Über den wert der hofmann-flössnerschen methode der blutplättchenzählung

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1828 KLINISCHE WOCHENSCHRIFT. II. ]AKRGANG. Nr. 44 29. OKTOBER 1932 sp~tter mitgesetzte Tuberkelbacillendepot im Sinne eines ver- stXrkten Abbaues, einer Immunit~t, zu beeinflussen, ganz im Gegensatz zum Kochschen Grundversuch, bei den die rasche Beseitigung bzw. die 6rtliche Fixierung der super- infizierenden Tuberkelbacillen neben der ,,allergischeI1 Ent- zfindung" das eindrucksvollste Kennzeichen ist. Man kann also den Schlufi ziehen, daft beim Kochschen Grundversuch die lokale allergische Entzi~ndung als solche ]i~r die Abwehr der Zweitin]ektion belanglos ist. Es ist vielmehr die spezi]ische Umstimmung dutch die Erstin]el~tion, die ]i~r die AbtStung der superin]izierenden Bacillen verantwortlich zu machen i.st. Also erscheint die Immnnit~t auch hier dutch den Erwerb spezifischer Abwehrkr~fte bestimnlt. Es soll natfirlich nicht behauptet werden, dab an der Stelle ether a!lergischen Lokalreaktion befindliche Erreger ganz unbeeinfluBt blieben. Ffir die Beantwortung dieser Frage waren nnsere Versuche nieht angelegt. Man h~tte hierffir vor allen viel kleinere Infektionsdosen w~hlen mfissen. Uns kam es nur darauf an, festzustellen, ob unter den Be- dingungen, wie sie beim Kochschen Grundversuch vorliegen, eine heftige allergische Entzfindung, deren Ursache abet nicht auf einer~tuberkul6sen Allergie beruhte, das Angehen der In- fektion verhindern oder doch merklich beeinflussen kann. Das abet scheint nicht der Fall zu sein. Wit glauben, trotz der verh~tltnism~Bigen Kleinheit der Versuchsreihen und trotz mancher EinwXnde, die sich grunds~tzlich gegen eine solche modellm~Bige Versuchsanordnung machen lassen, zu dieser Folgerung berechtigt zu seth. Literatur: ~ R. DO~RR, l-Iandb, d. norm. u. pathol. Physiol. 13 (1929). -- 2 PIr SPANIER, Zbl. Bakter. I Orig. 12I, 451 (1931). -- W. PANEL, Anatomische Grundlagen der Immunit~tsvorg~nge. Handb. der Kindertuberkulose von ST. ENGEL U. PIRQUET l, 213 bis 252 (193 o) -- Zur Morphologie der Oberempfindlichkeits- und Immunit~tserscheinungen. Z. exper. Med. 77, H. 3/4, 396 -- Lungentuberkulose. Handb. spez. pathoI. Anat. u. Histol. 3/2, I84ff. -- t A. I<LOpS~OCI{u. G. E. SXL~ER, Klin. -Wschr. ~927, Nr 35 -- Zbl. Bakter. I Orig. Io 4, t3eih., 14o (19271 -- Z. Immun.forsch. 63, 463 (1929). UBER DEN WERT DER HOFMANN-FLOSSNER- SCHEN METHODE DER BLUT- PLATTCHENZAHLUNG*. Von ]~. HARTMANN, Facharzt flit innere Krankheiten, Breslau. Aus der Medizinischen Abteilung des St~idtischen Wenzel-Hancke-Krankenhauses in Breslau (Prim~irarztProf. Dr. E. FRANK). Die t3edeutung der Blutpl~ttehen in der menschlichen Pathologie, ihrer zahlenm~13igen nnd morphologischen Ver- ~nderung ist heute Allgemeingut der Klinik. Wenngleich nun bereits eine sehr groBe Reihe yon Arbeiten fiber dieses Gebiet vorliegt, so mug festgestellt werden, dab es an einer allgemein anerkannten Methodik der Z~hlung mangelt. W~hrend die Z~hlung der roten wie der weiBen Blutzellen ffir klinische ulld wissenschaftliche Zwecke nit vollkommen ausreichender Genauigkeit vorgenommen werden kann, er- fordert die zahlenmXl3ige ]3estimmung des dritten Formel- elementes -- der Blutpl~ttchen -- eine besondere Sorgfalt und Erfahrung. Diese Unsicherheit wird durch die Ungleich- heir der Pl~ttchengr6Be, leichte Agglutinabilit~tt und Ver- wechslung nit anderen schwer definierbaren Gebilden usw, gesteigert. Diesen Umst~nden wird zugeschrieben, dab die als physiologiseh angesehene Zahl der Blutpl~ttchen bet den verschiedenen Autoren (SAHLI, H~LBER, FONtO, BIZZOZERO, J. H. WRIGHT, KRISTENSON, m. C. GRAM, J. PRATT, PRIS, PUCHBERGER, BRODIE, Z]~LLER, ~'LOSSNER, HOFMANN, KEMP, CAI~I{Ot:~) zwischen Werten yon 15o ooo und 862 ooo in I cmm schwankt. Bet niedrigen Werten mug man immer gegen den Einwand gewappnet sein, dab die BlutplS~ctchen einerseits durch die Manipulation, andererseits in der Fixierungsflfissigkeit selbst ziemlich rasch zugrunde gehen k6nnen, bet hohen ?vVerten da- * Vorzugsweise nach Untersuchungen bet thrombopenisehen Erkrankungem gegen, dab auch andere Gebilde mitgezghlt werden. Die physikalischen Eigenschaften der Blutplgttchen, ihres Milieus, der Verdfinnungsflfissigkeit, die Abhgngigkeit ihrer Aggluti- nation yon der Temperatur erschweren die Widerlegung der zum Teil berechtigten Einwgnde dort, wo der h~matologischen Methode schon an und ffir sich eine gewisse Subjektivitgt anhaitet. Die Z~thlung der Blutpl~tttehen wird in der Klinik folgender- weise vorgenommen: i. naeh der Ausstrichmethode, 2. im Venenblut bzw. Plasma (Zusatz yon gerinnungs- hemmenden Mitteln), 3. aus dem Capillarblut naeh sofortiger Vermischung mit der konservierenden Fliissigkeit. Alle diese Methoden versuchen die st6renden Fehler- quellen auszuschalten, ein zu rasehes Gerinnen, die Adh~renz der Blutpl~ttchen an der Wand des Instrumentes, ihren raschen Zerfall sowie die Verklebung miteinander. Es wfirde hier zu weir ffihren, die einzelnen Methoden kritisch gegen- fiberzustellen, um die Angaben der verschiedenen Verfasser gegenseitig abzuw~tgen; wir wollen vielmehr unsere Aufmerk- samkeit einer Methode zuwenden, die in letzter Zeit Eingang ill die Klinik gefunden hat und Pl~ttehenwerte angibt, die das Mehrfaehe der bisher angenommenen betragen. Auf Veranlassung yon F. B. HOFMANN haben FLOSSNER und DANZ im Jahre 1922 Untersuchungen fiber das zahlen- m~13ige Verhalten der Blutplgttchen bet Anwendung yon Tyrodel6sung gemacht und gefunden, dab ihre Zahl nor- malerweise etwa 76o ooo betrggt. Durch Naehuntersuchungen v o n HOFMANN, ]BOSHAMMER, I-IoRwITZ, STUBER, zum Teil LA~PEaT haben die Angaben FL0SSNERS eine Best~tigung erfahren. Auf Grund dieser Methode teilt BOSHAMMER die Blutpl~ttchen in 4 Unterarten ein. Mehr als die H~lite machen die kleinen, besonders labilen Gebilde ans. Er hat weiterhin gezeigt, dab bestimmte Erkrankungen konstante Thrombocytenformeln, ~hnlieh den qualitativen Leuko- cytenbild, aufweisen. Nach Ansicht der verschiedenen Nach- prfifer der F16ssnerschen Methode soll die Methode alle Blut- pl~ttchen, insbesondere die kleinen labilen Formen, erfassen, die den anderen Untersuchungsmethoden gew6hnlich ent- gehen. Diese Gebilde, welche durch die dutch das Glas be- dingte Klebrigkeit leicht zerst6rt werden k6nnen, sollen einen sehr betr~chtlichen Anteil der Blutpl~ttchen ausmachen. Bet der Betrachtung der Arbeiten FL0SSNERS, HOF- MANNS und seiner Nachprfifer fallen sogleich die weitgehenden Gegens~tze zu der herrschenden BlutplXttchenlehre auf. Man vermiBt auch den Versuch, die neuen Zahlen zu den klinischen Erscheinungstatsachen in Beziehung zu setzen, z. B. die Abh~ngigkeit einer Blutungsbereitschaft yon der hochgradigen Verminderung der Blutpl~ttchen. Man h6rt nicht yon einem Studium der Morphologie der ,,kleinen labilen" Blutpl~ttchen oder yon einem Versuche, sie f~rbe- risch darzustellen. Da die Methode v611ig neue Darstellung yon dem Pl~ttchenbild geben wfirde, habe ich mir die Auf- gabe gestellt, ihre Brauehbarkeit einer systematischen Unter- suchung zu nnterwerfen. Es wurde zun~chst bet einer IReihe normaler Mellschen die Zahl der Blutpl~ttchen bestimmt, und es IieB sich dabei feststellen, dab die Anzahl der in der Kammer sichtbaren Gebilde den Angaben HO~MANNS und FL6SSNERS entspricht. Jedoch fiel sofort auf, daB es sich gr6gtenteils um Gebilde yon ether Kleinheit handelte, die man im AusstrichprXparat fast niemals finder. Wetter wurde bemerkt, dab diese kleinen Gebilde tanzende Bewegungen machen und im Gegensatz zu den Blutpl~ttchen keine Neigung zum Sedi- mentieren, d. h. zum Absetzen in den ]3oden der ZXhlkammer auf- weisen. Um die Brauchbarkeit dieser Methode genau zu erproben, babe ich als Testobjekt solche FXlle ausgesucht, die im Blut- ausstrich nur vereinzelte Pl~ttchengebilde erkennen lassen, klinisch eine schwere h~morrhagische Diathese und nach der yon uns ver- wendeten Methode (Kt{ISTEI~-SOI~') eine hochgradige Verminderung der 131utpl~ttchenzahl aufweisen. Um jedem Einwand aus dem Wege zu gehen, habe ich mich genau an die Originalvorschriften gehalten. Zur Kontrolle benutzte ich die Modifikation yon t{ORWlTZ, die im wesentlichen dasselbe Resultat lieferte. Als ZahKlfissigkeit wurde die Tyrodel6sung nach TSCHtgRMAK benutzt, zur Kontrolle auch mit Glykosezusatz. Ent-

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1828 K L I N I S C H E W O C H E N S C H R I F T . I I . ] A K R G A N G . N r . 44 29. OKTOBER 1932

sp~tter m i t g e s e t z t e T u b e r k e l b a c i l l e n d e p o t i m Sinne eines ver - s tXrk ten Abbaues , e iner I m m u n i t ~ t , zu bee inf lussen , ganz im Gegensa t z z u m K o c h s c h e n G r u n d v e r s u c h , bei d e n die r a sche Bese i t i gung bzw. die 6 r t l i che F i x i e r u n g der super - i n f i z i e renden Tube r ke l bac i l l en n e b e n der ,,allergischeI1 E n t - z f i ndung" das e ind rucksvo l l s t e K e n n z e i c h e n ist.

Man kann also den Schlufi ziehen, daft beim Kochschen Grundversuch die lokale allergische Entzi~ndung als solche ]i~r die Abwehr der Zweitin]ektion belanglos ist. Es ist vielmehr die spezi]ische Umstimmung dutch die Erstin]el~tion, die ]i~r die AbtStung der superin]izierenden Bacillen verantwortlich zu machen i.st. Also e r sche in t die I m m n n i t ~ t a u c h h ie r d u t c h den E r w e r b spezi f ischer A b w e h r k r ~ f t e b e s t i m n l t .

Es soll na t f i r l i ch n i c h t b e h a u p t e t werden , d a b a n der Stelle e ther a! lerg ischen L o k a l r e a k t i o n bef ind l i che E r r ege r ganz u n b e e i n f l u B t b l ieben. Ff i r die B e a n t w o r t u n g dieser F rage w a r e n n n s e r e Ver suche n i e h t angelegt . M a n h ~ t t e hierffir vo r a l l e n viel k le inere I n f e k t i o n s d o s e n w~hlen mfissen. Uns k a m es n u r d a r a u f an, fes tzus te l len , ob u n t e r den Be- d ingungen , wie sie b e i m K o c h s c h e n G r u n d v e r s u c h vor l iegen, eine hef t ige a l lergische E n t z f i n d u n g , de ren U r s ache a b e t n i c h t au f e ine r~ tube rku l6sen Allergie be ruh t e , das A n g e h e n der In - f ek t ion v e r h i n d e r n oder doch m e r k l i c h bee in f lus sen k a n n . Das a b e t s che in t n i c h t der Fa l l zu sein. W i t g lauben , t r o t z de r verh~t l tn ism~Bigen K l e i n h e i t der V e r s u c h s r e i h e n u n d t r o t z m a n c h e r EinwXnde, die s ich g runds~ tz l i ch gegen eine solche model lm~Bige V e r s u c h s a n o r d n u n g m a c h e n lassen, zu dieser Fo lge rung b e r e c h t i g t zu seth.

L i t e r a t u r : ~ R. DO~RR, l-Iandb, d. norm. u. pathol. Physiol. 13 (1929). -- 2 PIr SPANIER, Zbl. Bakter. I Orig. 12I, 451 (1931). - -

W. PANEL, Anatomische Grundlagen der Immunit~tsvorg~nge. Handb. der Kindertuberkulose von ST. ENGEL U. PIRQUET l, 213 bis 252 (193 o) -- Zur Morphologie der Oberempfindlichkeits- und Immunit~tserscheinungen. Z. exper. Med. 77, H. 3/4, 396 -- Lungentuberkulose. Handb. spez. pathoI. Anat. u. Histol. 3/2, I84ff. - - t A. I<LOpS~OCI{ u. G. E. SXL~ER, Klin. -Wschr. ~927, Nr 35 -- Zbl. Bakter. I Orig. Io 4, t3eih., 14o (19271 -- Z. Immun.forsch. 63, 463 (1929).

UBER DEN WERT DER HOFMANN-FLOSSNER- SCHEN METHODE DER BLUT-

PLATTCHENZAHLUNG*. Von

]~. HARTMANN, Facharzt flit innere Krankheiten, Breslau.

Aus der Medizinischen Abteilung des St~idtischen Wenzel-Hancke-Krankenhauses in Breslau (Prim~irarzt Prof. Dr. E. FRANK).

Die t 3edeu tung der B l u t p l ~ t t e h e n in der m e n s c h l i c h e n Pa thologie , i h re r zahlenm~13igen n n d m o r p h o l o g i s c h e n Ver- ~ n d e r u n g is t h e u t e A l l gem e i ngu t der Kl in ik . W e n n g l e i c h n u n be re i t s eine sehr groBe Re ihe y o n A r b e i t e n f iber dieses G e b i e t vor l iegt , so m u g fes tges te l l t werden, d a b es a n e iner a l lgemein a n e r k a n n t e n M e t h o d i k der Z~h lung m a n g e l t . W ~ h r e n d die Z~h l ung de r r o t e n wie der weiBen B lu t ze l l en ffir k l in i sche ul ld wissenschaf t l i che Zwecke n i t v o l l k o m m e n aus re i chende r G e n a u i g k e i t v o r g e n o m m e n w e r d e n k a n n , er- f o rde r t die zahlenmXl3ige ] 3e s t i m m ung des d r i t t e n Fo rme l - e l emen tes -- de r B l u t p l ~ t t c h e n -- eine be sonde re Sorgfa l t u n d E r f a h r u n g . Diese U n s i c h e r h e i t wi rd d u r c h die Ungle ich- he i r der P l~ t t chengr6Be , le ichte Agglut inabi l i t~ t t u n d Ver- w e c h s l u n g n i t a n d e r e n schwer d e f i n i e r b a r e n Geb i lden usw, gesteiger t . D iesen U m s t ~ n d e n wird zugeschr ieben , d a b die als phys io log i seh a n g e s e h e n e Zah l der B l u t p l ~ t t c h e n bet d e n v e r s c h i e d e n e n A u t o r e n (SAHLI, H~LBER, FONtO, BIZZOZERO, J. H. WRIGHT, KRISTENSON, m. C. GRAM, J. PRATT, PRIS, PUCHBERGER, BRODIE, Z]~LLER, ~'LOSSNER, HOFMANN, KEMP, CAI~I{Ot:~) zwischen W e r t e n y o n 15o ooo u n d 862 ooo in I c m m s c h w a n k t .

Bet n i ed r igen W e r t e n m u g m a n i m m e r gegen den E i n w a n d g e w a p p n e t sein, dab die BlutplS~ctchen e inerse i t s d u r c h die Man ipu l a t i on , ande re r se i t s in der F ix ie rungsf l f i s s igke i t s e lbs t z iemlich ra sch z u g r u n d e gehen k6nnen , bet h o h e n ?vVerten da-

* Vorzugsweise nach Untersuchungen bet thrombopenisehen Erkrankungem

gegen, dab a u c h a n d e r e Gebi lde m i t g e z g h l t werden . Die p h y s i k a l i s c h e n E i g e n s c h a f t e n der B l u t p l g t t c h e n , ihres Milieus, der Verdf innungsf l f i ss igkei t , die A b h g n g i g k e i t ih re r Agglut i - n a t i o n y o n der T e m p e r a t u r e r s chweren die W i d e r l e g u n g de r z u m Teil b e r e c h t i g t e n E i n w g n d e dor t , wo der h ~ m a t o l o g i s c h e n M e t h o d e schon a n u n d ffir s ich eine gewisse S u b j e k t i v i t g t a n h a i t e t .

Die Z~thlung der B lu tp l~ t t t ehen wird in der Kl in ik folgender- weise v o r g e n o m m e n :

i . n a e h der A u s s t r i c h m e t h o d e , 2. i m V e n e n b l u t bzw. P l a s m a (Zusatz y o n ge r innungs -

h e m m e n d e n Mit te ln) , 3. aus d e m Cap i l l a rb lu t n a e h sofor t iger V e r m i s c h u n g m i t

der k o n s e r v i e r e n d e n Fl i iss igkei t . Alle diese M e t h o d e n v e r s u c h e n die s t 6 r e n d e n Feh le r -

que l len auszuscha l t en , ein zu rasehes Ger innen , die A d h ~ r e n z de r B l u t p l ~ t t c h e n a n der W a n d des I n s t r u m e n t e s , i h r e n r a s c h e n Zerfal l sowie die V e r k l e b u n g m i t e i n a n d e r . Es wfirde h ie r zu weir ff ihren, die e inze lnen M e t h o d e n k r i t i s ch gegen- f iberzuste l len, u m die A n g a b e n de r v e r s c h i e d e n e n Verfasser gegensei t ig abzuw~tgen; wir wol len v i e l m e h r unse re A u f m e r k - s a m k e i t e iner M e t h o d e zuwenden , die in l e t z t e r Ze i t E i n g a n g ill die K l in ik ge funden h a t u n d P l ~ t t e h e n w e r t e ang ib t , die das M e h r f a e h e der b i she r a n g e n o m m e n e n be t r agen .

Auf V e r a n l a s s u n g yon F. B. HOFMANN haben FLOSSNER u n d DANZ i m J a h r e 1922 U n t e r s u c h u n g e n fiber das zahlen- m~13ige V e r h a l t e n der B l u t p l g t t c h e n bet A n w e n d u n g y o n T y r o d e l 6 s u n g g e m a c h t u n d gefunden , dab ih re Zah l nor- male rweise e twa 76o ooo be t rgg t . D u r c h N a e h u n t e r s u c h u n g e n v o n HOFMANN, ]BOSHAMMER, I-IoRwITZ, STUBER, z u m Teil LA~PEaT h a b e n die A n g a b e n FL0SSNERS eine B e s t ~ t i g u n g e r fahren . Auf G r u n d dieser M e t h o d e t e i l t BOSHAMMER die B l u t p l ~ t t c h e n in 4 U n t e r a r t e n ein. Mehr als die H~l i t e m a c h e n die k le inen, be sonde r s l ab i len Gebi lde ans. E r h a t w e i t e r h i n gezeigt, d a b b e s t i m m t e E r k r a n k u n g e n k o n s t a n t e T h r o m b o c y t e n f o r m e l n , ~hnl ieh d e n q u a l i t a t i v e n Leuko- cy tenb i ld , aufweisen. N a c h A n s i c h t der v e r s c h i e d e n e n Nach- prfifer der F16ssnerschen M e t h o d e soll die M e t h o d e alle B lu t - p l~ t t chen , i n sbesonde re die k le inen lab i len F o r m e n , erfassen, die d e n a n d e r e n U n t e r s u c h u n g s m e t h o d e n gew6hnl ich en t - gehen. Diese Gebilde, welche d u r c h die d u t c h das Glas be- d ing te K leb r igke i t l e ich t ze r s t6 r t w e r d e n k6nnen , sollen e inen sehr b e t r ~ c h t l i c h e n Ante i l de r B l u t p l ~ t t c h e n a u s m a c h e n .

Bet der B e t r a c h t u n g der A r b e i t e n FL0SSNERS, HOF- MANNS u n d se iner Nachpr f i fe r fa l len sogleich die w e i t g e h e n d e n Gegens~tze zu der h e r r s c h e n d e n B lu tp lX t t chen l eh re auf. M a n v e r m i B t a u c h den Versuch , die n e u e n Z a h l e n zu den k l in i schen E r s c h e i n u n g s t a t s a c h e n in Bez i ehung zu se tzen, z. B. die A b h ~ n g i g k e i t e iner B l u t u n g s b e r e i t s c h a f t y o n der h o c h g r a d i g e n V e r m i n d e r u n g der B l u t p l ~ t t c h e n . M a n h 6 r t n i c h t y o n e inem S t u d i u m der Morphologie der , ,k le inen l a b i l e n " B l u t p l ~ t t c h e n oder y o n e inem Versuche , sie f~rbe- r i sch darzus te l len . D a die M e t h o d e v611ig neue D a r s t e l l u n g y o n d e m P l ~ t t c h e n b i l d geben wfirde, h a b e ich mi r die Auf- gabe gestel l t , i h re B r a u e h b a r k e i t e iner s y s t e m a t i s c h e n U n t e r - s u c h u n g zu n n t e r w e r f e n .

Es wurde zun~chst bet einer IReihe normaler Mellschen die Zahl der Blutpl~t tchen best immt, und es IieB sich dabei feststellen, dab die Anzahl der in der Kammer sichtbaren Gebilde den Angaben HO~MANNS und FL6SSNERS entspricht. Jedoch fiel sofort auf, daB es sich gr6gtenteils um Gebilde yon ether Kleinheit handelte, die man im AusstrichprXparat fast niemals finder. Wetter wurde bemerkt, dab diese kleinen Gebilde tanzende Bewegungen machen und im Gegensatz zu den Blutpl~t tchen keine Neigung zum Sedi- mentieren, d. h. zum Absetzen in den ]3oden der ZXhlkammer auf- weisen. Um die Brauchbarkei t dieser Methode genau zu erproben, babe ich als Testobjekt solche FXlle ausgesucht, die im Blut- ausstrich nur vereinzelte Pl~ttchengebilde erkennen lassen, klinisch eine schwere h~morrhagische Diathese und nach der yon uns ver- wendeten Methode (Kt{ISTEI~-SOI~') eine hochgradige Verminderung der 131utpl~ttchenzahl aufweisen.

Um jedem Einwand aus dem Wege zu gehen, habe ich mich genau an die Originalvorschriften gehalten. Zur Kontrolle benutzte ich die Modifikation yon t{ORWlTZ, die im wesentlichen dasselbe Resultat lieferte. Als ZahKlfissigkeit wurde die Tyrodel6sung nach TSCHtgRMAK benutzt , zur Kontrolle auch mit Glykosezusatz. Ent-

29. OKTOBER 1932 K L I N I S C H E W O C H E N S C H R I F T . II. J A H R G A N G . N r . 44 1829

sprechend den Ailgaben /?'L6SSNXRS wurde dieser L6sung I~ Sublima~ zugefiigt. Unsere Ergebnisse sind in der folgenden Tabelle im Zusammeilhang mit den klinischen Daten und dell Ergebnissen der Xristensonschen Pl~ttchenz~hlmethode aufgeffihrt.

Wie aus der Tabe l le h e r v o r g e h t , en t spr ich• der h ~ m o r - r h a g i s c h e n D i a t h e s e -- se lbs t in i h r e r s c h w e r s t e n F o r m -- bet A n w e n d u n g der M e t h o d e n a c h HOFMANN-FL0SS~E~ ke in A b w e i c h e n der P l ~ t t c h e n z a h l .

Zatll der BlutpI~ttchen Name des nach nach Klinische Manifestation der

Nr. Untersuehten KRISTEN- HOFMANN- h~morrhagisehen Dia~hese SON FLOSSNER

g o . I ) a .

Schl.

9 !Via,

IO

I I t t o f :

12 ~,

300000 79o ooo } 24 ~ ooo 533 ooo Normalf~lle 26o ooo 584 ooo

8ooo 2ooooo t Schwereh~morrhagischeDia- 25ooo 1 140ooo ]these mi t spontanen Haut-

~blutungen, verlXngerter Nlu- | tu i lgszei t und Anomalie der )Blutgerinnung.

IO ooo 720 ooo Essentielle Thrombopenie : Stauungsversuch s tark posi- tiv, Bluiungszeit verl~ngert, Retrakt ion des Blutkuchens fehlt, spontane Blutungen.

25 ooo 6oo ooo H~morrhagische Diathese, spontane Schleimhaut- und I lau tb lu tungen .

34ooo 53 oooo Hepatolienale Erkrankung. Keine h~tmorrhagische Dia- these.

2oooo 743ooo Diphtheria haemorrhagica: VerlXngerte Blutungszeit, Nachsickeru der t~instich- stellen.

700000 184oooo 5 Tage spdter: Die hXmorrha- gische Diathese ha t sich zu- r flckgebildet.

etw. 3oooo 916o0o Diphtheria haemorrhagiea: Blutung aus den Injektions- Stellen. Verl~ngerte I31u- tungszeit .

55ooo 167oooo 2 Tage spiiter: Die h~morrha- gische Diaihese ha t sich zu- rfickgebildet.

W a s s ind n u n diese Gebi lde? U m dieser F rage n&her- z u k o m m e n , w u r d e in fo lgender Weise v o r g e g a n g e n :

Ich babe zu der Tyrodel6sung s tar t des Sublimats in ent- sprechender Konzentra t ion Farbstoff zugef~gt, um eine F~rbung der BlutplXttchen in der Z~hlkammer zu erzielen. Es lies sich hierbei feststellen, dab die kleinen Blutpl&ttchen, welche die tan- zende ]3ewegung zeigen und zwischen den Ery throcyten ihren Platz fortw&hrend ver&ndern, keinen Farbstoff annehmen. Schon diese Beobachtung lies den Verdacht aufkommen, dab die sog. ,,kleinen tBlutpl~ttchen" etwas ganz anderes sind als die groSen.

Unser n~tehster Schri t t war, diese sog. kleinen Blutpl~tttchen nach den Prinzipien, wie sie in zahlreichen Uiltersuchungen nieder- gelegt stud, zu ailalysieren. Stellen diese Gebilde eine mit den Blut- plXttchen ideiltische morphologische Einhei t yon bekannter Granu- lation, Plasmaf~trbuilg und GrOBe war, so mfiSte man sie dutch das einfache pailoptische FXrbeverfahren darstellen k6nneil, lJm dem ZerfalI der Blutpl&ttchen zu entgehen, wurde , nachdem das Blur in der Tyrodel6sung gleichm~Sig vertei l t war, ein Blutausstr ieh angefertigt. Zu gleicher Zeit wurde in der Z&hlkammer die Zahl der Pl~t tchen und Ery throcyten nach HOFMANN-FL6SSNER er- mittel t . Es fie1 bet der mikroskopischen Bet rachtung des gef~trbten Blutpr~parates der nach flblicher Nomenklatur thrombopenischen FXlle auf, dab die Ery throcyten normales morphologisches Ver- hal ten und gute F~Lrbbarkeit zeigen, dab die BlutplXttchen dagegen fast vollstXndig vermiSt wurden, und zwar in den FXllen, wo man nach dem Kammerbilde der Hofmann-F1Ossnerschen Nfethode auf jeden siebenten Ery throcyten ein Blutpl~tttchen h~tte l inden mflssen. /3esonders bemerkenswert ist, daB, wenn in einem solchen PrXparat hier und da BlutpI~ttchen zu fiilden waren, e s sich stets um fXrberisch gut darstellbare Gebilde handelte. Die sog. ,,kleinen t31utpl~ttchen" sind einer Darstellung immer entgailgen. Aueh aus diesem Gruilde erschien uns die Annahme, dab diese sog. ,,kleinen BlutplXttchen" den morphologisch bekannten entsprXeheil, wie es in der Formulierung der obengenannteil Autoren zum Ausdruck gelangt, als nicht wahrscheinlich.

De r gesetzm~Bige Z u s a m m e n h a n g zwischen der Zah l de r B l u t p l ~ t t c h e n e inerse i t s u n d der B l u t u n g s n e i g u n g ande re r - se i ts h a t s ich in zaMre ichen t h r o m b o p e n i s c h e n E r k r a n k u n g e n als r i ch t ig erwiesen. Diese U n t e r s u c h u n g e n ze ig ten deut l ich , daB, w e n n die B l u t p l ~ t t c h e n den k r i t i s c h e n W e r t e r r e i ch t h a t t e n , u n t e r h a l b des Schwel lenwer tes die Intensit~Lt der B l u t u n g bis zu e inem gewissen Grade eine F u n k t i o n der P l ~ t t c h e n z a h l ist. F t i r die H o f m a n n - F 1 6 s s n e r s c h e P1/~ttchen- z ~ h l m e t h o d e is t de r , ,k r i t i sche W e r t " noch n i c h t e rmi t t e l t , ebenso feh len diesbezfigl iche B e o b a c h t u n g e n fiber e inen der- a r t i gen Z u s a m m e n h a n g bis auf die sp~r l i chen A n g a b e n y o n HORWlTZ vol l s t~ndig . B e t r a c h t e t m a n unse re E r g e b n i s s e u n t e r d iesen G e s i c h t s p u n k t e n , so l~Bt s ich m i t S iche rhe i t fes ts te l len , d a b die k l in i schen M e r k m a l e der h ~ m o r r h a g i s c h e n D i a t h e s e in keiner le i B e z i e h u n g zu de r n a e h HC~FMAN~- FL0SSNER g e f u n d e n e n Zah l der B l u t p l ~ t t c h e n s t ehen . W e n n wi t die F~lle Smia. oder He inz La. b e t r a c h t e n (s. Tabel le) , die k l in i sch h o c h g r a d i g s t e h ~ m o r r h a g i s c h e D i a t h e s e m i t ver- l~nger t e r B l u t u n g s z e i t n n d F e h l e n de r R e t r a k t i o n des B lu t - k u c h e n s aufweisen, so l i n d e n wi t P l ~ t t c h e n w e r t e , die n a c h HOFMANN-FLOsSNER zur N o r m geh6ren . D e m n a e h m u g m a n sagen, d a b die Gebilde, die m a n m i t de r H o f m a n n - F16ssnerschen M e t h o d e b e s t i m m t , K u n s t p r o d u k t e schwer de f in i e rba re r A r t sein mfissen.

Um diese Frage wetter zu kl~ren, haben wir die verwendete LOsung auf ihre Brauchbarkei t geprtfft, da nach Angaben yon OLEF die Tyrodel6sung ein wesentlich besseres Fixat iv ffir Leuko- cyten und Ery throcyten als ffir BlutplXttchen ist. M a n kann, wie ich gefunden habe, in der Z~hlkammer beobachten, dab in der Tyrodel6sung fixierte Pl~t tehen schon nach etwa io Minuten blasser werden und sich sparer v61Iig aufl6sen. HOFMANN uud FL6SSNER weisen a u c h darauf hin, dab die Z~hlung der Blut- pl~t tchen nach 2o--30 Minuten beendet werden soll, da sonst Blut- pI~ttchen geringer Resistenz schon zu zerfallen beginnen. Die Zahl der grogen PlXttchen Ilimm~ st~ndig ab im Gegensatz zu der ZahI der kleinen, die st~ndig zunimmt. Ferner ergab die Priifung der L6sung auf ihre Reinheit, dab in der glykosehaltigen TyrodelOsung ~hnliche Gebilde schon pri~/ormiert vorhanden sind, in der glykose- freien dagegen Vermigt werden. LAMPERr teilte mit, d a b auch beim Aufheben glykosefreier Tyrodel6sung Produkte entstehen, die ursprflnglich nicht vorhanden waren. Er glaubte diese Gebilde als Calcium-Carbonat-Krystalle identifizieren zu k6nnen, die durch den Alkaligehalt des gew6hillichen Flaschenglases bedingt stud. Die Verwendung yon optisch reiner Tyrodeldsung zur Pl~t tchen- z~hlung lieferte n icht mehr die hohen Werte, wie sie voi1 LAMP~RT selbst auf Grund seiner frt~heren Untersuchungen angegeben worden waren.

Auf G r u n d unse r e r B e o b a c h t u n g e n w~re ich n i c h t ab- gene ig t a n z u n e h m e n -- eine bak te r i e l l e V e r u n r e i n i g u n g soll a pr ior i a u s g e s c h a l t e t w e r d e n - - , d a b diese sog. M e i n e n B l u t - p lXt tchen, die bet n o r m a l e n M e n s c h e n e t w a 5o% der an- g e g e b e n e n W e r t e yon HOFMANN-FL0sSNER a u s m a c h e n , K u n s t p r o d u k t e ve r sch iedene r A r t sind. Sie k S n n e n e inerse i t s s c h o n in de r L 6 s u n g se lbs t v o r h a n d e n seth, oder sie s te l len D e g e n e r a t i o n s p r o d u k t e de r P l ~ t t c h e n u n d E r y t h r o c y t e n (ARNOLD BODIES) dar , ~hn l ich wie bet der Z~h tung de r L e u k o c y t e n m i t Ess igs~ure , wo m a n in der Z ~ h l k a m m e r der ,,BlufplXttehen" ganz g le i chgea r t e t e Gebi lde s ieht , die offen- b a r aus den d u t c h die Ess igs~ure z e r s t 6 r t e n E r y t h r o c y t e n s t a m m e n .

Die B r a u c h b a r k e i t e iner M e t h o d e i s t n i c h t d a v o n ab- h~ngig, ob der ge fundene W e r t den b i she r igen f iber t r i f f t , s o n d e r n ob die R e s u l t a t e m i f d e r Kl in ik u n d Morpholog ie in E i n k l a n g zu b r i n g e n sind. W e n n m a n unse re E r g e b n i s s e sowie die yon OLEF u n d z u m Teil yon H. LAMPERT b e t r a c h t e t , so l~13t die H o f m a n n - F 1 6 s s n e r s c h e M e t h o d e eine de ra r t ige Schlul3folgerung n i c h t zu. Auf G r u n d de r l ang j~h r igen Er - f ah rung , die wir m i t de r P l ~ t t c h e n z ~ h l m e t h o d e y o n I~RISTEN- SO~ in nnse r e r Mod i f ika t i on g e m a c h t h a b e n , k o n n t e n wir i m m e r den Z u s a m m e n h a n g der P1Xttchenwer• m i t der Kl in ik deu t l i ch e rkennen . Auf d iesen Z u s a m m e n h a n g wurde be re t , s in zah l r e i chen A r b e i t e n h ingewiesen , zu l e t z t in der Arbe i t y o n ~E. F ~ K u n d E. H A R T M A ~ -- ~ b e r die h ~ m o r - rhag i sche D i p h t h e r i e - - , wo die Gese tzm~Bigke i t der Pl~t t tchen- zahl u n d die hXmor rhag i sche D i a t h e s e m i t al ler Sch~rfe in E r s c h e i n u n g t r i t t . Se lbs tve r s tXnd l i ch dar f die E r w ~ g u n g

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n ich t auBer ach t gelassen werden, dab so wie jede h~mato - logische U n t e r s u c h u n g s m e t h o d e , so auch die Kr is tensol l sche P l~ t t chenz~h lme thode W e r t e angibt , deren Gellauigkei t in b e s t i m m t e n Grenzen schwankt .

Unseres E r a c h t e n s b e d e u t e t die Einff ihrul lg der P l~ t t chen- zgh lme thode nach HOFMA~'-FI~0SSNEI~ in die kl inische Pa tho log ic - - wie es schon yon ve r sch iedenen Sei ten vor- geschlagen worden is t (BOSI~AMMER, HO~WlTZ, STUBER und L&,'~) - - n ich t nur eine m e t h o d i s c h e Belas tung, sondern eine bis j e t z t vol ls t~ndig ungerech t fe r t ig te P ropag i e rung eines Ver- fahrens , dessen Grundlage einer Kr i t ik n ich t s tandh~l t . Was die sog. , ,kleillen labi len" Blutpl~ttchell- nach HO~MA~N- I~'L~SSN~R sind, l~Bt sich schwer sagen; soviel is t sicher, es s ind keine Th rombocy t en .

L i t e r a t u r : KuRT BOSI~AMMER, Z. exper, iVLed. 84, H. 3/4 (1925) - - Fol. haemat. (Lpz.) 32 (1926). -- O. FL6SSN~R, Z. Biol. 77, 113, 126. - - E. FRANK, Die h~morrhagischen Diathesen, in Schittenhelms Handbuch der Blutkrankheiten. Berlin: Julius Springer 1925. - - E. FRAI~I~ U. E. HART~AStN, Z. Mill. NIed. I932, 46o. -- HIRSCI~ u. E. I-IARTI~ANN, Zbl. GynXk. I926, Nr 45- - - F. B. Ho~vt~A~, Dtsch. reed. Wschr. 1926, Nr 21, 861. - - SA~. HORWlTZ, Z. exper. ivied. I9~7, 193 TM - - A. KRIS~EXSO~, Acta med. scand. (Stockh.) 57, 3Ol (1922). - - H. LAMPEI~, Die physikalische Seite des Gerinnungs- problems und ihre praktische Bedeutung. Leipzig: Georg Thieme 1931 -- Dtsch. med. Wschr. 1931, 2o16. - - IslOOl~E OLEO, Arch. of int. Ned. I93o.

K L I N I S C H E W O C H E N S C H R I F T . II . J A H R G A N G . N r . 44

WEITERE UNTERSUCHUNGEN UBER THORIUM- SPEICHERUNG.

III . Mitteilung. Von

Privatdozent Dr. KARL EHRHARDT, Oberarzt an der Universitgts-Frauellklinik Fral lkfurt a. M.

(Direktor: Geheimrat Prof. Dr. L. SEITZ) .

I.

I n der Klin. Wschr . 1932 , Nr 8 ulld im Zbl. Gyn~k. :932, Nr 14 h a b e ich meille e r s ten Un te r suchungse rgebn i s se tiber die Thor iumspe iche rung bei der weil3en Maus mi tge te i l t . Ich will die d o r t sk izz ier ten Resu l t a t e nochmals kurz zu- s a m m e n f a s s e n :

I. Durch in t r aven6se In jekt io l l yon o ,2 - -0 ,6 Thoro t ra s t* kann m a n bei der weiBen Maus die P l acen t en r6ntgenologisch dars te l len .

2. Die Dars te l lu l lg e r s t r eck t sich auf siimtliehe Placen t en : ein Ausfal l einzelller P l acen t en k o m m t n i ch t zus tande .

3. i3bergang des Thor iums auf die F e t e n wurde n i ch t beobach te t .

4. Weibl iche M~use, die m i t groBen Thor iummel lgen ge- spe icher t wurden , b le iben meis tens l~ngere Zei t h i n d u r c h steril .

5. Bei t ho r iumgespe i che r t en K a n i n c h e n wurde E i n t r i t t der Gravidi t~t , normale r Schwangerschaf t sve r l au f und mei- s tens normale E n t w i c k l u n g der N a c h k o m m e n beobach te t .

6. Die Frage der e m b r y o n a l e n S t rah lensch~digung du rch das in Leber und Milz depon ie r t e Tho r ium wurde of ten- gelassen.

7. Die r6ntgenologische D a r s t e l h n g der P l a c e n t a be im K a n i n c h e n gelang llicht.

8. Bei splenelctomierten M~usen k o m m t nach in t raven6se r Tho ro t r a s t i n j ek t i on h~ufig die Lunge zur Dars te l lung.

9. Nach intraperltonealer In j ek t ion yon T h o r o t r a s t f inder sich r6ntgel lologisch nachweisbares Tho r ium in den sub- clavicul~,ren L y m p h d r t i s e n und in den zugeh6r igen L y m p h - bahnen .

IO. Bei t ho r iumgespe i che r t en infal l t i len !V2~tusell zeigt die A . -Z . -Reak t ion no rma len Verlauf.

I I .

I ch habe in der Zwischenze i t meille S tud ien fiber Thor ium- spe icherung wel te r fo r tgese tz t und will nach~olgend fiber die erziel ten Resu l t a t e ber ich ten :

* Der Firma v. Heyden, Dresdell~Radebeul, mSchte ich auch an dieser StelIe meinen besten Dank ifir die freulldliche ~lberlassung der erforderlichen Thorotrastmengen aussprechell.

29. OKTOBER 1932

1. Veraucl~e bei der Maua. Wie ich frfiher bereits erwXhnt habe, ist der Thoriumspeicherungsprozel3 bei der Maus etwa 2--3 Stundell nach der Injektion beendet. Macht man nun vorzeitig, und zwar 3 ~ Minuten nach der Injektion yon o, 3 cem Thorotrast eine R6ntgen- aufnahme, so finder sich ein TeiI des Thoriums noeh in der BIutbahn, der restliche Tell dagegen schon in den Organen, Im R6ntgenbild sieht man daher zu dieser Zeit (bei der graviden Maus) Leber-, Milz- und Placentarschatten mehr oder weniger deutlich angedeutet und auBerdem die zu den graviden Uterush6rllern hinziehenden GefaBe dargestellt. Auf diese Weise erhalt man ein r6ntgenologisch fixiertes Zustandsbild, das als Test ffir NormalverhXltnisse an- gesehen werden darf. In zahlreichen Serienuntersuchungen pr~fte ich nun die Frage, ob man dutch K6rpersXfte oder durch pharma- kologische Wirkstoffe das Tempo des Speicherungsprozesses und die Verteilung der injizierten Thoriummenge auf die verschiedenen Organe beeinflussen kann. Ich erhielt hierbei illteressante Einzel- ergebllisse, auf die ich all dieser Stelle nicht n~her eingehen will, weil ich vorl~ufig noch keine klaren Gesetzm~Bigkeiten erkennen kann. Ich m6chte aber annehmen, dab das bier geschilderte Vor- gehen aussichtsreich erscheint, unsere Vorstellungen fiber ver- schiedene I~reislaufprobleme, insbesondere fiber die Wirksamkeit verschiedeller Kreislaufmittel, zu erweitern und zu pr~zisieren.

Die Frage, ob die MilzgrSI3e durch biologische oder p h a r m a - kologische Wirks tof fe beeinflul3t werden kann, f iberprfif te ich in 3 Versuchsser ien . In der I. Serie appl iz ier te ich die be t r e f f enden Wirks to f fe kurz vor der in t raven6se l l Thor ium- in jekt ion, in der 2. Serie kurz nach der In j ek t i on und in der 3. Serie nach vollendeter Speicherung. Auf diese Weise wurden die V o l u m s c h w a n k u n g e n der t h o r i u m h a l t i g e n und tho r ium- freien Milz und ihre A n s p r e c h b a r k e i t auf die verschiedel len kSrpere igenen und k6 rpe r f r emden Stoffe kontrol l ier t . P rak- t i sch ve rwer tba re GesetzmXl3igkeitell h a b e n sich bei d iesen Unte r suchunge l l bis j e t z t n i ch t ergeben. Ich mSch te noch erwXhnen, dab ich auch den E in f lug yon R a d i u m - und R 6 n t g e n s t r a h l e n auf die Gr6ge der Milz geprfif t habe . In einigen Fgl len b e o b a c h t e t e ich nach R a d i u m b e s t r a h l u n g ganz e x o r b i t a n t groBe Milzen, in wieder ande ren Fgl len er- gaben sich v611ig nega t ive Resu l t a te .

Dosierung und Applikation. Beztiglich der Dos ie rung und App l ika t ion sei folgendes

gesag t : Um bei graviden Nansen die Placentell darzustellen, habe ich

ill der fiberwiegenden Mehrzahl der Fglle o, 3 ccm Thorotrast intra- ven6s injiziert. Mit dieser Dosis kanI1 man wXhrend der zweiten Schwangerschaftshglfte mit Sicherheit placentare Kontrastsehatten erzielen. (Wahrend der erstell Schwangerschaftshglite liegell die Verhgltllisse wahrscheinlich etwas anders). Die Dosis lelalis schwankt bei der graviden Maus zwischen o,2 und o,6 ccm und ist individuell sehr verschieden. Ich habe Tiere beobachtet, die nach Injektion roll 0,5 ccm Thorotrast (abortierten nlld) am Leben blieben, und ich sah andererseits llach Injektion yon 0,2 ccm Th. dell Tod eintreten.

Nach u der Dosis letalis t r i t t der Tod im allgemeinen nicht sofort, sondern erst nach 24--28 Stullden ein, so dab vorher r6ntgenologische Ulltersuchullgen fiber Thoriumspeicherung durch- geffihrt werdell k6nnell.

Die techllische Ausffihrung intraven6ser Thoriuminjektionen ist bei eilliger lJbung leieht. Man benutzt am bestell Pravazkanfilen Nr. 2o und injiziert ill eine der seitlichen Schwanzvellen. Um eine Kontrolle darfiber zu haben, ob evtl. kleine Thoriummengell para- ven6s injiziert wurdell, lagert mall die Tiere bei der R6ntgenaufnahme so, dab die Schwanzvene mit auf das Bild kommt.

Nach rectaler und oraler Applilcation ro l l Tho r ium habe ich b isher keinerlei Spe ieherung in den Organen beob- ach te t .

Dagegen f inde t m a n nach intraperitonealer Thorotrast- in~ektion ein in te ressan tes Bild.

Etwa I - -3 Stunden, nachdem die Injektion erfolgt ist, sieht man 2 fadendfinne, in Zwerchfellh6he beginnende, parallel zur Wirbel- s~ule verlaufende Kontrastschatten, die stets ill 2 stecknadelkopf- groBen ~ontras tschat ten endigen. Die letzteren Iiegen in H6he der Clavicula. Meine ursprfingliche Ansicht, dab es sich hierbei um dell Duetus thoracieus handelll k6nne, hat sich als irrig erwiesen. Ich konnte das dadurch beweisen, dab ich die vordere Thoraxwand excidierte und dann r6ntgte. Es zeigte sich, dab die besehriebellen ~ontras tsehat ten nicht im Bereieh der Wirbelsaule, sondern im Bereieh der vorderen Brustwand liegen. Ich m6chte daher an- Ilehmen, dab es sich um subclavicul~re Lymphdrfisen mit den zu-