titel der prÄsentation oder thema€¦ · ort_final-transparent-300x92.png. probleme des...
TRANSCRIPT
eHealth Grundlagen
Prof. Rüdiger Zarnekow | Fachgebiet Informations- und Kommunikationsmanagement
Agenda
1. Grundlagen von Mobile Health
2. Probleme des deutschen Gesundheitssystems und mögliche
Lösungsansätze mit Mobile Health-Maßnahmen
3. Chancen von Mobile Health
4. Herausforderungen von Mobile Health
5. Mobile Health in Subsahara Afrika
Seite 2
Wearables
Wearables sind Computertechnologien, die man am Körper trägt. Sinn und Zweck ist meist
die Unterstützung einer Tätigkeit in der realen Welt, etwa durch (Zusatz-)Informationen,
Auswertungen und Anweisungen. Es werden Daten des Körpers zusammen mit anderen
Daten (Zeit, Raum etc.) erfasst, analysiert und dokumentiert sowie teilweise – etwa über
Streaming und über Erfahrungsberichte – mit anderen geteilt.
Seite 3
Health & Fitness Apps
• Health & Fitness Apps haben die
größte Kundenbindung
• 30 Tage nach der Installation
benutzen immer noch 50% der
User die App
Seite 4
http://flurrymobile.tumblr.com/post/144245637325/appmatrix
Mobile Health
Seite 5
Mobile Health beschreibt den Einsatz von mobilen Computer- und Kommunikationstechnologien
wie Smartphones oder Wearables im Gesundheitswesen. Diese bieten Funktionen zur
Verbesserung der Bereitstellung von Gesundheitsdienstleistungen und zielen auf positive
Auswirkungen auf die Gesundheit ab.
Probleme des Gesundheitssystems:
Demografischer Wandel & KrankenkassendefizitDemografischer Wandel: Höhere Lebenserwartung der Bevölkerung und gleichzeitig rückläufige
Geburtenrate führen zu steigendem Anteil älterer Menschen gegenüber dem Anteil Jüngerer.
Höhere Leistungsinanspruchnahme und geringere Beitragszahlungen an Krankenversicherungen
führen zu einem Krankenkassendefizit: die Ausgaben wachsen schneller als ihre
Finanzierungsgrundlagen.
Seite 6
• Umfasst Angebote, welche die selbstständige
Lebensführung (im Alter) in der vertrauten
Wohnumgebung unterstützen, wenn bereits
gesundheitliche/funktionelle Beeinträchtigungen
vorliegen oder aufgrund des Allgemeinzustandes
drohen
• einzelne Module messen z. B. Bewegungen,
weisen auf Termine hin oder registrieren Notfälle
(z.B. Stürze)
mHealth Ansatz: Ambient Assisted Living Gesundheitsausgaben pro Jahr nach Alter*
http://www.svr-gesundheit.de/fileadmin/user_upload/Gutachten/2009/Kapitel_2/Abbildung_1.gif
Probleme des Gesundheitssystems:
FachkräftemangelGründe:
• Angebotsinduzierte Nachfrage auf der Anbieterseite
– Ärzte (allgemeiner: Leistungserbringer im Gesundheitssektor) beeinflussen Umfang und Struktur
der Nachfrage nach Gesundheitsleistungen und verfolgen bei der Festlegung der Nachfrage
eigene (Einkommens-)Interessen
• Aber auch: Verbesserte Arbeitsbedingungen, d.h. kürzere und flexiblere Arbeitszeiten
• Alternde Bevölkerung
• Steigende Nachfrage und erhöhte Anspruchshaltung auf Seiten der Konsumenten
Seite 7
• Electronic Health Record
• TeleArzt: digitales Versorgungssystem, bei dem Fachpersonal Hausbesuche
erledigt und Daten wie Herzfrequenz etc. über eine gesicherte
Datenverbindung zur Kontrolle an die Hausärzte übertragen soll
mHealth Ansätze
http://www.tele-arzt.com/wp-
content/uploads/2015/09/TeleArzt_Ihr-Arzt-vor-
Ort_FINAL-transparent-300x92.png
Probleme des Gesundheitssystems:
Fehl- und ÜberbehandlungGründe:
• Trend zur defensiven Medizin, d.h. eine Untersuchung oder Maßnahme zu empfehlen, obwohl
sie als nicht sinnvoll erachtet wird, aufgrund von Angst vor juristischen Konsequenzen
• 39% der Fehler geschehen bei der Medikamentenverschreibung, mit falscher Dosis und
Wirkstoffwahl bis hin zur Nichtbeachtung von Allergien
Seite 8 [BmBF – Steckbrief: Intelligente Implantate]
http://lmam.epfl.ch/page-46612.html
• IKT-Lösungen können z.B. verhindern, dass in unleserlicher Handschrift
verschrieben wird, und die Krankenhausapotheker zu selten in einen
kommunikativen Ablauf eingebunden sind
• Intelligente Implantate in der Endoprothetik (dauerhafter Verbleib eines
Implantats im Körper) kommunizieren mit der Außenwelt über
Materialbeschaffenheit, Festigkeit der Verankerung und weitere
Körperfunktionen
mHealth Ansätze
Chronische Krankheiten
• Chronische Erkrankungen sind länger
andauernde, schwer heilbare Krankheiten
wie Herzerkrankungen, Asthma, Krebs und
Diabetes.
• Eine relativ kleine Anzahl an
Risikofaktoren - darunter Rauchen,
übermäßiger Alkoholkonsum, Übergewicht,
erhöhte Cholesterinwerte und Bluthochdruck
verursacht einen Großteil der chronischen
Krankheiten.
• Durch Prävention ist es möglich die
Ausbildung der Krankheiten zu verhindern
oder ihren Schweregrad und Verlauf zu
mildern.
Seite 9
https://mpkb.org/home/pathogenesis/epidemiology
Chronische Krankheiten & Adhärenz
• Adhärenz wird definiert als das Ausmaß, in dem das Verhalten eines Patienten (im Hinblick auf die
Einnahme von Medikamenten, einer Diät oder von Terminen) mit den Vorgaben des Behandlers
übereinstimmt [McDonald et al, 2002].
• Non-Adhärenz bei chronischen Krankheiten hat negative Auswirkungen auf den Krankheitsverlauf
• Die bloße Erinnerung an die Einnahme von Medikamenten oder die regelmäßige Selbstkontrolle
reichen bei chronisch Kranken oft nicht aus, da sie auf unabsehbare Zeit auf die Behandlung
angewiesen sind und damit i.d.R. nichts Positives verbinden, v.a. wenn unmittelbare Effekte
ausbleiben.
Seite 10
Chronische Krankheiten & Adhärenz
Seite 11
• SMS- und Digital Health Coaching
• Social Web und Communities
• Integration mobiler Daten aus verschiedenen Quellen (bspw. Blutzuckermessgerät) in EHR
• Motivation durch Belohnung: Patienten bestätigen auf einer Website, dass sie ihre
Medikation entsprechend des Therapieplans eingenommen haben und erhalten dafür Punkte
sowie kurze Hinweise, die der Schulung dienen. Die Punkte können z. B. zur Verminderung
der eigenen Zuzahlung für die Therapiekosten dienen.
mHealth Ansätze
[http://www.healthcaremarketingblog.de/digital-health-coaching-teil-2-der-serie-frderung-der-adhrenz-was-kann-der-digitale-kanal-
beitragen]
http://sabarna9.weebly.com/digital-health.html
Empowerment und Gesundheitsbewusstsein
Seite 12
Patient Empowerment:
Befähigung von Bürgern und Patienten, sich selbstverantwortlich und aktiv um den Erhalt und die
Verbesserung der eigenen Gesundheit zu kümmern.
Steht im Kontrast zum Compliance-orientierten Ansatz, in dem Patienten als passive Rezipienten
gesehen werden.
Health Literacy:
Die kognitiven und sozialen Fähigkeiten eines Menschen, sich Zugang zu relevanten Gesundheits-
informationen zu verschaffen, diese zu verstehen und effektiv einzusetzen, um die eigene
Gesundheit zu erhalten oder zu fördern.
Information Therapy:
Bereitstellung von Gesundheitsinformationen durch Leistungserbringer und die Befähigung von
Patienten zu einer informierten Entscheidungsfindung in Bezug auf ihre eigene Gesundheit und
Gesundheitsversorgung.
[Bertelsmann Stiftung (Hrsgb.): Digital-Health-Anwendungen für Bürger]
Empowerment und Gesundheitsbewusstsein
Seite 13 [Bertelsmann Stiftung (Hrsgb.): Digital-Health-Anwendungen für Bürger]
Der E-Patient:
• Wandel vom passiven Rezipienten hin zum informierten und mündigen Patienten und
Nachfrager
• IKT als Informationsquelle zur Selbstdiagnose oder zum kritischen Hinterfragen
• Stetig steigendes Gesundheits- und Fitnessbewusstsein mit einer hohen
Zahlungsbereitschaft für entsprechende Dienste und Produkte
• Bereitschaft, sich aktiv einzubringen → Patienten nutzen Onlineforen, teilen ihre Erfahrungen
über spezielle Webseiten oder soziale Medien, bewerten Medikamente, Ärzte und Kliniken
und setzen bewusst ihre Patientenrechte durch
• 3 Typen von E-Patienten: die Gesunden, die akut Kranken und die chronisch Kranken (sowie
deren Angehörige)
Patient Engagement Pyramid
Seite 14
https://media.licdn.com/mpr/mpr/shrinknp_800_800/AAEAAQAAAAAAAATHAAAAJGYxYmVjNjJlLTI5ZWEtNDJmMC1hNTU5LWIxZGIxOWFkZmJhMA.jpg
Empowerment und Gesundheitsbewusstsein
Seite 15
Patient Empowerment Health Literacy Information Therapy
E-Patient
eigenverantwortlich, informiert, kritisch
Stärkere Patientenbeteiligung
Besseres Selbstmanagement von Erkrankungen
Sinkende Gefahr von Fehl-, Über- oder Unterbehandlung
Senkung von Kosten (z. B. durch Komplikationen, unnötige
Leistungserbringerkontakte)
Chancen: Prävention
• Apps schaffen einen niedrigschwelligen Zugang zu gesundheitsfördernden Angeboten
• Apps und Wearables überwachen den Benutzer kontinuierlich und Überschreitungen von
individuellen Grenzwerten können frühzeitig, unabhängig von einem Arztbesuch, erkannt und
präventiv das Verhalten geändert werden.
• Personalisierte Angebote mit leicht konsumierbarem Infotainment-Charakter: z.B. kurze Videos
von Ärzten zu wichtigen medizinischen Themen.
• Health-Communities: Patienten unter sich wissen am besten, wie sie den Alltag mit einer
Erkrankung meistern.
Beispiel: Preventicus App
• Weltweit erste medizinisch zugelassene App
• Erkennt Herzrhythmusstörungen per Smartphone
• ohne Zubehör innerhalb von Minuten
Seite 16 http://www.presseportal.de/pm/121571/3412209
Chancen: Diagnostik & Therapie
• Orts- und zeitunabhängige Diagnostik, Beratung und Therapie, bspw. im Hinblick auf eine
Versorgung der ländlichen Bevölkerung
• Unterstützung des Selbst-Managements von chronisch Kranken
• Erhöhung der Adhärenz und Therapietreue
• Erhöhung der Patientensicherheit und Vermeidung von medizinischen Fehlern durch vernetzte
Erhebung und Bereitstellung von Patienten- und Behandlungsinformationen
• Vermeidung von Überbehandlung, indem digital kommunizierte wissenschaftliche Evidenz zu
medizinischen Angeboten die Verbraucher transparent über deren potentiellen Nutzen und
Folgeschäden aufklärt
• Geschützte Schnittstellen zur Arztpraxis- oder Kliniksoftware ermöglichen dem Patienten, Befund-
und Behandlungsdaten nach Hause zu nehmen
Seite 17[Chancen und Risiken von Gesundheits-Apps (CHARISMHA), 2016]
[Verbraucher in der Digitalen Welt – Verbraucherpolitische Empfehlungen, 2016]
Chancen: Forschung
• Verfolgung von Krankheitsentwicklungen auf Bevölkerungsebene
• Neue Hypothesen über medizinische Kausalzusammenhänge, bspw. über Zusammenhänge
zwischen Krankheitsverlauf und Umweltfaktoren
• Beschleunigung der Entwicklung weiter fortgeschrittener Verfahren zur Früherkennung und
Vorbeugung von Krankheiten
• Personalisierung von Therapieoptionen
• Zugriff auf medizinische Daten und Weitergabe von Befunden der Patienten im Arzt- und
Klinikbereich (EHR)
• Einfachere und vollständigere Datenerfassung und -analyse für medizinische Studien bspw. zur
Verkürzung der Erprobungszeit für Arzneimittel
Seite 18 [Ben-Zeev, Dror, et al., 2015]
Herausforderungen: Datenschutz & Datensicherheit
• Über mHealth-Lösungen können große Mengen an Informationen des jeweiligen Nutzers
gesammelt werden, und zwar über längere zusammenhängende Zeiträume hinweg und meist
unter Verwendung von Standortdaten
• Daten können dabei offengelegt werden oder an Unbefugte durchsickern
• Für den Verbraucher ist oft nicht ersichtlich, welche gesundheitsbezogenen Daten von wem für
welchen Zweck gesammelt und mit anderen Daten zusammengeführt werden.
Gefahren
• Datenmissbrauch findet statt, wenn die Daten nicht zu dem Zweck genutzt werden, zu dem sie
erhoben wurden.
• Analyse durch Versicherungen z.B. zur Risikodifferenzierung
• Analyse durch privaten Sektor z.B. durch Arbeitgeber
Lösungsansatz: Geeignete Sicherheitsvorkehrungen wie Verschlüsselung der Patientendaten und
angemessene Mechanismen zur Authentifizierung der Patienten (siehe Vorlesung IT Sicherheit).
Seite 20 [http://winfwiki.wi-fom.de/index.php/Big_Data_im_Gesundheitswesen]
Herausforderungen: Zulassung als Medizinprodukt
• Wie gelangen mobile Gesundheitsanwendungen in den erstattungsfähigen ersten
Gesundheitsmarkt?
• Apps, die z.B. lediglich Informationen bereitstellen, sind kein Medizinprodukt.
• Apps, die Messungen vornehmen oder Daten erfassen, gelten laut BfArM (Bundesinstitut für
Arzneimittel und Medizinprodukte) als Medizinprodukt, „sofern die Ergebnisse Diagnose oder
Therapie beeinflussen“.
• Im Konformitätsbewertungsverfahren muss nachgewiesen werden, dass ein Produkt sicher ist
und die technischen und medizinischen Leistungen erfüllt, wie sie beschrieben wurden.
• Für mHealth-Produkte steht der erforderliche Untersuchungszeitraum einer wissenschaftlichen
Studie im Gegensatz zu der hohen Entwicklungsdynamik der zu evaluierenden Apps und den als
Plattform dienenden mobilen Geräten.
• Innovationsbüro (2017 vom BfArM gegründet) soll Startups und Forschungseinrichtungen in den
ersten Gesundheitsmarkt lenken, indem vielversprechende neue Arzneimittel und
Medizinprodukte durch eine frühzeitige Beratung und Unterstützung gefördert werden.
Seite 21 [http://www.bfarm.de/DE/Buerger/Medizinprodukte/_node.html]