standort deutschland weiter im aufschwung? - ey.com · ey’s attractiveness survey deutschland mai...

52
The better the question. The better the answer. The better the world works. Standort Deutschland weiter im Aufschwung? EY’s Attractiveness Survey Deutschland Juni 2018

Upload: trandat

Post on 17-Sep-2018

225 views

Category:

Documents


2 download

TRANSCRIPT

Page 1: Standort Deutschland weiter im Aufschwung? - ey.com · EY’s Attractiveness Survey Deutschland Mai 2018 Europas Wirtschaft kommt voran: Die Wirtschaftsleistung der EU stieg im vergangenen

The better the question. The better the answer.The better the world works.

Standort Deutschland weiter im Aufschwung?EY’s Attractiveness Survey DeutschlandJuni 2018

Page 2: Standort Deutschland weiter im Aufschwung? - ey.com · EY’s Attractiveness Survey Deutschland Mai 2018 Europas Wirtschaft kommt voran: Die Wirtschaftsleistung der EU stieg im vergangenen
Page 3: Standort Deutschland weiter im Aufschwung? - ey.com · EY’s Attractiveness Survey Deutschland Mai 2018 Europas Wirtschaft kommt voran: Die Wirtschaftsleistung der EU stieg im vergangenen

EY’s Attractiveness Survey Deutschland − Mai 2018

1

2

3

4

5

6

Seite 4Vorwort

Seite 6Image und Wahr- nehmung

Seite 34Ausländische Investoren in Deutschland und Europa

Seite 48Methodik

Seite 50Zum EY „Attractiveness Program“

Seite 51Kontakt

Inhalt

3

www.ey.com/attractiveness

Page 4: Standort Deutschland weiter im Aufschwung? - ey.com · EY’s Attractiveness Survey Deutschland Mai 2018 Europas Wirtschaft kommt voran: Die Wirtschaftsleistung der EU stieg im vergangenen

1

Page 5: Standort Deutschland weiter im Aufschwung? - ey.com · EY’s Attractiveness Survey Deutschland Mai 2018 Europas Wirtschaft kommt voran: Die Wirtschaftsleistung der EU stieg im vergangenen

EY’s Attractiveness Survey Deutschland − Mai 2018

Europas Wirtschaft kommt voran: Die Wirtschaftsleistung der EU stieg im vergangenen Jahr um 2,4 Prozent — das stärkste Plus seit dem Jahr 2007. Zudem konnten die EU-Staaten die Arbeitslosigkeit weiter abbauen: Sie sank um einen Prozentpunkt, gleichzeitig stieg die Beschäftigung um knapp zwei Prozent. Allein im vergangenen Jahr sind EU-weit 3,7 Millionen neue Stellen geschaffen worden.

Die deutsche Wirtschaft entwickelt sich auf hohem Niveau weiter gut — dank niedriger Zinsen, konsumfreu- diger Bürger und weltweit erfolgreicher Unternehmen. Sie ist allerdings nicht mehr der Wachstumsmotor Europas: Mit einem Wirtschaftswachstum von 2,2 Prozent belegte Deutschland im vergangenen Jahr nur Rang 23 unter den 28 EU-Mitgliedstaaten. Gerade in den nördlichen und östlichen Mitgliedsländern ist die wirtschaftliche Dynamik derzeit noch etwas größer — vielfach allerdings aufgrund erheblicher Aufholeffekte nach schwachen Vorjahren.

Anderswo ziehen sich derweil Gewitterwolken zusammen: Geopolitische Spannungen nehmen zu, Sanktionen, neue Zollschranken und drohende Handelskriege bestimmen die Schlagzeilen und führen zu einer Verunsicherung an den Börsen und in den Chefetagen der Unternehmen.

Mit der europäischen Wirtschaft geht es nach einer längeren Durststrecke also endlich wieder aufwärts — und auch der Investitionsstandort Europa profitiert davon. Die vorliegende Studie zeigt, dass Europa inmitten einer unübersichtlichen und von hoher Volatilität geprägten Gemengelage weiterhin ein attraktiver Investitionsstandort ist — internationale Investoren halten Europa sogar für ein lohnenderes Investitionsziel als China und die USA.

Deutschland und Europa sollten diesen Vertrauens- vorschuss nutzen, sich auf die eigenen Stärken besinnen, aber auch entschlossen in die eigene Zukunftsfähigkeit investieren. Das bedeutet auch, die Einheit und Handlungs-fähigkeit zu bewahren — politische Stabilität und Berechen-barkeit sind in politisch wie wirtschaftlich volatilen Zeiten ein wichtiges Gut. Zum anderen sollten jetzt die Weichen gestellt werden für die Transformation der Wirtschaft, die zunehmend eine digitale Wirtschaft ist. Gerade Deutschland steht hier vor der enormen Herausforderung, sich von einem weltweit führenden Industrie- und Hochtechnologie-standort zu einem Digitalstandort zu entwickeln, der sich ebenfalls an der Weltspitze etablieren kann.

Vorwort

HUBERT BARTHERNST & YOUNG GMBHVORSITZENDER DER GESCHÄFTSFÜHRUNG EY DEUTSCHLAND

BERNHARD LORENTZERNST & YOUNG GMBHLEITER GOVERNMENT AND PUBLIC SECTOR

5

www.ey.com/attractiveness

Page 6: Standort Deutschland weiter im Aufschwung? - ey.com · EY’s Attractiveness Survey Deutschland Mai 2018 Europas Wirtschaft kommt voran: Die Wirtschaftsleistung der EU stieg im vergangenen

Investoren loben Deutschland — sehen aber Nachholbedarf in Sachen Digitalisierung

26 EY’s Attractiveness Survey Deutschland − Mai 20186

Page 7: Standort Deutschland weiter im Aufschwung? - ey.com · EY’s Attractiveness Survey Deutschland Mai 2018 Europas Wirtschaft kommt voran: Die Wirtschaftsleistung der EU stieg im vergangenen

EY’s Attractiveness Survey Deutschland − Mai 2018

In der weltweiten Befragung, die für diese Studie durchge- führt wurde, bezeichneten 66 von 100 Managern Deutsch- land als einen der drei attraktivsten Investitionsstandorte in Europa. Während das Ergebnis für Deutschland auf dem Vorjahresniveau liegt, haben sich auf den folgenden Plätzen deutliche Verschiebungen ergeben: Frankreich konnte deut- lich Boden gutmachen und von 45 auf 56 Prozent zulegen, während die Attraktivität Großbritanniens leicht gesunken ist: von 55 auf 52 Prozent.

Wie schon in den Vorjahren ist der Abstand der drei führenden Investitionsstandorte zu den übrigen europäi-schen Ländern sehr groß: Italien liegt mit einem Zustim-mungswert von nur elf Prozent auf dem vierten Platz — angesichts der Größe und Bedeutung der italienischen Volkswirtschaft ein schwaches Ergebnis. Knapp hinter Italien liegen die Niederlande, Spanien und die Schweiz, die jeweils eine geringere Zustimmung als im Vorjahr erreichen. Größere Veränderungen ergaben sich für Polen und Finnland, die in der Gunst der Investoren zulegen konnten, sowie für Irland, dessen Ergebnis deutlich unter dem Vorjahreswert liegt.

Die attraktivsten Standorte in Europa: Deutschland weiter auf dem ersten PlatzDeutschland ist aus Sicht aus- ländischer Investoren weiter der attraktivste Standort in Europa.

Die Attraktivität Groß- britanniens ist leicht gesunken, während Frankreich deutlich Boden gutmachen konnte.

Image und Wahrnehmung

7

www.ey.com/attractiveness

Page 8: Standort Deutschland weiter im Aufschwung? - ey.com · EY’s Attractiveness Survey Deutschland Mai 2018 Europas Wirtschaft kommt voran: Die Wirtschaftsleistung der EU stieg im vergangenen

EY’s Attractiveness Survey Deutschland − Mai 2018

In Summe kann Westeuropa — trotz einiger Verschie- bungen im innereuropäischen Ranking — seine Attrak- tivität auf Vorjahresniveau halten: Wie schon 2017 bezeichnen derzeit 53 Prozent aller befragten Investo- ren Westeuropa in diesem Jahr als eine der drei Top- Investitionsregionen weltweit. Damit belegt Westeuropa den ersten Platz im Regionen-Ranking. Dahinter können sich mit etwas Abstand China und Osteuropa platzieren, die um fünf bzw. vier Prozentpunkte zulegen. Nord- amerika rutscht in diesem Ranking vom zweiten auf den vierten Platz: Nach 39 Prozent im Vorjahr bewerten in diesem Jahr nur noch 34 Prozent der Unternehmen Nordamerika als Top-Investitionsstandort.

Auch Asien (ohne China) hat in diesem Jahr leichte Ein- bußen zu verzeichnen — der Anteil der Nennungen sinkt von 21 auf 18 Prozent. Dahinter platzieren sich mit jeweils 13 Prozent Russland und Indien, wobei Russland leicht hinzugewinnt, während Indien zwei Prozentpunkte abgibt.

11 % Italien

9 % Niederlande

9 % Spanien

8 % Schweiz

7 % Finnland

6 % Polen

5 % Irland

5 % Norwegen

Angaben in Prozent; bis zu drei Nennungen möglich; Grundgesamtheit: n = 505; 2017-Werte in Klammern

Die attraktivsten Länder Europas: Deutschland verteidigt Platz eins, Frankreich holt auf „Welche drei Länder sind derzeit aus Ihrer Sicht die attraktivsten Investitionsstandorte in Europa?“

Frankreich

56 % (45)

Großbritannien

52 % (55)

Deutschland

66 % (66)

8

Page 9: Standort Deutschland weiter im Aufschwung? - ey.com · EY’s Attractiveness Survey Deutschland Mai 2018 Europas Wirtschaft kommt voran: Die Wirtschaftsleistung der EU stieg im vergangenen

EY’s Attractiveness Survey Deutschland − Mai 2018

Insgesamt bestätigt sich damit das Bild der Vor- gängerstudien, wonach Westeuropa von internationalen Investoren trotz aller politischen und wirtschaftlichen Herausforderungen wieder als bemerkenswert attrak- tiver Investitionsstandort wahrgenommen wird. Zum Vergleich: Im „Eurokrisenjahr“ 2012 bezeichnete gerade einmal jeder dritte befragte Investor Westeuropa als Top-Standort, während 44 Prozent für China votierten. Seitdem hat Westeuropa erheblich Boden gutgemacht. Nordamerika mit dem wirtschaftlichen Kern USA konnte hingegen den Aufwärtstrend der vergangenen Jahre nicht fortsetzen, sondern verzeichnete erstmals seit dem Jahr 2012 einen Rückgang der Attraktivität.

34 % Nordamerika

18 % Asien (ohne China)

13 % Russland

13 % Indien

11 % Lateinamerika

9 % Nordafrika

9 % Mittlerer Osten

7 % Japan

6 % Brasilien

Angaben in Prozent; bis zu drei Nennungen möglich; Grundgesamtheit: n = 505; 2017-Werte in Klammern

Europa vor China attraktivstes Investitionsziel weltweit „Welche drei Regionen sind derzeit aus Ihrer Sicht die attraktivsten Investitionsstandorte weltweit?“

China

42 % (37)

Osteuropa

41 % (37)

Westeuropa

53 % (53)

9

www.ey.com/attractiveness

Page 10: Standort Deutschland weiter im Aufschwung? - ey.com · EY’s Attractiveness Survey Deutschland Mai 2018 Europas Wirtschaft kommt voran: Die Wirtschaftsleistung der EU stieg im vergangenen

EY’s Attractiveness Survey Deutschland − Mai 2018

Es wurde die „gefühlte“ Attraktivität Europas und Deutschlands für ausländische Investoren ermittelt, d. h. die Ansichten und Meinungen, die in der Umfrage unter 505 internationalen Entscheidungsträgern zur Attraktivität Europas geäußert wurden. Diese Führungskräfte — aus allen Ländern, Branchen und Geschäftsmodellen — wurden von

einem unabhängigen Marktforschungsinstitut befragt. Zusätzlich wurden zur Messung der Attraktivität Deutsch-lands aus Sicht ausländischer Investoren in einer ge- sonderten Befragung weitere 210 Entscheidungsträger aus- ländischer Unternehmen zu ihrem Urteil über den Standort Deutschland befragt.

Investitionsstandort USA fällt zurück „Welche drei Regionen sind derzeit aus Ihrer Sicht die attraktivsten Investitionsstandorte weltweit?“ (Die Frage wurde 2016 nicht gestellt)

60

50

40

30

20

10

02012 2013 2014 2015 2017 2018

Westeuropa

NordamerikaChina

Angaben in Prozent; bis zu drei Nennungen möglich

METHODIK

10

Page 11: Standort Deutschland weiter im Aufschwung? - ey.com · EY’s Attractiveness Survey Deutschland Mai 2018 Europas Wirtschaft kommt voran: Die Wirtschaftsleistung der EU stieg im vergangenen

EY’s Attractiveness Survey Deutschland − Mai 2018

Renaissance der Industrieländer als Investitions- standorteInsgesamt konnten die westlichen Industrieländer im Lauf der vergan-genen Jahre — trotz der aktuellen Schwäche Nordamerikas — kräftige Zugewinne verbuchen.

Wir sehen also insgesamt durchaus eine Renaissance der etablierten westlichen Industrienationen, während die Schwellenländer — abgesehen von China — insgesamt an Attraktivität eingebüßt haben. Bemerkenswert an dieser Entwicklung ist vor allem das positive Abschneiden West-europas, denn nach wie vor steht die Region vor erheb- lichen politischen wie wirtschaftlichen Problemen, auch wenn diese derzeit nicht mehr die Schlagzeilen beherrschen. So sind die Länder der Eurozone im vergangenen Jahr- zehnt wirtschaftlich massiv auseinandergedriftet. Der zum Teil drastische Anstieg der Arbeitslosigkeit in den Ländern im Süden Europas auf der einen Seite und die gute bis sehr gute Entwicklung in einigen nördlichen Ländern haben zu innenpolitischen Verwerfungen in den Krisenländern, aber auch zu politischen Spannungen zwischen den Staaten geführt.

Die kräftige wirtschaftliche Erholung auch in einigen der besonders betroffenen Krisenländern hat in den vergange-nen zwei Jahren zwar zu einer Entspannung der Lage geführt, noch immer aber liegt die Arbeitslosigkeit in vielen Ländern erheblich über dem Vorkrisenniveau. So betrug die Erwerbslosenquote in Spanien im Vorkrisenjahr 2007 nur 8,2 Prozent — 2017 war sie mit 17,2 Prozent hingegen mehr als doppelt so hoch. In Italien lag die Erwerbslosen-quote 2017 bei 11,2 Prozent — 2007 hatte ihr Anteil nur 6,1 Prozent betragen.

Unter den an Attraktivität gewinnenden westlichen Industrienationen kann insbesondere Westeuropa ein deutliches Plus an Zustimmung verzeichnen.

Die Attraktivität Westeuropas stieg seit 2012 um 20 Pro-zentpunkte, Nordamerika verbesserte sich immerhin um 13 Prozentpunkte. Auch Osteuropa legte erheblich zu: Die Zustimmung stieg um 20 Prozentpunkte. Parallel dazu verloren die sogenannten BRIC-Länder insgesamt stark an Bedeutung: Während China etwa auf dem Niveau von 2012 liegt, verliert Russland sechs, Indien acht und Brasilien sogar zwölf Prozentpunkte.

11

www.ey.com/attractiveness

Page 12: Standort Deutschland weiter im Aufschwung? - ey.com · EY’s Attractiveness Survey Deutschland Mai 2018 Europas Wirtschaft kommt voran: Die Wirtschaftsleistung der EU stieg im vergangenen

EY’s Attractiveness Survey Deutschland − Mai 2018

Obendrein bestehen nach wie vor Zweifel an der Belastbarkeit sowohl der öffentlichen Finanzen als auch des Finanzsektors in einigen Ländern. Zusätzlich ver- schärft wurde die Situation durch die Entscheidung Groß- britanniens, die EU zu verlassen, aber auch durch den Schwenk zu autoritären Regierungssystemen gerade im Osten Europas.

In den vergangenen Jahren gab Europa nach außen also ein wenig geschlossenes Bild ab, politische Uneinigkeit in wichtigen Fragen und das wirtschaftliche Auseinander-driften der europäischen Länder ließen gerade in Bezug auf die Europäische Union erhebliche Zweifel am Konzept der „ever closer union“ aufkommen — was durch die Brexit- Entscheidung der Briten nochmals unterstrichen wurde.

Zuletzt aber — und das zeigen die Befragungsergeb- nisse deutlich — hat sich das Image des Kontinents verbes-sert. Die konjunkturelle Erholung hat Fahrt aufgenommen, die Arbeitslosigkeit sinkt deutlich, die Schuldenkrise ist zumindest vorübergehend abgeflaut. Gerade Frankreich konnte unter dem neuen Präsidenten Emmanuel Macron wieder an Strahlkraft gewinnen — zumal auch die franzö- sische Wirtschaft wieder auf Wachstumskurs ist. Diese neu gewonnene Attraktivität Frankreichs spiegelt sich auch in den Befragungsergebnissen wider: Um immerhin

elf Prozentpunkte stieg der Anteil der Investoren, die Frankreich als eines der drei attraktivsten Investitions- ziele in Europa bezeichnen.

Vor diesem Hintergrund erklärt sich auch der zuneh- mende Optimismus der Investoren in Bezug auf die zu- künftige Attraktivität Europas als Investitionsziel: Immerhin 50 Prozent rechnen mit einer steigenden Attraktivität — vor einem Jahr lag der Anteil nur bei 35 Prozent. Gleichzeitig sinkt der Anteil der Befragten, die von einer nachlassenden Anziehungskraft Europas für Investoren ausgehen, von 22 auf 12 Prozent.

der befragten Inves- toren rechnen mit einer steigenden Attraktivität Europas als Investitions-ziel, 15 % mehr als im Vorjahr.50%

12

Page 13: Standort Deutschland weiter im Aufschwung? - ey.com · EY’s Attractiveness Survey Deutschland Mai 2018 Europas Wirtschaft kommt voran: Die Wirtschaftsleistung der EU stieg im vergangenen

EY’s Attractiveness Survey Deutschland − Mai 2018

Mit der steigenden Attraktivität Europas geht eine zu- nehmende Bereitschaft zu tatsächlichen Investitionen einher: Der Anteil der befragten Investoren, die vorhaben,

sich 2018 in Europa anzusiedeln oder zusätzliche Gschäfts- bereiche zu entwickeln, ist im Vergleich zum Vorjahr von 28 auf 35 Prozent gestiegen.

Diese Ergebnisse zeigen: Die Attraktivität Europas als Investitionsstandort nimmt zu, und die Chancen stehen gut, dass in den kommenden Monaten zahlreiche Unternehmen ihre Planungen in die Tat umsetzen und es zu neuen Inves-

titionen in Europa kommt. Denn offensichtlich sehen Investoren aus aller Welt mittel- und langfristig doch mehr Chancen als Risiken in einem Engagement in Europa — gerade im Vergleich zu anderen Regionen weltweit.

Unternehmen rechnen mit steigender Attraktivität Europas für Investoren „Wie wird sich Ihrer Ansicht nach die Attraktivität Europas als Investitionsziel im Laufe der kommenden drei Jahre entwickeln?“ (Die Frage wurde 2016 nicht gestellt)

Geplante Investitionen in Europa: Negativtrend gestoppt „Hat Ihr Unternehmen vor, sich im kommenden Jahr in Europa anzusiedeln oder zusätzliche Geschäftsbereiche in Europa zu entwickeln?” (Die Frage wurde 2016 nicht gestellt)

50

40

30

20

10

02013 2014 2015 2017 2018

Anteil „ja-“-Antworten

Angaben in Prozent; Grundgesamtheit: n = 502

3438

3228

35

2012 2013 2014 2015 2017 2018

Angaben in Prozent; Grundgesamtheit: n = 502

verbessern

gleich bleiben

verschlechtern

keine Angabe

38 3954

38 37

33

59

3550

33

41

36

22 23 128

22 12

2 2 21 1

13

www.ey.com/attractiveness

Page 14: Standort Deutschland weiter im Aufschwung? - ey.com · EY’s Attractiveness Survey Deutschland Mai 2018 Europas Wirtschaft kommt voran: Die Wirtschaftsleistung der EU stieg im vergangenen

EY’s Attractiveness Survey Deutschland − Mai 2018

Der Standort Deutschland im Detail: Nachholbedarf bei digitaler InfrastrukturDer Investitionsstandort Deutschland genießt bei ausländischen Unternehmen hohes Ansehen — das zeigt die detaillierte Befragung von 210 Managern ausländi- scher Unternehmen zu Stärken und Schwächen des Standorts.

14

Page 15: Standort Deutschland weiter im Aufschwung? - ey.com · EY’s Attractiveness Survey Deutschland Mai 2018 Europas Wirtschaft kommt voran: Die Wirtschaftsleistung der EU stieg im vergangenen

EY’s Attractiveness Survey Deutschland − Mai 2018

Mehr als sieben von zehn Unternehmen äußern sich derzeit zustimmend zur deutschen Standortpolitik, jeder fünfte Befragte bewertet sie sogar als uneingeschränkt investoren-freundlich. Auffallend ist, dass Unternehmen, die in Deutschland bereits engagiert sind — und deren Urteil somit auf eigenen Erfahrungen basiert — ein deutlich positiveres Deutschlandbild haben als solche, die nicht in der Bundes- republik aktiv sind: Während erstere Gruppe zu 77 Prozent positiv über den Standort urteilt, liegt die Zustimmungs- quote bei Unternehmen ohne Geschäftstätigkeit in Deutsch-land gerade einmal bei 63 Prozent.

Allerdings ist im Vergleich zum Vorjahr die Zufrieden- heit gerade der bereits in Deutschland tätigen Investoren tendenziell gesunken: Der Anteil derer, die ein uneinge-schränkt positives Urteil fällen, ging von 32 auf 25 Prozent zurück, während gleichzeitig die eingeschränkt positiven Bewertungen um fünf Prozentpunkte anstiegen. Hieraus lässt sich also eine leichte Eintrübung der Attraktivität Deutschlands ableiten.

Immerhin: Der Anteil der Manager, die sich uneinge-schränkt positiv äußern, liegt derzeit mit 21 Prozent auf dem vierthöchsten Stand seit 2007 — nur in den Jahren 2012, 2016 und 2017 lag er höher.

Mehrheit der Investoren lobt deutsche Standortpolitik „Sind Sie der Ansicht, dass Deutschland heute eine für internationale Investoren interessante Politik umsetzt?”

Angaben in Prozent; ohne „Keine Angaben“; Grundgesamtheit: n = 210; Vorjahreswerte in Klammern

Unternehmen ohne Geschäftsaktivität

in Deutschland

Unternehmen mit Geschäftsaktivität

in Deutschland

9 (19)

28 (24)

54 (43)

9 (14)

5 (3)

17 (18)

52 (47)

25 (32)21

53

20

6Ja, sicher

Eher ja

Eher nein

Sicher nicht

15

www.ey.com/attractiveness

Page 16: Standort Deutschland weiter im Aufschwung? - ey.com · EY’s Attractiveness Survey Deutschland Mai 2018 Europas Wirtschaft kommt voran: Die Wirtschaftsleistung der EU stieg im vergangenen

EY’s Attractiveness Survey Deutschland − Mai 2018

2 6

21

20

53

7

14

27

52

9

25

20

45

7

27

13

53

17

30

51

5

13

26

56

7

17

21

55

7

23

28

42

8

17

23

52

6

15

19

60

4

9

37

51

Insgesamt zeigt sich, dass der Standort Deutschland — trotz einer gewissen aktuellen Eintrübung — im Ausland einen außerordentlich guten Ruf genießt; die Imagewerte sind seit Jahren auf einem hohen Niveau. Worauf gründet sich diese positive Einschätzung?

Aus Investorensicht punktet der Standort Deutschland vor allem mit seiner Verkehrsinfrastruktur und mit dem Qualifikationsniveau der Arbeitskräfte: Etwa vier von fünf Managern bewerten diese Standortfaktoren hierzulande als insgesamt attraktiv. Im Vergleich zum Vorjahr ist der Grad der Zustimmung zur Infrastruktur sogar noch leicht gestiegen, während die Qualifikation der Arbeitnehmer leicht schlechter beurteilt wird als 2017.

Auf den Rängen 3 bis 6 mit Zustimmungsraten von jeweils mehr als 70 Prozent liegen das soziale Klima in Deutschland, die Stabilität des politischen und rechtlichen Umfelds, die Attraktivität des Binnenmarktes sowie die Möglichkeit, hier- zulande die Produktivität zu erhöhen. Die Zustimmung zu diesen Standortfaktoren bewegt sich jeweils etwa auf dem Niveau des Vorjahres. Deutlich schlechter als 2017 wird hingegen die Telekommunikationsinfrastruktur bewertet: Hier sinkt die Zustimmung von 76 auf 66 Prozent — ein Rück- gang, der zu denken geben sollte. Zum Vergleich: Im Jahr 2016 rangierte die Telekommunikationsinfrastruktur mit 84 Prozent sogar noch auf Platz eins der Standortfaktoren.

Tatsächlich liegt Deutschland bei der Breitbandversor-gung im europäischen Vergleich nur im Mittelfeld. Nach Zahlen des Statistischen Bundesamts verfügten im Jahr 2017 lediglich 42 Prozent aller hiesigen Unternehmen mit Zugang zum Internet und mindestens zehn Beschäftigten über einen festen Breitbandanschluss mit einer vertrag- lich festgelegten Datenübertragungsrate von mindestens 30 Megabit pro Sekunde. Das waren zwar vier Prozent- punkte mehr als 2016, trotz des Zuwachses liegt Deutsch-land aber wie in den Vorjahren nur knapp über dem EU-Durchschnitt von 40 Prozent.

Die Spitzenplätze in der EU belegten im Jahr 2017 nord- europäische Länder: Dänemark kommt auf 73 Prozent, die Niederlande auf 65 Prozent und Schweden auf 64 Pro-zent. Am wenigsten verbreitet war schnelles Internet bei Unternehmen in südeuropäischen Ländern: In Zypern und Griechenland verfügen gerade einmal 25 Prozent über eine Datenübertragungsrate von mindestens 30 Megabit pro Sekunde, in Italien sind es sogar nur 23 Prozent.

Diese Zahlen zeigen, dass Deutschland zumindest bei der Versorgung mit schnellem Internet erheblichen Nach- holbedarf hat und weit entfernt von einem internationalen Spitzenplatz ist. Für einen Hightech-Standort ist das zu wenig — zumal es bei der Glasfasertechnik für den Standort Deutschland noch schlechter aussieht.

Zustimmung zur deutschen Standortpolitik weiter auf hohem Niveau „Sind Sie der Ansicht, dass Deutschland heute eine für internationale Investoren interessante Politik umsetzt?“ (Die Frage wurde 2009 nicht gestellt)

201320122010 201120082007 2014 2015 2016 2017 2018

Angaben in Prozent; ohne „Keine Angaben”; Grundgesamtheit: n = 210

Ja, sicher

Eher ja

Eher nein

Sicher nicht

16

Page 17: Standort Deutschland weiter im Aufschwung? - ey.com · EY’s Attractiveness Survey Deutschland Mai 2018 Europas Wirtschaft kommt voran: Die Wirtschaftsleistung der EU stieg im vergangenen

EY’s Attractiveness Survey Deutschland − Mai 2018

In dem massiven Rückgang der positiven Einschätzung zum Standortfaktor „Telekommunikationsinfrastruktur“ dürfte daher eine zunehmende Skepsis hinsichtlich der Verbreitung der Glasfasertechnologie zum Ausdruck kommen. Tatsächlich liegt Deutschland im Ranking der Branchenorganisation FTTH Council europaweit nur auf dem 29. Platz. Demnach waren bis September 2017 nur 2,3 Prozent der deutschen Haushalte an das Glasfasernetz angeschlossen; in Schweden liegt der Anteil bei 43,4 Pro-zent, in Russland bei fast 38 Prozent und im Nachbarland Frankreich immerhin bei knapp 15 Prozent.

Dass Deutschland bei dieser zukunftsfähigen Techno- logie so weit abgeschlagen ist, könnte sich tatsächlich mittelfristig zu einem eklatanten Standortnachteil entwi-ckeln — dann nämlich, wenn im Zuge der fortschreitenden Digitalisierung der Bedarf an zusätzlicher Bandbreite wei- ter so stark steigt wie in den vergangenen Jahren. Denn

fest steht: Um wettbewerbsfähig zu bleiben, braucht es in Deutschland flächendeckend Internetanschlüsse mit aus- reichender Bandbreite — dies ist eine der vordringlichsten Aufgaben für die Bundespolitik.

Die Stärken und Schwächen des Investitionsstandorts Deutschland „Wie bewerten Sie Deutschland hinsichtlich folgender Standortfaktoren?”

Angaben in Prozent; Vorjahreswerte in Klammern; Grundgesamtheit: n = 210

Sehr attraktiv Eher attraktiv

Aus Investorensicht punk-tet der Standort Deutsch-land vor allem mit seiner Verkehrsinfrastruktur und mit dem Qualifikations-niveau der Arbeitskräfte.

Infrastruktur: Transport und Logistik 13,846 36 82 (80)

Qualifikationsniveau der Arbeitskräfte 79 (81)38 41

Soziales Klima 77 (79)36 41

Stabilität und Transparenz des politischen, rechtlichen und ordnungspolitischen Umfelds

76 (76)44 32

Attraktivität des Binnenmarktes 74 (74)31 43

Potenzielle Produktivitätszuwächse 74 (70)21 53

Infrastruktur: Telekommunikation 66 (76)24 42

Flexibilität der arbeitsrechtlichen Bestimmungen 50 (43)15 35

Von der Regierung gewährtes Anreizpaket und Vergünstigungen

48 (37)9 39

Unternehmensbesteuerung 39 (33)8 31

Personal-/Arbeitskosten 33 (35)9 24

20 40 60 800

17

www.ey.com/attractiveness

Page 18: Standort Deutschland weiter im Aufschwung? - ey.com · EY’s Attractiveness Survey Deutschland Mai 2018 Europas Wirtschaft kommt voran: Die Wirtschaftsleistung der EU stieg im vergangenen

EY’s Attractiveness Survey Deutschland − Mai 2018

Während beim Thema Telekommunikation Deutschland deutlich an Zustimmung verliert, geht es an anderer Stelle aufwärts: Die Flexibilität des Arbeitsrechts — traditionell ein Faktor, bei dem Deutschland eher schwach abschneidet — wird in diesem Jahr von 50 Prozent der Befragten positiv bewertet, das sind sieben Prozentpunkte mehr als im Vorjahr. Ähnlich stark steigt die Zustimmung beim Thema Unternehmensbesteuerung: von 33 auf 39 Prozent. Hier überwiegen allerdings nach wie vor die negativen Bewertungen.

Insgesamt zeigt sich, dass der Standort Deutschland in Bezug auf kostenseitige Faktoren und die Flexibilität arbeitsrechtlicher Bestimmungen eher kritisch bewertet wird: Hier lautet das Urteil vieler Investoren wie schon in den Vorjahren in Kurzform: „Die Arbeitskraft ist zu teuer, die Unternehmensbesteuerung zu hoch, das Arbeitsrecht zu unflexibel.“ Bemerkenswert ist, dass die in Deutschland aktiven Unternehmen sogar noch stärkere Kritik äußern: In dieser Gruppe liegt der Anteil derer, die die Arbeits- kosten kritisieren, bei 63 Prozent (gegenüber 56 Prozent bei den nicht in Deutschland engagierten Unternehmen). Die Unternehmensbesteuerung wird von 52 (versus 31) Prozent kritisiert.

Ein Blick auf die Statistik zeigt, dass die Arbeitskosten in Deutschland im internationalen Vergleich tatsächlich relativ hoch sind. Laut Eurostat lagen sie in Deutschland im vergangenen Jahr bei 34,10 Euro — der EU-Durchschnitt lag bei 26,80 Euro. Aufschlussreich ist der Vergleich zwischen Deutschland und Großbritannien: Dort fielen nur 25,70 Euro an — und während die Arbeitskosten in Großbritannien seit 2015 um 13 Prozent gesunken sind, legten sie in Deutsch-land im gleichen Zeitraum um sechs Prozent zu.

Zusammenfassend bleibt festzuhalten, dass die befragten Investoren das Bild von Deutschland als Premiumstandort zwar erneut bestätigen, dass auf der anderen Seite aber durchaus Handlungsbedarf besteht, wenn Deutschland seine Position als Top-Standort verteidigen will. Gerade die fortschreitende Digitalisierung und ihre Auswirkungen auf die Wirtschaftswelt dürfen nicht unterschätzt werden — und hier sind die Voraussetzungen und Rahmenbedingungen noch längst nicht so gut, wie sie sein sollten.

Unterm Strich liegen Deutschlands Vorteile weiterhin ganz klar im Bereich innovativer, zukunftsweisender Produk-te und Dienstleistungen — dafür sprechen das hohe Quali-fikationsniveau der Arbeitskräfte, Deutschlands weltweit hervorragender Ruf als Premiumstandort sowie der enge Verbund deutscher universitärer und außeruniversitärer Forschungseinrichtungen mit hier ansässigen, weltweit agierenden Großkonzernen. Auf der anderen Seite: Beson-ders lohnintensive Bereiche, bei denen vor allem die Arbeits-kosten ins Gewicht fallen und weniger die Qualifikation der Beschäftigten, werden am Standort Deutschland tendenziell eine immer geringere Rolle spielen.

18

Page 19: Standort Deutschland weiter im Aufschwung? - ey.com · EY’s Attractiveness Survey Deutschland Mai 2018 Europas Wirtschaft kommt voran: Die Wirtschaftsleistung der EU stieg im vergangenen

EY’s Attractiveness Survey Deutschland − Mai 2018

Arbeitskosten pro Stunde in Euro in Unternehmen mit mindestens 10 Beschäftigten (2017); ohne Landwirtschaft und öffentliche Verwaltung

20100 30 40 50

Dänemark 42,5

Belgien 39,6

Schweden 38,3

Luxemburg 37,6

Frankreich 36,0

Niederlande 34,8

Deutschland 34,1

Österreich 34,1

Finnland 32,7

Irland 31,0

Italien 28,2

Ver. Königreich 25,7

Spanien 21,2

Slowenien 17,0

Zypern 16,0

Griechenland 14,5

Portugal 14,1

Malta 13,8

Estland 11,7

Tsch. Republik 11,3

Slowakei 11,1

Kroatien 10,6

Polen 9,4

Ungarn 9,1

Lettland 8,1

Litauen 8,0

Rumänien 6,3

Bulgarien 4,9

Quelle: Eurostat

19

www.ey.com/attractiveness

Page 20: Standort Deutschland weiter im Aufschwung? - ey.com · EY’s Attractiveness Survey Deutschland Mai 2018 Europas Wirtschaft kommt voran: Die Wirtschaftsleistung der EU stieg im vergangenen

EY’s Attractiveness Survey Deutschland − Mai 2018

Nach Meinung der Investoren wird sich die Standort- attraktivität in den kommenden Jahren weiter verbessern. 44 Prozent der befragten Manager rechnen für die kom-menden drei Jahre mit einer Erhöhung der Attraktivität des Standortes Deutschland, gerade einmal sechs Prozent gehen von einer Verschlechterung aus. Damit bleibt das Stimmungsbild so positiv wie vor einem Jahr.

Fortentwicklung Deutschlands zum DigitalstandortInternationale Investoren sehen Deutschland grundsätzlich auf einem guten Weg.

6

38

101

5

40

Deutlich verbessernK. A.Deutlich verschlechtern

Leicht verschlechtern

Gleich bleiben

Leicht verbessern

Ergebnisse 2017Verbessern: 44 %Verschlechtern: 6 %

Weitere Verbesserung der Standortattraktivität erwartet „Wie wird sich Ihrer Ansicht nach die Attraktivität des Standortes Deutschland im Laufe der kommenden drei Jahre entwickeln?”

Angaben in Prozent; Grundgesamtheit: n = 210

20

Page 21: Standort Deutschland weiter im Aufschwung? - ey.com · EY’s Attractiveness Survey Deutschland Mai 2018 Europas Wirtschaft kommt voran: Die Wirtschaftsleistung der EU stieg im vergangenen

EY’s Attractiveness Survey Deutschland − Mai 2018

Gut jedes vierte ausländische Unternehmen will 2018 in Deutschland investieren „Hat Ihr Unternehmen vor, sich im kommenden Jahr in Deutschland anzusiedeln oder zusätzliche Geschäftsbereiche in Deutschland zu entwickeln?”

Angaben in Prozent; Grundgesamtheit: n = 210; Vorjahreswerte in Klammern

Wenn Ja: „Welche Art von Projekt ist geplant?“

K. A.

JaNein

Logistik/ Beschaffungskette

8

Hauptsitz 4

Investitionen 6

32Produktion

7F&E

41Vertrieb und Marketing

2Schulungszentrum

2Backoffice

28 (24)

11 (11)

61 (65)

Gut jedes vierte befragte Unternehmen (28 Prozent) plant, sich in diesem Jahr in Deutschland anzusiedeln oder hier zusätzliche Geschäftsbereiche zu entwickeln. Dabei erweisen sich naturgemäß die Unternehmen, die bereits in Deutschland engagiert sind, als deutlich investitionsfreudi-ger als solche, die bislang nicht in Deutschland aktiv sind: Von den Unternehmen mit Geschäftstätigkeit in Deutsch- land planen 39 Prozent, weitere Investitionen zu tätigen —

im Vorjahr lag der Anteil mit 37 Prozent etwas niedriger. Neuinvestitionen von Unternehmen, die bislang nicht in Deutschland aktiv sind, sind hingegen nur in geringem Umfang zu erwarten: Nur sieben Prozent der Unternehmen ohne Geschäftstätigkeit in Deutschland planen eine Investi-tion — vor einem Jahr lag der Anteil bei drei Prozent. Der Schwerpunkt der Investitionen soll dabei auf Projekten in den Bereichen Vertrieb und Marketing sowie Produktion liegen.

39 %

37 %

7 %

3 %

Unternehmen mit Geschäftsaktivität in Deutschland

Unternehmen ohne Geschäftsaktivität in Deutschland

Investitionswillige Unternehmen

Anteil im Vergleich zum Vorjahr

21

www.ey.com/attractiveness

Page 22: Standort Deutschland weiter im Aufschwung? - ey.com · EY’s Attractiveness Survey Deutschland Mai 2018 Europas Wirtschaft kommt voran: Die Wirtschaftsleistung der EU stieg im vergangenen

EY’s Attractiveness Survey Deutschland − Mai 2018

Für 2018 ist also mit weiter reger Investitionstätigkeit in Deutschland zu rechnen — vor allem weil der Anteil derer, die neue Investitionen hierzulande anstoßen wollen, deut- lich höher liegt als der Anteil derjenigen, die Teile ihrer Geschäftstätigkeit von Deutschland ins Ausland verlagern wollen: Von den in Deutschland bereits engagierten Unter-nehmen planen nur elf Prozent, Teile der Geschäftstätigkeit aus Deutschland ins Ausland zu verlagern, während wie oben beschrieben 39 Prozent der hier bereits tätigen Unternehmen vorhaben, zusätzliche Geschäftsbereiche in Deutschland anzusiedeln.

Im Vergleich zum Vorjahr ergibt sich eine etwas gerin- gere Verlagerungsbereitschaft — 2017 planten 14 Prozent, Teile der Geschäftstätigkeit aus Deutschland abzuziehen. Ob sich daraus allerdings tatsächlich ein Trend zu höherer Standorttreue ableiten lässt, bleibt abzuwarten: Auch in den Vorjahren schwankte der Anteil der verlagerungswilligen Unternehmen jeweils um die 11-Prozent-Marke.

Ergebnisse 2017Ja: 14 %Nein: 80 %

Angaben in Prozent; Grundgesamtheit: n = 140; (Unternehmen mit Geschäftsaktivitäten in Deutschland)

Jedes siebte Unternehmen plant Verlagerungen ins Ausland „Hat Ihr Unternehmen generell vor, einen Teil seiner Tätigkeit aus Deutschland in ein anderes Land zu verlagern?“

117

82

JaK. A.

Nein

Die Zufriedenheit mit dem Standort ist hoch, viele Unternehmen planen Folgeinvestitionen.

22

Page 23: Standort Deutschland weiter im Aufschwung? - ey.com · EY’s Attractiveness Survey Deutschland Mai 2018 Europas Wirtschaft kommt voran: Die Wirtschaftsleistung der EU stieg im vergangenen

EY’s Attractiveness Survey Deutschland − Mai 2018

Die insgesamt relativ ausgeprägte Standorttreue der in Deutschland aktiven ausländischen Unternehmen und die hohe Bereitschaft, Folgeinvestitionen zu tätigen, sprechen insgesamt für eine hohe Standortzufriedenheit. Und es zeigt sich: Obwohl die fortschreitende Globalisierung den Stand-ortwettbewerb immer weiter verschärft und Unternehmen dazu veranlasst, ihre Internationalisierungsstrategien und ihre globalen Wertschöpfungsketten immer wieder neu zu überprüfen, kann sich Deutschland — offenbar aufgrund seiner spezifischen Stärken — weiter als attraktiver Standort behaupten. Die Befragungsergebnisse legen nahe, dass der Standort Deutschland derzeit gut zu den Investitionsstrate-gien relativ vieler Investoren passt.

Standorttreue nimmt tendenziell zu — Verlagerungen auf niedrigem Niveau „Hat Ihre Gruppe generell vor, einen Teil ihrer Tätigkeit aus Deutschland in ein anderes Land zu verlagern?“ (Anteil „Ja“ in Prozent)

Angaben in Prozent; Grundgesamtheit 2018: n = 140 (Unternehmen mit Geschäftsaktivitäten in Deutschland)

8

14

1211 111114

1111

1918

13

2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017 2018

28

20

23

www.ey.com/attractiveness

Page 24: Standort Deutschland weiter im Aufschwung? - ey.com · EY’s Attractiveness Survey Deutschland Mai 2018 Europas Wirtschaft kommt voran: Die Wirtschaftsleistung der EU stieg im vergangenen

EY’s Attractiveness Survey Deutschland − Mai 2018

Zugang zu Infrastruktur 91 (92)49 42

Zugang zu Technologien bzw. zu technologieorientierten Firmen

90 (87)50 40

Exportorientierung der Wirtschaft 88 (75)58 30

Zugang zum EU-Binnenmarkt 85 (82)60 25

Zugang zum großen deutschen Binnenmarkt 85 (80)49 36

Sehr offene Gesellschaft mit zahlreichen integrierten Kulturen

73 (69)24

49

20 40 60 80 1000

Angaben in Prozent; Vorjahreswerte in Klammern; Grundgesamtheit: n = 140 (Unternehmen mit Geschäftsaktivitäten in Deutschland)Hohe Relevanz Mittlere Relevanz

Zielsetzungen der Investoren bei Investitionen am Standort Deutschland „Welche Ziele verfolgt Ihr Unternehmen bei Investitionen in Deutschland, welche Aspekte sind dabei von Bedeutung?”

Das zeigen auch die folgenden Ergebnisse: So spielt für ausländische Investoren bei ihrem Deutschland-Engagement der Zugang zur Infrastruktur eine besonders große Rolle — 91 Prozent messen diesem Aspekt eine mittlere bis hohe Bedeutung zu. Ähnlich bedeutsam ist der Zugang zu Techno- logien (90 Prozent). Allerdings droht hier eine Erwartungs-lücke zu entstehen: Denn wie bereits dargestellt sinkt die Attraktivität Deutschlands in Bezug auf die Telekommunika-tionsinfrastruktur — hier lässt sich ein klarer Negativtrend feststellen, dem dringend begegnet werden sollte.

Deutschlands Rolle als großer Absatzmarkt und als Tor zum noch erheblich größeren europäischen Binnen-markt steht ebenfalls im Fokus der Investitionsstrategien vieler ausländischer Unternehmen: Für jeweils 85 Pro- zent der befragten Unternehmen haben diese Aspekte eine mittlere bis große Bedeutung im Rahmen ihrer Deutschland-Investitionen.

Investoren erwarten von Deutschland eine hervorragende Infrastruktur und Zugang zu neuen Technologien.

49

24

Page 25: Standort Deutschland weiter im Aufschwung? - ey.com · EY’s Attractiveness Survey Deutschland Mai 2018 Europas Wirtschaft kommt voran: Die Wirtschaftsleistung der EU stieg im vergangenen

EY’s Attractiveness Survey Deutschland − Mai 2018

42 Prozent der befragten Manager bezeichnen die Auto-industrie als wesentlichen Treiber für Wachstum in Deutsch-land — im Vorjahr lag der Anteil mit 39 Prozent noch etwas niedriger. Auf Rang 2 folgt die digitale Wirtschaft, die wie 2017 von 29 Prozent der Manager genannt wird. Rang 3 belegt mit 24 Prozent der Nennungen die Umwelttechnik, vor der Pharma- bzw. Biotech-Branche.

Die Autoindustrie bleibt Deutsch- lands wichtigste WachstumsbrancheDeutschlands Vorzeigebranche Nummer eins bleibt aus Sicht der befragten Investoren die Auto- mobilindustrie.

25

www.ey.com/attractiveness

Page 26: Standort Deutschland weiter im Aufschwung? - ey.com · EY’s Attractiveness Survey Deutschland Mai 2018 Europas Wirtschaft kommt voran: Die Wirtschaftsleistung der EU stieg im vergangenen

EY’s Attractiveness Survey Deutschland − Mai 2018

10 20 30 40 500

Transport- und Automobilindustrie weiter mit größtem Wachstumspotenzial in Deutschland „Welche der nachfolgenden Branchen halten Sie in den kommenden Jahren für die wesentlichen Treiber für ein Wachstum …“

Transport- und Automobilindustrie

Digitale Wirtschaft

42

34

29

24

Digitale Wirtschaft

Umwelttechnik

Energie/Utilities

Banken/Versicherungen

24

20

Pharmaindustrie und Biotechnologie

Energie/Utilities

22

18

Umwelttechnik

Pharmaindustrie und Biotechnologie

16

18

Konsumgüter

Transport- und Automobilindustrie

14

17

17

17

12

Banken/Versicherungen

Logistik und Vertriebskanäle

11

Logistik und Vertriebskanäle

Konsumgüter

Immobilien und Bauwesen

Immobilien und Bauwesen

9

12

B2B-Dienstleistungen (außer Finanzen)

B2B-Dienstleistungen (außer Finanzen)

9

9

… in Deutschland

… in Europa

10 20 30 40 500

Angaben in Prozent; bis zu zwei Nennungen möglich; Grundgesamtheit Deutschland n = 210 bzw. Europa n = 502

26

Page 27: Standort Deutschland weiter im Aufschwung? - ey.com · EY’s Attractiveness Survey Deutschland Mai 2018 Europas Wirtschaft kommt voran: Die Wirtschaftsleistung der EU stieg im vergangenen

EY’s Attractiveness Survey Deutschland − Mai 2018

Das relativ starke Abschneiden der IT-basierten Geschäfts- modelle im Urteil der Manager ist angesichts der zunehmen-den Bedeutung des Megatrends Digitalisierung erfreulich, andererseits aber auch auf den ersten Blick erstaunlich, ist doch die Bedeutung der deutschen IT-Branche im internatio-nalen Vergleich und vor allem gegenüber den US-amerika- nischen Technologiegiganten überschaubar.

Tatsächlich wird derzeit mehr denn je das Ranking der umsatzstärksten Unternehmen Deutschlands von Unterneh-men aus klassischen Industriezweigen dominiert: Insgesamt 57 der deutschen Top-100-Unternehmen kamen zum Jahresende 2017 aus Branchen wie dem Maschinen- und Automobilbau oder Bergbau, Chemie und Energieversor-gung — ein Jahr zuvor lag ihre Zahl noch bei 55. Die IT-Bran-che war hingegen wie im Vorjahr gerade einmal mit fünf Unternehmen im Ranking vertreten, die Zahl der Medien-unternehmen im Ranking sank sogar von vier auf drei, während die Zahl der Telekommunikationsunternehmen von zwei auf drei stieg.

Zum Vergleich: In den USA waren unter den 100 um-satzstärksten Unternehmen gleich 20 Technologie- und Medienunternehmen — also fast doppelt so viele wie in Deutschland. Und die Zahl der Unternehmen aus klassi-schen Industriezweigen lag mit ebenfalls 20 erheblich niedriger als in Deutschland.

Aufschlussreich ist es an dieser Stelle, die Befragungs- ergebnisse zu Deutschland und zu Europa einander gegenüberzustellen: Auf die Frage nach den wesentlichen Wachstumsbranchen in Europa nannten die Investoren zu 34 Prozent die digitale Wirtschaft, die damit europaweit als der wichtigste Wachstumstreiber identifiziert wurde, während in Bezug auf Deutschland „nur“ 29 Prozent der Investoren die digitale Wirtschaft als Motor der wirtschaft-lichen Entwicklung sehen. Umgekehrt spielt die Transport- und Automobilbranche europaweit eine deutlich weniger bedeutende Rolle als am Standort Deutschland: Sie landet mit 17 Prozent der Nennungen europaweit nur auf dem sechsten Platz des Branchenvergleichs.

der deutschen Top-100-Unternehmen stammen aus klassischen Industriebranchen.57%

27

www.ey.com/attractiveness

Page 28: Standort Deutschland weiter im Aufschwung? - ey.com · EY’s Attractiveness Survey Deutschland Mai 2018 Europas Wirtschaft kommt voran: Die Wirtschaftsleistung der EU stieg im vergangenen

EY’s Attractiveness Survey Deutschland − Mai 2018

Herausforderungen für den Standort DeutschlandDie Strategie für Deutschland läuft — basierend auf den vorliegenden Befragungsergebnissen — auf den Ausbau der spezifischen Stärken als Premiumstandort mit hoher Innovationskraft auch im digitalen Bereich hinaus.

Deutschlands Attrak-tivität als Investitions-standort hängt da-von ab, ob die hiesige Wirtschaft die digi-tale Transformation mitgestalten und ihre Wettbewerbs-fähigkeit im digitalen Zeitalter behaupten kann.

28

Page 29: Standort Deutschland weiter im Aufschwung? - ey.com · EY’s Attractiveness Survey Deutschland Mai 2018 Europas Wirtschaft kommt voran: Die Wirtschaftsleistung der EU stieg im vergangenen

EY’s Attractiveness Survey Deutschland − Mai 2018

Gerade in Bezug auf die bestehenden und zukünftigen Ange- bote und Fähigkeiten Deutschlands im Bereich der digitalen Technologien und Geschäftsmodelle bestehen aber erheb-liche Herausforderungen, wie dieses Kapitel zeigt.

Die Branchenstruktur in Deutschland ist derzeit durch die Dominanz des Automobil- und Maschinenbaus geprägt — und gerade die Produkte und Geschäftsmodelle in diesen Branchen stehen in den nächsten Jahren und Jahrzehnten voraussichtlich vor dramatischen Umwälzungen, angetrie-ben unter anderem von der Digitalisierung und dem bevor-stehenden Durchbruch der Elektromobilität. Es steht die Frage im Raum, ob und wie die deutschen Konzerne diesen Wandel bewältigen werden — und welche Auswirkungen dies auf den Standort Deutschland haben wird.

Vielfach wird die Sorge geäußert, Deutschland drohe sich allzu sehr auf die aktuellen Erfolge traditioneller Industrie-zweige zu verlassen und bei Zukunftsbranchen an Boden zu verlieren — und die Befragungsergebnisse sprechen tat- sächlich dafür, dass in Deutschland der Automobilbau als derzeit noch eher traditioneller Industriezweig eine sehr

herausgehobene Stellung hat. Allerdings sollte man nicht den Fehler begehen, die (zahlreichen) deutschen Player im Bereich Automobil- und Maschinenbau zu unterschätzen.

Tatsächlich könnte sich gerade die Automobilindustrie für Deutschland zu einem Beschleuniger auf dem Weg hin zu einer stärker von digitalen Technologien geprägten Wirtschaftsstruktur entwickeln — erste Anzeichen dafür gibt es. So treiben die großen Autokonzerne und die in Deutschland ansässigen großen Zulieferunternehmen mit Hochdruck den Umbau ihrer Geschäftsmodelle und die Weiterentwicklung neuer Technologien voran. Dank der derzeit boomenden Autokonjunktur haben sie zudem die Mittel, auch hohe Summen in diese beiden Bereiche zu investieren. Sie verlassen mit ihren neuen Aktivitäten längst ausgetretene Pfade: So haben etwa die großen deutschen Autokonzerne zahlreiche Unternehmen aus den Bereichen Ladelösungen, Mitfahrdienst, Taxivermitt-lung, Fahrzeugleasing und elektronische Zahlungsdienst- leistungen übernommen. Sie kooperieren untereinander und mit branchenfremden Akteuren, um eigene Platt- formen für ortsbezogene Dienste und präzise Karten zu

15 (28)

Nein, sicherlich nicht

Nein, wahr- scheinlich nicht

Ja, sicherlich

53 (42)

25 (25)

7 (5)

Ja, wahrscheinlich

Angaben in Prozent; Grundgesamtheit: n = 210; Vorjahreswerte in Klammern

Skepsis bei Investoren zum Digitalstandort Deutschland „Gehen Sie davon aus, dass neue digitale Geschäftsmodelle in Deutschland leicht vorangetrieben werden können?“

29

www.ey.com/attractiveness

Page 30: Standort Deutschland weiter im Aufschwung? - ey.com · EY’s Attractiveness Survey Deutschland Mai 2018 Europas Wirtschaft kommt voran: Die Wirtschaftsleistung der EU stieg im vergangenen

EY’s Attractiveness Survey Deutschland − Mai 2018

etablieren und ein europäisches Schnellladesystem für Elektroautos aufzubauen. Insgesamt gibt es derzeit viele Anzeichen für einen rasanten Wandel sowohl des Selbst- verständnisses der Unternehmen als auch der jeweiligen Geschäftsmodelle. Deutschlands Vorzeigeindustrie be- findet sich in einem tief greifenden Wandel und hat die Herausforderungen längst erkannt. Dieser Wandel könnte auf andere Branchen ausstrahlen — ohnehin sind die Ver- bindungen etwa zwischen Autoindustrie, Chipindustrie, Softwareanbietern und Telekommunikationsunternehmen längst sehr eng — und sie werden immer enger.

Womöglich trügt also der Eindruck, dass Deutschland bei digitalen Technologien und Kompetenzen abgehängt zu werden droht? Fest steht: Um weiterhin wettbewerbs- fähig zu bleiben, wird es entscheidend sein, dass Deutsch-land als Hochtechnologie- und Innovationsstandort eine starke Digitalkompetenz aufbaut und Vorreiter bei Themen wie Industrie 4.0 und 3-D-Druck wird. Außerdem sollte es eine größere Rolle bei der Entwicklung neuer Technolo-gien und neuer Geschäftsmodelle spielen — nicht zuletzt deshalb, weil auch ausländische Investoren eine solche Entwicklung einfordern, erhoffen sie sich doch von ihren Aktivitäten in Deutschland auch einen besseren Zugang zu neuen Technologien.

Und wie beurteilen ausländische Unternehmen die Möglichkeiten, am Standort Deutschland digitale Geschäfts-modelle voranzutreiben? Zwar äußern sich hier immerhin 68 Prozent der befragten Manager grundsätzlich positiv — im Vorjahr lag der Anteil mit 70 Prozent ähnlich hoch —, jedoch sind nur gerade einmal 15 Prozent uneingeschränkt überzeugt. Im Vorjahr lag deren Anteil mit 28 Prozent noch erheblich höher. Es besteht also einerseits durchaus eine Erwartungshaltung, dass Deutschland nicht nur als Industrie-, sondern auch als Digitalstandort weltweit zur Spitzengruppe gehören sollte; auf der anderen Seite sehen wir aber auch eine zunehmende Skepsis, ob Deutschland derzeit tatsächlich den hochgesteckten Erwartungen entsprechen kann.

Die deutsche Autoindustrie befindet sich in einem radika-len Wandel — der auch auf andere Branchen ausstrahlt.

30

Page 31: Standort Deutschland weiter im Aufschwung? - ey.com · EY’s Attractiveness Survey Deutschland Mai 2018 Europas Wirtschaft kommt voran: Die Wirtschaftsleistung der EU stieg im vergangenen

EY’s Attractiveness Survey Deutschland − Mai 2018

Unter Experten besteht Einigkeit darüber, dass Deutsch-lands zukünftiger Wohlstand, die Attraktivität als Investi-tionsstandort und auch die künftige Beschäftigungslage davon abhängen, ob die hiesige Wirtschaft — und vor allem die deutschen Leitbranchen, der Automobil- und der Maschi-nenbau, — die digitale Transformation an führender Stelle mitgestalten und ihre Wettbewerbsfähigkeit auch im digita-len Zeitalter behaupten kann.

Grundsätzlich stehen die Chancen für Deutschland gut: So bietet vor allem die vernetzte Produktion — Stichwort Industrie 4.0 — am Standort Deutschland enorme Chancen. Es dürfte nur wenige andere Standorte weltweit geben, an denen der Druck auf die Unternehmen, jede erdenkliche Maßnahme zur Steigerung der Effizienz zu ergreifen, der- art hoch ist wie am Hochlohnstandort Deutschland. Und gerade dieser Druck, der aus einem bestehenden (Kosten-)Nachteil resultiert, könnte die Entwicklung hin zu vernetzten Fabriken hierzulande deutlich beschleunigen. Insbesondere

die deutschen Premiumanbieter, die mit dem Qualitätssiegel „Made in Germany“ weltweit punkten können, werden alles daran setzen, einen möglichst großen Teil der Produktion und Entwicklung in Deutschland zu halten, was nur möglich ist, wenn sich Flexibilität, Produktivität und Auslastung auf höchstem Niveau befinden. Dies wiederum kann vor allem durch eine stärkere Digitalisierung der Produktion gelingen. Wenn die Rahmenbedingungen stimmen und gleichzeitig die führenden Unternehmen die richtigen Weichen stellen, kann Deutschland zeigen, wie sich das Zusammenspiel zwischen „Old“ und „New Economy“, zwischen klassischen Industriezweigen und dem IT-Sektor — basierend auf hervor-ragend ausgebildeten Fachkräften — zu einem Erfolgsmodell entwickeln kann.

31

www.ey.com/attractiveness

Page 32: Standort Deutschland weiter im Aufschwung? - ey.com · EY’s Attractiveness Survey Deutschland Mai 2018 Europas Wirtschaft kommt voran: Die Wirtschaftsleistung der EU stieg im vergangenen

EY’s Attractiveness Survey Deutschland − Mai 2018

Top-Priorität aus Sicht der Investoren: Förderung von Hightech und Innovation „Worauf sollte sich Deutschland Ihrer Ansicht nach konzentrieren, um seine Wettbewerbsfähigkeit in der globalen Wirtschaft zu behalten bzw. auszubauen?“

Angaben in Prozent; Grundgesamtheit: n = 210;

10 20 30 400

Förderung von Hightech-Branchen und Innovationen 39

31Förderung von Aus- und Weiterbildung

Förderung des Mittelstandes

30

Reduzierung der Besteuerung 26

Reduzierung der Arbeitskosten

25

Investitionen in größere Infrastruktur- und Stadtentwicklungsprojekte 22

19

Anpassung der Regulierung an technologische Entwicklungen 13

Entschärfung der Wettbewerbsregeln

Vereinfachungen des Zugangs zu Finanzierungen

9

Förderung umweltpolitischer Maßnahmen/umweltbewussten Verhaltens

7

Das sehen offenbar auch die befragten Manager aus- ländischer Unternehmen so: Auf die Frage, worauf sich Deutschland konzentrieren solle, um seine Wettbewerbs- fähigkeit zu erhalten, nennen 39 Prozent die Förderung von Hightech-Branchen und Innovationen und knapp jeder Dritte die Förderung der Aus- und Weiterbildung.

Kostenaspekte spielen in diesem Zusammenhang allerdings auch eine große, aber keine dominierende Rolle: 30 Prozent der Befragten (und 28 Prozent der in Deutsch-land aktiven Unternehmen) wünschen sich eine Reduzierung der Arbeitskosten, etwa jeder vierte hält eine Reduzierung der Steuerlast für nötig.

32

Page 33: Standort Deutschland weiter im Aufschwung? - ey.com · EY’s Attractiveness Survey Deutschland Mai 2018 Europas Wirtschaft kommt voran: Die Wirtschaftsleistung der EU stieg im vergangenen

EY’s Attractiveness Survey Deutschland − Mai 2018

Der Standort Deutschland wird insgesamt weiterhin als stark eingeschätzt — nicht nur heute, sondern auch in Zukunft. Zwar ist er derzeit noch in hohem Maße von Unternehmen aus klassischen Industriezweigen geprägt. Und auch das international hervorragende Image des Standorts Deutschland dürfte stark auf den weltweiten Erfolg und die Strahlkraft deutscher Marken aus diesen Branchen zurückzuführen sein. Gleichzeitig aber steckt in einer verstärkten Vernetzung mit der IT-Branche, die von den Investoren als zweitwichtigster Wachstums- motor Deutschlands angesehen wird, großes Potenzial — sowohl in Bezug auf Produktivitätssteigerungen als auch im Hinblick auf neue Geschäftsmodelle. Dieses Potenzial wird noch nicht in ausreichendem Maß genutzt, aber es gibt bereits vielversprechende Ansätze. An der Schnitt- stelle von Old und New Economy liegen für Deutschland heute die größten Herausforderungen und gleichzeitig die größten Chancen: Es gilt, die derzeitige Stärke der deutschen Industrie zu unterstützen und gleichzeitig die Weichen weiter in Richtung Digitalisierung zu stellen.

Dass die digitale Infrastruktur in Deutschland in diesem Jahr erneut schlechter bewertet wird als im Vorjahr, sollte daher zu denken geben. Hier ist eine Investitionsoffensive nötig, sodass Deutschland tatsächlich erstklassige Rahmen-bedingungen für eine zunehmend digitale Wirtschaft bietet.

FAZIT

An der Schnittstelle zwischen Old und New Economy liegen für Deutschland die größten Herausforderungen — und Chancen.

33

www.ey.com/attractiveness

Page 34: Standort Deutschland weiter im Aufschwung? - ey.com · EY’s Attractiveness Survey Deutschland Mai 2018 Europas Wirtschaft kommt voran: Die Wirtschaftsleistung der EU stieg im vergangenen

2017: Neue Rekorde bei Investitionen in Deutschland und Europa

334 EY’s Attractiveness Survey Deutschland − Mai 201834

Page 35: Standort Deutschland weiter im Aufschwung? - ey.com · EY’s Attractiveness Survey Deutschland Mai 2018 Europas Wirtschaft kommt voran: Die Wirtschaftsleistung der EU stieg im vergangenen

EY’s Attractiveness Survey Deutschland − Mai 2018

Die Zahl der von ausländischen Unternehmen angekündig-ten Investitionen stieg 2017 um zehn Prozent auf mehr als 6.600. Damit war 2017 das fünfte Jahr in Folge, in dem

Zahl der Investitions- projekte auf RekordniveauEuropa konnte im vergangenen Jahr erneut eine Rekordzahl an Investitions- projekten anziehen.

Ausländische Investoren in Deutschland und Europa

Auslands-Direktinvestitionen in Europa ...

8000

Zahl der Projekte

6000

4000

2000

02006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017

3.531 3.712 3.7213.303

3.757 3.906 3.797 3.9574.448

5.083

6.0416.653

... und in Deutschland

1200

Zahl der Projekte

900

600

300

02008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 20172007

Quellen: IBM database, 2017 — EY European Investment Monitor, 2016

305390 418

560 597 624701

870946

1.0631.124

+6 %

ein neuer Höchststand erreicht wurde. Und: Die Zahl der Investitionsprojekte lag 2017 mehr als doppelt so hoch wie im Krisenjahr 2009.

+10 %

35

www.ey.com/attractiveness

Page 36: Standort Deutschland weiter im Aufschwung? - ey.com · EY’s Attractiveness Survey Deutschland Mai 2018 Europas Wirtschaft kommt voran: Die Wirtschaftsleistung der EU stieg im vergangenen

EY’s Attractiveness Survey Deutschland − Mai 2018

Wie in den Vorjahren konnte auch 2017 Großbritan- nien das Ranking der Top-Investitionsstandorte anführen — trotz der Brexit-Entscheidung und trotz der hohen Un- sicherheit in Bezug auf die zukünftigen Beziehungen zwischen der EU und Großbritannien. Deutschland belegt wie schon im Vorjahr den zweiten Rang: Die Zahl der Investitionen in Deutschland kletterte um sechs Prozent auf 1.124. Bemerkenswert ist dabei, dass die Zahl der Investitionen in Deutschland seit dem Jahr 2004 konti- nuierlich gestiegen ist — sogar im Jahr 2009.

Einen massiven Anstieg verzeichnete aber vor allem Frankreich: Die Zahl der Investitionen stieg um fast ein Drittel auf 1.019. Somit liegen inzwischen die drei Top- Standorte Europas zumindest in Bezug auf die Zahl der Investitionsprojekte auf einem ähnlich hohen Niveau.

2016 2017 EntwicklungGroßbritannien 1.138 1.205 +6 %

Deutschland 1.063 1.124 +6 %

Frankreich 779 1.019 +31 %

Niederlande 409 339 –17 %

Russland 205 238 +16 %

Spanien 308 237 –23 %

Türkei 138 229 +66 %

Belgien 200 215 +7 %

Polen 256 197 –23 %

Finnland 133 191 +44 %

Die Top-Investitionsstandorte in Europa Zahl der Investitionsprojekte

aller Investitionsprojekte in Europa wurden in Groß-britannien durchgeführt — 17 % in Deutschland.18%

36

Page 37: Standort Deutschland weiter im Aufschwung? - ey.com · EY’s Attractiveness Survey Deutschland Mai 2018 Europas Wirtschaft kommt voran: Die Wirtschaftsleistung der EU stieg im vergangenen

EY’s Attractiveness Survey Deutschland − Mai 2018

Gut 50.000 neue Stellen sind mit den Investitionen in Großbritannien verbunden — Deutschland liegt in diesem Ranking mit gut 31.000 Arbeitsplätzen auf dem zweiten Platz. Insgesamt sollen europaweit durch Projekte ausländischer Investoren etwa 353.500 neue Arbeits- plätze entstehen. Aufgrund einer Änderung in der Datenerhebung ist ein Vergleich mit den Vorjahren an dieser Stelle nicht möglich.

Die meisten Arbeitsplätze entstehen in GroßbritannienBei der Zahl der Arbeitsplätze, die durch die angekündigten Investi- tionen entstehen sollen, liegt nach wie vor Großbritannien weit vorn.

10 20 30 40 500

Die meisten Stellen in Großbritannien Zahl der angekündigten neuen Stellen im Jahr 2017

Großbritannien 50.196

31.037Deutschland

Polen

25.788

Frankreich 25.126

Russland

24.000

Serbien 20.103

17.017

Rumänien 16.490

Spanien

Türkei

13.685

Ungarn

13.078Quellen: IBM database, 2017 — EY European Investment Monitor, 2016

37

www.ey.com/attractiveness

Page 38: Standort Deutschland weiter im Aufschwung? - ey.com · EY’s Attractiveness Survey Deutschland Mai 2018 Europas Wirtschaft kommt voran: Die Wirtschaftsleistung der EU stieg im vergangenen

EY’s Attractiveness Survey Deutschland − Mai 2018

Während Deutschland bei den geschaffenen Arbeits- plätzen nur den zweiten Platz im Europa-Ranking belegt, erweisen sich deutsche Unternehmen einmal mehr als die mit Abstand größten europäischen Investoren in Europa. Immerhin jeder sechste durch einen ausländischen Inves- tor geschaffene oder angekündigte Arbeitsplatz in Europa geht auf das Konto eines deutschen Unternehmens. Mehr Arbeitsplätze wurden nur von US-Konzernen geschaffen. Insgesamt sorgen die Investitionen der deutschen Unter- nehmen für fast 55.700 neue Stellen, während es bei den US-Konzernen insgesamt fast 80.000 sind.

Auch hinsichtlich der Zahl der Investitionsprojekte liegen deutsche Unternehmen hinter US-Firmen auf dem zweiten Rang im Investorenranking: Insgesamt 664 Inves- titionen führten deutsche Unternehmen im vergangenen Jahr im europäischen Ausland durch, US-Unternehmen investierten 1.381-mal in Europa. Während die Aktivitäten deutscher und US-amerikanischer Unternehmen im ein-

stelligen Bereich zulegten, ist der starke Anstieg der Investitionen britischer Unternehmen um gut ein Drittel besonders bemerkenswert. Aber auch japanische Unterneh-men steigerten ihr Engagement in Europa deutlich — um ein Fünftel.

500 1000 15000

Die größten Investoren in Europa nach Zahl der Projekte im Jahr 2017 (in Klammern: Entwicklung im Vergleich zu 2016)

USA 1.381 (+8 %)

664 (+1 %)

464 (+35 %)

341 (+0 %)

327 (+24 %)

326 (+10 %)

297 (−11 %)

260 (+46 %)

215 (+34 %)

209 (+8 %)

Deutschland

Japan

China

Großbritannien

Schweiz

Niederlande

Schweden

Italien

Frankreich

Quellen: IBM database, 2017 — EY European Investment Monitor, 2016

Investitionen deutscher Unternehmen in Europa sorgen für fast 55.700 neue Stellen — mehr erreichen nur US-Konzerne mit ca. 80.000 Stellen.

38

Page 39: Standort Deutschland weiter im Aufschwung? - ey.com · EY’s Attractiveness Survey Deutschland Mai 2018 Europas Wirtschaft kommt voran: Die Wirtschaftsleistung der EU stieg im vergangenen

EY’s Attractiveness Survey Deutschland − Mai 2018 39

www.ey.com/attractiveness

Page 40: Standort Deutschland weiter im Aufschwung? - ey.com · EY’s Attractiveness Survey Deutschland Mai 2018 Europas Wirtschaft kommt voran: Die Wirtschaftsleistung der EU stieg im vergangenen

EY’s Attractiveness Survey Deutschland − Mai 2018

Deutsche und britische Firmen sind also die mit Abstand größten europäischen Investoren in Europa — französische Unternehmen spielen eine deutlich geringere Rolle und belegen mit 297 Projekten nur den siebten Platz im Inves- torenranking.

Festzuhalten ist, dass deutsche Unternehmen sich stark in Europa engagieren und zudem deutlich mehr Stellen im (europäischen) Ausland schaffen als umgekehrt auslän- dische Unternehmen in Deutschland (fast 56.000 versus 31.000). Frankreich hingegen ist eher ein Importeur von Arbeitsplätzen: Den gut 25.000 in Frankreich geschaffenen

Arbeitsplätzen stehen etwa 17.800 von französischen Unternehmen im europäischen Ausland geschaffene Stellen gegenüber. Entsprechend fällt auch die Investitions- und Arbeitsplatzbilanz zwischen Frankreich und Deutsch- land aus: Deutsche Unternehmen haben im vergangenen Jahr 148 Investitionsprojekte in Frankreich angekündigt, bei denen insgesamt etwa 4.300 Arbeitsplätze entstanden oder entstehen werden, während französische Unter- nehmen gerade einmal 53 Investitionen in Deutschland angestoßen haben, die zur Schaffung von etwa 2.170 Arbeitsplätzen führen sollen.

Ein noch erheblich größeres Ungleichgewicht besteht zwischen Deutschland und der Schweiz — nur ist in diesem Fall Deutschland der Profiteur: Gerade einmal acht Projekte mit insgesamt 160 Arbeitsplätzen wurden im vergangenen Jahr von deutschen Unternehmen in der Schweiz gestartet, während Schweizer Unternehmen bei 123 Investitionen in Deutschland insgesamt fast 4.400 Stellen geschaffen haben. Schweizer Unternehmen erweisen sich damit als zweitgrößter Investor in Deutschland.

Schweizer Unternehmen erweisen sich nach den USA als zweitgrößter Investor in Deutschland.

40

Page 41: Standort Deutschland weiter im Aufschwung? - ey.com · EY’s Attractiveness Survey Deutschland Mai 2018 Europas Wirtschaft kommt voran: Die Wirtschaftsleistung der EU stieg im vergangenen

EY’s Attractiveness Survey Deutschland − Mai 2018

8.0006.0004.0002.000 10.0000

Wer die meisten Arbeitsplätze in Deutschland schafft Zahl der der angekündigten neuen Stellen im Jahr 2017

USA 7.133

4.366Schweiz

China

3.199

Frankreich 2.165

1.992

Großbritannien

Österreich 1.881

1.262

Niederlande 1.259

1.080Japan

Belgien

Irland

734Quellen: IBM database, 2017 — EY European Investment Monitor, 2016

100 200 3000

Die größten Investoren in Deutschland nach Zahl der Projekte im Jahr 2017 (in Klammern: Entwicklung im Vergleich zu 2016)

USA 214 (+10 %)

123 (+12 %)

110 (+83 %)

75 (−36 %)

68 (+58 %)

57 (+16 %)

55 (+8 %)

53 (−13 %)

40 (0 %)

29 (−22 %)

Schweiz

Niederlande

China

Großbritannien

Japan

Frankreich

Türkei

Italien

Österreich

Quellen: IBM database, 2017 — EY European Investment Monitor, 2016

41

www.ey.com/attractiveness

Page 42: Standort Deutschland weiter im Aufschwung? - ey.com · EY’s Attractiveness Survey Deutschland Mai 2018 Europas Wirtschaft kommt voran: Die Wirtschaftsleistung der EU stieg im vergangenen

EY’s Attractiveness Survey Deutschland − Mai 2018

Der größte ausländische Investor in Deutschland sind weiterhin die USA: Insgesamt wurden 214 Projekte von US-Unternehmen gezählt — ein Anstieg um 10 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Bei diesen Investitionen wurden beziehungsweise werden etwa 7.100 neue Arbeitsplätze geschaffen.

Im Ranking der größten ausländischen Investoren in Deutschland belegt Großbritannien dank eines massiven Anstiegs um 83 Prozent auf 110 Projekte den dritten Platz — möglicherweise ein Ergebnis des Brexit-Votums, das vermehrt britische Unternehmen dazu veranlasst, ihre Präsenz auf dem europäischen Kontinent auf- oder auszubauen. Offensichtlich ist dabei Deutschland ihr bevorzugtes Ziel — vor Frankreich (79 Projekte) und Irland (32 Projekte).

Chinesische Unternehmen, die im Vorjahr noch die drittwichtigste Investorengruppe in Deutschland stellten, sind nun auf den vierten Platz im Ranking abgerutscht: die Zahl der chinesischen Investitionen in Deutschland sank im Vergleich zu 2016 deutlich von 118 auf 75. Hinzu kommen sieben (Vorjahr: zwölf) Projekte von Unter-nehmen mit Hauptsitz Hongkong.

Die bevorzugten Investitionsziele deutscher Unterneh- men waren im Jahr 2017 wie schon im Vorjahr Frankreich und Großbritannien — hier lag die Investitionstätigkeit leicht über dem Niveau des Vorjahres.

Trotz der nicht einfachen politischen Beziehungen zwischen Deutschland und der Türkei legte die Türkei im vergangenen Jahr stark zu und kletterte im Ranking der Top-Investitionsziele deutscher Unternehmen auf den dritten Platz — die Zahl der Projekte stieg um 65 Prozent auf 43. Damit waren deutsche Unternehmen im vergange-nen Jahr die größten ausländischen Investoren in der Türkei — vor US-Unternehmen (33 Projekte) und japanischen Firmen (35 Projekte).

Ebenfalls stark zugelegt haben die Aktivitäten deutscher Unternehmen in Ungarn (plus 68 Prozent auf 37 Projekte), während Polen und Russland jeweils etwa ein Drittel weniger Investitionen deutscher Unternehmen anziehen konnten.

Britische Investoren zieht es nach Deutschland — Chinesen halten sich zurück Zahl der der Investitionsprojekte von ausländischen Unternehmen in Deutschland

US-Investoren

Chinesische Investoren

Schweizer Investoren

Britische Investoren

2013

2013 2013

20132014

2014 2014

20142015

2015 2015

20152016

2016 2016

20162017

2017 2017

2017

142

68 47

98161

10562

98

192

74 68

99

194

11860

110

214

75110

123

42

Page 43: Standort Deutschland weiter im Aufschwung? - ey.com · EY’s Attractiveness Survey Deutschland Mai 2018 Europas Wirtschaft kommt voran: Die Wirtschaftsleistung der EU stieg im vergangenen

EY’s Attractiveness Survey Deutschland − Mai 2018

20 40 60 80 100 120 140 1600

Wo deutsche Unternehmen investieren Zahl der Projekte deutscher Unternehmen nach Zielland im Jahr 2017 (in Klammern: Entwicklung zu 2016)

Frankreich 148 (+4 %)

101 (+10 %)Großbritannien

Ungarn

43 (+65 %)

Tschechische Rep. 39 (+34 %)

37 (+68 %)

37 (−16 %)

Türkei

Spanien

31 (−34 %)

Russland 28 (−30 %)

17 (+6 %)Belgien

Rumänien

Polen

17 (−34 %)Quellen: IBM database, 2017 — EY European Investment Monitor, 2016

43

www.ey.com/attractiveness

Page 44: Standort Deutschland weiter im Aufschwung? - ey.com · EY’s Attractiveness Survey Deutschland Mai 2018 Europas Wirtschaft kommt voran: Die Wirtschaftsleistung der EU stieg im vergangenen

EY’s Attractiveness Survey Deutschland − Mai 2018

Softwareunternehmen und Dienstleister investieren besonders oft in DeutschlandObwohl Deutschland traditionell eher als starker Industriestandort gesehen wird — mit einer dominierenden Automobilindustrie und einem sehr starken Maschinenbau —, zeigt die Analyse der getätigten Investitionen ganz andere Branchenschwerpunkte.

44

Page 45: Standort Deutschland weiter im Aufschwung? - ey.com · EY’s Attractiveness Survey Deutschland Mai 2018 Europas Wirtschaft kommt voran: Die Wirtschaftsleistung der EU stieg im vergangenen

EY’s Attractiveness Survey Deutschland − Mai 2018

Derzeit sind es in erster Linie ausländische Unternehmen aus der Softwarebranche und Unternehmensdienstleister, die hierzulande kräftig investieren. Auf diese beiden Bran-chen entfielen im vergangenen Jahr 36 Prozent aller Investitionsprojekte — nach einem Anteil von 26 Prozent im Vorjahr. Ausländische Automobilunternehmen und Maschinenbauer sind zusammen gerade einmal für zehn

Prozent der Projekte verantwortlich (Vorjahr: 12 Prozent). Der erfreuliche Zuwachs bei den ausländischen Investitionen im vergangenen Jahr ist also vor allem auf die sehr rege Investitionstätigkeit ausländischer Softwareunternehmen und Dienstleister zurückzuführen. Deutschlands traditio- nelle Stärke in der Industrie spielt an dieser Stelle nur eine untergeordnete Rolle.

10050 150 200 2500

Die meisten Investitionen in den Branchen Software und Dienstleistungen Zahl der angekündigten neuen Stellen im Jahr 2017 (in Klammern: Entwicklung im Vergleich zu 2016)

Software

69 (−30 %)

61 (+24 %)

58 (+164 %)

53 (+165 %)

45 (+7 %)

40 (+3 %)

38 (+3 %)

36 (+19 %)

B2B-Dienstleistungen

Pharma

Elektrotechnik

Maschinenbau

Finanzdienstleistungen

Kunststoff & Gummi

Automobil

Hightech

Großhandel

Quellen: IBM database, 2017 — EY European Investment Monitor, 2016

36%

aller Investitionen in Deutschland entfielen 2017 auf Software- unternehmen und Unter-nehmensdienstleister.

192 (+60 %)

213 (+32 %)

45

www.ey.com/attractiveness

Page 46: Standort Deutschland weiter im Aufschwung? - ey.com · EY’s Attractiveness Survey Deutschland Mai 2018 Europas Wirtschaft kommt voran: Die Wirtschaftsleistung der EU stieg im vergangenen

EY’s Attractiveness Survey Deutschland − Mai 2018

Diese auf den ersten Blick überraschenden Ergebnisse lassen sich durchaus erklären. So spielen etwa ausländische Automobilkonzerne — ob Zulieferer oder Hersteller — am Standort Deutschland nur eine untergeordnete Rolle; nur wenige ausländische Hersteller betreiben eigene Produk-tionsstätten in Deutschland. Sehr bedeutend — sowohl als Arbeitgeber als auch als Investoren am Heimatstandort — sind hingegen die deutschen Autokonzerne und die großen deutschen Zulieferer. Deren Investitionen in Deutschland werden in dieser Analyse allerdings nicht erfasst.

Neben dem Software- und Dienstleistungssektor gibt es weitere Branchen, die ihr Engagement in Deutschland im vergangenen Jahr erheblich verstärkt haben — wenngleich von einem relativ niedrigen Ausgangsniveau: So haben sich die Investitionen von Pharmaunternehmen und Finanz-dienstleistern im vergangenen Jahr mehr als verdoppelt.

Zu diesen Ergebnissen passt die Erkenntnis, dass aus- ländische Investoren am Standort Deutschland keines- wegs in erster Linie in Fabriken investieren. Tatsächlich sind es vor allem Marketing- und Vertriebsfunktionen, die hierzulande aufgebaut werden: 61 Prozent aller Projekte entfielen im vergangenen Jahr auf diesen Bereich. Neue Produktionsstätten wurden nur in 15 Prozent der Fälle errichtet — konkret handelt es sich um 163 Investitionen, was immerhin einem Wachstum um 26 Prozent gegen- über 2016 entspricht.

Um 34 Prozent und damit ebenfalls deutlich gestiegen ist die Zahl von Logistikinvestitionen — ein Beleg für die große Bedeutung Deutschlands als Drehscheibe insbeson- dere im Ost-West-Verkehr, was auch die Notwendigkeit weiterer Investitionen unterstreicht, um die Infrastruktur zu erhalten und zu verbessern.

Neue Produktionsstätten werden in Deutschland eher selten aufge-baut — es wird vor allem in Vertrieb und Marketing investiert.

46

Page 47: Standort Deutschland weiter im Aufschwung? - ey.com · EY’s Attractiveness Survey Deutschland Mai 2018 Europas Wirtschaft kommt voran: Die Wirtschaftsleistung der EU stieg im vergangenen

EY’s Attractiveness Survey Deutschland − Mai 2018

Vertrieb und MarketingDeutschland 686

Großbritannien 664

Frankreich 432

Niederlande 225

Finnland 95

FertigungFrankreich 323

Großbritannien 214

Türkei 201

Russland 178

Deutschland 163

UnternehmenszentralenGroßbritannien 95

Frankreich 59

Deutschland 55

Niederlande 46

Spanien 25

LogistikFrankreich 101

Deutschland 86

Großbritannien 75

Belgien 48

Spanien 33

Forschung und EntwicklungGroßbritannien 89

Deutschland 81

Frankreich 78

Spanien 36

Niederlande 19

Die Top-Investitionsziele Europas Zahl der Investitionen nach Projekttyp im Jahr 2017

47

www.ey.com/attractiveness

Page 48: Standort Deutschland weiter im Aufschwung? - ey.com · EY’s Attractiveness Survey Deutschland Mai 2018 Europas Wirtschaft kommt voran: Die Wirtschaftsleistung der EU stieg im vergangenen

EY’s Attractiveness Survey Deutschland − Mai 2018

Diese Auswertung der tatsächlichen Ent- wicklung ausländischer Direktinvestitionen (FDI) in Europa basiert auf der Global- Location-Trends-Datenbank von IBM, die von EY und IBM Plant Location International gemeinsam geführt wird.

In der Datenbank werden alle FDI-Projekte erfasst, die zur Schaffung neuer Standorte und neuer Arbeitsplätze ge- führt haben. Da die Bereiche Portfolio-Investitionen und M&A nicht berücksichtigt werden, zeigt die Datenbank, in welchem Umfang ausländische Unternehmen tatsächlich in Fertigungs- und Dienstleistungsunternehmen auf dem europäischen Kontinent investieren.

Unsere Zahlen beinhalten aber auch Investitionen in Sachanlagen, z. B. technische Anlagen und Betriebs- und Geschäftsausstattung. Diese Daten lassen wertvolle Rück-schlüsse darauf zu, wie FDI-Projekte vorgenommen werden, in welche Aktivitäten investiert wird, wo diese Projekte lokalisiert sind und wer sie ausführt.

Die Datenbank konzentriert sich auf angekündigte Investitionen, auf Angaben zur Zahl der neu geschaffenen Arbeitsplätze und, soweit ermittelbar, auf die jeweilige Kapitalinvestition. Projekte werden durch die tägliche Sichtung von über 10.000 Nachrichtenquellen identifiziert.

Investitionsprojekte der folgenden Kategorien werden nicht in der Global-Location-Trends-Datenbank erfasst:

Methodik

• M&As und Joint Ventures (soweit sie nicht zur Erweiterung von Standorten oder zur Schaffung neuer Arbeitsplätze führen)

• Portfolio-Investitionen (Pensionskassen, Versicherungen und Finanzfonds)

• Lizenzverträge

• Partnerschaften für gemeinsame Geschäftsaktivitäten ohne Schaffung einer neuen Unternehmenseinheit

• Immobilien- und Infrastrukturentwicklungs- projekte, bei denen nur vorübergehend neue Arbeits- plätze entstehen

• Ersatzinvestitionen in Fertigungsstätten und sonstige Ersatzinvestitionen für die industrielle Produktion (z. B. die Ersetzung vorhandener Maschinen ohne Schaffung neuer Arbeitsplätze)

• Einzelhandelszentren, Restaurants und vergleich- bare Aktivitäten, die nur einen lokalen Markt bedienen (außer wenn im Rahmen eines einzelnen Projekts die Schaffung von mindestens 100 neuen Arbeitsplätzen angekündigt wird)

• Regierungsorganisationen, die einzelne Länder ver- treten (Botschaften, Konsulate und sonstige Behörden, die der Vertretung eines einzelnen Landes dienen) mit den folgenden Ausnahmen: Handel, Tourismus und Investitionsförderungsagenturen; neue Niederlassungen internationaler Regierungsorganisationen (unter der Leitung der UN, EU, Weltbank usw.) sind eingeschlossen.

48

Page 49: Standort Deutschland weiter im Aufschwung? - ey.com · EY’s Attractiveness Survey Deutschland Mai 2018 Europas Wirtschaft kommt voran: Die Wirtschaftsleistung der EU stieg im vergangenen

4

Page 50: Standort Deutschland weiter im Aufschwung? - ey.com · EY’s Attractiveness Survey Deutschland Mai 2018 Europas Wirtschaft kommt voran: Die Wirtschaftsleistung der EU stieg im vergangenen

EY’s Attractiveness Survey Deutschland − Mai 2018

Die EY-Attractiveness-StudienDie EY-Studien zur Attraktivität werden von Kunden, Medien und öffentlichen Organisationen weltweit als verlässliche Quelle zu Entwicklungen im Bereich der ausländischen Direktinvestitionen (FDI) geschätzt.

Die Attraktivität eines Standorts setzt sich aus einer Kombination von Image, Vertrauen der Inves- toren und der Einschätzung, ob ein Land oder eine Region Wettbewerbsvorteile für ausländische Direkt- investitionen bietet, zusammen. Mit diesen Studien bietet EY einerseits Unternehmen eine hilfreiche Basis, um eigene Standortentscheidungen zu treffen oder zu evaluieren. Zum anderen können Regierun- en Ansätze identifizieren, um Investitionshürden zu beseitigen und Wachstum zu erleichtern.

Der zweistufige Ansatz umfasst neben einer Analyse tatsächlich erfolgter FDI-Projekte in dem betreffenden Land bzw. der Region eine repräsentative Befragung internationaler Manager zu eigenen Erfahrungen bzw. zum Image der Region.

Diese Studienreihe existiert seit 17 Jahren. Inzwischen umfasst sie Analysen zu zahlreichen europäischen Ländern, Afrika, Indien, Südamerika und Kasachstan.

Mehr Informationen finden Sie unter:

ey.com/attractivenessTwitter: @EY_FDI

Zum EY „Attractiveness Program“

50

Page 51: Standort Deutschland weiter im Aufschwung? - ey.com · EY’s Attractiveness Survey Deutschland Mai 2018 Europas Wirtschaft kommt voran: Die Wirtschaftsleistung der EU stieg im vergangenen

Kontakt

Hubert Barth Vorsitzender der Geschäftsführung, EY Deutschland Telefon +49 89 14331 11656 [email protected] Bernhard Lorentz Leiter Government and Public Sector Telefon +49 30 25471 18135 [email protected] Fabian Schuster EY Real Estate Telefon +49 9881 21975 [email protected]

Page 52: Standort Deutschland weiter im Aufschwung? - ey.com · EY’s Attractiveness Survey Deutschland Mai 2018 Europas Wirtschaft kommt voran: Die Wirtschaftsleistung der EU stieg im vergangenen

EY | Assurance | Tax | Transactions | Advisory

Die globale EY-Organisation im ÜberblickDie globale EY-Organisation ist einer der Marktführer in der Wirtschafts-prüfung, Steuerberatung, Transaktionsberatung und Managementberatung. Mit unserer Erfahrung, unserem Wissen und unseren Leistungen stärken wir weltweit das Vertrauen in die Wirtschaft und die Finanzmärkte. Dafür sind wir bestens gerüstet: mit hervorragend ausgebildeten Mitarbeitern, starken Teams, exzellenten Leistungen und einem sprichwörtlichen Kundenservice. Unser Ziel ist es, Dinge voranzubringen und entscheidend besser zu machen — für unsere Mitarbeiter, unsere Mandanten und die Gesellschaft, in der wir leben. Dafür steht unser weltweiter Anspruch „Building a better working world“.

Die globale EY-Organisation besteht aus den Mitgliedsunternehmen von Ernst & Young Global Limited (EYG). Jedes EYG-Mitgliedsunternehmen ist rechtlich selbstständig und unabhängig und haftet nicht für das Handeln und Unterlassen der jeweils anderen Mitgliedsunternehmen. Ernst & Young Global Limited ist eine Gesellschaft mit beschränkter Haftung nach englischem Recht und erbringt keine Leistungen für Mandanten. Weitere Informationen finden Sie unter www.ey.com.

In Deutschland ist EY an 20 Standorten präsent. „EY“ und „wir“ beziehen sich in dieser Publikation auf alle deutschen Mitgliedsunternehmen von Ernst & Young Global Limited.

© 2018 Ernst & Young GmbHWirtschaftsprüfungsgesellschaftAll Rights Reserved.

GSA Agency BKL 1806-024ED None

Diese Publikation ist lediglich als allgemeine, unverbindliche Information gedacht und kann daher nicht als Ersatz für eine detaillierte Recherche oder eine fachkundige Beratung oder Auskunft dienen. Obwohl sie mit größtmöglicher Sorgfalt erstellt wurde, besteht kein Anspruch auf sachliche Richtigkeit, Voll-ständigkeit und/oder Aktualität; insbesondere kann diese Publikation nicht den besonderen Umständen des Einzelfalls Rechnung tragen. Eine Verwendung liegt damit in der eigenen Verantwortung des Lesers. Jegliche Haftung seitens der Ernst & Young GmbH Wirtschaftsprüfungsgesellschaft und/ oder anderer Mitgliedsunternehmen der globalen EY-Organisation wird ausgeschlossen. Bei jedem spezifischen Anliegen sollte ein geeigneter Berater zurate gezogen werden.

www.ey.com/attractiveness