studierende berufseinsteigerinnen asd-kolleginnen · fazit: wir sollten endlich akzeptieren, dass...
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Studierende Berufseinsteigerinnen ASD-Kolleginnen
Ängste nehmen Nachdenken über Umgang mit: Risiken Verantwortung
Entscheidungen Anstöße geben für: Vorbereitung auf schwierige Entscheidungen im ASD schon im Studium Einarbeitung neuer ASD – Kräfte Erleichterung und Effizienzsteigerung in der Arbeit im ASD
Angst!!
Bei Sozialarbeiterinnen Bei Eltern Bei Kindern
100% Sicherheit!
Kollegiale Beratung
Sozialpädagogische Prognose
Wie sicher sind Prognosen? Experiment Aktienpakete: 10.000 Teilnehmer 50 Aktien 1. Möglichst viele Insider-Infos (Experten) 2. Hochleistungs-Rechner 3. 100 Laien
Wie sicher sind Prognosen? Experiment Aktienpakete: 10.000 Teilnehmer 50 Aktien 1. Möglichst viele Insider-Infos (Experten) 2. Hochleistungs-Rechner 3. 100 Laien
Das Aktienpaket der Laien stieg im Wert um 2,5 % und war im Ergebnis besser als 88 % aller eingereichten Pakete
Das Paket des Chefredakteurs fiel um 18,5 % Wert
Häufigkeit: Wie oft kam es in der Vergangenheit schon zu Gewaltvorfällen? (Truthahn-lllusion)
Design: Wie bestimmen die Eigenschaften des Gegenstandes /der Person die Wahrscheinlichkeit des Eintritts eines bestimmten Ereignisses? (Familiensysteme sind keine Maschinenstrassen)
Überzeugungsgrad: Welche Hypothese passt am besten zu unseren bisherigen Erfahrungen bzw. welche Expertise scheint uns am überzeugendsten? (wer gewinnt die Kollegiale Beratung?)
Alle Alternativen sind bekannt. Es liegen viele Information vor. Geeignet für technische Abläufe. Geeignet, um Ereignisse in der Vergangenheit im Nachhinein zu erklären. Ungeeignet, um Prognosen zu menschlichem Verhalten zu erstellen.
In einer ungewissen Welt sind komplexe Methoden der Entscheidungsfindung, die auf mehr Informationen und Berechnungen setzen, häufig schlechter und können Schaden anrichten, weil sie ungerechtfertigte Hoffnung auf Gewissheit wecken (Gigerenzer, Gerd: Risiko Wie man richtige Entscheidungen trifft, München, 2013, S.58).
Wir sollten auf unsere Intuition
vertrauen, wenn wir über Dinge
nachdenken, die schwer vorauszusagen
sind, und wenn wir wenig Information
haben. (Gigenrenzer, Gerd:
Bauchentscheidungen, München 2007,
S. 162)
Intelligente Faustformeln Ein Faustregel unterscheidet sich grundlegend von einer Bilanzmethode mit pro und contra; sie versucht, die wichtigste Information herauszugreifen und lässt den Rest außer acht.
Beispiel: Suchregel: Prüfe die Gründe in der Reihenfolge ihrer Bedeutung. Stoppregel: Beende die Suche, sobald sich die Alternativen hinsichtlich eines Grunds unterscheiden. Entscheidungsregel: Wähle diejenige Alternative, die dieser Grund nahelegt (Gigenrenzer, Gerd: Bauchentscheidungen, München 2007, S. 158).
Beispiel für die Anwendung der lexikalischen Methode zur Entscheidungsfindung: A = Inobhutnahme B= Keine Inobhutnahme
A B
1. Anzeichen körperlicher
Gewalt?
ja nein
Stopp und nimm A
A B
1. Anzeichen körperlicher
Gewalt?
nein nein
2. Anzeichen von
Vernachlässigung?
ja nein
Stopp und nimm A A B
1. Anzeichen körperlicher
Gewalt?
nein nein
2. Anzeichen von
Vernachlässigung?
nein nein
3. Anzeichen für erheblich
eingeschränkte
Urteilsfähigkeit des / der
EB?
ja nein
Stopp und nimm A
Fazit:
Wir sollten endlich akzeptieren, dass Familiensysteme unberechenbar sind, wir also im Bereich der Ungewissheit arbeiten. Wir sollten unsere Fähigkeit, empathisch und aufmerksam mit anderen Menschen umzugehen, nutzen. Wir sollten ein Klima schaffen, in dem gute, intuitive Entscheidungen nicht künstlich rational gerechtfertigt werden müssen, Sondern Wertschätzung erfahren. Wir sollten uns auf unserer Kernkompetenz, nämlich das Finden von Lösungen für konkrete soziale Probleme, konzentrieren statt immer besser darin zu werden, Erklärungen für Probleme zu finden. Wir sollten die schriftliche Dokumentation unserer Tätigkeit auf ein Minimum beschränken zugunsten von Face-to-Face- Kontakten. Beratung zurück in den ASD.
Hochschulen: Die Vermittlung von Risikokompetenz sollte Inhalt des Curriculums werden. Studierende sollten anhand konkreter Beispiele geschult werden im Erkennen von Anzeichen für körperliche Gewalt, Vernachlässigung und Misshandlung.
Einarbeitung neuer ASD-Kräfte: Schulung zum Erkennen von Anzeichen für körperliche Gewalt, Vernachlässigung und Misshandlung anhand konkreter Beispiele als verpflichtende Veranstaltung möglichst früh. Verpflichtende mehrtägige Hospitation beim KJND. Hospitation in einer Krippe, Kita, Hort etc. für Fachkräfte ohne entsprechende Erfahrung bzw. Ausbildung.
Arbeit im ASD: Reduzierung der kollegialen Beratungen auf das Notwendigste / bei Bedarf. Radikale Reduzierung des Umfangs der in der Diagnostik zu ermittelnden Daten. Erhöhung des Anteils an Face-to-Face Kontakten. Die Anwendung der Diagnostikinstrumente sollte nicht Pflicht, sondern mögliche Entscheidungshilfe sein.
weniger ist MEHR!