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www.energieagentur.nrw # 9 | Januar 2017 Stromspeicher Geschäftsmodelle im aktuellen rechtlichen Rahmen EA.paper

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www.energieagentur.nrw

# 9 | Januar 2017

StromspeicherGeschäftsmodelle im aktuellen rechtlichen RahmenE

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Impressum

HerausgeberEnergieAgentur.NRW Kasinostraße 19-21 42103 Wuppertal

www.energieagentur.nrw

RedaktionDr. Joachim Frielingsdorf (V.i.S.d.P) Oliver E. Weckbrodt

AutorinnenLisa Conrads, Anna Katharina Meyer, Dr. Alexa Velten

# 9 | Januar 2017

Beschreibung

In der Internet-Schriftenreihe „EA.paper“ veröffentlicht die EnergieAgentur.NRW Fachaufsätze und wissenschaft-liche Beiträge zu aktuellen Fragestellungen im Bereich ihres Arbeitsgebietes. Die Leser sind zu einer kritischen Auseinandersetzung eingeladen.

Bitte beachten Sie, dass die EnergieAgentur.NRW keine juristische Beratung anbieten kann und darf. Die zur Ver- fügung gestellten Informationen stellen vielmehr eine grobe Einschätzung unsererseits und eine Bündelung der verfügbaren Informationen dar.

ISSN 2199-6296

Lisa Conrads

Anna Katharina Meyer

Dr. Alexa Velten

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EA.paper # 9 | Januar 2017 | Stromspeicher – Geschäftsmodelle im aktuellen rechtlichen Rahmen 3

E A . p a p e r # 9E A . p a p e r # 9

Stromspeicher Geschäftsmodelle im aktuellen rechtlichen RahmenStromspeicher stellen einen wichtigen Baustein bei der Umstellung des Energiesystems auf erneuerbare Energieträger dar. Aufgrund ihrer Eigenschaft Stromerzeugung und -verbrauch zeitlich zu ent-koppeln, können Speicher neben anderen Flexibilitätsoptionen dabei helfen die schwankende Verfügbarkeit fluktuierender, wetter-abhängiger Energieträger auszugleichen. Dieser positive Effekt der Speichereinbindung wird umso mehr zum Tragen kommen, wenn der Speicherbetrieb ein lohnenswertes Geschäftsmodell darstellt. Wie der gesamte Energiemarkt sind auch die Anwendbarkeit und Wirtschaftlichkeit von Speichern stark durch die Vielzahl der ener-giewirtschaftlichen Regularien geprägt. Die vorliegende Publikation geht daher der Frage nach, wie sich der rechtliche Rahmen auf un-terschiedliche Speichermodelle auswirkt und welche Geschäfts- modelle bereits heute wirtschaftlich darstellbar sind.

Für die verschiedenen Arten von Speichern gelten sehr unterschiedliche rechtliche Geneh-migungsgrundlagen. Die komplexen Geneh-

migungsvorschriften, zum Beispiel für den Bau von Pumpspeicherkraftwerken, die sich aus verschiede-nen Regelungsbereichen wie dem Wasser- und dem Naturschutzrecht speisen, sind selbstverständlich

nicht vergleichbar mit den eher niedrigen Anforde-rungen an die Genehmigung eines Batteriespeichers. In diesem EA.Paper wird aus diesem Grund nicht weiter auf Genehmigungsaspekte eingegangen, sondern auf den rechtlichen Rahmen der Marktteil-nahme von Speichern.

Aktueller rechtlicher Rahmen für Stromspeicher

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EA.paper # 9 | Januar 2017 | Stromspeicher – Geschäftsmodelle im aktuellen rechtlichen Rahmen4

E A . p a p e r # 9E A . p a p e r # 9

Gesetz Betrifft Speicher bzgl.

Energiewirtschaftsgesetz (EnWG) Netzentgelt, Netzentgeltbedingte Abgaben, Konzessionsabgabe

Stromnetzentgeltverordnung (StromNEV) Netzentgelt

Erneuerbare Energien Gesetz (EEG) EEG-Umlage

Stromsteuergesetz, Stromsteuer-Durchführungsver-ordnung, Energiesteuergesetz

Stromsteuer

Messstellenbetriebsgesetz (MsbG) Kosten für den Messstellenbetrieb

Das Energierecht ist grundsätzlich nach den drei Säulen Erzeugung, Transport und Vertrieb struktu-riert. Speicher können im aktuellen System keinem dieser drei Bereiche klar zugeordnet werden, da sie sich entweder angrenzend an eine Erzeugungsanla-ge, ob erneuerbar oder konventionell, im Netz oder in direktem Anwendungszusammenhang eines Verbrau-chers befinden. Aufgrund der fehlenden Definition für Speicher werden diese in die vorhandene Struk-tur der Regulierung „hineingepresst“ und teils als Erzeugungsanlage, teils als Letztverbraucher behan-

delt. Entsprechend dieser Zuordnung gelten gewisse Vorgaben und Pflichten und es fallen entsprechen-de Abgaben und Umlagebelastungen an – teilwei-se doppelt. Tabelle 1 zeigt eine grobe Übersicht der Vorgaben, die für Stromspeicheranlagen relevant sind.

Im Folgenden soll gezielt darauf eingegan-gen werden, auf welchen rechtlichen Grundlagen Speicher zur Zahlung von Umlagen und Abgaben verpflichtet sind, also mit welchen Kosten sie zunächst einmal belastet werden.

Tabelle 1: Übersicht rechtlicher Rahmen für Abgaben und Umlagen mit Betreff von Speichern (Stand Dezember 2016)

Anlagendefinition

Zur Erläuterung der einzelnen Begrifflichkeiten im Energiewirtschaftsgesetz (EnWG) erhält jeder Marktteilnehmer eine Begriffsdefinition. Anhand dieser Definition wird klar, welchen regulatorischen und rechtlichen Pflichten der jeweilige Marktteilneh-mer unterliegt. Die Begriffsdefinition für Speicher ist gemäß § 3 Nr. 25 EnWG die des „Letztverbrauchers“. Zugleich werden Speicher aber laut § 3 Nr. 15 EnWG und gemäß § 3 Nr. 1 Erneuerbare Energien Gesetz (EEG) auch als „(Erzeugungs-) Anlage“ definiert.

Dieser Widerspruch scheint sich nach Auffas-sung der Experten derzeit nicht rechtssicher auflö-sen zu lassen, wobei eine eigene juristische Defini-tion von Speichern vieles vereinfachen würde1,2. Für Speicher bedeutet das, dass sie beide Tatbestän-de erfüllen und entsprechend die sie betreffenden rechtlichen Vorgaben erfüllt werden müssen. Im Rahmen der Wirtschaftlichkeitsbetrachtung von Speichern sind vor allem die zu leistenden Umlagen und Abgaben von Interesse.

Umlagen und Abgaben

Die Systematik der Abgaben und Umlagen gestal-tet sich für Speicher zweideutig: Speicher als zuvor definierte Endverbraucher sind als solche zur Zahlung von Netzentgelten verpflichtet. Sofern sie jedoch den Strom aufnehmen und in dasselbe Netz wieder abgeben, werden sie bspw. von den Netzentgelten (teilweise) befreit. Dies folgt der Logik, dass Speicher in diesem Moment keine Endverbraucher sind, sondern den Strom lediglich zu einem Endverbrau-cher durchleiten. Wird der Strom allerdings entnom-men und einem anderen Zweck zugeführt, z.B. bei Power-to-Gas-Anwendungen ohne Rückverstromung, so gilt die Anlage als Letztverbraucher und ist voll netzentgeltpflichtig. Bei der EEG-Umlage ist es so, dass die Verwendung des ausgespeicherten Stroms (Eigenverbrauch oder Netzeinspeisung) EEG-Umla-gepflichtig ist. Das Einspeichern und alle Speicherver-luste sind davon nicht betroffen. Die einzelnen Zusam-menhänge werden nachfolgend genauer erläutert.

1 Frank Sailer: Das Recht der Energiespeicherung nach der Energiewende - die neuen Regelungen zur Stromspeicherung im EnWG und EEG, | ZNER 2012, S. 153-1622 Margarete von Oppen: Stromspeicher: Rechtsrahmen und rechtlicher Optimierungsbedarf, ER 1/14, S. 9-16

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EA.paper # 9 | Januar 2017 | Stromspeicher – Geschäftsmodelle im aktuellen rechtlichen Rahmen 5

E A . p a p e r # 9E A . p a p e r # 9

NetzentgelteAbweichend von der grundsätzlichen Pflicht zur Zahlung von Netzentgelten sieht § 118 Nr. 6 EnWG für den Zeitraum von 20 Jahren eine vollständige Befrei-ung von Netzentgelten für Speicher vor, die nach dem 4.8.2011 in Betrieb gegangen sind. Ebenfalls vollständig befreit, allerdings nur für zehn Jahre, sind Pumpspeicher, die um mehr als 7,5 % in ihrer Leistung oder um mehr als 5 % in ihrer Speicherka-pazität erweitert werden.

Netzbetreiber müssen zudem gemäß § 19 Abs. 4 der Stromnetzentgeltverordnung (StromNEV) Betreibern von Speichern ein individuelles Netzent-gelt anbieten. Nach Berücksichtigung des obig ausgeführten § 118 Nr. 6 EnWG kann dies nur Anlagen bzw. bei Pumpspeichern die definierten Anlagener-weiterung betreffen, die vor dem 01.01.2008 errich-tet wurden oder vor dem 4.8.2011 in Betrieb gegan-gen sind oder es nicht schaffen bis zum 5.8.2026 in Betrieb zu gehen bzw. die die vorgesehene Erwei-terung der Kapazität oder Leistung des Pumpspei-chers nicht erreichen. § 19 Abs. 4 StromNEV sieht für Speicherbetreiber vor, dass der Arbeitspreisanteil am Netzentgelt komplett entfällt und der Leistungsprei-santeil nur für den Speicherverlust anfällt.

Netzentgeltbedingte AbgabenDie Netzbetreiber sind nach § 17f Abs. 5 EnWG (Offshore-Haftungsumlage), den §§ 26, 28 und 30 KWKG (Kraft-Wärme-Kopplungs-Umlage), § 19 Strom-NEV (Individuelle Netzentgelte) und § 18 AbLaV (Abschaltbare Lasten) berechtigt die Kosten für geleistete Entschädigungszahlungen bzw. Umlagen als Aufschlag auf die Netzentgelte gegenüber Letzt-verbrauchern geltend zu machen. Hier gibt es für Speicher derzeit keine gesonderten Ausnahmen. Diese Abgaben sind gedeckelt für energieintensive Unternehmen und können nur gänzlich entfallen, wenn das öffentliche Netz nicht in Anspruch genom-men wird.

EEG-UmlageDas Erneuerbare-Energien-Gesetz sieht Speicher im Rahmen der Zahlung der EEG-Umlage vor. Zentra-le rechtliche Grundlage für Stromspeicher ist hier insbesondere der mit der Novellierung 2017 ergänz-te § 61k Abs. 1. Derzeit ist es demnach so, dass Speicherbetreiber für den Bezug von Strom, auch aus dem öffentlichen Netz, keine EEG-Umlage zahlen müssen, solange der Strom den Speicher auch als Strom wieder verlässt. Diese Befreiung gilt natürlich nur, wenn die angezeigten Strommengen in geeig-neter Weise bilanziert und nachgewiesen werden können und alle Mitteilungspflichten erfüllt sind (s. Folgeabsätze des § 61k EEG). Der anschließende

Letztverbrauch ist wiederum grundsätzlich EEG-um-lagepflichtig. Relevant für die Höhe der EEG-Umla-ge bei Letztverbrauch ist, ob eine Eigenversorgung vorliegt oder nicht (siehe folgende Kapitel).

StromsteuerDie Stromsteuer als eine Art Ökosteuer soll den Wert des Stroms erhöhen und so den sorgsamen Umgang mit Strom befördern. Als Steuerschuldner gilt der Stromerzeuger, der die Kosten in der Regel an den Endkunden weitergibt. Grundlage für die Erhebung der Steuer ist das Stromsteuergesetz und die Strom-steuer-Durchführungsverordnung. Für Speicher gilt hier eigentlich der gleiche Grundsatz wie beim EEG, d.h. solange nur EE-Strom durch den Speicher und das Netz an das dieser angeschlossen ist geht, gibt es eine vollständige Steuerbefreiung (§ 9 Abs. 1 Nr. 1 StromStG). Da die Stromsteuerbefreiung nicht mit der EEG-Vergütung kumuliert werden darf, steht in § 53c EEG, dass sich die Einspeisevergütung um die Höhe der Stromsteuerbefreiung verringert. Dies gilt nur für EEG-Strom, der durch ein Netz geleitet worden ist. Des Weiteren gilt eine Befreiung von der Stromsteuer bei Strom, der in Erzeugungsanlagen mit max. 2 MW Nennleistung erzeugt wird und im räumlichen Zusammenhang zur Anlage vom Betrei-ber oder Dritten zum Letztverbrauch entnommen wird (§ 9 Abs. 1 Nr. 3 StromStG). Dies ist z.B. bei der Eigenversorgung auf Speicher anzuwenden.

MessstellenbetriebsgesetzDas Messstellenbetriebsgesetz (MsbG) adressiert Speicher nicht im Speziellen, sondern legt Regelun-gen fest, unter denen der Rollout von intelligenten Zählern, dem so genannten Smart Metering, verfolgt werden soll. Wesentliche Knackpunkte sind hier die Datensicherheit und die technischen Mindestan-forderungen der Produkte. Hinzu kommt, dass der Kunde die freie Wahl des Messstellenbetreibers hat und dass unbedingt eine Trennung vom Messstel-lenbetreib zum Netzbetrieb zu erfolgen hat. Für den Betrieb der Messstelle bekommt der Messstel-lenbetreiber ein Entgelt, dessen Preisobergrenzen ebenfalls im MsbG festgelegt sind. Diese hängen von der umgeschlagenen jährlichen Energiemenge bzw. der installierten Leistung der Energieanlage ab, Details dazu im Anhang. So darf z.B. bei einer PV-Anlage>7 kW und <15 kW der Messstellenbetrieb ab dem Jahr 2017 nicht mehr als 100 Euro brutto im Jahr Kosten.3

3 EnergieAgentur.NRW: EA.Paper Gesetz zur Digitalisierung der Energiewende. Wen betrifft es und was ändert sich?, www.energieagentur.nrw, abgerufen am 14.12.2016

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EnergiemarktSpeicher können je nach Einsatzzweck zum „Geldver-dienen“ oder zum „Geldsparen“ eingesetzt werden. Im ersten Fall würde ein Speicher, ähnlich einem Kraftwerk, am Markt teilnehmen. Dies kann sowohl am Energy Only Markt (EOM) sein oder an einem der Regelenergiemärkte. Im zweiten Fall würde die Anschaffung eines Speichers den alternativen Kosten gegenüber gestellt. So zum Beispiel beim Einsatz mit einer privat oder im Gewerbe betriebenen PV-Anlage: Hier würde dann geprüft werden, ob die Kosten der Anschaffung eines Speichers sich gegenüber den Kosten des Strombezugs aus dem öffentlichen Netz rechnen. Zwar gibt es keine gesonderte Vergütung für die Speicherung von Strom, der Anspruch auf Vergü-tung nach EEG bleibt aber bestehen auch wenn der Strom zwischengespeichert wird (§ 19 Abs. 3 EEG).

Die einzelnen Möglichkeiten der Marktteilnah-me und die dazu gehörige Erlös- und Kostenstruktur ist in den nachfolgenden Kapiteln 4 und 5 erläutert.

Öffentliche FörderungDie Wirtschaftlichkeit eines Speichersystems kann auch im Rahmen der öffentlichen Förderung über die Nutzung verschiedener Programme erhöht werden. Bei den bisherigen Förderprogrammen für Batterie-speicher findet die Förderung über Zuschüsse statt.

Erlösmöglichkeiten für Speicher

KfW-Speicherförderprogramm auf BundesebeneAuf Bundesebene kann über die KfW (Programm Nr.275) ein Förderdarlehen mit Tilgungszuschuss für Batteriespeichersysteme in Verbindung mit PV-An-lagen mit maximal 30 kWp installierter Leis-tung beantragt werden. Dabei muss die maximale Leistungs-abgabe der PV-Anlage für 20 Jahre auf 50 % der instal-lierten Leistung begrenzt sein. Ab 2017 beträgt der Tilgungszuschuss im ersten Halbjahr 19 % und im zweiten Halbjahr 16 % der förderfähigen Kosten (mit einer Begrenzung bei 2000 bzw. 2200 Euro / kWp der PV-Anlage).

NRW-Speicherförderung auf LandesebeneIn NRW werden über das Landesförderprogramm progres.nrw (Markteinführung) bis zur Hälfte der Ausgaben größerer Batteriespeicher an Photovol-taikanlagen (PV-Anlagen) mit mindestens 30 kWpeak bezuschusst. Solange die PV-Anlage nicht vor 2013 in Betrieb genommen wurde, kann auch die Nachrüs-tung von Bestandsanlagen gefördert werden. Der Zuschuss der nordrheinwestfälischen Landesregie-rung kann bis zu 75.000 Euro pro Speicher betragen. Durch die jährliche Revision des Programms, das in seiner neuen Form im Februar 2017 auf den Weg gebracht wird, können sich die Randbedingungen der Förderung ändern. Weitere Förderprogramme für Speicher mit unterschiedlichen Randbedingungen gibt es derzeit u.a. in Bayern, Sachsen und Saarland.

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Personenidentität

EEG-Umlage (100%)NetzentgelteStromsteuer

EEG-Umlagebefreit

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Geschäftsmodelle basierend auf Eigenversorgung und Vor-Ort-Verbrauch

Da die Wirtschaftlichkeit von Speicherkonzepten mit dem Fokus Eigenversorgung in der Regel di-rekt mit anfallenden Abgaben und Umlagen zusammen-hängt, sind für die Etablierung von Geschäftsmodel-len besonders die Aspekte der Netzkopplung, der Größe der Anlage oder auch die mögliche Funktions-weise als Eigenverbrauchsanlage relevant.

Die Eigenversorgung wird in § 3 Nr. 19 EEG und § 61 ff EEG definiert und umfasst folgende Vorausset-zungen:

■ der Strom wird selbst erzeugt ■ der Strom wird selbst verbraucht ■ zwischen Erzeuger und Verbraucher liegt strikte

Personenidentität vor ■ zwischen Erzeugung und Verbrauch liegt Zeit-

gleichheit vor ■ es erfolgt keine Nutzung des öffentlichen

Stromnetzes ■ Erzeugung und Verbrauch erfolgen in unmittelbarem

räumlichen Zusammenhang

Nur wenn diese Voraussetzungen komplett erfüllt sind, ist es möglich von der Zahlung der EEG-Umla-ge komplett oder teilweise befreit zu sein. Umfasst das Eigenversorgungskonzept neben der Stromer-zeugungsanlage auch einen Speicher, müssen die genannten Voraussetzungen für die Gesamtheit der Anlagen und Verbräuche zutreffen.

PV-Hausspeicher zur Optimierung der Eigenversorgung

Ein Batteriespeichersystem in Kombination mit einer kleinen PV-Anlage (< 10 kWpeak) wird üblicherweise vor dem Hintergrund der Optimierung der Eigen-versorgung betrieben. Bei diesem Speichermodell entsprechen die Erlöse den vermiedenen Strombe-zugskosten, die durch den Einsatz des Speichers zusätzlich eingespart werden können.

Abbildung 1: Eigenversorgung: Umlagebefreiungen und Zahlungsverpflichtungen

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4 Für detaillierte Ausführungen der Bestimmungen für Bestandsanlagen siehe § 61c-f EEG.5 Laut Gesetzestext entfällt die EEG-Umlage für die Einspeicherung in der Höhe, in der für den Letztverbrauch (also die Ausspeicherung) gezahlt wird.

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Unter der Prämisse, dass es sich bei der PV-Anla-ge, durch die der Speicher gespeist wird, um eine Anlage unterhalb der sogenannten Bagatellgrenze von 10 kWpeak handelt und die Voraussetzungen der Eigenversorgung erfüllt sind, fällt keine EEG-Umlage, weder für das Einspeichern noch beim Ausspeichern, an. Da keine Nutzung des öffentlichen Netzes erfolgt, fallen zudem weder für das Einspeichern noch für das Ausspeichern Netzentgelte an. Strommengen,

die in kleinen dezentralen Anlagen erzeugt werden sind außerdem stromsteuerbefreit, wenn diese in räumlichem Zusammenhang verbraucht werden. Diese Befreiung ist nicht an die strikten Vorgaben der Personenidentität gebunden.

Die gleichen Regelungen gelten für Bestandsan-lagen, die bereits vor dem 1.8.2014 bzw. 1.1.2015 zur Eigenerzeugung genutzt wurden.4

Bei < 10 kW-PV-Anlage zur Eigenversorgung

Einspeichern (aus der PV-Anlage)

Ausspeichern (zum Verbrauch vor Ort)

EEG-Umlage - -

NetznutzungsentgelteNetzentgeltbedingte Abgaben

Konzessionsabgabe

---

---

Stromsteuer - -

Bei > 10 kW-PV-Anlage zur Eigenversorgung

Einspeichern (aus der PV-Anlage)

Ausspeichern (zum Verbrauch vor Ort)

EEG-Umlage - 40%

NetznutzungsentgelteNetzentgeltbedingte Abgaben

Konzessionsabgabe

---

---

Stromsteuer - -

Tabelle 2: Eigenversorgung < 10 kWp: Übersicht zu Abgaben und Umlagen

Tabelle 3: Eigenversorgung > 10 kWp: Übersicht zu Abgaben und Umlagen

Wird die 10 kW / 10.000 kWh-Grenze beim Eigenver-brauchs-Modell (Neuanlage) überschritten, gelten folgende Regelungen zu Abgaben und Umlagen. Wie bei der Eigenversorgung ohne Speicher fallen 40 % der EEG-Umlage für selbst erzeugten und vor Ort selbst verbrauchten Strom an. Der mit dem EEG 2017 ergänz-te § 61k schafft für diese Speichermodelle Klarheit, da nun die Doppelbelastung vermieden wird.5

Da im Zuge der Eigenversorgung die Nutzung des öffentlichen Netzes ausgeschlossen ist, fallen auch keine Netznutzungsentgelte und damit einher-gehende Abgaben an. Die Stromsteuerbefreiung gilt ebenfalls, solange die Stromerzeugungsanlage maximal 2 MW Kapazität aufweist.

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EEG-Umlage (100%)NetzentgelteStromsteuer

* einzelner Anwender (siehe Abbildung 3)

6 Z.B. Beegy Flatrate, Sonnen, Senec.Cloud, Buzzn7 Z.B. Caterva, Senec Econamic.Grid, Sonnen (geplant)8 Verschiedene Juristen vertreten die Ansicht, dass die Eigenversorgung nur schwer mit der Tatsache vereinbar wäre, dass ein Dritter über die virtuelle Vernetzung die Sachherschafft und damit die Betreibereigenschaft über den Speicher erhält. Entsprechend läge auch bei vor Ort Nutzung des Stroms aus dem Speicher keine Eigenversorgung mehr vor und die EEG-Umlage fiele an. Eine eindeutige Aussage hierzu gibt es vom Gesetzgeber bislang nicht. Siehe Webauftritt JuraBlogs, www.jurablogs.com, www.photovoltaikforum.com, abgerufen am 29.11.2016

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E A . p a p e r # 9E A . p a p e r # 9

Kleine Eigenversorgungskonzepte sind von Steuern, Umlagen und Abgaben befreit. Ob ein kleiner Speicher in Verbindung mit einer privaten PV-Anlage wirtschaftlich ist hängt von verschiedenen Faktoren ab. Kostenseitig sind dies insbesondere die Anschaf-fungs- und Wartungskosten (evtl. durch Förderpro-gramme bezuschusst), „Erlösseitig“ ist der Eigen-verbrauchsanteil des erzeugten PV-Stroms relevant. Mit jeder kWh, die ein Speichernutzer zusätzlich aus seiner PV-Anlage direkt verbrauchen kann, statt sie gegen die Einspeisevergütung an den Netzbetreiber abzugeben, werden Stromlieferkosten eingespart. Kerneinflussgrößen auf die Ersparnis je kWh, die die Wirtschaftlichkeit beeinflussen sind der anzulegen-de Wert (= entgangene Einnahmen aus Einspeisung) und der Strompreis(= eingesparte Kosten).

Bei größeren PV-Speicher-Kombinationen fällt für selbst erzeugten und verbrauchten Strom immer ein Teil der EEG-Umlage an. Die Wirtschaftlichkeitsbe-trachtung beruht ansonsten auf den gleichen Grund-sätzen wie bei den kleineren Anlagen. Für Gewerbe und Industrie kann die Einbindung eines Speichers aber insbesondere auch zur Reduktion der Netzent-gelte über das sogenannte Spitzenlastmanagement oder die atypische Netznutzung interessant sein. Diese Modelle werden in folgenden Kapiteln näher be-trachtet.

PV-Hausspeicher zur Optimierung der Eigenversorgung mit Netzanbindung und Mischnutzung

PV-Speicher-Systeme mit Mischnutzung, zur Erhö-hung des Eigenverbrauchs und gleichzeitigen An-wendung zur Bereitstellung von Systemdienstleis-tungen, werden aktuell viel diskutiert. Verschiedene Bündeler – Energieversorger, Speicherhersteller und Aggregatoren – bieten Konzepte unter den Begriffen Schwarmspeicher, Community Power oder Flatra-te-Strom an. Kleine dezentrale Speicher werden ver-netzt und im Pool als virtuelles Kraftwerk6 oder zur Re-gelenergievermarktung7 genutzt. Die Perspektive der Anbieter dieser Pools wird im nachstehenden Kapitel betrachtet. Dem Betreiber der dezentralen Speicher bieten diese Angebote teilweise kostenlose Strom-mengen, eine Erhöhung des Eigenverbrauchs, oder eine Stromflatrate. Hierfür ist meist eine regelmäßige Gebühr zu zahlen. Ob diese Angebote wirtschaftlich attraktiv sind, ist individuell zu betrachten. Aufgrund der Paketlösung sind die einzelnen Strompreiskom-ponenten für den Nutzer nicht mehr relevant. Dies bedeutet für den Nutzer, dass er keine Abgaben oder Umlagen direkt abführen muss. Mögliche Umlagen, die insbesondere bei Ein- und Ausspeichern aus dem oder ins Stromnetz anfallen würden, sind in den Pa-ketgebühren bereits enthalten.8

Abbildung 2: Mischnutzung über Bündeler: Umlagebefreiungen und Zahlungsverpflichtungen

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Personenidentität

EEG-Umlage (100%)

EEG-Umlage (100%)NetzentgelteStromsteuerEEG-Umlage

befreit

9 Potential dies zu ändern könnte die stärkere Anwendung der Blockchain-Technologie bieten, siehe Webauftritt der EnergieAgentur.NRW, www.energieagentur.nrw

EA.paper # 9 | Januar 2017 | Stromspeicher – Geschäftsmodelle im aktuellen rechtlichen Rahmen10

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Ein wirtschaftlicher Vorteil der Mischnutzung ohne Bündeler ist für Betreiber kleiner PV-Spei-cher-Kombinationen derzeit9 nicht erkennbar, da dieser nicht direkt am Strommarkt oder am Markt für Systemdienstleistungen teilnehmen kann. Die Einspeicherung aus dem Netz würde bedeuten, dass Strom herkömmlich gekauft wird, eine verzögerte Ab-gabe von gespeichertem PV-Strom, würde behandelt

wie eine direkte Einspeisung von PV-Strom ins Netz. Dieser Umstand ist unabhängig von der Pflicht zur Zahlung der Umlagen zu betrachten. Hier sieht das aktuelle EEG nun auch eine EEG-Umlagebefreiung für die gemischte Nutzung von Stromspeichern vor. Die Verrechnungsregelung aus § 61k EEG kann bei die-sen Modellen für maximal 500 kWh je kW installierter Speicherkapazität und Jahr angewandt werden.

Quartierspeicher

Bei einem Quartierspeicher wird Strom aus ver-schiedenen Quellen zentral ein- und ausgespeichert. PV-Anlagenbetreiber können ihren überschüssigen Strom in den Speicher leiten und zu einem späteren Zeitpunkt wieder hieraus beziehen. Bei Einbindung eines Quartierspeichers liegt üblicherweise keine Personenidentität zwischen Speicherbetreiber und Stromverbraucher vor. Daher gelten die Bedingun-gen der Eigenversorgung nicht und es handelt sich vielmehr um eine Direktlieferung an den Speicher-betreiber. Der aus dem Speicher abgegebene Strom ist beim Letztverbraucher EEG-Umlagepflichtig, wie jede andere Stromlieferung auch. Der mit dem EEG 2017 ergänzte § 61k schafft für diese Speichermo-

delle jedoch Klarheit, da die Doppelbelastung (beim ein- und ausspeichern) vermieden wird. Hinsichtlich der sonstigen Umlagen und Abgaben fehlen bislang allerdings eindeutige Regelungen. So sind die Aus-sagen zu Stromsteuer, Netznutzungsentgelten und Netzentgeltbedingten Abgaben nicht klar.

Abbildung 3: Mischnutzung aus Einzelsicht (theoretisch): Umlagebefreiungen und Zahlungsverpflichtungen

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Personenidentität

EEG-Umlage (100%)

EEG-Umlage (100%)NetzentgelteStromsteuerEEG-Umlage

befreit EEG-Umlage (100%)Stromsteuer ?

EEG-Umlage befreit

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Fall a) ohne NetzdurchleitungWenn der Strom der dezentralen PV-Anlagen nicht durch das öffentliche Stromnetz sondern durch Direkt-leitungen in den Quartierspeicher geleitet wird, könnten beim Einspeichern wie auch beim Ausspeichern die Netznutzungsentgelte nicht anfallen.

Einspeichern (aus der PV-Anlage)

Ausspeichern (zum Verbrauch vor Ort)

EEG-Umlage - Ja (100%)

NetznutzungsentgelteNetzentgeltbedingte Abgaben

Konzessionsabgabe

-Nicht eindeutig geklärtNicht eindeutig geklärt

-Nicht eindeutig geklärtNicht eindeutig geklärt

Stromsteuer Nicht eindeutig geklärt Nicht eindeutig geklärt

Tabelle 4: Quartierspeicher (ohne Netzdurchleitung): Übersicht zu Abgaben und Umlagen

Abbildung 4: Quartierspeicher (ohne Netzdurchleitung): Umlagebefreiungen und Zahlungsverpflichtungen

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EEG-Umlage (100%)NetzentgelteStromsteuer

EEG-Umlage befreitNetzentgelteStromsteuer ?

EA.paper # 9 | Januar 2017 | Stromspeicher – Geschäftsmodelle im aktuellen rechtlichen Rahmen12

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Fall b) mit NetzdurchleitungBei Durchleitung des Stroms zum Speicher hin und wieder hinaus durch das Netz der allgemeinen Versor-gung sind zumindest die zu zahlenden Netzentgelte klarer definiert. Beim Ausspeichern fallen diese immer an. Beim Einspeichern besteht die Möglichkeit der Befreiung der Zahlung der Netznutzungsentgelte nach § 118 Abs. 6 EnWG. Die Verpflichtung zur Zahlung der Stromsteuer ist auch in diesem nicht eindeutig geklärt.

Abbildung 5: Quartierspeicher (mit Netzdurchleitung): Umlagebefreiungen und Zahlungsverpflichtungen

Einspeichern (aus der PV-Anlage)

Ausspeichern (zum Verbrauch vor Ort)

EEG-Umlage - Ja (100%)

NetznutzungsentgelteNetzentgeltbedingte Abgaben

Konzessionsabgabe

befreit nach EnWG oder StromNEVNicht eindeutig geklärt

Ja

Ja (beim Letztverbraucher)Ja (beim Letztverbraucher)Ja (beim Letztverbraucher)

Stromsteuer Nicht eindeutig geklärt Ja (beim Letztverbraucher)

Tabelle 5: Quartierspeicher (mit Netzdurchleitung): Übersicht zu Abgaben und Umlagen

Quartierspeicher werden bislang nur im Rah-men von Pilotprojekten erprobt. Eine Nutzung des Speichers zur Erhöhung der Eigenversorgung ist auf-grund der nicht vorliegenden Personenidentität von PV-Anlagen und Speicher-Betreiber nicht möglich. Betrachtet man lediglich die Umlagen und Abgaben die bei Nutzung eines Quartierspeichers anfallen,

liegen die Belastungen noch immer unter dem Haus-haltsstrompreis. In diese Betrachtung sind allerdings noch keine Kosten für die Installation und den Betrieb des Speichers aufgenommen. Diese müssten aus der Differenz der anfallenden Umlagen und Abgaben und dem Haushaltsstrompreis refinanziert werden.

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10 Deutsche ÜNB: Anforderungen an die Speicherkapazität bei Batterien für die Primärregelleistung, Veröffentlichung zur Präqualifikation Primärregelleistung September 2015, Webauftritt der ÜNB - Regelleistung, www.regelleistung.net, abgerufen am 29.11.201611 BVES, DIHK: Faktenpapier Energiespeicher April 2016, www.bves.de, abgerufen am 16.12.2016

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Geschäftsmodelle basierend auf Vermarktungsstrategien

Der marktorientierte Einsatz von Stromspeichern erfolgt vor allem über das Erbringen von Sys-tem-dienstleistungen und das Angebot nachfrageorien-tierter Strommengen im Regelenergie- und Spot-markt. Eine entsprechende Marktteilnahme kann von großen Speichern in Eigenregie oder von dezentralen Speichern in der Regel im Verbund, im Sinne eines virtuellen Kraftwerks, erbracht werden. Geschäfts-modelle für kleinere Speicheranwendungen werden im vorherigen Kapitel dargestellt.

Beispiele für Systemdienstleistungen, die zum jetzigen Zeitpunkt allerdings noch nicht so vergütet werden, dass sie als Grundlage eines Geschäftsmodells bezeichnet werden könnten, sind die folgenden:

■ Frequenzhaltung ■ Spannungshaltung (z.B. durch Lastmanagement

oder die Bereitstellung von Wirk-/Blindleistung) ■ Versorgungswiederaufbau

Systemdienstleistungen können in der Regel nicht von Erzeugerseite im Markt platziert werden, sondern wer-den entweder durch den Übertragungsnetzbetreiber erbracht oder angefordert. Hier bleibt abzuwarten, ob und inwiefern Nutzungsmöglichkeiten von Speichern in Zukunft vertraglich (z.B. in Form von Lastscheiben) an einen Netzbetreiber übertragen werden können (z.B. auf der Grundlage von Pachtverträgen) oder aber eine aktivere Einbindung des Speicherbetreibers selbst möglich sein wird.

Die Teilnahme am Regelenergiemarkt kann da-gegen schon jetzt vom Speicherbetreiber selbst ini-tiiert und abgewickelt werden. Gerade zur Bereitstel-lung von Primärregelleistung sind Speicher aufgrund ihres schnellen Reaktionsvermögens besonders ge-eignet. Aktuell werden entsprechende Präqualifikati-onsanforderungen diskutiert. Für die Bereitstellung von Primärregelleistung, die in der Regel vor allem von konventionellen Kraftwerken erbracht wird, besteht derzeit eine Verfügbarkeitsanforderung von 100 % für die Produktzeitdauer von einer Woche. Da aufgrund eines begrenzten Speichervolumens eine solche An-forderung für Speicher nicht erfüllbar ist, wurde für Einheiten mit begrenztem Speichervolumen ein an-deres Kriterien eingeführt: die Pflicht einen Vollabruf für mindestens 30 Minuten sicherzustellen10. In einem entsprechenden Verfahren wird aktuell geklärt, ob die-se Anforderung gerechtfertigt ist.

Auch eine Nutzung des sogenannten Arbitra-ge-Geschäfts („kaufe günstig, verkaufe teuer“) kann bei Preisschwankungen im Day-ahead Markt attrak-tiv sein. Aktuell ist es jedoch so, dass klassische Preisspitzen wie das so genannte „Mittagshoch“ und das „Nachttief“ kaum noch auftreten. In einem fluktuierender werdenden Stromsystem ist jedoch in Zukunft wieder mit größeren Schwankungen zu rechnen. Darüber hinaus wäre es für die Nutzung von Geschäftsmodellen für Speicher sinnvoll, größere Preisspitzen auf den Strommärkten auch tatsächlich regulatorisch zuzulassen. Basierend auf den Diskus-sionen um ein neues Strommarktdesign scheint eine entsprechende Entwicklung sehr wahrscheinlich. Außerdem können weitere Erlöse mit Speichern auf dem Intraday-Markt erzielt werden.

Spitzenlastmanagement und atypische Netznutzung

Auch für Industrie und Gewerbe kann bereits heute der netzdienliche Einsatz von Speichern zu einem Geschäftsmodell werden. Hier kann der Einsatz ei-nes Speichers dabei helfen, die bezogene Jahres-höchstlast, die wesentlich bei der Festsetzung des Netznutzungsentgeltes ist, zu senken. Hierzu wür-de der vollgeladene Speicher den niedrigeren und damit im Netznutzungsentgelt günstigeren Strom leistungsmäßig im Falle einer Leistungsspitze im Unternehmen ergänzen. Besonders relevant ist dies für solche Unternehmen, die an der Mittelspannung angeschlossen sind oder einen Jahresverbrauch von über 100.000 kWh haben. Überdies ist es möglich, gemäß im ersten Kapitel an-geführtem § 19 Abs. 2 Satz 1 StromNEV ein individuellen Netzentgelt zu vereinbaren, sofern man darlegen kann, dass die un-ternehmenseigene Höchstlast nicht zeitgleich mit der Höchstlast im Netz des Netzbetreibers auftritt. Diese atypische Netznutzung kann Einsparungen von bis zu 80 % beim Posten Netznutzungsentgelt ausmachen11.

Vermeidung von Abweichungen der gekauften Lastbänder

Es ist davon auszugehen, dass sich für Gewerbe und Industrie der Strombezug dahingehend verän-dert, dass Schwankungen stärker bepreist werden als in der Vergangenheit. Aktuell werden Schwan-kungen von bis zu 10 % Mehr- oder Minderverbrauch unentgeltlich vom jeweiligen Versorger ausgeglichen.

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12 Siehe Fn 11.13 Caterva: Erstmals Primärregelleistung durch privat genutzte Schwarm-Stromspeicher, Pressemitteilung Juli 2015, Webauftritt der Fa. Caterva, www.caterva.de, abgerufen am 05.12.201614 PV-Magazine: Batteriespeicheranbieter Fenecon geht mit Energy Pool in die Offensive, Pressemitteilung Oktober 2016, Webauftritt des pv-magazines, www.pv-magazine.de

EA.paper # 9 | Januar 2017 | Stromspeicher – Geschäftsmodelle im aktuellen rechtlichen Rahmen14

E A . p a p e r # 9E A . p a p e r # 9

Der Bundesverband Energiespeicher nennt in seinem Faktenpapier Energiespeicher12 folgende zukünfti-ge Option für den Einsatz von Speichern als Unter-nehmensstrategie: Um Mehrkosten aufgrund von Verbrauchsschwankungen in Industrie und Gewerbe zu vermeiden, könnte in Zukunft die eigenständige Speicherung von Energie als ein Geschäftsmodell von Industrie und Gewerbe etabliert werden.

Schwarmspeicher (virtuell)

Als Schwarmspeicher wird das Zusammenschalten einzelner Speicher zu einer größeren Speicheranla-ge bezeichnet, die entsprechend virtuell als Einheit gesehen werden kann. Mit einer entsprechend hohen Speicherleistung wird so eine Vermarktung der Spei-chermenge auf dem Regelenergiemarkt ermöglicht. Ein Vermarkter, der als Bündeler fungiert, kann den einzelnen Speichereigentümern verschiedene Kondi-tionen dafür anbieten, dass er auf die entsprechen-den Speicherkapazitäten zugreifen kann. Geschäfts-modelle können sehr vielfältig sein. Entscheidend ist

einzig und alleine, dass sich der Vermarkter mit den einzelnen Speicherbetreibern auf ein Modell einigt. Die Umlagebefreiungen und Zahlungsverpflichtun-gen sind in Abbildung 2 und Abbildung 3 dargestellt. Hier erfolgt gemäß § 61k EEG eine Verrechnung der theoretisch anfallenden EEG-Umlage. Es muss nur durch den Letztverbraucher für den Strom gezahlt werden, der über das Netz geliefert wird. Einschrän-kend bei diesem Konstrukt ist lediglich die jährliche Begrenzung auf 500 kWh je kW installierter Leistung des Speichers.

Ein Beispiel für den Betrieb eines Schwarm-speichers stellt das Gemeinschaftsprojekt13 des Systemlieferanten Caterva GmbH und der N-ERGIE Aktiengesellschaft dar. Auch die Firma Fenecon bie-tet Speicherbetreibern, die eine PV-Anlage in Haus-haltsgröße betreiben, einen Zusatzerlös durch eine Speicheranwendung im Verbund an14. In beiden Fäl-len nimmt die Leitzentrale des Bündelers die einzel-nen aktuellen Speicherladestände auf und regelt den Schwarm so aus, dass jederzeit die angebotene Pri-märregelleistung zur Verfügung steht.

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15 Sauer, D. U.; Nykamp, S.; Badeda, J,; Fuchs, C. e.a.: „Dezentrale Speicher als neue Elemente mit Flexibilisierungspotenzial für die Netze – Handlungsempfehlungen einer Expertengruppe im Netzwerk Netze und Speicher der EnergieAgentur.NRW im Auftrag des Landes NRW“, Veröffentlichung Januar 2016

EA.paper # 9 | Januar 2017 | Stromspeicher – Geschäftsmodelle im aktuellen rechtlichen Rahmen 15

E A . p a p e r # 9E A . p a p e r # 9

Die aktuellen regulatorischen Voraussetzungen schaffen weder für die Erbringung von System-dienstleistungen noch für die Speicherung von EE-Überschussstrom effektive Anreize. Zum einen wird Flexibilität im Marktumfeld nicht ausreichend vergütet, zum anderen konkurrieren Speicher mit anderen Flexibilitätsoptionen und konventionellen Kraftwerken. Die Speicherung von EE-Überschuss-strom wird nicht forciert, da für erneuerbaren Strom gesetzlich garantierter Einspeisevorrang und Ab-nahme gilt und selbst bei Abregelung die Vergü-tung weitergezahlt wird. Durch die Anwendung der so genannten 6-Stunden-Regel (§ 51 EEG) werden Strommengen billig exportiert, die weder einen Bei-trag zur EEG-Umlage noch zur weiteren Besteuerung liefern. Hier ist es möglich durch eine Verschärfung der 6-Stunden-Regel den Einsatz von Speichern zu forcieren, allerdings sind die Auswirkungen auf die betreffenden EE-Anlagen umfassend zu prüfen. Der-zeit gilt diese Regelung nur von Windenergieanlagen mit mehr als 3 MW und PV-Anlagen mit mehr als 500 kW, somit würden eher sehr große Speichersysteme davon profitieren.

Eine Bündelung der Speicherkapazitäten ist grundsätzlich positiv zu bewerten, da die Kosten des Regelungssystems eines Speichers, also die Peripherie, gegenüber den eigentlichen Zellen mehr als zwei Drittel der Gesamtkosten eines Speicher-systems ausmachen. Somit kann man bei größeren Speichern, die für mehrere User eine gemeinsame Peripherie haben, Kosten sparen. Zudem kann die-ser Speicher besser ausgelastet werden und evtl. Zur Bewirtschaftung verschiedener Anforderungen eingesetzt werden.15 Diese Speicherkonstellationen werden aber nachteilig behandelt. Bei Schwarm-konzepten und Quartierspeichern könnte man die Auffassung vertreten, dass der PV-Anlagenbetreiber Speicherplatz „mietet“. Diesen Speicherplatz nutzt

er um seine Eigenversorgung auszuweiten. Da die engen Vorgaben zur Eigenversorgung aber nicht er-füllt werden, zahlt der Quartierspeichernutzer für die Nutzung des Speichers EEG-Umlage beim Strombe-zug aus dem Speicher. Diese Regelung führt bei Be-treibern von kleinen PV-Anlagen dazu, dass einzelne, nicht vernetzte, dezentrale Batterien besser gestellt sind. Speicherkapazitäten können auf diese Weise nicht optimal genutzt werden, da jeder Nutzer seinen eigenen Speicher betreiben muss, statt Schwankun-gen in der Gruppe auszugleichen und so eine bessere Auslastung der Speicher zu erreichen. Entsprechend müssen die gesetzlichen Hürden abgebaut werden, die es derzeit nicht attraktiv machen, einen Spei-cher im Quartier, im Schwarm oder als Vermieter zu betreiben, obwohl dies systemdienlich wäre. Um at-traktive Geschäftsmodelle im Marktumfeld von Spei-chern zu schaffen, bedarf es u.a. einer Absenkung der aktuell noch existierenden Eintrittshürden z.B. durch Sondergenehmigungen für Piloten oder Aus-gleichszahlungen bei Doppelbelastungen. Im Bereich der Regelenergiemärkte gilt es, die Voraussetzungen für eine Öffnung des Marktes für alle Arten von Flexi-bilitäten zu schaffen.

Wenn das Potential dezentraler Speicher als Fle-xibilitätsanbieter im Netz genutzt werden soll, gilt es, zumindest die derzeitigen Regelungen des Unbund-lings zu prüfen. Besser noch wäre, die Gesetzeslage für Speicher eindeutig zu klären und mittels Konso-lidierung der verschiedenen Ansätze in bspw. EnWG, EEG, StromNEV, StromStG in einem Rechtsdokument zu spezifizieren und Speicher sowie andere Flexibi-litätsoptionen als vierte Säule im Energiemarkt zu etablieren. Der aktuelle Flickenteppich aus verschie-denen Verordnungen und Gesetzen muss zusammen-geführt werden, damit die Genauigkeit der Verordnun-gen erhöht werden kann und das Verständnis für alle Stakeholder erleichtert wird.

Weiterführende Informationen:

Stromvermarktung.Navi der EnergieAgentur.NRW

Leitfaden zur Eigenversorgung der Bundesnetzagentur

Unzulänglichkeiten des aktuellen Systems

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Januar 2017

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die männliche Form von Substantiven; diese impliziert jedoch stets auch die weibliche Form.