stellvertretung im allgemeinen zivilrecht grundfall zur einführung bwl-studentin jenny beauftragt...
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Stellvertretung im allgemeinen Zivilrecht
Grundfall zur Einführung
BWL-Studentin Jenny beauftragt ihre Freundin Bettina, in ihrem Namen bei einer Ticketagentur zwei Karten für das Berliner Coldplay-Konzert zu kaufen. Bettina bestellt daraufhin die Karten, wobei sie darauf hinweist, dass sie für Jenny handelt. Als Jenny drei Wochen später von der Agentur zur Zahlung aufgefordert wird, will sie von dem Vertrag nichts mehr wissen. Sie hatte sich nämlich zwischenzeitlich das neue Studioalbum der Band gekauft und war darüber so enttäuscht, dass sie den Konzertbesuch als reine Verschwendung ansieht.
Muss Jenny die Tickets bezahlen?
Stellvertretung im allgemeinen Zivilrecht
§ 164 Abs. 1 Satz 1 BGB
„Eine Willenserklärung, die jemand innerhalb der ihm zustehenden Vertretungsmacht im Namen des Vertretenen abgibt, wirkt unmittelbar für und gegen den Vertretenen.“
eigene Willenserklärung des Vertreters im Namen des Vertretenen (sog.
Offenkundigkeitsgrundsatz) mit Vertretungsmacht
Stellvertretung im allgemeinen Zivilrecht
Vertretener bestimmt den Umfang der Vertretungsmacht
Beschränkung auf bestimmte Art von Geschäften möglich
Bsp.: Vollmacht für den Kauf eines bestimmten Gemäldes
Beschränkung auf bestimmten Geldbetrag möglich
Bsp.: Vollmacht für Kauf bis 10.000 €
schwacher Schutz des Geschäftspartners:
Unsicherheit über Wirksamkeit der Bevollmächtigung des Vertreters
Stellvertretung im allgemeinen Zivilrecht
Problemlage
Geschäftsverkehr ist auf Massengeschäfte ausgelegt
großes Interesse der Beteiligten an sicherer und schneller Abwicklung der Geschäfte
Stellvertretungsregelung des BGB passt im Geschäftsverkehr daher nur bedingt
Sonderregeln für Stellvertretung im Handelsverkehr
Besonderheiten der Stellvertretung im Handelsverkehr
1. Besonderheit
kein ausdrückliches Handeln für den Geschäftsherrn erforderlich
ausreichend, wenn deutlich wird, dass Geschäft für den Unternehmensträger abgeschlossen wird (sog. unternehmensbezogenes Geschäft)
Bsp.: Kassiererin im Supermarkt
§ 164 Abs. 1 Satz 2 BGB: „Es macht keinen Unterschied, ob die Erklärung ausdrücklich im Namen des Vertretenen erfolgt oder ob die Umstände ergeben, dass sie in dessen Namen erfolgen soll.“
Besonderheiten der Stellvertretung im Handelsverkehr
1. Besonderheit
Verpflichtung des jeweiligen Inhabers („Unternehmensträger“) des Geschäfts, auch wenn seine Bezeichnung nicht exakt war oder der Geschäftspartner nur verschwommene Vorstellungen von ihm hat
Bsp.: Handeln für „Firma Mayer“ Verpflichtung der Mayer Im- und Export GmbH & Co. KG
Achtung! Vertretungsmacht muss trotzdem bestehen!
Besonderheiten der Stellvertretung im Handelsverkehr
2. Besonderheit
im Handelsverkehr agieren nicht nur natürliche Personen, sondern auch Handelsgesellschaften
organschaftliche Vertretung bei Personengesellschaften und juristischen Personen
entsteht mit Erlangung der Organstellung und erlischt mit dieser
höchstpersönlich und nicht übertragbar
im Außenverhältnis unbeschränkt
Besonderheiten der Stellvertretung im Handelsverkehr
2. Besonderheit
organschaftliche Vertretung bei offener Handelsgesellschaft:
jeder Gesellschafter allein (§ 125 Abs. 1 HGB)
organschaftliche Vertretung bei Kommanditgesellschaft:
jeder persönlich haftende Gesellschafter allein (§§ 161 Abs. 2,
125 Abs. 1 HGB) Kommanditisten sind von der Vertretung ausgeschlossen
(§ 170 HGB)
Besonderheiten der Stellvertretung im Handelsverkehr
2. Besonderheit
organschaftliche Vertretung bei Gesellschaft m.b.H.:
Gesamtvertretungsmacht der Geschäftsführer (§ 35 Abs. 1 GmbHG)
organschaftliche Vertretung bei Aktiengesellschaft:
Gesamtvertretungsmacht der Mitglieder des Vorstands (§ 78 Abs. 1, 2 AktG)
Besonderheiten der Stellvertretung im Handelsverkehr
3. Besonderheit
Typisierung der rechtsgeschäftlichen Vertretungsmacht
Vertretungsmachten mit gesetzlich vorgegebenem, vom Vertretenen nicht beeinflussbarem Inhalt
Prokura, §§ 48 ff. HGB Handlungsvollmacht, § 54 HGB Vollmacht des Ladenangestellten, § 56 HGB
III. Prokura
Prokura, §§ 48 ff. HGBEntstehung
§ 48 Abs. 1 HGB
„Die Prokura kann nur von dem Inhaber des Handelsgeschäfts oder seinem gesetzlichen Vertreter und nur mittels ausdrücklicher Erklärung erteilt werden.“
Erteilung durch Rechtsgeschäft
durch den Inhaber des Geschäftsbetriebs (Kaufmann!) durch seinen gesetzlichen Vertreter (Eltern, §§ 1629, 1629
BGB) höchstpersönlich und nicht übertragbar (keine
Unterprokura)
mittels ausdrücklicher Erklärung
keine stillschweigende Erteilung keine Anscheins- oder Duldungsprokura
Prokura, §§ 48 ff. HGBEntstehung
Der im Handelsregister eingetragene Weinhändler Reblaus (R) hat einen Angestellten, dem er keine Prokura erteilt hat. Allerdings hat R über längere Zeit hinweg beobachtet, dass der Angestellte sich Kunden gegenüber als Prokurist aufspielt und Geschäftsbriefe mit dem Zusatz „ppa.“ unterschreibt. Bislang ist R nicht dagegen eingeschritten, weil sein Angestellter stets vorteilhafte Geschäfte getätigt hat. Als dieser aber eines Tages ein ganz unvorteilhaftes Geschäft abschließt, weigert sich R, dieses gegen sich gelten zu lassen. Zu Recht?
§ 433 Abs. 2 BGB § 164 Abs. 1 BGB §§ 48 ff. HGB Prokura kann nur ausdrücklich erteilt werden
keine Duldungsprokura stillschweigende Handlungsvollmacht (§ 54 HGB) und
Duldungsvollmacht prüfen (und bejahen)
Prokura, §§ 48 ff. HGBEntstehung
Eintragung in Handelsregister ist erforderlich, aber keine Wirksamkeitsvoraussetzung
vgl. dazu § 53 Abs. 1 Satz 1 HGB
„Die Erteilung der Prokura ist von dem Inhaber des Handelsgeschäfts zur Eintragung in das Handelsregister anzumelden.“
Wortlaut des § 53 HGB geht ersichtlich davon aus, dass Prokura auch ohne Eintragung entsteht
wirksame Vertretung auch ohne Eintragung der Prokura im Handelsregister
Prokura, §§ 48 ff. HGBUmfang
„Welche Geschäfte darf der Prokurist schließen?“
Grundsatz: § 49 Abs. 1 HGB
„Die Prokura ermächtigt zu allen Arten von gerichtlichen und außergerichtlichen Geschäften und Rechtshandlungen, die der Betrieb eines Handelsgewerbes mit sich bringt.“
auch außergewöhnliche und branchenfremde Geschäfte
Prokura, §§ 48 ff. HGBUmfang
??? „Welche Geschäfte darf der Prokurist schließen?“ ???
Grundsatz: § 49 Abs. 1 HGB
„Die Prokura ermächtigt zu allen Arten von gerichtlichen und außergerichtlichen Geschäften und Rechtshandlungen, die der Betrieb irgendeines Handelsgewerbes mit sich bringt.“
auch außergewöhnliche und branchenfremde Geschäfte
Prokura, §§ 48 ff. HGBUmfang
??? „Welche Geschäfte darf der Prokurist schließen?“ ???
P1 ist Prokurist der Großbuchhandlung H. Hugendubel GmbH & Co. KG. Er kauft im Namen der Buchhandlung eine Schafherde.
P2 ist Prokurist eines im Handelsregister eingetragenen Restaurantbetreibers. Er kauft in dessen Namen ein Sportflugzeug.
P3 ist Prokurist einer in der Rechtsform der GmbH betriebenen Fleischwarenfabrik. Er kauft bei einer Versteigerung im Namen der Gesellschaft ein Barockgemälde.
Geschäfte des Prokuristen sind zwar branchenuntypisch, aber von § 49 Abs. 1 HGB gedeckt und deshalb wirksam
Prokura, §§ 48 ff. HGBGrenzen der Vertretungsmacht
??? „Also kann der Prokurist alles machen , ?????? was auch der Kaufmann kann?“ ???
nein, auch seine Vertretungsmacht hat Grenzen:
geschriebene Grenzen des Handelsrechts (§ 49 Abs. 2 HGB)
ungeschriebene Grenzen des Handels-/Gesellschaftsrechts
allgemeine Grenzen des BGB
Prokura, §§ 48 ff. HGBGrenzen der Vertretungsmacht
§ 49 Abs. 2 HGB: „Zur Veräußerung und Belastung von Grundstücken ist der Prokurist nur ermächtigt, wenn ihm diese Befugnis besonders erteilt ist.“
Hintergrund: Schutzbedürftigkeit des Unternehmensinhabers, weil…
Betriebsgrundstück meist bedeutendster Vermögenswert Ersatzbeschaffung eines Grundstücks nur eingeschränkt
möglich
Schutz wird durch die erforderliche besondere Befugnis gewährleistet (sog. Immobiliarklausel)
Prokura, §§ 48 ff. HGBGrenzen der Vertretungsmacht
§ 49 Abs. 2 HGB: „Zur Veräußerung und Belastung von Grundstücken ist der Prokurist nur ermächtigt, wenn ihm diese Befugnis besonders erteilt ist.“
Veräußerung = Übertragung des Eigentums am Grundstück (Verfügungsgeschäft!)
Veräußerung nur bei Verlust des Eigentums Erwerb von Eigentum ist keine Veräußerung
Belastung = Einigung und Eintragung einer Hypothek oder Grundschuld (Verfügungsgeschäft!)
Belastung setzt Eintragung im Grundbuch voraus Vermietung ist deshalb keine Belastung i.S.d. § 49 Abs. 2
HGB
Prokura, §§ 48 ff. HGBGrenzen der Vertretungsmacht
§ 49 Abs. 2 HGB: „Zur Veräußerung und Belastung von Grundstücken ist der Prokurist nur ermächtigt, wenn ihm diese Befugnis besonders erteilt ist.“
Darf Prokurist wenigstens den Grundstückskaufvertrag schließen?
Wortlaut der Norm erfasst nur Verfügungsgeschäfte, nicht aber die schuldrechtlichen Verpflichtungsgeschäfte
Sinn und Zweck der Norm erfordern Anwendung auch hier
Prokurist kann auch den Kaufvertrag nicht wirksam abschließen
Prokura, §§ 48 ff. HGBGrenzen der Vertretungsmacht
Grundlagen- und Prinzipalgeschäfte sind ausgeschlossen
Änderung des Unternehmensgegenstandes
Satzungsänderungen
Änderung der Firma
Betriebseinstellung
Aufnahme von Gesellschaftern
Veräußerung oder Liquidation des Unternehmens
Prokura, §§ 48 ff. HGBGrenzen der Vertretungsmacht
allgemeine Grenzen der Vertretungsmacht aus dem BGB gelten auch hier
Insichgeschäfte (§ 181 BGB) sind grundsätzlich unzulässig:
„Ein Vertreter kann, soweit nicht ein anderes ihm gestattet ist, im Namen des Vertretenen mit sich im eigenen Namen oder als Vertreter eines Dritten ein Rechtsgeschäft nicht vornehmen, es sei denn, dass das Rechtsgeschäft ausschließlich in der Erfüllung einer Verbindlichkeit besteht.“
Insichgeschäft zulässig, wenn es dem Prokuristen erlaubt wurde
Insichgeschäft zulässig, wenn das Geschäft lediglich der Erfüllung einer Verbindlichkeit dient (Verfügungsgeschäft)
Prokura, §§ 48 ff. HGBGrenzen der Vertretungsmacht
??? „Kann Vertretungsmacht des Prokuristen beschränkt werden?“ ???
Grundsatz: § 50 Abs. 1 HGB
„Eine Beschränkung des Umfanges der Prokura ist Dritten gegenüber unwirksam.“
zur Erläuterung: § 50 Abs. 2 HGB
„Dies gilt insbesondere von der Beschränkung, dass die Prokura nur für gewisse Geschäfte oder gewisse Arten von Geschäften oder nur unter gewissen Umständen oder für eine gewisse Zeit oder an einzelnen Orten ausgeübt werden soll.“
Prokura, §§ 48 ff. HGBGrenzen der Vertretungsmacht
??? „Kann Vertretungsmacht des Prokuristen beschränkt werden?“ ???
§ 50 Abs. 1 HGB: „Eine Beschränkung des Umfanges der Prokura ist Dritten gegenüber unwirksam.“
aber: Geschäftsinhaber kann Prokuristen bestimmte Geschäfte verbieten
keine Wirkungen im Außenverhältnis
Folge: Geschäftsinhaber wird verpflichtet
im Innenverhältnis (z.B. Arbeitsvertrag) handelt Prokurist dann jedoch pflichtwidrig
Folge: Kündigung unter Umständen möglich
Prokura, §§ 48 ff. HGBGrenzen der Vertretungsmacht
unbeschränkbare Vertretungsmacht ist missbrauchsanfällig:
Peter (P) ist Prokurist des Karl (K). P schließt namens des K mit seinem Freund Felix (F) einen Vertrag zu Vorzugskonditionen, wobei beide genau wissen, dass K mit diesen nicht einverstanden ist. Tatsächlich hatte K dem P zuvor konkrete Vorgaben für Verträge dieser Art gemacht.
Grundsatz: Innenverhältnis und Außenverhältnis werden getrennt voneinander beurteilt Pflichtwidrigkeit im Innenverhältnis führt nicht zur Unwirksamkeit des Geschäfts im Außenverhältnis
„Abstraktheit der Vollmacht“ Hintergrund: Schutz des Geschäftspartners
Prokura, §§ 48 ff. HGBGrenzen der Vertretungsmacht
Ausnahme, wenn Vertragspartner nicht schutzwürdig ist
„Missbrauch der Vertretungsmacht“
Prokurist und Dritter handeln bewusst zum Nachteil des Geschäftsinhabers (sog. Kollusion)
oder
Prokurist handelt bewusst zum Nachteil des Geschäftsinhabers und dem Dritten drängt sich die Pflichtwidrigkeit des Handelns geradezu auf
Prokura, §§ 48 ff. HGBGrenzen der Vertretungsmacht
Rechtsfolge des Missbrauchs ist umstritten:
Rechtsprechung: Geschäft ist wirksam, Schaden wird über § 254 BGB (Mitverschulden) aufgeteilt
Wissenschaft: Geschäft ist schwebend unwirksam, Geschäftsherr kann es genehmigen
entsprechende Anwendung der Vorschriften über den vollmachtlosen Vertreter, §§ 177 ff. BGB
Prokura, §§ 48 ff. HGBGesamtprokura
Fazit: Prokura ist für Geschäftsinhaber vorteilhaft, birgt jedoch auch Risiken
Risiken der Prokura können reduziert werden, indem die Vertretungsmacht des Prokuristen an die Mitwirkung anderer Personen gebunden wird
zwei Arten der Gesamtprokura:
echte Gesamtprokura
Mitwirkung eines anderen Prokuristen erforderlich
gemischte (unechte) Gesamtprokura
Mitwirkung eines organschaftlichen Vertreters erforderlich
Prokura, §§ 48 ff. HGBechte Gesamtprokura
§ 48 Abs. 2 HGB
„Die Erteilung [der Prokura] kann an mehrere Personen gemeinschaftlich erfolgen (Gesamtprokura).“
Prokurist dann nur mit einem anderen Prokuristen vertretungsberechtigt
Willenserklärung im Namen des Geschäftsinhabers nur bei Mitwirkung aller Gesamtprokuristen wirksam (sog. Aktivvertretung)
soll dem Geschäftsinhaber eine Willenserklärung zugehen, so genügt der Zugang bei einem der Gesamtprokuristen (sog. Passivvertretung)
Fall: den Herren Oswald und Huber wird von der
Hausgeräte Wittig GmbH Prokura erteilt, die auch ins Handelsregister wie folgt eingetragen wird: „Gesamtprokuristen: Paul Oswald, Leipzig; Gerhard Huber, Leipzig, jeder in Gemeinschaft mit einem Prokuristen“; Oswald verkauft eine gebrauchte Geschirrspülmaschine als neu, Huber, der später davon erfährt, ist hiermit einverstanden; der Käufer ficht den Kaufvertrag gegenüber Huber an;
Ist der Kaufvertrag wirksam zustande gekommen und nachträglich wirksam angefochten worden? (beides ja)
Prokura, §§ 48 ff. HGBgemischte (unechte) Gesamtprokura
Prokurist ist nur gemeinsam mit einem organschaftlichen Vertreter vertretungsberechtigt
nicht gesetzlich geregelt, aber angesichts § 48 Abs. 2 HGB zulässig („Erst-recht-Schluss“)
Bsp.: Bindung an die Mitwirkung eines GmbH-Geschäftsführers
oder OHG-Gesellschafters
unzulässige Gestaltungsvarianten:
Gesamtprokura mit einzigem Geschäftsführer (Geschäftsführer muss handlungsfähig bleiben, deshalb nur „halbseitig“ möglich)
Gesamtprokura mit dem Einzelkaufmann (Geschäftsinhaber kann nicht sein eigener Vertreter sein)
Gesamtprokura mit einem Handlungsbevollmächtigten (hat nicht die gleichen Befugnisse wie Prokurist)
Prokura, §§ 48 ff. HGBErlöschen
§ 52 Abs. 1 HGB
„Die Prokura ist ohne Rücksicht auf das der Erteilung zugrunde liegende Rechtsverhältnis jederzeit widerruflich,
unbeschadet des Anspruchs auf die vertragsmäßige Vergütung.“
Prokura erlischt durch Widerruf
§ 168 Satz 1 BGB
„Das Erlöschen der Vollmacht bestimmt sich nach dem ihrer Erteilung zugrunde liegenden Rechtsverhältnis.“
Prokura erlischt auch durch Ende des Grundverhältnisses
(Bsp.: Kündigung des Arbeitsvertrags des Prokuristen)
Prokura, §§ 48 ff. HGBErlöschen
Prokura erlischt auch durch den Tod des Prokuristen (höchstpersönliche Rechtsstellung, Schutz des Geschäftsinhabers)
aber: Prokura erlischt nicht beim Tod des Geschäftsinhabers, § 52 Abs. 3 HGB
Prokura erlischt bei Einstellung und Veräußerung des Handelsgeschäfts
Prokura erlischt, wenn der Geschäftsherr seine Kaufmannseigenschaft verliert
IV. Handlungsvollmacht
Handlungsvollmacht, § 54 HGBUmfang
§ 54 Abs. 1 HGB
„Ist jemand ohne Erteilung der Prokura zum Betrieb eines Handelsgewerbes oder zur Vornahme einer bestimmten zu einem Handelsgewerbe gehörigen Art von Geschäften oder zur Vornahme einzelner zu einem Handelsgewerbe gehöriger Geschäfte ermächtigt, so erstreckt sich die Vollmacht (Handlungsvollmacht) auf alle Geschäfte und Rechtshandlungen, die der Betrieb eines derartigen Handelsgewerbes oder die Vornahme derartiger Geschäfte gewöhnlich mit sich bringt.“
Vertretungsmacht nur für gewöhnliche, branchentypische Geschäfte
Handlungsvollmacht, § 54 HGBUmfang
§ 54 Abs. 1 HGB
„Ist jemand ohne Erteilung der Prokura zum Betrieb eines Handelsgewerbes oder zur Vornahme einer bestimmten zu einem Handelsgewerbe gehörigen Art von Geschäften oder zur Vornahme einzelner zu einem Handelsgewerbe gehöriger Geschäfte ermächtigt, so erstreckt sich die Vollmacht (Handlungsvollmacht) auf alle Geschäfte und Rechtshandlungen, die der Betrieb eines derartigen Handelsgewerbes oder die Vornahme derartiger Geschäfte gewöhnlich mit sich bringt.“
Sinn und Zweck des § 54 HGB: Typisierung von Vollmachtsinhalten
§ 54 HGB kennt nur drei zulässige Arten der Handlungsvollmacht
Handlungsvollmacht, § 54 HGBUmfang
§ 54 Abs. 1 HGB
„Ist jemand ohne Erteilung der Prokura zum Betrieb eines Handelsgewerbes oder zur Vornahme einer bestimmten zu einem Handelsgewerbe gehörigen Art von Geschäften oder zur Vornahme einzelner zu einem Handelsgewerbe gehöriger Geschäfte ermächtigt, so erstreckt sich die Vollmacht (Handlungsvollmacht) auf alle Geschäfte und Rechtshandlungen, die der Betrieb eines derartigen Handelsgewerbes oder die Vornahme derartiger Geschäfte gewöhnlich mit sich bringt.“
Generalhandlungsvollmacht (Betrieb eines Handelsgewerbes)
Arthandlungsvollmacht (bestimmte Art von Geschäften) Spezialhandlungsvollmacht (einzelne Geschäfte)
Handlungsvollmacht, § 54 HGBGrenzen der Vertretungsmacht
gesetzliche Beschränkung in § 54 Abs. 2 HGB:
„Zur Veräußerung oder Belastung von Grundstücken, zur Eingehung von Wechselverbindlichkeiten, zur Aufnahme von Darlehen und zur Prozessführung ist der Handlungsbevollmächtigte nur ermächtigt, wenn ihm eine solche Befugnis besonders erteilt ist.“
rechtsgeschäftliche Beschränkung: § 54 Abs. 3 HGB
Beschränkung mit Wirkung nach außen möglich (anders als bei Prokura, § 50 Abs. 1 HGB)
aber nur bei Kenntnis oder fahrlässiger Unkenntnis („kennen musste“, § 122 Abs. 2 BGB) des Dritten
Handlungsvollmacht, § 54 HGBGrenzen der Vertretungsmacht
Beispiel zu rechtsgeschäftlichen Beschränkungsmöglichkeiten:
Kaufmann K hat Viktor zu seinem Generalhandlungsbevollmächtigten ernannt. Dabei hat er ihn angewiesen, bei Investitionen über 50.000 € die Zustimmung des A einzuholen. Viktor schließt im Namen des K einen Vertrag über 60.000 €. Ist dieser wirksam?
weisungswidrige Geschäfte sind wirksam, wenn Dritter gutgläubig im Sinne des § 54 Abs. 3 HGB ist
Beschränkungen, mit denen der Geschäftsverkehr nicht rechnen muss, sind nach außen hin unwirksam
Vertrag über 60.000 € ist wirksam
Handlungsvollmacht, § 54 HGBEinzelheiten
Person des Vollmachtgebers:
jedenfalls ein Kaufmann („Betrieb eines Handelsgewerbes“)
nach herrschender Meinung auch Kleingewerbetreibende
Erteilungsbefugnis:
Normalfall: der Kaufmann selbst Prokurist (§ 49 Abs. 1 HGB) Handlungsbevollmächtigter (Gegenschluss zu § 58 HGB),
wenn er entsprechende Vollmacht hat
Eintragung ins Handelsregister ist nicht erforderlich und nicht möglich
Prokura Handlungsvollmacht
Erteilung durch Geschäftsinhaber Geschäftsinhaber, Prokurist, Handlungsbevollmächtigter, § 58
Art und Weise der Erteilung
nur ausdrücklich ausdrücklich oder stillschweigend, auch Rechtsschein
Eintragung eintragungspflichtig, deklaratorisch
nicht eintragungsfähig
Umfang gesetzlich festgelegt; gewöhnliche oder außergewöhnliche Geschäfte, die der Betrieb irgendeines Handelsgewerbes mit sich bringt
unterschiedlicher Inhalt und Umfang, aber bzgl. „gewöhnlich“ gesetzliche Festlegung
Beschränkung grdsl. unwirksam, außer § 50 Abs.3
beschränkbar, aber Schutz des Dr. nach § 54 Abs.3
Widerruflichkeit jederzeit auch unwiderruflich möglich
V. Vollmacht des
Ladenangestellten
Vollmacht des Ladenangestellten, § 56 HGB
§ 56 HGB
„Wer in einem Laden oder in einem offenen Warenlager angestellt ist, gilt als ermächtigt zu Verkäufen und Empfangnahmen, die in einem derartigen Laden oder Warenlager gewöhnlich geschehen.“
setzt keine tatsächlich erteilte Vertretungsmacht voraus (anders als bei Prokura und Handlungsvollmacht)
§ 56 HGB unterstellt, dass Angestellte im Laden die übliche Vertretungsmacht haben („gilt als ermächtigt“)
Anscheinsvollmacht zugunsten des Ladenangestellten
Sinn und Zweck: Verkehrsschutz, Sicherung der Leichtigkeit des Handelsverkehrs
Vollmacht des Ladenangestellten, § 56 HGB
§ 56 HGB
„Wer in einem Laden oder in einem offenen Warenlager angestellt ist, gilt als ermächtigt zu Verkäufen und Empfangnahmen, die in einem derartigen Laden oder Warenlager gewöhnlich geschehen.“
Voraussetzungen
„Laden“ oder „Warenlager“: Geschäftsraum, der für Kunden zugänglich und zum Abschluss von Geschäften bestimmt ist
„angestellt“: mit Wissen und Wollen des Geschäftsinhabers tätig, auch Aushilfen und Tätigkeit auf Gefälligkeitsbasis
Vollmacht des Ladenangestellten, § 56 HGB
§ 56 HGB
„Wer in einem Laden oder in einem offenen Warenlager angestellt ist, gilt als ermächtigt zu Verkäufen und Empfangnahmen, die in einem derartigen Laden oder Warenlager gewöhnlich geschehen.“
Rechtsfolge
Vollmacht für Verkäufe und Empfangnahmen, unabhängig vom Willen des Inhabers
weites Verständnis für „Verkäufe“: Rabatte, Eigenschaftszusicherungen, Entgegennahme von Mängelanzeigen, Übereignung, Abschluss Werkvertrag etc.
nicht: Ankäufe
Vollmacht des Ladenangestellten, § 56 HGB
Ausnahme, wenn Kunde nicht gutgläubig ist
§ 56 HGB ist Spezialfall der Anscheinsvollmacht, deshalb gelten dieselben Grenzen wie dort
Kunde wird nicht geschützt, wenn er die fehlende Bevollmächtigung erkennt oder erkennen muss (fahrlässige Unkenntnis)
Bsp.: Hinweis auf fehlende Vertretungsmacht: „Zahlung nur an der Kasse“