Über schleimbeutelsarkome

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300 Becket: II. Ohirurg. Abt. des Knappsehaftslazaretts Beuthen O.'S. Uber Schleimbeutelsarkome. Von Chefarz~ Dr. Becket. Eingegangen: 28. 2. 25. Adrian hat, nach l~ankes erster Mitteilung im Ja~hre 1885 fiber die yon den Schleimbeuteln a usgehenden Neubildmagen, 1903 in einer umfa.ssenden Arbeit, die er durch einsehlSgige Beobachtungen vermehren konnte, erneut die Aufmerksamkeit auf die Tumoren dieser Gebilde gelenkt. Er anerkennt als wahre Geschwfllste nut die, welche yon der Wandung der Schleimbeutel selbst a,us~ehen. Ranke hatte auch die epi~helialen Neubildung'e~ Ns den Sehleimbeuteltumoren zugehSrig angesproehen, welche von Fistelg~ngen, die lange vorhanden waren, ausgingen. Nach diesen Darlegungen sehied Adrian bisher in der Literatur bekannte Ffille aus, ~Tefl ihre Genese zweifelhaft war, under konnte unter Bertieksiehtigung yon 2 eigenen Fiillen 19 echte Sehleim- beuteltumoren zusammenstellen. Die beobachteten FSlle stellen in der Mehr- zahl Sarkome der Kniegegend vor; dann werden aaeh s olehe in der Ellen- bogengegend, am Oberarm mad an der Ful3sohle besehrieben. Seine eigenen Beobachtungen betreffen ein Sarkom der Bursa. praepateUaris bei elnem 39 j. Arzte mad ein S~kom der Bursa subdeltoidea bei einer 60 j. Fra.u. Martina beriehtet fiber ein yon _Payr operiertes Sarkom, das yon der Bursa achillea posterior a usging. .Fritsch beschreibt je einen Fall yon Riesenzellensarkom in tier KnSehel- gegend und einen weiteren an der Hand. In letzterem FMle muBte in einer zweiten Sitzung z ur Absetzung des Vorderarms geschritten werden. In den be~den mitFeteilten FAllen waren als Ausgangspunkte der Tumoren die Sehnenscheiden anzuspreehen. In der Arbeit werden noeh die bisher bekann- ten F~ille gleieher Art besehrieben. Der yon mir b,eob~ehtete Fa,ll betra.f eine 36 jS~hri~e Kranken- sehwest,er. Vor etwa einem Jahre Sturz vom ]lade bei Ausfibung i_hres Berufes a uf das r. Knie. Eine kleine Weiehteilverletzung heilte reaktionslos a~us. Nach etwa 4 Woehen Sehwellung der Gegend vor der Knieseheibe. Der zu Rate ge- zogene Arzt verordnete Umsehlfige mad dgl. Sehwellung wurde allm~ihlieh grSger; dabei Beobaehtung eines dumpfen Sehmerzes in der Kniegegend. Naeh etwa einem Ja.hre ha tte die Gesehwulst die OrSl3e eines kleinen Apfels erreieht, w.esweg.en .sie reich a.ufsuehte. Gut genfhrte ~'rau, die sonst gesund war. Vor ,der r. Knieseheibe ein apfelgroBer Tumor, der yon stark gespannter Ha,ut, die reiehliehe Venen zeigte, bedeekt war. Der Tumor ftihlte sieh hart an, war gegen die Unter- lage gut .versehieblieh, wie aueh die fiber ihm liegende Haut frei geffe.n den Tumor versehieblieh war. Fluktuation im Tumor nieht naehweisbar, keine gesehwollenen Leisten.drtisen. Bei der Exstirpation des Tumors, die bis auf das Lig. patellae erfolgte,

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300 Becket:

I I .

Ohirurg. Abt. des Knappsehaftslazaretts Beuthen O.'S.

Uber Schleimbeutelsarkome. Von

Chefarz~ Dr. Becket.

Eingegangen: 28. 2. 25.

Adrian hat, nach l~ankes erster Mitteilung im Ja~hre 1885 fiber die yon den Schleimbeuteln a usgehenden Neubildmagen, 1903 in einer umfa.ssenden Arbeit, die er durch einsehlSgige Beobachtungen vermehren konnte, erneut die Aufmerksamkeit auf die Tumoren dieser Gebilde gelenkt. Er anerkennt als wahre Geschwfllste nut die, welche yon der Wandung der Schleimbeutel selbst a,us~ehen. Ranke hatte auch die epi~helialen Neubildung'e~ Ns den Sehleimbeuteltumoren zugehSrig angesproehen, welche von Fistelg~ngen, die lange vorhanden waren, ausgingen. Nach diesen Darlegungen sehied Adrian bisher in der Literatur bekannte Ffille aus, ~Tefl ihre Genese zweifelhaft war, u n d e r konnte unter Bertieksiehtigung yon 2 eigenen Fiillen 19 echte Sehleim- beuteltumoren zusammenstellen. Die beobachteten FSlle stellen in der Mehr- zahl Sarkome der Kniegegend vor; dann werden aaeh s olehe in der Ellen- bogengegend, am Oberarm mad an der Ful3sohle besehrieben. Seine eigenen Beobachtungen betreffen ein Sarkom der Bursa. praepateUaris bei elnem 39 j. Arzte mad ein S~kom der Bursa subdeltoidea bei einer 60 j. Fra.u.

Martina beriehtet fiber ein yon _Payr operiertes Sarkom, das yon der Bursa achillea posterior a usging.

.Fritsch beschreibt je einen Fall yon Riesenzellensarkom in tier KnSehel- gegend und einen weiteren an der Hand. In letzterem FMle muBte in einer zweiten Sitzung z ur Absetzung des Vorderarms geschritten werden. In den be~den mitFeteilten FAllen waren als Ausgangspunkte der Tumoren die Sehnenscheiden anzuspreehen. In der Arbeit werden noeh die bisher bekann- ten F~ille gleieher Art besehrieben.

Der yon mir b,eob~ehtete Fa,ll betra.f eine 36 jS~hri~e Kranken- sehwest,er.

Vor etwa einem Jahre Sturz vom ]lade bei Ausfibung i_hres Berufes a uf das r. Knie. Eine kleine Weiehteilverletzung heilte reaktionslos a~us. Nach etwa 4 Woehen Sehwellung der Gegend vor der Knieseheibe. Der zu Rate ge- zogene Arzt verordnete Umsehlfige mad dgl. Sehwellung wurde allm~ihlieh grSger; dabei Beobaehtung eines dumpfen Sehmerzes in der Kniegegend. Naeh etwa einem Ja.hre ha tte die Gesehwulst die OrSl3e eines kleinen Apfels erreieht, w.esweg.en .sie reich a.ufsuehte.

Gut genfhrte ~'rau, die sonst gesund war. Vor ,der r. Knieseheibe ein apfelgroBer Tumor, der yon stark gespannter Ha,ut, die reiehliehe Venen zeigte, bedeekt war. Der Tumor ftihlte sieh hart an, war gegen die Unter- lage gut .versehieblieh, wie aueh die fiber ihm liegende Haut frei geffe.n den Tumor versehieblieh war. Fluktuation im Tumor nieht naehweisbar, keine gesehwollenen Leisten.drtisen.

Bei der Exstirpation des Tumors, die bis auf das Lig. patellae erfolgte,

Llber Sehleimbeutelsarkome. 301

f~llt die reichliche Blutung auf. Vom Lig. patellae l~ltt sieh der Tumor mfihelos ablSsen.

Beim Durchschneiden des Pr/ipa.ra~es fiillt es auf, dal~ es sieh bier um einen soliden Tumor der Bursa praepa.tellaris handelt, und die mikroskopische Untersuchung laftt e in Spind.elzellel~sarkom erkennen.

Nach etwa einem Vierteljaln" stellt sich Pat/entin mit einem Tumorrezidiv vor, wobei es besonders mlff/illt, daft sich in den Stichk~n/ilen der t t~ut kleine KnStchen gebildet ha.ben, die als sarkomatSse Tumoren anzusprechen sind. In Leistengegend deutlich vergr513erte Lymphdrfisen feststellbar.

Der Kranken wurde eine neue Operation vorgeschlagen, die sic ander- w~trts a.usfiihren liel3. Sie starb, wie ich yon anderer Seite hSrte, a n den Folgen eines rasch fortschreitenden Sarkoms.

In dem hier mi~etei l ten F~lle dtirffie das vorausgegangene Trauma, dessert Schwere ich nicht genau zu beurteilen verma~g, der AnlaB zur Sarkombildung g eworden sein. D{e vor der Operation gestellte Dia,gnose Hygro,m~ b~trsae praepatellaris muBte bei und naek der Oper~ti, on in die Diagnose eines Sehleimbeuteltumors umgeiinder't w,erden. Zu sa.gen ist, noeh, cial3 die D~agnose der Sehleimbeutelt.umoren im Anfaag sehwer, ja, bisweileJa unmSglieh ist. Die Tumoren differieren d~ ka.um yon gewisserL Forme,n des Hygroms..Sehnelleres Waehstum, Zunahme an Konsistenz, stfir- kere Ausbildmlg der V,enen der bedeekenden Ha.ut werden in Zukunft den Verdaeht, .dal3 eine eehte Neubildung vorliegen kS~ne, erweeken kSnnen. In .der Differentia]diagnose wird eine Tuberku- lose der Schleimbeutel muter Bertieksiehtigung der Anamnese meist festgest.ellt, werden kSmuen. Ebenso dtirfte dieses bei syphilitisehen Gummen aus :der Ana,mnese der Fall sein. Legztere kSnnen eben- falls Neopla.smen vortit.uschen. Eine VerweehselurLg der Sehleim- beuteltumoren mit Gesehwtilsten, die von der Naehbarsehaft (Knoehen, Feriost) ausgehen, kann vorkommen, dtirfte aber b.ei genauer Untersuehung vermieden wer&en kSnnen.

Zweek .dieser Zeilen soll es sein, die Aufmerksamkeit. erneut auf die Sehleimbeutelgesehwtilste hinzulenken, die in ihrer Pro- gnose ebenso ungtinst.ig zu beurteilen sind, wie ~ndere ma.ligne eehte Gesehwiil.ste.

Schriftenverzeichnis. Adrian,, Bruns' Beitr., 38 (Sehriftenverzeichnis). - - Fritsch, Bruns'

Beitr., 60. - - Martina, Dtsch. Zeitsehl: f. Chirurg., 83.