venerisches granulom

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'l?ropen krankheifem J* 69 Sitzung im Institut ffir Schiffs- und Tropenkrankheiten am 19. Mai I921. Prof. Dr. Noeht begrfil3t die Versammlung und weist dar~uf hin, dab das seh6ne Institut, das die Dermatologen mit ihrem Besuche erfreuen, eben vor dem Kriege er6ffnet wurde und dal3 bei der Ein- weihungsfeier GraBe und anseheinend herzlich gemeinte GliXckwiinsehe aus zahlreichen Lgndern, aueh yon den Nationen, die jetzt die deutsche WissensehMt boykottieren wollen, fiberbracht wurden. Dutch den Krieg warde die Arbeit des Instituts und seine Beziehungen zum Aus- lande unterbrochen und man hSre jetzt gelegentlieh Zweifel, ob das Institut naeh dem Verlust unserer Kolonien und dem unglfickliehen Ausgang des Krieges noeh Existenzberechtigung habe und ob nicht sein Arbeitsgebiet und das frfiher in reicher Ftille zustr6mende Kranken- und ArbeitsmateriM zu sehr eingesehr~tnkt worden sei. Das treffe abet glficklieherweise nicht in dem MaGe zu, als vielfach, besonders auBerhMb I{amburgs, angenommen werde. Der Schiffsverkehr habe ungefghr die I-fglfte des Vorkriegsverkehrs wieder erreieht, die Krankenabteilung werde wieder yon zahlreiehen Seeleuten, Pflanzern, Kaufleuten usw. yon Ubersee aufgesucht und auch die wissensehaftliehen Beziehungen zu den uns nicht feindlichen, iiberseeischen L~tndern seien in erfreulieher Wiederherstellung begriffen, ganz besonders zu Lateinamerika, woftir aueh die yon Brauer und Nocht herausgegebene ,,t{evista mediea de Hamburgo" eifrig und erfolgreich wirke. Eine starke Stfitze babe das Institut aueh dureh die Grfindung der Universitgt erhalten, deren be- sondere Aufgabe es ja sein solle, die Auslandskunde und die wissen- schaftlichen Beziehungen zum Auslande zu pflegen. Den so zahlreieh ersehienenen Dermatologen solle nun aus dem Ge- biete der tropisehen Hautkrankheiten und a.us den sieh damit beriihrenden Gebieten einiges in Form yon Prgparaten, Diapositiven und Film en vor-. gefiihrt werden. Daran a.nschliegend wt~rden die Besueher in Gruppen das Institut besiehtigen. SehluG mit Worten des Dankes f~r den zahl- reiehen Besueh. Martin l~'Iayer und Rocha- Lima bespreehen an Hand yon Licht- bildern, mikroskopischen und makroskopischen Prgparaten eine Reihe exotiseher Hautkrankheiten und mit der Haut in Be~iehung stehender Affektionen. Yenerisehes Granulom : Eine in Indien, Ostasien, ver- sehiedenen Siidseeinseln, Westafrika, 3~ittel- und Siid.

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Page 1: Venerisches Granulom

'l?ropen krankheifem J* 69

Sitzung im Institut ffir Schiffs- und Tropenkrankhei ten

am 19. Mai I921.

Prof. Dr. N o e h t begrfil3t die Versammlung und weist dar~uf hin, dab das seh6ne Insti tut , das die Dermatologen mit ihrem Besuche erfreuen, eben vor dem Kriege er6ffnet wurde und dal3 bei der Ein- weihungsfeier GraBe und anseheinend herzlich gemeinte GliXckwiinsehe aus zahlreichen Lgndern, aueh yon den Nationen, die jetzt die deutsche WissensehMt boykottieren wollen, fiberbracht wurden. Dutch den Krieg warde die Arbeit des Insti tuts und seine Beziehungen zum Aus- lande unterbrochen und man hSre jetzt gelegentlieh Zweifel, ob das Ins t i tu t naeh dem Verlust unserer Kolonien und dem unglfickliehen Ausgang des Krieges noeh Existenzberechtigung habe und ob nicht sein Arbeitsgebiet und das frfiher in reicher Ftille zustr6mende Kranken- und ArbeitsmateriM zu sehr eingesehr~tnkt worden sei. Das treffe abet glficklieherweise nicht in dem MaGe zu, als vielfach, besonders auBerhMb I{amburgs, angenommen werde. Der Schiffsverkehr habe ungefghr die I-fglfte des Vorkriegsverkehrs wieder erreieht, die Krankenabtei lung werde wieder yon zahlreiehen Seeleuten, Pflanzern, Kaufleuten usw. yon Ubersee aufgesucht und auch die wissensehaftliehen Beziehungen zu den uns nicht feindlichen, iiberseeischen L~tndern seien in erfreulieher Wiederherstellung begriffen, ganz besonders zu Lateinamerika, woftir aueh die yon B r a u e r und N o c h t herausgegebene ,,t{evista mediea de H a m b u r g o " eifrig und erfolgreich wirke. Eine starke Stfitze babe das Ins t i tu t aueh dureh die Grfindung der Universitgt erhalten, deren be- sondere Aufgabe es ja sein solle, die Auslandskunde und die wissen- schaftlichen Beziehungen zum Auslande zu pflegen.

Den so zahlreieh ersehienenen Dermatologen solle nun aus dem Ge- biete der tropisehen Hautkrankhei ten und a.us den sieh damit beriihrenden Gebieten einiges in Form yon Prgparaten, Diapositiven und Film en vor-. gefiihrt werden. Daran a.nschliegend wt~rden die Besueher in Gruppen das Ins t i tu t besiehtigen. SehluG mit Worten des Dankes f~r den zahl- reiehen Besueh.

M a r t i n l~'Iayer und R o c h a - L i m a bespreehen an Hand yon Licht- bildern, mikroskopischen und makroskopischen Prgparaten eine Reihe exotiseher Hautkrankhei ten und mit der Hau t in Be~iehung stehender Affektionen.

Yenerisehes Granulom : Eine in I n d i e n , O s t a s i e n , v e r - s e h i e d e n e n S i i d s e e i n s e l n , W e s t a f r i k a , 3~i t te l - und Siid.

Page 2: Venerisches Granulom

470 Tropenkrankheiten.

a m e r i k a u. a. O. beobachtete infektibse Geschlechtskrankheit. Von kleinen Pasteln ausgehend entstehen torpide granulierende Geschwiire yon weiter Ausdehnung an den Gesehlechtsteilen selbst, dem Datum und den unteren Bauchpartien. Als Erreger wurden yon D o n o v a n 1905 aus Madras kapselkokkenartige Gehilde beschrieben, die A r ~g~o und V i a n n a bei Fallen in Brasilien ziiehten konnten, and zwar zun~chst auf S a b o u r a u d s Maltoseagar, dann auch auf anderen NahrbSden; sie benannten den Bacillus, der im Gewebe zu Zoogloeabildung neigt, C a l y m m a t o b a e t e r i u m g r a n u l o m a t i s . Mar t i n i ziichtete in Ostasien einen eingekapselten, kettenbildenden, gramnegativen Diplo- kokkus. Die b r a s i l i a n i s e h e n Fo r sche r hatten therapeutiseh glanzende Ergebnisse durch intravenSse Behandlung mit Tartarus stibiatus (0,08--0,1 in 1 proz. L5sung). Mit Hilfe yon Lichtbildern wird der histologische Bau erl~atert, der dem eines typischen Granuloms entspricht. Man finder aber zwisehen den naeh der Oberilaehe laufenden, yon einem basalen Plasmom ausgehenden jungen Gef~l~en aal~er zahl- reich dicht gelagerten Leukoeyten, Fibroblasten und den die Gef~f~e begleitenden Plasmazellen grol~e einkernige Zellen, die teilweise in Vakuolen, zum Teil gleiehm~l~ig im Protoplasma verstreut den Krank- heitserreger als sehwer f~rbbare kurze St~bchen beherbergen.

Von FrambSsie werden zun~ehst einige typisehe Bflder gezeigt, die darstellen~ wie mannigiaeh die Erscheinungen der Eruptionen sein k5nnen; so zeigen mehrere Bilder yon Hottentotten aus Siidwestafrika disseminierte, ganz gleichm~l~ig ca. zehnpfennigstiickgrof~e, flache, k~um ulcerierte Papeln. Ein Bild zeigt das zuerst yon Schi i f fner bescbriebene, eigentfimlieh liehenartige Exanthem im Friihstadium der Xrankheit. Dann folgen Bilder der bSsartigen Formen in Gestalt torpider Geschwiire und der yon B a e r m ~ n n and Schi i f fner be- schriebenen Uleerationen aui Hand-und Fuf~fl~ehe. Eine Reihe yon Bildern zeigt den Erfolg de r Salvarsantherapie; ein im Institut beob- achteter Fall bei einem Europ~ierlcind (Moulage) erwies, dal~ es aueh bei FrambSsie salvarsanresistente Falle gibt. Die histologischen Bilder zeigen die eharakteristisehe Ansammlung yon Leukocyten in der akan- thotisch erweiterten Stachelsehieht der Epidermis und die plasmoeyt~re Infiltration der Curls. Ferner werden die Spirochhten gezeigt, die ira Gegensatz zu den Luesspirochgten nur in der Epidermis gefunden ~verden.

Uleus tropicum: In den tropisehen Plantagenbezirken Afrikas, I~ieder- l~ndisch-Indiens und vieler anderer Tropenlander stellt das Haupt- kontingent aller zu behandelnden Fa]le das Ulcus tropir Das in warmen L~ndern welt verbreitete tropisehe Beingeschwiir sitzt mit Vor- liebe an den'inneren FuBknSehe]n, derFerse oder auf Zehen. Anfangs kreisrund~ wuchert es nach der Seite und in die Tiefe und ffihrt sehlief~-