"tk spezial" für berlin-brandenburg 4-2014
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Innovare et advenireGlosse
In diesen Zeiten wird oft und gerne das Wort Innovation benutzt. Doch was sind Innovationen eigentlich? Der Begriff stammt vom lateinischen Wort innovare, also erneuern. Innovationen sind nicht einfach Erfindungen oder neue Ideen, sondern solche, die erfolgreich sind und sich durchsetzen. Eine solche „echte“ Innovation gelang im Jahr 1903 dem Münchner Gerhard Lang. Seine Erfindung hat sich durchgesetzt und ist noch heute in Supermärkten, Buchläden oder Kinderzimmern allgegenwärtig. Doch dazu später mehr.
Auch die Gesundheitspolitik beschäftigt sich gerade intensiv mit Innovationen. Das geplante Versorgungsstärkungsgesetz hat zum Ziel, innovative Ideen zur besseren Versorgung der Patienten zu fördern. Im nach wie vor sehr stark von Sektorengrenzen geprägten deutschen Gesundheitssystem ist das ein ebenso richtiger wie wichtiger Ansatz. Das Gesetz sieht vor, bürokratische Hürden für Versorgungsverträge abzubauen. Gut so! Darüber hinaus soll ein Innovationsfonds geschaffen werden,
der Projekte zur Verbesserung der Versorgung finanziell fördert. Warum für die Förderung von Innovationen eigens ein Fonds eingerichtet werden muss, erschließt sich jedoch nicht ohne Weiteres. Es ist das ureigene Interesse einer jeden Krankenkasse, die Versorgung ihrer Versicherten zu verbessern und dafür in neue Ideen zu investieren.
Ein Blick auf die geplante Ausgestaltung des Innovationsfonds offenbart einen Konstruktionsmangel. Insgesamt 300 Millionen Euro jährlich stehen zur Verfügung, 75 Millionen davon für die Versorgungsforschung, der Rest für konkrete Versorgungsprojekte. Über die Verteilung der Mittel unter den Bewerbern entscheidet der Gemeinsame Bundesausschuss, nach welchen Kriterien, ist bisher unklar. Profitieren sollen am Ende die Patienten durch eine bessere Versorgung vor Ort. Bezahlt wird dies jedoch ausschließlich aus dem Gesundheitsfonds der gesetzlichen Krankenversicherung. Die Privatversicherten, die von Verbesserungen der Versorgung genau
Liebe Leserin,lieber Leser,
politisch hat sich in den letzten Wochen einiges getan in Berlin und Brandenburg. Nach 13 Jahren gibt Klaus Wowereit den „Staffelstab“ an Michael Müller weiter. An Herausforderungen wird es dem neuen Regierenden Bürgermeister in den nächsten Monaten nicht mangeln.
Der Brandenburger CDUParteivorsitzende Michael Schierack trat derweil vom Fraktionsvorsitz zurück und zog damit die Konsequenzen aus den gescheiterten Koalitionsverhandlungen mit der SPD. Neu im rotroten Kabinett von Ministerpräsident Woidke ist die ehemalige Bundestagsabgeordnete Diana Golze. Neben den Arbeitsgebieten Arbeit, Soziales und Familie ist sie auch für Gesundheit zuständig.
Eine ihrer Aufgaben wird es sein, die medizinische Versorgung in Brandenburg zukunftssicher zu machen. Einige Anregungen dazu finden sich im aktuellen TKPositionspapier „Krankenhausversorgung Brandenburg 2020“. Mehr zu diesem Thema lesen Sie auf Seite 5.
Viel Spaß bei der Lektüre wünscht Ihnen
Susanne HertzerLeiterin der TKLandesvertretung Berlin und Brandenburg
EDITORIAL
Position: Nutzenbewertung für Arzneimittel nachbessern • Interview: Karin Stötzner zur Ärzteverteilung in Berlin • Beitrag: Ein Model für die Brandenburger Krankenhausversorgung
spezialNr. 4 2014Informationsdienst der Techniker Krankenkasse
B E R L I N U N D B R A N D E N B U R G
Bunt verzierte Türen schmücken den Adventskalender.
TK spezial Berlin und Brandenburg · 4/2014 | 2
Die Ausgaben der Krankenkassen für Arzneimittel steigen unaufhörlich. Allein in Berlin und Brandenburg gab es im vergangenen Jahr ein Plus von fünf Prozent gegenüber dem Vorjahr. Der Preis für das HepatitisCPräparat Sovaldi® hat die Diskussion um extrem teure Medikamente erneut entfacht und zeigt Lücken im Verfahren der frühen Nutzenbewertung, die dringend geschlossen werden müssen.
Werden Arzneimittel mit neuen Wirkstoffen auf den Markt gebracht, müssen sie sich seit 2011 einer frühen Nutzenbewertung unterziehen. Der mögliche Zusatznutzen des Medikaments ist entscheidend für die Preisverhandlungen mit dem Spitzenverband der gesetzlichen Krankenversicherung (GKV).
Aktuelle Position
Neue Arzneimittel: Regelungen müssen nachgebessert werden
Der Fall des HepatitisCPräparats Sovaldi® – jede einzelne Tablette kostet etwas mehr als 700 Euro – zeigt, dass die Regelungen der frühen Nutzenbewertung nachgebessert werden müssen. Denn bisher können die Hersteller ein Jahr lang den Preis für das Medikament selbst festlegen. Erst danach gilt der mit der GKV verhandelte Preis. Die Politik sollte den Prozess der frühen Nutzenbewertung und der sich anschließenden Erstattungsverhandlungen im Sinne eines lernenden Systems kontinuierlich weiterentwickeln. Karenzzeiten machen keinen Sinn. Der ausgehandelte Erstattungsbetrag sollte rückwirkend ab dem ersten Tag der Markteinführung gelten und nicht erst ab dem zweiten Jahr.
so profi tieren, zahlen nicht in den Innovationsfonds ein. Es bleibt abzuwarten, ob der Fonds sich langfristig durchsetzen wird.
Das Warten hat in diesen Zeiten wieder eine besondere Bedeutung, schließlich ist bald Weihnachten. Advent werden die Tage genannt, in denen die Christen auf die Ankunft Jesus warten. Auch dieser Begriff hat lateinische Wurzeln, advenire bedeutet ankommen. Um die Zeit des Wartens zu versüßen, kam der Verleger Gerhard Lang vor mehr
als 100 Jahren auf die Idee, einen gedruckten Adventskalender zu veröffentlichen. Später brachte er dann einen Kalender heraus, bei dem erstmals kleine Türchen geöffnet werden müssen. Sein Beispiel zeigt: Ein Innovationsfonds war nicht nötig, wichtiger waren der Mut und der Wille des Verlegers sowie die richtigen Rahmenbedingungen.
Neue Arzneimittel – im ersten Jahr dürfen die Hersteller „Mondpreise“ verlangen.
Jedes Jahr kommen etwa 20 neue Wirkstoffe auf den deutschen Arzneimittelmarkt. Haben sie einen zusätzlichen Nutzen für die Patienten? Tragen sie zu einer höheren Behandlungsqualität bei? Diesen und anderen Fragen sind Wissenschaftler der Universität Bremen im Auftrag der TK nachgegangen. Im TKArzneimittelreport 2014 haben die Forscher die Wirkstoffe des Jahres 2011 genauer unter die Lupe genommen. Das Ergebnis: Drei der insgesamt 20 neuen Arzneimittel sind als sogenannter therapeutischer Fortschritt einzustufen. Darunter ein Gerinnungshemmer – ein Arzneimittel zur Behandlung von Patienten mit akutem Koronarsyndrom und ein ProstatakrebsWirkstoff. Das Ergebnis zeigt auch: Nicht jede Neuentwicklung ist mit einem echten medizinischen Fortschritt gleichzusetzen.
Nähere Informationen über den TKArzneimittelreport 2014 erhalten Sie im Internet unter: www.tk.de, Webcode 641134.
INFORMATION
TK spezial Berlin und Brandenburg · 4/2014 | 3
Die Berliner Patientenbeauftragte Karin Stötzner im Interview
„Work-Life-Balance? Diese Arbeit ist Leben.“TK spezial | Seit zehn Jahren sind Sie die Berliner Patientenbeauftragte. Wovon profitieren die Patienten mehr, vom geschaffenen Amt oder der engagierten Karin Stötzner?
Stötzner | Es sind sicher beide Elemente. Das Amt der Patientenbeauftragten schafft eine gewisse Öffentlichkeit für die Themen der Patienten, mit denen sie sonst meist allein konfrontiert sind. So hat die Tatsache, dass wir Patienten bei ihrer Korrespondenz mit Kassen oder mit behandelnden Ärzten unterstützen und kritische Nachfragen stellen, die Aufmerksamkeit auf Vorgänge verstärkt, die schieflaufen. Aber für das Durchsetzen von Anliegen ist gelegentlich auch ein gewisses Maß an Nachdrücklichkeit notwendig, um die ich mich immer bemüht habe.
TK spezial | Was war Ihr größter Erfolg?
Stötzner | Patienten sind, auch wenn sie individuell selbstbewusst und handlungsfähig sind, doch eher die Schwachen im System der Gesundheitsversorgung. Sie wissen weniger als die Fachleute. Als Kranke sind sie auf Hilfe angewiesen, als Kassenpatienten sind sie auf die vordefinierten Leistungen verwiesen, die zugelassen sind. Dass Patienten hier eine öffentliche Unterstützung und starke Stimme brauchen, die dieses Ungleichgewicht immer wieder anspricht und Änderungen einfordert, ist heute selbstverständlicher Teil von Politik. Das ist sicher ein Erfolg meiner Tätigkeit. Und in der Summe sind es viele Einzelfälle, in denen wir helfen konnten, durch das Gespräch, die Verstärkung von Antragsanliegen oder bei der Suche nach den richtigen Ansprechpartnern.
TK spezial | Für die bessere ArztVerteilung in Berlin haben Sie mehr Mut eingefordert. Welche Instrumente müssten dafür künftig stärker zum Einsatz kommen?
Stötzner | Berlin ist zwar insgesamt sehr gut mit ambulanten Arztsitzen ausgestattet, aber sie sind nicht entsprechend dem Bedarf einer alternden Bevölkerung verteilt. Die bestehenden gesetzlichen Grundlagen erlauben der
Politik hier nur wenig Einfluss. Notwendig wäre eine andere Definition des „Sicherstellungsauftrags“, also der Vereinbarung zwischen Kassen und Kassenärztlicher Vereinigung. Damit werden zwar bestimmte Verteilungsschlüssel festgeschrieben, kleinräumige Lücken in der Versorgung lassen sich damit aber nicht schließen. Das hat sich im Berliner Bezirk Neukölln oder den östlichen Randbezirken gezeigt. Auch müsste die Überversorgung in manchen Bezirken wirkungsvoll abgebaut und Ressourcen in andere Bereiche umverteilt werden.
TK spezial | Woher nehmen Sie Ihre Detail und Fachkenntnis, um im Haifischbecken Gesundheitswesen zu bestehen?
Stötzner | Das Soziologiestudium hat viel genützt. Ansonsten lerne ich im Tun. Ich arbeite seit mehr als 30 Jahren mit Selbsthilfegruppen zusammen und weiß deswegen, was Betroffene brauchen und fordern. In Beiräten und Ausschüssen habe ich mich nicht vor Konflikten gescheut. So lernt man die Reaktionen kennen. Ich will nicht verhehlen, dass es auch einen gewissen Frust darüber gibt, wie langsam manche Steuerungsgremien arbeiten. Manchmal hat man den Eindruck, bestimmte Vertreter sind nur da, um zu verhindern, dass etwas gegen ihre Interessen entschieden wird oder dass eventuell Kosten auf ihrer Seite entstehen. Ich weiß, dass die rechtlichen und forma
len Grundlagen unseres Gesundheitswesens sehr kompliziert sind und deswegen ein hoher Abstimmungsgrad notwendig ist. Positive verantwortliche Politik ist meines Erachtens aber etwas anderes.
TK spezial | Über drei Millionen Hauptstädter können Sie werktags von zehn bis 14 Uhr telefonisch erreichen. Wie gelingt es Ihnen, die Anfragen zu beantworten?
Stötzner | Ich mache die Arbeit nicht allein. Das Amt ist eine echte Teamaufgabe und hier habe ich das Glück, sehr engagierte und kluge Kolleginnen und Kollegen zu haben. Wir sind inzwischen, dank der Unterstützung von Senator Czaja, zu viert. Und, auch das ist ein Glück, nicht alle Berliner Patienten machen schlechte Erfahrungen. Mit dem bestehenden Team können wir die Anliegen der Patienten und seit dieser Legislaturperiode auch der Menschen mit Problemen im Bereich der Pflege aufgreifen. Es ist nicht immer ganz einfach, der Vielfalt der Themen und dem Erwartungsdruck Einzelner nach unmittelbarer Hilfe gerecht zu werden. Aber wir können in Berlin ja auch auf kompetente Partner wie die Patientenberatungsstellen oder das Projekt „Pflege in Not“ zurückgreifen.
TK spezial | Was tun Sie für Ihre WorkLifeBalance?
Stötzner | WorkLifeBalance? Diese Arbeit ist Leben.
Karin Stötzner
Karin Stötzner ist seit 2004 die Patientenbeauftragte von Berlin. Sie ist 1951 in Frankfurt am Main geboren. Im Jahr 2011 hat sich ihr Handlungsfeld um das Thema Pflege erweitert. Die studierte DiplomSoziologin war als Referentin beim Paritätischen Wohlfahrtsverband Gesamtverband in der Mainmetropole tätig. Seit 29 Jahren leitet sie die Selbsthilfe Kontakt und Informationsstelle SEKIS Berlin. Die Mutter eines erwachsenen Sohnes hat ihre Leidenschaft zum Beruf gemacht.
ZUR PERSON
TK spezial Berlin und Brandenburg · 4/2014 | 4
Prävention und Gesundheitsförderung
Gemeinsam Klasse sein!Die Woche beginnt. Kinder und Jugend liche in Berlin, Brandenburg und ganz Deutschland machen sich auf den Weg zur Schule. Mit Freunden tauschen sie ihre Erlebnisse aus oder schmieden Pläne für das nächste Fußballspiel am Nachmittag. Was so alltäglich und er wartungsvoll klingt, kann für einige von ihnen ganz anders aussehen. Viele Kinder und Jugendliche klagen über Schlaf störungen, Bauch und Kopfschmerzen. Der Grund: Sie sind fortdauernden Schikanen, Bloßstellungen und Belästigungen von ihren Klassenkameraden ausgesetzt. Grund genug für die TK, Lehrer, Schüler und Eltern präventiv gegen Mobbing zu unterstützen.
Gemeinsam mit dem Landesinstitut für Lehrerbildung und Schulentwicklung Hamburg hat die TK das Projekt „Mobbingfreie Schule – gemeinsam Klasse sein!“ entwickelt. Es klärt Schüler, Eltern und Lehrer über die Mechanis
men und möglichen Folgen von Mobbing auf. Das TKProjekt läuft bereits in 15 Bundesländern. Die Schulen haben insgesamt 12.500 sogenannte „AntiMobbingKoffer“ von der TK erhalten. Seit 2013 gehört auch das „Modul Cybermobbing“ zu den Bausteinen des Projekts.
Prävention und Gesundheitsförderung
Bis in den Nachmittag Unterricht, dann zum Sportverein und die Hausaufgaben nicht vergessen. Der Alltag vieler Schüler ist generalstabsmäßig durchgeplant. Herausforderungen wie ein Vortrag vor der Klasse können als eine übergroße Belastung empfunden werden. Wie Erwachsene haben auch Jugendliche Stress. Ein lebhafter Alltag ist für sich genommen nicht das Problem. Problematisch
den, Ärger mit den Eltern oder Probleme in der Schule. Mit dem Präventionsprogramm „SNAKE – Stress nicht als Katastrophe erleben“ unterstützt die TK Jugendliche darin, Stress zu erkennen, Problemlösungen zu finden und zu trainieren. Das Ziel: den Umgang mit Herausforderungen und Stress frühzeitig zu erlernen und dadurch ganz individuell negative gesundheitliche Auswirkungen zu vermeiden.
Was bedeutet das konkret? Die Schüler können ihre individuellen Probleme beispielsweise mit dem Konzept „5 Schritte gegen Stress“ angehen. Ein Beispiel: Ein Schüler sagt, was ihn stresst. Das können fehlende Übungsmöglichkeiten vor einem Mathetest sein. Er benennt sein Ziel, den Test mit einer guten Note zu bestehen. Gemeinsam erarbeiten die Schüler in der Klasse Möglichkeiten, um dieses Ziel zu erreichen. Letztlich erscheint ein Problem viel kleiner, wenn eine Lösung gefunden ist.
Weitere Informationen erhalten Sie im Internet unter www.tk.de, Webcode 211908.
wird es dann, wenn Stresssymptome wie Kopfschmerzen, Unwohlsein und Schlafstörungen den Alltag fortdauernd begleiten. Zu den häufigsten Auslösern zählen Streit unter Freun
Die Betroffenen leiden auch unter den gesundheitlichen Folgen.
Diese drei Jugendlichen gehen eine Herausforderung im Team an.
Probleme lösen – Stress vermeiden
Adipositas, Bluthochdruck und Diabetes zählen zu den sogenannten Zivilisationskrankheiten. Ein gesunder Lebensstil kann das eigene Wohlbefinden verbessern und die negativen Folgen vermeiden helfen. Umso wichtiger ist, dass Prävention und Gesundheitsförderung Kinder und Jugendliche in ihrer Lebenswelt – unabhängig vom sozialen Status – erreichen.
Seit dem Jahr 2003 hat die TK Kitas und Schulen in Berlin und Brandenburg mit rund 400.000 Euro auf dem Weg zu einer gesunden Lebenswelt gefördert.
In der Hauptstadt und der Mark unterstützt die TK darüber hinaus die landesweiten Programme gemeinsam mit anderen Krankenkassen und Partnern. Kinder, Erzieherinnen und Eltern entwickeln im Rahmen des „Berliner Landesprogrammes für die gute gesunde Kita“ in rund 120 Einrichtungen eigene Ideen für ein gesundes Lebensumfeld. Am „Berliner Landesprogramm für die gute gesunde Schule“ beteiligen sich inzwischen Schulen in allen Berliner Bezirken.
Eltern, Lehrer und Schüler arbeiten in über 170 Schulen in Berlin und Brandenburg Hand in Hand für ein respektvolles Miteinander. Sie setzten das im Jahr 2011 gestartete TKProjekt „Mobbingfreie Schule – gemeinsam Klasse sein!“ um.
INFORMATION
Nähere Informationen erhalten Sie im Internet unter www.tk.de, Webcode 108934.
TK spezial Berlin und Brandenburg · 4/2014 | 5
Rund 50 märkische Kliniken stehen rund 2,4 Millionen Brandenburgern für die medizinische Behandlung rund um die Uhr zur Verfügung. Sie leisten eine engagierte Arbeit zum Wohle der Patienten – nicht immer unter einfachen Bedingungen. Ob Bahnverbindungen, Schulen oder Polizeistationen: Die
Ein Modell für Brandenburg Krankenhausversorgung 2020
Gebieten in der Mark wird es in Zukunft schwieriger werden, die medizinische Versorgung flächendeckend sicherzustellen. Formal obliegt die stationäre Sicherstellung dem Land Brandenburg. Die ambulante Versorgung ist Aufgabe der Kassenärztlichen Vereinigung (KV) Brandenburg. Wer künftig Kräfte bündeln muss und Synergieeffekte nutzbar machen will, sollte nach Ansicht der TK die Behandlungssektoren „ambulant“ und „stationär“ stärker miteinander verbinden.
Mehr Spezialisierung – mehr Qualität
In einem Flächenland wie Brandenburg entscheidet die Erreichbarkeit der medizinischen Hilfe darüber, ob das Gesundheitssystem funktioniert. Zugleich müssen für kompliziertere medizinische Eingriffe kostenintensive Technik und spezialisiertes Fachpersonal vor Ort sein. Die Struktur und die Funktionen der Kliniken im Land haben einen Einfluss darauf, ob mit den zur
Ärzte bei der Arbeit im OP.
Verfügung stehenden Ressourcen auch morgen noch eine hochwertige Versorgung gewährleistet werden kann. Die TK plädiert dafür, die medizinische Krankenhausversorgung in Brandenburg zukünftig in Form eines Stufenmodells zu organisieren. Was bedeutet das konkret? Als neue Versorgungsstufe sollen die Integrierten Versorgungszentren geschaffen werden. Diese übernehmen die Notfallversorgung und bieten zudem eine ambulante haus und fachärztliche Grundversorgung. Medizinisch aufwendigere Behandlungen sind auf der nächsthöheren Versorgungsebene angesiedelt. Das Ziel: Mit der Zentralisierung soll ein hohes Maß an Qualität und Effizienz erreicht werden. Wie die TK betont, könnte die Teamarbeit in den integrierten Zentren gerade für junge Ärzte ein attraktives Arbeitsumfeld bieten.
Das Positionspapier „Krankenhausversorgung 2020 – Positionen der TK für Brandenburg“ steht online unter www.tk.de, Webcode 666040 zum Download bereit.
Jan Lienau,Referent für stationäre Versorgung der TKLandesvertretung
18 Jahre nach dem gescheiterten Volksentscheid sind die Pläne für ein gemeinsames Bundesland BerlinBrandenburg inzwischen vom Tisch. Der Slogan der Befürworter trägt aber auch heute noch ein großes Körnchen Wahrheit in sich: „Gemeinsam sind wir stark“. Die Zusammenarbeit der beiden Bundesländer erstreckt sich von gemeinsamen Landesgerichten, über den Verkehrsverbund, den Rundfunk oder das Statistikamt. Auch in der Gesundheitspolitik gibt es zahlreiche Ko operationen, beispielsweise im Bereich Gesundheitswirtschaft oder beim Masterplan Gesundheitsregion.
Die Krankenhausplanung macht jedoch weiterhin jedes Bundesland für sich. Die Patienten richten sich aber nicht nach Landesgrenzen: 14 Prozent der Patienten in Berliner Krankenhäusern kommen aus Brandenburg. Im Gegenzug sind sechs Prozent der Patienten in märkischen Häusern eigentlich Hauptstädter. Angesichts dieser länderübergreifenden Patientenwanderungen sollten Brandenburg und Berlin auch die Planung zukünftig gemeinsam angehen. Ein gemeinsamer Plan ab 2020 ist – aller rechtlichen Hürden zum Trotz – machbar, solange der politische Wille vorhanden ist.
KOMMENTAR
märkische Infrastruktur ist von großen Umwälzungen betroffen. Ursachen dafür sind die künftige demografische Entwicklung und die Bevölkerungsverteilung im Land. Die damit einhergehenden Veränderungen machen auch vor dem Gesundheitswesen nicht halt. Wie kann zukünftig eine hochwertige medizinische Krankenhausversorgung gewährleistet werden? Welche Weichenstellungen sollte die Politik im Sinne der Brandenburger Patienten ergreifen? Antworten auf diese und andere Fragen hat die TK im Positionspapier „Krankenhausversorgung 2020 – Positionen der TK für Brandenburg“ skizziert.
Gesundheitsversorgung durch mehr Zusammenarbeit stärken
Grenzen, ob zwischen den Behandlungssektoren oder zwischen Berlin und Brandenburg, charakterisieren das Gesundheitssystem. Die bestehenden Barrieren zeigen, dass die stärkere Ausrichtung des Gesundheitswesens auf die Patienten auch heute eine berechtigte Forderung ist. Gerade in ländlichen und strukturschwachen
Impressum
Herausgeber | Techniker Krankenkasse, Landesvertretung Berlin und Brandenburg
Verantwortlich | Susanne Hertzer Redaktion | Marcus Dräger, Conrad EhrlichTelefon | 030 245 474 Telefax | 030 245 47500E-Mail | lvberlin[email protected] Twitter | www.twitter.com/TKinBerlinBBInternet | www.tk.de/lvberlin
Das gemeinsame Essen ist ein wichtiges kommunikatives und kulinarisches Ereignis im Alltag einer Familie. Eltern und Kinder berichten, was sie in der Schule beziehungsweise bei der Arbeit erlebt haben. Man spricht über den Ausfl ug am Wochenende, das Weihnachtsgeschenk für die Oma oder den neuen Hund der Nachbarn. Dabei wird ganz bewusst genossen, geschmeckt und geschlemmt. Soweit die Theorie. Die Praxis in Deutschlands Küchen und Wohnzimmern sieht
Nicht ohne mein SmartphoneForsaUmfrage
östlichen Bundesländern ist es sogar jede dritte. Jedes fünfte Kind spielt während des Essens mit Smartphone oder Gameboy – häufi g zum Leidwesen der Eltern. Auch hier sind die Unterschiede zwischen den Bundesländern groß: Am häufi gsten wird in den Ländern Sachsen, SachsenAnhalt und Thüringen mit am Tisch gespielt (26 Prozent), am seltensten in Berlin, Brandenburg und MecklenburgVorpommern (neun Prozent).
Eltern und Großeltern als Vorbilder gefragt
Elisabeth Kirchner, DiplomOecotrophologin bei der TK in Berlin: „Es ist nicht nur wichtig, dass sich Kinder ausgewogen ernähren, sondern auch, wie sie ihre Mahlzeiten zu sich nehmen. Ständige Ablenkung durch Fernseher oder Smartphone kann dazu führen, dass die Kinder das Essen herunterschlingen und nicht darauf achten, ob sie bereits satt sind.“ Immerhin jedes zehnte Kind zwischen 12 und 17 Jahren leidet gemäß der TKStudie bereits unter Übergewicht. Eltern und Großeltern seien als Vorbilder gefragt. Kirchner: „Kinder lernen von den Erwachsenen. Solange die ältere Generation während der Mahlzeiten nicht vom Smartphone lassen kann, kann man dies von der Jugend kaum erwarten.“ Nur wer selbst die Praxis durchbricht und ein gutes Vorbild ist, kann den Kindern zeigen, wie schön ein gemeinsames Essen sein kann – nicht nur in der Theorie.
Für die Umfrage hat Forsa im Auftrag der TK im Juli 2014 bevölkerungsrepräsentativ 1.000 Eltern, bei denen mindestens ein Kind zwischen 12 und 17 Jahren im Haushalt lebt, zu deren Mediennutzungsverhalten und ihrer Gesundheit befragt.
INFORMATION
jedoch anders aus. Das ist das Ergebnis der aktuellen Umfrage „Jugend 3.0“ im Auftrag der TK. Wenn sich Familien in Deutschland zum Essen zusammenfi nden, sitzen oft Smartphone und Co. mit am Tisch.
Zwar essen zwei von drei Familien mindestens einmal am Tag gemeinsam, allerdings werden die Kinder dabei häufi g durch Smartphone und TV abgelenkt. Die größte Rolle spielt der Fernseher: Jede vierte Familie schaut während der Mahlzeiten gern in die Glotze. In den
Tippen, tippen, tippen – die Jugend kommuniziert über Facebook, Twitter und Co.
„Jugend 3.0 – mit Sicherheit im Netz“ – mit diesem 30minütigen Film zeigt die TK, wie Familien den Alltag mit Computer und Smartphone leben, welche Probleme es zu bewältigen und welche Lösungen es gibt. Der Film ist für den Unterricht und die Erzieherausbildung ebenso geeignet wie für das gemeinsame Anschauen in der Familie. Er bietet Informationen und Fallbeispiele, auf deren Grundlage Schulen und Familien diskutieren können, welchen Raum digitale Medien in ihrem Alltag einnehmen sollen. Den Film „Jugend 3.0 – mit Sicherheit im Netz“ können Sie online anschauen oder auch als DVD bestellen: www.tk.de, Webcode 657978.
INFORMATION