voraussetzungen für direktvergaben und inhouse-vergaben...
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28.01.2011
Voraussetzungen für Direktvergaben und Inhouse-Vergaben durch Aufgabenträger
ÖPNV Praxisseminar: Direktvergaben, Inhouse-Geschäfte und Nachunternehmerverträge
Köln, 26. Januar 2011
Dr. Mehmet H. Sarikaya, Leiter des Planungsamtes, Rhein-Sieg-Kreis
28.01.2011
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Beschluss der Vergabekammer Münster
Erste Schlussfolgerungen
ÖPNV-Angebot in der Region Bonn/Rhein-Sieg
Ausblick
Ökonomische Konsequenzen des VK-Beschlusses
Agenda
28.01.2011
3Entscheidung der VK Münster
I. Dienstleistungskonzession vs. Öffentlicher Dienstleistungsauftrag
a) Geringes Einnahmerisiko wegen:- Liniengenehmigung: Schutz vor Konkurrenz- Geringe Schwankungen der Fahrgeldeinnahmen- Sichere gesetzliche Ausgleichsleistungen (§45a, SGB IX)- Investitionszuschüsse, Bürgschaften für Darlehen- Defizitausgleich durch Aufgabenträger=> VK Münster: Risiko liegt bei den Aufgabenträgern und nicht beim VU
b) Kontrolle wie über eigene Dienststelle• Gesellschaftsstruktur des VU wie bei der AG• personenidentische GF von Unternehmen
– VK zweifelt, ob dann noch Kontrolle wie über eigene Dienststellen gegeben ist
– Aber Frage offen gelassen
Argumente der Vergabekammer Münster:
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4Entscheidung der VK Münster
II. Inhouse-Vergabe
Kontrolle wie über eigene Dienststelle ist für VK Mü nicht entscheidend
- Tätigkeit des VU nicht im Wesentlichen für die Aufgabenträger
- Selbsterbringungsquote von 55 % nicht ausreichend
- En-bloc-Vergabe von 347 Linien sei „mittelstandsfeindlich“;
- Marktteilnehmer können sich nur auf (unattraktive) Unteraufträge bewerben
- Subunternehmerleistungen müssen im Wettbewerb vergeben werden
- Auftrag der Aufgabenträger an VU muss ebenfalls im Wettbewerb vergeben werden; sonst würde man den Auftrag dem Wettbewerb entziehen
- Gesellschaftliche Konstruktion ähnlich wie bei AG, für die Inhouse-Vergabe nicht zulässig
=> VK Münster: Direktvergabe der Aufgabenträger eigenes VU ist unzulässig. Der Auftrag hätte öffentlich ausgeschrieben werden müssen
Argumente der Vergabekammer Münster:
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VK führt aus, dass Liniengenehmigungen keine ausschließlichen Recht seien
Begründung:
– Vor Genehmigungserteilung kann sich jeder bewerben;
– Neue Genehmigung bei verbesserter Verkehrsbedienung möglich
Entscheidung der VK Münster
III. Liniengenehmigung keine ausschließlichen Rechte?
=> Diskussionspapier der Verkehrsministerkonferenz v. 19./20.11.2009: Nach Auffassung der Mehrheit der Bundesländer stellen Liniengenehmigungen keine ausschließlichen Recht dar!
Argumente der Vergabekammer Münster:
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6Entscheidung der VK Münster
• Subunternehmerleistungen werden im Wege der Ausschreibung vergeben
• Genaue Quote für die Selbsterbringung hat die VK offen gelassen
• Betriebspflicht nach PBefG wird von der VK nicht als Risiko gewertet
• Auch bei AG gibt es durchaus Möglichkeiten der Inhouse-Vergabe
=> Letztlich unklar: Unter welchen Bedingungen sind Inhouse-Vergaben mit Art.5 Abs. 2 VO 1370/2007 vereinbar?
• Selbsterbringungsquote des Klägers unklar
• VU erbringt Wesentliche Teile seiner eigenen Leistungen auf dem Gebiet der zuständigen Behörden
=> Ökonomische Auswirkungen für Aufgabenträger und mittelständische VU nicht berücksichtigt
• Einnahmeaufteilungsregelung stellt für VU durchaus ein Risiko dar
Erste Schlussfolgerungen:
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� Rhein-Sieg-Kreis: Mit knapp 600.000 Einwohnern zweitgrößter Landkreis in Deutschland
� Region Bonn/Rhein-Sieg hohe Wachstumsdynamik trotzt Regierungsumzug
� sehr gute Lagegunst und Erreichbarkeit:
• Internationaler Flughafen • Dichtes Straßennetz• ICE-Neubaustrecke FKBP• SPNV (VRS/NVR)• ÖPNV (Rhein-Sieg-Kreis/Bonn)
ÖPNV-Angebot in der Region Bonn/Rhein-Sieg
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8ÖPNV-Angebot in der Region Bonn/Rhein-Sieg
I. Stadtbahnen:
• 3 VU mit Linienkonzessionen• 5 Stadtbahnlinien• 1,3 Mio. Wagen-km p.a. im RSK
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9ÖPNV-Angebot im Rhein-Sieg-Kreis
II. Rechtsrheinisches Busnetz:
• 5 VU mit Linienkonzessionen• 68 Buslinien • 12 Mio. Wg-km/a im RSK• 2 TaxiBus-Linien• 9 AST-Linien• 16 Subunternehmer mit
ca. 5 Mio. Wg-km/a im RSK
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10ÖPNV-Angebot im Rhein-Sieg-Kreis
III. Linksrheinisches Busnetz:
• 3 VU mit Linienkonzessionen • 3,5 Mio. Wg-km/a • 24 Buslinien• 5 TaxiBus-Linien• 6 AST-Linien• 10 Subunternehmer mit
ca. 0,6 Mio. Wg-km/a im RSK
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11Gesellschaftsstrukturen von VU
Rhein-Sieg-Kreis
Linksrheinische Verkehrsgesellschaft mbH (LVG)
Regionalverkehr Köln GmbH (RVK)
Rhein-Sieg-Verkehrsgesellschaft mbH (RSVG)
Kreisholding Rhein-Sieg GmbH
94,5%5,5%
100%
12,5%
SSB oHG
12,5%
50%
Bus- und Bahnver-kehrsgesellschaftdes Rhein-Sieg-Kreises (BBV)
Rechtsrheinische Busverkehrs-gesellschaft(RBV)
100%100%
100%
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12ökonomische Konsequenzen des VK-Beschlusses
0%
10%
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50%
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70%
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100%
Marktanteile von Subunternehmen
Rechtsrheinisches BusnetzLinksrheinisches Busnetz
0%
10%
20%
30%
40%
50%
60%
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100%
10 VU mit 0,6 Mio. Wg-km p.a. 16 VU mit 5 Mio. Wg-km p.a.
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13Betrauungen nach EuGH-Entscheidung Altmark-Trans
Beschluss des Kreistages des Rhein-Sieg-Kreises v. 12.03.2009
Betrauung der RSVG bis 31.12.2016
Betrauung der RVK über LVG bis 31.12.2016
Beschluss des Rates der Stadt Köln v. 24.06.2008
Betrauung der KVB bis 31.12.2019
Beschluss des Rates der Stadt Bonn v. 18.06.2008 Betrauung der SWBV bis 31.12.2015
Beschluss des Kreistages des Rhein-Sieg-Kreises v. 12.03.2009
Beschluss des Kreistages des Oberbergischen Kreises v. 08.12.2005
Betrauung der OVAG bis 31.12.2015
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14ökonomische Konsequenzen des VK-Beschlusses
Auswirkungen auf kleine/ mittelständische Subunternehmen
Remanenzen bei (Teil-) Verlust
Veräußerung des VU Kommunales VU im Wettbewerb
Eigentümer/Aufgabenträger
Finanzierung öDA/ Vergabe
Direktvergabe
Kosten der Ausschreibung
Eigenes VU bekommt nichtden Zuschlag
Eigenes VU bekommt den Zuschlag
Kosten der Ausschreibung Rationalisierungsreserven
Einfluss auf VU bleibt
Ggf. Nutzung des steuerl. Querverbunds
Finanzierung öDA/ Vergabe
EU-VO sieht Direktvergabe explizit vor
Gewinn aus Veräußerung
Bei Unteraufträgen ist nach Art. 4(7) Satz 2 lediglich „bedeutender Teil“ des Verkehrs selbst zu erbringen
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15Ausblick
• Alle kommunalen Verkehrsunternehmen der Region haben bestehende Direktvergaben für 10 bis 15 Jahre.
• Viele kleinere private Verkehrsunternehmen, insbesondere Unternehmen im ländlichen Raum haben nur eine Überlebenschance, wenn Sie an den Subunternehmerleistungen partizipieren können.
• Entscheidung des OLG Düsseldorf Anfang Februar abwarten
Vorlage zum BGH/EuGH
• Wenn kein Erfolg: hilft eine Anpassung gesellschaftsrechtlicher Strukturen bei kommunalen VU nicht wirklich
• Konsequentes Vorgehen wäre zwar Privatisierung; ist aber unrealistisch
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Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit
Rhein-Sieg-KreisDer LandratPlanungsamtKaiser-Wilhelm-Platz 153721 Siegburg02241 13 -2459 / [email protected]
Dr. Mehmet H. Sarikaya