the gap 157

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157 MONATLICH. VERLAGSPOSTAMT 1040 WIEN, P.B.B. GZ 05Z036212 M, Nº 157, JUNI / JULI 2016 Magazin für Glamour und Diskurs. Der neue Zirkus

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Page 1: The Gap 157

157MONATLICH. VERLAGSPOSTAMT 1040 WIEN, P.B.B.GZ 05Z036212 M, Nº 157, JUNI / JULI 2016

Magazin für Glamour und Diskurs.

Der neue Zirkus

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Page 2: The Gap 157

MUSA Museum

Wien Geschichte Wiki

Wien. Die Stadt fürs Leben.

Die digitalen Services der Stadt machen’s möglich: Wer die Kulturhaupt-stadt entdecken will, schaltet einfach sein Tablet oder den Computer ein. Wien stellt immer mehr Angebote online zur Verfügung. Auf www.kultur.wien.at kann man sich zum Beispiel die Wiener Vorlesungen online ansehen. Oder man wandelt im Wien Geschichte Wiki auf den Pfaden der Stadtgeschichte: www.geschichtewiki.wien.at. Den Überblick über Museen und Sehens- würdigkeiten liefert der digitale Stadtplan unter www.wien.at/stadtplan.

So viel Kultur auf einem

Display.

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kulturgut.wien.at geschichtewiki.wien.at

MuseumsQuartier – KunsthalleWiener Vorlesungen

Kunsthalle W

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Kunst Haus Wien –

Museum HundertwasserRonacher

Haus der Musik

INS_12_GGr4_KaD_210x280.indd 1 25.04.16 10:10002-017 Gap 157 Splitter.indd 2 11.05.16 17:33

Page 3: The Gap 157

Ab und zu darf man auch mal die humanistische Bildung raushängen lassen. So sage ich euch: In der Antike wurden neue Dinge eher mit Argwohn betrachtet. Und weil sich die Weltsicht immer auch in der Sprache spiegelt, wird als Beispiel für diese Mentalität der Ausdruck novis re-bus studere (wörtlich: nach neuen Dingen streben) herangezogen. Dieser bedeutet im lateinischen Polittalk nämlich »einen Umsturz versuchen«, beschreibt also den Wunsch, ein politisches Regime zu stürzen.

Alles, was neu war, gereichte dem klas-sischen Römer prinzipiell zur Sorge. Sogar, wenn man selbst ein »homo novus«, ein Selfmademan wie Cicero war, zählten nur die guten alten Werte der Vorväter – make Rome great again, quasi. Mit anderen Worten: Marcus Tullius hätte The Gap sicherlich keinem Frühjahrsputz unterzo-gen. Aber es ist nun einmal 2016, Innovati-on gilt als geil, geil, geil, neu ist prinzipiell gut und deswegen haben wir uns für diese Ausgabe ein paar neue Formate überlegt.

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Das Ergebnis sind drei neue Kolumnen, die sich mit Gender und Feminismus, Mode sowie Essen beschäftigen. »Der Lieblingswitz«, »Der liebste Feind« und eine Illustration, alles beigesteuert von kreativen Menschen aus dem Umfeld, die wir schätzen, haben wir in den vorderen Heftteil aufgenommen. Und auch im Story- Teil sind wir thematisch in die Breite gegangen: Die Coverstory beschäftigt sich mit neuem Zirkus, die politischen Aspekte der EM – ja, ihr habt richtig gehört: Fuß-ball in The Gap – werden beleuchtet und weil ja Frühling ist, haben wir uns auch zum ersten Mal mit Hochzeiten beschäf-tigt. Na gut, mit der musikalischen Kom-ponente des Heiratens. Umsturz ist das aber sicherlich keiner. Die Cselley-Mühle zum Beispiel feiert heuer ihr 40-jähriges Bestehen und erfährt in dieser Ausgabe eine Würdigung.

Denn manche Dinge, die es schon ein bisschen länger gibt, haben auch heute noch ihre Berechtigung, da halten wir es ganz mit Cicero.

Amira Ben [email protected]@oidaamira

MUSA Museum

Wien Geschichte Wiki

Wien. Die Stadt fürs Leben.

Die digitalen Services der Stadt machen’s möglich: Wer die Kulturhaupt-stadt entdecken will, schaltet einfach sein Tablet oder den Computer ein. Wien stellt immer mehr Angebote online zur Verfügung. Auf www.kultur.wien.at kann man sich zum Beispiel die Wiener Vorlesungen online ansehen. Oder man wandelt im Wien Geschichte Wiki auf den Pfaden der Stadtgeschichte: www.geschichtewiki.wien.at. Den Überblick über Museen und Sehens- würdigkeiten liefert der digitale Stadtplan unter www.wien.at/stadtplan.

So viel Kultur auf einem

Display.

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kulturgut.wien.at geschichtewiki.wien.at

MuseumsQuartier – KunsthalleWiener Vorlesungen

Kunsthalle W

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Kunst Haus Wien –

Museum HundertwasserRonacher

Haus der Musik

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Impressum HERAUSgEbER Thomas Weber cHEfREdAktEURin Amira Ben Saoud Stv. cHEfREdAktEURin Yasmin Vihaus REdAktion Ranya Abd El Shafy, Benjamin Agostini, Jakob Bouchal, Manuel Bovio, Ivo Brodnik, Johannes Busching, Ann Cotten, Leo Dworschak, Astrid Exner, Juliane Fischer, Manuel Fronhofer, Daniel Garcia, Manfred Gram, Philipp Greiner, Philipp Grüll, Julia Gschmeidler, Andreas Hagenauer, Jan Hestmann, Magdalena Hiller, Christoph Hofer, Peter Hoffmann, Michael Huber, Reiner Kapeller, Sophie Kattner, Markus Keuschnigg, Stefan Kluger, Michaela Knapp, Markus Köhle, Christian Köllerer, Alexander Kords, Christoph Kranebitter, Rainer Krispel, Michael Bela Kurz, Philipp L’Heritier, Franz Lichtenegger, Davi Maurer, Martin Mühl, Christiane Murer, Stefan Niederwieser, Nuri Nurbachsch, Dominik Oswald, Michaela Pichler, Johannes Piller, Stefanie Platzgummer, Christoph Prenner, Teresa Reiter, Werner Reiter, Kevin Reiterer, Martin Riedl, Tobias Riedl, Sonja Riegler, Gabriel Roland, Georg Russegger, Stefan Schallert, Peter Schernhuber, Johannes Scheutz, Nicole Schöndorfer, Werner Schröttner, Tanja Schuster, Katja Schwemmers, Katharina Seidler, Wolfgang Smejkal, Lisa Stadler, Johanna Stögmüller, Sophie Strohmeier, Peter Stuiber, Werner Sturmberger, Denise Helene Sumi, Yasmin Szaraniec, Franziska Tschinderle, Erwin Uhrmann, Yasmin Vihaus, Jonas Vogt, Luise Wolf, Maximilian Zeller, Martin Zellhofer volontARiAt Iris Adelt, Barbara Fohringer. Maxi Graf, Nadine Obermüller tERminE Iris Adelt, Manuel Fronhofer, Maxi Graf, Franz Lichtenegger, Lisa Schneider kolUmniStEn Astrid Exner, Illbilly The K.I.T.T., Martin Mühl, Gabriel Roland, Jonas Vogt covER Mattias Edwall fotogRAfiE Florian Auer, Lukas Beck, Stephan Doleschal, Veronique Giroud, Andreas Jakwerth, Marco Leimer, Marlene Mautner, Ingo Pertramer, Kurt Prinz, Karin Wasner illbilly-illUStRAtion Jakob Kirchmayr ARt diREction Sig Ganhoer gEStAltUng Manuel Fronhofer, Sig Ganhoer, Lucas Gerstgrasser, Erli Grünzweil lEktoRAt Wolfgang Smejkal, Adalbert Gratzer wEb Super-Fi, m-otion AnzEigEn Herwig Bauer, Thomas Heher, Micky Klemsch, Martin Mühl, Clemens Reichholf, Thomas Weber (Leitung) diStRibUtion Martin Mühl dRUck Ferdinand Berger & Söhne GmbH, Pulverturmgasse 3, 1090 Wien gEScHäftSfÜHRUng Martin Mühl PRodUktion & mEdiEninHAbERin Monopol GmbH, Wohllebengasse 16/6, 1040 Wien kontAkt The Gap c/o Monopol GmbH, Wohllebengasse 16/6, 1040 Wien; Tel. +43 (1) 20 57 06; [email protected], www.thegap.at, www.monopol.at, [email protected] bAnkvERbindUng Monopol GmbH, easybank, IBAN AT77 14200 20010710457, BIC EASYATW1 AbonnEmEnt 10 Ausgaben; Inland EUR 15, Europa EUR 35, Rest der Welt EUR 42 HEftPREiS EUR 0 ERScHEinUngSwEiSE 6 Ausgaben pro Jahr; Erscheinungsort Wien; Verlagspostamt 1040 Wien

Namentlich gekennzeichnete Beiträge geben nicht unbedingt die Meinung des Herausgebers wieder. Für den Inhalt von Inseraten haftet ausschließlich der Inserent. Für unaufgefordert zugesandtes Bild- und Textmaterial wird keine Haftung übernommen. Jegliche Reproduktion nur mit schriftlicher Genehmigung der Geschäftsführung.

Editorialvon Amira Ben Saoud.

Alles neu mAcht der mAI?

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Page 4: The Gap 157

magazin157014

HocHzEitS-dJS 028 —— Beim Auflegen auf Hochzeiten kann man sich ein goldenes Näschen verdienen. Aber leicht ist es deswegen noch lange nicht.codEd cUltURES 031 —— Beim Coded Cultures Festival werden in einer ehemaligen Polizei-Inspektion im 1. Wiener Bezirk Medienkunst, Technologie und Gesellschaft reflektiert.AngRy biRdS 035 —— Sind diese wütenden Vögel eigentlich xenophobe Dreckschleudern? Was will Rovio Kindern mit diesem Film sagen?PoolbAR 040 —— Das Poolbar-Festival hat wieder fesche T-Shirts bedruckt und sich damit in der Schattenburg in Feld-kirch in Pose geworfen. Em 2016 044 —— Wenn am 10. Juni der Ball bei der EM zum ersten Mal rollt, geht es nicht nur um Fußball, sondern auch um den Mythos des WM-Teams von 98.

nEUER ziRkUS 014 —— Keine Clowns? Kein Zelt? Und trotzdem Förderungen? Ist das überhaupt noch Zirkus, wovon wir hier reden? Und was ist, wenn es mehr als das ist?

40 JAHRE cSEllEy-mÜHlE 018 —— Das Vorzeigeprojekt für Kunst und Kultur am Land wird langsam alt – und bietet doch so viel Raum für Neues. Eine Würdigung.im PoRtRät: AngElikA fitz 022 —— Sie trägt die Stadt im Herzen und wird ab 2017 das Architekturzentrum Wien leiten. Ein Porträt über eine universalinteressierte Welten- und Gesellschaftsforscherin.voodoo JÜRgEnS 024 —— Und wieder geht ein Stern am Austropop-Himmel auf. Sein Name: Voodoo Jürgens, das personifizierte Wiener Lebensgefühl.im intERviEw: nAzAR 025 —— Nazar ist grantig: Auf den Gemeinderat im Zehnten, auf Strache und auf Förderstellen. Ein neues Album hat er auch. goldEn fRAmE: ESEl 026 —— Lorenz Seidler a.k.a eSeL bringt seine »Sammlung eSeL« ins Essl Museum. Ein passender Abschied.

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Page 5: The Gap 157

club Status 009Signature dish 010gender gap 012Einteiler 013know-nothing-gesellschaft 050

Editorial / impressum 003leitweber 006illustration: Zwupp 007Pandagram: Downtown Vienna 008lieblingswitz: Berni Wagner 011mein liebster feind: Lisa Eckert 012Prosa: Sophie Reyer 038workstation: Sandra Kendl & Hannah Neunteufel 046Reviews 053termine 058gewinnen 066

Rubriken

kolumnen

025 Johannes Scheutz macht Magazine normalerweise selbst. Das Landjäger-Magazin und die Hipster-Bibel Best Of Vienna nämlich. Obwohl er bei einem Fuß-ballclub spielt, haben wir ihn nicht die Geschichte über die EM, sondern die über Hochzeits-DJs schreiben lassen. Seite 044

Veronique Giroud spricht nicht nur fünf Sprachen, son-dern hat ihre Fotografien bereits in Vice, der Wienerin oder dem Rolling Stone veröffentlicht. Für uns hat sie Sandra Kendl (Das Techno Cafe) und die Eventmanagerin Hannah Neunteufel vor die Linse gelockt. Seite 046

Maxi Graf kam zu The Gap, um über Essen zu schreiben. Musik wäre aber auch ok, ließ er uns mit den Worten »Schlag-zeug oder Schnitzel« wissen. Große Teile unseres Festivalsommer stam-men daher aus seiner Feder – und die Musiktermine. Was für ein Mann. Seite 058

Magdalena Meergraf ließ sich von dem Wort »Zirkus« nicht abschrecken und recherchierte die Situation und Bedeutung des soge-nannten »neuen Zirkus«, der ziemlich wenig mit Clowns und Elefanten zu tun hat, für die Coverstory ausführ-lich. Manege frei! Seite 014

Werner Sturmbergerstudierte Politikwissenschaft und Soziologie. Wenn er nicht gerade für Heureka, das Wissenschaftsmagazin des Falter schreibt, zerbricht er sich für Biorama und The Gap den Kopf über das schöne Leben, oder eben die EM 2016. Seite 044

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Thomas [email protected]@th_weber

Leitartikelvon Thomas Weber.

Selbst habe ich ja mittlerweile ein recht entspanntes Verhältnis zur »Hei-mat«. Im Gegensatz zum »Volk« – welches der Germanist Karl Wagner einmal als deutsches »four-letter word« beschrieb – ist mir der Begriff »Heimat« nicht mehr von vornherein suspekt. Womöglich liegt das daran, dass, wenn vom Volk die Rede ist, selten der Souverän beschworen wird (von dem in der österreichischen Verfas-sung das Recht ausgeht); dass das Volk in der politischen Rhetorik meist nur dann bemüht wird, wenn es der Abgrenzung dient. Statt den Ariern sind es heute die Alteingesessenen (die Völkischen sprechen oft von den »Autochthonen«), die vor den Dahergelaufenen, Auswärtigen bewahrt und rein gehalten werden sollen. Es ist ein widerlich gegen die anderen wetterndes Wir, das im »Volk« stets mitschwingt. Die vermeintliche kulturelle Überlegenheit über unzivilisierte Ziegenficker. Demge-genüber klingt die »Heimat« heute längst aus jedem Mund anders, oft als Wellness-Vokabel. Eine jede Tochter, ein jeder Sohn hat irgendwie, irgendwo und im Idealfall selbst der oder die Heimatlose irgend-wann eine eigene Heimat.

Ganz schön heimatlich: das Reich von Red Bull

Zwar empfanden es ein paar angehende Altlinke fast als Verrat, dass sich Alexander Van der Bellen – immerhin ein altbekann-ter Konsenspolitiker – aus ihrer Sicht beim rechten Wählerpotenzial anbiederte, weil er nicht davor zurückscheute, vor schöner Landschaft staatstragend auch den Begriff »Heimat« zu plakatieren. Doch weder verkleidete sich Van der Bellen in billiger Hofer-Tracht, noch bedeutet der Begriff

voranschreiten sollen, »mutig in die neuen Zeiten«, dann wird deutlich, dass man sich hier bewusst das verbindende Vorwärts-Moment der Bundeshymne herausge-pickt hat. Für einen offener gedeuteten »Heimat«-Begriff, nicht für das Völkische. Zwar zitiert der Rechtsaußenkandidat ge-schickt die Verfassung wenn er »Das Recht geht vom Volk aus« zusammenfasst. Dass Deutschnationale sich hier mitgemeint fühlen und wissen sollen, wem der Kan-didat sich verpflichtet fühlt, ist allerdings offensichtlich.

Wenn Van der Bellen von Heimat spricht und auf dem Plakat am Waldrand spaziert, lauert im Gras vielleicht die eine oder andere Zecke auf seinen Hund. Sonst werden allerdings keine Bedrohungsszena-rien konstruiert. In der Kulturlandschaft seines Kontrahenten allerdings sprießen die Kornblumen.

Heimat ist also wie Beton. Es kommt drauf an, was der Mensch draus macht.

Auf meinen persönlichen Heimatbe-griff habe ich mich vor Jahren festgelegt. Heimat ist, wo man anschreiben lassen kann.

heimat, teRRestRisch.

»Toleranz ist kein deutsches Wort«, ätzt der bayerische Kabarettist Gerhard Polt. heimat durchaus. Beide Präsidentschaftskandidaten haben es im

Wahlkampf plakatiert. Ein Fehler des nicht volkstümelnden Anwärters?

für die Mehrheit der Menschen a priori das, wovor den Sich-verraten-Fühlenden graut. Es ist nicht der Abwehrkampf der Eingeborenen (zu dem das »Deine Heimat braucht dich jetzt« des völkischen Kandidaten mobil und zum Schutz und Trutz alle Grenzen dicht machen möchte). Hier prescht kein starker Mann vor, den Angstbeißern und Angsthasen dabei zu helfen, sich im heimeligen Gestern einzu-igeln. Die »Heimat« eines Alexander Van der Bellen weist vielmehr ins Reich von Red Bull. Und das meine ich jetzt nicht etwa, weil in der vom grünen Präsident-schaftskandidaten schöngezeichneten Naturlandschaft in Wirklichkeit alle paar Straßenmeter eine leere Aludose im Acker liegt. Ich meine das jüngst vielgepriesene und lautstark mit Sympathie bedachte Fernsehprogramm des vom Red-Bull-Gründer betriebenen Senders »Servus TV«. Es handelt sich dabei letztlich um einen, wenn man so will, »Heimatsender«, dessen Hoheitsgebiet den überschaubaren Quo-ten zum Trotz terrestrisch der deutsch-sprachige Alpenraum ausmacht: Südti-rol, die Schweiz, Österreich, der Süden Deutschlands. Da wird recht beschaulich das alpine Lebensgemüt zelebriert, das Brauchtum gepflegt, aber doch dauernd auch offen in die Welt hinausgeblickt – in Dokus, Reportagen oder zurück in die Filmgeschichte. Wie der Begriff verklärt auch der Heimatsender. Alles ist weich-gezeichnet, nah dran an der Idylle, in der weltabgewandt die Strommasten und Kondensstreifen der Flugzeuge ausgespart bleiben. Als Kontrast gibt es abenteuerli-che Adrenalin- und Actionschau. Hier wird bewahrt, soll aus einem überhöhten Ideal Kraft geschöpft werden. Dass manch einer da direkt aus der Stratosphäre im braunen Sumpf landet, bleibt das Risiko.

Wenn vom Präsidentschaftskandidaten Van der Bellen gleichzeitig aufgefordert wird, dass möglichst »wir alle gemeinsam«

218.000 Euro für die österreichische Kulturszene: Die Bank Austria setzt auch 2016 wieder auf Crowdfunding. Neben Nominierungspreisen für wichtige Kulturinstitutionen sowie Kulturjournalismus stellt sie 100.000 Euro für Crowdfunding-Projekte zur Verfügung. Mit 10.000 Euro zeichnet sie darüber hinaus eines oder mehrere Crowdfunding-Projekte aus.

Kunst- und Kulturprojekte erhalten von der Bank Austria im Rahmen einer über die Crowdfunding-Plattform wemakeit.at durchgeführten Kampagne ein Drittel des Finanzierungsbedarfs – zum Beispiel für• die Realisierung eines Konzepts,• die Planung einer Tournee, Ausstellungsserie, Konferenz oder eines Festivals,• eine Audio- oder Video-Produktion und und und ...

Die Ausschreibungsdetails und Teilnahmebedingungen sind ab 19. April 2016 auf der Kunstpreis-Homepage der Bank Austria abrufbar: kunstpreis.bankaustria.at. Eine Einreichung für den „Großen Bank Austria Kunstpreis“ sowie den „Preis für  Kulturjournalismus“ ist nicht erforderlich. Diese Preise werden im Rahmen eines Nominierungsverfahrens von einer prominent besetzten Fachjury im November 2016 vergeben.

Bank Austria Kunstpreis 2016Bank Austria „goes Crowdfunding“:• Kick-off-Event in Wien: 27. April 2016.

• Info-Webinar: 3. Mai 2016.

• Mindestens 20 Unterstützer pro Projekt.

• Projekte aus den Bereichen Architektur, Ausstellung, Bühne, Comics,  Design, Festival, Film, Fotografie, Kongress/Konferenz, Konzert, Kunst, Kunstvermittlung, Literatur, Musik, Publikation, Tanz, Tonträger (Audio/Video) und Tournee sowie Projekte, die Kunst und Kultur mit sozialem Engagement verknüpfen.

• Start der Crowdfunding-Kampagnen ab dem 18. Mai 2016 möglich.

BA Kunstpreis - The Gap - ET 24.5..indd 1 14.04.16 19:10

Am 3. und 4. Juni 2016 finden in ganz Österreich bereits zum achten Mal die Architekturtage statt. Unter dem Generalthema wert/haltung laden sie dazu ein, Architektur zu entdecken, ihren Wert zu erkennen und die eigenen Ansprüche an die gestaltete Umwelt zu schärfen.

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218.000 Euro für die österreichische Kulturszene: Die Bank Austria setzt auch 2016 wieder auf Crowdfunding. Neben Nominierungspreisen für wichtige Kulturinstitutionen sowie Kulturjournalismus stellt sie 100.000 Euro für Crowdfunding-Projekte zur Verfügung. Mit 10.000 Euro zeichnet sie darüber hinaus eines oder mehrere Crowdfunding-Projekte aus.

Kunst- und Kulturprojekte erhalten von der Bank Austria im Rahmen einer über die Crowdfunding-Plattform wemakeit.at durchgeführten Kampagne ein Drittel des Finanzierungsbedarfs – zum Beispiel für• die Realisierung eines Konzepts,• die Planung einer Tournee, Ausstellungsserie, Konferenz oder eines Festivals,• eine Audio- oder Video-Produktion und und und ...

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Bank Austria Kunstpreis 2016Bank Austria „goes Crowdfunding“:• Kick-off-Event in Wien: 27. April 2016.

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• Start der Crowdfunding-Kampagnen ab dem 18. Mai 2016 möglich.

BA Kunstpreis - The Gap - ET 24.5..indd 1 14.04.16 19:10

Am 3. und 4. Juni 2016 finden in ganz Österreich bereits zum achten Mal die Architekturtage statt. Unter dem Generalthema wert/haltung laden sie dazu ein, Architektur zu entdecken, ihren Wert zu erkennen und die eigenen Ansprüche an die gestaltete Umwelt zu schärfen.

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Page 8: The Gap 157

a m R a d R

Pandagram-Steckbrief: @downtownvienna

Einmal pro Ausgabe bitten wir interessante Menschen, unseren Instagram-Account für 10 Tage zu übernehmen.

Das meistgelikte Foto gibt’s hier.

Dieses Foto hätte fast einen Unfall verursacht – aus dem Auto herausfotografiert beim Abbiegen. Wolkenverhangender Himmel und ein

Sonnenuntergang kurz vor Regeneinbruch am Schwarzenbergplatz.

ABOUT Der gebürtige welser Peter Schernhuber ist nicht nur auf instagram ein

Film-aficionado. Zusammen mit Sebastian höglinger leitet er heuer zum ersten mal die Diagonale, Festival des österreichischen Films. 

instagram.com/thegapmag

sieht man mir nicht an, ist aber so:

Downtown Vienna bezeichnet nicht das wiener Zent-rum, sondern ist überall, wo hervorragendes passiert.

am schwersten auf einem foto festzuhalten:

Der kleine Dackel Barly noble

liebste foto-app: 1-hour Photo

liebster hashtag: #wiener (check out why)

drei follow-empfehlungen @monarchie_und_alltag, @mva1000, @marlieswirth

schaue oder höre ich nur hin-ter zugezogenen vorhängen: Yung hurn – Fick die Polizei!

würd’ ich mir tätowieren: ein zartes Peckerl von constantin luser. motiv völlig egal, hauptsache luser!

saidnooneever: Der Balkan beginnt am Schwedenplatz.

c h R t s

auch nicht Schlecht:einkaufslisten.

auch nicht Schlecht:erich-kästner-hörspiele.

01 1 Becher Rahm02 Rührschüssel03 1 Becher Zucker04 1 Becher Benco05 1 Becher weizenmehl06 1 Becher Zeugs (kokos, nuss, Beerenscheiß)07 1 Pkg. Backpulver08 3 eier09 ½ Becher Öl10 180° c

01 Der Billa am Praterstern02 Diese Dufttannenbäume, die in autos hingen03 krautrockbands wie Faust04 Das zweite Strokes-album (schon immer)05 Voodoo-Puppen06 Diavorträge07 abizeitungen08 Deutsche chansons09 hernals10 Das tanzcafé Jenseits

05 immer beliebig04 quantifiziert Schönes03 quantifiziert Grausliches02 reproduziert kapitalistische Verwertungslogik01 zu viel space für zu wenig content

01 in flagranti02 mumpitz03 inkognito 04 nichtsdestotrotz05 kaschemme

TOP 10Zutaten FüR einen BecheR-GuGlhuPF

TOP 10DinGe, Die unteRSchätZt weRDen

TOP 5GRünDe, Die GeGen RankinGS SPRechen

TOP 5Sollte man ÖFteR SaGen

maximilian Zirkowitsch(Satiriker)

Sarah nägele(the Gap)

008

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Page 9: The Gap 157

JOSIAH MCELHENYThe Ornament Museum

MAK – Österreichisches Museum für angewandte Kunst / Gegenwartskunst Stubenring 5, 1010 WienMAK.atfacebook.com/MAKViennatwitter.com/MAKWieninstagram.com/mak_vienna

27.4.2016 – 2.4.2017

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folder_mcelheny.qxp_GAP 09.05.16 07:15 Seite 1

c l u B s t t u s

Einer der großen, aktuellen, internationalen Trends ist die Renaissance von Drum’n’Bass. Wien hat in dem Bereich aber bereits eine sehr große, traditionelle Szene. Was nun? Wäre Drum’n’Bass der Papst, dann wäre Wien vielleicht nicht der Vatikan, aber zumindest seine Sommerresidenz.

Während die 170 bpm in anderen Städten kamen, gingen, wieder auftauchten und verschwanden, verteidigten sie in Wien ihre gal-lischen Dörfer, ob in der Arena oder am Donnerstag im Flex. Das unterscheidet diese mittlerweile recht konservative Szene von den anderen zahlreichen elektronischen Trends, von denen man in monatlichen Abständen in englischsprachigen Onlinemedien le-sen kann (»Guys, it’s true: Jungle / Ragga / Calypso is back«). Für die war Wiens Szene an Spezialisten dann doch immer zu klein. Ein internationaler Trend musste schon sehr groß sein, um hier Fuß zu fassen und nicht wie eine Armee, die im Feindesland vom Nach-schub abgeschnitten wird, langsam auszubluten. In einer Stadt, in der man selbst den viel gelobten und viel geposteten Grime im Club nur punktuell in Sets einstreuen kann, ist es – rein ökono-misch – immer noch klug, auf halbwegs bewährte Pferde zu setzen.

Die Drum’n’Bass-Renaissance bringt jetzt aber tatsächlich eine interessanten Aspekt hinein. Hier schwappt aus UK, wo man ja mittlerweile schon wieder an dem Punkt ist, mit Übernummern wie »How Love Begins« von DJ Fresh & High Contrast Drum’n’Bass mit cheesy Pop und Grime zu vereinen, langsam eine Welle hinü-ber. Und trifft – anders als bei früheren Trends – auf eine Stadt, in der es eine genuine Szene dafür gibt. Das ist ein bisschen wie mit Eulen nach Athen raven, wo im Untergrund allerdings seit knapp 20 Jahren eine lokale Population ihren Eulen-Geschäften nachgeht. Bei HipHop, dem letzten großen Wiener Partytrend, gelang es vor drei Jahren, die Traditionalisten gemeinsam mit den Hipstern und Studenten anzulocken. Wird das bei Drum’n’Bass funktionieren? Keine Ahnung. Wer unsichere Prognosen will, sollte sich den Wet-terbericht für nächsten Sonntag anschauen, keine Partykolumnen. Aber ich schau es mir gerne an.

Mit Eulen nach Athen raven

Jonas [email protected]@L4ndvogt

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Es kommen weiterhin gute Dinge aus der Favoriten-straße 4. Dort, wo bis ins Frühjahr 2015 unser Büro war und unter anderem mindestens 50 The Gap-Aus-gaben produziert wurden, hat vor einigen Wochen eine Pizzeria Riva eröffnet. Unternehmer Alessandro d’Ambrosio, sonst bekannt als Schuhhändler, hat mit

einem Team schon auf der Summerstage und in der Türkenstraße ge-zeigt, dass auch in Wien Pizza nach neapolitanischem Vorbild mög-lich ist. Inklusive einer Auszeichnung, die bestätigt, dass die Pizzen hier tatsächlich diesem Standard entsprechen. Und auch wenn solche Siegel immer ein bisschen kritisch zu betrachten sind und man sich auch über sie lustig machen darf: In diesem Fall haben die Pizzen ihr Lob auf jeden Fall verdient. Nicht nur der Teig wird aus Mehl aus Neapel geknetet und darf dann lange rasten, ehe er von geschickten Händen in Fladen geschleudert wird, auch bei den restlichen Zutaten dürfte sich ihr hervorragender Geschmack in erster Linie doch aus ihrem zertifiziert italienisch-regionalen Ursprung herleiten lassen. Der Holzofen steht nun dort, wo früher die Monopol-Redakteure saßen.

Neben den bekannten Pizzen mit Tomatensauce setzt man in der Riva auch auf die immer beliebteren Pizze Bianchi, die ohne diese Grundierung auskommen. Die von uns verkostete Riva Speziale ver-zichtete ebenfalls auf die rote Sauce. Die Vesuvio überzeugte neben Kapern und viel Mozarella di Bufala mit einer wirklich gelungenen Geschmackskombination aus Alici (also Sardellen) und gelben, unge-wöhnlich süßen kleinen Tomaten. Natürlich aus San Marzano. Die Tronchetto überraschte schon in der Form. Nicht als Calzone, aber doch gefaltet, sorgt sie in der Mitte des Tellers dafür, dass eine ganze Menge Crema di Formaggio nicht gleich davonrinnt. Darüber befin-den sich dann Prosciutto, Cherrytomaten, Rucola, Mozarella und noch ein paar andere Köstlichkeiten. Zum Nachtisch gibt es unter anderem die Dolcezza: eine Calzone-Pizza gefüllt mit Nutella und Mascarpone. Diese Pizza-Spezialitäten sind mit bis zu 14,50 Euro kostpieliger als andere Pizzen, überzeugen aber im Geschmack und fallen auch üppig aus. Wir werden unser altes Büro noch öfter besuchen.

Pizza Riva, Favoritenstraße 4, 1040 Wien

die Spezial-Pizzen in der Pizza Riva

s i G n t u R e d i s hc h R t s

auch nicht Schlecht:Die Strudlhofstiege abends.

auch nicht Schlecht:Jede einzelne Person, die #crazyinthehead ist.

01 longline02 herr tschabobo03 nobelpreisträger04 im wirtshaus05 Der Sandkuchen06 mai ling07 mittagspause08 Das Feuerwerk09 nikolausi10 ein hundebesitzer

01 Jede art von melonen02 kapstachelbeeren03 Bananen04 Papayas05 kokosnüsse06 himbeeren07 Drachenfrüchte08 kiwanos09 litschis10 heidelbeeren

01 tauchunfall02 hepatitis c03 14 autounfälle04 tumor-operation05 Flugzeugabsturz

01 eve arnold 02 Simone de Beauvoir 03 amy Poehler 04 maxine ashley 05 Donna haraway

TOP 10GeRhaRD Polt YoutuBe cliPS

TOP 10FRuitieS

TOP 5SchickSalSSchläGe, Die FPÖ-PolitikeR heRBeRt hauPt üBeRleBt hat

TOP 5laDieS

nikolaus Ganahl(the Gap)

eva Zar(künstlerin)

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Martin Mü[email protected]@muehlmartin

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verwebt seit 2009 Grafik, Design und Film – detailver-liebt und konzeptbasiert. »hudeln sollen andere«, lautet das motto des Studios, das eine tiefe liebe zu Fußball in allen Varianten (tisch, Rasen usw.) hegt. wir ließen völlig freie hand bei der Gestaltung der illustration, wo-rauf die Zwupps meinten: »immer oder meistens, wenn wir nicht wissen, was tun, dann machen wir was mit Fußball.« www.zwupp.at

Zwupp

i l l u s t R a t i n

l i e B l i n G s W i t z

Sitzen zwei Muffins im

Ofen. Sagt der eine: „Ganz

schOn heiß hier.“ Sagt der

andere: „Aaaah, ein

sprechender Muffin!“

Berni Wagnergehört zur nächsten kabarettisten-Generation des landes. Der

junge lustige kommt mit seinem Programm »kitsch«, einem abend für alle, die die welt verbessern wollen, am 16. Juni in die

kulisse wien. weitere termine auf www.berniwagner.at

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G e n d e R G P m e i n l i e B s t e R f e i n d

Es gibt in der leiwanden Serie »Broad City« eine Szene, in der die beiden Hauptprotagonistinnen Abby und Ilana von einem Typen dazu aufgefor-dert werden, doch mal zu lachen. »You girls are so pretty. You should smile«, sagt er. Sie befolgen den sicher nur gut gemeinten Ratschlag der sich

in wildfremde Leben einmischenden Person, indem sie zwar wi-derwillig ihre Mundwinkel nach oben ziehen, das aber dafür mit ausgestreckten Mittelfingern.

»Lach doch mal!« ist mir zum ersten Mal mit 17 passiert, als eine Freundin und ich die Londoner Brick Lane entlang irrten. Es war unsere erste Reise ohne Erziehungspersonen und unser ganzes Geld hatten wir natürlich schon beim Shoppen ausgegeben. Wir waren auf der Suche nach dem billigen Chicken Tikka Masala, das der Reiseführer empfahl. Wir waren überfordert, genervt und hung-rig und hatten Blasen an den Füßen, als uns zwei junge Männer entgegenkamen. Einer von ihnen fragte, warum wir denn nicht fröhlicher dreinschauen würden, es wäre ein sonniger Tag und wir seien doch süße Girls. Ich freute mich damals natürlich viel zu sehr darüber, ein süßes Girl zu sein, um auch nur einen Gedanken an die Selbstverständlichkeit aufzuwenden, mit der dieser flirty Lon-doner zwei fremden Mädchen riet, wie sie sich in der Öffentlichkeit präsentieren sollten.

Aber »Lach doch mal« ist so unmöglich. Obwohl das Phänomen RBF (Resting Bitch Face) bestens bekannt ist, werde ich noch immer oft gefragt, warum ich denn so grantig dreinschaue. Das ist mein neutraler Gesichtsausdruck. Dieses Sich-berechtigt-Fühlen, Frauen darauf hinzuweisen, dass sie gerade nicht so schön anzuschauen sind, ist ziemlich objektifizierend und ihr könnt es gerne bleiben lassen. Meine Mundwinkel hängen einfach hinunter, wenn ich nicht aktiv an sie denke, und meistens denke ich nicht aktiv an sie, weil ich mit wichtigeren Dingen beschäftigt bin, als darauf zu achten, eine angenehme Wirkung auf meine Umwelt zu haben.

Ihr Fell – so wohlig warm wie der Griff eines Medi-zinstudenten in die Bauch-decke einer frischen Leiche. Ihr Schnurren – erfüllender als ein Vibrator mit neuen

Batterien. Ihr Miauen – herzzerreißender als die Schreie eines Kindes, das aus dem Kel-ler gelassen werden möchte. Wie sadistische Stripperinnen schmiegen sie sich an mich und räkeln sich auf mir in einem verführe-rischen Lap-Dance, doch ich armer Tor darf sie nicht berühren! Weil meine Haut sonst gereizter reagiert als Klaus Kinski und ich an meinem eigenen Nasensekret ertrinken würde. Denn Katzen degradieren mich zur niedrigsten Lebensform überhaupt: einem Allergiker! Wegen einer banalen Katzenhaar-allergie stehe ich nun auf einer Ebene mit Wesen, die an einer Erdnuss zugrunde ge-hen! Und doch liebe ich sie. Odi et amo. Ich habe versucht, sie zu ersetzen, habe Hamster aneinandergenäht, Ratten zusammenge-klebt, Hunde operativ modifiziert – vergeb-lich. Was bleibt, ist Eifersucht … denn wenn ich sie nicht haben kann, soll sie keiner ha-ben!

lach doch mal!

die gemeine Hauskatze

Astrid [email protected]@walzerkoenige

Lisa Eckhart hat Germanistik in Paris studiert, lebt mittlerweile in Berlin und ist die amtierende kaiserin der k. u. k. Poetry Slam-Szene – überall, würden wir behaup-

ten. ihr Solo-Programm »als ob Sie Besseres zu tun hätten« startet am 21. 9. in der kulisse. alle

weiteren termine findet ihr auf lisaeckhart.com Bild

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e i n t e i l e R

Im Frühsommer verwandeln sich die Blüten des Löwen-zahns in Kugeln aus seidigen Härchen. Eine Böe genügt und sie Samen der Blumen fliegen davon. Das ist nicht

zuletzt deswegen so faszinierend, weil uns bodenständigen Kreaturen diese Schwerelo-sigkeit so fremd ist. Wer hat denn noch nie einen reifen Löwenzahn gepflückt und dem Wind seine Arbeit abgenommen, um dann dem luftigen Tanzen zuzusehen?

Meines Wissens ist es noch niemandem gelungen, ein Textil aus Löwenzahnsamen herzustellen, aber mit einem leichten Kleid aus Seide kommt man dem Gefühl des Schwe-bens schon ein großes Stück näher. Besonders einfach geht das vermutlich mit diesem Kleid aus der AWSS16/17 Kollektion des Wiener Labels Moto Djali, das Seide, das Motiv der Pusteblume und einen luftigen Schnitt ver-bindet.

Wo aber mit mir die romantischen Vorstel-lungen von Schwerelosigkeit über saftigen Wiesen druchgehen, bleiben die beiden Desi-gnerinnen von Moto Djali sachlich: der selbst entworfene Digitaldruck ist schwarz-weiß, ab-gehackt und entfremdet; der Schnitt zwar lo-cker und fließend, aber gleichzeitig klar, kühl und geometrisch. Von einem durchschnitt-

lichen Sommerkleid mit Blümchen kann hier glücklicherweise keine Rede sein.

Dafür ist das Zusammenspiel von Materi-al, Schnitt und Print auf der einen Seite viel zu komplex – ohne sich aber irgendwelchen Spielereien hinzugeben. Das Kelidungsstück drängt sich nicht vor, seine Effekte bleiben subtil und natürlich. In diesem Fokus auf die klar fließende Linie erkennt man die Experti-se der Moto Djali-Designerinnen Alice Müller und Jennifer Mory beim Schnitt weiter Bund-faltenhosen wieder.

Der Titel der Kollektion ist nicht zufällig »Poise«. Diese schwingende und gleichzeitig in sich ruhende Balance ergibt sich, wenn es ein Kleidungsstück schafft, auf den Körper und seine Bewegungen einzugehen. Ob das nun das ätherische Flattern eines Seiden-kleids ist oder das entschiedene Schwingen

einer Wollhose, ist dann nur noch eine De-tailfrage. Mit AWSS17 liefert Moto Djali beide Positionen ab.

Die neue Kollektion von Moto Djali wird man im S / IGHT in der Kirchengasse und auf motodjali.com sehen können. Außerdem hat das Label am 10. und 11. Juni einen AFA-Showroom. In dem Video »untitled (looklike)« von Elsa Okazaki kommt unter anderem das besprochene Kleid vor.

Einmal fliegen wie ein löwenzahn

Gabriel [email protected]@wasichgsehnhab

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Wozu

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Angsteinflößende Clowns beschäftigen nicht nur die Popkultur – man denke an den Stephen King-Thriller »Es« – Studien belegen auch, dass viele Kinder die ge-schminkten Bespaßer gar nicht lustig finden und sich eher vor ihnen fürchten. Tut man das auch im Erwach-senenalter noch, spricht man gar von Caulrophobie –

so wird die pathologische Angst nämlich bezeichnet. Zur Beruhigung: Der Neue Zirkus, Gegenstand dieses Artikels, hat mit der klassischen Vorstellung von Clowns nur mehr wenig zu tun. Clowneske Stücke gibt es zwar nach wie vor, mit Klischees und Luftballons wird jedoch aufgeräumt. Der Neue Zirkus ist eher eine Verschmelzung aus den verschiedensten Kunstformen wie Tanz, Theater, Performance und bildender Kunst.

Neue FörderuNg Nachdem dem österreichischen Bundeskanzleramt dieses Jahr mehr

Geld für Kunst und Kultur zugestanden wurde, ist der Zirkus erstmals in die Förderrichtlinien aufgenommen worden. Der – zwar relativ klei-ne – Topf mit ungefähr 200.000 Euro ist für heimische Artistinnen und Artisten nicht nur finanziell von Bedeutung. Die neue Förderung ist auch aus emotionaler Sicht wichtig. Denn zeitgenössischer Zir-kus wurde hierzulande bisher nie als Kunstform anerkannt, sondern als reine Unterhaltung mit kommerziellen Absichten abgetan. Elena Kreusch vom Verein KreativKultur spricht von einem »revolutionären Schritt« für die Branche. Der hat lange gebraucht und ist ein Ergebnis langjähriger Bestrebungen vor allem der IG Kultur Österreich, des Ju-gendzirkus KaOs und des Vereins KreativKultur.

Neue siNNvolle KuNst Neuer Zirkus bricht mit den kindlichen Träumen und Erinnerun-

gen an seine traditionelle Form. Attraktionen wie zersägte Jungfrauen, Zauberer und tanzende Bären sucht man hier vergebens. Letzteres wäre in Österreich ohnehin nicht mehr möglich, denn seit 2005 ist die Vorführung von Wildtieren verboten. Entwickelt hat sich »Nouveau Cirque« in den 70er-Jahren in Frankreich. Künstlerinenn und Künstler begannen den klassischen Zirkus in Frage zu stellen. Sie wollten mit seinen Methoden experimentieren, um daraus eine »sinnvolle« Kunst zu kreieren, in der sie auch soziale, persönliche oder politische Aus-sagen machen können.

Neue KommuNiKatioN

Wie bei allen Kunstformen können dieselben Werkzeuge dennoch unterschiedliche Welten hervorbringen. Ein völliger banaler Vergleich: Ein Showgirl in Las Vegas zeigt Tanz mit einer anderen Intention, als Doris Uhlich im Wiener Brut – auch wenn beide dabei vielleicht nackt sind. Im traditionellen Zirkus geht es um spektakuläres, risikoreiches und scheinbar übermenschliches Können. Es gibt Helden, die in der Manege etwas Unglaubliches vollbringen. Ein fliegender Trapezakt

Der neue Zirkus ist ein umfassendes Kunstwerk, das aus mehreren Disziplinen schöpft. Weg von Tieren, Attraktionen, Wohnwagen, und meist auch weg vom Zelt.

Zirk

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derDER NEUE ZIRKUS Zwischen Tanz, Theater, Performance und bildender Kunst

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und Musik gleichwertig dem Zirkus zu widmen. In Österreich kaufen große Theaterbühnen generell keine Produktionen ein. Nicht nur die Finanzierung, auch eine geeignete Spielstätte ist daher für heimische Artisten unheimlich schwer zu finden.

So hat sich im Jahr 2012 das C3 Collective in Wien gegründet. Mit seiner Veranstaltungsreihe VarietEKH im Ernst-Kirchweger-Haus in Fa-voriten bietet die Gruppe neuen Künstlerinnen und Künstlern Raum für Experimente und Bühnendebüts. Was eingenommen wird, wird gespendet. Und: »Wir machen Zirkus mit politischem Anspruch und versuchen Hierarchien, zum Beispiel in Bezug auf Geschlechterver-hältnisse, abzubauen«, so Arno Uhl, Mitbegründer des Kollektivs und auch Artist beim Trio Dada Zirkus. In ihren Shows werden mittels Akrobatik, Jonglieren, Tanz und Theater moderne Märchen erzählt, die sich subtil zwischen Klischees und Fantasie bewegen.

Neuer lebeNsstil In Österreich gibt es keine Ausbildungsstätten für Menschen, die

gerne Zirkus lernen möchten. In Nachbarländern reicht die Spann-breite hingegen von Frühförderung bis hin zum Universitätsniveau. Wer sich nicht für einen anderen Beruf entscheiden will, geht daher ins Ausland und kommt meist nicht mehr zurück.

Der Lebensstil von Zirkuskünstlern wird oftmals romantisiert als ein nomadisches Abenteuerleben in Zelt und Wohnwagen. Der wahre Alltag sieht jedoch anders aus: ständige Jobunsicherheit. Denn auch der traditionelle Zirkus ist extrem marginalisiert. Es gibt noch drei größere Kompanien – Louis Knie, Pikard, Zirkus des Grauens – und etwa zehn kleinere Familien wie Frankello oder Belly. Artisten müs-sen daher jeden lukrativen Auftrag annehmen, der sich anbietet. Sie halten sich mit Jobs im Entertainment-Sektor über Wasser, machen Corporate Events und Dinnershows. Auch, um dann ihre eigenen künstlerischen Kreationen zu finanzieren.

Neue PlattForm 2012 hat sich der Österreichische Bundesverband für Zirkuspäda-

gogik gebildet, eine erste Plattform zum Austausch und Netzwerken. KaOs gründete außerdem eine zweijährige Akademie für Erwachse-ne. Immerhin bekommt man ein Diplom, aber keine professionelle

zum Beispiel löst Erstaunen bei den Zusehern aus. Die meisten Per-formances werden nach ähnlichen Showformeln aufgebaut, um posi-tive Emotionen bei Publikum zu bewirken. Moderner Zirkus hingegen strebt ein viel breiteres Ausdrucksspektrum an. Er ist unterhaltend, ohne gleichzeitig kommerziell zu sein. Er zeigt nicht nur akrobatische Hochleistung, sondern erzählt immer auch eine Geschichte. Und die kommt ohne Worte aus: Es werden Kommunikationswege gefunden, die jenseits von Sprachen, Landesgrenzen und Kulturkreisen funkti-onieren.

Neues KörPerbild Gleichzeitig wird auch das Körperideal des klassischen Zirkus de-

konstruiert: Scheitern und somit auch Menschlichkeit werden zuge-lassen. Der Neue Zirkus zerlegt oftmals ungleiche Gesellschafts- und Geschlechterverhältnisse kritisch und künstlerisch: Beim französi-schen Trio Cirque Inextremiste beispielsweise, das beim Winterfest in Salzburg zu Gast war, springen und schlagen zwei der Artisten Saltos auf langen Holzbrettern, die auf Gasflaschen liegen. Der dritte, Rémi Lecocq, ist seit einem schweren Sturz querschnittgelähmt und sitzt im Rollstuhl – balanciert dennoch auf den wackeligen Flächen. Seine Behinderung wird von den anderen belustigt zur Schau gestellt. So sehr, dass es das Publikum peinlich berührt. Dennoch ist das Trio letztendlich aufeinander angewiesen, denn die Konstruktion kann nur durch das Gewicht aller im Gleichgewicht bleiben. Neben ihren akrobatischen Kunststücken zeigen sie mit viel schwarzem Humor ein Gleichnis für das menschliche Zusammenleben – wo ohne Solidarität nichts funktionieren würde.

Neue bühNe Moderner Zirkus wird in unterschiedlichsten Veranstaltungsorten

gezeigt. Das gestreifte Zelt, ein dominantes Symbol, muss nicht mehr sein. Denn als sich der zeitgenössische Zirkus verbreitet hat, haben auch große Theater und Opernhäuser begonnen, ihn in das Programm mitaufzunehmen. In vielen Ländern integrieren die Spielstätten die Shows bereits in ihr laufendes Programm, vor allem in Frankreich, Schweden und Kanada. In Frankreich haben staatlich subventionierte Produktionshäuser sogar die Verpflichtung, sich neben Theater, Tanz

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Neues Körperbild, neue Bühne, neue Plattformen – Das neue Zirkus-Verständnis bindet Elemente aus Tanz und Theater ein, lässt Scheitern zu und findet oft abseits des gewohnten Zeltes statt.

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Ausbildung auf internationalem Niveau. Eines der Mitglieder ist der Kulturverein Fenfire. Gründer Sebastian Berger gilt als einer der we-nigen Künstler, die in Österreich geblieben und weltweit in der Szene gut etabliert sind. Er war mit seiner hochklassigen Jongliertechnik im Finale von Circus Next, ein von der EU-Komission finanziertes För-derprogramm für aufstrebende Zirkusautoren. Erst seit fünf Jahren können er und seine Partnerin Christiane Hapt gut von der Zirkus-kunst leben. Die sieben Jahre zuvor war es eher ein Überleben, wie Berger sagt.

Der zeitgenössische Zirkus und sein künstlerisches sowie gesell-schaftliches Potenzial seien bisher unbeachtet geblieben. Obwohl auch große Institutionen, wie das Festspielhaus Sankt Pölten, bereits Zirkusproduktionen gebucht haben: »Seit Jahren schon kommen in-ternationale Gruppen immer wieder nach Österreich. Sie werden aber nie als zeitgenössischer Zirkus deklariert«, so Berger. Beispielsweise war Jongleur-Größe Jérôme Thomas mit seinem Programm Rain/Bow zu Gast bei den Wiener Festwochen oder auch Zirkusperformer James Thiérrée, Enkel von Charlie Chaplin.

Berger wurde auch schon für klassische Opern und große Theater-bühnen gebucht, dort jedoch als »Stuntman« bezeichnet. Durch die neue Förderung erhofft er sich ein Aufbrechen: »Der Begriff Zirkus muss sich in Österreich erst finden, das betrifft Akteure und Publikum zugleich.«

Neue PerFormaNces Die drei wichtigsten Festivals in Österreich, die sich auf Neuen Zir-

kus spezialisiert haben, sind das Winterfest in Salzburg und La Strada und Cirque Noel in Graz. Auch dort wurden bisher hauptsächlich in-ternationale Kompanien eingeladen. Im diesjährigen La Strada-Pro-gramm findet sich etwa eine Produktion des schwedischen Circus Cir-kör. Hinter ihrem Stück »Limits« steckt eine hoch aktuelle, politische Message. Künstlerische Leiterin Tilde Björfos: »Wenn man Grenzen oder Einschränkungen überquert, erlebt man immer einen Moment des Chaos und der Verwirrung. Damit umzugehen, ist schwierig. Das ist die Situation, in der unsere Gesellschaft im Augenblick steckt. Hö-here Zäune. Weitere Grenzen. Zusätzliche Kontrolle. Das Problem ist, wenn wir nicht Grenzen überschreiten, kann keine Entwicklung, kei-ne Innovation und keine Kunst stattfinden.« Nur wenn man sich auch an Dinge herantraut, die anfänglich als unmöglich angesehen werden, könne sich die Welt vorwärts bewegen – so Björfos. Wie genau die Ar-tisten diese Metapher dann mittels Körperakrobatik darstellen, davon darf man sich im Sommer selbst überzeugen.

Die neue Förderung zielt nicht darauf ab, noch mehr internatio-nale Gruppen nach Österreich holen zu können. Primäres Ziel sei es vielmehr, heimische Produktionen zu fördern – so Karin Zizala, Ab-teilungsleitern der Sektion Kunst und Kultur im Bundeskanzleramt.

Fluch uNd segeN zugleich Zusammenfassend ist die heimische Szene also den Nachbarländern

noch weit unterlegen. Österreich schnitt sich durch seine bisherige Haltung selbst von internationalen Entwicklungen ab. Dadurch wur-de auch stets die Chance übersehen, eine Ausdrucksform zu fördern, welche die Hemmschwellen zu zeitgenössischen Kunstformen neh-men könnte. Der Begriff »Zirkus« ist Segen und Fluch zugleich, so scheint es. Fluch, weil er automatisch Konnotationen hervorruft und deswegen oft abgelehnt und missverstanden wird. Segen aber, weil die Bezeichnung eben auch ein niederschwelliger Öffner zur Kunst für unterschiedliche, auch sonst eher kulturferne Publikumsgruppen sein kann.

Dieser Artikel soll übrigens nicht den traditionellen Zirkus diskre-ditieren. Denn wer heute eine Veranstaltung besucht, wird vielleicht merken: Clowns sind nicht so creepy, wie das Kind in einem vielleicht noch denken mag. Und eine essentielle Eigenschaft verbindet alle Zir-kusformen, trotz ihrer unterschiedlichen Techniken und Ansprüche: außergewöhnliche Fähigkeiten, die einen staunend zurücklassen.

Das diesjährige La Strada findet vom 29. Juli bis 6. August in Graz statt. Für das Winterfest muss man sich – wie der Name schon ver-muten lässt – noch etwas gedulden: Es wird vom 24. November bis 6. Jänner im Volksgarten Salzburg stattfinden. Alle Infos zu den beiden genannten Festivals auf www.lastrada.at bzw. www.winterfest.at

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Als sich Bilderbuch und Wanda im Frühjahr 2015 zum ersten Mal eine Bühne teilen, tun sie das nicht auf einem der großen Festivals, sondern in der 1.000-Seelen-Gemeinde

Oslip zwischen Eisenstadt und dem Westufer des Neusiedler Sees. Kurz vor den burgen-ländischen Landtagswahlen spendiert das Kulturreferat hier das Aufeinandertreffen der Giganten. Ein denkbar passender Ort: die Cselley-Mühle hat seit mittlerweile vier Jahr-zehnten Kunst, Kabarett und Musik im Pro-gramm – und was sonst so dazu passt.

verstäNdNis statt versteheN Eine gewisse Unschärfe ist Teil der Philo-

sophie. Als der damalige Unterrichtsminister Fred Sinowatz zur Eröffnung anreist, nimmt er mit seinen Worten »Ich weiß nicht, was ich eröffne, aber ich eröffne es!« die Ausrich-tung des Aktionszentrums vorweg, das der Keramiker Robert Schneider und der Maler

Sepp Laubner 1976 gründen. »Ich weiß heute noch nicht, was es ist«, bleibt Schneider auch 40 Jahre später vage. Den Sinowatz-Sager versteht er als Ausdruck von Vertrauen: »Es ist um ein Verständnis gegangen und nicht um ein Verstehen.« Dieser Leitsatz gilt in der Mühle nach wie vor, auch wenn er manch-mal Spannungen mit sich bringt. Die sind ohnehin das Thema der Arbeiten Schneiders. »Den Riss zu zeigen, den jeder Mensch in sich trägt« ist sein Leitmotiv. »Beim Riss hast du das Links und das Rechts. Das ist alles immer die Materie. Eigentlich geht es aber um das Nichts, und alle streiten sich um das Andere.« Der existentialistische Unterbau gilt auch für sein Gesamtkunstwerk Cselley-Mühle, mit dem er den fruchtbaren Boden für lebendige Kunst- und Kulturformen abseits eines gro-ßen Ballungsraumes schafft.

eiN straPaziereN des materials »Es bleiben Leute weg, es kommen neue

dazu. Hauptsache, es bewegt sich was«, cha-

rakterisiert Eveline Lehner die letzten 40 Jah-re. Die Künstlerin ist seit 1980 mit Schneider liiert und seither im Haus aktiv – wenn auch nie in der ersten Reihe. Aus dem Bedürfnis he-raus, Struktur ins kreative Chaos zu bringen, nahm sie sich zunächst höchst erfolgreich der Küche an und brachte zuletzt Poetry Slams nach Oslip. Vor allem aber koordiniert sie die Aktivitäten der privat geführten Kulturstätte. Auch Lehner überträgt ihre künstlerischen Erkenntnisse auf die Arbeit in der denkmal-geschützten Mühle. »Die Keramik ist ein stän-diges Ausgleichen auf der Töpferscheibe, du musst andauernd korrigieren und stabilisie-ren. So habe ich mich immer gesehen. Irgend-wann habe ich die getöpferten Formen zer-schnitten und etwas Neues daraus gemacht. Es ist ein Strapazieren des Materials.«

Dass die Cselley-Mühle Neues zulässt und fördern kann, gibt Leuten wie Thomas »Kan-tine« Pronai die Chance, ihre Ideen zu ver-wirklichen, sich also etwa ein Tonstudio in der Mühle aufzubauen. Neben seinen eigenen

seit 40 Jahren ist die cselley-mühle im burgenland ein fruchtbarer boden für Kunst und Kultur abseits großer ballungszentren. Wie schafft sie das?

Es geht um das Nichts40 JAHRE CSEllEY-MÜHlE — Ein Gesamtkunstwerk am Land

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Hier sieht man eSeL gleich fünfmal in einem Depotregal mit Transportkisten voller Kunst. Seine eigene Sammlung hat ein viel bescheideneres Zuhause: haushaltsübliche Aufbewahrungsschachteln aus klarem Plastik randvoll mit Ausstellungseinladungen, Informationszetteln, Karten, Postern und dergleichen. Der Geruch nach dem Keller, in dem sie normalerweise lagern, wird sich bis zur Eröffnung wohl verflüchtigt haben. Wochenlang haben eSeL und seine Mitarbei-ter dieses Archiv aufgearbeitet, um daraus einen thematischen Bogen über den Kunstbetrieb im Wien der letzten 17 Jahre zu spannen. Seit 1999 ist der Kunst-Kommunikator Lorenz Seidler als eSeL aktiv und lässt uns an seinem Überblick der kulturellen Vorgänge teilhaben – zuerst mit einer Sendung auf Radio Orange, dann per Website und Newsletter. Seine Sammlung, eine Zeitgeschichte der Wiener Kunstszene, entstand dabei beim Besuchen von fünf bis acht Veranstal-tungen pro Woche wie von selbst aus jenen Dingen, die die anderen meist weg-werfen. »Kunst kommt von Kommunikation« ist einer von eSeLs Leitsprüchen, aber in seiner Ausstellung wird die Kommunikation zur Kunst. Da geht es nicht nur darum, wie Institutionen Kunst kommunizieren, sondern auch, wie dies die einzelnen Exponate untereinander tun.

roter FadeN durch die KuNststadtDeshalb wurde auf eine chronologische Hängung verzichtet und das Ma-

terial stattdessen in assoziativer Kleinarbeit gruppiert. Ein roter Faden führt von den historischen Konkurrenten unter Zeitgenossen über die Deklarierung Wiens als Kunststadt mit dem MQ als ihrem Nabel, hin zu den kapitalistischen Befangenheiten des Kunstbetriebs, die bei all den Werbemitteln ständig präsent sind. Darüber hinaus geht es aber auch weiter in Richtung Dezentralisierung, Performance, neue Medien und Partizipation mit wichtigen Abzweigungen zu den Themen Selbstdarstellung und Wissens- sowie Formenproduktion.

FeedbacK erwüNschtDas alles ist von eSeL aber nicht als starre Struktur gedacht, sonder als freies

Feld, in dem die Besucher selbst Zusammenhänge suchen können und auch eigene Ergänzungen einbringen sollen. Zusätzlich wird die Präsentation des Archivs von Seidlers Fotos gerahmt, die einen stets augenzwinkernden Blick auf das Kunstgeschehen werfen. Dass die letzte Ausstellung im Klosterneuburger Essl Museum eine so offen angelegte Sache sein wird ohne wertvolle Artefak-te und mit kritisch-verständnisvollem Blick auf genau die Umstände, die das Museum ins Aus manövriert haben, hat wohl niemand geahnt. Die Sammlung eSeL wird das erste und einzige Projekt des Essl Labors gewesen sein, das pas-senderweise mit Blick auf die Depots der Sammlung der Essls liegt. Ab Juli wird der wundervolle Zweckbau von Heinz Tesar nur noch ein Depot sein. Wäre es nicht bedeutungsvoll und schön, wenn eSeLs Archiv dort aktiv bleiben könnte, während Haselsteiner und Schröder Essels Sammlung im Künstlerhaus zeigen?

Die Sammlung eSeL wird ab dem 4. Mai im Labor des Essl Museums gezeigt.

1976 Unterrichtsminister Fred Sinowatz spricht die legendären Worte »Ich weiß nicht, was ich eröffne, aber ich eröffne es.« Anderswo wird die Arena besetzt.

1977 Mit dem Popfestival richtet die SPÖ eine Wahlkampfveranstaltung in der Mü aus. Die ÖVP vermutet Drogenmissbrauch.

1985 Die Kabarettszene floriert, Austro-pop befindet sich im Höhenflug, der neue Stadl der Cselley-Mühle fasst bis zu 1.000 Menschen. Ostbahn-Kurti, Jazz-Gitti und Opus geben sich die Ehre.

1989 Beim Paneuropäischen Picknick flüchten 900 Ostdeutsche nach St. Margarethen, eine Nachbarort-schaft von Oslip. Joe Cocker spielt eine Show.

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1991 Unter der Marke »Life-Music« finden im Kellertheater Konzerte statt, zu hören sind Attwenger und die Melvins. Auch Ambros spielt. Nitsch stellt aus.

1993 Shaggy kommt für ein Konzert nach Oslip. Eine Literaturschiene holt HC Artmann und Elfriede Ott. Im Jahr darauf widmet sich die Mü burgenlandkroatischer Folklore und nimmt Tamburica-Abende am Lagerfeuer ins Programm.

1997 Das Kollektiv Charmant Rouge übernimmt die Programmierung des Kellertheaters und holt Fuck-head und Fennesz. Kurz darauf kommt mit dem Flex-DJ Harry Jenner (heute Skalar) neuer Wind in die Mühle.

1998 Mit der legendären Alternative-Partyreihe »Flash« feiert die Event-kultur Einzug. Auch DJ Manuel (The Gap) legt auf. Nicht allen gefällt die Kommerzialisierung. Garish spielen erstmals.

» Wir wollten eigentlich auch Musik machen auf einer Bühne und sind bis heute mit dem Bühnenbauen nicht fertig geworden.« — Robert Schneider

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2000 Charmant Rouge wird auf Eis gelegt. Pronai richtet sich in der Mühle sein Tonstudio ein, Pinzolits widmet sich Karate Joe Records, Berger wird Sounddesigner für den ebenfalls in Oslip aktiven Cho-reografen Chris Haring und Kleinl arbeitet als Künstler in Wien, wo er 2006 Tanz Baby! gründet.

2002 Die Band Flashbax tritt auf. Sie wird sich bald in Ja, Panik umbe-nennen.

2006 Die Gastro floriert unter der Lei-tung von Eveline Lehner, die auch mit Keramik-Workshops und ab den 10er Jahren mit Poetry Slams neue Schwerpunkte setzt.

2015 Premiere für das Festival C’est la Mü. Kurz davor spielen Bilderbuch und Wanda in Oslip zum ersten Mal auf der gleichen Bühne.

Projekten The Beautiful Kantine Band und Bo Candy & His Broken Hearts mischt und pro-duziert er im Laufe der Zeit Alben von Garish und Ja, Panik bis Der Nino aus Wien. Möglich machen das Menschen, die finanzielle As-pekte im Hinterkopf behalten und Träumen eine Erdung verpassen, die wissen, worum es Kunstschaffenden geht un d gleichzeitig eine Portion Realismus einbringen. Auch wenn sie diese Rolle eigentlich nicht für sich vor-gesehen hatten. Oder wie Robert Schneider zusammenfasst: »Wir wollten eigentlich auch Musik machen auf einer Bühne und sind bis heute mit dem Bühnenbauen nicht fertig ge-worden.«

der Name ist Programm Für David Kleinl, Künstler und Kopf der

Band Tanz Baby!, ist Schneider ein »Ermögli-cher«. Robert Pinzolits, heute Hochschulleh-rer an der FH Burgenland, charakterisiert die Cselley-Mühle als »Werkstatt«. Die beiden ha-ben gemeinsam mit Pronai und dem heutigen Sounddesigner Andreas Berger den Ort mit ih-rem Bandprojekt Charmant Rouge geprägt. Im Sommer 1997 eignen sie sich das Kellertheater an, malen es schwarz aus und veranstalten das Cabaret Charmant, benannt nach dem dadaistischen Caba-ret Voltaire. Von einer aus den Fugen geratenen Realityshow bis zu Konzerten von Fuckhead und Hans Joachim Roedelius wird schräges, sperriges und schwer verdauliches Programm aufs Land geholt. Ob das Kon-zept aufging? »Es hat nicht nicht funktioniert.«

Das Minus, das bei den an-spruchsvollen Produktionen entsteht, gleicht das Kollektiv mit den legendären Flash-Partys aus. Wie beim London Calling im Wiener Flex legen Alternative-DJs auf; billiger Te-quila lockt zusätzlich Publikum. Die Kommerzialisierung nimmt

durch Impulse der beiden späteren Festival-macher Andreas »Kotti« Kalaschek und Harry Jenner ihren Anfang und feiert schnell große Erfolge. Charmant Rouge macht mit – aller-dings nicht, ohne bereits mit dem absichtlich »ganz blöden« Namen ein Statement zu set-zen. Bald jedoch zieht man sich vom Goldesel aus moralischen Gründen zurück, wie Pinzo-lits erklärt. »Es war ein Takeover. Es hat so gut funktioniert, dass nur mehr das sichtbar war.« Der Umzug der jugendlichen Veranstalter in die eine Autostunde entfernte Hauptstadt, wo es derlei Programm ohnehin gibt, tut sein Übriges.

absolutes exPerimeNt Neues Publikum zu erschließen und die

an der Mühle Beteiligten wieder ans Objekt zu bringen, das hat man sich für das heurige Jubiläumsjahr vorgenommen. Am 28. Mai, auf den Tag genau 40 Jahre nach der Eröffnung, findet die zweite Ausgabe des Festivals C’est la Mü statt. Hannes Tschürtz, Geschäftsführer der Agentur Ink Music, hatte die Idee dazu und plant auch heuer wieder, »den Zauber des Orts Cselley-Mühle mit all seinen Bausteinen und Möglichkeiten konzertiert vor den Vor-

hang zu holen«. Für Schneider ist das C’est la Mü ein Anlass, Menschen zu treffen, die einen Bezug zum Ort haben. »Die gibt’s in Wien, die gibt’s dort und da, nur komischerweise in der Mühle selbst meistens nicht. Das Schwierige ist, die Leute an das Objekt zu binden. Sie wollen alle eher frei sein. Aber es braucht ei-nen Background.« Diesen Background hat die Mühle in ihrer 40-jährigen Geschichte überra-schend vielen geboten. Wie soll es aber nach den Jubiläumsfeiern weitergehen? Pinzolits sieht den Ort vor allem als Katalysator: »Die Cselley-Mühle ist wieder dort angekommen, wo sie begonnen hat, nämlich im absoluten Experiment.« Neue Programmpunkte wie der Rot-Gold-Markt für Kunsthandwerk, regelmä-ßige Poetry Slams und das C’est la Mü sind für David Kleinl ein Anzeichen für Erneuerung. “Mit dieser Philosophie ist die Cselley-Mühle immer gut gefahren, dass Sachen einfach pas-sieren können. Wenn das erhalten bleibt, ist es schon sehr viel wert.«

Am 28. Mai findet die zweite Ausgabe von C’est la Mü in der Cselley-Mühle mit Acts wie Tanz Baby!, Fijuka und Vea Kaiser statt.

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Angelika Fitz ist großzügig, wenn man zum Gespräch mit ihr eine halbe Stunde zu spät kommt, weil man sich im Gas-sengewirr der Leopoldstadt verirrt hat. Vielleicht unter-

drückt sie einen Seufzer, nimmt Unveränder-liches hin und konzentriert sich auf Dinge, auf die sie gestalterisch einwirken kann. Die 49-Jährige übernimmt ab Jänner 2017 die Lei-tung des Architekturzentrums Wien (Az W). Auf die neuen Herausforderungen angespro-chen, zeigt sie sich gespannt und ein bisschen aufgeregt. Dabei war das Leben hinsichtlich beruflicher Abenteuer auch bisher nicht gera-de geizig mit ihr.

Der Ort, an Dem sie sein musste Aufgewachsen in einem Vorarlberger Dorf

nahe Hohenems, brach Fitz am Ende der 90er nach dem Kulturwissenschaftsstudium in Innsbruck aus der ihr bekannten Welt aus und setzte sich in einen Flieger nach Neu-Delhi. Eine Ausfallstraße der sogenannten New Ca-pital Area hatte es ihr angetan. Hier versuchte man durch Sondersteuergesetze die Ansiede-lung großer Firmen mit ihren Call-Centern voranzutreiben. Gleichzeitig war die Straße eine der Haupt-Trucker-Routen, inklusive ent-sprechender Infrastruktur, wie Imbissbuden

» Man bemerkt Stadt erst, wenn irgendetwas nicht passt, wenn ein neues Gebäude dazukommt, das einem nicht gefällt oder ein anderes abgerissen wird. Dann fällt einem die Stadt auf.« — Angelika Fitz

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ab 2017 übernimmt mit angelika Fitz eine universalinteressierte Welten- und Gesellschafts forscherin die Leitung des Wiener architekturzentrums. A match made in heaven.

Im Herzen die pulsierende Metropole

IM PORTRÄT — Die designierte Az W-Direktorin Angelika Fitz

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und Straßenstrich und dazwischen schlängel-ten sich Bauern mit ihren Wägen durch. Und irgendwo an einer Tankstelle inmitten dieses entfesselten Stücks Stadtleben organisierte Fitz mit indischen Künstlern wechselnde In-terventionen. Weil das eben für sie der Ort war, an dem sie damals sein musste.

Erzählt sie diese Szene ihrer Biografie ei-gentlich beinahe beiläufig, so beginnt sie beim Gedanken daran als Ganzes zu funkeln. Die Beschäftigung mit Urbanismus, der Trans-formation in Städten, den kleinen Geheimnis-sen im alltäglichen Raum und das tatsächli-che Gefühl, in einer Stadt zu leben – es war Liebe. Denn hinter den Kulissen einer jeden Stadt lagen Schätze zu entdecken bereit, Din-ge, von denen man herausfinden musste, wa-rum sie so sind, wie sie sind. Es war beinahe, als legten sich die Metropolen bei Fitz auf die Couch und ließen sie in ihre Psyche ein.

Der reaLity CheCk, Der sie reizt »Stadtgesellschaft ist sicher ein Thema, das

mich sehr stark interessiert. Für mich kann man diese Dinge nicht trennen. Eine Stadt be-steht aus dieser Vielfalt, aus den Gebäuden, den Dingen und aus den Menschen. Sie alle machen das Stadtleben aus«, erklärt Fitz die Beziehung dieses Ansatzes zur Architektur. Architektur sei Balance zwischen Dienstleis-tung, die Funktionen zu erfüllen habe und Kunst. Interessant daran sei, was Architektur kann, für wen sie da ist und von wem sie be-nutzt wird. Es ist der Reality Check, der sie reizt und die Schnittstellen zwischen der Ar-chitektur als Disziplin und ihrem Verstanden-werden im täglichen Leben.

»Man könnte zynisch sagen: Wenn ich mich nicht für Kunst interessiere, brauche ich sie mir nicht anzuschauen, aber ohne Architektur und Stadt kommt man nicht aus, in der bewe-gen wir uns alle.« Es sei daher wichtig, sich mit der bebauten Welt auseinanderzusetzen und wenn nicht in den Schulen, dann eben auf vielen anderen Ebenen, zum Beispiel im Az W.

Das Az W selbst begreift sich als Ort, an dem

die soziale Dimension von Architektur und Stadt einen Platz hat. Die Sammlung etwa beschäftigt sich zum Beispiel stark mit Ent-stehungskontexten. Man hebt dort also auch Zeitungsausschnitte auf, Konversationen zwi-schen Bauherren und Architekten, Beschwer-debriefe und beleuchtet so im Längsschnitt, wie Dinge entstehen und wieder zugrunde ge-hen können. Man denkt hier die Einzelgebäu-de mit der ganzen Stadt zusammen, mit den Bewohnern, dem Leben, das darin stattfindet. Der Beschreibung der beiden nach zumindest, sind Az W und Angelika Fitz ein match made in heaven.

Für Fitz ist das Zentrum auch ein Ort der Einmischung, eine Plattform, um heiße Ei-sen in der Stadt zu diskutieren. Dabei gehe es etwa um Fragen nach kultureller Diversi-tät und dem Verständnis von Bürgerschaft. »Diese wird sich in nächster Zeit nicht mehr stark an die Nation binden lassen. So sind wir zwar seit dem 19. Jahrhundert sozialisiert worden, aber heute geht es mehr um Stadt-bürgerschaft, egal wo jemand herkommt und welchen Pass er besitzt«, erklärt Fitz.

Der zWanziGste, WO sie zu hause ist Seit 25 Jahren bereits ist sie nun eine Stadt-

bürgerin Wiens. »Zu Hause« ist der zwanzigs-te Bezirk, wo die Multikulturalität pulsiert. Diese würde auch noch zunehmen und auch das sei gut. »Wien wird dadurch großstäd-tischer«, sagt sie und geht die Ostöffnung, die Jugoslawien-Kriege, die vielen Schritte durch, die Wien vielfältiger gemacht haben. Man baut heute für eine Gesellschaft der Zukunft, von der man noch nicht alles weiß, noch nicht alle Bedürfnisse kennt. Über diese Brücke kommt man mit Angelika Fitz leicht auf sozialen Wohnbau zu sprechen, mit dem Wien »weit führend« sei. »Man kann alles kri-tisieren, aber man tut es in dieser Hinsicht auf sehr hohem Niveau«, sagt sie. Heute gehe es aufgrund des rasanten Wachstums der Städte darum, schneller und billiger zu bauen, doch man müsse aufpassen, nicht alles Gewonnene dafür über Bord zu werfen und auch politi-

sche Entscheidungen zu treffen. Dabei gehe es etwa um Platz, ob man dicht bauen solle, wie im 7. oder 15. Bezirk, oder auch darum, ob sich die weiten Gemeindebauten der Vergan-genheit mit ihren riesigen Höfen heute noch realisieren ließen. Zumindest könne man dar-über nachdenken, was damals die politischen Entscheidungen hinter diesem Vorgehen ge-wesen sind.

Die staDt, Die sie austeLLt Angelika Fitz ist keine Stadtplanerin und

sie trifft keine baupolitischen Entscheidun-gen. Ihr Streben ist und wird auch als Az W-Direktorin sein, genau hinzuschauen und hinzuhorchen, wenn sich die Stadt verändert. Stadt auszustellen ist schwierig, weil sie et-was Alltägliches und stets Präsentes ist. »Man bemerkt Stadt erst, wenn irgendetwas nicht passt, wenn ein neues Gebäude dazukommt, das einem nicht gefällt oder ein anderes ab-gerissen wird. Dann fällt einem die Stadt auf.« Ausstellen könne man so etwas nur, wenn man hinter Kulissen schaut, Akteure beob-achtet, die Vielfalt kennt und schätzt. Denn heute kommt Stadt nicht mehr von Planern aus dem Elfenbeinturm. Sie kommt auch von unten, aus der Zufälligkeit der Begegnungen, dem Wechsel aus Anonymität und Gemein-samkeit, der kritischen Masse.

Der neuen Aufgabe entgegenblickend gibt sich die künftige Az W-Direktorin selbstsicher, auch wenn sie sich in ein immer noch männ-lich dominiertes Feld vorwagt. Ihr Selbstver-ständnis wurde durch die Ermutigung von Weggefährten geprägt, die ihr immer wieder sagten, dass ihre Stärke das strukturelle Den-ken und die mutige Herangehensweise sei. Am Ende ist Fitz ein Stadt-Nerd, eine univer-salinteressierte Welten- und Gesellschaftsfor-scherin, bei der Freizeit und Arbeit sich durch die Liebe zu ihrem Tun meist verschränken. »Ich habe mir nie bewusst einen Beruf ge-wählt, sondern mich einfach mein Leben lang mit dem beschäftigt, was mich interessiert«, so Fitz.

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Nicht nur die großen Brauereien, auch die Kunst- und Kulturszene des Landes kokettiert gern mit ihm: Dem Wiener Original. Es soll das sein, was Wien für Wiener ausmacht, das, was die anderen an Wien »g’spritzt« nen-nen. Das sind selten echte Personen, meistens Kunst-figuren, Schauspieler, Musiker. Mundl Sackbauer, der

Herr Karl, Jazz-Gitti, Toni Strobl. Zeitgenössischer: Falco, Austrofred, Stefanie Sargnagel, auch Wanda, allesamt als Wiener Originale insze-niert. Auch David Obenaus, den man als Mastermind der vergessenen Seayou-Helden Die Eternias kennt, hat seinen eigenen, mittlerweile zum festen Inventar des neuen Austropops gehörenden Charakter er-schaffen, den Voodoo Jürgens. »Voodoo Jürgens ist die Geschichte, die ich anbiete. Es vermischt sich zwangsläufig mit Privatem«, sagt er beim Treffen im Stammlokal, dem Café Voodoo in Wien-Neubau.

Wer ist VOODOO JürGens? Dieser Voodoo Jürgens, der eigentlich aus Tulln kommt, inszeniert

sich als manchmal typischer, mitunter auch untypischer Verlierer der ostösterreichischen Kultur zwischen »Heisl-Tschick« und knallhartem Überlebenskampf an der Armutsgrenze. Voodoo Jürgens ist wahrlich das musikalische Äquivalent zu Hans Orsolics, dem Boxer, dessen Ge-schichte eine vielerzählte Mär des Schmähtandlertums ist und den Voodoo auch besingt. »Das Tragische gibt sowieso mehr her.« Sowieso. Voodoo Jürgens, den es erst seit Silvester 2014/15 gibt, hat sich einen Namen gemacht in Wien. Spielt Konzerte in der Stadthalle (als Vor-band von The Libertines) und vor allem in bummvollen Beisln, dort, wo sich die treffen, die sich mit ihm identifizieren. »Es gibt kein ty-pisches Publikum, es geht sich für Typen, die so 60, 70 sind, genauso aus. Der klassische Typ, der im Beisl sitzt und sauft, fühlt sich auch nicht verarscht.«

Was kann VOODOO JürGens? Voodoo Jürgens ist ein Folksänger im besten Sinne, paradoxer-

weise auch Anti-Folk. Er tritt für gewöhnlich mit alter Wandergitarre auf, im Stile Woody Guthries zugeklebt und im Charakter gereift, die kleine Orgel quietscht, der Anzug und die ausgestellten Hosen erzäh-len ebenso vom Leben wie seine Texte. Von seinem Leben, dem Leben der Anderen. Seine große Stärke dabei: Die erschaffene Identifikation. Voodoo ist einer von uns. Er zehrt vom Glauben und Vermuten seiner Zuhörer, wie ein altes Wien ausgesehen haben könnte. Sie wissen es nicht, fühlen sich aber gleich dorthinv ersetzt, in das alte Tschocherl

mit Stamperl- und Bierseligkeit. Gewissermaßen eine musikalische Stefanie Sargnagel. Ohne dass er die Vergangenheit glorifiziert, wiegt er den Hörer in dessen selbst assoziierter romantischer Verklärung. Die Musik riecht nach den 70er Jahren, nach den Sehnsuchtsalben, die den österreichischen Pop so geprägt haben, nach frühem Ambros und Danzer. Aber: »Ich lasse bewusst Sachen weg, die auf eine Epoche verweisen, ich würde nicht sagen, es ist 70er, sondern eher zeitlose Musik.« Voodoo kriegt es hin, singt atemberaubende Liebeslieder (»In deiner Nähe«), Solo-Duette (»Gitti«) oder seine eigene, urösterreichi-sche Lebensgeschichte (»Tulln«).

Was WirD VOODOO JürGens? Nachdem Voodoo schon seit Anfang des Jahres auf einer 7-Inch

über alte Goldsoundz-Nummern seine Texte im gewohnt abgefuckten Wiener Dialekt singt, erschien im Mai die vom Publikum lang herbei-gesehnte erste reine Voodoo Jürgens-Auskopplung, die Moritat »Hei-te grob ma Tote aus« – der erste Studio-Song vom vielbeschriebenen »Hoffnungsträger des neuen Austropop«. im September soll endlich das Debütalbum erscheinen. Wer Voodoo schon live gesehen hat – bei gefühlt mindestens einem Auftritt pro Woche ist das durchaus im Rah-men des Möglichen – und die Songs kennt, die Texte, die Musik, die Inszenierung, weiß, dass sich da alle anderen – es soll ja auch ein zwei-tes »Unser Österreich« von Molden und Mandl in Arbeit sein – wirklich ranhalten müssen, um mit ihm mithalten zu können. Denn niemand schafft es zurzeit besser, das Lebensgefühl eines romantisch verklärten Wiens einzufangen – eines alkoholischen, morbiden und selbstzerstö-rerischen Wiens. Voodoo Jürgens ist pure Sozialgeschichte.

Das noch namenlose Debütalbum von Voodoo Jürgens erscheint voraussichtlich im September auf Fuzzmans Lotterlabel. Man darf einen Meilenstein des »neuen Austropop« erwarten.

Viele sagen, Voodoo Jürgens wäre der neue star des austropop. er ist viel mehr als das, er ist die Verkörperung

eines Wiener Lebensgefühls.

VOOdOO JÜRGeNS — Lieder eines alten Wien

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Ardalan Afshar hat genug von Gewalt. Während dem zweiten Golfkrieg floh seine Familie nach Wien, er geriet in Konflikt mit der Polizei und landete im Ge-fängnis. Danach distanzierte er sich von Aggression und verarbeitete das Erlebte mit Hilfe von Rap. Unter seinem Künstlernamen Nazar erklomm und erweiterte

er die Höhen der österreichischen HipHop-Szene. Das brachte ihm 2014 einen Deal mit Universal ein, aus dem das friedfertige Album »Camouflage« hervorging. Heute, zwei Jahre später, ist Ardalan wieder wütend. Im Interview erklärt der Favoritner Rapper, wieso das Album eine Kampfansage wurde, und an wen überhaupt.

»Irreversibel« ist wütend. Was hat dich so sauer gemacht? Vieles. Abseits von Beef in Deutschland ging hier in Österreich ei-

niges ab. Gewaltverherrlichende Rapper, die gleichzeitig die Religion raushängen lassen. Die ganze Scheiße mit der FPÖ. Als Strache mich geklagt hat, bekam ich Botschaften von FPÖ-Anhängern. Ich werde permanent als »Islamisten-Rapper« beleidigt, und ich darf nichts mehr dazu sagen. Der Staat verbietet dir den Mund. Und dann gehst du wütend heim und sollst ein Album schreiben. Universal hatten eh Zweifel, ob auf das radiotauglichere »Camouflage« so ein wütendes Album folgen sollte. Aber ich kann nur verarbeiten, was ich fühle. In Songs wie »Generation Darth Vader« oder »La Haine Kidz« geht es um eine Hass-Generation. Ich möchte das nicht rechtfertigen, ich glorifi-ziere nichts.

Kannst du umreißen, was die »Generation Darth Vader« ausmacht? Und wer ist diese »Gesellschaft der Schattenwelt« aus Strophe eins?

Das ist der Bundesverfassungsschutz, der Einblick in unsere Privat-sphäre haben will. Das ist ein 10. Bezirk, in dessen Gemeinderat kein einziger Migrant sitzt. Das sind Leute im 7. Bezirk, die auf Partys von ihrem schlimmen Leben erzählen, aber keinen Bezug zu den Proble-men anderer haben. Das ist die große Parallelgesellschaft. Ich kenne gute Jungs, die jetzt nach Syrien wollen. Diese Generation ist jahrzehn-telang erschaffen worden, geblendet durch Nachrichten, die Kriege rechtfertigen und den Islam oder Flüchtlinge zum Problem machen.

Du wirst dein eigenes Label gründen. Wie ist denn die Beziehung zum Major momentan?

(Schielt zum Universal-Promotor) Sehr gut, sonst hätt ich nicht ver-

längert. Der Major ist nicht das Problem, sondern die Industrie. Mit der Zeile »Ich mach zwar Kohle und unterschreibe einen Major Deal / Doch gehe Essen mit dem Teufel auf ein Happy Meal« handelt von meiner Kooperation mit McDonald’s und den Vorwürfen, die ich dafür einstecken musste. Weißt du, ich hasse diese Drecks-Facebook Gene-ration. Den ganzen Tag Ausheulen in Kommentaren. Die Leute haben verlernt, Dinge einfach zu akzeptieren, solange es nichts Schlechtes ist. Die wollen dich in den Dreck ziehen.

Und warum ist es gerade in Österreich so schwer für dich als HipHop-per? Wieso hast du dich entschieden, hier zu bleiben?

Pioniergeist. Bevor ich angefangen hab, war alles aus Österreich ext-rem scheiße. Das war damals eine Kopie von Max Herre, von Freundes-kreis, von Fanta 4. Und es ist immer noch so! Mittlerweile haben wir Nazar-Kopien und Haftbefehl-Kopien. Es ist nicht schwer in Österreich, aber wenn du dauernd kopierst – wer soll dich ernst nehmen? Vor Kur-zem kamen zwei originelle heimische Rapper auf, und das fand sofort Anklang. Crack Ignaz und Yung Hurn. Ist nicht meins, muss es auch nicht, aber die machen ihr Ding und werden in Deutschland gebucht.

Und wie sieht’s mit dem geplanten Spielfilm aus? Ich hab zwei Drehbücher geschrieben, brauche noch die Förderung.

Und ich hoffe, dass jemand von der Förderungsstelle dieses Interview liest: Es reicht mit euren Kanackenfilmen und Nazifilmen. Wer will das noch sehen? Reicht doch.

»Irreversibel« erscheint am 13. Mai via Chapter One (Universal Music).

auf das zahme »Camouflage« folgt das wütende album »irreversibel«. Was hat Österreichs größten

straßenrapper Nazar so sauer gemacht?

»Alles, was vor mir aus

Österreich kam, fand ich

scheiße.«

NAzAR – »IRReVeRSIBel« — Wiens größter Straßenrapper ist sauer

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Hier sieht man eSeL gleich fünfmal in einem Depotregal mit Transportkisten voller Kunst. Seine eigene Sammlung hat ein viel bescheideneres Zuhause: haushaltsübliche Aufbewahrungsschachteln aus klarem Plastik randvoll mit Ausstellungseinladungen, Informationszetteln, Karten, Postern und dergleichen. Der Geruch nach dem Keller, in dem sie normalerweise lagern, wird sich bis zur Eröffnung wohl verflüchtigt haben. Wochenlang haben eSeL und seine Mitarbei-ter dieses Archiv aufgearbeitet, um daraus einen thematischen Bogen über den Kunstbetrieb im Wien der letzten 17 Jahre zu spannen. Seit 1999 ist der Kunst-Kommunikator Lorenz Seidler als eSeL aktiv und lässt uns an seinem Überblick der kulturellen Vorgänge teilhaben – zuerst mit einer Sendung auf Radio Orange, dann per Website und Newsletter. Seine Sammlung, eine Zeitgeschichte der Wiener Kunstszene, entstand dabei beim Besuchen von fünf bis acht Veranstal-tungen pro Woche wie von selbst aus jenen Dingen, die die anderen meist weg-werfen. »Kunst kommt von Kommunikation« ist einer von eSeLs Leitsprüchen, aber in seiner Ausstellung wird die Kommunikation zur Kunst. Da geht es nicht nur darum, wie Institutionen Kunst kommunizieren, sondern auch, wie dies die einzelnen Exponate untereinander tun.

rOter FaDen DurCh Die kunststaDtDeshalb wurde auf eine chronologische Hängung verzichtet und das Ma-

terial stattdessen in assoziativer Kleinarbeit gruppiert. Ein roter Faden führt von den historischen Konkurrenten unter Zeitgenossen über die Deklarierung Wiens als Kunststadt mit dem MQ als ihrem Nabel hin zu den kapitalistischen Befangenheiten des Kunstbetriebs, die bei all den Werbemitteln ständig präsent sind. Darüber hinaus geht es aber auch weiter in Richtung Dezentralisierung, Performance, Neue Medien und Partizipation mit wichtigen Abzweigungen zu den Themen Selbstdarstellung und Wissens- sowie Formenproduktion.

FeeDbaCk erWünsChtDas alles ist von eSeL aber nicht als starre Struktur gedacht, sonder als freies

Feld, in dem die Besucher selbst Zusammenhänge suchen können und auch eigene Ergänzungen einbringen sollen. Zusätzlich wird die Präsentation des Archivs von Seidlers Fotos gerahmt, die einen stets augenzwinkernden Blick auf das Kunstgeschehen werfen. Dass die letzte Ausstellung im Klosterneuburger Essl Museum eine so offen angelegte Sache sein wird ohne wertvolle Artefak-te und mit kritisch-verständnisvollem Blick auf genau die Umstände, die das Museum ins Aus manövriert haben, hat wohl niemand geahnt. Die Sammlung eSeL wird das erste und einzige Projekt des Essl Labors gewesen sein, das pas-senderweise mit Blick auf die Depots der Sammlung der Essls liegt. Ab Juli wird der wundervolle Zweckbau von Heinz Tesar nur noch ein Depot sein. Wäre es nicht bedeutungsvoll und schön, wenn eSeLs Archiv dort aktiv bleiben könnte, während Haselsteiner und Schröder Essls Sammlung im Künstlerhaus zeigen?

Die Sammlung eSeL wird ab dem 4. Mai im Labor des Essl Museums gezeigt.

Sag zum Abschied leise Flyer

GOldeN FRAMe — Lorenz Seidler / eSeL – »Sammlung eSeL«

Das essl-museum in klosterneuburg sperrt zu. Die letzte Ausstellung, die dort eröffnen wird, kommt ganz ohne kunst aus.

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Als DJ kann man auf Hochzeiten ein Vielfaches von der gewöhnlichen Gage bekommen. Schließlich sitzen die Scheine hier etwas lockerer als an anderen Tagen. »An diesem Tag ist uns nichts zu teuer« ist allerdings nur die freundliche Version von »An diesem Tag ist uns nichts gut genug«. Auflegen auf Hochzeiten ist lukrativ – leicht verdientes Geld ist es deshalb noch lange nicht.

StandeSamt Das Standesamt ist in erster Linie immer noch ein Amt. Sprich, das

Gegenteil von Gefühl, Liebe und Freude. Stichwort: »Ich habe mir ein paar (Blick auf den Zettel) Gedanken gemacht zum Thema (Blick auf den Zettel) Liebe!« Klar, man soll sich auch im Überschwang da-ran erinnern, dass das Leben oft aus knochentrockenen Ansprachen, Verträgen und Zahlen besteht. Die wichtigsten Zahlen für Hochzeits-DJs wären: Über 35.000 Menschen heiraten in Österreich jedes Jahr, zwischen 4.000 und 8.000 Euro soll ein Großteil der Paare für ihre Hochzeit auszugeben bereit sein. Insgesamt macht das ein großes, mehrere Millionen schweres Budget, das neben den Ringen bei Hoch-zeiten auch noch ausgetauscht wird. DJs bekommen davon natürlich nur einen kleinen Teil; aber der ist immer noch beachtlich. 500 Euro aufwärts kann man schon ohne Equipment für die Untermalung der Eheschließung bekommen. Mit eigener Anlage und Lichtdesign ist locker das Doppelte drinnen. Nach oben hin gibt es aber wie überall keine Grenzen.

»Schmerzensgeld«, sagt Marco Weise, der in Wien die Veranstaltung Becs schmeißt. »Danach bin ich zwei bis drei Tage außer Gefecht«, lässt sich auch Manfred Breiner alias DJ Elk einen psychisch-musikalischen Krankenstand nach der Hochzeit mitzahlen. Und tatsächlich sind Hochzeiten ein eher hartes Pflaster für DJs. »Warum ich keine Anlage mithätte«, habe einmal ein verzweifelter Bräutigam Manfred Breiner gefragt. Wie er darauf komme, dass der DJ selbstverständlich seine eigene Anlage mitnehme? »Der Fotograf hat seinen Apparat ja auch selber mit, ohne dass man was sagt.«

agape Warum an einem Tag, der quasi ausschließlich aus Alkohol und Essen

besteht, Sekt-Orange und leeres Brot derart hartnäckig beliebt bleiben, ist unverständlich. Auf jeden Fall muss man aber dieses merkwürdige Vorstadium der echten Feier mit Kennenlernen, Vorstellen und Begrü-ßen überbrücken. Um ein Kennenlernen und Besprechungen vorab kommt auch der Hochzeits-DJ nicht herum. »Man sollte sich auf jeden

Fall vorher treffen«, meint DJ Alaska Al, der hauptsächlich abseits von Hochzeiten mit einer gewaltigen Vinylsammlung mit Grooves aus den 60ern und 70ern hinter den Plattentellern steht. Schließlich gibt es für ein gewöhnliches DJ-Set, nun ja, unübliche Programmpunkte, sprich Hochzeitstorte im normalen, eine Diashow im schlimmsten Fall.

Auch sonst gibt eine Menge Dinge zu besprechen. Denn hier machen Leute eine Riesenveranstaltung, die meistens eigentlich nicht wissen, wie das geht. Eine zu große Location, zu empfindliche Nachbarn, zu wenig Gäste, zu alte Gäste, eine zu schlechte Anlage, keine Anlage, you name it. Die Möglichkeiten an Fehlern, die das Auflegen auf der Hochzeit schief gehen lassen, sind zahllos. Und auch, wenn man als DJ nichts mit der Planung zu tun hat, hat er am Ende irgendwie Mit-schuld daran. Und da reden wir noch gar nicht von dem, wofür er eigentlich gebucht wurde: die Musik.

Buffet Menschen lieben Buffets. Erstens geht nichts über ein gemeinsames

Essen, vor allem dann, wenn es jemand anderer bezahlt. Zweitens gibt es hier alles, was man will, so viel man will und wann man will. Das alles ist schlecht für den DJ, zumindest, wenn sich die Buffet-Mentalität über die Tanzfläche bis zum DJ-Pult erstreckt. Die Braut, der Bräutigam, der – nicht unwichtig – zahlende Brautvater, die Gäste. Alle wollen etwas, und was schlimmer ist, alle wollen etwas anderes. Kein Problem, findet DJ Martini, der von Mai bis September so gut wie jedes Wochenende auf einer Hochzeit ist. In den meisten Fällen wären nämlich alle überdurchschnittlich gut aufgelegt und mit relativ wenig schon zufriedenzustellen. Relativ wenig, das heißt in diesem Fall: wenn ihnen ein paar Wünsche erfüllt werden.

Auch DJ Elk richtet sich nach den Gästen. Und zwar nach ihrem Alter. »Man muss sich halt ausrechnen, wann die zwischen 17 und 20 Jahre alt gewesen sind, bevor sie eingesperrt wurden.« Wenn man dann Hits aus den drei Jahren spielt, würde man ziemlich präzise treffen, was die Leute auf die Tanzfläche bringt. Wer wie Elk nach einem kurzen Set aus den 50er Jahren gefragt wird, ob er nicht »auch mal was Älteres« hätte, der weiß, dass man eine breite Songpalette dabei haben muss, um den Wünschen einigermaßen genügen zu können. Für DJs wie Weise und Hanzo, die bei ihren Veranstaltungen bewusst an einem Stil und Programm feilen, das alles andere als auf Hochzeitstauglichkeit ausgerichtet ist, haben die Wunschlisten auch bei Hochzeiten nicht unbedingt oberste Priorität. Natürlich meint auch Weise, dass »es nix bringt, wenn alle einen Fotz ziehen, während du den geilsten House Te

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Auf HocHzeiTen Auflegen — Ist das leicht verdientes Geld?

damit die Zahl der Scheidungen dermaßen hoch sein kann, muss zuerst ganz schön viel geheiratet werden. und das ist höchst beruhigend –

zumindest, wenn man mit Hochzeiten sein Geld verdient.

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auflegst«, trotzdem gehört das Abarbeiten von Wunschlisten nicht zu ihrer Auffassung von Auflegen. Und mit 80er, Soul und Disco wären sie, meint Hanzo, auch breit genug aufgestellt. »Sie buchen mich ja, weil sie das wollen, was ich spiele«, meint DJ Alaska Al. Eine Notwendig-keit, sich besonders weit verbiegen zu müssen, sieht er deshalb nicht. Man könne schon davon ausgehen, dass man auch für den eigenen Stil gebucht wurde. Eine kleine Absicherung erlaubt er sich dennoch: Alaska Al legt nur Platten auf. Und Helene Fischer auf Vinyl – das gibt’s eben nicht.

Braut SteHlen Braut stehlen geht so: Irgendwann in der Nacht steht eine Gruppe

auf, nimmt die Braut, verschwindet und geht ins nächste Lokal. Ohne erkennbaren Anlass, ohne erkennbaren Grund. Die Hälfte geht mit.

Die Hälfte bleibt da. Allen ist fad. Hochzeiten sind ein Hort der merk-würdigen bzw. falschen Entscheidungen.

Da ist das Brautpaar, das auf seiner Wunschliste beharrt, obwohl klar ist, dass bis auf es niemand etwas mit seiner Musik anfangen kann. »Manchmal fragt man sich schon«, so Elk, »sind die mit ihren eigenen Gästen zum ersten Mal gemeinsam fort?«

Da ist »unser Lied!«, das unbedingt gespielt werden musste und von Reggae bis Nina Hagen reichen kann.

Da ist jene Hochzeit, bei der die Braut eine Liste an verbotenen Lie-dern schickte, die länger war als die eigentliche Wunschliste. Dass die Gäste dann natürlich eben jene Verbotsliste hören wollten, versteht sich von selbst. Am Ende einigte man sich auf einen Kompromiss: die verbotenen Wunschlieder wurden in den Klopausen der Braut abge-spielt. Wie gesagt: Leicht verdient ist anders.

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KarlsplatzAndrea Büttner. Beggars and iPhones8/6 – 18/9 2016#Beggars

In ihrer ersten Einzelausstellung in Österreich widmet sich die Künstlerin Andrea Büttner in einem installativen Setting körpersprachlichen Gesten und Haltungen, die, in Bild-Zeichen übersetzt, weit über den Zeitpunkt ihres Entstehens hinaus les- und verstehbar bleiben. Dabei handelt es sich um Gestiken des Beugens, Verhüllens und Hände Ausstreckens genauso wie um die des manuellen Berührens von Touchscreens, die sie in großformatige Farbprints verwandelt.

Kunsthalle Wien MuseumsquartierL’Exposition Imaginaire27/4 – 26/6 2016#Imaginaire

L’Exposition Imaginaire ist ein Experiment, das den Folgen der zunehmenden Digitalisierung des Ausstellungsbetriebes und der damit einhergehenden schwindenden Bindung der Kunst an das Hier und Jetzt in einer filmischen Collage nachgeht. Zudem wird diese Fragestellung in einer international besetzten Gesprächsreihe aus unterschiedlichen Perspektiven beleuchtet. Alle Gespräche können via Livestream verfolgt werden.

www.kunsthallewien.at

Credit: Ausstellungsansicht: L’Exposition Imaginaire, Kunsthalle Wien 2016, Foto: Stephan Wyckoff

Credit: Andrea Büttner, Stereoscopic slide show from the Whitehouse collection (mosses and field trips) (Detail), 2014, Courtesy Hollybush Gardens, London und David Kordansky Gallery, Los Angeles. © Andrea Büttner / VG Bild-Kunst, Bonn 2015, Foto: Harold und Patricia Whitehouse © National Museum of Wales

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Medienpartner:Unterstützt von www.creativespace.at Die Kreativplattform der Wirtschaftskammer Wien

WORKSHOP PORTIEREN

im Forum [EPU KMU]

Veranstaltungsreihe zur Praxis von digitalen Spielenim MuseumsQuartierQ21 / Raum D, 1070 Wien

Do. 05. 05. 19h

PORTIEREN ALS TEIL DES GESCHÄFTSMODELLS FÜR INDIE STUDIOS

Miguel Angel Horna Tech Lead at BlitWorks, Barcelona Panel mit Felix Bohatsch Broken Rules und Alexander B. Christof black belt games

Fr. 06. 05. 09h

Do. 19. 05. 19h

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Martin Filipp Mi’pu’mi GamesJulia Murczek Lost in the GardenAlexander Amon PR Mangager Sproingplus GDC Roundtable

Fr. 20. 05. 13h

TOUR IN WIENER GAME-DEVELOPER-STUDIOS

Mi’pu’mi Games und Lost in the GardenRSVP [email protected]

Do. 02. 06. 19h

LIVE-PITCH

ÖSTERREICHISCHER GAMES #7

STUDENTENPROJEKTE

Wer gewinnt dieses Jahr € 2000.- und

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AUSTRIAN GAMES NIGHTWerkschau und Beta-Testing aktueller Spiele aus Österreichin der Electric Avenue

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»Coded Cultures wurde 2004 von Künstlerinnen und Künstlern als Initiative entwickelt, um kritische Me-dienkunst auszustellen und zu diskutieren. In den letzten zehn Jahren ist sehr viel passiert, Medienkunst wurde von vielen bereits tot geglaubt, erlebt aber vor allem seit den Leaks von Snowden, Assange und Pana-

ma Papers jetzt einen Aufschwung und versteht sich mittlerweile als technologie- und sozialkritische Kunstform.« Was Matthias Tarsiewicz, einer der Veranstalter von Coded Cultures, hier verkürzt zusammen-fasst, hat eine lange Geschichte, viele Facetten und fast noch mehr aktuelle Bezüge. Dazu gehören sowohl politische und technologische Entwicklungen, die in dem, was hier lapidar als kritische Medienkúnst zusammengefasst wird, reflektiert werden. Zu den Veränderungen der letzten Jahre gehört auch ein »Aufstieg der Maker- und Hacker-Kultur. Viele Ansätze, die nur in der Medienkunst zu finden waren, sind mitt-lerweile von breiterem Interesse, haben aber auf jeden Fall auch ei-nen anderen Ansatz und sind oft sehr produktorientiert.« Verändert hat sich seit dem letzten Coded Cultures vor mittlerweile fünf Jahren auch das Team hinter dem Festival: »Wir sind mittlerweile anders aufgestellt und der damalige Trägerverein 5uper.net existiert auch in dieser Form nicht mehr. Das Research Institute for Arts and Technolo-gy führt allerdings die Marken weiter und hat sich auch zur Aufgabe gemacht, die Diskurse und Inhalte von Coded Cultures und 5uper.net aufzuarbeiten.«

Bereits 2011 hat Tarasiewicz das Artistic Technology Lab gegründet und sich dort in Forschungsprojekten mit künstlerisch-wissenschaft-lichen Inhalten beschäftigt: »Ausgehend von diesem Hintergrund, aber vor allem auch durch gute Kontakte mit internationalen Universitäten, Kunstfestivals und Forschungsgruppen hat sich die Notwendigkeit ergeben, ein Institut zu gründen.« Ziel des Instituts ist Grundlagen-forschung zu künstlerischen Technologien. Zu den aktuellen Schwer-punkten gehören hier etwa »Offene Technologien«, »Post-Blockchain« (alles rund um Bitcoin, Dogecoin oder auch Etehreum und damit zu-sammenhängende soziale Auswirkungen auf die Blockchain-Gesell-

schaft) oder auch das »Open Publishing Lab«. »Wir sind dadurch, dass wir aus vielen dieser Communities kommen, in der Lage, gewisse Inhalte spezifischer zu diskutieren. Wir bieten damit einen Bereich an, den die Universitäten auch gar nicht leisten können. Wir sehen uns deswegen nicht in Konkurrenz zu den Universitäten, sondern als Ergänzungseinheit für künstlerisch-technologischen Diskurs.« stellt Tarasiewicz die eigene Position klar.

KritiK, auch gegenüber dem eigenen gegenstand Die von Coded Cultures untersuchte Schnittstelle von Technolo-

gie und Kunst hält Tarasiewicz relevant, wenn nicht sogar essentiell für eine kritische Auseinandersetzung mit unserer technologisierten Umwelt. Diese Auseinandersetzung betrifft nicht zuletzt das eigene Themengebiet. Den Begriff »Open« (Open Source, Open Hardware) sieht er mittlerweile kritisch, vermutet eine ähnliche Verschiebung wie von Green zu Greenwashing und legt einen Fokus der Arbeit dar-auf, wie wir als Gesellschaft mit Transparenz und Offenheit umgehen: »Neue Technologien haben jeden Bereich des Lebens transformiert – Innovation, Transparenz, Partizipation und das Versprechen von einer besseren Welt durch Technologie wird täglich rauf- und runtergebetet, wobei wir uns gleichzeitig in einer absoluten informationspolitischen Machtkonzentration befinden.« Als Beispiel zitiert er den US-Forscher Jonathan Zittrain, der erklärt, wie Apple uns abgewöhnt hat, den Akku in unserem Handy tauschen zu können – als Gegenstrategie Hannes Waldschütz’ Performance im Rahmen von Coded Cultures, deren In-halt es ist, Alltagsgegenstände zu reparieren. »Um nicht die Kontrolle über unsere Welt zu verlieren, müssen wir es schaffen, ›technological literacy‹ zu forcieren«, konstatiert Tarasiewicz. Das Festival is eine Möglichkeit, theoretische Projekte sichtbar zu machen und techno-logischen (Sub-)Kulturen einen Treffpunkt zu geben.

Mehr zum Programm, den Gästen und Workshops, sowie zum Open Hardware Europe Summit im Rahmen von Coded Cultures auf www.codedcultures.net

Von 19. bis 29. mai findet das coded c ultures Festival 2016 statt. in einer ehemaligen Polizei-inspektion im 1. Wiener bezirk geht es inhaltlich um Medienkunst, die Technologie und Gesellschaft reflektiert.

Medienkunst matterscoded cultures — Treffpunkt für technologische Kulturen

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Medienpartner:Unterstützt von www.creativespace.at Die Kreativplattform der Wirtschaftskammer Wien

WORKSHOP PORTIEREN

im Forum [EPU KMU]

Veranstaltungsreihe zur Praxis von digitalen Spielenim MuseumsQuartierQ21 / Raum D, 1070 Wien

Do. 05. 05. 19h

PORTIEREN ALS TEIL DES GESCHÄFTSMODELLS FÜR INDIE STUDIOS

Miguel Angel Horna Tech Lead at BlitWorks, Barcelona Panel mit Felix Bohatsch Broken Rules und Alexander B. Christof black belt games

Fr. 06. 05. 09h

Do. 19. 05. 19h

STUDIO-TOUR: DEVELOPER-PRÄSENTATIONEN UND ROUNDTABLE

Martin Filipp Mi’pu’mi GamesJulia Murczek Lost in the GardenAlexander Amon PR Mangager Sproingplus GDC Roundtable

Fr. 20. 05. 13h

TOUR IN WIENER GAME-DEVELOPER-STUDIOS

Mi’pu’mi Games und Lost in the GardenRSVP [email protected]

Do. 02. 06. 19h

LIVE-PITCH

ÖSTERREICHISCHER GAMES #7

STUDENTENPROJEKTE

Wer gewinnt dieses Jahr € 2000.- und

Coaching?Do. 16. 06. 19h

AUSTRIAN GAMES NIGHTWerkschau und Beta-Testing aktueller Spiele aus Österreichin der Electric Avenue

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Sebastian Pichelhofer ist Gründer und Chairman der Apertus Associ-ation, die Axiom entwickelt. Die Open Source-Kamera legt ihre Funk-tionsweise und Baupläne offen – damit macht sie Weiterentwick-lungen für spezielle Einsatzgebiete möglich, eignet sich perfekt für Ausbildungszwecke und wird von der Community verbessert. Welch weitreichende Auswirkungen das hat, erklärt Sebastian Pichelhofer im Interview.

Was bedeutet eine offene Kamera für Konsumenten und Filme-macher?

sebastian pichlhofer: Im Moment leben die Filmemacher in gol-denen Käfigen. Selbst die absoluten Profigeräte – die ein Vermögen kosten – sind im Endeffekt Blackboxes. Niemand außer den Herstel-lern weiß, was darin mit den aufgenommenen Bildern wirklich pas-siert. Und der Trend geht in die Richtung, dass Hersteller ihre Geräte noch intransparenter und weniger zugänglich machen wollen, um ihre Technologie vor der Konkurrenz zu schützen oder Konsumenten zu zwingen, nur von ihnen Zubehör zu beziehen oder für das Frei-schalten von Features noch einmal extra zu zahlen.

Mit der quelloffenen Axiom machen wir genau diese Dinge radi-kal anders: Alle Baupläne und die gesamte Dokumentation (auch al-ler Komponenten) wird im Internet veröffentlicht (open hardware). Der gesamte Source Code ist frei verfügbar (open source) und kann verändert und angepasst werden. Wir ermutigen unsere Community, Axiom-Kameras zu zerlegen und hineinzuschauen. Wir erklären, wie sie repariert werden können und welche Module welche Funktionen haben und wie sie ausgetauscht werden können. Das ist nicht nur deutlich nachhaltiger als regelmäßig neue Kameras zu kaufen, weil sich die Technologie weiter entwickelt hat, sondern eröffnet auch völlig neue kreative Möglichkeiten für die Bildgestaltung – ein essen-tieller Bestandteil für die kreative Arbeit von Kameraleuten.

Welche Rolle spielt hier die Arbeit mit der Hardware und Software jeweils für sich?

Die Axiom-Beta-Hardware an sich ist wie ein Legobaukasten aufge-baut, an allen Ecken und Enden gibt es Slots für das Andocken wei-terer Module. Diese Modularität und Flexibilitiät ist auch in der Soft-ware allgegenwärtig. Das Betriebssystem ist Linux und auf proprietäre Medien-Prozessoren wird gänzlich verzichtet. Da wir freie Software

in Österreich wird gerade die weltweit erste Open Hardware- und Open Source-Filmkamera zur serienreife entwickelt.

ein Vorteil für alle – bis auf die konkurrierenden hersteller.

Wissen, was in der Kamera geschieht

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und offene Hardware verwenden, wird die gesamte Bildverarbeitung transparent.

Ihr bietet mit Alpha, Beta und Gamma drei Modelle an. Was sind die Unterschiede?

Die Axiom Alpha war unser Proof-of-concept-Prototyp, um zu bewei-sen, dass die Idee in dieser technischen Konfiguration und mit dieser Philosophie (ohne der Verwendung irgendwelcher Komponenten mit proprietärer Lizenz) eine Kamera zu bauen überhaupt möglich ist. Das Ergebnis war eine sehr unförmige Bastel-Kamera, die aber besser funktioniert hat, als wir uns das selbst erwartet haben. Ein halbes Jahr haben wir dann am Bild-Processing getüftelt und Demo-Material gedreht, um damit eine Crowdfunding-Kampagne vorzubereiten. Die Idee war, die Entwicklung der nächsten Generation zu finanzieren: der Axiom Beta. Eine zweite Generation der Kamera, aber in einer viel kompakteren Form und mit einem extrem modularem Aufbau.

Die Crowdfunding-Kampagne hat dann für das Projekt bedeutet, al-les auf eine Karte zu setzen. Glücklicherweise war die Kampagne ein Erfolg und das ambitionierte Ziel von 100.000 Euro wurde um mehr als das Doppelte übertroffen. Zur gleichen Zeit reichte das Projekt mit einem internationalen Konsortium auch einen Antrag für Inno-vationsförderung bei Horizon 2020 der Europäischen Union ein, um den großen Bruder der Axiom Beta mit dem Namen Axiom Gamma zu entwickeln – mit Erfolg. Über Jahre waren die einzigen Projektmittel aus Spenden gekommen, was nicht einmal ausreichte, um das Not-wendigste umzusetzen. Und praktisch über Nacht war das Projekt um fast 1,5 Millionen Euro gewachsen.

Wie wird eure Kamera von der Community aufgenommen, gibt es bereits Weiterentwicklungen?

Magic Lantern beispielsweise ist ein Projekt, das die Firmware von Canon Spiegelreflex-Kameras »reverse engineered«, um Features frei-zuschalten, von denen Canon nie wollte, das Kunden sie bekommen sollen. Das Kern-Entwicklerteam war von der Axiom Beta so fasziniert, dass sie ihre Community aufgerufen haben, die Crowdfunding-Kam-pagne zu unterstützen, als wenn es ihre eigene gewesen wäre. Heute arbeitet das Magic Lantern-Team eng mit uns an der Entwicklung der Axiom zusammen.

Welches Einsatzgebiet seht ihr für eure Kameras und wie wird der Markt aussehen?

Die Gründer des Projekts und die Ursprünge der Community kom-men aus der Filmbranche. Die Suche nach und die Schaffung von Werkzeugen für die eigene kreative Arbeit von Filmemachern ist im-mer noch das Herz des Projekts. Aber mittlerweile gibt es eine ganze Reihe von anderen Bereichen, die sich für die Technologie interessie-ren. Kinofilmproduktion an sich stellt hohe Ansprüche an die Bildqua-lität einer Kamera. Die hier benötigte hohe Auflösung und Bildrate sind für jede Art von Anwendung interessant: Astronomie, Kartogra-fie, Industrie-Automation und Inspektion wie auch Robotik oder wis-senschaftliche Anwendungen. Eine amerikanische Firma hat bereits eine Lösung für die Infrarot-Kartografierung von landwirtschaftlichen Nutzflächen aus Flugzeugen auf Basis der Axiom Beta entwickelt. Ein besonderer Bereich ist noch der Educational Sektor. Keine andere Ka-mera kann so gut verwendet werden um zu lehren, wie eine Kamera funktioniert.

Gibt es schon einen Kaufpreis?Die Axiom-Beta-Hardware-Entwicklung ist großteils abgeschlossen

und wir produzieren gerade eine erste Kleinserie von rund 15 bis 20 Developer-Kits, die wir an Entwickler und Early Adopter versenden. Aufbauend auf deren Feedback und Ideen werden wir eventuell noch die eine oder andere Anpassung machen. Diese Kits, also die erste Se-rie können bereits jetzt um ca 2.800 Euro (exkl. Steuern und Versand) auf der Webseite mit einer Anzahlung von 1.800€ vorbestellt werden. Der geplante finale Verkaufspreis, liegt zwischen 5.000–6.000 Euro.

Weitere Infos zu den Axiom-Kameras unter apertus.org Im Rahmen von Coded Cultures veranstaltet Apertus das Axiom Open Cinema Lab.

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eröffnung: 19. Mai, 18:00 uhr Festivalzentrale Am Hof 3–4, 1010 Wien. Mit Sound Performance, artkillart vs phonotopy (DE/FR/BX), extended playlist / p-node transmission, NMO (NO)

critical repair café – Ziviler ungehorsam Reparieren, Hannes Waldschütz 19.–29. Mai, 11:00–17:00 uhr Am Hof 3–4, 1010 Wien

offene labore 19.–29. Mai, 11:00–18:00 uhr Am Hof 3-4, »Cryptocurrency und Post – Blockchain Lab« (Bitcoin, Ethereum, Dogecoin) und »Open Publishing Lab« sowie »AXIOM Open Cinema Lab«

riso convention 21. Mai, 15:00–18:00 uhr Universität für angewandte Kunst Wien, ehem. Malereiklasse, 6. Stock Schwanzertrakt, Oskar-Kokoschka-Platz 2, 1010 Wien

open Hardware europe summit 28.Mai, 14:00–20:00 uhr MAK, Vortragssaal, Österreichisches Museum für angewandte Kunst / Gegenwartskunst, Stuben-ring 5, 1010 Wien

coded cultures – Gästeprogramm

Hannes WaldschützDer deutsche Künstler hannes waldschütz zeigt im rahmen eines critical repair cafe seine Performance-serie »civil Diso-bedience: repair«, die sich darauf fokussiert, alltagsgegenstän-de zu reparieren. Durch ihre vordefinierte lebenszeit und den neukauf seien sie zu einem fixen teil unseres wirtschaftssys-tems geworden. in seinen Performances versucht waldschütz seit 2012, mitgebrachte defekte Gegenstände zu reparieren

– kostenlos. manchmal gelingt die reparatur, dann wieder nicht, immer aber gibt es einen austausch darüber, wie mit Gegen-ständen umgegangen wird. alle objekte werden fotografiert und katalogisiert. Patrícia reisDie portugiesische wissenschaftlerin Patricia reis bricht mit »Penetrating the black box« die normalerweise von hersteller-konzernen gut geschützte welt der maschinen und fotoappa-rate in form einer künstlerischen reflexion auf. Konkret besteht die installation aus zwei fotoapparaten, die in einer Kiste verborgen aufeinander zugerichtet montiert sind. Den auslöser bedient nicht der fotograf, sondern die maschine selbst: ein vorgang, von dem der fotograf ausgeschlossen ist – ähnlich der geschlossenen bauweise herkömmlicher fotoapparate, die von ihren herstellern mit proprietären schnittstellen und codes ausgestattet werden.

dries depoorterDer belgier Dries Depoorter hat mit »sherrif software« eine in-stallation entwickelt, mit der die besucher teil der Polizeiarbeit werden können.

Josh HarleDer australische forscher und medienkünstler zeigt, wie man ein eigenes netz aus stadtplänen mit hilfe von raspberry Pi mini-computern und wlan aufbaut und damit die Grenzen von Google maps sprengt.

stefanie Wuschitz Die Österreicherin stefanie wuschitz wird einen »wikipedia edit-a-thon« abhalten: eine Gruppe von aktionistinnen und aktionisten editiert in gemeinsamen sessions wikipedia, um die männlich dominierte enzyklopädie durch einträge bisher ignorierter weiblicher wissenschaftlerinnen zu ergänzen.

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Klezmer-Musiker © Russisches Ethnographisches Museum St. Petersburg; Leonard Cohen, © Bob King/Corbis; Barbra Streisand, © Retna Ltd./Corbis; Amy Winehouse, © Aubrey Edwards/Corbis

Dorotheergasse 11, Wien 1 · So – Fr 10 – 18 Uhr · www.jmw.at

13. April bis 2. Oktober 2016

Der Sound des 20. Jahrhunderts

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GLATZE ODER SPENDE.

Jede Glatze bringt jetzt 100 Euro für den Spendentopf: Setzen Sie ein Zeichen für krebskranke Tschernobyl-Kinder. Glatze scheren und posten #glatzeoderspende oder selbst spenden: global2000.at/glatzeoderspende, gratis Anruf oder SMS mit GLOBAL an 0800/100 220 70

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Nikolaj lie kaas Fares FaresDer dritte roman. Die größte spannung. Der beste Film.

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Nikolaj lie kaas Fares FaresDer dritte roman. Die größte spannung. Der beste Film.

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»Die beliebteste App aller Zeiten«. Damit wirbt ein Videospiel in den digitalen Regalen der App-Stores für sämtliche Systeme auf Smartphone, Tablet und Desk-top. Das mag auch stimmen. »Angry Birds« wurde meh-rere 100 Mio. Mal von Usern, groß und klein, als Free-mium-App geholt und auf die Devices heruntergeladen.

Das Spielprinzip ist simpel: Man schießt mit Vögeln auf Schweine, die sich unter basisarchitektonischen Verschlägen verstecken, je nach Version auch unter Wasser, rund um den Globus und darüber hinaus.

Seit 2009 gibt es »Angry Birds«, die Beliebtheit bleibt ungebrochen, ständig werden neue Teile, die alle in eigenen Apps veröffentlicht werden, produziert und konsumiert. Die Entwicklerfirma Rovio En-tertainment schreibt trotz leichten Rückgangs in den letzten Jahren immer noch dicke schwarze Umsatzzahlen im dreistelligen Dollar-Millionenbereich.

einer Flog übers schWeinenest Da der Markt für App-Games mit geschleuderten Vögeln mittlerwei-

le nur mehr schwer wachsen kann, wagte sich Rovio an einen animier-ten Film, ein Medium von größerer Reichweite. Es ist nicht das erste

Mal, dass Rovio sein bekanntestes Produkt auf die großen Bildschirme bringt: Bereits seit 2013 und über 100 Folgen lang wird »Angry Birds Toons« auf der Rovio-eigenen Multichannel-Entertainment-Plattform »Toons.TV« ausgestrahlt, kurzzeitige Ableger wie »Piggy Tales« und »Angry Birds Stella« folgten. Mit der in Kooperation mit der NASA im Vorjahr produzierten »Rocket Science Show« kam Rovio dem selbst-auferlegten Bildungsauftrag nach und verband kindgerechten Frontal-unterricht von Astronomen mit typischen Animationen.

Nun also ein Film. Es ist selten, dass ein Computerspiel-Unterneh-men so deutlich hinter einem solchen Projekt steht und ein eigenes Studio dafür errichtet. Meistens – wie etwa im Fall von »Resident Evil«

– werden einfach die Lizenzen dafür verkauft. »Angry Birds – Der Film« heißt das 80-Millionen-Dollar-Projekt, das ab Mai in den heimischen Kinos zu sehen ist. Darin lernt der User die bereits aus den Spielen bekannten Figuren besser kennen. Red heißt der Protagonist, der Ur-Angry-Bird. Vom Pech verfolgt, von den anderen Bewohnern der Vogelinsel – nur der sagenumwobene Mighty Eagle kann dort fliegen – ungeliebt, wird der aufbrausende Red zu einer Anger-Management-Therapie verdonnert, wo dem Zuseher auch die anderen vom Smart-phone bekannten Figuren begegnen: der gelbe Chuck, der schwarze

»angry birds«, das beliebteste handygame aller Zeiten, feiert seine Premiere im Kino. nicht ganz unumstritten,

fühlt sich der Film doch einigermaßen xenophob an.

der Wolf im Vogelpelz»ANGrY Birds – der FilM« — Fremdenfeindliche Vögel

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Bomb, der bordeauxrote Riese Terrence und die weiße Matilda. Die Sympathien gehören größtenteils dem Anti-Helden, jeder kann sich seinen Favoriten aber gut aussuchen. Schweine aus dem vermeintli-chen Weltall stören dann den Inselfrieden, werden aber von der Be-völkerung mit offenen Armen empfangen. Nur Red bleibt skeptisch, forscht nach, findet versteckte Heerscharen von Schweinen. Als sich die Schweine nun trotz aller freundlicher Begegnungskultur der Vögel als die Bösen herausstellen, liegt es an Red, die Vögel zu retten.

gut und bÖse An sich ist alles ganz normal, der Film technisch gut gelöst, mit

Jason Sudeikis, Josh Gad, Maya Rudolph und Bill Hader hat man sich auch Voice-Actors ausgesucht, die trotz hoher Bekanntheit einen gewissen alternativen Background haben und Glaubwürdigkeit ver-mitteln. Dazu ein fetziger, popkulturell respektabler Soundtrack mit Black Sabbath, Rick Astley, Gloria Gaynor und das bei einer Vogel-Story obligatorische »Close To You« von den Carpenters, das ebenso notwendige »Surfin’ Bird« wird unterschlagen. Auch sonst wird vor allem auf Seiten der Schweine alles einer popkulturellen Credibility untergeordnet, die Schweine lesen »Fifty Shades Of Green«, ihre DJs tragen Daft-Punk-Helme, ihre Unterwäsche ist von Calvin Swine, ei-ner ihrer Stars heißt Kevin Bacon. Das Erzähltempo ist gut, die vielen Pointen sitzen, Kinosäle werden lachen, Kinokassen klingeln, Teil zwei bis fünf werden wohl folgen.

Was das Filmerlebnis allerdings drastisch trübt, ist seine Synopsis: Fremde – gar Wesen einer anderen »Rasse« – kommen in eine ansons-ten homogene Umgebung, wo sie mit offenen Armen empfangen werden. Jeder, der sich gegen die Ankömmlinge stellt, wird anfangs verachtet, dann jedoch, als sich die Schweine ihrer Maske entledigen und die Eier stehlen, sehnen sich die Vögel nach einer starken Füh-rerfigur, jemandem, der es immer schon wusste, dass die Schweine Böses im Schilde führen. Diese tritt hervor, bewaffnet seine Truppen, besiegt die Schweine und wird zum Helden. Man könnte also glauben, der Film wolle seinem vorrangig jungen Publikum sagen: Fremde sind böse, die Fremden willkommen zu heißen ist schlecht, wir brauchen einen starken Führer. Eine Botschaft, wie sie derzeit fataler nicht sein

könnte. Wiewohl man bei »Angry Birds – Der Film« zwar nicht davon sprechen kann, dass hier Kindern mit Absicht fremdenkritische In-halte nähergebracht werden, wird das Thema mit einer – ebenso zu kritisierenden – Zufälligkeit gestreift.

animaniacs Absicht hin oder her: »Angry Birds – Der Film« wirkt auf den mün-

digen Konsumenten, als wären popkulturelle Referenzen und State-Of-The-Art-Animationen probate Strategien, um Abwehrhaltung gegen-über Fremden und darüber hinaus xenophobes Verhalten in jungen Köpfen zu verankern. Es wäre nicht der erste Animationsfilm der jün-geren Geschichte, der politisches Aufsehen erregt. 2012 stiegen etwa Rechtsradikale auf die Barrikaden, als »Der Lorax« gar zu warmherzig und intensiv um mehr Aufmerksamkeit für Umweltschutz und Nach-haltigkeit warb und gegen Gier eintrat. Ultrarechte protestierten und forderten Boykott. Bei »Angry Birds – Der Film« kann man sich auch von Links erheben. Ob man seine Kinder in den Film schickt, sollte man sich aber zweimal überlegen.

»Angry Birds – Der Film« läuft seit Mitte Mai in den österreichischen Kinos. Das politisch eindeutig unverfänglichere Mobile Game ist für alle Systeme in den jeweiligen App-Stores verfügbar.

Kulturelles von Nischen bis Pop

07. Juli – 20. AugustAltes Hallenbad Feldkirch

Vorarlberg

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201

6 Die Ruhe vor dem Aufbruch

BilderbuchDispatchTravisJurassic 5NnekaNada Surf

MolotovThe Very BestOK KidQuantic (live)

Dan ManganRomanoChefketSteaming SatellitesTruckfightersLola MarshAvecIyeokaTalib KweliUncle Acid & The Deadbeats Joris Walking on CarsKytes+ many more

Festival-Teaser04. Juni, Free EntryOttakringer BrauereiWien

Gefördert von Stadt Feldkirch, Land Vorarlberg und BKA.Kunst & Kultur.

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Eine Botschaft, wie sie derzeit fataler nicht

sein könnte.

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Kulturelles von Nischen bis Pop

07. Juli – 20. AugustAltes Hallenbad Feldkirch

Vorarlberg

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6 Die Ruhe vor dem Aufbruch

BilderbuchDispatchTravisJurassic 5NnekaNada Surf

MolotovThe Very BestOK KidQuantic (live)

Dan ManganRomanoChefketSteaming SatellitesTruckfightersLola MarshAvecIyeokaTalib KweliUncle Acid & The Deadbeats Joris Walking on CarsKytes+ many more

Festival-Teaser04. Juni, Free EntryOttakringer BrauereiWien

Gefördert von Stadt Feldkirch, Land Vorarlberg und BKA.Kunst & Kultur.

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schildkrötentage

»Ein Käfig ging einen Vogel suchen.« (Franz Kafka)

Das erste Mal fällt es mir auf, als ich dusche: Eine seltsame Verkrustung am Rücken. Hart und braun. Sie erinnert an Borke. Ich versu-che, die Schicht herunterzuziehen, von mei-nen Schulterblättern abzuschälen. Aber es geht nicht. Die Haut ist fest und rau. Es fühlt sich an, als wäre sie festgewachsen. Seltsam, denke ich. Für einen Moment scheint mir, dass ich wahnsinnig werde. Nein, da, im Rücken: die Verhärtung, ich habe sie mir tatsächlich nicht eingebildet.

»Das ist eine eigentümliche Anomalie«, sagt die Hausärztin, als ich am nächsten Tag in ihrer Praxis sitze, nachdem sie mich in der Kabine mit ihrem Laser-Scan untersucht hat. »Erinnert ein wenig an Humano-Papillovi-ren.«Ich nicke verwirrt und ziehe meine linke Augenbraue in die Höhe, um das komische Gefühl zu kaschieren. »Verstehe. Und was heißt das?«„Nun, ein Gendefekt in der Haut vermutlich“, kommt es zur Antwort »Aha. Und was passiert mit Leuten, die an so einem Gendefekt leiden?«Die Ärztin schluckt und blickt für einige Momente auf ihre Fingernägel. »Nun ja. Also sie ...«Erwartungsvoll sehe ich sie an. Fixiere ihren Lidschlag. Die Ärztin tippt mit ihrer linken Hand, deren Nägel grellgelb lackiert sind, auf das

iPad, das in ihren Schreibtisch eingebaut ist und klickt auf einen Link. Die Seite öffnet sich als 3D- Laserminiatur vor meinem Blick. Aber ich bin zu paralysiert, um zu lesen, die Bilder drehen sich, rotieren in meinem Kopf. »Sie verwandeln sich in organische Einhei-ten, nach und nach«, erklärt die Ärztin, ohne mich anzusehen. »Aber bei ihnen scheint es etwas anderes zu sein.«»Verstehe. Vielen Dank«, sage ich, obwohl ich eigentlich nichts wirklich verstehe.Organische Einheiten, denke ich, als ich nach Hause gehe. Das klingt im Grunde ganz gut. Dennoch empfinde ich eine gewisse Fremdheit meiner Haut gegenüber. Vor al-lem, weil die Frauen um mich herum immer jünger aussehen. Vor zwei Jahren hat die Fir-ma SkinInc eine neue Creme auf den Markt gebracht, die Abnützungserscheinungen und Faltenbildung im Gesicht stoppt und für eine glatte, geschmeidige Haut garantiert. Nicht, dass ich mir diese Creme, die man regelmäßig anwenden muss, leisten könnte. Aber mit so einer rilligen, schuppigen Ober-fläche habe ich gar keine Chance mehr auf eine Karriere, denke ich. Ich seufze. Im Badezimmer zupfe und zerre ich an mir. Dann greife ich nach einem Messer und versuche, die seltsame Schichte von meinem Rücken zu kratzen. Ich muss mich dabei auf eine eigentümliche Art und Weise verdre-hen, den Arm nach hinten legen und in einer raschen Bewegung mit dem Messer in die Höhe stechen und schaben. Ich beginne zu schwitzen, atme rasch, hechle. Am Ende dann ein lautes Geräusch. Ich drehe mich um. Ein Plättchen ist in die Badewanne gefallen. Ich bücke mich, hebe es auf. Es

sieht aus wie eine Schuppe, jedoch weniger glänzend. Seltsam. Jetzt sollte ich mich freu-en, denke ich. Aber da ist kein Gefühl der Er-leichterung, das sich einstellt, im Gegenteil, in mir herrscht nur eine komische Leere. Schildkröten, denke ich, und auf einmal fällt es mir wieder ein: Meine Großmutter hatte eine Schildkröte. Sie hieß Pipimaus. Ich erinnere mich: Sie war so groß wie ich damals. Ich konnte nur kriechen. Sie konnte nur kriechen. Ich hielt sie in die Höhe, selbst auf dem Rücken liegend. Sie streckte den Kopf nach mir aus. Dann zog sie alle Glieder ein. Ihr Blick war tief und stumm. Kaum war ich vier geworden, lief sie fort. Danach bin ich nie wieder jemandem begegnet, der so ein tiefes stummes Zwiegespräch führen konnte.

Als ich am nächsten Morgen aufwache, merkte ich, dass ich Mühe habe, mich vom Rücken auf den Bauch zu drehen. Ich versu-che, aufzustehen. Rolle, wackle. Strauchle. Dann hantle ich mich schließlich mit den Fingern nach vorne bis zu meinem Sessel, an dem ich mich in die Höhe ziehe. Meine Wirbelsäule fühlt sich steif an, als wäre sie taub. Kaum habe ich den Spiegel im Badezimmer aufgeklappt und nach einem zweiten gegriffen, um in ihm meinen Rü-cken betrachten zu können, merke ich, dass meine gestrige Aktion sinnlos war. Anstelle des einen Plättchens sind zwanzig nachge-wachsen. Ein Panzer, denke ich. Ein Panzer also. Bei dem Wort kommen alte Erinnerungen hoch:»ch will eine Schildkröte haben, Mama«,

Prosavon Sophie Reyer

wenn in texten protagonisten über nacht plötzlich komische dinge auf der haut wachsen ist metapher- und metamorphosenmässig was im busch. die wienerin sophie reyer zeigt, dass das auch jahrzehnte nach

kafka immer noch super funktioniert. weil es halt gut gemacht ist.

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beharrte ich, als ich acht Jahre alt war. »Da hast du eine, mit der geh ins Bad«, kam es zur Antwort. Mein Vater hielt mir damals eine grellgrüne Plastikminiatur vor die Nase, die nach Gum-mi stank und die man mit Batterien füttern konnte, sodass sie sich bewegte. In diesen Zeiten waren die Imitationen im Gegensatz zu den Roboterspielzeugtieren von heute, die dem Original schon recht nahe kommen, billiger Fake gewesen. Und ich war nicht dumm. „Aber eine echte“, schrie ich also und presste meine Augen ganz, ganz fest zusammen, sodass ich – wie ich dachte – furchterregend aussah. »Die scheißt mir alles an!«, sagte meine Mutter.»So spricht man nicht«, sagte mein Vater. Ich begann, zu brüllen. »Schildkröten werden ganz entsetzlich ge-quält, über die Grenze geschmuggelt, damit sie hier gekauft werden«, erklärte meine Mutter ein wenig sanfter und schob mir eine Tasse Kakao unter die Nase. »Ich will eine Schildkröte haben«, schrie ich. Schließlich wurde ich heiser, ging mit verheulten Augen ins Bad uns spielte mit meiner Gummischildkröte, die mir überaus lächerlich vorkam. Sie war giftgrün, knallig, fluoreszierend. Ihr Aussehen erinnerte auf unangenehme Art und Weise an einen aufgeblähten Luftballon. Sie konnte Wasser schlucken und wieder ausspeien, das war das einzige Spannende an ihr. »Und, geht es dir besser?« fragte mein Vater.Ich spritzte ihm ins Auge. Mein Vater stieß einen gellenden Schrei aus, der einen er-staunten Unterton hatte, und griff sich mit verzerrtem Ausdruck auf den Apfel. Meine Mutter kam wieder herein. Sie war wütend. Sie schrie. »Weißt du, was mit Schildkröten gemacht wird? Sie werden über die Grenze geschmug-gelt!«„Das hast du schon gesagt.“»Dabei werden ihnen die Beine abgeschnit-ten, amputiert und später wieder angenäht. Willst du das? Willst du Schuld daran sein, dass eine Schildkröte wegen dir verstüm-melt wird?«Ich betrachtete meine Füße. Das Wasser schwappte aus der Wanne und, zugegeben, mir war ganz komisch. Ich spürte auf einmal, dass ich eine Zunge im Mund hatte. Ein bedrängendes Gefühl. Der Atem wollte nicht mehr so ganz aus mir herauskommen, und die Worte auch nicht. Erst Jahre später fand ich heraus: Meine Mutter hatte mich belogen.Seltsam, denke ich, während ich so vor mich hinträume. Wie viel wir Menschen doch erleben, und an wie wenig wir uns erinnern, wenn wir nicht in Situationen kommen, die alte Bilder in uns wachrufen. Was soll ich machen? Ich beschließe, fürs Erste einmal fernzusehen.

ad Personam: sophie reyerwenn realitäten verschwimmen, unerklärliches passiert, alles unangenehm auf die stimmung drückt und trotzdem noch grimmiger witz in der allgemeinen tristesse herausfunkelt, kann es sein, dass man sich gerade in einer Geschichte befindet, die sich sophie reyer ausgedacht hat. Die 32-jährige wienerin ist eine umtriebige autorin und in allen literarischen Gattungen unterwegs. Durchaus erfolgreich, mit Preisen gekrönt und stipendien gefördert. Zudem studiert sie gerade Drehbuch & regie an der Kunsthochschule für medien in Köln und hat ein fertiges Kompostions- und musiktheater-studium vorzuweisen. Das färbt freilich auch aufs schreiben ab. Gut komponiert und melodiös wirken ihre text, Dialogsequenzen sitzen und schaffen dennoch raum, dem Zufall wird kaum etwas überlassen, wenn mit absurditäten und surrealistische einsprengseln gearbeitet wird. scharf geschult an Kafka und cortázar möchte man sagen. wie das klingen kann, zeigt reyer nicht nur hier, sondern auch in ihrer eben erschienen erzählung »schläferin« (edition atelier). Darin nimmt eine mutter, die gerade ihr Kind verloren hat, an einem medizinischen experiment teil. in einer nebulösen welt, in der merkwürdige Dinge geschehen, lösen sich dann langsam Persönlichkeitsschichten im irrsinn auf. Manfred GraM

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Beim Poolbar-Festival gibt es nicht nur jährlich etwas auf die Ohren, sondern auch etwas zum Anziehen, sodass man mittlerweile mit Fug und Recht von einem eigenen Poolbar-Modelabel sprechen kann. Während früher die Sujets für die Kollektionen über einen Style-Wettbewerb ermittelt wurden, gab es diesmal Workshops unter der Leitung von Michael Marte – die Dornbirner Desi-gner Tsukini steuerten ein farbenfrohes Sujet (siehe unten) bei. Damit ihr beim Festival all eure sieben Sachen beisammen habt, sind dieses Jahr erstmalig Poolbar-Taschen von Nadelwerk erhältlich. In der Strecke, die in der Schatten-burg in Feldkirch fotografiert wurde, geht es um die Ruhe vor dem Sturm, das Kraftschöpfen vor dem Aufbruch, eben den Moment des Innehaltens, bevor es richtig losgeht.

Das tut es übrigens von 7. Juli–20. August im Alten Hallenbad in Feldkirch. Es spielen Bands wie Bilderbuch, Dispatch, Travis, Nneka, Nada Surf u.v.a. 25.000 Gäste werden erwartet.

Fotos MATThIAS RhOMBeRgModels DANIeL SchWeIghOFeR (FReI, DORNBIRN)

FLORIAN KOhLeR (ANzIehBAR, DORNBIRN) PIeRRe zveR (POOLBAR-FeSTIvAL) DeNISe züND (FReI, DORNBIRN)

design Poolbar MIchAeL MARTedesign tsukini RAINeR hILBetextildruck TSuKINI

Poolbar t-shirt-Mode — Aufbruch

die ruhe vor dem sturmBeim Poolbar-Festival steht heuer alles im Zeichen des Aufbruchs – und des Innehaltens davor.

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Durst?

Musst du

noch fahren?

Gibt’s waszu Essen?

Nein – aber

vielleicht Lust auf

was Süßes?

Warum wird

getrunken?

Hast du einen

Bart oder

Blogger-Dutt? Mal was Neues

ausprobieren?

Fruchtig oder

lieblich-herb?

Was’n?

Abwarten!

Selbstoder Öffi?

Fruchtig-erfrischend

oder herb?

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fruchtig lieblich-herb

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Woher Weisst du das?

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fix nicht

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nicht?

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Und das sind noch

nicht mal alle!

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Dein Bier. Deine Tickets.Sei dabei und gewinne deine Tickets für diverse Festivals und Konzerte in der Ottakringer Brauerei und den Partner-Locations! Vom Nova Rock über das Poolbar-Festival bis hin zu exklusiven Konzerttickets. Jede Ottakringer-Helles-Dose 0,5 l mit Promoti-on-Design ist deine Gewinn-Chance. Die beste Live-Musik aus der Dose! Mehr Infos auf www.ottakringer.at

Endlich Braukultur-Wochen!Von 30. Juni bis 31. August öffnet die Ottakringer Brauerei wieder täglich ihre Türen. Über neun Wochen wird direkt am Brauerei-Areal mit verschiedensten Gastbrauereien Bierkultur aus Österreich und aller Welt mit feinem Essen und einem abwechslungsreichen Programm gefeiert.

zwölf biere, jedes davon mit seinem eigenen sud gebraut, um seinen eigenen charakter zu entwickeln. und alle verfolgen sie ein ziel: Den perfekten Biergenuss.

02 Null Komma JosefDank der ausgereiften Rezeptur und dem speziel-len Gärungsprozess behält diese alkoholfreie Bier-komposition ihre Seele. Gut für alle, die bei Sport, Freizeit und Arbeit nicht auf den Biergenuss verzichten wollen. Alkoholgehalt < 0,5 % Vol. — Stammwürze 6,2°

01 Null Komma Josef RadlerDer Null Komma Josef Radler ist mit seinem Zitrone-Minze-Geschmack der ideale Durstlö-scher für heiße Tage und laue Nächte, besonders, wenn man noch fahren oder arbeiten muss.Alkoholgehalt < 0,5 % Vol. — Stammwürze 7,3°

05 BockDer Bock macht die Feiertage um Ostern und Weihnachten erst so richtig festlich. Mit seinem vollmundigen Charakter ist er ein Geschmacks-erlebnis für sich. Alkoholgehalt 7,6 % Vol. — Stammwürze 17,0°

08 OttarockerDas Ottarocker macht eine klare Ansage: Streng limitiert, schlichtschwarzes Design, verdammt gut. Alkoholgehalt 5,0 % Vol. — Stammwürze 11,3°

10 Hausmarke 2 – IPAIntensives Hopfenaroma und harmonische Bittere bei leichtem Aroma von Grapefruit und Mango. So passt das Session IPA perfekt zu Gegrilltem und Curry.Alkoholgehalt 4,3 % Vol. — Stammwürze 10,5°

11 Wiener G’mischtesVereint die Vorzüge des hellen und dunklen Ottakringer Bieres. Passt mit seiner süßlichen, honigartigen Note perfekt zu Süßspeisen und Desserts, zum Beispiel zum Apfelstrudel. Alkoholgehalt 5,1 % Vol. — Stammwürze 11,8°

12 HellesDer Klassiker aus dem Hause Ottakringer vereint harmonische Malzaromen mit fruchtigen Hefe-noten. Perfekt, um den Durst zu löschen oder zu Pasta und Huhn.Alkoholgehalt 5,2 % Vol. — Stammwürze 11,8°

03 Hausmarke 1 – BlondSpritzig-erfrischendes obergäriges Bier nach belgischem Vorbild. Der ideale Begleiter zu Fisch, Meeresfrüchten und Salaten.Alkoholgehalt 5,5 % Vol. — Stammwürze 12,5°

06 Citrus RadlerDer Citrus Radler kommt mit vier verschiedenen Zitrusfrüchten und ist die perfekte, bierig-fruch-tige Erfrischung im Sommer. Er löscht den Durst und ist ein guter Begleiter für leichte Snacks. Alkoholgehalt 2,1 % Vol. — Stammwürze 9,8°

04 Wiener OriginalMit seiner nussigen Note ist das Wiener Original eine perfekte Begleitung zu Gerichten der Wiener Küche. Die 100-jährige Rezeptur harmoniert so-wohl mit Paniertem als auch mit Kaiserschmarrn. Alkoholgehalt 5,3 % Vol. — Stammwürze 12,0°

09 Zwickl RotBernsteinfarben, naturtrüb und einzigartig. Seinen einzigartigen Geschmack verdankt es einer be-sonderen Malzsorte, dem Melanoidinmalz. Macht sich gut zu Kalbsroulade mit Kraut. Alkoholgehalt 5,2 % Vol. — Stammwürze 12,2°

07 DunklesDie Aromen von Schokolade, Kakao und Kaffee erzeugen ein liebliches und dennoch intensives Geschmackserlebnis. Passt gut zu Schokokuchen mit Kirschsauce.Alkoholgehalt 4,9 % Vol. — Stammwürze 12,3°

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»Zizou président!« skandieren die Französinnen, als das Bild von Zinédine Zidane, Sohn einer aus Algeri-en stammenden Familie, 1998 auf den Arc de Triom-phe projiziert wird. Mit zwei Toren im Finale gegen Brasilien sichert die Lichtgestalt des Teams der Gran-de Nation den Titel bei der Heim-WM. Es muss ein

Gänsehaut-Moment gewesen sein, vor allem für Menschen mit magh-rebinischer Abstammung. Die neuen Farben der Trikolore waren nicht mehr bleu-blanc-rouge, sondern die unterschiedlichen Hautfarben der Spieler: »black-blanc-beur« (umgangssprachlich für Menschen magh-rebinischer Abstammung). Viele stammen aus Familien mit Wurzeln im Maghreb oder den ehemaligen Kolonien in Afrika oder der Karibik. Nicht wenige, etwa Zidane oder Thuram, wuchsen in Banlieues auf. Die französische Presse feierte den Sieg als Konsequenz eines neu-en, multikulturellen Gesellschaftsmodells und die Equipe Tricolore als dessen Vorbild. Es sei ein Sieg des republikanischen gegen das rechtsextreme Frankreich Jean-Marie Le Pens , der sich mehrmals abfällig über die zuwenig »französische« Mannschaft äußerte. In den Wortmeldungen der damaligen Jugendministerin Marie-George Buffet sind die neuen Tugenden der Nation nicht mehr nur jene, der fran-zösischen Revolution (liberté, egalité, fraternité), sondern jene, die der Mannschaft zugeschrieben wurden: diversité, générosité, volonté. Die Equipe Tricolore tritt als ideelles Leitbild in die Fußstapfen der französischen Revolution. Ziemlich beeindruckend für ein paar Jungs aus den Banlieues.

»Unsere« BanlieUes Als sich Christian Fuchs letzten Herbst als Kapitän der National-

mannschaft stellvertretend für diese an die Öffentlichkeit wandte, sorgte das für Aufsehen. Nicht nur appellierte die Mannschaft für Solidarität mit den Flüchtlingen, sondern sie rückte auch selbst ihre Wurzeln in den Vordergrund. Ein Novum. »Ich glaube, dieser explizite Hinweis darauf, der verdankt sich schon auch der französischen Welt-meister-Mannschaft. Der Weltmeistertitel 1998 war auch international eine wichtige Sache. Es hat eine Debatte um die Frage der Repräsenta-tion der Diversität der Bevölkerung angestoßen«, sagt Georg Spitaler, Politikwissenschaftler und langjähriger Mitherausgeber des Fußball-magazins Ballesterer. So ließ etwa noch im Jahr des WM-Titels der Bürgermeister von Saint Denis, einem Vorort von Paris, vernehmen: »Die Weltmeisterschaft hat den Blick auf unsere Banlieues verändert.« Es sind nicht mehr »die«, sondern »unsere« Banlieues. Eine drastische Änderung in der Wahrnehmung der Menschen mit Wurzeln im Magh-reb oder den ehemaligen Kolonien.

Langfristig sollte die Fiktion eines Frankreichs harmonisch mitei-nander lebender Ethnien, wie es in black-blanc-beur zum Ausdruck kommt, die realen Spannungen aber nicht übertünchen können. »Es war natürlich vollkommen überzogen zu glauben, Fußball sei ein All-heilmittel für gesellschaftliche Probleme«, so Spitaler.

Fiasko statt Fiesta »Algerien und Frankreich hatten immer ein schwieriges aber enges

Verhältnis zueinander. Algerien war keine Kolonie, sondern bestand aus Departements und war damit französisches Staatsgebiet. Viele Algerier sind nach Frankreich ausgewandert. Gerade wegen dieser Nähe war der Hass besonders groß, als Algerien um seine Unabhän-gigkeit kämpfte«, sagt Christoph Heshmatpour, Frankreich-Experte des Ballesterer. Zwischen 1954 und 1962 tobte der von der französi-schen Armee mit äußerster Brutalität geführte Krieg. Die massiven Menschenrechtsverletzungen sollten erstmals im Jahr 2000 öffentlich diskutiert werden.

Während diese Enthüllungen alte Ressentiments zu Tage förderten, schürte 9/11 das Misstrauen des weißen gegenüber dem dunkelhäu-tigen und muslimischen Frankreich. Mitten in dieser aufgeheizten Stimmung fand am 7. Oktober 2001 ein Freundschaftsspiel zwischen Frankreich und Algerien, das erste seit dessen Unabhängigkeit 1962, statt. Der Akt der Versöhnung verkehrte sich in sein Gegenteil: Be-reits vor Anpfiff ging die Marseilleise in einem Pfeifkonzert unter, so wie wenig später das algerische Team gegen die Bleus. Nachdem Frankreich mit 4:1 in Führung ging, hagelte es Plastikflaschen auf Pre-

Wenn am 10. Juni der Ball anlässlich der eM zum ersten Mal rollt, wird die equipe tricolore gegen rumänien und mit dem Mythos des WM-Teams von 1998 spielen.

Black, blanc,beur!

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WM 1998fussBall-eM 2016 in frankreichDie französische WM-Mannschaft 98 als Integrations-Role-Model

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»Es war natürlich vollkommen überzogen zu glauben, Fußball

sei ein Allheilmittel für gesellschaftliche Probleme.«

— Georg Spitaler

mierminister Lionel Jospin und andere Politiker. Als algerische Fans den Rasen des Stade de France stürmten, wurde das Spiel schließlich abgebrochen. Spätestens in der 78. Minute zerbrach das neue Image an der Realität einer von ethnischen und ökonomischen Grenzen zer-furchten Republik.

ChaMps elysee oF Broken dreaMs Retrospektiv kann die Begegnung als Auftakt einer fußballerischen

und gesellschaftlichen Abwärtsspirale gelten. Erstere erreicht ihren vorläufigen Tiefpunkt mit Frankreichs torlosem Ausscheiden in der Vorrunde der WM 2002. Zweitere mit den brennenden Vorstädten im Winter 2005. In diesen Unruhen entlud sich die gesamte Wut vor-wiegend maghrebinischer Jugendlicher über die Vernachlässigung der Vorstädte und ihrer Bewohner, die Versäumnisse der Politik, über Rassismus, Polizeiwillkür, Massenarbeits- sowie Perspektivlosigkeit und über den verhassten Innenminister und späteren Präsidenten Nicolas Sarkozy: Die Jugendlichen bezeichnete er als »Gesindel« und wollte »mit dem Kärcher die Vorstädte säubern«. Die Vorfälle zeigten, das Selbstbild des offiziellen Frankreich endet dort, wo einige seiner größten Spieler aufwuchsen: in den Vorstädten.

Während dort allmählich wieder die Stagnation des Status quo ante Einzug hielt, blieb die Geschichte der Bleus wechselvoll. Zu einer der größten und bittersten Stunde der Mannschaft geriet das WM-Finale 2006. Nachdem Zidane in der Nachspielzeit im letzten Spiel seiner Karriere mit Rot vom Platz gestellt wurde, verlor die Mannschaft im Elfmeterschießen gegen Italien. Den absoluten Nullpunkt sollte die Mannschaft bei der WM 2010 erreichen. Das blamable Ausscheiden als Gruppenletzter wurde von einem Spieleraufstand gegen den da-maligen Trainer Raymond Domenech überschattet. Damit hatte die Mannschaft jeglichen Kredit bei den Fans verspielt.

eM iM aUsnahMezUstand »In Moment steht das Thema Terror ganz klar im Vordergrund. Die

Leute rücken allein deshalb wieder zusammen«, sagt Heshmatpour. Für das Turnier prophezeit er: »Alle werden die Flagge schwingen. Pa-triotismus ist Volkspflicht in Frankreich. Das geht hinein bis tief in die Linke.« Spätestens wenn die Mannschaft die ersten Spiele gewinnt, werden alle hinter ihr stehen und auf ein neuerliches Sommermär-chen hoffen. Trotz des noch immer aufrechten Ausnahmezustandes und des anhaltenden Misstrauens gegenüber Menschen mit dunkler Hautfarbe wird dann auch wieder die ethnische Diversität der Mann-schaft als Super-Power gefeiert werden.

Wie mächtig diese Idee nach wie vor ist, zeigt sich daran, dass nicht einmal ihre Helden ihr etwas anhaben können: Während Lilian Thu-ram die Losung »black-blanc-beur« direkt kritisiert – »Das Kriterium der Ethnie darf nicht die Nationalität definieren« –, gelang es dem da-maligen Team-Kapitän Laurent Blanc als amtierendem Nationaltrainer, in einen Rassismus-Skandal verwickelt zu werden.

Die Strahlkraft der Idee ist angesichts der Probleme nicht verwun-derlich. Dazu zählen nicht nur die ethnischen Spannungen, sondern auch ökonomische und strukturelle Schieflagen, die von diesem Kon-flikt verdeckt werden. Der Mythos der Weltmeistermannschaft ist aber keine Lösung. Er kann im besten Fall helfen ein Klima zu schaffen, in dem es möglich wird, eine solche zu finden. Ob die EM dazu den Auftakt dazu geben wird, hängt vom Erfolg der Mannschaft ab. Allez les Bleus!

Zwischen 10. Juni und 10. Juli findet in Frankreich die 15. Fußball-EM statt. Bei dem Turnier, das unter den Eindrücken der Anschläge vom 13. November 2015 stattfindet, kann die Equipe Tricolore den dritten EM-Titel erringen.

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Workstation — MEnsCHEn aM arBEitsPLatZ

sandra kendl, 42, Das techno CafeGerade feiert sie 20-jähriges Jubiläum. So lange betreibt Sandra Kendl schon das Techno Café, viele Jahre davon im Wiener Volksgarten Pavillon. »Ich kümmere mich um alles: Booking, Werbung, Corporate Identity und die lieben Steuern.« Vor Ort betreut Sandra zudem Musiker und Gäste: »Jeden Dienstag gebe ich die Gastgeberin, die ganze schöne Saison lang.« Wichtig ist ihr dabei der kreative Schaffensprozess im Vorfeld, etwa mit der Grafikerin Fabienne Feltus. Idealerweise versetzt sie die Arbeit in einen Flow, in dem sich nahtlos und wie selbstverständlich eine Aufgabe an die nächste schmiegt: »Alles fließt.« Leider gelingt dies hehre Ziel nicht täglich, und dann bedarf es schon einer gewissen Beharrlichkeit, um dennoch erfolgreich zu sein. »Einfach durchatmen und weiter machen.« Mit anderen Worten: Sie lässt sich nicht so leicht unterkriegen. Und weil ihr das Cafe dann trotz allem nicht die ganze (Arbeits-)Welt bedeutet, fischt sie schon längst auch in einem anderen Teich – als Pilates-Trainerin. www.dastechnocafe.at

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Workstation — MEnsCHEn aM arBEitsPLatZ

Hannah neunteufel, 49, EventmanagerinDie Eventmanagerin Hannah neunteufel ist sich nicht zu schade, auch mal die Drecksarbeit zu machen – was vermutlich Teil ihres Erfolgsrezepts ist. Denn neunteufel nimmt die Her-ausforderungen so, wie sie eben kommen – seit 15 Jahren: Manche Aufträge erfordern viel körperlichen Aufwand wie Schleppen und Putzen, andere dagegen verlangen ihrer Konzentra-tion alles ab. Letztendlich gefallen ihr aber alle Jobs; denn sie steht auf Mischung und Vielfalt und am Ende überwiegt stets die Freude über ein erfolgreich realisiertes Projekt. Wenn trotz diesem schier unstillbaren Tatendrang einmal nichts weitergehen will, verzagt neunteufel nicht. Im Gegenteil: Schwächelt die ansonsten so gut geschmierte Eventschmiede, wird diese unverzüglich geölt – mit Champagner. »So ein kleiner reset hilft immer.« So auch bei ihrer aktuell wichtigsten Aufgabe Viennabold & Viennaballhaus: »Meine kleine Berta, die ich zum Fliegen bringen will.«

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Gewährt man mir einige Momente der inneren Ruhe, bin ich selten um eine Antwort verlegen. Das ist auch gut, denn ich erhalten viele Anfragen per Mail. So auch vor Kurzem, als ein kleiner Investor, der durch geschicktes Erben zu Geld ge-kommen war, fragte, welche Art von Lokal ich den so in meinem Umfeld vermisse. Er würde gerne eines eröffnen und sondiere den Markt. »Obacht!«, schallten in mir die Paranoia-Alarmglocken, »da will dich einer aushorchen.« Allerdings fasse ich derartige Anfragen immer auch als Schmeichelei mir gegenüber auf. Deswegen schrieb ich zurück: »Der heimischen Gastro mangelt es eindeutig an Adventure-Kulinarik. Es braucht mehr Fress-Thrill, eine Art lukul-lisches russisches Roulette muss her. Eröff-ne doch einen vegetarischen, vielleicht gar veganen Schuppen, wo immer eine Speise mit tierischen Produkten auf der Tages-karte ist. Niemand weiß aber, welche. Das verkochte Tier darf also am Teller nicht zu erkennen sein. Camouflage-Fleisch. Also bitte kein Lammripperl, Wiener Schnitzi vom zarten Milchkalb oder leidig zer-schmortes Pulled Pork, das nicht nur aus-sieht, wie Jewbaccas Fell, sondern oft auch so schmeckt. Das ganze nennst du dann »Hidden Chicken« und du wirst sehen, wie dir die Foodie-Ficker die Bude einrennen. Um auf Nummer sicher zu gehen, lasse auch noch Craft-Bier wie Milch und Honig im Schlaraffenland fließen. Kapiesche? <3 :-) LG«

Antwort hab ich keine erhalten, dafür wenige Tage später ein Anfrage einer jun-gen Dame, die wissen wollte, wie ich denn so zu Superfood im Allgemeinen und Chia-Samen im Speziellen stehe. Hawi, bin ich ein verfetteter Gastrosoph oder was?  Ihr schrieb ich: »Chia Samen sind wertloser, geschmackloser, überteuerter Dreck. Ein Powernepp! Vor drei Jahren kannte diesen Futterzusatz niemand. Gerade einmal 20 Kilogramm wurden im deutschen Lebens-mittelhandel verkauft. 2015 waren es 664 Tonnen. Wer das kauft, ist dumm und ein

Chiadist. Vernunft gehört ihm mit Gran-derwasser ins Hirn hineinwatergeboardet. Den Teufel der Einfalt sollte man ihm mit einem Goji-Beeren-Bombardement austrei-ben. Alles klar?«

Hier bekam ich eine Antwort, sie war ein wenig garstig formuliert, direkt un-höflich. Doch hielt ich mich nicht lange damit auf, fand sich doch schon wieder eine Frage in meinem Posteingang: »Du hast ein empfindliches Näschen, wie man hört, sage mir doch bitte, welchen Duft ich kaufen soll, um bei den Ladys einen Fuß in die Tür zu bekommen?«

Da kennt mich jemand gut. Dem soll und kann geholfen werden. Ich riet dem Heinzi, der mir so unbedarft schrieb, zum Kauf von Parfümklassikern aus den späten 80ern und 90ern. Weniger, weil man mit Klassikern nichts falsch machen kann. Das ist nämlich Unsinn. Die Welt hat sich an Davidoffs Cool Water und CK1 satt gero-chen. Jedes Scheißhäusl in Caorle riecht mittlerweile danach. Aber genau dieses Manko ist Fluch und Segen gleichzeitig. Saugt ein frei herumschwirrendes Exem-plar aus der Gruppe der Millennials, oder Generation Y, wie man auch gerne sagt, das bekannte Odeur durch seine Nüstern auf, werden Erinnerungen wach. Vertraute Bilder aus der Kindheit krabbeln langsam hoch. Vielleicht zischen am inneren Auge auch die besonders schönen Momente mit dem lieben Herrn Papa vorbei – nämlich die, bevor er die Familie verlassen hat. Schließlich war ja die Scheidungsrate zwi-schen 1986 und 1995 nicht gerade niedrig. Die Wahrscheinlichkeit, dass eine latente Daddy-Issue über einen Allerweltsduft getriggert wird, ist jedenfalls durchaus vorhanden und hoch. Das kann schon zum Vorteil gereichen, wenn man, wie der Ratsuchende, beim anderen Geschlecht wieder einmal ein Fußilein in die Diele setzen möchte. Ich gab ihm zur Sicherheit auch noch einen Bro-Tipp mit auf seinen bescheidenen Lebensweg: »Willst du dir eine stramme Sugar Mommy angeln, weil

du zum Beispiel ein Auskommen als Wal-ker suchst, empfehle ich dir das venezia-nische Eau de Toilette Pino Silvestre im kultigen, kraftgrünen Tannenzapfenflakon. Das riecht seit 1954 unverändert. Verstan-den?«

Wieder keine Antwort. Ich werde einfach keine abschließenden Gegen-fragen mehr stellen, damit ich mir die Enttäuschung erspare, wenn sich jemand heimlich und verschreckt aus seiner Ant-wortpflicht stiehlt. Aber ich hatte ohnehin andere Probleme. Eine Leserin sorgte sich um mein Seelenheil und wollte wissen, wie ich es mit dem Feminismus halte. Ich schrieb ihr in knappen, plakativen Sätzen: »Ich bin Feminist, weil die besten Erfin-dungen von Frauen kommen. z. B. Kaffee-filter, Geschirrspüler, Scheibenwischanla-ge und das Frequenzsprungverfahren. Ich bin Feminist, weil es mich empört, dass Frauen für bessere, schönere und längere Kolumnen als diese hier vielleicht über-haupt kein Geld kriegen. Ich bin Feminist, weil es meine Lebensabschnittsdingsbums auch ist und sie mir die Goggsis ausreißt, wenn ich ideologisch nicht spure. Damit dürfte alles beantwortet sein.«

Sehr erboste Reaktion. Zeit, wieder auf sicheres Terrain zu wechseln. Da kommt es mir zupass, dass ein sehr neugieriger und auch fauler Leser mich bei meiner Sexehre packte: »Kannst du bitte die span-nendsten Ergebnisse aktueller Sexstudien für mich zusammenfassen?« Kann ich, mach ich, aber das nächste Mal und zwar ausführlich, weil ein kleiner Cliffhanger muss jetzt sein. Dann geht es u. a. auch um von »Tatort« verursachte Wichseinbrü-che.

Illbilly The K.I.T.T.www.facebook.com/illbilly

Know-Nothing-Gesellschaftvon Illbilly The K.I.T.T.

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Gold Panda ist nach dreijähriger Pause zurück – mit Japan-Erlebnissen und einem neuen, davon inspirierten Album. »Good Luck And Do Your Best« gab ihm ein japanischer Taxifahrer auf die Reise mit. Die Bot-schaft bildet nun den Titel der neuen Release von Derwin Schlecker, auf der er fortsetzt, was er auch bisher gut konnte: mit unterschiedli-chen Beats experimentieren. Wer den Musiker live gesehen hat, weiß,

dass es kaum einen Menschen gibt, der mit soviel Engagement hinter einem DJ-Pult steht. Er gehört nicht zu jenen, die ruhig und unbeeindruckt von ihrer eigenen Musik die Knöpfe bedienen, viel mehr wirkt er getrieben von seinen Sounds – eine Eigenschaft, die man gerade bei Artists im elektronischen Bereich oft vermisst.

Sein neues Album ist im Gegensatz zu »Half Of Where You Live« ruhiger, gedanken-voller und größtenteils nicht ganz so clubtauglich. Jazz-Einflüsse treffen auf High-Hats aus dem Computer, Piano und Gitarren, dazwischen schlängeln sich Beat-Samples und ergeben in der Gesamtheit elektronischen Ambient, der teilweise zum Träumen, teil-weise zum Tanzen anregt. Den Tagtraum beenden Tracks wie »Chiba Night« oder »Time Eater«, die durchaus clubtauglich und treibend sind. Time Eater wurde bereits als Single veröffentlicht und ist einer jener Tracks, bei denen der Japan-Einfluss am deutlichsten hörbar ist. Bei »I’m A Dream Punk« wartet man dagegen darauf, dass die Stimme von José Gonzales erklingt – letztendlich trägt sich der Song auch ohne Vocals selbst. Die Num-mern auf »Good Luck And Do Your Best« funktionieren auch in Abfolge trotz ihrer Un-terschiedlichkeit erstaunlich gut, das Album klingt rund und ist gleichzeitig divers. Lost in Translation wirkt Derwin Schlecker dabei auf keinen Fall, »Metal Bird« und »In My Car« bringen einen unglaublich harmonischen Einstieg und geben vor allem ein Gefühl von Zuhause wieder. Insgesamt überzeugt das Album durch die Kombination von vielen unterschiedlichen Rhythmen, Beats und Stimmungen. Gold Panda hat sich eindeutig weiterentwickelt und wirkt, als wäre er angekommen, obwohl das Album von seinen Reisen erzählen soll. Während die Ideen zum Release in Japan entstanden sind, wurde das Album, dass nun via City Slang Records erscheint, in Derwin Schleckers Heimatstadt Chelmsford aufgenommen. 07/10 Yasmin Vihaus

Lost in Translation?Alle guten Dinge sind drei. Nach drei Jahren kommt jetzt das

dritte Album. Die Botschaft »Good Luck And Do Your Best« hat sich Gold Panda zu Herzen genommen.

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Gold PandaGood Luck and Do Your Best(City Slang)

Vienna International Dance Festival

IMPULSTANZ

14 July —14 August 2016

PERFORMANCES BY Marco Berrettini & Marion DuvalLinda BlomqvistIvo DimchevFlorentina HolzingerSimon MayerWill RawlsMårten SpångbergAkemi Takeya…

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DJ SETS & CONCERTS BYB. Visible liveDandario livePezo FoxFM4 DJsMynthSoia…

With the support of the Culture Programme of the European Union INFO & TICKETS +43.1.523 55 58 www.impulstanz.com

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Lineup subject to change as of May 2016

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Pop, Bass, hopUnd anderes Musikalisches dazwischen und darüber hinaus. Kuratiert (ha!) von Amira Ben Saoud.

8. Mai, 19.18 Uhr. Während ich das schreibe, schiele ich parallel nervös auf meine Facebook-Timeline. Denn es könnte ja jederzeit passieren, dass schon wieder ein wichtiger Künstler sein Album in hohem Bogen auf den Markt wirft. Beyoncé tat es, Drake tat es und heute erst Radiohead. Wer soll sich denn das alles anhören?

17 Songs von James Blake allein – und da haben wir den auf dem Beyoncé-Album nicht mal mitgerechnet, ist das euer Ernst? Wenn ihr, werte Leser, das hier in die Hände bekommt, hat vermutlich Brit-ney Spears gerade sieben neue Videos veröffentlicht und drei weite-re Kardashians haben das Licht der Welt erblickt. Deswegen werde ich euch hier nichts über die Wichtigkeit von Limonade, die Durch-schnittlichkeit von Drakes »Views« oder das extrem anstrengende, aber lohnende Blake’sche Heul-Epos erzählen. Stattdessen hier ein paar Tipps zu Dingen, die medial nicht ganz so durch den Fleischwolf gedreht wurden, weil eben genannte Werke (und das ist ja noch nicht mal alles) gerade alles überschatten. Fast verpasst hätte ich zum Bei-spiel Gallant – »Ology«, mit dem man sich bestens die Zeit bis zum Erscheinen des Frank Ocean-Albums vertreiben kann. Bereits im April erschienen, ist es das bis dato beste klassische Pop-Werk des Jahres. Der Mann verziert mit seinem Signatur-Falsetto perfekt durchpro-duzierte Hymnen, dass sich Justin Timberlake und Zayn verstecken können. Ob er die Persönlichkeit hat, richtig groß zu werden, ist noch nicht absehbar. Im Gegensatz zu Bibi Bourelly, der Frau, die »Bitch Better Have My Money« geschrieben hat und den beiden Beyoncé-Schützlingen Chloe x Halle. Bourelly kann man sich sowohl äußerlich als auch gesanglich als Lovechild von Alessia Cara und Rihanna vor-stellen, Chloe x Halle zeigen vor allem, in welche Richtung Beyoncé und ihr Label Parkwood Entertainment Pop denken: experimentier-freudig und ein bisschen weird. Hui, nur Pop hier. Deswegen zum Abschluss etwas anderes: Skepta »Konnichiwa«. Muss man nicht viel sagen – Boy better know!

unerschütterliche attitüdeTrotz fünffacher Operation an der Gitarrenhand

stampft Jamie Hince mit Alison Mosshart ein Album raus, das auch Platz für Gefühle hat.

The Killsash & ice(Domino)

Gerade die linke Hand musste sich Jamie Hince in einer Autotüre so fies einklemmen, dass ganze Sehnenstränge auszuwechseln waren. Nach fünf Operationen brachte er sich das Gitarrespielen mit einer Dreifinger-Hand wieder neu bei. Weiß man das nicht, ist es auch egal. Die Licks sind so aus-

gefeilt, wie man es von ihm gewohnt ist, die Attitüde bleibt ebenso unerschütterlich.

Breitbeinigkeit und Coolness, wie sie von der Gitarre auf »Bitter Fruit« verkörpert werden, kontrastieren mit Alison Mossharts Texten. »The fruit that your love gave / Poisened my mind up«, singt sie dort zu Hinces Gitarre. Mosshart hat jetzt mehr über Liebe zu sagen als auf den Vorgängeralben, auch wenn sie dabei auf ein paar wackelige Ver-gleiche setzt. Ihre Songs über bittere Früchte und Frachtzüge (»When I hear your name it’s like a freight train / Shake shake shake shake shaking me off my tracks«) trägt sie mit der selben abgeklärten Stim-me vor, die man von alten Kills- und Dead Weather-Nummern kennt.

Sie ist der Grund dafür, dass Kills-Songs funktionieren und Spaß machen. Aber auch nur, solange sich diese an die bewährte Formel halten. »That Love« verlässt sich auf ein Piano, Akustikgitarre und Mossharts Stimme. Wenn schon die Instrumentierung minimal ge-halten ist, muss das Songwriting stimmen. Leider dümpelt der Song zweieinhalb Minuten im selben langweiligen Gefühlssumpf herum und endet genau so unbeeindruckend, wie er anfängt. Einmal auf Skip zu drücken ist erlaubt, denn was danach folgt, ist ein anstän-diges Rock-Album. Mehr sollte man sich von »Ash & Ice« aber auch nicht erwarten. Gitarreneffekt-Zauberei, wie es sie auf ihrem Opus magnum »Midnight Boom« zum Saufüttern gab, wird von catchy Rock-Licks abgelöst. Ein Album zum Cabrio-Fahren und Sonnenbrille-Tragen. 07/10 Benjamin aGosTini

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Der Hochzeitstag gilt – so will es das Klischee – als schönster Tag im Leben einer Frau. Da muss alles stimmen, nichts darf auch nur annähernd aus dem Ruder laufen. Dem Alter Ego von Natasha Khan ist auf dem neuesten Bat-For-Lashes-Album aber etwas Schlimmes zugestoßen. Während sie am Hochzeits-

tag auf ihren Verlobten wartet, wird dieser am Weg in einen Autounfall verwickelt. Auf dieser Situation bauen die Texte des Konzeptalbums auf, in der die Britin Khan die Rolle der Titelheldin, »The Bride«, über-nimmt. Musikalisch klingen Bat For Lashes gewohnt gut – die Syn-thesizer bestimmen die Instrumentierung, Khans Stimme erinnert an ihre Heldinnen Björk und PJ Harvey. Die Stimmung ist intim und greifbar real: Es ist ein Gefühls-Chaos aus Liebe, Verlust, Trauer und, ja auch, Feierstimmung. Schließlich stand eine Hochzeit an, wie auch eine Hochzeitsreise, die die Braut nun allein antritt – beschrieben im Song »Honeymooning Alone«. Müsste man ein Adjektiv finden, um das Album zu beschreiben, wäre es das Wort bittersüß. Khans viertes Al-bum unter dem Namen Bat For Lashes ist nicht minder ambitioniert als die sehr guten Vorgängeralben »Two Suns« oder »The Haunted Man«. Auf »The Bride« wird zwar nichts musikalisch neu erfunden (muss auch gar nicht sein), aber die Idee des durch Khans Kurzfilm »I Do« inspirierten Handlungsstrangs gibt dem Album eine textliche Stringenz. Auch wenn das Album als Sammlung sehr gut funktionie-ren mag – der Über-Hit, wie man ihn auf den Vorgängern stets fand, bleibt auf »The Bride« aus. Der beste Song des Albums ist wohl »Joe’s Dream«, der durch ein schlichtes und dennoch effektives Gitarrenriff überzeugt. Hier fühlt man sich schnell an Dream Pop-Formationen wie Chromatics oder Beach House zu »Depression Cherry«-Zeiten erinnert. »The Bride« zelebriert die Einsamkeit und die Sehnsucht. Late Night Tales, wie man sie sich am besten nach Mitternacht an-hört. 06/10 FLorian KöLsch

Die Tränen einer BrautNatasha Khan durchlebt auf dem vierten Album ihres Projekts Bat For Lashes die Folgen eines

tragischen Hochzeitstages.

Bat For LashesThe Bride(Parlophone)

Trinität im TechnoPantha Du Prince kehrt nach sechs Jahren Studio-

abstinenz zurück. Sein neues Album funktioniert in der Badewanne, am Dancefloor, im Musikwissenschaftsseminar.

Pantha Du PrinceTriad(Rough Trade)

Umsonst hat Hendrik Weber alias Pantha Du Prince sein neues Album nicht nach der Dreifaltigkeit getauft: Entweder / Oder-Ordnungen, die Entschei-dung zwischen Soll und Sein wollte er hinter sich lassen. Er hat die zehn erwartungsgemäß minima-listisch-technoiden Tracks zwar allein entworfen,

sich zu jedem Stück aber je zwei Kollaborateure an Bord geholt (etwa Joachim Schütz oder Stephan Abry). Analoge Synthesizer aus den 70er Jahren entschleunigen die sonst auf dem neuesten Stand der Technik entworfenen Soundskizzen, inspiriert von den Theorien John Treshs. Nachdem Weber Treshs »The Romantic Machine« gelesen hatte, ging es mit der obsessiven Feinarbeit an den neuen Songs nämlich erst richtig los. In Interviews zu »The Triad« jongliert er mit Begriffen wie »auratisches Potenzial«. Da klopft der Nerd an, zu dem sich Weber über die letzten Jahre entwickelt hat, der nicht einfach nur die tanz-wütige Crowd unterhalten will, sondern sich tief in austarierte Set-tings zwischen Mensch und Maschine eingearbeitet hat.

Abgeschreckt? Bitte nicht. Dafür ist das zwar theoretisch-aus-gefuchste, aber fast schon liquide durch die Gehörgänge fließende Endprodukt zu gut, ja, fast zugänglich geworden. Ambient, House und quirlig-verspielte Percussion-Samples mischen sich zu einer eleganten Elektronik, die zurückhaltend durch die Boxen schleicht. Bestechend großzügig sind die Klangschichten übereinandergesta-pelt. Diese Musik funktioniert vielerorts, mit geschlossenen Augen im Schlafzimmer, beim Tanzen im Club. Schnell verloren, abgedriftet in eine luzide Traumwelt, weckt einen die rollende, unterschwellig dröhnende Bass- bzw. Drumline sanft wieder auf.

»The Triad« ist bestechend vielfältig. Programmatisch steht ein Songtitel für das gesamte Album, er spricht für sich selbst: »You what? Euphoria« 07/10 Lisa schneiDer

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monotonie und alltagDie Heiterkeit haben nur sich selbst verändert. Ihre Musik bleibt wunderbar. Ein Doppelalbum,

gemacht für Poesiealben.

Die heiterkeitPop & Tod i+ii(Buback)

Die Gruppe Die Heiterkeit hat sich bewegt, verän-dert, spitzfindige Kommentatoren aus den Checker-foren nennen sie schon Die Weiterkeit. Stella Som-mer ist nun alles: Texterin, Komponistin, Sängerin, Gitarristin, Postergirl für Sehnsuchtsindieboys und Jutebeutelträger mit neutralem Smiley. Sie hat neue

Mitstreiter, ja, aber ohne Spechtl-Freundin und Korrektiv Rabea Erra-di, die immerhin noch bei den Aufnahmen dabei war, fühlt es sich nicht mehr wie früher an, Messer-Drummer hin oder her. Stella Som-mer schenkt uns dafür 20 neue Kunstwerke, 66 Minuten, verdoppelt nahezu das Heiterkeit’sche Œvre, umspannt dabei alles von Relevanz: Pop und Tod. Kein Neuland: Bereits auf einem Tribute-Sampler für das »Alphabet-Album« von Die Türen vertonten sie deren »Pop ist tot« neu. Der Vorgänger »Monterey« ist ein Meisterwerk, jederzeit hörbar und in fremden Welten entführend, wird von so vielen nah am Herzen ge-tragen. Natürlich ist das neue Doppelalbum kein Stilbruch, darf es im wunderbar durchgestylten heiteren Universum auch gar nicht sein. Über allem steht auch bei »Pop & Tod I+II« die sonore Stimme. Die Musik – Synthie, Gitarre und Klavier: alles wie gehabt – will scheinbar wenig, bleibt immer im Hintergrund, der Sadness-Glam lässt Stimme und Text atmen und wirken. Ab und an sind die Stimmen mehrere, Chöre sind häufiger, mitunter ätzender, die gespielte und ernst ge-meinte grundsympathische Überlegenheit steigt dadurch noch mehr, ähnlich wie die gefühlte, aber doch geliebte Monotonie. Und damit auch das Angriffspotenzial. Bei einer Gruppe mit solch hohem Fo-kus auf Aussage und Gesang spießt es für gewöhnlich. Wer das Debüt »Herz aus Gold« oder »Monterey« nicht liebte, wird auch »Pop & Tod I+II« nicht mögen, selbst der beste Song – der aber bei Weitem nicht der einzige beste ist – »Im Zwiespalt« kann diejenigen, die sich in ebenjenem befinden, nicht zur Wahl bringen. Noch mehr als bei den Vorgängern gilt für jene, die nicht gleich auf dem Heiterkeit-Zug gen Seelenfrieden fahren können: reinknien. Denn »Pop & Tod I+II« ist wie ein langes, gutes Buch. Jede Zeile wert. 08/10 DominiK oswaLD

miezekatze, miezekatzeElektronisches. Manchmal darf auch wer ein echtes Instrument spielen. Ausgewählt von Yasmin Vihaus.

Der Elektronik-Gott hat es in den letzten Wochen Tracks regnen lassen – und zwar richtig große. Im wahrsten Sinne des Wortes über Nacht kamen »Lemo-nade«, und »The Colour Of Anything«, wobei James Blake auch an einem Track auf Beyoncés Visual Album mitgearbeitet hat. Frank Ocean, auf dessen Album

wir auch schon viel zu lang warten, wird wiederum als Co-Autor bei Blakes neuem Release genannt und James Blake erzählte kürzlich im Pitchfork-Interview, dass er auf Frank Oceans Album mitgearbei-tet hat. Ok. Vielleicht haben wir bis zum Erscheinen dieser Ausgabe noch eine Überraschung vor uns. Aber zurück zu dem, was bereits erschienen ist: »The Colour of Anything« ist gefühlsmäßig ein biss-chen weniger düster als »Retrograde«, aber schon noch so, dass man mal dazu heulen kann und sich immer wieder »ma, schön« denkt. Man könnte weiter schwärmen, aber es passiert eben zu viel. Kaytra-nada zum Beispiel. Der Kanadier, der SoundCloud geruled hat und vor allem durch seine Remixes bekannt wurde, hat im Schatten der Großen und am gleichen Tag wie James Blake sein Debütalbum »99,9 Prozent« herausgebracht und: Es ist richtig gut. Dass Kollabs gerade in sind, hat ihm vorher offensichtlich auch jemand erzählt und so hört man unter anderem auch Aluna George, BadBadNotGood oder Little Dragon auf der neuen Release. Insgesamt ist das Album weniger clubtauglich als erwartet, aber dancy genug, um nicht enttäuscht zu werden. Clubtauglichkeit an sich ist ohnehin kein Qualitätskriteri-um, womit wir zu Radiohead kommen. Nachdem sich das Internet da-rüber Gedanken machte, warum alle Tweets und Facebook-Posts und der Inhalt ihrer Website entfernt wurde, brachten sie heute, ziemlich genau zur Deadline dieses Textes, ihr neues Album heraus. Die Single wurde bereits ziemlich gefeiert. Wie das Album ist, wisst ihr bei Hef-terscheinung leider schon besser als ich jetzt.

Außerdem erwähnenswert: Pampa Records Debut Compilation Al-bum. Dort haben sich Jamie XX und DJ Koze für den Track »Come We Go« zusammengetan. Hörenswert ist aber die ganze von Kosi Kos kuratierte Compilation, unter anderem auch dank Tracks von Acid Pauli, Gold Panda und Mount Kimbie, um nur einige zu nennen.

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Dass die Britin PJ Harvey gemeinsam mit zwei weiteren Acts die Frauenquote des Festivals auf fast 50 Prozent hebt, ist ein schöner Nebeneffekt ihres Auftritts beim Harvest Of Art in der Marx-Halle. Das Schmiedeeisen-Gebäude wird seine denkmalgeschützte Toranlage aber nicht nur für sie öffnen. Auch für Element Of Crime wird dort – zumindest für einen Abend – der Mittelpunkt der Welt sein. Von Lola Marsh, Matt Corby, Sophie Hunger und Glen Hansard wird das Ganze vervollständigt, und wer danach noch mehr feinsten Klängen lauschen möchte, fährt einfach tags darauf zum Schwesterfestival auf die Burg Clam. 8. Juli Wien, Marx-Halle

Der Tatsache, dass der Zusammenschluss des DJ-Duos Modeselektor und des Musikers Apparat geklappt hat, verdanken wir mittlerweile drei großartige Alben – und den kommenden Open-Air-Auftritt in der Wiener Arena. Wer also für ausgefeilte Texte von Apparat und die neuen Breakbeats von Modeselektor in den ehe-maligen Schlachthof kommen mag, sollte sich beeilen, denn es wäre nicht das erste Mal, dass das Berliner Trio in einer ausverkauften Arena spielt. 15. Juni Wien, Arena

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nordischer musikabend wäre wieder. diesmal mit dabei: júníus meyvant aus island, einer dieser empfind-samen bärtigen songwriter – aber einer, der seinen Folk-pop gerne mit ordentlich streichern und bläsern aufpoliert; die junge norwegische multiinstrumentalistin Farao, die die getragene melancholie ihrer melodien mit rhythmischer vielschichtigkeit und synthetischen ambient-sounds zu facettenreichem pop ausbaut; die Finnen the scenes, die den rock ’n’ roll ihres neuen albums »sex, drugs and modern art« enthemmt, aber auch im feinen anzugzwirn auf die bühne bringen; sowie Kill j aus dänemark mit zeitgemäßem zwischen schummrigem r’n’b und cleanem pop. dürfte gut werden – wie immer. 29. Jänner Wien, Wuk

zum 20. geburtstag gab’s Kele, zum 21. nun dessen band bloc party – das mag ein bisschen nach abo klingen, aber als headliner sorgen die indie-rocker mit offenem ohr für elektronik dank zappeliger hits wie »helicopter« oder »Flux« erstens für ausgelassene stimmung und zweitens ganz sicher für ein volles haus. Wobei: Wenn Fm4 geburtstag feiert, kommen die hörer ja eh von allein … und sonst so? oK Kid, antilopen gang, Fat White Family, grossstadtgeflüster, isolation berlin (empfehlung!) sowie aus heimischer erzeugung: Farewell dear ghost, satellite stories und a Life, a song, a cigarette. 23. Jänner Wien, ottakringer Brauerei

Ja Ja Ja Festival

FM4-Geburtstagsfest

Flachmann in der Hand, Make-up verschmiert – der genau richtige Zeitpunkt für Kill-J-Pressefotos.

Sein Auftritt beim FM4-Fest dürfte ihm gefallen haben: Kele kommt wieder, diesmal mit Bloc Party.

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Tristesse im Heimatort, Gefängnisaufenthalte, Drogen- und Schusswaf-fendelikte sind nun einmal Grundvoraussetzungen für harte Gangsta-Storys – so auch für rapper Freddie Gibbs. Angefangen hat er 2004 mit kostenlosen Mixtapes. Jetzt steht er mit Album Nummer drei (»Shadow Of A Doubt«) kurz vor seiner Europatour, die ihn auch für einen Aufent-halt nach Wien bringen wird. 26. Mai Wien, Grelle Forelle

Wenn die Godmother Of Punk nach Wien kommt, dann selbstverständ-lich in die Arena, wo sie auch schon letztes Jahr – im Zuge des 40. Jubiläums ihres Albums »Horses« – gespielt hat. Der rahmen des dies-jährigen Gigs ist das Volkshilfe-Benefizkonzert Nacht gegen Armut und dafür wird sie sich wohl auch wieder an Songs von »Horses« bedienen. Free money! – das wär’s. 4. Juli Wien, Arena

Ein Konzerterlebnis von epischer Schönheit soll – und könnte – das wer-den. Klingt ja ein bisschen nach maritimer Sommerhit-Veranstaltung, ist es aber keineswegs. Denn Beirut, Sigur rós, Ásgeir, Poliça und das An-ton Bruckner Privatuniversität Streichquintett »F-Dur WAB 112« werden das epische Line-up für das Festival am Flussufer im Linzer Donaupark bilden. 12.Juli Linz, Donaulände

Jemanden, der Künstler wie Steely Dan und Grateful Dead als Lieb-lingsbands nennt, kann man eigentlich nur mögen – die rede ist von Mac DeMarco. Der Kanadier hat das Mini-Album »Another One« aus dem Jahr 2015 im Gepäck für seine aktuelle Tour. Ein instrumental-Album hat DeMarco übrigens auch vor Kurzem veröffentlicht, auf dem kann man ausnahmsweise nicht seiner lennonesken Stimme lauschen. 9. Juli Wien, Wuk

Trotz oder gerade wegen seiner Fistelstimme, den ewig langen Soli und seinen verrückten Pferden ist Neil young eine lebende Legende, die es erstaunlich regelmäßig nach Österreich schafft – so auch heuer auf die Burg Clam. Die von Willie Nelsons Nachwuchs gegründete Band Promi-se Of The real – mit der young 2015 auch ein Album herausgebracht hat – stärkt ihm dafür den rücken. 23. Juli Burg Clam

Freddie Gibbs

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Mac DeMarco

Neil Young

Ob als ronald Paris oder ronnie My-stery, Aaron Maine macht Musik und hat mit seiner Synthie-Pop-Band Por-ches nun das zweite Album herausge-bracht. »Pool« heißt das gute Stück, auf dem auch wieder seine Freundin und ehemalige Bassistin Frankie Cosmos zu hören ist. Also ab ins Fluc, denn noch gelten Porches als Geheimtipp! 29. Mai Wien, Fluc

Für die erste Version des Beat The Fish Deluxe im Sommer letzten Jahres hat das Festival mit Snoop Dog ordentlich was vorgelegt. und auch heuer schaut das Line-up gar nicht übel aus: Es wer-den Jurassic 5, K.i.Z, Tyler The Creator, yelawolf, Lady Leshurr sowie P.Tah & Con das Open-Air-Gelände der Arena bespielen. 5. Juli Wien, Arena

»Old Friends. New Ways. Nu Forms.« Das klingt nach einem Motto. Das Festival – eine Art Nachfolger des ur-ban Art Forms – feiert heuer Premiere und dafür haben sich die Verantwort-lichen auch ein ordentliches Line-up gesichert. Andy C, Black Sun Empi-re, Dynamite MC u.v.m. Dazu lässt’s sich schon gut dancen, nicht wahr? 30. Juni bis 2. Juli Wiesen, Arena

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highlightsMi. 25.05. // 20:00 Vortrag

Christoph Strasser: Come Back Stronger��������������������������������������������������

Mi. 01.06. // 20:00 Rock / Metal

Zakk Wylde��������������������������������������������������

Do. 02.06. // 20:00 Kabarett

Gery Seidl: Bitte. Danke.��������������������������������������������������

Mi. 08.06. // 20:00 Comedy & Magic

Marc Haller: Erwin aus der Schweiz

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Do. 09.06. // 20:00 Kabarett

Gunkl: So Sachen��������������������������������������������������

Fr. 10.06. // 20:00 Kabarett

Joesi Prokopetz: Vorletzte Worte��������������������������������������������������

Sa. 11.06. // 20:00 Kabarett

Thomas Stipsits & Manuel Rubey��������������������������������������������������

Fr. 17.06. // 20:00 Kabarett

Science Busters: Saisonfinale 2016 ��������������������������������������������������

Do. 23.06. // 20:00 HipHop

The Four Owls / Appletree��������������������������������������������������

Di. 12.07. // 15:00 Open Air

Sigur Rós / Beirut u.a.: Ahoi! The Full Hit Of Summer��������������������������������������������������

Mo. 18.07. // 19:30 Summer Sessions

William Fitzsimmons

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Mi. 27.07. // 19:30 Summer Sessions

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3 Fragen anDaniel Ebner

(Vienna Independent Shorts)

Ihr habt als von Studierenden organisiertes Mini-Festival angefangen und arbeitet mittler-weile hochprofessionell – welchen Tipp ihr an-deren jungen, motivierten Menschen mitgeben, die etwas auf die Beine stellen wollen?Ein Tipp, den ich gerne weitergebe: Fehler machen ist völlig okay, solange der Wille da ist, diese zu analysieren und die Dinge beim nächsten Mal besser zu machen. Ein weiterer Tipp: sich anfangs nicht von fehlendem Zuspruch der öffentlichen Hand oder von bürokratischen Hürden entmutigen lassen. Euer Motto lautet ja dieses Jahr: Fear is not an option. Wenn das VIS zum 13. Mal stattfindet, werden wir bereits einen neuen Bundesprä-sidenten haben. Kunst und Kultur und die Zuwendungen die ihnen entgegen gebracht werden, sind ja immer auch vom politischen Klima abhängig. Ist Angst gerade wirklich keine Option?Das Motto für das Festival kommt nicht von un-gefähr: Als es in der öffentlichen Debatte letzten Herbst immer öfter hieß, man müsse die Ängste der Menschen ernst nehmen, um damit nationalis-tische Tendenzen, Ausgrenzung und das Außer-kraftsetzen der Menschenrechte zu rechtfertigen, wollten wir dem bewusst einen Satz entgegenset-zen, den wir gerne auch von politischer Seite ge-hört hätten. Sicher ist: Angst wird nie die Lösung sein – auch nicht, wenn das nationalistische Lager die Präsidentenwahl gewinnen sollte (was natür-lich trotzdem ein verheerendes Zeichen wäre).Wäre das VIS (oder die Philosophie des VIS) selbst ein Kurzfilm – wer wäre der Regisseur oder die Regisseurin?Wir verstehen uns insgesamt sehr stark als Labor und Experimentierfläche für aktuelle und künftige Formen des Kinos und versuchen den Spagat zwi-schen herausfordernden und populären Zugängen – insofern könnte ich mir das Festival gut als Film von Don Hertzfeldt oder David OReilly vorstellen. Ruben Östlund oder Jennifer Reeder wären auch heiße KandidatInnen für mich, aber ich könnte die Liste wohl grade ewig fortsetzen …

Das Vienna Independent Shorts Festival findet von 25. bis 31. Mai in Wien statt.

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Organisiert von der Anzenberger und Ostlicht gallery, zieht das Vienna Photobook Festival dieses Jahr schon um vierten Mal Jäger und Sammler von Fotobüchern wie die Motten das Licht an. Auf 1.000 Quadrat-metern treffen mehr als 80 Aussteller auf Fotografie-begeisterte. In der brotfabrik gibt es aber nicht nur den Augenschmaus in Form der bücher, auch für Verpflegung, Musik und thematisches Rahmenprogramm ist gesorgt. 11.–12. Juni Wien, Brotfabrik

Vienna Photobook Festival

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Die Wiener Festwochen sind nicht nur ein großes Fest für Theater-Interessierte, auch Musik spielt eine nicht unbeträchtliche Rolle. Bis 16. Juni finden 21 Konzerte, die Festwochenkonzerte nämlich, im Musikverein Wien statt.

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Wo schlägt das shopaholic-Herz am Höchsten? am Feschmarkt Wien. Main-stream war gestern, Independent labels sind heute. eine unzahl an unikaten von verschiedensten Jungkünstlern lässt Menschen mit einem auge für stil staunen. Kunst, Design, lifestyle, Party und die liebe zum Detail machen den Feschmarkt Wien aus. 17.–19. Juni Wien, Ottakringer Brauerei

Kino unter SternenIm sommer verwandelt sich der Karlsplatz in ein großes open-air-Kino und lädt zur täglichen Film-vorstellung bei sternenhimmel ein. Bei freiem ein-tritt schaut es sich sogar noch besser. Weil das Kino unter sternen heuer schon sein 20. Jubiläum feiert, wird aus jedem Jahr seit 1996 ein Film gezeigt – oft in anwesenheit der Filmemacher. alles Karl?1. Juli – 23. Juli Wien, Karlsplatz

Seewiesenfestselbst Feinde von Festivals könnten dem seewie-senfest und seiner paradiesischen lage nicht wider-stehen. Inmitten bilderbuchgleicher natur wird seit 1991 das umweltbewusste, eintägige open-air ver-anstaltet. Bei der 22. ausgabe werden heuer suuns, Trümmer oder Voodoo Jürgens die Kleinreiflinger seewiese bespielen. und einen großen Poetry slam gibt es auch noch. 28. Mai Oberösterreich, Kleinreifling

Stöpsel FestivalMan hört mit dem zeitpunkt, wenn man Kinder bekommt, ja nicht unbedingt auf, sich für Musik und Festivals zu interessieren. nur ist das Rock in Vienna für kleine Menschen vielleicht nicht so gut geeignet. Deswegen hat sich unsere Mutter-Firma, Monopol, ein Festival überlegt, das sowohl die Buz-zis als auch die eltern gut finden. Mit Matthäus Bär, Kids n Cats und den strottern, zum Beispiel. 22. Mai Wien, Wuk

Die Idee zum Festival entsprang wie so vieles gutes einem glas Wein in ausge-lassener Runde. Die versammelten Künstler beschlossen ihren Kreis zu erwei-tern – und so entstand C’est la Mü. Die Cselley-Mühle, die heuer ihr 40-jähriges Bestehen feiert, wird zum zweiten Mal mit literatur, Musik und Kleinkunst be-spielt. und für Tanz Baby!, Vea Kaiser oder Maschek kann man schon mal ins Burgenland fahren. 28. Mai Burgenland, Cselley-Mühle

Feschmarkt Wien

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Vincent Fecteau

Brigitte Kowanz

Body And Soul

Bittersüße Transformation

Die 70er – Damals war Zukunft

Mode-Utopien

Pappmaschee, karton, 90er Magazine, bisschen farbe. Vincent fecteaus ab-strakte Skulpturen wirken auf den ersten Blick komplex, schwer zu erfassen und in sich verschlungen. Dimension für Dimension. letztendlich sind sie aber auch nur aus einfachen, alltäglichen Materialien aufgebaut – und sind wir das nicht alle? für den in new York geborenen künstler ist es die erste ausstellung in Österreich. Dauer: 1. Juli bis 28. August Wien, Secession

»licht ist für alles Sichtbare verantwortlich, aber selbst nicht sichtbar«, sagt Brigitte kowanz, und ja, recht hat sie. ihre lichtarbeiten haben der Wienerin zu internationaler anerkennung verholfen. Bleibt zu hoffen, das Brigitte selbst es nicht dem licht gleichtut und sich auch mal blicken lässt. zumindest 2017 in Venedig – da bespielt sie dann nämlich den Österreich-Pavillon bei der Biennale. Dauer: 23. April bis 1. September Häusler Contemporary, Lustenau

Während der omnipräsente körperkult langsam seinen zenit erreicht, vielleicht sogar schon überschritten hat, schaut man im essl Museum mit »Body & Soul« zurück auf eine geschichte, die vom themenkomplex körperlichkeit geprägt ist und sich bis in die gegenwart erstreckt. Vor allem der Wiener aktionismus hat dem prüden nachkriegsösterreich in Sachen körper und Sex eine saftige Watschn verpasst. Dauer: 6. April bis 30. Juni Essl Museum, Klosterneuburg

Drei künstlerinnen, drei generationen. kateřina Vincourová aus tschechein, ca-mille henrot aus frankreich und die polnisch-französische alina Szapocznikow bilden das trio infernal einer ausstellung, die sich dem körper als ursprung von eigentlich eh allem widmet. Die wiederentdeckten Werke der 1973 verstorbenen alina Szapocznikow dienen dabei als ausgangspunkt für die beiden verbliebe-nen Damen. Eröffnung: 25. Mai, 19.00 Uhr. Dauer: 26. Mai bis 28. August Graz, Kunsthaus

ah, achselhaare und Plateau: Die 70er. Die Schallaburg beleuchtet ein bewegtes Jahrzehnt, dessen forderungen in zeiten von fukushima und einer weltweiten Migrationsbewegung vertrauter wirken, als man es zunächst vermuten würde. teil der ausstellung sind auch Debattenräume, in denen Platz für Diskussionen sein soll: Was bedeutet das alles heute? und wo zur hölle ist eigentlich nina hagen? Dauer: 19. März bis 6. November Renaissance-Schloss, Schallaburg

highlights aus 500 Jahren europäischer haute couture, vom 15. Jahrhundert bis in die 1930er, umfassen die Mode-utopien im Mak. Das können sein: kunst-blätter, Plakate oder zeitschriften – aber eben auch ein 140 cm langer holz-schnitt. es geht von renaissance, Barock und rokoko hin zu Perücken, Puder und Prunk. Mode mag zwar vergänglich sein, aber Mode ist immer auch ein Statement. come on, vogue. Dauer: 13. April bis 4. September Wien, MAK

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KärntenSuse KrawagnaMalereiKunstraum WalkerRichard-Wagner-Straße 369020 Klagenfurt am WörtherseeAb 9. Juni

OberösterreichHannes Schwarz Die Grenzen des DenkensArtmark GalerieStiftsplatz 54582 Spital am PyhrnBis 4. Juni

SalzburgVincent SzarekGalerie RuzicskaFaistauergasse 125020 SalzburgBis 25. Juni

SteiermarkRobert SchaberlGalerie GöllesAugasse 48280 FürstenfeldBis 12. Juni

TirolHellmut BruchGalerie Goldener EnglUnterer Stadtplatz 56060 Hall in TirolBis 19. Juni

WienKörper IIGalerie HummelBäckerstraße 141010 WienBis 2. Juli

Michael Kienzer – konkludente Handlungen

KonzettKonzeptKonzert – KKK Nr. 7 Paraphrase I

«Zentrales Anliegen des österreichischen Künstlers Michael Kienzer ist es, nicht nur das Werk an sich zu zeigen, sondern vor allem die Kräfte, die im Zusammen-spiel mehrere Materialien entstehen können. Lose, verknotete Bänder halten eine Stahlkombination zusammen, das Gesamtkonstrukt fällt trotzdem nicht in sich zusammen. Nicht die Einzelelemente an sich haben die Kraft, etwas an-deres zu fixieren, sondern erst in ihrer Zusammenwirkung mit anderem halten sie stand. Auch in der Ausstellung »konkludente Handlungen« geht es um die Wechselwirkung: verschnüren, einwickeln, zusammenrollen. Malerei und Skulp-tur, Zeichnung und Installation: Kienzer ist in seiner oftmals schwierigen, sehr verkopften Kunstidee der Trent Reznor der österreichischen zeitgenössischen Kunstszene. Und er lässt kein Genre aus. Bis 15. Juli artepari, 8020 Graz, Peter-Tunner-Gasse 60

»Die Literatur der Neuzeit ist eine Paraphrase zu Dantes ›Commedia‹« (J. L. Borges). Oder: »Die Kunst ist eine Paraphrase der Natur« (Novalis). Ja, was nun? Wenn alles Paraphrase ist, was ist dann das Thema? Die Galerie Konzett stellt in ihrer experimentell angedachten Ausstellung Musik (von Streichquartett bis elektronischem Live-Set) und zeitgenössische Kunst gegenüber – und versucht sich dem Thema Improvisation in der modernen Kunst anzunähern. Im Laufe der Ausstellung, die unter anderem Arbeiten von Joseph Beuys, Maria Lass-nig, VALIE EXPORT und Franz West zeigt, werden unterschiedliche Möglich-keiten künstlerischer Paraphrase aufgezeigt – wie etwa im gezeigten Werk von Otto Muehl: Picasso einmal anders. Bis 25. Juni Konzett Gallery, 1010 Wien, Spiegelgasse 21

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The Gap Filmpremiere »Erlösung«Eine verwitterte Flaschenpost landet auf dem Schreibtisch der Kommissare Carl Mørck und Assad. Die Nachricht entpuppt sich als mit Blut verfasster Hilfeschrei zweier vor Jahren verschwun-dener Kinder. Ein kaputter Kommissar, ein wahrlich diabolischer Bösewicht, religiöser Extremismus und mehr Spannung als einem lieb sein kann – beste Thriller-Ware aus Skandinavien nach dem Bestseller von Jussi Adler-Olsen. In Kooperation mit Luna Film ver-losen wir 50 × 2 Tickets für die Österreichpremiere von »Erlösung« am 7. Juni im Wiener Cine Center. Betreff: Flaschenpost

»Best Of FM4 Radio Sessions«Wer schon bei einer FM4 Radio Session dabei gewesen ist, weiß um die spezielle Magie, die auf der Bühne des altehrwürdigen Sen-desaals im Radiokulturhaus möglich ist. 18 Highlights der Konzer-treihe fasst diese Compilation zusammen – von Chilly Gonzales bis Coco Rosie. Wir verlosen 5 CDs. Betreff: Magische Momente

»Bridge Of Spies – Der Unterhändler«Ein Agententhriller vor dem Hintergrund des Kalten Krieges rund um einen Anwalt (Tom Hanks), der im Auftrag der CIA in der So-wjetunion die Freilassung eines amerikanischen Piloten erwirken soll. Der Film ist ab sofort in den Formaten Digital HD, DVD und Blu-Ray erhältlich. Wir verlosen 2 Blu-Rays. Betreff: Kalter Krieg

Red Hot Chili Peppers „The Getaway“Fünf Jahre nach »I’m With You« und fast pünktlich zu ihrem Auftritt beim Nova Rock Festival erscheint am 17. Juni das elfte Studioal-bum der Chili Peppers. Produziert hat Danger Mouse, gemixt hat Radiohead-Stammproduzent Nigel Godrich. Wir verlosen 2 Vinyl-Versionen des Albums. Betreff: Rot und heiß

»X-Men: Apocalypse«Eine Gruppe junger Mutanten stellt sich dem wiedererwachten Apocalypse, dem mächtigsten Mutanten des X-Men-Universums, in den Weg, um die Auslöschung der Menschheit zu verhindern. »X-Men: Apocalypse« läuft am 20. Mai in den Kinos an. Wir verlosen 2 Fan-Pakete mit T-Shirt, Comic, Schlüsselanhänger und Hundemar-ke. Betreff: Ende der Menschheit

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