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Aus der KID-Praxis Energiesparen durch IT ist reale wirtschaftliche Aufgabe XII. Jhrg. | III. Quartal | Nr. 46 Regionales IT-Kundenmagazin für Sachsen-Anhalt Streiflichter Die Geschichte von Wilhelm Busch dem Erfinder des Comics Interview Auf ein Wort, Jan Hofer

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Kundenzeitschrift der KID Magdeburg | III. Quartal 2012, Ausgabe 46

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Aus der KID-PraxisEnergiesparen durch IT ist reale wirtschaftliche Aufgabe

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R e g i o n a l e s I T - K u n d e n m a g a z i n f ü r S a c h s e n - A n h a l t

StreiflichterDie Geschichte von Wilhelm Busch – dem Erfinder des Comics

InterviewAuf ein Wort,Jan Hofer

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wenn ein technik-affiner IT-Geschäftsführer und -Vorstand eine solche Über-schrift wählt, mag das erstaunen. Aber für mich ist – bei aller Begeisterung für moderne Technik – sehr wichtig, sozusagen aus der Vogelperspektive zu betrachten, ob wir immer noch auf dem richtigen Weg sind.

Manchmal bin ich da nicht so sicher. Liegt das an der Technik oder den Menschen?

Die tatsächliche Nutzung der Informationstechnologie zur aktiven Informa-tionsbeschaffung ist noch nicht wirklich sehr ausgeprägt. Dennoch ist der Ruf nach maximaler Transparenz in allen Lebensbereichen überall deutlich zu hören. Dagegen ist ja auch nichts einzuwenden – wenn nicht bei vielen die Forderung nach Transparenz mit dem Hinweis auf Datenschutz an der eige-nen Haustür abgebremst wird. Das andere Extrem besteht darin, Transparenz maximieren zu wollen, indem in immer mehr Bereichen der Exekutive die Zahl der Kontrollen und Vorschriften gesteigert wird. Und ist einmal etwas schief gegangen in einem Bereich, wo es noch Chancen gibt, mehr Kon-trollen und Vorschriften einzuführen (und wo ist das nicht der Fall?), dann nutzt man die Situation gern, um die Zügel weiter anzuziehen. Man will sich ja nicht Untätigkeit nachsagen lassen. Und die Empörungskultur in unserer medial überhitzten Welt sucht schnell nach „Schuldigen“.

Was hat das mit KID oder KITU zu tun? Wir unterstützen die Kommunen beim Betrieb und bei Veränderungen ihrer IT, insbesondere der Fachan-wendungen, die in den einzelnen Ämtern die komplexe Arbeit der dortigen Beschäftigten ermöglichen. Und dabei stoßen wir auch immer wieder auf die Frage: Wie viel IT ist möglich und wie viel IT ist nötig? In diesem Heft wird zum Beispiel über die Entwicklung der Behördenrufnummer 115 berichtet und die unterschiedliche Entwicklung bei den Kfz-Kennzeichen in Frankreich und Deutschland diskutiert.

Wir bleiben im Gespräch!

EditorialInhalt

Moderne Technik:

Vieles möglich – nicht alles nötig!

Aus der KID-Praxis 130 Teilnehmer bei Infoveranstaltung rund um AutiSta und XPersonenstand 03

Landeshauptstadt Magdeburg Otto ging online ... 04

Aus der KID-Praxis Energiesparen durch IT ist reale wirtschaftliche Aufgabe 05

Landeshauptstadt MagdeburgEU-Forschungsförderung für IT-Technologien in Sachsen-Anhalt 06

Aus der KID-PraxisHeimat bleibt Heimat 07

MeldungIT-Forum 2012 in Magdeburg 07

EuropaAndere Länder, andere Sitten 08

SicherheitVerschlüsselung von mobilen Datenträgern 09

Aus der KID-PraxisBetriebssystemwechsel 10-11 Landeshauptstadt MagdeburgEine Nummer auch für Kummer 12

Blick über den TellerrandAus Not wird Tugend 13

Wirtschaftsforum 2012Plädoyer für eine Ökonomie des Miteinanders 14-15

InternEin Stab, ein Team, ein Ziel 16

InterviewAuf ein Wort, Jan Hofer 17

AusflugstippZu Fuß oder mit der Bimmelbahn 18-19

StreiflichterDie Geschichte von Wilhelm Busch – dem Erfinder des Comics 20

GlosseSchlau oder nicht schlau 22

Rätsel | Sudoku 23

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Aus der KID-Praxis

130 Gäste konnte der Geschäftführer der KID, Dr. Michael Wandersleb, im Foyer des Unternehmens begrüßen. Standesbeamte und EDV-Mitarbeiter der Kommunen aus ganz Sachsen-Anhalt waren der Einladung gefolgt und warteten gespannt auf die Neuigkeiten rund um XPersonenstand und AutiSta. Nachdem Dr. Michael Wandersleb einen kurzen Überblick über die Entwicklung in der KID und der Kommunalen IT-UNION seit der letzten Veranstal-tung im Vorjahr gegeben hatte, startete Jens Ochs vom Verlag für Standesamtswesen mit seinem Vortrag über den aktuellen Stand von XPersonen-stand. Zusätzlich informierte er über AutiSta 2012 und 2013 und die geplanten Inhalte der neuen Versionen.

Peter Nehl, Bereichsleiter Technik der KID, schloss mit seinem Bericht über die technische Umsetzung von XPersonenstand im Rechenzentrum der KID nahtlos an.

Seit dem 01.04.2012 hat die KID mit Steffan Petzold einen neuen Mitarbeiter im Bereich An-wendungen. Er ist für die Themen AutiSta und XPersonenstand zuständig und fungiert als Anwen-

dungsbetreuer. Mit einem kurzen Überblick über seinen Werdegang stellte er sich den Gästen vor, die nun auch das „Gesicht“ zu der Stimme am Telefon kennen.

Bei einem kleinen Mittagsimbiss hatten die Teilnehmer die Gelegenheit, Netzwerkpflege zu betreiben und persönliche Fragen an die Referenten oder die KID loszuwerden.

Danach ging es mit Harmut Hensel vom Verlag für Standesamtswesen weiter, der unterstützt durch seinen Kollegen Jens Ochs die neuen Produkte (AutiSta Behördenauskunft Integration, Anbindung Sammel-akte im Standesamtsportal, xSta-Urkun-denportal …) sowie elektronische Publikationen (Ortsbuch, ElBiB, AOT) vorstellte.

Zum Abschluss hatten die Gäste Gelegenheit zu einer Diskussions- und Fragerunde mit allen Akteu-ren. Die Veranstaltung wurde von den Teilnehmern sehr positiv aufgenommen und wir freuen uns schon auf die Nächste im kommenden Jahr. Vielleicht dann nicht in den eigenen Räumen, da die Kapazitäten nicht mehr ausreichen. Petra Hohlwein

130 Teilnehmer bei Infoveranstaltung rund um AutiSta und XPersonenstandStandesbeamte aus ganz Sachsen-Anhalt informierten sich am 4. Juli 2012 von 10-14 Uhr in den Räumen der KID in Magdeburg über den aktuellen Stand zu XPersonenstand und den Neuerungen bei AutiSta 2012 und 2013.

130 Gäste waren der Einla-dung der KID gefolgt

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Landeshauptstadt Magdeburg

1996 ging die Landeshauptstadt mit www.magdeburg.de online. Und so schnell wie sich das Internet entwickelte, so schnell wechselte auch die Stadtverwaltung ihr Gesicht im Netz. Wo Stillstand Rückschritt bedeutet, sind auch Verwal-tungen gezwungen, sich alle paar Jahre neu zu definieren. Besonders im Internet.

Mehr Übersichtlichkeit und neue Serviceangebote

Bereits mit dem ersten Relaunch 2002 bekam die Magdeburger Homepage ein Redaktionssystem verpasst. So wurde relativ früh möglich, dass ein-fach und unkompliziert viele Mitarbeiter den Auftritt aktualisieren konnten. Drei Jahre später (Dezember 2005) erfolgte dann der dritte Relaunch. Wieder spendierten die Verwalter und Programmierer der kommunalen Website neue Funktionen, mehr Über-sichtlichkeit und neue Serviceangebote. Doch je län-ger Angebote im Netz existieren, umso größer wer-den die Datenmengen, Textseiten und Bilder – oft ist viel inaktueller, nie nachgefragter und zuweilen sogar peinlicher Datenmüll dabei. Es wurde also Zeit für die vierte Generation magdeburg.de. Sie sollte sich optisch perfekt in die Ottostadt-Kampagne einordnen und natürlich noch mehr Serviceangebote für die Bürger bieten. Fast zwei Jahre lang arbeiteten sechs Beteiligte (Stadtverwaltung, Werbeagentur,

Otto-Erfinder Scholz & Friends, MMKT, Wirtschafts-dezernat und KID) daran. Im Hintergrund arbeitet das modulare Redaktionssystem iKISS (Interaktives Kommunikations-, Informations- und Servicesystem) des Lübecker Anbieters „advantic“.

Am 4. Juni 2012 ging Otto online. Und das im Fall von Magdeburg mit 9.000 Textseiten, 15.000 Bildern, Grafiken und PDFs sowie 3.000 Adress-dateien. Im Zuge des Relaunchs entsorgte man 2.000 Uralt-Texte, fast 5.000 wurden aktualisiert.

Bis zum Jahresende sollen weitere 4000 Be-standstexte überarbeitet werden – jede Datei, die am 1.1.2013 keinen neuen Zeitstempel hat, fliegt aus dem System. Das sagt Nils-Christian Faulhaber, KID-Projektmanager Internet. Er ist sozusagen der „Ober-Dienstleister“ des Magdeburger Internetauftritts. Über den MD-Relaunch sagt er, dass man sechs Monate lang mit zwei Programmierern und einem Praktikanten hart daran gearbeitet hat, die Wünsche der Werbeagenturen mit den Möglichkeiten der Techniker abzugleichen: „In der Stadtverwaltung sind 80 Mitarbeiter als Redakteure für den Content zuständig. Im Background müssen sie die techni-schen Möglichkeiten haben, dieser Aufgabe einfach und unkompliziert nachzukommen.“

J-U.J.

Otto ging online ... ... und die KID hat dafür das Programm geschrieben

Seit 4. Juni 2012 zeigt sich das virtuelle Magdeburg in neuem Gewand. Unter dem Motto „Otto geht online“ ist die Landeshauptstadt mit dem vierten Relaunch ihres Inter-netauftritts im Netz. Die KID hat dafür das notwendige Redaktionssystem angepasst.

Das virtuelle Magdeburg im neuen Gewand

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Aus der KID-Praxis

Möglichkeiten, Energie zu sparen, gibt es zahl-reiche. Zum einen kann man bei den Servern selbst durch stromsparende Komponenten sparen oder man setzt so genannte „Bladecenter“ statt „dedi-zierte“ Server ein. Die Server in einem Bladecenter – Blades – besitzen lediglich eine Hauptplatine, die mit Prozessor und Speicher sowie wahlweise keine, eine oder zwei Festplatten bestückt sind. Sie benutzen die gemeinsame Infrastruktur des Bladecenters für die Stromversorgung und Belüftung sowie für die Bereitstellung von externen Anschlüssen (z.B. Netz-werk und Speichernetzwerk (SAN)).

Im April 2009 hat ein von der KID beauftragtes Unternehmen eine Bewertung der Klimatisierung und der Energieeffizienz des Rechenzentrums durchgeführt. Dabei wurde ein durchschnittlicher PUE-Wert (Power Usage Effektiveness) von 1,8 ermit-telt. Der PUE-Wert setzt die insgesamt im Rechen-zentrum verbrauchte Energie ins Verhältnis zu der

Energieaufnahme der installierten Rechner. Je kleiner dieser Wert (1,0 wäre ideal), umso energieeffizienter arbeitet das Rechenzentrum.

2011 wurde dann durch die IBM Deutschland GmbH ein Konzept zur Steigerung der Energieef-fizienz und zur Optimierung des Rechenzentrums erarbeitet. Auf dieser Grundlage wurde die konse-quente Kalt-Warmgang-Trennung im Rechenzentrum empfohlen. Nach einer Ausschreibung wurde dies durch „Einhausung“ der Serverschränke realisiert.

Durch diese Maßnahme soll eine Energieein-sparung insbesondere bei den Verbräuchen zur Klimatisierung erzielt werden, weil die kalte Luft den IT-Geräten direkt zugeführt wird. Aktuell ist dies noch nicht nachweisbar, da die Klimaanlagen noch umgerüstet werden müssen. Nach dem Umbau erhofft sich die KID sichtbar verbesserte Werte im Energieverbrauch. Thomas Heimburger

Energiesparen durch IT ist reale wirtschaftliche AufgabeKID setzt Konzept zur konsequenten Kalt-Warmgang-Trennung durch Einhausung im Rechenzentrum um

In der KID Magdeburg GmbH wird das Thema Green-IT und Energieeinsparung sehr ernst genommen. Mit dem Umzug in das neue Rechenzentrum über den Jahreswechsel 2006/2007 wurde begonnen, den Energieverbrauch der KID regelmäßig zu überwachen. Ständig steigende Energiekosten sind ein Hauptkostenfaktor für jedes Unternehmen. Green-IT ist aktuell sehr präsent und hat auch für die KID einen wichtigen wirtschaftli-chen Hintergrund.

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Mehr als 40 Wissenschaftlerinnen und Wissen-schaftler aus den acht akademischen Bildungsein-richtungen des Landes Sachsen-Anhalt und Indus- trieunternehmen, vor allem aus klein- und mittel-ständischen Unternehmen, folgten im Rahmen dieser Fachtagung den Erläuterungen und Tipps zur Antragstellung von förderfähigen Forschungsvorha-ben bei der Europäischen Union.

Der Geschäftsführer der KID Magdeburg GmbH und Vorstand der Kommunalen IT-UNION (KITU) Dr. Michael Wandersleb eröffnete die hochkarätige Veranstaltung in der Magdeburger IHK. Nach den Er-läuterungen zur Unterstützung seitens des Netzwer-kes von Martina Hagen vom EU-Hochschulnetzwerk Sachsen-Anhalt an der Otto-von-Guericke-Universität führte Andrea Köndgen, als Projektberaterin im Deutschen Zentrum für Luft und Raumfahrt e.V. Köln tätig, die konkreten Fördermöglichkeiten und Tipps zur Antragstellung auf EU-Förderung aus. Die Wis-senschaftlerin ermutigte die Teilnehmer der Tagung im Verlauf ihrer Ausführungen dazu, Beratungsein-richtungen in Anspruch zu nehmen und auch den

Blick auf das nächste Rahmenprogramm zu richten, welches unter dem Titel „Horizon 2020“ bereits auf-gelegt wird. Keinen Zweifel ließ sie daran, dass eine breite Unterstützung der Vorhaben ebenso wichtig ist wie eine exakt geplante Zeitschiene und eine genaue Einordnung der Projekte. Herauszustellen ist, dass die DLR (Forschungszentrum der Bundesrepublik Deutschland für Luft- und Raumfahrt) selbst auch Be-ratungsleistungen anbietet und bundesweit tätig ist.

Professor Dr. Jörg Kaiser von der Magdeburger Universität gab einen Erfahrungsbericht über die För-derung eines eigenen Projektes. Marko Wunderlich von der TTI Magdeburg GmbH erläuterte abschlie-ßend Unterstützungsmöglichkeiten für Unternehmen bevor es in Einzelberatungen zu geplanten Anträgen von anwesenden Wissenschaftlern ging. Aktuelle Informationen zur IKT-Forschungsförderung bei der EU sind zu finden unter: www.nks-ikt.de. Das EU-Hochschulnetzwerk und das Enterprise Europe Network (EEN) Sachsen-Anhalt werden auch über die 2013 auslaufende Förderperiode hinaus Forschungs-vorhaben an Informations- und Kommunikations-technologien aktiv begleiten. J.H.

EU-Forschungsförderung für IT-Technologien in Sachsen-AnhaltZur Vorstellung des neuen Arbeitsprogramms für Informations- und Kommunikati-onstechnologien (IKT) hatten die Nationale Kontaktstelle IKT für das Europäische For-schungsrahmenprogramm, die Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg und das Enterprise Europe Network der IHK Magdeburg in die Landeshauptstadt geladen.

Dr. Michael Wandersleb eröffnete die Konferenz im IHK-Tagungszentrum

Landeshauptstadt Magdeburg

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Weitere Informationen und Ansprech-partner zum Artikel auf Seite 6 finden Sie unter:www.euhochschulnetz-sachsen-anhalt.de und www.een-sachsen-anhalt.de. An der Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg sind die Ansprechpartner für Sachsen-Anhalt Nord, Martina Hagen, Veronika Kauert und Melanie Thurow, unter der Rufnummer 0391-6758505 und der E-Mail: [email protected] zu erreichen.

Als Ansprechpartner im EEN erreichen Sie Marko Wunderlich unter der Rufnummer 0391-7443541.

An der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg sind die Ansprechpartner für Sachsen-Anhalt Süd, Dr. Sigrid Köhne und Dr. Peter Wähner sowie Dana Urban-Thieli-cke, unter der Rufnummer 0345-5521303 und der E-Mail-Adresse [email protected] erreichbar.

Heimat bleibt HeimatEine Bürokauffrau mit Visionen

Die Üllnitzerin zog es nach einer einjäh-rigen Tätigkeit als Kreditorensachbearbei-terin in Barby über eine Delegierung durch ihr Unternehmen nach Frankfurt/Main und anschließend weit in den Norden.

In Hamburg konnte Sandra Fischer ihre Kenntnisse um das Wissen über die Anlagen-buchhaltung, das Controlling und die Bear-beitung von Monats- und Jahresabschlüssen nach deutschem und amerikanischem Recht erweitern.

Eine schöne Arbeit, ein solides Unter-nehmen und ein tolles Team, sagt sie noch heute. Schwieriger wurde das wöchentliche

Pendeln in die Heimat, und somit fasste sie den Entschluss, wieder ganz zurückzugehen. Die berufliche Orientierungsphase danach war kurz und in der KID Magdeburg warten jetzt spannende Aufgaben auf sie. Arbeit im Personalbereich, gekoppelt mit Kosten- und Leistungsrechnung, fordert die junge Frau aufs Neue heraus, zumal noch die Einar-beitung in eine für sie völlig neue Software „newsystems kommunal“ auf dem Plan steht.

Aber die Kollegen helfen ihr gern in der Einarbeitungsphase und geben ihr sicher den einen oder anderen Tipp. Das kaufmännische Team freut sich über die Verstärkung. J.H.

Seit dem 1. Juli 2012 ergänzt Sandra Fischer den Kaufmännischen Bereich der Kommunalen Informationsdienste Magdeburg GmbH. Die agile Mitt-zwanzigerin hat sich zwischen 2004 und 2007 ihren Fachabschluss als Büro-kauffrau in Barby erarbeitet, bevor die weite Welt lockte.

Meldung

Am 20. September 2012 um 10 Uhr wird die Initiative IT (InIT) ihr erstes IT-Forum in Magdeburg eröffnen. In der Industrie- und Handelskammer Magde-burg, Am Alten Markt 8, diskutieren an diesem Tag die Teilnehmer aus Wirtschaft und dem Handwerk mit Vertretern der Landesregierung, Wissenschaftlern und Fachleuten der IT-Branche.

Im Mittelpunkt werden die Themen IT-Bildung, IT-Sicherheit, Technologien und Recht stehen. Fachvorträge, Anwen-derberichte und Beiträge zur Strategie und Verantwortung in der IT werden die Tagesordnung dominieren. Unter anderem wird der Geschäftsführer der KID Magdeburg GmbH, Dr. Michael Wandersleb, diskutieren, inwieweit durch Zusammenarbeit von Kommunen eGovernment-Qualität gesteigert werden

kann. Vor dem Hintergrund angespann-ter kommunaler Finanzsorgen und dem Wunsch von Bürgern und Unternehmen, mit der Moderne Schritt zu halten, wer-den Möglichkeiten angeschnitten, diese drängenden Aufgaben zu bewältigen. Für die Mitglieder der 2012 gegründeten Interessenvertretung der IT-Unternehmen im Kammerbezirk und für viele mittel-ständische Unternehmen mit hohem IT-Potenzial werden sich zahlreiche neue Lösungsansätze für eine Weiterentwick-lung und Verbesserung der Rahmenstruk-turen ergeben.

Informationen sind über Sabine Matz-ke unter der Rufnummer 0391-5693132 oder unter www.magdeburg.ihk24.de erhältlich. Eine E-Mail können Sie an [email protected] senden. J.H.

Aus der KID-Praxis

IT-Forum 2012 in Magdeburg

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Europa

Andere Länder, andere SittenWie in europäischen Ländern die Bürger verwaltet werden

Andere Länder, andere Sitten. So unterschiedlich z.B. der Speisezettel der Länder ist, so unterschiedlich sind die traditionellen Strukturen der Verwaltungen. Oft mit doppelten Wegen für den Bürger und einer Verlagerung von Zeit und Aufwand aus den Amts- in die Wohnstuben. Fest steht aber auch: Die Verwaltung der Zukunft wird sich radikal ändern – web 2.0 und E-Government machens möglich. Was bald in Deutschland ein-facher werden könnte, untersucht dieser Beitrag.

Kfz-Kennzeichen kann man so oder so vergeben. In Deutschland werden sie aus Tradition nach Regio-nen verteilt (z.B. HAL für Halle, MD für Magdeburg). Das ist schon seit 1907 so, als für die 26 Länder des Deutschen Reichs 10.115 Pkw, 15.954 Krafträder und 957 Lkw einheitliche Kennzeichen bekamen. Und zwar nach Ländern (I für Preußen, II für Bayern bis VI für Reichsland Elsaß-Lothringen). Andere Länder, andere Sitten: Seit 15. April 2009 werden die Kfz-Kennzeichen in Frankreich nach dem Muster AB-123-CD fortlaufend durchnummeriert. Vorteil: Das Kennzeichen bleibt „auf Lebenszeit“ beim Fahrzeug und soll so den Handel mit gestohlenen Autos er-schweren. Vergeben werden die Nummern national einheitlich. In Italien wird ähnlich nummeriert – und dadurch schneller wiedergefunden.

Da stellt sich die Frage, warum in Deutschland neben einem zentralen Kraftfahrzeugregister noch zig kommunale geführt werden?

Es gibt weitere Beispiele dafür, dass wir Deut-schen nicht gerade Vorreiter schlanker Verwaltungen sind. Dass es immer auch ein bisschen effektiver und unbürokratischer geht, zeigt ein Blick über den Kontinent.

In Deutschland haben Eltern die Geburt eines Kindes gleich mehrfach anzuzeigen: beim Standes-amt, bei der Meldebehörde, bei der Kindergeldstelle beim Arbeitsamt und ggf. bei der zuständigen Stelle für Erziehungsgeld. In Italien, Irland, Öster- reich oder Polen werden

alle Anträge bei der Geburt im Krankenhaus gestellt. Den Rest erledigt die Verwaltung von selbst und leitet die Daten von einer Stelle zur nächsten weiter. Wäre es nicht sehr viel bürgerfreundlicher, Dienstleis-tungen dort anzubieten, wo sie gebraucht werden? Beispiel Kfz-Zulassung. In Holland werden Autos bei Autohändlern und Postfilialen, in Italien im Autohaus angemeldet. In Finnland wird die Einkommenssteu-ererklärung vorausgefüllt zugeschickt, in Finnland zum Abruf bereitgestellt. In Österreich stehen Mel-debescheinigungen bundesweit an einer zentralen Stelle zur Anforderung durch die Bürger bereit. In Dänemark sind Bücher über einen landesweiten Ver-bund öffentlicher Bibliotheken bestellbar. In Finnland kann man online Diebstähle und Beschädigungen bei der Polizei anzeigen.

Länder, die den Bürgern mehr Verantwortung und Kontrolle über die persönlichen Daten übertra-gen, erreichen meist eine beachtliche Einsparung an Verwaltungskosten. So werden in Finnland und Großbritannien an Hochschulen Immatrikulationen, Klausuranmeldungen oder die Erstellung von Statis-tiken online ermöglicht, weil alles über ein zentrales Studiertenverzeichnis abgewickelt wird.

Trendsetter im E-Government sind derzeit Länder, die einen so genannten pro-aktiven Modus anbieten. Dort weiß die Verwaltung aufgrund vorliegender Daten, wann eine Verlängerung oder Erklärung fällig ist, und sie kennt die Daten vom letzten Mal und/oder erhält Daten von anderen Stellen, die sie in ein Formular einträgt und dem Bürger nur noch zur Zustimmung oder Änderung zuschickt. Als Beispiele dafür stehen die Einkommenssteuererklärung in Finnland und Spanien sowie die Auszahlung von Kindergeld in Irland. J-U.J.

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Verschlüsselung von mobilen Datenträgern

Viel schlimmer als der Verlust ist der Missbrauch dieser Daten. Eine einfache Art dem aus dem Weg zu gehen ist das Verschlüsseln dieser Daten. Dies kann auf verschiedene Weise realisiert werden. Zum Beispiel als verschlüsseltes Archiv. Eine sehr bequeme Art ist das Anlegen eines Containerfiles. Dieses wird als Laufwerk eingebunden und die Daten werden on-the-fly verschlüsselt. Man bekommt also von der eigentlichen Verschlüsselung gar nichts mit. Die benötigte Software dazu kann außerhalb des Containerfiles auf dem Datenträger mitgenommen werden. Somit können die sensiblen Daten an einem anderen Rechner einfach weiter verwendet werden. Auch ist es möglich diese Daten plattformunabhän-gig zu verwenden. Es ist also egal ob Sie einen Mac, PC oder Linux-Rechner haben.

Die benötigte Software dafür gibt es zum Bei-spiel von Steganos. Aber auch auf dem OpenSource Sektor gibt es kostenfreie Alternativen. Durchgesetzt hat sich hier TrueCrypt. Um ein einfaches Contai-nerfile zu erstellen, geht man einfach auf „neues Volumen erstellen“, wählt dann neues Containerfile und lässt sich vom Assistenten durch die Menüs lei-ten. Unter Extras kann man dann noch eine „Traveler Disk“ erstellen und hat somit gleich alle benötigten Programmdateien dabei, um seinen USB-Stick auch auf anderen Rechnern ohne TrueCrypt Installation einzubinden. Es ist also relativ einfach, sensible Daten zu schützen. Ein wenig Aufwand und Zeit investiert – und man kann sich vor so manchem Schaden bewahren.

Andreas Fließ

„Ich mach das zu Haus fertig.“ Die Datei schnell auf einen USB-Stick kopiert und eingesteckt. Wer kennt das nicht? Mobile Datenträger sind aus unserem heutigen IT-Leben nicht mehr wegzudenken. Seien es nun Speicherkarten, mehrere Gigabyte groß und meist kleiner als ein 1 Cent Stück, oder der klassische USB-Stick. Praktisch sind sie alle. Aber wie sieht es aus, wenn solch ein Datenträger abhanden kommt. Durch Verlust oder Diebstahl? Die paar Euro für den USB-Stick kann man verschmerzen, Aber die Daten sind weg.

Sicherheit

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BetriebssystemwechselWindows 7 auf dem Weg in die Verwaltung

In der Magdeburger Verwaltung stellt die KID sukzessive auf das neue Betriebssystem um. Alle neu angeschafften PCs werden mit Windows 7 ausge-stattet und fertig konfiguriert ausgeliefert.

Damit der Wechsel des Betriebssystems mit der höchstmöglichen Effizienz und Effektivität erfolgen kann, brauchen vorbereitend bedeutsame Fragen eine Antwort:

n Reichen die Ressourcen der gewünschten oder bereits vorhandenen Hardware für das neue Betriebssystem?

n Ist Windows 7 mit der verwendeten Software kompatibel?

n Ist es eventuell sinnvoll auf Windows 8 zu warten?

n Ist eine Schulung erforderlich?

n Sind die Vorteile von Windows 7 genügend bekannt?

Sind die Entscheidungen getroffen, werden aus-führliche Tests durchgeführt, um zu ermitteln, ob die Verwaltungssoftware mit der Windows 7 Plattform kompatibel ist und reibungslos funktio-nieren wird. Der erste Ansprechpartner hierfür ist der Hersteller der jeweiligen Lösung. So wird zum

Beispiel newsystem kommunal von INFOMA, ok.jug und ok.vorfahrt von AKDB, sowie open/Prosoz von PROSOZ gründlich getestet, insbesondere die neuen Treiber sowie die Kompatibilität mit Novell ZENworks.

Das Windows 7 Master-ImageIm Rahmen mehrerer Workshops wird mit

Unterstützung des IT-Dienstleisters Maintainet AG ein sogenanntes Master-Image erstellt. Hierzu wird ein PC mit Windows 7 nach Vorgaben installiert, auf den aktuellen Patch-Stand gebracht, konfigu-riert und als Image (Abbild-Datei) mit Hilfe von Novell ZENworks auf einem Server abgelegt. Zuvor wird diese Installation noch mit dem Systemvorbe-reitungsprogramm (Sysprep) verallgemeinert, das heißt es werden benutzer- und computerbezogene Einstellungen entfernt.

Zeitgleich muss dem Windows-Setup bei der Installation über eine sogenannte Antwortdatei mitgeteilt werden, wie es sich zu verhalten hat. Dies erfolgt mit dem „Windows Automated Installati-on Kit“. Mit dieser speziellen Software lassen sich xml-Dateien konfigurieren, welche die Sprache der Bedienoberfläche, die Festplattenpartitionen oder die Netzwerkeinstellungen beinhalten. Für die vorhande-ne Hardware werden sogenannte Treiberimages er-stellt. Diese enthalten nur die Treiber, welche für den jeweiligen Computertyp benötigt werden. Danach erfolgen ausführliche Funktionstests.

Aus der KID-Praxis

Nachdem Microsoft angekündigt hat, den erweiterten Support für Windows XP ab April 2014 einzustellen, beginnt jetzt in der Landeshauptstadt Magdeburg und ihren Eigenbe-trieben die Umstellung auf Windows 7. Das geschieht mit Hilfe der Client Management Software „ZENworks Configuration Management 11“ von Novell.

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Das Novell ZENworks-Kontrollzentrum in action

Neue SoftwarebundlesEin neu installiertes Betriebssystem ist ohne

zusätzliche Software nicht anwenderfreundlich. Hier kommen die sogenannten Softwarebundles zum Einsatz. Dies sind speziell aufbereitete Installations-routinen, um ohne Tastatur- oder Mauseingaben eine automatische Installation/Verteilung auf vielen verschiedenen Computern zu ermöglichen.

Je nachdem, um welches Softwareprodukt es sich handelt, gibt es verschiedene Möglichkeiten eine Installation automatisiert zu steuern. So gibt es Produkte, die sich mit Hilfe von iss-Dateien verteilen lassen oder man übergibt der Installationsroutine spezielle Schalter wie /verysilent oder /norestart. Eine von Microsoft entwickelte Variante ist der Windows Installer. Durch diesen ist es möglich, msi-Dateien zu interpretieren und auszuführen. Hierbei kann man zusätzlich Transform-Dateien nutzen, die dafür sor-gen, dass die Installation automatisiert und individu-ell anpassbar wird.

Auch Novell ZENworks Configuration Manage-ment bietet zu diesem Thema schon einiges an vorgefertigten Menüpunkten. Die so vorbereiteten Pakete durchlaufen eine Testphase und können im nächsten Schritt, vorausgesetzt entsprechende Lizen-zen sind vorhanden, auf beliebig vielen Computer installiert werden.

Ein kurzer AusblickMit Hilfe von Novell ZENworks Configuration

Management ist es nicht nur möglich, Software zu installieren, sondern auch sicherheitsrelevante Updates zeitnah zu verteilen. In der nächsten Aus-baustufe ist deshalb geplant, die integrierte Patch-managementkomponente freizuschalten und für die PCs der KID zu nutzen. Dann ist es unerheblich, von welchem Hersteller bzw. welcher Software eventuell ein Sicherheitsloch aufgerissen wird. Diese Lösung bietet Patches und Updates für alle großen Hersteller an – vorausgesetzt man verfügt über das entspre-chende Abonnement. Uwe Busch

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Landeshauptstadt Magdeburg

Eine Nummer auch für KummerWarum es ein Vorurteil ist, dass Deutschlands Beamte im Schneckentempo arbeiten

Vor fünf Jahren begannen kluge Köpfe in Deutschlands Verwaltungen damit, eine für Ämter ungewöhnliche Idee auszuprobieren: eine Nummer für alle deutschen Behörden. Was im Frühjahr 2007 kaum jemand für umsetzbar hielt, ist längst eine Erfolgsgeschichte. Ganz vorn mit dabei: die Landeshauptstadt Magdeburg. Am 1. Dezember 2010 war sie die erste ostdeutsche Stadt, die „D115“ scharf schaltete.

In Deutschland gibt es rund 20.000 Behörden – von der Gemeinde bis zum Bund. Für den Bürger ist die Suche nach dem richtigen Ansprechpartner meist die größte Herausforderung. Kaum zu glauben, dass es im preußisch geprägten deutschen Verwaltungs-staat gelingen würde, eine unbürokratische Lösung für ein ziemlich bürokratisches Problem zu finden. Doch mit dem Projekt D115 scheint es gefunden.

Mit D115 wird einer alten Idee neues Tempo eingehaucht: dem Notruf. Wer Rauchschwaden entdeckt, wählt 112 und hat die Feuerwehr in der Leitung. Wer einen Unfall mit dem Auto hat, ruft unter 110 die Polizei. Und wer irgendetwas mit den Behörden zu tun bekommt, soll sich an die 115 halten. Am anderen Ende sitzt ein Mitarbeiter eines kommunalen Bürgerdienstes. Dort ist alles, was Bür-ger und Behörden miteinander zu tun bekommen können, in einer Datenbank gesammelt. Statt sich umständlich durchzufragen, welcher Sachbearbeiter in welchem Amt für welche Genehmigung zuständig ist, soll das Bürgerdienst-Personal sofort weiterhel-fen. Die Ansprüche sind hoch: zehn Stunden täglich erreichbar, innerhalb von 30 Sekunden soll mindes-tens jeder zweite Anrufer mit einem Mitarbeiter reden können, mehr als die Hälfte aller Anliegen sollen direkt – also ohne Rückruf oder Weiterver-binden – geklärt werden.

Das funktioniert offenbar ganz gut. Zumindest in Magdeburg, der ersten ostdeutschen Stadt, die bei „D115“ mitmacht. Der zuständige Beigeordnete Holger Platz sagt: „Wir sind seit 1. Dezember 2010 in Kooperation mit dem Land Sachsen-Anhalt im D115-Verbund dabei.“ Die Anruferstatistik liege im Rahmen der Erwartungen: „ Gestartet sind wir im Dezember 2010 mit 1.144 D115-Anrufen. Das sind sechs Prozent aller Anrufe in der Stadtverwaltung. Eineinhalb Jahr später, im Juni 2012, waren es schon 2.308.“ Ein steigender Bekanntheitsgrad der 115 soll dafür sorgen, dass es immer seltener direkt im Rat-haus klingelt. Schon heute werden unter D115 u.a. Termine für die BürgerBüros, die Ausländerbehörde und die Führerscheinstelle vergeben. Magdeburg setzt so eisern auf Zukunft: Während der Bund ver-spricht, dass 65 Prozent aller Anliegen beim ersten Anruf direkt beantwortet werden, liegt die Quote in Magdeburg laut Holger Platz schon bei 85 Prozent. Gestartet war das Projekt D115 im März 2009 deutschlandweit mit 29 Kommunen. Bei Redakti-onsschluss dieser Ausgabe waren 282 Kommunen, 11 Länder und 88 Bundesbehörden dabei. Bis Ende 2012 werden es voraussichtlich 350 sein.

Übrigens: Vorbild für die Behördenruf- nummer ist der New Yorker Bürgerser- vice mit der Telefonnummer 311. Mehr darüber erfahren Sie auf der nächsten Seite. J-U.J.

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Blick über den Tellerrand

Aus Not wird TugendDer internationale Siegeszug des Bürgertelefons

Die einheitliche Behörden-Rufnummer (D115) sorgt derzeit in Deutschland für Furore. Doch wie innovativ ist das vermeintlich neue Projekt wirklich? Internationale Recherchen zeigen: In anderen Ländern gibt es solche Einheits-Nummern schon länger.

Bereits 1997 fiel einem klugen Kopf im ame-rikanischen Justizministerium auf, dass die Not-rufnummer 911 für vieles gut war: Immer mehr Amerikaner riefen nicht nur Polizei und Ärzte über die 911, sondern fragten hier nach Öffnungszeiten des Rathauses, meldeten Dreckecken oder erregten sich über laute Nachbarn. Echte Notrufe waren von unechten nicht mehr zu unterscheiden.

Das war der Auslöser für die Initiative „Office of Community Aided Policing“ des amerikanischen Justizministeriums, die 1997 mit der Einführung der einheitlichen Servicerufnummer 311 endete. Seit-dem steht die 311 in ganz Amerika Kommunen und Städten zur Freischaltung zur Verfügung. Wo auch immer in den USA Verwaltungen der Meinung sind, dass die Notrufnummer 911 von missbräuchlichen Anrufen entlasten werden muss, der kann dies lokal bzw. regional ändern – mit Hilfe der 311. Seit 2000 gibt es darüber hinaus auch die Servicerufnummer 211 für soziale und freiwillige Dienste.

Die erste Stadt war Baltimore. Mit großem Erfolg, denn die Einführung von 311 führte zu einer Entlastung der Notrufnummer 911 und einem Rück-gang unpassender Anrufe um 50 Prozent. Aller-dings beschränkte sich das Dienstleistungsan-gebot der neuen Servicenummer auf Themen im Verantwortungsbereich der Polizei außerhalb von Notfällen (z.B. Ruhestörungen). Erst die Stadt Chicago nutzte die Nummer später umfassen-der. Die 311 fungierte hier als zentraler, zu jeder Zeit erreichbarer, telefonischer Zugang zu öffentlichen Informationen und Dienst-leistungen. Mittlerweile sind über 70 verschie-dene 311-Projekte in Städten mit Einwohnerzahlen von 5.000

(Bethel, Alaska) bis hin zu acht Millionen (New York) umgesetzt. Überall ist dadurch die Notrufnummer 911 entlastet worden.

Wegen sehr unterschiedlicher Herangehens-weisen hat sich in den USA einer ISPRAT-Studie zufolge eine interessante Vielfalt sehr individueller Bürgertelefon-Angebote entwickelt, die in der Regel nicht miteinander vernetzt sind. Die Akzeptanz der 311-Projekte ist – gemessen an den Anruferzahlen – hoch. In lokalen 311-Projekten zeigt sich, dass nicht nur die Bürger von besseren Leistungen profitieren, sondern auch die Verwaltungen Nutzen haben.

New York steht dafür als Vorbild da. Seit 2002 gingen bei 311 New York über 100 Millionen Anrufe ein, ca 50.000 am Tag. 325 Mitarbeiter kümmern sich darum, bieten Dienste für über 40 Behörden an. Die Ämter werden entlastet, Anfragen gebündelt, Geld gespart. Ein seit 2009 verfügbares iPhone-App verlagert die Serviceanfragen ins Web. 60 Prozent gehen inzwischen auf diesem Weg ein.

Bürgertelefon-Angebote sind inzwischen auch in Großbritannien, Frankreich oder Australien fester Bestandteil des Bürgerservices der Verwal- tung. Sie unterscheiden sich allerdings durch die Form der öffentlichen Trägerschaft und durch die Leistungstiefe und Struktur der Zugangs- nummern. J-U.J.

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Wirtschaftsforum 2012

„Eine kurzfristige und kurzsichtige Ökonomie des eigenen Vorteils“ habe die Probleme geschaf-fen, mit denen man heute konfrontiert sei, betonte Brandenburgs Ministerpräsident Matthias Platzeck. Er warb „für eine menschengemäße Ökonomie des Vertrauens“ als Gegenentwurf zum „Raubtier-Kapita-lismus“. Auf dem Weg in eine solche „Ökonomie des Miteinanders“ könnten genossenschaftlich organi-sierte Unternehmen eine zentrale Rolle spielen: „Die genossenschaftlichen Prinzipien ermöglichen einen Gewinn für alle in einer Zeit, in der Markt und Staat an ihre Grenzen stoßen.“ Gerade für die Akzeptanz erneuerbarer Energien seien genossenschaftliche Modelle der Beteiligung und Teilhabe unabdingbar, unterstrich der Ministerpräsident. Dabei wird die Energiewende im Mittelpunkt stehen.

Bekenntnis zu kaufmännischen Tugenden Für die gastgebenden Kreditgenossenschaften

hatte zuvor bereits Beate Lyga aus dem Vorstand der Volks- und Raiffeisenbank Saale-Unstrut eG ein Be-kenntnis zu verantwortungsbewusstem Wirtschaften formuliert: „Loyalität und kaufmännische Tugenden

in Verbindung mit etwas gesundem Menschenver-stand sind wesentlich für den Aufbruch.“

10-Punkte-Programm für Brandenburg und Sachsen-Anhalt

Der ehemalige Bundesminister und Erste Bürger-meister Hamburgs, Dr. Klaus von Dohnanyi, stellte ein 10 Punkte umfassendes Programm für die Wirt-schaft Brandenburgs und Sachsen-Anhalts vor. Er trat dafür ein, die eigenen Potenziale des Standorts zu nutzen. Politik und Verwaltung seien gehalten, einen intensiven Dialog mit den Unternehmen zu suchen: „Die Unternehmen sind wichtiger als die Politik, aber die Politik kann die Unternehmen in große Probleme bringen.“ Von Dohnanyi forderte für die wirtschaftliche Entwicklung Ostdeutschlands auf so genannte Cluster als Wachstumskerne zu setzen. Im Westen habe Bayern diesen Weg erfolgreich be-schritten. Dies erfordere Langfristigkeit und Geduld.

Mehr Anerkennung als Erfolgsfaktor Auf einen anderen Aspekt machte Prof. Rüdiger

Pohl aufmerksam. Der ehemalige Präsident des Insti-tuts für Wirtschaftsforschung Halle kritisierte „die verbreitete negative Bewertung der ostdeutschen Wirtschaft“ und mahnte mehr „Anerkennung für die erfolgreiche Aufbauleistung der Unternehmer“ an. Diese seien entscheidender Erfolgsfaktor für den Fortgang des Aufbaus Ost und nicht der Staat. In den Berichten der Bundesregierung zum Stand der deutschen Einheit komme der Begriff „Unterneh-mer“ kaum vor.

Verantwortung und Mut führen zum Erfolg

Jörg Schlichting, Inhaber von EWS „Die Schuh-fabrik“ e.K., berichtete, wie er sein Unternehmen 2005 aus der Insolvenz herauskaufte und durch die Konzentration auf das Spezialsegment „Feuerwehr-

Plädoyer für eine Ökonomie des MiteinandersWirtschaftsforum der Volksbanken und Raiffeisenbanken mit Ministerpräsident Matthias Platzeck und Klaus von Dohnanyi

Potsdam. Nach einer von Shareholder Value und grenzenlosem Egoismus geprägten Phase, die in der aktuellen Finanzkrise mündete, sind jetzt unternehmerisches Verant-wortungsbewusstsein und Gemeinsamkeit gefragt. Nur dann lasse sich das notwendige Vertrauen als Voraussetzung für nachhaltiges Wachstum schaffen. Vor rund 450 Teilneh-mern aus Brandenburg und Sachsen-Anhalt war dies das Fazit des Wirtschaftsforums „Mittelstand in Bewegung – Strategien für den Industriestandort im Aufbruch“.

Matthias Platzeck, Ministerpräsident von

Brandenburg

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stiefel“ bis heute als einer der wenigen Schuhfa-brikanten am Standort Deutschland erfolgreich produziert. Schlichting bekannte sich zur Verant-wortung des Unternehmers für seine Mitarbeiter. Dies gehe bis hin zur persönlichen Haftung. „Man von muss von dem Produkt, aber auch von sich selbst überzeugt sein, um den notwendigen Mut aufzubringen“, sagte der Mittelständler aus der Lutherstadt Eisleben.

Innovative genossenschaftliche Lösungsmodelle

Als ein Beispiel für innovative genossenschaftli-che Lösungsmodelle stellte das Vorstandsmitglied Dr. Michael Wandersleb die Kommunale IT-UNION eG (KITU) vor. Diese Genossenschaft ermöglicht es als erste ihrer Art den Kommunen, ihre Informations-technologie zu organisieren. Die vollständige oder teilweise Auslagerung der Informationstechnologie auf die KITU sei eine Alternative zur Zentralisierung auf Bundes- oder Länderebene. Wie attraktiv dieses Modell für die Kommunen in Sachsen-Anhalt ist, zeigt die Mitgliederentwicklung. Aus den drei Part-nern zu Beginn sind zwischenzeitlich 21 Mitglieder dieser kommunalen Genossenschaft geworden. Das Leistungsportfolio erstreckt sich von einem Mel-deportal über den elektronischen Personalausweis und die Einführung der Doppik bis hin zur digitalen Gremienarbeit.

Satire und Impulse

Umrahmt wurde das Wirtschaftsforum am Kul-turstandort Schiffbauergasse Potsdam von Beiträgen des Kabarettisten Lars Reichow und des langjährigen Mannschaftsarztes des Fußball-Bundesligisten Mainz 05, Dr. Klaus Gerlach. Der u.a. mit dem Deutschen Kleinkunst-Preis ausgezeichnete Reichow warf unter anderem einen satirischen Blick auf die europäische Staatenfamilie. Gerlach sensibilisierte die stark bean-spruchten mittelständischen Unternehmer für die Notwendigkeit, die Erholung nicht zu kurz kommen zu lassen. Dafür gelte es, gezielte Impulse in den Alltag einzubauen.

Gesprächsrunde:1.v.li. Dr. Michael Wan-dersleb, 2.v.li. Moderatorin Susanne Stichler, 3.v.li. Prof. Rüdiger Pohl, 1.v.re. Dr. Klaus von Dohna-nyi, 2.v.re. Jörg Schlichting

Beate Lyga, Vorstandsmitglied Volks- und Raiffeisen-bank Saale-Unstrut

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Intern

Am 19.07.2012 fand in Magdeburg die 4. Auflage der Firmenstaffel statt. Insgesamt 3.500 Teilnehmer aus über 400 Unternehmen der Region haben teilgenommen. Auch die KID war mit einem Team dabei. Die fleißigen Läufer belegten den 257. Platz in der Kategorie „Mixed“ und bewegten sich damit im Mittelfeld. Auf ein Neues vielleicht im nächsten Jahr.

Ein Stab, ein Team, ein Ziel!

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Moderne Kommunikationsmittel gehören heute für die meisten Menschen zum Alltag. Der Server befragt an dieser Stelle Prominente und/oder von Berufs wegen kommunika-tive Menschen, welche sie davon wofür benutzen. Heute: Jan Hofer, eigentlich Johannes Neuenhofer.

Seit 1984 ist er bei der Tagesschau, seit Okto-ber 2004 Chefsprecher der wichtigsten Nachrich-tensendung im deutschen Fernsehen. Bekannt ist der Nachrichtensprecher auch als Buchautor und Moderator von Unterhaltungssendungen. Seit 1992 ist er unseren Lesern besonders als Gastgeber der Talkshow Riverboat (MDR) bekannt.

Welche Funktionen Ihres Handys nutzen Sie regel-mäßig?Alle, und ich meine damit auch wirklich alle.

Wie oft klingelt in der Regel Ihr Handy am Tag?Nicht so häufig, meist läuft es über Email auch auf das Smartphone.

Ist Ihre Nummer geheim?Ja, aber was ist schon geheim? Sie haben sie ja auch herausgefunden.

Was würde Ihnen ohne Handy fehlen?Die Anbindung an meinen Beruf und die Möglichkeit ständig auf dem Laufenden zu sein.

Finden sich die Handynummern vom Bundespräsi-denten und der Bundeskanzlerin in IhremTelefonverzeichnis?Nein, aber sonst sind eine Menge Prominente darin vertreten.

Wie nutzen Sie Ihren privaten Computer?Es gibt keinen rein privaten Computer. Ich bin eigent-lich immer online vernetzt, in der Freizeit ebenso wie im Berufsleben.

Welche Internetseiten klicken Sie am häufigsten an?www.wikipedia.de und www.tagesschau.de

Welches Videospiel haben Sie zuletzt gespielt?Ich habe noch nie ein Videospiel gespielt, wohl aber Spiele wie Backgammon oder Ma-Jongg.

Welche DVD haben Sie zuletzt angesehen?„Night on Earth“ von Jim Jarmusch aus dem Jahr 1991.

Besitzen Sie eine Digitalkamera?Ja.

Ihr letztes Fotomotiv?Das ausgebaute Armaturen-brett meines Oldtimers.

Von wem bekommen Sie die meisten E-Mails?Von der ARD.

Sind Sie schon einmal Opfer eines Datenlecks geworden?Ja leider. Seitdem bin ich in dieser Sache sehr viel sensibler und habe meine Sicherheits-maßnahmen kräftig aufgerüstet und Backups automatisiert.

Bestellen Sie Konsumgüter eher im Internet oder gehen Sie lieber shoppen?Inzwischen fast ausschließlich im Internet, einschließ-lich E-Books.

Halten Sie unser zunehmend vernetztes Leben für einen Segen oder einen Fluch für den Schutzder eigenen Persönlichkeitsrechte?Na, ein Segen ist es sicher nicht, aber da man es nicht aufhalten kann, muss man sich damit arrangie-ren und versuchen, nicht viel von sich preiszugeben.

Wie ordnen Sie Ihre Termine: klassisch auf einem Terminkalender oder mit elektronischer Hilfe(PDA, Handy)? Ausschließlich elektronisch. Das hat den Vorteil, dass sich ein Termin auf all meinen Geräten widerfindet – also auf dem Smartphone, dem Laptop, Desktop und dem iPad.

Sagt Ihnen der Begriff „PowerPoint“ etwas?Natürlich, ich arbeite ja ständig damit.

Lesen Sie lieber Briefe oder E-Mails?Das kommt darauf an. Die schnelle Information vorzugsweise per E-Mail, die persönliche Botschaft mit der Post. Ich schreibe meine persönlichen Briefe ausschließlich von Hand mit dem Füllhalter, gerne auch mal an meine Kinder. Ansonsten kommunizieren wir ständig über Skype oder WhatsApp, also always online.

Auf ein Wort, Jan HoferInterview

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Auf einem riesigen Felsen thront weit über dem Selketal die mächtige Burg Falkenstein. Erbaut zwischen 1120 und 1180 wurde sie im Laufe der Jahrhunderte immer wieder verändert aber nie von Feinden bezwungen. Heute ist Burg Falkenstein ein beliebtes Aus-flugsziel, finden sich hier doch eine Falknerei, eine empfehlenswerte Gaststätte und ein sehenswertes Museum. Egal, ob Sie zu Fuß oder mit der Bimmelbahn zur Burg gelangen – dieser Ausflug ist Urlaub pur vom Alltag. In der dritten Folge unserer Serie über kleine Paradiese geht es diesmal in den nordöstlichen Harz.

Ein Falke schwebt hoch über den Zinnen. Aus der Küche zieht verführerischer Duft von frisch gegrilltem Spanferkel über den Hof. Und überall scheinen edle Ritter und charmante Burgfräulein zu lustwandeln …

Kaum zu glauben, aber mitten im Harz – auf Burg Falkenstein – wird das Mittelalter wieder lebendig. Der Sage nach verdankt die Burg ihre Entstehung einem Mord: Egeno II von Konradsburg erschlug während eines heftigen Streits seinen Widersacher, den Grafen Albert II von Ballenstedt. Um die Tat zu sühnen, wurde verfügt, dass aus dem Stammsitz des Übeltäters ein Kloster wird. Darauf-hin ließ der Sohn Egenos, Burchard von Konrads-burg, die heutige Burg Falkenstein errichten.

Viele Jahre später verfasste auf Burg Falkenstein der Anhaltiner Eike von Repgow 1220 wahr-

scheinlich den Sachsenspiegel – das erste deutsche Rechtsbuch.

In der historischen Küche kann sogar gekocht werden

Ja, Burg Falkenstein ist gelebte Geschichte. Da-von kann sich jeder Besucher im weitläufigen Burg-museum überzeugen: Neben einer ausführlichen Beschreibung über die Entstehung des Sachsenspie-gels (mit vielen interessanten Ausstellungsstücken) und vielen Exponate aus dem Mittelalter, lernt der neugierige Besucher beim Rundgang durch die Burg auch eine Menge über das Ritterleben.

In den Zimmern hängen Info-Tafeln, die leicht-verständlich das „finstere“ Mittelalter erklären. Dann der Rittersaal mit der prunkvoll gedeckten Tafel, die „alte Küche“, die Herrenstube oder die alte Burg-kapelle (hier kann heute noch geheiratet werden)

Beeindruckender Blick vom Turm auf den

Innenhof der Burg und den östlichen Harz. Für

einen Ausflug sollten Sie viel Zeit einplanen.

Ausflugstipp

Burg Falkenstein im Selketal bietet Entspannung und viele Attraktionen

Zu Fuß oder mit der Bimmelbahn

ANFAHRTBurg Falkenstein liegt an der L230 zwischen Meisdorf und Pans-felde. Von Halle aus geht es über die A14 Richtung Magdeburg. In Bernburg abfahren, links, der B6n über Güsten nach Aschers-leben. Dann auf die B 185 wechseln und Richtung Alexisbad/Ermsleben. Danach den Schildern nach Falkenstein folgen.Von Magdeburg sind es gut 69 km über die B81 und B180. Es geht über Aschersle-ben bis zum Parkplatz „Gartenhaus“. Von hier führt ein gut zwei Kilometer langer Wanderweg zur Burg. Oder Sie fahren mit der Falkenstei-ner Bimmelbahn (03473/8174) zur Burg.

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– alles wurde in den vergangenen Jahren liebevoll restauriert und in den Originalzustand zurückver-setzt. So fällt der Blick in die Vergangenheit leicht. Stundenlang kann sich der Besucher hier aufhalten und überall historische Kleinode entdecken. Ver-ständlich, dass in allen Räumen das Fotografieren verboten ist, sollen die Eindrücke doch lebendig im Herzen bleiben und nicht „schnöde auf Chip gebannt werden“.

Nach dem Museumsbesuch sollten Sie die alte Kunst der „Falknerei“ live miterleben: Schon vor gut 4000 Jahren bediente sich der Mensch bei der Jagd der Hilfe abgerichteter Greifvögel. Die „Beizjagd“ wurde mit Adlern, Falken oder Habichten durch-geführt. Auf Burg Falkenstein zeigen Falkner nicht nur, wie ästhetisch Adler, Geier, Bussard, Uhu oder Falke in der Luft unterwegs sind, sondern auch, über welch‘ ungewöhnliche Fähigkeiten diese Vögel verfügen.

„Krummes Tor“ – hier speiste sogar schon Reichskanzler Bismarck

Bevor es dann in die Burggaststätte geht, ist der Ausblick über das Selketal ein absolutes „Muss“. Bei klarem Wetter schauen Sie vom Burgrondell kilometerweit über den Ostharz. Es fällt leicht, sich vorzustellen, wie es wohl gewesen sein muss, wenn die Burg von feindlichen Rittern belagert wurde …

Noch beeindruckender ist die Aussicht vom ho-hen Turm. Allerdings setzt seine Besteigung „Kondi-

tion“ voraus, denn die Treppen scheinen nicht enden zu wollen. Die Aussicht allerdings entschädigt für drohenden Muskelkater.

Nach diesen abwechslungsreichen Erlebnissen und vielfältigen Eindrücken empfehlen wir Ihnen einen Besuch in der Burggaststätte. Sie befindet sich über dem dritten Tor der Burg, dem „Krumme Tor“ und heißt deshalb genauso. Was kaum jemand weiß: Schon Reichskanzler Bismarck feierte in diesen Räumen, genoss die hervorragende Küche (gilt auch heute noch) und das stilvolle Ambiente der Ein-richtung. Neben einer verführerischen Speisekarte werden hier auch üppige „Rittermahle“ veranstaltet (Infos unter 034743/ 8174 oder www.ritteressen-burg-falkenstein.de). Eigentlich ein Muss. Doch dafür empfiehlt es sich, eine Nacht in einem der nahegelegenen Hotels oder Pensionen einzuplanen.

Apropos Veranstaltungen: Zwischen März und November ist eigentlich immer etwas los auf dieser herrlichen Burg: Mittelalterliche Schatzsuche, Minne-turnier mit bekannten Sängern aus Deutschland, der Schweiz und Italien oder Burgfeste, für jeden Geschmack ist etwas dabei. Und wer weiß, vielleicht erleben Sie bei einem Besuch auf Burg Falkenstein auch ein Kamerateam, das in dieser herrlichen Kulis-se einen Film dreht. Zu DDR-Zeiten wurden hier über dem Selketal zahlreiche Märchenfilme aber auch ein Polizeiruf gedreht. Und auch heute noch ist Burg Falkenstein eine beliebte Filmkulisse – nicht nur für Profis. Thomas Pfundtner

INFOS Burg Falkenstein, 06543 Stadt Falken-stein/OT Pansfelde. Eintritt 5 Euro, es gibt zahlreiche Ermäßigun-gen. Führungen mögl.

Apr. - Okt. tägl. 10 - 18 Uhr, Einlass- und Kassenschluss: 17.30 Uhr

Nov.-März, Di.-So. 10-16.30 UhrEinlass- und Kassen-schluss: 16.00 Uhr.

Montags (außer an Feiertagen) und am 24.12. geschlossen!

Veranstaltungen: 4.8.: 7. Falkenstei-ner Minneturnier – „Traumpaare des Mittelalters) 5.8.: „Minnelieder und Liederliches“ Konzert von Thomas Schallaböck 3., 6. u. 7.10.: 18. Fal-kensteiner Burgfest und viele mehr. www.dome-schloesser.de/falkenstein.html

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Streiflichter

Wilhelm Busch ist das erste von sieben Kindern von Henriette Kleine und Friedrich Wilhelm Busch. Der Fleiß der Eltern ermöglicht es, das später drei ihrer Söhne studieren können. Wilhelm gehört mit dazu. Doch bereits mit neun Jahren verlässt Wilhelm des Elternhaus. Wegen der Geburt eines weiteren Bruders (Otto, 1841) wird es im Elternhaus derart eng, dass Wilhelm zu seinem 35-jährigen Onkel Pfarrer Georg Kleine und dessen Ehefrau Fanny Petri nach Ebergötzen kommt. Für den Jungen eine schicksalhafte Entscheidung, denn der Pfarrer lehrt seinem Neffen weit mehr als es die Wiedensahler Dorfschule mit 100 Kindern je vermag. Onkel und Tante prägen Wilhelm Busch entscheidend. Bei ihnen findet er in den Jahren seiner Erfolglosigkeit immer wieder Zuflucht.

Obwohl Wilhelm Busch groß gewachsen ist, so hat er doch einen eher schmächtigen Körper. Jungenhaft derbe Streiche, wie er sie später Max und Moritz andichtet, sind aus seiner Kindheit nicht überliefert. Im Gegenteil: In seinen autobiographi-schen Skizzen und Briefen bezeichnet er sich stets als ängstliches Kind, das die „Bangigkeit gründ-lich studiert“ hat. Und doch entstammen seine berühmtesten Geschichten der Kindheit. Hinter Max und Moritz (1865 veröffentlicht) verbergen sich in Wahrheit sein Freund Erich Bachmann und er – gemeinsam bekommen sie von seinem Onkel Privatunterricht.

Mit 15 Jahren (September 1847) beginnt Busch ein Maschinenbaustudium am Polytechnikum Han-nover. Kurz vor Abschluss des vierjährigen Studiums aber bittet er die Eltern, an die Kunstakademie Düsseldorf wechseln zu dürfen. Nur von Juni 1851 bis Mai 1852 bleibt er dort, dann wechselt er an die Académie Royale des Beaux-Arts bei Josephus Laurentius Dyckmans. Ein Jahr später erkrankt er schwer an Typhus, bricht das Studium ab und kehrt nach Wiedensahl zurück. Fünf Monate lang malt er, sammelt Volksmärchen, Sagen, Lieder, Balladen, Rei-me und den Aberglauben der Region. Der Versuch, diese Sammlung zu publizieren, bleibt erfolglos.

Ein erneuter Anlauf für ein Kunststudium, diesmal in München, geht ebenfalls schief. Da-raufhin lässt sich Busch vier Jahre lang planlos treiben, spielt gar mit Auswanderungsgedanken nach Brasilien, um dort Bienen zu züchten. Über Wasser hält er sich irgendwie mit Karikaturen und Gebrauchstexten für die Zeitung des Künstlervereins „Jung München“. Es folgen über 100 gut bezahlte Veröffentlichungen in Münchner Satirezeitungen zwischen 1860 und 1863. Für 1000 Gulden ver-kauft Busch in jenen Jahren an den Verleger Kaspar Braun die Rechte an der Bildergeschichte von Max und Moritz. Eine Summe, die etwa zwei Jahres-löhnen eines Handwerkers entspricht und auch für Wilhelm Busch höllisch viel Geld ist. Für Kaspar Braun wird das Geschäft zur Goldgrube. In Buschs Todesjahr 1908 erscheint die 56. Auflage – und mit ihr mehr als 430.000 verkaufte Exemplare.

Max und Moritz als Geburtshelfer von Micky Mouse

Die Geschichte von Wilhelm Busch – dem Erfinder des ComicsZahlreiche Erfindungen in den vergangenen Jahrhunderten haben die Welt verändert. In einer Serie erinnert der Server an Erfindungen von Deutschen, die das Leben der Men-schen nachhaltig beeinflusst haben. In der 15. Folge erzählen wir die Geschichte von Wilhelm Busch (1832), dem Urvater des Comics.

Wilhelm BuschSelbstbildnis (1873)

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Sie möchten ein kostenloses Abo des SERVER? Kein Problem. Benutzen Sie die Karte, rufen Sie uns an oder senden Sie uns eine E-Mail.

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Nach zahlreichen Bildgeschichten widmet sich Busch immer mehr literarischen Texten. Doch der Versuch, sich mit der Gedichtsammlung „Kritik des Herzens“ als ernsthafter Wilhelm Busch neu zu erfinden, geht in die Hose. Kritiker reagieren auf die 81 Gedichte überwiegend verständnislos bis vernichtend. Auch die Leserschaft zeigt sich aufge-bracht über die Verse, die meist Ehe und Sexualität thematisieren.

Es folgen Alkohol- und Zigarettensucht, 1874 sogar die ersten Symptome einer schweren Niko-tinvergiftung. Doch dann brechen Buschs produk-tivste Jahre an. 1874 veröffentlicht er „Dideldum!“, eine Sammlung kurzer Bildgeschichten. Ab 1875 erscheint seine Knopp-Trilogie. Als wohlhaben-der aber menschenscheuer Mensch lebt er bis zu seinem Tod mit seiner Schwester Fanny (sie ist ihm Haushälterin) im Pfarrhaus von Wiedensahl.

Zum Ende von Buschs Laufbahn als Zeichner von Bildergeschichten entstehen die beiden Werke Balduin Bählamm, der verhinderte Dichter (1883), und Maler Klecksel (1884). Sie thematisieren künstlerisches Scheitern und stellen zugleich Buschs Selbstkommentar dar. Freuen wir uns heute über Buschs pfiffigen Strich und die sarkastischen Verse, so hat er sie selbst doch nie als künstlerisch wertvoll betrachtet. Längst gilt Wilhelm Busch als Begründer des modernen Comics, mithin als Urgroßvater von Micky Mouse und Digedag.

1896 gibt Wilhelm Busch das Malen endgültig auf und tritt gegen eine Abfindung von 50.000 Goldmark alle Rechte an seinen Veröffentlichungen an den Verlag Bassermann ab. In der Nacht vom 8. auf den 9. Januar 1908 verstirbt Wilhelm Busch.

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Unter allen neuen Abonnenten verlosten wir drei USB-Sticks.

Unsere Gewinner sind:Andreas Stiller aus Liederbach,Nick Schufft aus Vahldorf undMaik Roy aus Samswegen

Herzlichen Glückwunsch!

Bitte

frankieren,

wenn

möglich.

DANKE

Antwort

Redaktion SERVERKID Magdeburg GmbHAlter Markt 1539104 Magdeburg

Name/Vorname

Straße/Hausnummer

PLZ/Wohnort

Das Lösungswort lautet:

Bitte senden Sie mir den SERVER kostenfrei zu.

Frau Herr

Glosse

Schlau oder nicht schlauJeder Klick ist wie eine graue Zelle. Jede Seite im

Internet macht mich ein Stückchen schlauer. Ich weiß das schon lange. Doch jetzt belegt das auch eine Studie: Im Eurek Alert!, einem englischsprachigen Pool für Wissenschaftsnews, wächst die Liste der Forschungsnachrichten, die über Facebook verbreitet

werden, rasant und unaufhörlich. 1.600 sind es schon, die seit Gründung des Freundenetzwerks dort eingestellt worden sind. Ich finde das un-glaublich: jede Nachricht eine Erfindung, jede News eine neue Erkenntnis. Und Eurek Alert! ist nicht die einzige Plattform, die die neues-ten Ergüsse von menschlichem Gehirnschmalz verbreitet. Da kann man ja gar nicht mehr so schnell mitschreiben, wie unsere Klügsten

Neues entdecken.

Wir sollten dankbar sein, dass es das Internet überhaupt gibt. Nicht auszudenken, wenn wir heute immer noch selbst im Café flirten müssten, um einen Partner zu finden. Wir müssten immer noch dicke Lehrbücher aus der Bibliothek schleppen statt sie im Kindle zu lesen. Oder wollten Sie sich wieder stundenlang durch Kaufläden quälen, nur um ein neues Handy oder eine CD zu kaufen? Wie furchtbar wäre

es doch, wenn wir unsere Freunde an einer Hand abzählen könnten. Ja, das Leben von „früher“ war eine unglaubliche Last. Ja beinahe mittelalterlich. Da lobe ich mir das Heute, eine Zeit, in der uns die pure Existenz des Netzes das Tor zu einer explodierenden Gesellschaft des Wissens, der Klugheit, des Könnens und der Kultur öffnet. Eigentlich müsste die Mensch-heit von Sekunde zu Sekunde aufblühen, wo sich doch das Wissen im Internet ausbreitet wie ein Virus. Auf jedem Server ist frei verfügbar, was schlau und schlauer macht.

Aber warum guckt mein Nachbar statt wikipe-dia Richterin Barbara Salesch? Warum verwechselt die Frau an der Supermarkt-Kasse immer noch mir und mich? Im Internet (wo sonst?) habe ich eine Erklärung dafür gefunden: Das „British Educational Research Journal“ hat 47.000 Erwachsene befragt und anschließend geurteilt: „Nach einer Dekade im Internet sind wir nicht einen Schritt näher an der Lerngesellschaft“. Obwohl verfügbar, wird im Inter-net nicht viel mehr als früher nach Bildungsmaterial gesucht.

Es ist wie im wahren Leben: 25 Prozent aller Suchanfragen beziehen sich auf Sex, 74 Prozent aller Einnahmen im Internet werden mit Sex-Angeboten gemacht. Das Internet macht uns also nicht schlauer. Allerdings auch nicht kinderreicher.

J-U.J.

schon, die seit Gründung des Freundenetzwerks dort eingestellt worden sind. Ich finde das un-glaublich: jede Nachricht eine Erfindung, jede News eine neue Erkenntnis. Und Eurek Alert! ist nicht die einzige Plattform, die die neues-ten Ergüsse von menschlichem Gehirnschmalz verbreitet. Da kann man ja gar nicht mehr so schnell mitschreiben, wie unsere Klügsten

Neues entdecken.

es das Internet überhaupt gibt. Nicht auszudenken, wenn wir heute immer noch selbst im Café flirten müssten, um einen Partner zu finden. Wir müssten immer noch dicke Lehrbücher aus der Bibliothek schleppen statt sie im

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SERVERRegionales IT-Kundenmagazin für Sachsen-Anhalt

Herausgeber

KID Magdeburg GmbH Alter Markt 15 39104 Magdeburg

Telefon 03 91 2 44 64-0 Telefax 03 91 2 44 64-400 E-Mail [email protected] Internet www.kid-magdeburg.de

RedaktionsbeiratDr. Michael Wandersleb, Geschäftsführer KID Magdeburg GmbH; Andrea Pape, Mar-keting KID Magdeburg GmbH; Jens-Uwe Jahns, Journalist; Jürgen Haase, Journalist; Georg Rieger, Geschäftsführer Spectrum Wirtschaftswerbung GmbH

GesamtherstellungSpectrum Wirtschaftswerbung GmbHJulius-Bremer-Straße 1039104 MagdeburgTelefon: 03 91 56 46 47Telefax:: 03 91 56 46 49 E-Mail: [email protected] www.spectrumww.de

„Server“ erscheint quartalsweise.Nachdruck nur bei Nennung der Quelle. Themengerechte Fotos und Manu skripte sind stets willkommen, doch können wir eine Veröffentlichung oder Rücksendung nicht garantieren.

Schreiben Sie das Lösungswort auf die bei-gefügte Postkarte oder senden Sie uns eine E-Mail: [email protected]

Einsendeschluss ist der 5. November 2012Vergessen Sie nicht den Absender. Die Ge-winner werden schriftlich benachrichtigt. Der Rechtsweg ist ausgeschlossen.

Das Lö sungs wort unseres letzten Rätsels hieß: Kommunal-App

Eine Haushaltsschere mit Klingenschutz haben gewonnen: Johannes Ruch aus Hohenseeden, Sabine Lietz aus Naumburg undAndrea Löwe aus Gräfenhainichen

Herzlichen Glückwunsch!

Lösungswort gesucht

Unter allen Einsendern des richtigen Lösungswortes verlosen wir dreimal eine Haushaltsschere. Diese große Schere hat im Mittelteil einen Flaschenöffner und einen Magneten am Klingenschutz zur einfachen Befestigung an einer Metall-schiene.

Viel Spaß beim Rätseln!

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Rätsel und Impressum

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Himalaja-gipfel(2 W.)

Mittel-meer-insu-laner

Fecht-waffe

einGelände

arabi-scheLang-flöte

Gefühlv. Furchtund Ab-scheu

ätzendeFlüssig-keit

Kfz-Z.Görlitz

Medien-arbeit(engl.Abk.)

Radio-emp-fänger(engl.)

kurz für:daraus

Nach-ahmungeinerHupe

griechi-scherBuch-stabe

beson-dereBega-bung

männ-licherfranz.Artikel

Kfz-Z.Neuwied/Rhein

latei-nisch:Erde

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TALENT

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DATENTRAEGER

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