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Inhaltsverzeichnis
Einleitung Seite 2
1 Geschichte Seite 2
1.1 Gründung der Garde Seite 2-4
1.2 Sacco di roma Seite 4/5
1.3 Aufhebung der übrigen Korps Seite 5
2 Vereidigung Seite 6/7
3 Ausrüstung Seite 7
3.1 Uniformen Seite 7-10
3.2 Bewaffnung Seite 10/11
3.3 Fahne Seite 11/12
4 Ausbildung Seite 12/13
5 Dienst Seite 13/14
6 Freizeit Seite 14-16
7 Aufnahmebedingungen Seite 16-18
Schluss Seite 18
Quellenverzeichnis Seite 19
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Einleitung
Ich habe das Thema Schweizergarde gewählt, weil mein Schwager 2 Jahre lang in
der Schweizergarde in Rom diente und mir viel davon erzählt hat und mich darum
neugierig gemacht hat. Von da an habe ich mich über die Schweizergarde im
Internet informiert und auch einige Bücher von meinem Schwager gelesen.
Als wir uns ein Thema für die Abschlussarbeit aussuchen durften, bin ich deshalb
sofort auf die Schweizergarde gekommen. Dieses Thema kann für viele von uns von
Interesse sein, weil man normalerweise nicht viel davon hört. Sie ist ein
Aushängeschild für unsere katholische Kirche und ihre Gemeinschaft, die in Rom
ihren Sitz hat.
Mit meiner Abschlussarbeit möchte ich den Leserinnen und Lesern eine spannende
Dokumentation der Schweizergarde vermitteln.
1 Geschichte
Im Laufe der Geschichte der Päpstlichen Schweizergarde gab es einige historische
Momente. Die drei folgenden Ereignisse dürften zu den wichtigsten der
Gardegeschichte gehören.
1.1 Gründung der Garde 1506
Die Gründung der Schweizergarde fällt in die Zeit des 16. Jahrhunderts. Nur kurz
zuvor im Jahre 1499 haben die Alten Schweizer in verschiedenen Schlachten gesiegt
und gleichzeitig dem französischen König zur Eroberung des Herzogtums Mailand
verholfen.
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Damals war der florentinische Staatsschreiber Macchiavelli der Überzeugung, dass
die Schweizer ganz Italien erobern würden und niemand auf der Welt sie daran
hindern könne.
Die kriegerische Kraft der Eidgenossen hat sich bekanntlich während mehrerer
Jahrhunderte für gutes Geld vermarkten lassen. Fremde Kriegsherren, Fürsten und
Kommunen nahmen schweizerische Knechte in ihren Dienst, einerseits als
Kerntruppen, für die begrenzte Dauer eines Feldzuges oder als Palast und
Leibwachen auf unbegrenzte Zeit. So auch der Papst, der sich einerseits seine
persönliche Wache (Gwardi) hielt, andererseits Schweizersöldner zu Tausenden für
seine verschiedenen Heiligen Ligen und nicht immer so heiligen politischen Pläne
nach Italien rief.
Ohne Zweifel traten Schweizersöldner schon vor Beginn des 16. Jahrhunderts immer
wieder in päpstlichen Diensten auf. Aufgrund der bisherigen Forschungen nimmt
man an, dass Julius II. della Rovere als erster Papst bei der eidgenössischen
Tagsatzung um Schweizer zum Schutze seiner Person und des Apostolischen
Palastes nachgesucht hat und dass es sich hierbei um die Gründungsgeschichte der
Päpstlichen Schweizergarde handelt.
1496 und 1497 rief Karl VIII. von Frankreich die „Compagnie des Cent Gardes du
corps du roi Suisses“ ins Leben. 1506 machte ihm das Papst Julius II. nach und
gründete die Päpstliche Schweizergarde. Beide haben an dem abenteuerlichen
Feldzug nach Neapel teilgenommen, dessen glimpflicher Ausgang einzig und allein
den Schweizern zu verdanken war.
Von diesem Unternehmen hat sich eine wenig bekannte zeitgenössische Schilderung
des Einzugs der Schweizer in Rom in der Neujahrsnacht von 1495 von Paolo Giovio
ergeben. Voran schritten die Schweizer und Deutschen, wobei die Deutschen in der
deutschsprachigen Ausgabe von Basel 1560 nicht erwähnt sind, im Gleichschritt mit
dem Klang der Trommeln, mit kriegerischer Würde und unglaublicher Ordnung. Die
Stärksten waren mit Federbüschen auf den Baretten ausgezeichnet und ragten somit
empor. Ihre Waffen waren kurze Schwerter und zehn Fuss lange eschene Spiesse
mit schmalen Eisenspitzen.
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Etwa ein Viertel war mit gewaltigen Beilen, an deren Ende eine vierkantige Spitze
angebracht war, ausgerüstet, die sie Alabarden (heute Hellebarden) nannten. Zu je
tausend Fussknechten gehörten auch 100 Schützen, die aus kleinen Büchsen
Bleikugeln auf den Feind schossen. Danach folgten die Armbrustschützen aus
Gascogne in Frankreich, die durch ihren Kopfschmuck und glänzende Waffen
mächtig vorragten.
So ähnlich wird sich der Einmarsch im Gründungsjahr 1506 der etwa 150 Mann
zählenden ältesten bezeugten Schweizergarde in päpstlichen Diensten unter ihrem
Hauptmann Kaspar von Silenen über den Campo de´ Fiori zum Vatikan abgespielt
haben.
1.2 Sacco Di Roma
Am Morgen des 6. Mai 1527 wurde der Vatikan von spanischen Söldnern unter
Generalhauptmann Bourbon angegriffen. Sie durchbrachen die Stadtmauer,
währenddessen die Landsknechte in den Borgo Santo Spirito und in den Borgo San
Pietro einfielen. Entgegen dem Befehl und Willen des heimisch stehenden Rates war
der Zürcher Hauptmann Kaspar Röist mit seinen 147 Gardeknechten auf dem
Posten geblieben. Sie fielen wenig später vor dem Papstaltar der Peterskirche. Die
restlichen 42 konnten unter der Führung von Herkules Göldli den Papst Klemens VII.
zu seinem Zufluchtsort, der Engelsburg, begleiten.
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Am 5. Juni ergab sich Klemens VII. und musste folgende harte Bedingungen erfüllen:
die Übergabe der Festungen Ostia, Civitavecchia und Civita Castellana, den Verzicht
auf die Städte Modena, Parma und Piacenza und die Zahlung von 400 000 Dukaten.
Ausserdem musste für die Befreiung der Gefangenen ein Lösegeld bezahlt werden.
Ein grosser Teil der Goldschmiedearbeiten der Kirchen und viele andere Kunstwerke
und Reliquien von unschätzbarem Wert gingen während der Plünderung Roms
verloren.
Die päpstliche Garnison wurde durch vier Kompanien mit insgesamt 200
Landsknechten von deutscher und spanischer Herkunft ersetzt. Der Papst machte es
möglich, dass auch Schweizergardisten in die neue Garde eintreten durften. Es
nahmen jedoch nur 12 Schweizer dieses Angebot an, die anderen wollten nichts mit
den verhassten Landsknechten zu tun haben.
1.3 Aufhebung der übrigen Korps
Hier geht es nicht um eine aktive Gardetat, jedoch um einen bedeutenden Erfolg in
der Gardegeschichte. Im Laufe der Zeit waren in der Umgebung des Heiligen Vaters
ausser der Schweizergarde andere militärische Korps gegründet worden. Zunächst
entstand als Ergänzung der Schweizergarde, die Cavalleggeri, ein Gardekorps zu
Pferd. Im 19. Jahrhundert dann weitere, darunter die Nobelgarde (1801) und die
PalatinEhrengarde (1850) für gehobene Familien des Kirchenstaates.
Weil die religiöse Mission des Heiligen Vaters auch im äusserlichen Schein zum
Ausdruck kommen sollte, schaffte Papst Paul VI. am 15. September 1970 alle
militärischen Korps, ausser der altehrwürdigen Schweizergarde, ab. Damit hat die
Schweizergarde die höchste Anerkennung in ihrer Geschichte bekommen.
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2 Vereidigung
Der 6. Mai, der Tag des „Sacco di Roma“, der Plünderung Roms ist ein Datum, das
für die Schweizergarde im Vatikan heute noch eine ganz besondere Bedeutung hat
und gleichzeitig eng mit der Geschichte der Kirche verknüpft ist. 1527 bedeutete
dieses Datum für 147 Gardisten den Tod, heute ist es für die neuen Gardisten ein
Ehrentag, denn jedes Jahr legen an diesem Tag die neuen Rekruten ihren feierlichen
Eid ab. Es ist eine eindrucksvolle Feier, die in einem besonderen Rahmen, im Cortile
di San Damaso (Damasushof) stattfindet und bei der wichtige Persönlichkeiten des
Vatikans anwesend sind. Hunderte von Personen nehmen daran teil, politische und
militärische Vertreter der Schweizerischen Eidgenossenschaft, Verwandte, Freunde
und Sympathisanten. Die Garde, vom Kommandanten bis zum Hellebardier, tritt in
Galauniform an und zieht alle Blicke auf sich. Der Kaplan der Garde liest den
ungekürzten Text des Eides vor:
„Ich schwöre, treu, redlich und ehrenhaft zu dienen dem regierenden Papst (…) und
seinen rechtmässigen Nachfolgern, und mich mit ganzer Kraft für sie einzusetzen,
bereit, wenn es erheischt sein sollte, selbst mein Leben für sie hinzugeben. Ich
übernehme dieselbe Verpflichtung gegenüber dem Heiligen Kollegium der Kardinäle
während der SedisVakanz des Apostolischen Stuhls. Ich verspreche überdies dem
Herrn Kommandanten und meinen übrigen Vorgesetzten Achtung, Treue und
Gehorsam. Ich schwöre, alles das zu beobachten, was die Ehre meines Standes von
mir verlangt.“
Dann treten die neuen Rekruten, die namentlich aufgerufen werden, hervor und jeder
schwört in seiner Muttersprache mit der linken Hand an der Gardefahne und die
rechte mit drei gespreizten Fingern, die die Dreifaltigkeit symbolisieren, zum Schwur
erhoben:
„Ich,…, schwöre, alles das, was mir soeben vorgelesen wurde, gewissenhaft und
treu zu halten, so wahr mir Gott und seine Heiligen helfen.“
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Der Eid gilt persönlich dem Oberhaupt der Katholischen Kirche, die in ihrer
zweitausendjährigen Geschichte unzählige politische Gebilde aller Art überdauert
hat. Als katholischer Soldat weiht der Gardist dem Nachfolger Petri sein Leben.
Diese jährliche Feier, an welcher in der Morgenfrühe der Papst oder ein hoher Prälat
für die Garde eine Messe zelebriert und dann im Ehrenhof vor dem Denkmal für die
Gefallenen einen Kranz niederlegt, ruft den Opfertod der Vorangegangenen in das
Bewusstsein zurück.
3 Ausrüstung
Die Schweizergarde setzt sich aus dem Kommandanten, den Offizieren, dem
Feldweibel, dem Kaplan und aus drei Geschwadern zusammen. Ein Geschwader
setzt sich aus zirka 32 Unteroffizieren und Hellebardiere zusammen. Alle Offiziere
haben nebenbei bestimmte Funktionen und verrichten ihren täglichen Wachtdienst
bei verschiedenen Messen, Audienzen, Empfänge etc. Ausserdem sind allen
Offizieren Aufgabenbereiche zur selbständigen Leitung zugeteilt.
3.1 Uniformen
Die Offiziere und der Feldweibel leisten gewöhnlich in ziviler Kleidung Dienst. Die
Uniform wird nur zum Exerzieren und zu repräsentativen Anlässen getragen.
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Die heutige Uniform der Schweizergarde ist weitgehend dem Entwurf des
Kommandanten Jules Répond (19101921) zu verdanken, der einen ausgeprägten
Sinn für Formen und Farben hatte. Nach langer Zeit und in Gedanken an die Fresken
Raffaels schaffte er die Hüte ab und ersetzte sie durch die heute noch übliche
Baskenmütze, an der die Rangabzeichen befestigt sind. Er führte den weissen
Kragen an Stelle der gefältelten Halskrause ein. Er bemühte sich auch um die
Rüstungen, die er nach alten Abbildungen anfertigen liess. Nur zur Galauniform
gehört die auffallende Halskrause, neben weissen Handschuhen und einem hellen
Metallhelm mit weisser Straussenfeder.
Die Offiziere tragen dunkelviolette Federn auf ihren Helmen.
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Die Helme der Unteroffiziere und Hellebardiere sind mit roter Feder geschmückt.
Und die Trommler und Pfeifer tragen eine gelbschwarze Straussenfeder auf
schwarzem Helm.
Die Farben BlauRotGelb, die die Gardeuniformen so auffallend machen, sind die
Traditionsfarben des Hauses Medici. Dazu passt das Weiss der Handschuhe und
des Kragens sehr gut. Die blauen und gelben Stoffstreifen unterbrechen das Rot der
Weste und der Hose.
Die Alltagsuniform ist vollständig in blauer Farbe gehalten. Es hat also im Laufe der
Jahrhunderte Veränderungen an den Uniformen der Schweizergarde gegeben, auch
wenn es sich manchmal nur um Details handelte.
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Bei der wichtigsten Uniform, die nur für besondere Anlässe getragen wird, der
„Gran Gala“ werden Brustpanzer mit speziellen Armschienen und silberweisse
Helme getragen.
Der Entwurf der Uniformen wird gewöhnlich Michelangelo zugeschrieben, doch
vermutlich hat er sich nie damit befasst. Allerdings hat Raffael durch seine Malerei
den Geschmack der italienischen Renaissance mitbestimmt. Und somit hat
Michelangelo indirekt einen gewissen Einfluss auf die Entwicklung der Uniform
gehabt.
3.2 Bewaffnung
Ebenfalls aus dem 16. Jahrhundert stammt die Bewaffnung. Die Hellebarde ist die
altschweizerische Standardwaffe, mit welcher die historischen Siege erfochten
worden sind. Verzichtet wird heute auf den Schweizerdolch, der damals als
Ergänzung zum Schwert getragen wurde.
Von grosser Bedeutung sind die mächtigen Zweihänder, die bei feierlichen Anlässen
erscheinen und nach der Gardeüberlieferung aus der legendären Burgunderbeute
stammen sollen. Die Alten Schweizer haben sie jedoch kaum eingesetzt. Die
zeremoniellen Schwerter vom 16. Jahrhundert sind insbesondere bei offiziellen
Auftritten mitgeführt worden.
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Von den kriegerischen Kanonen, die früher samt Feuerwerkern zum Bestand des
Korps gehörten, zieren heute einige friedlich den Ehrenhof.
Heutzutage wird jedoch häufig die modern angepasste Gefechtsbewaffnung, mit dem
Schweizer Sturmgewehr 90 und der Pistole SIG Sauer P 225, benützt. Bei gewissen
Anlässen; Situationen darf der Gardist jedoch nur einen Pfefferspray einsetzen um
eine mögliche Massenpanik zu vermeiden.
3.3 Fahne
Die Fahne der Schweizergarde wird durch ein weisses Kreuz in vier Felder unterteilt,
von welchen das erste das Wappen des regierenden Papstes trägt und das vierte
jenes von Papst Julius II., des Gardegründers, beide auf rotem Grund. Das zweite
und das dritte Feld tragen die Farben des Korps, welche blau, rot und gelb sind.
Der Schnittpunkt des Kreuzbalkens ist mit dem Wappen des Kommandierenden
Hauptmanns besetzt.
Die Korpsfarben blau, rot und gelb erinnern an den Sacco di Roma von 1527, als die
Schweizergardisten Papst Klemens VII. de Medici retteten. Die Farben der Medici
sind blau, rot und gelb.
Im Mittelpunkt des Kreuzes werden traditionellerweise die Farben des
Herkunftskantons des Hauptmanns abgedruckt. Im Falle von Oberst Mäder sind es
die Farben des Kantons St. Gallen.
Das Fahnentuch hat ein Ausmass von 2.2 m x 2.2 m und besteht aus Seidendamast,
dem so genannten JuliusbannerDamast.
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Zu besonderen Feiertagen hängt die Fahne am Hauptdienstposten Portone di
Bronzo. Am 6. Mai legt der Rekrut seinen feierlichen Eid ab und hält dabei mit der
linken Hand das Fahnentuch fest.
4 Ausbildung
Die Garde führt drei Mal im Jahr für die neueintretenden Gardisten eine 24 tägige
GardeRekrutenschule durch, in welcher die jungen angehenden Gardisten auf die
spezifischen Verhältnisse ihres Dienstes vorbereitet werden.
Der praktische Teil umfasst Soldatenschule (Grüssen, Einzel und
Verbandsexerzieren mit der Hellebarde und die Wachablösung), Sport und
Selbstverteidigung, Umgang mit Schusswaffen und Geräten. Der theoretische
Unterricht umfasst die allgemeinen und besonderen Gegebenheiten des Dienstes
sowie der neuen Umgebung, was für die Rekruten Gardequartier, Apostolischer
Palast und Vatikanstadt bedeutet.
Zum Grundpensum zählt auch der obligatorische Italienischunterricht, wenn auch
das Erlernen einer Fremdsprache nicht allen liegt.
Tests & Inspektionen 4h
Theorie Spezialdienst 10h
Theorie Dienst 20h
Allgemeine Ausbildung 60h
Exerzieren 50h
Diverses 40h
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Nach beendeter Rekrutenschule nehmen die Hellebardiere ihren Dienst auf, wobei
ein grosser Teil der Schildwache zugeteilt wird. Hier findet die Ausbildung ihre
Fortsetzung, indem ältere Gardisten (die so genannten Postenchefs), Vizekorporale
und Korporale, ihre mehrjährige Diensterfahrung an die Jungen weitergeben.
Ausserhalb der Einsätze sind noch wiederholte Selbstverteidigungskurse,
Kommunikationsunterricht, Religion, sowie einige Theorien vom Kommandanten und
Exerzierstunden zu absolvieren.
Ein Jahr nach der Rekrutenschule findet teilweise in italienischer Sprache die „Sankt
Anna Prüfung“ über die Dienstkenntnisse des Gardisten statt. Wer hier im
Italienischen nicht besteht, wird vom abwechslungsreichen und unterhaltsamen
Dienst, wo Kontakt mit dem Publikum unerlässlich ist, ausgeschlossen.
5 Dienst
Folgende fünf verschiedene Dienstarten sind voneinander zu unterscheiden, nämlich
Kontroll, Wacht, Ordnungs, Ehren und Nahschutzdienst.
Unter Kontrolldienst versteht man den Dienst an den unter der Aufsicht der
Päpstlichen Schweizergarde stehenden Zugängen zum Vatikanstaat und das sind
Sant`Uffizio, Arco delle Campane, Portone die Bronzo und Porta Sant`Anna. Dies
sind die Posten, die der Vatikantourist vom Petersplatz aus zu Gesicht bekommt.
Etwa 80% des Dienstes werden als Wachtdienst geleistet. Die Hauptaufgabe der
Schweizergarde ist es, mit dem Wachtdienst die Sicherheit an den Eingängen des
Vatikanstaates und im Apostolischen Palast (der Residenz des Heiligen Vaters) zu
gewährleisten. Die Bereiche des Vatikans, in denen Gardisten Wache schieben, sind
grundsätzlich nicht der breiten Öffentlichkeit zugänglich.
Ordnungsdienst leisten die Gardisten bei Audienzen und Messen. Sie kontrollieren
die Teilnehmer und weisen die Besucher in die einzelnen Sektoren ein.
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Die Garde hält Zufahrts und Fluchtwege frei, erteilt Auskünfte und stellt die
Verbindungen, insbesondere zum Sanitätsdienst, sicher.
Mit dem Ehrendienst wird die besondere Bedeutung eines Anlasses oder einer
Person, insbesondere auch des Allerheiligsten Sakramentes, präsentiert. Der Papst
ist bei Audienzen und Messen von Thronwachen umgeben. Staatsoberhäupter, neue
Botschafter, Minister und andere wichtige Personen werden je nach den
protokollarischen Vorschriften mit Ehrenformationen der Schweizergarde empfangen.
Botschafter z.B. werden anlässlich der Überreichung ihres Beglaubigungsschreibens
von einer Geleitmannschaft durch die Räume des Apostolischen Palastes geführt.
Die unmittelbare Sicherheit des Heiligen Vaters ist die alleinige Aufgabe der
Schweizergarde, die dies im Nahschutzdienst leistet. Hierfür benötigt man Lebens
und Diensterfahrung, Beobachtungsgabe, Konzentrationsfähigkeit und
Reaktionsvermögen. Die Gardisten werden deshalb auch speziell für diesen Dienst
professionell ausgebildet. Das Mass an Sicherheit bestimmt die zu schützende
Person jedoch immer selbst.
6 Freizeit
Der Dienst eines Schweizergardisten bietet gewöhnlich nicht viel Bewegung. Ein
Ausgleich in der Freizeit wird darum von zahlreichen Gardisten gesucht.
Die Garde hat eine eigene Fussballmannschaft den FC Guardia. Vor allem werden
Freundschaftsspiele mit Mannschaften aus der vatikaninternen Meisterschaft
ausgetragen. Der Dienst hat jedoch immer Vorrang und darum kommt es manchmal
vor, dass Spiele wieder abgesagt werden müssen.
Im Keller eines Kasernengebäudes steht ein kleiner, jedoch modern eingerichteter
Fitnessraum zur Verfügung und eine kleine Turnhalle ist ebenfalls im Quartier
vorhanden. Wer sich mehr oder anders sportlich betätigen will, muss bereits das
Quartier verlassen; Joggen in den vatikanischen Gärten, Tennisspielen, Radfahren
oder Schwimmen im Meer stehen zur Auswahl.
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Die Gardemusik ist Mitglied des Schweizerischen Blasmusikverbands. Die
Vereidigung am 6. Mai ist zugleich ihr Musikfest. Militärmusik ist wohl allen
Musikanten sehr bekannt, vor allem, da diese während den letzten Jahren sehr
grossen Aufschwung hatte und professioneller wurde. Das Spiel der Schweizergarde
ist hauptsächlich für die Unterhaltung zuständig und zu ihrem Repertoire gehören
nicht nur Märsche, sondern auch der Zeit angemessene moderne Stücke.
Im Vergleich zu einer Schweizer Musikgesellschaft sind es nur wenige Proben und
Konzerte, die die Gardemusik absolvieren kann. Deshalb werden alle Musikanten in
dasselbe Geschwader verlegt. Für das Spiel ist vom Januar bis zur Vereidigung die
strengste Zeit, wegen der Proben, die zusätzlich zum parallel laufenden Dienst
anfallen.
Die Garde hat einen Sollbestand von 110 Mann und somit ist es immer noch jedes
Jahr möglich, ein eigenes Spiel mit zehn bis fünfzehn Musikanten aufrecht zu
erhalten. Leider ist es nicht mehr möglich an einem grösseren Musikfest
teilzunehmen. Dafür darf man vor prominenten Personen und den Schweizer
Musikgesellschaften, die den Weg nach Rom auf sich nehmen, auftreten oder sogar
ein Gemeinschaftskonzert abhalten.
Mit Tagesausflügen zu Sehenswürdigkeiten der Stadt Rom oder in die nähere
Umgebung fördert die Garde die kulturellen Bedürfnisse der Truppe. Häufig werden
diese Veranstaltungen vom Gardekaplan organisiert und geleitet. Kürzere
Wallfahrten finden ihren Abschluss meistens bei einem gemütlichen gemeinsamen
Nachtessen in einem Restaurant. Zweitagesausflüge sind heute kaum vorstellbar, da
es die dienstliche Einteilung, respektive die Verfügbarkeit der Gardisten, nicht mehr
erlaubt.
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Vor allem dienstältere Gardisten begeben sich gerne mal auf Streifzüge durch die
umliegende Gegend, während sich die jüngeren Gardisten ihnen gerne anschliessen.
7 Aufnahmebedingungen
Die folgenden wichtigen Eigenschaften muss ein Gardist bei seinem Eintritt erfüllen.
Katholischer Glaube
Der Schweizergardist ist praktizierender Katholik. Er arbeitet täglich im Herzen des
Palastes, begegnet ständig Menschen, die zum Grab des Apostelfürsten Petrus
pilgern und sich für zahlreiche heilige Feiern in den Vatikan begeben.
Es ist daher nur selbstverständlich, dass sich der Schweizergardist auch in seiner
Glaubensauffassung und praxis als „Visitenkarte“ des Heiligen Vaters präsentiert.
Schweizer
Nicht nur das Schweizer Bürgerrecht ist Voraussetzung für den Eintritt in die
Schweizergarde, der Kandidat muss sich auch darin integrieren können, denn das
Korps will seinen typischen schweizerischen Charakter erhalten. Daher wird erwartet,
dass der Kandidat in der Schweiz verwurzelt ist.
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Mindestgröße 174cm
Das bekannte „Gardemass“ soll nicht unterschritten werden. Repräsentation ist ein
wichtiger Bestandteil des Dienstes. Das Erscheinungsbild ist im dienstlichen Umgang
mit Pilgern, Touristen oder Auskunft suchender Personen wichtig.
Gute Gesundheit
Wer in die Schweizergarde eintritt, muss eine medizinische Voruntersuchung in der
Schweiz absolvieren und ebenfalls eine gründliche sanitärische Eintrittsmusterung
inklusive eines Psychologietests bestehen. Nur wer kerngesund ist, kann
Schweizergardist werden.
Guter Leumund
Wer im näheren Umfeld des Papstes arbeitet und wohnt, von dem wird ein
einwandfreier Leumund verlangt.
Bestandene Rekrutenschule in der Schweizer Armee
Jeder Gardist muss in der Schweiz die Rekrutenschule absolviert haben und
waffentauglich sein. Dies ist zwingend, da man im Militär den Begriff Disziplin
hautnah kennen lernt.
Abgeschlossene Berufsausbildung
Es braucht tüchtige, leistungsfreudige und leistungsfähige Kandidaten. Eine
abgeschlossene Berufsausbildung oder die Matura ist zwingend.
Männlich
Die Gardisten leben zu zweit und zu dritt in einfachen Kasernenzimmern. Zu Beginn
der Dienstzeit sind die Gardisten in Gemeinschaftsschlafsälen untergebracht.
Die Pflege einer Junggesellenkameradschaft ist ein nicht zu unterschätzendes
Element der Gardegemeinschaft.
Unverheiratet
Da die Garde aus dienstlichen Gründen verpflichtet ist im Vatikan zu leben sind die
Platzverhältnisse sehr beschränkt und es können nur wenige Wohnungen zur
Verfügung gestellt werden.
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Um heiraten zu können, muss der Gardist 25 Jahre alt sein, mindestens drei Jahre
gedient haben, sich für weitere drei Jahre zu dienen verpflichten und mindestens den
Grad eines Korporals erreicht haben.
Alter beim Eintritt unter 30
Wer Gardist werden will, sollte sich früh entscheiden. Die Zusammensetzung der
Schweizergarde besteht aus einem jungen Korps, wer älter ist, hat es oft schwer sich
zu integrieren. Sie nehmen daher keine Kandidaten über 30 Jahren auf.
Ein Wiedereintritt ehemaliger Gardisten ist unter bestimmten Bedingungen möglich.
Beim Eintritt in die Garde verpflichten sich die jungen Männer zu einer Dienstleistung
von zwei Jahren. Die meisten, vielleicht drei Viertel, verlassen den Dienst nach
dieser Zeit. Die Verbleibenden werden in der Regel für ihre Treue belohnt, indem sie
nach Bestehen einer Eignungsprüfung bei nächster Gelegenheit befördert werden.
Die erste Beförderung, diejenige zum Vizekorporal, dürfte etwa nach drei Jahren
fällig sein, die nächstfolgende zum Korporal noch einmal drei Jahre später.
Schluss
Dieses Thema zu erforschen und zu dokumentieren hat mir sehr gut gefallen. Ich
fand die Arbeit spannend und habe von dieser Abschlussarbeit sehr viel profitiert.
Es wird mir hoffentlich auch ein gutes Beispiel sein für mein zukünftiges Berufsleben,
wie man sich mit einem Thema auseinandersetzen kann.
Ich hoffe, dass diese Abschlussarbeit den Leserinnen und Lesern auch gefällt und
dass sich viele davon auch weiterhin mit der Schweizergarde verbunden fühlen.
Es würde mich auch freuen, wenn sich dadurch jemand bewegen lassen könnte eine
Schnupperwoche in den Vatikan zu unternehmen.
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Quellenverzeichnis
Schaufelberger Walter, Begegnung mit der Päpstlichen Schweizergarde, Tipografia
Vaticana, Vatikan, 2000
Oertle Vincenz, Vom „Remington“ zum Sturmgewehr 90, Thesis Verlag, Zürich, 2001
http://www.schweizergarde.org/cfm/index.cfm?CFID=109561&CFTOKEN=38519884,
1.5.07
http://www.vatican.va/roman_curia/swiss_guard/index_ge.htm, 1.5.07