Schlechte Farbechtheit = gute Farbechtheit:

(k)ein Widerspruch !?

WKS Textilveredlungs-GmbHMarie-Thres Ottemann-Dobbrunz

Bernhold Emme-Zumpewww.wks-textil.de

Status

- „gute Farbechtheit“ = keine Probleme

- Einkaufsbedingungen definieren Vorgaben zur Einhaltung bestimmter „guter Farbechtheitswerte“

- hohe Übereinstimmung zwischen den Beteiligten hinsichtlich der Anwendung und praktischen Umsetzung der Farbechtheitsnormen

- Gefühl: „Alles ist sicher“

Warum dann…

- Reklamationen trotz „guter“ Farbechtheiten?

- Diskussionen mit Lieferanten?

- Farbechtheiten sind gut, und plötzlich meckern die Designer und Produktentwickler genau deshalb?

Zur Person

Mary-Thres Ottemann-Dobbrunz

LaborleiterinWKS Textil- und Umweltlabor

Bernhold Emme-Zumpe

Leitung Geschäftsbereich Labor und WarenschauWKS Textilveredlungs-GmbH

Welcher Hintergrund• Die WKS ist seit fast 50 Jahren als Dienstleister für die Textil- und

Bekleidungsindustrie tätig.

• Tätigkeitsschwerpunkte sind die Kontrolle, Reparatur, Logistik, Aufbereitung, Fertigteilveredlung sowie sonstige textil- und bekleidungsbezogene Dienstleistungen (www.wks-textil.de)

• Anzahl der Standorte: 11• Mitarbeiteranzahl WKS - Gruppe: ca. 700• Jährlich bearbeitete Menge Oberstoff: ca. 45 Mio. Meter• Jährlich bearbeitete Menge Fertigteile: ca. 10 Mio. Teile

• Eingebunden in die WKS-Unternehmensgruppe: das nach ISO 17025 akkreditierte Textil- und Umweltlabor

QUALIFIZIERTE LEISTUNG DURCH TEXTILE KOMPETENZ

Farbechtheiten

Die Benotung der Farbechtheiten erfolgt mit den Noten 1 – 5, wobei 5 = gut, 1 = schlecht.

Ausnahme: Die Benotung der Lichtechtheit erfolgt mit den Noten 1 – 8, wobei 8 = gut, 1 = schlecht.

Farbechtheiten

Schulnotensystem in Deutschland: 1 = sehr gut6 = mangelhaft

In den Prüfnormen sind keine Mindestwerte definiert !

Frage: „Ist die ermittelte Note 2 denn jetzt gut?“

Fallbeispiel 1

Reklamation bei Damen-Winterjacken aus einem Oberstoff mit einer geschmirgelten, gepeachten, gebrushten, gesandeten Oberfläche: „Hilfe – die Jacke färbt ab“

Laborprüfung: Reibechtheit

Ergebnis: Reibechtheit ist gut!

Frage: Wie kann das?

DIN EN ISO 105-X12 : 2002-12:

„6.2. …. Fremdes Fasermaterial, das die Beurteilung beeinflussen kann, wird entfernt.“

Wie setze ich das denn in der Praxis richtig um?

Reibechtheit & Klima

Lt. Norm ist erforderlich

„5.3. Vor der Prüfung werden die Probe und das Reibgewebe mindestens 4 h bei (20 +/- 2) °C und (65 +/- 2) % relativer Luftfeuchtigkeit konditioniert, indem jede Probe und jedes Stück Reibgewebe getrennt auf ein Sieb oder Siebblech gelegt wird. Einige Gewebe, wie Baumwolle oder Wolle, können längere Konditionierungszeiten erfordern.“

Wieviele Labore berücksichtigen dieses in der Praxis?

Reibechtheit & PrüfrichtungLt. Norm ist gemäß Punkt 5.1. der Norm erforderlich

„werden zwei Proben mit mindestens 50 mm x 140 mm für das trockene Reiben und zwei Proben für das nasse Reiben benötigt. Wird eine größere Genauigkeit gefordert, können zusätzliche Proben verwendet werden. Die Längsrichtung der einen Probe des Probenpaares muss parallel zu den Kettfäden (oder in Herstellrichtung), die andere Probe parallel zu den Schussfäden (oder Füllfäden oder rechtwinklig zur Herstellrichtung) liegen. …“

Ein alternatives Verfahren zum Schneiden der Proben besteht im diagonal zu Schuss und Kette verlaufenden Schnitt des Längsmaßes.

Wie wird das in der Praxis von vielen Laboren gehandhabt?

Fallbeispiel 2

Es werden hellgrüne Badetücher aus 100 % CO vom Endverbraucher reklamiert, da gelbliche Verfärbungen vorhanden sind.

Überprüfung nach DIN EN ISO 105-E03 Farbechtheit gegen gechlortes Wasser (Badewasser in Schwimmbädern): gutes Ergebnis

DIN EN ISO 105-E07Farbechtheit gegen Flecken: Wasser

Modifikation: Sonnenschutzlotion

Ergebnis:Farbveränderung kann nachgestellt werden

Fallbeispiel 3

Weisse Hosen weisen in unterschiedlichen Bereichen gelbliche Verfärbungen auf.

Die Überprüfungen nach DIN EN ISO 105-B02 Farbechtheit gegen künstliches Licht: Xenonbogenlicht und DIN EN ISO105-B07 Farbechtheit gegen Licht von mit künstlichem Schweiß angefeuchteten Textilien zeigen keine Farbveränderungen.

DIN EN ISO 105-E07Farbechtheit gegen Licht von mit künstlichem Schweiß angefeuchteten Textilien

Modifikation: Anstatt mit künstlichem Schweiß wird mit After-Sun-Lotion angefeuchtet

Ergebnis: Farbveränderung kann nachgestellt werden

Fallbeispiel 4Kunde reklamiert hellblaue Oberhemden, die im Kragenbereich deutlich sichtbare Verfärbungen aufweisen.

Prüfung: Farbechtheit gegen Schweiß

Norm: DIN EN ISO 105-E04:2009-07

Ergebnis: Alles OK

Prüfung: Farbechtheit gegen SchweißNorm: DIN EN ISO 105-E04:2009-07Modifikation: Anstatt der Schweißechtheitslösung wird

Aftershave eingesetztErgebnis: Vergilbung kann reproduziert werden

Fallbeispiel 5Endverbraucher reklamiert gelbliche Flecken nach einer Haushaltswäsche. Gemäß vorhandener Pflegekennzeichnung sollen die Hosen mit einem Feinwaschmittel gewaschen werden.

Lt. Richtlinie zur Pflegekennzeichnung von Textilien: DIN EN ISO 105-C06 A2S Farbechtheit bei der Haushaltswäsche und der gewerblichen Wäsche

Bei der Überprüfung nach Normvorgabe kann keine Farbveränderung festgestellt werden.

Modifikation: Anstelle von Seife und Natriumperborat wird ein handelsübliches Feinwaschmittel eingesetztErgebnis: Der Prüfling zeigt die gleiche Farbveränderung, die auch bei der reklamierten Hose zu erkennen ist.

Fallbeispiel 6

DenimGrundsätzliche Forderung:

Farbechtheiten müssen „gut“ sein.

ABER

Um bestimmte Effekte erzielen zu können, benötige ich gezielt „schlechte“ Farbechtheiten (Reibechtheit, Waschechtheit, Chlorwasserechtheit).

Denim - Effektbehandlung

WKS Textilveredlungs-GmbHIndustriestraße 1

DE - 49849 WilsumTel. +49 (0)5945 890

Fax +49 (0)5945 89-197

www.wks-textil.de

Wir bedanken uns für Ihre Aufmerksamkeit