sophie scholl

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SOPHIE SCHOLL Die letzten Tage Ein Film von Marc Rothemund Deutschland 2005 116 Minuten, Farbe, 35 mm, 1 : 1,85, Dolby Verleih: Filmladen GmbH. Mariahilfer Straße 58/7 A-1070 Wien Tel: 01/523 43 62-0 [email protected] www.filmladen.at www.sophiescholl-derfilm.de Verleih gefördert vom Media-Programm der Europäischen Union

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SOPHIE SCHOLLDie letzten TageEin Film von Marc Rothemund

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Page 1: Sophie Scholl

SOPHIE SCHOLLDie letzten Tage

Ein Film von Marc Rothemund

Deutschland 2005116 Minuten, Farbe, 35 mm, 1 : 1,85, Dolby

Verleih:Filmladen GmbH.

Mariahilfer Straße 58/7A-1070 Wien

Tel: 01/523 43 [email protected]

www.sophiescholl-derfilm.de

Verleih gefördert vom Media-Programm der Europäischen Union

Page 2: Sophie Scholl

Besetzung

Sophie Scholl Julia JentschHans Scholl Fabian HinrichsRobert Mohr Alexander HeldElse Gebel Johanna GastdorfFreisler André HennickeChristoph Probst Florian StetterAlexander Schmorell Johannes SturmWalter Graf Maximilian BrücknerRobert Scholl Jörg HubeMagdalena Scholl Petra KellingWerner Scholl Franz StaberGisela Schertling Lilli Jung

Stab

Regie Marc RothemundDrehbuch Fred BreinersdorferKamera Martin LangerSchnitt Hans FunckAusstattung Jana Karen-BreyKostüme Natascha Curtius-NossProduzenten Christoph Müller

Sven BurgemeisterMarc RothemundFred Breinersdorfer

Produktion Goldkind FilmBroth FilmBRSWRArte

Page 3: Sophie Scholl

INHALT

Am 18. Februar 1943 werden Sophie Scholl und ihr Bruder Hans verhaftet, als sie das 6.Flugblatt der Widerstandsgruppe "Die Weiße Rose" an der Universität München verteilen. DieGeschwister werden ins Gestapo-Hauptquartier gebracht und getrennt voneinander verhört.Obwohl ihr mit dem erfahrenen Vernehmungsbeamten Robert Mohr ein scheinbar übermächtigerKontrahent gegenüber sitzt, gelingt es Sophie Scholl zunächst, jegliche Verbindung mit denVerfassern des Flugblatts glaubhaft abzustreiten und die Aktion als unbedachten Jux darzustellen.Erst als man bei einer Hausdurchsuchung Beweise gegen sie und ihren Bruder findet und ihr dasProtokoll vorhält, in dem Hans Scholl alles gesteht (und die volle Verantwortung auf sichnimmt), gibt Sophie zu, aktiv an der Verbreitung der Flugblätter beteiligt gewesen zu sein.Getrennt vom Bruder und ohne Beistand eines Anwalts, bleibt Sophie nur ihre ZellengenossinElse Gebel als Gesprächspartnerin und Vertraute. Währen der Verhöre durch Robert Mohrweigert sich Sophie standhaft, die anderen Mitglieder der "Weißen Rose" preiszugeben. AmAbend des 21. Februar unternimmt Mohr einen letzten Versuch, Sophie Scholl dazu zu bewegen,ihrem Bruder die Hauptverantwortung zuzuschieben und ihre eigene Rolle im Widerstand zuschmälern. Sophie lehnt ab.Die eilig anberaumte Verhandlung gegen die Geschwister Scholl und den in der Zwischenzeitebenfalls verhafteten Christoph Probst findet am 22. Februar unter dem Vorsitz des eigensangereisten Volksgerichtshofpräsidenten Roland Freisler statt. Christoph Probst, Vater dreierKinder, distanziert sich mit dem Einverständnis der Geschwister Scholl von der "Weißen Rose"und hofft so, sein Leben zu retten. Hans und Sophie Scholl jedoch bieten Freisler die Stirn. Derkurze Schauprozess endet mit dem Todesurteil für alle drei Angeklagten, das Urteil wird noch amselben Nachmittag vollstreckt.

ZUM FILM

Nach Michael Verhoevens "Die weiße Rose" (1982) und Percy Adlons "Fünf letzte Tage" (1983)ist Marc Rothemunds SOPHIE SCHOLL die dritte filmische Auseinandersetzung mit einer derschillerndsten Figuren der jüngeren deutschen Geschichte. Der Titel seines Films ist Programm:Die dramatischen Ereignisse jener Februartage werden aus Sophie Scholls Perspektive erzählt,aus den Verhören durch Robert Mohr und aus ihren Gesprächen mit Else Gebel werden ihreMotive deutlich. Rothemund und Drehbuchautor Breinersdorfer nützen die extreme Situation derTitelheldin, um Sophie Scholls Charakter, ihre Vergangenheit und die Ideen der "Weißen Rose"noch einmal deutlich zu machen. Gestützt auf die erst seit kurzem zugänglichenVernehmungsprotokolle der Gestapo, die Anklageschrift und das Protokoll der Verhandlung,aber auch auf Augenzeugenberichte, entstand das berührende Porträt einer jungen Frau, derenGlaube und Mut ihr die Kraft gab, weder ihre Mitstreiter noch ihre Überzeugungen zu verraten.Mit ihrer überwältigenden schauspielerischen Leistung gelingt es Julia Jentsch, die fastmythische Figur Sophie Scholl zum Leben zu erwecken, ihr Denken, Fühlen und Handelnnachvollziehbar zu machen. Die entscheidende Frage, "ob man an Stelle von Sophie und HansScholl die gleiche Zivilcourage aufgebracht hätte." (Programmkino.de), bleibt unsZuschauerinnen und Zuschauern überlassen.

Page 4: Sophie Scholl

AUS EINEM GESPRÄCH MIT REGISSEUR MARCROTHEMUND

Besonders fasziniert hat mich die Tatsache, dass der Gestapo-Beamte Robert Mohr, einVernehmungs-Spezialist mit 26 Jahren Berufserfahrung, nach dem ersten fünfstündigen Verhörtatsächlich der Meinung war, Sophie Scholl sei unschuldig. Sie hat ihn fünf Stunden langgetäuscht, ohne je im falschen Moment zu zögern oder mit der Wimper zu zucken – eineunglaubliche Leistung. Sogar als nach einer Hausdurchsuchung erdrückende Beweise gegen siegefunden werden, leugnet sie weiter. Erst als man ihr das Protokoll vorhält, in dem ihr Bruderalles gesteht und auf sich nimmt, sagt sie: Ja, ich war dabei, und ich bin stolz darauf.Fortan versucht sie, ihre Freunde zu schützen und dem Vernehmungsbeamten weiszumachen,dass die "Weiße Rose", die in ihren Flugblättern immer den Anschein einer großen Organisationerweckt hat, nur aus ihr und ihrem Bruder bestand.

Dieser Robert Mohr ist eine sehr interessante Figur: ein Vernehmungs-Spezialist, ein Mitläufer,der für die Einhaltung der Gesetze eintrat, unabhängig davon, wer sie erlassen hatte. Ich finde esspannend zu sehen, wie so jemand die schrecklichen Ereignisse der damaligen Zeit einfachverdrängt. Und ich habe mich lange gefragt, wieso er am Schluss seiner tagelangen VerhöreSophie Scholl eine goldene Brücke baut, wieso er ihr noch mal die Möglichkeit gibt, ihr Leben zuretten. Dann stellte sich heraus: Robert Mohr hatte einen Sohn in Sophies Alter, der kurz zuvoran die Ostfront versetzt worden war.

Michael Verhoevens Film "Die weiße Rose" schildert die Entwicklung der gesamtenWiderstandsgruppe; die dramatischen Vorgänge nach der Verhaftung nehmen nur einen kleinenRaum ein. Während Sophie Scholl bei Verhoeven am Ende des Films festgenommen wird,beginnen wir erst an diesem Punkt mit unserer Geschichte und begleiten Sophies emotionaleReise bis in den Tod, die sich über fünf Tage hinstreckt. Auch Percy Adlons Film "Fünf letzteTage" widmet sich diesem Zeitraum, beschränkt sich aber auf die Perspektive von Else Gebel,Sophies Zimmergenossin im Gestapo-Gefängnis; der Film hört auf, wenn Sophie in denJustizpalast gebracht wird. Unser Film wird hingegen konsequent aus Sophies persönlicher Sichtgeschildert, und er geht noch weiter: Wir haben die Gerichtsverhandlung rekonstruiert und denberüchtigten "Blutrichter" Roland Freisler zum Leben erweckt. Und wir erzählen SophiesAufenthalt in Stadelheim: die letzte Zigarette, den Abschied von den Eltern, das Abendmahl, dieGebete, das Schafott.

Wir hatten die schriftliche Begründung der Todesurteile von Richter Roland Freisler, dieAnklageschriften und das offizielle Protokoll zum Verhandlungsablauf. Zudem konnten wir unsauf verschiedene Augenzeugenberichte berufen. Gestützt auf all diese Quellen hat FredBreinersdorfer, der ja selbst viele Jahre lang Anwalt war, eine sehr spannendeGerichtsverhandlung geschrieben: drei Angeklagte, drei völlig unterschiedliche Standpunkte.Erstens Christoph Probst, der vor Gericht ums Überleben kämpft und sich mit Zustimmung vonHans und Sophie Scholl von den Ideen der "Weißen Rose" distanziert, weil er möchte, dass seinedrei Kinder weiterhin einen Vater haben. Zweitens Hans Scholl, der den Blutrichter argumentativins Wanken bringt, weil er im Gegensatz zu Freisler tatsächlich für sein Land an der Frontgekämpft hat. Und drittens Sophie, die auf der emotionalen Ebene argumentiert, sich von ihremnatürlichen Gerechtigkeitssinn leiten lässt und Freisler bis zuletzt mutig die Stirn bietet.

Page 5: Sophie Scholl

Ich bewundere Sophie Scholls Mut. Die Brücke, die der Vernehmungsbeamte Robert Mohr ihrbaut, hat sie nicht angenommen – und damit praktisch ihr Todesurteil unterschrieben. DieseAnnäherung an den Tod finde ich sehr spannend: Wie geht eine so lebensfrohe, positiveingestellte Frau wie Sophie Scholl damit um, dass man ihr das Leben nimmt? Wie gibt man demSterben einen Sinn? Und als Atheist frage ich mich natürlich auch: Geht man als gläubigerMensch leichter in den Tod?

Wir drehten, so weit es ging, an Originalschauplätzen. Man sieht zum Beispiel, wie Hans undSophie Scholl tatsächlich aus ihrer damaligen Wohnung in der Münchner Franz-Joseph-Straße inden Hinterhof treten. Das Schwabinger Atelier mit der Druckmaschine der "Weißen Rose", dasleider nicht mehr existiert, haben wir nach umfangreichen Recherchen zusammengestellt. DasWittelsbacher Palais an der Brienner Straße, in dem das Münchner Gestapo-Hauptquartieruntergebracht war, ist 1964 abgerissen worden, aber es gibt noch ein paar Gebäude mit ähnlichenFassaden, etwa die Regierung von Oberbayern. Von den Innenräumen hatten wir detaillierteGrundrisse – die haben wir in den Bavaria-Studios originalgetreu nachgebaut. Und natürlichhaben wir an der Ludwig-Maximilians-Universität und im Münchner Justizpalast gedreht. Dabeihabe ich auf alten Fotos entdeckt, dass die Bäume auf dem Geschwister-Scholl-Platz vor der Uni,die irgendwann mal ersetzt worden sind, heute exakt so groß sind wie Anfang der 40er Jahre. Ichsehe das als gutes Omen: Die Zeit ist reif für diesen Film!

Page 6: Sophie Scholl

DIE PROTOKOLLEInspiration durch Fakten, Bemerkungen zum FilmkonzeptVon Fred Breinersdorfer und Marc Rothemund

Wir haben mit einer Mischung aus Abscheu, Spannung und Ehrfurcht die Protokolle der Gestapoüber die 'Weiße Rose' in die Hand genommen. Eindrucksvoll ist bei genauer Lektüre der Anfangdes Verhörs, wie geschickt die Geschwister leugnen und abstreiten, hochspannend wie Sophie esfast gelingt, ihren Kopf aus der Schlinge zu ziehen. Dann die erdrückenden Beweise und dasGeständnis. Anschließend versucht der Vernehmungsbeamte Mohr die Mittäterherauszubekommen. Es folgen quälende Stunden des verzweifelten Versuchs, möglichst wenigeFreunde und Mitverschwörer zu involvieren. Und schließlich zeichnet Sophies Verhörmitschriftauf, wie sie eine 'goldene Brücke' ausschlägt, mit der Mohr versuchte, Sophie eine Chance auf einmilderes Urteil zu geben, um den Preis, dass sie ihre Idee verraten sollte.

Unhinterfragt lesen sich die Texte allerdings teilweise so, als hätten die Geschwister schon relativfrüh und ohne bedeutende Gegenwehr ihre Freunde preisgegeben. Das ist falsch, Denn man darfnicht vergessen, dass wir es hier mit Täterprotokollen zu tun haben. Nach Stil und Diktion sindsie eindeutig von dem Verhörbeamten verfasst. Das entspricht deutscher Gerichts- undPolizeitradition, ist keine Erfindung der Nazis und wird auch heute noch so praktiziert: DerPolizist verhört, macht sich Notizen und diktiert dann zusammenfassend in Anwesenheit desBeschuldigten den Protokolltext. Frage- und Antwort wird erst dann hinzugefügt, wenn der Textnach Fertigstellung noch offene Punkte ausweist.

Kurz gesagt: Im Fall von Sophies Protokoll ist es die Stimme Mohrs, seine Sicht der Ergebnisseund nicht ihre Aussage, die den Inhalt des Protokolls bestimmt. Mohrs Kommentare, seineGesten, Einschüchterungsversuche und andere Taktiken finden sich dort nicht wieder. Auch nichtSophies Reaktionen darauf. Wohl aber können wir Teile der politischen Auseinandersetzung undSophies mutige Erklärungen aus dem Dokument entnehmen.

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DIE VERNEHMUNGSPROTOKOLLE VON MITGLIEDERNDER WIDERSTANDSGRUPPE "WEISSE ROSE"Anmerkungen zu historischen Quellenstücken der GestapoVon Gerd R. Ueberschär

Die Verhörprotokolle der Mitglieder der "Weißen Rose" standen allerdings lange Zeit derwestdeutschen und internationalen Geschichtsschreibung als Quelle für die Erforschung undDarstellung der Hintergründe, Motive und Ziele sowie für das Denken und Handeln einzelnerMitglieder dieser Widerstandsgruppe nicht zur Verfügung. Sie lagen bis zur Auflösung der DDRim Zentralen Parteiarchiv des Instituts für Marxismus-Leninismus der SED bzw. zuletzt imArchiv des Ministeriums für Staatssicherheit in Dahlwitz-Hoppegarten und wurden erst nach demEnde des ostdeutschen Staates 1989/90 frei zugänglich. Möglicherweise wollte die SED-Führungin Ostberlin durch die Zurückhaltung der Dokumente umfängliche Studien und größerePublikationen zur Geschichte der "Weißen Rose" vermeiden, da sie die viel geprieseneBesonderheit und "herausragende Stellung" des kommunistischen Widerstandes relativiert hätten.Im Parteiarchiv standen die Protokolle viele Jahre nur einigen DDR-Historikern zur Verfügung 1)

oder wurden nur nach parteipolitischer Hilfe und besonderer Genehmigung des damaligen DDR-Staatsratsvorsitzenden Erich Honecker westdeutschen Publizistinnen und Forschern über die"Weiße Rose" - wie z. B. Anneliese Knoop-Graf - zugänglich gemacht 2); dadurch konnten sieauch bis dahin in zentralen Quelleneditionen zur "Weißen Rose", die in der Bundesrepublikerschienen, nicht abgedruckt werden 3)."

1) Vgl. die Zitatstellen aus den Verhör- und Prozessunterlagen bei Karl-Heinz Jahnke: Jugend imWiderstand 1933-1945. 2. Aufl. Frankfurt am Main 1985 (zuerst Berlin-Ost 1970 u. d. T.:Entscheidungen - Jugend im Widerstand 1933-1945), S. 108 ff., 116 f.; ferner Wir schweigennicht! Eine Dokumentation über den antifaschistischen Kampf Münchner Studenten 1942/43.Hrsg. v. Klaus Drobisch. Berlin-Ost 1968, 1977, 1983.2) Siehe die Angabe bei: Willi Graf. Briefe und Aufzeichnungen. Hrsg. v. Anneliese Knoop-Grafund Inge Jens. Frankfurt am Main 1988, Neuauflage als Taschenbuchausgabe 1994, S. 252.3) Als zentrale Publikation siehe Inge Scholl: Die Weiße Rose. Frankfurt am Main 3. Aufl. 1952,1955, erweiterte Neuausgaben ab 1982 und 1993 sowie Taschenbuchausgabe 1983 mit Abdruckder beiden Urteile des "Volksgerichtshofes" v. 22.2.1943 und 19.4.1943 sowie mehrereAugenzeugenberichte, jedoch ohne Wiedergabe der Verhörprotokolle.

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SOPHIE SCHOLL

(* 9. Mai 1921 in Forchtenberg, † 22. Februar 1943 in München)Sophie Scholl war eine deutsche Widerstandskämpferin in der Zeit des Dritten Reiches. Siewurde wegen ihres Engagements in der Weißen Rose hingerichtet.

Sophie Scholl war – wie ihr zweieinhalb Jahre älterer Bruder Hans Scholl – zunächst nicht inOpposition zu den Machthabern orientiert und gehörte dem Bund Deutscher Mädel (BDM) an.Sie veranstaltete wie ihr Bruder Mutproben und Härtetests, um sich und den anderen dasÄußerste abzuverlangen. Sophie trug eine Zeit lang einen Haarschnitt wie ein Knabe, hinten kurz,vorne lang. 1937 wurde sie zusammen mit ihren Geschwistern für einige Stunden verhaftet, weilihr Bruder Hans wegen Fortsetzung der bündischen Jugend verfolgt wurde. 1938 wurde er jedochamnestiert.

1942 begann Sophie, in München Biologie und Philosophie zu studieren. Obwohl ihr BruderHans sie immer aus dem Zirkel der Widerständigen gegen das nationalsozialistische Regimeheraushalten wollte, schaffte Sophie es, sich der Gruppe anzuschließen. Sie nahm an derHerstellung und Verteilung von Flugblättern der "Weißen Rose" teil.

Am 18. Februar 1943 wurde sie bei einer Flugblattaktion zusammen mit ihrem Bruder an derMünchner Universität vom Hausmeister Jakob Schmid, einem SA-Mann, entdeckt und durch dieGestapo verhaftet. 4 Tage später, am 22. Februar, wurde sie in München von dem berüchtigtenBerliner Volksgerichtshofrichter Roland Freisler verurteilt und am gleichen Nachmittag mit demFallbeil hingerichtet.

60 Jahre später, am 22. Februar 2003 wurde Sophie Scholl mit einer Büste in der Walhallageehrt. Der bayerische Ministerpräsident Edmund Stoiber würdigte sie in einem Festakt als"weltweites Symbol für den Aufstand des Gewissens gegen nationalsozialistisches Unrecht".

Ihre Briefe und Tagebuchaufzeichnungen spiegeln das Bild einer jungen Frau von hoherEmpfindsamkeit für die Schönheiten der Natur und von tiefem Glauben, aber auch eigenerinnerer Schönheit wider. Ein Zitat von Jacques Maritain, das in ihren Briefen mehrmals zu lesenist: "Il faut avoir l'esprit dur et le coeur tendre." Sophie Scholl beschäftigt sich in ihrenTagebuchaufzeichnungen intensiv mit der Harmonie der Seele ("Ich merke, dass man mit demGeiste (oder dem Verstand) wuchern kann, und dass die Seele dabei verhungern kann.", Briefeund Aufzeichnungen, S. 245). Die Tiefe der Gedanken der 20jährigen Sophie Scholl, ihre gelebteIntegrität, ihre Geradlinigkeit in Fragen des Gewissens, geben ein Zeugnis ihrer Wahrhaftigkeit.Anlässlich des 60.Todestages von Sophie Scholl kam es zur Veröffentlichung des Briefwechselszwischen Sophie Scholl und ihrem Verlobten Fritz Hartnagel.

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DIE WEISSE ROSE

Die Weiße Rose war der Name einer Widerstandsgruppe in München während der Zeit desNationalsozialismus. Im Juni 1942 wurde die Gruppe gegründet und bestand bis zum Februar1943. Sie verteilte Flugblätter, in denen zum Widerstand gegen den Nationalsozialismusaufgerufen wurde.Mitglieder der Weißen Rose waren die Geschwister Hans und Sophie Scholl sowie derenKommilitonen Christoph Probst, Willi Graf und Alexander Schmorell außerdem derUniversitätsprofessor Kurt Huber. Im weiteren Sinne können zur Gruppe auch Hans ConradLeipelt, Marie-Luise Jahn, Hans Hirzel, Heinz Brenner, Franz J. Müller und Eugen Grimmingergezählt werden. Mehrere Mitglieder kamen aus der Bündischen Jugend.Die Mitglieder der Weißen Rose verfassten, druckten und verteilten unter Lebensgefahrinsgesamt sechs Flugblätter.

Der NameDer Name Weiße Rose - abgeleitet aus der Überschrift Weisse Rose über den Flugblättern - istletztendlich unklar. Viele sehen einen Bezug zum Buch Die Weisse Rose von B. Traven. Nachseiner Verhaftung, im Gestapo-Verhör am 20. Februar 1943 gab Hans Scholl an, den Namen"willkürlich gewählt" zu haben:Zurückkommend auf meine Schrift 'Die Weiße Rose' möchte ich ... folgendes erklären: DerName 'Die Weiße Rose' ist willkürlich gewählt. ... Es kann sein, dass ich gefühlsmäßig diesenNamen gewählt habe, weil ich damals unmittelbar unter dem Eindruck der spanischen Romanzenvon Brentano 'Rosa Blanca' gestanden habe. Zu der 'Weißen Rose' der englischen Geschichtebestehen keine Beziehungen.Diese Aussage ist jedoch mit Vorsicht zu genießen, möglicherweise wollte Hans Scholl seineMotive verschleiern, um die anderen Mitglieder zu schützen. Als sicher kann gelten, dass HansScholl das Buch von Traven kannte und schätzte.

AktionenNach den Erfahrungen an der Front des 2. Weltkrieges und den Berichten von Freunden überMassenmorde in Polen und Russland genügen ihnen Lesen und Diskutieren allein nicht mehr. ImJuni 1942 handeln Alexander Schmorell und Hans Scholl. Die ersten vier Flugblätter wurden vonEnde Juni bis Mitte Juli 1942 verfasst und anonym mit der Post an Intellektuelle im RaumMünchen verschickt. Im Winter dieses Jahres wurde die Gruppe durch Sophie Scholl und WilliGraf erweitert.Ende Juli 1942 muss die Gruppe während der Semesterferien zum Kriegseinsatz an die Ostfront.Im Spätherbst kehren die Studenten von der russischen Front zurück und nehmen ihreWiderstandstätigkeit wieder auf. Das fünfte Flugblatt "Aufruf an alle Deutsche!" (mit einergeschätzten Auflage zwischen 6 000 und 9 000) wurde in Kurierfahrten in mehrerensüddeutschen und auch in einigen österreichischen Städten verteilt.Ende Januar 1943 ist die Schlacht um Stalingrad verloren. Etwa 230.000 Soldaten waren alleinauf deutscher Seite gefallen; über 1.000.000 Menschen starben auf russischer Seite. Stalingradwird der Auftakt zum verstärkten Widerstand in den besetzten europäischen Ländern. Diedeutsche Bevölkerung ist durch diese erste große Niederlage verunsichert. Für die Teilnehmer derWeißen Rose wird dies der Anstoß zu ihrem sechsten Flugblatt "Kommilitoninnen!Kommilitonen!"

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In anderen Städten arbeiten Freunde in kleinen Gruppen, verteilen Flugblätter und haltenKontakt. "Nieder mit Hitler" und "Freiheit" steht am 3., 8. und 15. Februar an den Mauern derUniversität und anderer Gebäude in München. Alexander Schmorell, Hans Scholl und Willi Grafhaben die Parolen nachts mit Teerfarbe angeschrieben.

Verhaftung und UrteilDas sechste Flugblatt wurde der Gruppe zum Verhängnis. Es war von Kurt Huber verfasstworden und wandte sich gegen die Kriegspolitik des "Dritten Reiches". Nachdem nicht alleExemplare verschickt werden konnten, wurde beschlossen, die übrig gebliebenen Flugblätter ander Universität München zu verteilen. Am 18. Februar 1943 versuchten die Geschwister Scholl,die Blätter an der Universität auszulegen, wurden dabei vom Hausmeister Jakob Schmiedentdeckt und von diesem an die Gestapo ausgeliefert.Sie wurden von Roland Freisler am Volksgerichtshof zum Tode durch das Fallbeil verurteilt. DasUrteil wurde am 22. Februar an den Geschwistern Scholl und Christoph Probst vollstreckt. KurtHuber, Willi Graf und Alexander Schmorell wurden in einem zweiten Prozess vor demVolksgerichthof ebenfalls zum Tode verurteilt. Kurt Huber und Alexander Schmorell wurden am13. Juli 1943 im Gefängnis München-Stadelheim enthauptet, die Hinrichtung Willi Grafs erfolgteam 12. Oktober 1943 ebenfalls durch das Fallbeil, nachdem die Gestapo über Monate hinwegversucht hatte, aus Willi Graf Namen aus dem Umfeld der Weißen Rose herauszupressen.

HeuteHeute sind die beiden Plätze vor dem Universitätsgebäude in München nach den GeschwisternScholl und Prof. Huber benannt, und vor dem Eingang erinnern in den Boden eingelassene,steinerne Flugblätter an die Weiße Rose. Seit langem kämpfen die Fachschaften der Ludwigs-Maximilians- Universität vergeblich für eine Umbenennung in "Geschwister- Scholl-Universität".Seit 1980 wird der mit 10.000 Euro dotierte Geschwister-Scholl-Preis in Erinnerung an dieGeschwister Scholl verliehen. 1987 gründeten Mitglieder der Weißen Rose und Verwandte derhingerichteten Mitglieder der Weißen Rose in München die Weiße Rose Stiftung. Im Mai 2003gründeten Angehörige der Widerstandsgruppe das Weiße Rose Institut, das die Leistung derGruppe wissenschaftlich untersuchen und würdigen soll.

aus: Wikipedia, die freie Enzyklopädie