signaltransduktionsinhibitoren als neue option

1
Aktuelle Impfempfehlungen der DGRh Um Unsicherheiten von Ärzten bezüg- lich Schutzimpfungen erwachsener Rheu- mapatienten auszuräumen, hat die DGRh ergänzend zur STIKO aktuell eine Empfeh- lung erarbeitet, die Dr. Sigune Goldacker vom Centrum für Chronische Immundefizi- enz in Freiburg vorstellte. Generell gelten Impfungen bei Patienten mit entzündlich- rheumatischen Erkrankungen als sicher, wenn sie mit Totimpfstoffen in stabilen Krankheitsphasen verabreicht werden. Le- bendimpfstoffe sind unter funktionell rele- vanter Immunsuppression kontraindiziert. Der Impfstatus zu Haemophilus influenzae b, Hepatitis A und B, humanen Papillomavi- ren, Influenza, Neisseria meningitis, Röteln (bei Frauen im gebärfähigen Alter), Strepto- coccus pneumoniae, Tetanus (Diphtherie Toxoid/Pertussis/Polio) ist anamnestisch zu erheben. Diverse weitere Faktoren sollten ebenfalls abgeklärt werden. Auf der DGRh- Homepage (http://dgrh.de) finden sich eine entsprechende Checkliste sowie eine Pati- enteninformation zum Thema Impfen. Goldacker wies auch auf die Bedeutung der Umgebungsprophylaxe (MMR, Varizellen, orale Polio Vakzine (OPV), Influenza) hin. Bei OPV-, Typhus- und Rotaviren-Impfung des Umfeldes sollten der Kontakt für zwei Wo- chen vermieden werden. wk Neue Antikoagulanzien: orale Gabe, kein Gerinnungsmonitoring In der Sitzung „Innere Medizin für Rheu- matologen" informierte Prof. Hanno Riess von der Charitè in Berlin über die neuen oralen Antikoagulazien (NOACs). Die drei bisher zugelassenen NOACs hemmen direkt Thrombin (Dabigatran) oder den Faktor Xa (Rivoroxaban, Apixaban). Sie haben gegen- über niedermolekularen Heparinen (NMH) den Vorteil der oralen Gabe; das unter Vita- min-K-Antagonisten erforderliche Gerin- nungsmonitoring entfällt. Allerdings erfor- dern NOACs eine hohe Compliance, weil bei Auslassen von mehr als einer Tablette der Thromboembolieschutz nicht mehr ge- währleistet ist. Zur perioperativen Thromboemboliepro- phylaxe bei Knie- und Hüftgelenkersatz haben sich Rivoraxaban (10 mg/d, erstmalig 6–10 h nach OP-Ende) und Apixaban (2,5 mg 2 x täglich, erstmalig 12–24 h nach OP- Ende) den NMH als überlegen erwiesen; Dabigatran (feste Dosierung, 1. Gabe 1–4 h nach OP-Ende mit 110 bzw. 75 mg, danach 220 bzw. 150 mg/d) zeigte sich gegenüber NMH als gleichwertig. Die Sicherheit aller drei NOACs war in Studien mit jener von NMH vergleichbar. Mit Blick auf das perioperative Management wies Riess darauf hin, dass ein Bridging in der Regel nicht erforderlich ist. Vor Operati- onen sollten ein, vor Eingriffen mit hohem Blutverlust zwei Tage Pause eingehalten werden. Postoperativ ist eine dem individu- ellen Blutungs- und Thromboembolierisiko adäquate NOAC-Pause beziehungsweise eine prophylaktische Antikoagulation sinnvoll. Für die Abschätzung des individuellen Blu- tungsrisikos sind die Nieren- (veränderte Halbwertzeit) und die Leberfunktion des Patienten zu beachten. Im Fall einer Blutung sollte umgehend eine dem Schweregrad angemessene Therapie durchgeführt wer- den, je nach Erfordernissen verbunden mit einer Pause der Antikoagulation. wk Signaltransduktionsinhibitoren als neue Option Die Blockade intrazellulärer Signalwege, insbesondere in Form von Kinaseinhibito- ren, eröffnet neue Therapiemöglichkeiten in der Rheumatologie. Dies sagte Prof. Rüdi- ger Burmester, Charitè-Universitätsmedizin Berlin. Die am intensivsten untersuchte Substanz dieser Klasse ist der JAK (Janus- Kinase)-Inhibitor Tofacitinib, der in vielen außereuropäischen Ländern bereits zuge- lassen ist. Im großen Phase-3-Studienpro- gramm hat sich Tofacitinib in der Monothe- rapie wie auch kombiniert mit konventio- nellen DMARDs und nach ungenügendem Ansprechen auf DMARDs bzw. Biologika als wirksam erwiesen. Sowohl beim klinischen Ansprechen, als auch beim Effekt auf die radiologische Progression erfüllte Tofaciti- nib die Erwartungen. Laut Burmester könnte Tofacitinib künftig eine Option nach Versagen von TNF-α-Inhibitoren sein. Der in Studien erfolgreiche Phosphodieste- rase (PDE) 4-Hemmer Apremilast verhindert den Abbau von zyklischem AMP zu AMP. Konsekutiv sinkt die Ausschüttung proin- flammatorische Zytokine. Die Zulassung für die Erkrankungen Psoriasis, Psoriasisarthri- tis und ankylosierende Spondylitis wurde bereits beantragt. wk © Ottmar Kittel/Fotolia.com springermedizin.de Weitere Berichte finden Sie in unserem DGRh-Kongressdossier im Internet unter www.springermedizin.de/ dgrh-2013 58 ORTHOPÄDIE & RHEUMA 2013; 16 (5) Medizin aktuell DGRh-Kongress 2013 in Mannheim

Upload: wk

Post on 16-Mar-2017

215 views

Category:

Documents


0 download

TRANSCRIPT

Aktuelle Impfempfehlungen der DGRh

— Um Unsicherheiten von Ärzten bezüg-lich Schutzimpfungen erwachsener Rheu-mapatienten auszuräumen, hat die DGRh ergänzend zur STIKO aktuell eine Empfeh-lung erarbeitet, die Dr. Sigune Goldacker vom Centrum für Chronische Immunde�zi-enz in Freiburg vorstellte. Generell gelten Impfungen bei Patienten mit entzündlich-rheumatischen Erkrankungen als sicher, wenn sie mit Totimpfsto�en in stabilen Krankheitsphasen verabreicht werden. Le-bendimpfsto�e sind unter funktionell rele-vanter Immunsuppression kontraindiziert. Der Impfstatus zu Haemophilus in�uenzae b, Hepatitis A und B, humanen Papillomavi-

ren, In�uenza, Neisseria meningitis, Röteln (bei Frauen im gebärfähigen Alter), Strepto-coccus pneumoniae, Tetanus (Diphtherie Toxoid/Pertussis/Polio) ist anamnestisch zu erheben. Diverse weitere Faktoren sollten ebenfalls abgeklärt werden. Auf der DGRh-Homepage (http://dgrh.de) �nden sich eine entsprechende Checkliste sowie eine Pati-enteninformation zum Thema Impfen. Goldacker wies auch auf die Bedeutung der Umgebungsprophylaxe (MMR, Varizellen, orale Polio Vakzine (OPV), In�uenza) hin. Bei OPV-, Typhus- und Rotaviren-Impfung des Umfeldes sollten der Kontakt für zwei Wo-chen vermieden werden. wk

Neue Antikoagulanzien: orale Gabe, kein Gerinnungsmonitoring

— In der Sitzung „Innere Medizin für Rheu-matologen" informierte Prof. Hanno Riess von der Charitè in Berlin über die neuen oralen Antikoagulazien (NOACs). Die drei bisher zugelassenen NOACs hemmen direkt Thrombin (Dabigatran) oder den Faktor Xa (Rivoroxaban, Apixaban). Sie haben gegen-über niedermolekularen Heparinen (NMH) den Vorteil der oralen Gabe; das unter Vita-min-K-Antagonisten erforderliche Gerin-nungsmonitoring entfällt. Allerdings erfor-dern NOACs eine hohe Compliance, weil bei Auslassen von mehr als einer Tablette der Thromboembolieschutz nicht mehr ge-währleistet ist.

Zur perioperativen Thromboemboliepro-phylaxe bei Knie- und Hüftgelenkersatz haben sich Rivoraxaban (10 mg/d, erstmalig 6–10 h nach OP-Ende) und Apixaban (2,5 mg 2 x täglich, erstmalig 12–24 h nach OP-Ende) den NMH als überlegen erwiesen; Dabigatran (feste Dosierung, 1. Gabe 1–4 h nach OP-Ende mit 110 bzw. 75 mg, danach 220 bzw. 150 mg/d) zeigte sich gegenüber NMH als gleichwertig. Die Sicherheit aller drei NOACs war in Studien mit jener von NMH vergleichbar. Mit Blick auf das perioperative Management wies Riess darauf hin, dass ein Bridging in der Regel nicht erforderlich ist. Vor Operati-

onen sollten ein, vor Eingri�en mit hohem Blutverlust zwei Tage Pause eingehalten werden. Postoperativ ist eine dem individu-ellen Blutungs- und Thromboembolierisiko adäquate NOAC-Pause beziehungsweise eine prophylaktische Antikoagulation sinnvoll. Für die Abschätzung des individuellen Blu-tungsrisikos sind die Nieren- (veränderte Halbwertzeit) und die Leberfunktion des Patienten zu beachten. Im Fall einer Blutung sollte umgehend eine dem Schweregrad angemessene Therapie durchgeführt wer-den, je nach Erfordernissen verbunden mit einer Pause der Antikoagulation. wk

Signaltransduktionsinhibitoren als neue Option

— Die Blockade intrazellulärer Signalwege, insbesondere in Form von Kinaseinhibito-ren, erö�net neue Therapiemöglichkeiten in der Rheumatologie. Dies sagte Prof. Rüdi-ger Burmester, Charitè-Universitätsmedizin Berlin. Die am intensivsten untersuchte Substanz dieser Klasse ist der JAK (Janus-Kinase)-Inhibitor Tofacitinib, der in vielen außereuropäischen Ländern bereits zuge-lassen ist. Im großen Phase-3-Studienpro-gramm hat sich Tofacitinib in der Monothe-rapie wie auch kombiniert mit konventio-nellen DMARDs und nach ungenügendem Ansprechen auf DMARDs bzw. Biologika als

wirksam erwiesen. Sowohl beim klinischen Ansprechen, als auch beim E�ekt auf die radiologische Progression erfüllte Tofaciti-nib die Erwartungen. Laut Burmester könnte Tofacitinib künftig eine Option nach Versagen von TNF-α-Inhibitoren sein. Der in Studien erfolgreiche Phosphodieste-rase (PDE) 4-Hemmer Apremilast verhindert den Abbau von zyklischem AMP zu AMP.Konsekutiv sinkt die Ausschüttung proin-�ammatorische Zytokine. Die Zulassung für die Erkrankungen Psoriasis, Psoriasisarthri-tis und ankylosierende Spondylitis wurde bereits beantragt. wk

©

Ott

mar

Kit

tel/

Foto

lia.c

om

springermedizin.de

Weitere Berichte finden Sie in unserem DGRh-Kongressdossier im Internet unter

www.springermedizin.de/ dgrh-2013

58 ORTHOPÄDIE & RHEUMA 2013; 16 (5)

Medizin ak tuell DGRh-Kongress 2013 in Mannheim