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Vom fehlenden Nutzen der Freiwilligkeit
Soziale und ökologische Probleme in der globalen
Bekleidungsproduktion und Ansätze zu ihrer Lösung
Textilverarbeitung in Indien, Fotos: Berndt Hinzmann
SÜDWIND ∙ Dr. Sabine Ferenschild
Struktur des Vortrags
1. Einführung zur Struktur der Textilen Bekleidungsindustrie (TBI)
2. Die Textile Kette > Soziale Probleme > Ökologische Probleme 3. „Lösungs“ansätze
Foto: Sabine Ferenschild
1. Einführung zur Struktur der TBI
> Standortverlagerung und Internationalisierung
seit den 1970er Jahren
> Strukturanpassungsprogramme des IWF
> Handelspräferenzen und Multifaserabkommen
1. Einführung
Baumwollblüte, Foto: Gertraud Gauer-Süß
Entwicklung der TBI in Bangladesch (1985-2010)
1. Einführung
Bekleidungsindustrie (BI) in asiatischen Lieferländern
Bangladesch China Indien Kambodscha
Bevölkerung 163,6 Mio. 1,3 Mrd. 1,2 Mrd. 15,2 Mio.
Beschäftigte BI 4 Mio. 6 Mio. 6 Mio. 500.000
Exportanteil BI 76% 7% 14% 95%
Exportwert BI 14,2 Mrd. € 1.118 Mrd. € 9,5 Mrd. € 3,38 Mrd. €
Anteil Bekleidungsexporte
am Weltmarkt 6,5 % 38,8 % 3,6 % 1,2 %
1. Einführung
1. Einführung
2. Die Textile Kette
Quelle: Alexandra Baier (o.J): Vom Baumwollfeld bis in den Kleiderschrank, S. 2
2. Die Textile Kette
2. Die Textile Kette
Lebenszyklusphase Prozessschritte Akteure und Länder
Rohstoffgewinnung
Saatguterzeugung Entlaubung Ernte Entkernung Handel
Saatguthersteller Kleinbauern Plantagen Rohstoffhändler Entkernungsbetriebe
Spinnen Reinigung, Spinnen, Merzerisieren Spinnereien
Weben / Stricken Herstellung des Stoffs Webereien
Textilveredelung
Bleichen, Färben, Bedrucken, Glätten, Weichmachen Färbereien
Konfektionierung
Zuschneiden, Nähen, Anbringen von Accessoires, Auswaschen Bekleidungsfabriken
Transport und Handel
Per Schiff und LKW zum Händler in Deutschland (4-5 Wochen Transport) Logistik-Unternehmen
Prozessschritte und Akteure in den verschiedenen Lebenszyklusphasen
2. Die Textile Kette
Land Mindestlohn Asiatischer Grundlohn
Bangladesch 3.000 Taka 25.687 Taka
China 1.450 Yuan 3.132 Yuan
Indien 4.334 Rupien 16.240 Rupien
Indonesien 1,2 Mio. Rupiah 4,04 Mio. Rupiah
Kambodscha 336.000 Riel 1,58 Mio. Riel
Malaysia 850 Ringgit 1.566 Ringgit
Sri Lanka 8.970 Rupien 46.168 Rupien
Mindestlöhne und Grundlöhne in ausgewählten Ländern
Zentrale Bereiche des Arbeitsrechts und ILO-Konventionen
Bereich ILO-Regelung
Arbeitstage pro Woche 6 Tage
Tägliche Arbeitszeit 8 Stunden
Diskriminierung Verboten
Feiertage Müssen gewährt sein
Kündigungsfrist Muss vorhanden sein
Kündigungsschutz Im Fall von Krankheit, Schwangerschaft
Mindestalter 15 Jahre
Mutterschutz 45 Tage
Überstunden Muss geregelt sein
Überstundenbezahlung Mehr als normaler Stundenlohn
Urlaubsanspruch Nach einem Jahr
Urlaubsdauer 3 Tage
Vereinigungsfreiheit Muss gewährt werden
Zwangsarbeit Verboten
2. Die Textile Kette
2. Die Textile Kette
37%
27%
8% 1%
1%
1% 5%
20%
Bangladesch
2010/2011
China 2009
Türkei 2009
Deutschland 2008
Italien 2009
Südkorea 2008
Russland 2009
Andere
Quelle: Responsible Sourcing Network (2012): From the Field, S.16
Beispiel Baumwollimporte aus Usbekistan
2. Die Textile Kette
2. Die Textile Kette
Beispiel: Chemie und Gentechnik in der Jeans
Saatgut: 70 % der Anbauflächen gentechnisch verändertes Saatgut Wasser: 1 kg Baumwolle benötigt durchschnittlich 11.000 Liter (1 kg Rindfleisch: 15.000 Liter; 1 kg Reis: 3.000-5.000 Liter)
Chemie: Anbau und Veredelung besonders chemieintensiv (Pestizide, Entlaubungsmittel bei maschineller Ernte, Farbstoffe, Bleichmittel, Weichmacher)
Der Preis eines T-Shirts
Das kollabierte achtstöckige Rana Plaza Fabrikgebäude, Foto: rijans/Flickr.com
2. Die Textile Kette
Fabrikeinsturz in Sabhar, Bangladesh
im April 2013
Ursache 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013
Feuer
Anzahl
Fabriken - - - - - 326 89 293 220 234 228
Tote 10 15 25 130 141 - 19 8 73 87 122
Verletzte 36 51 107 402 1578 - 187 70 888 513 275
Einsturz Zahl 1 1 1 1
Tote 85 21 10 1.127
Anzahl von Bränden und Gebäudeeinstürzen in Bekleidungsfabriken in Bangladesch
Quelle: Dr. K.K. Moazzem (2013): Living Wage Issues in RMG Sector of Bangladesh, S. 20
> Begrenzte Landfläche, hohe Landpreise
> “vertikale Fabrikbauweise” 2. Die Textile Kette
Zielmärkte und Lieferländer
Quelle: WTO 2010
China DR-CAFTA Türkei Bangladesch
EU 15 38,8 % 24 % 4,7 %
USA 39,1 % 8,9 % 5,0 %
Japan 82,6 %
Quelle: WTO 2010; DR-CAFTA: Costa Rica, El Salvador, Guatemala, Honduras, Nicaragua
Wichtigste Lieferländer von Bekleidung (2009) nach Hauptabsatzmärkten
EU 15 47,3 %
USA 22,0 %
Japan 6,9 %
Russland 5,7 %
Kanada 2,3 %
2. Die Textile Kette
Wichtigste Importländer von Bekleidung (2008)
Größte Textileinzelhändler
Quelle: TextilWirtschaft
2. Die Textile Kette
Quelle: TextilWirtschaft
2. Die Textile Kette
Beispiel Gewinnentwicklung
Quelle: TextilWirtschaft
0
500
1000
1500
2000
2500
3000
0
2000
4000
6000
8000
10000
12000
14000
16000
18000
20000
$/ €
SEK
PROFITS
H&M (bn. SEK)
Inditex (bn. €)
Nike (Mio. $)
Adidas (Mio. €)
2. Die Textile Kette
3. „Lösungs“ansätze
Freiwillige „Lösungen“ > Eigenständige Initiative eines Unternehmens (Kodex, CSR - Abteilung)
> Unternehmensinitiativen
> BSCI – Business Social Compliance Initiative
> Internationale Rahmenabkommen
> Multistakeholderinitiativen
> FairWearFoundation
> Fair Labor Association
> Social Accountability Initiative
> Ethical Trading Initiative
3. „Lösungs“ansätze
Inhalte der Freiwilligkeit
Grundlage: ILO-Kernarbeitsnormen
Es fehlen: living wages q
Zielgruppe: direkte Lieferanten q
Kontrolle: in der Regel intern q
bei MSI extern
Transparenz: begrenzt q
3. „Lösungs“ansätze
Nötige Schritte
(1) Unternehmenshaftung
› OECD-Richtlinien für Multinationale Unternehmen: Rahmen erweitern, Menschenrechte in den Richtlinien stärken, Living Wage aufnehmen, Arbeit der Nationalen Kontaktstellen verbessern, Konsequenzen einführen (z.B. Restriktionen im Zugang zu öffentlicher Unterstützung)
› Weiterentwicklung der „Sorgfaltspflichten von Unternehmen“ (due diligence / staatliche Schutzpflichten): Wann kann ein Auftraggeber haftbar gemacht werden für Arbeitsrechtsverletzungen bei seinen Zulieferern?
› EU: Schaffung von Beschwerdemechanismen für
Betroffene von Arbeitsrechtsverletzungen in Lieferketten europäischer Unternehmen
3. „Lösungs“ansätze
Nötige Schritte
(2) Transparenz gewährleisten
› Offenlegung der Lieferketten (Standorte der verschiedenen Produktionsstufen, Schlüssellieferanten, Quelle des Rohmaterials, entscheidende Produktionsprozesse, …) --> Berichtspflichten
› Mögliche Modelle: Einführung von Identifikationsnummern in Bekleidung ähnlich wie die RN-Nummerierung in USA (Registered Identification Number), die die Identifizierung des Zulieferers erlaubt / GOTS-Liste zertifizierter Firmen
3. „Lösungs“ansätze
Nötige Schritte
(3) Gewerkschaften nicht behindern
ILO-Konvention Nr. 87 > Vereinigungsfreiheit ILO-Konvention Nr. 98 > Recht auf Kollektivverhandlungen ILO-Konvention Nr. 135 > Schutz und Maßnahmen für ArbeitnehmervertreterInnten
3. „Lösungs“ansätze
Nötige Schritte
(4) Dem Bündnis für Nachhaltige Textilien beitreten
3. „Lösungs“ansätze
Internetseite der Bundesregierung, Screenshot
Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit!
www.suedwind-institut.de www.sauberekleidung.de www.cleanclothes.org
FWF (NL/D): founded in 1999, non-profit organisation, 80 member companies (many outdoor and workclothes companies) representing 120 brands in 7 European countries, active in 15 production (high risk) countries, NGOs and unions ETI (UK) : founded in 1998, active in garment and footwear but also food industry. 60 companies joined, about 20 trade unions and NGOs FLA (USA): set up in 1999, 40 companies (sport companies -adidas, Puma, Nike- H&M etc.) + suppliers (20), no unions and NGOs more as individuals, NGO MSN resigned from FLA board SAI (USA): founded in 1997, in over 50 countries, 11 offices, biggest MSI, developed SA 8000 standard, which is managed by Social Accountability Accredition Services (SAAS) BSCI (Brussels): business initiative started in 2003 by Foreign Trade Association, more than 1000 companies (food and non-food) such as Otto, Aldi, Lidl etc. plus importers (all Aldi importers must be member)