Über die abspaltung von kohlenmonoxyd aus sekundären und primären carbonsäuren

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1665 283. A. Bistrsycki und B. v. Siemiradski: ffber die Abspaltung von Kohlenmonoxyd aus sekundikren und primben GazbonstLuren. (Eingegangen am 6. Mai 190%) Nachdem im unterzeichneten Laboratorium festgestellt worden war, daS tertiare Sauren bei der Einwirkung von konzentrierter Schwe- felsiiure meist auffallend leicht Kohlenoxyd abspalten, hatten 'wir in einer friiheren Abhandlung begonnen, die Frage zu beantworten, in wie weit sekundare und primare Siiuren dieser Reaktion zugiinglich waren l). Wir hatten gefunden, daS die beiden in Arbeit genommenen sekundaren Sauren, die p-Oxydiphenyl- und die Diphenyl-essigsaure, mit konzentrierter Schwetelsaure erhitzt , allerdings auch Kohlenoxyd abspalten, jedoch schwerer und unvollstandiger als die entsprechen- den tertiaren Sauren. Zwei der drei von uns untersuchten primaren Siiuren, die Phenylessigsiiure und die Palmitiniiure, ergaben noch vie1 weniger Kohlenoxyd, wahrend die Reaktion bei der dritten, der 0-Hy- drocumarsaure, vollig ausblieb. Wir haben diese Versuche inzwischeo auf eine groBere Anzahl sekundarer und primarer Sauren ubertragen, wobei wir im groSen ganzen den friiheren analoge Ergebnisse erhalten haben : Auch die 7 neu untersuchten sekundaren Sauren spalten beim Erhitzen mit konzentrierter Schwefelsaure erhebliche Mengen von Koh- lenoxyd ab, meist etwa a/3-3/4 der theoretisch berechneten Menge; quantitativ, wie so oft bei den tertiiiren Sauren, verlief hier der ProzeB nie und auch stets erst bei hiiherer Temperatur. Die 5 daraufhin ge- pruften primiiren Sauren ergaben verhaltnismal3ig sehr vie1 weniger Kohlenoxyd, und wo es in nicht unerheblicher Menge erhalten wurde (z. B. aus der Isobutylessigsaure), scheint es einer tiefgreifenden, wahr- scheinlich oxydativen Zers7tzung der Saure seine Entstehung zu ver- hanken. Was nun das Verhalten der Sauren im einzelnen betrifft, so be- merken wir zunachst in Erganzung zu unserer friiheren Angabe ') iiber die Diphenylessigsaure, daB es gelungen ist, mit Sicherheit das Produkt zu charakterisieren, das nach der Einwirkung von rauchend er Schwefelsaure (von 7 O/O Anhydridgehalt) auf Diphenyl- essigsaure bei Zimmertemperatur entsteht. Wird nach Beendigung der Kohlenoxyd-Entwicklung die schwefelsaure Losung in Wasser gegossen, so fallt ein weiSer, pulveriger Niederschlag aus, der beim Umkrystalli- I) Diese Berichte 39, 63 [1906]. a) 1. c, S. 64, Anmerk. I. Dort sol1 auf S. 32 die Snmerk. 10 lrtuten: Ann. de Chim. et de Phys. p] 65, 86 [1837]. 107*

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Page 1: Über die Abspaltung von Kohlenmonoxyd aus sekundären und primären Carbonsäuren

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283. A. Bistrsycki und B. v. Siemiradski: ffber die Abspaltung von Kohlenmonoxyd aus sekundikren

und primben GazbonstLuren. (Eingegangen am 6. Mai 190%)

Nachdem im unterzeichneten Laboratorium festgestellt worden war, daS tertiare Sauren bei der Einwirkung von konzentrierter Schwe- felsiiure meist auffallend leicht Kohlenoxyd abspalten, hatten 'wir in einer friiheren Abhandlung begonnen, die Frage zu beantworten, in wie weit sekundare und primare Siiuren dieser Reaktion zugiinglich waren l). Wir hatten gefunden, daS die beiden in Arbeit genommenen sekundaren Sauren, die p-Oxydiphenyl- und die Diphenyl-essigsaure, mit konzentrierter Schwetelsaure erhitzt , allerdings auch Kohlenoxyd abspalten, jedoch schwerer und unvollstandiger als die entsprechen- den tertiaren Sauren. Zwei der drei von uns untersuchten primaren Siiuren, die Phenylessigsiiure und die Palmitiniiure, ergaben noch vie1 weniger Kohlenoxyd, wahrend die Reaktion bei der dritten, der 0-Hy- drocumarsaure, vollig ausblieb.

Wir haben diese Versuche inzwischeo auf eine groBere Anzahl sekundarer und primarer Sauren ubertragen, wobei wir im groSen ganzen den friiheren analoge Ergebnisse erhalten haben :

Auch die 7 neu untersuchten sekundaren Sauren spalten beim Erhitzen mit konzentrierter Schwefelsaure erhebliche Mengen von Koh- lenoxyd ab, meist etwa a/3-3/4 der theoretisch berechneten Menge; quantitativ, wie so oft bei den tertiiiren Sauren, verlief hier der ProzeB nie und auch stets erst bei hiiherer Temperatur. Die 5 daraufhin ge- pruften primiiren Sauren ergaben verhaltnismal3ig sehr vie1 weniger Kohlenoxyd, und wo es in nicht unerheblicher Menge erhalten wurde (z. B. aus der Isobutylessigsaure), scheint es einer tiefgreifenden, wahr- scheinlich oxydativen Zers7tzung der Saure seine Entstehung zu ver- hanken.

Was nun das Verhalten der Sauren im einzelnen betrifft, so be- merken wir zunachst in Erganzung zu unserer friiheren Angabe ') iiber die D ipheny les s igsau re , daB es gelungen ist, mit Sicherheit das Produkt zu charakterisieren, das nach der Einwirkung von r a u c h e n d e r Schwefelsaure (von 7 O/O Anhydridgehalt) auf Diphenyl- essigsaure bei Zimmertemperatur entsteht. Wird nach Beendigung der Kohlenoxyd-Entwicklung die schwefelsaure Losung in Wasser gegossen, so fallt ein weiSer, pulveriger Niederschlag aus, der beim Umkrystalli-

I ) Diese Berichte 39, 63 [1906].

a) 1. c, S. 64, Anmerk. I.

Dort sol1 auf S. 32 die Snmerk. 10 lrtuten: Ann. de Chim. et de Phys. p] 65, 86 [1837].

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sieren aus Ligroin i n Form farbloser, rhombischer Tafelchen voni Schmp. 109O erhalten wird. Sie erweisen sich als B e n z h y d r y l - i i ther , [ (CSH~)~ CHIsO.

0.1855 g Sbst.: 0.6065 g Cog, 0.1117 g HsO. C ~ ~ H Z ~ O . Ber. C 89.14, H 6.29.

Gef. g 89.17, B 6.69.

Die Mutterlaugen derselben liefern beim Verdunsten neben weite- ren Mengen des Athers lange, seidengliinzende Nadeln von Benz- hydro1 selbst (Schmp. 67O).

Die Abspaltung von Kohlenoxyd ist demnach ahnlich verlaufen, wie bei der Triphenylessigsaure l), mit dem Unterschiede, daB das entstandene Carbinol zum Teil in den entsprechenden Ather verwan- delt worden ist. Ein anderer Teil diirfte sulfoniert und in der schwe- felsauren Mutterlauge ge16st geblieben sein, da die Ausbeute an dem Ather und dern Carbinol gering ist: Aus 4 g Diphenylessigsaure 0.7 g des Athers (hhprodukt) nebst einigen Zentigrammen des Carbinols.

Erheblich schwerer, als die Diphenylessigsaure selbst, wird der T e tr a n i t r o -d ip h e n y l -ess igsau r e a t h y l e s t e r ') , [C, Ha (NOa)a]a : CH.COOC2 Hs, angegriffen. Seine anfangs farblose Losung in konzen- trierter Schwefelsaure farbt sich beim Erwarmen gelb , dann dunkler, schon bei etwa 150° schwarz; erst bei ca. 200° kommt es zu einer erheblichen Entwicklung von Kohlenoxyd und Schwefeldioxyd.

0.2300 g Sbst.: 7.9 ccm CO (16.5O, 700 mm). - Endtemperatnr 2800. CleHl~OloN,-CO. Ber. CO 7.37. Gef. CO 3.69.

Die Abspaltung von Kohlenoxyd wurde hier und in den folgen- den Flillen in der bereits angegebenen Art3) vorgenommen. Es sei noch erwlhnt, daB die Dauer einer derartigen Kohlenoxyd-Bestimmung ungefiihr gleich der einer Stickstoff-Bestimmung nach D u m a s ist.

Etwa in deniselben MaDe, wie die p- Ox y -d ip h e n y l - e s s i g s a u re, entwickelt auch ihr D i b r o mde r iv a t 3, KO. CS Ha Bra. CH(Cs Hs),. COsH, mit konzentrierter Schwefelsaure Kohlenoxyd und zwar von ungefahr 160° an; gleichzeitig tritt auch wieder Schwefeldioxyd auf. Die Farbe der schwefelsauren Losung geht von Gelb durch Braunrot in Schwarzviolett uber.

0.2295 g Sbst.: 10.2 ccm CO (180, 711 mm). - Endtemperatur 220O. C14HloOsBfi-C0. Ber. CO 7.25. Gef. CO 4.82,

1) Bistrzpcki und Gyr, diese Berichte 38, 839 (Anm. 2) und 1822

a) Diese Berichte 39, 1291 [1906]. Wir verdanken eine Probe des Esters

Diese Berichte 39, 53 [1906].

(letzte Berichtigung) [1905].

der Freundlichkeit des Hrn. Prof. A. Werner.

3 Tymieniecki, 1naug.-Diss. Freiburg, Schweiz (1898), S. 32.

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Zum Vergleich mit diesen diarylierten Essigsluren wurde nun eine Alkyl-aryl-essigsaure untersucht , die 2.5 -Dim e t h y 1- h y d r a t r op a- siiure, (CH&CsH*.CH(C&).COzH ’). Sie loste sich in der Schwetel- siiuremit orange-roter Farbe, die beim Erwarmen dunkler wurde. Die- Kohlenoxyd-Entwicklung war am stiirksten zwischen 140° und 160O. Gleichzeitig trat Schwefeldioxyd sehr reichlich auf (etwa 85 ccm).

0.2110 g Sbst.: 82.4 ccm CO (ISo, 710 mm). - Endtemperatur 190°. CIIHI~O~-CO. Ber. CO 15.73. Gef. CO 11.46.

Auch die alicyclische H e x a h y d r 0- b enz o e s a u r e ist sekundiir. Sie lost sich in Schwefelsiiure mit blafigelber Farbe, die beim Erwarmen in Rotbraun ubergeht. Schon von 135O an tritt Verkohlung ein unter starker Eutwicklung von Schwefeldioxyd. Die Menge des gebildeten Kohlenoxyds ist hier verhaltnismaBig gering.

0.1795 g Sbst.: 10.0ccm CO (220, 713 mm). - Endtemperatur 160O. C~HI~OZ-CO. Ber. CO 81.87. Gef. CO 5.94.

Im Gegensatz zu dieser- Siiure verliluft die Kohlenoxyd-Abspaltung bei der Chinasiiure, einer alicyclischen a-Oxysaure, (H0)d CSH,. COZH 3, ganz glatt, wie bei den aliphatischen a-Oxysauren ’).

0.2270 g Sbst.: 29.9 ccm CO (18.50, 708 mm). CIHIZOG-CO. Ber. CO 14.59. Gef. CO 14.15.

Die Gasentwicklung wird schon von 45O an bemerkbar; erst gegen die Endtemperatur (120O) farbt sich die bis dahin farblose Liisung in der konzentrierten Schwefelsaure blal3gelb. Zugleich waren nur Spuren von Schwefeldioxyd gebildet worden.

Die Einwirkung von schwach erwilrmter rauchender Schwefel- s h r e auf Chinasiiure ist von 0. H e s s e 3 bereits vor langer Zeit untersucht worden; auch er bemerkte die Entwicklung von Kohlen- oxyd und konnte als nicht fliichtiges Reaktionsprodukt Hydrochinop- disulfosiEure isolieren.

Nun sei ein Versuch erwahnt, der sich an unsere Beobachtung (1. c., S. 59) bezuglich der Camphersi lure anschliefit. Wir haben gezeigt, da13 letztere, mit konzentrierter Schwefelsiiure auf 60-80° er- hitzt, genau die monomolekulare Menge Kohlenoxyd entwickelt; schreibt

1) Bistrzycki und Reintke, diese Berichte 88, 845 [1905]. ?) Wenn wir unter sekundtiren Sguren nur dialkylierte oder diarylierte

Essig sauren verstehen, gehiirt die Chinasaure als eine Art dialkylierter G 1 y k o lsiure eigentlich nicht hierher.

3, Vergl. diese Berichte 39, 52 [1906]. ‘) Ann. d. Chem. 110, 195 [1859].

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man der dabei entstehenden S u l f o c a m p h y l s a u r e die Formel - - HOIC.CH.C(CH~)~.C(CH~).SO~H

zu, 'welche Aschan') als die CH-- CH

wahrscheinlichere der beiden in Betracht kommanden bezeichnet, so liegt in ihr eine sulfonierte sekundare Carbonsaure vor. - Um fest- zustellen, ob etwa bei hoherer Temperatur eine neue Kohlenoxyd- Entwicklung eintrete, erhitzten wir Camphersaure mit konzentrierter Schwefelsaure allmiihlich bis auf 200O. Es zeigte sich, daB das Vo- lumen des aufgefangenen Kohlenoxyds, nachdem es den einem Molekul entsprechenden Wert erreicht hatte (gegen goo), nur sehr wenig noch zunahm, indem bald eine Verkohlung der Substanz unter sehr reich- licher Bildung von Schwefeldioxyd (132 ccm) eintrat.

0.2345 g Sbst.: 34.6 ccm CO (24O, 715 mm). CI0H1~O4-CO. Ber. CO 14.00. Gef. CO 15.63.

Dieser Befund kann als Bestatigung der Regel angesehen werden, daB durch eingetretene Sulfonierung der Substanz ihre Fahigkeit, Kohlenoxyd abzuspalten, in hohem Grade vermindert wird2). Moglich, daB die zweite Carboxylgruppe teilweise in Form von Kohlendioxyd abgespalten wird, das nach Oechsne r d e Coninck und R a y n a u d 3,

neben dem Monoxyd in geringer Menge entsteht. Ehe wir uns nun zu den sekundaren und primaren aliphatiachen

Sauren wenden, sei auf die Arbeiten von Oechsne r d e Coninck und R a y n a u d verwiesen, welche vor einigen Jahren die relative Be- standigkeit der ersten Glieder der EssigZaurereihe gepriift haben, in- dem sie Essigsaure, Propionsaure, 6- und Isobuttersaure, sowie n- und Isovaleriansaure mit einem grogen UberschuB von Schwefelsaure er- hitzten und die Schnelligkeit beobachteten, rnit der eine Braunung der Fliissigkeit, eine Entwicklung von Kohlendioxyd und schlieBlich eine solche von Schwefeldioxyd auftrat. Es ergab sich, daB die BestAndig- keit der SLuren mit gerader Kohlenstoffkette rnit steigendem Gehalt des Molekiils an Methylengruppen abnahm, und daB die beiden Iso- sauren bedeutend weniger bestandig waren als die isomeren normalen '). Nahere Angaben Iiber die angewandten Mengenverbaltnisse, die Hiihe und Dauer des Erhitzens haben die Autoren bisher nicht gemacht, so daB ein direkter Vergleich mit den von uns erhaltenen Resultaten nicht nioglich ist.

I) Chemie der alicyclischen Verbindungen. 2, Vergl. diese Berichte, 89, 62 [l906]. 3 Compt. rend. 136, 817 [1903]. ') Compt. rend. ,136, 1069 [1903]; vergl. auch Chem. Zentralbl. 1906,

Braunschweig, 1905. S. 574.

I, 671.

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Die I s o b u t t e r s a u r e lieferte bei unseren Versuchen, mit ( w i e i m m e r etwa 30 ccm) konzentrierter Schwefelsaure erhitzt, unerwartet viel Kohlenoxyd, dessen Hauptmenge zwischen 140° und 155O ent- wich, unter Braunung der schwefelsauren Losung und ziemlich starker Bildung von Schwefeldioxyd. Mit Riicksicht auf die Fluchtigkeit der Isobutterslure (Sdp. 154O) wurde in diesem Falle die quantitative Be- stimmung so vorgenommen wie bei der Trimethylessigsaure ’).

0.2320 g Sbst.: 55.8 ccrn CO (194 716 mm). Endtemp. 2200. - 0.1950 g Sbst.: 45.7 ccm CO (220, 709 mm). Endtemp. 160O; ca. 40 ccm SO2 - 0.1880 g Sbst.: 43.9 ccm CO (18.5O, 707 mm).

CIHBO~--CO. Ber. CO 31.81. Gef. CO 26.13, 24.85, 25.11. Das im dritten Versuch erhaltene Kohlenoxyd wurde durch quanti-

tative Verbrennung auf einen etwaigen Gehalt an Kohlenwasserstoffen gepriift; es envies sich als rein. Die Reaktion sol1 eingehender studiert werden, um festzustellen, ob das Kohlenoxyd der Carboxylgruppe entstammt oder durch Oxydation entstanden ist.

Relativ weniger, aber immer noch viel Kohlenoxyd ergab die analog gebaute D i a t h y l - e s s i g s a u r e und zwar unter noch reich- licherer Bildung von Schwefeldioxyd (etwa 106 ccm).

Endtemp. 160O.

0.2230 g Sbst.: 32.4 ccm CO (‘200, 717 mm). Endtemp. 160O.

Die nun zum Vergleich herangezogenen isomeren prirnaren Sauren erwiesen sich als viel bestiindiger. Die Losung von n - B u t t e r s a u r e in konzentrierter Schwefelsaure nahm erst nahe der Endtemperatur von 250° eine gelbliche Farbung an und lieferte nur sehr wenig Xohlenoxyd.

CsH1sO,-CO. Ber. CO 24.14. Gef. CO 15.74.

0.1895 g Sbst.: 0.3 ccrn CO (214 711 mm).

Dieser Unterschied im Verhalten der beiden Buttersamen ist

n-V a1 e r i a n s a u r e farbt sich in konzentrierter Schwefelsaure von Von 160’

C~&OS-CO. Ber. CO 31.81. Gef. CO 0.17.

recht bemerkenswert.

etwa 140° an blabgelb, bei steigender Temperatur braun. an geringe Bildung von Schwefeldioxyd. * 0.3115 g Sbst.: 1.2 ccm CO (18.50, 715 mm).

CgHloOa-CO. Ber. CO 87.45. Get. CO 0.12. Unser Praparat von reiner I s o v a l e r i a n s a u r e , (C&)aCH.C&.

COsH (von der Firma Kah lbaum) , wurde in schwefelsaurer Losung auch erst yon ungefiihr 145O an gelblich getarbt 3, dunkelte aber

I) Bistrzycki und Mauron , diese Berichte 40, 4374 [1907]. a) Nach Oechsner de Coninck und Raynaud brauut sich die schwefel-

saure LBsung bereits in der Kilte.

Page 6: Über die Abspaltung von Kohlenmonoxyd aus sekundären und primären Carbonsäuren

rasch nach, um schliefilich eine tiefbraune Farbe anzunehmen. Von etwa 155O an erschien Kohlenoxyd, gleich darauf auch Schwefel- dioxyd.

0.2025 g Sbst.: 9.6 ccm CO (180, 715 mm).

Ein wenig Kohlenoxyd wird auch bei der Destillation von iso- valeriansaurem Calcium erhalten I).

Die Losung \'on n - C a p r o n s a u r e in konzentrierter Schwefel- saure wird gegen 140° bldgelb, mit steigender Temperatur rascb dunklerre Von ca. 160° an entweicht Schwefeldioxyd, erst nachher etwas Kohlenoxyd.

0.3@20 g Sbst.: 2.3 ccm CO (21°, 715 mm). - Endtemperatur 2000. CcH1202-CO. Ber. CO 24.14. Gef. CO 0.82.

VerhaltnismaSig vie1 mehr Kohlenoxyd ergab wieder die isomere Saure rnit verzweigter Kohlenstoffkette, die Is0 b u t y l - e s s igsau re , (CH& CH . CH2 . CHp . CO, H; doch trat dabei eine so tief greifende Zersetzung der Saure ein, daI3 seine Herkunft zweifelhaft ist. Die Wsung farbt sich bei etwa 160° gelb, bald darauf braun und schlieR- lich schwarz; von 1700 an erscheint reichlich Schwefeldioxyd, wahrend das Kohlenoxyd erst von 1900 an aiiftritt.

0.3057 g Sbst.: 20.9 c c d CO (200, 721 mm). - Endtemperatur 2000. CsHl2O2-CO. Ber. do 24.14. Gef. CO 7.44.

Unsere quantitativen Resultate bei den untersuchten sieben Fett- sauren stehen demnach im Einklang mit den oben erwahoten Angaben von Oechsne r d e Con inck und R a y n a u d uber die relative Be- standigkeit der Sauren gegeniiber konzentrierter Schwefelsaure.

SchlieRlich haben wir noch quantitative Versuche rnit der T r i - c h l o r - e s s i g s a n r e angestellt, die nach Dumasz ) beim Erhitzen rnit konzentrierter Schwefelsaure zum Teil in Chlorwasserstoffsanre, Kohlen- mono- und -dioryd zerlegt wird. Wir fanden, daR die Losung der Satire in konzentrierter Schxefelsaure von 160" an Kohlenoxyd nnd zugleich Schwefeldioxyd entwickelte, wahrend ein erheblicher Ted der Saure aus der Schwefelsaure herausdestillierte und sich so der Rs- aktion entzog. Die Bestimmung konnte also nicht quantitativ durch- gefiihrt werden. Z. B. wurden aus 0.3685 g Substanz 5.9 ccm feuchtes Kohlruosyd (1 6O, 7 19 mm) erhalten, also verhaltnismadig wenig.

CgHloOz-CO. Ber. CO 27.45. Gef. CO 5.16.

I) D i l t . hey , dieee Berichte 84, 2115 [1901]. 2! Ann. d. Chem. 32, 101 [1839]; vergl. auch Engler und Steude ,

diese Behchte 26, 1443 [1893], sowie Jo i s t und Lob, Zbchr. fir Elektro- chem. 11, 938 [1905].

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Mit Riicksicht auf eine kiirzlich erschienene Arbeit von A n s e l - r n i n o I), welcher angibt, daO beim Erhitzen von Trichloressigshre mit Phenol oder Thymol neben Phosgen und Salzsaure auch Kohlen- oxyd entsteht, haben wir entsprechende quantitative Versuche an- gestellt.

Eine Liisung der Saure (0.3225 g) in Phenol (10 g) lieferte, bis- auf den Siedepunkt des letzteren kurze Zeit erhitzt, gar kein Kohlen- oxyd; .dagegen ergab der Versuch mit 10 g Thymol ein wenig Kohlen- oxyd, das sich von ungefabr 20O0 an neben Salzsluregns zu entwickeln begann.

0.5670 g Sbst.: 11.5 ccm CO (199 716 mm). -,Endtemperatur 220O. CCla.COOH-CO. Ber. CO 17.125. Gef. CO 2.20.

D e r abweichende Befund A n s e l m i n o s diirfte auf Verschieden- heiten der Reaktionsbedingungen beziiglich der Dauer des Erhitzens und der Menge des angewandten Phenols zuruckzufiihren sein.

I n unserer ersten Abhandlung haben wir die uns damals be- kannte Literatur iiber Kohlenoxyd-Abspaltungen zusammengestellt und in 7 Gruppen eingeteilt. Es sei uns gestattet, zur Erglnzung unserer damaligen Angaben noch die folgenden wichtigeren Verbindungen aiif- zufiihren, bei welchen Abspaltungen von Kohlenoxyd unter verschie- denen Bedingungen beobachtet worden sind.

Gruppe 11. Glykolsi ture: Hein tz , Ann. d. Chem. 138, 41 [1866]. Mandelsiture: L a u r e n t , Ann. de Chim. Phys, 65, 203 [1837]; Oechs- n e r d e Coninck, Compt. rend. 186, 1469 [1903]; H. Meyer , Monatsh. 22, 441, 792 [1901]. Benzi ls i turc: H. Meyer, loc. cit.; Nef, Ann. d. Chem. 298,241 [1897]; Nickel l , 1naug.-Diss. Konigsberg 1899, 56. 4.4’-D i ch lor - b en z i 1s 5 u r e m e t h y 1 ester: M o n t a gn e , Recueil 2 1,%4 [ 1 9021. a - A 1 a n i n : Drechse l , diese Berichte 26, 3502 [1892]. - Gruppe IV. P h t h a l o n - siiure nnd Homophthals i ture: G r a e b e und Tr i impy, diese Berichte 31, 371, 376 [1898]; Zincke und B r e u e r , Ann. d. Chem. 226, 54 [1884]. Yesoxalsiture: F r e u n d , diese Berichte 17, 784 [1884]. - Gruppe V. (I- und ,8-Isatropasiture: F i t t i g , Ann. d. Chem. 206, 47, 56 [1881]. - Gruppe VI. Cineolshureanhydr id : R u p e und Lotz , diese Berichte 89, 4083 [1906]. - Gruppe VII. a-Brom-a-phenyl-acctessigester: D i m - r o t h und E b l e , diese Berichte 89, 3928 [1906]. Kohlensuboxyd: D i e l a und Wolff , diese Berichte 39, 689 [1906].

Eine groDere Anzahl weiterer, vielfach recht kompliziert ver law fender Abspaltungen findet sich in der unten genannten Schrift 2, zitiert,

I) Ber. d. D. Pharm. Ges. 16, 391 [l906]. 2, B. v. Siemiradzki , Tnaug.-Diss. Freiburg, Schweiz, 1908.

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d ie samt l i che uns bekannte Kohlenoxyd-Abspaltungen - etma 140 - auffiihrt, sowohl systematisch geordnet wie auch in alphabetischer Reihenfolge.

F r e i b u r g , Schwe iz , I. Chem. Lahoratorium der Universitat.

284. Ludwig Benda und Robert Kahn: fzber einige 'Homologe und Derivate der Arsanilsliure.

(Erste Mitteilung.) [Aus dem Laboratorium von L. Cassella & Co. und der Chemischen Ab-

teilung des Georg-Speyer-Hauses, Frankfurt a. M.] (Eingegangen am 11. Mai 1908.)

E h r l i c h und Ber the im haben nachgewiesenl), daI3 in der von 'BBc ham p durch Erhitzen von arsensaurem Anilin dargestellten Ver- bindung a), welclie yon diesem und allen spateren Bearbeitern 9 als Arsensaureanilid bezeichnet wurde, die p-Am in o p h en J' 1- ar sin s a u r e ,

N H ~ - ( ~ - - A ~ o (OH)*,

vorliegt, und daI3 das unter der Bezeichnung *Atoxyl(( im Handel befindliche Heilpraparat ein mit wechselndem Wassergehalt krystalli- sierendes Mononatriumsalz dieser Saure ist , welche von ihren Ent- deckern SAr san i l s a u r ecc benannt wurde.

Einer Anregung der HHm. Geheimrat E h r l i c h und Dr. y o n W e i n b e r g folgend, haben wir das neu erschlossene Gebiet nach ver- schiedenen Richtnngen hin hearbeitet. und dabei eine Reihe neuer und interessanter Tatsachen gefunden, sowie eine griiI3ere Anzahl bisher unbekannter Verbindungon dargestellt.

Die in diesen Berichten erfolgte Mitteilung von O s k a r und R u - dolf Adler'), wclche einen kleinen Ausschnitt des gleichen Stoff- kreises zum Gegenstand hat und einen Teil der von uns schon vor liingerer Zeit 9 dargestellten Verbindungen behandelt , veranladt uns zur Veroffentlichung unserer bisher gewonnenea Resultate, von der wir %is jetzt abgesehen hatten, tla wir hofften, uber die Ergebnisse unserer umfassenderen Studien , die wir auI3erdem auch nach der technischen .Seite hin ausdehnten, spaterhin zusammenhangend berichten zu konnen.

I) Diese Berichte 40, 3292 [1907]. 3) s. Fourneau, Journ. Pharm. Chini. [6] 26, 332 [1907]. 4, Diese Berichte 41, 931 [1908]. 5 ) Die Homologen der Arsanilsiure und ihre Oxydationsprodukte wurdeo

im Priihjahr 1907 von u s dargestellt.

a) Compt. rend. 56, I, 1172 [1863].