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Berliner Krisendienst. Die Standorte.
Steglitz- Neukölln
Kreuzberg
Friedrichs-hain-
SchönebergTempelhof-
Zehlendorf
WilmersdorfCharlottenburg-
Reinickendorf
Pankow
SpandauMitte
Marzahn-Hellersdorf
Lichten-berg
Treptow-Köpenick
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Region/Bezirke Standort-Anschrift Telefon 030/... Büro 030/390 63... Telefon/FaxRegion MitteWedding,Mitte,Tiergarten, Krausnickstraße12a Friedrichshain,Kreuzberg 10115Berlin-Mitte 390 63 -10 -110/-129
Region WestCharlottenburg,Wilmersdorf Horstweg2 14059Berlin-Charlottenburg 390 63 -20 -210/-229
Spandau Charlottenstraße13 13597Berlin-Spandau 390 63 -30 -310/-329
Region NordPrenzlauerBerg, Mühlenstraße48Weißensee,Pankow 13187Berlin-Pankow 390 63 -40 -410/-429
Reinickendorf BerlinerStraße25 13507Berlin-Reinickendorf 390 63 -50 -510/-529
Region Süd-WestZehlendorf,Steglitz, Albrechtstraße7Schöneberg,Tempelhof 12165Berlin-Steglitz 390 63 -60 -610/-629
Region OstLichtenberg,Hellersdorf Irenenstraße21AHohenschönhausen,Marzahn 10317Berlin-Lichtenberg 390 63 -70 -710/-729
Region Süd-OstTreptow,Köpenick Spreestraße6 12439Berlin-Treptow 390 63 -80 -810/-829
Neukölln Karl-Marx-Straße23 12043Berlin-Neukölln 390 63 -90 -910/-929
AlleobengenanntenStandortetäglichgeöffnetvon16.00-24.00Uhr.
Überregionaler Bereitschaftsdienst aller Regionen UnterallenobengenanntenTelefonnummernerreichbarundnachtsgeöffnetvon0.00-8.00UhrundanWochenenden/Feiertagen8.00-16.00Uhr:Krausnickstraße12a,10115Berlin.Werktagsvon8.00-16.00UhrnurtelefonischeInformationundWeitervermittlung.
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Inhalt
10 Jahre Berliner Krisendienst.An die LeserInnen. 4
Der Berliner Krisendienst. 10 Jahre „Wege aus der Krise.“ 5
Die vierthäufigste Diagnose: psychisch krank. Studien belegen steigende Tendenz. 6
Krisen nehmen keine Rücksicht.Menschen mit Behinderung sind willkommen. 8
Mehr als Sprachkompetenz – die interkulturelle Öffnung des Berliner Krisendienst. 10
„Zentrale? Schnell, einen Notarzt – und den Krisendienst.“ Ein Fallbeispiel zur Kooperation mit Feuerwehr und Polizei. 12
Krisen kennen kein Alter.Hilfen für alte Menschen, ihre Angehörigen und Pflegende. 14
Das Undenkbare denken. Grossschadensereignisse – mehr als eine theoretische Bedrohung. 16
Wozu Schnittstellenarbeit?Der Berliner Krisendienst innerhalb der Gemeindepsychiatrie. 18
Qualität der Krisenintervention. Vom Lernen und Vergessen in Organisationen. 20
Impressum 23
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Was am 1. Oktober 1999 mit einer dreijährigen Modellphase begann, hat für die gemeinde-orientierte psychosoziale und sozialpsychia-trische Versorgung im In- und Ausland heute Vorbildfunktion. Mit dem Berliner Krisendienst gibt es in der deutschen Hauptstadt seit nun-mehr zehn Jahren eine etablierte, flächendek-kende, niedrigschwellige und rund um die Uhr erreichbare Krisenversorgung.
ZumzehntenJahrestagderGründungdesBerlinerKrisendienstwollenwirdasErreichtewürdigenundanhandausgewählterThemenHerausforderungeneinerzukünftigenKrisenarbeitthematisieren.Diegegenwär-tigengesamtgesellschaftlichenUmbrüchehabenweitreichendeFolgenfürdiepsychoso-zialeundgemeindenahesozialpsychiatrischeVersorgung.IndentraditionellenArbeits-bereichenindividuellerKrisenversorgungwerdendieAnforderungenandenBerlinerKrisendienstallerVoraussichtnachweiterstei-genundneueTätigkeitsfelderfordernunsereAufmerksamkeit.ErfahrungenauszehnJahrenvernetzterKrisenversorgungkönnenhelfen,diesenEntwicklungsprozessnachhaltigmit-zugestalten.
Für eine erfolgreiche Fortschreibung seiner Geschichte sind daher zwei Aspekte unabding-bar: die konsequente Weiterentwicklung des Berliner Krisendienst und die kontinuierliche Intensivierung der Zusammenarbeit mit den Berliner Hilfsorganisationen.
„10Jahre“sindfürdenBerlinerKrisendienstaucheinAnlass,dasWortganzausdrücklichanallezurichten,dieuns–zumTeilvonBeginnan–aufvielfältigeArtundWeiseunter-stützthaben.OhnesiewäreeinekommunaleEtablierungmitdenvielfältigentstandenenKooperationennichtmöglichgewesen.Wir,derBerlinerKrisendienstmitallenfestenundfreienMitarbeiterInnen,freuenunsaufdiezukünftigeZusammenarbeitmitbestehendenundneuenKooperationspartnernsowieaufvieleneueHerausforderungen.
Und wir sagen Danke!
10 Jahre Berliner Krisendienst.An die LeserInnen.
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Jeder Mensch durchlebt in seinem Leben Krisen. Gründe sind keinesfalls immer schwerwie-gende, traumatische Ereignisse. Manchmal ist es die Häufung oder Zuspitzung belastender innerer und äußerer Erlebnisse, die gewohnte Bewältigungsmöglichkeiten überfordern.
AuchdiegegenwärtigensozialpolitischenunddemografischenVeränderungenführenzueinemwachsendenKrisenpotenzial.FlexibilisierteundunsichereArbeitsverhältnisseverbundenmitderAngstvorsozialemAbstiegwirkenaufeinezunehmendeZahlvonMenschendestabilisie-rend.BeruflicheundprivateÜberlastungführtzuErschöpfungoderschwerenpersönlichenKrisenbishinzuchronischenpsychischenErkrankungen.
MitdenFolgendieserEntwicklungenbeschäfti-gensichseitvielenJahreninBerlin–nebenande-ren–sechsrenommiertefreieTräger:
Albatros e. V., Caritasverband für das Erzbistum Berlin e. V., Hilfen für suizidgefährdete Kinder und Jugendliche e. V. (neuhland), KBS e. V. (Kontakt- und Begegnungsstätte), Krisen- und Beratungsdienst (K.U.B.) e. V. und Platane 19 e. V.
Inden1990erJahrenentwickeltensiegemein-samdasKonzepteinerintegriertenBerlinerKrisenversorgung.Zielwares,diebestehendenVersorgungslückenBerlinsinsbesondereindenAbend-undNachtstundenzuschließen,umschnellundunbürokratischzuhelfenunddasfachlicheWissenverschiedensterBerufsgruppenzusammenfließenzulassen.
Im Oktober 1999 schließlich geht der Berliner Krisendienst nach langjähriger Vorbereitung an den Start und etabliert in Berlin erstmalig eine beispiellose städtische Krisenversorgung: flächen deckend und 365 Tage im Jahr rund um die Uhr telefonisch erreichbar; kostenlos und ohne Voranmeldung, auf Wunsch anonym.
DerBerlinerKrisendiensthilftMenschen,dieeineKrisedurchlebenundUnterstützungsuchenebensowieAngehörigen,FreundenoderKollegen.GründefürKrisensindu.a.familiäreKonflikte,Trennung,VerlusteoderIsolation,aberauchSuchtprobleme,Ängste,psychischeErkrankungenundSuizid-Gedanken.
DurcheineambulanteVersorgungderBetroffenensolldieZahlderstationärenAufnahmenverringertwerden.ImBedarfsfallwirdderfachärztlicheHintergrunddienstausdenBereichenPsychiatrie/Neurologiehinzu-gezogen.MitBetroffenen,dieeinerzeitlichbegrenztenKriseninterventionbedürfen,werdenFolgegesprächevereinbart;wennerforderlich,werdensieanfürsiegeeigneteBeratungs-undSelbsthilfeangebotevermittelt.Fürhilfebedürfti-geMenschenmitgeistigerBehinderungstehenzusätzlichspeziellausgebildeteunderfahreneMitarbeiterInnenzurVerfügung.
Der Berliner Krisendienst ergänzt erfolgreich das gemeindepsychiatrische Netz und unter-stützt alle professionellen Hilfseinrichtungen und das allgemeine Notfallsystem: ÄrztInnen, TherapeutenInnen, soziale Einrichtungen sowie Polizei und Feuerwehr zählen zu den engen Kooperationspartnern.
DerzurGründungformulierteAnspruchdesBerlinerKrisendiensthatnichtnurbisheuteBestand,sondernzweifelsohneanBedeutunggewonnen:MenschenhabenKrisen.BerlinhatdenBerlinerKrisendienst.
Der Berliner Krisendienst. 10 Jahre „Wege aus der Krise.“
Jährliche Inanspruchnahme des Berliner Krisendienst Zusammenfassung aller Regionen und Tageszeiten für die Jahre 2000 bis 2008
52.772
2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008
32.561
43.27045.399 44.436 45.571 46.453
48.669 48.514
Quelle: Basisdokumentation des BKD n = 407.645 Kontakte
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Nicht jede Lebenskrise endet zwangsläufig mit einer psychischen Erkrankung. Aber psychische Erkrankungen sind ein großer Risikofaktor für schwere Krisen und Suizidalität. Menschen mit psychischen Erkrankungen bilden deshalb seit seiner Gründung die zentrale Zielgruppe des Berliner Krisendienst.
ZurVerbesserungderambulantenVersorgung,alsalternativerAnsatzzurinstitutionalisiertenPsychiatrieundimZugederEnthospitalisie-rungentstand1999derBerlinerKrisendienst.EsbestandeinstarkesInteresseaneinemandergemeindenahenVersorgungorientiertensozialpsychiatrischenArbeitsansatzinderKrisenversorgung.ImRahmenhumanistischerundpsychotherapeutischerDenkmodellewurdederKrisendiensterstmaligalsSäuleeinesintegriertenalternativenVersorgungs-systemsbetrachtet.Die Zahl psychischer Erkrankungen in der Gesamtbevölkerung hat in den letzten
Jahren stetig zugenommen. Heute sind fast die Hälfte aller vom Berliner Krisendienst betreuten Menschen psychisch Erkrankte.
Alarmierende Zahlen
StudienderWeltgesundheitsorganisation(WHO)zeigeneinenTrendauf,derauchfürDeutschlandbestätigtwerdenmuss.EntsprechendeErhebungenderDeutschenAngestellten-Krankenkasse(DAK)bestätigendiePrognosenfrühererAnalysen:DieZahlderArbeitsunfähigkeitenaufgrundpsychi-scherErkrankungennimmtweiterzu.DabeihabenarbeitsbedingteFaktoreneinenbeson-dersgroßenEinflussaufdieManifestationpsychischerErkrankungen:LeistungsdruckundVersagensängste,UnsicherheitundZukunftssorgen,Überforderungundsozi-aleProblemeamArbeitsplatzscheinensichzunehmendnegativauszuwirken.WenngleichdieseitJahrengestiegenenFallzahlenpsychischerErkrankungenteilwei-seauchaufeinehöhereEntdeckungsratesowieeinegestiegeneAkzeptanzgegenüberderDiagnosepsychischerErkrankungeninderBevölkerungzurückzuführensind,soistdieseEntwicklungdennochhöchstbesorgniserregend.2008machtenpsy-chischeErkrankungenschon10,6%desGesamtkrankenstandsinDeutschlandaus.SiestehendamitbereitsanvierterStellederhäufigstenKrankheitsartenundnochvorErkrankungendesKreislaufsystems.
Bewährte Einbindung in institutionelle Netze
Die wissenschaftliche Begleitforschung (Bergold & Zimmermann) hat dem Berliner Krisendienst bereits im Jahre 2002 attestiert,
Die vierthäufigste Diagnose: psychisch krank. Studien belegen steigende Tendenz.
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dass er „vor allem in zwei institutionelle Netze eingebunden ist, das gemeindepsychiatrische und das psychosoziale Netz“.
BisheutehatsichdabeieinkonzeptionellerGrundsatzinderPraxisbewährt:DieengeKooperationundEinbindungerfahrenerÄrztInnenausderpsychiatrischenPraxis,diesogenanntenHintergrundärzte.Siewer-denzurschnellenHilfebeiakutenKrisenundpsychiatrischenNotfällenkonsultiertundunterstützendieMitarbeiterInnendesBerlinerKrisendienstbeiderVersorgung
vonpsychischkrankenKlienten,diestatio-när,teilstationäroderambulantbegleitet,behandeltoderbetreutwerdenmüssen.DochnichtnurdiepsychischErkranktenselbst,sondernauchihreAngehörigenundLebenspartnerbedürfenimmerwiederderHilfe.AllengemeinsamwirdvomBerlinerKrisendiensteineambulanteniedrigschwel-ligeMöglichkeitzurKriseninterventiongeboten,diefürdienotwendigeEntlastungundeineersteStabilisierungsorgt.
DerBerlinerKrisendienstwird–inengerAbstimmungmitdemfachärztlichenHintergrunddienst–auchzukünftigdazu
beitragen,dasspsychischKrankeninKrisen-situationenweitgehendambulantgeholfenwirdundstationäreAufnahmennurerfolgen,wennsieunvermeidbarsind.NursokanndieZahlderDrehtürpatientInneninderPsychiatrierelevantreduziertwerden.Durchkontinuierli-cheFortbildungderMitarbeiterInnenwerdenzudemdieVoraussetzungenfüreineerfolgrei-cheVerbesserungderVersorgunggeschaffen.
DaalleanerkanntenStudienfürdieZukunftmehrKrisenimZusammenhangmitpsychi-schenStörungenprognostizieren,wirdder
BerlinerKrisendienstseineAktivitätenindiesemTätigkeitsfeldintensivierenundmitdenVersorgungspartnernaktivzurWeiter-entwicklungauchalternativerBehandlungs-modellebeitragen.
Eine soziale Psychiatrie ist eine Psychiatrie, die immer das Lebensumfeld und die medizinisch-psychiatrische Orientierung gleichermaßen berücksichtigt. Denn der/die psychisch Kranke sollte nicht einseitig auf seine/ihre Erkrankung festgelegt werden; auch psychisch kranke Menschen haben ein Recht auf Krisen und deren Begleitung. Und das geht am besten im Lebensumfeld der Betroffenen.
„Vor sechs Jahren Trennung mit Insolvenz, selbstständig geblieben, gekämpft. In dieser Zeit waren die Mitarbeiter vom Krisendiesnt für mich da. Ich habe es geschafft, die Krise ist über-wunden und ich habe so unendlich viel gelernt für mich und als Unternehmerin. Nie habe ich vergessen, wie wichtig es war, Helfer zu haben.“
Unternehmerin aus Berlin
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Ebenso wie nichtbehinderte können auch behinderte Menschen in eine psychosoziale oder suizidale Krise geraten. Der Berliner Kri-sendienst trägt mit einem speziellen Angebot diesem Umstand Rechnung. Menschen mit geistiger Behinderung aller Altersgruppen, ob in speziellen Einrichtungen oder zu Hause, ihre Angehörigen, Mitbewohner sowie ihre Betreuer in Wohneinrichtungen und Heimen finden beim Berliner Krisendienst qualifizierte AnsprechpartnerInnen.
AlsderBerlinerKrisendienstseineTätigkeitvorzehnJahrenaufnahm,warendiekonzep-tionellenVorgabenzumThema„MenschenmitgeistigerBehinderung“zunächstvisionärformuliert.EsgabbisdatonurwenigeErfah-rungenimambulantenUmgangmitKrisen
undpsychiatrischenErkrankungengeistigbehinderterMenschen.
DankkontinuierlicherKommunikationmitEinrichtungenderBehindertenhilfeundvielerFortbildungsaktivitätenhatsichderBerlinerKrisendienstindenletztenJahrenalskom-petenterAnsprechpartnerindiesemBereichetabliert.SosindseinespezifischenAngebotefürMenschenmitgeistigerBehinderungheutefesterBestandteilderNotfallplanungetlicherWohn-undVersorgungseinrichtungen.
Vielfältige Kontakte zu Einrichtungen der Behindertenhilfe in den Regionen werden kontinuierlich gepflegt. Dadurch sind verläss-liche Kooperationen entstanden. Menschen mit geistiger Behinderung haben den Berliner
Krisen nehmen keine Rücksicht.Menschen mit Behinderung sind willkommen.
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Krisendienst als ambulante Ressource entdeckt und nehmen selbstständig das Beratungsange-bot in Anspruch.
AberauchdieKrisenberatungfürdieAngehö-rigenvonMenschenmitgeistigerBehinderungzähltheutezudenanerkanntenAngebotendesBerlinerKrisendienst.Angehörigesindhäu-figextremenundandauerndenpsychischenBelastungenausgesetzt,dieausdenkomple-xenAufgabeninderVersorgungbehinderterMenschenresultieren.DieeigeneLebenspla-nungundBedürfnissestellenAngehörigehäufigzurück.BeimBerlinerKrisendienstkönnensiesichentlastenundfindenkompe-tenteUnterstützungbeiderVermittlungvonHilfsangeboten.
Erfolgreiche Kooperationen
HeutewerdengemeinsammitKooperations-partnernfallbezogenePräventionsmöglich-keitenerörtertundAbsprachenfürkonkreteKrisensituationengetroffen.Diesechsregiona-lenKoordinatorInnendesBerlinerKrisendienstimBereichgeistigbehinderterMenschenpflegenzahlreicheundguteKontaktezuam-bulantenundstationärenEinrichtungenderBehindertenhilfe.Siestehenfüreinekonzep-tuelleIntegrationdesbehindertenspezifischenAngebotsindieKrisenarbeit.MitarbeiterInnendesBerlinerKrisendienstnehmenregelmäßiganFachgruppen-TreffenderPsychosozialenArbeitsgemeinschaftensowieanthemenbezo-genenArbeitskreisenteil.DasThemageistigeBehinderungistseitJahrenintegralerBestand-teilderMitarbeiterschulungenimBerlinerKrisendienst.
DieEinrichtungenfürgeistigbehinderteMen-schenundihreMitarbeiterInnensindheute
sehroffenfürAngebotedesBerlinerKrisen-dienstundesgibteinenintensiven,praxisna-henGedankenaustausch.EskonnteeineReihefreierMitarbeiterInnenausdiesemBereichfürdenBerlinerKrisendienstgewonnenwerden,diedasVernetzungswissenweitertragen.
Grosse Potenziale
DiegutenErfahrungeninderKriseninter-ventionbeiMenschenmitgeistigerBehinde-rungunddiegelungenenKooperationenmitPartnernderBehindertenhilfekönnenauchbeianderenBehinderungsartengenutztwerden.DazugibtesimBerlinerKrisendienstmitdenregionalverankertenfreienMitarbeiterInnensehrguteundfundierteKenntnisseüberdasVersorgungssystemfürMenschenmitver-schiedenenBehinderungen.
ZukünftigsollenvieleweitereinteressierteEinrichtungenvondenKonzeptenzurKrisenin-terventionunddenlangjährigenErfahrungeninderKrisenarbeitdesBerlinerKrisendienstprofitierenundinihrerArbeitdadurchnach-haltigunterstütztwerden.
InsgesamtistderBerlinerKrisendienstoffenfürdieKriseninterventionundBeratungfürMenschenmitjeglichenFormenvonBehinde-rung.DieStandortedesBerlinerKrisendienstsinddementsprechendinderüberwiegendenMehrzahlbarrierefreiunddamitgutzugänglichfürMenschenmitkörperlicherBehinderung.
Die Maxime des Berliner Krisendienst in der Arbeit mit Menschen mit Behinderung lautet: Inklusion – einbeziehen statt ausschließen. Das Anders-sein behinderter Menschen ist will-kommen und erwünscht.
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Über14ProzentderBerlinerBevölkerungsindMigrantInnenundetwaeinViertelderBerlinerhateinenMigrationshintergrund –Tendenzsteigend.DiepsychosozialeundpsychiatrischeVersorgungssituationvonMigrantInnenisttrotzdersteigendenZahlennachwievorvonZugangsbarrierenundKommunikationsproblemengekennzeichnet,dieeineInanspruchnahmekomplikationsreichgestaltenodersogarverhindern.Gründedafürsindu.a.sprachlicheundkulturelleBarrieren,mangelhafteInformationen,Angstvorauf-enthaltsrechtlichenKonsequenzenundunter-schiedlicheErklärungsmodellevonGesundheitundKrankheit.
AuchbeimBerlinerKrisendienstistdieserBevölkerungsteilunterdenNutzerInnenunter-repräsentiert.WirsehendiebessereAnsprachevonMigrantInnenalszentraleHeraus-
forderungderZukunft,umeinegleichbe-rechtigteVersorgunginKrisensituationenfüralleMenschenzugewährleisten.EineVerankerungderinterkulturellenÖffnungaufMitarbeiter-,Struktur-undKonzeptebeneistunsereAntwortaufdiebestehendenZugangsbarrieren.
InderPolitikunddamitauchindersozi-alenArbeitundimGesundheitswesenwirddasKonzeptderinterkulturellenÖffnunginzwischenalsQualitätsstandarddiskutiert.EntwicklungeninklassischenEinwanderungsländernhabengezeigt,dasseineinterkulturelleÖffnungallersozialenEinrichtungennotwendigist,daspeziali-sierteBeratungsangebotefürMigrantInnenalleinnichtgenügen.VielmehristeseineHerausforderungfürallesozialenDienste,ihreAngeboteaufdieNutzungsmöglichkeitfürMigrantInnenhinzuüberprüfen.
DreizentraleBereichehabenwirzurver-bessertenAnspracheundVersorgungvonMigrantInnenerkanntunderfolgreichweiter-entwickelt:
Mehrsprachige Öffentlichkeitsarbeit und Zusammenarbeit mit Sprachmittlern
EinemehrsprachigeÖffentlichkeitsarbeitundOnline-PräsenzdesBerlinerKrisendienstisteinWegdesniedrigschwelligenZugangsfürMigrantInnen.AußeraufDeutschinfor-miertderBerlinerKrisendienstaufEnglisch,Spanisch,Polnisch,RussischundTürkischdieBerlinerBevölkerungimInternetüberseinAngebot.Eininternerfremd-sprachigerBeraterpoolunddiegeregelteZusammenarbeitmitDolmetscherInnenermöglichteineKrisenberatungvonMigrantInnen.Oftmalswirdvorschnellkultu-
Mehr als Sprachkompetenz – die interkulturelle Öffnung des Berliner Krisendienst.
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relleDifferenzfürKommunikationsproblemeverantwortlichgemacht,wennSprachbarriereneineangemesseneEinschätzungverhindern.Aberunsistbewusst:InterkulturelleÖffnung–nichtnurinderKrisenversorgung–istmehralsdieBereitstellungvonSprachmittlern.
Entwicklung der interkulturellen Kompetenz der MitarbeiterInnen
MigrantInnenhabenstarkvoneinanderabweichendeBedürfnisseunddementspre-chendvielfältigsindauchdieAnsprücheandieBeratung.Esbedarfdaherinterkulturel-lerKompetenzenbeidenMitarbeiterInnendesBerlinerKrisendienst.EineFokussierunginderBeratungundKriseninterventionaufKultur,denStatusalsMigrantInoderaufdasGeschlechtalsProblemdefinitionbeiKrisenwiez.B.häuslicherGewaltbehinderteinedifferen-zierteWahrnehmungindividuellerBedürfnisse,ErfahrungenundHandlungsgründe.ImAugust2005widmetesicheineFachtagungdesBerlinerKrisendienstinKooperationmitdemBezirksamtNeuköllndemThema„WegezurAkzeptanz.Migration,interkulturelleBegegnungundZusammenarbeitinöffent-lichenAngebotsstrukturen.“.ImMittelpunktderDiskussionenstandendiespeziellenErfordernisseinderArbeitmitpsychischbeeinträchtigtenMigrantInnen.InregionalenFortbildungenwirdseitdemkontinuierlichdasThema„KulturundKultursensibiliät“inderKriseninterventiondiskutiert.
Mehrsprachigkeit und kulturelle Vielfalt in den Teams, die Reflexion von stereoty-pen und ethnisierenden Zuschreibungen in Fallsupervisionen fördern darüber hinaus die interkulturelle Teamentwicklung im Berliner Krisendienst. Eine Verankerung der inter-
kulturellen Öffnung auf Mitarbeiter- und Strukturebene ist damit gesichert.
Kooperation mit spezialisierten Angeboten für MigrantInnen
InterkulturelleÖffnungisteinWegderVerbesserungdesAngebotsfürMigrantInnen.AllerdingserscheintdieInanspruchnahmeeinesKrisendienstesundpsychosozialerBeratungvielfachkulturspezifischundwirdnachwievorvoneinigenMigrantInnen-gruppenverhältnismäßigweniginAnspruchgenommen.KooperationenmitverschiedenenMigrantInnengruppenund-organisationenkommendahereinebedeutendeRollezu.SieübernehmeneineBrückenfunktionbeiderÜberleitunginvorhandeneHilfenetze.
Der Berliner Krisendienst kann hier auf funk-tionierende regionale Kooperationen und Vernetzungen mit spezialisierten Angeboten für MigrantInnen zurückgreifen. Regelmäßiger Austausch und Informationsveranstaltungen führen zur wechselseitigen Aktualisierung des Wissens um die jeweiligen Angebote. Mit-arbeiterInnen des Berliner Krisendienst gelingt es damit erfolgreich, hilfesuchende Migrant In-nen an entsprechende Dienste zu vermitteln.
MitseinerinterkulturellenÖffnungbegegnetderBerlinerKrisendienstderRealitäteinermultikulturellenGesellschaft.InterkulturelleÖffnungverstehenwiralszukunftsweisendinderQualitäts-undOrganisationsentwicklung.Mehrsprachigkeit,interkulturelleKompetenzundKooperationsindgleichberechtigteSäulenindiesemProzess.Letztendlichführterauchdazu,dassMitarbeiterInnenihreeigeneKulturundderenZeichenbewussterwahrnehmen(undeinsetzen).EsgehtebenummehralsnurumSprache.
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Dokumentation eines Mitarbeiters des Berliner Krisendienst (Auszug):
„Anrufzeit:Sonntag,13.30Uhr.DieFeuerwehrbittetumUnterstützungbeieinemEinsatzineinerPrivatwohnung.EinjungerMannhatsichmiteinemMesserselbstverletzt.ZeitgleichmitmirundmeinerKolleginkommenzweiStreifenwagen,welchedieMutter–inPanik,ihrSohnkönntesichausdemFensterstürzen–informierthatte.GemeinsamgehenwirindieWohnungundtreffenaufeinevölligaufgelösteFrau,dieAnruferin,undihrensehrverstörtwirkenden19-jährigenSohn.DurcheinenEinblickindieSituationvorOrtstelltsichschnellheraus,dassderjungeMannakutpsychotischist.ErhörtStimmen,welcheihmbefehlen,sichundanderezuverletzen.WirbekommendurchruhigeunddirekteAnspracheeinenKontaktzudemjungenMann.ErkannsichaufeinGesprächeinlassen,wasihnunddamitauchdieSituationentspannt.ParallelsprechenmeineKolleginundeinPolizistmitderMutter,welchezunächstaufgeregtdieEreignissevonheuteunddenvergangenenTagenschildert.ImGesprächsverlaufberuhigtsiesich.DieBeziehungzwischenMutterundSohnistwei-terhinsehrangespannt.SozialeKontakte,dieinderaktuellenSituationunterstützenkönn-ten,existierennicht.
NachRücksprachemitunseremdienstha-bendenHintergrundarztschlagenwirdemSohndieAufnahmeineinepsychiatrischeKlinikvor;demstimmterfasterleichtertzu.MitdenFeuerwehrleutensprechenwirab,dasszunächstdieSchnittverletzungversorgtwerdenmuss,undwirvereinbaren,dasssiedenjungenManninunsererBegleitunginsKrankenhausbringen.DiePolizistenverlassendieWohnung,nachdemderweitereVerlaufabgesprochenwurde.DerMutterbietenwir
eineFolgebegleitungdurchdieMitarbeiterdesregionalenKrisendienststandortesan,derab16Uhrbesetztist.Siewünschtsich,dasswirdieKollegenvorabüberdenEinsatzinformie-renundihrKommenankündigen.
DerSohnwirktnochimmersehrangespannt,aberesgelingtmir,durchkontinuierlicheklareAnsprache,denKontaktzuhalten.InderKlinikkommenwirschnellineinBehandlungszimmerundeinChirurgversorgtzunächstdieSchnittverletzungen.Nachunse-rerSchilderungderSituationundKlärungdesBedarfsübernimmterdieVerlegungdesKlientenindiepsychiatrischeAbteilung.WirverabschiedenunsvondemjungenMann,derjetztdeutlichentspanntwirkt.TelefonischinformiereichdieMutterüberdenAbschlussunseresEinsatzes.“
VorderGründungdesBerlinerKrisendienstwarenPolizeiundFeuerwehrinsolchenundähnlichenSituationenoftaufsichalleingestellt–undzwangsläufigüberfordert.EskalierendeSituationenkonntendieFolgesein.SeitseinemBestehenwurdedieUnter-stützungdurchdenBerlinerKrisendienstbaldimmerhäufigerinAnspruchgenommen.MittlerweileistdieZusammenarbeitvonprofessionellerRoutine,gegenseitigerWert-schätzungundAnerkennunggeprägt.DankvielfältigerInformations-undFortbildungs-AktivitätenundeinemoffenenGedanken-austauschderBeteiligtenkonntedasZusam-menspielderKompetenzenkontinuierlichausgebautundoptimiertwerden.
Der Berliner Krisendienst hat in zahlreichen Schulungen wichtige Kenntnisse über die Arbeit der Polizei und der Feuerwehr gewon-nen und in internen Weiterbildungen an alle MitarbeiterInnen weitergegeben. Gleichzeitig wurden Einsatzkräfte in Abschnitten,
„Zentrale? Schnell, einen Notarzt – und den Krisendienst.“ Ein Fallbeispiel zur Kooperation mit Feuerwehr und Polizei.
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Lagediensten und Feuerwachen, beim LKA, der Kriminalpolizei und dem Bundesgrenzschutz durch entsprechende Veranstaltungen und Schulungen vom Berliner Krisendienst über seine Kompetenzen und die Kooperations-Potenziale informiert.
InKrisensituationenentscheidenPolizeiundFeuerwehrmittlerweilesehrhäufig,dieRessour-cendesBerlinerKrisendienstzunutzenundseineinderKriseninterventionlangjährigerfah-renenMitarbeiterInnenanzufordern.DerKrisen-dienstwiederumistimmerwiederaufdieHilfez.B.derPolizeiangewiesen,wennimRahmenderTätigkeitZwangseinweisungenerforderlichsindodereineGewalteskalationdroht.
Kooperationsvertrag mit der Polizei
HeutenutztdiePolizeidenBerlinerKrisendienstaufsehrvielfältigeArt.HäufigwerdenMitarbeiterzumobilenEinsätzenoderdirektzueinzelnenPolizeiabschnittengeru-fen.ZahlreicheBeamtesucheninschwierigenFällentelefonischeUnterstützung,erfragenMöglichkeitenderVermittlungoderbringenKlientengleichdirektzueinemStandortdesBerlinerKrisendienst.
DieKooperationerstrecktsichweiterhinaufgravierendepsychischrelevanteNotlagen.DabeihatdieAbklärungvonSuizidalitätund/oderdiebegleiteteUnterbringungnachdemGesetzfürpsychischKranke(PsychKG)vorrangigeBedeutung.
ImMärz2009wurdedieerfolgreicheZusammenarbeitvonPolizeiundBerlinerKrisendienstausdrücklichbestätigt:ZumAbschlussintensiverGesprächewurdevomBerlinerKrisendienstunddemPolizei-präsidentenvonBerlineinumfangreicher
Kooperationsvertragunterzeichnet.DieGeschäftsanweisungderBerlinerPolizeiwurdevordiesemHintergrundaktualisiert;eineersteFolgederdarausresultierendenerweitertenNutzungdesBerlinerKrisendienstistderAusbaudesärztlichenHintergrunddienstesinderNacht.
DerBerlinerKrisendienststrebtan,dieinter-disziplinäreKooperationmitPolizeiundFeuerwehrinderKrisenversorgungweiterzuintensivieren,umimFallevielschichtigerKriseninterventionenregelhaftkonsultiertundhinzugezogenzuwerden.DabeigehtesunterNutzungdergeschultenKontaktfähigkeitderMitarbeiterInnenumdieErarbeitungeinerambulantenVersorgungsalternativefürundmitdenBetroffenen.UndwenneinestationäreEinweisungunumgänglichwird,diesemög-lichstohneZwangdurchzuführen–sowieimeingangszitiertenFallbeispiel.
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DenerstenAnstoßgabendieErgebnissederwissenschaftlichenBegleitforschung(Bergold&Zimmermann,2002)desBerlinerKrisendienst:ObwohlderAnteilältererMenscheninunsererGesellschaftkontinuier-lichsteigt,wurdefestgestellt,dass„derBerlinerKrisendiensthauptsächlichvonErwachsenenzwischen21und50Jahrengenutztwird(75%derNutzer)“.DieEinrichtungenfüralteMenschen„kooperierenvergleichswei-seunterdurchschnittlichmitdemBKD“.
DiegeringeInanspruchnahmedesBerlinerKrisendienstdurchältereMenschenresultiertzumTeilausihremvölliganderenKrisen-verständnis.„Krise“alspsychischeSelbst-aussageistvordemErfahrungshintergrundderWeltwirtschaftskriseinden1920erJahrenundzweierWeltkriegeeherungebräuchlich.DerBegriffKrisewirdvondieserGenerationvorrangigimZusammenhangmitökonomi-schenNotlagenbenutzt.
Menschenjenseitsder70erfahrenvomAngebotdesBerlinerKrisendienstmeistdurchPersonenihresVertrauens.Istdasgeschehen,kanndieserzueinerwichtigenStützebeiderBewältigungvonpsychischbelastendenSituationenimAlltagältererMenschenwer-den.EineindirekteUnterstützungerfahrenältereMenschen,wennsichAngehörige,PflegendeundEinrichtungenderAltenhilfeaufderSuchenachHilfeandenBerlinerKrisen-dienstwenden.HierfindensieEntlastungundUnterstützungbeiderVermittlungvonHilfsangeboten.
Bemerkenswert sind die Erkenntnisse über die geringe Inanspruchnahme des Berliner Krisendienst vor dem Hintergrund der höheren Suizidgefährdung älterer Menschen. Der Anteil
der über 60-Jährigen an der Berliner Gesamt-bevölkerung betrug 2007 23,9%. Dem gegen-über stehen die überproportional hohen Suizidzahlen älterer Menschen: 2007 wurden mit 37,4% mehr als ein Drittel aller Suizide in Berlin von über 60-Jährigen begangen.
Suizidprävention ist auch für ältere Menschen möglich
AlterssuizidistkeinisoliertesProblem.SuizidpräventionbeialtenMenschenistvielmehranzusiedelnimDiskursüberLebenskrisen,Lebensbilanzierungundwürde-vollesSterben.DieGestaltungvonhumanenundaltersgerechtenLebensbedingungen,einerwürdevollengeriatrisch-psychiatrischensowiePalliativversorgungisteinegesamtge-sellschaftlicheHerausforderung.Der„stillenAkzeptanz“vonsuizidalenHandlungenimAlter(„DiehabenihrLebendochgelebt ...“)kannnurmiteinerSensibilisierungderÖffentlichkeitentgegengewirktwerden.DerBerlinerKrisendienstwirdinsei-nerÖffentlichkeitsarbeithieraufweiter-hineingehenundsichfüreinedeutlicheWahrnehmungdesProblemseinsetzen.
In den letzten Jahren hat der Berliner Krisendienst vieles unternommen, um die Inanspruchnahme durch alte Menschen und die Zusammenarbeit mit den Einrichtungen der Altenhilfe zu intensivieren.
SowurdeninverschiedenenRegionenAltenpflegerInnenundMitarbeiterInnenvonEinrichtungenderAltenhilfe,inderHauskrankenpflegeTätigeundinteres-sierteOrganisationenzuVeranstaltungenzumThema“KrisenimAlter“eingeladen.
Krisen kennen kein Alter.Hilfen für alte Menschen, ihre Angehörigen und Pflegende.
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HierwurdefürdasThemaAlterssuizidsensibilisiertunddieambulanteUnter-stützungsmöglichkeitdurchdenBerlinerKrisendienstfürprofessionelleHelferInnenbekanntgemacht.EssinddarüberhinausengeKooperationenmitverschiedenengerontopsychiatrischenEinrichtungenundVerbündenentstanden.MitHausärztenundSozialdienstenwirdbereitsseitJahreneineengeZusammenarbeitpraktiziert.FürdieBesonderheitenderpsychosozi-alenBeratungalterMenschenwerdendieMitarbeiterInnendesBerlinerKrisendienstinFallbesprechungenundFortbildungensensibilisiert.IneinzelnenRegionenmiteinemhohenAnteilanälterenBürgernwur-denzusätzlichältereHonorarmitarbeitergewonnen,umältereMenschenbessererreichenundansprechenzukönnen.
Esscheintsichzubewahrheiten,dasseineerfolgreiche Ansprache älterer Menschen viele kleine Schritte und gute Kooperationenbenötigt.DieseHerausforderungwurdevomBerlinerKrisendiensterfolgreichangenommen.
„Der plötzliche Tod einer Kollegin am Arbeitsplatz hatte MitarbeiterInnen von Berlin Partner in eine sehr emotionale Situation versetzt. Bevor das Geschehene die Kollegen in eine Krise stürzen konnte, waren Sie vom Berliner Krisendienst für uns da ... haben unseren Kollegen sehr geholfen, das Geschehene richtig einordnen und verarbeiten zu können ... Wir empfehlen Sie und Ihre Einrichtung in jedem Falle weiter.“
Berlin Partner GmbH
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3. Juni 1998. DasICE-UnglückvonEschede.Über100ToteundSchwerverletzte.Langeher?
11. September 2001. DieAnschlägeaufdasWorldTradeCenter,NewYork.Über3.000Todesopfer.Weitweg?
26. Dezember 2004. EinTsunamifordertüber230.000OpferinachtasiatischenLändern.InDeutschlandundenkbar?
DieAuseinandersetzungmitdurchausrealenBedrohungenmachtAngstundwirddaherimAlltagmeistverdrängt.Dendamitbetrau-tenInstitutionenaberobliegtes,sichzumSchutzderGesellschaftintensivmitdiesenBedrohungenzubeschäftigenundpräven-tivMaßnahmenzuergreifen.AuchwennsieKatastrophennichtverhindernkönnen:UmdasAusmaßderSchädenundihrerFolgenfürdieGesellschaftsoweitwiemöglichzubegrenzen,müssensieinjederMinuteaufdasvermeintlichUndenkbarevorbereitetsein.
Katastrophen von besonderem Ausmaß und mit hohen Opferzahlen werden fachterminolo-gisch als Großschadensereignisse bezeichnet. Hinter dem sachlich-technokratischen Begriff verbergen sich im Ernstfall zahlreiche und viel-schichtige Krisensituationen und Schicksale.
Herausforderungen der Krisenintervention
Dasunmittelbare,physischeundpsychischeLeideinermöglicherweisehohenAnzahlvonOpfernvorOrtstelltimakutenNotfalldieerstegroßeHerausforderungfürdieKrisen-interventionendar.
Das Undenkbare denken. Grossschadensereignisse – mehr als eine theoretische Bedrohung.
InderFolgevonGroßschadensereignissenkönnennebendemLeidenankörperlichenVerletzungenmitlangenKlinikaufenthaltenbishinzurInvaliditätbeica.1/4derBetroffenenbehandlungsbedürftigepsychischeSymptomedurchdietraumatischenErlebnisseauftre-ten.AuchbeiAngehörigen,FreundenundHelfernkanneszuanhaltendenpsychischenFolgebelastungenkommen.
ZurfachlichenWeiterentwicklungderMit-arbeiterInnendesBerlinerKrisendienstsindindenletztenJahrenverstärktFortbildungenangebotenworden,diesichmitderKrisen-interventionunterdenBedingungenvonGroßschadenslagenbeschäftigten.2008habenallefestenMitarbeiterInneneinenLehrgangbeiderBerlinerFeuerwehrabsol-viert,umderenArbeitsweisekennenzuler-nen.ZweileitendeMitarbeiterdesBerlinerKrisendienstsindzudemalsFachberaterqualifiziertundMitgliederdeslandesweitenPoolszumEinsatzimKrisenstabderBerlinerFeuerwehr.ZweiMitarbeitersindaktivinderEinsatznachsorgederBerlinerFeuerwehrtätig.MitallenbeteiligtenHilfsorganisationenwirdeineRahmenvereinbarungmitdem
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LandBerlingetroffen,inderderBerlinerKrisendienstintegralerBestandteilist.ZielisteineengeVerzahnungdersogenanntenGefahrenabwehrmitderpsychosozialenNachsorge.
Beraterische Kompetenz und fundiertes Vernetzungswissen
ObNaturkatastropheoderGroßschädenimVerkehrswesen,obterroristischeAnschlägeoderandereNotfallsituationenbesonderenAusmaßes:Dankseinermultiprofessio-nellenKompetenzenundseinerfundier-tenNetzwerkverankerungistderBerlinerKrisendienstfesteingebundenindiekoordi-niertenNotfall-undEinsatzplanungenBerlins.ZureigenenVorbereitunghatderBerlinerKrisendiensteinKonzepterarbeitet,welchesaufdenmitPolizei,FeuerwehrundanderenHilfsorganisationenabgestimmtenPräventiv-PlanungensowieaufdemWissenauskontinu-ierlichenSchulungenundÜbungenbasiert.DieMitarbeiterInnendesBerlinerKrisen-diensthabenimErnstfallanallenStandorten
ZugriffaufdetailliertfestgelegteHandlungs-anweisungen,welchedieEinsatzabläufeunmissverständlichregeln.
Im Einsatzfall ist der Berliner Krisendienst mit der psychosozialen Unterstützung der Überlebenden, Hinterbliebenen und Zeugen betraut. Ihnen bietet er auch langfristig Unterstützung bei der Bewältigung des Erlebten und bietet gleitende Übergänge und qualifizierte Weiter vermittlungen in die spezi-fischen Versorgungs stränge.
GleichzeitiggibtesfürdieMitarbeiterInnendesBerlinerKrisendienstunterstützendeStressbewältigungs-KonzeptefürdieZeitnacheinemEinsatz.
BeimBerlinerKrisendienstexistierenOrganisationsstrukturen,welchedieMit-arbeiterInnenaufaußergewöhnlicheNotfällevorbereiten.InzwischenwerdenbereitsEinsatzkräfteandererHilfsorganisationenvomBerlinerKrisendienstaufGroßschadens-ereignissevorbereitetundgeschult.Wirerhof-fenunsdavonnahtloseÜbergängevonderAkutversorgungzurmittel-undlangfristigenNachsorge.Wirwünschenuns,dassBerlinvonKatastrophenverschontbleibt.SolltejedocheinGroßschadensfalleintreten,dannsinddieMitarbeiterInnendesBerlinerKrisendienstgemeinsammitihrenKooperationspartnerndaraufvorbereitet.
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Im Zuge der Enthospitalisierung zeigt sich seit den 1980er Jahren ein Prozess des stetigen Abbaus psychiatrischer Betten. Seinen vorläu-figen Abschluss fand dieser allmähliche Prozess in einem gezielten Enthospitalisierungs- und Psychiatrie-Entwicklungsprogramm des Landes Berlin (PEP), mit dem weitere ca. 2.500 Betten im stationär-psychiatrischen Langzeitbereich abgebaut werden konnten. In der Folge ent-standen in Berlin vielfältige und innovative Angebote der ambulanten psychosozialen und sozialpsychiatrischen Versorgung.
DiesesVersorgungsnetzwerkhatinzwischendiesogenanntePflichtversorgungfürehemali-gePsychiatriepatientInnenübernommen.MitdieserEntwicklungistderambulanteBereichzurtragendenSäulederVersorgungchronischpsychischkrankerMenschengeworden.
DerAufbaueinerflächendeckendengemein-depsychiatrischenKrisenversorgungkonntesicherstellen,dassehemaligePatientInnenderstationär-psychiatrischenVersorgungimKrisenfallrundumdieUhrundanjederStellederStadtentsprechenddengemeindepsychi-atrischenGrundsätzenwohnortnaheinenFachdiensterreichenkönnen.InzwischenhatsichderBerlinerKrisendienstfürdieseZielgrup-pezusammenmitdensozialpsychiatrischenDienstenderStadtzueinembedeutendenBau-steindieseraußerstationärenpsychiatrischenVersorgungentwickelt.Erhilft,erneuteKlinik-
aufnahmenzuvermeiden,sorgtimErnstfallaberauchfüreinequalifizierteKlinikaufnahme.
Als der Berliner Krisendienst seine Arbeit aufnahm, herrschte bei einigen KollegInnen der stationären psychiatrischen Versorgung die Auffassung, dass es wenig bis keine gemeinsa-men KlientInnen geben werde. Dieses Bild hat sich durch gemeinsame transparente Praxis und wissenschaftliche Auswertung grundle-gend gewandelt.
DieAuswertungderBasisdokumentationbelegtseitBestehendesBerlinerKrisendienst,dasseseinenichtunerheblicheSchnittmengeanKlientInnengibt.SchonderAbschlussberichtderwissenschaftlichenBegleitforschungimJahr2002warzuähnlichenErgebnissengekommen.
Heute wird von allen Akteuren der sozialpsychi-atrischen Versorgung anerkannt, dass KlientIn-nen in ihren „klinikfernen“ Zeiten den Berliner Krisendienst zur Stabilisierung zu nutzen wissen.
AuchinschwierigenLebensphasenkönnensiedurchdieambulanteKrisenbegleitungaußer-halbdes„SystemsKlinik“ihrLebenorganisierenundfühlensichinihrenAutonomiebestre-bungenunterstützt.KooperationenzwischendemBerlinerKrisendienstundderstationärenPsychiatrieermöglichenes,nachhaltigKreisläu-fezudurchbrechenundsogenannteDrehtürpa-tientInnenambulantzubegleiten.
Wozu Schnittstellenarbeit?Der Berliner Krisendienst innerhalb der Gemeindepsychiatrie.
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UmeinekompetenteUnterstützungvonMenscheninKrisensituationenanbietenzukönnen,bedarfesderIntegrationverschiedens-terAngebote,dennKrisenstellensichseltenalseindeutigabgrenzbaresProblemdar.DieengeZusammenarbeitdervorhandenenHilfseinrich-tungenindenRegionenistVoraussetzungfüreinenachhaltigeVernetzungundintegrierteVersorgung.DerBerlinerKrisendienstüber-nimmtmitseinemniedrigschwelligenAnge-botindenAbend-undNachtstundenundamWochenendeeinewichtigeBrückenfunktionandieserSchnittstelle.
ZersplitterungenvonZuständigkeitenimambu-lantenBereichsindjedochnochnichtvollstän-digaufgehoben.AuchdieinBerlinvorhandeneunterschiedlichepsychiatrisch-fachärztlicheundpsychotherapeutischeNiederlassungsdich-teindenjeweiligenStadtbezirkenverschärftdieVersorgungssituation.ChronischpsychischkrankeMenschenwählenbeischlechtabge-stimmterUnterstützungdenGanginsKran-kenhausund/oderdenWeginsHeim(Vock,Zaumseil,Zimmermann&Manderla,2007).DaswidersprichtdenGrundsätzenderGemeinde-psychiatrie,diedenLebensmittelpunktauch
vonchronischpsychischkrankenMenscheninderGemeinde,demStadtbezirkmitseinenviel-fältigenAngebotenundMöglichkeitensieht.
Der Berliner Krisendienst sieht sich hier in der Verantwortung, gemeinsam mit allen Akteuren der Gemeindepsychiatrie die Kommunikation und Zusammenarbeit weiter zu verbessern. Hierzu existieren im Berliner Krisendienst auf den Einzellfall abstimmbare Informations- und Übergabeverfahren.
MitseinenmultiprofessionellenTeams,denregionalvernetztarbeitendenMitarbeiterInnensowiedemärztlichenHintergrunddienstbesitztderBerlinerKrisendiensteingroßesPotenzial,umeineintegrierteVersorgungmitzugestalten,welchederOrientierunganPerson,BedarfundSituationfolgt.
„Gebündelte Kompetenz, gepflegte Netzwerkarbeit und lebendiges Qualitätsmanagement – ein Krisen-Dienst-Leister, wie er im Buche steht.“
Markus Kurrle, Therapeutischer Leiter, COMES e. V., Berlin-Lichtenberg
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Viele Einrichtungen und Anbieter des sozial-psychiatrischen Feldes schreiben heute Krisen-intervention in ihre Konzeptionen. Die Erfah-rungen der Praxis zeigen, dass sich dahinter Angebote von sehr unterschiedlicher Qualität befinden. Der Berliner Krisendienst hat sich die Aufgabe gestellt, seine Grundkonzeption und die Umsetzung in der täglichen Arbeit konti-nuierlich zu prüfen, weiterzuentwickeln und transparent zu gestalten.
DieQualitäteinerOrganisationlässtsichunterzweiAspektenfassen:unterdemAspektderEntdeckung(WasmachtunsereQualitätaus?)unddemAspektderamBedarforientiertenSteuerung(Wieentwickelnwirunsweiter?).MitdiesenFokussenwollenwirunsderFragenachderQualitätssicherungbeimBerlinerKri-sendienstnähern.
Was macht unsere Qualität aus?
InderGründungskonzeptionzurArbeitdesBer-linerKrisendienstwurde1999derVorrangdesambulantenAngebotesinderInterventionspra-xisderMitarbeiterInnenfestgeschrieben.DieSuchenachderambulantenAlternativeinderGemeindeistunsergrundlegendesKrisenkon-zept,diebegleitetestationäreEinweisungunserNotfallmittel.DieMöglichkeitvonFolgegesprä-chenstelltdieMethodederWahldar,umüberBeziehungskontinuitätzurStabilisierungdes/derHilfesuchendenbeizutragenbzw.derenEinbindungindasHilfesystemzubegleiten.
Der Berliner Krisendienst setzt auf Teamarbeit. Die gemeinsame Arbeit im multidisziplinären Team ist die fachliche Antwort auf die hohe Geschwindigkeit der in der Krisenintervention ablaufenden Prozesse und senkt die Fehlerquo-te. Die kollegiale Zusammenarbeit ist Reflexi-onsebene und bietet gleichzeitig eine weitere
Interventionsmöglichkeit. Sie verhindert das Versinken des Beraters im Strudel eines chaoti-schen Geschehens, als welches eine komplexe Krisenintervention manchmal erscheint.
InseinerKonzeptionlistetderBerlinerKrisen-dienstschwierigstesKlientelalsZielgruppezuerstauf.DieInklusionschwierigsterKlienten,dasRechtaufeineKriseundnichtdiealleinigeFestlegungaufdieDiagnoseisthandlungslei-tend.KrisensollendamitinihremMöglichkeits-potenzialausgeschöpftwerden.DerBerlinerKrisendienstbietetdafürAnonymitätalsniedri-geEingangsschwellesowieNetzwerkarbeitimHintergrund.
ImAustausch,inderDiskussion,impraktischengemeinsamenTun,auchimKonfliktentstehenneueIdeen.DieIdeenwerkstatt„BerlinerKrisen-dienst“verlangtvonallenBeteiligteneinhohesAbstimmungsverhalten.DiekonzeptionellverankertenBeiräteausregionalenFachleutenderVersorgungslandschaftsindeinwichtigerBodenkontaktindiesenProzessen.Ausgangs-punktdieserReflexiondurchAußenperspekti-venwardiedreijährigeBegleitforschungdurchdieFreieUniversitätBerlinunddieKatholischeHochschulefürSozialwesenBerlin.HierwurdensolcheEntdeckungsprozesseinitiiert.
VompsychiatrischenKrankenpflegerüberSozial-arbeiterInnenundPsychologInnenbishinzuPsychiaterInnen/NeurologInnensindverschie-densteBerufsgruppeninderMitarbeitvertreten.DieseBündelungvonProfessionalitätistnichthierarchischstrukturiert,gleichwohlaberauf-gabenorientierteinsetzbar.AufderBasisvonVernetzungswissen,fundiertenpsychopatholo-gischenundpsychotherapeutischenGrundkom-petenzenallerbeteiligtenBerufsgruppenermög-lichtdieseStrukturdieprofessionellabgesicherteGratwanderungzwischenKriseundNotfallunterdengenanntenQualitätsmerkmalen.
Qualität der Krisenintervention. Vom Lernen und Vergessen in Organisationen.
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Personalentwicklung und Wissens- management – die zwei Seiten der Qualitäts-entwicklung
UnsereInterventionsqualitätistzueinemho-henAnteilabhängigvondenberaterischenundpersönlichenKompetenzenderPersonen,dieamTelefon,inderBeratungsstelleoderimam-bulantenEinsatztätigsind.PersonelleKompe-tenzenunsererMitarbeiterInnenwerdeninderKonzeptionalsFlexibilität,Entscheidungsfreu-de,Risiko-undVerantwortungsbewusstseinbe-zeichnet.Diesegiltesinder(oftlangjährigen)Mitarbeitweiterzuentwickeln.
DiehandlungsleitendenFragenzurQualitäts-entwicklunginderKriseninterventionsind:WielernenMitarbeiterInnenanGrenzenhandlungs-fähigzubleiben?WielernensieachtsamenKontaktzuihrenKollegInnenzuhalten,umbeispielsweiseimmobilenEinsatzauchwirklichalleMöglichkeitennutzenzukönnen?
WielernenMitarbeiterInnenmitMenschenineinerkrisenhaftenAusnahmesituationinKon-taktzukommen–ohnedasZieleinerAktivie-rungausprofessionellerDistanzaufzugeben?Undnichtzuletzt:WielernenMitarbeiterInnenAchtsamkeitmitsichselbst?
DieTrägerdesBerlinerKrisendienststellensichdiesenFragenundhabensichdabei(auchausKompatibilitätsgründen)alsSteuerungsinstru-mentaufdieDINISO9001geeinigt.Qualitäts-zirkelwurdeneingerichtet.SiegingenaufdieSuchenachnutzbarenSteuerungsinstrumenteninderQualitätderKrisenintervention.
KontinuierlichregionalangeboteneSupervi-sionenbietenwichtigeReflexionszeitenund-räume.InüberregionalvonderFortbildungs-AGorganisiertenFortbildungenwerdendieberaterischenQualitätenunsererMitarbei-terInnengeschult.SpezifischeThemenwerdendarüberhinausregionalaufgegriffen.
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DiecomputergestützteBasisdokumentation(BaDo)istebenfallseinSteuerungsinstrumentundeinnachhaltigesErgebnisderdreijährigenBegleitforschung.DamithatderBerlinerKrisen-dienstnichtnureinquantitativesEvaluationsin-strument,sonderndieBaDoistalsqualitativesEntwicklungsinstrumentweiterausbaubar.DiesgeschiehtinderBaDo-AG.Seit2006überprü-fendieBaDo-BeauftragtenderRegionalteamsquartalsweiseineinemStichprobeverfahrendieEinhaltungdergemeinsamfestgelegtenAusfüllregeln(BaDo-Handbuch).EineweitereMöglichkeitvonQualitätsmanage-mentsystemenistes,aktivWissensmanage-mentinderOrganisationzubetreiben.AberwieentstehtsolchesWissen?DieAntwortisteinfach:imfachlichenAustausch.
DerBerlinerKrisendiensthatArbeitsgruppen,diesichaufverschiedeneSchwerpunktekonzentrierenundneueIdeenundInitiativenproduzieren;bereitsbenanntwurdendieFort-bildungs-AGunddieBaDo-AG.KoordinierendeFunktionallerArbeitsgruppenhatdieKoordi-natorenrunde.EineÖffentlichkeits-AGbetreibtaktivdieArchivierungvonVeröffentlichungenunddieBearbeitungvonjournalistischenAnfragen.EineMitarbeiter-AGisteineoffeneArbeitsgruppe,dienebenFallverläufenauch
AnfragenanandereArbeitsgruppeninitiiert.EineGB-Koordinatoren-RundebeschäftigtsichinsbesonderemitdemThema„Menschenmit(geistiger)Behinderung“.DieGbR-RundefälltunterderLeitungderüberregionalenKoordina-torinGrundsatzentscheidungenzurSteuerung.
EinesogroßeOrganisationwiederBerlinerKrisendienstmusssichimmerauchanEffek-tivitätsrichtlinienorientieren.DazudienenträgerinterneundexterneAuditsalsKontrollin-strument.
QualitätshandbücherregelnProzesseundkom-primierenvergessensanfälligeoraleStrukturen.DiepseudonymisierteDokumentationinderBaDoundeinerarbeitetesüberregionalesÜber-gabesystemgewährleistendievonderISO-NormgeforderteRückverfolgbarkeitundsindbeschriebenerBestandteildieserHandbücher.VerbindlicheBeschwerdeverfahren,diebeiüberregionalenGegebenheitenunterEinbezugderüberregionalenKoordinatorinablaufen,sindebenfallsdortgeregelt.
DerBerlinerKrisendiensthatindenletztenzehnJahreneineverlässlicheQualitätinderKriseninterventionentwickelt,dieaufderBasisderbenanntenStrukturenundMaximenoffenfürWeiterentwicklungist.
„Das Wichtigste am Berliner Krisendienst ist für mich, dass ich weiss, dass er immer da ist.“
Mareike B.
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HerausgeberGbRBerlinerKrisendienstKollwitzstraße94-96,10435Berlin
Konzept, Grafiken, GestaltungSkerka,FrankKommunikations-BeratungBerlin,Tel.030/69047321
TexteAsitaBehzadi,Dr.OlafNeumann,FrankSkerka
LektoratBerndGander,FriedrichKiesinger,Dr.OlafNeumann,GerdPauli,DieterScheytt,MichaelWitte
FotosSeite6,10/11,15,16/17:PhilipAuf([email protected])Seite4:fotolia/©MichaelFlippoSeite7:fotolia/©CmonSeite8:fotolia/©bilderboxSeite13:fotolia/©ThomasAumannSeite18/19:fotolia/©StephenCoburnSeite21:fotolia/©khz
Quellenwww.bmfsfj.deArbeitsgruppeAlteMenschenimNationalenSuizidpräventionsprogrammDeutschland(Hrsg.)(2005):WenndasAltwerdenzurLastwird.SuizidpräventionimAlter.
BeauftragtederBundesregierungfürdieBelangederAusländer(Hrsg.)(1994):EmpfehlungenzurinterkulturellenÖffnungsozialerDienste.Bonn.
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www.bbk.bund.deBundesamtfürBevölkerungsschutzundKatastrophenhilfe(Hrsg.)(2009):PsychosozialeNotfallversorgungQualitätsstandardsundLeitlinien(TeilI).
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Machleidt,Wielant(2002):Die12SonnenbergerLeitlinienzurpsychiatrisch-psychotherapeuti-schenVersorgungvonMigrantInneninDeutschland.In:DerNervenarzt73,1208-1209.
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Vock,Rubina;Zaumseil,Manfred;Zimmermann,Ralf-Bruno&Manderla,Sebastian(2007),MitderDiagnose„chronischpsychischkrank“insPflegeheim?EineUntersuchunginBerlin,Berlin:MabuseVerlag.
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