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Viel Optimismus und Lebensfreude für die Zukunft Guayaquil, Ecuador „Señorita Marion!!“- Samary kommt strahlend auf mich zugestürzt und umarmt mich. Davon angespornt folgen ihr mehrere der Kinder, die im Schulhof versammelt sind und auf den Schulbeginn warten. Es ist 7:25 Uhr. Um 7:30 Uhr beginnt der Unterricht in der Schule Caminito de Jesus (dt. Der Weg Jesu), einer Grundschule in Pascuales, einem der Armenviertel Guayaquils, der größten Stadt Ecuadors. Drei Monate ist es her, seit ich zum ersten Mal durch die vergitterte Eingangstür gekommen bin, den kargen, steinernen Schulhof gesehen habe und zum ersten Mal den Kindern begegnet bin, die dort lernen. Den Kindern, die in Pascuales aufwachsen, einem Viertel ohne befestigte Straßen und ohne Kanalisation, in dem die Straßen sobald es dunkel wird nicht mehr sicher sind. Vielen dieser Kinder ist keine behütete Kindheit vergönnt. Ivan, ein fröhlicher, aufgeweckter Junge, lebt mit seinen sieben Geschwistern in einem Haus direkt gegenüber der Schule. Die 10- köpfige Familie lebt dort in zwei Zimmern. Ivans Mutter empfängt uns freundlich zurückhaltend und zeigt uns gern ihr Haus. Sie ernährt ihre Familie von den 60 Dollar, die ihr Mann wöchentlich verdient. Als ich sie nach ihren Wünschen für die Zukunft frage, lächelt sie: „Meine Kinder vorwärts bringen. Sie sollen weiter lernen.“ Für Kinder wie Ivan und seine Geschwister hat die Lehrerin Margarita Richard Delgado vor 22 Jahren die Grundschule Caminito de Jesus gegründet. In einem Land wie Ecuador, in dem staatliche Schulen rar, und private Schulen für viele zu teuer sind, hat sie eine Stiftung zur Finanzierung der Schule ins Leben gerufen. Heute lebt sie in Hamburg und kämpft gemeinsam mit dem Verein täglich für den Erhalt und die Erweiterung dieser einzigen Hoffnung der Kinder auf eine bessere Zukunft. Die Stiftung erhält ihre Mittel vor allem aus Spendengeldern und Patenschaften, die deutsche Paten für die ecuadorianischen Kinder übernehmen. „Von den 20 Euro, die die deutschen Paten monatlich als Schulgeld für ihr Patenkind überweisen, können wir mittlerweile 300 Kindern den Schulbesuch ermöglichen“ erklärt Margarita glücklich. Fast genauso wichtig sei jedoch der Kontakt zwischen den Paten und ihren Patenkindern. Briefe und kleine Päckchen aus Deutschland rufen immer wieder große Freude hervor und werden mit Eifer beantwortet. Sie ist eine vor Energie sprühende Frau. Stetig träumt sie von nächsten Projekten: vor allem von einem gemeinsamen Frühstück für alle Schüler/innen in der Schule, um zu vermeiden, dass

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Page 1: Viel Optimismus und Lebensfreude für die Zukunft · Grundschule Caminito de Jesus gegründet. In einem Land wie Ecuador, in dem staatliche Schulen rar, und private Schulen für viele

Viel Optimismus und Lebensfreude für die Zukunft

Guayaquil, Ecuador „Señorita Marion!!“- Samary kommt strahlend auf mich zugestürzt und umarmt mich. Davon angespornt folgen ihr mehrere der Kinder, die im Schulhof versammelt sind und auf den Schulbeginn warten.

Es ist 7:25 Uhr. Um 7:30 Uhr beginnt der Unterricht in der Schule Caminito de Jesus (dt. Der Weg Jesu), einer Grundschule in Pascuales, einem der Armenviertel Guayaquils, der größten Stadt Ecuadors. Drei Monate ist es her, seit ich zum ersten Mal durch die vergitterte Eingangstür gekommen bin, den kargen, steinernen Schulhof gesehen habe und zum ersten Mal den Kindern begegnet bin, die dort lernen. Den Kindern,

die in Pascuales aufwachsen, einem Viertel ohne befestigte Straßen und ohne Kanalisation, in dem die Straßen sobald es dunkel wird nicht mehr sicher sind.Vielen dieser Kinder ist keine behütete Kindheit vergönnt. Ivan, ein fröhlicher, aufgeweckter Junge, lebt mit seinen sieben Geschwistern in einem Haus direkt gegenüber der Schule. Die 10-köpfige Familie lebt dort in zwei Zimmern. Ivans Mutter empfängt uns freundlich zurückhaltend und zeigt uns gern ihr Haus. Sie ernährt ihre Familie von den 60 Dollar, die ihr Mann wöchentlich verdient. Als ich sie nach ihren Wünschen für die Zukunft frage, lächelt sie: „Meine Kinder vorwärts bringen. Sie sollen weiter lernen.“ Für Kinder wie Ivan und seine Geschwister hat die Lehrerin Margarita Richard Delgado vor 22 Jahren die Grundschule Caminito de Jesus gegründet. In einem Land wie Ecuador, in dem staatliche Schulen rar, und private Schulen für viele zu teuer sind, hat sie eine Stiftung zur Finanzierung der Schule ins Leben gerufen. Heute lebt sie in Hamburg und kämpft gemeinsam mit dem Verein täglich für den Erhalt und die Erweiterung dieser einzigen Hoffnung der Kinder auf eine bessere Zukunft. Die Stiftung erhält ihre Mittel vor allem aus Spendengeldern und Patenschaften, die deutsche Paten für die ecuadorianischen Kinder übernehmen. „Von den 20 Euro, die die deutschen Paten monatlich als Schulgeld für ihr Patenkind überweisen, können wir mittlerweile 300 Kindern den Schulbesuch ermöglichen“ erklärt Margarita glücklich. Fast genauso wichtig sei jedoch der Kontakt zwischen den Paten und ihren Patenkindern. Briefe und kleine Päckchen aus Deutschland rufen immer wieder große Freude hervor und werden mit Eifer beantwortet. Sie ist eine vor Energie sprühende Frau. Stetig träumt sie von nächsten Projekten: vor allem von einem gemeinsamen Frühstück für alle Schüler/innen in der Schule, um zu vermeiden, dass

Page 2: Viel Optimismus und Lebensfreude für die Zukunft · Grundschule Caminito de Jesus gegründet. In einem Land wie Ecuador, in dem staatliche Schulen rar, und private Schulen für viele

Kinder hungrig im Unterricht sitzen. Aber auch Deckenverkleidungen, geschlossene Fenster in allen Klassenräumen und ein Raum, um praxisorientierten Elektrizitätsunterricht anbieten zu können, fehlen. Es gäbe noch so viele nötige Veränderungen an der Schule, wenn das Geld ausreichen würde. „Wenigstens träumen kostet nichts“ lächelt Margarita und versichert „wir werden unsere Ziele weiterhin mit Optimismus verfolgen.“10:00 Uhr: Pause. Der enge Schulhof füllt sich mit lauten, lachenden und energiegefüllten Kindern, die auf dem Steinfußboden Fußball spielen, seilspringen und toben. Schon hat Samary mich wieder erreicht, ich umarme sie. Das für sein Alter sehr kleine Mädchen wohnt bei seiner Großmutter, da seine Mutter zu einem neuen Mann gezogen ist. Wahrscheinlich hat sie heute Morgen wieder kein Frühstück bekommen. Von den anderen Lehrern weiß ich, dass sie geschlagen wird.

Während meines Freiwilligendienstes hier an der Schule Caminito de Jesus habe ich gelernt, die kleinen Dinge wertzuschätzen. Jeden Morgen wieder freue ich mich darauf, mit den Kindern zu lachen, in den Pausen zu spielen, ihnen von Deutschland und seinen Traditionen zu erzählen und ihnen im Unterricht Englisch beizubringen. Samary und Ivan sind nur zwei der vielen, vielen Kinder, die ich in meinen drei Monaten an der Schule hier in mein Herz geschlossen habe und denen ich von ganzem Herzen eine bessere Zukunft wünsche.

Für mehr Informationen über die Stiftung, die Schule, Patenschaften, Praktikum und persönlichen Kontakt zum Verein: www.ojala-ev.de

Spendenkonto: Inhaber: Ojala e.V.BLZ 200 505 50, Hamburger SparkasseKto-Nr: 139 612 1848