flamenco zu Techno, HipHop oder Neoklassik? Welche Rolle spielen Gender undSexualität in der Geschichte des Flamenco-Tanzes? Neben den vier Deutschlandpremieren über-zeugt das Flamenco Festival vor allem mit seinem zukunftsweisenden Rahmenprogramm ausWorkshops, Filmen, offenen Proben und Konzerten.
TANZHAUS NRW DÜSSELDORF 3.–13. 4.
FILDer Berliner Comiczeichner und Entertainer FIL hatein neues Programm: „Die Expertise war bedeu-tend höher“. So speziell wie die Art seiner Darbie-tung, die so komplett anders ist als gewöhnlicheStand-up-Comedy. Dass man manchmal nichtglauben kann, er habe schon wieder ein komplettneues Programm auf die Beine gestellt, ist nach-vollziehbar. Doch Fil verspricht eine komplett neueShow und lässt verkünden: „In einer aus denFugen geratenen Welt ist er der verlässliche Fels.“
ORANGERIE-THEATER KÖLN 19. 4., 18.15 Uhr
Foto: ©
Promo
+++ Der Slampoet Quichotte tritt mit seinem neuen Programm „Schnauze“ am 16. 4. in Hagenim Pelmke auf, einen Tag später ist er in Köln in der Comedia. +++ „Verschissmus“ heißt das neueProgramm des nicht auf den Mund gefallenen Comedians Ingmar Stadelmann. Er wird am 4. 4. imFritz-Henßler-Haus in Dortmund gastieren. +++ Im Kölner Senftöpfchen wird am 9. 4. Der Todauftreten und sein Programm „Zeitlos“ vorstellen. +++ Literatur und Satire präsentiert Helene Bock-horst mit „Die fabelhafte Welt der Therapie“ im Düsseldorfer zakk. +++ Ebenfalls in Düsseldorf,aber im Kom(m)ödchen, werden am 26. 4. Ulan & Bator ihr Programm „Zukunst“ vorstellen. +++
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82 | kulturnews
NRW | KUNST
Die US-amerikanische Kunst der Sechziger und Siebziger: Was kommt da in denSinn? Genau! Warhol, Pollock, Lichtenstein, vielleicht noch Rauschenberg undRothko. Alle weiß und männlich. Fehlt da nicht was? Wenn man bedenkt, dass ingenau diese Zeitphase auch die Bürgerrechtsbewegung fällt, liegt die Frage nahe,wie eigentlich die Kunst auf die antirassistische soziale Bewegung reagiert hat. Eswar die Zeit der Black Power, der Chicanos und der ethnischen Minderheiten. Auch die zweite Welle der US-Frauenrechtsbewegung startete in dieser Zeit. GenugStoff also, um sich in der Kunst zu positionieren. Dass diese sich erst in den letzten Jahren vermehrt mit postkolonialen und queer-feministischen Perspektivenauseinandersetzt, ist ein Thema für sich.Manche Mühlen mahlen eben recht lang-sam. Umso spannender, dass das Museum Ludwig dank eines neuen Forschungs-projektes seine 60er und 70er US-Sammlung einmal genauer unter die Lupenimmt. Wenn wir den Blick auf unterrepräsentierte Positionen lenken, lassen sichdabei „Artists of Color“ wie Ana Mendieta entdecken. Die kubanisch-amerikanischeAllroundkünstlerin verband Performance mit Land Art, Film und Fotografie. Ebensovielseitig mit bikulturellen Hintergrund ist der Chicano-Künstler Harry Gamboa Jr.unterwegs. Er gründete das mexikanisch-amerikanische Kunstkollektiv Asco, dasauf die politischen und sozioökonomischen Entwicklungen seiner Zeit mit aktivisti-schen Performances reagierte. So entstand unter anderem das Werk „First Supper(After A Major Riot)“ (siehe Abb.). Das Asco-Kollektiv ließ sich bei seinen künst-lerischen Protestaktionen maßgeblich vom Dadaismus und der Arte Povera inspirie-ren. Es gibt sie schon lange, die Kunst, die aus dem Rahmen fällt, die auf sich aufmerksam macht, die anders sein will und es auch ist. Zeit, sie mehr in den Vordergrund zu rücken!
MUSEUM LUDWIG KÖLN 25. 4.– 23. 8.
Mapping the Collection
Harry Gamboa Jr. from the Asco era, First Supper (After A Major Riot), 1974
© 1974, Harry Gamboa Jr.
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