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BBB-Merkblatt M 19 „Sprachliche Gleichbehandlung von Frauen und Männern“ 1 BBB-Merkblatt Bundesstelle für Büroorganisation und Bürotechnik M 19 Sprachliche Gleichbehandlung von Frauen und Männern Hinweise, Anwendungsmöglichkeiten und Beispiele

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BBB-Merkblatt M 19 „Sprachliche Gleichbehandlung von Frauen und Männern“ 1

BBB-MerkblattBundesstelle für Büroorganisation und Bürotechnik

M 1

9

SprachlicheGleichbehandlung vonFrauen und MännernHinweise,Anwendungsmöglichkeitenund Beispiele

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BBB-Merkblatt M 19 „Sprachliche Gleichbehandlung von Frauen und Männern“2

BBB-Merkblatt M19„Sprachliche Gleichbehandlung von Frauen und Männern“2. Auflage, 2002

Herausgeber:Bundesverwaltungsamt – Bundesstelle fürBüroorganisation und Bürotechnik (BBB)50728 Köln

E-Mail: [email protected]

Telefon: 01888 3583790Telefax: 01888 3582852

© BundesverwaltungsamtAlle Rechte vorbehalten.Das Merkblatt darf mit Genehmigungdes Herausgebers und Quellenangabe vervielfältigtund verbreitet werden.

Anregungen und Bemerkungen zumMerkblatt richten Sie bitte – möglichstper E-Mail – an die Redaktion:

BundesverwaltungsamtReferat VII A I50728 Köln

Telefon: 01888 3581729E-Mail: [email protected]

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BBB-Merkblatt M 19 „Sprachliche Gleichbehandlung von Frauen und Männern“3

Inhaltsverzeichnis

1 Vorwort .........................................................................................4

2 Einführung ....................................................................................6

3 Paarformulierungen ....................................................................10

4 GeschlechtsneutralePersonenbezeichnungen............................................................17

5 Auf Personenbezeichnungen verzichten.....................................21

6 Beispiele aus der Praxis .............................................................26

7 Literaturverzeichnis ....................................................................277.1 Verzeichnis von Empfehlungsschriften und Erlassen zur sprachlichen

Gleichbehandlung in Bund, Ländern und Kommunen.................................. 27

7.1.1 Bund............ .......................................................................................................... 27

7.1.2 Länder............ ........................................................................................................ 27

7.1.3 Städte und Kreise................................................................................................... 29

7.2 Weiterführende Literatur............................................................................... 30

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1 Vorwort

Die Sprache ist nicht nur unser wichtigstes Verständigungsmittel,sondern gleichzeitig auch Bewusstseinsträger: Sie ist Spiegel un-seres Denkens und Bewusstseins. In ihrem stetigen Wandel spie-gelt Sprache die Kommunikationsinteressen einer Sprachgemein-schaft wider. Sprache ändert sich ständig, sie ist anpassungsfähigund flexibel. Veränderungen der Sprache zeigen sich z.B. in derSchöpfung neuer Wörter oder Wortzusammensetzungen oder imWandel von Bedeutungen sprachlicher Ausdrücke.

Seit etwa fünfzehn Jahren ist ein Wandel des Sprachgebrauchsbei der Verwendung von Personenbezeichnungen zu beobachten.Zunehmend werden maskuline Personenbezeichnungen als Ober-begriff für Frauen und Männer (z.B. die Bürger, die Leser = so ge-nannte generische Maskulina) kritisiert. Da sich die gesellschaftli-che, politische und berufliche Rolle der Frauen geändert hat, wer-den Personenbezeichnungen gefordert, die Frauen in der Sprachestärker als bisher „sichtbar“ machen. Ein Hauptkritikpunkt ist das„Mitgemeintsein“ von Frauen bei der Verwendung maskuliner Per-sonenbezeichnungen.

Die Diskussion um die sprachliche Gleichbehandlung von Frauenund Männern wird seit einigen Jahren nicht mehr nur in Kreisender Frauenbewegung und von Sprachwissenschaftlerinnen ge-führt, sondern in einer breiten Öffentlichkeit.

Auch die öffentliche Verwaltung beschäftigt sich mit diesem The-ma: Fast alle Bundesländer haben Richtlinien und Empfehlungenzur sprachlichen Gleichbehandlung erlassen; viele Kommunalver-waltungen haben Leitfäden herausgegeben.

Die Bundesregierung hat 1987 eine interministerielle Arbeitsgrup-pe „Rechtssprache“ mit dem Auftrag eingesetzt, die Rechtsspra-che im Hinblick auf die Forderungen nach sprachlicher Gleichbe-handlung von Frauen und Männern zu untersuchen und sprachli-che Alternativen zu erarbeiten. In dieser Arbeitsgruppe waren un-ter Federführung des Bundesministeriums der Justiz die Bundes-ministerien des Innern, für Jugend, Familie, Frauen und Gesund-heit sowie für Arbeit und Sozialordnung vertreten. Die Ergebnisseder Arbeitsgruppe liegen in der Bundestagsdrucksache 12/1041vom 7. August 1991 „Maskuline und feminine Personen-bezeichnungen in der Rechtssprache“ vor (Nachdruck als BBB -Sonderdruck Info 1311 1). In dem Bericht der Arbeitsgruppe, der

1 Siehe im Schriftenverzeichnis unter www.Wissen-im-Inter.Net

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vom Bundestag und Bundesrat gebilligt wurde, werden anstelledes bisherigen generischen Maskulinums (als geschlechtsüber-greifender Ausdruck) „geschlechtsindifferente Personen-bezeichnungen“ empfohlen. Generische Maskulina sollen nur danngebraucht werden, wenn gebräuchliche und verständliche Formu-lierungen nicht gefunden werden können oder die inhaltlichenAussagen der Vorschrift unpräzise und unverständlich würden“(Bundestagsdrucksache, S. 37). Zudem hat das Bundeskabinettauf Empfehlung der Arbeitsgruppe am 20. Januar 1993 beschlos-sen, die neutrale Bezeichnungsform für die Bundesministerien ein-zuführen.

In der Verwaltungssprache wird - wie auch in der Alltagssprache -mit unterschiedlichen sprachlichen Alternativen experimentiert, umdie allgemeinen Grundsätze der sprachlichen Gleichbehandlung,wie sie in den Richtlinien, Erlassen und Empfehlungen vorliegen,umzusetzen. Viele dieser Versuche gehen zu Lasten der Ver-ständlichkeit und Übersichtlichkeit, verletzen das natürlicheSprachgefühl oder die Rechtschreibregeln der deutschen Sprache.

Im vorliegenden Merkblatt wird dargestellt, welche Möglichkeitender Personenbezeichnung die deutsche Sprache bietet, wennmaskuline Personenbezeichnungen als Oberbegriff für männlicheund weibliche Personen vermieden werden sollen. Es werden An-regungen gegeben, wie mit vielen verschiedenen sprachüblichenFormen die sprachliche Gleichbehandlung umgesetzt werdenkann, ohne dabei gegen die Anforderungen an eine verständlicheund bürgerfreundliche 2 Verwaltungssprache zu verstoßen. DieVor- und Nachteile der verschiedenen Möglichkeiten und ihre Ver-wendung in unterschiedlichen Arten von Texten werden anhandkonkreter Beispiele aus der Verwaltungspraxis aufgezeigt. Dabeisind die vorgeschlagenen Alternativen nicht als einzig mögliche zuverstehen. Die aufgeführten und erläuterten sprachlichen Mittellassen sich flexibel und situationsangemessen einsetzen. Sie sol-len die Gesetzmäßigkeiten verschiedener Wort- und Satzbildun-gen aufzeigen, um die Bemühungen der Beschäftigten in der öf-fentlichen Verwaltung zu unterstützen, geschlechtergerecht formu-lierte und gleichzeitig gut lesbare und verständliche Texte zuschreiben.

2 In den Empfehlungsschriften (siehe Literaturverzeichnis) besteht weit-

gehend Einigkeit darüber, dass das generische Maskulinum in Ableitungenund Zusammensetzungen beibehalten werden kann, wenn sich keine ge-eignete Umformulierung anbietet. Adjektive mit maskuliner Basis werdenallgemein als geschlechtsneutral empfunden.

Ziel des Merkblattes

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2 Einführung

Mit der Forderung nach sprachlicher Gleichbehandlung kritisierenFrauen maskuline Personenbezeichnungen, die gleichermaßenauf Männer und Frauen bezogen werden (z.B. die Bürger, die Mit-arbeiter). Es wird gefordert, die politische und gesellschaftlicheGleichberechtigung von Männern und Frauen auch in der Sprachesichtbar zu machen. Dies wird in den Bereichen als um so drin-gender empfunden, wo hinter den maskulinen Personen-bezeichnungen in der Realität bisher vorwiegend oder ausschließ-lich Männer zu finden waren. Statt verallgemeinernder maskulinerPersonenbezeichnungen sollen Frauen überall dort, wo sie ge-meint sind oder gemeint sein könnten, auch sprachlich zum Aus-druck kommen.

Das grammatische Geschlecht (Genus) der Substantive, mit de-nen Personen bezeichnet werden, stimmt nicht immer mit demnatürlichen Geschlecht (Sexus) der bezeichneten Person überein.Während es sich beim Sexus um eine außersprachliche Kategoriehandelt, ist mit Genus eine sprachliche Kategorie gemeint. Sokönnen mit den Bezeichnungen der Mensch, die Person oder dasMitglied männliche und weibliche Personen gemeint sein. DieseBezeichnungen werden demnach bezüglich des natürlichen Ge-schlechts neutral verwendet.

Auch maskuline Substantive können zur verallgemeinernden Be-zeichnung von Frauen und Männern verwendet werden (die Bür-ger, die Leser). Die Grammatik bezeichnet diese maskulinen Be-zeichnungen als generische Maskulina. Der geschlechtsneutraleGebrauch ist mit der Form des Maskulinums identisch, womit einemaskuline Personenbezeichnung zwei Verwendungsarten hat: Mitihr können entweder nur Männer bezeichnet werden oder eineGruppe von Frauen und Männern. Diese maskulinen Substantivehaben demnach zwei Lesarten:

der Bürger � alle Bürgerinnen und Bürger(als Typbezeichnung)

der Bürger � ein Mann

der Arzt � die Ärztinnen und Ärzte (im Allgemeinen)der Arzt � ein Mann

In beiden Anwendungsfällen verlangt das maskuline Substantivauch maskuline Fürwörter (Pronomen: der Bürger, der seinen An-trag ...), denen daher bei generischem Gebrauch auch eine ge-schlechtsneutrale Bedeutung zugeschrieben werden muss.

Was heißt sprachlicheGleichbehandlung?

Unterscheidung vongrammatischem undnatürlichem Geschlecht

Die deutsche Grammatik bezeichnetmaskuline Personenbezeichnungen inverallgemeinernder Bedeutung alsgenerische Maskulina

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Bespiele

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Das generische Maskulinum wird besonders dort verwendet, wodas Geschlecht der bezeichneten Person nebensächlich oder nichtbekannt ist oder wo es sich um eine gemischtgeschlechtlicheGruppe handelt.

Obwohl durch den jeweiligen Zusammenhang theoretisch kaumZweifel aufkommen, ob nur Männer oder auch Frauen gemeintsind, werden maskuline Personenbezeichnungen, die sich aufMänner und Frauen beziehen, nicht mehr so selbstverständlich alsneutralisierend empfunden wie noch vor einigen Jahren. Der ver-allgemeinernde Gebrauch von maskulinen Substantiven wird vonFrauen kritisiert, weil sie darin lediglich mitgemeint sind und diesesMitgemeintsein von der Wortform her nicht erkennbar ist. Erstwenn der maskulinen Form die feminine gegenübergestellt wird, isteindeutig erkennbar, dass sich die maskuline Wortform aus-schließlich auf Männer, die feminine ausschließlich auf Frauen be-zieht:

der Mitarbeiter – die Mitarbeiterinder Angestellte – die Angestellte

Wenn mit einer Personenbezeichnung Männer und Frauen be-zeichnet werden sollen, gibt es verschiedene Möglichkeiten: eskönnen entweder beide Formen des Wortes (die maskuline unddie feminine) nebeneinander stehen (so genannte Paar-formulierung), es können Personenbezeichnungen verwendetwerden, die geschlechtsneutral verwendet und verstanden werden(z.B. Personen, Leute, Mitglied, die Angestellten), oder es wirddurch andere Formulierungen und Satzgestaltungen (z.B. durchdie Verwendung von Sachbezeichnungen oder Sätze im Passiv)die Nennung von Personen vermieden.

Generische Verwendung von

Maskulina

Generische Maskulina undsprachlicheGleichbehandlung

Umsetzung der sprachlichenGleichbehandlung

Der Bürger

Die Bürgerin Der Bürger

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Die folgenden Vorschläge zur Änderung der bisherigen Formulie-rungen enthalten keine durchgängig zu verwendenden Formulie-rungsanweisungen. Da die sprachlichen Probleme, die sich stel-len, höchst vielfältig sind, lassen sie „Patentlösungen“ nicht zu.

Welche Formulierung nach fachlichen und sprachlichen Gesichts-punkten zu wählen ist, lässt sich jeweils nur für den einzelnen Zu-sammenhang beurteilen.

Die sprachliche Gleichbehandlung von Frauen und Männern darfnicht auf Kosten der Verständlichkeit von Verwaltungstexten um-gesetzt werden. Damit würden die Bemühungen um eine ver-ständliche und bürgerfreundliche Verwaltungssprache zunichtegemacht. Die Empfehlungen zur bürgernahen Verwaltungs-sprache 3 gelten auch für die sprachliche Gleichbehandlung; Klar-heit und Eindeutigkeit der Formulierung dürfen darunter nicht lei-den. Daraus lassen sich folgende Grundsätze für die Umsetzungableiten:

• Die Personenbezeichnung und ihre Verbindung muss eindeutigsein, also nicht:

Der Käufer und/oder die Käuferin.

• Die Formulierung muss sprechbar bleiben, also nicht:

Alle BürgerInnen und ArbeitnehmerInnenDie Beamt(en)/innen.

• Die Formulierung muss verständlich und übersichtlich bleiben.Die semantische (inhaltliche) Stimmigkeit im Sinne der sprach-lichen Gleichbehandlung soll nicht mit unübersichtlichen undschwer verständlichen Satzkonstruktionen erkauft werden, alsonicht:

Erklärung des/der Antragsteller(s)/in oder sein(es)/er bzw.ihr(es)/er gesetzlichen Vertreter(s)/in ...

• Die Formulierung soll sich so wenig wie möglich vom allgemei-nen Sprachempfinden und vom bisherigen Sprachgebrauchentfernen, weil sich sonst Lesewiderstände aufbauen. Beson-ders ungewohnte Formulierungen werden oft nicht akzeptiert.

3 Siehe BBB – Arbeitshandbuch „Bürgernahe Verwaltungssprache“ im

Schriftenverzeichnis unter www.Wissen-im-Inter.Net.

keine „Patentlösungen“

Grundsätze

eindeutig

sprechbar

übersichtlich

Gewohnheiten beachten!

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Die Forderungen nach sprachlicher Gleichbehandlung einerseitsund nach einer klaren, verständlichen und lesbaren Verwaltungs-sprache andererseits müssen in Übereinstimmung gebracht wer-den.

Verwaltungssprache

bürgerfreundlich

verständlich Freundlich persönlichZusammenarbeit

fördern

Frauen und Männer ansprechend

(sprachliche Gleichbehandlung)

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3 Paarformulierungen

Im Deutschen gibt es für viele Personenbezeichnungen die femini-ne und die maskuline Wortform. Mit Paarformulierungen sind mas-kuline und feminine Personenbezeichnungen gemeint, die entwe-der voll ausgeschrieben nebeneinander stehen oder durchSchrägstrich und Klammer ineinandergeschoben sind. Durch aus-geschriebene Paarformulierungen wird das Geschlecht der be-zeichneten Person stets hervorgehoben:

Die Bürgerinnen und Bürger ...Alle Teilnehmer und Teilnehmerinnen ...Der Antragsteller bzw. die Antragstellerin ...Die Bewerberin oder der Bewerber ...Der oder die Angestellte ...Die oder der Vorsitzende ...

Es gibt allerdings nicht für alle Personenbezeichnungen feminineund maskuline Wortformen. Bei Pluralformen substantivierter Par-tizipien (z.B. die Angestellten) sind das Maskulinum und Femi-ninum gleich (vgl. Abschnitt 4).

In voll ausgeschriebenen Paarformulierungen werden Frauen aus-drücklich genannt, was der Forderung, Frauen in der Sprachesichtbar zu machen, entspricht. Besonders in Bereichen, wo überlange Zeit die maskulinen Personenbezeichnungen in der Realitätnur auf Männer zutrafen, kann die Sprache die veränderte gesell-schaftliche Rolle der Frauen abbilden und das allgemeine Be-wusstsein fördern, dass auch Frauen gemeint sind. Dies ist z.B. inStellenausschreibungen der Fall.

Beim Amt für Wohnungswesen ist im Sachgebiet 121 „Fehlbele-gungsabgabe“ die Stelle einer Arbeitsgruppenleiterin oder einesArbeitsgruppenleiters zu besetzen.

Anreden dienen der persönlichen Ansprache, und jede Personmöchte in ihrer geschlechtlichen Identität angesprochen werden.Dies gilt sowohl für die mündliche als auch für die schriftliche An-rede. Die Anredeform „Sehr geehrte Damen und Herren“ ist heuteselbstverständlich geworden. Sie wird in der mündlichen Anredeeiner gemischtgeschlechtlichen Gruppe verwendet oder in schriftli-chen Mitteilungen mit direktem Adressatenbezug (z.B. in einemBrief), wenn das Geschlecht der angeschriebenen Person bekanntist. Besonders in der schriftlichen Kommunikation ist es wichtig,dass die Anrede höflich und freundlich ist. So kann auch die Moti-vation der angeschriebenen Person erhöht werden, ein Schreibenzu lesen und sich mit dem Inhalt auseinanderzusetzen.

Was heißt Paarformulierung?

Beispiele

Wann sind Paar-formulierungen sinnvoll?

Beispiel

persönliche Anrede

Rollenbezeichnungen

Stellenanzeigen

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In vielen Schreiben an Bürgerinnen und Bürger werden als Anredemaskuline Rollenbezeichnungen verwendet, z.B. „Sehr geehrterAntragsteller“ oder „Sehr geehrter Darlehensnehmer“. Die Ver-wendung einer maskulinen Personenbezeichnung stellvertretendfür die feminine wirkt in der Anrede besonders unpassend, weilhier konkrete Personen - Männer und Frauen - angesprochenwerden. Darüber hinaus wirken Rollenbezeichnungen unpersön-lich und distanziert. Für maschinell gefertigte Schreiben, wo es austechnischen Gründen nicht möglich ist, den Namen der jeweils an-geschriebenen Person einzufügen, empfiehlt sich deshalb die An-redeform „Sehr geehrte Damen und Herren“. Diese Möglichkeitsollte aber nur in Ausnahmefällen genutzt werden, da die heutigeTechnik es in der Regel erlaubt, den Namen der angeschriebenenPerson automatisch einzusetzen.

Wenn sich ein Schreiben an mehr als eine Person richtet, z.B. anein Ehepaar, sollte dies auch aus der Anschrift deutlich hervorge-hen.

statt so besser so

EheleuteGerhard M. Hofmann

Frau Gisela HofmannHerrn Gerhard M. Hofmann

bei Doppelnamen: Frau Gisela Sanders-HofmannHerrn Gerhard M. Hofmann

Manfred u. Ida Müller Frau Ida Müller-MahlkeHerrn Manfred Müller

In den im Bundesgesetzblatt verkündeten Ausbildungsver-ordnungen und in der offiziellen Liste der anerkannten Ausbil-dungsberufe wird seit etwa 1980 außer der maskulinen Form auchdie feminine Form der Berufsbezeichnung genannt. Die Berufsbe-zeichnungen werden hier vorwiegend mit einem Schrägstrich ver-bunden:

Verordnung über die Berufsausbildung zum Schmucktextilien-hersteller/zur Schmucktextilienherstellerin

Inzwischen sind die femininen Formen von vielen Amts-, Berufs-und Funktionsbezeichnungen bereits geläufig:

Ärztin, Schaffnerin, Staatssekretärin, Amtsgerichtsrätin, Fernseh-ansagerin, Ministerin, Reporterin, Kauffrau.

Auch wenn zu einigen maskulinen Formen von Personen-bezeichnungen bisher keine weiblichen Ableitungen im allgemei-nen Sprachgebrauch verwendet wurden, setzen sie sich häufigschnell durch. In vielen Fällen lässt sich die feminine Form nach

Anschriften

Berufs-, Amts- und

Funktionsbezeichnungen

Beispiele

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der allgemeinen grammatischen Regel mit der Endung -in pro-blemlos bilden:

Ingenieur – IngenieurinKanzler – KanzlerinHandwerker – Handwerkerin

Auch Personenbezeichnungen in Vordrucken, die von Frauen undMännern ausgefüllt werden, müssen auf Frauen und Männer zu-treffen. Sobald Vordrucke ausgefüllt und unterschrieben sind, be-ziehen sie sich auf eine einzelne Person (siehe auch S. 12).

Paarformulierungen und generische Maskulina sollten nicht ne-beneinander verwendet werden. Letztere verlieren damit ihre ver-allgemeinernde, neutralisierende Bedeutung. Treten in einem Zu-sammenhang gleichzeitig Paarformulierungen und generisch ver-wendete Maskulina auf, können die maskulinen Formen als Be-zeichnung für Männer verstanden werden. Soweit geschlechts-spezifische, d.h. maskuline und feminine Formen der Personen-bezeichnung verwendet werden, bezieht sich die maskuline nurauf Männer, sodass für die Bezeichnung von Männern und Frauenstets beide Formen gebraucht werden.

Eine konsequente Anwendung der Paarformulierung würde zu äu-ßerst schwerfälligen und weitschweifigen Formulierungen führen,die einen Text schwer verständlich machen. Vor allem in längerenTexten wirkt die ständige Wiederholung der Paarformulierung stö-rend. In mehrteiligen Satzgefügen führt die grammatisch korrekteVerwendung der Fürwörter (Pronomen) und die Anknüpfung derRelativsätze zu einer Ausweitung und Komplizierung der Texte, diedadurch in der Regel unverständlicher werden. Auch die Adjektive,Pronomen und Artikel müssen dabei in die Doppelform gebrachtwerden. Werden Paarformulierungen in einem Satz schematischan die Stelle von maskulinen Formen der Personenbezeichnungengesetzt, ergeben sich oft ungenießbare Satzungeheuer.

Der Antragsteller oder die Antragstellerin, der oder die seinen oderihren Antrag bei der zuständigen Bearbeiterin oder dem zuständi-gen Bearbeiter vorgelegt hat, ....

Der Kraftfahrzeughalter oder die Kraftfahrzeughalterin, der oderdie sein oder ihr Kraftfahrzeug an einen Bekannten oder eine Be-kannte ausleiht, ...

Solche Konstruktionen sind umständlich und schwerfällig undmüssen mühselig erschlossen werden. Sie lenken damit von dereigentliche Aussage ab. Für solche Sätze eignen sich deshalbeher andere Alternativen (siehe Abschnitte 4 ff).

Beispiele

Welche sprachlichenProbleme ergeben sich?

keine Paarformulierungen und

generischen Maskulina

nebeneinander

Gefahr weitschweifiger undumständlicher Texte

Beispiele:

So geht es nicht!

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Die Verbindung der maskulinen und femininen Personen-bezeichnungen darf nicht missverständlich sein. Die Konjunktionund darf nur verwendet werden, wenn mindestens zwei Personen,und zwar ein Mann und eine Frau, angesprochen sind:

Liebe Kolleginnen und Kollegen ...Sehr geehrte Damen und Herren ...An die Lehrer und Lehrerinnen der Gesamtschule ...

In allgemeinen Informationen, die sich an Einzelpersonen wenden,deren jeweiliges Geschlecht nicht bekannt ist, werden die Perso-nenbezeichnungen mit der Konjunktion oder verbunden:

Die Ärztin oder der Arzt im Praktikum ...Der Käufer oder die Käuferin verpflichtet sich ...

Es ist nicht erforderlich, maskuline und feminine Personen-bezeichnungen stets in gleicher Reihenfolge zu nennen. Geradeder Wechsel verdeutlicht, dass die Nennung an erster Stelle keineWertung beinhaltet.

Bei den Paarformulierungen werden die maskulinen und femininenPersonenbezeichnungen nicht immer voll ausgeschrieben, son-dern durch einen Schrägstrich, mehrere Schrägstriche oder durcheine Klammer ineinandergeschoben. Hierbei handelt es sich umeine grafisch unterbrochene Schreibweise, die auch als Spar-schreibung bezeichnet wird, z.B. Schüler/innen oder Stu-dent(inn)en aus Studenten und Studentinnen.

Schwierigkeiten bereiten bei der Sparschreibung die verschiede-nen Arten der Wortbildung. Da der Schrägstrich nicht gesprochenwerden kann, wird mündlich auf die Verbindung mit und oder oderausgewichen. Sprachliche Probleme treten auf, wenn sich derWortstamm durch die Ableitung der femininen Form verändert. Solöst die Endung auf -in in vielen Fällen einen Umlaut im Wort-stamm aus, z.B.: Arzt – Ärztin, Bauer – Bäuerin. Endet eine mas-kuline Form einer Personenbezeichnung auf –e, fällt diese Endungin der femininen Form weg, z.B. der Beamte – die Beamtin, derPate – die Patin. Werden diese Wörter in Sparschreibung ge-schrieben, ergeben sich falsche Wörter: der/die Arzt/in; der/dieBeamt(e)in.

Dem Anspruch auf sprachliche Gleichbehandlung von Frauen undMännern wird diese Lösung allenfalls teilweise gerecht, da von derfemininen Form der Personenbezeichnung lediglich die unselbst-ständige Wortbildungsnachsilbe an die maskuline Form angehängtwird.

Wie werden diePersonenbezeichnungenmiteinander verbunden?

Verbindung mit „und“

Verbindung mit „oder“

Beispiele

Reihenfolge?

Schrägstriche und Klammern

Sprachliche Schwierigkeiten

Ableitung der femininen Form

Sparschreibung und

sprachliche Gleichbehandlung

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In zusammenhängenden Texten wird durch die grafische Unter-brechung der Lesefluss gehemmt. Mehrgliedrige Sätze werdendadurch unübersichtlich und schwer verständlich. Schrägstrich undKlammer sollten deshalb nicht in Fließtexten verwendet werden.

Gesucht wird ein(e) bewegliche(r) für die Sachgebiete aufge-schlossene(r) Mitarbeiter(in), der/die zur ...

In Überschriften oder in Leitwörtern, z.B. auf Schildern, in Vordruk-ken und Stellenanzeigen sowie in Listen wirken Schrägstriche undKlammern nicht so störend wie in Fließtexten, da sie nicht in einemSatzzusammenhang stehen. Oft reicht hier der Platz nicht aus, umausgeschriebene maskuline und feminine Personenbezeichnun-gen nebeneinander zu stellen. Erfordern die hier verwendetenPersonenbezeichnungen nur einen Schrägstrich (z.B. Antragstel-ler/in, Teilnehmer/innenliste), können diese Hilfsmittel sparsameingesetzt werden. Es sollen aber nur dann Schrägstriche ver-wendet werden, wenn durch die Zusammensetzung keine fal-schen Wörter entstehen.

Soweit der zur Verfügung stehende Platz es erlaubt, soll derSchrägstrich nur zwischen ganzen Wörtern stehen, z.B. der Be-amte/die Beamtin.

Wer keine Schrägstriche oder Klammern verwenden möchte, kannauf andere Formulierungen ausweichen:

so ... ... oder soAntragsteller/Antragstellerin

Antragsteller/in

Bearbeiter/Bearbeiterin

Bearbeiter/in

Den Antrag stellt:

Der Antrag wird gestellt von ...

Auskunft gibt/erteilt

Name

bearbeitet von:

den Namen einsetzen (mit Vorna-

men oder mit dem Zusatz Frau

oder Herr)

Auch mit der Ich-Form im Vordruck können maskuline Personen-bezeichnungen vermieden werden:

Einkommen des Ich verfüge über folgendesAntragstellers Einkommen

keine Sparschreibung in

zusammenhängenden Texten

Beispiel:

So geht es nicht!

Sparschreibung in

Überschriften und Vordrucken

Sparsamer Einsatz

Achtung!

Alternativen für Vordrucke

Beispiele

Ich-Form

Beispiel

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BBB-Merkblatt M 19 „Sprachliche Gleichbehandlung von Frauen und Männern“15

In einfachen Hauptsätzen oder kurzen Satzgefügen wirken Paar-formulierungen weniger störend und schwerfällig als in längeren,verschachtelten Sätzen. Die Texte werden dadurch nur unwe-sentlich länger:

alt: neu:

Der Wagen muss auf den An-tragsteller zugelassen sein oderaber von ihm dauernd genutztwerden.

Der Wagen muss auf die An-tragstellerin oder den Antrag-steller zugelassen sein oderaber von dieser Person dauerndgenutzt werden.

Besonders Relativsätze, die als Bezugswort eine Personenbe-zeichnung haben, werden durch die Paarformulierung umständ-lich:

Der Lehrer oder die Lehrerin, der oder die den Vertretungsunter-richt übernimmt, ...

Um einen zu häufigen Gebrauch von Paarformulierungen in einemText zu vermeiden, der oft störend wirkt, können im gleichen Zu-sammenhang auch geschlechtsneutrale Personenbezeichnungenverwendet werden. Mit dieser Mischung kann sowohl der aus-drücklichen Nennung von Frauen Rechnung getragen werden alsauch der lesefreundlichen Textgestaltung. GeschlechtsneutralePersonenbezeichnungen werden dabei im Text immer wieder inmaskuline und feminine Personenbezeichnungen aufgelöst.

die Lehrenden die Lehrerinnen und Lehrerdie Mitglieder die Damen und Herren des Vorstandes

Um die Doppelung der rückbezüglichen Fürwörter (Reflexiv-pronomen) zu vermeiden, können oftmals Personen-bezeichnungen auch im Plural stehen. Dies ist vor allem da derFall, wo der Singular ohnehin als generalisierender Gattungsbe-griff, d.h. für die Bezeichnung mehrerer Personen in einer be-stimmten Funktion oder Rolle, verwendet wird. RückbezüglicheFürwörter sind:

Singular Plural

der, die, dasderjenige, diejenige, dasjenigewelcher, welche, welches

diediejenigenwelche

Durch Paarformulierungenschwerfällige Texte?

Beispiel

Vorsicht bei Relativsätzen

Wechsel von Paarformulierung

und geschlechtsneutraler

Personenbezeichnung

Beispiel

Plural statt Singular

Beispiele

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BBB-Merkblatt M 19 „Sprachliche Gleichbehandlung von Frauen und Männern“16

Da die rückbezüglichen Fürwörter im Plural für die feminine undmaskuline Form gleich sind, trägt ihr Gebrauch zu „schlanken“Paarformulierungen bei.

Singular Plural

Für den Bürger oder die Bürge-rin, dem oder der die juristischeFachsprache nicht geläufig ist ...

Für Bürgerinnen und Bürger,denen die juristische Fach-sprache nicht geläufig ist ...

Auf parallele besitzanzeigende Fürwörter (Possesivpronomen)kann man oft ersatzlos verzichten, wenn sich der Bezug zweifels-frei aus dem Sinnzusammenhang ergibt:

statt so besser

mit Fürwörtern ohne Fürwörter

Kein Bediensteter und keineBedienstete darf in der Aus-übung seines oder ihres Wahl-rechts oder in seiner oder ihrerWählbarkeit beschränkt werden.

Kein Bediensteter und keineBedienstete darf in der Aus-übung des Wahlrechts oder inder Wählbarkeit beschränktwerden.

Beispiel

auf parallele Possesiv-

pronomen verzichten

Beispiel

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BBB-Merkblatt M 19 „Sprachliche Gleichbehandlung von Frauen und Männern“17

4 GeschlechtsneutralePersonenbezeichnungen

Personenbezeichnungen, bei denen das natürliche Geschlecht ei-ner oder mehrerer Personen nicht erkennbar ist, bezeichnet manals geschlechtsneutral. Die Geschlechtsneutralität solcher Formu-lierungen bezieht sich auf das natürliche Geschlecht (Sexus). Indiesem Sinne sind Substantive wie z.B. der Mensch oder der Prüf-ling geschlechtsneutral; durch den Artikel wird das grammatischeGeschlecht (Genus) des Substantivs angezeigt. Auch Adjektiveoder bestimmte Fürwörter zu einem Substantiv werden je nachdem Genus des Substantivs als Maskulinum, Femininum oderNeutrum gebraucht. Durch diese formale Abstimmung im Genuswerden Teile eines Satzes als zusammengehörend gekennzeich-net.

Das Vorstandsmitglied, das erst im letzten Jahr gewählt wordenwar, legte sein Amt als Kassenprüfer nieder.

Geschlechtsneutrale Personenbezeichnungen stellen eine vermit-telnde Lösung dar, da das Geschlecht der bezeichneten Personweiter in den Hintergrund tritt als bei der Verwendung generischerMaskulina.

In allgemeinen Texten, die sich an eine unbestimmte Gruppe vonLesern und Leserinnen richten, das Geschlecht der jeweils ange-sprochenen Person also nicht bekannt oder nicht von Bedeutungist, sind geschlechtsneutrale Personenbezeichnungen nützlich.Wenn geschlechtsneutrale Personenbezeichnungen vorhandensind (z.B. Beschäftigte, Studierende), sollten diese verwendet wer-den.

Die deutsche Sprache bietet vielfältige Möglichkeiten, ge-schlechtsneutral zu formulieren. Andererseits gibt es aber nicht zuallen geschlechtsspezifischen Personenbezeichnungen, die bishergenerisch verwendet wurden, eine geschlechtsneutrale Bezeich-nung. Zu Fachmann kann z.B. problemlos Fachfrau gebildet wer-den, im Plural sind Fachleute durchaus geläufig. Im Singular kannman z.B. mit Fachperson oder Fachkraft eine geschlechtsneutralePersonenbezeichnung in den Sprachgebrauch aufnehmen. Man-che Wörter brauchen gar keine Ableitung mit -in: das Mitglied istz.B. im Genus ein Neutrum, in Bezug auf das natürliche Ge-schlecht der bezeichneten Person ist der Begriff geschlechtsneu-tral. Andere Wörter werden erst durch den Artikel feminin (die An-gestellte) oder maskulin (der Angestellte). Die Geschlechtsmarkie-rung liegt hier nicht in dem Substantiv, mit dem eine Person be-zeichnet wird, sondern wird erst durch den Artikel erkennbar.

Was sind geschlechts-neutrale Personen-bezeichnungen?

Beispiel

Eine gute Lösung?

Wann sind geschlechts-neutrale Formulierungensinnvoll?

Möglichkeiten zur BildunggeschlechtsneutralerPersonenbezeichnungen

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BBB-Merkblatt M 19 „Sprachliche Gleichbehandlung von Frauen und Männern“18

Die Pluralformen von substantivierten Partizipien (z.B. die Ange-stellten) und Adjektiven (z.B. die Angehörigen) haben den Vorteil,dass die Formen für das Maskulinum und das Femininum gleichsind: die Angestellten, die Steuerpflichtigen. Im Singular ist beiVerwendung des bestimmten Artikels die Form für beide Ge-schlechter gleich, sodass nur der Artikel parallel gesetzt werdenmuss:

Die oder der VorsitzendeDer oder die AbgeordneteDie oder der Beauftragtejeder Student - alle Studierendenjeder Mitarbeiter - alle Beschäftigten

Pluralformen von substantivierten Adjektiven und Partizipien eig-nen sich besonders gut für die geschlechtsneutrale Bezeichnungvon Personen. Die Vorteile der Pluralformen treffen auch für Textemit anderen Wörtern zur Personenbezeichnung zu, da sowohl derPluralartikel als auch das Pluralpronomen im Deutschen nicht ge-schlechtsspezifisch ist.

Pluralartikel Pluralpronomen

Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die ihre Lohnsteuerkarte ...

Dagegen im Singular:

Die Mitarbeiterin oder der Mitarbeiter, die oder der ihre oder seineLohnsteuerkarte ...

Soweit es ohne Verlust an Eindeutigkeit möglich ist, sollten des-halb solche Personenbezeichnungen im Plural gebraucht werden.

Personenbezeichnungen in Form von substantivierten Adjektivenund Partizipien lassen sich leicht bilden, da sie von Adjektivenbzw. Verben abstammen:

Substantiv

Adjektiv: jugendlich die JugendlichenVerb: beisitzen die Beisitzenden (für BeisitzerPartizip: beisitzend und Beisitzerinnen)

Pluralformen von

substantivierten Partizipien und

Adjektiven

Beispiele

gut geeignet!

Beispiele

Wortbildung

Beispiele

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BBB-Merkblatt M 19 „Sprachliche Gleichbehandlung von Frauen und Männern“19

Substantivierte Partizipien Substantivierte Adjektive

die Berechtigtendie Beschäftigtendie Beteiligten

Die Erwerbslosendie Steuerpflichtigendie Minderjährigen

die Lehrendendie Vorsitzenden

die Sachverständigendie Angehörigendie Berufstätigen

Weitere Möglichkeiten dieser Art ergeben sich durch Wortzusam-mensetzungen:

der Wähler/die Wählerin die Wahlberechtigten

Vor allem im Bereich der Arbeitswelt haben sich geschlechtsneu-trale Berufsbezeichnungen mit der Endung –kraft durchgesetzt:

der Lehrer - die Lehrerinder Helfer - die Helferinder Kassierer - die Kassiererin

die Lehrkraftdie Hilfskraftdie Kassenkraft

FührungskraftVertretungskraftArbeitskraftFachkraft

ReinigungskraftVollzeitkraftTeilzeitkraftSchreibkraft

Eine Reihe von Substantiven wird nur geschlechtsneutral verwen-det, eine Ableitung der femininen Form durch –in ist hier nichtmöglich.

der Vormundder Flüchtlingder Gast (der Fahrgast)der Menschdas Mitglieddas Mündeldie Personder Prüfling

Geschlechtsneutrale Personenbezeichnungen können auch derUmschreibung von geschlechtsspezifischen Personen-bezeichnungen dienen:

Beispiel

Bildungen auf –kraft

Beispiele

übliche Bildungen auf -kraft

Geschlechtsneutral verwendete

Substantive

Beispiele

Umschreibung

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BBB-Merkblatt M 19 „Sprachliche Gleichbehandlung von Frauen und Männern“

Die Antragstellerin oder der Antragsteller muss seine oder ihreGeburtsurkunde ...

Die Person, die den Antrag stellt, muss ihre Geburtsurkunde ...

oder

Die antragstellende Person muss ihre Geburtsurkunde ...

Ratsherren und Ratsfrauen Ratsmitglieder

Vertrauensmänner und VertrauensleuteVertrauensfrauen

der oder die Vorsitzende das vorsitzende Mitglieddas Mitglied, das den Vorsitzführt

Diese Möglichkeiten sollten jedoch nur in Ausnahmefällen verwen-det werden, da der sprachliche Ausdruck oft schwerfällig wirkt undan Prägnanz verliert.

In Vordrucken, allgemeinen Informationen oder Merkblättern, diesich ausschließlich an Frauen wenden, sollten nur geschlechts-spezifische Personenbezeichnungen verwendet werden. Dies giltauch für unbestimmte Fürwörter wie z.B. jede, diejenige.

„Besonders sorgfältig muss formuliert werden, wenn es z.B. umgeschlechtsspezifische Regelungen im Zusammenhang mitSchwangerschaften oder Schwangerschaftsabbrüchen geht. Ge-nerische Maskulina können hier nicht ausschließlich auf Frauenbezogen verwendet werden!

...

Personenbezeichnungen in Vorschriften, die ausschließlich Frauenbetreffen, müssen geschlechtsspezifisch sein.

...

Im Falle der Schwangerschaft einer Entwicklungshelferin sindUnterhaltsleistungen weiter zu gewähren ...

... die Gefangene hat während der Schwangerschaft ... Anspruchauf ärztliche Betreuung.“

Beispiele:

umständlich!

besser!

20

Achtung!

Wenn nur Frauenangesprochen werden

zitiert aus: Bericht der inter-

ministeriellen Arbeitsgruppe

Rechtssprache. Maskuline und

feminine Personenbezeichnungen

in der Rechtssprache, Bundestags-

drucksache 12/1041,S.27

Beispiele

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BBB-Merkblatt M 19 „Sprachliche Gleichbehandlung von Frauen und Männern“21

5 Auf Personenbezeichnungen verzichten

In den vorangegangenen Kapiteln wurden verschiedene sprachli-che Alternativen vorgestellt, wenn das generische Maskulinum alsOberbegriff für männliche und weibliche Personen vermieden wer-den soll. Keine der beschriebenen Möglichkeiten kann wie eine„Formulierungsanweisung“ schematisiert angewendet werden.Vielmehr muss im jeweiligen fachlichen und sprachlichen Zusam-menhang die beste und verständlichste Formulierung gefundenwerden. Oft bereitet es noch unüberwindbare Schwierigkeiten, in-nerhalb einer vorgegebenen Satzstruktur die sprachliche Gleich-behandlung zu verwirklichen. In solchen Fällen bietet es sich an,den gesamten Satz umzuformulieren und dabei die verschiedenensprachlichen Alternativen zu berücksichtigen.

Die deutsche Sprache bietet mehrere Möglichkeiten, ohne Perso-nenbezeichnung zu formulieren. Dadurch besteht aber die Gefahr,dass die ohnehin schon unpersönliche Verwaltungssprache nochanonymer wird. Deshalb sollten diese Möglichkeiten nur sparsameingesetzt werden.

In manchen Fällen können Personenbezeichnungen ganz wegge-lassen werden, indem passivisch formuliert wird. Dabei wird abernicht deutlich ausgesprochen, wer handelt. Hier muss besondersdarauf geachtet werden, dass die Zuordnung zu den Personendurch den Zusammenhang eindeutig bleibt. Häufige Passivierungwirkt gestelzt und unpersönlich.

alt: Aktiv neu: Passiv

In der Rechtsverordnung kannvorgesehen werden, dass dieSchülerin und der Schüler beider Zulassung zur staatlichenPrüfung eine außerhalb der Aus-bildung erworbene ... Aus-bildung in Erster Hilfe nach-zuweisen haben.

In der Rechtsverordnung kannvorgesehen werden, dass beider Zulassung zur staatlichenPrüfung eine außerhalb derAusbildung erworbene ... Aus-bildung in Erster Hilfe nach-zuweisen ist.

Besteht der Schüler die jeweilsvorgeschriebene Prüfung nicht,so verlängert sich das Ausbil-dungsverhältnis auf seinen An-

Wird die jeweils vorgeschriebe-ne Prüfung nicht bestanden, soverlängert sich das Ausbil-dungsverhältnis auf schriftlichen

4 Beispiele aus: Bericht der interministeriellen Arbeitsgruppe Rechtssprache,a.a.0.S.35 f.

Passiv

Sparsamer Einsatz!

Beispiele 4

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BBB-Merkblatt M 19 „Sprachliche Gleichbehandlung von Frauen und Männern“22

trag bis zur nächstmöglichenWiederholungsprüfung.

Antrag bis zur nächstmöglichenWiederholungsprüfung.

Der Träger der Ausbildung hatdem Schüler eine angemesseneAusbildungsvergütung zu ge-währen.

Während der Ausbildung wirdeine angemessene Ausbildungs-vergütung gewährt.

In vielen Fällen kann durch eine neue Formulierung auf generischeMaskulina auch verzichtet werden:

alt: neu:

Als Zeuge oder Beteiligter einesUnfalls müssen Sie so lange ander Unfallstelle bleiben, bis ...

Sind Sie Zeugin bzw. Zeuge ei-nes Unfalls oder daran beteiligt,müssen Sie so lange an derUnfallstelle bleiben, bis ...

Die Liebhaber von ernster Musikkommen hier genau so auf ihreKosten wie die Freunde vonOperette und Musical.

Wer ernste Musik liebt, kannhier genau so genießen wie dieFreundinnen und Freunde vonOperette und Musical.

Wir wünschen allen Freunden,Förderern und Mitgliedern unse-rer Betriebsgruppen alles Gute... im neuen Jahr.

Wir wünschen allen, die unsfreundlich gesonnen sind unduns fördern sowie allen Mitglie-dern unserer Betriebsgruppenalles Gute ... im neuen Jahr.

Eine gute Möglichkeit, auf Personenbezeichnungen zu verzichten,ist die direkte Anrede. Mit der direkten Anrede, z.B. in Briefen,Merkblättern, allgemeinen Hinweisen usw., können Sie Personen-bezeichnungen vermeiden. Ihr Text wird außerdem persönlicher.

5 Beispiele aus: Sigrid Müller, Claudia Fuchs, im Auftrag der Stadt Frank-

furt/Main, Handbuch zur nichtsexistischen Sprachverwendung in öffentlichenTexten, S. 198 ff.

Beispiele 5

direkte Anrede

Tätigkeitswort anstelle einerPersonenbezeichnung

unbestimmtes Fürwort „ wer“und Paarformulierung

unbestimmtes Fürwort „alle“und Nebensatz

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BBB-Merkblatt M 19 „Sprachliche Gleichbehandlung von Frauen und Männern“23

alt: neu:

An die Bibliotheksbenutzerund –benutzerinnen

An die Bibliotheksbenutzerund –benutzerinnen

Die Bibliothek steht den Benut-zern und Benutzerinnen in derZeit von ... bis ... zur Verfügung.

Die Bibliothek steht Ihnen in derZeit von ... bis ... zur Verfügung.

In einigen Fällen lassen sich maskuline und feminine Personen-bezeichnungen vermeiden, indem z.B. anstelle einer Person eineSache beschrieben wird:

ein Professor oder eine Professorin eine Professur

Einige Personenbezeichnungen lassen sich als Abstrakta in sub-stantivierte Verben mit der Endung -ung verwandeln, z.B. Leitung,Vertretung, Bedienung für leitende, vertretende oder bedienendePersonen beiderlei Geschlechts. Hier tritt an die Stelle einer Per-sonenbezeichnung die Sachbezeichnung. Will man dennoch diehandelnde Person erkennbar machen, können solche Ableitungenmit geschlechtsneutralen Personenbezeichnungen zusammenge-setzt werden:

so ... ... oder so

Unsere Berater und Beraterin-nen werden Sie umfassend in-formieren.

Unser Beratungsteam/ Bera-tungspersonal wird Sie umfas-send informieren.

Personenbezeichnungen lassen sich auch vermeiden, indem For-mulierungen mit Adjektiven oder Verben gewählt werden.

alt: neu:

Rat eines Arztes ärztlicher Rat

Hinzuziehung eines Psycholo-gen

Hinzuziehung von psychologi-scher Seite

Aus Sicht des Psychologen Aus psychologischer Sicht

EmpfängerDarlehensnehmerTeilnehmer

Wer erhält die Leistung?Das Darlehen erhält: NameName hat teilgenommen

Beispiel

Sachbezeichnungen anstelle

von Personenbezeichnungen

Beispiel

Ableitung auf -ung

Beispiel

Adjektive anstelle von

Personenbezeichnungen

Beispiele

Verwendung von Kollektiva

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BBB-Merkblatt M 19 „Sprachliche Gleichbehandlung von Frauen und Männern“24

Für Lehrer und Lehrerinnen lässt sich in vielen Fällen Lehrerschaft(gelegentlich auch Lehrkörper) verwenden, für Bürger und Bürge-rinnen der Ausdruck Bürgerschaft.

Unbestimmte Fürwörter wie jemand, niemand, alle, man, könnenals Stellvertreter von Substantiven stehen, die Personen bezeich-nen. Sie haben eine allgemeine und unbestimmte Bedeutung, so-dass sie geschlechtsneutral verstanden werden.

Niemand sollte den Eindruck bekommen, das Objekt eines see-lenlosen Verwaltungsapparates zu sein.

Viele Frauen lehnen die unbestimmten Fürwörter „man“ und je-dermann ab, da sie sie nicht mehr geschlechtsneutral verstehen.Dies wird auch deutlich, indem diesen Fürwörtern als feminineEntsprechungen „frau“ und „jedefrau“ gegenübergestellt werden.Durch die Gegenüberstellung verliert die maskuline Form ihre ver-allgemeinernde Bedeutung. Für die Verwaltungssprache ist dieVerwendung von „frau“ und „jedefrau“ allerdings nicht zu empfeh-len, da sie sich im allgemeinen Sprachgebrauch (noch) nichtdurchgesetzt hat und auch in der deutschen Grammatik nicht vor-gesehen ist.

Auch das Wörtchen wer, das in einem Relativsatz, einem Frage-satz oder in einem Aussagesatz als Bezeichnung für unbestimmteoder unbekannte Personen verwendet wird, ist geschlechtsneutral.Wenn man sich allerdings auf dieses Wort rückbezieht, erfolgt die-ser Rückbezug mit maskulinen Wortformen:

Wer seinen Parkausweis, den er für die Benutzung der Tiefgarageerhalten hat, ...

Der Rückbezug geschieht auch dann mit maskulinen Formen,wenn mit wer eine unbestimmte Gruppe von Frauen gemeint ist.Hier wirkt der maskuline Rückbezug unangemessen:

Wer während seiner Schwangerschaft ...

Besonders in längeren Satzzusammenhängen ergeben sich inWer-Sätzen Häufungen von maskulinen Fürwörtern. Sie könnenaber oft auch weggelassen werden, wenn der Zusammenhangeindeutig ist oder durch „eigen“ ersetzt werden.

unbestimmte Fürwörter

Beispiel

Das Fürwort „man“ ist der zum

unbestimmten Fürwort der 3.

Person gewordene Nominativ

Singular des Substantivs Mann,

bedeutet also ursprünglich:

irgendein Mensch

Beispiel

Beispiel

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BBB-Merkblatt M 19 „Sprachliche Gleichbehandlung von Frauen und Männern“25

alt: neu:

Wer aus dem städtischenDienst ausscheidet, hat seinJob-Ticket zurückzugeben.

Wer aus dem städtischenDienst ausscheidet, hat dasJob-Ticket zurückzugeben.

Wer seinen Apparat nicht ab-schließt, ist für während seinerAbwesenheit geführte Gesprä-che genau so zahlungspflichtig,als wenn er sie selbst geführthätte. Es bleibt ihm unbenom-men, den „Täter“ zu ermittelnund zur Zahlung zu veranlas-sen.

Wer den eigenen Apparat nichtabschließt, ist für die währendder eigenen Abwesenheit ge-führten Gespräche genau sozahlungspflichtig, als wenn sieselbst geführt worden wären. Esbleibt der Benutzerin, demBenutzer unbenommen, dieje-nigen zu ermitteln, die unbe-rechtigt Telefongespräche ge-führt haben, und sie zur Zah-lung zu veranlassen.

6 Beispiele aus: Sigrid Müller, Claudia Fuchs, im Auftrag der Stadt Frankfurt/Main, a.a.0., S. 209

Beispiele 6

Hier kann das Fürwort „sein“weggelassen werden, da derZusammenhang eindeutig ist.

Hier wurde das Fürwort „sein“durch „der eigene“ ersetzt.

Statt des Fürwortes „ihm“ wirdhier die Paarform „Benutzerin,Benutzer“ verwendet.

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6 Beispiele aus der Praxis

Ursprünglicher Text Umformulierung

Wichtig ist, dass diese Ordnungskriterienauch für den Rückgriff durch den Bearbeiterbei der Ablage erhalten bleiben.

Wichtig ist, dass diese Ordnungskriterienauch für den Rückgriff durch die bearbeiten-de Stelle erhalten bleiben.

Diese Abgaben helfen dem Schriftgutver-walter und dem Bearbeiter, nicht nur raschdie Inhaltsangabe zu erkennen, sondern sieauch auf Vollständigkeit und Richtigkeit zuüberprüfen.

Diese Angaben helfen den Beschäftigten inder Schriftgutverwaltung und in der Sachbe-arbeitung, nicht nur rasch die Inhaltsangabezu erkennen, sondern sie auch auf Vollstän-digkeit und Richtigkeit zu überprüfen.

Der Leser merkt, ... Wer dieses Buch liest, merkt ...

Der Betrachter erkennt an der Art ... Wer das Bild betrachtet, erkennt an der Art ...

Der Präsident und sein Stellvertreter werdenauf zwei Jahre gewählt.

Die Präsidentin oder der Präsident wird aufzwei Jahre gewählt. Das gleiche gilt für dieStellvertreterin oder den Stellvertreter.

Die Mitarbeiter müssen deshalb jedermannaufgeschlossen und freundlich begegnenund versuchen, sich in die Lage dessen zuversetzen, der sich an sie wendet.

Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter müssendeshalb allen Personen aufgeschlossen undfreundlich begegnen und versuchen, sich indie Lage derer zu versetzen, die sich an siewenden.

Wenn der Betroffene reagiert, kann derErsthelfer durch gezieltes Befragen nachUnfallhergang, ... usw. weitere wichtige In-formationen erhalten.

Wenn die betroffene Person reagiert, könnenSie als Ersthelferin oder Ersthelfer durch ge-zieltes Befragen nach Unfallhergang, ... usw.weitere wichtige Informationen erhalten.

Jedes ordentliche Mitglied im Prüfungsaus-schuss hat einen oder mehrere Stellvertreter.

Für alle ordentlichen Mitglieder im Prüfungs-ausschuss werden stellvertretende Mitgliedergewählt.

Die Einigungsstelle kann Zeugen und Sach-verständige anhören, die freiwillig vor ihr er-scheinen. Die Beeidigung von Zeugen undSachverständigen ist nicht zulässig.

Die Einigungsstelle kann Zeuginnen, Zeugenund Sachverständige anhören, die freiwilligvor ihr erscheinen. Die Beeidigung dieserPersonen ist nicht zulässig.(Ihre Beeidigungist nicht zulässig).

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BBB-Merkblatt M 19 „Sprachliche Gleichbehandlung von Frauen und Männern“27

7 Literaturverzeichnis

7.1 Verzeichnis von Empfehlungsschriften und Erlassen zursprachlichen Gleichbehandlung in Bund, Ländern und Kommunen

7.1.1 Bund

Bundesministerium der Ju-stiz

Handbuch der Rechtsförmlichkeit. Köln 1999

Bundesregierung Maskuline und feminine Personenbezeichnungen in derRechtssprache. Bericht der Arbeitsgruppe Rechtssprache vom17. Januar 1990. In: Bundestagsdrucksache 12/1041, Bonn1991

Bundesverwaltungsamt BBB-Arbeitshandbuch „Bürgernahe Verwaltungssprache“.Köln – 2002

7.1.2 Länder

Baden-Württemberg Bekanntmachung des Innenministeriums über den Erlass vonVorschriften vom 10. März 1988. In: Gemeinsames Amtsblatt... des Landes Baden-Württemberg, Stuttgart 1988. (Zursprachlichen Gleichbehandlung Punkt 2.1.6.5, S. 390).

Bekanntmachung des Innenministeriums über die Änderungvon Vorschriftenrichtlinien vom 7. Juli 1993. In: GemeinsamesAmtsblatt ... des Landes Baden-Württemberg, Stuttgart 1993,(Nr. 14, S. 864 f.).

Bayern Änderung der Organisationsrichtlinien. Bekanntmachung derBayerischen Staatsregierung vom 21. Januar 1992. In: Allge-meines Ministerialblatt Bayern, München 1992.

Berlin Gleichbehandlung von Frauen und Männern im Sprachge-brauch der Berliner Verwaltung. In: Dienstblatt des Senats vonBerlin, Teil 1, Nr. 5 vom 6. Juli 1989, S. 48.

Rundschreiben über die Gleichbehandlung von Frauen undMännern im Sprachgebrauch der Berliner Verwaltung. In:Dienstblatt des Senats in Berlin, Teil I vom 1. April 1987, S.63, 81.

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BBB-Merkblatt M 19 „Sprachliche Gleichbehandlung von Frauen und Männern“28

Brandenburg Gesetz zur Gleichstellung von Frauen und Männern im öffent-lichen Dienst im Land Brandenburg (Landesgleichstellungsge-setz). Gesetzentwurf der Landesregierung. In: Drucksache1/3069, Potsdam 1994.(Zur sprachlichen Gleichbehandlung: § 13, S. 16. Das Gesetzwurde vom Landtag am 17.06.1994 beschlossen).

Empfehlungen zur einheitlichen rechtsförmlichen Gestaltungvon Gesetzen und Rechtsverordnungen. Hrsg.: Ministeriumder Justiz des Landes Brandenburg, Potsdam 1993.(Zur sprachlichen Gleichbehandlung Rn. 27-30, S. 10-13).

Hessen Richtlinien zur Gleichbehandlung von Frauen und Männern inder Vorschriftensprache. In: Staatsanzeiger für das Land Hes-sen, Wiesbaden 1992. (Nr. 9, S. 538).

Niedersachsen Beschluss des Landesministeriums über Grundsätze fürGleichbehandlung von Frauen und Männern in der Rechts-sprache. In: Niedersächsisches Ministerialblatt, Hannover1991. (Nr. 25, S. 911 – 912)

Gleichbehandlung von Frauen und Männern in der Rechts-sprache. Bericht einer interministeriellen Arbeitsgruppe desLandes Niedersachsen, Hannover 1991.

Nordrhein-Westfalen Frauen in Rechts- und Amtssprache. Ein Leitfaden für ge-schlechtergerechte Formulierungen. Hrsg.: LandesregierungNordrhein-Westfalen, Ministerium für Gleichstellung von Frauund Mann, Düsseldorf 1990.

Gleichstellung von Frau und Mann in der Rechts- und Amts-sprache. Runderlass des Justizministeriums ... des Minister-präsidenten und aller Landesministerien vom 24.03.1993. In:Ministerialblatt Nordrhein-Westfalen, 1993, S. 780.

Rheinland-Pfalz Vorschläge und Anregungen für eine geschlechtsgerechteAmts- und Rechtssprache. Hrsg.: Interministerielle Arbeits-gruppe „Geschlechtsgerechte Sprache“ des Landes Rhein-land-Pfalz, Mainz 1993.

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BBB-Merkblatt M 19 „Sprachliche Gleichbehandlung von Frauen und Männern“29

Saarland Drechsler, Sabine/Schaub, Hildegard: Amtssprache. ZurGleichbehandlung von Frauen und Männern in der Amtsspra-che. Hrsg.: Ministerium für Frauen, Arbeit, Gesundheit undSoziales, Saarbrücken 1992, 3. Aufl.

Erlass der Regierung des Saarlandes über die Gleich-behandlung von Frauen und Männern in amtlichen Verlautba-rungen vom 20. Mai 1986. In: Gemeinsamen MinisterialblattSaarland, Saarbrücken 1986, S. 338.

Schleswig-Holstein Braun, Frederike: Mehr Frauen in die Sprache. Leitfaden zurgeschlechtergerechten Formulierung. Hrsg.: Die Frauenmini-sterin des Landes Schleswig-Holstein, Kiel 1991.

7.1.3 Städte und Kreise

Braunschweig Frauen in der Rechts- und Verwaltungssprache. Vorschlägefür die Praxis. Frauenbericht 2. Hrsg.: Stadt Braunschweig,Gleichstellungsreferat, Die Frauenbeauftragte. Braunschweig,nach 1989. (überarbeitete Fassung der Broschüre der StadtKöln: „Für eine Verwaltungssprache ...“)

Duisburg Gleichberechtigung von Frau und Mann in der Verwaltungs-sprache. Hinweise und Empfehlungen der Gleichstellungs-stelle für Frauenfragen der Stadt Duisburg. Hrsg.: Stadt Duis-burg, Der Oberstadtdirektor, Gleichstellungsstelle für Frauen-fragen, Duisburg o.J.

Düsseldorf Spieß, Gesine: Leitfaden für ein geschlechtergerechtes Spre-chen. Hrsg.: Landeshauptstadt Düsseldorf, Oberstadtdirektor,Frauenbüro, Düsseldorf 1991.

Frankfurt am Main Müller, Sigrid/Fuchs, Claudia: Handbuch zur nichtsexistischenSprachverwendung in öffentlichen Texten. Im Auftrag des Ma-gistrats der Stadt Frankfurt am Main, Dezernat Frauen undGesundheit, Frauenreferat, Frankfurt am Main 1993.

Hannover Empfehlungen für eine zeitgemäße, Frauen und Männer an-gemessen berücksichtigende Verwaltungssprache der Lan-deshauptstadt Hannover. Hrsg.: Landeshauptstadt Hannover,Referat für Gleichstellungsfragen, Frauenbüro, Hannover1988.

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BBB-Merkblatt M 19 „Sprachliche Gleichbehandlung von Frauen und Männern“30

Köln Für eine Verwaltungssprache, die Frauen nicht mehr zu „Män-nern“ macht. Hrsg.: Stadt Köln, Der Oberstadtdirektor, Frau-enamt. Köln o.J.

Ludwigshafen am Rhein Gleichberechtigung in der Sprache. Richtlinien für eine zeit-gemäße Verwaltungssprache der Stadt Ludwigshafen amRhein. Hrsg.: Stadtverwaltung Ludwigshafen, Gleichstellungs-stelle für Frauen, Ludwigshafen 1990.

Saarbrücken Drechsler, Sabine: Frauen und Männer sind gleichberechtigt... auch in der Sprache. Hrsg.: Gleichstellungsstelle für Frauender Landeshauptstadt Saarbrücken. Saarbrücken 1991.

7.2 Weiterführende Literatur

Bickes, HansBrunner, Margot (Hrsg.)

Muttersprache frauenlos? Männersprache Frauenlos? Politike-rInnen ratlos? Wiesbaden 1992

Grabrucker, Marianne Der allgemeine Mensch ist immer männlich. Frauen wehrensich gegen ihr Dasein als Außenseiterinnen in der Sprache. In:Der Sprachdienst 1990, Heft 5, S. 141 – 148.

Grabrucker, Marianne Die Ungleichbehandlung der Frau in der Rechtssprache. In:Battis/Schultz (Hrsg): Frauen im Recht, Heidelberg 1990.

Hellinger, Marlis Vater Staat hat keine Muttersprache, Frankfurt am Main 1992.

Hellinger, Marlis undSchräpel, Beate

Sprachwandel und feministische Sprachpolitik, Wiesbaden1985.

Klein, Josef Über die sprachliche Gleichbehandlung von Frauen und Män-nern. In: Jahrbuch für internationale Germanistik, 1983, Heft 1,S. 40 – 69.

Müller, Ursula Benachteiligung der Frau im generischen Maskulinum – einefeministische Schimäre oder psycholinguistische Realität? In:Akten des Germanistentages 1987, Teil 1, Tübingen 1988, S.310 – 319.