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Download Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks Paul Daniel · PDF fileLibretto von Sidonie Gabrielle Colette. 3 GEsAnGstExt zu EsA-PEkkA sAlOnEns kARAwAnE ... der Bühne des Cabaret

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  • Philharmonie fr Einsteiger 3

    Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks Paul Daniel Samstag7. November 201520:00

  • Bitte beachten Sie:

    Ihr Husten strt Besucher und Knstler. Wir halten daher fr Sie an den Garderoben Ricola-Kruterbonbons bereit und hndigen Ihnen Stoff taschen tcher des Hauses Franz Sauer aus.

    Sollten Sie elektronische Gerte, insbesondere Mobiltelefone, bei sich haben: Bitte schalten Sie diese unbedingt zur Vermeidung akustischer Strungen aus.

    Wir bitten um Ihr Verstndnis, dass Bild- und Tonaufnahmen aus urheberrechtlichen Grnden nicht gestattet sind.

    Wenn Sie einmal zu spt zum Konzert kommen sollten, bitten wir Sie um Verstndnis, dass wir Sie nicht sofort einlassen knnen. Wir bemhen uns, Ihnen so schnell wie mglich Zugang zum Konzertsaal zu gewhren. Ihre Pltze knnen Sie sptestens in der Pause einnehmen.

    Bitte warten Sie den Schlussapplaus ab, bevor Sie den Konzertsaal verlassen. Es ist eine schne und respektvolle Geste gegenber den Knstlern und den anderen Gsten.

    Mit dem Kauf der Eintrittskarte erklren Sie sich damit einverstanden, dass Ihr Bild mglicherweise im Fernsehen oder in anderen Medien ausgestrahlt oder verffentlicht wird.

    Vordruck/Lackform.indd 2-3 11.07.14 11:16

  • Hlne Hbrard Mezzosopran (Das Kind) Marie-Eve Munger Sopran (Das Feuer / Die Prinzessin /

    Die Nachtigall)

    Eri Nakamura Sopran (Eine Hirtin / Die Eule / Die Fleder maus) Julie Pasturaud Mezzosopran (Der franzsische Sessel / Ein

    Hirte / Das Eichhrnchen / Die Katze)

    Sophie Pondjiclis Mezzosopran (Die Mutter / Die chinesische Tasse / Die Libelle)

    Franois Piolino Tenor (Das Zahlenmnnchen / Der Frosch / Die Teekanne)

    Nathan Berg Bassbariton (Die Standuhr / Der Kater) Eric Owens Bass (Der Sessel / Ein Baum) Chor des Bayerischen Rundfunks (Die Schfer, Die

    Frsche, Die Vgel, Die Bume)

    Kinderchor der Bayerischen Staatsoper (Die Bank, Das Sofa, Der Stuhl, Die Zahlen)

    Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks Paul Daniel Dirigent

    Samstag 7. November 2015 20:00

    Pause gegen 20:35 Ende gegen 21:45

    19:00 Einfhrung in das Konzert durch Stefan Fricke

    Esa-Pekka Salonen musste die Konzerte mit dem Symphonie-orchester des Bayerischen Rundfunks aus persnlichen Grnden leider absagen. Wir danken Paul Daniel fr die bernahme des Dirigats. Das Programm bleibt unverndert.

    Gefrdert durch das Kuratorium KlnMusik e.V.

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    PROGRAMM

    Esa-Pekka Salonen *1958Karawane (2014)fr Chor und OrchesterText von Hugo BallPart IPart II

    Pause

    Maurice Ravel 1875 1937LEnfant et les sortilges (1919 25)Fantaisie lyrique en deux partiesLibretto von Sidonie Gabrielle Colette

  • 3

    GEsAnGstExt zu EsA-PEkkA sAlOnEns kARAwAnE

    Hugo BallKarawane

    jolifanto bambla falli bambla groiga mpfa habla horem giga goramen higo bloiko russula huju hollaka hollala anlogo bung blago bung blago bung bosso fataka schampa wulla wussa lobo hej tatta grem eschige zunbada wulubu ssubudu uluw ssubudu tumba ba umf kusa gauma ba umf

  • 4

    zu DEn wERkEn

    Esa-Pekka Salonen: KarawaneEs ist der 23. Juni 1916, inmitten der Schrecknisse und Wirren des Ersten Weltkriegs. In der Zricher Spiegelgasse 1, in den Ru-men ber der Gaststtte Meierei, betritt der Dichter Hugo Ball die Bhne und spricht unverstndliche Worte. Worte, die seither Kul-turgeschichte geschrieben haben. Worte, die das knftige Wesen und weitere Werden der Literatur mageblich beeinflusst haben. Der am 22. Februar 1886 in Pirmasens geborene Hugo Ball, der 1910 die Schauspielschule Max Reinhardts besuchte, drei Jahre spter als Regisseur an den Mnchner Kammerspielen gewirkt hat und 1915 gemeinsam mit seiner Frau Emmy Hennings wegen des ubiquitren Kriegstreibens in die neutrale Schweiz emigriert ist, rezitiert diese Worte whrend einer der kunterbunten Ver-anstaltungen des Cabaret Voltaire. Unter diesem Namen, so lautet die Pressenotiz vom 2. Februar 1916, hat sich eine Gesell-schaft junger Knstler und Literaten etabliert, deren Ziel es ist, einen Mittelpunkt fr die knstlerische Unterhaltung zu schaf-fen. Das Prinzip des Kabaretts soll sein, dass bei den tglichen Zusammenknften musikalische und rezitatorische Vortrge der als Gste verkehrenden Knstler stattfinden, und es ergeht an die junge Knstlerschaft Zrichs die Einladung, sich ohne Rcksicht auf eine besondere Richtung mit Vorschlgen und Beitrgen einzufinden. Drei Tage spter ffnet das neue Kunstlokal seine Tren und mit den dortigen Darbietungen das Tor zu Dada, wie die Soiren, ihre skurrilen Programme und eine die nun entste-henden Manifeste versammelnde Zeitschrift bald heien wer-den. Was alles zwischen Februar und den Sommermonaten 1916 in Zrich und von hier aus spter in Berlin, Kln, Holland und anderswo in Kunstsachen unter der Vokabel Dada stattfindet, ist immens und nach wie vor beeindruckend. Hugo Ball allerdings ist schon recht bald mde von der Turbulenz der Ereignisse und zieht sich nach einigen Monaten ins Tessin zurck, verfolgt und begleitet noch eine Zeit lang den dadaistischen Betrieb, arbeitet kurzzeitig bei einer radikaldemokratischen Zeitung, konvertiert schlielich zum katholischen Glauben und vertieft sich in mys-tische Studien. Am 14. September 1927 stirbt er 41-jhrig in San Abbondio.

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    Die unverstndlichen Worte, die Hugo Ball am 23. Juni 1916 auf der Bhne des Cabaret Voltaire, kostmiert in einer Papprhre steckend mit einem merkwrdigen Schamanenhut auf dem Kopf, deklamiert, sind, so sagt es der Dichter selbst, Verse ohne Worte oder Lautgedichte, in denen das Balancement der Vokale nur nach der Wert der Ansatzreihe erwogen und ausge-teilt wird. Ball hat sie, wie er in seinem Tagebuch festhlt, in der liturgischen Intonation eines Priesters vorgetragen. Ich begann meine Vokalreihen rezitativartig im Kirchenstile zu singen und versuchte es, nicht nur ernst zu bleiben, sondern mir auch den Ernst zu erzwingen. Wenigstens sechs solcher Lautgedichte hat Hugo Ball verfasst. Ihre Titel wie Wolken, Katzen und Pfauen, Seepferdchen und Flugfische, Totenklage sowie Karawane lassen zunchst nicht erahnen, dass sich dahinter ein hchst avancier-ter Sprachsprengstoff verbirgt, den manche zwar noch heute als vllige Sinnleere empfinden, andere zutiefst verehren. Der den Wrtern innewohnende Klang, die Rhythmik, die eigenen und eigenwilligen Tonflle, die Musikalitt, der allenfalls assoziative Bezug zur Alltagssprache mit den mehr oder weniger klaren Bedeutungen hat viele Artisten um und vor allem nach Hugo Ball zu hnlich freien Sprachvirtuositten inspiriert. Und neben Kurt Schwitters berhmter, zwischen 1923 und 1932 in verschiedenen Versionen erarbeiteten Ursonate gehrt Balls Karawane zweifel-los zu denjenigen Lautgedichten, die bis heute am intensivs-ten rezipiert werden. Von beiden Sprech-Stcken gibt es viele und hchst unterschiedliche Auffhrungsinterpretationen. Und jngst steuerte der finnische Komponist und Dirigent Esa-Pekka Salonen mit seinem Chor-Orchesterwerk Karawane auch eine komponierte Interpretation des Ballschen Textes bei.

    Der Anlass, weshalb sich Salonen, der Horn, Dirigieren und Kom-position (u. a. bei Franco Donatoni und Niccol Castiglioni) stu-diert hat, sich zwischen Januar 2013 und Juli 2014 der dadaisti-schen Karawane zuzuwenden, ist neben der Idee, etwas fr Chor und Orchester in einem greren Mastab zu schreiben, ein ganz naheliegender. Als der 1958 in Helsinki geborene und welt-weit ttige Musiker wei, dass dieses damals noch zu schrei-bende Werk in Zrich erstmals erklingen werden wrde am 10. September 2014 haben das dortige Tonhalle-Orchester und die Zricher Sing-Akademie unter Leitung von Lionel Bringuier die

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    Urauffhrung realisiert , beschftigt er sich mit der Kulturge-schichte der Schweizer Metropole und kommt so zwangslufig zur Dada-Bewegung, zu Hugo Ball, zu dessen Lautgedichten, zu seiner Karawane. Die sprachliche Eigenart des Poems gefllt Salonen gleich. Als ihm dann aber bei der vertiefenden Lektre in Balls 1917 geschriebenem und autobiografisch geprgtem Kurzroman Tenderenda der Phantast, der erst sechzig Jahre sp-ter verffentlicht worden ist, die Charakterisierung des Poems als Schilderung einer Elefantenkarawane begegnet, steht fr ihn fest: Dieser Text wird die Grundlage seiner neuen Komposition sein. Zumal ihm auch die im Roman prsentierte Figur Der Ver-wesungsdirigent irgendwie zusagt ein entfernter Kollege, meint der als Dirigent international beraus gefragte Salonen dazu. Den Komponisten Salonen beschftigen fortan innere Bil-der von im Konvoi hintereinander stampfenden Elefanten, die sich schwer und zugleich schwerelos in unbekannten Land-schaften bewegen, Bilder eines ort- wie zeitlosen Zirkus, Bewe-gungen in Zeitlupentempo.

    Salonens Karawane besteht aus zwei Teilen, die nahezu gleich beginnen: murmelnd, flsternd bringt der Chor wie eine anonyme Menschenansammlung (ein imaginiertes Publikum) einzelne, eher unverstndliche Zeilen des Gedichts, stoppt, beginnt von neuem, dann entstehen aus den Wrtern musikalische Gebilde, gesanglich wie orchestral. Die Energie nimmt zu. Karawane ist im Chor deutlich vernehmbar. Die erste Hlfte des Gedichts wird prsentiert, eine traumhafte Atmosphre schliet sich an und an diese ein hchst virtuoser Part, dessen rhythmische Komplexitt anwchst und sich wieder zurckbildet. Der Chor singt die zweite Hlfte des Gedichts, ein sich anschlieender Orchesterchoral ffnet eine neue Perspektive, die jedoch nicht in hymnischer Ehr-furcht mndet, sondern in einem lngeren Cello-Solo, melan-cholisch, verlangsamend, vereinsamt und zum Schluss der ers-ten Teils noch ein resigniertes Ach der Piccoloflte. Es folgt, wie Esa-Pekka Salonen bemerkt, die Nacht.

    Der zweite Teil der Karawane gleicht zu Beginn weitgehend der Erffnung des ersten. Doch dann tnen erste Schreie aus den Frauenstimmen (einige Minut