sternenzeit ausgabe frühjahr 2015

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STERNENZEIT Zeitung aus Treptow-Köpenick für freiwilliges Engagement Schwerpunkt "Kulturelles Engagement"

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Page 1: STERNENZEIT Ausgabe Frühjahr 2015

SchwerpunktthemaKulturelles EngagementSeite 1-3

NachgefragtJan Engelmannvon WikimediaDeutschland e.V., Seite 5

Jahrgang 04 / Ausgabe 01 / Frühjahr 2015

AngekündigtVeranstaltungshinweise rund ums EngagementSeite 7

Zeitung aus treptow-KöpenicK für freiwilliges engagement

Köpenicker durch und durch

Segel gesetztKurs: Freiwilliges Engagement

Dr. Wernicke zu Recherchezwecken in der Bibliothek

Im „Hauptmann von Cöpenick“ treffe ich mich mit Dr. Kurt Wer-nicke. Er macht auf mich einen sympathischen Eindruck, ist in-telligent, redselig, authentisch und eine „Berliner Schnauze.“ Der 1930 in Charlottenburg Ge-borene wohnt schon fast sein ganzes Leben lang in Köpenick.Nach seinem Abitur wollte Wernicke eigentlich Deutsch-lehrer werden, allerdings gab es während seiner Studienzeit ein folgenschweres Missver-ständnis: Statt Deutsch wurde Wernickes Zweitfach Geschich-te als Hauptfach angesehen. So wurde er Historiker - ein Um-stand, über den er heute sehr froh ist. 1952 fing Wernicke sei-ne Arbeit im neu gegründeten Deutschen Historischen Mu-seum an, leitete Ausstellungen und wurde schließlich stellver-tretender Direktor. Aber auch nach seiner Ar-beit im Museum interessierte er sich für Geschichte, ins-besondere Lokalhistorie. Als ehrenamtliches Mitglied des Heimatvereins widmete er sich unter anderem der Eingemein-dung zahlreicher Ortschaften in das Stadtgebiet Berlin in den

1920er Jahren. Für diese Leis-tungen wurde er vom Bezirk Treptow-Köpenick mit der Bür-germedaille ausgezeichnet.Neben dem Heimatverein misst Wernicke aber auch sei-nem Hobby Segeln eine große Bedeutung bei. Durch einen Schulfreund kam er in jungen Jahren zum Wassersport und auch hier engagiert sich Wer-nicke ehrenamtlich, nämlich als mittlerweile ältester Kampfrich-ter Berlins. Vom Segelverband wurde dies mit dem Ehrenzei-chen honoriert. Marian Boger

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Liebe Leserinnen und Leser,

kulturelles Engagement ist ein weites Feld - und auf dieses interessante Feld begibt sich die ehrenamtliche Redaktion der STERNENZEIT in dieser Ausgabe. Wir schauen nach, wo sich Menschen in Treptow-Köpenick freiwillig engagieren und so unser Leben bunter, informativer und kultureller gestalten - sei es mit einer Zeitreise ins Mittelalter oder mit einem alternativen Kulturverein in Alt-Treptow. Gemeinsam ist allen Engagierten die Leidenschaft für Kultur und eine aktive Beteiligung am vielfältigen Leben im Bezirk. Genießen Sie die STERNENZEIT - wir freuen uns auf Ihre Leserbriefe. Ihre STERNENZEIT-Redaktion

Page 2: STERNENZEIT Ausgabe Frühjahr 2015

2 SternenZeit

Hingeschaut

Mittelalter-Freaks gesucht!

Mittwoch, 17.30 Uhr. Drei Ti-sche und drum herum wird an defekten Geräten gebastelt. Ein Laptop, eine Küchenwaage, eine Kompaktanlage und oh ... sogar eine Heckenschere. Bei der Kompaktanlage leuchtet wohl nur noch die rote Stand-by-Lampe. Der Experte schaut sich das Innenleben an. Die Be-sitzerin hofft auf ein Comeback der guten alten Anlage, muss sich aber bis zum nächsten Treffen gedulden. „Zu zeitauf-wendig, jetzt nach dem Fehler zu suchen.“ Es warten noch an-dere Teilnehmer auf die Begut-achtung ihrer Problemfälle. Sie

lässt das Gerät vor Ort und ist dankbar, dass es sich jemand anschauen wird. Ganz im Sin-ne des Recycling-Gedankens kann man seit August 2014 im Repair Café am 1. und 2. Mitt-woch im Monat seine kaput-ten Elektrogeräte, Spielzeug, Kleidung oder Fahrräder selbst reparieren. Ein Expertenteam aus fünf Ehrenamtlichen steht einem dabei zur Seite. Die Re-paratur ist kostenlos. Ersatztei-le müssen selbst besorgt und bezahlt werden. Eine freiwillige Spende ist erwünscht. Weitere ehrenamtliche Experten/innen werden gesucht: Elektroniker/

innen, Fahrradmechaniker/in-nen, Näher/- oder Schneider/innen sind herzlich willkommen! Auch der Industriesalon be-nötigt dringend Unterstützung für die zahlreichen Führungen durch die Industriekultur von Schöneweide. Susanne Reum-schüssel, Leiterin des Industrie-salons, würde gern interes-sierte Menschen mit Bezug zu Schöneweide zu Stadtführer/innen ausbilden.

Öffnungszeiten Industriesa-lon Schöneweide: Mi, Fr und So von 14-18 Uhr Öffnungszeiten Repair Café: 1. und 2. Mittwoch im Monat, 17-20 Uhr. Keine Anmeldung erforderlich.Industriesalon SchöneweideReinbeckstr. 9, 12459 BerlinTel.: 030/5300 [email protected]

Andrea Paproth

Ein besonderer Ort der Begegnung

Die Lehrerinnen Marlies und Ines Böttcher haben mit ande-ren Lehrern zusammen über-legt, wie man Kindern das Mit-telalter näher bringen könnte. Vorbild wurde eine Mittelalter-Stadt hinter dem Otto-von-Guericke-Museum in Magde-burg. Dort wird jeder Fremde freundlich begrüßt, bekommt einen mittelalterlichen Namen und eine Gewandung. Man kann beim Schmied, bei der Tischlerin, beim Bader oder bei der Gastwirtin in die Lehre ge-hen. „So etwas soll es in Trep-tow-Köpenick auch geben!“ sagten sich die Böttchers und gründeten den Verein Zeitfluss, der auf dem Gelände Fried-richshagener Str. 7, in Nach-barschaft zur Gartenarbeits-schule, zum Bellevue-Park und zum Stadttheater Coepenick

eine kleine mittelalterliche Stadt bauen will. Die Baugenehmigung für zu-nächst zehn Gebäude und ein Stadttor ist schon erteilt. Als professionelle Partner für die Bauphase wurden der Archi-tekt Wolff und Herr Henning von der Jugendbauhütte Berlin-Brandenburg gewonnen. Frei-

willige vom Verein Zeitfluss sind mit Arbeitseinsätzen am Wo-chenende dabei und bringen so die Mittelalterstadt voran. Falls Sie Interesse an der Mit-arbeit haben, sind Sie herzlich willkommen. Es gibt nicht nur Zimmerer- und Tischlerarbei-ten, sondern es muss auch aus-geschachtet werden. Für die

Verwendung bei der Lehmbau-weise sollen Weiden gepflanzt werden. Für gute Verpflegung bei den Freiwilligeneinsätzen ist gesorgt. Schon jetzt werden Bastel-stände vorbereitet. Der Verein Zeitfluss ist beim Frühlings-, Herbst- und Weihnachtsmarkt auf der Späthschen Baum-schule vertreten. Kinder kön-nen sich Schwerter, Pfeil und Bogen oder Buchstützen aus Speckstein bauen. Auch hierfür werden Ehrenamtliche gesucht, die die Kinder bei den Bastelar-beiten begleiten.

Interessierte melden sich bitte bei Marlies und Ines Böttcher: Tel.: 030/6264254 blog.mittelalter-in-berlin.de

Christiane Hartmann-Kraatz

Verein Zeitfluss e.V.

Das Repair Café im Industriesalon Schöneweide

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Wegwerfen? Nein! Fast jedem zweiten Gerät kann im Repair Café geholfen werden.

Marlies und Ines Böttcher, Partnerinnen im Leben und im Verein Zeitfluss

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ZeitunG FüR FReiwilliGes enGaGement aus tReptow-KöpenicK 3

Hingeschaut

An der Bühnenwand prangt noch die Werbung für das Sommerfest vom vergangenen Jahr. Der Kulturbetrieb in der Wagenburg Lohmühle hat Win-terpause und Zosch Hans Zeit zum Auftanken für die neue Saison. Es wird die achtzehnte für die Kulturbanausen. So ha-ben die Wagenburgbewohner ihren 1998 gegründeten Verein genannt. Zosch Hans, einer der Gründerväter, ist so was wie der Bürgermeister für die 18 Erwachsenen und drei Kinder, die derzeit in der Lohmühle zu Hause sind. Und zugleich trei-bende Kraft beim Kulturprojekt. Wobei die Kulturbanausen den Begriff Kultur nicht so eng se-hen wollen. Für sie schließt er ihre Lebenskultur mit ein. Die Wagenburg ist ein offener Platz. Offen für die Nachbarn im Alt-

Treptower Kiez und ein Frei-raum für Künstler vieler Genres. Einen der Wohnwagen haben die Lohmüller zum Ausstel-lungsraum umfunktioniert. Er liegt direkt am Uferweg, der am Landwehrkanal entlang führt. Für die Spaziergänger gibt es hier Kunst quasi im Vorbeige-hen. Für Werbung fehlt den Kulturbanausen das Geld. Aber die sei auch kaum nötig, meint Zosch Hans. Im Kiez spricht sich rum, wann in der Lohmühle was los ist - Kino, Konzerte, Le-sungen. Mitte April startet die neue Kultursaison. Zwei bis drei Bands werden spielen. Ohne Gage, dennoch gibt es reich-lich Anfragen von Musikern. So viele, dass bis Mitte Oktober jedes Wochenende Konzerte stattfinden. Kostenlos, das ge-hört zum Selbstverständnis der

Kulturbanausen. Und sie sehen ihre Kulturangebote auch als Gegenleistung dafür, dass sie den Wagenplatz in begehrter Innenstadtlage kostenlos nut-zen dürfen. Mit dem Stadtbe-zirk gibt es einen Vertrag, wenn

auch befristet. Für Zosch Hans ist klar: Ohne die Kulturange-bote würde die Lohmühle heute nicht mehr existieren.www.lohmuehle-berl in.de/blubb/

Claudia Berlin

Die Kulturbanausen der Wagenburg Lohmühle

Die Kulturloge Berlin in Treptow-KöpenickKulturloge? „Was soll das denn sein?“ Seit über einem Jahr ist Rüdiger Görbing aus Köpe-nick nun Gast der Kulturloge, förmlicher: Kulturloge Berlin – Schlüssel zur Kultur e.V. „Da be-kommst du kostenlos Karten? Ich dachte, das kann nicht sein, da musst du irgendwas brin-gen. Dann hab ich mich schlau gemacht und nichts Schlimmes dabei gefunden, meine Anmel-dung ausgefüllt und mit einer Kopie meines BerlinPasses zur Kulturloge gefaxt.“Im April wird die Kulturloge Berlin fünf Jahre alt. 2010 ins Leben gerufen von Angela Meyenburg ermöglicht sie kul-

turelle und soziale Teilhabe für Menschen, die es sich sonst nicht leisten können oder we-gen einer geistigen Behinde-rung lieber in Begleitung, aber selbstbestimmt Kulturveranstal-tungen besuchen. 350 Kultur-partner sind heute dabei, alle Genres vertreten.„Man hat mir dann auch sofort eine Veranstaltung vermittelt“, erinnert sich Rüdiger Görbing. „Das war in der O2-World, war eine hervorragende Veranstal-tung. Ich war vorher noch nie da, weil ich mir das eben nicht leisten konnte. Und wir waren beide begeistert, mein Sohn und ich.“

Mittlerweile ist Rüdiger Gör-bing selbst ehrenamtlicher Mit-arbeiter der Kulturloge. Er hat das Büro in Friedrichshagen mit aufgebaut, das im September 2014 eröffnet wurde. Für Gäs-te aus Berlins Südosten ist der Weg zur persönlichen Anmel-dung nun wesentlich kürzer. „Wir würden uns wünschen, dass weitere Veranstalter im Bezirk gefunden werden“, for-muliert Rüdiger Görbing das Ziel der Kulturloge in Fried-richshagen. Von einem kür-zeren Weg zur Kultur würden insbesondere ältere Gäste pro-fitieren.„Ich kann es nicht in Worten

ausdrücken, was das für eine Bereicherung für mein Leben ist“, fasst eine ältere Dame in einem Dankschreiben ihre Ge-fühle in Worte.

AdresseKulturloge Berlin – Schlüssel zur Kultur e.V.c/o KIEZKLUB VITAL Myliusgarten 2012587 Berlin-FriedrichshagenBürozeiten Di 10.00–13.00 Uhr, Do 14.30–17.30 Uhr [email protected]

Stephan Schulte

Schlüssel zur Kultur

Zosch Hans auf der Bühne, dem kulturellen Herzstück der Wagenburg Lohmühle

Eine feste Größe im Kiez

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Nachrichten

Flüchtlingsunterkunft in der Alfred-Randt-Straße

fertiggestellt

Das neue Köpenicker Flücht-lingsheim ist größtenteils fertig-gestellt. Die Arbeiten am Con-tainerdorf dauerten bis in den Januar hinein, trotzdem wurde es bereits zum Ende des Monats von über 100 Menschen be-wohnt. Geschätzt wird, dass die Gesamtkapazität von 380 Men-schen schon bald ausgeschöpft sein wird. In den 15 Quadratmeter gro-ßen Zimmern stehen meist zwei Betten und eine einfache, aber funktionale Einrichtung. Alle Bewohner verpflegen sich selbst und können dafür die Gemeinschaftsküche benutzen, ebenfalls gemeinschaftlich wer-den die Sanitäreinrichtungen genutzt.Im Frühling werden die Arbeiten im Außenbereich fortgesetzt, dann soll es Sitzmöglichkeiten und einen Spielplatz geben.Falls Sie Fragen zum Flücht-lingsheim haben oder dieses unterstützen möchten, erhalten Sie weitere Informationen unter: www.allende2hilft.de

Marian Boger

Das Grünauer Wassersport-museum lockt jedes Jahr rund 3000 Besucher in die Räume unter den Grünauer Regatta-tribünen. Seit dem Jahr 2000 sind die Exponate hier ausge-stellt: hölzerne Boote, Vereins-fahnen, historische Dokumen-te und Fotos. Zeugnisse des Berliner Wassersports vom Kaiserreich bis zum Ende der DDR. Werner Philipp hat die rund 200 Schätze zusammengetra-

gen und sie 1990 seiner Stadt geschenkt. 25 Jahre ist das her, doch zum Feiern sieht er wenig Grund. Philipp ist jetzt 82, will mit seinen Ehrenäm-tern kürzertreten und sich aus dem Museumsbetrieb zurück-ziehen. Eine Nachfolgerin hat er eingearbeitet, doch ob sie es schafft, das Museum wie bisher jeden Sonnabend zu öffnen, ist fraglich. Fest steht nur: am 25. April ist Saisoner-öffnung.

Werner Philipp hat sich ein neues Ziel gesetzt. Er inves-tiert jetzt seine ganze Kraft in das „Denkzeichen des Berliner Wassersports.“ Ein Nachfolger des Deutschen Sportdenk-mals, das in Grünau stand und aus politischen Gründen 1973 abgerissen wurde. Noch exis-tiert es nur im Modell. Kontaktwww.wassersportmuseum-gruenau.de

Claudia Berlin

Grünauer Wassersportmuseum wird 25

Am 29.01.2015 wurde Gernot Klemm von der BVV Treptow-Köpenick zum stellvertreten-den Bezirksbürgermeister gewählt. Er übernimmt die Leitung der Abteilung Arbeit, Soziales und Gesundheit von Ines Feierabend, die Ende 2014 in die thüringische Lan-despolitik gewechselt ist. Gernot Klemm, Jahrgang 1965, Mitglied DIE LINKE, war von 1995 bis 2006 Mit-

glied des Abgeordnetenhau-ses. Er übernahm, nachdem er schon 1990 bis 1992 Be-zirksverordneter in Köpenick gewesen war, 2012 wieder Verantwortung im Bezirk als Bezirksstadtrat für Jugend und öffentliche Ordnung.Einen Schwerpunkt seiner neuen Arbeit sieht Gernot Klemm in der Förderung des bürgerschaftlichen und eh-renamtlichen Engagements

mit der bestehenden Infra-struktur, wie dem Freiwilligen-zentrum STERNENFISCHER, dem Beirat zur Förderung des Freiwilligenengagements, dem Marktplatz und den Freiwilli-gentagen.Sein zentrales Ziel ist es, mit Blick auf die Altersstruktur der Menschen Treptow-Köpenick als einen alters- und gene-rationengerechten Bezirk zu gestalten. Stephan Schulte

Gernot Klemm neuer stellvertretender Bezirksbürgermeister

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25 Jahre lang war Werner Philipp der Chef im Wassersportmuseum.

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ZeitunG FüR FReiwilliGes enGaGement aus tReptow-KöpenicK 5

Seit September 2014 ist Jan Engelmann Interimsvorstand von Wikimedia Deutschland e.V., dem Förderverein der deutschsprachigen Online-Enzyklopädie Wikipedia.

� Welche Aufgaben ver-folgt Wikimedia Deutsch-land?Im Jahr 2004 gründeten deut-sche Wikipedianer, d.h. Auto-ren der Online-Enzyklopädie Wikipedia, den Verein Wikime-dia Deutschland. Schon bei der Gründung war dem Verein die Förderung freien Wissens als Mission mitgegeben. Wichtig ist: Wir betreiben nicht selbst die Wikipedia, das macht eine amerikanische Stiftung. Der deutsche Verein setzt eher an der lokalen Basis an. Neben Öffentlichkeits- und Aufklä-rungsarbeit und der Unterstüt-zung der freiwillig engagierten Wikipedianer sind für den Ver-ein in den letzten Jahren sehr gezielte Aktivitäten in den Fel-dern Bildung, Kultur und Politik hinzugekommen.

� Wer sind die freiwilligen Wikipedianer?Viele Wikipedia-Nutzer sind erst einmal überrascht, wenn sie hören, dass die Autoren Freiwil-lige sind. Deren typisches Pro-fil? Männlich, Akademiker und zwischen 25 und 45 Jahren alt. Die Alterskohorte ist einfach erklärt: In dem Moment, in dem man eine Familie grün-det, bleibt wenig Zeit für ein so intellektuelles Hobby wie die Wikipedia. Dass der An-teil an Akademikern hoch ist, merkt man schnell, wenn man die Wikipedia liest. Die Einträ-ge sind teilweise sehr voraus-

setzungsvoll. Dagegen kommt, zu unserem großen Bedauern, die Vermittlung von handwerk-lichem Erfahrungswissen noch viel zu kurz.

� Und wo sind die Frauen?Ja, der Männerüberhang ist ein Rätsel, doch es gibt ihn auf der ganzen Welt. Die Schätzun-gen für die rund 280 sprach-lichen Wikipedia-Versionen schwanken zwischen fünf bis 15 Prozent Frauenanteil. Das bedeutet, dass bei der Wiki-pedia wichtige weibliche Pers-pektiven auf viele Themen stark unterrepräsentiert sind, auch wenn wir mit verschiedenen Modellen daran arbeiten, den Frauenanteil zu erhöhen.Ein Erklärungsansatz für das Fehlen weiblicher Perspektiven ist, dass Online-Kommunikation dazu tendiert, relativ rüde zu sein. Das könnte Frauen ab-schrecken. Als monokausale Erklärung taugt das meines Er-achtens aber nicht, denn Frau-en können sich ja an den Ton gewöhnen. Meine These zur männlichen Dominanz lautet: Männer ha-ben einen ausgeprägteren

Hang zur Rechthaberei. Und man fängt ja an bei Wikipedia zu schreiben, wenn man etwas liest und denkt: Nein, das ist falsch, ich weiß es besser!

� Was unterscheidet frei-willige Arbeit bei Wikipedia von anderen Ehrenämtern?Verbände oder Vereine fahren normalerweise einen bedarfs-orientierten Ansatz. D.h. sie sehen einen Veränderungsbe-darf und können diesen nur mit freiwilliger Unterstützung angehen. So entstehen Bedar-fe an ehrenamtlicher Mitarbeit, für die dann Leute angeworben werden. Wir bei Wikimedia Deutsch-land e.V. dagegen haben quasi ein Distanzgebot zur Wikipe-dia. So ist z.B. meine Meinung nicht erwünscht, wenn es um interne Abstimmungsprozesse geht. Das würde als absolut übergriffig empfunden. Der Ak-tiven-Schwarm organisiert sich selbst, mit einem großen Ethos auch der direkten Demokratie. Das ist ein sehr spannendes soziales Experiment. In ehren-amtlichen Zusammenhängen ist Wikipedia also ein gewisser

Sonderfall, der aber auch schon in die Zukunft weist.

� Was kann man von die-sem Experiment lernen? Diese Art der Freiwilligenarbeit wird es bald häufiger geben, vielleicht nicht immer mit vielen Tausenden Beteiligten und nicht immer mit so vielen Lesern. Aber je online-gestützter Kom-munikation wird und je mehr dabei auch Projekte verhandelt werden, desto mehr kann man auf die Wikipedia schauen und sehen, was da geklappt hat und was nicht.

� Welche Parallelen gibt es dennoch zu klassischer Frei-willigenarbeit?Eine wichtige Gemeinsamkeit ist, dass sich Ehrenamtliche für ihr Engagement Wertschätzung wünschen. Die Wikipedianer haben ein klares Sensorium dafür, dass man die Aktiven ins Rampenlicht stellen muss, denn das motiviert. So gibt es den Zedler-Preis, der beson-ders gute Artikel hervorhebt. Einmal im Jahr gibt es zudem ein großes Freiwilligentreffen, die WikiCon. Dort wurden beim letzten Mal erstmals in über 20 Kategorien Auszeichnungen für herausragendes Engage-ment verliehen.

� Welche Werte sind den Wikipedianern wichtig? Wenn ich die Wikipedianer ideo-logisch verorten sollte, würde ich sie als libertär bezeichnen. Sie sind dann am radikalsten, wenn der Aufklärungsanspruch in Frage gestellt wird. So ist die Wikipedia im besten Sinne ein Werkzeug der Meinungsfreiheit. www.wikimedia.de

Nachgefragt

Für Jan Engelmann ist die Online-Enzyklopädie Wikipedia ein wichtiges Experiment für zukünftige Freiwilligenarbeit

Wikipedia ist ein Werkzeug der Meinungsfreiheit Jan Engelmann von Wikimedia Deutschland e.V. im Gespräch mit STERNENZEIT-Chefredakteurin Sandra Holtermann

Page 6: STERNENZEIT Ausgabe Frühjahr 2015

6 SternenZeit

Vorgestellt

In der "Alzheimerangehöri-gen Initiative gGmbH" wer-den in allen Berliner Bezirken Menschen mit Demenz be-treut. Durch Angebote wie die persönliche Beratung, Gesprächsgruppen, Kran-kenbetreuung oder gemein-same Aktivitäten werden die Erkrankten und ihre Angehö-rigen entlastet. Zur regelmäßigen Umset-zung von verschiedenen An-

geboten sucht die Initiative Freiwillige im Umfang von 28 Stunden im Monat. Dazu gehören die Betreuung im häuslichen Umfeld, aber auch Spaziergänge, Museumsbe-suche oder gemeinsames Radfahren. Einmal im Monat ist die Teilnahme an einer vierstündigen Betreuungs-gruppe der Demenzkranken unter Anleitung eines Alten-pflegers erwünscht.

Für das Engagement müssen sowohl fachliche als auch persönliche Voraussetzungen erfüllt sein. Die Freiwilligen erhalten eine Aufwandsent-schädigung. Nähere Informationen insbe-sondere zu den Vorausset-zungen: Frau Zischner/Frau Fehlau Tel.: 030/47378995www.alzheimerforum.de

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Seit Januar 2014 arbeitet Da-niela Kemmer (34) als STER-NEN-Lotsin im Treptower Kunger-Kiez. Zuvor hatte sie schon zahlreiche Erfahrungen als Ehrenamtliche in der Kin-der- und Jugendarbeit und im politischen Bereich sammeln können. Mit der Lotsinnen-Aufgabe im Auftrag der STER-NENFISCHER hat Daniela Kemmer nun die Perspektive

gewechselt und hilft anderen Interessierten dabei, die ideale ehrenamtliche Betätigung zu finden. Geleitet wird sie dabei von der Überzeugung, dass es für jede Person das passen-de Engagement gibt - ganz gleich, wie viel Zeit jemand zu verschenken hat und welches Thema einen interessiert. Infos: www.freiwillig-in-treptow.org

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Daniela Kemmer

Ein STERN im Kunger-Kiez

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Thomas Nicolai (64) engagiert sich seit 2004 mit der Idee der Tandem-Hilfen für blinde und sehbehinderte Menschen. Der Initiator, selbst stark sehbehin-dert, gründete dann 2009 den Verein "Tandem-Hilfen e.V.", der mit zahlreichen Veranstal-tungen, der Vermittlung von Tandempiloten an blinde und sehbehinderte Interessenten und durch Öffentlichkeitsar-

beit die Tandemfahrten und -touren ermöglicht. Das Hilfs-projekt unterstützt außerdem blinde und sehbehinderte Jugendliche bzw. Blindenein-richtungen in Osteuropa und demnächst auch auf Kuba. Die Botschaft des Projekts lautet: „Es geht nur gemeinsam.“

www.tandem-hilfen.de ad

Thomas Nicolai

Ehrenamt auf zwei Rädern

Katzenliebhaber

gesucht

20-30 ausgesetzte oder abge-gebene Katzen leben zurzeit in der Aktionsgemeinschaft Tier-hilfe e.V. und suchen eine neues Zuhause. Auf 90 m² haben die Vierbeiner genug Platz für Be-wegung und werden regelmä-ßig durch unterschiedliche Por-tale vermittelt. Der ehrenamtlich geführte Verein befindet sich in Friedrichshain und sucht freiwil-lige Helfer für die Katzenbetreu-ung. Die Freiwilligen sollten ein-mal die Woche für 3-5 Stunden Zeit haben, um dann in kleinen Teams die Katzen zu betreuen und zu versorgen. Dazu gehört das Füttern, Saubermachen und die Pflege der Katzen bei Krank-heiten. Über Ihre Tierliebe und jede Menge Streicheleinheiten werden sich die Samtpfoten freuen!

KontaktMonika Grützmacher Kreutziger Str. 5 | 10247 [email protected] ad

Unterstützung bei der Betreuung von Menschen mit Demenz gesucht

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21.04.2015, 17.00-18.00 UhrVeranstaltung „Engagement in Trep-tow-Köpenick – Hier bin ich dabei!“Vorstellung von Möglichkeiten eines Enga-gements in Treptow-Köpenick.Zielgruppe 63+ (offen für alle)Wo: Café Grenzenlos (PSV Treptow e.V.), Plesser Straße 1 | 12435 BerlinNähere Information/Anmeldung: [email protected]: 030/24 35 85 75

25.04.2015, 11.00-17.00 UhrBerliner FreiwilligenbörseInteressierte können sich rund um das Engagement informieren. An mittlerweile über 100 Ständen wird eine Vielzahl von Möglichkeiten aus verschiedenen Engage-mentbereichen vorgestellt. Lotsinnen und Lotsen stehen mit Rat und Tat zur Seite. Wo: Rotes Rathaus Berlin Rathausstraße | 10178 Berlin

25.04.2015, ganztägigSaisoneröffnung Wassersportmuseum Grünau Zum 25. Jubiläum öffnet das Wassersport-museum Grünau nach der Winterpause sei-ne Türen für die Saison 2015. Interessierte Besucher können sich zahlreiche Exponate

rund um das Thema Wassersport anschau-en und danach einen Frühlingstag an der alten Regattastrecke genießen. Wo: Regattastraße 19112527 Berlin-Grünau

01.05.-03.05.2015 Berliner WassersportfestBereits zum dritten Mal bietet die abwechs-lungsreiche Veranstaltung beiderseits der Dahme auf, im und am Wasser allen Wassersportfans und denen, die es noch werden möchten, ein abwechslungsreiches Programm mit Wettkämpfen und unterhalt-samen Aktivitäten zu Wasser und zu Lande. Interessierte können für sich den passen-den Verein finden oder zumindest einen Ausgleich vom stressigen Alltag. Wo: Regattastrecke Berlin-Grünau

30.05.2015, 13.00-20.00 Uhr Fest für Demokratie und Toleranz, gegen AngsträumeDas Bündnis für Demokratie und Toleranz Treptow-Köpenick lädt an diesem Tag wie-der zu einem bunten Fest, auf dem gezeigt wird, wie vielfältig und lebendig das Leben im Bezirk ist.Wo: S-Bahnhof Schöneweide Michael-Brückner-Platz

Die STERNENZEIT-Redaktion

wünscht frohe Ostern

ZeitunG FüR FReiwilliGes enGaGement aus tReptow-KöpenicK 7

Aha ...Angekündigt

Veranstaltungshinweise für Treptow-Köpenick

Frühjahr 2015

Wie gut, dass es die neuen Medien gibt! Mein Telefon zum Beispiel: Gehe ich einkaufen, zeigt es mir das Memo - das ist der Einkaufszettel. Eine Spiele-App sorgt dafür, dass ich mich nicht langweile. Im Zug kann ich online Zeitung lesen. Wenn ich eine SMS verfasse, kann ich diese mit komischen kleinen Zeichen verzieren, die meine Gemütslage vermitteln sollen. Natürlich kann ich auf meinen Reisen allen zeigen, wo ich gerade bin. Und mein Telefon weist mir via Navigation den Weg nach Hause. Letztlich kann ich auch erfahren, wie das Wetter in Honolulu ist. Nicht, dass ich dort hin will, aber ist das nicht interessant? Wohlge-merkt, es ist ein Telefon! Man könnte ja die Kinder, die Freun-de und Bekannten anrufen, mal hören, wie es geht. Aber wann ist es günstig? Man könnte ge-rade stören. Deshalb habe ich meinem Sohn neulich eine SMS geschickt. Wir haben hin und her „gesimst“, bis mein Telefon klingelte. Mein Sohn meinte, wir könnten doch eigentlich miteinander sprechen. Es wur-de ein längeres, angenehmes Gespräch. Mein Telefon kann so viel. Aber das persönliche Gespräch kann es mir nicht er-setzen.

von Annette Kunsch

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Page 8: STERNENZEIT Ausgabe Frühjahr 2015

Impressum Herausgeber: STERNENFISCHER Freiwilligenzentrum Treptow-Köpenick, Oberspreestr. 182, 12557 Berlin, Tel. 030-24 35 85 75, Fax 030-68 07 41 61, www.sternenfischer.org, www.facebook.com/STERNENFI-SCHER.Freiwilligenzentrum, STERNENFISCHER ist ein Projekt der Union Sozialer Einrichtungen gemeinnützige GmbH (USE gGmbH), Geschäftsführung USE gGmbH: Wolfgang Grasnick, Andreas Sperlich, V. i. S. d. P.: Stefanie Wind, Leitung STERNENFISCHER, Chefredaktion: Sandra Holtermann (sh), Redaktion: Christiane Hartmann-Kraatz (chk), Andrea Paproth (ap), Fanny Schröder (fs), Annika Duft (ad), Franziska Pfeil (fp), Annette Kunsch (ak), Marian Boger (mb), Stephan Schulte (ssch), Claudia Berlin (cb), Tel. 030-24 35 85 75, [email protected], Fotograf: Reginald Gramatté, Herstellung: Union Sozialer Einrichtungen gemeinnützige GmbH (USE gGmbH). Gedruckt auf 100 Prozent chlorfrei gebleichtem Papier. Erscheinungsweise: quartalsweise, Auflage: 1.000 Stück, Redaktionsschluss der aktuellen Ausgabe: 18.02.2015, Hinweise: Namentlich gekennzeichnete Beiträge geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion wieder. Spendenkonto: Union Sozialer Einrichtungen gemeinnützige GmbH, Konto-Nr. 3 165 909, Bank für Sozialwirtschaft (BLZ 100 205 00), Verwendungszweck: "Spende STERNENFISCHER". Spendenbescheinigung auf Wunsch.

STERNEN - Rätsel - ZEIT

Mein Tipp

Wenn Sie diese Ausgabe lesen, haben wir den Winter überstanden und der Frühjahrsputz steht an. Alles muss raus – und landet zumeist wie-der in den Schränken. Die Sachen sind doch noch tragbar! Im Keller stapelt sich Omas Geschirr, lagert die alte Sk iausrüstung, rostet der Grill vor sich hin. Ein neues Wohnzimmer wäre auch nicht verkehrt. Aber wohin mit der noch brauchba-ren Sitzecke, der Schrankwand und den

Leuchten?Unter dem S u c h w o r t

„Sozial-laden“ habe ich im Internet u.a. das Sozialkaufhaus Fairkauf der USE GmbH in der Goertzallee 311 und den Socialladen in der Oberspree-

straße 37 gefunden. An Bedürftige werden dort kostenfrei

bzw. für einen geringen Preis gebrauchte Möbel, Elektrogeräte, Kleidung, Spielzeug und anderer Hausrat aus Wohnungsauflö-sungen und Spenden abgegeben. Ehren-amtliche Helfer holen Ihre Spenden auch gerne bei Ihnen ab.

Annette Kunsch

Aus den unten angegebenen Silben sind Wörter mit folgenden Bedeutungen zu bilden:

Das Rätsel ist gelöst, wenn alle Silben richtig verwendet worden sind.

1. Worüber freut sich jede Katze der Tierhilfe?

2. Eingetragener Verein auf zwei Rädern:

3. Wo kann man Elektrogeräte wieder flott machen?

4. Wo kann man in Schöneweide die Berliner Industriekultur entdecken?

5. Welches Hobby betreibt Dr. Wernicke?

6. Bis wann dauerten die Arbeiten am Flüchtlingsheim?

7. Welche Einrichtung vermittelt Tickets für kulturelle Veranstaltungen?

8. Neuer stellvertretender Bürgermeister im Bezirk Treptow-Köpenick:

9. Was fördert der Wikimedia e.V.?

ar - ca - chel - dem - dus - ein - es - fé - fen - frei - ge - geln - ger - hei - hil - in - ja - klemm - kul - lo - lon - not - nu - pair

- re - sa - se - sen - strei - tan - ten - trie - tur - wis

Lösungen der letzten Ausgabe: Friedliches Miteinander, United Games, Freiwilligendienst, Maracuene, Mediator, UNICEF, Zivilcourage, Dankeparty, TEA,

Frieden

... zum Frühjahrsputz