Über die bedeutung von mastzellen im benzpyren-tumor von ratten

9
Zeitschrift fiir die gesamte experimentelle Medizin, ]3d. 126, S. 64--72 (1955). Aus dem Anatomischen Institut der Universit/~t Heidelberg (Direktor: Professor Dr. H. HOE~:E). Uber die Bedeutung yon Mastzellen im Benzpyren-Tumor yon Ratten*. Von WOLF~ANG ~OENIG. Mit 2 Textabbildungen. (Eingegangen am 22. Dezember 1954.) Es liegen zahlreiche Arbeiten fiber d~s Vorkommen, die Entstehung und die Leistungen der yon EHRLIC~ 9 SO benannten Mastzellen vor. Die sich oft widerspreehenden Ansichten spiegeln sieh in den verschiedenen Namen wieder, die man ihnen gegeben hat: Gewebsbasophile Zellen, basophile Kugelhaufen, Mastocyten, Gewebsmastzellen, Heparinoeyten oder basophile Granulocyten (siehe u. a. UNDRITZS2). ~astzellen entstehen -- das wird im allgemeinen angenommen -- aus anderen Zellen. In der Embryonalzeit bilden sieh nach v. MSLLENDORSFS4 Granula entweder in ungranulierten Wanderzellen oder in fixen Mesenchymzellen. Die Mastzellen werden als ein Stoffweehsel- oder Tgtigkeitszustand yon Fibro- und Histioeyten yon I-IoErKE und WESTEN~SFFE~ ~7 angesehen. Als Insuffiziensausdruek yon Histio- eyten, die zur granulgren Speicherung gezwungen wurden, will sic STOCK~GE~ ~7 verstanden wissen. Das Gegenteil behaupten BATES und EDISONs. Uber gutartige Gesehwiilste als Bfldungsst~tten ,,granulierter Leukoeyten '~ beriehtet WE~L 35. Er beschreibt, dab histiogene Mastzellen im Polypengewebe aus Lymphocyten lokal gebildet werden. Amitotisehe Vermehrung gibt LEJ~NE~ ~ an (zit. naeh v. MSLLEN- DOR~F24). S T S ~ U. V. MSLLE~DORFF ~* vertreten die Ansicht, dab neben Amitosen auch Mitosen vorkommen. Eine relativ alte Arbeit yon BO~REL ~ besagt, dal~ d~s Pigment der Epidermis und des Haarbnlbus bei der Mans ~us Mastzellengranula entsteht. Die ehemische Struk- tur der Granula wird 1927 yon VERMEL u. SASSUC~N SS als ein Glykoproteid ~n- gegeben; dieser Befund wird sparer yon DE Gm~G~-Fs~RAW s und aueb von GA~A~ASKA ~4 bestgtigt. Abhgngigkeit der Mastzenen vom Stoffweehselgeschehen wurde gezeigt yon DE GEO~GI-FE~AW s, der GrSl~enzunahme bei Zucker- und Fleisehdigt beob~ehtete. Zum gleiehen Ergebnis kommt VEzz~ s~, der die Sub- stanzzunahme mit eine~ ,,Fermentsekretion" dieser Zellen in Zus~mmenhang bringt, Glueoseinjektion bei Mgusen ergab nach BA~TOLI ~ zungchst eine Verringerung der M~stzellen. Bei Injektion yon PeptonlSsung in die BauehhShle yon Ratten wurde yon BA~TOL~ ~ eine Zunahme, spgter eine Abn~hme der Mastzellenzahl beobaehtet, der eine Zellsehrumpfung folgt~, verbunden mit einer Ausstol]ung yon Granula. Diese ~usgestoBenen Gr~nula wurden dann yon anderen Bindegewebszellen auf- genommen und zerstSrt. Naeh ACTH- und Cortisong~ben zeigte das Bindegewebe * Herrn Professor Dr. FI~IEDRICH WASSERMAk'~I~ ZU seinem 70. Geburtstag.

Upload: wolfgang-koenig

Post on 10-Jul-2016

213 views

Category:

Documents


1 download

TRANSCRIPT

Page 1: Über die Bedeutung von Mastzellen im Benzpyren-Tumor von Ratten

Zeitschrift fiir die gesamte experimentelle Medizin, ]3d. 126, S. 64--72 (1955).

Aus dem Anatomischen Inst i tut der Universit/~t Heidelberg �9 (Direktor: Professor Dr. H. HOE~:E).

Uber die Bedeutung yon Mastzellen im Benzpyren-Tumor yon Ratten*.

Von

WOLF~ANG ~OENIG.

Mit 2 Textabbildungen.

(Eingegangen am 22. Dezember 1954.)

E s l iegen zah l re iche A r b e i t e n f iber d~s V o r k o m m e n , die E n t s t e h u n g

u n d die L e i s t u n g e n de r y o n EHRLIC~ 9 SO b e n a n n t e n Mas tze l l en vor . Die

sich of t w i d e r s p r e e h e n d e n A n s i c h t e n sp iege ln sieh in d e n v e r s c h i e d e n e n

N a m e n wieder , die m a n i h n e n gegeben h a t : Gewebsbasoph i l e Zellen,

basophi le K u g e l h a u f e n , M a s t o c y t e n , Gewebsmas t ze l l en , H e p a r i n o e y t e n

ode r basoph i l e G r a n u l o c y t e n (siehe u. a. UNDRITZS2).

~astzellen entstehen - - das wird im allgemeinen angenommen - - aus anderen Zellen. In der Embryonalzeit bilden sieh nach v. MSLLENDORSF S4 Granula entweder in ungranulierten Wanderzellen oder in fixen Mesenchymzellen. Die Mastzellen werden als ein Stoffweehsel- oder Tgtigkeitszustand yon Fibro- und Histioeyten yon I-IoErKE und WESTEN~SFFE~ ~7 angesehen. Als Insuffiziensausdruek yon Histio- eyten, die zur granulgren Speicherung gezwungen wurden, will sic STOCK~GE~ ~7 verstanden wissen. Das Gegenteil behaupten BATES und EDISON s. Uber gutartige Gesehwiilste als Bfldungsst~tten ,,granulierter Leukoeyten '~ beriehtet WE~L 35. Er beschreibt, dab histiogene Mastzellen im Polypengewebe aus Lymphocyten lokal gebildet werden. Amitotisehe Vermehrung gibt LEJ~NE~ ~ an (zit. naeh v. MSLLEN- DOR~F24). S T S ~ U. V. MSLLE~DORFF ~* vertreten die Ansicht, dab neben Amitosen auch Mitosen vorkommen.

Eine relativ alte Arbeit yon BO~REL ~ besagt, dal~ d~s Pigment der Epidermis und des Haarbnlbus bei der Mans ~us Mastzellengranula entsteht. Die ehemische Struk- tur der Granula wird 1927 yon VERMEL u. SASSUC~N SS als ein Glykoproteid ~n- gegeben; dieser Befund wird sparer yon DE Gm~G~-Fs~RAW s und aueb von GA~A~ASKA ~4 bestgtigt. Abhgngigkeit der Mastzenen vom Stoffweehselgeschehen wurde gezeigt yon DE GEO~GI-FE~AW s, der GrSl~enzunahme bei Zucker- und Fleisehdigt beob~ehtete. Zum gleiehen Ergebnis kommt V E z z ~ s~, der die Sub- stanzzunahme mit eine~ ,,Fermentsekretion" dieser Zellen in Zus~mmenhang bringt, Glueoseinjektion bei Mgusen ergab nach BA~TOLI ~ zungchst eine Verringerung der M~stzellen. Bei Injektion yon PeptonlSsung in die BauehhShle yon Rat ten wurde yon BA~TOL~ ~ eine Zunahme, spgter eine Abn~hme der Mastzellenzahl beobaehtet, der eine Zellsehrumpfung folgt~, verbunden mit einer Ausstol]ung yon Granula. Diese ~usgestoBenen Gr~nula wurden dann yon anderen Bindegewebszellen auf- genommen und zerstSrt. Naeh ACTH- und Cortisong~ben zeigte das Bindegewebe

* Herrn Professor Dr. FI~IEDRICH WASSERMAk'~I~ ZU seinem 70. Geburtstag.

Page 2: Über die Bedeutung von Mastzellen im Benzpyren-Tumor von Ratten

Uber die Bedeutung yon Mastzellen im Benzpyren-Tumor yon Ratten. 65

mannigfMtige Reaktionen der Mastzellen in den Untersuclmngen yon ASBOE- HANSEN 1.

In der letzten Zeit sch~len sich aus unwichtigen Nebenbefunden 3 Ansiehten heraus:

1. Die MastzelIen enthalten Heparin. Das stellte HOLMGREN und WILANDER 20 fest. Die Parallelit~t yon Mastzellenzahl und Heparin- menge best~tigen JORPES U. a. 21 und HOLMGREN 19. Nach Heparininjek- tion land HOLMGREN 19 mit der To]uidinblaufiirbung Granula, die dell Mastzellengranula glichen, in Gef~Bendothelien, in Zellen des RES sowie ill Nierenhauptst/icken. FRICK 12 beobachtete, dab intraperitoneal ge- spritztes Heparin in Mastzellen gelangte. Auch E~RICIL S E I F F E R , AL- BURN U. BEGANY l~ zeigten durch Extrahierung aus einem reiehlieh mit Mastzellen durehsetzten Gewebe bei Elephantiasis scroti, dab Heparin aus den Mastzellen stammt. Die Mastzellen sollen naeh HIRT 15 Tr/iger bestimmter Vitaminstufen sein, die ihrerseits in Beziehungen zum He- parin stehen. Gegen die Anwesenheit yon reinem Heparin in Mastzellen- granula sprechen die Befunde yon COMPTON 6, er stellte aber die trisul- furische Form des Heparins in ihnen lest. Ftir einen sog. Sekretionscyclus fand er keinen Anhalt. Die Bedeutung der Mastze]len fiir die Blutgerin- nung geht einmal schon ausder Tatsache hervor, dab sie am h~ufigsten ent]ang den Capillaren angetroffen werden, in die sie nach HOEPXE u. WESTENHOFIrER 17 leicht Granu]a abgeben kSnnen. JORPES U. a. 21 er- w~hnen, dal3 das Blut in der vorderen Augenkammer nicht gerim~en kann, weft das die zahlreichen Mastzellen im Limbus corneae verhindern. Naeh SUOMALAINEN U. H)IRMA 3~ ist bei kiinstlichem Wintersehlaf des Igels die Mastzellenzahl fibera]l erhSht; durch die vermehrte Heparinproduktion erkl~trt sieh, dab keine Thromben im Kreislauf entstehen.

2. Die Mastzellen haben offenbar eine Bedeutnng fiir den Au/bau der Grundsubstanz im Bindegewebe. So beobachtete ASBOE-HANSEN 1 eine starkere Bildung yon Hyaluronsiiure als yon Heparin, dessen Bildung er nebenher auch best~tigt. Histochemische Untersuchungen von SYM- MERS U. THOMSON 31 an tumor~hnliehen Ansammlungen yon Mastzellen ergaben einen Hyalurons~ure- und Heparinmonosulfat-Gehalt dieser Zellen.

3. Die Mastzellen sind Abwehrzellen gegen Noxen. BURKLE 5 behaup- tet, dab sie wegen ihres HeparingehMtes eine Antihyaluronidase-Wirkung haben. Bei Behandlung yon Ratten mit Substanzen, die Histamin frei- setzen, wurde yon I~ILEY 25 beobachtet, dab die Mastzellen nicht nur fiir die Bildung yon tteparin, sondern auch fiir die Bildung yon Histamin bedeutungsvoll sind. STUART ~9 setzte verschiedene Tiere einem anaphylak- tischen Schock aus. Er wies eine Abwehrreaktion durch die Mastzellen einwandfrei nach. Benutzte er Antihistaminica therapeutisch gegen den Schock, so war die Mastzellenreaktion entsprechend geringer.

Z. exper. Med., Bd. 126. 5

Page 3: Über die Bedeutung von Mastzellen im Benzpyren-Tumor von Ratten

66 WOLFGA~G KOENIG:

Das V o r k o m m e n y o n Mas tze l l en in C a r c i n o m g e w e b e wie in g u t a r t i g e n

Geschwt i l s ten be sch re ib t u. a. WEILL 35, 36. I h r v e r m e h r t e s A u f t r e t e n in

L y m p h k n o t e n bei Ca rc inom zeigte bere i t s 1906 FROMME~a; er sah d a r i n

eine A b w e h r tox i sche r Subs t anzen , die y o n d e m Carc inom s t a m m e n

soll ten. I n B e n z p y r e n - T u m o r e n w u r d e n sie an m a n c h e n S te l l en s t a rk ge-

h~l l f t v o n HOEPKE 16 b e o b a c h t e t .

Mate r ia l und U n t e r s u e h u n g s m e t h o d e n .

Versuchstiere: 13 gesunde l~atten (8 mi~nnl., 5 weib].) mit Gewichten yon 80 bis 240 Gramm erhielten 10real jeden zweiten Tag subeutane Injektionen yon Benzpyren, gelSst in ol. arachidis, insgesamt 10 Milligramm. Die Tiere 673 und 675 wurden nur 6mal gespritzt (6 mg pro Tier). Alle Tiere wurden mit Ather get5tet, ihre Organe in Susa fixiert.

An F~rbungen wurden angewandt: Kardos-Pappenheim, Toluidinblau, Gitter- faserf~rbung nach Wilder mit Toluidinblau-Nachfi~rbung, I-I~matoxylin (MAYER) - - Eosin und H~matoxylin (DELAFIELD)-Eosin. Hi~matoxylin (Delafield)-Eosin bew~hrte sich im Rahmen dieser Untersuchungen am besten, well es nach 21~ bis 3 Std sowohl Mastzellen und ihre Granula, als auch Zellen und Mitosen des Tumors gut sichtbar machte. Ober die Z~hlung der Mastzellen siehe Seite 69.

Befunde. Tier 241. Der grSgte Tell des Tumors besteht aus Spindelzellen, die in Str~ngen

angeordnet sind. Gelegentlieh sieht man untergehende Zellen, aueh Kerne ohne Plasma und Kerntrfimmer.

Ein anderer Bezirk, der gut yon dem vorherigen abgrenzbar ist, zeigt einen zellarmen, aufgeloekerten Aufbau. Die Tumorzellen sind hier nieht mehr spindel- f6rmig, sondern polymorph, plasmaarm und nieht zu Str~ngen zusammengefagt. Mitosen finden sieh nut ganz vereinzelt. Ein anderer Tell des Tumors gleieht einem retieularen Gewebe. Bei st/irkerer VergrSBerung sieht man abet, dab die Tumor- zellen hier ebenfalls polymorph sind, ihr Plasma liiuft zugespitzt aus; jedoeh besteht kein eehtes Retieulum mit Plasmabrfieken yon Zelle zu Zelle. Mastzellen kommen im spindelzelligen und polymorphzelligen Bezirk vor, dagegen nieht in dem reti- eul/~ren. Sind sie fiber den spindelzelligen Tell ziemlieh gleiehm/il3ig verteilt, so wimmelt es im polymorphzelligen Bezirk ,con Mastzellen.

Tier 224. I)er Tumor ist gr61]tenteils nekrotiseh. Ein kleiner Tell ist spindel- und polymorphzellig aufgebaut und enthMt stellenweise geh/tuft Nastzellen. An einer Stelle liegt zwisehen Nekrose und Spindelzellbezirk ein fast mastzellenfreies Gebiet aus reticular angeordneten Tumorzellen. Nut an einer kleinen spindel- und poly- morphzelligen, mastzellenarmen Stelle im Tumor sind mehrere Mitosen zu sehen.

Tier 226. Diehter, spindelzelliger Tumor, der nut an wenigen Stellen polymorph- zeUige Struktur zeigt. Es findet sieh nur eine ldeinere Nekrose. Mastzellen kommen vereinzelt fiberall vor, geh~uft nur in einem Bereieh geringerer Zelldiehte und yon polymorphem Aufbau. Eine mastzellenreiehe ~bergangszone ffihrt zu Tumor- gewebe, das sieh dureh besonders kleine spindelige Zellen im strengfSrmigen Ver- band auszeiehnet.

Tier 236. Die Sehnitte zeigen einen stark vaseularisierten Tumor, der zum gr6B- ten Tell aus spindeligen Zellen besteht, die strangf6rmig angeordnet sind. Ein aus- gedehnter, untersehiedlieh stark nekrotiseher Bezirk umfaBt ann~ihernd 1/6 der Sehnitte. Ein kleinerer Randbezirk zeigt polymorphe Zellen in loekerem Verband. Mastzellen finden sieh fiberall, sie sind in dem spindelzelligen Bereieh dort vermehrt,

Page 4: Über die Bedeutung von Mastzellen im Benzpyren-Tumor von Ratten

(~ber die Bedeutung yon Mastzellen im Benzpyren-Tumor yon Ratten. 67

wo die wenigsten Tumormitosen zu sehen sind. Umgekehrt sind die meisten Mitosen in mastzellenarmen Gebieten. In dem Bereich polymorpher Zellen, der in sich einige Stellen zeigt, die an reticul~,res Gewebe erinnern, sind zahlreiche besonders kleine M[astzellen verstreut.

Tier 242. Vorwiegend polymorphzellig, locker gebauter Tumor, der viele Riesen- zellen enth~lt. Nur kleinere Bezirke strangartig angeordneter Spindelzellen sind vorhanden. ~irgends finden sich Ansammlungen untergehender Zellen. Mastzellen kommen geh~uft in einem dicht polymerphzelligen Teil vor, der nur vereinzelte l~iesenzellen enth~lt. Mitosen sind meistens in der Umgebung der l~iesenzellen an- zutreffen.

Tier 245. Zelldichter, fast ausschlieBlich spindelzellig gebauter Tumor, der ver- h~ltnism~13ig wenig Gefa2e aufweist. Zahlreiche Mastzellen sind mehr oder weniger gehauft fiber den ganzen Tumor verstreut. Mitosen kommen vorwiegend in mast- zellenarmen Bezirken vor, da wo die Tumorzellen relativ grol] sind. Untergehende Tumorzellen sind vielfach in einem Spindelzellabschnitt zu sehen, der viele Mast- zellen enth~lt, ohne dab man hier von einer Nekrose spreehen kann.

Tier 505. Grf~tenteils spindelzelliger Tumor. Kleine Teile sind polymorphzellig, von Fettze]len durchsetzt, oder reticular. Es finder sich nur eine kleine Nekrose. An einer Stel]e ist der Tumor infiltrierend in quergestreifte Muskulatur hineingewaeh- sen. In einem breiten, quer dureh den Tumor ziehenden Streifen, der aus Spindel- zellen besteht, finden sich Mastzellenanh~ufungen. Auffallend viele Mitosen ]iegen in einem mastzel]enfreien Bezirk aus besonders grol3en, plasmareiehen Tumorze]len, die tells spindelffrmig, teils po]ymorph sind.

Tier 512. Teils spindelzelliger, tefls polymorphzelliger Tumor, mit versehieden grol3en Nekroseherden. Ein grfl3erer Tumorrandbezirk ist infiltrierend in quer- gestreifte Muskulatur gewachsen. Auffallend viele Mitosen liegen in spindel- und polymorphzelligen Bezirken. Sonst sind fast gar keine Mitosen zu finden.

Tier 527. AusschlieBlieh polymorphzelliger Tumor mit ausgedehnten Nekrosen. Zahlreiche Mastzellen sind fiberall vorhanden. An einer Stelle, an dernur wenige Mastzellen sind, kommen vermehrt Mitosen vor, sonst sind nur wenige Mitosen vor- handen.

Tier 529. Polymorphzelliger Tumor ohne Nekrosen, der besonders viele Mitosen enth~lt. Vereinzelt finden sieh Mastzellen in einem schmalen, aufgeloekert spindel- zelligen Tei].

Tier 549. Tells polymorphzelliger, teils spindelzelliger Tumor mit einigen He- kroseherden. Auffallend viele Mitosen in vorwiegend spindelzelligen Gebieten. In einem schmalen, aufgeloekerten, zellarmen Randstreifen liegen einige Mastzellen, im iibrigen ist der Tumor fast mastzellenfrei.

Tier 673. Mehr polymorph- als spindelzelliger Tumor. Er ist wenig vaseulari- siert und ohne Nekrose. An manehen Stellen sind zahlreiche Riesenzellen. Mitosen finder man uur wenige, Mastzellen nut ganz vereinze]t.

Tier 675. Spinde]- und polymorphzelliger Tumor ohne Nekrose. Mastzellen sind fiberall, aber nicht a]lzu zahlreich vorhanden. Mitosen sind vermehrt nur an mast- zellenfreien Stellen zu sehen.

M~stzel]en (s. Abb. 1) finden sich in jedem Tumor in wechselnder

Hi~ufigkeit. Es gibt ausgesprochen m~stzel lenarme und -reiche Bezirke.

Sie sind nicht in , , ret icul~ren" Gewebstei len und auch kaum noch in

Nekrosen anzutreffen.

Die einzelne Mastze]le pa3 t sich in ihrer F o r m dem umgebenden

Tumorze] lverband an. Niemals konnte eine Mastzellenmitose gesehen

werden. Eine eindeutige Metachromasie bei den Granula war nicht fest-

5*

Page 5: Über die Bedeutung von Mastzellen im Benzpyren-Tumor von Ratten

6 8 W O L F O A N G K O E ~ G :

stellbar, so daI~ diese Zellen wohl ausnahmslos dem, ,Typ I" nach I~ILEY 26 zuzuordnen sind, dessert Granula aus einem Proteinkern mit Heparin- iiberzug bestehen, wobei wegen der grol~en Granulazahl der orthochro- matische Proteinkern farberisch iiberwiegt (,,Typ I I " : Wenige meta- chromatische Granula in relativ grol~er Zelle). Die durchschnittliche GrSBe der Mastzellen, angegeben dureh die grSftte Lange und die gr51~te Breite, betrug 9,3 # zu 6,0 re.

A b b . 1. 241 T u . 5 ; V e r g r S l 3 e r u n g : 320 : 1. T u m o r a u s s c h n i t t m i t z a h l r e i c h e n Mas tze l l en .

Uber die Her/cun/t der Mastzellen liel~ sich aus unseren Pr~paraten folgendes feststel]en:

1. Eine Einwanderung aus Gef~Ben finder nicht start. Es wurde keine einzige Zelle in unmittelbarer Gef~Bn~he gesehen.

2. Infolgedessen ist eine 6rtliche Bildung durch Umwand]ung aus an- deren Zellen, wie dieses bei den Mastze]len im Bindegewebe geschieht, anzunehmen. Das aber zu beweisen ist nicht mSglich, da bei meinen Pr~paraten schwach granulierte Zellen fehlen, die Kern- und Plasma- vergleiche mit anderen Zellen erlauben, z. B. mit Plasmazellen und Lym- phocyten, die auch im Tumor vorkommen.

Bei Betrachtung mastzellenreicher Stellen fiel nun auf, dab die Zahl sich teilender Tumorzellen hier wesentlich geringer war als in mastze]len- armen Gebieten. Dieser Befund wnrde durch Z~ih]ungen gestiitzt (siehe Tabellen).

Page 6: Über die Bedeutung von Mastzellen im Benzpyren-Tumor von Ratten

(~ber die Bedeutung yon Mastzellen im Benzpyren-Tumor yon Ratten. 69

Auf je 1000 Tumorzellen kommen Mz = Mastzellen und Mit ~ Mitosen:

224* 226 236 Mit l~Iz Mit Mz

39 94 99

101 113 158

Mit Mz

3 0 3 2 2 7 1 12 1 14 1 17

7 0 5 1 2 2 2 5 2 8 1 33

241 Mz Mit

1 2 3 5 6 4

13 0 16 1 40 1

242 Mz Mit

2 4 2 4 3 4 7 4

23 2 25 3

Mz

16 19 27 35 37 38

245 505 I Mit Mz l

7 0 4 0 4 1 4 1 1 10 1 24

72

Mit 512

Mz Mit

0 11 1 15 1 6 3 7 3 4 l

9 1 21 2

527 Mz Mit

9 3 10 5 11 2 30 1 34 2 38 4

675 Mz I Mit

! 1 8 3 12

19 3 24 4 26 1 44 0

Mz

1 2 2 3 8 9

28

529 Mit Mz

6 1 10 1 9 2 9 3 0 4 5 6 1 23

26

549 Mit

673 Mz ~ Mit

2 4 3 8 3 8 4 3 6 5 6 2 7 2 9 1

* Die Tabellen sind nach steigender Mastzellenzahl eingerichtet worden.

In jedem Tumor wurden an 6--8 Stellen jeweils 1000 Tumorzellen gez/~hlt; die auf 1000 Tumorzellen anfallenden Mitosen und Mastzellen sind in Tabellen gegen- iibergestellt und sp~ter zur besseren Veranschaulichung in ein Koordinatenkreuz tibertragen worden (Abb. 2). Doppeltz/~hlungen wurden natiirlich vermieden.

Aus d e n T a b e l l e n g e h t h e r v o r , d a b die Zah l de r Mi t o s en in T u m o r -

zel len u m so ge r inge r ist , je m e h r Mas t ze l l en in i h re r n/~chsten U m g e b u n g

l iegen. N u r in d e n T i e r en 527 u n d 549 ze ig te s ich das n i c h t so deu t l i ch .

Page 7: Über die Bedeutung von Mastzellen im Benzpyren-Tumor von Ratten

70 WOLFGA~NG K O E N I G :

Man mul3 ~ber bedenken, dal~ dieser Zghlung ein Fehler anhaftet. Die Mastzellen wurden im Schnitt gezghlt, also in der Flgche. Man mul~ aber berficksichtigen, dal~ die ~ s t z e l l e n ja rings um die Tumorzellen herum ]iegen. Das Ergebnis wgre sicher noch deutlicher, liel~e sich eine solche Zghlung durchfiihren. (?bertrggt man Mitosen- und Mastzellenzahl auf ein Koordinatenkreuz, dann t r i t t deutlich heraus, dal~ da, wo mehr als

16

H//.

o

Qel

8 eo

oo oo

�9 �9 io

�9 *e * ee e t *

0

O ~ O

�9 �9 �9 ,e

i

3o ~a

9q 3

99 2 101 1

113 1

158' I

Hz Hif

5o Go 70 Mz.

A b b . 2. ~'s t I i l f e e ines O k u l a r r a s t e r s w ~ r d e n j ewe i l s 1000 T m n o r z e l l e n gez~h l t . E s z e i g t e n s ieh d a b e i e i n e A n z a h l 5$as tze l l en m a d s o u n d s o v i e l e T u m o r z e l l m i t o s e n . D ie ses V e r h h l t n i s w i r d y o n je e i n e m P u n k t i n d e m K o o r d i n a t e n k r e n z a u s g e d r i i c k t ( O r d i n a t e m i t t ier M i t o s e n - z a h l = Mi t . , A b s z i s s e m i t de r :Mas t ze l l enanzah l = Mz.) . D o r t , wo v ie le M a s t z e l l e n s ind , l i egen a u f f a l l e n d w e n i g M i t o s e n . D ie "vVerte t ier T a b e l l e r e c h t s o b e u a u s e i n e m T u m o r

e r s c h e i n e n n i c h t i n d e m S y s t e m .

10 Mastzellen auf 1000 Tumorzellen kommen, kaum jemals mehr als 4 Mitosen anzutreffen sind. Ich nehme deshalb an, dal~ Mastzellen die Mitosen in Tumorzellen hemmen. Sie fiben diese Wirkung offenbar dutch das Heparin ~us.

Diskussion.

Die Tabellen zeigen, dab d& wo viele Mastzellen ]iegen, nur wenige Mitosen vorkommen. Wenn die Mastzellen Heparin enthalten, dann ent- sprgche diese Beob~chtung der yon FISCHER n. Er beschreibt eine wachstumshemmende Funktion des Heparins in Kulturen yon Herz- fibroblasten und Chondrioblasten aus Hfihnerembryonen. HEILB~VN U. WILSO~ ls zeigten den gleichen Effekt am Chaetopterus- und See- igelei. Die Fghigkeit, Mitosen zu hemmen, steht wohl in Verbindung mit der Senkung gerinnungsfSrdernder Valenzen im Blur und Cytoplasma (siehe u. a. K]~IL22). Da in unseren Tumoren die ~astzellen nicht an den Gefgl~en, sondern neben den Zellen gefunden werden, geben sie solche ,anticoagulierenden" Stoffe unmitte]bar an diese ab und nicht ins Blur.

Page 8: Über die Bedeutung von Mastzellen im Benzpyren-Tumor von Ratten

Uber die Bedeutung yon Mastzellen im Benzpyren-Tumor yon l%atten. 71

Es is t a n z u n e h m e n , dab die pr i~mito t i sche Ge lb i ldung in den Zel len ver -

h i n d e r t wird . A b g a b e y o n Hya lu rons i i u r e , u m G r u n d s u b s t a n z u m T u m o r z e l l e n

h e r u m zu bi lden, k o m m t hier n i ch t in F rage , weft die A b s t ~ n d e der Tu-

morze l l en u n t e r e i n a n d e r an m a s t z e l l e n r e i c h e n S te l l en n i ch t gr6Ber s ind

als anderswo. HIEnONYM114a wies an 200 Geschwf i l s t en yo re M e n s c h e n

nach , dab s aue re M u c o p o l y s a c c h a r i d e in g u t a r t i g e n , besonde r s in b6s-

a r t i gen v e r b r e i t e t s ind. E r l e h n t j e d o c h die A b g a b e solcher ch romo-

t r o p e r S u b s t a n z e n aus den Mas t ze l l en ab.

D a die Mas tze l l en Mi tosen im T u m o r v e r h i n d e r n , he l fen sie m i t bei

de r B e k i i m p f u n g der Geschwii ls te . Sie h e m m e n ihr W a c h s t u m . Das ent-

sp r i ch t n i ch t ganz dem, was CRAME~ u. SIM~SO~ -7 b e o b a c h t e t haben ,

die Mas t ze l l en u m d e n T u m o r h e r u m sahen. DaB die Mas tze l l en n u t in

den kri~ftigen Tei len, n i emat s in d e n d e g e n e r i e r t e n S te l l en e iner Ge-

schwul s t zu f inden sind, l i eg t da ran , dab n u t in d iesen Te i l en sich noch

Mi tosen f inden. D u r c h die W i r k u n g de r Mas tze] len mf issen a u c h diese

Tei le n e k r o t i s c h werden . ZAK~ZnWSKP 7 zeigte , dab in v i t r o H e p a r i n

w a c h s t u m s h e m m e n d a u f dab J e n n e r - S a r k o m wirk t .

A n dieser Stel]e mSge e r l a u b t sein d a r a u f h inzuweisen , dab es auger -

o rden t l i ch ]ohnend ersche in t , U n t e r s u c h u n g e n fiber die W i r k u n g yon

t I e p a r i n a u f das G e s c h w u l s t w a c h s t u m anzus te l l en .

Z u s a m m e n f a s s u n g .

I n B e n z p y r e n - T u m o r e n y o n R a t t e n w u r d e n an m a n c h e n Ste] len be-

sonders v ie le Mas tze l l en b e o b a c h t e t . Es w u r d e in je 1000 T u m o r z e l l e n die

Zah] de r Mi tosen u n d die Z a h l de r zwi schen i h n e n ] i egenden Mas tze l l en

fes tges te l l t . D a b e i e rgab sich, dab die Zah l de r Mi tosen u m so ge r inge r

ist, je grSl3er die Zah l de r Mas tze l l en in ih re r U m g e b u n g ist. Mas tze l l en

h e m m e n also o f fenbar d u r c h i h r en H e p a r i n g e h a ] t das A u f t r e t e n v o n

Mitosen.

L i t e r a t u r .

1 ASBOE-HANSEN, G. : Bull. ttistol, appl. 27, 5 (1950). - - 2 BARTOLI, G. : Monit. zool. ital. 49, 116 u. 227 (1938). 3 BATES, A., u. O. EDISO_~ : Anat. Rec. 61, 231 (1935). - - 4BoRREL, A.: Bull. Assoc. fran~. ]~tude Canc. 17, 697 (1928). - - 5 BURKLE, W.: Wien. klin. Wsehr. 1952, 411. - - ~ CO~I~eTO~, A. S. : Amer. J. Anat. 91, 301 (1952). - - 7 ClCAMER, W., u. W. L. SIIviPsoI~ : Cancer Res. 4, 601 (1944). - - s DE GIORGI-FERRAu C. : Monit. zool. it~l. 44, Suppl. 266 (1933). - - 9 Em~LIC~, P. : Arch. mikrosk. Anat. 13, 263 (1877). 10 E~RICH, S., u. a. : Proe. Soc. Exp. Biol. a. Med. 70, 183 (1949). --- 11FIschER, A.: Protoplasma (Wien) 26, 344 (1936). --- 12FRICK, R.: Acta haematol. (Basel) 4, 97 (1950). - - la FROMME: Zbl. Gyn~k. 30, 1146 (1906). - - la GAMA]~ASCA, P. : Boll. Soc. ital. Biol. sper. 12, 182 (1937). - - l~a HIERONYMI, G. : Frankf. Z.f. Path. 6~, 409 (1954). - - 1~ HIRT, A. : Anat. Anz. 87, Erg.-H. 97 (1939).-- 16 HOEPKE, H.: Z. Krebsforsch. 59, 378 (1952). - - 17 HOEPKE, H., u. O. WESTEN- ~SrF]~R: Verh. d. naturhist, reed. Vereins Heidelberg ]8, 89 (1935). - - is HEILBRUN, L., u. W. WILSOn: Proc. Soc. Exp. Biol. a. Med. 79, 179 (1949). - - 19 HOLI~Gt~EN,

Page 9: Über die Bedeutung von Mastzellen im Benzpyren-Tumor von Ratten

72 WOLFaA~O K O E ~ m : Mastzel len im B e n z p y r e n - T u m o r y o n R a t t e n .

H . : Ana t . Anz. 85, Erg . -H. 31 (1938). - - 20 I~OLMGREN, H., u. O. WILANDER: Z. mik rosk . - ana t . Forsch. 42, 242 (1937). - - 31 JORPES, E., u. a . : Z. mik rosk . - ana t . Forsch . 42, S. 279. - - 22 KEIL, E . : S t rah len ther . 93, 224 (1954). - - 33 LEHNER, J . : Erg. Ana t . 25, 67 (1924). - - 24 v. MSLLENDORFF, W. : H a n d b u c h d. mikr . Ana t - omie 1I, 1, 261 (1927). - - 25 RILEY, J . F . : J . P a th . a. Bacter . 65, 471 (1953). - - 28 j . P a t h . a. Bacter . 65, 461 (1953). - - 37 STOCKI~GER, W.: Z. Zellforseh. 6, 27 (1927). - - 2s STS~R, Pro, u. W. v. MSLLENDORFF: Lehrb . d. Histologie 1933. - - 38 STVART, A. : Ana t . Rec. 112, 394 (1951). - - 3 0 SVO~LAI~CEN, P., u. A. HXRMA: Exper i en t i a 7, 380 (1951). - - 31 SYMMnl~S, F., u. W. T ~ o M s o ~ : J . P a t h . Bact . 65, 481 (1953). - - 33 U~D~ITZ, E. : H~mato log . Tafe ln Sandoz, S. 68, Ni i rnberg 1952. - - 33 VERMEL, E., 11. O. SASSUCtIIN: Z. Zellforsch. 6, 424 (1928). --- 34 V~zzI~I , A . : Boll. Soc. ital. Biol. sper. 12, 270 (1937). - - 35 WEILL, P. : Virchows Arch. 227, Beih. 193 (1920). --- as Virchows Arch. 226, 212 (1919). - - 37 ZAKI~ZEWS~I, Z.: Z. Krebsforschg. 36, 513 (1936). - - Kl in . Wschr . l l , 138 (1932).

WOLFGA~G KOENIG, A n a t o m i s c h e s I n s t i t u t , Heidelberg, B r u n n e n g a s s e 1.