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STÄDTEBAULICHER WANDEL Olga-Hospital wird zum Olga-Areal
FALLSTUDIE
© Thomas Schuler Architekten
FALLSTUDIE Olga-Areal Stuttgart
Im Rahmen einer nachhaltigen Stadtentwicklung vollzog sich in der westlichen Innenstadt von Stuttgart durch Flächenrecycling die Wandlung eines ehemaligen Krankenhausareals in ein neues urbanes Wohnquartier. Arcadis schaffte durch die Planung, Ausschreibung und Überwachung des vollständigen Abbruchs der Krankenhausgebäude und der Baufeldfreimachung des Krankenhausareals maßgebliche Voraussetzungen zur erfolgreichen Umsetzung dieses ambitionierten Projektes, dessen Vorbildcharakter durch einen renommierten Städtepreis Würdigung fand.
FALLSTUDIE Olga-Areal Stuttgart
Bevor der Bau des neuen urbanen Stadtquartiers starten konnte, musste durch den Rückbau und die Baufeldfreimachung des ehemaligen Krankenhausareals Platz für die geplante Neu- bebauung geschaffen werden. Arcadis ging hier als dafür beauftragtes Unternehmen in bewährter Weise vor. Als erster wichtiger Schritt wurde eine orientierende Gebäudeschadstoffuntersuchung vorgenommen. Durch die Analyse von Materialproben und Bohrkernen der mineralischen Bausubstanz sowie der Wand- und Bodenaufbauten konnte ermittelt werden, mit welchen Schadstoffen während des Rückbaus zu rechnen war. Anhand der durchgeführten Analysen ließ sich der gesamte Rückbau planen, wobei spezielle Anforderungen für den Rückbau der kontaminierten Bereiche und die fachmännische Entsorgung der Abbruchmaterialien im Vorfeld in den Planungsprozess einflossen. Insgesamt ca.
210.000 m³ umbauter Raum mit Gebäudehöhen bis 40 m ü. GOK wurden rückgebaut und eine Grundstücksfläche von ca. 16.400 m² baufrei gemacht. Für diese Arbeiten übernahm Arcadis neben der Schadstofferkundung und Planung auch die Ausschreibung und Ausführungsvorbereitung der Abbrucharbeiten inkl. eines öffentlichen Teilnahmewett- bewerbs und der Vergabe nach VOB. Des Weiteren verantwortete Arcadis die Bauüberwachung/Fachbauüberwachung, die SiGe-Koordination während der Abbruchmaßnahmen wie auch die Dokumentation des Rückbau- und Baufreimachungsprozesses. Dem Amt für Liegenschaften und Wohnen der Landeshauptstadt Stuttgart stand Arcadis zudem bei Gesprächen mit den Investoren, Baugemeinschaften und Ankernutzern der vier Baufelder mit umfangreichen Erfahrungen aus erfolgreich abgeschlossenen Konversionsprojekten beratend zur Seite.
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GEORDNETER RÜCKBAU
SCHADSTOFFSANIERUNG VOR MASCHINELLEM RÜCKBAU
Ehe die Bagger und Baumaschinen anrollten und der eigentliche Rückbau begann, war für die im Ergebnis der Schadstoff analyse ermittelten Gefahrstoff e eine teils aufwendige Sanierung nach den entsprechenden technischen Regeln für Gefahrstoff e (TRGS) erforderlich. Dies betraf im Besonderen die Separierung und Entsorgung asbesthaltiger Dachabdichtungsbahnen sowie die Asbest- und PCB-Sanierung im Bereich der Fassaden. Die Sanierungsarbeiten in den kontaminierten Bereichen erfolgte streng nach TRGS, die Fachbauüberwachung von Arcadis überwachte den Sanierungsprozess und verantwortete die Endabnahme. Die Schadstoff e wurden auf entsprechend geeigneten Deponien bzw. Beseitigungsanlagen entsorgt.
HERAUSFORDERUNG INNENSTADTLAGE – DER KAMPF GEGEN STAUB UND LÄRM
Ein Rückbau in dichtbebauter Innenstadtlage erfordert zum Schutz der Anwohner hinsichtlich der Logistik, der Baustelleneinrichtung und der Abbrucharbeiten geeignete Maßnahmen und Vorkehrungen. Ein von Beginn an off ener und proaktiver Austausch mit den Anwohnern bildete die notwendige Basis, damit diese trotz vielfältiger Emissionsschutzmaßnahmen die nicht völlig vermeidbare Belastung durch Lärm und Staub tolerierten. So wurden
beispielsweise umfangreiche Meißel- und Sprengarbeiten für die Zerkleinerung der Fundamente des Bettenhauses in vorgeschriebenen und abgestimmten Zeitfenstern durchgeführt. Angesichts der mehrere Meter mächtigen Fundamentplatte stellten die zeitlichen Einschränkungen eine besondere Herausforderung dar. Um Meißelarbeiten zu reduzieren, erfolgten Perforationssprengungen an den Fundamenten. Auch der Einsatz eines Longfrontbaggers, einem zum Zeitpunkt der Bauausführung größten Abbruchgeräte dieser Art in Deutschland (Reichweite von 50 m), beschleunigte den Abbruch. Zum Staubschutz während des maschinellen Rückbaus dienten Wasser (manuelles Besprengen, Vernebelung mittels Sprühanlagen, Beregnung, Wassersprühdüsen am Bagger) sowie Abbruchvorhänge.
Zur Absicherung gegenüber möglichen späteren Schadens-ansprüchen wurden vor und nach den Abbruchmaßnahmen Erschütterungsmessungen in den umgebenden Gebäuden sowie Schallmessungen durchgeführt.
Als weitere wichtige Umwelt-schutzmaßnahme musste eine Grundwasserhaltung während des Rückbaus und der Neubebauung installiert und betrieben werden, da die Bestandsgebäude teilweise bis zu dreigeschossig unterkellert waren. Nach Abschluss der Rück-bauarbeiten war zum Grund-wasserschutz zudem der qualifi -zierte Einbau von unbelastetem Boden erforderlich.
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NAHTLOSER ÜBERGANG VOM RÜCKBAU ZUM NEUBAUDie geplante Neubebauung und Neugestaltung des Areals beeinfl usste die Planung der Rückbau- und Baufreimachungsarbeiten. Bestimmte Außenwände im Untergeschoss blieben beispielsweise als Verbau- oder Grubensicherung für den Neubau erhalten und mussten entsprechend gesichert werden. Zudem war bereits vorab klar, für welches Baufeld Rückbau und Baufreimachung zuerst fertiggestellt werden sollte. Und so folgte dem Abriss unmittelbar der Baustart für das Olga-Areal. In vier Baufeldern wurden Gebäude für gemischte Nutzungen mit Kindertagesstätte, Nachbarschaftszentrum, einem Lebensmittelmarkt, weiteren Büro- und Ladennutzungen sowie bis zu 220 Wohneinheiten errichtet, davon ca. 100 Wohneinheiten für Baugemeinschaften und Wohnprojekte. Mit dieser beispielhaften Form einer partizipativen Stadtentwicklung ging Stuttgart nicht nur das alle Großstädte plagende Wohnungsproblem off ensiv an. Vielmehr wurden alternative und preisgünstigere Angebote zum investorenorientierten Bauen off eriert. Durch den Rückbau des ehemaligen Olga-Hospitals, einem Zweckbau in eher nüchterner Nachkriegsarchitektur, erhielt der Bezirk Stuttgart-West ein attraktives Wohnareal zurück. Städtebaulich fügt sich das Olga-Areal harmonisch in die
gründerzeitliche Blockstruktur ein. Eine in der städtebaulichen Planung vorgesehene Grünfl äche von rund 4.000 m² bringt zusätzliche Lebensqualität in den Stadtteil.
Mit diesem Projekt gelang es der Stadt Stuttgart, einen Prototyp für die künftige nachhaltige Quartiersentwicklung auf städtischen Arealen zu schaff en. Damit folgt sie konsequent dem übergeordneten Ziel, die Neuversiegelung von Böden zu vermeiden und die nachhaltige städtische Innenentwicklung zu fördern. Dieses Engagement wurde durch die Bundesstiftung Baukultur gewürdigt. Sie verlieh
im März 2019 zum vierten Mal den polis Award für Stadt- und Projektentwicklung an innovative sowie kooperative Projekte, die über ihren eigenen Rahmen hinaus einen Beitrag für das öff entliche Wohl einer Stadt leisten. In diesem Rahmen wurde das Olga-Areal in Stuttgart mit dem zweiten Platz in der Kategorie „Urbanes Flächenrecycling“ ausgezeichnet. Ein Preis, auf den nicht nur Stadtplaner und Architekten stolz sind, sondern auch die Rückbau- und Sanierungsexperten bei Arcadis.
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ca. 210.000 m³umbauter Raumca. 16.400 m² Grundstücksfl äche9 rückzubauendeGebäude
Gebäudehöhen bis 40 m ü. GOKdreigeschossige Unterkellerung
ca. 23.000 t mineralischer Bauschutt
ca. 86.000 t Beton (recyclingfähig)
jeweils ca. 1.000 t Bitumengemische und Altholz
ca. 650 t Gipsabfälle
ca. 900 t gemischte Bau- und Abbruchabfälle
ca. 110 t KMF*
ca. 50 t Asbestzement
ca. 200 t asbesthaltige Dachabdichtungen
ca. 10 t PCB-haltige Fugenmassen **
BautechnischeDaten
Entsorgungs-relevante Daten
* KMF – Künstliche Mineralfasern
** PCB – Polychlorierte Biphenyle
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Leistungen Arcadis
orientierende Gebäudeschadstofferkundung mit Berichterstellung
Planung / Ausschreibung / Ausführungsvorbereitung des Rückbaus und der Baufreimachung inkl. eines öffentlichen Teilnahmewettbewerbs und Vergabe nach VOB
Bauüberwachung / Fachbauüberwachung / SiGe-Koordination während der Abbruchmaßnahme; Dokumentation aller Rückbau- und Baufreimachungsprozesse
Beratung der Landeshauptstadt Stuttgart, Amt für Liegenschaften und Wohnen bei den Gesprächen / Abstimmungen mit den Investoren, Baugemeinschaften und Ankernutzer der vier Baufelder
Zeitplan FlächenkonversionAugust 2014 Beginn der Vermarktung
Juli 2015 Vergabe der Baufelder an Bauträger
September 2015 Beginn der abbruchvorbereitenden Maßnahmen
Oktober 2015 Vergabe der Grundstücke an private Bauherren in Baugemeinschaften
Dezember 2016 Ende der Rückbauarbeiten
Ende 2016 Beginn Neubebauung
Ende 2018 Bezug der ersten Wohneinheiten
2019 Fertigstellung des Olga-Areals
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GESCHICHTSTRÄCHTIGE NAMENSGEBUNG
Das Olga-Hospital – von den Stuttgartern auch Olgäle genannt – wurde 1842 von zwei Ärzten im Stuttgarter Westen gegründet. Elf Krankenbetten für arme, kranke Kinder in einer Vierzimmerwohnung dienten den beiden damals als Krankenhaus. Die russische Zarentochter Olga und spätere Königin von Württemberg übernahm 1847 die Schirmherrschaft über die Stuttgarter Heilanstalt für Kinder, die nach ihr seitdem Olga-Hospital genannt wurde. Das Krankenhaus, in dem heute über 21.000 Patienten behandelt werden, zog 2014 in ein neues Domizil um. Die Stuttgarter haben jedoch mit dem neuen Wohnquartier an gleicher Stelle wieder ihr Olgäle.
UNSER UNTERNEHMEN
Arcadis ist das führende globale Planungs- und Beratungsunternehmen für Immobilien, Umwelt, Infrastruktur und Wasser. In Zusammenarbeit mit unseren Kunden erzielen wir durch die Anwendung unserer profunden Marktkenntnisse sowie kollektiver Planungs-, Beratungs-, Ingenieur-, Projekt- und Managementleistungen herausragende und nachhaltige Ergebnisse während des gesamten Lebenszyklus natürlicher Schutzgüter und bau-licher Vermögenswerte unserer Kunden.
Unsere Experten/innen haben im letzten Jahr für den Hochwasserschutz in New York, das Metronetz in Paris und für Windenergie in der Ostsee gearbeitet. Als Markt- und Tech-nologieführer leisten wir seit über 100 Jahren unseren Beitrag zur Bewältigung komplexer, globaler Herausforderungen wie Klimawan-del, Ressourcenknappheit, Urbanisierung und Mobilität. Ein Team von 27.000 Menschen erarbeitet weltweit nachhaltige Lösungen für Industriekunden und ö�entliche Auftraggeber. Sie finden uns im Internet unter:www.arcadis.com
UNSERE MISSION
Klimawandel, steigende Meeresspiegel, Urbani-sierung und Ressourcenknappheit führen zu immer komplexeren Strukturen auf dieser Welt. Arcadis unterstützt Sie dabei, diese vielschichtigen Zusammenhänge besser zu verstehen und sich ein umfassendes Bild zu machen. Wir bieten Ihnen stets außerordentliche, sichere und nachhaltige Lösungen.
Indem wir Ihre Visionen mit unserem Know-how verbinden, schöpfen wir gemeinsam neue Werte für natürliche Schutzgüter und bauliche Vermö-genswerte, die in Einklang mit ihrer Umwelt stehen.
Dank unserer weltweiten Kapazitäten und viel-fältigen Erfahrungen begegnen wir allen Heraus-forderungen – egal ob groß oder klein – stets mit unserer kollektiven Expertise. Dadurch können wir unsere globalen Erfahrungen lokal einsetzen. Unsere Teams rücken die Dinge ins rechte Licht und liefern so die richtigen Lösungen – für heute ebenso wie für die Zukunft.
Arcadis. Improving quality of life
GLOBAL: ~27.000 Mitarbeiter | >350 Standorte | >40 Länder
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