sport auf rezept – eine gute idee für arthrose-patienten

1
Kongress der Süddeutschen Sonderfall atypische Femurfraktur Bei älteren Patienten werden zuneh- mend häufiger atypische subtrochantäre und diaphysäre Femurfrakturen beobach- tet. Gemäß der Definition der American Society of Bone and Mineral Research (AS- BMR) sind atypische Frakturen durch die Hauptkriterien subtrochantäre Lokalisation, ein minimales Trauma als auslösende Ursa- che, das Fehlen einer Trümmerzone und das Vorliegen einer Querfraktur charakterisiert. Brüche dieses Typs werden meist mit einer Osteoporose-Therapie mit Bisphosphona- ten (BP) in Verbindung gebracht. Unter den Nebenkriterien sind aber außer den Bisphosphonaten weitere häufig ver- wendete Pharmaka aufgeführt, wie Prof. Erich Hartwig von der Abteilung für Unfall- chirurgie und Orthopädie am Evangeli- schen Diakonissenkrankenhaus in Karlsruhe bei einer Sitzung zur Alterstraumatologie ausführte. Dazu zählen Protonenpumpen- inhibitoren, Glukokortikoide und andere Antiresorptiva. Auch sie gelte es also in der Anamnese zu erfragen. Weitere Nebenkri- terien seien eine Kortikalisverdickung (bila- terale) prodromale Schmerzen und Komor- biditäten. Aber auch die Femurgeometrie wird als Ursache diskutiert. Für BP wird Hartwig zufolge von einer aty- pischen Fraktur pro 100 verhinderte Fraktu- ren ausgegangen. Bei seinen eigenen Pati- enten hat Hartwig bei 508 Femurfrakturen drei atypische Brüche beobachtet. Da es unter einer BP-Therapie durch die Suppression des Remodellings zu Heilungs- störungen von Stressfrakturen kommen kann, riet er dazu, bei Patienten nach einer Beckenfraktur auf antiresorptive Osteopo- rose-Medikamente zu verzichten. Stattdes- sen verordnet er Parathormon oder – wenn keine Kontraindikationen bestehen – Stron- tiumranelat. wk Sport auf Rezept – eine gute Idee für Arthrose-Patienten „Mit der Diagnose Kniegelenkarthrose sollte nicht das Leiden, sondern die Bewe- gung anfangen,“ sagte Prof. Thorsten Horstmann. Sensomotorik und Kraft müss- ten geschult werden, so der Orthopäde von der Technischen Universität München bei der Sitzung „Rehabilitation älterer Men- schen“ weiter. Dies gelte sowohl vor der Prothesenversorgung, weil diese dann oft hinausgeschoben bzw. die Progression der Arthrose aufgehalten werden könne, als auch danach, weil dann die Funktion besser sei respektive Defiziten vorgebeugt werden könne. Bewährt habe sich eine einmal wö- chentliche Gruppentherapie über drei bis sechs Monate. Verschiedene hochwertige Studien der vergangenen Dekade haben gezeigt, dass Krafttraining einen deutlichen Effekt auf die Schmerzreduktion und die Funktionsver- besserung hat. Der Gesundheitszustand bleibt dagegen meist unverändert, berich- tete Dr. Pia Jannssen, Medizinische Univer- sitätsklinik Tübingen. Insgesamt entspreche der Behandlungseffekt dem einer NSAR- Therapie. Die durch Krafttraining erzielten Effekte können auch durch Ausdauertrai- ning erreicht werden. Ideal sei aber die Kombination, gern auch im Wasser, meinte Janssen. Beeindruckend ist der Behand- lungserfolg, den Ida Svege et al. für Paten- ten mit Coxarthrose nachweisen konnten: Die Zahl der operativ versorgten Patienten war nach sechs Jahren in der Trainingsgrup- pe um 44% geringer als in der Kontrollgrup- pe [Ann Rheum Dis 2013; 0: 1–6]. wk Highlights vom VSOU-Kongress Auch in diesem Jahr lockte die Jahresta- gung der Vereinigung Süddeutscher Orthopäden und Unfallchirurgen e.V. (VSOU) etwa 2.500 Interessierte vom 1. bis 3. Mai 2014 nach Baden-Baden. Hauptthemen waren u. a. die Sicherheit von Implantate n , der ältere Mensch in der Orthopädie und Unfallchirurgie, die Kinderorthopädie und -traumatologie, die Revisionschirurgie sowie einige von der Kongresspräsidentin Prof. Andrea Meurer gewählte gesellschaftliche As- pekte der Fachgebiete. Zunächst ging es um die Gestaltung des Miteinanders von Orthopäden und Unfallchirurgen. 2013 war entschieden worden, dass die Unfallchirurgie beim Kongress breiter vertreten sein sollte. Mit Prof. Andrea Meurer fand der letzte VSOU-Kongress mit nur einem Kongresspräsidenten statt. Ab 2015 wird es eine Doppelspitze geben, wie Dr. Thomas Möller, Speyer, 1. Vorsitzender der VSOU, erklärte. Das erste Duo werden Prof. Volker Bühren, Murnau, und Prof. Thomas Horstmann, München, bilden. Für die Orthopädie & Rheuma hat Dr. Wiebke Kathmann (wk) den Kongress besucht. Weitere Berichte finden Sie im Internet unter www.springermedizin. de/vsou-2014 48 ORTHOPÄDIE & RHEUMA 2014; 17 (3)

Upload: wk

Post on 16-Mar-2017

214 views

Category:

Documents


0 download

TRANSCRIPT

Page 1: Sport auf Rezept – eine gute Idee für Arthrose-Patienten

Kongress der Süddeutschen

Sonderfall atypische Femurfraktur

— Bei älteren Patienten werden zuneh-mend häu� ger atypische subtrochantäre und diaphysäre Femurfrakturen beobach-tet. Gemäß der De� nition der American Society of Bone and Mineral Research (AS-BMR) sind atypische Frakturen durch die Hauptkriterien subtrochantäre Lokalisation, ein minimales Trauma als auslösende Ursa-che, das Fehlen einer Trümmerzone und das Vorliegen einer Querfraktur charakterisiert. Brüche dieses Typs werden meist mit einer Osteoporose-Therapie mit Bisphosphona-ten (BP) in Verbindung gebracht. Unter den Nebenkriterien sind aber außer den Bisphosphonaten weitere häu� g ver-wendete Pharmaka aufgeführt, wie Prof. Erich Hartwig von der Abteilung für Unfall-chirurgie und Orthopädie am Evangeli-schen Diakonissenkrankenhaus in Karlsruhe bei einer Sitzung zur Alterstraumatologie ausführte. Dazu zählen Protonenpumpen-

inhibitoren, Glukokortikoide und andere Antiresorptiva. Auch sie gelte es also in der Anamnese zu erfragen. Weitere Nebenkri-terien seien eine Kortikalisverdickung (bila-terale) prodromale Schmerzen und Komor-biditäten. Aber auch die Femurgeometrie wird als Ursache diskutiert.Für BP wird Hartwig zufolge von einer aty-pischen Fraktur pro 100 verhinderte Fraktu-ren ausgegangen. Bei seinen eigenen Pati-enten hat Hartwig bei 508 Femurfrakturen drei atypische Brüche beobachtet.Da es unter einer BP-Therapie durch die Suppression des Remodellings zu Heilungs-störungen von Stressfrakturen kommen kann, riet er dazu, bei Patienten nach einer Beckenfraktur auf antiresorptive Osteopo-rose-Medikamente zu verzichten. Stattdes-sen verordnet er Parathormon oder – wenn keine Kontraindikationen bestehen – Stron-tiumranelat. wk

Sport auf Rezept – eine gute Idee für Arthrose-Patienten

— „Mit der Diagnose Kniegelenkarthrose sollte nicht das Leiden, sondern die Bewe-gung anfangen,“ sagte Prof. Thorsten Horstmann. Sensomotorik und Kraft müss-ten geschult werden, so der Orthopäde von der Technischen Universität München bei der Sitzung „Rehabilitation älterer Men-schen“ weiter. Dies gelte sowohl vor der Prothesenversorgung, weil diese dann oft hinausgeschoben bzw. die Progression der Arthrose aufgehalten werden könne, als auch danach, weil dann die Funktion besser

sei respektive De� ziten vorgebeugt werden könne. Bewährt habe sich eine einmal wö-chentliche Gruppentherapie über drei bis sechs Monate. Verschiedene hochwertige Studien der vergangenen Dekade haben gezeigt, dass Krafttraining einen deutlichen E� ekt auf die Schmerzreduktion und die Funktionsver-besserung hat. Der Gesundheitszustand bleibt dagegen meist unverändert, berich-tete Dr. Pia Jannssen, Medizinische Univer-sitätsklinik Tübingen. Insgesamt entspreche

der Behandlungse� ekt dem einer NSAR-Therapie. Die durch Krafttraining erzielten E� ekte können auch durch Ausdauertrai-ning erreicht werden. Ideal sei aber die Kombination, gern auch im Wasser, meinte Janssen. Beeindruckend ist der Behand-lungserfolg, den Ida Svege et al. für Paten-ten mit Coxarthrose nachweisen konnten: Die Zahl der operativ versorgten Patienten war nach sechs Jahren in der Trainingsgrup-pe um 44% geringer als in der Kontrollgrup-pe [Ann Rheum Dis 2013; 0: 1–6]. wk

Highlights vom VSOU-Kongress

Auch in diesem Jahr lockte die Jahresta-gung der Vereinigung Süddeutscher Orthopäden und Unfallchirurgen e.V. (VSOU) etwa 2.500 Interessierte vom 1. bis 3. Mai 2014 nach Baden-Baden. Hauptthemen waren u. a. die Sicherheit von Implantaten, der ältere Mensch in der Orthopädie und Unfallchirurgie, die Kinderorthopädie und -traumatologie, die Revisionschirurgie sowie einige von der Kongresspräsidentin Prof. Andrea Meurer gewählte gesellschaftliche As-pekte der Fachgebiete. Zunächst ging es um die Gestaltung des Miteinanders von Orthopäden und Unfallchirurgen. 2013 war entschieden worden, dass die Unfallchirurgie beim Kongress breiter vertreten sein sollte. Mit Prof. Andrea Meurer fand der letzte VSOU-Kongress mit nur einem Kongresspräsidenten statt. Ab 2015 wird es eine Doppelspitze geben, wie Dr. Thomas Möller, Speyer, 1. Vorsitzender der VSOU, erklärte. Das erste Duo werden Prof. Volker Bühren, Murnau, und Prof. Thomas Horstmann, München, bilden.

Für die Orthopädie & Rheuma hat Dr. Wiebke Kathmann (wk) den Kongress besucht. Weitere Berichte � nden Sie im Internet unter www.springermedizin.de/vsou-2014

48 ORTHOPÄDIE & RHEUMA 2014; 17 (3)

Medizin ak tuell VSOU-Kongress 2014