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    Behnam T. Said / Hazim Fouad (Hrsg.)

    Salafismus

    Auf der Suche nach dem wahren Islam

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    Gefrdert vom Bundesministerium des Innern

    Originalausgabe

    Verlag Herder GmbH, Freiburg im Breisgau 2014Alle Rechte vorbehaltenwww.herder.de

    Umschlaggestaltung: Christian Langohr, FreiburgUmschlagmotiv: Jastrow; http://commons.wikimedia.org/wiki/File: Hand_Constantine_Musei_Capitolini_MC786.jpg?uselang=de

    Satz: Barbara Herrmann, FreiburgHerstellung: CPI books GmbH, Leck

    Printed in Germany

    ISBN 978-3-451-33296-8

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    Inhalt

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    Danksagung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 9

    Hinweise zu Umschrift, Literaturangaben und

    Abkrzungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11Vorwort . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 19

    Einleitung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 23Behnam T. Said und Hazim Fouad

    I. Theorie

    Salafistische Strmungen und ihre Sicht aufal-wala'wa-l bara'(Loyalitt und Lossagung) . . . . . . . . . . 55

    Joas Wagemakers

    Salafismus berlegungen zur Schrfung einerAnalysekategorie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 80

    Justyna Nedza

    Zur Glaubenslehre des Salafismus . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 106Mohammad Gharaibeh

    Das Gebet des Propheten, als ob Du es sehen wrdest Der Salafismus als Rechtsschule des Propheten? . . . . 132Bacem Dziri

    Salafismus als politische Ideologie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 160Olaf Farschid

    Salafismus und politische Gewalt unter deutscherPerspektive . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 193Behnam T. Said

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    II. Erscheinungsformen Ein berblick

    Postrevolutionrer Pluralismus: Das salafistischeSpektrum in gypten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 229Hazim Fouad

    Saudi-Arabien: Der Salafismus in seinem Mutterland . . 265Guido Steinberg

    In Richtung politischer Partizipation: Die Migung dermarokkanischen Salafisten seit Beginn des Arabischen

    Frhlings . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 297Mohammed Masbah

    Missionare des Jihads in Libyen und Tunesien . . . . . . . . . . 320Aaron Y. Zelin

    Der Salafismus in der Trkei . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 350Samet Yilmaz

    III. Deutschland und Europa

    Quietisten, Politiker und Revolutionre:Die Entstehung und Entwicklung des salafistischenUniversums in Europa . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 381Samir Amghar

    Geschichte des Salafismus in Deutschland . . . . . . . . . . . . . . 411Nina Wiedl

    Ghuraba ' das Konzept der Fremden in salafistischenStrmungen.Vom Namen eines Terrorcamps zum subkulturellenLifestyle . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 442

    Benno Kpfer

    Inhalt

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    Da habe ich etwas gesehen, was mir einen Sinn gibt. Was macht Salafismus attraktiv und wie kann man

    diesem entgegenwirken? . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 474Claudia Dantschke

    Glossar . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 503

    Sach- und Personenregister . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 511

    ber die Autoren . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 523

    Inhalt

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    Vorwort

    Der Salafismus ist im Westen erst spt registriert worden.Zwar waren deutsche Sicherheitsbehrden, vor allem im Zu-

    sammenhang mit dem Neu-Ulmer Multikulturhaus e.V.,schon Mitte der 1990er-Jahre auf das Phnomen aufmerk-sam geworden, wenn sie es wohl auch noch nicht mit diesemNamen bezeichnet haben. Und ab 1998 war in den Medienimmer wieder von einer militanten algerischen Salafisti-schen Gruppe fr Predigt und Kampf (GSPC) die Rede.Trotzdem war die berraschung der deutschen ffentlich-

    keit gro, als etwa ab dem Jahr 2010 in den Medien mit zu-nehmender Hufigkeit ber die Aktivitten von Salafistenberichtet wurde. Auch in der akademischen Islamwissen-schaft befasst man sich erst ungefhr seit der Jahrtausend-wende mit dem Gegenstand. Ein Artikel von Quintan Wikto-rowicz (Anatomy of the Salafi Movement) mit einer erstenKlassifizierung der salafistischen Unterstrmungen ist 2006erschienen. Als erster Sammelband mit akademischem An-

    spruch gilt der von Roel Meijer herausgegebene Tagungs-bandGlobal Salafism, in dem in englischer Sprache das Ph-nomen des Salafismus aus verschiedenen Perspektivenbeleuchtet wird. Erschienen ist dieser Meilenstein im Jahr2009.

    Hazim Fouad und Behnam T. Said haben Ende 2012festgestellt, dass der groen Nachfrage nach zuverlssiger

    und allgemein verstndlicher Information in deutscher Spra-che nur diverse Presseartikel, Broschren, Handreichungenund Internettexte gegenberstehen. Deren Verfasser bzw.Herausgeber sind oft Sicherheitsbehrden, Nichtregierungs-organisationen oder auch die Bundeszentrale fr politische

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    Bildung (BpB). Viele dieser Informationen sind fr eine erstebersicht hilfreich, doch knnen sie aufgrund ihres be-

    schrnkten Umfangs nicht ins Detail gehen und stellen Sach-verhalte daher zwangslufig verkrzt dar. Zudem werdensie, wenn sie institutionell gebunden sind, aus einer bestimm-ten Perspektive geschrieben, etwa nur aus der der Sicher-heitsbehrden.

    Es besteht also ganz offenkundig Bedarf nach einer aus-fhrlicheren, wissenschaftlich fundierten Darstellung des Sa-lafismus in deutscher Sprache, und dieser von Fouad und

    Said vorgelegte Band hilft hier nun in sehr erfreulicher Weiseab. Vorgestellt werden die rechtlichen und theologischenGrundlagen des Salafismus, die Erscheinungsformen in derislamischen Welt und in Europa und schlielich auch dieMglichkeiten eines wirksamen Umgangs mit ihnen. Die Au-toren der Beitrge haben sich bemht, die Texte mglichstauch einem Leserkreis zugnglich zu machen, der sich bisher

    noch nicht ausfhrlich mit diesen Themen beschftigt hat. Eskonnte jedoch nicht ausbleiben, dass einige Beitrge eineneher wissenschaftlichen Charakter haben, whrend anderepraxisorientierter sind. Unvermeidlich war es auch, dass derBlickwinkel der jeweiligen Profession der Autoren deren Ar-tikel geprgt haben.

    In der Auswahl der Autorenschaft spiegelt sich vielfl-tige Expertise wider. Einige fhrende Fachleute sind in die-

    sem Band vertreten, und neben Autoren aus Deutschland ha-ben auch solche aus Marokko, den USA, Frankreich und denNiederlanden Texte beigesteuert, die hier in deutscher ber-setzung vorliegen. Die beteiligten Autoren sind in den Berei-chen der universitren Forschung, in sogenannten ThinkTanks, in der Jugendarbeit oder in Sicherheitsbehrden ttig.Allen gemein ist, dass sie sich seit Jahren mit dem Salafismus

    beschftigen, wenn auch aus unterschiedlichem Erkenntnis-interesse und mit unterschiedlichen Schwerpunkten, was diethematische Breite dieses Bandes erst ermglicht hat. Nebender Fachexpertise verfgen alle Autoren ber Kenntnisse derarabischen Sprache. Dies ist eine Grundvoraussetzung fr

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    Vorwort

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    eine serise Beschftigung gerade mit dem Salafismus, dersich von allen Strmungen des Gegenwartsislams am strks-

    ten auf die arabischen Quellentexte bezieht und einige ara-bische Begriffe als unbersetzbare Schlsseltermini ansieht.Obwohl die Autoren sich bemht haben, Textbeispiele ausdem deutschen Sprachraum als Belege anzufhren und deut-sche Begriffe zu verwenden, lie es sich wegen dieser Eigen-heit des Salafismus nicht vermeiden, die entsprechenden ara-bischen Begriffe in Klammern zu nennen oder gar stattdeutscher quivalente zu benutzen. In letzteren Fllen wer-

    den die Termini natrlich erlutert. Zudem sei auch auf dasGlossar verwiesen, in dem die wichtigsten Begrifflichkeitenaufgefhrt und erklrt sind.

    Der noch nicht nher mit islamischer Geschichte undReligion vertraute Leser wird sich bei der Lektre diesesBandes gelegentlich trotz des Glossars mehr Hintergrund-informationen wnschen, als hier gegeben werden konnten.

    Hierzu sollte er zu einer der inzwischen in grerer Zahl vor-handenen berblicksdarstellungen oder Lexika greifen, bei-spielsweise zum Bndchen Der Islam: Geschichte und Ge-genwart des Tbinger Islamwissenschaftlers Heinz Halm(8. Auflage Mnchen 2011) oder dem von Ralf Elger heraus-gegebenen Kleinen Islam-Lexikon: Geschichte, Alltag, Kul-tur (5. Auflage Mnchen 2008).

    Der Salafismus ist eine sehr dynamische Form des Islams

    und deshalb soll hier ausdrcklich darauf aufmerksam ge-macht werden, dass der Redaktionsschluss fr die BeitrgeEnde Dezember 2013 war.

    Jena, im Mrz 2014 Tilman Seidensticker

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    Vorwort

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    Einleitung

    Behnam T. Said und Hazim Fouad

    Der sterreichische Islamwissenschaftler Rdiger Lohlkerantwortete auf die Frage in einem Interview mit der ZeitungChrist und Welt im Mrz 2013, ob er Angst vor Salafis-

    ten htte: Nein. Arbeiten im Haushalt bergen mehr Ge-fahren.1 Die zuvor gestellte Frage und die zugegebener-maen etwas scherzhaft wirkende Antwort hierauf bietenGelegenheit aufzuzeigen, warum wir glauben, dass das vor-liegende Buch in Deutschland dazu beitragen kann, einebestehende Lcke in der Sachliteratur zu schlieen: Die Jour-nalisten fragten Lohlker nicht nach seiner Angst vor islamis-

    tischem oder jihadistischem Terrorismus, sondern ganz all-gemein nach der Angst vor Salafisten. Die Frage magbewusst zugespitzt formuliert worden sein, um eine entspre-chend pointierte Antwort zu erhalten. Denkbar ist aberauch, dass ihnen diese Frage schlichtweg auf dem Herzenlag und sie wissen wollten, ob auch ein Fachmann Angstvor den Salafisten habe. In beiden Fllen spiegelt die For-mulierung den Diskurs wider, der in Deutschland bezglich

    des Salafismus vorherrscht. Whrend die meisten Deutscheneher Angst vor dem Salafismus haben drften, steht aufder anderen Seite die Beurteilung des Phnomens durchLohlker, der die Frage nach der potenziellen Bedrohung ne-giert. Leser des Interviews werden sich fragen, wie diese Aus-sage mit der in der ffentlichkeit berwiegenden Darstel-lung des Salafismus als Gefahr fr die ffentliche Sicherheit

    konform geht. Es ist zunchst anzumerken, dass Lohlkerselbst einen Band ber Jihadismus herausgebracht hat undsomit als jemand gelten kann, der sich intensiv mit dieser ge-

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    1 hler und Thielmann 2013, 2.

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    waltttigen Strmung innerhalb des Salafismus auseinander-gesetzt hat bzw. diese nicht kleinredet.2 In dem erwhnten

    Interview versucht Lohlker den Blick weg von der jihadis-tischen Strmung und hin auf andere, nicht-militante Rich-tungen des Salafismus zu lenken, da diese berwiegen unddie Jihadisten im Salafismus eine Minderheit bilden. DieseGewichtung nimmt er vor, da er meint, die Konstruktion ei-nes neuen Feindbildes [Salafismus] im ffentlichen Diskurszu erkennen, und weil er den Salafismus als vielfltige undweltweite Bewegung betonen und nicht ausschlielich un-

    ter sicherheitspolitischen Aspekten betrachten mchte.Inwieweit hat Lohlker hier Recht? Ist der Salafismus mehr

    als eine sicherheitspolitische Bedrohung und welche Rollespielt die Gewaltfrage? Welche Strmungen innerhalb des Sa-lafismus und welche Gedankenwelten lassen sich erkennen?Wodurch unterscheiden sich Salafisten von anderen Musli-men, insbesondere von anderen islamistischen Strmungen?

    Was macht den Salafismus gerade fr Jugendliche und jungeErwachsene attraktiv? Soll dieser Attraktivitt entgegen-gewirkt werden und wenn ja, wie? Auf diese und andere Fra-gen mchte der vorliegende Sammelband Antworten findenund dem Leser dabei den neuesten Stand aus Wissenschaftund Praxis auf dem Gebiet des Salafismus prsentieren.

    Salafisten und Gewalt

    Neben Rdiger Lohlker kritisieren auch andere Experten dieausschlieliche Betrachtung des Themas Salafismus unter si-cherheitspolitischer Perspektive. So bemngelt etwa RichardGauvain, der Feldstudien unter Salafisten in gypten betrie-ben hat, dass die meisten Forscher ihre Schwerpunkte auf

    das Verhltnis von Salafismus und Jihad gelegt htten.3

    Dengleichen Befund stellt er auch fr das Internet fest, da bei ei-

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    2 Rdiger Lohlker (2009),Dschihadismus Materialien,Wien.3 Gauvain 2013, 11.

    Behnam T. Said und Hazim Fouad

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    ner Suche nach dem Begriff Salafism hauptschlich Jihad-bezogene Artikel angezeigt wrden. Dies sei nach dem

    11. September 2001 zwar nicht berraschend, so Gauvainweiter, und er mchte auch gar nicht in Frage stellen, dassSalafismus und Jihad eine enge Verbindung zueinander auf-weisen. Doch gehe es ihm vielmehr darum, die Einseitigkeitder Debatte zu beleuchten, in der viele Aspekte des Salafis-mus unter den Tisch fallen wrden. So etwa dessen interneHeterogenitt und die gerade auch von salafistischen Akteu-ren geuerte Kritik an al-Qaida.4 Auch in Deutschland, wo

    das Thema Salafismus erst seit 2011 verstrkt in Medien undPolitik Aufmerksamkeit erlangte,5 werden im ffentlichenDiskurs ebenso oftmals Brcken vom Salafismus zum Jiha-dismus oder zum Terrorismus geschlagen.6

    In den Artikeln dieses Bandes wird hufig auf eine u-erst einflussreiche Studie von Quintan Wiktorowicz ausdem Jahr 2006 verwiesen.7 Hierin unterteilt er Salafisten in

    drei Gruppen. Die erste sind die Puristen, das heit solche,die sich von der Politik fern halten. In unserem Buch sprichtsich Joas Wagemakers dafr aus, statt Puristen den Begriffder Quietisten zu verwenden, da alle Salafisten fr sich inAnspruch nehmen wrden, auf ihre Art und Weise puristischzu sein und Quietisten am ehesten den Charakter dieserGruppe beschreiben wrde. Andere Autoren in diesem Bandbehalten jedoch den Ausdruck Puristen bei. Die zweite

    Strmung innerhalb des Salafismus ist laut Wiktorowicz diepolitische. Diese opponiert offen gegen muslimische Herr-scher, etwa in Saudi-Arabien, und bringt sich aktiv in die

    25

    4 Ebd., 12.5 Friedrich und Schultes 2012, 2.6 Ebd., 23. Eine differenzierte und verstndliche Behandlung des Themas

    Salafismus und Terrorismus in Deutschland bietet Ulrich Kraetzer (2014),Salafisten Bedrohung fr Deutschland?, Gtersloh. Das empfehlenswerteBuch von Kraetzer erschien leider erst nach Redaktionsschluss des vorliegen-den Bandes und konnte daher keine inhaltliche Bercksichtigung in den ein-zelnen Beitrgen finden.7 Wiktorowicz 2006.

    Einleitung

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    Politik ein. Dies geschieht auf parlamentarischem oder auchauerparlamentarischem Wege. Die dritte Gruppe nun ist

    diejenige, ber die wohl am meisten geschrieben wurde: Ji-hadisten. Sie unterscheiden sich von den anderen Richtungennicht etwa darin, dass nur sie den Jihad befrworten. Gau-vain schreibt hierzu: Sogar diejenigen () Salafisten, dieein verblffendes Ma an Loyalitt gegenber ihren eigenenRegierungen zeigen, stellen die Bedeutung des Jihads als ei-nen religisen Imperativ keinesfalls in Frage.8 Wie genaudie Jihadisten sich letztlich von den anderen Salafisten unter-

    scheiden bespricht Behnam T. Said in seinem Artikel aus-fhrlicher. Nina Wiedl modifiziert die durch Wiktorowiczvorgenommene Dreiteilung, die sich auf jordanische undsaudi-arabische Salafisten bezog, hinsichtlich der Szene inDeutschland leicht und unterscheidet zwischen den strikt-quietistischen sogenannten Madkhali-Salafisten, dem Main-stream-Salafismus dem Prediger wie Hassan Dabbagh,

    Pierre Vogel und viele andere angehren wrden , radikalenSalafisten, wie etwa das Netzwerk Die Wahre Religion(DWR), und schlielich Jihad-Salafisten, wie die Anhngerder verbotenen Vereinigung Millatu-Ibrahim.9 Ebenso weistSamir Amghar in seinem Beitrag ber Salafismus in Europadarauf hin, dass dieser oft als eine einzige Bewegung oderStrmung wahrgenommen wird, wobei er tatschlich hoch-gradig divers und verschiedenartig sei.

    Salafismus ist also der Oberbegriff fr eine sehr heterogeneStrmung, die zunchst als fundamentalistisch beschriebenwerden kann, weil sie sich auf die Ursprnge der Religion be-sinnt und diese von allem reinigen mchte, was als spterflschlich hinzugekommen angesehen wird. Die Anhngerder salafistischen Bewegung vertreten eine politische Ideologie,die in vielen Teilen als extremistisch beschrieben werden kann,

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    8 Gauvain 2013, 12. Siehe hierzu auch Wagemakers 2012, 9.9 Diese Vierteilung findet sich auch in Claudia Dantschke, Ahmad Mansour,

    Jochen Mller und Yasemin Serbest (2011),Ich lebe nur fr Allah, Argu-mente und Anziehungskraft des Salafismus, Berlin.

    Behnam T. Said und Hazim Fouad

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    wie Olaf Farschid in seinem Beitrag darlegt. Dies insbesondere,da Salafisten im Frhislam geltende Herrschafts- und Rechts-

    formen ber rechtsstaatliche Normen stellen, wie Farschidschreibt. Der grte Teil der Salafisten ist dennoch gewaltfrei,wie auch die Sicherheitsbehrden und die Innenminister beto-nen. In einem schriftlichen Bericht zur Salafisten-/Islamisten-szene in NRW berichtete etwa Ralf Jger, Innenminister desLandes Nordrhein-Westfalen, dass lediglich ca. 10 % der vomVerfassungsschutz beobachteten deutschen Salafisten demJihadismus zuzurechnen sind, whrend ca. 90 % der politi-

    schen Strmung angehren.10 Im Hinblick auf die Jihadistenist es wichtig anzumerken, dass bei weitem nicht jeder, der inDeutschland vom Verfassungsschutz als Jihadist gezhlt wird,auch ein Terrorist ist. Wre dem so, so drften die Jihadistennicht frei herumlaufen, sondern wren nach den entsprechen-den Paragraphen, etwa 129 a) und b), verurteilt worden.Auch von den Jihadisten ist wiederum nur ein kleiner Teil be-

    reit, selbst Gewalt auszuben. Die Mehrheit der Jihadisten be-frwortet Gewalt verbal und legitimiert diese auch, selbstwrde sie aber nicht unbedingt zu derartigen Mitteln greifen.Von denen, die es doch tun, mchte der grte Teil in Gebietedes internationalen Jihads (z. B. Syrien, Pakistan, Afghanis-tan, Irak, Somalia, Tschetschenien) ausreisen und dort kmp-fen.11 Hinter diesen Absichten stecken oft romantisierte Vor-stellungen des aufrichtigen Rebellen, der Mann gegen Mann

    fr die gute Sache kmpft. In den Kampfgebieten angekom-men werden die jungen Menschen, die zumeist in Deutschlandsozialisiert wurden, das erste Mal mit Elend, Krieg und demharten Alltag in kmpfenden Organisationen konfrontiert.Viele halten den Druck nicht aus und kehren zurck. Nur einkleiner Teil der Jihadisten ist bereit und in der Lage, Anschlgein westlichen Lndern durchzufhren.12 Das Problem ist je-

    27

    10 Ministerium fr Inneres und Kommunales des Landes Nordrhein-West-falen 2013, 3.11 Hegghammer 2013.12 Ebd.

    Einleitung

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    doch in der Tat, dass es nicht vorhersehbar ist, wer sich in wel-che Richtung entwickelt. Wer will nur ausreisen? Mit wel-

    chen Einstellungen kommt er von seiner Reise in den Kampfzurck? Wer mchte eine Bombe am Bahnhof oder in der Ein-kaufsmeile platzieren? Fest steht lediglich, dass die Jihadistenmit ihrer Rhetorik und ihrer Weltanschauung GewalttternVorschub leisten und sich diese aus den Reihen der Jihadistenrekrutieren. Zuweilen bestehen auch Kontakte zwischen dernicht-gewaltbereiten und der gewaltorientierte Szene, wiejngst an den Beispielen Pierre Vogel und Sven Lau deutlich ge-

    worden ist: Beide reprsentieren eigentlich den politischen Sa-lafismus in Deutschland bzw. den Mainstream. Seit 2011verloren Vogel und sein Weggefhrte Lau jedoch zunehmendan Einfluss im deutschen Salafismus und versuchten dies aus-zugleichen, indem sie sich ab Dezember 2012 dem Koranver-teilprojekt Lies! des radikaleren Netzwerkes DWR anschlos-sen. Durch eigene Projekte, wie etwa Street Dawah und

    sogenannte Friedenskongresse versuchte Vogel, wieder anBoden zu gewinnen, doch dies gelang nur mit geringem Erfolg.Insbesondere seit Herbst 2013 sind Vogel und Lau dann ver-strkt in Zusammenhngen mit gewaltorientierten Salafistenum das Netzwerk DWR in Erscheinung getreten. Personenaus den verschiedenen Spektren kommen recht schnell mit-einander in Kontakt. Sie knnen von einer in die andere Szenegleiten. So sind sowohl Flle bekannt, in denen nicht-gewalt-

    bereite Salafisten zu Jihadisten wurden, als auch solche, in de-nen Jihadisten der Gewalt abschworen.

    Der Begriff des Salafismus

    Wie der Buchtitel schon sagt, bezeichnen wir den Gegenstand

    der Betrachtung hier einheitlich als Salafismus und spre-chen daher auch von Salafisten. Gegen diese Begrifflichkeitliee sich zunchst einwenden, dass das Suffix -ismus bzw. -isteine negative und politisierende Konnotation erzeugen wrdeund etwa an Terrorismus, Extremismus etc. denken

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    Behnam T. Said und Hazim Fouad

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    lsst.13 Hiergegen ist jedoch einzuwenden, dass die Endung-ismus nicht zwangslufig negativ besetzt sein muss. Sie

    kann Glaubenssysteme, geistige Strmungen und Kunstrich-tungen, wie etwa Kubismus, genauso bezeichnen wie Ideo-logien. Zu Letzterem zhlen wir auch den Salafismus, wobeiauch der Begriff der Ideologie ein zunchst wertneutraler ist.So definiert Michael Freeden Ideologien als Systeme politi-schen Denkens, mit denen die Welt politisch verstandenund geordnet und dementsprechend gehandelt werdenkann.14

    Weiterhin knnte darauf verwiesen werden, dass Salafis-ten sich selbst nicht als solche betiteln, sondern Bezeichnungenbevorzugen wieSalafisbzw.Salafiyya,Ahl al-Hadith(Leuteder Prophetenberlieferung), Ahl al-Sunna wa-l-Jama Ja(Leute der Prophetentradition und der Gemeinschaft),Atharis (athar = Tradition, berlieferter Bericht; Atharis =Leute, die sich auf die berlieferten Berichte aus der Frhzeit

    des Islams berufen) oder auch schlicht Muslime.15

    In der Wis-senschaft ist jedoch ein analytischer Begriff wichtig, um einebestimmte Strmung benennen zu knnen, wie Justyna Nedzain ihrem Beitrag nher erlutern wird.

    Mit der Benennung des Untersuchungsgegenstandes alsSalafismus bewegen wir uns innerhalb des terminologi-schen Konsenses der Wissenschaft, wie er insbesondere imenglischsprachigen Bereich besteht. So benennen alle aner-

    kannten Wissenschaftler das Phnomen auf Englisch als Sa-lafism.16 Terminologien, wie etwa Neo-Salafismus oder auchSalafiten, haben sich hingehend nicht durchgesetzt.17 Diesliegt insbesondere beim Begriff Neo-Salafismus daran,

    29

    13 Fr diese Argumentation vgl. Friedrich und Schultes 2012, 1 (Fn. 2).14 Freeden 1998, 3.15

    Siehe hierzu auch die Ausfhrungen von Nasir al-Din al-Albani (Audio-vortrag): Ma hiya al-salafiyya? (Was ist die salafiyya?), http://www.alalba-ny.net/4070.16 Siehe etwa Wiktorowicz 2006; smtliche Beitrge in Meijer 2009; Lau-zire 2010 und die Monographien von Gauvain 2013 und Bonnefoy 2012.17 Friedrich und Schultes 2012, 1 (Fn. 2).

    Einleitung

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    dass diejenigen, die sich fr diese Terminologie entschiedenhaben, nicht schlssig darlegen knnen, weshalb sie das Pr-

    fix neo verwenden, welches darauf hindeutet, das etwasschon lnger Dagewesenes in einer Art Neuauflage er-scheint.18 Dabei ist der Salafismus als holistisches Konzept,welches Glaube, Recht, Riten, ethisch-moralische Verhal-tenskodexe sowie politische Ordnungsvorstellungen vereint,selbst ein Produkt des 20. Jahrhunderts,19 auch wenn man-che Autoren versuchen, den Salafismus schon in der Frhzeitdes Islams zu verorten.20 In der Tat gab es in der Geschichte

    des Islams immer wieder Persnlichkeiten und Bewegungen,welche den gegenwrtigen Salafismus geprgt haben und ge-wisse hnlichkeiten in ihrem Islamverstndnis aufwiesen.21

    Auch versuchen heutige Salafisten gerne, sich in deren Tradi-tion zu stellen, um so eine vermeintlich ungebrochene ideo-logische Linie bis zur Zeit des Propheten Muhammad auf-zubauen. Doch wie der Beitrag von Mohammad Gharaibeh

    aufzeigt, ist dieser Rckgriff aus Sicht der Theologie kons-

    30

    18 Siehe Ceylan und Kiefer (2013) als Beispiel fr einen Band, der von Neo-Salafismus spricht. Interessanterweise wird im Titel der Begriff Salafis-mus und im Buch selbst dann Neo-Salafismus verwendet. Die Erklrungfr das Prfix neo, welche Ceylan und Kiefer erst auf S. 78, anbieten,konnte die Herausgeber und die Autoren dieses Bandes nicht zufriedenstel-lend berzeugen, zumal Ceylan und Kiefer an diversen anderen Stellen (etwaauf S. 10) den Salafismus korrekterweise als ein [wirkungsgeschichtliches]

    Produkt der Moderne bezeichnen. Siehe dazu auch weiter unten.19 Lauzire 2010, 384.20 So sieht Muhammad JImara in Ahmad Ibn Hanbal (gest. 855), der Begrn-der einer der vier islamischen Rechtsschulen, den ersten Imam des Salafis-mus (JImara 2012, 16). Dessen Anhnger nannten sich Ahl al-Hadith (Leuteder Prophetenberlieferung).21 Zu nennen sind hier neben Ahmad Ibn Hanbal, insbesondere die Gelehr-ten Ibn Hazm (gest. 1064) und Ahmad Ibn Taimiyya (gest. 1328) sowie Mu-hammad Ibn JAbd al-Wahhab (gest. 1792), dessen Bewegung, bekannt als

    Wahhabismus, die wohl grte Antriebsfeder fr den gegenwrtigen Sala-fismus darstellt. Dennoch sind Wahhabismus und Salafismus nicht gleich-zusetzen. Whrend der Wahhabismus im 18. Jahrhundert als innerislamischeReformbewegung entstand, definiert sich der heutige Salafismus vor allemauch in Abgrenzung zu westlichen politischen Ordnungsvorstellungen(hierzu siehe auch Steinberg und Farschid in diesem Band).

    Behnam T. Said und Hazim Fouad

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    truiert und hlt einer historisch-kritischen Betrachtung nichtstand. So weist er beispielsweise nach, dass die theologischen

    Ansichten zwar auf mittelalterliche Gewhrsmnner zurck-gehen, jedoch eindeutig modifiziert wurden. Aussagen wieSalafismus oder Salafiyya ist ein Synonym zu der [his-torischen] Ahl al-Hadith22 mssen daher widersprochenwerden. Bacem Dziri zeigt in seinem Beitrag, dass der heu-tige Salafismus und die mittelalterliche Ahl al-Hadith-Be-wegung deshalb nicht identisch sind, da Letztere vor der Ent-wicklung der Rechtsschulen bestanden hatte und sich

    letztlich in dieses Gefge einordnete, whrend sich der heu-tige Salafismus bewusst gegen die klassischen Rechtsschul-bindungen richtet.

    Auch in der Rechtsauslegung konstruieren Salafistenihre Methode des Umgangs mit den islamischen Primr-und Sekundrtexten und prsentieren diese als einzig mgli-che Form, wie Dziri unter anderem anhand des Beispiels des

    vermeintlich richtigen Prophetengebets zeigt. Daher kn-nen Salafisten auch nicht einfach als Teil der hanbalitischenRechtsschule (hanbaliyya) betrachtet werden, selbst wenn siesich auf einzelne Vertreter von dieser berufen.

    Auch das arabische Wortsalafiyya, von dem sich Salafis-mus ableitet, eignet sich wenig, um den Salafismus zu be-schreiben, da salafiyya im Sprachgebrauch der westlichenWissenschaft mit einer Reformbewegung des 19. Jahrhun-

    derts assoziiert wird, die mit dem hier besprochenen Unter-suchungsgegenstand wenig zu tun hat (hierzu siehe das Kapi-tel von Nedza).

    Salafiyyabezieht sich auf die sogenannten salaf al-salih(die frommen Altvorderen), mit denen gemeinhin die erstendrei Generationen der Muslime gemeint sind. Wie Nedza indiesem Buch zeigt, besteht jedoch kein Konsens darber,

    welche Zeitspanne die zuvor erwhnten drei Generationen

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    22 Siehe Meltem Kural, Interview mit Mehmet Ali Bykkara, Salafiyya: Ent-stehung, Hintergrnde und moderne Strmungen, Islamiq, 09.01.2014,http://www.islamiq.de/2014/01/09/moderne-salafitische-stroemungen/.

    Einleitung

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    berhaupt umfasst.23 Da diesalafzeitlich und rumlich demPropheten Muhammad und seinen Lehren am nchsten wa-

    ren, wird ihnen seitens der Salafisten nachgesagt, den Islamin unverflschter Form praktiziert zu haben, worin sie denAufstieg und Erfolg der islamischen Religion begrndet se-hen. Probleme der Gegenwart knnen, so die Salafisten,durch die Rckbesinnung auf diese Zeit gelst werden. Diedurch die Einflsse anderer Kulturen nach diesem goldenenZeitalter stattgefundenen Vernderungen im Islam werdentendenziell abgelehnt, da sie die reine Lehre verflscht

    und dadurch den Niedergang des Islams eingeleitet htten.Daraus ergibt sich auch die Ablehnung des taqlid, also dessogenannten blinden Befolgens der Meinungen einer dervier klassischen islamischen Rechtsschulen.24 Vielmehr seiman selbst dazu aufgefordert zu prfen, ob eine bestimmteHandlung mit dem Religionsverstndnis Muhammads unddersalafkonform gehe. Hierin liegt das revolutionre Poten-

    zial des Salafismus, da er sich somit dazu eignet, bestehendereligise Hierarchien und Traditionen des orthodoxen Islamsherauszufordern, indem immer wieder die Konformitt ver-schiedener bestehender Meinungen innerhalb der Rechts-schulen zu den unterschiedlichsten Themen mit dem Ver-stndnis dersalafhinterfragt werden kann.

    Die versuchte Nachahmung der salafdurch die Salafis-ten bezieht sich neben Glaubensinhalten vor allem auf ritu-

    elle Elemente, was zumeist auch mit einer uerlichen Nach-ahmung des Propheten (knchellanges Gewand, langerKinn- und Backenbart) einhergeht. Keinesfalls jedoch bedeu-tet dieser Rckgriff auch die Ablehnung technischer Ent-wicklungen, die nach dieser Zeit stattgefunden haben. WiePierre Vogel in einer Predigt erlutert, fallen gewisse Dinge,die als Mittel zum Zweck dienen knnen (wasa 'il) wie etwa

    32

    23 Im Arabischen werden die salafzumeist lediglich als die Gefhrten Mu-hammads, deren Nachfolger und die Nachfolger der Nachfolger bezeichnet(al-sahaba wa-l-tabi Jun wa-tabi Ju l-tabi Jin).24 Diese sind: Hanafiten, Malikiten, Schafiiten und Hanbaliten.

    Behnam T. Said und Hazim Fouad

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    moderne Kommunikationsmittel nicht unter die Kategorieder unvernderlichen Bestandteile der Religion (tauqifiyyat),

    wozu die rituellen Handlungen (Jibadat), die Glaubenslehren( Jaqa 'id) und die Grundregeln des gesellschaftlichen Zusam-

    menlebens (qawa 'id al-mu Jamalat) gehren.25 Hierin liegtein deutlicher Unterschied zu Gruppen wie beispielsweiseden Amish People in den USA, die technische Neuerungenin Gnze ablehnen. Es ist daher irrefhrend, von einemSteinzeit-Islam zu sprechen, wie es oftmals bezglich desSalafismus getan wird.26 Die gezielte Nutzung der vielflti-

    gen Mglichkeiten des Internets zur Verbreitung der salafis-tischen Lehre ist hierfr das beste Beispiel und ein Grund frdie hohe Popularitt des Salafismus unter Jugendlichen undjungen Erwachsenen.

    Jugend und Salafismus

    In Deutschland, wie auch in anderen europischen Lndernist der Salafismus zu einer Form der Jugendkultur gewor-den. Es sind vor allem hier aufgewachsene oder sogar hiergeborene Kinder von Einwanderern aus muslimischen Ge-sellschaften, denen der Salafismus eine spirituelle Heimatbietet. Aber auch Konvertiten mit oder ohne Migrationshin-tergrund wenden sich dieser Strmung zu, die von auen be-

    trachtet abschreckend und wenig attraktiv wirken mag. Ge-rade fr Jugendliche aus schwierigen sozialen Verhltnissen,wobei dies nicht unbedingt materielle Schwierigkeiten seinmssen, sondern auch ungeordnete familire Beziehungensein knnen, ist die Gemeinschaft der Salafisten anziehend,da sie ihnen eine Art Ersatzfamilie bietet. Auf Auenste-

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    25 Video: Die Lehre aus der Situation von gypten (Freitagspredigt12.07.2013) Pierre Vogel, youtube.com.26 Siehe etwa Thomas Thiel: Allahs Freund, aller Welt Feind, FAZ,13.07.2012, http://www.faz.net/aktuell/feuilleton/medien/radikaler-salafismus-allahs-freund-aller-welt-feind-11819649.html.

    Einleitung