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  • Vandenhoeck & Ruprecht

    Stefanie Jahn

    Vergil, AeneisLehrerband

    classica kompetenzorientierte lateinische Lektre

  • 3

    Inhalt

    Vergils Aeneis: Zentrale Aspekte und Themen 4

    Aeneas: Mission mit Hindernissen 10

    1. Aeneas ein zweiter Odysseus? 10

    2. Die Trojaner in Seenot 15

    3. Neptun greift ein 17

    4. Die Bestimmung des Aeneas 19

    Aeneas erzhlt 24

    5. Das Trojanische Pferd 24

    6. Laokoons Tod 27

    7. Fliehen oder Kmpfen? 31

    8. Flucht aus Troja 34

    9. Achaemenides 37

    Dido und Aeneas 40

    10. Didos Gefhle 41

    11. Eine Botschaft von Jupiter 43

    Kurs auf Italien 47

    12. Ein Wettrennen 47

    13. In der Unterwelt 50

    Hintergrundinformationen: Das Goldene Zeitalter 52

    14. Eine glorreiche Zukunft 54

    Aeneas in Latium 58

    Das Heirats-Arrangement 59

    15. Amata 61

    16. Turnus 64

    17. Mezentius 66

    18. Pallas und Turnus 67

    19. Der Sohn des Mezentius 71

    20. Euanders Klage 74

    21. Camilla 77

    22. Juno gibt nach 78

    23. Das Ende der Kmpfe 81

    Anhang 87

    Ergnzungsmaterial 87

    Literatur 103

  • 10

    Aeneas Mission mit Hindernissen

    Interpretationsskizze:

    - teleologisches Geschichtsbild der Aeneis: Die Rolle der Trojaner als Vorfahren der Rmer sowie des Aeneas als Urahn der Julier werden vorgestellt. Sein Weg nach Italien und die sptere Grndung Roms werden als schicksalhaft (fatum, Jupiter) vorherbe-stimmt prsentiert. Auch die Herrschaft des Augustus (vor allem: Pax Augusta) wird bereits als Ziel dieser Geschichte dargestellt.

    - Das Heldenbild der Aeneis als Schlssel fr ihre Konzeption: Aeneas zeichnet sich vor allem durch seine Ethik aus (pietas), und sein Weg ist vom Schicksal vorherbestimmt.

    1. Aeneas ein zweiter Odysseus?

    Die intensive Bearbeitung des Promiums dient dazu, die Grundlage fr das Verstndnis der

    anderen Passagen des Werkes zu legen (Vorherbestimmung der Geschichte, Heldenbild,

    Wertewelt).

    Die hier begonnene Charakterisierung des Helden Aeneas kann whrend der gesamten

    Lektre an jeweils passenden Stellen fortgefhrt werden. Das Gesamtergebnis kann dann als

    Grundlage fr dessen abschlieende Bewertung dienen.

    Mglicher Unterrichtsablauf

    1. Vorgeschichte thematisieren; Vorwissen aktivieren / ergnzen: Der Trojanische Krieg (z.B. vorbereitende Hausaufgabe: Lektreband S. 10-12 lesen)

    Vor der Lektre sollten die Schlerinnen und Schler die Geschichte des Trojanischen Krieges und der trojanischen Abstammung der Rmer in Grundzgen kennen, damit sie die Aussagen des Promiums richtig einordnen knnen. Das Promium wurde nicht fr Menschen geschrieben, die den Troja-Mythos und die rmische Abstammungssage nicht kannten, sondern dieses Wissen wird vom Dichter vorausgesetzt und daher an vielen Stellen nur beilufig erwhnt oder angedeutet.

    Fr den Vergleich mit Odysseus (Aufg. 4) sind die Irrfahrten des Odysseus auf S. 10-12 knapp skizziert. Die Irrfahrten des Odysseus sind in der Regel bekannter als die Irr-fahrten des Aeneas. Eventuell knnen manche Schler hier an Bekanntes anknpfen. Ein Vergleich mit Odysseus lohnt sich, weil die Schler hier zum einen besonders deutlich erkennen knnen, dass Vergil bewusst das Vorbild Homers nachahmt. Darin zeigt sich ein interessanter Unterschied zwischen antiken und modernen Schriftstellern: Whrend (berbietende) Imitation groer Vorbilder bei rmischen Schriftstellern eine bliche Praxis war, mit der sie unter anderem ihren eigenen Anspruch auf literarische Eben-brtigkeit hervorhoben, muss ein moderner Schriftsteller seine Fhigkeiten vor allem durch seine Originalitt beweisen, was die Nachahmung anderer Werke ausschliet. So etwas wrde heute wohl als Plagiat gelten.

  • 11

    Da die Schlerinnen und Schler Aeneas im Laufe der Lektre noch besser kennenlernen und ber verschiedene Ereignisse lesen, die man mit Stationen der Odyssee vergleichen kann, besteht die Mglichkeit im Laufe der Lektre diesen Vergleich (Odysseus Aeneas) immer wieder aufzugreifen. Aus diesem Grund fallen die Informationen zu den Stationen der Odyssee relativ ausfhrlich aus. Die Erkenntnis, dass es ein bewusstes Anliegen Vergils war, Homer nachzuahmen, wird spter bei der Behandlung des Achaemenides-Textes (Text 9) wieder von Interesse sein. Zum anderen zeigt ein Vergleich der Charaktere beider Helden bereits die Besonder-heiten der Aeneas-Gestalt in der Aeneis: Er ist ein Held, der vor allem durch eine ethische Kategorie definiert wird (pietas), whrend die Ethik bei der Charakterisierung des Odysseus keine Rolle spielt: Er zeichnet sich dadurch aus, dass er mit Klugheit und (Hinter-)List erfolgreich ist.

    2. Mgliche Vorerschlieung anhand von Eigennamen im Text V. 1-7 (Troia, Italia,

    Lavinia / Lavinium, Latium, Albanus, Roma ein Abriss der Aeneas-Sage; das fhrt zu

    der Frage: Welche Rolle spielt Juno dabei? wird spter beantwortet)

    3. bersetzung

    Erster Abschnitt: V. 1-7 a) bersetzung von arma virumque cano

    b) Ermittlung und Bestimmung von Verbformen und Konnektoren Satzstruktur

    c) Klrung: Was heit dum mit Konjunktiv? (Wrterbuch)

    d) bersetzung der Verbformen und Konnektoren, danach bersetzung des gesamten Abschnitts

    e) Klrung von Sachinformation:

    Bedeutung von fatum Schicksal, hufig identisch mit dem Willen der Gtter bzw. den Aussprchen Jupiters (nach / bei Aufgabe 3)

    Lage Latiums (Karte)

    Zweiter Abschnitt: V. 8-11 a) bersetzung von Musa, mihi causas memora

    b) berlegung: Wofr mchte der Dichter die Grnde erfahren? (voriger Abschnitt: multum ille et terris iactatus et alto ... multa quoque et bello passus)

    c) Untersuchung: Wie viele Fragen folgen in diesem Abschnitt?

    d) bersetzung des Abschnitts

    e) Klrung von Sachinformation: Bedeutung von pietas

    Dritter Abschnitt: V. 12-33 a) bersetzung von Urbs antiqua fuit

    b) berlegung: Von welcher Stadt spricht der Dichter? Wie hngt das mit den zuvor gestellten Fragen zusammen? (V. 13 direkt darunter: Karthago; die Stadt muss eine Rolle bei den Schwierigkeiten spielen, denen Aeneas auf seiner Mission begegnet.)

    c) Klrung von Sachinformation: Punische Kriege (Welche Rolle spielte Karthago in der rmischen Geschichte?)

    d) bersetzung bis V. 18.

  • 12

    e) V. 19-22: Verbformen ermitteln (audierat ist die einzige finite Verbform, der Rest sind Infinitive, die von audierat abhngen).

    f) bersetzung bis V. 24 (V. 23f. im Plenum)

    g) bersetzung bis V. 33

    4. Aufgabe 1

    Frage: Welche Rolle spielt Juno in der vergilischen Aeneassage? (Antagonistin, Gegenspielerin des Aeneas)

    5. Aufgaben 2-4

    Lsungsskizzen zu den Aufgaben

    Aufgabe 1: Gliederung V. 1-7: Der Held (Aeneas) und sein Schicksal werden vorgestellt: Er musste von Troja

    fliehen, wurde vielfach auf dem Meer umhergetrieben und musste Kriege ausfechten, besonders aufgrund von Junos Zorn. Schlielich grndete er in Latium (Italien) eine neue Stadt, aus der ein neuer Volksstamm und schlielich Rom hervorgingen.

    V. 8-11: Musenanruf: Der Dichter fragt nach dem Grund fr das schwere Schicksal des Aeneas.

    V. 12-22: Erster Teil der Erklrung: Junos besondere Beziehung zu Karthago, das sie gerne als Weltmacht gesehen htte; stattdessen war vorherbestimmt, dass die Stadt von Nachkommen der Trojaner vernichtet werden wrde. (Dieser Abschnitt kann auch in zwei Abschnitte, V. 12-18 und V. 19-22 unterteilt werden.)

    V. 23-28: Zweiter Teil der Erklrung: Juno hasste die Trojaner auch so schon seit dem Trojanischen Krieg, da sie zum einen auch in Argos besonders verehrt wurde, zum anderen Troja wegen des Parisurteils zrnte. Auerdem war sie durch die Entrckung des Trojaners Ganymed in den Olymp erzrnt worden.

    V. 29-32: Abschluss der Erklrung: Aus den genannten Grnden hielt Juno die brig gebliebenen Trojaner so lange wie mglich von Latium fern.

    V. 33: Schlusssatz, der den Zweck der Reise des Aeneas nennt: Die Grndung Roms.

    Aufgabe 2: Charakterisierung

    In Aufgabe 2 weisen Begriffe, mit denen Aeneas beschrieben wird, auf Schlsselbegriffe und

    -gedanken der Aeneis hin (fatum, pietas, die besondere Rolle des Aeneas als leidender Held).

    Zugleich lenkt diese Aufgabe die Aufmerksamkeit auf zentrale Unterschiede zwischen Aeneas

    und Odysseus und bereitet so (gemeinsam mit Aufgabe 3) die vierte Aufgabe vor.

    Flchtling aus Troja (V. 2 fato profugus), umhergetrieben auf dem Land und dem Meer (V. 3

    et terris iactatus et alto), erlitt viel im Krieg (V. 5 multa ... bello passus), von herausragender

    Frmmigkeit (V. 10 insignem pietate virum)

  • 13

    Aufgabe 3: Erluterung

    Die Aufgabe zielt auf das Verstndnis ab, dass fatum in diesem Zusammenhang nicht einfach

    ein persnliches Schicksal bedeutet (es war ihm eben vorherbestimmt zu leiden), sondern dass

    damit eine zweckgebundene Vorherbestimmung, eine durch gttlichen Beschluss zugewiesene

    Funktion in der Weltgeschichte gemeint ist.

    Es ist Aeneas vom Schicksal vorherbestimmt, als Flchtling von Troja nach Italien zu ge-

    langen. In V. 19-22 wird erzhlt, dass es schon vor seiner Ankunft in Italien die Prophezeiung

    gegeben habe, dass die Nachkommen der Trojaner von Italien aus Karthago vernichten

    wrden. Aeneas scheint also eine vom Schicksal / von den Gttern vorherbestimmte Rolle in

    der Geschichte zu spielen (die Grundlage fr Roms Existenz zu legen).

    Zur Vertiefung: B. Adam, Das Fatum in der Aeneis als Ansatzpunkt zu ihrer Erschlieung, Anregung 21 (1975), 408-410.