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Europäisches Zentrum für die Förderung der Berufsbildung ENTWICKLUNGEN AUF DEM GEBIET DER BERUFLICHEN BILDUNG AUF EU-EBENE, IN DEN MITGLIEDSTAATEN UND IN DEN BEITRITTS- UND BEWERBERLÄNDERN JULI 2005 BIS MÄRZ 2006 Inhalt: I EU-Ebene: Ruf nach einer kohärenten Strategie IICedefop: Vielseitige Unterstützung für die Berufsbildung auf dem Weg nach Lissabon III Nationale Berufsbildungsstrategien : Erreichung der Lissabon-Ziele und mehr I EU-EBENE: RUF NACH EINER KOHÄRENTEN STRATEGIE: Fortschritte in der allgemeinen und beruflichen Bildung und Beschäftigung – übereinstimmende Schlüsselbotschaften 1. „Modernisierung der allgemeinen und beruflichen Bildung: ein elementarer Beitrag zum Wohlstand und zum sozialem Zusammenhalt in Europa“ Im Fortschrittsbericht über die Umsetzung des Arbeitsprogramms „Allgemeine und berufliche Bildung 2010“ wird die besondere Rolle der allgemeinen und beruflichen Bildung im Zentrum der Wirtschafts-, Beschäftigungs-, Jugend- und Sozialpolitik und der Politik des lebenslangen Lernens betont. Hervorgehoben werden auch die Verbindungen zwischen dem Arbeitsprogramm „Allgemeine und berufliche Bildung“, der Beschäftigungsstrategie und dem Pakt für die Jugend. Der Abschnitt zur beruflichen Aus- und Weiterbildung (im Folgenden als „Berufsbildung“ bezeichnet) zeigt, dass die Prioritäten des Kopenhagen-Prozesses sich insgesamt 1

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Europäisches Zentrum für die Förderung der Berufsbildung

ENTWICKLUNGEN AUF DEM GEBIET DER BERUFLICHEN BILDUNG AUF EU-EBENE,IN DEN MITGLIEDSTAATEN UND IN DEN BEITRITTS- UND BEWERBERLÄNDERN

JULI 2005 BIS MÄRZ 2006

Inhalt:

I EU-Ebene: Ruf nach einer kohärenten Strategie

II Cedefop: Vielseitige Unterstützung für die Berufsbildung auf dem Weg nach Lissabon

III Nationale Berufsbildungsstrategien : Erreichung der Lissabon-Ziele und mehr

I EU-EBENE: RUF NACH EINER KOHÄRENTEN STRATEGIE:

Fortschritte in der allgemeinen und beruflichen Bildung und Beschäftigung – übereinstimmende Schlüsselbotschaften

1. „Modernisierung der allgemeinen und beruflichen Bildung: ein elementarer Beitrag zum Wohlstand und zum sozialem Zusammenhalt in Europa“

Im Fortschrittsbericht über die Umsetzung des Arbeitsprogramms „Allgemeine und berufliche Bildung 2010“ wird die besondere Rolle der allgemeinen und beruflichen Bildung im Zentrum der Wirtschafts-, Beschäftigungs-, Jugend- und Sozialpolitik und der Politik des lebenslangen Lernens betont. Hervorgehoben werden auch die Verbindungen zwischen dem Arbeitsprogramm „Allgemeine und berufliche Bildung“, der Beschäftigungsstrategie und dem Pakt für die Jugend.

Der Abschnitt zur beruflichen Aus- und Weiterbildung (im Folgenden als „Berufsbildung“ bezeichnet) zeigt, dass die Prioritäten des Kopenhagen-Prozesses sich insgesamt weitgehend in den nationalen Prioritäten widerspiegeln. Er enthält jedoch nur wenige Informationen über die Fortschritte bei der Umsetzung der gemeinsamen Bezugsrahmen und Grundsätze für die Validierung nicht formalen Lernens, die Qualitätssicherung oder die Beratung. Insgesamt werden in diesem Abschnitt die Themen rekapituliert, die im kurz vor Beginn der gestrafften Berichterstattung vereinbarten Maastricht-Kommuniqué hervorgehoben werden. In dem Bericht werden folgende fünf Aktionsbereiche der Berufsbildung hervorgehoben: Verbesserung der Qualität und Attraktivität der Berufbildung im Sekundarbereich (Zugang zu Lehrstellen und Reform der Berufsbildungsstandards), Verbesserung der Relevanz der Berufsbildung für den Arbeitsmarkt und Intensivierung der Beziehungen zu den Sozialpartnern, berufliche Entwicklung von Lehrkräften und Ausbildern in der beruflichen Bildung,

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Prognostizierung des Bedarfs an Fachkenntnissen und Qualifikationen und Einbindung aller Akteure und Verringerung der Schulabbrecherquote durch die berufliche Bildung.

Fast 15 % der Jugendlichen in der EU gehen vorzeitig von der Schule ab, fast 20 % der 15-Jährigen haben erhebliche Schwächen bei der Lesekompetenz. 77 % der 18-24-Jährigen verfügen heute über einen Sekundarschulabschluss, womit die EU nach wie vor – trotz beträchtlicher Fortschritte in einigen Ländern – weit hinter ihrer Benchmark von 85 % liegt.

Mit Ausnahme der skandinavischen Länder fehlen in vielen Staaten – insbesondere in Südeuropa und den neuen Mitgliedstaaten – immer noch umfassende und ausgewogene Strategien für das lebenslange Lernen (LLL). Von den 25- bis 64-Jährigen in Europa beteiligen sich 11 % am lebenslangen Lernen1, doch die Beteiligungsquoten sind in den verschiedenen Ländern sehr unterschiedlich. Zu wenig, so der Bericht, wird unternommen, um die Bildungschancen für Erwachsene, insbesondere ältere und gering qualifizierte Arbeitnehmer, zu verbessern.

Trotz geringfügiger Verbesserungen sind die privaten Investitionen in die Humanressourcen noch nicht ausreichend, vor allem auf Unternehmensebene. Die allgemeinen Bemühungen um Wirtschaftlichkeit sind lobenswert, bergen aber das Risiko, dass die Gerechtigkeit auf der Strecke bleibt. Deshalb werden Gerechtigkeit und Effizienz im Mittelpunkt des Fortschrittsbereichs 2008 stehen.

Auch im Hochschulwesen, wo Reformen und die Betonung der Qualitätssicherung offenbar vor allem durch den Bologna-Prozess angetrieben werden, bleiben die privaten Investitionen hinter den Zielen zurück, Während die Verbindungen zur Industrie noch nicht ausreichend zu sein scheinen, öffnen sich die Universitäten zunehmend für die Weiterbildung und neue Zielgruppen und erkennen auch nicht formales Lernen an. Auch hier unterstreicht der Bericht die Frage der Gerechtigkeit, besonders im Zusammenhang mit dem Streben nach herausragenden Leistungen.

Die Verwendung des EUROPASS ist angelaufen und die Länder betrachten die Mobilität vom Primar- bis zum Hochschulbereich für Lernende als ebenso wichtig wie für die Lehrkräfte und Ausbilder. Die Unterstützung stammt hauptsächlich aus EU-Programmen, während nationale Strategien immer noch fehlen, trotz einiger Initiativen, z. B. zur Förderung der Qualität der Mobilität.

Ganz allgemein werden im Fortschrittsbericht Lernpartnerschaften auf allen Ebenen und zwischen allen beteiligten Akteuren und Gremien gefordert, wobei Lehrkräfte und 1 N.B. Dieser Wert bezieht sich auf die vier Wochen vor der Erhebung, die folgenden Diagramme,

die auf dem Eurostat-Ad-hoc-Modul 2003 über lebenslanges Lernen basieren, sollen ergänzende Informationen liefern. Sie beziehen sich auf die Ausbildungsmaßnahmen, an denen die Befragten in den zwölf Monaten vor der Erhebung teilgenommen haben und vermitteln ein nuancierteres Bild der Beteiligungsquoten verschiedener Gruppen in Abhängigkeit vom erreichten Bildungsniveau.

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Ausbilder als potenzielle Motoren der Veränderungen gesehen werden. Das würde zur engeren Zusammenarbeit und zügigeren Umsetzung der Prioritäten und Reformen auf nationaler Ebene beitragen, die zur Erreichung der Lissabon-Ziele notwendig sind.

(Weiter Informationen siehe http://www.europa.eu.int/comm/education/programmes/europass/index_en.html).

Quelle: Eurostat , Ad-hoc-Modul 2003 über lebenslanges Lernen, Online-Datenbank, 23.1.2006

Quelle: Eurostat , Ad-hoc-Modul 2003 über lebenslanges Lernen, Online-Datenbank, 23.1.2006

Diese Daten lassen klar erkennen, dass das erreichte Bildungsniveau eine wichtige Ursache der Ungleichheit beim Zugang zur Weiterbildung, insbesondere beim Zugang zu Unterricht (nicht formale Bildung) ist. Bei Personen mit hohem Bildungsniveau (ISCED Stufe 5-6) liegen die Beteiligungsquoten an der nicht-formalen Bildung in 14 EU-

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Mitgliedstaaten bei über 30 %. In Schweden, Finnland, Dänemark und dem Vereinigten Königreich betragen sie sogar mehr als 50 %. Bei Personen mit niedrigem Bildungsniveau (ISCED Stufe 0-2) dagegen liegen die Beteiligungsquoten in 18 EU-Mitgliedstaaten bei unter 10 %. Besonders ausgeprägt sind die Unterschiede in den Beteiligungsquoten von Personen mit hohem und niedrigem Bildungsabschluss in Zypern, Lettland, Luxemburg und Polen. Während die Quoten bei Personen mit niedrigem Bildungsniveau weit unter dem EU-Durchschnitt liegen, fallen sie bei Inhabern hoher Bildungsabschlüsse überdurchschnittlich hoch aus.

Informelles Lernen scheint unter Personen mit niedrigem Bildungsniveau verbreiteter zu sein, es ist jedoch fraglich, ob es sich durch eine Verbesserung ihrer Kenntnisse und Fähigkeiten nachhaltig auf ihre Beschäftigungsfähigkeit auswirkt und die Gefahr der Arbeitslosigkeit verringert.

Die im Auftrag der Kommission durchgeführte Studie „Access to Education and Training“ (Zugang zu allgemeiner und beruflicher Bildung) bietet weitere Einblicke in den Zugang zu Vorschulangeboten, Hochschulbildung und allgemeiner und beruflicher Erwachsenenbildung in Europa. http://europa.eu.int/comm/education/doc/reports/doc/access.pdf .

2. „Jetzt aufs Tempo drücken“So lautet die Schlüsselbotschaft des Entwurfs des Gemeinsamen Beschäftigungsberichts 2005/2006 und der Titel einer Mitteilung der Kommission an den Europäischen Rat auf seiner Frühjahrstagung (2). Gefordert werden eine kohärente Gesamtstrategie zur Erreichung der Ziele von Lissabon und verstärkte Anstrengungen zur Erhöhung der Wirtschaftsleistung bei gleichzeitiger Stärkung der sozialen Eingliederung und des Sozialschutzes. Die europäische Beschäftigungsstrategie und drei Prioritäten für Aktionen, die sich auch auf die Berufsbildung beziehen, werden in diesem Zusammenhang als wichtig angesehen: mehr Menschen in Beschäftigung zu bringen und zu halten [...], die Anpassungsfähigkeit von Arbeitnehmern und Unternehmen zu verbessern und die Investitionen in Humankapital zu steigern durch Verbesserung von Bildung und Qualifizierung.

Während die Beschäftigungsquote in der EU auf 63,3 % gestiegen ist und die Arbeitslosigkeit nach wie vor bei etwa 9,0 % liegt, hat sich die Langzeitarbeitslosigkeit auf 4,1 % erhöht. Die Jugendarbeitslosigkeit ist etwa doppelt so hoch wie die Arbeitslosigkeit insgesamt (18,7 %). In dem Bericht wird auf die Bemühungen der Mitgliedstaaten eingegangen, durch Kombination von Arbeit mit Bildung und Ausbildung und/oder Ausbau von Lehrstellen Wege in die Beschäftigung für Jugendliche zu eröffnen. Es wird kritisiert, dass Strategien zur Arbeitsmarkteingliederung sich auf bestimmte benachteiligte Gruppen konzentrieren und andere vernachlässigen, z. B. Nicht-EU-Staatsangehörige oder Minderheiten. Es wird eine größere Abstimmung zwischen Bildungs-, Berufsbildungs-, Beschäftigungs- und Integrationspolitik mit klaren Zielsetzungen gefordert. Außerdem sollen die Mitgliedstaaten das Potenzial des Europäischen Pakts für die Jugend voll ausschöpfen und Jugendorganisationen stärken.Der Beschäftigungsbericht geht auch auf das Arbeitsprogramm „Allgemeine und berufliche Bildung 2010“ ein. In beiden Berichten wird der Mangel an wirklich kohärenten und umfassenden Strategien für das lebenslange Lernen betont.

2(2)Grundlage des Berichts ist die Bewertung der nationalen Reformprogramme (NRP) der Mitgliedstaaten als Reaktion auf die integrierten Leitlinien für Wachstum und Beschäftigung 2005. Die gestrafften nationalen Reformprogramme umfassen die EU-Charta für Kleinunternehmen, den Aktionsplan für Umwelttechnologien, eEurope/2010 und den Aktionsplan für Forschung und Entwicklung.

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Dieses Ziel der Mehrinvestition in Aus- und Weiterbildung wird politisch durch qualitative Reformen der Bildungssysteme angegangen. Reformen zur Förderung der Erwachsenenbildung, insbesondere für Geringqualifizierte, und umfassende Strategien für lebenslanges Lernen gibt es jedoch kaum. Nur selten werden Informationen über das Budget für spezifische Maßnahmen weitergegeben, ebenso fehlen klare Anzeichen für eine Erhöhung des Beitrags des Privatsektors und Investitionen der Arbeitgeber in die berufliche Weiterbildung. Wenige Länder bemühen sich um eine faire und transparente Aufteilung der Kosten und Verantwortlichkeiten zwischen den einzelnen Akteuren, doch einige Länder konzentrieren sich auf die Qualität und Effizienz der Investitionen in Aus- und Weiterbildung: In einigen NRP wird zwar betont, wie wichtig die Strukturfonds, besonders der ESF, für die Förderung der einzelstaatlichen Politik sind, es werden jedoch keine Details genannt.

Im Beschäftigungsbericht werden die Mitgliedstaaten aufgefordert, die richtigen (finanziellen) Anreize für das lebenslange Lernen zu schaffen und die Effizienz der Investitionen in Humankapital zu steigern. Außerdem werden sie aufgefordert, EU-Fördermittel zur Unterstützung dieser verstärkten Anstrengungen einzusetzen, wie auch in einer der Maastricht-Prioritäten gefordert. Auch hier stimmen der Beschäftigungsbericht und der Bericht über die allgemeine und berufliche Bildung sowie die entsprechenden Mitteilungen der Kommission in ihren Schlussfolgerungen und Empfehlungen überein.

Der Bericht kommt zu dem Schluss, dass die integrierten Leitlinien einschließlich Benchmarks und Zielvorgaben unverändert bleiben sollten, damit sie zügig umgesetzt werden können. Alle Akteure, einschließlich der Sozialpartner, werden aufgefordert, in vollem Umfang ihrer Verantwortung mit Blick auf die Lissabon-Strategie gerecht zu werden.

Die Erreichung der Lissabon-Ziele unterstützen

3. „Förderung des Unternehmergeistes in Unterricht und Bildung“ KOM(2006) 33 endg. vom 13. Februar 2006

Um die Herausbildung einer stärker unternehmerisch geprägten Kultur und eine KMU-freundlichere Gestaltung des Wirtschaftsumfelds zu fördern, wird in dieser Mitteilung der Kommission eine Förderung des Unternehmergeistes in Unterricht und Bildung angeregt.

Es wird unterstrichen, dass sich unternehmerische Fähigkeiten nicht auf Existenzgründungen und die Führung eines Unternehmens beschränkt, sondern im Arbeitsprogramm „Allgemeine und berufliche Bildung 2010“ als eine der Schlüsselkompetenzen für das lebenslange Lernen genannt werden, da sie jungen Menschen zu mehr Kreativität und Selbstvertrauen und zu einem sozial verantwortlichen Handeln verhelfen. http://eur-lex.europa.eu/LexUriServ/site/de/com/2006/com2006_0033de01.pdf

4. Schlüsselkompetenzen für lebenslanges LernenVorschlag für eine Empfehlung des Europäischen Parlaments und des Rates KOM(2005)548 endgültig vom 10. November 2005 http://ec.europa.eu/education/policies/2010/doc/keyrec_de.pdf

Die im Rahmen des Arbeitsprogramms „Allgemeine und berufliche Bildung 2010“ eingerichtete Arbeitsgruppe zu Grundfertigkeiten entwickelte einen Rahmen mit Schlüsselkompetenzen, die eine wissensbasierte Gesellschaft voraussetzt. Dieser Rahmen umfasst acht Schlüsselkompetenzen: muttersprachliche Kompetenz,

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fremdsprachliche Kompetenz, mathematische Kompetenz und grundlegende naturwissenschaftlich-technische Kompetenz, Computerkompetenz, Lernkompetenz, interpersonelle, interkulturelle und soziale Kompetenz und Bürgerkompetenz, unternehmerische Kompetenz und kulturelle Kompetenz.

5. Ein Markenzeichen für Wissen: Das Europäische Technologieinstitut Mitteilung der Kommission an den Europäischen Rat, KOM(2006) 77 endgültig vom 22. Februar 2006

Dieser Mitteilung ging eine öffentliche Konsultation voraus. Thema war die Einrichtung eines Europäischen Instituts für Technologie (EIT), um die Leistungsfähigkeit der Sektoren Forschung, Ausbildung und Innovation in Europa zu verbessern und die Verbindungen zwischen ihnen zu stärken Das EIT soll personelle, finanzielle und materielle Ressourcen konzentrieren, eine von Innovation und unternehmerischer Initiative getragene Kultur in Forschung und Ausbildung fördern sowie FuE-Ergebnisse in Geschäftsmöglichkeiten umsetzen. Da es die drei Seiten des Wissensdreiecks – Ausbildung, Forschung und Innovation – miteinander verbindet, wird das EIT einen Startvorteil gegenüber traditionell organisierten Universitäten haben. Das EIT wird eine eigene Rechtspersönlichkeit haben, von nationalen Regelungen unabhängig sein und über einen Verwaltungsrat verfügen, der sich aus hochkarätigen Persönlichkeiten aus Wissenschafts- und Wirtschaftskreisen zusammensetzt. Die Finanzierung wird von verschiedenen Seiten stammen, darunter die EU, die Mitgliedstaaten und Unternehmenskreise.

Learning by leaving – Das Europäische Jahr der Mobilität der Arbeitnehmer 2006

6. “ [...] Ein Umzug in ein anderes Land erfordert ständiges Lernen [...]. Deshalb ist die Mobilität eine wichtige Triebkraft für das lebenslange Lernen“.

erklärte José Manuel Barroso, Präsident der Europäischen Kommission bei der Eröffnungsveranstaltung zum Europäischen Jahr der Mobilität der Arbeitnehmer unter dem Motto „Arbeitnehmermobilität: ein Recht, eine Möglichkeit, eine Chance?“, die am 20. und 21. Februar 2006 in Brüssel stattfand. Für das Mobilitätsjahr stehen Mittel in Höhe von 10 Mio. Euro zur Verfügung, die zur Sensibilisierung und Information über den Nutzen der Arbeit in einem neuen Land oder Beruf eingesetzt werden sollen.

46 % der Europäer sehen die Mobilität positiv, aber nur 2 % der Bevölkerung im erwerbsfähigen Alter leben in einem anderen EU-Land als ihrem Herkunftsland. Die Mobilität zwischen Regionen ist jedoch viel höher. Etwa 21,3 % der EU-Bevölkerung haben nach Angaben einer aktuellen Eurobarometer-Erhebung in einer anderen Region oder einem anderen Land gelebt. Die Einstellungen zur Mobilität sind in den einzelnen Ländern unterschiedlich. Die skandinavischen Ländern (etwa 40 % der Bevölkerung) stehen an der Spitze, gefolgt von Irland, dem Vereinigten Königreich und Frankreich (etwa 30 %). In Mitteleuropa waren es nur etwa 20 %. Das Schlusslicht bilden die südeuropäischen Ländern mit einer durchschnittlichen Mobilitätsquote von unter 15 % und die neuen Mitgliedstaaten mit etwa 10 %. Großen Einfluss hat dabei der Bildungshintergrund: EU-Bürger mit hohen Bildungsabschlüssen sind doppelt so mobil wie weniger gebildete Bürger.

Der wichtigste Beweggrund dafür, nicht ins Ausland zu ziehen, scheint die Angst vor dem Verlust des sozialen Netzes (Familie und Freunde) zu sein, während die wichtigsten Anreize für die Mobilität berufs- und einkommensbezogen sind. Bei der Gestaltung der Mobilitätspolitik und entsprechender Initiativen müssen die Motivationen der Menschen

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berücksichtigt werden. Das ist eine Schlussfolgerung von Eurofound (der Europäischen Stiftung für die Verbesserung der Lebens- und Arbeitsbedingungen).

Am 29. und 30. September 2006 werden in über 70 Städten Europas Jobmessen und Veranstaltungen stattfinden. Außerdem ist eine Roadshow „Mobilität“ geplant, die in 45 Tagen durch acht EU-Länder zieht. Möglichkeiten, als Grenzgänger im Nachbarland zu arbeiten, werden den Schwerpunkt von Sensibilisierungsaktivitäten in zahlreichen Grenzregionen bilden. Auch eine Auszeichnung für den besten Beitrag zum Europäischen Jahr soll verliehen werden. Weitere Informationen siehe: http://europa.eu.int/comm/employment_social/workersmobility2006/; http://www.eurofound.eu.int/areas/populationandsociety/migration.htmEuropäer und Mobilität: erste Ergebnisse einer EU-weiten Erhebung (Eurobarometer)http://europa.eu.int/comm/employment_social/workersmobility2006/pdf/survey_report_en.pdf http://ec.europa.eu/employment_social/workersmobility_2006/uploaded_files/documents/FIRST%20RESULTS_Web%20version_06.02.06.pdf

7. Fit für die Mobilität in einem mehrsprachigen Europa

In einem Europa zunehmender Mobilität und Zusammenarbeit ist die Beherrschung von Fremdsprachen nicht nur eine anspruchsvolle Aufgabe, sondern eine unabdingbare Notwendigkeit. Deshalb wurden in den 1990er Jahren Initiativen mit dem Ziel gestartet, den Lernenden gleichzeitig Fach- und Sprachkenntnisse zu vermitteln: der fremdsprachliche Fachunterricht (CLIL – Content and Language Integrated Learning). Eurydice hat eine Studie vorgelegt, in der dargestellt wird, welche Stellung der fremdsprachliche Fachunterricht in den Bildungssystemen von 30 europäischen Staaten einnimmt. Sie befasst sich auch mit der Einstellung und den Aus- und Fortbildungsmöglichkeiten der Lehrkräfte in diesem Bereich. Die Studie bietet ebenfalls eine Bestandsaufnahme zu den laufenden Modellversuchen, den aktuellen Debatten und den Hindernissen, die diesem Ansatz noch entgegenstehen. http://www.eurydice.org/accueil_menu/de/frameset_menu.htmlEbenfalls verfügbar ist ein Bericht über Schlüsselzahlen zum Sprachenlernen.

Das heiße Eisen – Finanzierung der Berufsbildung

8. „Finanzierung der beruflichen Aus- und Weiterbildung in der EU, den neuen Mitgliedstaaten und Kandidatenländern – neue Entwicklungen und Herausforderungen“

ist der Titel einer Studie, die von der ETF (in englischer Sprache) veröffentlicht wurde. Sie stützt sich auf Berichte der nationalen Beobachtungsstellen in sieben der neuen EU-Mitgliedstaaten – Estland, Lettland, Litauen, Polen, Slowakei, Slowenien und Zypern – und den vier Kandidatenländern Bulgarien, Rumänien, Türkei und Kroatien.

Um einen umfassenderen und aktuelleren Überblick zu vermitteln, wurden neuere Arbeiten über Investitionen in Bildung und Ausbildung sowie Daten und Indikatoren von Eurostat und der OECD für den Bildungs- und Berufsbildungsbereich in die Analyse mit einbezogen.(Weitere Informationen unter http://www.etf.eu.int/, Veröffentlichungen).

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II CEDEFOP – VIELSEITIGE UNTERSTÜTZUNG FÜR DIE BERUFSBILDUNGAUF DEM WEG NACH LISSABON

1. Unterstützung für die Kommission und die Akteure – das Wichtigste in Kürze

Im Maastricht-Kommuniqué (2004) wird die besondere Rolle des Cedefop für das Arbeitsprogramm „Allgemeine und berufliche Bildung 2010“ zur Unterstützung des Kopenhagen-Prozesses hervorgehoben. Von 2003 bis 2005 beteiligte sich das Cedefop an dem Arbeitsprogramm durch politische Analysen (Überwachung der Fortschritte in der Berufsbildung) und Teilnahme an Tagungen von Koordinierungsgremien auf EU-Ebene und leistete intensive und kontinuierliche Unterstützung für die Arbeitsgruppen, die zur Förderung der Zusammenarbeit in der Berufsbildung eingerichtet wurden (z. B.: Qualitätssicherung in der Berufsbildung, Übertragung von Leistungspunkten, Validierung nicht formalen Lernens, Transparenz, lebenslange Beratung sowie Lehrer und Ausbilder in der beruflichen Bildung). Wissenschaftliche Beratung wurde ad hoc zu umfassendere Aspekten der allgemeinen und beruflichen Bildung gegeben (z. B.: „Lernen muss attraktiver werden“, „soziale Integration und aktive Bürgerschaft“ und „effektivere Nutzung der Ressourcen“). In den Bereichen „Validierung nicht formalen Lernens“, „Anrechnung von Leistungspunkten“ und Europäischer Qualifikationsrahmen spielt das Zentrum eine wichtige Rolle bei der Gestaltung der Konzeption, der politischen Schwerpunktsetzung und der Methodik der Experten- und Facharbeitsgruppen.

Für das laufende Jahr stehen im Mittelpunkt der Unterstützung, die das Cedefop für Cluster-Aktivitäten und Arbeitsgruppen leistet: der Europäische Qualifikationsrahmen (EQF, siehe auch Berichte im Cedefop Info 1/2006), Übertragung von Leistungspunkten, Qualitätssicherung in der Berufsbildung, lebensbegleitende Beratung, Lehrer und Ausbilder in der beruflichen Bildung, nicht formales Lernen, sektorale LLL-Initiativen, soziale Eingliederung und Finanzierung der Berufsbildung.

Auf Ersuchen der Kommission entwickelt das Cedefop außerdem ein Wissenssystem zum lebenslangen Lernen (EU-KSLLL), das regelmäßig aktualisierte hochwertige Informationen über nationale politische Initiativen im Bereich des lebenslangen Lernens bereitstellen soll und das Peer-Learning fördern und erleichtern wird. Nachdem ein Online-Prototyp im Oktober der Cluster-Gruppe „Lehrer und Ausbilder“ präsentiert und Konzept und Design der Koordinierungsgruppe „Allgemeine und Berufliche Bildung 2010“ auf EU-Ebene vorgestellt wurden, wird das EU-KSLLL jetzt allen Cluster-Gruppen vorgestellt. Weitere Informationen siehe: http://kslll.trainingvillage.gr.

2. Die vergessene Armee auf dem Vormarsch

Das Netz des Cedefop für die Ausbildung der Ausbilder, TTnet, hat nicht nur die Aktivitäten der Arbeitsgruppen und Cluster unterstützt, sondern auch eine Reihe von Studien und Projekten durchgeführt, um ein Bewusstsein für die Rolle der Lehrer und Ausbilder in der beruflichen Bildung und ihren Qualifikations- und Lernbedarf zu schaffen: „Ermittlung des Lernbedarfs für Lehrer und Ausbilder in der beruflichen Bildung“ mit Beispielen aus 10 Teilnehmerländern des TTnet und Informationen über Qualitätskriterien und Ansätze für die Ermittlung des Lernbedarfs; die Studie zur „Ermittlung und Validierung nicht formalen und informellen Lernens für Lehrer und Ausbilder in der beruflichen Bildung“ enthält 30 Beispiele aus neun TTnet-Teilnehmerländern. Das TTnet-Pilotprojekt „Definition von Berufen in der beruflichen Bildung nach dem EQF“ könnte den Ausgangspunkt für die Arbeit der Kommission zu

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Lehrer- und Ausbilderprofilen bilden. Anlässlich des Beitritts Deutschlands zum Netz fand im November 2005 eine Agora-Veranstaltung statt. http://www.trainingvillage.gr/etv/projects_networks/ttnet/ http://www.trainingvillage.gr/etv/news/default.asp?idnews=986

3. Zum Lernen nie zu alt

Traditionell gelten ältere Menschen als weniger produktiv und lern- bzw. anpassungsfähig. Deshalb haben die Unternehmen nur zu gern über 50-Jährige durch jüngere Mitarbeiter ersetzt. Bei traditionellen Umschulungsansätzen werden die Erfahrungen und Ressourcen der Lernenden oft nicht berücksichtigt. Heute wird im Rahmen neuer lebenszyklusbezogener Ansätze hier eine Veränderung gefordert. Dazu gehört, dass die Sichtweise des Lernens als passiver Prozess des „ausgebildet Werdens“ durch eine Auffassung als aktiver Prozess ersetzt wird, in dem Menschen in verschiedenen Phasen ihres Lebens in unterschiedlicher Form lernen.

Um dieses Thema ins Bewusstsein zu rücken und die Diskussion über „ältere Arbeitnehmer und lebenslanges Lernen“ anzuregen, hat das Cedefop im Rahmen seiner Forschungsplattform Cedra ein Projekt zu diesem Thema gestartet. Erstes Ergebnis ist ein Buch „Promotion of lifelong learning for older workers – an international overview” (Förderung des lebenslangen Lernens für ältere Arbeitnehmer – ein internationaler Überblick), das im Frühjahr 2006 erscheinen soll. Auch wenn dieses Buch sich im wesentlichen auf die europäischen Erfahrungen konzentriert, enthält es auch Beiträge aus Australien, Japan und den USA, um die europäische Perspektive in einem größeren internationalen Kontext einzuordnen. Als einer der Höhepunkte der zweiten Projektphase (2005-06) ist ein Symposium in den Niederlanden im Mai 2006 geplant. Weitere Informationen zur Konferenz siehe:http://www.tilburguniversity.nl/faculties/fsw/departments/HRS/hrdconf/)

4. Verstärkte Anstrengungen zur frühzeitigen Ermittlung nachgefragter Kompetenzen

ist eine der Prioritäten von Maastricht, durch die die Berufsbildung in die Lage versetzt werden soll, auf veränderte Anforderungen des Arbeitsmarktes zu reagieren. Da die Kenntnis der nachgefragten Kompetenzen für die erfolgreiche Umsetzung der Lissabon-Agenda als unabdingbar angesehen wird, hat sich die Kommission nach einem Workshop im Oktober 2005 für das Cedefop-Projekt zur frühzeitigen Ermittlung des Qualifikationsbedarfs und das internationale Netz „Skillsnet“ interessiert. Experten aus 14 Ländern Europas vereinbarten eine europäische Initiative zur Vorhersage des Qualifikationsbedarfs und baten das Cedefop, diese zu koordinieren. Es werden hauptsächlich zwei Wege verfolgt: die Einrichtung eines paneuropäischen Vorhersagemodells mit den verfügbaren Daten und – längerfristig – die Abstimmung der Quellen für die Vorhersage des Qualifikationsbedarfs in den Ländern Europas, um ergänzende Maßnahmen zur Vorhersage des Qualifikationsbedarfs auf nationaler Ebene zu ermöglichen. Weitere Informationen siehe:http://www.trainingvillage.gr (unter: Projects and Networks – Skillsnet).

5. Warum engagieren sich Sozialpartner auf sektoraler Eben in Fragen der allgemeinen und beruflichen Bildung?

Mit dieser Frage beschäftigt sich ein Dokument, an dem das Cedefop derzeit arbeitet. Es analysiert die sektorale Bildungs- und Berufsbildungspolitik in sieben europäischen Ländern (BE, DK, DE, LV, RO, ES und UK) und vermittelt zudem einen theoretischen Hintergrund und eine vorläufige Typologie sektoraler Ansätze. Das Diskussionspapier

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richtet sich an politische Entscheidungsträger, Wissenschaftler und Akteure aus der Praxis.

Das Cedefop arbeitet auch an einer Online-Datenbank sektorspezifischer Ausbildungsinitiativen und hat Kontakte mit EU-Branchenverbänden aus dem Bank- und Finanzwesen, der Textil- und Metallindustrie usw. geknüpft, um den sektoralen Ansatz zu diskutieren und Trends und Entwicklungen in der sektoralen Aus- und Weiterbildung in verschiedenen EU-Ländern vorzustellen.

6. Verständnis für die Vielfalt der Berufsbildung in der EU fördern

Das Cedefop-Projekt zur Berichterstattung über die nationalen Berufsbildungssysteme (eKnowVet) bietet Informationen über die berufliche Aus- und Weiterbildung in allen EU-Mitgliedstaaten sowie Norwegen und Island. Die Informationen sind thematisch gegliedert und können für ein, mehrere oder alle Länder angezeigt werden. Es werden drei verschiedene Produkte angeboten: jährlich aktualisierte thematische Überblicke, detaillierte Analysen zu einzelnen Themen und vergleichende Darstellungen der themenspezifischen Informationen. Die Informationen für alle Produkte, die von den nationalen ReferNet-Teams geliefert werden, sind in einer gemeinsamen Struktur nach Ländern und Themen gespeichert, um Vergleiche zu erleichtern. Informationen zu folgenden Themen sind im elektronischen Berufsbildungsdorf des Cedefop verfügbar: Erstausbildung, Weiterbildung, Ausbildung von Lehrern und Ausbildern in der beruflichen Bildung, Validierung von Lernen, Beratung und Orientierung und Finanzierung. Sie sind abrufbar unter:www.trainingvillage.gr/etv/Information_resources/NationalVet/. Die Nutzer können zu einem oder mehreren Ländern verschiedene Themen oder Unterthemen auswählen. Da das Projekt in nächster Zeit einige Änderungen erfahren wird, ist Feedback von den Nutzern willkommen.

Ausgehend von den thematischen Überblicken hat das Cedefop auch Kurzbeschreibungen zu den Präsidentschaftsländern (UK und AT) veröffentlicht. „Blickpunkt Berufsbildung“ ist ein neues Produkt, das den Lesern einen Überblick über die wichtigsten Merkmale des Berufsbildungssystems eines Landes vermittelt.

7. „Würden Sie einem Jugendlichen eine berufliche Ausbildung empfehlen?“

So lautete eine Frage in einer Eurobaromenter-Erhebung zur Berufsbildung im Herbst 2004. Auf den ersten Blick sieht es gut aus für die Berufsbildung: die Mehrheit der EU-Bürger würden einem Absolventen der Pflichtschule oder des Sekundarbereichs zur Aufnahme einer beruflichen Ausbildung oder einer Lehre raten. 39 % würden eher eine berufliche Ausbildung empfehlen als allgemeine oder wissenschaftliche Bildungsgänge (32 %). Große Unterschiede gibt es jedoch zwischen den Auffassungen der Bürger der EU-15 und der neuen Mitgliedstaaten, wo 53 % allgemeine oder wissenschaftliche Bildungsgänge für eine bessere Option halten, während in der EU-15 nur 28 % dieser Meinung sind. Entsprechend würden in der EU-15 42 % einem Schüler nach der Pflichtschule oder dem Sekundarbereich eine berufliche Ausbildung empfehlen, in den neuen Mitgliedstaaten jedoch nur 25 %.

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Die Meinung scheint stark vom eigenen Bildungshintergrund beeinflusst zu sein. Personen, die im Alter von 15 oder 16 bis 19 Jahren die Vollzeitschule verlassen haben, raten eher zu einer beruflichen Ausbildung bzw. Lehre. Unerwartet empfehlen aber auch Personen, die ihre Vollzeitbildung erst später abgeschlossen haben, allgemeine oder wissenschaftliche Bildungsgänge nicht deutlich häufiger (35 %) als berufliche Ausbildung oder Lehre (33 %). Am häufigsten werden allgemeine oder wissenschaftliche Bildungsgänge von Personen empfohlen, die sich selbst noch in solchen Bildungsgängen befinden.

Die Antworten der Berufstätigen sind je nach ihrem Beschäftigungsstatus unterschiedlich, also auch vom eigenen Bildungsniveau beeinflusst. Arbeiter und Selbständige empfehlen eher eine berufliche Ausbildung oder eine Lehre (45 bzw. 42 %), während bei den leitenden Angestellten keine eindeutige Präferenz festzustellen ist. Erwähnenswert ist auch, dass Arbeitslose eher eine berufliche Ausbildung oder Lehre empfehlen.

Der Zugang zu Bildungseinrichtungen scheint für die Bewohner von Dörfern in ländlichen Gebieten eine Rolle zu spielen, da diese eher eine berufliche Ausbildung oder eine Lehre empfehlen als allgemein bildende oder wissenschaftliche Bildungsgänge.

Obwohl eine wirksame Beratung als entscheidender Faktor dafür angesehen wird, dass Menschen zur Beteiligung an Bildung und Ausbildung ermutigt und bei der Wahl realisierbarer und sinnvoller Laufbahnen unterstützt werden, hat nach der Eurobarometer-Umfrage nur einer von vier Unionsbürgern im Jahr vor der Erhebung Hilfe oder Beratung zur Aus- und Weiterbildung und beruflichen Fragen erhalten. Hinter dieser Zahl verbergen sich jedoch enorme Unterschiede zwischen den einzelnen Ländern (von 10 % in Portugal bis 55 % in Finnland).

Die erhaltende Beratung verhält sich umgekehrt proportional zum Alter und Bildungshintergrund: ältere und weniger gebildete Menschen erhalten tendenziell weniger. Das ist Besorgnis erregend, da gerade sie besonders häufig Beratung zur Auffrischung ihrer Kompetenzen benötigen. Die Ergebnisse zeigen auch, dass die Beratung je nach Beschäftigungsstatus ungleich verteilt ist. Die Anteile von Selbständigen, Arbeitern und sogar Arbeitslosen, die im Referenzzeitraum zu Weiterbildungsmöglichkeiten und beruflichen Fragen beraten wurden, sind geringer als die der leitenden Angestellten und sonstigen Angestellten. Im Mittelpunkt der Beratung

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standen der Erwerb neuer Kompetenzen (63 %), spezifische Berufs- oder Karrierechancen (12 %) und die Stellensuche (11 %).

Aus der Analyse geht hervor, dass eine positive Korrelation zwischen Beratungsleistungen und der Teilnahme an Ausbildungsmaßnahmen, insbesondere Berufsbildungskursen am Arbeitsplatz, besteht. Zudem ziehen die Beratenen tendenziell mehr Gewinn aus der Ausbildung und haben eine positivere Einstellung dazu. Das bestätigt, dass Beratung ein wichtiges Element im Politikpaket zur Förderung des lebenslangen Lernens darstellt. Nur 15 % der EU-Bürger sehen in der Berufsberatung jedoch einen Anreiz für mehr Ausbildungsaktivitäten. Außerdem könnte es sinnvoll sein, gezielter geringer Qualifizierte oder Arbeitnehmer anzusprechen, bei denen ein größeres Risiko veralteter Qualifikationen besteht. Das könnte ihnen nicht nur zu besseren Bildungs- und Laufbahnentscheidungen verhelfen, sondern darüber hinaus auch längerfristig zur Entwicklung positiver Einstellungen zur Aus- und Fortbildung führen.

Fast zwei von fünf Europäern geben an, finanzielle Unterstützung sei ein Anreiz für mehr Ausbildungsaktivitäten, diese Meinung ist aber in den neuen Mitgliedstaaten (50 %) stärker verbreitet als in den alten (37 %). Weitere mögliche sinnvolle Anreize sind die Freistellung für Bildungsmaßnahmen während der Arbeitszeit (30 % der EU-25-Bürger) und die Anerkennung zertifizierter Kompetenzen und Qualifikationen (24 %). Steuervergünstigungen scheinen einen entscheidenden Anreiz für Selbständige darzustellen (30 %). Die Attraktivität der Aus- und Weiterbildung scheint mit dem Alter zu sinken, denn 33 % der über 55-jährigen wissen nicht, was sie zu mehr Ausbildungsaktivitäten motivieren würde. Die Ergebnisse bestätigen die Bedeutung von Hindernissen wie Zeit- oder Geldmangel, die auch als Gründe genannt werden, in nächster Zeit weniger Ausbildungsaktivitäten zu unternehmen.

Weitere Informationen über aktuelle Aktivitäten des Cedefop zur Förderung der Berufsbildung finden Sie unter http://www.cedefop.eu.int und http://www.trainingvillage.gr/etv/default.asp.

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III NATIONALE BERUFSBILDUNGSSTRATEGIEN : ERREICHUNG DER LISSABON-ZIELE UND MEHR

Das Jahr 2005 war geprägt durch den nationalen Konsultationsprozess über den Europäischen Qualifikationsrahmen. Da im Februar 2006 eine eigene Konferenz zur Diskussion der Rückmeldung aus den Ländern stattfand, wird in diesem Dokument nicht über die Ergebnisse der nationalen Maßnahmen berichtet, um nicht die Informationen zu wiederholen, die bereits verfügbar sind unter: http://europa.eu.int/comm/education/policies/educ/eqf/index_en.html

Nach der Neubelebung der Lissabon-Strategie mussten die Länder auf die neuen und gestrafften Berichterstattungsverfahren und Forderungen nach Entwicklungen und Reformprogrammen in verschiedenen Politikbereichen reagieren, um mehr zur Erreichung der Lissabon-Ziele beizutragen. Die in diesem Bericht aufgeführten Beispiele sollen den Trend hin zu multidisziplinären und umfassenden Ansätzen und konzertierten Aktionen illustrieren.

Nationale Strategien bereiten den Weg für die Lissabon-Ziele

Im Frühjahr und Sommer 2005 verabschiedeten die Tschechische Republik, Estland und die Slowakische Republik die nationalen Strategien und Entwicklungspläne, die den Weg zur Erreichung der Lissabon-Ziele und darüber hinaus bereiten sollen.

Die tschechische wirtschaftliche Wachstumsstrategie für 2007-13 soll das Land zu einem Europäischen Zentrum des Wissens und der Technologie machen. Einer der prioritären Bereiche ist „Humanressourcenentwicklung – Bildung und Beschäftigung“. Ein anpassungsfähigeres Bildungswesen, ein flexiblerer Arbeitsmarkt und besser qualifizierte ältere Arbeitnehmer sind einige der Hauptziele. Zu den empfohlenen Maßnahmen gehören die Erleichterung des Hochschulzugangs für benachteiligte Gruppen durch staatliche Stipendien und die Einrichtung von mehr Bildungswegen im Sekundarbereich mit Maturita-Abschluss (Hochschulreife) ebenso wie eine engere Zusammenarbeit zwischen Arbeitgebern, Schulen und Hochschulen sowie Praktika für Schüler und Studierende. Auftreten und Führungskompetenzen, Teamarbeit und Unternehmergeist, Fremdsprachen und IKT-Komptenzen sollen Standardelemente der Lehrpläne werden.

In Zypern bot die Vorbereitung des nationalen Reformprogramms Gelegenheit für einen konstruktiven Dialog mit allen Beteiligten über die umfassende Bildungsreform. Die Sozialpartner, politischen Parteien und der Privatsektor wurden ausführlich informiert und konsultiert. Die Entwicklung eines umfassenden nationalen Rahmens für das lebenslange Lernen, verbesserte Beziehung zwischen dem Bildungswesen und dem Arbeitsmarkt und die Verbesserung der Qualifikationen zur Deckung des Arbeitsmarktbedarfs sind die größten Herausforderungen, die das Land im Bereich der Humankapitalentwicklung zu bewältigen hat. Deshalb hat Zypern sich verpflichtet, ein kompetenzbasiertes berufliches Qualifikationssystem zu entwickeln und dies zu einer vorrangigen Aufgabe erklärt.

Der Entwicklungsplan für das estnische Berufsbildungswesen 2005-08, der sich an der Lissabon-Strategie, der Kopenhagen-Erklärung und dem Maastricht-Kommuniqué orientiert, strebt die Mitarbeit der Akteure, Arbeitsmarktrelevanz und eine höherwertige Berufsbildung mit besserem Image an, um für einen reibungslosen Übergang junger Menschen in die Beschäftigung zu sorgen.

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Nachdem zunächst die makroökonomische Stabilität an erster Stelle stand, wendet sich die Slowakei jetzt den Investitionen in die Humanressourcen zu, wobei Bildung und Beschäftigung zu den vorrangigen Gebieten gehören. Minerva (3 ) (www.iminerva.sk) ist ein Instrument, um die nationale Lissabon-Strategie für 2010 und die entsprechenden Aktionspläne in die Praxis umzusetzen und für eine kohärente Durchführung zu sorgen. Im Januar 2006 genehmigte die Regierung zudem die Durchführung des Europäischen Pakts für die Jugend und seine Einbindung in die nationale Strategie für Wettbewerbsfähigkeit. In dem einschlägigen Dokument sind folgende Ziele für das Bildungswesen aufgeführt: Bis Ende 2006 sollen die Lehrpläne beruflicher Schulen die Vermittlung unternehmerischer Kompetenzen enthalten, bis Ende 2007 soll durch politische Maßnahmen erreicht werden, dass Absolventen sich besser auf den Arbeitsmarktbedarf einstellen können und Jugendliche Mobilitätschancen leichter nutzen können. Auch eine neue Politik für die Anerkennung nicht formalen Lernen ist bis dahin geplant.

Im nationalen Reformprogramm Belgiens für den Zeitraum 2005-08 werden die Aufgaben der verschiedenen Behörden hervorgehoben. Der Zugang zur Beschäftigung, vor allem für gering qualifizierte Jugendliche, ist eines der vorrangigen Ziele für die Region Brüssel-Hauptstadt. Die vorrangigen Reformziele der Region Brüssel-Hauptstadt im Bereich Ausbildung und Beschäftigung sind das Angebot einer ersten „Arbeits- und Ausbildungserfahrung“ für – vor allem gering qualifizierte – Jugendliche, die Erhöhung des Ausbildungsstandards von Arbeitssuchenden durch Einrichtung von Referenzzentren in Branchen mit Beschäftigungspotenzial und die Verstärkung der Initiative der „Ausbildungsschecks für Sprachunterricht“ (siehe weiter unten) und Einführung von „Aus- und Weiterbildungsschecks“ und „IKT-Schecks“.

Aufgrund der föderalen Struktur des belgischen Staates, liegt die politische Verantwortung für künftige Entwicklungen bei den Regionen. Im August 2005 legte die wallonische Regierung das Dokument „Vorrangige Maßnahmen für die Zukunft Walloniens“ vor. Eine der Prioritäten für die Berufsbildung ist die Einrichtung von Zentren für Wettbewerbsfähigkeit in Sektoren, in denen die Region sich besonders auszeichnet (z. B. Avionik, Nahrungsmittel, Maschinenbau und Verkehr) sowie von Cluster-Gruppen mit Unternehmen, Ausbildungseinrichtungen und Forschungsstätten. Im Rahmen der vorrangigen Maßnahmen für die Zukunft Walloniens wurde ein neues Instrument entwickelt, um die Wettbewerbsfähigkeit der wallonischen Unternehmen zu verbessern. In der Region Wallonien gibt es 260 000 Arbeitsuchende und Flandern ist der wichtigste Handelspartner Walloniens, doch den Bewerbern fehlen die notwendigen Kompetenzen. Der chèque formation langues (Ausbildungsscheck für Sprachunterricht) soll eine Zutat zu einem Erfolgsrezept sein. Dieser Ausbildungscheck für Selbständige und KMU kann gegen eine Stunde Sprachunterricht eingelöst werden. Die Region Wallonien gewährt pro Scheck einen Zuschuss von 15 Euro. Außerdem wurde, um dem Fachkräftemangel zu begegnen, ein umfassender Aktionsplan mit der Bezeichnung Job Focus entwickelt. Vier Jahre lang wird das Büro für Beschäftigung der wallonischen Region FOREM 40 verschiedene Berufe analysieren, um Qualifikationsmängel zu ermitteln, die Kompetenzen von Arbeitssuchenden überprüfen und Weiterbildungs- und Unterstützungsleistungen anbieten, um Probleme zu beheben.

„Gemeinsam für mehr Arbeitsplätze“ lautet das Motto der Flämischen Regierung. Wichtigstes Ziel ist es, Jugendliche, ältere Menschen und Migranten bei der Arbeitssuche zu unterstützen. Für Arbeitgeber, die Arbeitnehmer über 50 einstellen, wurde eine Prämie eingeführt. Alle Arbeitslosen müssen innerhalb von sechs Monaten ein 3 (3)Nicht zu verwechseln mit dem gleichnamigen EU-Programm – das Akronym steht im

Slowakischen für „Mobilisierung der Innovation in der Volkswirtschaft und Entwicklung von Wissenschafts- und Bildungsmaßnahmen“.

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Orientierungs- oder Weiterbildungsangebot des flämischen Dienstes für Beschäftigung und Berufsbildung (VDAB) erhalten. Der VDAB sucht auch den Kontakt mit Migrantengemeinschaften, um sich Know-how für zielgenauere Maßnahmen anzueignen. Im Januar 2006 haben auch die Ausbildungs- und Beratungszentren für Behinderte einen Platz „unter dem Dach“ des VDAB gefunden, eine weitere Möglichkeit, Fachwissen zusammenzuführen. Der so genannte Limburg-Plan zielt darauf ab, das Potenzial junger Menschen anzuzapfen und umfasst verschiedene Projekte zur Unterstützung des Übergangs von der Erstausbildung ins Arbeitsleben (z. B. das „Rucksack“-Projekt mit dem Ziel, Jugendliche in Arbeitsplätzen zu halten oder das „Fähren-Projekt“, bei dem die Branchenorganisationen für das Bauwesen die Funktion eines „Fährmanns“ zwischen Bildung und Beschäftigung übernehmen).

„Ist Italiens Bildungs- und Ausbildungssystem auf den richtigen Weg nach Lissabon?“ fragt der Jahresbericht 2005 des ISFOL (Institut zur Förderung der Berufsbildung von Arbeitnehmern). Die Teilnahme an der allgemeinen und beruflichen Bildung in der Gruppe der 20- bis 24-Jährigen nähert sich zwar dem europäischen Durchschnitt an, doch weist der Bericht auf Schwächen beim Qualifikationsniveau und der Verringerung der Abbrecherquoten hin. Die Teilnahme an der beruflichen Erstausbildung nimmt zu. Die Berufsbildungsangebote der Regionen und Provinzen sind in Norditalien recht populär. Eine erste Bewertung der IFTS-Kurse (höhere gewerblich-technische Ausbildung) nach der Pilotphase ergab, dass 60 % der Absolventen ein Jahr nach Abschluss ihres Kurses einen Arbeitsplatz gefunden haben, was als Erfolg gewertet wird. Im Weiterbildungsbericht des Arbeitsministeriums und des ISFOL von 2005 wird auf bedeutende Fortschritte bei der Schaffung eines nationalen Weiterbildungssystems verwiesen, auch wenn nur ein Fünftel der Arbeitnehmer an Weiterbildungsaktivitäten teilnimmt. Allmählich zeigt sich in der Weiterbildung auch der positive Effekt der branchenübergreifenden Fonds, die von den Sozialpartnern verwaltet werden und vom Arbeitsministerium eine Erstfinanzierung in Höhe von 190 Mio. Euro erhalten haben: Derzeit beteiligen sich 350 000 Unternehmen mit insgesamt fünf Mio. Beschäftigten. Großunternehmen nutzen die Möglichkeiten öffentlicher Unterstützung für die Aus- und Weiterbildung besser als Kleinbetriebe. Individuelle Ausbildungsprojekte (Weiterbildungspläne, Kataloge und Ausbildungsschecks) sind in Mittel- und Norditalien erfolgreich. Die Evaluierung der Maßnahmen von 2005 dürfte aufgrund der Aufstockung der Mittel insgesamt bessere Ergebnisse zeigen.

Strategie für das lebenslange Lernen

Im November 2005 stimmte die estnische Regierung der „Strategie für das lebenslange Lernen 2005-08“ zu, die sich im Wesentlichen auf Lernende im Erwachsenenalter konzentriert. Ihr Ziel ist es, den Anteil der 25- bis 64-jährigen Lernenden bis 2008 auf 10 % zu erhöhen (2003: 6,2 %, 2004: 6,7 %). Die Strategie sieht die Entwicklung eines transparenten Finanzierungsmodells für die Erwachsenenbildung vor. Erwachsene nicht-estnischer Muttersprache sollen die Möglichkeit erhalten, die zu einer aktiven Teilnahme am gesellschaftlichen Leben und der Arbeitswelt erforderlichen Estnisch-Kenntnisse zu erwerben. Auf Wunsch können sie auch ihre Muttersprache lernen und ihre Heimatkultur pflegen. Ein weiteres Ziel der Strategie ist die Entwicklung eines nationalen Qualifikationssystems, vergleichbar mit entsprechenden Systemen in EU-Ländern, um die Freizügigkeit der Arbeitnehmer zu gewährleisten. Das Ministerium für Bildung und Forschung ist für die Umsetzung der Strategie zuständig, der Rat für Erwachsenenbildung wird den Prozess begleiten.

Mit ihrem Aktionsplan „Lernen und Arbeiten 2005-07“, der im Dezember 2005 veröffentlicht wurde, möchte die niederländische Regierung die Agenda für das lebenslange Lernen voranbringen. Dieses gemeinsame Projekt des Ministeriums für

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Bildung, Kultur und Wissenschaft und des Ministeriums für Soziales und Beschäftigung, an dem sich auch andere Ministerien beteiligen, soll Aktivitäten von Arbeitgebern, Arbeitnehmern und anderen Bürgern, Ausbildungsanbietern, lokalen Behörden und Regionen anstoßen. Die verschiedenen Akteure können sich zu einer Beteilung an der Projektumsetzung in drei verschiedenen Teilbereichen verpflichten: „Lernen am Arbeitsplatz“, “Infostellen Lernen und Arbeit“ und „Beseitigung von Hindernissen, Förderung und Innovation“. Um die Eingliederung in den Arbeitsmarkt oder den Erwerb beruflicher Qualifikationen zu erleichtern, sollen bis 2007 durch Kooperationsvereinbarungen zwischen Arbeitgebern, Arbeitnehmern, Ausbildungsanbietern und lokalen Behörden 15 000 Lernprogramme am Arbeitsplatz eingerichtet werden. Die Infostellen Lernen und Arbeit sollen niederschwellige Anlaufstellen sein, die Laufbahnberatung und Informationen zum einen über Bildungs- und Ausbildungsmöglichkeiten und zum anderen über Validierung und Anerkennung früherer Lernleistungen bieten. Der dritte Teilbereich zielt darauf ab, Beispiele bewährter Verfahren (z. B. Ergebnisse von EQUAL/ESF-Projekten) verfügbar zu machen, Informationen über Finanzierungsmöglichkeiten (Instrumente) zu verbreiten und einen neuen zweijährigen Studiengang in der höheren beruflichen Bildung (HBO) zu erproben. Für diese Maßnahmen sind für 2005 und 2006 etwa 40 Mio. Euro vorgesehen.

Sektorbezogene Perspektiven im Rahmen der bestehenden institutionellen Strukturen sind überholt - die ungarische Strategie für das lebenslange Lernen zielt auf einen umfassenden Ansatz zur Bewältigung gesellschaftlicher und wirtschaftlicher Herausforderungen ab. In dieser Strategie werden sechs Prioritäten und sieben Schlüsselbereiche für die Entwicklung des lebenslangen Lernens definiert. Besonders betont werden die angemessene Koordinierung zwischen den verschiedenen Ministerien und die Abstimmung auf den nationalen Entwicklungsplan für 2007-13. Von den verschiedenen vorgesehenen Maßnahmen sind folgende besonders charakteristisch: Ausbildungsprogramme in Modulform, um den Zugang zu erleichtern, eine nationale Datenbank zur Erwachsenenbildung als Informations- und Planungsinstrument und als integraler Bestandteil des Lissabon-Prozesses ein System von Indikatoren, um eine Wirkungsanalyse zu ermöglichen.

Im Juni 2005 veröffentlichte der irische Gewerkschaftsverband (ICTU) ein Strategiepapier zum lebenslangen Lernen. Die Europäische Kommission hat angemerkt, dass die Regierung darauf in den folgenden nationalen Beschäftigungsplänen nur wenig reagiert hat. Das ICTU-Papier enthielt eine Reihe politischer Empfehlungen: (a) Einführung von bezahltem Bildungsurlaub, um Arbeitnehmern zu helfen, dafür zu sorgen, dass ihr Kompetenzniveau mit der Innovation in der Branche Schritt hält, da in den meisten anderen europäischen Ländern ein Anspruch auf Bildungsurlaub in irgendeiner Form besteht; (b) Öffnung des nationalen Ausbildungsfonds (National Training Fund – NTF) für Anträge von Einzelnen und Ausstattung mit zusätzlichen Mitteln aus den Versicherungsbeiträgen der Arbeitnehmer; (c) Übernahme der Gebühren für Studiengänge und Kurse, die in Teilzeitform absolviert werden; (d) Einrichtung einer „Open University“ nach dem Modell der gleichnamigen Einrichtung im Vereinigten Königreich, die Präsenzunterricht, Fernlehre und eLearning kombiniert und damit für Berufstätige attraktiv ist.

Die norwegische „Kompetenzbilanz“ (Kompetanseberetningen), die vom Ministerium für Bildung und Forschung finanziert wird, gibt einen jährlichen Überblick und eine Bewertung der Weiterbildungsaktivitäten, der Bildungsbeteiligung und des Ausbildungsbedarfs. Außerdem wurde ein jährlicher „Lernbedingungsmonitor“ (Lærevilkårsmonitoren) eingeführt. Er wird auch vergleichende Studien zu

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Schlüsselbereichen in verschiedenen Ländern enthalten. Die jährlichen Ergebnisse bilden die Grundlage für weitere politische Entscheidungen zum lebenslangen Lernen. Die Kompetenzbilanz 2003 zeigt, dass über 70 % der 16- bis 74-Jährigen an irgendeiner Aktivität mit Lerneffekt im formalen wie nicht formalen Bereich teilgenommen haben. Organisiertes nicht formales Lernen am Arbeitsplatz und Lernen bei der täglichen Arbeit wurden als wichtigste Formen der Weiterbildung betrachtet. Personen mit hohem Bildungsniveau und Firmen im Tertiärbereich zeigten die positivste Einstellung zu organisiertem formalen und nicht formalen Lernen (www.kompetanseberetningen.no). Die erste Ausgabe des Lernbedingungsmonitors zeigte, dass sich 54 % der 22- bis 66-jährigen Erwerbspersonen jedes Jahr an irgendeiner Form allgemeiner oder beruflicher Bildung beteiligen. Während 11,3 % im Jahr vor der Umfrage eine „förmlich anerkannte Weiterbildung“ absolvierten, nahmen 57,2 % an „Kursen oder anderen organisierten Ausbildungsmaßnahmen“ teil und 58 % gaben an, durch „lernintensive“ Arbeit dazugelernt zu haben. Den wichtigsten Anreiz zur Teilnahme an förmlich anerkannten Weiterbildungen und anderen Formen organisierten Lernens boten für Einzelpersonen offenbar arbeitsbezogene Motive.

Das portugiesische Institut für Soziale und Wirtschaftliche Studien (IESE) hat in einer Studie die politischen Strategien des Landes zum lebenslangen Lernen und insbesondere die einschlägigen Maßnahmen im nationalen Beschäftigungsprogramm untersucht. Die vom Ministerium für Arbeit und gesellschaftliche Solidarität in Auftrag gegebene Studie befasste sich u. a. mit den Synergien zwischen Maßnahmen der Bildungs-, Ausbildungs- und Beschäftigungspolitik und bewertete die Auswirkungen des lebenslangen Lernens auf die Organisation des Arbeitsmarkts und die Beschäftigungsfähigkeit der Nutznießer. Die Studie enthält Empfehlungen für Maßnahmen im Bereich der Bildungs-, Ausbildungs- und Beschäftigungspolitik, besonders in Bezug auf die individuelle Bildungsnachfrage und die Beteiligung der Unternehmen an der Weiterbildungsförderung.

Modernisierung der allgemeinen und beruflichen Bildung in Bezug auf ihre Struktur und Gesetzgebung

In den letzten Monaten des Jahres 2005 wurde ein neues Programm für Entwicklungen in der Sekundarbildung (2006 – 2015) ausgearbeitet, dass dem Bulgarischen Ministerrat im Februar 2006 vorgelegt wurde und im Parlament verabschiedet werden soll. Kernprinzipien des Programms sind: Ausgewogenheit zwischen traditionellen und modernen Ansätzen, Transparenz und Planung sowie nachhaltige Entwicklung. Einige der vorgesehenen Strukturveränderungen betreffen die Verkürzung der schulischen Grundbildung von acht auf sieben Jahre und die Gliederung des Sekundarbereichs in einen dreijährigen und einen zweijährigen Abschnitt. Nach der zehnten Jahrgangsstufe wird ein Abschlusszeugnis ausgestellt, nach der zwölften wird der Sekundarbereich mit landesweiten Prüfungen und einem Reifezeugnis (matura) abgeschlossen. In der Jahrgangstufe acht werden intensiver Fremdsprachenunterricht, Informatik bzw. berufsbildende Fächer angeboten. Die Qualität soll durch interne Bewertung (z. B. Prüfungen zu Beginn und am Ende, kombiniert mit kontinuierlichen Leistungsbewertungen im Laufe des Schuljahres und Testsystemen) sowie externe Bewertung (obligatorische Leistungsfeststellung und Bewertung am Ende jeder Bildungsstufe) gewährleistet werden.

Im Jahr 2005 wurden auch verschiedene Änderungen am bulgarischen Berufsbildungsgesetz verabschiedet. Dazu gehört die Einführung von Ausbildungsgängen für regulierte Berufe. Sie beziehen sich auf die gegenseitige Anerkennung von Qualifikationen, was einen erheblichen Fortschritt bei der Umsetzung der europäischen Richtlinien 89/48/EWG und 92/51/EWG (jetzt Richtlinie 2005/36/EG)

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darstellt. Die Verantwortung wird beim Ministerium für Bildung und Wissenschaft und den einschlägigen Branchenorganen (gemäß der Liste der regulierten Berufe) liegen. Das Ministerium wird demnächst seine Arbeit an den Verordnungen zur Vergabe von Genehmigungen zur Ausübung regulierter Berufe an Personen abschließen, die einschlägige Fertigkeiten und Kompetenzen in einem EU-Mitgliedstaat oder einem Land des Europäischen Wirtschaftsraums erworben haben.

In Kroatien wurden verschiedene Maßnahmen ergriffen, um die gesetzliche Grundlage des Bildungswesens und seine Finanzierungsstruktur zu verbessern. Nach der Einführung des „Gesetzes zum nationalen Zentrum für externe Bewertung im Bildungswesen“ im Januar 2005 wurde das Zentrum beauftragt, nationale Matura-Prüfungen auszuarbeiten und eine externe Evaluierung des Systems durchzuführen. Diese Veränderungen fanden Ausdruck in den Änderungen am „Gesetz über die Sekundarbildung“, die 2005 verabschiedet wurden.

Die 2005 eingerichtete Agentur für Berufsbildung muss ihre Reformbemühungen verstärken, um die neuen Arbeitsmarktanforderungen zu erfüllen und Voraussetzungen für das lebenslange Lernen zu schaffen, da sich das kroatische Berufsbildungswesen seit mehr als einem Jahrzehnt nicht wesentlich verändert hat. Eine Ausnahme war die grundlegende Überholung aller Handwerksausbildungen. Die wichtigsten Herausforderungen sind: Verschlankung der Ausbildungsgänge und des Schulnetzes, Entwicklung nationaler Qualifikationsstandards, Überarbeitung von Lehrplänen und Unterrichtsmaterialien, Modernisierung der Werkstätten, Verbesserung der Zusammenarbeit mit der Privatwirtschaft und Start von Programmen zur Entwicklung von Gesamtschulen und Weiterbildungsprogrammen für Lehrer.

Die Ziele des Programms „Allgemeine und berufliche Bildung 2010“ und der Bologna- und Kopenhagen-Prozess dienten als Bezugsrahmen für die Reform des französischen Bildungs- und Berufsbildungssystems. Es wurden drei wichtige Initiativen gestartet: die im April 2005 verabschiedete Modernisierung und Reform des Bildungswesens mit den Schwerpunkten Fremdsprachenunterricht (zwei Fremdsprachen sind in allen allgemeinen und technischen Bildungsgängen im Sekundarbereich Pflicht), Gleichstellung der Geschlechter, Erwerb von Kompetenzen in Informations- und Kommunikationstechnologien durch das so genannte B2i-Zertifikat (IT- und Internet-Kompetenz-Zertifikat) für Schüler und Erwachsene und Unterstützung gefährdeter Schüler, die Umsetzung einer Strategie für das lebenslange Lernen, die ein Recht auf Ausbildung für alle Beschäftigten beinhaltet, und die Strukturreform der Bildungs- und Berufsbildungseinrichtungen im Rahmen des laufenden Dezentralisierungsprozesses. Um den Zugang zu beruflichen Bildungsmaßnahmen für kleine und mittlere Unternehmen (KMU) zu erleichtern, wurde im August 2005 durch eine Verordnung der Beitrag von Unternehmen mit 10 bis 19 Beschäftigten von 1,60 auf 1,05 % ihrer jährlichen Bruttolohnkosten gesenkt. Kompetenz-Audits, die Einführung eines Ausbildungspasses und die Anerkennung früherer Erfahrungen waren Kernthemen der Änderungen an der nationalen branchenübergreifenden Vereinbarung zu Weiterbildungsfragen im Sommer 2005.

Um die Qualität der Berufsbildung zu verbessern und die Verbindungen zur Arbeitswelt zu stärken, wurde in Frankreich die Bezeichnung lycées des metiers (Berufsgymnasien) eingeführt. In einem Dekret vom November 2005 werden die Voraussetzungen für die Verleihung dieser Bezeichnung skizziert. Schulen, die sie erhalten, bieten allgemeine und berufliche Bildungsgänge in Bezug auf einen bestimmten Beruf oder eine Berufsgruppe, verleihen Abschlüsse vom Berufsbefähigungsnachweis bis zum Hochschulbereich und stellen Bildungsangebote für alle Bevölkerungsgruppen von Schülern und Auszubildenden bis zu Jugendlichen/Erwachsenen im Rahmen einer

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alternierenden Ausbildung auf der Grundlage eines Arbeitsvertrages oder im Rahmen eines Weiterbildungskurses bereit. Sie bieten Dienste zur Validierung früherer Lernleistungen und für den Übergang ins Erwerbsleben und arbeiten aktiv mit Unternehmen und Industrie, Hochschulen und Gemeindeeinrichtungen zusammen. Im Rahmen eines Zertifizierungsverfahrens anhand ausführlicher Spezifikationen wurde ein Qualitätsansatz eingeführt. Im Jahr 2005 wurde 195 Schulen diese Bezeichnung zuerkannt.

In Deutschland trat am 1. April 2005 ein neues Berufsbildungsgesetz in Kraft. Unter anderem ermöglicht das neue Gesetz Absolventen beruflicher Schulen die Zulassung zu den Prüfungen der Kammern und stärkt damit die Zusammenarbeit zwischen Schulen und Wirtschaft. Die Prüfungsordnung ermöglicht es den Auszubildenden zudem, einen Teil ihrer Ausbildung im Ausland zu absolvieren und sieht die Anrechnung vorbereitender Kurse auf die Ausbildungsergebnisse vor. Die Sozialpartner haben jedoch Bedenken angemeldet: Durch die Gleichstellung von schulischen Berufsbildungsgängen mit der betrieblichen Ausbildung („duales System“) könnte die berufliche Bildung zu „akademisch und verkopft“ werden und damit das „duale System“ gefährden. Außerdem könnte die Übertragung der Regelung des Übergangs von der betrieblichen Ausbildung zum Hochschulbereich an die Zuständigkeit der Länder die Attraktivität des dualen Systems in europäischen und internationalen Kontext verringern. Einheitliche Zulassungsbedingungen seien vorzuziehen.

Die wichtigsten politischen Entwicklungen und Initiativen auf dem Gebiet der Berufsbildung in Ungarn betreffen ein Paket von Strategien und Aktionsplänen für die Berufsbildung und andere damit verbundene Bildungsbereiche: den Hochschulbereich und die Erwachsenenbildung. Im Mittelpunkt der Berufsbildungsstrategie „szakképzés” stehen eine hochwertige Berufsbildung für jedermann und ein kostenwirksameres Finanzierungs- und Verwaltungssystem. Zur Erreichung der Ziele wurden vierzehn Schritte ausgearbeitet. Einer davon ist die Einrichtung von 22 regionalen Berufsbildungszentren (TISZK), um der derzeit fragmentierten Struktur der Berufsbildungseinrichtungen entgegenzuwirken. Konsultationen mit Arbeitgeber- und Arbeitnehmervertretern, Wirtschaftskammern und Berufsbildungsanbietern und -einrichtungen sollen mit dem Ziel einer Abstimmung der Berufsbildung auf den Arbeitsmarktbedarf institutionalisiert werden. Es wurde eine Durchführbarkeitsstudie zur Einführung von Ausbildungskarten für Arbeitnehmer gestartet, anhand derer man den Ausbildungsweg verfolgen kann. Im Oktober 2005 wurde per Dekret festgelegt, dass die Teilnahme von Personen ab 50 Jahren an beruflichen Bildungsmaßnahmen kostenlos ist. Zur Förderung der Qualität wird ein Preis für diejenigen Berufsbildungsanbieter ausgeschrieben, die besonders viele Absolventen befähigen, einen Arbeitsplatz zu finden.

Im Dezember 2005 gab der italienische Ministerrat grünes Licht für eine Reform des Zugangs zu regulierten Berufen und der Zulassung zur staatlichen Prüfung als Voraussetzung für die Eintragung in die Berufskammern. Neu geregelt werden auch die Zusammensetzung der Prüfungsausschüsse und die Durchführung der Prüfungen. In einigen Berufen wurden die Qualifikationsanforderungen erhöht. Sie setzen jetzt ein dreijähriges Studium voraus. Praktika sind jetzt überall vorgeschrieben.

Ein Innovationspaket für die berufliche Bildung steht auf der politischen Agenda in den Niederlanden. Ab 2006 stellt das Ministerium für Bildung, Kultur und Wissenschaft jährlich 200 Mio. Euro zur Förderung von Innovationsprogrammen bereit, die durch 81 Mio. Euro aus dem Fonds für wirtschaftliche Strukturförderung ergänzt werden. Ein ähnlicher Ansatz wird auch für die Berufsbildung in der Landwirtschaft Anwendung finden. Diese Maßnahmen sind Bestandteil der mittelfristigen Agenda des Landes für die Berufsbildung, in deren Rahmen im November 2005 auch eine Reihe von Maßnahmen

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zwischen dem berufsbildenden Sekundarbereich II (MBO) und dem Ministerium vereinbart wurden. Sie betreffen die Umsetzung kompetenzbasierter Berufsbildungsmaßnahmen durch die MBO, um die Motivation der Jugendlichen zu fördern und die Verbindungen zwischen Unternehmen und Bildungseinrichtungen zu stärken. Eine Lockerung der Schulaufsicht wurde für MBO vereinbart, die eine transparente Verwaltungspraxis und interne Überwachungsverfahren eingeführt haben. Um die partizipatorischen Strukturen zu erneuern, werden die Sozialpartner Vorschläge ausarbeiten, die für das Ministerium als Ausgangspunkt für die Gestaltung der Regelungen für eine gemeinsame Verwaltung dienen sollen.

Im Juli 2005 stimmte der spanische Ministerrat einem Entwurf für ein Bildungsrahmengesetz zu, der jetzt im Parlament diskutiert wird. Ziel ist eine hochwertige Bildung für alle. Zu diesem Zweck beinhaltet das Gesetz Maßnahmen, die allen Schülern den erfolgreichen Abschluss der Pflichtschule ermöglichen und lebenslanges Lernen, Chancengleichheit und sozialen Zusammenhalt fördern sollen. Zur Qualitätssicherung sollen die schulischen Leistungen am Ende der vierten Jahrgangsstufe des Primarbereichs (im Alter von 9 Jahren) und des zweiten Jahres des Sekundarbereichs (im Alter von 13 Jahren) geprüft werden. Dadurch sollen genaue Daten über das Funktionieren des gesamten Bildungswesens bereitgestellt werden, um den Entscheidungsprozess in die richtige Richtung zu lenken und die Qualität des Lernens zu verbessern. Für die Berufsbildung wird eine größere Flexibilität beim Zugang und den Verbindungen zwischen den einzelnen Untersystemen angestrebt. Es sind verschiedene Übergangsmöglichkeiten zwischen allgemein bildenden und beruflichen Zweigen geplant.

Im Rahmen des von der EU kofinanzierten Programms zur Stärkung der Berufsbildung (SVET, türkisch: MEGEP) wurde in der Türkei 2002 eine Reform eingeleitet, um das Berufsbildungssystem flexibler zu gestalten und Übergänge zwischen der allgemeinen, der technischen und der beruflichen Bildung zu eröffnen. Entsprechend wurden ab dem Schuljahr 2004/05 in der Jahrgangsstufe 9 in 65 berufsbildenden Modellschulen und in 40 allgemein bildenden Schulen des Sekundarbereichs II gemeinsame Lehrpläne eingeführt. Im Juni 2005 beschloss das Bildungsministerium, die Ergebnisse des SVET-Programms auf alle Schulen anzuwenden. Der Sekundarbereich wurde auf vier Jahre ausgedehnt und eine gemeinsame 9. Jahrgangsstufe wurde als Orientierungsjahr sowohl an allgemein bildenden als auch an berufsbildenden Schulen eingeführt.

Eine „Kompetenzrevolution“ ist erforderlich, wenn das Vereinigte Königreich bis 2020 eine Kompetenzbasis der internationalen Spitzenklasse erreichen will. Das ist kurz gesagt das Ergebnis der Kompetenzuntersuchung, die die britische Regierung 2004 in Auftrag gegeben und im Dezember 2005 veröffentlicht hat. Der Abschlussbericht “Skills in the UK: The long-term challenge“ und Empfehlungen an die Regierung sollen 2006 folgen. Mit dieser Untersuchung sollte ermittelt werden, wie die optimale Mischung der im Jahr 2020 benötigten Kompetenzen für eine Maximierung von Wirtschaftswachstum, Produktivität und sozialer Gerechtigkeit aussehen würde, und es sollten die möglichen politischen Konsequenzen abgeschätzt werden. Zwar hat sich das Kompetenzprofil im Vereinigten Königreich aufgrund seines Hochschulsystems, Reformen der beruflichen Bildung und eines zunehmend effizienten Schulsystem verbessert, aber die Unterqualifizierung der Beschäftigten stellt dennoch eine Gefahr dar: So verfügen beispielsweise die Hälfte der britischen Erwachsenen nicht über die mathematischen Grundkenntnisse und jeder sechste Erwachsene nicht über die Lese- und Schreibkenntnisse, die von Elfjährigen erwartet werden. Über ein Drittel der britischen Erwachsenen im arbeitsfähigen Alter hat keinen Schulabschluss und fünf Millionen Erwachsene verfügen über keinerlei Qualifikationen. Die derzeitigen Kompetenzziele

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des Vereinigten Königreichs werden von den Autoren der Untersuchung zwar als sehr ehrgeizig beurteilt, würden aber immer noch nicht ausreichen. Als erste Reaktion auf diesen Zwischenbericht regte der britische Gewerkschaftsdachverband TUC an, dass ein kompetenzpolitischer Rahmen einerseits auf einen Konsens zur Verpflichtung der Arbeitgeber zur Weiterbildung ihrer Beschäftigten und zum anderen auf einen Konsens über die gemeinsame Verantwortung von Arbeitgebern, Beschäftigten und Regierung bezüglich der Erfüllung der allgemeinen Erfordernisse der Arbeitgeber gegründet werden sollte. Tarifvereinbarungen zwischen Arbeitgebern und den Gewerkschaften könnten zur Umsetzung einer solchen Strategie beitragen.

Im November 2005 wurde in England unter dem Titel „Realising the Potential“ eine Studie über die zukünftige Rolle der Further Education Colleges (FE Colleges, Berufsschulen) veröffentlicht, ein Jahr nachdem die Bildungsministerin sie in Auftrag gegeben hatte. Mit der Studie sollte festgestellt werden, ob und wie diese Colleges zur lokalen Wirtschaft und sozialen Eingliederung beitragen und inwieweit sie umstrukturiert werden sollten. In dem Bericht wird auf die vielen Errungenschaften der Colleges hingewiesen – über drei Millionen Schüler, ihr breites Tätigkeitsspektrum, wozu auch Vermittlung von Beschäftigungskompetenzen und höhere Bildung gehören – und ihre Bedeutung für die soziale Eingliederung betont. Doch besteht auch Innovationsbedarf in Form eines deutlichen „Fokus auf den Lernenden“ als Garantie für eine unvoreingenommene Beratung der Schüler, finanzieller Anreize zur Steuerung der Schüler in Kurse, die für die Wirtschaft nützlich sind, eines Angebots einer größeren Auswahl an Kursen und Lernformen und der Befreiung der Qualifikationen und Ausbildungswege von überflüssigem Ballast. Die Studie weist auf die Tatsache hin, dass die Colleges nur ein Teil des Gesamtsystems sind, und dass das Weiterbildungssystem unter zu vielen und nicht immer abgestimmten Initiativen gelitten hat. Ein kohärenter Rahmen, der die Schulen, die Weiterbildung und die Hochschulbildung umfasst, und ein neues Finanzierungsverfahren werden benötigt. Ferner werden eine vereinfachte Aufsicht, mehr Aufmerksamkeit auf die Lernerfahrung und ein besseres Preis-Leistungsverhältnis angeregt. Auf der Grundlage des Berichts kam das Bildungsministerium zu dem Schluss, die berufsbildenden Colleges benötigten "klarere Vorgaben, bessere Führungskompetenzen und eine stärkere Ausrichtung auf den spezifischen Bedarf der Lernenden und der Wirtschaft“. Der Bericht ist abrufbar unterhttp://www.dfes.gov.uk/furthereducation/fereview/index.shtml.

Die Weiterbildung in Polen gewinnt zunehmend an Bedeutung, wird aber üblicherweise im Kontext von Arbeitsmarkt und Arbeitslosigkeit verortet. Zudem wird das Konzept des lebenslangen Lernens, wie es im Rahmen der Lissabon-Strategie festgelegt wurde, noch nicht voll umgesetzt. Um dieses Problem zu lösen, werden derzeit verschiedene Gesetzesinitiativen geprüft, darunter eine umfassende Reform des Gesetzes über das Bildungssystem. Im Rahmen der "Strategie für die Entwicklung der Weiterbildung bis 2010“ wurde beispielsweise festgestellt, dass eine zügige Umsetzung der vorrangigen Maßnahme „Kooperation und Partnerschaft“ erfolgen muss, um Probleme wie die von den Arbeitgebern organisierte Berufsvermittlung oder Ausbildungs- und Jobchancen für Menschen mit Behinderungen und Lernschwierigkeiten zu lösen. Aufgrund der dynamischen Entwicklung des Weiterbildungsmarkts ist die Qualitätssicherung zu einem wichtigen Anliegen geworden. Von der zuständigen Aufsichtsbehörde wurde daher ein Zulassungssystem für Anbieter eingeführt. Um den Zugang zur Weiterbildung zu erweitern, ist vorgesehen, ein nationales Zentrum für Fernunterricht sowie entsprechende regionale und lokale Zentren zu schaffen. Die Validierung von nicht formalen und informellen Lernerfahrungen in der Berufsbildung ist ein Bereich, der dringend angegangen werden muss. Als potenzieller Ausgangspunkt hierfür wird das unlängst entwickelte nationale Modell für berufliche Qualifikationsstandards gesehen, sofern

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diese an bestehende Prüfungs- und Lehrplanstandards anknüpfen. Eine elektronische Datenbank bietet Zugang zu modularen Berufsbildungslehrplänen und den nationalen beruflichen Qualifikationsstandards: www.standardyiszkolenia.praca.gov.pl .

Nationale Qualifikationsrahmen bzw. -systeme

Parallel zur Debatte über die Position Zyperns zum Europäischen Qualifikationsrahmen (EQF) innerhalb der Ministerien sowie unter staatlichen und privaten Akteuren, einschließlich der Sozialpartner, wurde eine Diskussion über einen nationalen Qualifikationsrahmen für das lebenslange Lernen angestoßen. Die zypriotische Behörde für die Entwicklung der Humanressourcen (HRDA) ist bisher mit der Entwicklung eines Berufsqualifikationssystems betraut. Im Jahr 2006 wird sie die bestehenden Berufsqualifikationsanforderungen für die fünf Berufe Kellner, Koch, Rezeptionskraft, Maurer und Verkäufer (Einzelhandel) überarbeiten und für die Umsetzung sorgen. Beschäftigte und Trainees, die an den Erstausbildungsprogrammen der HRDA teilnehmen, können bereits vom neuen System profitieren. Im Zeitraum 2007 bis 2013 sollen Standards für 25 Berufe auf verschiedenen Ebenen – im verarbeitenden Gewerbe, Gastgewerbe, Baugewerbe, für Handel und Reparatur von Kraftfahrzeugen sowie für branchenübergreifende Berufe (vor allem Verwaltungsberufe) – entwickelt werden.

Neben dem nationalen Ausschuss für Erwachsenenbildung, der auch als nationale Qualifizierungsbehörde fungiert, hat Rumänien ein weiteres Gremium eingerichtet, das sich mit der Hochschulbildung beschäftigt: die Agentur ACPART, deren Aufgabe vor allem darin besteht, die Zusammenarbeit zwischen Universitäten und Unternehmen zu fördern. Da derzeit ein gemeinsamer Qualifikationsrahmen ausgearbeitet wird, müssen die beiden Gremien und die sektoralen Ausschüsse, die zur Unterstützung der Qualifikationsentwicklung eingerichtet wurden, zusammenarbeiten, um für Kohärenz zu sorgen. ACPART wird im Rahmen des Bologna-Prozesses aktiv werden und engagiert sich für die Förderung von ergebnisorientierten Qualifikationen im Hochschulbereich.

Die jüngsten in Spanien im Dezember 2005 verabschiedeten Rechtsvorschriften, die zur Integration der verschiedenen Berufsbildungssysteme führen, setzen eine Reihe von Maßnahmen fort, die hauptsächlich in den 1990er Jahren konzipiert wurden, um eine differenzierte und gleichzeitig standardisierte berufliche Bildung zu bieten. Die Neuordnung des nationalen Verzeichnisses der Berufsqualifikationen soll allen – Schülern, Beschäftigten und Arbeitslosen – den Zugang zu einer qualitativ hochwertigen beruflichen Bildung und zum lebenslangen Lernen und die Möglichkeit des Erwerbs entsprechender Qualifikationen eröffnen. Im geänderten nationalen Verzeichnis der Berufsqualifikationen wird unter der Definition der Qualifikationen angegeben, welche Ausbildung für die einzelnen Kompetenzeinheiten erforderlich ist. Außerdem werden Benchmarks für die Bewertung und Validierung von beruflichen Kompetenzen aufgestellt, die durch Berufserfahrung und nicht formale Ausbildungswege erworben wurden.

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Finanzierung der Berufsbildung

Die estnische Regierung hat im Herbst 2005 ihre Finanzierungsmechanismen für die Berufsbildung reformiert, um die für bestimmte Fachgebiete und Ausbildungsformen sowie für Auszubildende mit Behinderungen angewandten Koeffizienten auf die realen Kosten abzustimmen. Die Neuregelung sieht vor, dass die Koeffizienten zur Finanzierung von Berufsbildung auf ressourcenintensiven Gebieten angehoben werden, wobei der niedrigste Koeffizient bei 1,0 und der höchste bei 4,0 liegen. Zuvor lagen die Koeffizienten bei 1,0 bis 3,6 und das gewichtete Mittel bei 1,15. Das bedeutete, dass der niedrigste Koeffizient auf eine große Zahl von Auszubildenden angewandt wurde. Ressourcenintensive Bereiche waren unterfinanziert. Die beruflichen Schulen erhielten dasselbe, unabhängig davon, ob sie Schweißer, Dreher, Bauhandwerker, Schreiner oder Verkäufer, Sekretärinnen oder Buchhalter ausbildeten. Mit der Verabschiedung der Neuregelung wird sich das Budget der meisten Berufsbildungseinrichtungen erhöhen. Dies wird, so hofft man, dazu beitragen, die Qualität und das Image der Berufsbildung zu steigern und die Wettbewerbsfähigkeit von Berufsbildungsabsolventen auf dem Arbeitsmarkt zu verbessern.

Über die Initiative One Step Up hat die nationale Berufsbildungs- und Beschäftigungsbehörde Irlands FÁS 35 Mio. Euro zur Höherqualifizierung von Arbeitskräften und zur Förderung des lebenslangen Lernens bereitgestellt. Zur Zielgruppe gehören Geringqualifizierte und ältere Beschäftigte - die Gruppen mit dem größten Bedarf. Auch die Vermittlung von Führungskompetenzen für KMU wird unterstützt. Die Kurse werden in Zusammenarbeit mit KMU-Vertretern ausgearbeitet und finden in kurzen Modulen außerhalb der Geschäftszeiten vor Ort statt. In ihrer jüngsten „Ausbildungsstrategie“ unterstützt die FÁS die Einführung eines nationalen bezahlten Bildungsurlaubs und die Ausweitung von Steuerermäßigungen für individuelle Ausgaben für Ausbildungsmaßnahmen.

Zunehmende Effizienz

Eine effiziente Nutzung der Humanressourcen und ein effizienteres Management der berufsbildenden Schulen – das sind die Ziele des estnischen „Entwicklungsplans für das staatliche Netzwerk der berufsbildenden Schulen 2005 bis 2008“. Das Netzwerk der berufsbildenden Schulen muss umorganisiert werden. Das hat eine Wirtschafts-, Sozial- und Arbeitsmarktuntersuchung auf nationaler und regionaler Ebene ergeben. Im Rahmen der Analyse wurden u. a. der Umfang und die regionale Verteilung des Ausbildungsangebots prognostiziert. In Zusammenarbeit mit den Arbeitgebern, Beschäftigten, örtlichen Verwaltungen und dem Zentralstaat ist eine weitere Evaluierung der Ausbildungsmöglichkeiten, des Potenzials der Lehrkräfte und der Angemessenheit der Lehrpläne angesichts der Erfordernisse der Regionalentwicklung vorgesehen. Letztendlich soll dadurch eine Steigerung der Ausbildungsqualität bei gleichzeitiger Einsparung von Ressourcen erreicht werden.

Die Berufsbildung attraktiver machen…

2005 war in Finnland “nationales Jahr der beruflichen Kompetenzen“. Während dieses Jahres wurden durch zahlreiche Initiativen und Veranstaltungen, organisiert in Kooperation mit Berufsbildungsanbietern, Bildungseinrichtungen und der Arbeits- und Geschäftswelt, die Berufsbildung gefördert und die Bedeutung beruflicher Kompetenzen herausgestellt. In Finnland gibt es ein kompetenzgestütztes Qualifikationssystem, in dessen Rahmen Qualifikationen durch kompetenzbasierte Prüfungen nachgewiesen werden können, und zwar unabhängig von der Art und Weise des Erwerbs der

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betreffenden Fertigkeiten. Neben den Qualifikationen der beruflichen Erstausbildung umfasst das kompetenzgestützte Qualifikationssystem auch den Erwerb weiterführender und spezialisierter Qualifikationen, die eine berufliche Weiterentwicklung ermöglichen. Finnland richtete 2005 auch die Berufsweltmeisterschaft „Word Skills“ aus.

.... durch Verbesserung der Qualität

In Österreich werden in allen Arten von berufsbildenden Schulen (Berufsschulen und berufsbildende mittlere und höhere Schulen) bereits seit einigen Jahren Qualitätssicherungsverfahren eingesetzt. Die im Jahr 2005 gestartete „Qualitätsinitiative Berufsbildung“ (QIBB) baut auf einem umfassenden Ansatz auf, der die berufsbildenden Schulen in ein Qualitätsmanagementsystem einbindet. Der Ansatz zielt auf die Sicherung und Verbesserung der Qualität des Unterrichts und der Verwaltung durch die Nutzung bewährter empfehlenswerter Verfahren. QIBB bildet den gemeinsamen Rahmen für ein Qualitätsnetzwerk, das alle Arten von berufsbildenden Einrichtungen, die Schulaufsicht und die Generaldirektion Berufsbildung im Ministerium für Bildung, Wissenschaft und Kultur abdeckt. Es soll die Entwicklung gemeinsamer Strategien fördern, aber gleichzeitig den einzelnen Schulen für ihre eigenen Schwerpunkte Spielraum lassen. QIBB berücksichtigt den gemeinsamen Qualitätssicherungsrahmen (CQAF) für die Berufsbildung, der auf europäischer Ebene als Teil des Kopenhagen-Prozesses entwickelt wurde.

Das „nationale Zentrum für Qualitätskontrolle und Evaluierung der Bildung“, das Mitte 2005 eingerichtet wurde, ist für die Bewertung, Evaluierung und Qualitätssicherung im bulgarischen Bildungswesen zuständig. Das Zentrum ist ein Forschungs- und Informationsdienst der Regierung, der dem Ministerium für Bildung und Wissenschaft untersteht. Zu seinen Tätigkeiten gehören die Entwicklung und Bewertung von Qualitätskontrollsystemen für Einrichtungen des Sekundarbereichs II und des Hochschulbereichs, die Erstellung von externen und internen Evaluierungsmodellen und –mechanismen, die Erstellung von Prüfungsmaterial und die Analyse von Qualitätsindikatoren für den Sekundarbereich II und den Hochschulbereich.

Das Zentrum für Berufsbildung des lettischen Ministeriums für Bildung und Wissenschaft setzt derzeit ein nationales Programm um, in dessen Rahmen einheitliche Methoden zur Verbesserung der Qualität der beruflichen Bildung entwickelt und die Beteiligung der Sozialpartner ausgebaut werden sollen. Die strategischen Ansätze wurden im Jahr 2005 entwickelt und decken folgende Bereiche ab: sektorale Forschung, Entwicklung von beruflichen Standards, Erstellung von Lehrplänen für die Berufsbildung, Qualitätsbewertung und -sicherung für Berufsbildungseinrichtungen und eine Reihe von Maßnahmen zur Bewertung von nicht formal und informell erworbenen Kompetenzen. Um die Qualität der Berufsbildung zu steigern, werden auch Maßnahmen zur Unterstützung und Schulung für Sozialpartner ausgearbeitet.

Ein Dokument mit dem Titel „Berufsbildungsstandard“ wurde in Estland ausgearbeitet. Es wird als Grundlage für die Erstellung von nationalen Lehrplänen und Lehrplänen für Berufsbildungseinrichtungen, die Registrierung von Lehrplänen und die Vergabe von Ausbildungslizenzen dienen. Ein weiterer Standard – der in der ersten Jahreshälfte von 2006 genehmigt werden soll – umfasst einheitliche Anforderungen für die Berufsbildung im Sekundarbereich II und im Anschluss an die Sekundarbildung (nicht Hochschulbildung), die Ausbildung von Personen, die den Sekundarbereich I nicht abgeschlossen haben, und für berufsbildende Komponenten an Schulen im Rahmen der Schulpflicht und den allgemein bildenden Sekundarbereich II.

Aufgrund ihres Bildungsauftrags, der sowohl die berufliche als auch allgemeine Bildung umfasst, müssen die berufsbildenden Schulen in Österreich hochwertige, vergleichbare

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und übertragbare Kompetenzen vermitteln und sich rasch an neue Anforderungen anpassen. Im Jahr 2005 startete das Ministerium für Bildung, Wissenschaft und Kultur daher ein Projekt, in dessen Rahmen Qualitätsstandards für Schlüsselelemente der allgemeinen Bildung und der spezialisierten Berufsbildung entwickelt werden sollen. Diese Standards legen Zielvorgaben für Ergebnisse in Form von spezialisierten und lehrplanübergreifenden Kompetenzen fest, die in einer bestimmten Jahrgangsstufe erreicht werden sollen. Nationale Tests werden eingesetzt, um zu überprüfen, ob die Zielvorgaben erreicht wurden, nicht aber für die Bewertung der Leistung einzelner Berufsbildungsteilnehmer oder für ein Ranking der Berufsbildungseinrichtungen. Die Standards für allgemein bildende Fachgebiete werden gemeinsam mit dem allgemein bildenden Bildungsbereich entwickelt. Für die berufsbildenden Schlüsselelemente wurde eine enge Kooperation mit den Nachbarländern eingerichtet. Die (Teilzeit-)Berufsschulen (für Lehrlinge) tendieren zu Bewertungsmodellen auf der Grundlage von Problemlösen und praktischen Kompetenzen statt der auf Zielvorgaben beruhenden Standards.

Zur Verbesserung der Qualität der Berufsbildung in Schweden wurde eine spezielle Kommission unter dem Vorsitz des Staatssekretärs im Ministerium für Bildung und Kultur eingesetzt. Sie soll die Faktoren untersuchen, die positive Entwicklungen in der Berufsbildung begünstigen oder hemmen, und die Regierung entsprechend beraten. Die Stärkung der Verbindungen zwischen verschiedenen Fachgebieten und die Verbesserung der Zusammenarbeit zwischen den Schulen und der Arbeitswelt werden als mögliche Ansatzpunkte für eine Verbesserung gesehen. Bessere Qualität soll auch durch eine bessere Zusammenarbeit zwischen den Gemeinden und eine Konzentration der Ressourcen auf weniger aber bessere Ausbildungsprogramme erreicht werden. Um Informationen aus erster Hand zu erhalten, benannte die Kommission ungefähr 20 so genannte „Ideen-Schulen“ in verschiedenen Teilen Schwedens. Während des Frühjahrs 2006 soll jede Schule ein Netzwerk mit anderen Schulen aufbauen. Insgesamt sollen Netzwerke mit 100 bis 200 Schulen entstehen, die alle an einem gemeinsamen Ziel arbeiten: die Entwicklungsbemühungen in der beruflichen Bildung zu beschleunigen. Erreicht werden soll, dass sich mehr Schüler für berufliche Bildung entscheiden und weniger von ihnen vorzeitig ohne Zeugnisse oder Qualifikationen aussteigen. Die Kommission wird die verschiedenen Maßnahmen analysieren und die Forschungsergebnisse und „Lernbeispiele“ über das Netz der Netzwerke verbreiten.

... durch veränderte Berufsbildungsangebote

Estland möchte geeignete Berufsbildungsmöglichkeiten und flexible Ausbildungsformen anbieten, um auf die unterschiedlichen Erfordernisse der Lernenden einzugehen. Durch eine Änderung des Gesetzes über die Berufsbildungseinrichtungen, das im Januar 2006 in Kraft getreten ist, wird eine Reihe neuer Bildungsgänge eingeführt: Berufsbildungsgänge der Stufe ISCED 2B ohne allgemein bildende Komponenten; berufsbildende Programme der Stufe ISCED 2C für Personen, die die Pflichtschule nicht abgeschlossen haben; Bildungsgänge der Stufe ISCED 3B mit der Möglichkeit, ein allgemein bildendes Schuljahr anzuhängen, für Personen, die die landesweiten Prüfungen ablegen und ein Hochschulstudium beginnen wollen; Ausbildung in Kombination mit Arbeit (Lehrlingsausbildung), ursprünglich als Modellvorhaben in Form eines Phare-Projekts (2002) für Schulabbrecher erprobt. 16 Berufsbildungseinrichtungen in ganz Estland und ungefähr 150 Unternehmen sind in diese neue Form der Ausbildung eingebunden, für die im September 2005 Beihilfen aus dem ESF genehmigt wurden.

Bis 2015 sollen 95 % der Jugendlichen eines Jahrgangs die Jugendbildung abschließen, so das Ziel der dänischen Regierung in einer konsolidierten Erklärung, die im August

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2005 vorgestellt wurde. Die Berufsbildung wird umstrukturiert, um zu verhindern, dass Jugendliche zu Schulabbrechern werden. Um die berufliche Bildung für Jugendliche mit unterschiedlichen Fertigkeiten und Ambitionen attraktiv zu machen, wird ein neues Graduierungssystem mit verschiedenen Stufen eingeführt, das es den Schülern ermöglicht, ihr Programm nach jeder Stufe zu beenden. Dadurch soll die berufliche Bildung ihren hohen Status behalten, indem sie für Jugendliche, die das wünschen, den Zugang zur Hochschulbildung eröffnet, gleichzeitig aber angemessen für diejenigen sorgt, die das System früher verlassen wollen. Einig waren sich die Regierung und die Sozialpartner darüber hinaus über die Notwendigkeit von zusätzlichen Praktika für Schüler in der Berufsbildung nicht nur im privaten sondern auch im öffentlichen Sektor. Zwei Ausschüsse wurden eingerichtet, um zukunftsorientierte Strategien für das dänische Berufsbildungssystem zu entwickeln und neue Ausbildungsbereiche zu erschließen.

Trotz der Empfehlungen in den 1990er Jahren, die Zahl der in den berufsbildenden Sekundarschulen angebotenen Berufsbildungsgänge und Ausbildungsberufe in der Slowakei zu reduzieren, gibt es derzeit immer noch 1032 offiziell anerkannte Berufe. 2005 wurden durch ein Dekret die Berufsbildungsgänge und Ausbildungsberufe geändert. 500 wurden abgeschafft und 200 neue eingeführt, was einen weiteren wichtigen Schritt in diesem Prozess darstellte.

Mechatronik, ein Kunstwort, bezeichnet eine Kombination von Elementen aus Mechanik, Elektronik und Informatik. Es geht in diesem Bereich um die Steuerung von Maschinen und Anlagen. Personen, die solche Systeme bedienen, benötigen Kompetenzen auf den genannten drei Gebieten. Prognosen deuten darauf hin, dass die slowenische Wirtschaft bis zum Jahr 2007 ungefähr 1 600 ausgebildete Fachkräfte auf diesem Gebiet benötigt. Als Reaktion auf Initiativen, die auf Sekundarstufe und Hochschulebene ausgebildete Personen forderten, hat das Zentrum für Berufsbildung (CPI) Berufsprofile, berufliche Standards und einige Verzeichnisse von Standards für Know-how und Kompetenzen erstellt. Auf der Grundlage des beruflichen Standards für Mechatroniker hat das CPI begonnen, einen neuen Bildungsgang für die Berufsbildung im Sekundarbereich auszuarbeiten. Der neue Bildungsgang, der auch allgemeine Fächer und Schlüsselqualifikationen umfasst, wurde im Schuljahr 2005/06 erstmals angeboten. Parallel dazu wurde ein Hochschulbildungsgang gestartet. Ein ergänzender Bildungsgang (4 Jahre) für Mechatronik-Techniker im Sekundarbereich wird derzeit entwickelt. Für die weitere Planung müssten jedoch präzisere Informationen über die Arbeitsmarktanforderungen vorliegen.

…durch die Einführung neuer Lehrlingsausbildungen

Auf der Tradition aufbauen, um den Weg in die Zukunft zu sichern. Das ist eine der Botschaften, die der Ausschuss aus Vertretern verschiedener Ministerien und Sozialpartner im Sommer 2005 an das dänische Bildungsministerium gerichtet hat, um das Ziel der Regierung, die Berufsbildung für Jungendliche attraktiver zu machen, zu realisieren. Die Wiedereinführung der traditionellen Lehre werde den Unternehmen mehr Verantwortung für die Ausbildung übertragen. Im Gegensatz zum derzeitigen dänischen System, in dem berufsbildende Schulen eine berufliche Grundbildung vermitteln und die Fachausbildung alternierend in den Schulen und Unternehmen stattfindet, werden die Lehrlinge ihre Kompetenzen am Arbeitsplatz unter der Aufsicht von Facharbeitern erwerben. Dabei soll dasselbe Kompetenzniveau erreicht werden.

In Schweden steht ein neues Lehrlingsausbildungssystem auf der Ebene des Sekundarbereichs II für 2007 in den Startlöchern. Es besteht aus denselben nationalen Kursen wie die schulische Berufsbildung, widmet aber dem Lernen am Arbeitsplatz mindestens doppelt soviel Zeit (mindestens 32 Wochen in einem dreijährigen

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Bildungsgang im Vergleich zu mindestens 15 Wochen). Die Schulausschüsse sind dafür zuständig, die Lehrstellen zu finden und dafür zu sorgen, dass beim Lernen am Arbeitsplatz die Anforderungen eingehalten werden.

Zur Förderung der Lehre hat das italienische Arbeitsministerium ein Dokument veröffentlicht, in dem die anwendbaren Regelungen und Verfahren erläutert werden. Die Lehre ist angelegt als Arbeitsvertrag, der eine verpflichtende Ausbildungskomponente enthält und zu einem Abschluss der Sekundarschule oder der höheren technischen Berufsbildung (IFTS) führt. Die Dauer der Lehrlingsverträge und die Zuständigkeiten der Beteiligten sind auf regionaler Ebene zu vereinbaren und festzuschreiben.

In Frankreich wurde im Frühjahr 2005 eine nationale Rahmenvereinbarung unterzeichnet, die der Entwicklung der Lehre, Mobilisierung der Berufsbildungseinrichtungen und Vernetzung der Industrie- und Handelskammern sowie der Verwaltungsgremien der Lehrlingsausbildungszentren dienen soll.

…durch den Abbau von Mobilitätsbarrieren

Deutschland und Österreich zeigen, dass die Berufsbildung über nationale Grenzen hinweg Brücken schlagen kann. Im September 2005 erzielten diese Länder eine Einigung zur Vergleichbarkeit ihrer Berufsbildungsabschlüsse – ein Ergebnis der langjährigen Zusammenarbeit zwischen den beiden Ländern und des gegenseitigen Vertrauens. Seit 1990 wurden über 200 einzelne Berufsabschlüsse gegenseitig anerkannt. Nachdem eine ähnliche Vereinbarung zuvor mit Frankreich geschlossen wurde, hat Deutschland die Voraussetzungen dafür geschaffen, dass die berufliche Mobilität zwischen den beiden Nachbarländern einfacher wird.

Die Berufsbildung besser an die Arbeitsmarkterfordernisse anpassen

Vereinbarungen mit fünf Branchen über die Ausbildungspolitik, die von der flämischen Regierung im Dezember 2005 genehmigt wurden, sollen für bessere Verbindungen zwischen Bildung und Arbeitsmarkt sorgen. Das Bauwesen bietet beispielsweise 3 000 Praktikumsplätze für Schüler des Sekundarschulbereichs. Als weitere Branchen sind beteiligt Gastgewerbe und Catering, Personenbeförderung, Montage sowie Friseure und Kosmetik.

„Learning Entrepreneurship“-Partnerschaften erhielten in den Niederlanden im November 2005 grünes Licht. Bildungseinrichtungen, Unternehmen und die Wirtschaft sollen dadurch ermutigt werden, enger zusammenzuarbeiten und Geschäftsneugründungen zu fördern. Um dies zu erreichen, wurden spezielle „Botschafter“ benannt und eine Website eingerichtet sowie ein spezieller Preis ausgelobt. Zwar liegt der Schwerpunkt ganz deutlich auf der Berufsbildung auf allen Ebenen (VMBO, MBO und HBO), doch können Bildungseinrichtungen jeglicher Art und Stufe an der Aktion teilnehmen und sich um den mit 5 000 Euro dotierten „Learning Entrepreneurship“-Preis bewerben.

In dem 2005 veröffentlichten Weißbuch „Skills: Getting on in business, getting on at work“ (Qualifikationen: Weiterkommen im Beruf, Weiterkommen bei der Arbeit) hat die britische Regierung ihre jüngste Initiative zur Anhebung des Qualifikationsniveaus der Beschäftigten angekündigt: Skills Academies. Um verschiedene Industriezweige mit qualifizierten und unternehmerisch kompetenten Beschäftigten versorgen zu können, sollen bis 2008 12 Kompetenzakademien in Abstimmung mit den Arbeitgebern und den Sector Skills Councils (www.ssda.org.uk) aufgebaut werden. Jede dieser Akademien wird auf einen anderen Industriesektor oder Wirtschaftszweig zugeschnitten. Im Wortlaut des Weißbuchs: „Sie sollen zu nationalen Kompetenzzentren für den Post-16-

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Sector (d. h. alle Bildungsangebote nach der Schulpflicht, die mit 16 Jahren endet) werden und eng mit den beruflichen Schulen und Fachschulen zusammenarbeiten.“ Anfang November 2005 wurde angekündigt, dass vier Wirtschaftszweige im Vereinigten Königreich – Fertigung, Bauwesen, Lebensmittel und Getränke sowie Finanzdienstleistungen – durch National Skills Academies (NSA), die im September 2006 eröffnet werden, einen größeren Anschub erhalten werden. Für sie würden Investitionen von der Regierung und der Wirtschaft in Höhe von insgesamt bis zu 56 Mio. Euro bereitgestellt.

Förderung der Arbeitsmarktintegration und der sozialen Eingliederung

Zur Förderung von Grundkompetenzen durch die Weiterbildung wurde von sieben größeren Berufsbildungszentren in Dänemark im Sommer 2005 ein Modellversuch gestartet. Die Initiative basiert auf der Erfahrung, dass viele Erwachsene Schwierigkeiten haben, der Weiterbildung zu folgen, oder sie sogar abbrechen. Workshops, die für die individuellen Erfordernisse von Erwachsenen mit niedrigem Bildungsniveau konzipiert wurden, bieten Berufsbildung zusammen mit ergänzendem und unterstützendem Unterricht im Lesen, Schreiben und Rechnen, je nachdem, was für den betreffenden Weiterbildungskurs jeweils relevant ist.

Im Rahmen des flämischen Beschäftigungsplans werden 5 Mio. Euro für zusätzliche Teilzeitlern- und Arbeitsangebote für gering qualifizierte Jungendliche eingesetzt, um ihnen den Übergang zu einer Beschäftigung zu erleichtern.

Der vordringliche Beschäftigungsplan, der in Frankreich im Juni 2005 aufgelegt wurde, war für arbeitslose Jugendliche konzipiert, von denen 60 % ein Arbeitsplatz- oder Ausbildungsangebot erhielten. Im Dezember 2005 rief die französische Regierung einen Vertrag für den beruflichen Übergang (contrat de transition professionnelle - CTP) ins Leben, der im Laufe des Jahres 2006 erprobt werden soll. Dieser Vertrag wird Personen angeboten, die in Firmen mit weniger als 300 Beschäftigten entlassen werden. Sie können einen Vertrag mit einer öffentlichen Körperschaft unterzeichnen, die ihnen Ausbildung und eine Vergütung in Höhe von 90 % ihres früheren Gehalts gewährleistet. Dafür müssen sie in einer staatlichen Organisation oder einer privaten Firma arbeiten. Im Januar 2006 schuf die Regierung zwei neue Arten von Arbeitsverträgen für junge Menschen unter 26, die beide eine Probezeit von zwei Jahren im Rahmen eines unbefristeten Vertrags vorsehen. Während dieser Zeit kann der Arbeitgeber seinen Beschäftigten ohne jede Erklärung und ohne Abfindung entlassen und muss lediglich eine Art „Trennungsgeld“ zahlen.

Die Hälfte der britischen Strafgefangenen verfügt über keinerlei Qualifikation und über ein Drittel kann nur schlecht lesen. Zwei Drittel waren bereits vor der Gefängnisstrafe arbeitslos und viele haben nach der Haftentlassung keine Aussicht auf einen Job. Daher hat die britische Regierung im Dezember 2005 Pläne bekannt gegeben, wonach durch eine Verbesserung des Berufsbildungsangebots Strafgefangenen nach ihrer Entlassung der Weg ins Arbeitsleben erleichtert werden und damit die Rückfallquote gesenkt werden soll. Zu dem Vorschlag wurde eine Konsultation in die Wege geleitet, die Ende Mai 2006 abgeschlossen sein wird. Die Pläne werden im neuen Grünbuch „Green Paper: Reducing Re-Offending through Skills and Employment“ beschrieben, das von Bildungsministerium, vom Innenministerium und vom Arbeits- und Rentenministerium gemeinsam herausgegeben wurde. Zu den Kernvorschlägen gehören die Vermittlung von praxisnahen Kompetenzen, die in enger Abstimmung mit den Arbeitgebern und mit Blick auf deren Bedarf definiert werden, ein neuer „Vertrag für Beschäftigungsfähigkeit“ als Motivation der Straftäter für ihre Beteiligung und ein „Campus-Modell“, um die Kontinuität der Ausbildung nach der Haftentlassung nicht abreißen zu lassen und die

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Verbindungen zur regulären Berufsbildung zu verbessern. Es sollen Berufsbildungsangebote bereitgestellt werden, bei denen Qualifikationen und Kompetenzen erworben werden, die für Arbeitgeber interessant sind und eine echte Chance auf dem Arbeitsmarkt eröffnen. Bestehende, von Arbeitgebern geführte Arbeits- und Beschäftigungsmodelle haben gezeigt, dass sich ehemalige Straftäter wieder in die Gesellschaft eingliedern lassen, wenn ihnen die richtige Ausbildung und eine Chance auf einen dauerhaften und akzeptablen Job gegeben werden.

Orientierung und Beratung

„50+ Clubs“ sowie Berater und Coaches für über 50 Jährige sollen sich in Belgien im Rahmen einer Initiative der flämischen Regierung, für die 5 Mio. Euro bereitgestellt wurden, um Arbeitlose über 50 kümmern und ihnen gezielte Informationen und Ausbildung bieten. Auch Behinderte und Beschäftigte, die mit Umstrukturierungsmaßnahmen in ihren Unternehmen konfrontiert sind, sollen bessere Orientierung und Beratung erhalten.

Das bulgarische nationale pädagogische Zentrum (www.npc-bg.com), eine im Jahr 2004 eingerichtete Dienststelle der Regierung, hat 2005 seine Tätigkeit aufgenommen. Als außerschulische pädagogische Institution organisiert und koordiniert es Aktivitäten zur Umsetzung der Politik des Ministeriums zur pädagogischen Unterstützung und Beratung der Schüler, Eltern und Lehrer in den folgenden Bereichen: Qualifizierung und Ausbildung des Lehrpersonals, Schülerbindung und Verhütung von Schulabbruch sowie Laufbahnorientierung und –beratung. Das Zentrum arbeitet in Abstimmung mit dem Ministerium und kooperiert mit der regionalen Schulaufsicht, den Gewerkschaften, Arbeitgeberverbänden, Kommunalverwaltungen, Universitäten und Hochschulen, Qualifizierungsabteilungen und Nichtregierungsorganisationen.

www.utbildningsinfo.se ist das Portal des schwedischen Bildungssystems. Das Portal eröffnet den Zugang zu einer neuen Internetseite für Schüler und Studierende, Eltern und Fachkräfte, die eine Beschreibung des schwedischen Bildungssystems von der Vorschule bis zur Universität, eine Suchfunktion für Bildungsgänge, ein internet-gestütztes Berufsberatungsinstrument und die Möglichkeit, persönliche Ordner anzulegen, bietet. Ein spezifischer Bereich für Laufbahnberater soll diese bei ihrer täglichen Arbeit unterstützen.

Validierung nicht formalen und informellen Lernens

In Wallonien und in Brüssel haben alle Bürger über 18 das Recht, ihre Kompetenzen validieren zu lassen, und zwar unabhängig davon, wie sie erworben wurden. Vorrang haben Personen, die keine formalen Zeugnisse oder Abschlüsse besitzen. Die Validierung erfolgt durch eine Bewertung der Kompetenzen der Person und führt zu einem beruflichen Titel. Sie stellt auch ein Eintrittsticket für bestimmte Ausbildungsmodule dar. Auf Bestreben der Sozialpartner wurden bis Ende 2005 Bezugssysteme für 12 Berufe entwickelt. Bis Ende 2006 soll eine Validierung für Berufe in ungefähr einem Drittel der beruflichen Bereiche möglich sein. Ein Konsortium und akkreditierte Validierungszentren, die von den fünf öffentlichen Weiterbildungsanbietern eingerichtet wurden, sind mit dieser Aufgabe betraut.

Im August 2005 genehmigte die tschechische Regierung einen Gesetzentwurf, nach dem es ab August 2007 möglich sein wird, ein allgemein anerkanntes Zeugnis eines spezifischen beruflichen Kompetenzniveaus zu erwerben, und zwar unabhängig von der Art des Erwerbs dieser Kompetenzen. Um das Zeugnis zu erhalten, müssen die Interessierten eine Prüfung vor einer hierzu ermächtigten Kommission (oder einem Einzelprüfer) ablegen. Eine Liste der Voll- oder Teilqualifikationen, die validiert und

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anerkannt werden können, wird zusammen mit den relevanten Bewertungsstandards Teil des nationalen Qualifikationssystems (Národní soustava kvalifikací) sein, das derzeit vom nationalen Institut für technische und berufliche Bildung (NÚOV) entwickelt wird.

Europass

Zypern hat den Europass im Dezember 2005 eingeführt. Das zypriotische Produktivitätszentrum wurde zum nationalen Europass-Zentrum ernannt. Alle Teilnehmer an der Einführungsveranstaltung, die unter anderem von Vertretern der Europäischen Kommission und des Cedefop, der Sozialpartner und anderen Akteuren, einschließlich Vertretern von Berufsbildungsorganisationen, Arbeitsverwaltungsdiensten und Interessengruppen aus dem sozialen und dem ehrenamtlichen Bereich, besucht wurde, erhielten Informationen über die fünf Europass-Dokumente auf einem USB-Memory-Stick. In Lettland, wo ein nationales Europass-Zentrum im Mai 2005 errichtet wurde, sind vier der Europass-Dokumente bereits eingeführt worden. Die Diplom-Zusätze (Erläuterungen zum Abschlusszeugnis) werden derzeit ausgearbeitet.

Die polnischen Bildungsbehörden sind sich des Potenzials von Europass zur Stärkung der Mobilität voll und ganz bewusst. Außerdem sehen sie seine Rolle darin, die Jugendlichen zu ermutigen, ihre in der Berufsbildung erworbenen Qualifikationen offiziell bestätigen zu lassen. Um die Kohärenz des Unterrichts, Vergleichbarkeit und Transparenz der Qualifikationen und damit eine bessere Qualität und höheren Standard für die Berufsbildung zu sichern, wurden im Jahr 2004 externe Prüfungen eingeführt. Doch haben nur gut 67 % der Abgänger der zweijährigen beruflichen Grundbildung und 50 % der Abgänger der dreijährigen beruflichen Grundbildung 2005 diese Prüfung absolviert. Um die externe Prüfung attraktiver zu machen, hat das Ministerium für das nationale Unterrichtswesen und Sport beschlossen, die Europass-Diplom-Zusätze nicht automatisch mit dem Schulabschlusszeugnis auszufertigen, sondern mit dem Abschlusszeugnis, das mit dem erfolgreichen Bestehen der externen Prüfung verliehen wird. Auf diese Weise stellt der Europass-Diplom-Zusatz einen Anreiz dar. Aufgeführt ist jeweils die Nummer des Abschlusszeugnisses und der Name des Inhabers, wodurch das Dokument mehr Bedeutung erhält und in den Augen der Schulabgänger attraktiver wird.

Lehrer und Ausbilder in der Berufsbildung

Aus historischen Gründen findet die Lehrerausbildung in Österreich in speziellen postsekundären Lehrerbildungsstätten (so genannten Pädagogischen Akademien) statt. Es gibt Akademien für verschiedene Schularten und in der Berufsbildung natürlich auch für verschiedene Fachgebiete. Spezielle Akademien sind mit der berufsbegleitenden Lehrerbildung befasst. Mit dem “PH-Gesetz 2005”, das im Frühjahr 2006 in Kraft treten wird, werden diese unterschiedlichen Ausbildungsgänge (auch die für Lehrkräfte in der Berufsbildung), unter einem Dach erfolgen, nämlich an Pädagogischen Hochschulen. Ausgenommen ist die Lehrerausbildung an Universitäten (z. B. für allgemein bildende Fächer, Betriebswirtschaft und den Unterricht des Fachs theoretischer Maschinenbau an beruflichen Vollzeitschulen). Die neuen Hochschulen dürfen Ausbildungsgänge für alle pädagogischen Berufe anbieten, einschließlich Schulmanagement und Erwachsenenbildung. Sie werden, wie im Bologna-Prozess vorgesehen, international vergleichbare Abschlüsse verleihen.

Nach einer Untersuchung, die das bulgarische Ministerium für Bildung und Wissenschaft zum Qualifikations- und Ausbildungsbedarf des Lehrpersonals im Sekundarbereich II durchgeführt hat, entwickelte das nationale pädagogische Zentrum

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(www.npc-bg.com) einen Plan für die Ausbildung von circa 23 000 Lehrkräften bis Ende 2005. 3 080 davon wurden in der Betreuung von Computeranlagen ausgebildet.

Im November 2005 markierte eine vom Cedefop und dem Bundesinstitut für Berufsbildung (BIBB) gemeinsam organisierte AGORA-Konferenz den offiziellen Start von „TTnet Deutschland“, des deutschen Netzwerkteils des europäischen „Training of Trainers Network (TTnet)“ (Innovationsnetzwerk für die Ausbildung der Ausbilder), das das Cedefop 1998 als paneuropäisches Forum für Schlüsselakteure und Entscheidungsträger in der Ausbildung von Lehrkräften und Ausbildern in der Berufsbildung gegründet hat. Die Veranstaltung bot den Vertretern von Interessengruppen der Lehrkräfte und Ausbilder und der Sozialpartner Gelegenheit zur Diskussion über die breite Palette der Tätigkeiten von Lehrkräften und Ausbildern, über die sich wandelnden Paradigmen dieser Berufe sowie die derzeitige Situation der Erstausbildung und berufsbegleitenden Weiterbildung für diese verschiedenen Berufsgruppen in Deutschland sowie im Vergleich zum europäischen Kontext.

Nach dem lettischen Berufsbildungsgesetz können Personen mit einer beruflichen Qualifikation, die eine pädagogische Ausbildung durchlaufen haben oder durchlaufen, eine Lehrer- oder Ausbilderstelle in der Berufsbildung erhalten. Für Personen, die daran interessiert sind, als Berufsbildungslehrer zu arbeiten, denen aber die pädagogische Ausbildung fehlt, wurde durch eine im Oktober verabschiedete Verordnung ein spezifisches Programm mit einer maximalen Dauer von drei Jahren eingeführt. In 10 Modulen (320 Stunden) werden u. a folgende Themen abgedeckt: erziehungswissenschaftliche Forschungsmethoden, verschiedene Aspekte des Unterrichtsprozesses (einschließlich der Verwendung von IKT), Information über das Bildungssystem und die einschlägigen Rechtsvorschriften, charakteristische Merkmale der Verwaltungsstruktur, der Inhalte und Methoden der Berufsbildung sowie die besondere Rolle der Sozialpartner in der Berufsbildung.

In der Slowakei wurde eine landesweite Lehrerausbildungskampagne gestartet. Die kürzliche Reform der Abschlussprüfungen der Sekundarschulen ist auf beträchtliche Kritik gestoßen und musste 2005 geändert werden. Um diese Änderungen umzusetzen und die Lehrkräfte beim Erwerb der Kompetenzen und Methoden zu unterstützen, die sie für die Stellung von Prüfungsthemen und angemessenen Prüfungsaufgaben benötigen, wurde im Dezember 2005 und Januar 2006 eine Initiative zur Ausbildung der Ausbilder durchgeführt. Das nationale Berufsbildungsinstitut bot außerdem Schulungen für über 100 Multiplikatoren aus einschlägigen ISCED-3A-Bildungsgängen an.

Das türkische Projekt „Modernisierung der Berufsbildung“ (MVET), das 2003 aufgelegt wurde und nach wie vor mit Unterstützung der EU fortgesetzt wird, zielt auf die Modernisierung der Ausbildung der Lehrer in der Berufsbildung ab. Derzeit werden berufliche Standards entwickelt, um die Kompetenzen der Lehrkräfte in der beruflichen Bildung zu aktualisieren. Ein Strategiedokument für die künftige Entwicklung dieses Bereichs wird derzeit ausgearbeitet und bei Projektende vorliegen. Da die Fakultäten für die Ausbildung der Berufsbildungslehrer im Vergleich zu den EU-Ländern, wo es keine solchen Einrichtungen gibt, eine Besonderheit des türkischen Hochschulwesens darstellen, könnte dies ein Bereich sein, über den mittelfristig nachzudenken wäre.

EU-Mittel anzapfen…

Die Erarbeitung von Prioritäten und Maßnahmen im Rahmen des operationellen Programms für die „Entwicklung der Humanressourcen“, eines der Instrumente für die Durchführung von ESF-Projekten nach dem Beitritt, ist in Bulgarien in der zweiten Jahreshälfte 2005 ebenfalls ganz oben auf die Tagesordnung gesetzt worden. Wie im nationalen Referenzrahmen vorgesehen, wird das Ministerium für Arbeit und

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Sozialpolitik das Programm verwalten. Das Ministerium für Bildung und Wissenschaft, die Arbeitsverwaltung und die Agentur für Sozialhilfe werden bei spezifischen Tätigkeiten als zwischengeschaltete Stellen fungieren.

Lernen aus der Vergangenheit zur Vorbereitung der Zukunft kennzeichnet die Vorbereitungen für den ESF in Rumänien. Das Ministerium für Arbeit, soziale Solidarität und Familie, das derzeit das operationelle Programm für die „Entwicklung der Humanressourcen" (HRD) im "nationalen Entwicklungsplan 2007-13" abschließt, ist als Verwaltungsbehörde für den ESF zunehmend mit ESF-vorbereitenden Phare-Aktivitäten befasst. Eines dieser Projekte zielt darauf ab, das Ministerium in seiner strategischen Planung für den ESF zu unterstützen und zu beschäftigungspolitischen Maßnahmen zu beraten. Da die bestehenden Evaluierungsverfahren für die Strukturfonds und für Phare sich nicht besonders gut auf die HR-Aktivitäten anwenden lassen, unterstützt die ETF die Bewertung von Phare-Projekten im Bereich HRD. In Partnerschaft mit den Ministerien für Arbeit und europäische Integration und den nationalen Arbeitsverwaltungen fördern EG-Delegation und ETF eine bessere Nutzung der Erfahrungen aus dem Phare-Programm zur Vorbereitung auf die Beteiligung an ESF-Projekten. Dank des aktiven Dialogs mit und unter den rumänischen Akteuren waren beim dritten Jahrestreffen seit der Unterzeichnung des gemeinsamen Bewertungspapiers zu den beschäftigungspolitischen Strategien 2002 signifikante Fortschritte bei der Analyse dieser Fragen zu verzeichnen.

…zur Umsetzung nationaler Prioritäten

Nach der Evaluierung des Programms STARegio, mit dem zusätzliche Ausbildungsplätze bereitgestellt werden und dauerhafte regionale Ausbildungsangebote und Netzwerke in Deutschland geschaffen werden sollten, hat das Ministerium für Bildung und Forschung beschlossen, 100 Mio. Euro in ein neues Programm zu investieren. Mit dem Programm JOBSTARTER wird der Schwerpunkt auf die Analyse des regionalen Ausbildungspotenzials gelegt und regionale und thematische Ausbildungsnetzwerke und –verbände unterstützt. Dazu gehören auch grenzübergreifende Aktivitäten mit Nachbarländern. Eine Kooperation zwischen Unternehmen, Handelskammern und Berufsbildungseinrichtungen soll die Innovation in der Berufsbildung voranbringen. Diese Initiative wird vom ESF kofinanziert.

Im Zeitraum 2006-08 wird in Irland für die Ausbildung in Unternehmen der Privatwirtschaft das Programm ACCEL (Accelerating in-company skills) mit einer Finanzierung in Höhe von 26 Mio. Euro durch den nationalen Ausbildungsfonds und den ESF eingesetzt. Die irischen Firmen investieren etwa 2 % ihres Umsatzes in die Ausbildung. Internationale Forschungsarbeiten haben ergeben, dass 5 % als Benchmark gesehen werden könnten. ACCEL soll vor allem auf KMU und andere Akteure ausgerichtet werden, die bisher keine Unterstützung von der Regierung oder ESF-Mittel erhielten. Das Programm wird gezielt auf Bereiche angewandt, in denen Kompetenzmängel ermittelt wurden. Es könnte z. B. eine Rolle in der Kompetenzentwicklung von Migranten spielen. ACCEL ergänzt andere Initiativen im Rahmen des operationellen Programms „Beschäftigungs- und Humanressourcenentwicklung“. Firmen mit weniger als 250 Beschäftigten können in diesem Rahmen Beihilfen in Höhe von bis zu 75 % erhalten, Projekte größerer Unternehmen können bis zu 50 % finanziert werden.

Im Jahr 2005 wurde eine Reihe von ESF-unterstützten Projekten zur Entwicklung des Berufsbildungssystems in Litauen gestartet. Ein vom Ministerium für Bildung und Wissenschaft entwickeltes Projekt legte den Schwerpunkt auf kompetenzbasierte Bewertung und strebte die Entwicklung von Bewertungsmethoden und die Erstellung

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eines Modells für regionale Prüfungszentren an. Außerdem ist geplant, die Vertreter der Beschäftigten auszubilden, damit sie in den Prüfungen eine Rolle spielen können. Bisher ist die Arbeitgeberseite der sozialen Partnerschaft für die Abschlussprüfungen und die Verleihung der Qualifikationen zuständig. Gleichzeitig setzte das Methodenzentrum für die Berufsbildung die Entwicklung von Berufsbildungsstandards, die Kompetenzbedarfsprognose und ein gemeinsames Qualitätssicherungssystem für die berufliche Erstausbildung und die Weiterbildung auf die Agenda, die mit dem auf EU-Ebene vereinbarten „Gemeinsamen Qualitätssicherungsrahmen“ vereinbar sein werden. Die Arbeits- und Berufsbildungsagentur hat mit der Umsetzung eines „Nationalen Qualifikationssystems“ begonnen, einem Projekt, das bis Februar 2008 laufen wird. In diesem Rahmen soll ein einheitliches und transparentes aber flexibles Qualifikationssystem geschaffen werden, das alle Qualifikationsebenen abdeckt. Übergänge zwischen den verschiedenen Stufen sollen möglich sein. Auf der Grundlage eines Modells des Qualifikationssystems sollen für das Bauwesen, Gastgewerbe und Catering Listen mit Kompetenzen und Qualifikationsstrukturen aufgestellt werden. Ebenfalls vorgesehen sind erklärende Begleitdokumente sowie Schulungen zum Einsatz des Qualifikationsrahmens.

Der Öffentliche Dienst Portugals hat beschlossen, als größter Arbeitgeber des Landes in der Beschäftigungspolitik und bei Investitionen in die Humanressourcenentwicklung mit gutem Beispiel voranzugehen. Er bietet bezahlte Praktikumsplätze in verschiedenen Bereichen seines operationellen Programms für die Öffentliche Verwaltung im Rahmen des Zweiten Gemeinschaftlichen Förderkonzepts III, die damit auch mit ESF-Mittel gefördert werden.

Nachdem der „nationale strategische Referenzrahmen“ im Oktober 2005 genehmigt wurde, hat das slowakische Bildungsministerium seinen Rahmen für die Umsetzung der ESF-Projekte im Zeitraum 2007-13 definiert. Für die Förderung von Aktivitäten im prioritären Bereich „Moderne Bildung für die Wissensgesellschaft“ sind 700 Mio. Euro aus EU-Quellen und 233,3 Mio. Euro aus Quellen des slowakischen Staates vorgesehen. Diese Maßnahmen umfassen Unterstützung der regionalen Schulen bei ihren Anstrengungen zur Vermittlung von Kompetenzen für Arbeitsmarkt und lebenslanges Lernen, Verbesserung der Anpassungsfähigkeit und Qualität von Hochschulbildung, Forschung und Entwicklung, Umsetzung einer Strategie des lebenslangen Lernens, Verbesserung des Zugangs zum LLL sowie Verbesserung der Orientierung und Beratung und Förderung der sozialen Eingliederung von Randgruppen.

... zur Validierung nicht formalen und informellen Lernens

Das tschechische Bildungsministerium (MŠMT) hat beschlossen, das Problem seiner vergleichsweise niedrigen Beteiligungsquoten in der Weiterbildung anzugehen. Ausgehend von der Erfahrung in zwei „Pionier“-Regionen werden Berufsbildungseinrichtungen des Sekundarschul- und des Hochschulbereichs in sechs Regionen Netzwerke bilden und außerdem ihr Ausbildungsangebot auf die Erwachsenenbildung ausdehnen. Dieses erweiterte Angebot wird mit einem neuen Konzept der Validierung von nicht formalen und informellen Lernerfahrungen kombiniert, für das die vom nationalen Institut für technische und berufliche Bildung (NÚOV) entwickelten Bewertungsstandards gelten werden. Das auf drei Jahre angelegte Projekt, das im September 2005 angelaufen ist, wird aus dem Europäischen Sozialfonds (ESF) unterstützt, wie auch ein ähnliches estnisches Projekt, das im Rahmen des nationalen Plans zur Entwicklung der Berufsbildung durchgeführt wird.

…zur Verbesserung der Orientierung und Beratung

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VIP Kariéra (Bildung – Beratung – Information) ist ein auf drei Jahre angelegtes, mit ESF-Mitteln unterstütztes Projekt, das 2005 vom tschechischen Bildungsministerium gestartet wurde, um ein benutzerfreundliches, über das Internet zugängliches System zu schaffen, das Informationen über verfügbare Berufsbildungsprogramme (einschließlich Fach- oder Spezialisierungsgebiete) mit Informationen über den Bedarf der Arbeitgeber und die Arbeitsmarktaussichten verbindet (ISA). Das vom NUOV zu entwickelnde System wird auch gezielte Information für ausstiegsgefährdete Lernende und einen Multimedia-Leitfaden für Bildungs- und Karrieremöglichkeiten enthalten.

In Lettland wurde im Jahr 2005 eine Ausbildungsmaßnahme für Manager im Schulmarketing-Bereich organisiert. Sie war Bestandteil des vom ESF geförderten Projekts “Förderung der Umsetzung des Bildungs- und Berufsberatungsangebots im Bildungswesen”, das auf qualitativ hochwertige Beratung in allen Schularten und auf allen Stufen des Bildungswesens abzielt. Hierzu führt die staatliche Agentur für Berufsbildungsentwicklung Erstausbildung und Weiterbildung für Berufsberater durch und entwickelt Ausbildungsmaterial und Informationsressourcen. In einem ersten Schritt werden Multiplikatoren ausgebildet (Kurse mit 72 Stunden), die dann Lehrkräfte und sonstige Fachkräfte aus der Orientierung und Beratung beispielsweise zu folgenden Themen ausbilden werden: Marketing für Berufsbildungseinrichtungen, damit sich mehr Jugendliche für eine berufliche Ausbildung entscheiden; Unterstützung der Lernenden beim Erwerb der Kompetenzen, die sie benötigen, um einen Arbeitsplatz zu finden und zu behalten. Einführungsmaßnahmen, um Berufsbildungsanfänger mit dem Berufsbildungsgang, den betreffenden Weiterbildungsmöglichkeiten und den einschlägigen Arbeitsmarktperspektiven vertraut zu machen. Unterstützung der Auszubildenden im ersten Jahr, damit sie sich in der neuen Umgebung zurecht finden und ihre Lernmethoden so gestalten, dass ihre Motivation gesteigert und die Gefahr eines Ausbildungsabbruchs gemindert wird.

Berufsbildung und Hochschulbereich

In Kroatien wurde bereits im Juli 2004 eine Agentur für Wissenschaft und Hochschulbildung eingerichtet, die aber immer noch in der laufenden Reform der Hochschulbildung ihren Platz finden muss. Im Rahmen des Bologna-Prozesses wurden etwa 900 Studiengänge aller kroatischen Universitäten und Fachhochschulen bewertet und die meisten in den vier Monaten vor Beginn des Studienjahres 2005/2006 genehmigt.

Im September 2005 genehmigte die tschechische Regierung eine Aktualisierung des „Reformkonzepts für die Hochschulbildung“. Die Hauptziele sind Abschluss und Bewertung des Übergangs zur dreistufigen Hochschulstruktur (Bachelor, Master und Doktorat), Unterstützung der Einrichtung von öffentlichen tertiären (nicht-universitären) Bildungseinrichtungen, Förderung der Bewertung von Hochschuleinrichtungen, Förderung ihrer Internationalisierung, Forschung und Entwicklung sowie ihrer Beteiligung an Programmen für das lebenslange Lernen. Es ist außerdem bis 2008 eine Steigerung der Finanzierung des Hochschulbereichs von 0,8 % des BIP im Jahr 2005 auf 1 % vorgesehen. Diese zusätzlichen Ressourcen müssen ebenso wie EU-Mittel wirksam genutzt werden, um zur Umsetzung der geplanten Maßnahmen beizutragen. Die Reformprioritäten sind im langfristigen Plan für die „Entwicklung von Bildung, Wissenschaft, Forschung, Entwicklung, künstlerischen und sonstigen kreativen Aktivitäten in Hochschuleinrichtungen“ für den Zeitraum 2006-10 enthalten, wie im Hochschulgesetz vorgeschrieben. Der vom Bildungsministerium verabschiedete langfristige Plan erstreckt sich auf drei Bereiche: Internationalisierung, Qualität und Fachkompetenz akademischer Aktivitäten sowie Kultur und Qualität akademischen Lebens. Für die Durchführung einschlägiger Projekte können die Hochschulen staatliche

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Zuschüsse erhalten, die durch EU-Mittel ergänzt werden können. Außerdem wurde durch eine Änderung des Gesetzes über die Hochschuleinrichtungen, die am 1. Januar 2006 in Kraft getreten ist, das Finanzierungssystem geändert. Jetzt sind Zahlungsermächtigungen ins nächste Finanzjahr übertragbar, was die Durchführung der verschiedenen Maßnahmen erleichtern dürfte.

Da die tertiären Berufsbildungseinrichtungen integraler Bestandteil des Tertiärbereichs sind, müssen ihre Programme ebenfalls akkreditiert werden. Hierzu wurde eine spezielle Akkreditierungskommission, die AK VOV, eingerichtet. Sie sollte jedoch bei ihrer Arbeit Synergieeffekte mit der Akkreditierungskommission für das Hochschulwesen anstreben. Die besten Berufsbildungseinrichtungen im Tertiärbereich können sich um eine Akkreditierung ihrer Bachelor-Programme bewerben und damit öffentliche nicht universitäre Hochschuleinrichtungen werden.

Im Laufe des Jahres 2005 wurden in Lettland bei der Entwicklung der Berufsbildung auf Hochschulebene mit der Akkreditierung von 14 neuen berufsbildenden tertiären Einrichtungen erhebliche Fortschritte erreicht. Seit 2000 wurden im Rahmen des Gesetzes zur Berufsbildung frühere postsekundäre Berufsbildungsgänge umstrukturiert, neu gestaltet und in den Hochschulbereich integriert.

Um die Regelungen für akademische Hochschulstudiengänge und Berufsbildungsgänge auf Hochschulebene zu harmonisieren, führte Polen im September 2005 ein neues Gesetz ein. Das Gesetz zur Hochschulbildung gilt für alle Bereiche und Sektoren der (öffentlichen und nicht öffentlichen, akademischen und beruflichen) Hochschulbildung. Es sieht sowohl die zweiteilige Bachelor-Master-Struktur sowie durchgehende fünf- oder sechs-jährige Studiengänge vor und regelt, welche Hochschuleinrichtungen Doktoratsstudiengänge anbieten dürfen. In den Studiengängen der ersten Stufe, die zu einem beruflichen licencjat oder einem Ingenieursabschluss führen, sind Praktika obligatorisch geworden. Außerdem sollen im Geist des ECTS-Systems die Studiengänge so organisiert werden, dass die Lernergebnisse von verschiedenen Hochschuleinrichtungen in Polen und im Ausland übertragen und anerkannt werden können.

Die vorliegende Mitteilung wurde vom Cedefop als Hintergrundinformation für die Sitzung der Generaldirektoren für Berufsbildung (DGVT) aufbereitet, die in Wien am 27. und 28 März 2006 stattfinden soll. Grundlage hierfür waren in erster Linie Informationen von Mitgliedern des Cedefop-Netzwerks ReferNet und den von der Europäischen Stiftung für Berufsbildung (ETF) eingerichteten nationalen Beobachtungsstellen, insbesondere deren Beiträge zu den Ausgaben 2 und 3/2005 sowie 1/2006 des Cedefop Info. Aufgrund der Art dieses Berichts sind die enthaltenen Informationen Beispiele und erheben keinerlei Anspruch auf Vollständigkeit.

Cedefop Info erscheint dreimal jährlich in gedruckter Form in deutscher, englischer und französischer Sprache und kann kostenlos beim Cedefop angefordert werden. Diese Mitteilung und der vollständige Inhalt des Cedefop Info stehen auf der interaktiven Website des Cedefop, dem Europäischen Berufsbildungsdorf (http://www.trainingvillage.gr), zum Abruf bereit.

Diese Berichte über die jüngsten Entwicklungen werden seit 1997 für die Sitzungen der Generaldirektoren für Berufsbildung regelmäßig erstellt.

Die Autorin hat diese Aufgabe von Michael Adams übernommen und zeichnet zum ersten Mal für eine Ausgabe dieses Berichts verantwortlich. Es ist auch der erste Bericht in einer neuen Struktur, der Abschnitte zu Entwicklungen im Rahmen des Lissabon-Prozesses, des Arbeitsprogramms „allgemeine und berufliche Bildung 2010" und des Kopenhagen-Masstricht-Prozesses sowie zu Aktivitäten des Cedefop umfasst. Da der Berichtszeitraum für die zweite Sitzung der Generaldirektoren für Berufsbildung im Jahr 2005 zu kurz gewesen wäre, wurde beschlossen, nur einen Bericht zu verfassen. Daher umfasst dieser Bericht fast ein Jahr, wodurch seine Ausarbeitung eine anspruchsvolle Aufgabe und der Text länger als üblich wurde.

Mein Dank gilt den Kollegen des Cedefop und den Mitgliedern des ReferNet, die Beiträge zum Bericht geleistet haben, für ihre Unterstützung bei dieser Arbeit. Auch möchte ich Michael Adams dafür danken, dass er mich mit seiner Fachkompetenz unterstützt und in diese Aufgabe eingearbeitet hat. Ich hoffe, dass die Leser und vor allem die wichtigste Zielgruppe, d. h. die Generaldirektoren für Berufsbildung in den

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Mitgliedstaaten und ihre Kollegen das neue Konzept des Berichts nützlich und das Dokument informativ finden. Anregungen und Hinweise zu dieser Mitteilung, die auch in englischer und französischer Sprache erhältlich ist, nimmt das Cedefop wie immer gern entgegen.

Eleonora Schmid(E-mail: [email protected])Thessaloniki

21. März 2006

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