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1 Hessisches Kultusministerium Schritte zum Gesamtzertifikat „Gesundheitsfördernde Schule“ Ein Leitfaden für Schulen

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Page 1: Schritte zum Gesamtzertifikat „Gesundheitsfördernde Schule“ · Das Gesamtzertifikat Gesundheitsfördernde Schule im Kontext des Hessischen Die Gesundheitsfördernde Schule ist

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Hessisches Kultusministerium

Schritte zum Gesamtzertifikat „Gesundheitsfördernde Schule“Ein Leitfaden für Schulen

Page 2: Schritte zum Gesamtzertifikat „Gesundheitsfördernde Schule“ · Das Gesamtzertifikat Gesundheitsfördernde Schule im Kontext des Hessischen Die Gesundheitsfördernde Schule ist

Vorwort . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1

Einblick Das Gesamtzertifikat Gesundheitsfördernde Schule im Kontext des Hessischen Referenzrahmens für Schul­qualität . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2

Mit Gesundheitsmanagement Schulen gesundheits­förderlich entwickeln und erhalten . . . . . . . . . . . . . . . 4

Vorbereitung Gründung einer arbeitsfähigen Steuergruppe . . . . . . 8Das Gesundheitsteam . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 9

Überblick Alle Schritte zum Gesamtzertifikat . . . . . . . . . . . . . . . . .10

1 . Schritt: Ist­Analyse „Wo stehen wir?“ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .12Ist­Analysen planen und durchführen . . . . . . . . . . . .13

2 . Schritt: Planung „Wo wollen wir hin?“ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .14Gesundheitsförderung im Schulprogramm verankern . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .15

3 . Schritt: Durchführung „WER macht WAS mit WEM bis WANN?“ . . . . . . . . .16

4 . Schritt: Reflexion/Evaluation „Was haben wir bewirkt?“ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .18Das Gesamtzertifikat beantragen . . . . . . . . . . . . . . .19

5 . Schritt: Ein Fazit ziehen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 21

Anhang: Hintergründe und Material Wo stehen wir auf dem Weg zu einer Gesundheits­fördernden und exzellenten Schule? . . . . . . . . . . . . 22Das GZ­Instrument zur Selbst­ und Fremdreflexion . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 24Was ist eine Gesundheitsfördernde Schule . . . . . . . 28Glossar . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 29

Wie geht es weiter? . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 32

Impressum . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . U3

Inhalt

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„Gute Gesundheit unterstützt erfolgreiches Lernen. Erfolgreiches Lernen unterstützt die Gesundheit. Erziehung und Gesundheit sind untrennbar.“

Desmond O’Byrne (Leiter der Abteilung für Gesundheitsförderung, WHO/Genf)

Sehr geehrte Damen und Herren, sehr geehrte Schulleiterinnen und Schulleiter,

„Jedes Kind in Europa hat das Recht und sollte die Mög­lichkeiten haben, in einer Gesundheitsfördernden Schule zu lernen.“ (Thessaloniki­Erklärung des Europäischen Netzwerkes Gesundheitsfördernder Schulen, 1997)

Im hessischen Schulwesen gilt der Aufruf der Weltgesund­heitsorganisation: „Gesundheit für alle“ (u. a. Ottawa­Charta 1986).

Da die Gesundheit von Schülerinnen und Schüler, aber auch von Lehrkräften grundlegende Voraussetzung für Bildung ist, wird es zunehmend wichtiger, die Qualitäten einer Schule mit den Chancen der Gesundheitsförderung Schritt für Schritt zu verbessern.

Deshalb hat sich das Land Hessen mit dem Arbeitsfeld Schule & Gesundheit dazu entschieden, die schulische Bil­dungsqualität nachhaltig durch den Prozess der Gesund­heitsförderung zu verbessern.

Hierbei geht Schule & Gesundheit von einer heterogen entwickelten Schullandschaft aus, die über einen großen Erfahrungsschatz im Umgang mit Gesundheitsförderung und Prävention verfügt. Die Unterschiede zwischen den Schulen bestehen in der Breite des entwickelten Themen­

spektrums zu Gesundheitsfragen sowie in der Tiefe der Verknüpfung von Gesundheitsförderung mit Schulent­wicklung und Bildungsqualität.

Im Rahmen des Arbeitsfeldes Schule & Gesundheit kön­nen Schulen in ihrer Entwicklung Teilzertifikate zu gesund­heitsfördernden Schwerpunkten sowie das Gesamtzer­tifikat „Gesundheitsfördernde Schule“ erwerben. Diese Zertifikate markieren nicht nur Meilensteine auf dem Weg des individuellen Schulentwicklungsprozesses, sondern sollen auch Ausdruck der Wertschätzung der geleisteten Arbeit nach außen sein.

Das vorliegende Heft bietet interessierten Schulen auf diesem Weg zur Gesundheitsfördernden Schule eine Orientierungshilfe.

Ich wünsche Ihnen eine spannende Lektüre, viel Erfolg bei der Umsetzung und bleiben Sie gesund!

Ihre

Dorothea Henzler

Vorwort

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Einblick: Das Gesamtzertifikat Gesundheitsfördernde Schule im Kontext des Hessischen

Die Gesundheitsfördernde Schule ist eine Schule, die der Gesundheit eine zentrale Bedeutung im schulischen Alltag einräumt . Sie hat einen Schulentwicklungspro­zess eingeleitet, mit dem Ziel, das Schulklima als Quelle von Leistung und Wohlbefinden zu verbessern . Mit den Mitteln der Organisations­, der Personal­ und der Un­terrichtsentwicklung wird die Schule als Arbeitsplatz, Lern­ und Lebensraum gesundheitsförderlich gestaltet . Die baulichen, organisatorischen und sozialen Bedin­gungen des Miteinanders in Schulen werden unmittel­bar einbezogen .

Im Prozess der Gesundheitsförderung sind die aktive Beteiligung aller Betroffenen an Entscheidungsprozessen (Partizipation) und die Verwirklichung des Grundsatzes, die Beteiligten zur Gestaltung der Rahmenbedingungen für Gesundheit zu ermächtigen (Empowerment) notwen­dige Voraussetzungen für nachhaltigen Erfolg.

Diese Grundprinzipien der Gesundheitsförderung spie­geln sich auch im Zertifizierungsprozess wider.

Der Zertifizierungsprozess – als ein Konzept der Quali­tätssicherung mit erprobten Instrumenten, verbindlichen Standards und festgelegten Verfahren – versetzt die Schulen in die Lage,

● ihren individuellen Entwicklungsstand zu reflektieren

● die schuleigenen Bemühungen zur Verbesserung der Gesundheits­ und somit der Schulqualität zu doku­mentieren und für die Schulinspektion überprüfbar zu machen

Der vorliegende Leitfaden bietet eine Orientierungshilfe für Schulen auf ihrem Weg zur Gesamtzertifizierung, in­dem die einzelnen Schritte eines zielgerichteten, geplan­ten und systematischen Qualitätsentwicklungsprozesses darstellt werden – Große Ziele werden durch viele kleine Schritte erreicht.

Mit Hilfe von Checklisten, Leitfragen und einer Auflis­tung geeigneter Befragungs­ und Feedbackinstrumente können Schulen eigene Ressourcen und Schwachstellen erkennen, ihren Handlungsbedarf ermitteln und umge­setzte Maßnahmen evaluieren.

Im Anhang finden sich Basisinformationen sowie das aktu­elle Instrument zur Gesamtzertifizierung.

Der Hessische Referenzrahmen für Schulqualität (HRS) bildet das Bezugssystem für die Qualitätsbereiche schulischer Entwicklung:

QB I: Voraussetzungen

Welche Voraussetzungen benötigen Gesundheitsfördern­de Schulen?

QB II: Ziele und Strategien

Welche Ziele planen Gesundheitsfördernde Schulen und welche Strategien sollen umgesetzt werden?

QB III: Führung und Management

Wie kann eine kooperative Gesamtverantwortung für Ge­sundheitsförderung von Führungskräften gefördert und initiiert werden?

QB IV: Professionalität

Welche Kompetenzen benötigen Lehrkräfte und Schul­leitungen in Gesundheitsfördernden Schulen?

QB V: Schulkultur

Durch welche Aktivitäten entsteht eine Kultur der Wert­schätzung und Kooperation?

QB VI: Lehren und Lernen

Welche Lehr­ und Lernformen tragen zu einer gesunden Arbeits­ und Lebensatmosphäre in der Schule bei?

QB VII: Ergebnisse und Wirkungen

Wie wird Gesundheit an einer Gesundheitsfördernden Schule spürbar und gelebt?

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Hessischer Referenzrahmen Schulqualität

Qualitätsbereiche schulischer Entwicklung

I. Voraussetzungen und Bedingungen

• Bildungspolitische und rechtliche Vorgaben

• Personelle und sächliche Ressourcen

• Bildungsangebote am Schulstandort

• Schülerschaft und Schulumfeld

• Externe Unterstützung

Prozesse und Merkmale VII. Ergebnisse und Wirkungen

• Erreichen von Kompetenzen und Abschlüssen

• Einverständnis und Akzeptanz

• Nachhaltige Wirkungen

II. Ziele und Strategien der Qualitäts- entwicklung

III. Führung und Manage- ment

VI. Lehren und Lernen

IV. Professio- nalität

V. Schulkultur

Referenzrahmens für Schulqualität (HRS)

Mit dem GZ­Instrument kann diesen Fragen nachgegangen werden und alle Akteure haben den gleichen Bezugs­punkt für die Selbst­ und Fremdreflexion bei der Beurteilung der Gesund­heitsqualitäten einer Schule.

(siehe Anhang)

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Mit Gesundheitsmanagement Schulen gesundheitsförderlich entwickeln und pflegen

Durch Gesundheitsmanagement können die Institutio­nalisierung, Ausgestaltung und Weiterentwicklung aller Maßnahmen zum Arbeits­ und Gesundheitsschutz, zur gesundheitsförderlichen Gestaltung von Arbeitsbedin­gungen und Arbeitsorganisation sowie die personenbe­zogenen Maßnahmen zur Bewältigung des Arbeitsalltags koordiniert werden.

Damit können Gesundheitsförderung, Schulentwicklung und Qualitätsmanagement effizient und synergistisch aufeinander bezogen werden.

Erfolgreich kann Gesundheitsmanagement nur sein, wenn alle Betroffenen zu Beteiligten werden und aktiv am (Gesundheits)qualitätsentwicklungsprozess ihrer Organi­sation mitwirken.

Gesundheitsmanagement steuert Schul­entwicklung

Damit Gesundheitsförderung nicht durch vereinzelte Akti­onen, Projekte und Programme ‚neben’ der Schulentwick­lung stattfindet, muss die Verbindung zwischen diesen beiden Bereichen bewusst gesteuert werden. Es gelingt vor allem dann, wenn es von den Betroffenen nicht als ein neues zusätzliches Projekt, sondern als eine integrierende und gesundheitsorientierte Selbst­, Personal­, Team­ und Organisationsentwicklung spürbar wird.

Die Gesundheit der Schule ist „Chefsache“

Eine hohe Leistungsbereitschaft, ein spürbares Wohlbe­finden, eine konstruktive Konfliktfähigkeit oder aktive Krisenbewältigung können Anzeichen sein, die auf ein erfolgreiches Management hinweisen.

Gesundheit ist jedoch nicht nur ein aktueller Indikator, sondern auch eine Ressource, die als Bedingung und Potenzial für Entwicklung, für Lern­ und Leistungsfähigkeit und damit auch für eine gelingende Bewältigung von Ver­änderungen wirkt und mit der deshalb gut und verantwor­tungsvoll umgegangen werden will.

Kurzum: Schulen brauchen sichtbare ‚Anwälte’ für das Thema Gesundheitsförderung: Die Gesundheit der Schule und ihrer Akteure ist daher ‚Chefsache’.

Gesundheitsmanagement ist eine Gemein­schaftsaufgabe

Wenn sich Gesundheitsförderung nicht nur auf einen ermittelten ‚objektiven’ Bedarf (z. B. im Spiegel einer Schulinspektion) sondern auch auf formulierte ‚subjektive’ Bedürfnisse beziehen soll, dann kann dies nur gelingen, wenn die Betroffenen zu Beteiligten werden und der gemeinsame Blick auf ‚Gesundheit’ ein mitverantwortlich geteilter ist, insbesondere durch

● regelmäßige Ist­Analysen, die die aktuelle Gesundheit von Schülerinnen und Schüler, Lehrerinnen und Lehrer sowie die Arbeitsplatzqualität der Schule im Spiegel aller reflektieren;

Gesundheitsmanagement ist die gezielte, syste­matische und nachhaltig wirkende Steuerung von Gesundheitsförderung .

Gesundheitsmanagement ist die strukturelle Vor­aussetzung, um die Gesundheit sowie die Leistungs­bereitschaft und Leistungsfähigkeit von Schülerinnen und Schülern, Lehrkräften sowie von nicht unter­richtendem Personal der Schule zu erhalten und zu fördern .

Personal-entwicklung

Struktur-/Prozess-entwicklung

Organisations-/Schulentwicklung

(OE/SE)

Verhalten(Lebensweisen)

Verhältnisse(Setting)

Gesundheits-förderung

(GF)

Gesundheits-management

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● eine repräsentativ besetzte Steuerungsgruppe (Gesundheitsteam, Qualitäts­ oder Gesundheitszirkel) sowie eine Koordinationsfunktion, die den Gesamtpro­zess einer Gesundheitsfördernden Schule im Kontext der eigenen Schulentwicklung steuern;

● themengeleitete Projekt­ und Arbeitsgruppen, die einzelne Schwerpunkte ziel­ und ergebnisorientiert konzipieren, gestalten und erproben, reflektieren und verbessern.

Gesundheitsförderung ist salutogen ausge­richtet (siehe Glossar)

Im Mittelpunkt der Gesundheitsförderung steht nicht mehr die Frage ‚Was macht krank?’, sondern der neue Fokus lautet: ‚Was hält gesund?’. Damit wird ein positives Verständnis von Gesundheit in den Mittelpunkt gestellt und der Blick wird auf gesunderhaltende (Schutz­) Fakto­ren, auf Ressourcen für Entwicklung (Stärken, Fähigkeiten) sowie auf förderliche Bedingungen gerichtet. Es wird also nicht nach Defiziten gesucht, sondern nach „Schätzen“ also dem, was bereits funktioniert. So wird sichtbar, was unter welchen Bedingungen gelingt und wie das Gelin­gende zum Motor für die eigene Entwicklung wird. Dieser ‚verliebte Blick in das Gelingen’ macht aber nicht blind für untragbare Unzulänglichkeiten, sondern öffnet Türen auf dem Weg vom ‚Problem­ in den Lösungsraum’ der Schul­entwicklung und bildet zugleich das Fundament für eine Kultur der Anerkennung und Wertschätzung.

Gesundheitsförderung und Prävention verfügen über einen gesetzlichen Handlungsrahmen, den es zu beachten gilt sowie über (inter­)nationale Vorgaben und Empfehlun­gen. Beispielhaft seien genannt:

Gesetzliche Grundlagen:

Landesweite Gesetze und Erlasse Hessens

● Hessisches Schulgesetz (v. 11. Dezember 2007).

● Erlass Arbeitsschutz, Sicherheit und Gesundheits­schutz (v. 15. Oktober 2009, ABl. 10/2009)

● Grundlagenpapier Schule & Gesundheit 2002–2011

Bundesweit gültige Gesetze und Vorgaben

● Arbeitsschutzgesetz (v. 5. 2. 2009)

● Arbeitsstättenverordnung (v. 18. 12. 2008)

● Sozialgesetzbuch, 7.Buch (v. 17. Juli 2009)

● Betriebliche Wiedereingliederung – Sozialgesetzbuch, 9. Buch (v. 19. Juni 2001)

● Nationale Gesundheitsziele

Internationale Vorgaben und Empfehlungen

● Ottawa­Charta der Gesundheitsförderung (1986)

● UN­Konvention über die Rechte des Kindes (1990)

● Jakarta­Charta zur Gesundheitsförderung im 21. Jahr­hundert (WHO 1997)

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Erfolgsbedingungen für das Gesundheits­management

Gesundheitsmanagement kann zu nachhaltigen Verän­derungen in Schulen beitragen, wenn folgende Aspekte beachtet werden:

Gesundheitsförderung im Leitbild/ Schulprogramm verankern

Gesundheitsförderung in Schulen ist nachhaltig, wenn sie ausdrücklich im Profil bzw. im Entwicklungsprogramm ei­ner Schule verankert ist. Alle Angebote und Gestaltungs­elemente (einschließlich Arbeitsschutz, Arbeitssicherheit, Stressmanagement usw.) zur Stärkung und Unterstützung von Schüler/­innen, von Lehrer/­innen und nicht­unter­richtenden Mitarbeiter/­innen sind im Profil der Schule sichtbar und im Schulprogramm ausgewiesen.

Gesundheitsförderung umsetzen

Gesundheitsförderung bezieht sowohl Maßnahmen zur Veränderung der Arbeitsbedingungen als auch personen­bezogene Interventionen zum Erhalt und zur Stärkung von Gesundheit ein und berücksichtigt Synergien und Wech­selwirkungen.

Gesundheitsförderung steuern

Der auf den folgenden Seiten beschriebene Plan­Do­Check­Act­Zyklus bildet den Grundrhythmus einer guten Prozessqualität. Hierdurch können sich alle Akteure orientieren, in welcher Phase sie sich gerade befinden und welche nächsten Schritte zu gehen sind. Gesundheitsför­derung lebt von Partizipation und Wertschätzung, die nur in der Transparenz gemeinsamer Wege und Schritte sowie erreichter Meilensteine möglich sind. Diese (Prozess­)Klarheit ist ein wesentlicher Faktor, um das individuelle „Gefühl für den Lebenszusammenhang“ (Kohärenzgefühl, siehe Glossar) stärken zu helfen.

Gesundheitsförderung sichern

Die Lösung komplexer Probleme und die Bewältigung neuer Herausforderungen zwischen Gesundheitsför­derung und Schulentwicklung können nur durch eine multidisziplinäre Zusammenarbeit in Teams, Gremien und Arbeitsgruppen in der Schule sowie durch Bündnisse, Allianzen und Netzwerke im Land Hessen gut gelingen.

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Koordination FürGesundheitsförderung (KGF)

Mitglied derSchulleitung Projektleitungen

GF-/TZ-Themen

ggf. Sekretariat/Hausmeister

Lehrervertretung/Personalrat

Schülervertretung

Schulsozialarbeit

u.a.Elternvertretung

ggf. Experten als Gäste

Gesundheits-Team (GST)

In einem ersten Treffen wird ein schulisches Gesund­heitsteam (GST) gegründet bzw. eine vorhandene Steuergruppe genutzt.

Diese Gruppe hat die Aufgabe, den hier beschriebenen Prozess Schritt für Schritt zu steuern, wobei eine Person in der Rolle der schulischen Koordination für Gesund­heitsförderung (KGF) die Federführung haben sollte.

Das Gesundheitsteam braucht ein Mandat der Ge­samtkonferenz, mindestens jedoch einen Auftrag der Schulleitung.

Hierbei sollte auf die sechs „R“ einer guten Teamarbeit geachtet werden:

Rhythmen: Wann treffen wir uns?

Rollen: Wer ist wofür zuständig?

Regeln: Was gilt bei uns?

Rituale: Was gilt bei uns?

Ressourcen: Wer braucht was wofür? Wo gibt es Unterstützungsmöglichkeiten

Aktuelle Informationen über Möglichkeiten der Un-terstützung erhalten Sie von der Servicestelle S&G im Hessischen Kultusministerium (Tel 0611-734-29 13 –15)

Räume: In welchen realen oder virtuellen Räumen treffen wir uns bzw. wo sollen wir sichtbar sein?

Mitglieder des Gesundheitsteams:

obligatorisch

● Alle Koordinierenden der bisher erworbenen Teilzerti­fikate

● (Gesamt­)Koordination für Gesundheitsförderung (KGF)

● Mitglied der Schulleitung

● Personalrat (Lehrer/­innengesundheit)

● Schüler/innen­Vertretung (Schüler­/innengesundheit)

optional

● Nicht­unterrichtende Mitarbeiter/­innen (Sekretariat, Hausmeister u. a.)

● Schulsozialarbeit

● Elternvertretung

● Externe Partner der Schule (als Gäste)

Vorbereitung: Gründung einer arbeitsfähigen Steuergruppe

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Das Gesundheitsteam

Die Funktionsfähigkeit eines Gesundheitsteams hängt vor allem von seiner wirkungsvollen und sichtbaren Verankerung in der schulischen Organisationsarchitek­tur ab.

Je nach Schulgröße und Schulform kann es hierfür jedoch nur individuelle Lösungen geben .

Generell gilt jedoch:

Je kleiner die Schule, desto klarer sollte den Akteuren und Akteurinnen die (aktuelle) Rolle und Aufgabe sein, da es hier im Alltag immer wieder zu einer Aufgaben­ und Rollenvermischung kommen kann.

Je größer die Schule, desto klarer sollte das Gesund­heitsteam im Organigramm verankert sein. Die Rollen und Aufgaben der Mitglieder können hier klar voneinan­der abgegrenzt und spezialisiert sein.

Das heißt:

In einer kleinen Schule kann das Gesundheitsteam (na­hezu) identisch mit der schulischen Steuergruppe sein, die das Schulprogramm (gesundheitsförderlich) pflegt und als Roten Faden für die Schulentwicklung nutzt.

In einer großen Schule wird das Gesundheitsteam nur eine Gruppe neben anderen sein, die einen wesentli­chen Beitrag zur Schulentwicklung leistet. Das Gesund­heitsteam ist deshalb ,mit Sitz und Stimme‘ (durch die Koordination für Gesundheitsförderung) in der schuli­schen Steuergruppe vertreten.

Schul-leitung

Gesamtkonferenz

Große Schule

KGF

Gesundheits-team

GSTTe

amYZTeam

XY

Schulkonferenz

Steuergruppe der S

chul

e

Schul-leitung

Kleine Schule

=̂GST

Schulkonferenz

Steuergruppe der S

chul

e

Aufgaben des Gesundheitsteams:

obligatorisch

● Die Pflege und Weiterentwicklung gesundheitsbezo­gener Arbeitsschwerpunkte (TZ­Themen u. a.) planen, steuern und dokumentieren.

● Die Beteiligung aller Betroffenen bei der Entwicklung weiterer Maßnahmen sicherstellen.

● Gesundheitsbezogene Arbeitsschwerpunkte im Schul­programm abbilden

optional

● Wirkungen gesundheitsbezogener Arbeitsschwer­punkte regelmäßig reflektieren und auswerten.

● Ressourcen und Risiken für die Gesundheit der Schü­ler/innen und Lehrer/innen (u. a. Mitarbeiter/­innen) regelmäßig erheben.

● Entscheidungen der Schulentwicklung gesundheits­orientiert und datengestützt fällen bzw. beeinflussen.

● Außerschulische Kooperationen und Netzwerke auf­bauen

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Schüler/innen-GesundheitLehrer/innen-Gesundheit

Schul-Gesundheit

Auswertung & Fazit

verändern – verankern

Ziele

Wege

Schritte

Auswertung

Antrag stellen

Selbstreflexion

Fremdreflexion

Strukturen

Beziehungen

Prozesse

5. Schritt

Fazit1. Schritt

Ist-Analyse

3. Schritt

Durchführung

4. Schritt

Überprüfung

2. Schritt

Planung

Der Prozess zur Gesundheitsfördernden Schule erfolgt entsprechend der Schritte eines Qualitätszirkels:

1 . Schritt: Ist­Analyse

Am Anfang steht immer die Frage, wo stehen wir und woher wissen wir das? Mit der Erhebung und Auswer­tung von gesundheitsrelevanten Daten und Informa­tionen entstehen Entscheidungsgrundlagen, die eine Planung für Wege und Schritte in Richtung gesundheits­fördernde Schule ermöglichen.

2 . Schritt: Planung

Erst auf der Grundlage der interpretierten Ergebnisse der Ist­Analyse können die Fragen beantwortet werden: Wo wollen wir hin? Was sind unsere Ziele und was sind Merkmale einer neuen (Gesundheits­) Qualität, die wir anstreben? Das Produkt der Planung ist ein Konzept, das Teil des Schulprogramms wird.

3 . Schritt: Durchführung

Neben den inhaltlichen Schwerpunkten kommt es bei der Durchführung darauf an, die Arbeits­ und Steu­erungsebenen zu klären und transparent zu halten. Hierbei liegt der Schlüssel des Gelingens in einem gut funktionierenden Gesundheitsteam und/oder einer entsprechenden Steuergruppe. Am Ende dieser Phase steht der Antrag zum Zertifikat an das Schulamt.

4 . Schritt: Überprüfung

Die Überprüfung des aktuellen Entwicklungsstandes er­folgt mit den Mitteln der Selbst­ und Fremdbewertung. Grundlage bildet das GZ­Instrument (siehe Anhang).

5 . Schritt: Fazit

Mit dem Erwerb des Zertifikats beginnt eine neue Pla­nung, um das Bewährte zu pflegen oder um neue Ziele zu bestimmen.

Überblick: Alle Schritte zum Gesamtzertifikat ‚Gesundheitsfördernde Schule‘

Qualitätszirkel Schulentwicklung durch Gesundheitsförderung

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Schüler/innen-GesundheitLehrer/innen-Gesundheit

Schul-Gesundheit

Auswertung & Fazit

verändern – verankern

Ziele

Wege

Schritte

Auswertung

Antrag stellen

Selbstreflexion

Fremdreflexion

Strukturen

Beziehungen

Prozesse

5. Schritt

Fazit1. Schritt

Ist-Analyse

3. Schritt

Durchführung

4. Schritt

Überprüfung

2. Schritt

Planung

Die Arbeitsprinzipien Gesundheits­fördernder Schulen:

Betroffene und Partner beteiligen durch Partizi­pation

● Schülerinnen und Schüler

● Lehrerinnen und Lehrer

● Nicht­unterrichtende Mitarbeiter/innen

● Eltern

● Außerschulische Experten

● Regionale Netzwerke

Gesundheit stärken

● Ressourcen steigern

● Kompetenzen fördern

● Bedingungen verändern

Beteiligte ermächtigen

● Partizipation sichern

● Kompetenzen fördern

● Sinn für Kohärenz stärken

● Mitverantwortung stärken

Chancengerechtigkeit fördern von:

● Schülerinnen und Schüler

● Lehrerinnen und Lehrer

● Nicht unterrichtendem Personal

● verschiedenen Generationen

● verschiedenen Kulturen

Wirkungen erzeugen durch Nachhaltigkeit

● Projekte statt nur Aktionen

● Schulkultur statt nur Events

● Integration statt Addition

● Verankerung des Leitbildes Gesundheit im Schul­programm

● Integration der Maßnahmen in den Qualitätsent­wicklungsprozess

Qualitätszirkel Schulentwicklung durch Gesundheitsförderung

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(4) Wie geht es unseren Lehrkräften und wie erfahren wir das?

z. B. erhoben mit

● Online­Instrument„IEGL“

● Copsoq­Fragebogen zur psychischen Belastung

● Gefährdungsanalyse – Belastungen am Arbeitsplatz (Fragebogen des Gesamtpersonalrates der Lehrerin­nen und Lehrer, Staatl. Schulamt Frankfurt a. M.

(5) Wie gut kennen wir die Notwendigkeiten und Möglichkeiten des Arbeits­ und Gesundheitsschut­zes?

z. B. erhoben im Online­Fragebogen der Unfallkasse Hessen (www.schulportal­hessen.de)

6) Welche Gesundheitsqualitäten hat unsere Schule im Spiegel des GZ­Instruments?

(siehe Anhang, S. 21f)

Nähere Infos zu allen Erhebungsinstrumenten unter: www.schuleundgesundheit.org

Auf dem Weg zum Gesamtzertifikat besteht die erste Aufgabe für das Gesundheitsteam darin, eine aktuelle Ist­Analyse durchzuführen.

Hierbei sind folgende gesundheitsrelevante Informatio­nen zu gewinnen:

(1) Was ist unser Fazit aus den vier Teilzertifikaten?

Was sind unsere Stärken, was ist unsere Entwicklungs­perspektive und was folgt für uns daraus?

z. B. Entwicklungsvereinbarungen zwischen Schule und Schulamt

(2 .) Welche weiteren Informationsquellen haben wir bereits?

z. B. Ergebnisse der externen Schulinspektion oder eigener Erhebungen

(3) Wie geht es unseren Schüler/innen und woher wissen wir das?

z. B. erhoben mit

● Fragebogen „Wie geht es dir?“ für Grundschüler/innen sowie für 5., 7. und 9. Klassen

● Fragebögen zum Klassenklima (www.iq.hessen.de)

1 . Schritt: Ist­Analyse oder „Wo stehen wir?“

Erhebung zurLehrer/innen-Gesundheit

SelbstbewertungGZ-Instrument

Externe Schulinspektion

Erhebung zurSchüler/innen-

Gesundheit

Weitere Themen/Dimensionen

4 Teilzertifikate

Erhebung zumArbeits-/Gesundheitsschutz

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Präsentation undDikussionder Ergebnisse

Entscheidung/Fazit:• Themen• Ziele (Q-Kriterien)• Wege/Schritte

Konzept

Vorbereitung

Durchführung

Entscheidung

Ist-Analyse

Planung

Teilschritte in der Ist­Analyse:

Entscheidung

● Welche Instrumente zur Bestandsaufnahme sind für wen geeignet und gut handhabbar? Arbeitsaufwand und Ertrag sollten in einem sinnvollen Verhältnis zuein­ander stehen.

Aktuelle Informationen über Handhabung und Möglich-keiten der Unterstützung erhalten Sie unter: www.schuleundgesundheit.org und/oder der Servicestelle S&G im Hessischen Kultus-ministerium (Tel 0611-734-29 13 – 15)

Vorbereitung

● Wer muss worüber informiert werden?

● Welche Rahmenbedingungen müssen geklärt sein?

● Wer bekommt von wem und wann welche Unterlagen?

Durchführung

● Wer ist bei der Durchführung wofür zuständig?

● Wer wertet die Daten aus?

● Wie und für wen werden die Ergebnisse dokumen­tiert?

Präsentation und Diskussion

● Wer soll welche Ergebnisse erfahren?

● Wann soll in welcher Form darüber diskutiert werden?

● Wer muss sich hierfür wie vorbereiten?

Entscheidungen und Fazit

● Welche Vorentscheidungen sind durch wen zu treffen?

● Wer soll worüber und in welcher Form (mit­)entschei­den?

● Wer soll das Fazit handhabbar umsetzen?

Ist­Analysen planen und durchführen

Teilschritte der Ist­AnalyseEine Ist­Analyse muss sorgfältig geplant und durchgeführt sein, damit gut begründete Erkennt­nisse für Weichenstellun­gen entstehen. Folgende Leitfragen helfen hierbei:

Welche Informationen und Daten sollen ge­wonnen werden?

Welche Instrumente und Verfahren zur Be­standsaufnahme sollen genutzt werden?

Was muss wie vorberei­tet sein?

Wie werden die Daten/ Informationen gesam­melt, ausgewertet und dokumentiert?

Wie werden die Ergeb­nisse präsentiert und diskutiert?

Wer soll wann worüber entscheiden?

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Für welche Schlüsselpersonen ist bzw . wird was wichtig?

● Welche aktuellen ,Baustellen‘ können wir durch die neuen Ergebnisse stärken und ggf. erweitern?

● Welche (zusätzlichen) Ressourcen sind hierfür notwendig?

● Und: Welche aktuellen ,Baustellen‘ sollten wir durch die neuen Ergebnisse bremsen oder ggf. zeitlich verschieben?

● Wo sehen wir sichtbaren Handlungsdruck?

● Welche ggf. neuen ,Baustellen‘ wollen / können wir bearbeiten?

● Welche (neuen) Ressourcen sind hierfür notwendig?

● Welche inhaltlichen Schwerpunkte lassen wir (noch) unbearbeitet?

● Wer sichert, dass dieses Thema dennoch nicht aus dem Blick gerät (Wiedervorlage: Wann?)

2 . Schritt: Planung oder „Wo wollen wir hin?“

Die größte Herausforde­rung ist im 2. Schritt zu bewältigen:

Bewerten Prioritäten setzen Entscheidungen treffen

Hierbei ist der Versu­chung zu widerstehen, sich zu vielen bzw. sogar ,allen‘ aktuell sichtbaren Problemen zu stellen, die sich aus der Ist­Analyse ergeben haben.

Folgende Leitfragen sollten deshalb in der folgenden Reihenfolge beantwortet werden:

Woran arbeiten wir bereits?

Was sollten wir drin­gend neu bearbeiten?

Was sollten wir später neu bearbeiten?

„Schwerpunkte setzen heißt Widerstand gegen die Zuvielisation.“

Ruth Cohn

Planungsmatrix für Entscheidungen und gegen Sackgassen

Lehrer/in

Was ICH alleine verändern kann

Was ICH alleine nicht verändern kann

Was WIR gemeinsam verändern

können

• Kooperation und Unter­stützung in Teams

• Projekte/Programme• Reflexion/Feedback nut­

zen• u. a.

• Profil der Schule• Schwerpunkte im Schul­

programm• manche Arbeitsplatz­

bedingungen• u. a.

Was WIR gemeinsam

nicht verändern können

• Meinen Unterricht• Mein Engagement in der

Schule• Feedbacks für mich von

anderen einholen• u. a.

• Bildungspolitik des Landes• Schulpolitik des Trägers• Bildungskonferenz in der

Region• u. a.

Schu

le

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15

Wenn Gesundheitsför­derung eine wesentliche Kraft für Schulentwick­lung werden soll, dann müssen die geplanten Vorhaben im Schulpro­gramm abgebildet sein.

Schulprogramme sind von den Schulen selbst verfasste ,Regieanlei­tungen‘, die den Roten Faden der eigenen Schulentwicklung bilden.

Hier sind die wesent­lichen ,Baustellen‘ für die kommenden 2–3 Schuljahre skizziert (siehe Gliederungshilfe).

Vor der notwendigen Agenda (WAS – WER – WANN) gilt es jedoch, die Ziele handhabbar zu formulieren.

Ziele sollten SMART sein: SpezifischMessbarAkzeptiertRealistischTerminiert

Hierdurch kann verhin­dert werden, dass unspe­zifische, nicht nachweis­bare, nicht mehrheitlich im Kollegium geteilte, unrealistisch überhöhte oder zeitlich unbestimm­te Ziele alle überfordern.

Dabei ist ratsam, größe­re Vorhaben in Meilen­steine zu gliedern, die kurzfristig (bis zu den Sommerferien), mittel­fristig (bis zum Ende des Jahres) oder langfristig (in ca. 2 Schuljahren) erreicht werden sollen.

Gesundheitsförderung im Schulprogramm verankern

Planung als Teil des Schulprogramms (z. B. je ‚Baustelle‘ eine Doppelseite)

Ist­Situation und Soll­Perspektive

Ziele und Meilensteine (SMART mit Qualitätsmerkma­len)

Planung (Wege, Schritte, Agenda)

Reflexion/Evaluation (Indikatoren und Instrumente)

Ergebnissicherung, Berichterstattung, Dokumentation

Ressourcen (Zeit, Geld, Know how …)

Steuerung (Koordination + Team)

„Was im Schulprogramm nicht drin ist – das ist draußen!“

Schulleitungsweisheit

Agenda 1kurzfristig z. B. bis Sommer 2010

WAS WER mit WEM

bis WANN

Agenda 2mittelfristig z. B. bis Sommer 2012

WAS WER mit WEM

bis WANN

Durchführung

Planung

Konzept

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16

Bei der Durchführung der geplanten Vorhaben geht es vor allem um

Steuerung und Unterstützung .

Damit das Vorhaben möglichst reibungsfrei gelingt, sind folgende Fragen durch jede Schule individuell zu beantworten:

Wer steuert den Gesamtprozess?

● Das Gesundheitsteam?

● Die Steuergruppe?

● Die Schulleitung?

Wer steuert welche Teilprozesse?

● Das Gesundheitsteam?

● Die ,Baustellen‘­Leitungen?

● Die Projektleitungen?

Wer geht welche Wege und Schritte in Richtung der Ziele?

● Wer hat den Masterplan?

● Wer hat die ,Baustellen‘­Pläne?

● Wer hat den Überblick über die Meilensteine und Ziele?

Welche Mandate und Ressourcen für wen?

● Wer hat welchen Auftrag?

● Wer hat/braucht welche Ressourcen?

● Wer hat/braucht welche Unterstützung?

3 . Schritt: Durchführung oder „WER macht WAS bis WANN?“

„Wenn die Gedanken groß sind, dann können die Schritte klein sein.“

Hartmut von Hentig

Befragungen/Interviewszur Belastungsanalyse

Feedback

Erfahrungsberichte

Themen/Vorhaben

variieren

erproben

entwickeln

Überprüfung

Durchführung

Von Konzept zur Agenda/ zur Durchführung

Page 19: Schritte zum Gesamtzertifikat „Gesundheitsfördernde Schule“ · Das Gesamtzertifikat Gesundheitsfördernde Schule im Kontext des Hessischen Die Gesundheitsfördernde Schule ist

17

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18

„Evaluation wird verstanden als Prozess des systemati­schen Sammelns und Analysierens von Daten bzw. Infor­mationen, um Bewertungsurteile zu ermöglichen, die auf begründeten Erkenntnissen beruhen.“

Hans-Günther Rolff

Wirkungen

Mit Blick auf die Ziele, die den Kriterien von SMART genügen (siehe Schritt 2) sind im Prozess und im Ergebnis Wirkungen entstanden, die z. B. durch folgende Fragen sichtbar werden:

Prozessevaluation:

● Wo stehen wir auf dem Weg zu unserem Ziel?

● Was sind fördernde und hemmende Faktoren, die auf die Wege und Schritte einwirken?

● Was braucht es, damit wir das Ziel gut erreichen kön­nen?

● u. a.

Ergebnisevaluation:

● Woran merken wir, das wir das Ziel erreicht haben?

● Woran merken wir, mit welcher Güte wir das Ziel er­reicht haben?

● u. a.

Nebenwirkungen

Auch ohne Ziele werden Nebenwirkungen erzeugt, die evtl. gar nicht beabsichtigt waren, die z. B. durch folgende Fragen sichtbar werden können:

Prozessevaluation:

● Auf welchem Weg stehen wir, den wir evtl. gar nicht gehen wollten?

● Auf welche anderen Prozesse haben wir ungeplant Einfluss genommen?

● Welche hemmenden und fördernden Einflüsse auf andere haben wir ungeplant ausgeübt?

● u. a.

Ergebnisevaluation:

● Welches Ziel haben wir erreicht, dass wir gar nicht geplant hatten?

● Welchen Nutzen oder welchen Schaden haben wir damit?

● Für wen ist es hierdurch an der Schule besser oder schlechter geworden? Und woher wissen wir das?

● u. a.

4 . Schritt: Selbstreflexion / Evaluation oder „Was haben wir bewirkt?“

Es gilt die doppelte Regel zu Evaluation:

● Prozessevaluation (formativ) kommt vor der Ergeb­nisevaluation (summativ) und

● Selbstevaluation kommt vor der Fremdevaluation.

Nach dieser doppelten Regel verfährt auch die Schritt­folge auf dem Weg zum Gesamtzertifikat:

Da das GZ­Instrument von Anfang an die Grundlage der Beurteilung und Analysen bildet, ist stets erkennbar, wo die individuellen gesundheitsbezogenen Stärken in allen Qualitätsbereichen der Schule liegen und wo der aktuelle und zukünftige Entwicklungsbedarf besteht.

Vor dem Antrag zur Fremdbewertung durch das Staatliche Schulamt muss das Gesundheitsteam in­tern die Selbstevaluation abgeschlossen haben .

Auswertung imDialog auf Augenhöhe

Fremdreflexionmit GZ-Instrument

Selbstreflexionmit GZ-Instrument

Antrag stellen

Überprüfung

Fazit

Von der Überprüfung zum Fazit

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Gesamtzertifikats­(GZ­)Instrument

Grundlage für alle Anträge zum Gesamtzertifikat ist das jeweils aktuelle GZ­Instrument (download unter: http://www.schuleundgesundheit.hessen.de/zertifizierung/ gq­instrumente.html).

Ordner

Der Antrag umfasst neben dem in der Selbstreflexion ausgefüllten GZ­Bogen als ‚Deckblatt‘ alle Belege und Nachweise mit sichtbaren Stärken und skizzierten Ent­wicklungspotentialen, die in einem Ordner zusammen­zufassen sind, der nach den 7 Qualitätsbereichen (I–VII; inkl. Unterpunkte) gegliedert ist.

Die Dokumentation sollte folgende Nachweise ent­halten:

● Beschlüsse der Schulkonferenz und der Gesamtkon­ferenz

● Auszüge aus dem Schulprogramm u. dem Schulleit­bild

● Kopien der 4 Teilzertifikatsurkunden

● Angaben zum aktuellen Entwicklungsstand im Be­reich der Teilzertifikate

● Nachhaltig abgesicherte Maßnahmen• zur Stärkung der Gesundheit von Schülerinnen und

Schülern 2

• zur Stärkung der Gesundheit von Lehrerinnen und Lehrern 3

• zu gesundheitsbezogenen Pädagogischen Tagen und Fortbildungen

• zur Team­, Netzwerkbildung u. Kooperation mit externen Partnern

• zur Erlangung von Mindeststandards im Bereich Schulgestaltung, Schaffen guter Lern­ und Arbeits­bedingungen

● Fortbildungsplan

● Nachweise über die Durchführung von Erhebungen zur Belastung am Arbeitsplatz Schule (Schüler/­innen und Lehrer/­innenbefragungen)

● Nachweise über Beachtung des Arbeits­ und Ge­sundheitsschutzes, der Hygiene und Sicherheits­bestimmungen (Hygieneplan, letzte Begehung zu Sicherheit und Arbeitsschutz, Gefährdungsbeurtei­lung, Ergebnisse der Schulportalbefragung)

Hinweise und Quellen bei weiteren Instrumenten

Sollten Schulen Instrumente der Selbstreflexion genutzt haben, die bisher nicht durch Schule & Gesundheit empfohlen oder bearbeitet worden sind, dann sind dem Antrag entsprechende Quellen bzw. die Fragebögen als Anhang beizufügen.

Antrag in 2­facher Ausfertigung

Der Antrag ist in 2­facher Ausfertigung beim zustän­digen Schulamt einzureichen: parallel an zuständige/n Dezernenten/in und Generalisten/in für Schule & Gesundheit. Nur so ist gesichert, dass der Antrag zügig bearbeitet und ein baldiger Termin für die Fremdbewer­tung gefunden werden kann.

2 beinhaltet auch die Nutzung von unspezifischen Präventionsprogrammen (z. B.

mob bingfreie Schule (TK), Klasse 2000/2020 u. Erwachsen werden (Lions quest) …)

3 beinhaltet auch unspezifische Maßnahmen (z. B. Teamentwicklung, Verbesserung

der Kommunikations-, Feedback- und Konfliktkultur, Organisation v. Mitbestim-

mung/Partizipation aller Beteiligten, Konzeption zur Veränderung von Routinen,

Entwicklung von co-konstruktiven Lernarrangements …)

Das Gesamtzertifikat beantragen

Am Ende der Selbstreflexion steht der Antrag der Schule zum Gesamtzertifikat .

Dieser Antrag sollte im Gesundheitsteam bearbeitet und von der Schulleitung an das zuständige Schulamt

eingereicht werden.

Hierfür sind einige Punkte zu beachten, die in der ne­benstehenden Checkliste aufgeführt sind.

Checkliste für das GZ­Antragsverfahren:

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Fremdreflexion

Die weitere Bearbeitung im Schulamt erfolgt in folgenden Schritten:

● Der Dezernent / die Dezernentin mit der Generalia S&G bearbeitet den Antrag und trifft sich mit der Koordinierenden Fachberatung S&G zu einem internen Auswertungsgespräch mit Protokoll.

● Das Protokoll wird an die Schule gesendet mit der Ver­einbarung eines Termins zur Fremdevaluation vor Ort.

● Hier erfolgt mit dem gleichen Gesamtzertifikatsinst­rument eine Fremdbewertung und ein gemeinsames Auswertungsgespräch mit den Beteiligten in der Schule (mindestens mit Schulleitung und Gesund­heitsteam/Steuergruppe). Ergibt sich aus der Sicht dieser Fremdbewertung ebenfalls eine Punktzahl über 40 Punkte, sendet Ihr zuständiges Staatliches Schulamt ein Abschlussprotokoll an das HKM mit Empfehlung zur Erteilung des Gesamtzertifikates.

● Das Abschlussprotokoll wird durch das Schulamt an das HKM mit/ohne Empfehlung zur Erteilung des Gesamtzertifikats gesendet.

● Sind die Voraussetzungen für das Gesamtzertifikat er­füllt, kommt es zur Terminabsprache für die Übergabe in der Schule.

Das Gesamtzertifikat ist vier Jahre gültig und bezieht auch Entwicklungsperspektiven: „Wo wollen wir in vier Jahren stehen?“ für die weitere schulische Qualitätsentwicklung ein.

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Orientierungshilfe für das Fazit: (Analog der Ergebnisse und Wirkungen im QB VII des GZ­Instruments)

In welchen Bereichen ist es uns gelungen, die Gesundheit und Lern­ und Leistungsfähigkeit von Schülerinnen und Schülern aber auch von Lehrerinnen und Lehrern spürbar zu verbessern?

Wo und wodurch hat sich der Arbeitsplatz, Lern­ und Lebensraum für viele spürbar verbessert?

Welche Zusammenarbeit, welche Bündnisse oder Part­nerschaften geben uns Orientierung und Kraft und unter­stützen uns auf unserem Weg zur Gesundheitsfördernden Schule spürbar?

● Was sind unsere (neuen) Schätze und Stärken?

● Was ist für uns förderlich und ermutigend und was wollen wir weiterhin nutzen? Worauf wollen wir nicht mehr verzichten?

● Was prägt inzwischen unser Schulprofil und soll öffent­lich bekannt gemacht werden?

● Welche Steuerung hat sich bewährt? Welche Aufgaben übernehmen zukünftig welche Gruppen und Gremien?

● Was sind unsere alten oder neuen Schwächen?

● Was ist für uns hemmend und frustrierend?

● Was brauchen wir noch und was wollen wir deshalb bald verändern?

● Was ist für uns nicht mehr zu leisten?

● Worauf können und wollen wir zukünftig verzichten?

● Welchen Weg wollen wir nicht mehr gehen?

Und zum Schluss:

● Welche Projekte und Vorhaben, sind (gut) abgeschlos­sen worden?

● Welche Mandate sind ausgelaufen und brauchen nicht mehr verlängert zu werden?

Im (vorläufigen) Ende dieser ersten Prozess­schleife steht die Her­ausforderung, ein kluges Fazit für die Schule im Spiegel der sichtbaren Ergebnisse und Wirkun­gen zu ziehen.

Bewährtes bewahren, pflegen und sichern

Schwächen erkennen und beheben/ verän­dern

Unnötiges aufgeben und beenden

Gruppen auflösen …

5 . Schritt: Ein Fazit ziehen

Page 24: Schritte zum Gesamtzertifikat „Gesundheitsfördernde Schule“ · Das Gesamtzertifikat Gesundheitsfördernde Schule im Kontext des Hessischen Die Gesundheitsfördernde Schule ist

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Wer immer im Prozess ist, der läuft Gefahr, die Früchte der Arbeit nicht mehr zu sehen.

Mit ausgewählten Ent­wicklungsmerkmalen, die den Weg zur Gesund­

Anhang: Wo stehen wir auf dem Weg zu einer Gesundheitsfördernden und exzellenten Schule?

Weg zur GFS

Qualitäts Dimension im HRS

Fragmentierte Schule mit rudimentärer Gesundheits förderung (GF) (< 30 Punkte)

Fortgeschrittene Schule mit ersten S&G­Teilzertifikaten (> 30 Punkte)

Exzellente Schule als zertifizierte Gesundheitsfördernde Schule (GFS) (> 40 Punkte)

Voraussetzungen• fehlende (Teil­)Zertifikate• fehlende Beschlüsse und Mandate• fehlende Verbindungen zum Schulprogramm

• 1–3 Teilzertifikate• erste kleine Beschlüsse und Mandate für GF• rudimentäre Abbildung der Gesundheitsförderung im

Schulprogramm

• gut gepflegte 4 Teilzertifikate• GFS als Ziel der Schulentwicklung (mit Beschluss)• GF ist Teil des Schulprogramms

Ziele & Strategien• fehlende Ziele für die Gesundheitsförderung• Gesundheitsförderung als ,Beiwerk‘ der Schulentwick­

lung

• erste (smarte) Ziele der Gesundheitsförderung• Teilzertifikate sind als Meilensteine nicht für alle sichtbar

• ,Gesundheit & Bildung‘ als Konsens der Schule• GFS ist ein Leitbild der Schulentwicklung• GF ist Teil der Fortbildung und Evaluation

Führung & Management

• erste/zufällige Projektgruppen zur GF• GF als “Hobbythek” einzelner• fehlendes Gesundheitsmanagement

• Projektgruppen zu Themen der Teilzertifikate• sporadisch tätige Steuergruppe der Schule• beginnendes Gesundheitsmanagement• teilweise klare Ressourcen und Mandate

• Gesundheitsmanagement ist integriert• Arbeits­ und Gesundheitsschutz sind gesichert• Gesundheitsteam (inkl. Koordination für GF) ist etabliert• Ressourcen sind genutzt / Mandate sind klar

Professionalität• fehlende Kompetenzen zur Gesundheitsförderung,

zu Projektmanagement und zur Schulentwicklung

• Kompetenzen der Gesundheitsförderung, der Schul­entwicklung und des Qualitätsmanagements teilweise vorhanden

• rudimentäre Nutzung der internen und externen Kom­petenzen

• Kompetenzen der Gesundheitsförderung, der Schulent­wicklung und des Qualitätsmanagements sind wirkungs­voll verknüpft

• Lehrer/­innengesundheit ist (zentrales) Thema• Kluger Know­how­Transfer (intern/extern)

Schulkultur & Schulklima

• „Laissez faire“ bzw. „anything goes“ als prägende Haltungen

• Beliebigkeit und Desinteresse, z. B. im Umgang mit Regeln, prägen das Klima der Schule

• rudimentäre Übersichtlichkeit• teilweise öffentliche Wertschätzung und Anerkennung• gepflegte / gestaltete ‚Inseln‘ der Gesundheitsförderung

• Schulkultur und Schulklima sind durch Gesundheits­förderung lebendig und positiv geprägt

• Klassen­ und Schulräume sind mehrheitlich einladend und gut gepflegt

Lehren & Lernen• Projekte/Programme zur Gesundheit haben keine Aus­

wirkungen auf die Unterrichtsqualität• Gesundheit lernen / gesund lernen in ersten ‚Nischen‘

und Schwerpunktbereichen (analog der Teilzertifikate)

• Gesundheitsförderung prägt mehrheitlich den Unter­richt (z. B. durch ein Spiralcurriculum)

• Gesundheitskompetenzen werden gezielt gefördert

Ergebnisse• fehlende Reflexion/Evaluation• unbekannte Ergebnisse und Wirkungen

• teilweise bekannte (gefühlte) Ergebnisse• teilweise sichtbares (gemeinsames) Fazit

• datengestützte (Schlüssel­)Ergebnisse• transparente und reflektierte Ergebnisse• ausgewertete Ergebnisse mit Fazit

Entwicklungsmerkmale auf dem Weg zu einer Gesundheitsfördernden Schule

heitsfördernden Schule als Meilensteine säumen, sollen mit Hilfe der ne­benstehenden Übersicht ,auf einen Blick‘ die eige­nen Schätze sichtbar und der eigene ,Standpunkt‘ einschätzbar werden.

In der Logik des Gesamt­zertifikats stehen diese Merkmale in Bezug zu den Qualitätsbereichen des Hessischen Referenz­rahmens Schulqualität (HRS), die in den Zeilen aufgeführt sind.

Page 25: Schritte zum Gesamtzertifikat „Gesundheitsfördernde Schule“ · Das Gesamtzertifikat Gesundheitsfördernde Schule im Kontext des Hessischen Die Gesundheitsfördernde Schule ist

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Anhang: Wo stehen wir auf dem Weg zu einer Gesundheitsfördernden und exzellenten Schule?

Weg zur GFS

Qualitäts Dimension im HRS

Fragmentierte Schule mit rudimentärer Gesundheits förderung (GF) (< 30 Punkte)

Fortgeschrittene Schule mit ersten S&G­Teilzertifikaten (> 30 Punkte)

Exzellente Schule als zertifizierte Gesundheitsfördernde Schule (GFS) (> 40 Punkte)

Voraussetzungen• fehlende (Teil­)Zertifikate• fehlende Beschlüsse und Mandate• fehlende Verbindungen zum Schulprogramm

• 1–3 Teilzertifikate• erste kleine Beschlüsse und Mandate für GF• rudimentäre Abbildung der Gesundheitsförderung im

Schulprogramm

• gut gepflegte 4 Teilzertifikate• GFS als Ziel der Schulentwicklung (mit Beschluss)• GF ist Teil des Schulprogramms

Ziele & Strategien• fehlende Ziele für die Gesundheitsförderung• Gesundheitsförderung als ,Beiwerk‘ der Schulentwick­

lung

• erste (smarte) Ziele der Gesundheitsförderung• Teilzertifikate sind als Meilensteine nicht für alle sichtbar

• ,Gesundheit & Bildung‘ als Konsens der Schule• GFS ist ein Leitbild der Schulentwicklung• GF ist Teil der Fortbildung und Evaluation

Führung & Management

• erste/zufällige Projektgruppen zur GF• GF als “Hobbythek” einzelner• fehlendes Gesundheitsmanagement

• Projektgruppen zu Themen der Teilzertifikate• sporadisch tätige Steuergruppe der Schule• beginnendes Gesundheitsmanagement• teilweise klare Ressourcen und Mandate

• Gesundheitsmanagement ist integriert• Arbeits­ und Gesundheitsschutz sind gesichert• Gesundheitsteam (inkl. Koordination für GF) ist etabliert• Ressourcen sind genutzt / Mandate sind klar

Professionalität• fehlende Kompetenzen zur Gesundheitsförderung,

zu Projektmanagement und zur Schulentwicklung

• Kompetenzen der Gesundheitsförderung, der Schul­entwicklung und des Qualitätsmanagements teilweise vorhanden

• rudimentäre Nutzung der internen und externen Kom­petenzen

• Kompetenzen der Gesundheitsförderung, der Schulent­wicklung und des Qualitätsmanagements sind wirkungs­voll verknüpft

• Lehrer/­innengesundheit ist (zentrales) Thema• Kluger Know­how­Transfer (intern/extern)

Schulkultur & Schulklima

• „Laissez faire“ bzw. „anything goes“ als prägende Haltungen

• Beliebigkeit und Desinteresse, z. B. im Umgang mit Regeln, prägen das Klima der Schule

• rudimentäre Übersichtlichkeit• teilweise öffentliche Wertschätzung und Anerkennung• gepflegte / gestaltete ‚Inseln‘ der Gesundheitsförderung

• Schulkultur und Schulklima sind durch Gesundheits­förderung lebendig und positiv geprägt

• Klassen­ und Schulräume sind mehrheitlich einladend und gut gepflegt

Lehren & Lernen• Projekte/Programme zur Gesundheit haben keine Aus­

wirkungen auf die Unterrichtsqualität• Gesundheit lernen / gesund lernen in ersten ‚Nischen‘

und Schwerpunktbereichen (analog der Teilzertifikate)

• Gesundheitsförderung prägt mehrheitlich den Unter­richt (z. B. durch ein Spiralcurriculum)

• Gesundheitskompetenzen werden gezielt gefördert

Ergebnisse• fehlende Reflexion/Evaluation• unbekannte Ergebnisse und Wirkungen

• teilweise bekannte (gefühlte) Ergebnisse• teilweise sichtbares (gemeinsames) Fazit

• datengestützte (Schlüssel­)Ergebnisse• transparente und reflektierte Ergebnisse• ausgewertete Ergebnisse mit Fazit

Entwicklungsmerkmale auf dem Weg zu einer Gesundheitsfördernden Schule

Dabei sollen die Am­pelfarben der Spalten für unterschiedliche Entwicklungsniveaus und ,Gefährdungen‘ der Schule stehen:

Rot: Mit Blick auf den Anspruch einer Gesund­heitsfördernden Schule liegen hier Defizite vor, die einen dringenden Handlungsbedarf signa­lisieren.

Gelb: Zahlreiche kleinere oder größere Funkti­onsstörungen sollen dem Organismus Schule signalisieren, dass hier und da ein Entwicklungs­bedarf besteht.

Grün: Die Vitalität der Schule ist gut bis exzel­lent. Dieses Niveau gilt es zu pflegen und weiter zu entwickeln.

Page 26: Schritte zum Gesamtzertifikat „Gesundheitsfördernde Schule“ · Das Gesamtzertifikat Gesundheitsfördernde Schule im Kontext des Hessischen Die Gesundheitsfördernde Schule ist

24

Das GZ­Instrument ist wie folgt aufgebaut:

● Qualitäten der Gesundheit, der Gesundheitsförde­rung und des Gesundheitsmanagements sind in we­nigen Items analog der 7 Qualitätsbereiche (QB I–VII) beschrieben.

● Die Items im QB I (Voraussetzungen) gehen als ,Stan­dards‘ einer Gesundheitsfördernden Schule nicht in die Bewertung mit Punkten ein.

● Die Aussagen in den Items der QBs II–VI werden hinsichtlich ihres Ausprägungsgrades mit Punkten zwischen 0 und 3 bewertet.

Anhang: Das GZ­Instrument zur Selbst­ und Fremd evaluation

Aussagen treffen … zu Grad Punkte

vollständig ++ 3

weitgehend + 2

in Ansätzen – 1

überhaupt nicht –– 0

● Die Items im QB VII (Ergebnisse) dienen vor allem der Selbstreflexion, um den Schulentwicklungsprozess gesundheitsorientiert steuern zu können. Sie gehen deshalb auch nicht in die Bewertung mit Punkten ein.

● Das Gesamtzertifikat kann vergeben werden, wenn mindestens 40 Punkte im Spiegel der Selbst­ und Fremdbewertung erreicht sind.

Page 27: Schritte zum Gesamtzertifikat „Gesundheitsfördernde Schule“ · Das Gesamtzertifikat Gesundheitsfördernde Schule im Kontext des Hessischen Die Gesundheitsfördernde Schule ist

25

Gesamtzertifikat „Gesundheitsfördernde Schule“

QB 1: Voraussetzungen und Bedingungen Ja Nein Anmerkungen

1Der Beschluss der Schulkonferenz* und Gesamtkonferenz zum Erwerb des Gesamtzertifikats „Gesundheitsfördernde Schule“ liegt vor

2Das Konzept „Gesundheitsfördernde Schule“ ist Teil des Schulprofils/ Schul­programms

34 Teilzertifikate (Bewegung und Wahrnehmung, Ernährung und Verbraucherbil­dung, Sucht­ und Gewaltprävention und ein Wahlthema) liegen vor

* bei Berufsbildenden Schulen ggf. nur Gesamtkonferenz-Beschluss

QB II: Ziele und Strategien der Qualitätsentwicklung++(3)

+(2)

–(1)

––(0)

Stärken Entwicklungsperspektiven

4Das Konzept „Gesundheitsfördernde Schule“ ist in das Leitbild der Schule integriert

5Der pädagogische Konsens über den Zusammenhang von Wohlbefin­den und Leistung sowie von Gesundheit und Bildung ist im Schulpro­gramm formuliert

6Themen der Schulentwicklung durch Gesundheitsförderung/ Gesund­heitsmanagement sind Inhalte der schulischen Fortbildungsplanung

7Vereinbarungen zwischen Schule und Schulamt sind nach den (Teil­) Zertifizierungen als Entwicklungsschritte im Schulprogramm abgebildet

Zwischensumme QB II

QB III: Führung und Gesundheitsmanagement*++(3)

+(2)

–(1)

––(0)

Stärken Entwicklungsperspektiven

8Gesundheitsmanagement sorgt für die Umsetzung der Arbeitsschutz­, Hygiene­ und Sicherheitsbestimmungen (inkl. Rauchfreie Schule), deren Überprüfung und Dokumentation

9Gesundheitsmanagement klärt die Rollen, Ressourcen und Mandate für Gesundheitsförderung mittels einer transparenten Steuerung und einer wertschätzenden Kommunikation

10Gesundheitsmanagement sichert die Partizipation und (Mit­)Verantwor­tung von Lehrer­/Schülervertretungen (und ggf Elternvertretungen) und anderen Schlüsselpersonen

11Gesundheitsmanagement sorgt für Personalentwicklung im Hinblick auf die Lehrerinnen­/Lehrergesundheit

Zwischensumme QB III

* Gesundheitsmanagement ist eine Aufgabe der Schulleitung, die sie gemeinsam mit dem Gesundheitsteam (Steuergruppe o. ä.) verantwortlich wahrnimmt.

Page 28: Schritte zum Gesamtzertifikat „Gesundheitsfördernde Schule“ · Das Gesamtzertifikat Gesundheitsfördernde Schule im Kontext des Hessischen Die Gesundheitsfördernde Schule ist

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QB V: Schulkultur und Schulklima++(3)

+(2)

–(1)

––(0)

Stärken Entwicklungsperspektiven

16Aktivitäten, Projekte und Programme aus dem Kontext „Schule & Gesundheit“ bereichern die Schulkultur und verbessern das Schulklima spürbar

17Vielfältige Möglichkeiten der Partizipation, spürbare Gerechtigkeit, Toleranz und Offenheit prägen das Schulklima positiv

18Transparente Informationswege und regelmäßiger Informationsfluss, eine faire Streitkultur sowie Achtsamkeit im Umgang miteinander erzeu­gen ein positives Schulklima

19Gesundheitsförderlich gestaltete Klassen­ und Schulräume und rhyth­misierte Tagesabläufe schaffen gute Arbeitsbedingungen und erzeugen eine positive Arbeitsatmosphäre

Zwischensumme QB V

QB VI: Lehren und Lernen++(3)

+(2)

–(1)

––(0)

Stärken Entwicklungsperspektiven

20Gesundheit bewahren: Systematische Angebote der Gesundheitsbil­dung (z.B. ‚Spiralcurriculum’) stärken die Gesundheitskompetenzen der Schülerinnen und Schüler sowie von Lehrerinnen und Lehrern

21Gesundheit bewahren: Vielfältige Angebote außerhalb des Unterrichts stärken die Lebenskompetenzen (sog. Lifeskills) der Schülerinnen/Schü­ler

22Gesund lernen: Gesundheitsfördernde Rhythmen und Rituale schaffen gute Lern­ und Arbeitsbedingungen in den Klassen

23Gesund lernen: Transparente Lernziele, differenzierte Förderung und Wertschätzung stärken das individuelle Kohärenzgefühl der Schülerin­nen und Schüler

Zwischensumme QB VI

QB IV: Professionalität++(3)

+(2)

–(1)

––(0)

Stärken Entwicklungsperspektiven

12

Kompetenzen für Gesundheitsförderung werden in allen Bereichen (Bewegung und Wahrnehmung, Ernährung und Verbraucherbildung, Sucht­ und Gewaltprävention, Verkehrserziehung und Mobilitätsbil­dung, Umweltbildung und BNE) in der Schule angewendet

13Kompetenzen des Gesundheitsmanagements werden in allen Steu­erungsebenen der Schule genutzt: Schulleitung, Gesundheitsteam, Koordination Gesundheitsförderung

14Lehrerinnen/Lehrer­Gesundheit ist ein wesentlicher Bestandteil schuli­scher Professionalisierung und Arbeitsplatzgestaltung

15Außerschulische Experten und (über­)regionale Kooperationen werden für den gesundheitsbezogenen Schulentwicklungsprozess genutzt

Zwischensumme QB IV

Page 29: Schritte zum Gesamtzertifikat „Gesundheitsfördernde Schule“ · Das Gesamtzertifikat Gesundheitsfördernde Schule im Kontext des Hessischen Die Gesundheitsfördernde Schule ist

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QB VII: Ergebnisse und Wirkungen Ja Nein Anmerkungen

Schülerinnen und Schüler

24Die Gesundheitskompetenzen von Schülerinnen und Schülern sind gestiegen bzw. hoch

25Die Zufriedenheit mit der Schule wird von Schülerinnen und Schülern mehrheitlich mit ‚gut’ oder besser bewertet

26Die Unfallzahlen von Schülerinnen und Schülern sind niedrig bzw. liegen unter dem vergleichbaren Landesdurchschnitt

Lehrerinnen und Lehrer

27Die Gesundheitskompetenzen von Lehrerinnen und Lehrern sind gestie­gen bzw. hoch

28Die Zufriedenheit von Lehrerinnen und Lehrern mit den schulspezifi­schen Arbeitsbedingungen und dem Beruf wird mehrheitlich mit ‚gut’ oder besser bewertet

29Die durchschnittlichen Fehlzeiten und Frühpensionierungen der Lehr­kräfte sind niedrig bzw. gesunken.

Arbeitsplatz undLebensraum

30Die Qualität der Beteiligung von Schülerinnen und Schülern, Lehrerin­nen und Lehrer sowie Eltern* in Entwicklungs­ und Steuergruppen ist gut bzw. gestiegen

31Die Qualität des Klassen­ und Schulklimas wird mehrheitlich mit gut und besser bewertet

32Die Qualität der Gestaltung/Ausstattung von Schulhaus und Schulge­lände wird von Schülerinnen und Schülern und Lehrerinnen und Lehrern sowie Eltern* mehrheitlich mit gut und besser bewertet

Partner­schaftenund Netzwerke

33Ein Unterstützungsnetzwerk von Expert(inn)en zur Weiterentwicklung des eigenen (gesundheitsfördernden) Schulprofils ist etabliert

34Ein Beratungsnetzwerk von Expert(inn)en zur Lösung spezifischer (ge­sundheitsbezogener) Probleme ist etabliert

35Die Mitwirkung am (über­)regionalen Netzwerk ‚Gesundheitsfördernder Schulen’ wird mehrheitlich geschätzt und aktiv unterstützt

Zusätzliche Empfehlungen

* Gilt nicht für Berufliche Schulen

Gesamtergebnis Punkte Fazit/Empfehlungen

Ergebnis QB 1: Voraussetzungen und Bedingungen keine

Zwischensumme QB II: Ziele und Strategien der Qualitätsentwicklung

Zwischensumme QB III: Führung und Gesundheitsmanagement

Zwischensumme QB IV: Professionalität

Zwischensumme QB V: Schulkultur und Schulklima

Zwischensumme QB VI: Lehren und Lernen

Gesamtsumme QB II–VIZertifikat mit Gesamtpunktzahl ≥ 40 Punkte

Ergebnis QB VII: Ergebnisse und Wirkungen keine

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Wenn durch Gesundheitsförderung nicht nur Risiken und Belastungen gemindert, sondern vor allem auch Ressourcen und Potenziale für Entwicklungen ver­größert werden,

wenn alle Betroffenen die Möglichkeit haben, sich aktiv an einer arbeitsteiligen Planung, Umsetzung und Refle­xion zu beteiligen (Partizipation) und diesen Prozess der systematischen Schulentwicklung gemeinsam gestalten,

wenn sowohl Maßnahmen zur Veränderung der Arbeits­bedingungen als auch personenbezogene Interven­tionen zum Erhalt und zur Stärkung von Gesundheit einbezogen werden, auf Synergien und Wechselwir­kungen geachtet wird (Ganzheitlichkeit),

wenn die Vielfalt des individuellen Wahrnehmens, Den­kens (Gender, Generationen, Kulturen) und des Kön­nens (sozioökonomischer Hintergrund, Gesundheits­status) berücksichtigt ist (Chancengerechtigkeit),

wenn durch Unterricht und Lernumgebung die Gesund­heitskompetenzen der Schüler/­innen erweitert werden und damit das ‚Gefühl für den eigenen Le­benszusammenhang’ gestärkt wird (Empowerment und Kohärenz),

wenn für viele ein wertschätzendes und ermutigendes Schulklima spürbar wird und ein attraktiver Arbeits­platz und Lebensraum entsteht,

wenn der Lern­ und Lebensraum Schule so gestaltet ist, dass Schüler/­innen, Lehrer/­innen und nicht­unter­richtendes Personal ‚gesund’ lernen und arbeiten können,

wenn Schulleitung und Schulträger Ressourcen für Ge­sundheitsförderung zur Verfügung stellen,

wenn die Arbeit in Gesundheitsteams koordiniert wird, die Schule mit außerschulischen Partnern zusam­menarbeiten lässt und ihre eigenen Erfahrungen und Erfolge anderen mitteilt (Kooperation und Vernetzung),

wenn aktuelle Vorhaben einer gesundheitsorientierten Schulentwicklung im Schulprogramm verankert sind und zentrale Elemente das eigene Schulprofil prägen,

dann sind wir in einer Gesundheitsfördernden Schule!

Was ist eine Gesundheitsfördernde Schule?

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29

Empower­ment

Empowerment . Im Mittelpunkt der Gesundheitsförderung mit Blick auf Individuen steht die Aufgabe, die Entwicklung persönlicher Kompetenzen von einzelnen zu fördern. Hierdurch soll die (Wieder­)Aneignung von Selbstbestimmung über die Umstände des eigenen Lebens angestiftet werden, d. h. „den Menschen das Rüstzeug für ein eigenverantwortliches Lebensmanagement zur Verfügung zu stellen und ihnen Möglichkeitsräume aufzuschließen, in denen sie sich die Erfahrung der eigenen Stärke aneignen und Muster solidarischer Vernetzung erproben können.“ (Herriger, 2002) Diese Konzeption des „Empowerment“ wird von einem radikal positiven Menschenbild getragen, das da lautet: mit den Stärken wachsen! (Seeger 2007)

Gesundheit Gesundheit ist ein vielschichtiger Begriff, der sich in den letzten Jahrzehnten von einem engeren (medizinischen) zu einem umfassenderen positiven Verständnis gewandelt hat: „Gesundheit ist der Zustand des vollständigen körperlichen, geistigen und sozialen Wohlbefindens und nicht nur des Freiseins von Krankheit und Gebrechen. Sich des bestmöglichen Gesundheits­zustandes zu erfreuen, ist eines der Grundrechte des Menschen, ohne Unterschied der Rasse, der Religion, der politischen Überzeugung, der wirtschaftlichen oder sozialen Stellung.“ (WHO, 1948)„Gesundheit wird von Menschen in ihrer alltäglichen Umwelt geschaffen und gelebt: Dort, wo sie spielen, lernen, arbeiten und lieben. Gesundheit entsteht dadurch, dass man sich um sich selbst und für andere sorgt, dass man in die Lage versetzt ist, selber Entscheidungen zu fällen und eine Kontrolle über die eigenen Lebensumstände auszuüben, sowie dadurch, dass die Gesellschaft, in der man lebt, Bedingungen herstellt, die all ihren Bürgern Gesundheit ermöglichen.“ (Ottawa Charta, 1986)

Gesundheits­förderung

„Gesundheitsförderung zielt auf einen Prozeß, allen Menschen ein höheres Maß an Selbstbestim­mung über ihre Gesundheit zu ermöglichen und sie damit zur Stärkung ihrer Gesundheit zu befähi­gen.“ (WHO­Ottawa­Charta zur Gesundheitsförderung, 1986)Darunter versteht man einen Prozess, in dessen Verlauf zum einen Menschen Wissen und Fähig­keiten erwerben sowie Haltungen entwickeln, um für die eigene Gesundheit und die Gesundheit anderer Verantwortung zu übernehmen. Weiterhin versteht man unter Gesundheitsförderung die so genannte Verhältnisprävention. Damit sind die Kenntnisse, Fähigkeiten und Haltungen gemeint, die für den Erhalt und den Schutz der Lebens­, Arbeits­ und Lernbedingungen von Menschen not­wendig sind. (Büchler­Stumpf, Gottmann 2009)

Gesundheits­kompetenz (healthy literacy)

„Gesundheit wird im alltäglichen Lebensumfeld hergestellt. Von daher bestimmt sich Gesundheits­kompetenz als die Fähigkeit des Einzelnen, im täglichen Leben Entscheidungen zu treffen, die sich positiv auf die Gesundheit auswirken – zu Hause, am Arbeitsplatz, im Gesundheitssystem und in der Gesellschaft ganz allgemein. Gesundheitskompetenz stärkt die Gestaltungs­ und Entschei­dungsfreiheit in Gesundheitsfragen und verbessert die Fähigkeit, Gesundheitsinformationen zu finden, zu verstehen und in Handeln umzusetzen.“ (vgl. Ilona Kickbusch 2006)

Gesundheits­management (GM)

Gesundheitsmanagement (GM) ist die gezielte, systematische und nachhaltig wirkungsvolle Steu­erung von Gesundheitsförderung. GM setzt Führungsverantwortung voraus, gelingt durch Partizi­pation und schafft (strukturelle) Verbindlichkeiten.„Je besser Gesundheitsförderung in Schulen strukturell und personell verankert ist, desto breiter und nachhaltiger sind die Wirkungen.“Gesundheitsmanagement nutzt Erkenntnisse und Instrumente der Gesundheitswissenschaft, der Arbeitsmedizin/­psychologie, der Kindheits­ und Jugendforschung sowie der Organisationssozio­logie, um die Gesundheit sowie die Lern­ und Leistungsbereitschaft und Leistungsfähigkeit von Schüler/innen, Lehrer/innen aber auch von Mitarbeiter/innen der Bildungsverwaltung zu fördern und zu erhalten. (Büchler­Stumpf 2006) (Seeger2007) (Vuille 2003)Ausführliche Informationen zu diesem Arbeitsgebiet erhalten Sie unter: http://www.schuleundge­sundheit.hessen.de/themen/gesundheitsmanagement.html

Glossar

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Kohärenz­Gefühl

Das Kohärenz­Gefühl (SOC – sense of coherence) ist „eine globale Orientierung, die das Ausmaß ausdrückt, in dem jemand ein durchdringendes, überdauerndes und dennoch dynamisches Gefühl des Vertrauens hat, dass erstens die Anforderungen aus der inneren oder äußeren Erfahrenswelt im Verlauf des Lebens strukturiert, vorhersagbar und erklärbar sind, und dass zweitens die Ressour­cen zur Verfügung stehen, die nötig sind, um den Anforderungen gerecht zu werden. Und drittens, dass diese Anforderungen Herausforderungen sind, die Investitionen und Engagement verdienen.“ Je ausgeprägter das Kohärenzgefühl einer Person ist, desto gesünder sollte sie bzw. desto schnel­ler sollte sie gesund werden und bleibenMit dem Kohärenzgefühl beschreibt Antonovsky die Fähigkeit, die Welt als zusammenhängend und sinnvoll zu erleben. Diese Grundhaltung setzt sich nach Antonovsky aus drei Komponenten zusammen:• aus dem Gefühl der Verstehbarkeit (sense of comprehensibility)• aus dem Gefühl der Handhabbbarkeit bzw. Bewältigbarkeit (sense of manageability)• aus dem Gefühl der Sinnhaftigkeit bzw. Bedeutsamkeit (sense of meaningfulness)(Antonovsky in Bengel et al. 2001, Seeger 2007)

Salutogenese Salutogenese = Gesundheitsentstehung, ein von Antonovsky geprägter Begriff.Antonovskys Modell der Salutogenese fragt nicht primär nach der Entstehung von Krankheiten, sondern warum Menschen gesund bleiben. Im Zentrum seines Ansatzes stehen die Bedingungen von Gesundheit und die Faktoren, die Gesundheit schützen. Kernelement seines Modells ist das → Kohärenzgefühl. Weitere Elemente sind das Gesundheits­Krankheits­Kontinuum, Stressoren und Spannungszustände sowie generalisierte Widerstandsressourcen. (vgl. Bengel et al. 2001 und Bengel 2002)Ergänzung: Vereinfachte Darstellung des Modells der Salutogenes (vgl. Abb. 1. S. 36 in Bengel et al. 2001)

Schule & Gesundheit (S&G)

Schule & Gesundheit (S&G)S&G ist ein eigenes Arbeitsfeld des Hessischen Kultusministeriums (HKM). Es bündelt die Maßnah­men aller mit Gesundheit befassten Arbeitsbereiche. Die wachsende gesundheitliche und ökologische Belastung verstärkt den Bedarf an schulbezo­genen und zielgruppenspezifischen Konzepten. Hier setzt Gesundheitsförderung als Prozess der Schulentwicklung ein mit dem Ziel der Qualitätssteigerung und Qualitätssicherung von Unterricht und Erziehung. Gesundheit wird dabei ganzheitlich betrachtet und umfasst damit körperliche, geistige wie auch seelische und soziale Aspekte. Schulische Gesundheitsförderung bezieht alle Bereiche des schulischen Lebens ein mit dem Ziel der „Gesundheitsfördernden Schule“, in der die Kompetenzen zur Förderung der eigenen Gesundheit entwickelt und gestärkt werden.

Schulklima Schulklima ist ein Spiegel der Beziehungen und gelebten Werte und Haltungen aller Akteure der Schule. Es ist das Ergebnis individueller und gemeinsam ko­konstruierter Wirklichkeiten.Das Schulklima (inkl. Klassen­ und Unterrichtsklima) ist ein wesentlicher Wirkungsfaktor für die Leis­tungsbereitschaft und ­fähigkeit sowie die Zufriedenheit und Gesundheit aller Akteure der Schule:„Ein Schulklima, in dem gegenseitige Wertschätzung und Anerkennung zwischen Lehrer/innen, Schüler/innen und Eltern gedeihen, das die Ermutigung und das Zutrauen zum Prinzip macht, das unterstützt und herausfordert und vor allem niemanden allein lässt, ein solches Klima wirkt leis-tungs- und auch gesundheitsfördernd. Das Schulklima wirkt hinein in alle Dimensionen der Quali-tätsentwicklung: z. B. in Bezug auf die Lernkultur, die Lernergebnisse und –erfolge, die Lehrerprofes-sionalität und das Management. Das Schulklima ist bestimmend für das Schulleben und das Ethos in der Schulgemeinde.“ (Bertelsmann Stiftung, 2005)

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Schulkultur Im Anschluss an Edgar Schein definiert sich Schulkultur als „ein Muster von Grundüberzeugungen, das eine gegebene Gruppe in einem langen Lernprozess erfunden, entdeckt und entwickelt hat, um mit dem Problem der externen Anpassung und der internen Integration fertig zu werden.“ (Osswald 2001, Glossar S. 255)

Schulprofil Schulprofil ist eine öffentliche Selbstdarstellung einer Schule (Broschüre, Website o.ä.), in der das (pädagogische) Leitbild sowie die aktuellen Bildungsangebote und Bildungsschwerpunkte in Form eines Schulporträts beschrieben sind. (Seeger 2007)

Setting­ Ansatz

Setting­Ansatz . Mit Setting („Schauplätze“ im Sinne von Handlungs­ und Lebensräumen) wird ein soziales oder auch räumliches System beschrieben, das einerseits eine Vielzahl relevanter Einflüsse auf eine bestimmte Personengruppe umfasst und in dem andererseits die Voraussetzungen von Gesundheit und Krankheit auch gestaltet werden können. In dem die Gesundheit durch die Gestaltung der Lebenswelt gefördert wird, folgt die (➜) Gesund­heitsförderung dem Setting­Ansatz.

Wohlbefinden Wohlbefinden . „Das Wohlbefinden von Schüler(inne)n bezeichnet eine subjektive Erlebnisqualität, bei der positive Gefühle und Gedanken gegenüber der Schule, den Personen und dem schulischen Kontext bestehen und gegenüber negativen Gefühlen und Gedanken dominieren. (...)Wohlbefinden in der Schule bezieht sich auf die individuellen emotionalen und kognitiven Bewer­tungen im sozialen Kontext schulischer bzw. schulbezogener Erlebnisse und Erfahrungen.“Wohlbefinden in der Schule stellt (...) eine Grundlage für die Entfaltung des Lernens dar. (...)Freude ist dabei nicht als Spass oder Alberei misszuverstehen. Vielmehr handelt es sich um ein tiefgehendes, positives Gefühl, das auf Kompetenzerleben im Lernprozess und auf Anerkennung basiert.“ (Tina Hascher, 2005)Drei Entstehungsbedingungen für Wohlbefinden bei Schülerinnen und Schülern in der Schule sind relevant:• Lehrpersonen, deren pädagogisches Handeln auf Fürsorge und Gerechtigkeit beruht und hohe

Unterrichtskompetenz besitzen;• ein leistungsorientiertes Klima, das aber frei von Leistungsdruck ist;• soziale Interaktionen zwischen den Schülerinnen und Schülern, die gerade auch in den Schulpau­

sen von einem positiven Miteinander geprägt sind.(vgl. Hascher, 2004; Hascher & Lobsang 2004) (Seeger 2007)

Zertifikat Gesundheits­fördernde Schule

Einen wichtigen Aspekt der Weiterentwicklung hessischer Schulen stellt die Gesundheitsförde­rung dar. Dazu gehört ein Unterricht, in dem Gesundheit nicht nur gelehrt, sondern vor allem auch gesund gelernt und gearbeitet werden kann, ebenso wie Projekte und Programme, die die Gesundheit der gesamten Schulgemeinde nachhaltig fördern und alle ihre Mitglieder einbeziehen. Auf dem Weg zur „Gesundheitsfördernden Schule“ können Schulen Teilzertifikate in den Bereichen Bewegung, „Ernährung, Sucht­ und Gewaltprävention, Verkehrserziehung und Umwelterziehung und schließlich das Gesamtzertifikat „Gesundheitsfördernde Schule“ erwerben. Auch Mindest­standards in den Bereichen Arbeitsschutz/Arbeitssicherheit und Hygiene sind für das Gesamtzerti­fikat erforderlich. Die Zertifikate dienen dabei als Instrument zur Qualitätssicherung: Erprobte Inst­rumente, verbindliche Standards und festgelegte Verfahren helfen dabei, die eigenen Fortschritte im Bereich Gesundheitsförderung zu reflektieren und auch nach außen hin überprüfbar zu machen. (Glossar HKM)Ausführliche Informationen zu diesem Arbeitsgebiet erhalten Sie unter:

Zertifizierung siehe http://www.schuleundgesundheit.hessen.de/zertifizierung.html

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Projekte, Programme und Netzwerke

Schools for Health in Europe (SHE) www.schoolsforhealth.eu

Schule und Gesundheit Hessen www.schuleundgesundheit.hessen.de

Projektmanagement in der Gesundheitsförderung www.quint­essenz.ch

Schweizer Netzwerk Gesundheitsfördernder Schulen www.gesunde­schulen.ch

Forum Gesundheitsziele Deutschland www.gesundheitsziele.de

Projekt Gesunde Schule Österreich www.gesundeschule.at

bildung+gesundheit . Netzwerk Schweiz www.bildungundgesundheit.ch

Allianz für nachhaltige Schulgesundheit und Bildung in Deutschland www.anschub.de

Archiv der Zukunft – Netzwerk www.adz­netzwerk.de

Schulverbund Blick über den Zaun www.blickueberdenzaun.de

Wettbewerbe

Deutscher Schulpreis http://schulpreis.bosch­stiftung.de

Deutscher Präventionspreis www.deutscher­praeventionspreis.de

Gesundheitsförderung und Schulentwicklung werden auch in anderen Ländern und Netzwerken gepflegt oder in Wettbe­werben in den Mittel­punkt gestellt.

Hier können interessierte Schulen weitere Informa­tionen und Anregungen erhalten.

Wie geht es weiter?

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Herausgeber

Hessisches Kultusministerium Referat M.2 Luisenplatz 10 65185 Wiesbaden Telefon 0611­368­0 Fax 0611­368 2099 www.kultusministerium.hessen.de

Arbeitsfeld Schule & Gesundheit www.schuleundgesundheit.hessen.de [email protected]

Leitung

Dr. Beate Zelazny

Autoren

Siegfried Seeger Margit Büchler­Stumpf Sonja Stork

Grafik/Layout

Siegfried Seeger Hartmut Steinebrunner

Wiesbaden, 2010

Impressum

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Hessisches Kultusministerium

Luisenplatz 10 65185 Wiesbaden

www.kultusministerium.hessen.de