ueber structur und architectur der zellen i. mittheilung

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134 Ueber Structur und Architectur der Zellen. I. Mittheilung. Von Prof. J. Arnold in Heidelberg'. Hierzu Tat'el X. In der ersten Periode der Zellenlehre wurdc dic Substanz der Zellen als fltissig, sp~tter als ,zahweich" und ,homogen `~ angesehen. Alle 3[ittheihngen tiber feinere Struetur derselben begegneten namentlicb bei den histologisehen Autoriti~ten einem Misstrauen, alas sieh im besten Falle in einer abfalligen Kritik itusserte, wenn es nicht vorgezog'en WUl'de, dieselben zu ignoriren. Die Erfahrung, dass bei der indirecten (mitotischen) Theihng der Kerne diese h6chst complicirte Ver~inderungen ihrer Struc- tur eingehen, hat in dieser Hinsicht Wandel geschaffen. Nach- dam man zur Einsicht gelangt war, dass der Bau der Kerne kein einfaeher ist, sehien man aueh eher g'eneigt, die gleiehen Eigenschaften der Substanz der Zellen zuzatrauen. Die meisten neueren Beobaehter gelangten zu dem Ergebniss, dass diese zwar zuweilen ,,homogen" erscheine, in Wirklichkeit aber meistens einen zusammengesetzten Bau darbiete. Welcher Art dieser sei, dartiber geben allerdings die Meinungen ziemlieh weir ausein- ander. Man pflegt in dieser Hinsicht die Granular-, Fibrillar-, Gertist-, Netz-, Schwamm-, Wabentheorie und andere Theorien zu unterscheiden. Wie sie alle heissen m6gen, sie werden ganz richtig als Theorien angesehen und bezeichnet. Da wir die eigentlichen Formelelemente and deren gegenseitige Beziehnungen nicht kennen, ist es unmfglieh, tiber die Struetur und Arehiteetur der Substanz der Zellen sieh eine befriedigendeVorstellung zu bilden. Wet den Bestrebungen, das ,Protoplasmar~thsel" zu 16sen, gefolgt ist, der wird gleieh mir zu der Ueberzeugung gelang't sein, dass bei tier aussehliessliehen Anwendung der zur Zeit gebr~uehlichen Conservirungs- und Tinctionsmittel wiehtige Anhaltspunkte tiber gewisse Structul'- and Architeeturverh~ltnisse erreicht werden konnten und erfreulicher Weise erreicht wurden, solche tiber die eigentliehen Formelemente und deren gegenseitige Beziehungen

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134

Ueber Structur und Architectur der Zellen. I. M i t t h e i l u n g .

Von

Prof. J . A r n o l d in Heidelberg'.

Hierzu Tat'el X.

In der ersten Periode der Zellenlehre wurdc dic Substanz der Zellen als fltissig, sp~tter als ,zahweich" und ,homogen ̀~ angesehen. Alle 3[ittheihngen tiber feinere Struetur derselben begegneten namentlicb bei den histologisehen Autoriti~ten einem Misstrauen, alas sieh im besten Falle in einer abfalligen Kritik itusserte, wenn es nicht vorgezog'en WUl'de, dieselben zu ignoriren. Die Erfahrung, dass bei der indirecten (mitotischen) The ihng der Kerne diese h6chst complicirte Ver~inderungen ihrer Struc- tur eingehen, hat in dieser Hinsicht Wandel geschaffen. Nach- dam man zur Einsicht gelangt war, dass der Bau der Kerne kein einfaeher ist, sehien man aueh eher g'eneigt, die gleiehen Eigenschaften der Substanz der Zellen zuzatrauen. Die meisten neueren Beobaehter gelangten zu dem Ergebniss, dass diese zwar zuweilen ,,homogen" erscheine, in Wirklichkeit aber meistens einen zusammengesetzten Bau darbiete. Welcher Art dieser sei, dartiber geben allerdings die Meinungen ziemlieh weir ausein- ander. Man pflegt in dieser Hinsicht die Granular-, Fibrillar-, Gertist-, Netz-, Schwamm-, Wabentheorie und andere Theorien zu unterscheiden. Wie sie alle heissen m6gen, sie werden ganz richtig als Theorien angesehen und bezeichnet. Da wir die eigentlichen Formelelemente and deren gegenseitige Beziehnungen nicht kennen, ist es unmfglieh, tiber die Struetur und Arehiteetur der Substanz der Zellen sieh eine befriedigendeVorstellung zu bilden. Wet den Bestrebungen, das ,Protoplasmar~thsel" zu 16sen, gefolgt ist, der wird gleieh mir zu der Ueberzeugung gelang't sein, dass bei tier aussehliessliehen Anwendung der zur Zeit gebr~uehlichen Conservirungs- und Tinctionsmittel wiehtige Anhaltspunkte tiber gewisse Structul'- and Architeeturverh~ltnisse erreicht werden konnten und erfreulicher Weise erreicht wurden, solche tiber die eigentliehen Formelemente und deren gegenseitige Beziehungen

Ucber Structur und Architectur der Zcllen. 135

sehwerlieh zu erwarten sind. Wenn auch heute an dcm Vor- kommen yon ,,Granula" Niemand mehr zweifelt, fiber deren Be- deutung, tiber ihre Lage und Beziehung zu den fibrigen Bestand- theilen der Zelle ist eine Einigung nieht erzieltl dasselbe gilt yon den Fibrillen. Die oben angeffihrte Thatsaehe, dass wir tiber so zahh'eiche Protoplasmatheorien verffigen, zeigt am sicher- sten an, wie welt wir yon der L(isung des ,Protoplasmariithsels" noch entfernt sind.

Derartige Erwitgungen, insbesondere aber das Bestreben, fiber die Natur der ,Zellgranula", ob sie wichtige Bestandtheile des K6rpers der Zelle oder nur ,,Einschlfisse ~' darstellen, sowie fiber ihre Lage zu den anderen Zellbestandtheilen Aufschltisse zu gewinnen, waren ffir reich bestimmend, andere Methoden als dic bisher gebr~tuehlichen, n~tmlieh diejenige der Isolirung, zu versuchen. Ich verzichte auf eine Mittheilung der Misserfolge und begntige reich damit, hervorzuheben, dass ich bei der An- wendung yon Jod-Jodkaliliisungen sehr befriedigende Resultate erhielt 1). Kleine gut schliessende Glaser werden mit diesen ge- [fillt und dann mSglichst kleine Gewebspartikelchen eingelegt. Wird die Fltissigkeit nach einiger Zeit heller, ftigt man wieder einen Tropfen concentrirte Jod-Jodkalil(isung hinzu. Ieh habe mittelst dieser Methode Blut, Knocbenmark, Haut, Schleimh~iute, serSse Hi'~ute, sowie verschiedene Epithelien, Leber, Nieren, Rfickenmark, glatte und quergestreifte Muskeln untersucht. All- gemein giltige Regeln lassen sich ftir diese Gewebe nicht geben. Sind diese locker geffigt und hat man sehr kleine Stfickchen eingelegt, so kann man sofort mit der Untersuchung beginnen; compactere Gebilde brauchen 12--48 Stunden und langer, bis ein- zelne Zellen isolirt werden; sehr lange Zeit (4-78 Tage) und (ifteres Umsehfitteln ist eribrderlieh zur Isolirung der querge- streiften Muskeln und der Ganglienzellen im Rtickenmark.

Bei allen Geweben mSchte ieh die Untersuchung nach kurzer und l~tngerer Einwirkung schwacher und stiirkerer L(isungen dringend empfehlen2). - - Solche Objecte kSnnen, wenn wfiuschens-

1) Bei der tIerstellung' derselben verfahre ich so, dass ich zu 10 T. einer 10o/o JodkalilSsung" 5--10 Tropfen eines Gemeng'es, welches in 100 gr Wasser 10 g'r Jodkali und 5 g'r reines Jod enthielt, hinzufiig'e.

2) Die Jod-Jodkalimethode ist wegen ihrer Einfachheit und Leisttmgsf~higkeit attch fi.ir histolog'ische Curse verwerthbar.

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werth, auch noch mit anderen Reagentien 1)chandclt werdcn. Man l~tsst die isolirten Gewebstheile sedimentircn, indem, wenn erforderlich, mit der Centrifuge nachgeholfen wird, giesst die dariiberstehende Fltissig.keit ab und fiigt 1~ Osmiumsaure oder For- tool (4~ hinzu; nach 24 Stunden werden diese Fltissigkeiten durch Alkohol yon steig'ender Concentration crsetzt. Die FRrbung mit conccntrirter w~tssriger Eosinl0sung' l','tsst sich im Glaschen oder auf dem 0bjectentrag'cr vornehmen. Ein Tropfcn des in dicser oder jener Weise behandelten Gemengcs wird auf den 0bjcctentrager gebracht und mittelst eines unterlegten Deckg'lascs, dessen Rander durch Wachs cingerahmt Wel'den, eingeschlossen. Es k0nnen aber auch Trockenpraparate herg'estellt werden, in- dcm man m0glichst diinn auf cinem Dcckg'las ausg'cbreitetc Schichtcn an dcr Luft trocknen liisst, mit witssriffen L0sung'en yon Eosin, Eosin-Hitmatoxylin oder Fuchsin f~trbt, rasch abspiilt, wieder trocknet und in dickem Canadabalsam einbcttct, hn Allg'cmeinen sind aber die feuchten Priiparate vorzuzichen, wcil an ihnen nicht nur die Fol'mclemcnte, sondern auch dic Zusammensetzung" der Zellen und Zcllcnbruchstticke aus dicsen, sowic gewisse Structurverh~tltnissc der Kcrne nachweisbar sind; dag'cgen cig'nen sich die Trockenpr~iparate besser zu Versuchen, die Formelemente mit verschiedenen Farbstoffen zu ting'ircn, sowic insbesondere zur Darstellung" der in ihnen enthaltenen K0rncl'.

Ucber dieBefunde an d e n L e u c o c y t e n u n d K n o c h e n - m a r k z e 11 e n habe ich schon friiher ~) Rechenschaft abgeleg't ; ich muss aber an dieser Stelle einige erganzcnde und berich- tigende Zus:,~tze machen. Bei meinen ersten u war ich so verfahren, dass ich mittelst eines Glasstabes Stfickchen des Markcylinders aus dem kn6chernen Schaft des Oberschenkels (jung'er Kaninchen) herausschob, kleine Sttickchen des ersteren mit der Scheere abtrug und in 10~ Jodkaliliisunff einlegte. In dieser quillt das Knochenmark rasch auf und wird gallertiff. Schon nach 12 Stnnden sind die Zellen ziemlich gut isolirt; man sieht deutlich netzf0rmig angeordnete Faden im Kern, welche zum Theil an die Kernwand sich ansetzen nnd feinere sowie grtibere KSrner ftihren. Bei liingerer Einwirkung wird der Kern lichter, blasig und tritt zuweilen aus der Zelle hervor; nicht

1) J. Arnold, Ueber die feinere Structur der h,tmog'lobinlosen und hamog'lobinhaltig'en Knochenmarkzellen. Virchow's Archly Bd. 144, 1896.

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selten 15sen die Kerne sich auf, die gr~iberen F~,tden werden auf diese Weise fret und zerfallen spf~ter in KSrncr. Aehnliche Ver- itnderungen vollziehen sieh aueh an der Substanz der Zelle. Nach einig'er Zeit treten einzelne F~tden und K6rner tiber die Zellgrenze vor. Wetter kommt es zur Befreiung" ganzer Systeme yon Fitden, welehe eine sehr verschiedene Lange, Dieke und Liehthrechung besitzen (Tar. X, Fig'. 2). Auch die in ihnen eingebetteten K6rner besitzen eine wectiselnde Gr/isse uad Licht- brechung.. Sehr httufig erscheinen die Fitden als aneinander ge- reihte KSrner. Derdrtige Verbindungen haben aber nicht nut in ether sondern in mehreren Richtungen statt, ja es seheincn Kreuzungen yon solehen Systemen vorzukommen (Taf. X, Fig'. 1 nnd 3). Der zu starken Quellung des Gewebes und dem zu raschen Zerfall der Zellen kann man dureh Zusatz yon Jod vorbeugen. Man erh~,tlt wenig'er den Eindruck yon Fitden, welche Granula ftihren, sondern mehr yon aneinander gereihten Form- elementen, die ich vorl~tufig als Plasmosomen bezeichnen will. Zmn Theil ist das Bild insbesondere li~ngerer F:,tden dadurch entstanden, dass die die K6rner nmhtillende und verbindende Substanz in Folg'e der Qucllung in die Li~nge g'ezogen worden ist. Selbstverst/~ndlich soll damit nicht gcsagt sein, dass alle F~tden in dieser Weise entstehen und solche tiberhaupt nicht vorkommen. Der Befimd yon fitdigen Gebilden in iiberlebenden und nach ver- schiedenen Methoden conservirten Knochenmarkzellen und Leuco- cyten ist in dieser Hinsicht zu bertteksiehtigen.

An den mittelst Jod-Jodkalil6sungen isolirten Zellen und Zellbruchstticken erscheinen die Plasmosomen als rundliche, sphi~- l'isehe oder mehr st~tbchenf(irmige Gebilde, die gew6hnlich K(irner yon wechselnder GrSsse und Liehtl~rechung einschliessen (Tar. X, Fig. 1--3). Manchmal unterscheidet sich das central gelegene Korn, ftir welches ich die Bezeiehnung InnenkSl'perehen ~) vor- sehlagen m6ehte, nieht wesentlieh von der umsehliessenden Sub- stanz, sodass es namentlich wenn es klein ist, selbst an solchen Pr/iparaten schwer sich nachweisen 1/~sst. Anderema! heben sich (tie KOrner yon der tibrigen Substanz der Plasmosomen dutch andere Lichtbrechung deutlich ab (Fig. 1--3). Die Gr6sse dieser in den Plasmosomen gelegenen KOrner ist eine sehr wechselnde

1) Man kSnnte demselben den Namen Endosomation oder kurz Somation beile~en.

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nicht nur an verschiedenen Zellen, sondern aueh an versehiedenen Stellen tier gleiehen Zelle und bei untereinander verbundencn Plasmosomen. Grosse und kleine, stark und schwaeh licht- breehende K6rner weehseln mit einander ab. Von sehr vielen Plasmosomen treten theils feinere, theils diekere, bald lang'ere, bald ktirzere Forts~tze yon 2 oder mehr Seiten ab, dutch welehe die ersteren untereinander und zwar in versehiedenen Riehtungen in Verbindung treten. Sie erscheinen dann als dutch fadige oder st~tbehenfSrmige Bindeglieder vereinigte Gebilde oder abet es tindet eine Versehmelzung der Art statt, dass man die einzelnen Plasmosomen nieht mehr unterseheiden kann; auf diese Weise entsteht das Bild yon langlichen Stitbehen und F~tden. Nicht selten nehmcn die in den Plasmosomen enthaltenen Innenk~rper eine so betrachtliche Gr0sse an, dass die umgebende Substanz nieht mehr naehweisbar ist und die InnenkSrper kettenartig" an einandcr gereiht erscheinen. Die gesehilderten Verbindungen ge- sehehen in den versehiedensten Richtungen und es entstehen so die Bilder yon Fitden und Masehen, die man nicht nut in ver- schiedenen Zellen, sondern auch an versehiedenen Stellen dcr g'leiehen Zelle findet, so dass an diesen bald eine fitdige, bald eine maschige oder spongi6se Architectnr zum Ausdruek gelangt. Zu- weilen hatte ich den Eindruek, als ob diese Systeme yon Plas- mosomen sich durehkreuzen und so eine gertist- oder gitterartige Anordnung" annehmen k6nnten; zu einem sieheren Resultat zu ge- langen, ist abet sehr sehwer, well es selbst an solehen isolirten Theilen der Zellsubstanz sieh nieht leieht entseheiden lasst, ob sie tiber einander liegen oder sieh nut berahren. Die eben her- vorgehobene Versehiedenheit der Arehitectur kann man an den Zellen nieht nut in den sp~teren Phasen des Zerfalls, sondern aueh ehe sie in ihre Formelemente sich zerlegen, ja selbst an ganz frisehen Objeeten wahrnehmen.

Die Zwisehenr~tume zwisehen den Systemen vereinigter Plas- mosomen sind gew~hnlieh sehr eng" und mit ciner hyalinen Sub- stanz geflillt, welehe offenbar, wenigstens zum Theil, dureh die Jod-Jodkalimischung g'el6st wird; wenigstens ist sic meist nut an denjenigen Stellen zu finden, an welchen noeh zusammenhangende Plasmosomensysteme vorhanden sind. An Troekenpr~tparaten, welche mit eoneentrirten w~tssrigen L6sungen yon Fuehsin ge- f~trbt wurden, treten manehe InnenkSrper sehr seharf hervor und

Ueber Structur und Architectur dcr Zellen. 139

heben sich deutlich gegen die Umgebung ab, andere weniger. Einzelne K(h'ner werden durch Osmium g'eschwiirzt. Ob die Innenk(irper gleichartiff gebaut oder ob Mitte und Peripherie ver- schieden beschaffen sind, dartlber kann man nur Vermuthungen hegen. Ich will in dieser tIinsicht nut bemerken, dass das Cen- trum der K0rner zuweilen eine andere Lichtbrechung zu besitzen scheint, wie die Peripherie, so namentlich an Trockenpriiparaten, welche in dickem Canada eingebettet wurden, and dass die KOr- her manchmal cher als Ringe sich darstellen. Daraus weitere Schltisse zu ziehen, ware verfrtiht; immerhin sind diese Thatsachen bcmerkenswerth.

Als Formelemente der Zellsubstanz dcr Leucocyten und Knochenmarkzellen haben wir Plasmosomen kennen gelernt, welche durch fi~dige oder stitbchenfOrmige Forts~tzc unter einander zu Systcmen yon bald fitdiger, bald netzfOrmiger oder spongi0ser Archi- tectur vereinig't sind. Die Plasmosomen umschliessen KOrner Inncnkiiperchen (Somatien) - - , welche je nach der Anordnung der mnhtdlenden Substanz und ihrer wechsclnden Gr0sse in grSsseren Abstitnden yon einander aufgestellt oder dicht an einander g'e- reiht sind. Die Liicken zwischen den Plasmosomensystemen sind mit einer hyalinen Substanz ausgeftillt; man k(innte sie im Gegen- satz zu den Plasmosomensystemen - - dem Protoplasma - - als Paraplasma ~) bezeichnen. Je nach der gegenseitigen Anordnunff der Plasmosomen und der zwischen ihnen gelegenen Substanz ist die Architectur eine wechselnde.

Beztiglich der Kerne wurde oben erw~thnt, dass sie ein complicirtes System yon Fi~den und K0rnern enthalten, welche an der Kernwand sich ansetzen. Was die Beziehung der Karyo- somen zu den Plasmosomen anbelangt, so verweise ich auf die frtiheren Mittheilungen, in welcher die Arbeiten F 1 e m m i n g's,

1) Die Bezeichnung" Paraplasma ist von K u p f f e r fiir die peri- pheren Schichten der Zellsubstanz in Vorschlag gebracht; dieselbe scheint mir ftir die zwischen den Plasmosomensystemen geleg'ene Sub- stanz treffend und schwer dm'ch eine andere zu ersetzen. Das Wort ,,Granulum" ist urspriing'lich yon E h r l i c h fiir leblose Stoffwechsel- producte und sonstig'e im Protoplasma eing'elag'er~e Substanzen ver- wendet worden. Da es sich in den Plasmosomen um wichtige Form- bestandtheile und Einrichtung'en der Zelle handelt, scheint es mir nicht sachentsprechend, sie Granula zu nennen. -- Dazu kommt, dass die yon A l t m a n n beschriebenen Granula nur einem Theil, vielleicht nur ~tiner Art oder einem Punctionszustande der Zellmicrosomen entsprechen.

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H c i d e n h a i n's, R e i n k e's u. A. eingehende Berticksichtigung gefunden haben.

Die r o t h e n B l u t k ( i r p e r e h e n des Frosehes zeigen bei der Behandlung mit solchen Jod-JodkalilSsungen ein sehr verschiedenes Verhalten. ~[anche sind ganz homogen und ent- sprechend ihrem Hiimoglobingehalt mehr oder weniger intensiv gefitrbt. Andere haben ihr Hii, moglobin ganz oder theilweisc verloren und erscheinen feingek(irnt. Zwisehen den KSrnern sind F~tdchen bald nachweisbar, bald werden sie vermisst (Tar. X, Fig. 4a und b). Ieh darf auch in dieser Hinsicht auf meinc frliheren Mittheilungen 1) verweisen und will an dieser Stelle nur noch erwahnen, dass auch L e y d i g , F r o m m a n n , P f i t z n e r , A u e r b a c h , A l t m a n n 2) und Bt i t schl i 3) an der Substanz der rothen Blutk6rper feinere Structuren beobachtet haben. Dutch den Nachweis dieser wird die unter verschiedenen Verhaltnissen erfolgende Ausstossung yon ,,K6rnern" (1. c.)verst~ndlich. E s sind ferner die rothen Blutk6rper ein bemerkenswerthes Beispicl daftir, dass die Substanz der Zellen, auch wenn sic ,homogen" crscheint, complicirte Bauverhitltnisse besitzen kann.

Dasselbe gilt yon den rothen Blutk6rpern der Warmbliitcr (Kaninchen) (Taf. X, Fig. 4 c. d.e.) . Auch sie bieten cin sehr verschiedenes Verhalten den Jod-Jodkalil6sungen g'egentiber dar. W~hrend die einen nut wenig ver~ndert erscheinen und ihrem H/~moglobingehalt entsprechend dunkel gef/~rbt sind, ent- halten die anderen nur wenig oder kein tt/~moglobin, dagegen feine K~rnchen und Fadchen4). Wiederum andere stellen sich als Blutk6rperchenschatten yon wechselnder Gr6sse dar, deren Wandschichten punktfSrmige Verdickungen darbieten.

1) J. Arnold, Die corpuscul:~iren Gebilde des Froschblutes und das Verhalten bei der Gerinnung. Virchow's Archiv Bd. 148. 1897.

2) Al tmann, Die Elementarorffanismen. Leipzig" 1894. 3) Bii tschli , Untersuchung'en fiber mikroskopische Schaume

und das Protoplasma. Leipzig" 189~9, daselbst die Literamr. 4) B e t t m a n n hat in seiner ttabilitationsschrift ,Ueber den Ein-

fluss des Arseniks auf das Blur und Knochenmark des Kaninchens" den Einfluss der Jod-JodkalilSsungen auf die rothen BlutkSrper ein- g'ehend beschrieben und die Verwerthbarkeit dieser Methode bei den Untersuchung"en des Blutes unter normalen und patholog"ischenVerh~lt- nissen ausfiihrlich erSrtert; ferner J. Arn old, Zur Morpholog.. u. Biolog'. d. roth. Blutk., Virchow's Archly Bd. 145. 1896 u. zur Morplmlog'. d. extravascul. Gerinnung., daselbst Bd. 150. 1897.

Ueber Structur und Architectur der Zellen. 141

Ein ausgezeichnetes und zu Protoplasmastudien vielfaeh verwandtes Object sind die L e b e r z e 1 1 e n. Nachdem schon P f 1 f ig e r einer fibrillaren Structur Erwiilmung gethan hatte, wurde yon K u p f f e r eine complicirtere Structur ftir dieselben nachg'ewiesen. Es folgten dann die Mittheilungen yon K l e i n , J. A r n o l d 1 ) , H e i t z m a n n ~ ) , F l e m m i n g ~ ) , A l t m a n n 4 ) , B fit s e h 1 i .~) u.A. , welche je nach ihrem Standpunkte den Leber- zellen einen fibrilliiren, netzf6rmigen, wabigen oder granul~tren Bau zusehrieben. Besonders eingehend berichtet A I t m a n n tiber diese Verh:,tltnisse bei der Froschleber. Er bezeichnet als das wichtigste Ergebniss seiner Untersuchungen die Thatsachc, dass die Zellfitden der Esculentenleber aus Granulis hervorgehen, die ersteren somit nicht das Grundelement des Protoplasma sein kiinnen. Ferner inacht er auf den Wechsel der Structur bei der Hungerleber und der Ffitterungsleber aufmerksam.

Auch bei der Anwendung der Jod-Jodkalil6sungen haben sich die Leberzellen (Kaninchen) als ein seh r g'ecignetes und interessantes Object bewiihrt; sei es dass man kleine Substanz- mcngen yon dcr Schnittfliiche abschabt, sei es dass man die Iso- lirung der Leberzellen an kleinen Stfickchen im Glas vorgenom- men h a t . - Untersucht man Leberzellen sofort, nachdcm sie mit der Jod-Jodkalimischung in Bertihrung" gekommen sind, so er- scheincn die Zellen zuniichst noch wenig veriindert (Tar. X, Fig'. 7 und 8). Der manchmal durch eine helle Zone yon dcr Substanz der Zelle getrennte Kern bietet einen h(ichst complicir- ten B~tu dar; er enthi~lt zahlreiehe KSrner und Fiiden, welch' letztere an die Kernwandschicht herantreten, so dass diese selbst mit solchen Gebilden durchsetzt erscheint. Auch aussen an dcr Kernwand inseriren sich Fiiden, wie man sich an isolirten Kernen fiberzeugen kann. Zuweilen sieht die Kernwandschicht gestreift aus. Da dureh Fiiden, welehe tiber den Kern weg ziehen, eine solehe Zeiehuung vorgeti~uscht werden kann, ist es schwierig~ fiber dicsen Punkt ein sicheres Urtheil zu gewinnen. Sehr be-

1) J. A r n o 1 d, Ueber feinere Structur der Zellen unter normalen und pathologischen Beding'ungen. Virchow's Archly Bd. 77, 1879; da- selbst die iiltere Literatur.

2) 1=[ e i t z m a n n, Microscopical Morphology. New-York 1883. 3) F [ e m m i n g, Zellsubstauz etc. Leipzig- 1882. 4) A 1 t m a n n, Elementarorganismen. 2. Aufi. Leipzig 1894. 5) B i~ t s c h 1 i, Microscop. Schitunm etc. Leipzig 1892.

14~ 3". A r n o l d :

merkenswerth ist der Wechsel in der Struetur und Architectur der Zellsubstanz. Die einen Zellen bestehen der Hauptsache nach aus dunklen g'F, tnzenden Plasmosomen, welche laden- oder gertlst- f/irmig aneinander gereiht sind (Fig. 9). Andere Zellen enthalten zwischen Systemen dunkler Plasmosomen, welche bald unter einander zusammenh/~ngen, bald yon einander getrennt sind, lichte Plasmosomen (Fig'. 7 und 8). Sehr hitufig' erscheint die Peripherie der Zellsubstanz mehr gleichartig, oder lasst nur andeutungsweise k(irnige Struktur erkennen, withrend die circumnuclearen Zonen Plasmasomen in verschiedener Anordnnng enthalten, welche naeh aussen sp/~rlicher werden; auf diese Weise wird ein allmahlichcr Uebergang. yon den inneren dutch die mittleren zu den fiusseren Zonen vermittelt.

Ist es zur Isolirung der Plasmosomen g.ekommen, so erhMt man ithnliche Bilder wie bei den Leucocyten und Knochenmark- zcllen; auch hier zeigen die einzelnen Plasmosomen wechselnde Form, Griisse, Lichtbrechung" und g'egenseitige Gruppirung. (Fig'. 5 und 6). Ausserdem aber trifft man bl/ischenfSrmige Gebilde, "con denen die einen durch Verschmelzung. yon Plasmosomen entstan- den zu sein scheinen, wahrend die anderen vielleicht vaeuolisirte Plasmosomen darstellen (Fig-. 5). Bei den ersteren sind in den Wanden kleine K~rner enthalten; an den letzteren dagegen lassen sich solche nicht erkennen. Man darf diese Blaschen nicht mit ver- anderten rothen BlutkSrpern und BlutkSrperchenschatten ver- wechseln, welche in solchen Objecten immer in g.rosser Meng'e vorhanden sind; sie unterscheiden sich yon ihnen durch die g.e- ringe GrSsse, da sie durchschnittlich nur 1--2 mm messem

Mit der Frage der Structur der Leberzellen steht eine andere in innig.em Zusammenhang'e: ich meine diejenig.e nach der Beziehung" der Leberzellen zu den Gallen- und Bluteapillaren. Auf Grund der Beobachtung. H e r i n g ' s , K u p f f e r ' s und P f e i f f e r's, dass bei der Injection der Gallencapillaren die Masse in die Leberzellen eindring't, ist man zu der Vorstellung g'elangt, dass sich die Galle zun/ichst in der sog. Secretvacuole der Leberzelle sammle und yon da in die Gallencapillaren ab- fliesse. Nachdem schon P o p o f f , A f f a n a s i e w , K r a u s e und March and auf die Existenz eines intracellul/iren Netzwerks hingewiesen hatten, wurde yon N a u w e r k 1) bei ieterischen

1) N a u w e r k , Leberzellen und Gelbsucht. Miinchener reed. Wochenschrift 1894; daselbst Litcratur.

Ueber Structur und Architectur der Zellen. 143

Lebern ein Kanitlehennetz wahrgenommen, welches mit den um- gebenden Gallencapillaren in oftener Vcrbindung stehen soll. Andererseits haben A s p , F r a s e r und N a u w e r c k bei der Injection yon den Blutgefiissen aus die Injectionsmasse in die Leberzelle eintreten sehen. - - Ferner sei noch erwiihnt, class bei der sog. hitmatogenen Siderosis mittelst der Eisenreaction KSrner, Fiidchen und gr(issere blaue Punkte in den Leberzellen yon mir beobachtet wurden 1). __ So innig diese Fragen mit derjenigen der Structur der Leberzellen zusammenhiingen, so vorsichtig" wird mall in der Folgerung yon Schltissen sein mtissen. Ob wirklich in den Leberzellen besondere Eimfichtungen und, wie manche meinen, mit selbststiindiger Wand ausgestattete Kanitlchen existiren oder ob diese vermeintliehen Kan~,tlchen nichts anderes sind als die zwischen den Plasmosomen ausgesparten Systeme von Riiumen, deren Anordnung je nach den Stoffwechselvorgiingen und Er- n[dlrungsstSrnngen sich itndert, dartibcr ist eine Entscheidung zur Zeit nicht m6glich.

In der Lehre yon der feineren Structur der N i e r e n erwies sich die Entdecknng der Stiibchen durch H e i d e n h a i n und dicjenige des sog. Btirstenbesatzes dutch N u s s b a u m als beson- ders bedeutungsvoll; allerdings vertreten B o e h m, D a v i d o f f und L a n d a u e r ~) neustens die Anschauung, dass die Sti~b- chert Liingsfalten entsprechen. Nach D i s s c wiiren die t t e i d e n h a i n'schen Stlibchen und der Btirstenbesatz keine bestiindige, sondern yon den Secretionsvorg:,tngen abhi~ngige

Gebilde. R o t h s t e i n land, dass in den Nierenepithelien die Fiiden

der filaren Substanz yon der Basis der Zelle nach der freien Oberfl:,iche ziehen und durch wenige querverlaufende Fiiden ver- bundcn sind. In diesen Fiiden liegen KSrnchen eingebettet~ welche sich bald einander niihern, bald yon einander entfernen, weshalb die Zellen stets ein anderes Bild zeigen. - - Eine Beziehung der St~tbehen zu dem Btirstenbesatz leugnen die Einen ( T o r n i e r 3 ) ,

1) J. A r n o 1 d, Staubinhalation. 1885 Leipzig'. S. 188. 2) L a n d a u e r, Ueber die Struetur des Nierenepithels. Anat.

Anz. Bd. X. 1895, daselbst die Literatur. 3) To rnier~ Ueber denBfirstenbesatz derDrfisenepithelien. Arch,

f. mikrosk. Ahatom. Bd. -08. 1886.

144 J. A r n o l d :

LorenzO), behaupten die Andercn (Kruse2), Oertel3) . - - Seit A l t m a n n hat man dann den Granula der Nierenepithelien ein- gebende Beaehtung' gesehenkt und deren Verhalten unter nor- malen und pathologisehen Verhiiltnissen g'eprfift (Z oj a~), I s r a e 1 z), Schil l ing.C') , C e s a r i s - D e m e l T ) , G a l e o t t i s ) , R i b b e r t ~)) n. A.).

Aueh die Nierenepithelien (Kaninehen) zeig'en bei der An- wendung der Jod-Jodkalil(isungen eine sehr weehselnde Struetur und Arehiteettlr der Kern- und Zellsubstanz. Der Bau der Kerne ist g'ew6hnlich cin sehr complicirtcr nnd die Beziehung seiner Fiiden zur Kernwandschicht eine verschiedene; bald erscheint (lie letztere punctirt oder gestrichelt, weil sich viele Fiidcn yon aussen und innen ansetzen, bald lassen sich solche Zeichnungen nicbt naehweisen. DiG eircumnuele/ire Sehiehte enthiilt aueh bier namentlicb an der oberen Seite gliinzendc Plasmosomen in gr(isserer Zahl als die tibrige Zcllsubstanz, in welchen oft sehr feine, blasse, l:,'mg'sgerichtete Plasmosomensysteme zu erkenncn sind (Fig. 10a und b). Der Saum erscheint bald homogen, bahl rein gestrichelt; manchmal glaube ieh eine Fortsetzung der in der Zelle verlaufenden Li~ngsstreifen in den Saum hinein wahr- genommen zu h a b e n . - Nach der Isolirung" der Plasmosomcn bieten diese ~thnliche Bilder dar, wie bei den besehriebenen Zell- fi)rmen; nut sind sie meistcns feiner und die Innenk6rperchen

1) L o r e n z , Untersuch. fiber den Biirstenbesatz etc. Zeitschr. i: klin. Med. Bd. 15. 1889.

2) K r u s e , Ein Beitrag zur Histologie der g'ewundenen Harm kan~ilchen. Virchow's Archly Bd. 109.

3) O e r t e l , Ueber die Bilduug" des Biirstenbesatzes etc. Arch. f. mikroskop. Anat. Bd. -99. 1887.

4) Z o j a , Anatom. de plastidul, fucsinofil. Arch. ital. d. bioIog. Bd. XII.

5) I s r a e l , Die anatomische Necrose der Nierenepithelien. Vir- chow's Arch. Bd. 123. 1891.

6) S c h i l l i n g , Das Verhalten der A l t m a n n ' s c h e n Granula etc. Virchow's Archiv Bd. 125. 1894.

7) C e s a r i s - D e m e l , De la rapid appari t ion de la graisse dans les infarctus renaux; Arch. de biolog, ital. Bd . 24. 1895.

8) G a l e o t t i , Ueber die Granulat ionen in den ZelIen, international. Monatsschr. L Anatom. Bd. 12. 1895.

9) R i b b e r t , Die normale und pathoL Anatomie der Niere. Biblioth. med. 189~.

Ueber Structur und Architectur tier Zellen. 145

wenige~" deutlich. Auch in den Nierenepithelien trifft man bl~ts- chenfSrmigc Gebilde. Manche InncnkSrper stellen sieh als Ringel- chen dar mit verschiedener Lichtbrechung an der Peripherie und im Centrum.

An d e n C y l i n d e r e p i t h e l i e n d e s M a g e n s u n d D a r - m e s haben schon viele Beobachter (H e i d ert h a i n, W i t t i c h, T a n h o f e r , F r e n z e l , B t i t s c h l i , P a n e t h u. A.) eine feinere als L~ng'sstreifung sich darstellende Structur beschrieben. Nach G a 1 e o t t i ~)sind solche sog. Filamente, wie die Unter- suchung der lebenden Zelle lehrt, Protoplasmastr~tnge, welche die ganzs L~tng'e der Zelle durchziehsn und sich an einigen Stellen verbinden, so dass sie gleichsam Netze mit sehr langen Maschen bilden. In den sehr dtinnen Zellsn hungernder Thiere liegen diese Filaments sehr dicht; nach der Nahrungsaufnahme ent- fernen sie sich yon einander~ die Maschen erweitern sieh und der Durchmesscr der Zelle nimmt zu. Der Bt'u'stenbesatz (Tor- n i e r, v a n G e h u e h t e n) soll aus viel dichterem Protoplasma bestehen, als der Rest der Zellc, abet nicht aus St~tbchen. Schliesslich erw:,'thnt G a 1 e o t t i noch den Befllnd yon K/irnehen zwischen Saran und ZeUsubstanz, dig er far Stoffwechselproducte des Kerns und Cytoplasma hMt; sic sollen ausgestossen werden, ohne einem andsrn Zweck zu dienen.

Bei der Untersuchung der Darmepithelien (Froseh) verfuhr ich so, dass ich den ganzen Darm nebst Mesenterium heraus- schnitt und gesehlossen in Jod-Jodkalil6sung einlegts. Nach 12 Stunden 5ffnete ich den Darm und entfernte das Epithel dureh vorsichtiges Abschaben. Naeh Zusatz eines Tropfens w/issriger concentrirter Eosinl6sung wut'de das Object in der oben ange- gebenen Weise eingsschlossen. Die bald sehr schmalen, bald breitersn Epithslzellen enthalten complicirt gebaute Ksrne, deren F~tden wechselnde Beziehung zur Kernwandschicht aufweisen. Dis cireumnueleare Schicht der Zellsubstanz, insbesondere die an der oberen Seite gelegene, enth~tlt gl~tnzende Plasmosomen und KSrner. In der tibrigen Zell~ubstanz sind die ersteren bald blasser, bald dunkler, in ihnen manchmal nut sp~trliehe, ander- real zahlreichere gl~tnzende K6rner vorhanden. Bisten d ie Plas-

1) Galeot t i I 1. c., daselbst Literatur. A.rch. f. m i k r o s k . Ana t . Bd. 52. 10

146 J. A r n o l d :

mosomen mehr eine Anordnung. in der Lang'sriehtung" dar, dann erseheinen die Zellen mehr l~tng.sg-estreift, w~.ihrend sie in anderen Fallen eine mehr netzf~h'mig.e oder spong'iSse Architectm" besitzen. Dasselbe gilt ,con dem Saum, der, wenn er nicht vollstiindig" homog'en ist, liing.sstreifig.e oder netzf~irmig'e Zeichnung" darbieten kann. Kfrnehen an der unteren Flitche des Saumes habe auch ich beobaehtet, ob sie im Sinne G a I e o t t i's zu deuten sind, wage ieh nicht zu entseheiden. Nach H e i d e n h a i n 1) lieg'cn an dieser Stelle dig Centrosomen.

An den W i m p e r e p i t h e I i e n sind gleichfalls schon seit li~ng'erer Zeit feinere Strueturen bekannt. Ich sehe ab yon dem Bau des Wimperapparates selbst, wie er durch die Untersuchung.en M a r e h i ' s ~ E b e r t h ' s , E i m e r ' s , K l e i n ' s , N u s s b a u m ' s H a t s c h e k ' s , G a u l e ' s , sowie insbesondere E n g . e l m a n n ' s und F r e n z e l's aufg'edeckt wurde. - - Ieh wollte nut darauf hinweisen, dass man auch an den nach der Jod-Jodkalimethode isolirten Zellen manche dieser Strueturen wahrnehmen, und dass deren Anwendung. weg.en ihrer Einfachheit namentlich zu Curszweeken sehr emptbhlen werden kann. Ieh verfahre dabei so, dass ich die Frosehzung.e nebst dem Unterkiefer herausschneide und das Praparat ftir einig.e Zeit in die Flfissig.keit leg'e. Sehr bald wird die Zung.e mit einer dicken g'lasig.en Schleimschieht bedeekt, ~'on der man ein TrSpf'chen abhebt, mit wiissrig.er Eosin- 15sung. f~trbt und dann eindeckt. - - Zuniichst f~tllt auch an den Wimperepithelien der complicirte Bau der Kerne und der eircum- nuelearen Sehichte namentlich an der oberen Seite auE (Tar. X, Fig. 11a). Zahlreiche Faden setzen sieh an der Kernwand- sehichte yon innen und aussen an~ so dass diese punctirt und g'estrichelt erseheint. Da die die Kerne umschliessenden Sehiehten der Zellsubstanz bei den Wimperepithelien sehr dtinn sind, dtirfen diese zu der Untersuchung. der Beziehung. der Plasmosomen und Karyosomen zur Kernwandsehicht als besonders geeignet bezeichnet werden. Dessenung.eachtet ist es auch hier nicht m(ig.lieh, zu entsehei- den, ob die Fi~den die Kernwandschiehte wirklieh durehsetzen oder ob dutch Gebilde~ welche in dieser g.eleg.en sind, die Beziehung. zwisehen intra- und eireumnuelearen Mierosomen vermittelt wird.

1) M. Heidenhain~ CentralkSrperpr~parate. Anat. Anz. Bd. XII Suppl. 1896.

Uther Structur und Architectur der Zellen. 147

Dass Beziehungcn bestehen, das allerdings diinkt mir zweifellos 1). - - Sehr h/tufig nimmt man an den Wimperepithelien eine L~ngs- streifung wahr, welche sich continuirlich in den Wimpersaum fortzusetzen scheint. Erwi~hnen will ieh noeh, dass die Wimpern spitter k6rnig zerfallen. Ich meine damit nicht die K6rnehen, welche am Ende der Wimpern auftreten und sehon mehrfach be- schrieben sind.

An solchen Pritparaten trifft man immer eine gr(issere Zahl yon Becherzellen mit verschieden grossen vaeuol~tren R::tumen, welehe theils ksrnige, theils liehte Massen enthalten und sehr h/iufig yon einem System dunkler, gl~uzender, gek/Jrnter F/tden durchzogen werden (Tar. X, Fig. b undc) . - - Es liegt mir fern, in die Eriirterung der Frage einzutreten, ob die Becher- zellen als prifformirte Gebilde angesehen werden mtissen oder aus einer Metamorphose der andercn Epithelien hervorgehen, ob sie nach erfolgter Abscheidung yon Secret theilweise oder voll- stitndig zu Grunde gehen und wie sie wieder ersetzt werden. Auch auf eine ErSrterung der Seeretionsvorg~tnge, wie sit an den Becherzellen besehrieben sind, muss ich verzichten. Nut darauf miichte ieh hinweisen, dass die oben erw:~thnten Fadennetze nicht als Gerinnungsproduete aufgefasst werden dtirfen; dagegen spricht ihr ganzes Verhalten, insbesondere aber ihr Zusammenhang mit den circumnucle~tren Plasmosomensystemen, welche gewi)hnlich an der Umwamllung in Sehleim nicht Theil nehmen; wenn es eine partielle Regeneration der Zellsubstanz gibt, so geht die- selbe vielmehr meiner Ueberzeugung naeh yon diesen cireum- nuelei~ren Schichten aus.

0 b e r h a u t e p i t h e 1. Die Mittheilungen F r o m m a n n's, H e n s e n ' s , E l m e r ' s , H e i t z m a n n ' s , M a y z e l ' s , F l e m - m i n g ' s , K l e i n ' s u. v. A., denen zufolge die Epithelien der Oberhaut eine fiidige Zeiehnung besitzen, sowie der yon S e h r o e n , B i z z o z e r o , M. S e h u l t z e , R a n v i e r u .A. gefiihrte Naehweis, dass die Epithelien der Haut stachelf/irmige Fortsittze besitzen, haben die Lehre yon der complicirten Struc- tur dieser Gebilde begrtindet. Eine neue Anregung hat dieselbe

1) Ich bitte in dieser Hinsicht meine friiheren Ausfiihrungen (Ueber die feinere Struktur der h/tmoglobinlosen und h~tmoglobinhaltigen Knochenmarkzcllem Virchow's Archiv Bd. 144, S. 74) zu verg'leichen.

148 d. A r n o l d :

erfahren dutch die Entdeckung der sog. Protoplasmafasern ( B l a s c h k o , H e r x h e i m e r , K r o m a y e r , B e n e k e , R e i n k e , y o n d e r S t r i c h t u. A.). - - Die zur Zeit gang- baren Streitfl'agen sind die, ob die in den Intercellularritumen gelegenen Verbindung'sbrUcken wirkliche Forts~ttze der Zellen, bezw. derenMembranen ( T h o m a , K e y , R e t z i u s , F l e m - m i n g , P f i t z e r , K l e i n , U n n a u. v. A.) oder ob sie als der Ausdruck einer Vacuolisirung der zwischen den Zellen ge- legenen Grenzschiehte anzusehen sind (S c h u I z e) l). Es ware noch hinzuzuftigen, dass Manehe die an den Hornzellen zur Dar- stellung' gebrachten Re]iefs als den rudimentiiren Stachelpanzer ansehsn (R a u s c h) ~).

Legt man die Haut des ausgewachsenen Frosches ftir 24 Stunden in Jod-Jodkalil6sung, so liisst sich nach diescr Zeit die ganze Epithslschicht als zusammenh/tngende Membran abheben. Es isoliren sich dann sehr leicht die in den tieferen Schichten gelegenen Zellen, yon denen die untersten sins rundliche oder eekige Form darbisten, sehr complicirt gebaute Kerne und theils [~dige, theils kSrnige Substanz enthalten, yon dcr sich einzehm Plasmosomen und Haufen solcher ablOsen. An isolirten Kernen hitngen hitufig kleine Fiidchcn und K(irner. Dazwischen treten Zellen auf, welche am Rand deutlich gezackt sind und eine eigen- thttmliche Panctirung oder Streifung der Zellsubstanz besitzen (Tar. X, Fig. 12). Die in den mittleren Schichten enthaltenen Zellen sind gr(isser, haben eine mehr eckige Form, erscheinen eigenartig punctirt (Fig-. 13), oder werden yon bald ktirzeren, bald litngeren Fitden durchsctzt (Fig. 14), welche namentlich um den Kern herum eine mehr gesetzm:,~ssige Anordnung an- nehmen. Zwischen ihnea liegt eine eigenthtimliche, das Licht brechende Substanz, welche eine feine Strichelung erkennen liisst. Diese Strichelung wird zuweilen deutlicher und schsint mit der f/~diffen Zeiehnung an der Peripherie der Zelle zusammenzuh/~ngen (Fig. 15).

Der Befund einer f:,Ldigen Struktur und derjenige yon Fortsatzen an den Zellen der tieferen Schieht, welehe noch keine

1) S chulze, Verbindung der Epithelzellen untereinander. Sitz.- Ber. d. Berh Akad. 1896. 2.

2) R a us e h, Tinct.orielle Verschiedenheiten und Relief der Horn- zellen.

Ueber Structur und Architectur der Zcllen. 149

Zeichen yon Verhornung darbieten, weist meines Erachtens darauf hin, dass die fftdige Zeichnung und Strichelung nicht ausschliess- lich als ein Product der Verhornung zu deuten ist und nicht allein auf eine Oberflitchenzeichnung bezogen werden daft, vielmehr mit der Structur der Zellen in innigem Zusammen- hang steht.

B i n d e g e w e b s z e l l e n . In dem Mesenterium kommen bekanntlich zwei Arten yon Bindegewebszellen vor: grobk6rnige wenig verzweig'te und mehr blasse mit zahlreichen Ausli~ufern. An den ersteren tritt bei der Behandlung mit Jod-Jodkalil(isung schon nach wenigen Stunden die Granulirung noch deutlicher hervor; nach 24 Stunden 15sen sich bereits Plasmosomen yon den Auslitufern und dem Zellk~irper ab (Tar. X, Fig. 16 a).

Auch bei der zweiten Art yon Bindegewebszellen, welche frisch untersucht, fast vollsti~ndig homogen erscheinen, kommt Zuerst stellenweise, sp~tter mehr ausgedehnt eine allerdings viel feinere KSrnelung und Strichelung ira ZellkSrper und den Fort- siitzen zum Vorschein. Offenbar sind sie dichter geftigt als die grobk6rnigen. Ich daft nicht unterlassen, auf die interessanten Mittheilungen you F 1 e m m i n g" 1) hinzuweisen, die abet erst er- schienen, nachdem ich mit diesem Theil der Untersuchung schon abgeschlossen hatte.

Die K n o r p e 1 z e 11 e n (Brustbein beim Frosch) zeigen sich bei der Behandlung mit Jod-Jodkalil6sungen dicht mit theils ktirzeren, theils l~tngeren Fortsittzen besetzt (Taf. X, Fig. 18). Nicht selten durchziehen dieselbcn den Kapselraum, inseriren sich an die Kapselwand und dringen auch noch in diese ein; wenig- stens scheint mir dies die einfachste Erklitrung ffir die feine Strichelung, welche manche Knorpelkapseln darbieten (Fig. 18c). Diese Bilder erinnern vollstiindig an diejenigen, welche man bei der Infusion yon Indigkarmin in das Blur lebender Thiere erhi~lt. Es kommen dann nicht nur in der Intercellularsubstanz, sondern auch innerhalb der Knorpelzelle und Knorpelkapsel, sowie im Kapselraum Farbstoffabscheidungen zu Stande. Die Knorpel-

1) Flemming, Ueber den Bau der Bindegewebszellen. Zeitschr. L Biolog. 1897 und fiber die Bildung der collagenen Bindegewebs- fibrillen. Arch. f. Anatom. 1897.

150 J. A r n o l d :

Kapsel wird yon radi~tren blauen Linien durchzogenl ) . Andcre

Knorpelzellen bieten wenigstens an der Oberflaehc eine netz-

fiirmige oder spongiOse Arehi tee tur dar.

E r k l i i r u n g d e r A b b i l d u n g e n a u f T a f e l X .

VergrSsserung: Zeiss, Apochromat 2mm; Compensationsocular 4, 8 u. 12. Bei Figur 2 u. 9 habe ich, um die Beziehung der Plasmo- somensysteme zu einander darstellen zu kSnnen, eine idelle Verg'rSsse- rung gewlthlt. Fig. 1. Mit Jod-Jodkali isolirte Plasmosomcn yon Leukocytcn und

Knochenmarkzellen yore Kaninchen. Fitrbung mit conccn- trirter wltssriger EosinlSsung. Feuchtes Prliparat.

Fig. 2. Zerfallender Leucocyt mit eosinophiler Granulation (Kanir~chen) ; Isolirung und F',trbung wie bei 1. Feuchtes Pr',tparat.

Fig'. 3. Isolirte Plasmosomen yon Knoctmnmarkzellen (Kaninchen) mit InnenkSrpern (Somatien). Trockenpr$iparat. Fitrbung mit con- centrirter w~issrig'er Fuchsinl~isung.

Fig. 4. a u. b --~ rothe BlutkSrper vom Frosch; c, d u. e---- vom Kanin- chen; Jod-J0dkalipritparat. F~trbung mit coneentrirter witssriger EosinlSsung. Feuchtes Priiparat.

Fig. 5. ]solirte Plasmosomert you Leberzellen (Kaninchen) und kleine Bliischen mit KSrnern. Feuehtes Pr~parat. F'~trbung mit con- centrirter witssriger Eosinliisung.

Fig'. 6. Isolirte Plasmosomen der Leber (Kaninchen) mit Innenkiirpern (Somatien). Trockenpr~iparat. F~trbung mit concentrirter wiissriger FuchsinlSsun~.

Fig. 7 u. 8. Leberzelle (Kaninchen) isolirt durch Jod-JodkalilSsung, F~trbung" mit cono, entrirter w:,tssriger EosinlSsung. Feuchtes Pr~tparat. In der eircumnucle~iren Zone dunklere Plasmosomen- systeme.

Fig. 9. Zerfallende Leberzelle (Kaninchen) nach 24 stfindiger Einwir- kung yon Jod-JodkalilSsung. Feuchtes Pr~tparat. Tinc~ion beider. Gegenseitige Beziehung der Plasmosomen und Plasmo- somensysteme.

1) Vgl. J. A r n o l d , Die Abscheidung des indig-schwefelsauren Natrons im Knorpelgewebe. Virchow's Archly Bd. 73. 1878 und fiber feinere Structur der Zellen unter normalen und pathologischen Be- dingungen. Virchow's Archly Bd. 74. 1879. Bei der Beurtheilung dieser Befunde, insofern sie iiberhaupt berfieksichtigt wurden, ist viel- fach fibersehen worden, dass solche Bilder bei der I n f u s i o n d e s F a r b s t o f f s in d a s B l u r l e b e n d e r T h i e l ' e zu Stande kommen; man hat sie als dureh Injection erzeugte Artefacte umgedeutet.

Ueber Struetur uud Architectur der Zellen. 151

Fig. 10.

Fig'. 11.

Fig. 12.

Fig. 13.

Fig. 14. Fig. 15.

Fig. 16.

Fig. 17.

Nierenepithelien (Kaninehen) mit Jod-Jodkali lSsung isolirt naeh 12 Stunden; dunklere Plasmosomen in der circumnucleiiren Schicht; Beziehung- derselben zur Kernwandschichte. Wimperepithel ien (Froschzunge) Jod-Jodkal i isol i rung nach 12 Stunden. Feuchtes Pri iparat . Eosintinction; b. u. c. Becherzellen. Epithelzelle (Froschhaut) aus den tieferen Schichten. Feuchtes Priipar~t. Eosinf~,trbung. Ze]lsubstanz zeigt eine feine line,ire Zeichnung; feine Forts~ttze an der Peripherie der Zelle. Epithelzelle (Froschhaut) aus einer hSheren Sehiehte. Feuchtes Pritparat. Eosinfiirbung. Feine Punct i rung der Zellsubstanz. Dasselbe. NetzfSrmige Zeichnung" in der circumnucleitren Zone Dasselbe aus einer hSherea Schichte. Zwei Zellen dutch eine Leiste mit einander verbunden. Die feine Strichclung dieser l~tsst sich bis in den Zellleib hinein verfo]gen. Bindegewebszellen aus dem Mesenterium des Kaninchens; Jod- Jodkalipr~tparat nach 24 Stunden; Eosinfiirbung; 2 Arten yon Zellen. Knorpelzellen aus dem Sternum des Frosches nach 6titgiger Einwirkung yon Jod-Jodkal i l6sung. Feuchtes Flitchenpritparat. Eosintinction. Ausliitffer yon Knorpelzellen, in b. die Kapsel- wand erreichend, in c. dieselbe durchsetzend, feine radi~ire Strichelung dieser.