vorwort 2 synthetische drogen 3...

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1 INHALT VORWORT 2 SYNTHETISCHE DROGEN 3 STIMULANZIEN AMPHETAMIN 4 METHAMPHETAMIN 7 ENTAKTOGENE ECSTASY „XTC“, MDMA 11 HALLUZINOGENE LSD 15 2C-B 17 „LEGAL HIGHs“ NEUE SYNTHETISCHE DROGEN 19 DAS BETÄUBUNGSMITTELGESETZ 22 WIE SCHÜTZT MAN JUGENDLICHE VOR DEM DROGENKONSUM? 23 INFORMATION, RAT und HILFE 28

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INHALT VORWORT 2 SYNTHETISCHE DROGEN 3 STIMULANZIEN � AMPHETAMIN 4 � METHAMPHETAMIN 7 ENTAKTOGENE � ECSTASY „XTC“, MDMA 11 HALLUZINOGENE � LSD 15 � 2C-B 17 „LEGAL HIGHs“ NEUE SYNTHETISCHE DROGEN 19 DAS BETÄUBUNGSMITTELGESETZ 22 WIE SCHÜTZT MAN JUGENDLICHE VOR DEM DROGENKONSUM? 23 INFORMATION, RAT und HILFE 28

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VORWORT Je stärker die Persönlichkeit eines Kindes oder eines Jugendlichen ist, desto eher kann die Person eine Abhängigkeit von bestimmten Substanzen verhindern. Daher ist es in der Drogen- und Suchtprävention wichtig, junge Menschen entsprechend zu fördern und ihnen entsprechende Kompetenzen an die Hand zu geben, um verantwortungsvoll mit Suchtmitteln umzugehen. Ein gesundes Selbstbewusstsein ist Vorraussetzung dafür, „Nein“ sagen zu können. Ebenso hält es Priorität, Erwachsenen ihre Vorbild-funktion zu verdeutlichen und gemeinsam mit ihnen einen verantwortungsvollen Umgang zu leben.

Wie in der „nationalen Strategie zur Drogen- und Suchtpolitik der Drogenbeauftragten der Bundesregierung“ vom Februar 2012 benannt, stehen Prävention und Gesundheitsförderung im Vordergrund einer modernen Drogen- und Suchtpolitik. „Sie sind der wesentliche Ansatz für die Stärkung der Selbstkompetenz, um das eigene Leben verantwortlich gestalten zu können“.

Mit diesem Fachratgeber möchten wir Ihnen einen ersten Überblick über die in Deutschland gebräuchlichen legalen und illegalen Drogen und die mit ihrem Gebrauch verbundenen Risiken geben. Denn eine realistische Einschätzung der Risiken kann ein erster Schritt hin auf ein drogenfreies Leben bzw. einen bewussten Umgang mit Drogen sein.

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1 SYNTHETISCHE DROGEN

Synthetische Drogen gelten als psychoaktive Substanzen, die ohne natürliche Basisstoffe rein chemisch im Labor hergestellt werden können. Auch vollsynthetische Drogen genannt. Aufgrund dessen, dass diese auf unterschiedliche Weise wirken, werden sie in drei Stoffgruppen unterteilt:

� STIMULANZIEN...

z.B. Amphetamin, Methamphetamin ...sind Subtanzen, die den menschlichen Organismus stimulieren/ anregen. Sie erhöhen die Geschwindigkeit und Aktivität der Nervenzellen und wirken dadurch antriebssteigernd und kurzfristig leistungs- und konzentrationssteigernd

� ETAKTOGENE...

z.B. Ecstasy (MDMA) ... sind Substanzen, die weiter in die Psyche eindringen. Sie veräußern, wie intensiv die eigenen Gefühle wahrgenommen werden.

� HALLUZINOGENE...

z.B. LSD, 2-CB ... sind Substanzen, welche den Geisteszustand verändern und Sinnestäuschungen hervorrufen.

� Hingegen zu den vollsynthetischen Drogen, werden

halbsynthetische Drogen relativ einfach, auf Basis

natürlich vorkommender Stoffe (wie z.B. die

Cannabispflanze) produziert. Dabei haben sie meist eine

höhere Wirksamkeit als ihre natürlichen Ausgangsstoffe.

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AMPHETAMIN Schon recht früh, im Jahre 1887 begann die Geschichte des Amphetamins. Es gelang dem Chemiker Edeleanu an der heutigen Humboldt Universität in Berlin, die Erstsynthese eines Stoffes herzustellen. Im gleichen Jahr gelang es dem japanischen Wissenschaftler Nagayoshi Nagai aus der Pflanze Ephedra distachya, den Wirkstoff Ephedra zu isolieren.

Ohne es damals zu wissen, hat er mit dem Ephedrin einen der Stoffe in flüssiger Form synthetisiert, auf dem die Herstellung von Amphetamin basiert. Erst 1919 wurde entdeckt, dass es dem menschlichen Stresshormon Adrenalin sehr ähnlich ist. Jedoch stellte sich in Tierversuchen heraus, dass es nicht die körperliche Wirkung des Adrenalins hervorrufen kann.

Erst in den 30er Jahren wurde die „weckende“ Wirkung entdeckt. Schon da kam es zum Missbrauch der Droge, als sich Studenten mit Hilfe von Amphetamin zum lernen vor den Prüfungen wach hielten. Ebenso noch in den dreißiger Jahren, wurde die Droge als Asthma-Mittel unter dem Markennamen „Benzedrin“ eingeführt und war bis in die 70er Jahre relativ leicht in den Apotheken erhältlich bzw. wurde von Ärzten sehr leichtfertig verschrieben.

Amphetamine gelten auch als Dopingmittel bei Ausdauersportlern und Langstreckenläufern, um jedes Gefühl von Müdigkeit zu unterdrücken und die körperlichen Reserven voll auszuschöpfen.

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ERKENNUNGSMERKMALE

Bild 1: Amphetamisulfat

Bei der Synthese im Labor entsteht reines Amphetamin, das als flüssige Base vorliegt. Es riecht etwas scharf stechend "chemisch" und erinnert entfernt an den Geruch von Waschpulver oder Duschbad. Auch wird von einer Ähnlichkeit zu Geranienblättern berichtet. Meistens ist Speed jedoch schlecht gereinigt und enthält noch eine gewisse Menge an Aceton, das für die Synthese benötigt wird. Es ist am charakteristischen Nagellackentfernergeruch zu erkennen, in dem ebenfalls Aceton enthalten ist. Da Amphetaminbase flüssig ist und schnell zerfällt, muss sie

für den Gebrauch in eine kristalline Form umgewandelt werden. Diese ist in der Regel das weiße, manchmal auch gelbliche, geruchlose Amphetamin- sulfat (s. Bild 1). Um dem Stoff ein Gefühl von Frische zu verleihen, wird dem Pulver häufig noch etwas von der stark riechenden Base hinzu- gegeben. Manchmal besteht Speed aber auch nur aus "Paste", also Base + Streckmittel. Dieses Speed verliert seine Wirkung schon nach relativ kurzer Zeit. Anhand des Geruchs ist es nicht möglich zu beurteilen, ob das Speed gestreckt ist, nur eventuell wie alt es ist. Der Geschmack von Amphetaminsulfat ist recht bitter. Wenn es süßlich schmeckt, wurde wahrscheinlich Milchzucker (Laktose) oder Trauben-zucker als Streckmittel hinzugegeben. Gern verwendet werden auch Talkum, Salz, Stärke, Koffein, Ephedrin oder Ascorbinsäure (Vitamin C).

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AUSWIRKUNGEN von AMPHETAMIN

Amphetamin ähnelt chemisch dem körper- eigenen Hormon Adrenalin, das den Körper bei Gefahr auf Flucht oder Kampf vorbereitet. Amphetamin ist unter den Szenenamen „Speed“, „Pep“ oder „Schnelles“ bekannt. Meist in Pulverform erhältlich und wird vorwiegend als „Line“ nasal konsumiert (geschnupft) oder als sog. „Bömbchen“ oral eingenommen. Die Moleküle des Amphetamin gelangen über die Schleimhäute ins Blut, mit dem sie ins Gehirn gelangen. Die Wirkung kann nach der Einnahme bis zu ein paar Stunden dauern. Der Konsument von Speed erlebt gesteigerte Wachheit und ein Gefühl erhöhter Leistungsfähigkeit und Unbeschwertheit. Doch dem erlebten Gefühl der größeren Leistungsfähigkeit entspricht tatsächlich keine größere Leistung!

Beim Tanzen in der Disko, verliert der Körper eine Menge Flüssigkeit – bis zu zwei Liter pro Stunde. Durch die Unterdrückung des Hunger- und Durstgefühls als Folge des Speedkonsums wird das Absinken des Flüssigkeitsspiegels nicht bemerkt, der Körper wird ausgezehrt. Es kommt zum Kreislaufzusammenbruch.

Gerade weil Speed illegal in dubiosen Labors hergestellt und über meist sogar mehrere Zwischenhändler vertrieben wird, sind Zusammensetzung und Stärke in den meisten Fällen nicht bekannt. Beimischungen, Verunreinigungen und unbekannte Dosierungen sind die Regel. Dealer mischen dem Pulver häufig Streckmittel bei, die Vergiftungserscheinungen verursachen können. Von Speed geht deshalb ein hohes Risiko aus. Die gefährlichsten Amphetamin-Mischungen sind Crack, Crystal oder Ice. Bei reinem

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Amphetamin wiederum besteht die große Gefahr der Überdosierung. Dieses Risiko ist vom Konsumenten nicht einzuschätzen.

Normalerweise hält die Wirkung 4-6 Stunden, dennoch ist es wie bei den meisten Drogen: je mehr und öfter konsumiert wird, desto kürzer wird die Wirkung. Daher wird auch der „bedarf“ höher.

Bei starkem und häufigen Speedkonsum wird die Menstruation bei Mädchen und Frauen gestört und setzt eventuell ganz aus. Besonders gefährdet sind außerdem Menschen mit Herzrhythmus- oder Leberfunktionsstörungen, Zuckerkrankheit, Schilddrüsenüberfunktion oder Bluthochdruck.

Amphetamine machen schnell seelisch abhängig. Es ist anzunehmen, dass es auch zu einer körperlichen Abhängigkeit kommt. Um immer wieder die gleiche

Wirkung zu erleben, muss die Dosis immer weiter gesteigert werde. Bis zu Mengen, die für Erstkonsumenten bereits tödlich sein können. Um schlafen zu können, werden dann Beruhigungsmittel genommen. Ein Teufelskreis. Der Schlaf-Wach-Rhythmus gerät völlig aus dem Takt. Körper und Geist geraten unter einen Dauerstress, dem der Konsument schließlich nicht mehr gewachsen ist. METHAMPHETAMIN Die Forschung ging in Deutschland weiter. Die Temmler Werke arbeiteten, mit der Basis des Wirkstoffs Amphetamin, an weiteren Verfahren zur Herstellung von Methamphetamin. Unter dem Markennamen „Pervitin“ wurde die Substanz 1938 auf den Markt gebracht. Insbesondere während des Zweiten Weltkriegs fand Methamphetamin

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millionenfache Verwendung. Unter den Spitznamen „Panzerschokolade“, „Stuka-Tabletten“, „Fliegersalz“ und „Hermann-Göring-Pillen“ diente das Mittel bei Soldaten, Fahrzeugführern und Piloten zur Dämpfung des Angstgefühls sowie zur Steigerung der Leistungs- und Konzentrationsfähigkeit.

Während der 50er-Jahre wurde Methamphetamin als Appetitzügler und gegen Depressionen verschrieben. Da es leicht erhältlich war, wurde es von Studenten, LKW-Fahrern und Sportlern auch als Aufputschmittel konsumiert, wodurch sich der Missbrauch der Droge weiter verbreitete.

Heute ist uns Methamphetamin unter den Namen Crystal oder Crystal-Meth bekannt. Vielen ist die Droge auch aus der TV-Serie „Breaking Bad“ aus den USA bekannt.

ERKENNUNGSMERKMALE

Bild 2: Methamphetamin in kristalliner Form

Meist ist die Substanz in kristalliner Form (s. Bild 2) oder als geruchsloses und bitter schmeckendes Pulver erhältlich, manchmal auch als Kapseln. Crystal kann geschnupft, geraucht, gespritzt und geschluckt werden. Je nach Art des Konsums werden die Kristalle zunächst zerkleinert oder auch in Wasser oder Alkohol aufgelöst.

Crystal-Meth geht im Vergleich zum Amphetamin noch schneller ins Gehirn. Wirkt daher aufputschender,

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euphorisierender, luststeigernder und ent- hemmender. Außerdem bewirkt die Einnahme eine erhöhte Ausschüttung der Botenstoffe Adrenalin, Noradrenalin und Dopamin im Gehirn. Die akute Wirkungsdauer liegt bei 4 - 12 Stunden, was dazu führt, dass das Crystal noch intensiver und länger (etwa fünfmal so stark), auf den menschlichen Körper einwirkt.

AUSWIRKUNGEN von CRYSTAL-METH

Crystal-Meth gilt als Partydroge mit verheerenden Folgen. Angefangen beim Überschreiten der eigenen Grenzen, Gefahr des körperlichen Zusammen-bruchs, Herzbeschwerden, Zähneknirschen, Gewichts-verlust aufgrund unterdrücktem Hunger-gefühl, Magenbeschwerden bis hin zum Magen-durchbruch. Auch Paranoia-Angstzustände,

Schlaflosigkeit und Unruhe, Muskelschmerzen, Haut-entzündungen („Speed-Pickel“), Depression oder Emotionslosigkeit können auftreten. Funktionieren ist meist nur noch mit regel-mäßigem Konsum von Crystal möglich! Verminderte Selbstkritik kann sich auftun!

Crystal-Meth ist extrem Sucht erzeugend, d.h. das Verlangen nach ständigem Wiederkonsum, ist besonders stark und zerstört den Körper völlig, inklusive Immunsystem. Was bei regelmäßigem Konsum dann folgen kann, sind: Selbstüberschätzung bis hin zum Größenwahn. Die Warnsignale des Körpers werden nicht mehr wahr-genommen. Crystal wie auch Speed wirken wie die berühmte Peitsche auf ein müdes Pferd, bis es zusammenbricht. Der „Abturn“ ist dann gekenn-zeichnet von Erschöpfung, Gereiztheit, einem erhöhtem Schlafbedürfnis und anfangs auch Schlafstörungen.

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Aggressives Verhalten ist nicht auszuschließen. Innerhalb von wenigen Monaten altern die Konsu-menten äußerlich um Jahre. Die toxischen Bestandteile von Meth führen zu massivem Zahnverfall, was auch als „Meth-Zähne“ bekannt ist. Die Zähne verfärben sich, werden schwarz und verfaulen bis zu einem Punkt, wo sie gezogen werden müssen. Zähne und Zahnfleisch werden von innen heraus zerstört und die Zahnwurzeln verfaulen. Die Augen fallen ein, sie magern extrem ab, die Haut wird grau und der Blick leer.

Viele Konsumenten berichten, dass sie gleich beim aller ersten Konsum der Droge abhängig wurden. Es ist deshalb nicht über-raschend, dass es sich hier um eine der schlimmsten Abhängigkeiten überhaupt handelt und man ihr kaum entkommen kann. Viele Meth-Konsumenten sterben.

„Ich begann kristallines Meth zu nehmen, als ich in der Oberstufe war. Vor dem Ende meines ersten Semesters an der Uni wurde Meth zu einem so großen Problem, dass ich das Studium abbrechen musste. Ich starrte mich stundenlang im Spiegel an und kratzte mich überall bis ich aussah, als ob ich die Windpocken hätte. Ich verbrachte meine ganze Zeit mit dem Konsum oder der Beschaffung von Meth.“ – Anne Marie

Neben den schädlichen Folgen für die Konsumenten hat die Entwicklung der Crystal-Problematik auch erhebliche gesellschaftliche Auswirkungen. Genannt seien hier Beispielhaft die Kosten für die notwendigen Therapien, ärztlichen Behandlungen, die notwen-dige Unterbringung in psychiatrischen Einrichtun-gen und die Betreuung von Personen, die aufgrund ihrer Abhängigkeit dauerhaft nicht mehr in der Lage sind, ein selbständiges Leben zu führen.

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Ecstasy „XTC“ – MDMA - „Partydroge“ – “Glücksdroge”

Die Droge namens Ecstasy ist der Sammelbegriff für verschiedene Substanzen in ähnlicher chemischer Struktur und Wirkung. Die chemische Formel lautet: 3,4 Methylen-Dioxy-Methyl-Amphetamin, abgekürzt: MDMA. Erfunden und patentiert wurde Ecstasy bereits 1914 und zwar als Appetitzügler. Aufgrund seiner Nebenwirkungen wurde es jedoch nie

vermarktet. Seit Mitte der 70er-Jahre verwendeten amerikanische Psychiater Ecstasy als therapeutisches Hilfsmittel, seit Anfang der

80er-Jahre ist es als „Jugenddroge” bekannt. Seit 1986 fällt Ecstasy unter das Betäubungsmittelgesetz.

MDMA (Methylendioxymethylamphetamin)

gehört also ebenso zur Gruppe der Amphetamine. Es taucht heutzutage immer wieder in Ecstasy-Pillen oder in kristalliner Form auf. Ecstasy-Pillen können nicht nur unterschiedlichste Mischsubstanzen enthalten, sie können auch unterschiedlichst aussehen. Sowohl in verschiedenen Farben als auch mit diversen Prägemotiven. Vorwiegend werden diese oral eingenommen.

MDMA in kristalliner Form verfügt meist über einen sehr hohen Reinheitsgrad und ist daher schwer zu dosieren und leicht mit Crystal zu verwechseln.

� Neben MDMA fallen auch die chemisch

artverwandten Substanzen MDA, MDE, MDEA und

MBDB unter den Oberbegriff „Ecstasy“.

Als Beimengungen und auch als Hauptwirkstoffe

sind Amphetamine, Halluzinogene (z.B. DOB),

Koffein und andere toxische Substanzen wie PMA

und Atropin in den Pillen zu finden.

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Bild 2: Ecstasy in Pillen-Form (oben) und MDMA in kristalliner Form (unten)

Ecstasy greift sehr stark in das Gleichgewicht der so genannten Neurotransmitter ein – das sind chemische Botenstoffe, die Nervenimpulse zwischen Nervenzellen weiterleiten. Zu den wichtigsten solchen Botenstoffen zählen Serotonin und Dopamin. Genauso beeinflusst es die Stimmung stark, weil es in den Serotoninhaushalt des Gehirns eingreift. Serotonin ist der Botenstoff der Glücksempfindung. Es erhöht im Gehirn die Ausschüttung von Serotonin und gleichzeitig wird deren

Wiederaufnahme blockiert. Deshalb kommt es zu einer unüblich hohen Konzentration von Serotonin im Gehirn und die Stimmung ist euphorisch. Zudem hebt MDMA die Dopamin-Level an. Die meisten fühlen sich fit und leistungsfähig und verspüren Gefühle von Zärtlichkeit und Glück.

Durch die Erschöpfung und die Entleerung der Serotoninlager im Gehirn erlebt der Konsument danach meist ein sogenanntes Come-Down oder Kater. Dieses kann über mehrere Tage anhalten. Typische Symptome können Depression, Antriebslosigkeit, Müdigkeit und seltener leichte Übelkeit sein.

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ABHÄNGIGKEITS- POTENZIAL von ECSTASY

Wie schon erwähnt variieren die Inhaltsstoffe von Ecstasy-Pillen erheblich. Reines MDMA, das für sich gesehen bereits pures Gift ist, ist nicht der Regelfall. Oft schluckt der Ecstasy-Konsument eine Kombination von verschiedenen Drogen und Giftstoffen, welche eine der Gefahren zur Abhängigkeit beitragen.

Eine weitere Gefahr ist die zunehmend größere Dosierung, um immer wieder die gleiche Wirkung zu erzielen. Konsumenten berichten immer wieder, dass Ecstasy schon nach der ersten Einnahme eine deutlich geringere Wirkung aufweist, was wiederum

dazu führt: Je mehr konsumiert wird, desto eher nehmen auch die negativen Wirkungen zu.

AUSWIRKUNGEN von ECSTASY

Ecstasy-Pillen sind alles andere als harmlose Smarties. Neue Forschungs-ergebnisse zeigen, dass die hauptsächliche Gefahr nicht das akute Todesrisiko durch Überdosierungen und Zusammenbrüche ist. Sorgen bereiten eher die Langzeit-folgen. Nach Einnahme der Pille tritt als erstes Symptom eine Hyperthermie auf, die Körpertemperatur erhöht sich. In feuchtheißen Clubs und nach ekstatischem Tanzen sind bei Ravern Fieberwerte von mehr als 40 Grad Körpertemperatur gemessen worden. Mit der Hitze kommt der Bewegungsdrang. Die Atmung vertieft sich, Blutdruck und Pulsfrequenz steigen, auch die

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Transpiration nimmt zu. Forscher sprechen von einer Hyperaktivität, die sich auf der Tanzfläche entlädt. Trockener Mund, leichter Harndrang, Appetitverlust - schließlich war Ecstasy ursprünglich einmal als Schlankmacher konzipiert - und Kieferverkrampfungen sind weitere häufige Erscheinungen.

In der Regel treten jedoch keine körperlichen Entzugssymptome auf, sofern es sich nicht um solche Drogenmischungen, die eine physische Abhängigkeit hervorrufen können, handelt. Die Gefahr einer seelischen Abhängigkeit ist dagegen groß. Das schöne Erlebnis einer Party, der liebevolle Umgang miteinander im Ecstasyrausch drängen nach Wiederholung. Die Sucht nach Partys kann langfristig die erste Stelle im Leben einnehmen und zur Vernachlässigung von Ausbildung und Beruf führen.

Auch finden sich Hinweise, dass ein anhaltender MDMA-Konsum beim Menschen das Serotoninsystem verändern kann und dies zumindest teilweise nicht wiederherstellbar sein kann. Dennoch können Halluzinationen, Verwirrtheit, Angstzustände, verminderte Merkfähigkeit/ Wortfindungsstörungen, Verlust von Zeitgefühl, häufig depressive Zustände (am ausgeprägtesten unter der Woche nach dem Konsum), bis hin zu epileptiforme Anfälle, unangenehme Folgen des Konsums sein.

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HALLUZINOGENE Unter dem Begriff „Halluzinogene“ werden sehr unterschiedliche psychoaktive Substanzen zusammengefasst. Ihre Wirkung stuft man im allgemeinen als „halluzinogen“, also als „Halluzinationen hervorrufend“ ein. Die bekanntesten Halluzinogene sind die natürlich vorkommenden Stoffe Psilocybin und Meskalin. Eines der potentesten Halluzinogene wurde 1938 erstmals vom Chemiker Albert Hofmann synthetisch hergestellt und trägt den Namen LSD (Lysergsäurediethylamid). Nach der Hochphase während der Hippie-Bewegung in den 90er Jahren, erlebte das LSD in der Techno-Szene eine Renaissance.

Über 100 Pflanzen weltweit (z.B. der meskalinhaltige Peyote-Kaktus) enthalten Wirkstoffe mit einer halluzinogenen Wirkung. Viele dieser in der Natur vorkommenden Wirkstoffe können auch im Labor vollsynthetisch hergestellt werden, wie z.B. LSD. LSD ist eine farb-, geschmack- und geruchlose Substanz, welche als das bekanntestes und stärkstes Halluzinogen gilt.

Die genaue neurochemische Wirkung von LSD und den ähnlichen Halluzinogenen Meskalin und Psilocybin ist noch nicht exakt aufgeklärt. Bei LSD und Psilocin (psychoaktive Form des Psilocybins) besteht allerdings ein Zusammen-hang mit dem Botenstoff Serotonin. Meskalin greift in den Noradrenalinhaushalt ein. Dabei werden Bereiche des Gehirns beeinflusst, die für die Verarbeitung von Sinneseindrücken zuständig sind.

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LSD wird auf kleinen Löschpapier-Bögen mit bunten Motiven, als sog. „Zettel“, „Plättchen“, „Pappen“, „Mikros“ (Gelatine-Ecken) oder auch als LSD-Tropfen angeboten. Aufgenommen wird es oral über die Mundschleimhaut.

Bild 4: LSD auf Löschpapier-Bögen

AUSWIRKUNGEN von LSD

Die Wirkung beginnt ca. 30 bis 90 Minuten nach der Einnahme und hält zwischen 6 und 14 Stunden an. Bald kommt es zu einer veränderten Wahrnehmung. Wegen der pupillenerwei-ternden Wirkung wird grelles Licht als sehr unangenehm empfunden. In fast allen Erfahrungsberichten wird ein kaleidoskopartiges Farbenspiel beschrieben, das

der Konsument vor allem bei geschlossenen Augen sieht. Unsere Wahrnehmung filtert die Reize der Umwelt und konzentriert sich auf das zum Überlegen wichtige, um entsprechend reagieren zu können. Der Mensch im LSD-Rausch sieht und hört mehr, als er normalerweise erlebt. Er kann sich auch an der Schönheit einer roten Ampel erfreuen, die im Rausch besonders intensiv leuchtet. Dabei übersieht der Konsument vielleicht völlig die Warnfunktion der Ampel.

Typisch für Halluzinogene ist auch das Auftreten von Synästhesien, also von Verknüpfung von Sinneseindrücken. So können Töne in Form und verschiedenen Mustern und Farbenspielen als Geschmack

� Ein Kaleidoskop ist ein optisches Kinderspielzeug mit farbigen Glasstücken, die sich in einem Spiegelsystem befinden. Bei einer leichten Drehung des Gerätes ordnen sich die Glasstücke zu immer neuen Figuren.

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oder Geruch wahrgenommen werden. Den hervorgerufenen Rauschzustand bezeichnet man auch als „Trip“.

„DIE VERÄNDERTE REALITÄT“

Bei einem starken LSD-Rausch kommt es meist auch zu Eindrücken, die man Halluzinationen bezeichnet. Dabei nehmen zum Beispiel Dinge eine andere Gestalt an, Gegenstände werden belebt oder Menschen verwandeln sich in Tiere oder bekommen bösartige Fratzen, um nur einige mögliche „Halluzinationen“ zu nennen. Hier von Halluzinationen zu sprechen ist allerdings nicht ganz korrekt, da sich der betroffene im Normalfall der Unwirklichkeit der Erlebnisse bewusst ist. Korrekterweise müsste man daher von „Pseudo-Halluzinationen“ sprechen. Da diese Benennung aber weit verbreitet und allgemein verständlich ist, werden hier

auch veränderte Wahrnehmungsformen als Halluzination bezeichnet. Da LSD Gefühle verstärkt, kann eine negative Grundstimmung auch zu Angst und Panik führen (Horrortrips)!

Der Konsum von LSD kann drogeninduzierte Psychosen hervorrufen, die als „Hängenbleiben“ bezeichnet werden. Konsumenten leiden nach dem Abklingen der LSD-Wirkung weiterhin unter verzerrter Wahrnehmung. Eine körperliche Abhängigkeit von LSD ist nicht bekannt. Ob sich eine milde psychische Abhängig-keit einstellen kann, ist bisher noch ungeklärt.

2C-B Die Substanz, genannt 2C-B, ist wie LSD strukturell verwandt mit Meskalin und hat ebenso einen halluzinogenen Wirkungs-charakter. Nach dem Verbot von MDMA im Jahr 1985

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wurde in den späten 1980er Jahren 2C-B mitunter als MDMA-Ersatzstoff in Ecstasy-Pillen verwendet. Auch heutzutage ist der Wirkstoff 2C-B teilweise noch im Umlauf, z.B. als Beimengung in Ecstasy-Pillen. 2C-B ist auch unter den Namen Nexus, Bees, Erox, Herox, Freebase Speed, Super Speed, Ice, Glass, Venus, Bromomeskalin und BDMPEA bekannt. Es wird als kristallines, weißes Pulver (Acetat-, Hydrochlorid- oder Bromidsalze) und in Kapseln gehandelt. 2C-B wird meist oral, seltener nasal konsumiert.

AUSWIRKUNGEN des 2C-B

Die Wirkung setzt nach ca. 30 – 60 min ein und kann insgesamt 4 – 8 Stunden anhalten. Die maximale Wirkung ist jedoch nach 1 – 1,5 Stunden bereits erreicht.

Das Wirkspektrum von 2C-B ist sehr breit gefächert und wird von Konsumenten

zwischen dem von LSD und MDMA zugeordnet. Leicht beschleunigter Puls, Blutdruckanstieg, Erhöhung der Körpertemperatur und vermindertes Hungergefühl; Übelkeit, Schweißausbrüche, Schwindelanfälle, innere Unruhe und Herzrhythmus-störungen sind möglich. Vereinzelt wird über Magen- und Darmbeschwerden, leichte allergische Reaktionen, Husten durch vermehrte Schleimproduk-tion sowie ungewollte Erektionen berichtet. Pupillenerweiterung, verminderte Sehschärfe, eingeschränkte Konzentrations- und Reaktionsfähigkeit sowie Schlafstörungen können auftreten.

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2C-B wirkt sehr stark halluzinogen: Alle Sinne werden sensibilisiert, starke Wahrnehmungsveränderungen (auch bei geschlossenen Augen) wie farbige Muster, Auren und fließende Bewegungen können auftreten, intensiviertes Körpergefühl („body tripping“). Diese Wirkung wird von einigen Konsumenten als sehr beängstigend empfunden. Zudem kann 2C-B sexuell stimulierend (aphrodisierend), harmonisierend, empa-thogen (sich in andere hinein fühlen können), leicht anregend sowie euphorisierend wirken. Außerdem berichten sie von Kicherattacken und herzlichem Lachen. Bei niedrigen und mittleren Dosierungen kann es passieren, dass man z. T. plötzlich und unerwartet zwischen Rausch und gefühlter Nüchternheit hin- und herwandert. Im Vergleich zu LSD hält der Rausch weniger lang an.

„LEGAL HIGHs“ NEUE SYNTHETISCHE DROGEN

Unter dem Sammelbegriff Legal Highs (dt. „legale Rauschmittel“) werden Drogenersatzstoffe vermarktet. Der Begriff vermittelt den Eindruck, es handele sich um legale, gesundheitlich unbedenkliche Produkte. „Spice“, „Bonzai“ oder „Sence“ geben sich beispielsweise als exotische Kräuter- und Räuchermischungen aus. Tatsächlich sind es künstlich hergestellte Substanzen, die in ihrer molekularen Struktur den pflanzlichen Cannabinoiden wie dem THC ähneln und - wie im Falle von Spice - den Räuchermischungen beigemengt werden.

Oft sind es so genannte Amphetaminderivate, also Abkömmlinge des Amphetamins, die in ihrer Struktur leicht verändert

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wurden. In den Internet-Shops werden diese Substanzen meist als „Badesalze“ oder „Reiniger“ getarnt. Und wer es lieber pur mag, für den haben die Anbieter auch so genannte „Research Chemicals“ in ihren virtuellen Verkaufs-regalen. Damit sind die synthetischen Reinsubstan-zen gemeint, die natürlich „nur zu Forschungszwecken“ angeboten werden.

Da viele psychoaktive Wirkstoffe bislang noch nicht dem Betäubungsmittel-gesetz unterstellt sind, nutzen Legal-High-Händler diese vorübergehenden Gesetzeslücken. Sobald ein Wirkstoff verboten ist, taucht nach kurzer Zeit ein neuer am Drogenmarkt auf. Durch kleine Änderungen der Molekülstruktur können immer wieder neue Drogenwirkstoffe synthetisch hergestellt werden. Über die meisten dieser Substanzen gibt es bislang kaum Informationen zu Wirkungsweisen und

Langzeitfolgen. Oft unterliegen die Inhaltsstoffe und der Wirkstoffgehalt von Legal Highs starken Schwankungen, was ein hohes Risiko für Überdosie-rungen und unkalkulierbare Wechselwirkungen in sich birgt. Neben lebensgefährlichen Vergiftungen wird im Zusammenhang mit dem Konsum von Legal Highs auch über das Auftreten psychotischer Zustände berichtet.

LEGAL HEIßT NICHT UNGEFÄHRLICH

Die neuen Vermarktungsformen über Online-Shops im Internet machen diese Substanzen – besonders für Jugendliche – leichter verfügbar. Legal Highs enthalten häufig psychoaktive, synthetische Wirkstoffe. Auf eine genaue Deklarierung der Inhaltsstoffe wird bewusst verzichtet. Stattdessen klärt eine falsche, irreführende Produktbeschreibung über

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den angeblichen Verwendungszweck auf. Zugleich versuchen die Händler mit Warnhinweisen auf der Verpackung („Nicht zum menschlichen Konsum bestimmt!“) den eigentlichen Konsum- bzw. Rauschzweck der Produkte zu verschleiern, um die gesetzlichen Bestimmungen nach dem Arzneimittelgesetz (AMG), die generell für Legal-High-Produkte gelten, zu umgehen.

Da in der Regel keine genauen Angaben über die Inhaltsstoffe gemacht werden, ist auch die Konzentration der Stoffe nicht bekannt. Dies könne ernsthafte gesundheitliche Konsequenzen haben, die in der Folge ein weiteres Problem nach sich zieht: Im Falle eines medizinischen Notfalls wird es möglicherweise Probleme bereiten, die Ursache für den Notfall herauszufinden. Entsprechend können auch keine gezielten

Gegenmaßnahmen ergriffen werden.

Ob legal oder illegal, die neuen synthetischen Drogen bergen unkalkulierbare Risiken. Einzelfälle deuten darauf hin, dass die neuen synthetischen Varianten deutlich potenter sind als manche bekannte Droge und möglicherweise sogar lebensbedrohliche Konsequenzen nach sich ziehen können. Dies gilt umso mehr, als weder Art noch Menge der Inhaltsstoffe auf den Packungen angegeben werden.

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§ DAS BETÄUBUNGS- MITTELGESETZ

Das „Gesetz über den Verkehr mit Betäubungs-mitteln“ und seine Nebengesetze regeln den Umgang mit Stoffen und Zubereitungen, denen aufgrund ihrer psychotropen Wirkung ein besonderes Abhängigkeitspotenzial und eine besondere Schädlichkeit zugeschrieben wird. Die Betäubungsmittel (BtM) sind die in den Anlagen I bis III zum BtMG aufgeführten Stoffe sowie Stoffgruppen und Zubereitungen. In die Anlagen wird ein Stoff oder eine Zubereitung aufge-nommen, wenn dies nach wissenschaftlicher Erkenntnis wegen der Wirkungsweise vor allem im Hinblick auf das Hervorrufen einer Abhängigkeit erforder-lich ist, eine unmittelbare oder mittelbare Gefährdung der Gesundheit oder die Möglichkeit, daraus Betäu-bungsmittel herzustellen.

STRAFTATEN NACH DEM BTMG

Aufgrund der unterschied-lichen Tatbestände des BTMG ist nicht nur der illegale Drogenhandel betroffen und damit Dealer, Pusher und Hintermänner von einem Strafverfahren bedroht. Auch Konsumenten von Betäubungsmitteln müssen eine Anklage und späteren Strafprozess befürchten. Maßgeblich für das Strafmaß und die Frage einer Geldstrafe oder Freiheitsstrafe mit bzw. ohne Bewährung ist insbesondere die Menge an Betäubungs-mitteln, auf die es ankommt. Bei einer nicht geringen Menge droht in der Regel eine Freiheitsstrafe. Verboten sind der Besitz, der Erwerb, die Herstellung, der Anbau sowie der Handel mit Betäubungsmitteln, wenn keine Erlaubnis hierfür vorliegt. Daneben stellt § 29 BTMG so gut wie jede weitere Tat in Zusammen-hang mit Betäubungsmitteln unter Strafe. So reicht es

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etwa bereits aus, Geld und andere Vermögensgegen-stände für verschiedene rechtswidrige Taten gemäß § 29 BTMG bereitzustellen.

THERAPIE STATT STRAFE

Hat ein Täter eine Straftat begangen, die in Zusammen-hang mit seiner Betäubungs-mittelabhängigkeit (BTM-Abhängigkeit) stand, sieht § 35 BTMG vor, die Strafvoll-streckung zurück zu stellen. Sofern die verhängte Freiheitsstrafe nicht mehr als zwei Jahre beträgt, ist zunächst die Durchführung einer Therapie möglich. Hat diese erfolgreich zu einem Entzug geführt, kann die Aufenthaltszeit in der Entziehungsanstalt nach § 36 BTMG auf bis zu 2/3 der Strafdauer angerechnet werden. Der Rest der Freiheitsstrafe lässt sich zudem zur Bewährung aussetzen.

WIE SCHÜTZT MAN JUGENDLICHE VOR DEM DROGENKONSUM?

Der Einstieg in den Drogen-konsum geschieht fast immer im Jugendalter und viele Eltern machen sich große Sorgen, dass ihr Kind Drogen konsumieren und von ihnen abhängig werden könnte. Dabei denken viele in 1. Linie an die illegalen Drogen. Cannabis wurde und wird dabei oft als eine Art Einstiegsdroge angesehen. In aller Regel sind jedoch die legalen Drogen Tabak und Alkohol die Drogen, die

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Kinder zuerst ausprobieren und nach und nach regelmäßiger gebrauchen. Gerade das Rauchen von Tabakwaren bereitet auf den Gebrauch von Cannabis vor. Und nur wenige Cannabiskonsumierende greifen später tatsächlich zu anderen illegalen Drogen. Für die Prävention (Vorbeugung) des Gebrauchs illegaler Drogen gelten deshalb die gleichen Grundsätze, wie für die Vorbeugung gegen übermäßigen Alkoholkonsum und gegen das Rauchen.

WARUM NEHMEN JUGNDLICHE DROGEN?

Die Auslöser für das Interesse an Drogen können sehr unterschiedlich sein, meistens handelt es sich jedoch um Stress oder Druck von außen, dem man sich nicht mehr gewachsen sieht. Probleme im Elternhaus oder Freundeskreis können genauso dazu beitragen wie Leistungsdruck in der Schule oder dem Sportverein. Oft ist

es auch der eigene Ehrgeiz, der einen in eine Situation der Überforderung bringt. Die Droge scheint der einfachste Ausweg zu sein, die vermeintlich unerfüllbaren Anforderungen meistern zu können.

Auf der Party, in der Disco, oder beim Vereinsfest "cool" zu sein, mitmachen und durchhalten zu können, kann aber genauso gut der Grund sein wie "es einfach mal ausprobieren" zu wollen. Der Irrglaube hierbei ist, dass die schnelle Abhängigkeit auch einen schnellen und problemlosen Entzug ermöglicht. Doch das ist völlig falsch! Die Sucht selbst und ohne professionelle Hilfe in den Griff zu bekommen, ist nahezu unmöglich.

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KINDER STÄRKEN UND VORBILD SEIN

Niemand kann garantieren, dass ein Mädchen oder Junge später nicht im Übermaß zu Alkohol oder anderen Drogen greifen wird. Aber Eltern und alle, die mit Kindern und Jugendlichen zusammen-kommen, können viel dafür tun, dass Kinder zu gesunden und unabhängigen Persönlichkeiten heranwachsen. Die Erziehung zur Unabhängigkeit beginnt im Kleinkindalter. Zwei Dinge sind besonders wichtig: Ein gutes Selbstwertgefühl und eine stabile Persönlichkeit sind der beste Schutz gegen Abhängigkeit. Kinder brauchen die Unterstützung ihrer Eltern, um beides entwickeln zu können. Nur

wenn sie sich geliebt, anerkannt und geborgen fühlen, können sie lernen, sich selbst ernst zu nehmen und ihr Leben aktiv zu gestalten.

Besonders wichtig für die Suchtvorbeugung ist zudem das Vorbild der Eltern und anderer Erwachsener. Gewohnheitsmäßiger Alkoholkonsum, z. B. beim Essen oder Fernsehen, verankert in Kindern die Überzeugung, Alkohol gehöre zum Leben von Erwachsenen dazu. Trinken Eltern z. B. um Ärger und Wut, Stress oder Trauer besser ertragen zu können, wird diese „Lösung“ von den Kindern gelernt. Eltern, die selbst maßvoll und verantwortungsvoll mit Alkohol umgehen und ihn nicht gebrauchen, um mit Problemen besser umgehen zu können, tragen viel zur Vorbeugung einer Alkoholgefährdung ihrer Kinder bei. Gleiches gilt für das Rauchen. Ein rauchfreies

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Elternhaus legt einen wichtigen Grundstein dafür, dass die Kinder später ebenfalls nicht anfangen zu rauchen.

Alle Präventionsbemühung-en, die das Verhalten der einzelnen Person beeinflussen sollen, werden unter dem Begriff Verhaltensprävention zusammengefasst. Neben der Stärkung der Persönlichkeit, bedeutet Prävention die Schaffung von Rahmenbedingungen, die den Drogenkonsum erschweren. Diese Maßnahmen werden der „Verhältnisprävention“ zugerechnet. Im Bereich der illegalen Drogen sind hier natürlich zuerst die gesetzlichen und polizeilichen Maßnahmen zu nennen, mit denen versucht wird, den Handel und Gebrauch dieser Drogen zu verhindern. Hinsichtlich der legalen Drogen wurde in den letzten Jahren, insbesondere im Bereich der Tabakprävention,

die Weichen neu gestellt. Tabakwaren wurden auch über Steuern deutlich verteuert. Seit September 2007 ist das Mindestalter für den Verkauf von Tabakwaren auf 18 Jahre angehoben worden. Unter 18-Jährigen ist seitdem auch das Rauchen – das gilt auch für das Rauchen von Wasserpfeifen – in der Öffentlichkeit verboten. Die Zigarettenautomaten wurden mittlerweile auf die Bezahlung mit Chipkarten umgestellt. Auch beim Thema Alkohol werden seit einigen Jahren vermehrt Anstrengungen unternommen, über die Regeln eines risikoarmen Konsums aufzuklären.

FRÜHERKENNUNG

Neben der Suchtvorbeugung ist die Früherkennung von Abhängigkeitsproblemen besonders wichtig. Denn auch für Suchterkrankungen gilt: Je früher die Krankheit erkannt wird, desto besser sind die Chancen auf eine

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schnelle und vollständige Heilung. Oft ist dies schwierig, da die Anzeichen (Symptome) für eine Sucht-gefährdung unspezifisch sind. Das heißt, die im Folgenden genannten Symptome können auf eine beginnende Suchtentwick-lung hindeuten. Möglicherweise sind sie aber auch Ausdruck anderer gesundheitlicher und sozialer Probleme. In jedem Fall sollten sie der Anlass dafür sein, sich gezielt zu infor-mieren, z. B. bei einer Beratungseinrichtung oder Krankenkasse um der betroffenen Person Unterstützung anzubieten.

WARNSIGNALE:

� Konzentrationsschwäche und Unruhezustände � Eindruck der Eltern, das Kind habe sich „verändert“ � Schulschwierigkeiten/ Leistungsknick � neuer Freundeskreis, „Szenemode“

� Verwahrlosung/ Vernachlässigung der Körperhygiene

VERHALTENSTIPPS FÜR ELTERN

Jugendliche sind neugierig und wollen ausprobieren. Das Ausprobieren von Drogen ist dabei nicht unbedingt Ausdruck von Problemen, sondern kann ein normales jugendtypisches Verhalten sein. Wichtige Verhaltenstipps für Eltern sind: � Ruhe bewahren � eine klare Haltung einnehmen � Grenzen setzen – Freiheiten geben � Vorbild sein � im Gespräch bleiben

Bei ernsten Problemen sollte Kontakt zu einer Sucht- oder Drogenberatungsstelle aufgenommen werden, denn � sie beraten vertraulich und anonym � sie unterliegen der Schweigepflicht � sie sind kostenlos

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� sie bieten Gespräche nach Terminvereinbar- ung und sog. „offene Sprechstunden“ an.

Nehmen Sie fachkundige Hilfe und Unterstützung in Anspruch. Schwierige Situationen können schnell überfordern. Wenden Sie sich an eine Suchtberatungs-stelle. Bieten Sie auch Ihrer Tochter/Ihrem Sohn diese Möglichkeit an.

INFORMATION, RAT und HILFE Bundesweite Sucht und Drogen Hotline Tel. 01805 313031, 24 Stunden täglich (0,14 € / Min. aus dem Festnetz, Mobilfunk max. 0,42 € / Min.) Die bundesweite Sucht und Drogen Hotline ist ein Zusammenschluss der Drogennotrufe aus mehreren Bundesländern. Sie richtet sich an Menschen, die Infor-mationen suchen, die sich Sorgen machen, verzweifelt sind, Angst vor Rückfällen

haben oder Angaben zu örtlichen Suchtberatungs-stellen suchen. Telefonseelsorge Tel. 0800 1110111 oder 0800 1110222 24 Stunden täglich,kostenfrei. Drogenkonsum kann bei Betroffenen oder Angehörigen von massiven persönlichen Problemen wie Angst, Depression oder Einsamkeit begleitet sein. Die Telefonseelsorge bietet hierzu neben Gesprächen am Telefon auch Beratung und Seelsorge per Mail und Chat an, unter: www.telefonseelsorge.de BZgA-Infotelefon zur Suchtvorbeugung Tel. +49 221 892031 Montag – Donnerstag von 10.00 – 22.00 Uhr Fr – So von 10.00 – 18.00 Uhr Der Schwerpunkt des Infotelefons der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BzgA) liegt in der Suchtvorbeugung, nicht in der individuellen Beratung Betroffener. Personen mit Suchtproblemen werden an geeignete Beratungsdienste weitervermittelt.