technologieeinsatz in der schule - zum lernen und lehren in der primär- und sekundärstufe
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Kapitel des L3T Lehrbuch (http://l3t.eu)TRANSCRIPT
2 — Lehrbuch für Lernen und Lehren mit Technologien (L3T)
1. Einleitung
Der Einsatz von digitalen Werkzeugen gewinnt inAnbetracht der steigenden Anforderungen vonSeiten des Arbeitsmarktes und auch von Seiten derSchülerinnen und Schüler immer mehr Bedeutung.Der zunehmende Einfluss des Computers auf denAlltag von Kindern lässt sich in unterschiedlichenStudien nachlesen: Jedes zweite Kind zwischen sechsund zehn Jahren nutzt Lernprogramme vor allem Zu-hause, und mehr als die Hälfte der Schüler/innen hateinen Internetzugang, wobei sechsjährige Kinderkaum Zugang haben und bei Zehnjährigen dreiViertel das Internet nutzen (Market Institut, 2007).Auch die JIM-Studie beziehungsweise die KIM-Studie (Medienpädagogischer ForschungsverbundSüdwest, 2009; Medienpädagogischer Forschungs-verbund Südwest, 2010) zeigen, dass Kinder und Ju-gendliche digitale Medien in ihrer Freizeit intensivnutzen. 85 Prozent der Neun- bis Sechzehnjährigengeben an, das Internet von zu Hause zu nutzen,wobei 74 Prozent davon das Spielen als Hauptzwecknennen. (Livingstone et al., 2010, 23). Viele Kindernutzen das Internet regelmäßig: 92 Prozent der ge-nannten Altersgruppe sind zumindest einmal wö-chentlich im Internet, 57 Prozent gehen jeden, oderfast jeden Tag online (ebenda, 13). 24 Prozent derneun bis zehn Jahre alten Kinder haben bereits einProfil in einem sozialen Netzwerk (ebenda, 13).Im schulischen Kontext wird das Internet, vor allembei den jüngeren Schülerinnen und Schülern zwi-
schen 6 und 10 Jahren, kaum eingesetzt. Oft werdenneue Technologien wie Mobiltelefone sogar verboten.Zwischen schönen Worten von Bildungsverantwort-lichen wie Paradigmenwechsel, Umschwung, Neuge-staltung und Einsatz von neuen Medien und der Rea-lität in Volksschulen liegen Welten, obwohl beispiels-weise auch der österreichische Lehrplan Zielset-zungen im Umgang mit dem für den Unterrichtwichtigen Werkzeug Computer vorgibt. Auch der Un-terschied zwischen Schulen ist groß: Während inmanchen Schulen die meisten Schüler/innen häufigam Computer arbeiten, verstauben in anderenSchulen gute Geräte. Die technische Ausrüstung derSchulen hat sich zwar in den letzten Jahren etwas ver-bessert, der Einsatz bleibt jedoch weit hinter denpädagogisch sinnvollen Möglichkeiten. Dieses Ka-pitel bietet einen Überblick über den aktuellen Tech-nologieeinsatz für das Lernen und Lehren in derSchule mit einem Schwerpunkt auf der Situation inÖsterreich.
2. Poli.sche Rahmenbedingungen: Medieneinsatz anSchulen
Europäischer E-‐Learning-‐Ak.onsplan
Um die Jahrtausendwende, als E-Learning in allerMunde war, versuchte die Europäische Union tech-nologiegestütztes Lernen generell auch an Schulen(also Primar- und Sekundarstufe) zu verankern. AlsTeil der Initiative „eEurope 2002“ ist ein gesonderterE-Learning-Aktionsplan ausgearbeitet worden, derim Wesentlichen folgende Punkte behandelte:▸ Ausstattung der Schulen mit Computern,▸ Schulung des Lehrpersonals,▸ Entwicklung von Lernsoftware und▸ Verstärkung der Vernetzung von Schulen und
Lehrpersonal.
In Deutschland wurde so bereits 1996 der Verein„Schulen ans Netz“ gegründet mit dem Ziel, allendeutschen Schulen die Infrastruktur für den Zugangzur digitalen Medienwelt bereit zu stellen. In Öster-reich führte der Aktionsplan dazu, dass mit Ende2001 quasi jede Schule „am Netz“ war und dieInitiative eSchola (welche Teil der europaweiten Ko-ordination des Schulnetzes war) eine zentrale Anlauf-stelle darstellte. In der Schweiz wurde dies durch„Public Private Partnership – Schule im Netz“ (PPP-SiN, Laufzeit 2002 bis 2007) abgedeckt.
80 Prozent der Kinder nutzen PC am NachmiAag, abernur 30 Prozent in der Schule. (MPFS, 2009)!
Weiterführende Links finden Sie in der L3T-‐Gruppe beiMister Wong unter Verwendung der Hashtags #l3t#schule
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Abbildung 1: Das Internet ist für viele Kinder Alltag.Quelle: Miriam Winkels (Abdruckerlaubnis eingeholt)
Schule und Medien. Technologieeinsatz in der Primar-‐ und Sekundarstufe— 3
Ini.a.ven und ProjekteAus diesen Anfangsinitiativen haben sich in Öster-reich im Wesentlichen drei großflächige Projekte mitdem Ziel formiert, E-Learning im Schulalltag zueiner Selbstverständlichkeit zu machen:▸ eLSA (eLearning im Schul-Alltag): Schulen ver-
pflichten sich einer Zielvereinbarung mit achtPunkten, die zum Beispiel enthält, dass alleSchüler/innen E-Learning-Module ausprobierthaben. Von anfänglich vier Schulen hat sich dasProjekt auf heute mehr als 130 sogenannte„eLSA-Schulen“ ausgeweitet.
▸ eLC (eLearningCluster Austria): In diesem Projektwurden neun Cluster gegründet, die aus mehrerenSchulen bestehen. Diese sollten gemeinsame Mo-delle des sinnvollen Einsatzes von Online-Lern-materialien im Schulalltag entwickeln. Mittlerweileist das Projekt in eine „Version 2.0“ übergeführtworden.
▸ e-LISA academy: Die e-LISA academy will Lehr-kräfte „e-fit“ machen. Mehr als 70 Online-Kursewerden angeboten, um eine „E-Learning-Wissens-basis für die Lehreraus- und -weiterbildung“ zu er-möglichen, sowie eine „Unterstützung des tagtäg-lichen Unterrichtens“ zu bieten.
Neben den beschriebenen Initiativen gibt es in Öster-reich auch weitere Einzelinitiativen, um den Umgangmit neuen Medien zu erproben, wie zum Beispiel die„Laptop-Klassen“.
In der Schweiz gibt es ähnliche Entwicklungen.Der Einsatz von Informations- und Kommunikati-onstechnologien (IKT) im Unterricht der allge-meinen Fächer ist gemäß Barras und Petko (2007)erst in knapp einem Viertel der schweizerischenSchulen obligatorisch, hingegen ist auf höherenStufen (ab Sekundarstufe) ein obligatorischesSchulfach „Informatik“ weit verbreitet (wie auch inden anderen Ländern).
In Deutschland ist die Schulbildung generell Län-dersache, wodurch sich erklärt, warum es mehrereunterschiedliche E-Learning-Initiativen gibt. EinGroßteil der Maßnahmen ist als „Public Private Part-nership“ unter Beteiligung der Wirtschaft gestaltetworden. Im Bericht des deutschen Bundestags (2008)wird darauf hingewiesen, dass die Vielzahl an Stra-tegien und auch Förderansätzen zu einer unzurei-chenden Abstimmung führt.
3. Strukturelle Rahmenbedingungen an Schulen
GrundausstaHung im KlassenzimmerWenn man heute in ein typisches Klassenzimmerschaut, scheinen aber die angeführten Initiativen
noch immer Leuchttürme zu sein. Die typischeGrundausstattung ist eine Kreidetafel und ein Tages-lichtprojektor (siehe Kapitel #ipad). Zusätzlichkönnen Fernseher, Diaprojektoren, Radios und CD-Player von der Lehrperson aus einem Medienpoolmitgebracht werden.
Internetanschluss, Videoprojektoren und Com-puter sind fast ausschließlich in gesonderten Räumenanzutreffen. Barras und Petko (2007) berichten, dassin Schweizer Klassenzimmern je nach Stufe durch-schnittlich sechs bis acht Lernende auf ein Gerätkommen. Findet man in der Primarstufe Computernoch in den Klassenzimmern, gibt es in den höherenSchulstufen dafür eingerichtete Computerräume.
Der Computerraum
Sogenannte „Computerräume“ gehören zur Stan-dardausstattung von weiterführenden Schulen. Eshandelt sich dabei um ein Klassenzimmer je Schule,das mit festinstallierten PC bestückt ist. Die Ge-staltung der Computerräume spiegelt oft tradierteUnterrichtsformen wider, bei denen Lehrende Leh-rinhalte präsentieren und alle Schüler/innen auf diesePräsentation reagieren: Die Anordnung der Tische istmeist reihenweise organisiert, die Schüler/innensitzen hinter den Bildschirmen.
Sowohl Kollaboration und offene Lernformen alsauch das Verfolgen der Arbeiten der Klasse an deneinzelnen Arbeitsplätzen ist so nur schwer umzu-setzen. In der Praxis wird der Computerraum, dankseines Videoprojektors, auch als Mini-Kino ver-wendet.
Einsatz von Lernmanagementsystemen
Zur Ausstattung gehört in Primarschulen und invielen weiterführenden Schulen ein schulisches Lern-managementsystem (LMS) (vgl. Kapitel #systeme).
In Österreich soll das edumoodle-Projekt jeder in-teressierten Schule und Institution eine kostenfreieInstanz der Lernplattform Moodle oder einfach in-teressierten Lehrpersonen einen überregionalenMoodle-Kurs auf der Hauptinstanz zur Verfügungstellen (Röck, 2008). Edumoodle verfügte im März2010 über 1.800 Instanzen mit insgesamt über250.000 Nutzerinnen und Nutzern (Hilzensauer &Hornung-Prähauser, 2010) und wird vom Bundesmi-nisterium für Unterricht, Kunst und Kultur in Öster-reich betreut.
In der Schweiz bietet der schweizerische Bildungs-server educa.ch allen Schulen die Möglichkeit, fürihre Institution einen Zugang auf dem LMS edu-canet2.ch zu beantragen. Die Bereitstellung erfolgt
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In der Praxis: Einsatz eines LMS im Unterricht Lernmanagementsysteme (LMS) bieten, unter Beibehaltungdes zentralen Ziels der Vorbereitung auf den Abschluss, guteMöglichkeiten didakYscher Erweiterungen. Hierzu eine kurzeSkizzierung eines realisYschen (und praxiserprobten) Sze-‐narios:
Ein Kurs (zum Beispiel Deutsch) wird über drei Jahre lehr-‐plangemäß zum Abitur geführt, aber zusätzlich zur normalenUnterrichtsorganisaYon von Anfang an auch als virtuellerKlassenraum angelegt. Abweichend vom normalen Alltagfindet der Unterricht durchgehend im Computerraum staAoder in einem Raum mit W-‐LAN-‐Anschluss/Internetzugangund Laptops bzw. Netbooks. Die Unterrichtsmaterialienwerden nur dann in Printversion geliefert, wenn es keine Al-‐ternaYve gibt.
Unterrichtsgespräche werden im Kursraum durchgeführt undsind somit immer als Abweichung vom medien-‐ oder webba-‐sierten Unterricht erkennbar. Die konvenYonellen Unter-‐richtsanteile haben immer die FunkYon, Voraussetzungen fürindividualisiertes und webbasiertes Lernen zu schaffen; diesebestehen vor allem in der Erarbeitung von Grundlagen, Ent-‐wicklung von Fragestellungen, Rechercheaufgaben, methodi-‐schen Übungen, Schreibauirägen oder Trainingseinheiten.
Zu Beginn jeder Unterrichtsreihe stellt die Lehrperson alsTrainer/in Grundmaterial im LMS zur Verfügung, das eineStaffelung von Pflichtmaterial für alle und Zusatzmaterial mitunterschiedlichem Anspruch und unterschiedlicher Ge-‐staltung enthält. Entsprechend den entwickelten Fragestel-‐lungen vollzieht sich der Unterricht in einem Wechsel vonindividualisierter Arbeit, freier Partner-‐ oder Teamarbeit undGesamtgruppenarbeit. Damit bekommt die Lehrperson einezunehmend stärkere FunkYon als Trainer/in und Coach.Neben der Bearbeitung des vorgegebenen Materials widmensich die Schüler/innen sukzessive der Recherche, Bewertung,Sicherung und Bearbeitung neuer Materialien.
Bei Rechercheaufgaben wird neben dem Einüben von Bewer-‐tungsmethoden auch der Vorteil arbeitsteiliger Recherchesichtbar gemacht. Notwendige fachliche Grundlagenarbeitenwie Textanalyse, InterpretaYon, SystemaYsierung etc.werden möglichst über Beamer oder Online-‐Textbearbeitungdurchgeführt; Ergebnisse werden zentral (Dateiablage des
Kurses) und gegebenenfalls individuell in einem für alleSchüler/innen verbindlich eingeführten E-‐Pormoliobereich imvirtuellen Klassenraum gespeichert.
Zur Aunereitung des Unterrichtsmaterials werden unter-‐schiedliche Formen wie visuelle Textanalyse mit Word,Mindmaps, Tagclouds, PPP, Prezi-‐PräsentaYonen, Audio-‐ undVideo-‐Produkte (nach den jeweiligen Voraussetzungen) ver-‐wendet; bei eingeschränktem Speicherplatz des Serverswerden Produkte anderweiYg gespeichert, gelungene Video-‐produkYonen zum Beispiel auf YouTube. Bei der Material-‐aunereitung werden die Schüler/innen möglichst selbst alsExperten und ExperYnnen eingesetzt (Helferprinzip).
Der individuelle LernfortschriA wird über die E-‐Pormoliossichtbar gemacht (zum Beispiel bearbeitete Aufgaben, eigeneRechercheergebnisse, Textbearbeitungen, individuelle Wie-‐derholungs-‐ und Trainingsprogramme), wobei die eigenenLeistungen „urheberrechtlich“ geschützt sind. AlleSchüler/innen können aber auf alle Dateien zugreifen in-‐klusive Weiterverwendung im eigenen Bereich.
Die KommunikaYon im Kurs kann durch Foren, Chats und E-‐Mails bzw. Messenger-‐Nachrichten intensiviert werden. Ak-‐tuell bietet sich zusätzlich für die Schüler-‐Lehrer-‐Kommuni-‐kaYon eine schnellere und in der Regel zuverlässigeKommunikaYon über Facebook an; eine solche gemeinsameNutzung von sozialen Medien muss äußerst rücksichtsvoll be-‐trieben werden, bietet dann aber eine deutliche Verbes-‐serung der Schüler-‐Lehrer-‐Beziehung.
Unter Umständen können externe Fachleute einbezogenwerden, zum Beispiel ehemalige Schüler/innen mit geeig-‐netem beruflichen Hintergrund. In manchen Unterrichts-‐reihen bietet sich die Mitarbeit in externen Foren oder Wikisan, gelegentlich sogar auf geeigneten Plarormen, wie zumBeispiel bei Poetry Slam auf der Seite myslam.net.
In der Vorbereitungsphase auf Klausuren und das Abiturhaben die Schüler/innen immer die Möglichkeit, die Lehr-‐person zu erreichen; Fragen können dann individuell geklärtoder gegebenenfalls bei allgemeiner Relevanz für den ge-‐samten Kurs beantwortet werden. In kriYschen SituaYonen,zum Beispiel bei der direkten Prüfungsvorbereitung, sindauch Chat-‐Sitzungen denkbar.
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durch eine zentrale Stelle; in den einzelnen Schulenfungieren IKT-Verantwortliche oder kantonale IKT-Fachstellen als Ansprechpersonen.
In Deutschland umfasste lo-net2 im Januar 2011mehr als 6.500 Institutionen mit über einer MillionNutzer/innen. lo-net2 gehörte zunächst zu „Schulenans Netz e.V.“ und ist staatlich initiiert und gefördert,ist aber Ende 2010 vom Verlag Cornelsen gekauftworden; die kostenfreie Nutzung für Schulen solljedoch erhalten bleiben.
Wissenschaftliche Evaluationen der Nutzung exis-tieren bislang nur wenige, beispielsweise für edu-moodle (Hilzensauer & Hornung-Prähauser, 2010)und allgemeiner durch Barras und Petko für dieSchweiz (2007). Die Ergebnisse können jedoch ver-mutlich auch auf das deutsche lo-net2 übertragenwerden.
Internetzugang
Diverse bereits erwähnte Initiativen sorgten früh-zeitig für einen flächendeckenden Internetanschlussvon Schulen. Während dies in Österreich auf dasAustrian School Network (jetzt: EDUnet), einenKnoten des ACO-Universitätsnetzwerks, zurückgeht,kann es in der Schweiz als Produkt der InitiativePPP-SiN aus den Jahren 2001 bis 2007 gesehenwerden: Ein Angebot eines großen Schweizer Tele-kommunikationsunternehmens, welches Schulengratis und zu günstigen Konditionen einen Internet-zugang anbietet. Gemäss Barras und Petko (2007)nutzen 76 Prozent der schweizerischen Schulendieses Angebot.
Finanzielle und personelle RahmenbedingungenDie technische Ausstattung an Schulen ist meistdurch finanzielle Knappheit geprägt. Nicht nur dieAusstattung mit Hardware bereitet finanzielle Pro-bleme, auch die Abgeltung der Betreuung ist in unter-schiedlichen Staaten, Bundesländern und Schultypengänzlich unterschiedlich und auch meist nicht ausrei-chend. Dies spiegelt sich in einer eher vorsichtigenNutzung der Räumlichkeiten wider. Dadurch leidetdas Image der computergestützten Arbeit in denSchulen erheblich. Dies wiederum erschwert na-türlich kontinuierliche Arbeit mit neuen Medien undmacht den Besuch des Computerraumes zu etwas Be-sonderem.
4. Einsatz von Technologien – didak.sche Möglich-‐keiten
Einsatz von Computer und Internet im Unterricht Aktuelle empirische Untersuchungsdaten, die Auf-schluss darüber geben, in welchem Ausmaß Leh-rer/innen und Schüler/innen die zur Verfügung ge-stellten Geräte auch nutzen, fehlen. Eine in Bayerndurchgeführte Studie zeigte 2004 auf, dass nur zwölfProzent der Lehrenden öfter den Computer zumEinsatz bringen, aber 64 Prozent niemals einschalten(Bofinger, 2004).
Nutzung von virtuellen Angeboten
Abbildung 1 zeigt die Nutzung von virtuellen Ar-beitsräumen in der Schweiz und vergleichsweise inDeutschland. Es fällt auf, dass etwa 20 Prozent derSchulen von den meisten Angeboten durchaus Ge-brauch machen und dass bis auf „Chat-Räume“ und„Webpublikation“ eine durchaus länderunabhängigeVerteilung besteht. Hilzensauer und Hornung-Prähauser (2010, 6) stellen fest, dass die Nutzung derLMS nach Schulformen und -stufen unterschiedlichausgeprägt ist; auffällig ist vor allem, dass im Primar-bereich und in der ersten Sekundarstufe unterschied-liche Funktionen der LMS eingesetzt werden, zumBeispiel Wikis, Foren, Aufgaben oder Chats. In derzweiten Sekundarstufe kann jedoch eine Tendenz zur
Abbildung 1: Nutzung virtueller Arbeitsräume CH (Barras & Petko, 2007)
Wenn Sie über den Einsatz von Lernmanagementsys-‐temen für die Primar-‐ und Sekundarstufe nachdenken,wofür eignen sich diese? Stellen Sie Einsatzszenariengegenüber, vergleichen Sie diese mit anderen undführen Sie eine Bewertung durch.
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Reduzierung auf Datenverwaltung festgestelltwerden. Der Projektvielfalt in den unteren und mitt-leren Jahrgangsstufen wird gleichzeitig in der Studieeine höhere Individualisierung im Unterricht zuge-ordnet. Das Ergebnis für die unteren und mittlerenJahrgänge ist sehr plausibel, da die Didaktik in diesenJahrgängen grundsätzlich auf Handlungsorien-tierung, Anschaulichkeit, überschaubaren Einheiten,Praxisbezug und Methodenvielfalt ausgerichtet ist.Der Befund für die zweite Sekundarstufe ist ebenfallsnachvollziehbar, wenn man von einem höheren Gradder Abstraktion mit textlastiger Unterrichtsgestaltungausgeht.
Die Leistungsfähigkeit von LMS in der zweiten Se-kundarstufe sieht man erst bei einer längeren Praxis-beobachtung. Dabei muss man als Voraussetzung be-rücksichtigen, dass LMS im Schulbereich immer inein komplexes System eingebunden sind. Grundlageder Arbeit bleibt stets der Unterricht mit den zen-tralen Komponenten Lehrplan, Unterrichtsorgani-sation und Lehrer-Schüler-Relation. In der Oberstufebedeutet dies natürlich eine primäre Ausrichtung aufdie Hochschulreife mit (oft) zentral vorgegebenen In-halten und Methoden unter Benutzung eines diffe-renzierten Kurssystems. Bei einer solchen didakti-schen Ausrichtung ist es verständlich, wenn die LMS
tatsächlich als technisches Hilfsmittel zur Verwaltungvon Inhalten eingesetzt werden, wie man es auch vonHochschulen kennt (siehe Kapitel #hochschule).
Einsatz von Technologien im Unterricht
Der Einsatz von Technologien in den Schulen istdurch Vielfältigkeit geprägt. Tabelle 1 gibt eine Über-sicht zu den typischen Einsatzformen. Computerkönnen auf vielfältige Art und Weise in den Unter-richt integriert werden: Als kreativitätsförderndes In-strument, indem mit Bildbearbeitungs- und Malpro-grammen digitale Bilder erstellt oder mit dem Handyaufgenommene Bilder, Videosequenzen und Töneam Computer zu Diashows, Filmen oder Podcastszusammengeschnitten werden. Beim Recherchierenmittels Suchmaschine oder Online-Enzyklopädie unddem anschließenden Verarbeiten der Informationenmittels Methoden wie Mind Map oder Concept Mapbietet die Computerarbeit ebenso Vorteile. Ebensobeim Einsatz digitaler Geräte als Lerninstrumentezum Beispiel in Form von digitalen Lernkarteien.
Ein Spezialfall ist der EDV-Unterricht. Im EDV-oder Informatikunterricht standen bisher meist An-wenderschulungen von Büroanwendungen im Vor-dergrund. Für zeitgemäßen Unterricht werden heuteauch medienbildnerische Anliegen gefordert, zumBeispiel Informationen zu Urheberrecht und Daten-
Schulfach Primarstufe (1.-‐4. Schuljahr) Sekundarstufe (ab 5. Klasse)
MathemaYk undnaturwissen-‐schailicher Unterricht
Beim Rechnenlernen wird mit Drill-‐and-‐PracYce-‐Soiware, zum Beispiel beim Abfragen des Einmal-‐eins gearbeitet.
Forschendes und entdeckendes Lernen wird im na-‐turwissenschailichen Unterricht miAels Handydo-‐kumentaYon, Peer Review und Ergebnispräsenta-‐Yon unterstützt. (z.B. hAp://www.geogebra.org/cms/de)
(Fremd-‐) Sprachen-‐unterricht
Das Schreiben am Computer wird vielfach imDeutschunterricht eingesetzt; auch werden Wikisund Weblogs verwendet, um kurze Texte zu veröf-‐fentlichen (z.B. hAp://elefantenklasse.de/).
Es gibt ein breit gefächertes Web-‐Angebot Spra-‐chen individuell zu lernen, zu wiederholen und zuüben. Auch werden oi fremdsprachige Webseitengenutzt. Manchmal werden im Rahmen von Pro-‐jekten auch internaYonale E-‐Mail-‐Freundschaiengebildet und gepflegt.
Geschichts-‐ undGeografie-‐unterricht
Eine Vielzahl von Webangeboten können zur Illus-‐traYon oder Veranschaulichung im Unterricht vor-‐geführt werden (z.B. hAp://www.kinderzeitma-‐schine.de). Auch werden in Wikis Beiträge von Kin-‐dern gesammelt (z. B. hAp://www.palkan.de/in-‐dex.htm).
Insbesondere interakYves Kartenmaterial ist hierinteressant (z.B. hAp://www.schulatlas.at). In denhöheren Schulstufen wird das Internet oi zum Er-‐arbeiten oder zur DokumentaYon von Projektar-‐beiten genutzt.
Musische Fächer Für Jüngere gibt es spezielle Webseiten, die im Un-‐terricht eingesetzt werden können (hAp://www.auditorix.de), auch kann durch inter-‐akYve Übungen das Gehör geschult werden(hAp://www.musikwissenschaien.de/kids/in-‐dex.htm).
Der Fundus an Anschauungsmaterialien und Spezi-‐alangeboten im Web ist groß. Insbesondere virtu-‐elle Museen erweitern hier die Möglichkeiten.(hAp://www.museumonline.at)
Tabelle 1: Beispiele für den Einsatz von Technologien zum Lernen und Lehren im Schulunterricht
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schutz, es sollen Risiken und Potenziale neuer Kom-munikationstechnologien aufgegriffen und an aktu-ellen Entwicklungen aufgezeigt werden. (vgl. Kapitel#medienpaedagogik).
Spezielle Lernformen mit Technologieunterstützung
In folgender Übersicht werden Lernformen be-schrieben, die für den technologiegestützten Unter-richt geeignet sind, wenn Computer nicht als „Blau-pause für standardisiertes Lernen“ sondern als„Medium für persönliche Entwicklung“ eingesetztwerden sollen (Brügelmann, 2003, 7).▸ Selbstorganisiertes Lernen: In einem selbstge-
steuerten Unterricht werden Arbeiten zu einemgroßen Teil selbstständig erledigt; hier werdenSchüler/innen durch das World Wide Web unter-stützt. Als Beispiel kann die Methode EVA ge-nannt werden, eine Abkürzung für „Eigenverant-wortliches Arbeiten und Lernen“. Das Ziel ist dasErreichen von Qualifikationen wie Fach-, Me-thoden-, Sozial-, und Medienkompetenz.
▸ Offenes Lernen: Offenes Lernen versteht sich alsMöglichkeit zwischen Inhalten und Schwierigkeits-stufen auswählen zu können. Dies führt zwangs-läufig zur Eigenverantwortlichkeit und Selbstbe-stimmung. Hier kann vor allem das Internet mitseinen zahlreichen Informationen bei der individu-ellen Lernaufgabe der Schüler/innen unterstützen.
▸ Fächerübergreifendes Lernen: Fächerverbin-dendes Lernen ermöglicht einen Themenbereichin verschiedenen Fächern zu thematisieren undunterschiedlich zu beleuchten. Der Computersteht zumeist als Informationsressource zur Ver-fügung.
▸ Kooperatives Lernen: Miteinander lernen inTeams aus dem Klassenverband oder in globalenTeams kann durch das World Wide Web gezieltunterstützt werden. Weltweite Kontakte undFreundschaften helfen zum Beispiel beim Er-lernen von Fremdsprachen (siehe Kapitel#sprache).
▸ Entdeckendes Lernen: Durch die Möglichkeitaufkommende Fragen selbstständig mittels desWorld Wide Web zu beantworten wird ein aktivesMitwirken am Unterricht möglich. Lehrende un-terstützen und steuern als Coaches den Lern-prozess. Als Beispiel können Web-Quests, oder In-ternet-Ralleys genannt werden, bei denen sichSchüler/innen auf eine abenteuerliche Spuren-suche im Internet machen.
▸ Kreatives Lernen: Die vielfältigen Möglichkeitendes Computers (zum Beispiel für visuelle oderakustische Belange) eröffnen dem Lernenden
neue, aufregende Betätigungsfelder, die er/siekreativ und individuell nutzen kann. Zum Beispielkönnen Videos erstellt und online zur Verfügunggestellt werden, Bilder von Mobiltelefonen könneneingebettet oder selbstgemixte Musik kann bereit-gestellt werden.
▸ Spielendes Lernen: Der Computer ist natürlichspeziell für heranwachsende Kinder und Jugend-liche ein Freizeit- und Spielgerät. Nach GameStat(2010), einer repräsentativen Studie zu Computer-und Konsolenspielen, ist jeder vierte Deutsche ab14 ein Spieler. Es ist naheliegend, auch Lernspielein den Unterricht einzubauen, um einzelne Lern-ziele spielerisch zu erreichen (siehe Kapitel#game). Als Beispiel kann das Lernspiel Geo-Austria genannt werden, bei dem Schüler/innenösterreichische Städte auf der Landkarte möglichstgenau markieren müssen. Ein weiterer Ansatz ist,Schüler/innen selbst Spiele produzieren zu lassen.Als Beispiel wurde gamelabs.at entwickelt umSpiele zu kreieren, mit anderen zu teilen und zuspielen.
▸ Kompetenzentwicklung: Die Online-Soziali-sierung und das Erlernen der Wirkungsweisen vonneuen Medien ist ein wesentlicher Bestandteil fürdie gesellschaftliche Entwicklung. Daher muss derUmgang mit ihnen erlernt und reflektiert werden.
▸ Lernen über den Computer: Selbstverständlichdarf nicht vergessen werden, dass auch derUmgang mit dem Computer selbst erlernt werdenmuss. In der heutigen Zeit benötigt man auch dieFähigkeit, zum Beispiel Computerprogramme zuinstallieren oder sich selbstständig einzuarbeiten.Darüber hinaus sollte neben der Schreibkom-petenz natürlich auch die sichere Bedienung unter-schiedlicher Interfaces (zum Beispiel Tastatur) inden Vordergrund rücken.
5.Webangebote für Schulkinder und Lehrer/innen
Im Web werden von Verlagen zahlreiche elektro-nische Zusatzmaterialen zu Büchern und Schulbü-chern angeboten. Ein Beispiel dafür ist das Online-Angebot SbX (Schulbuch Extra) im Rahmen der ös-
Technologieeinsatz in der Schule ist gekennzeichnetvon einer großen Vielfalt an unterschiedlichen Sze-‐narien. Es geht darum die Möglichkeit für die Ziel-‐gruppe auszuloten, didakYsch aufzubereiten und um-‐zusetzen.
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terreichischen Schulbuchaktion, wo Schüler/innenÜbungs- und Selbsttestmöglichkeiten wie auch Hör-texte und Videoanimationen vorfinden.
Ein Projekt zur Leseförderung ist Antolin.de. Hierwird das Interesse von Kindern am Computer zu ar-beiten genützt, um sie zum Lesen zu animieren. Eswerden Quizfragen zu gelesenen Büchern gestelltund dabei Punkte gesammelt. Lehrer/innen könnenanhand statistischer Auswertungen die Leseaktivitätihrer Schüler/innen verfolgen. Nach Angaben desHerausgebers wird Antolin von etwa 2,1 MillionenSchülern/innen in Deutschland, Österreich und derSchweiz verwendet (Stand Oktober 2010). DerSchwerpunkt liegt bei den Klassen 1 bis 6. Ein ähn-liches Angebot ist unter Lepion.de zu finden.
6.Weitere Aspekte der Medienbildung in der Schule
Medienbildung als NotwendigkeitMoser (2008) beschreibt unterschiedliche Funktionenvon Medien. Er unterscheidet zwischen Vermitt-lungsmedien, Lernmedien und Kommunikations-medien. Medien können als Demonstrations-werkzeug der Lehrenden (Präsentationssoftware, in-teraktive Whiteboards), als Lernwerkzeuge (SeriousGames, multimediale Lernhilfen), aber auch als Kom-munikationsmittel (IM, Blog, E-Portfolio) Lernpro-
zesse anregen oder unterstützen. Je nach Einsatz-zweck kann ein und dasselbe Medium unterschied-lichen Kategorien zugeordnet werden. Zum Beispielkann die Website Google Earth sowohl als Vermitt-lungsmedium (Demonstration der Lehrperson), alsauch als Lernmedium (Lernende erkunden selber)eingesetzt werden.
Medien sind aber nicht nur Werkzeuge, ihre Be-sonderheiten und der Umgang mit ihnen sollen glei-chermaßen auch Unterrichtsgegenstand sein. Kinderund Jugendliche sind vermehrt mit Problemen wieDatenschutz, Cyber-Mobbing und Copyright kon-frontiert. Dies muss Gegenstand von Mediener-ziehung (siehe Kapitel #medienpaedagogik) sein undim Unterricht behandelt werden.
Die Medienbildung soll den Lernenden einen ak-tiven, reflektierten und verantwortungsvollen Um-gang mit Medien ermöglichen. Dies erfordert unter-schiedliche Kompetenzen. Zum einen den verantwor-tungsvollen Umgang mit Medien und dessen Re-flexion, andererseits auch mediendidaktische Kompe-tenzen (Süss et al., 2009). Grundsätzlich ist auch dieBedienung der neuen Technologien zu lehren; eine„informatische“ Grundbildung notwendig.
In der Praxis: E-Portfolio-Literaturwerkstatt OnlineDa das Einbinden der Erstsprachen im Unterricht für Kindermit Deutsch als Zweitsprache wichYg ist, verknüpi diesesProjekt zwei wesentliche Aspekte eines fortschriAlichen Un-‐terrichts miteinander: Zum einen Leseförderung zum an-‐deren die Einbindung des zeitgemäßen Werkzeugs E-‐Pormolio.
Eine zentrale Rolle des E-‐Pormolios im Volksschulbereich istdas akYve Mitarbeiten der Schüler/innen am eigenen Bil-‐dungsprozess durch Beschreiben, ReflekYeren, Werten undPräsenYeren der eigenen Arbeiten. Schüler/innen erwerbendie Fähigkeit, Verantwortung für ihr Lernen zu übernehmenund können selbstbewusst und selbstbesYmmt ihren Bil-‐dungsweg in Teilbereichen beobachten.
Für das Projekt wurde „Die Fledermaus, die keine war“ vonEngin Korelli ausgewählt. Dieses Buch erfüllte das Kriterium,in alle Sprachen der Projektkinder (kroaYsch, serbisch undtürkisch) übersetzt und für die Altersgruppe geeignet zu sein.„Mahara“ als E-‐Pormolio-‐Management-‐Soiware wurde fürden Einsatz bei projektorienYerter Pormolioarbeit empfohlen(Hornung-‐Prähauser et al., 2007) und daher eingesetzt.
Eine Begleitlehrerin betreute an drei Tagen pro Woche je-‐weils je fünf Kinder mit anderen Erstsprachen als Deutschaus beiden zweiten Klassen und einer driAen Klasse in dreiDeutschstunden.
Nach der Lesung und dem Laut-‐ und Leiselese-‐Verfahren intürkischer, kroaYscher und serbischer Sprache gab es vorbe-‐reitete ArbeitsbläAer in einem „Fledermausordner“ aufjedem Computer. Die Schüler/innen durien diese in belie-‐biger Reihenfolge und nach Interesse bearbeiten. An jedemMonatsende konnten sie die besten auswählen, um sie ins E-‐Pormolio zu laden und Kommentare hinzuzufügen. Auch Bas-‐telarbeiten wie ein Lesezeichen und Bild-‐Satz-‐Zuordnungenwurden angeferYgt, fotografiert und ein Video gedreht. Ar-‐beiten setzten sich aus in anderen Programmen erstelltenschriilichen Dokumenten, Darstellungen, Fotos, Videos undQuiz zusammen. Blogs, Fotos, ArbeitsbläAer und weiterfüh-‐rende InformaYonen, das Projekt und die beteiligtenSchüler/innen betreffend, können online eingesehenwerden. Dort ist auch eine Beispielansicht eines Kindes zufinden: URL: hAp://www.mahara.at/view/view.php?id=7129[2011-‐01-‐10]
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Medienbildung als Teil des LehrplanesIn der Schweiz kann exemplarisch der Kanton Solo-thurn erwähnt werden, welcher 2008 das „Stufen-übergreifende IKT-Entwicklungskonzept für dieSchulen des Kantons Solothurn“ in Kraft setzte. Ba-sierend auf diesem Entschluss sind die Primar-schulen seit 2011 verpflichtet (Sekundarstufe I ab2012), das Fach Medienbildung ab dem dritten Pri-marschuljahr in ihre Stundentafeln aufzunehmen. Mitden Harmonisierungsbestrebungen des Lehrplanesfür die deutschsprachigen Kantone „Lehrplan 21“wurde auch eine Arbeitsgruppe eingesetzt um einenLehrplanteil zur Integration von IKT und Medien alsüberfachliche Kompetenz zu erarbeiten.
7. Fortbildung für Lehrer/innen
Die Möglichkeiten, die der Computereinsatz bietet,und eine Vielfalt von neuen medientechnischen An-forderungen können nur dann mit Erfolg bewältigtwerden, wenn Lehrer/innen selbst über ein ausrei-chendes Maß an Medienkompetenz verfügen. Inzahlreichen Kursen und Fortbildungsveranstaltungenwerden diese Kenntnisse und Fähigkeiten von E-Learning-Experten und -Expertinnen kompetent ver-mittelt. Auf diesem Sektor gibt es gegenwärtig einigeNeuerungen, denn immer mehr der Angebotekönnen auch online besucht werden (siehe Tabelle 2,siehe auch Kapitel #telweiterbildung).
8. Forschungsprojekte und Ini.a.ven im Schulbereich
Zahlreiche Forschungsprojekte und Initiativen sollenden Schulunterricht optimieren und damit dieBildung der Kinder und Jugendlichen fördern. Ab-schließend seien hier exemplarisch Beispiele gelistet:▸ eTwinning: Dieses Comenius-Programm für le-
benslanges Lernen verfolgt zum Beispiel das Ziel,die Zusammenarbeit zwischen europäischenSchulen zu fördern. Dabei arbeiten zwei oder
mehr Schulen an einem gemeinsam definiertenProjekt, wobei die Kommunikation größtenteilsüber Informationsplattformen stattfindet.
▸ One-Laptop-per-Child-Projekt (OLPC): Seit No-vember 2008 wird an der PH Steiermark eineSchulklasse (erste Primarstufe) mit 25 Laptopsausgerüstet. Die Aufgabe des Projektes ist, heraus-zufinden, ob die Nutzung eines Laptops (mit spe-zieller Anpassung an Erfordernisse von Schüler-/innen) zu positiven Effekten im Lehr- und Lern-verhalten führt. Ebner et al. (2009) zeigen, dass eszwar infrastrukturelle und technische Problemegab, dass aber das individuelle Lernen gut unter-stützt werden konnte.
▸ iPad-Projekt: Im Oktober 2010 erfolgt der Einsatzvon 16 iPads in der Praxisvolksschule Salzburg.Erste Ergebnisse zeigen, dass die Anwendung vonTablets im Unterricht zwar aufgrund der noch ge-ringen Anzahl an geeigneten Lehr- und Lernappli-kationen gewissen Restriktionen unterliegt, tech-nische Schwierigkeiten im Umgang mit Com-putern aber aufgrund der einfachen Handhabungdeutlich reduziert werden konnten.
▸ iPhone-Projekt: Das iPhone-Projekt an der Pro-jektschule Goldau in der Schweiz wird vom In-stitut für Medien und Schule (IMS) der Pädagogi-schen Hochschule Zentralschweiz-Schwyz unterder Leitung von Beat Döbeli durchgeführt. ImRahmen des zweijährigen Projektes (Start im Som-
Fortbildung für Lehrer im Internet
e-‐LISA Akademie hAp://www.e-‐lisa-‐academy.atIntel Lehren InterakYv hAp://www.intel-‐interakYv.de/Ökonomische Bildung online hAp://www.ioeb.dePädagogik-‐Online-‐Seminare hAp://www.uni-‐stuAgart.de/pae/edl/InformaYsche Bildung für Lehramtsstudierende hAp://www.educat.hu-‐berlin.de/mv/Lehrer-‐Online / Unterrichten mit digitalen Medien hAp://www.lehrer-‐online.net/Online-‐Internetkurs hAp://www.zum.de/internetkurs/Virtuelle PH hAp://www.virtuelle-‐ph.at/E-‐Lectures hAp://www3.edumoodle.at/electures/
Tabelle 2: Beispiel zur Fortbildung von Lehrerinnen und Lehrern im Internet
Die OLPC-‐IniYaYve (One-‐Laptop-‐Per-‐Child) wurde ge-‐startet, um einen robusten und speziell an die Bedürf-‐nisse von Kindern angepassten Laptop zu entwickeln,welcher besonders in Entwicklungsländern eingesetztwerden soll. Der Leitgedanke ist, die Möglichkeitender InformaYonstechnologien Kindern auf der ganzenWelt zur Verfügung zu stellen.
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10 — Lehrbuch für Lernen und Lehren mit Technologien (L3T)
mersemester 2009) erhalten alle Kinder einer 5.Primarklasse eigene Smartphones, welche sie auchin ihrer Freizeit nutzen dürfen.
9. Zentrale Erkenntnisse
Medien- und webbasierte Arbeit kann individuali-siertes, selbstorganisiertes Lernen fördern, Team-arbeit erfahrbar machen, Networking einüben, tech-nisches Know-How vermitteln oder verbessern, dieStudierfähigkeit mitgestalten, lebenslanges Lernenvorbereiten, tendenziell die Verbindung von Arbeitund Freizeit vorbereiten und einen wichtigen Beitragzu einer modernen Identitätsbildung leisten. Für dasSystem Schule hat eine solche Arbeitsweise potenzielleine hohe Innovationsfunktion, erfordert aber abge-sehen von den notwendigen infrastrukturellen Ver-besserungen auch hohe Anstrengungen auf allenEbenen, vor allem im Bereich der Lehrer/innen-Fortbildung und der Lehrer/innen-Kooperation.
Literatur
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