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1/29 Industrie- und Handelskammer Chemnitz Situation des Einzelhandels 2017“ Chemnitz, den 21.12.2017

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Industrie- und Handelskammer Chemnitz

„Situation des Einzelhandels 2017“ Chemnitz, den 21.12.2017

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"Situation des Einzelhandels 2017" INHALTSVERZEICHNIS Seite 1. Statistische Daten zum Einzelhandel in Deutschland 3 2. Statistische Daten zum Einzelhandel in Sachsen und im IHK-Bezirk

Chemnitz 9 3. Aktuelle Themen, Trends und Entwicklungen 14

4. Ausblick 28

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1. Statistische Daten zum Einzelhandel in Deutschland Im deutschen Einzelhandel gab es zum 31.12.2015 nach Angaben des Statistischen Bundesamtes 338.742 Unternehmen. Dies sind mehr als in den Vorjahren. So wurden beispielsweise 2013 306.428 Betriebe gezählt.

Abb. 1: Anzahl der Unternehmen im Einzelhandel in Deutschland

Rund 3,7 Millionen Beschäftigte sind im Einzelhandel in Deutschland tätig. Die Beschäftigtenzahl ist nach Rückgängen in 2012 und 2013 seit 2014 wieder deutlich angestiegen.

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Abb. 2: Beschäftigte im Einzelhandel in Deutschland

Bei Betrachtung ohne die Beschäftigten in Apotheken, im Kfz-Handel und im Brennstoffhandel zählte der deutsche Einzelhandel zum 30.09.2016 813.329 geringfügig Beschäftigte (27 %), 1.064.010 Teilzeitbeschäftigte (35 %) und 1.162.280 Vollzeitbeschäftigte (38 %). Während die Zahl der Teilzeitbeschäftigten in den letzten Jahren deutlich und die der Vollzeitbeschäftigten (in 2015 und 2016) leicht angestiegen sind, sanken die Werte für Personen mit geringfügiger Beschäftigung ab.

Stand 30.09. des Jahres

Vollzeit- beschäftigte

Teilzeit- beschäftigte

Geringfügig Beschäftigte

Beschäftigte gesamt

2006 1.224.060 658.026 820.611 2.702.697

2007 1.225.740 675.978 847.474 2.749.192

2008 1.260.830 703.126 921.606 2.885.562

2009 1.264.250 718.648 927.492 2.910.390

2010 1.267.430 737.419 938.067 2.942.916

2011 1.271.230 793.661 925.616 2.990.507

2012 1.283.820 803.694 913.676 3.001.190

2013 1.155.590 961.784 907.141 3.024.515

2014 1.147.260 972.415 860.717 2.980.392

2015 1.150.360 1.032.650 824.163 3.007.173

2016 1.162.280 1.064.010 813.163 3.039.453 Tab. 1: Beschäftigungsentwicklung im deutschen Einzelhandel von 2006 bis 2016 (ohne Kfz, Brennstoffe und Apotheken; Quelle: Handelsverband Deutschland aus EHI handelsdaten.de

Im Jahr 2016 erwirtschafteten die Einzelhandelsunternehmen in Deutschland einen Netto-Umsatz von 486,5 Milliarden Euro. Nach dem Rückgang in 2009 stiegen die Umsätze ab 2010 kontinuierlich an. Für das Jahr 2017 wird eine weitere Umsatzsteigerung auf 501,2 Milliarden Euro prognostiziert.

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Abb.3: Nettoumsatz im deutschen Einzelhandel

Bis auf die Tankstellen konnten alle Einzelhandelsbranchen im Betrachtungszeitraum 2013 bis 2015 Umsatzzuwächse, jedoch in verschiedener Höhe, erzielen:

2013 2015 Veränderung 2015 zu 2013

Apotheken 43,73 47,40 + 8,4 %

Augenoptiker 4,69 5,19 + 10,7 %

Bekleidung 29,28 32,72 + 11,7 %

Computer, Zubehör und Software 11,77 12,58 + 6,9 %

Geräte der Unterhaltungselektronik 14,47 15,10 + 4,4 %

kosmetische Erzeugnisse und Körperpflegemittel 14,5 15,34 + 5,8 %

Metallwaren, Anstrich, Bau- und Heimwerkerbedarf 27,28 27,94 + 2,4 %

Möbel, Einrichtungsgegenstände und sonstiger Hausrat 32,15 34,32 + 6,7 %

Nahrungs- u. Genussmittel (Facheinzelhandel) 23,28 25,25 + 8,4 %

Nahrungsmittel, Getränke, Tabak (Supermärkte, SB-Warenhäuser) 172,37 177,63

+ 3,1 %

Schuhe und Lederwaren 8,5 8,62 + 1,4 %

Tankstellen 22,73 21,76 - 4,3 %

Textilien 3,87 4,44 + 4,7 %

Verlagsprodukte, Sportausrüstung und Spielwaren 15,49 17,21 + 11,1 % Tab. 2: Branchenspezifischer Nettoumsatz im deutschen Einzelhandel von 2013 bis 2015; Angaben in Milliarden Euro; Quelle: Statistisches Bundesamt aus EHI handelsdaten.de 2017

Prozentual am stärksten stiegen die Umsätze in den Warengruppen Bekleidung (+ 11,7 %), Verlagsprodukte, Sportausrüstung und Spielwaren (+ 11,1 %) sowie Augenoptik (+ 10,7 %).

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Mit einem Anteil von rund 15,5 % am Bruttoinlandsprodukt (2016) ist der Einzelhandel ein leistungsstarker Wirtschaftsfaktor in Deutschland. Dieser Wert zeigt sich in den letzten Jahren relativ stabil (2014: 15,6 %; 2015: 15,5 %). Wichtige Indikatoren für den Einzelhandel sind die Kaufkraft und die einzelhandelsrelevante Kaufkraft. Die Kaufkraft stellt das verfügbare Einkommen der Verbraucher dar, während die einzelhandelsrelevante Kaufkraft das für alle einzelhandelsorientierten Wirtschaftszweige vorhandene verbraucherbezogene Nachfragepotenzial nach Gütern des kurz-, mittel- und langfristigen Bedarfs abbildet. Für 2017 prognostizierte die Michael Bauer Research GmbH Nürnberg eine Kaufkraft von 22.467 Euro je Einwohner und eine einzelhandelsrelevante Kaufkraft von 6.582 Euro je Einwohner. Nachfolgende Übersicht zeigt die Entwicklung der letzten Jahre:

Jahr Kaufkraft je Einwohner Einzelhandelsrelevante Kaufkraft je Einwohner

2014 21.174 € 6.350 €

2015 21.713 € 6.459 €

2016 22.048 € 6.485 €

2017 22.467 € 6.582 € Tab. 3: Kaufkraft und Einzelhandelsrelevante Kaufkraft je Einwohner in Deutschland 2014 bis 2017; Quelle: Michael Bauer Research GmbH 2017

Bei den in diesem Kapitel bisher dargestellten statistischen Daten zum Einzelhandel in Deutschland handelt es sich um Werte des Einzelhandels insgesamt. Eine Unterscheidung in verschiedene Vertriebskanäle (stationär, online) erfolgt hier nicht. Nähere Ausführungen zum Thema Onlinehandel finden sich im Kapitel 3. Das Verkaufsflächenangebot im stationären Einzelhandel hat sich seit 1980 von 63 Millionen Quadratmeter auf 124 Millionen Quadratmeter in 2016 nahezu verdoppelt. Vor allem bedingt durch die steigende Bedeutung des Onlinehandels hat sich das Verkaufsflächenwachstum stark abgeschwächt.

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Abb. 4: Verkaufsflächenentwicklung im deutschen Einzelhandel; (1) Seit 2011 veröffentlicht der HDE keine differenzierten Zahlen mehr. (2) Bereinigt um Schlecker-Filialschließungen Flächenwachstum.

Bei einer Einwohnerzahl von rund 82,18 Millionen Ende des Jahres 2015 stehen somit jedem Deutschen im Durchschnitt etwa 1,51 Quadratmeter Verkaufsfläche zur Verfügung. Im internationalen Vergleich nimmt Deutschland damit einen Spitzenrang ein.

Land / Region Verkaufsflächendichte in m² pro Einwohner

IHK-Bezirk Chemnitz 1,78

Freistaat Sachsen 1,69

Österreich 1,67

Belgien 1,64

Niederlande 1,61

Deutschland 1,51

Luxemburg 1,48

Schweiz 1,47

Dänemark 1,43

Finnland 1,42

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Norwegen 1,30

Schweden 1,27

Frankreich 1,23

Irland 1,16

Estland 1,14

Slowenien 1,12

Spanien 1,12

Litauen 1,11

Kroatien 1,10

Großbritannien 1,09

Zypern 1,05

Tschechien 1,04

Lettland 1,04

Ungarn 1,02

Italien 1,03

Slowakei 1,01

Portugal 0,99

Polen 0,95

Malta 0,76

Griechenland 0,74

Bulgarien 0,74

Rumänien 0,70

Russland 0,68

Türkei 0,66 Tab. 4: Verkaufsfläche je Einwohner im internationalen Vergleich 2016 (Russland Angabe für 2015; Vergleichswerte Sachsen und IHK-Bezirk Chemnitz 2015); Quellen: GfK GeoMarketing GmbH aus EHI handelsdaten.de 2017 und IHK-Handelsatlas 2015

Über die verfügbare Verkaufsfläche je Einwohner allein lässt sich keine Aussage über die Wirtschaftlichkeit der Unternehmen des Einzelhandels ableiten. Als betriebswirtschaftliche Vergleichsgröße gilt für den stationären Einzelhandel die Flächenproduktivität. Nachfolgend aufgeführt sind die durchschnittlichen Raumleistungen in ausgewählten Einzelhandelsbranchen.

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Abb. 5: Flächenproduktivität in ausgewählten Einzelhandelsbranchen in Deutschland 2016

Eine weitere Vergleichsgröße der betriebswirtschaftlichen Leistungsfähigkeit der Einzelhandelsbetriebe ist der Umsatz je Beschäftigtem. Mit einem Nettoumsatz von 152.600 Euro je Beschäftigtem im Jahr 2015 befindet sich Deutschland im europäischen Vergleich im Mittelfeld (Quelle: Eurostat, Luxemburg aus EHI handelsdaten.de 2017). Länder wie Frankreich, Norwegen, Belgien, Dänemark und Schweden weisen hier Umsätze von deutlich über 200.000 Euro je Mitarbeiter auf. 2. Statistische Daten zum Einzelhandel in Sachsen und im IHK-Bezirk Chemnitz Bei den nachfolgend dargestellten statistischen Daten zum Einzelhandel in Sachsen bzw. im IHK-Bezirk Chemnitz handelt es sich um Werte des Einzelhandels insgesamt. Eine Unterscheidung in verschiedene Vertriebskanäle (stationär, online) erfolgt an dieser Stelle nicht. Der Einzelhandelsumsatz in Sachsen liegt nach Prognosen der Michael Bauer Research GmbH 2017 bei etwa 20.798 Millionen Euro. Der Umsatz je Einwohner beträgt 5.065 Euro, die Umsatzkennziffer 86,8 (Deutschland = 100). Damit liegt Sachsen an der Spitze der neuen Bundesländer.

Einzelhandelsumsatz 2017 nach Bundesländern

Umsatz in Mio. EUR

Umsatz pro Einwohner in EUR

Umsatzkennziffer (D = 100)

Nordrhein-Westfalen 106.035,86 5.882 100,8

Bayern 80.733,15 6.209 106,4

Baden-Württemberg 64.621,64 5.872 100,6

Niedersachsen 46.838,83 5.859 100,4

Hessen 36.332,95 5.820 99,7

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Rheinland-Pfalz 22.566,89 5.524 94,6

Berlin 22.353,53 6.250 107,1

Sachsen 20.797,99 5.065 86,8

Schleswig-Holstein 18.474,65 6.405 109,7

Hamburg 13.057,78 7.197 123,3

Brandenburg 11.722,72 4.690 80,3

Sachsen-Anhalt 11.240,75 5.009 85,8

Thüringen 10.528,62 4.839 82,9

Mecklenburg-Vorpommern 8.135,50 5.017 85,9

Saarland 6.250,53 6.258 107,2

Bremen 4.616,04 6.806 116,6 Tab. 5: Einzelhandelsumsatz 2017 (Prognosen); Quelle: Michael Bauer Research GmbH, Nürnberg und CIMA Beratung + Management GmbH / BBE Handelsberatung GmbH, München, 2017

Neben diesen Prognosewerten stellt sich die Frage, welche Umsatzentwicklung tatsächlich realisiert werden konnte. Nach Angaben des Statistischen Landesamtes Sachsen erhöhte sich der sächsische Einzelhandelsumsatz 2016 im Vergleich zu 2015 um 5,7 %. Auch in den ersten 8 Monaten des Jahres 2017 verlief die Umsatzentwicklung in Sachsen mit positiver Tendenz.

Jahr Zeitraum Umsatz in jeweiligen Preisen1

Messzahl2 %3

2015 gesamt 110,5 3,7

2016 gesamt 116,8 5,7

2017 Januar 108,3 4,0

Februar 105,6 0,4

März 125,3 6,4

April 120,4 2,3

Mai 124,3 6,7

Juni 121,7 4,5

Juli 115,0 3,7

August 120,0 3,8 Tab. 6: Umsatz im sächsischen Einzelhandel; Quelle: Statistisches Landesamt Sachsen 12/2017

Zum 31.12.2016 arbeiteten im Freistaat Sachsen 1.568.916 Personen in sozialversicherungspflichtigen Beschäftigungsverhältnissen, darunter 331.355 im Bereich Handel, Gastgewerbe und Verkehr (21,1 %). 113.204 Personen (7,2 %) waren konkret im Einzelhandel tätig. Das sind 4.162 Personen mehr als Ende 2014, als 109.042 sozialversicherungspflichtig Beschäftigte im sächsischen Einzelhandel gezählt wurden.4 Die Beschäftigungsentwicklung für den Einzelhandel in Sachsen verlief in den letzten Jahren insgesamt positiv. Seit 2014 stiegen die Beschäftigtenzahlen, mit Ausnahme eines minimalen Rückgangs bei den Vollzeitstellen in 2015, an. In den ersten acht Monaten des Jahres 2017 erhöhte sich die Beschäftigtenzahl insgesamt weiter.

1 ohne Handel und Instandhaltung von Kfz

2 Basis Monatsdurchschnitt 2010

3 Veränderung gegenüber Vorjahreszeitraum

4 Quelle: Statistisches Landesamt Sachsen

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Jahr Zeitraum Beschäftigte5 gesamt

Vollzeit

Teilzeit

2015 gesamt 1,6 % -0,2 % 2,7 %

2016 gesamt 1,8 % 3,3 % 0,9 %

2017 Januar 1,4 % 2,6 % 0,6 %

Februar 1,4 % 2,7 % 0,6 %

März 1,1 % 2,0 % 0,4 %

April 0,8 % 2,2 % -0,1 %

Mai 0,7 % 1,8 % 0,1 %

Juni 0,1 % 1,3 % -0,6 %

Juli 0,5 % 1,2 % -

August 0,5 % 0,9 % 0,3 % Tab. 7: Beschäftigte im Einzelhandel in Sachsen; Quelle: Statistisches Landesamt Sachsen 12/2017

Im IHK-Bezirk Chemnitz gab es zum 31.12.2016 543.686 sozialversicherungspflichtig Beschäftigte, davon im Bereich Handel, Gastgewerbe und Verkehr 106.897 (19,7 %).

Sozialversicherungs-pflichtig Beschäftigte

gesamt

Sozialversicherungs-pflichtig Beschäftigte Handel, Gastgewerbe

und Verkehr

Stadt Chemnitz 114.801 22.766

Erzgebirgskreis 114.408 20.989

Landkreis Mittelsachsen 110.613 22.236

Vogtlandkreis 79.973 15.927

Landkreis Zwickau 123.891 24.979 Tab. 8: Sozialversicherungspflichtig Beschäftigte in im IHK-Bezirk Chemnitz, Stand 31.12.2016; Quelle: Statistisches Landesamt Sachsen 2017

Bei der IHK Chemnitz waren zum Stichtag 30.11.2017 insgesamt 10.521 Berufsausbildungsverhältnisse eingetragen, davon 1.397 (13,3 %) im Einzelhandel. Zum 03.07.2017 registrierte die IHK Chemnitz 14.040 kammerzugehörige Einzelhandelsbetriebe (inklusive Betriebsstätten; ohne Handel mit Kfz). Das sind rund 16,9 % aller IHK-Mitgliedsunternehmen. Gegenüber dem Vergleichszeitraum des Jahres 2016 ist ein Rückgang um 421 Unternehmen festzustellen. Über die regionale und branchenbezogene Verteilung der Einzelhandelsbetriebe gibt die nachfolgende Statistik einen Überblick.

Gebiet 47* 472 474 4751 4752 4754 4759 476 4773 4776 479

Chemnitz 2.051 193 92 166 59 21 81 122 63 121 390

Erzgebirgskreis 3.522 387 181 215 224 50 146 248 90 210 495

Mittelsachsen 2.720 310 157 174 175 37 97 173 80 191 408

Vogtlandkreis 2.256 227 124 138 134 34 100 118 57 151 326

Landkr. Zwickau 3.491 411 199 268 279 50 140 199 91 201 533

Summe 14.040 1.528 755 962 872 192 565 862 381 874 2.157

Erläuterung: 47* Einzelhandel (ohne Handel mit Kraftfahrzeugen), darunter u. a. :

472 Einzelhandel mit Nahrungs- und Genussmitteln, Getränken und Tabakwaren 474 Einzelhandel mit Geräten der Informations- und Kommunikationstechnik 4751 Einzelhandel mit Textilien 4752 Einzelhandel mit Metallwaren, Anstrichmitteln, Bau- und Heimwerkerbedarf 4754 Einzelhandel mit elektrischen Haushaltgeräten 4759 Einzelhandel mit Möbeln, Einrichtungsgegenständen und sonstigen Hausrat

5 Veränderung gegenüber Vorjahreszeitraum

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476 Einzelhandel mit Verlagsprodukten, Sportausrüstungen und Spielwaren 4773 Apotheken 4776 Einzelhandel mit Blumen, Pflanzen, Sämereien, Düngemitteln, zoologischem Bedarf und

lebenden Tieren 479 Einzelhandel, nicht in Verkaufsräumen, an Verkaufsständen oder auf Märkten (u. a.

Onlinehandel) Tab. 9: Anzahl der Mitgliedsunternehmen der IHK Chemnitz im Einzelhandel (inklusive Betriebsstätten); Quelle: IHK-Firmenstatistik 03.07.2017 Die Einzelhandelsverkaufsfläche im Freistaat Sachsen betrug laut IHK-Handelsatlas 2015 6.856.324 m² (1,69 m² je Einwohner). Dies war ein Rückgang gegenüber der Erhebung im Jahr 2010 um 155.655 m². Der Einzelhandel im IHK-Bezirk Chemnitz verfügte 2015 über 2.611.763 m² Verkaufsfläche. Gegenüber 2010 sank die Fläche um rund 150.000 m². Die Pro-Kopf-Verkaufsfläche des IHK-Bezirkes beträgt 1,78 m², was bei einem Bundesdurchschnitt von 1,51 m² Verkaufsfläche je Einwohner nach wie vor ein deutliches Verkaufsflächenüberangebot darstellt. Regional sind große Unterschiede im Verkaufsflächenangebot festzustellen.

Region Verkaufsfläche gesamt in m² (2015)

Verkaufsfläche in m² je EW (2015)

IHK-Bezirk Chemnitz 2.611.763 1,78

Stadt Chemnitz 545.721 2,25

Erzgebirgskreis 546.565 1,56

Mittelsachsen 483.725 1,54

Vogtlandkreis 442.150 1,90

Landkreis Zwickau 593.602 1,82 Tab. 10: Verkaufsflächen des Einzelhandels im IHK-Bezirk Chemnitz; Quelle: IHK-Handelsatlas 2015

Über besonders hohe Verkaufsflächenausstattungen verfügen Weischlitz (4,62 m² je EW), Rodewisch (3,75 m² je EW), Annaberg-Buchholz (3,62 m² je EW), Meerane (2,98 m² je EW), Döbeln (2,94 m² je EW), Plauen (2,88 m² je EW), Adorf/Vogtl. (2,72 m² je EW), Olbernhau (2,65 m² je EW), Zwickau (2,60 m² je EW), Ehrenfriedersdorf (2,45 m² je EW), Werdau (2,44 m² je EW), Burgstädt (2,43 m² je EW), Rochlitz (2,40 m² je EW), Schwarzenberg (2,36 m² je EW), Freiberg (2,28 m² je EW), Auerbach/Vogtl. (2,27 m² je EW), Aue (2,26 m² je EW), Chemnitz (2,25 m² je EW), Oelsnitz/Vogtl. (2,19 m² je EW), Zschopau (2,14 m² je EW), Lößnitz (2,09 m² je EW), Hainichen (2,05 m² je EW), Mittweida (2,04 m² je EW) und Stollberg/Erzg. (2,00 m² je EW). Die Kaufkraft und die einzelhandelsrelevante Kaufkraft in der Region liegen weiter deutlich unter dem Bundesdurchschnitt, auch wenn sich die Werte in den letzten beiden Jahren um knapp 1 % dem Bundesdurchschnitt angenähert haben. Für 2017 prognostiziert die Michael Bauer Research GmbH eine Kaufkraft von 19.486 Euro je Einwohner (86,7 % vom Bundesdurchschnitt) in Sachsen und von 19.225 Euro je Einwohner (85,6 % vom Bundesdurchschnitt) im IHK-Bezirk Chemnitz. Die einzelhandelsrelevante Kaufkraft beträgt in 2017 in Sachsen 5.912 Euro je Einwohner (89,8% vom Bundesdurchschnitt) und im IHK-Bezirk Chemnitz 5.820 Euro je Einwohner (88,4 % vom Bundesdurchschnitt). Der Anteil der einzelhandelsrelevanten Kaufkraft an der Gesamtkaufkraft liegt sowohl in Sachsen als auch im IHK-Bezirk 2017 bei rund 30,3 % und ist damit gegenüber 2015 um 0,4 % gesunken.

Page 13: Situation des Einzelhandels 2017“ - IHK Chemnitz · PDF file4/29 Abb. 2: Beschäftigte im Einzelhandel in Deutschland Bei Betrachtung ohne die Beschäftigten in Apotheken, im Kfz-Handel

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Nachfolgende Tabelle zeigt die regionale Ausprägung der einzelhandelsrelevanten Kaufkraft.

Region Einzelhandelsrelevante Kaufkraft je Einwohner (2017)

Einzelhandelsrelevantes Kaufkraftniveau (2017)

Deutschland 6.582 € 100,0 %

Sachsen 5.912 € 89,8 %

IHK-Bezirk Chemnitz 5.820 € 88,4 %

Stadt Chemnitz 6.029 € 91,6 %

Erzgebirgskreis 5.618 € 85,4 %

Mittelsachsen 5.859 € 89,0 %

Vogtlandkreis 5.704 € 86,7 %

LK Zwickau 5.920 € 89,9 % Tab. 11: Einzelhandelsrelevante Kaufkraft je Einwohner und Einzelhandelsrelevantes Kaufkraftniveau; Quelle: Michael Bauer Research GmbH basierend auf Statistisches Bundesamt

Die verfügbare Verkaufsfläche in Sachsen liegt rund 12 % und im IHK-Bezirk Chemnitz sogar rund 18 % über dem Bundesdurchschnitt. Gleichzeitig stehen den Einwohnern in Sachsen ca. 10 %, darunter im IHK-Bezirk Chemnitz knapp 12 %, weniger einzelhandelsrelevante Kaufkraft zur Verfügung, als im Bundesdurchschnitt. Betriebswirtschaftlich gesehen sind die Voraussetzungen also ungünstiger als in Regionen mit überproportionaler einzelhandelsrelevanter Kaufkraft und/oder geringerem Verkaufsflächenangebot. Besondere Chancen zur Verbesserung der Situation ergeben sich durch Umsätze mit Kunden aus anderen Regionen (Onlineverkäufe und Umsätze durch Touristen). Die Konjunkturumfrage der IHK Chemnitz im Herbst 2017 ergab für den Einzelhandel eine sehr gute Geschäftslage. Der Lagesaldo (Differenz aus positiven und negativen Lageeinschätzungen) erreicht den Rekordwert von 41 Punkten. Trotz steigender Umsätze (9 Saldopunkte) bleibt die Ertragsentwicklung negativ (- 7 Saldopunkte). Die Geschäftsprognosen für die nächsten Monate liegen mit 7 Saldopunkten im positiven Bereich und damit höher als im Herbst 2016. Als größte Risiken für die Geschäftsentwicklung nennen die Unternehmen die Themen Fachkräftemangel und Arbeitskosten. Trotz wachsender Einkommen sind die demografische Entwicklung, die wachsenden Onlineumsätze und die Einflüsse großer, teilweise global agierender Handelsunternehmen spürbar.

Abb. 6: Geschäftslage und Erwartungen des Einzelhandels im IHK-Bezirk Chemnitz; Quelle: Konjunkturumfrage der IHK Chemnitz, Herbst 2017

Lage

Erwartungen

-60

-50

-40

-30

-20

-10

0

10

20

30

40

50

60

70

80

2007

2008

2009

2010

2011

2012

2013

2014

2015

2016

2017

2018

Geschäftslage und Erwartungen im Einzelhandel (Salden aus prozentualen Anteilen positiver und negativer Urteile)

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3. Aktuelle Themen, Trends und Entwicklungen

Digitalisierung Bereits in den vergangenen Jahren erlebte der Einzelhandel durch die steigende Bedeutung des E-Commerce einen deutlichen Wandel. In den kommenden Jahren steht die Branche durch die Digitalisierung insgesamt vor noch größeren Veränderungen. Davon werden Geschäftsmodelle, Wertschöpfungsketten, Prozesse, Technologien, Arbeitsweisen, Arbeitsmittel sowie die Kommunikation mit Mitarbeitern und Kunden betroffen sein. Unternehmen und Mitarbeiter müssen sich diesen Veränderungen stellen. Geändertes Kundenverhalten, gestiegene Kundenerwartungen und das weiterhin rasante Wachstum des Online-Handels zwingt die Unternehmen, traditionelle Geschäftsmodelle zu überdenken und anzupassen, um im Wettbewerb im digitalen Zeitalter bestehen zu können. So sehr dieser Prozess für die Unternehmen mit Risiken versehen ist, eröffnet er selbstverständlich auch große Chancen, welche es zu ergreifen gilt. Neben den Möglichkeiten des Onlinehandels mit Vernetzung aller Verkaufskanäle bietet die Digitalisierung ungeahnte Chancen der Nutzung von Technologien, der Schaffung von Einkaufserlebnissen oder der personalisierten, individuellen Kundenansprache. Einige dieser Möglichkeiten könnten sein:

Trend- und Absatzprognosen,

vorausschauende Produktempfehlungen,

digitale Nachverfolgbarkeit,

Nachweis der Produktechtheit,

automatisierte Nachbestellungen,

virtuelle Verkaufsumgebungen,

intelligent vernetzte Informationssysteme,

individuelle Preispromotions,

personalisierte Produkte oder

After-Sales-Service. Dabei müssen komplexe Digitalisierungsprozesse für Unternehmen, Mitarbeiter und Kunden so einfach wie möglich gestaltet sein, um eine hohe Akzeptanz zu schaffen. Onlinehandel Nach dem Blick in den Komplex der Digitalisierung insgesamt möchten wir uns in diesem Abschnitt speziell dem Bereich des Onlinehandels widmen. Die größten Umsatzzuwächse innerhalb des Einzelhandels verzeichnet der Onlinehandel. Wurden 2007 Waren im Wert von 10,9 Milliarden Euro online verkauft, so stieg der Umsatz innerhalb von 10 Jahren bis 2016 auf 52,74 Milliarden Euro an.

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Abb. 7: Umsatzentwicklung im Onlinehandel mit Waren in Deutschland

Der Anteil am Gesamtumsatz des deutschen Einzelhandels erhöhte sich im Zeitraum 2007 bis 2016 von 2,4 % auf 9,1 %. Für 2017 wird ein Anstieg auf 9,7 % prognostiziert.

Abb. 8: Anteil des B2C-E-Commerce am Einzelhandelsumsatz in Deutschland

Dabei ist der Onlineumsatzanteil im Weihnachtsgeschäft höher als im Jahresdurchschnitt.

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Abb. 9: Prozentualer Anteil des Onlinehandels am gesamten Einzelhandelsumsatz im Weihnachtsgeschäft in Deutschland Umsatzstärkste Warengruppen im Onlinehandel sind die Bereiche Bekleidung sowie Elektronikartikel/Telekommunikation.

Abb. 10: Umsatzstärkste Warengruppen im deutschen Onlinehandel 2015

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Welche Unternehmen erzielen die vorstehend beschrieben Onlineumsätze? Nach Angaben des IfH Köln wurden 2013 etwas mehr als ein Drittel der Onlineumsätze durch “Internet-Pure-Player“ erwirtschaftet. Stationäre Händler, welche zusätzlich über das Internet verkaufen, erzielten 30 % der Onlineumsätze.

Abb. 11: Umsatzanteile der Vertriebsformen des Onlinehandels in Deutschland 2013; eigene Darstellung; Datengrundlage IFH Köln 2014

Die Marktmacht einiger weniger Onlinehändler ist sehr groß. So wurden 2016 rund 40 % des gesamten Online-Umsatzes durch die Top 10 Online-Shops generiert6, 30 % allein durch Amazon - Tendenz steigend.

6 Quelle: EHI Retail Institute, Statista GmbH aus EHI handelsdaten.de 2017

10

30

36,2

23,7

0

5

10

15

20

25

30

35

40

Hersteller online Stationäre Händler online Internet-Pure-Player Katalogversender onlineinkl. Teleshopping online

Umsatzanteil in %

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Abb. 12: Marktanteil von Amazon am Online-Umsatz in Deutschland Die Kunden bevorzugen für ihre Onlinekäufe das Wochenende und den Freitag.

Abb. 13: Bevorzugte Wochentage für Onlineeinkäufe in Deutschland 2017

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Dabei erfolgen 61 % der Bestellungen im Zeitraum von 18 bis 24 Uhr7. In Kenntnis dieser Tatsachen benachteiligen die Regelungen zu verkaufsoffenen Sonntagen des (Bundes-)La-denschlussgesetzes sowie die Ladenöffnungsgesetze der Bundesländer, darunter das Sächsische Ladenöffnungsgesetz, rein stationäre Einzelhandelsbetriebe im Wettbewerb. Der in der Vergangenheit häufig von den stationären Einzelhändlern empfundene „Beratungsklau“ lässt sich statistisch nicht nachweisen. Laut einer Verbraucherbefragung zum Kaufverhalten im Weihnachtsgeschäft von EHI Retail Institute und Criteo im Jahr 2016 informieren sich 48 % der Kunden vor dem Kauf im stationären Geschäft online, während sich 38 % der Kunden im Einzelhandelsgeschäft vor Ort informieren oder beraten lassen, um anschließend den Kauf online zu tätigen8.

Das Internet ist das wichtigste Informationsmedium vor Einkäufen unabhängig vom Kanal des Einkaufes. 2015 informierten sich 71 % der Bevölkerung im Alter zwischen 14 und 69 Jahren vor einem Textilkauf im Internet9. Selbst beim Lebensmitteleinkauf, dessen Onlineanteil gegenüber anderen Branchen sehr unterdurchschnittlich ist, gaben 2016 51 % der Kunden an, sich im Internet zu informieren.10

Aus diesen Werten lässt sich ableiten, dass eine Präsenz im Internet für nahezu jeden Einzelhändler unerlässlich ist. Ausgabenstruktur Die privaten Konsumausgaben in Deutschland sind in den letzten Jahren, mit Ausnahme des Jahres 2009, kontinuierlich gestiegen.

Abb. 14: Private Konsumausgaben in Deutschland

7 Quelle: Creditreform Boniversum GmbH; Bundesverband E-Commerce und Versandhandel Deutschland e.V.

(bevh) aus EHI handelsdaten.de 2017 8 Quelle: EHI Retail Institute; Criteo aus EHI handelsdaten.de 2017

9 Quelle: TextilWirtschaft aus EHI handelsdaten.de 2017

10 Quelle: Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) aus EHI handelsdaten.de 2017

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Der in den Konsumausgaben enthaltene Anteil des Einzelhandelsumsatzes liegt in den letzten Jahren recht stabil bei knapp 31 %. Im Vergleich zu 2007 sank der Wert von 33,4 % auf jetzt 30,7 %. Zahlen für den Freistaat Sachsen werden nicht separat veröffentlicht. Betrachtet man den Anteil der einzelhandelsrelevanten Kaufkraft an der Gesamtkaufkraft im Freistaat Sachsen, so liegt dieser Wert mit 30,3 % in etwa im Bundesdurchschnitt.11

Abb. 15: Anteil Einzelhandelsumsatz an den privaten Konsumausgaben in Deutschland

Gründe für den momentan stabilen Einzelhandelsanteil sind u. a. das niedrige Zinsniveau, die nach 2010 auf unter 10 % gesunkene Sparquote, geringe Arbeitslosigkeit und gestiegene Einkommen. Über die Entwicklung der Konsumausgaben in ausgewählten Branchengruppen gibt nachfolgende Grafik Aufschluss.

11

Basis: Kaufkraftzahlen der Michael Bauer Research GmbH Nürnberg, 2017

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Abb. 16: Aufteilung der Konsumausgaben der privaten Haushalte in Deutschland im Inland 2006 – 2016; (1) Gesundheitspflege, Bildungswesen, Körperpflege, persönliche Gebrauchsgegenstände, Dienstleistungen sozialer Einrichtungen, Versicherungs- und Finanzdienstleistungen, sonstige Dienstleistungen.

Entwicklung der Betriebsformen In den Marktanteilen der einzelnen Betriebsformen des Einzelhandels gab es in den letzten Jahren deutliche Verschiebungen. Die größten Zuwächse verzeichneten der (reine) Onlinehandel, Discountformate, Fachmärkte und der filialisierte Fachhandel. Die Zuwächse gehen vor allem zu Lasten des traditionellen Facheinzelhandels, der klassischen Versender und der Kaufhäuser. Fach-

handel (nicht filiali-siert)

filiali- sierter Fach-handel

Fach- märk-te

Kauf- und Waren-häuser

Ver- sen-der

SB-Waren-häuser und Verbr.-märkte

Dis-coun-ter

Super-märkte und trad. LEH

reiner Online-handel

Hand-werk

Conve-nience

übri-ger Ein-zel-han-del*

2000 31,9 12,2 11,8 4,2 4,2 10,9 10,1 10,3 0,2 1,0 2,2 0,9

2001 29,7 12,3 13,3 4,2 4,1 11,1 10,5 10,1 0,3 1,1 2,3 0,8

2002 28,0 12,1 13,5 4,0 4,3 11,8 11,7 9,5 0,5 1,1 2,5 0,9

2003 26,0 12,1 14,2 3,9 4,3 12,4 12,6 9,4 0,6 1,2 2,6 0,8

2004 26,7 11,5 14,3 3,7 4,0 12,5 12,9 9,1 0,7 1,3 2,7 0,8

2005 26,5 11,4 14,4 3,6 3,8 12,3 13,4 8,9 0,9 1,3 2,7 0,7

2006 25,5 11,7 14,7 3,4 3,8 12,4 13,9 8,8 1,0 1,3 2,3 0,7

2007 25,4 11,7 14,8 3,3 3,6 12,7 14,1 8,9 1,3 1,4 2,2 0,6

2008 24,4 11,7 15,1 3,2 3,5 12,7 15,1 8,7 1,5 1,3 2,2 0,6

2009 22,0 12,5 15,8 2,9 3,5 13,2 15,3 8,9 1,8 1,3 2,2 0,5

2010 21,6 13,5 15,8 2,9 3,4 12,7 15,1 9,0 1,9 1,3 2,2 0,6

2011 21,3 14,1 15,7 2,8 3,2 12,7 14,9 9,1 2,2 1,2 2,3 0,5

2012 20,6 14,2 15,7 2,7 3,2 12,5 15,1 9,4 2,5 1,3 2,3 0,5

2013 19,3 14,4 15,9 2,7 3,1 12,5 15,6 9,6 2,9 1,3 2,3 0,5

2014 18,5 15,3 16,0 2,7 3,4 12,2 15,1 9,6 3,3 1,3 2,3 0,5

2015 17,9 15,5 16,0 2,7 3,5 11,8 15,1 9,7 3,7 1,2 2,3 0,5

Tab. 12: Entwicklung der Marktanteile der Betriebsformen im deutschen Einzelhandel (Angaben in Prozent); * ambulanter Handel (institutionell) sowie Gebrauchthandel; Quelle: IFH Retail Consultants aus EHI handelsdaten.de 2017

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Die mit Abstand umsatzstärkste Branchengruppe des Einzelhandels ist der Lebensmitteleinzelhandel (LEH). Auch hier machen sich deutliche Verschiebungen innerhalb der Vertriebsformen bemerkbar. Auffällig ist der Bedeutungsverlust der „traditionellen“ Lebensmittelgeschäfte. Von 2006 bis 2016 sanken Verkaufsfläche und Anzahl der Geschäfte auf weniger als 50 % des Ausgangswertes. Der Umsatzanteil am gesamten LEH-Umsatz beträgt nur noch 3,1 %. Die SB-Warenhäuser konnten bei nahezu konstanter Verkaufsfläche ihren Umsatzanteil nicht halten. Discounter mussten seit 2009 leichte Umsatzrückgänge bei wachsender Verkaufsfläche in Kauf nehmen, haben aber weiterhin den mit Abstand größten Umsatzanteil zu verzeichnen. Supermärkte und große Supermärkte melden steigende Umsätze bei wachsender Verkaufsfläche und höherer Anzahl an Geschäften.

Discounter Supermärkte SB-Waren-häuser

Große Supermärkte

übrige LEH-Geschäfte

Umsatzanteil

2006 44,0 % 27,6 % 14,5 % 8,5 % 5,4 %

2007 44,9 % 27,3 % 14,2 % 8,6 % 5,0 %

2008 45,7 % 26,8 % 14,3 % 8,7 % 4,5 %

2009 46,2 % 26,6 % 14,1 % 8,8 % 4,3 %

2010 46,1 % 26,9 % 14,1 % 9,0 % 3,8 %

2011 45,6 % 27,4 % 14,0 % 9,3 % 3,7 %

2012 45,8 % 27,7 % 13,6 % 9,4 % 3,5 %

2013 45,8 % 28,0 % 13,2 % 9,5 % 3,4 %

2014 45,8 % 28,3 % 12,9 % 9,6 % 3,3 %

2015 45,6 % 28,8 % 12,6 % 9,8 % 3,2 %

2016 45,4 % 29,2 % 12,3 % 9,9 % 3,1 %

Anzahl der Geschäfte

2006 15.150 9.560 871 886 17.400

2007 15.600 9.590 877 903 14.900

2008 15.970 9.660 887 931 13.900

2009 16.019 9.700 885 955 12.807

2010 16.240 9.980 890 985 11.193

2011 16.462 10.148 893 1.002 10.650

2012 16.393 10.505 894 1.010 10.064

2013 16.222 10.655 888 1.054 9.781

2014 16.195 10.785 875 1.070 9.600

2015 16.211 10.870 864 1.098 8.900

2016 16.054 10.900 851 1.127 8.750

Verkaufsfläche in Mio. m²

2006 10,7 8,1 6,0 3,0 5,8

2007 11,1 8,3 6,1 3,0 4,6

2008 11,4 8,5 6,1 3,1 4,6

2009 11,5 9,0 6,1 3,2 3,5

2010 11,7 9,6 6,3 3,4 2,9

2011 11,9 9,7 6,3 3,5 2,8

2012 12,1 10,0 6,3 3,5 2,8

2013 12,1 10,2 6,3 3,6 2,8

2014 12,2 10,4 6,1 3,7 2,7

2015 12,5 10,6 6,1 3,7 2,6

2016 12,5 10,7 6,0 3,9 2,6

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Discounter: Ein Lebensmitteldiscounter ist ein Einzelhandelsgeschäft mit einer Verkaufsfläche meist unter 1.000 qm, das ausschließlich in Selbstbedienung ein begrenztes, auf umschlagstarke Artikel konzentriertes Lebensmittelangebot und Nonfood I-Sortiment sowie ein regelmäßig wechselndes Aktionsangebot mit Schwerpunkt Nonfood II führt. Supermarkt: Ein Supermarkt ist ein Einzelhandelsgeschäft mit einer Verkaufsfläche zwischen 400 und 2.500 qm, das ein Lebensmittelvollsortiment und Nonfood I-Artikel führt und einen geringen Verkaufsflächenanteil an Nonfood II aufweist. Großer Supermarkt: Ein großer Supermarkt ist ein Einzelhandelsgeschäft mit einer Verkaufsfläche zwischen 2.500 und 5.000 qm, welches ein Lebensmittelvollsortiment sowie Nonfood I und Nonfood II-Artikel führt. SB-Warenhaus: Ein SB-Warenhaus ist ein Einzelhandelsgeschäft mit einer Verkaufsfläche von mindestens 5.000 qm, das ein Lebensmittelvollsortiment und Nonfood I-Artikel sowie ein umfangreiches Nonfood II-Angebot führt. Übrige LEH-Geschäfte: Einzelhandelsgeschäfte mit weniger als 400 qm Verkaufsfläche, die ein begrenztes Lebensmittel- und Nonfood I-Sortiment anbieten. Nonfood: Nonfood umfasst Waren, die nicht zum Verzehr bestimmt sind. Nach der GS1-Warengruppenklassifizierung wird zwischen Nonfood I (Drogerieartikel, Wasch-, Putz- und Reinigungsmittel sowie Tiernahrung) und Nonfood II (Ge- und Verbrauchsgüter des kurz-, mittel- und langfristigen Bedarfs wie Textilien, Schuhe, Gartenbedarf, Unterhaltungselektronik, Elektrogroßgeräte, Bücher und Presseartikel usw.) unterschieden. Tab. 13: Umsatzanteil, Anzahl der Geschäfte sowie Verkaufsfläche der Lebensmittelgeschäfte in Deutschland nach Betriebsformen; Quelle: EHI Retail Institute aus EHI handelsdaten.de 2017

Die Entwicklung in den Vertriebsformen führt immer mehr zu Problemen in der Sicherung der Nahversorgung, da sich Großflächenbetriebe häufig an autokundenorientierten Standorten ansiedeln. Vor allem im ländlichen Bereich, aber verstärkt auch in Stadtteilen zentraler Orte, ist eine ausreichende Nahversorgung nicht mehr sicher gestellt. Shoppingcenter Bei nachfolgender Betrachtung gehen wir von folgender Definition für Shopping-Center aus: Shopping-Center sind aufgrund zentraler Planung errichtete großflächige Versorgungseinrichtungen, die kurz-, mittel- und langfristigen Bedarf decken. Sie sind charakterisiert durch

räumliche Konzentration von Einzelhandels-, Gastronomie- und Dienstleistungsbetrieben unterschiedlicher Größe,

eine Vielzahl von Fachgeschäften unterschiedlicher Branchen, in der Regel in Kombination mit einem oder mehreren dominanten Anbietern (Warenhaus/Kaufhaus/SB-Warenhaus),

ein großzügig bemessenes Angebot an PKW-Stellplätzen,

zentrales Management bzw. zentrale Verwaltung,

gemeinsame Wahrnehmung bestimmter Funktionen durch alle Mieter (z. B. Werbung) und verfügen im Allgemeinen über eine Einzelhandels(geschäfts-)fläche von mindestens 10.000 m².

Der Einzelhandel in Deutschland weist 2017 479 Shoppingcenter auf. Die Zahl dieser Einrichtungen wächst nach wie vor leicht an.

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Abb. 17: Entwicklung der Anzahl der Shopping-Center in Deutschland

In Sachsen gibt es derzeit 41 Shoppingcenter. Der Freistaat liegt damit nach Nordrhein-Westfalen, Bayern und Baden-Württemberg an vierter Stelle im Vergleich der Bundesländer. Das größte Shopping-Center Im IHK-Bezirk ist das Chemnitz Center mit rund 95.500 m² Mietfläche, welches damit das viertgrößte Center der Bundesrepublik ist.12

12

Quelle: EHI Retail Institute aus EHI handelsdaten.de 2017

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Tab. 14: Anzahl der Shoppingcenter in Deutschland nach Bundesländern

Die Gesamtfläche der Shoppingcenter in Deutschland beträgt derzeit rund 15,4 Mio. m² (Geschäftsfläche zzgl. allgemeine Verkehrsfläche, Centerverwaltung, Sanitärräume). Nach wie vor ist ein leichter Flächenzuwachs zu verzeichnen.

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Abb. 18: Entwicklung der Gesamtfläche von Shopping-Centern in Deutschland

Verbraucherverhalten In der Vergangenheit konnte man für den Einzelhandel Kundengruppen bzw. Käufertypen definieren. Dies ist in Zeiten von Smartphone und Co. und damit einhergehend von ständig und überall verfügbaren Produkt- und Preisinformationen immer schwieriger möglich. Das ECC Köln hat in seiner „ECC-Cross-Channel-Studie“ (Vol. 8) im Jahr 2017 die Präferenzen der Kunden für Einkaufskanäle untersucht. Nur noch 24 % der Bevölkerung bezeichnete sich 2017 als „traditionelle Handelskäufer“. 2015 lag dieser Wert noch bei 32 %. Als „begeisterte Online-Shopper“ sahen sich 2017 20 % der Befragten – knapp 4 % weniger als 2015. Die weitaus größte Zahl (56 % der Befragten aus der Studie) und damit 10 % mehr als vor zwei Jahren bezeichneten sich 2017 als „selektive Online-Shopper“. Diese Personen gaben an, bestimmte Produkte gern im Internet, andere wiederum lieber im stationären Geschäft zu erwerben. Über die Hälfte der Bevölkerung entscheidet also situationsbedingt, welche Produkte wann und über welchen Kanal erworben werden. Positiv für den stationären Handel: Für lediglich ein Fünftel der Bevölkerung steht von vornherein fest, dass der Einkauf online stattfinden wird. Die Chance für alle Händler liegt also darin, die „selektiven Online-Shopper“ vom eigenen Angebot zu überzeugen – egal ob stationär oder online. Gesetzliche Rahmenbedingungen In den vergangenen beiden Jahren haben sich im Bereich der gesetzlichen Rahmenbedingungen mit Relevanz für die Branche Einzelhandel einige Entwicklungen vollzogen. Nachfolgend haben wir eine nicht abschließende Übersicht der Änderungen zusammengestellt.

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Alternative Streitbeilegung Neben der Plattform der EU, welche von den im Onlinehandel tätigen Unternehmen angegeben werden muss, hat der deutsche Gesetzgeber mit dem Verbraucherstreitbeilegungsgesetz (VSBG) eine weitere Option zur außergerichtlichen Streitbeilegung geschaffen. Nach dem VSBG sind Händler, die eine Webseite unterhalten oder Allgemeine Geschäftsbedingen nutzen, verpflichtet, über eine fakultative Teilnahme an einem Streitbeilegungsverfahren vor einer akkreditierten Stelle zu informieren. Für Unternehmen mit mehr als zehn Beschäftigten ist die Information über die Teilnahme verpflichtend. Kleinere Unternehmen müssen diese Information nicht vorhalten, jedoch den Verbraucher bei sich anbahnendem Streit über die Möglichkeit und die eventuelle Bereitschaft zur Teilnahme an einem solchen Verfahren in Textform informieren.

Änderungen im Recht der Allgemeinen Geschäftsbedingungen (AGB) Durch eine Änderung im Bürgerlichen Gesetzbuch (BGB) ist für viele Unternehmer im Einzelhandel eine Anpassung vorhandener AGB notwendig geworden. Die oftmals in den Geschäftsbedingungen vorhandene Schriftformklausel ist durch die Rechtsänderung am 01.10.2016 vielfach unwirksam geworden. Nunmehr darf gegenüber Verbrauchern per se keine strengere Form als die Textform vereinbart werden. Schriftform im Sinne des BGB sind stets eigenhändig unterschriebene Dokumente. Der Textform ist hingegen auch durch ein E-Mail oder ein Fax genügt.

Vierte Geldwäscherichtlinie umgesetzt Im Sommer 2017 ist die vierte Geldwäscherichtlinie in nationales Recht umgesetzt worden und in Kraft getreten. Der Schwellenbetrag für Güterhändler wurde von vormals 15.000,00 Euro je Transaktion auf 10.000,00 Euro gesenkt. Weiterhin müssen die verpflichteten Güterhändler ein Risikomanagement verhalten und aktualisieren. Klargestellt wurde, dass der betroffene Händler den Personalausweis seines Kunden kopieren muss. Besteht der Verdacht eines rechtswidrigen Geschäftes, so besteht die Verpflichtung, diesen Vorgang zur FIU, der Financial Intelligence Unit, zu melden. Binnen dreier Werktage kann das betroffene Geschäft untersagt werden. Erfolgt keine Reaktion, gilt dies als Freigabe. Neben diesen Verpflichtungen wurde das Transparenzregister neu eingeführt. Hier sind sämtliche juristischen Personen mit Angabe des wirtschaftlich Berechtigten hinterlegt und können vom Verpflichteten voraussichtlich im kommenden Jahr abgerufen werden.

E-Zigaretten § 10 Abs. 3 Jugendschutzgesetz wurde geändert. Die Norm wurde auch auf andere nikotinhaltige Erzeugnisse und deren Behältnisse ergänzt (Liquids, E-Zigaretten, E-Shishas). Damit wird eine Alterskontrolle beim Angebot und beim Versand erforderlich. Auch nikotinfreie Produkte, wie elektronische Zigaretten oder elektronische Shishas sowie deren nikotinfreie Behältnisse, sind vom Verkaufsverbot an Jugendliche erfasst.

Haftung für WLAN Betreiber Aufgrund einer Gesetzesänderung im Telemediengesetz soll die Haftung für fremde Aktivitäten im eigenen WLAN Netz ausgeschlossen werden. Händler sollen durch diese Gesetzesänderung die Möglichkeit erhalten, ihren Kunden WLAN kostenlos zur Verfügung zu stellen, ohne kostspielige Abmahnungen befürchten zu müssen.

Energielabel Weitere Änderungen sind im Bereich der Energieverbrauchskennzeichnungsverordnung zu verzeichnen. Die einbezogenen Produktkategorien wurden erweitert. Die Inhalte der jeweiligen Etiketten sind nunmehr den entsprechenden delegierten Verordnungen der EU zu entnehmen. Die einbezogenen Verordnungen sind in der Anlage 2 der Energieverbrauchskennzeichnungs-verordnung aufgeführt.

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Regionale Besonderheiten im IHK-Bezirk Chemnitz Die touristische Attraktivität und die unmittelbare Nähe zur Tschechischen Republik sorgen dafür, dass Einzelhandelsumsatz von außen in den IHK-Bezirk Chemnitz zufließt und Abflüsse in andere Regionen oder in den Onlinehandel nahezu egalisiert. Mit einer Zentralitätskennziffer von 97,5 im Jahr 2017 (D = 100) weist der IHK-Bezirk Chemnitz den fünfthöchsten Wert aller IHK-Bezirke in den neuen Bundesländern auf. Lediglich die IHK-Bezirke Rostock (102,6), Cottbus (99,7), Leipzig (99,3) und Halle-Dessau (97,9) verfügen über eine minimal höhere Zentralitätskennziffer.13 Der IHK-Bezirk Dresden (94,0) liegt hinter dem Wert der IHK Chemnitz. Die Zentralität ermittelt sich aus der Division des (stationären) Einzelhandelsumsatzes durch die einzelhandelsrelevante Kaufkraft der Bevölkerung des jeweiligen Gebietes x 100. Die weitere Stärkung des Tourismus in der Region und die gezielte Ansprache von Kunden aus dem benachbarten Tschechien sind u. a. Chancen für Umsatzwachstum im Einzelhandel im IHK-Bezirk Chemnitz. 4. Ausblick Der strukturelle Wandlungsprozess.im Einzelhandel wird sich weiter verstärken. Gründe dafür liegen vor allem in der weiter zunehmenden Digitalisierung inklusive der wachsenden Bedeutung des Online-Handels. Die Möglichkeiten der Digitalisierung werden alle Unternehmensbereiche des Einzelhandels treffen, bieten aber gleichzeitig Chancen zur Weiterentwicklung für die einzelnen Betriebe. Die Grenzen zwischen bisher gewohnten Verkaufskanälen verschieben sich oder verschwinden. So kann man bereits heute in den Schaufenstern einiger (stationärer) Einzelhandelsgeschäfte Waren an Displays in verschiedenen Farben und aus unterschiedlichen Perspektiven anschauen und am Ende gleich online bestellen. Das Beste dabei, hier setzt das jeweilige Ladenöffnungsgesetz keine zeitliche Schranke! Durch ein völlig verändertes Verbraucherverhalten ist es für die Händler keine Alternative, nicht online auffindbar zu sein. Wie und in welcher Tiefe die Online-Präsenz notwendig ist, variiert dabei von Unternehmen zu Unternehmen. Aber selbst starke stationäre Betriebe an gut frequentierten Standorten benötigen zumindest eine Webseite mit Öffnungszeiten und Kontaktmöglichkeiten und sollten mit Unternehmensprofil bei Google Maps gefunden werden. Darüber hinaus gilt es zu überlegen, ob und wie das eigene Angebot im Internet präsentiert und verkauft werden kann. Ob hierzu gemeinsame (regionale) Portale, bekannte Plattformen und/oder eigene Shoplösungen dienen können, ist unternehmensindividuell zu prüfen. Nach Ansicht mancher Fachleute könnte in Zukunft zwischen „Einkaufen“ und „Shopping“ unterschieden werden. Dabei steht „Einkaufen“ für Bedarfsdeckung und findet zunehmend im Internet statt. „Shopping“ bedeutet Erlebnis, Inspiration und Freizeitvergnügen und findet im stationären Einzelhandel statt. Auch wenn das Umsatzvolumen des Einzelhandels in den nächsten Jahren in Summe leicht ansteigen wird, so stellt sich die Frage, welche derzeitigen Betriebsformen oder neuen Handelsformate davon profitieren können. Glaubt man Umfrageergebnissen und Expertenmeinungen steht fest: Trotz aller Veränderungsprozesse wird der stationäre Handel auch in Zukunft weiter einen bedeutenden Anteil am Umsatzvolumen haben, selbstverständlich unter Nutzung der vielfältigen neuen (digitalen) Möglichkeiten. Selbst

13

Quelle: Michael Bauer Research GmbH, Nürnberg und CIMA Beratung + Management GmbH / BBE Handelsberatung GmbH, München, 2017

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marktführende ursprünglich reine Online-Händler sind mittlerweile im stationären Handel aktiv. Amazon übernahm mit Whole Foods in den USA sogar eine ganze Bio-Supermarktkette. Der Strukturwandel des Einzelhandels birgt Risiken für die Attraktivität der Innenstädte und für die Sicherung der wohnortnahen Grundversorgung der Bevölkerung. Hier gilt es für die Verantwortungsträger in den Kommunen, für eine geordnete städtebauliche Entwicklung mit Einhaltung der Regelungen von Landesentwicklungsplan und Regionalplan zu sorgen. Das Institut für Handelsforschung Köln (IFH) hat für den Einzelhandel der Zukunft Herausforderungen und Trends benannt: 1. Handel agiert am Kunden vorbei!

Viele Maßnahmen des Handels kommen beim Kunden nicht an – beispielsweise wissen 20 bis 25 % der Kunden nicht, ob ein Online-Shop bzw. ein Ladengeschäft von dem Händler existiert, bei dem sie gerade stationär bzw. online gekauft haben.

2. Das Ende der klassischen Customer Journey naht! Einkaufsprozesse verändern sich dramatisch und neue Geschäftsmodelle unterbinden die klassische Customer Journey immer mehr.

3. Handel sucht Frequenz und bringt keine mehr! Nur noch wenige Händler sind selbst Besuchermagneten – das Umfeld entscheidet.

4. Dynamik im Einzelhandel spaltet Stadt und Land! Technologievorsprung und Konsumentenanforderungen führen nachfrageseitig zu einer Zweiklassengesellschaft zwischen Metropolen und ländlichen Regionen.

5. Hersteller und Marktplätze fordern etablierte Händler heraus! Der Einzelhandel muss zunehmend um seinen exklusiven Kundenzugang fürchten.

6. Personal agiert als Sargnagel des Handels! Investitionen in qualifiziertes Personal sind überlebensnotwendig, damit es gerade im digitalen Zeitalter der entscheidende Faktor sein kann.

Wie kann der Einzelhandel diesen Trends gegensteuern? Das IFH nennt hier u. a.

- Herausbewegen aus der Komfortzone, - analysebasiertes Kundenverständnis und nachhaltige Kundenbindungssysteme, - traditionelle Gegebenheiten hinterfragen, - Kooperationen mit (anderen) Händlern, Lieferanten, Kommunen oder auch

Werbevermarktern und der Immobilienwirtschaft für langfristige Wertschöpfung, - Standortportfoliomanagement und Erschließung neuer Standortmöglichkeiten, - Investitionen in neue Technologien und in qualifiziertes, empathisches Personal.14

Gerade der Punkt Personal könnte in Zukunft noch an Bedeutung gewinnen. Zwar stehen

online Unmengen an Produktinformationen und Kundenbewertungen zur Verfügung.

Allerdings kann dies auch dazu führen, dass die Informationsflut manchen Kunden mehr

verwirrt als hilft. Hier liegt für den Handel die Chance, mit Beratungskompetenz zu punkten.

Aber auch die soziale Komponente des Einkaufens sollte im stationären Handel Beachtung

finden. In Zeiten von Digitalisierung und Technisierung gewinnt der soziale Kontakt an

Bedeutung.

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Quelle: www.ifhkoeln.de/nc/blog/ (Blog-Eintrag von Dr. Eva Stüber vom 8.6.2017)