ueber phenylsarkosin, c6h5ch (nhch3)cooh

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Waschen mit wenig kaltem Wasser und Kochen mit kleinen Mengen von Silberoxyd von den letzten Spuren anhaftenden Salmiaks be- freiten. Die freie Amidosauxe ist nahezu unloslich in absolutem Alko- hol und Aether. Aus einer wiisserigen Auflosung scheidet sie sich dagegen erst ab , nachdem das Liisungsmittel fast rollstandig ver- dunstet ist. Man erhalt sie so in weissen, atlasglanzenden, federartig verzweigten Nadeln, wekhe um 2600 sublimiren, ohne zu sch’melzen. Elementaranalyee: Theorie Verauch I XI C9 108 65.45 65.21 - HI, 11 6.66 6.97 - N 14 8.48 - 8.80 0, 32 19.41 - - - 165 100.00. Das salzsaure Salz krystallisirt in concentrisch gruppirten Nadeln. Die Metallsalze der a - Amidohydratropasilure sind leicht loslich ; in Losungen ihres Ammoniaksalzes werden daher weder dnrch Kupfer- sulfat noch durch Bleiacetat oder Silbernitrat Fiillungen hervorgerufen. Das durch Kochen der Saure mit gefiilltem Kupfercarbonat und Wasser dargestellte Kupfersalz krystallisirt beim Verdunsten des Losungs- mittels in schonen, bellblau gefarbten Nadeln. Die salzsaure a - Amidohydratropasaure geht, wenn man sie in wassriger Liisung mit der aquivalenten Menge salpetrigsauren Na- triums bis zum Aufboren der Stickstoffentwickelung erbitzt, leicht und quantitativ in Atrolactinsaure iiber. Da das aus dem Acetophenon dargestellte Amidonitril sich weit glatter als das demselben ent- sprechende Cyanhydrin verseifen liisst, so ist es nach unseren Ver- suchen vorzuziehen, das Acetophenon zunachst in a-Amidohydratropa- saure umzuwandeln. wetin es sich darum bandelt, aus dem genannten Ausgangsmaterial grijssere Mengen von Atroltrctinsilure zu bereiten. 383. Ferd. Tiemann und R. Piest: Ueber Phenylsarkoein, [Aus dem Berl. Univ.-Laborat. CCCCLXV; vorgetragen von Hrn. Ti emann.] Wir haben zusammen eine Arbeit begonnen, welcbe auf Fest- stellung des Verhaltens substituirter Ammoniake gegen die Cyan- hydrine von Aldehyden und Eetonen abzielt und theilen im Folgenden die bei dieser Untersuchung erbaltenen ersten Resultate mit. Wenn man das Bmzaldehydcyanhydrin mit der iiquivalenten Menge einer alkoholischexi Metbylaminlosung fiinf bis sechs Stunden C6Hs CH (NHCHJ -.- COOK

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Page 1: Ueber Phenylsarkosin, C6H5CH (NHCH3)COOH

Waschen mit wenig kaltem Wasser und Kochen mit kleinen Mengen von Silberoxyd von den letzten Spuren anhaftenden Salmiaks be- freiten. Die freie Amidosauxe ist nahezu unloslich in absolutem Alko- hol und Aether. Aus einer wiisserigen Auflosung scheidet sie sich dagegen erst a b , nachdem das Liisungsmittel fast rollstandig ver- dunstet ist. Man erhalt sie so in weissen, atlasglanzenden, federartig verzweigten Nadeln, wekhe um 2600 sublimiren, ohne zu sch’melzen.

Elementaranalyee: Theorie Verauch

I XI C9 108 65.45 65.21 - H I , 11 6.66 6.97 - N 14 8.48 - 8.80 0, 32 19.41 - -

- 165 100.00.

Das salzsaure Salz krystallisirt in concentrisch gruppirten Nadeln. Die Metallsalze der a - Amidohydratropasilure sind leicht loslich ; in Losungen ihres Ammoniaksalzes werden daher weder dnrch Kupfer- sulfat noch durch Bleiacetat oder Silbernitrat Fiillungen hervorgerufen. Das durch Kochen der Saure mit gefiilltem Kupfercarbonat und Wasser dargestellte Kupfersalz krystallisirt beim Verdunsten des Losungs- mittels in schonen, bellblau gefarbten Nadeln.

Die salzsaure a - Amidohydratropasaure geht, wenn man sie in wassriger Liisung mit der aquivalenten Menge salpetrigsauren Na- triums bis zum Aufboren der Stickstoffentwickelung erbitzt, leicht und quantitativ in Atrolactinsaure iiber. Da das aus dem Acetophenon dargestellte Amidonitril sich weit glatter als das demselben ent- sprechende Cyanhydrin verseifen liisst, so ist es nach unseren Ver- suchen vorzuziehen, das Acetophenon zunachst in a-Amidohydratropa- saure umzuwandeln. wetin es sich darum bandelt, aus dem genannten Ausgangsmaterial grijssere Mengen von Atroltrctinsilure zu bereiten.

383. Ferd. Tiemann und R. P i e s t : Ueber Phenylsarkoein,

[Aus dem Berl. Univ.-Laborat. CCCCLXV; vorgetragen von Hrn. Ti emann.]

Wir haben zusammen eine Arbeit begonnen, welcbe auf Fest- stellung des Verhaltens substituirter Ammoniake gegen die Cyan- hydrine von Aldehyden und Eetonen abzielt und theilen im Folgenden die bei dieser Untersuchung erbaltenen ersten Resultate mit.

Wenn man das Bmzaldehydcyanhydrin mit der iiquivalenten Menge einer alkoholischexi Metbylaminlosung fiinf bis sechs Stunden

C6Hs CH (NHCHJ -.- C O O K

Page 2: Ueber Phenylsarkosin, C6H5CH (NHCH3)COOH

1983

bei 60- 800 in verschlossenen Flaschen digerirt, und aus dem Reactions- prodokt den Alkohol und das unangegriffene Methylamin auf dern Wasserbade verjagt, so bleibt ein gelbea Oel zoriick. Aua demaelben scheiden sich unter der Luftpumpe Krystalle ab, welche aber an der Luft leicht wieder zerflieeseo. Um daa gebildete Nitril des Phenyl- sarkosins C, H, . C H (NHCH,) --- CN von dem beigemischten Benzal- dehyd zu trennen, wurde das theilweise erstarrte Oel rnit verdiinnter Salzsiiure behandelt und die Fliissigkeit von dem Ungeliistbleibenden durch ein nasses Filter filtrirt.

Aus der ealzsauren Liisung schied sich das fragliche Nitril auf Znsatz verdiinnter Kalilauge wiederum ale Oel ab, welches durch Ausziehen mit Atber isolirt und durch rauchende Salzsaure alsbald in das salzsaure Salz des Phenylsarkosinamids

C, H, . CH (NHCH,) C O N H,, H C1 umgewandelt wurde. Dasselbe krystallisirt aus der salzsauren Losung nach langerer Zeit in Nadeln und kann durch Aufliisen in Alkohol uod Ausfiillen rnit Aether gereinigt werden. Das freie Amid baben wir aus einer concentrirten whsrigen Lzisuog seines salzsauren Salzes durch Ammoniak geflillt und dabei eine in feinen Nadeln kry- atallisirende Verbinung erhalten, welcbe constant bei 155O schmilzt. Wir sind nicbt absolut sicher, dass die bis jetzt dargestellten Priipa- rate viillig frei von Phenylsarkosin sind und theilen daher den ange- fiihrten Schmelzpunkt nicht ohne Reserve mit.

Das obige Amid ist dorcb fiinfstiindiges Verseifen rnit verdiinnter Salzsgure leicht in salzslrures Phenylsarkosin urnzuwandeln , welches bei dem Eindampfen der sauren Fliissigkeit friiher als der darin eben- falls vorhandene Salmiak in Blattchen auskrptalliairt und durcb wieder- holtes Umkrystallisireo, zunacbat aus Wasser, spater aus Alkohol im reinen Zustande erhalten werden kann.

Bestimmuog der Salzsiiure im salzsauren Phenylsarkosin : Berechnet

Nr C , H , , N O , , H C l Gefunden HCI 18.11 17.83 pCt.

Aos dem salzsauren Phenylsarkosin lasst sich die freie Methyl- amidosiiure durch Eindampfen seiner wlssrigen Liisung mit iiber- schiissigem Ammoniak und Ausziehen des dabei gebildeten Salmiaks mit wenig Wasser abscbeiden. Das dabei zoriickbleibende Phenyl- sarkosin ist wenig liislich in kaltem, leichter in heissem Wasser und nahezu unliislich in Alkohol und Aether. Aus heissem Wasser um- krystallisirt, wird ea in feioen, weissen Bliittcben erhalten, welche um 2740 sublimiren, oh!e zu schmelzen und sich bei pliitzlichem Er- hiteen auf eine hohe Temperatur zersetzen.

Page 3: Ueber Phenylsarkosin, C6H5CH (NHCH3)COOH

Elemen taranalyse : Versuch

11. Theorie I. 108 65.46 65.41 -

H I , 11 6.66 6.80 N 14 8.49 - 8.70

- c9

0 2 -_ 32 19.39 165 100.00.

Die Einwirkung von Methylamin auf Benzaldehydcyanhydri~i erfolgt nicht mehr so leicht und vollstiindig wie die des Ammoniaks; daa Dimethylamin wirkt noch triiger ein, aber auch in diesem Falle scheint das Nitril einer im Ammoniakrest substituirten AmidosHure LU

entetehen. Dae Phenylsarkosin ist liielicher in Waaser, als die Phe- nylamidoessigshre; die aus dem Product der Reaction von Dimethyl- amin auf Benzaldehydcyanhydrin sich bildende phenylirte Dimethyl- amidoessigsaure scheint in Wasser noch liislicher eu sein. Es ist dies ein Umstand, welcher die Reinderstellung dieser Verhindang sehr erschwert und uns bis jetet verhindert hat, dieselbe in eineo ffir die Analgse geeigneten Zustand zu bringen.

Die Cyanbydrine der Ketone reagiren leicht auf substituirte Ammoniake. Es ist dies bemerkenswerth, d a nach Versuchen von H. S c h i f f I ) und M. P a u l y 8 , die Ketone selbst fast ohne Ein- wirkung auf diese Verbindungen sind.

Bei dem Digeriren alkoholischer Lijsungen der Cyanhydrine von Aldehyden und Retonen mit Anilin entstehen sehr schiin krystalli- sirende Verbindungen, deren Cyangruppen aber allem Anschein nacb scbwierig zu verseifen sind.

Wir hoffen der Gesellschaft iiber diese Verbindungen in B a d e weitere Mittheilungen machen eu konnen und beabsichtigen , auch zu versuchen, ob man zu den im Ammoniakrest aubstituirten Amido- saursn ebenso leicht dureh Einwirkung von Alkyljodiden auf die Silbersalee dieser Sliuren und Verseifen der sich dabei voraueaichtlich bildenden Siiureather gelangen kann.

1) Ann. Chem. Pharm. 2) Ibid. CLXXXVII, 198.

Snppl. 111, 362.