weiss 08 – februar 2014

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WEISS Magazin der Freien Liste Guter Rat gefragt. Die GemeinderätInnen der Freien Liste geben einen Einblick in ihre Arbeit. No. 08, Februar 2014 freieliste.li Balzers bietet Raum für Ideen Triesen setzt auf Kommerz Schaan will weniger Verkehr Vaduz stärkt sich als Zentrum Mauren verdichtet sich Schellenberg lebt symbiotisch

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Magazin der Freien Liste

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WEISSMagazin der Freien Liste

Guter Rat gefragt. Die GemeinderätInnen der Freien Liste geben einen Einblick in ihre Arbeit.

No. 08, Februar 2014

freieliste.li

Balzers bietet

Raum für Ideen

Triesen setztauf Kommerz

Schaan will weniger Verkehr

Vaduz stärktsich als Zentrum

Mauren

verdichtet sich

Schellenberg

lebt symbiotisch

2 – WEISS – Magazin der Freien Liste – 08/14

04 – Mit kleinen Schritten voran – In Balzers ist viel Arbeit nötig, um ökologischen An-liegen zum Durchbruch zu verhelfen. Aber es wird laut Christel Kaufmann ein fairer politischer Austausch gepflegt, der von der Suche nach Kompromissen geprägt ist.

07 – Einkaufszentrum versus Dorfplatz – Soll ein Einkaufzentrum in Triesen eine «Dorfmitte» sein, für das ein historisches Gebäude ab-gerissen wird? Monica Derungs-Scherzer sagt nein: Nicht der Kommerz, sondern die kulturelle Begegnung gehört ins Zentrum.

10 – Raum für Eigeninitiative – Der Vaduzer Gemeinderat René Hasler hat viel Herz-blut in das Kulturprojekt PAV gesteckt, das abgelehnt wurde. Die Ideen leben aber in Diskussionen um die Zentrumsentwicklung weiter.

13 – Von «Pfläschterlepolitik» zu konstruktivem Dialog – Freie Fahrt für freie Bürger ist laut Manuela Haldner-Schierscher in Schaan im-mer noch das Credo im Verkehr. Langsam wachse aber auch das Bewusstsein für die Konsequenzen.

16 – «Lokalpatriotismus ist fehl am Platz» – Ginge es nach dem Schellenberger Patrick Risch, würden die Unterländer Gemeinden viel stärker als bisher zusammenarbeiten. Diese Idee passt nicht allen.

20 – Intakte Landschaft als grösster Wert – Die BewohnerInnen Maurens schätzen die intakte Natur rund um ihr Dorf sehr; nun steht auf dem Prüfstand, ob sie bereit sind, diese durch ein innovatives Raumplanungs-modell zu schützen.

Impressum Herausgeberin Freie Liste, LiechtensteinRedaktion WEISS, Landstrasse 140, FL-9494 Schaan Redaktionsleitung Barbara Jehle, [email protected] Gestaltung Mathias Marxer, Gregor Schneider, Triesen Druck Gutenberg AG, SchaanSchrift Univers und New Baskerville Papier Bavaria, 90 g/m2, FSC Auflage 18’550 Ex.

EditorialInhalt

Text [email protected]

Sich in der Gemeindepolitik einbringen zu können, macht glück-lich, das sagt zumindest der Glücksökonom Bruno Frey. Etwas auf lokaler Ebene zu bewegen, sei die befriedigendste nebenamtliche Tätigkeit überhaupt, weil die bedeutungsvollen Resultate täglich wahrgenommen werden: eine Tempo 30 Zone im Dorf, gesicher-te Schulwege für Kinder, eine gelungene Renaturierung im Naher- holungsgebiet oder ein rege genutzter Treffpunkt im Dorf. Anders als in der Landespolitik gebe es in der Politik der Kommunen nur selten Ränkespiele, wegen denen PolitikerInnen sonst manch graues Haar wächst und die zur Einbusse von einigen Glückspunk-ten führen. Der sichtbare Erfolg, aber auch das Dampf-Ablassen-Können, wenn einen etwas frustriere; kurz, unmittelbar handeln zu können, verursache ein nachhaltiges Glücksgefühl. Die sechs Glückspilze, die für die Freie Liste in sechs Gemeinden Politik machen, bestätigen, dass der Gemeinderat nicht von der Partei-politik bestimmt ist und unabhängig von der Parteizugehörigkeit manch gute Idee umgesetzt wird. Oft geht dies nicht so schnell wie gewünscht, es darf nicht verschwiegen werden, dass es häufig Hartnäckigkeit und einen langen Atem braucht. Zwischendurch wird gar eine Herzensangelegenheit in den politischen Mühlen aufgerieben. Alle GemeinderätInnen können aber aus dem Steg-reif Erfolge in ihrer Mandatsperiode nennen, die im Winter 2011 begonnen hat. Es geht nicht nur ums Ziele Erreichen, auch der Austausch im Gemeinderat und das Zusammentreffen mit ver-schiedensten Menschen sei anregend, berichten die Gemeinde-rätinnen. In der Öffentlichkeit ist nur wenig darüber bekannt, welche Aufgaben in den Gemeinden gemeistert werden, sie stehen häufig im Schatten der Landespolitik. Diese Weiss-Ausgabe beleuchtet deshalb für einmal ausschliesslich, was in den Gemein-deräten und Gemeindekommissionen geleistet wird. Die Freie Liste hofft, damit Interesse an der Gemeinderatsarbeit zu wecken. Die Suche nach Kandidatinnen und Kandidaten beginnt, denn schon in gut einem Jahr gehen die nächsten Gemeindewahlen über die Bühne. Barbara Jehle

Das Glück der Unmittelbarkeit

WEISS – Magazin der Freien Liste – 08/14 – 3

Einleitung

In den Gemeinden ist eine anpackende Politik gefragt

Text Pepo Frick, [email protected]

Wenn wir eine offene Kurzumfrage zu ak-tuellen politischen Themen und Personen in Liechtenstein machen würden, wäre das Wissen über Gemeinden wohl gegenüber der Landespolitik weit im Hintertreffen. Die Gemeinderatsarbeit fristet in der Öf-fentlichkeit ein Schattendasein, was durch-aus auch Vorteile bietet. Sie spielt sich eher im Hintergrund ab, ist wohl meistens sachlicher und konkreter und selten par-teipolitisch gefärbt.

Differenzen bei der VerkehrsplanungIm Jahr 1991 wurden Norbert Brunhart in Balzers und ich in Schaan als erste Freie Liste Kandidaten in die Gemeinderäte ge-wählt. Mit einem Schmunzeln erinnere ich mich an mein Herzklopfen in den ersten Sitzungen, obwohl ich von der traditionel-len schwarz-roten Gruppe wohlwollend-skeptisch begrüsst wurde. Seitenhiebe in Richtung Freie Liste blieben zwar nicht aus, der Gemeinderat hat aber die anste-henden Herausforderungen parteiüber-greifend angepackt und auch gemeinsam zukunftsträchtige Themen angedacht. Grundsätzliche Differenzen blieben beste-hen, wenn es sich um Verkehr, Ökologie und Soziales handelte. Beispielsweise pro-pagierten und planten die beiden Gross-parteien zum Frust der Freien Liste bereits damals eine Umfahrungsstrasse rund um Schaan.

Derya Kesci und ich vom Präsidium der Freien Liste sind heute regelmässig in Kontakt mit den GemeinderätInnen der Freien Liste. Diese sind mit interessanten und vielfältigen Herausforderungen auf

ist eine Aufgabe, welche die Gemeinden in nächster Zukunft beschäftigen wird. Hier-bei sind alle in der Gemeinde gefordert, es darf aber auch immer wieder betont werden, dass finanzschwache Personen so weit wie möglich von sozial unverträgli-chen Sparmassnahmen verschont werden sollten.

Wie schon erwähnt, ist Gemeinde- arbeit nach aussen wenig sichtbar. Vorstös-se der einzelnen Parteien bleiben häufig unbemerkt. Exemplarisch möchte ich den Solarstrom-Genossenschafts-Vorstoss der Freien Liste erwähnen, welcher in allen Gemeinden, in denen wir Einsitz haben, eingebracht wurde und welcher in Mau-ren mit der Sunnastrom-Aktie erfolgreich umgesetzt worden ist. Ein weiteres Thema ist die hängige Trennung von Kirche und Staat, welche auch innerhalb der Freien Liste intensiv diskutiert worden ist: Wir ste-hen dem geplanten Konkordat skeptisch gegenüber.

GemeinderätIn – ein TeilzeitjobBei den regelmässigen Treffen des Prä-sidiums mit den Freie Liste Gemein-derätInnen wird die Basisarbeit in den Gemeinden als anregend und wissenser-weiternd beschrieben. Ich habe schon bei verschiedenen Gelegenheiten betont, dass Gemeinderatsarbeit herausfordernde Er-wachsenenbildung im Rahmen einer Teil-zeitanstellung bedeutet.

Politisches Engagement auf Gemein-deebene bedeutet eine gewinnbringende persönliche Investition.

Gemeindeebene konfrontiert. Es stellen sich strategische Fragen: Wie und wohin soll sich eine Gemeinde entwickeln, wie kann die Attraktivität gesteigert werden, wie können die Zentren mehr belebt wer-den, wie kann der grösstenteils hausge-machte Verkehr sinnvoll gelenkt werden und vieles mehr. Im Vordergrund stehen aber viele praktische Themen: Es geht um Offerten und Baubewilligungen, um Infra-strukturbauten und – heute noch wichti-ger als damals – um Infrastrukturerhaltung auf Gemeindebene, um alltägliche Frage-stellungen von Gemeinde-BewohnerInnen und nicht zuletzt um eine Beurteilung und Verabschiedung der Kommissionsarbei-ten. Zu praktischen Themen wie Verkehrs-planung, Umweltschutz, Müllentsorgung, Jugendarbeit etc. wird durch Gemeinde-rätInnen zusammen mit den Kommissi-onsmitgliedern und den Gemeindeange-stellten hochwertige Arbeit geleistet, damit sich ein Dorf entwickelt. Da die Freie Liste in den einzelnen Gemeinden nur jeweils mit einer Person vertreten ist, können sich unsere GemeinderätInnen nicht über ei-nen Mangel an interessanten Aktivitäten an der Front beklagen. Sie arbeiten sich allein in Dossiers ein und sitzen in vielen Kommissionen. Die Mitarbeit der Freien Liste wird anerkannt und geschätzt, denn der Einsatz für unsere Grundwerte SOZI-AL-DEMOKRATISCH-ÖKOLOGISCH hat kein Ablaufdatum und ist mehr denn je notwendig.

Ein noch effizienterer Umgang mit Fi-nanzen, gerade auch durch Synergien mit anderen Gemeinden oder auch dem Staat,

In einem Gemeinderat sind die politischen Gräben viel weniger gross, als viele vermuten. Es müssen viele praktische Entscheidungen getrof-fen werden. Gemeindepolitik ist wohl gerade deshalb attraktiv, weil sich damit die Parteien nicht so stark profilieren wie auf Landesebene.

4 – WEISS – Magazin der Freien Liste – 08/14

Balzers

Mit kleinen Schritten voranText und Bild Richard Brunhart, [email protected]

In der Gemeinde Balzers ist derzeit auf der politischen Ebene einiges im Gange. Drei grosse Themen, die auch die ande-ren Gemeinden Liechtensteins beschäfti-gen, werden im Balzner Gemeinderat und in Kommissionen intensiv diskutiert. Als Vorsitzende des Kirchenrats und Mitglied des Stiftungsrats der Pfarreistiftung hat die FL-Gemeinderätin Christel Kaufmann be-sonders mit der Trennung von Kirche und Staat viel zu tun. Mehr als zehn Sitzungen in unterschiedlicher Zusammensetzung, die jeweils einiges an Vorbereitung bean-spruchen, hätten im vergangenen Jahr für die komplexe Materie aufgewendet wer-den müssen. Auch mit dem Thema offene Jugendarbeit Liechtenstein habe sich die Gemeinderätin vermehrt befasst. Zudem sei Sparen ein Überthema, das aufgrund der finanziellen Entwicklung in allen Ge-meinden die Entscheidungsfindung prägt. Bei allen Themen sei es fast nie Spektakulä-res, wodurch ein einzelnes Gemeinderats-mitglied Aufsehen erregt, sondern – ganz einfach – jede geäusserte Meinung fliesse in jede Entscheidung ein.

Gemeinde weiterentwickelnNeben diesen äusseren Einflüssen bringt auch die Weiterentwicklung verschiedener Institutionen in der Gemeinde einiges an Arbeit mit sich. Derzeit im Fokus stehe der angestrebte Zusammenschluss von Fami-lienhilfe und Altersheim, um räumliche und personelle Synergien besser nutzen zu können. Mit aktuellen Entwicklungen ist die Gemeinderatsarbeit aber selbstver-ständlich noch nicht erschöpft. Auch die tagtäglichen Geschäfte in Balzers müssen erledigt werden. Bedeutend seien bei-

spielsweise immer wieder Entscheidungen im Personalbereich. «Da ist es oft nicht leicht, allen Mitarbeitern gerecht zu wer-den und zu gewährleisten, dass die Ge-meindeverwaltung optimal funktionieren kann. Ich bin froh – und ich denke auch die anderen Gemeinderäte sind es –, dass wir bei Neuanstellungen ein klares System haben», sagt Kaufmann. Bewerbungen wer- den nach Qualifikationen geordnet, um verschiedene externe Einflüsse – insbeson-dere politische oder verwandtschaftliche – zu minimieren. Das Bauchgefühl hat bei Anstellungen kaum mehr Platz. Sich auf weniger harte Kriterien zu konzentrieren und beispielsweise auch persönliche Erfah-rungen mit den KandidatInnen zu berück-sichtigen, wäre sehr problematisch. «In einem Dorf hat der eine oder andere Ge-meinderat fast mit jedem Bewerber schon persönliche Erfahrungen gemacht – positi-ve oder negative», sagt die Balznerin.

Offene DiskussionGerne würde die FL-Gemeinderätin Per-sonalentscheidungen des Gemeinderats nach aussen vertreten. Doch aufgrund des Datenschutzes ist es nicht möglich, die Gründe für einen Entscheid offenzulegen. Auch bei anderen Themen erschwert die Vertraulichkeit Christel Kaufmann die Ar-beit. Denn der Gedankenaustausch mit Vertrauten ausserhalb des Gemeinderats ist damit nicht möglich. Das bedeute aber nicht, dass es nicht möglich sei, mit den Gemeinderätinnen und Gemeinderäten der anderen Parteien offen zu diskutieren. «Das muss man als Vertreterin der Freien Liste unbedingt können», ist Kaufmann überzeugt.

Im Balzner Anlagereglement wird nicht nur die finanzielle Rendite berücksichtigt. Es gibt auch Platz für ökologische Anliegen und Anlagen. Die Handschrift der FL-Gemeinderätin Christel Kaufmann ist zudem in verschiedenen anderen Bereichen zu spüren – und Be-reiche, die in einer Gemeinde zu regeln sind, gibt es viele.

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6 – WEISS – Magazin der Freien Liste – 08/14

Zusammenarbeit über ParteigrenzenDie Zusammenarbeit funktioniere gut über die Parteigrenzen hinweg. Sie fühle sich nicht so sehr als «Einzelkämpferin» für die Freie Liste im Gemeinderat. Es herr-sche gegenseitiger Respekt und ihr wür-den viel Redezeit und Möglichkeiten zur Mitarbeit eingeräumt. «Ich könnte in allen Arbeitsgruppen Einsitz nehmen, damit alle Parteien vertreten sind», sagt Kaufmann. Insbesondere in der FOP (Kommission für Finanzen, Personal und Organisation) sei die Mitarbeit aller Parteien erwünscht. Als alleinige Vertreterin einer Partei blei-be aber nicht genügend Zeit, um in allen Arbeitsgruppen dabei zu sein, auch wenn die Gemeinderatsarbeit entschädigt wird und als Teilzeitarbeit angesehen werden kann oder sogar muss. «So verzichte ich immer wieder aus Zeitgründen auf den Einsitz in Arbeitsgruppen des Gemeinde-rates, wo ich eigentlich gerne dabei wäre, wie zum Beispiel ‹Balzers Mitte›, oder ‹Re-glement zur Vereinsförderung›», führt sie weiter aus. Auf der anderen Seite würden die Gemeinderätinnen und Gemeinderäte der anderen Parteien sie manchmal etwas beneiden, weil sie sich Fraktionssitzun-gen sparen könne, erklärt Kaufmann und schmunzelt.

Mutige Entscheidungen gefordertSo etwas wie LobbyistInnen gebe es auch im Gemeinderat. Diese würden jedoch we-niger Parteiinteressen verfolgen, sondern sich beispielsweise für bestimmte Vereine verstärkt einsetzen. Das sei wohl mit ein

Grund, weshalb verschiedene Entschei-dungen nicht wie erwartet ausfallen. Sie habe manchmal das Gefühl, eine Mehr-heit überzeugt zu haben, entschieden wer-de dann aber doch anders. Beispielsweise habe sich der Gemeinderat erst gegen den Bau einer Tribüne beim Sportplatz ausge-sprochen, dann aber doch finanzielle Un-terstützung zugesagt, unter anderem weil der Fussballclub seine Eigenleistung er-höht hat. Mit solchen Kompromissen habe sich bestätigt, dass es in der Politik weniger um die Umsetzung von Visionen als um die Suche nach Kompromissen geht, wie sie in einem Politiklehrgang gelernt habe, den sie als Vorbereitung für ihre Gemeinderats-kandidatur besucht habe. Doch manchmal wäre es besser, nur eine Idee umzusetzen anstatt zwei halbe. «Oft fehlt aber der Mut dazu», sagt Kaufmann.

Akzente setzenDurch die Gemeinderatsarbeit habe sie ei-nen tiefen Einblick darin erhalten, was alles notwendig ist, damit eine Gemeinde funkti-oniert, wie viele Entscheidungen tagtäglich gefällt werden müssen. Diesen Einblick schätze sie sehr, erklärt die FL-Gemeinde-rätin. Und auch das Klima im Gemeinderat sei gut. Resultate hätte sie sich zwar mehr erhofft. «Aber es macht auch Freude, wenn man etwas Kleines erreicht hat», sagt Kauf-mann. So ist ihre Handschrift unter an-derem beim Kulturförderungsreglement sichtbar, worin Vereine dazu angehalten werden, sich über ökologisches Handeln wie die Verwendung von Mehrwegbechern

oder über Shuttlebusse Gedanken zu ma-chen. Ein anderes Beispiel ist, dass auf der Homepage der Gemeinde Balzers seit drei Jahren monatlich ein Umwelttipp zu lesen ist. «Weisse» Ideen werden akzeptiert und finden in verschiedene Politikbereiche Eingang. Das Gewicht, das sie nach Ansicht von Christel Kaufmann verdienen würden, wird ihnen aber zumindest bisher beige-messen.

Balzers

«Es geht weniger um die Umsetzung von Visionen als um Kompromisse.»

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Triesen

Einkaufszentrum versus Dorfplatz

Text und Bild Barbara Jehle, [email protected]

Was macht ein Dorf aus? Welchen Charak-ter soll es erhalten respektive bekommen? Diese Fragen stellen sich in jedem Gemein-derat – in Triesen momentan ganz beson-ders. Im Idealfall gibt es Einigkeit darüber, wohin sich ein Dorf entwickeln soll und die zu treffenden Infrastrukturentscheidun-gen werden von diesem Konzept abgeleitet: In Triesen wurde in den letzten Monaten über die für das Dorfleben prägende Frage diskutiert, wie das Dorfzentrum gestaltet werden soll. Der Gemeinderat gab grünes Licht für eine von Privaten initiierte Über-bauung. Das Restaurant Sonne soll wegen den Plänen für ein grosses Einkaufszen-trum abgerissen werden. Das Projekt wird von den GegnerInnen als «riesiger Klotz» wahrgenommen, der mit seinen Dimensio-nen nicht ins Triesner Dorfzentrum passt. Es stösst auch bei der FL-Gemeindrätin Mo-nica Derungs-Scherzer auf wenig Wohlwol-len: «Rein ideologisch ist interessant, dass

‹Dorfmitte› ein Einkaufszentrum werden soll. Die Botschaft dahinter: Es lebe der Kommerz!» Von einer Kultureinrichtung, in der sich die Menschen begegnen, sei keine Rede, sondern nur von Geschäften: «Dass die Sonne abgerissen werden muss, ist für mich nicht das zentrale Argument gegen das Projekt.» Das Gebäude sei oh-nehin nicht mehr im Originalzustand, da es schon abgebrannt und wiederaufgebaut worden sei; und es habe wechselnde Päch-ter gehabt.

Der Wettbewerbssieger wird übergangenFür Monica Derungs-Scherzer ist es aber nicht nachvollziehbar, warum das Gewin-nerprojekt eines von der Gemeinde aus-geschriebenen Wettbewerbs «Dorfmitte» nun nicht zum Zug kommen soll. Das Siegerprojekt war ein Entwurf der Archi-tekten «Mayer und Hüssi», das einen Dorf-platz mit mehreren kleinen Baukörpern

umfasste. Die Überbauung hätte sich har-monisch in die Umgebung eingefügt und der Dorfplatz hätte für verschiedene Ak-tivitäten genutzt werden können. Monica Derungs-Scherzer wundert sich über ihre KollegInnen im Gemeinderat, die «ohne grossen Widerstand» einem neuen Projekt den Vorzug gaben. Dessen Notwendigkeit wurde von den angehenden Bauherren damit begründet, dass im Neubau ein Le-bensmittelgeschäft eingerichtet werde – und Triesen ohne das Projekt ganz ohne Nahversorgung dastehen würde. Die Flä-che für den Lebensmittelbereich wäre aber ungefähr gleich gross wie die im jetzigen «Sunnamarkt». Zusätzlich sind noch ande-re Geschäfte und ein Restaurant geplant. Insgesamt sind beim Neubau laut der FL-Gemeinderätin 200 Parkplätze vorgese-hen: «Dies sicher auch mit dem Hinterge-danken, das Geschäft auch am Sonntag zu öffnen, was am Wochenende Mehrverkehr generiert.» Gegen einen neuen Lebens-mittelladen sei niemand, aber für eine Nahversorgung brauche es nicht solch ein grosses Bauvolumen und so viele Park-plätze. Wer die Ladenflächen im zweiten Stock des Gebäudes mieten soll, sei noch offen. Die Triesner Gemeinderätin vermu-tet aber, dass es eher internationale Ketten sein werden und weniger kleine Liechten-steiner Geschäfte.

Eine indirekte VerkehrsförderungSie findet es bedauerlich, dass sich der Gemeinderat den Plänen der privaten Bauherren untergeordnet hat, anstatt dass

Es lebe der Kommerz, oder es lebe die kulturelle Begegnung? Wenn der Triesner Gemeinderat über eine «Dorfmitte» entscheidet, muss er sich Diskussionen über den gewünschten Charakter der Gemeinde stellen und sich im Klaren sein, wie solche Entscheide die Verkehrs-situation beeinflussen.

«Dass die Sonne abgeris-sen wird, ist nicht das zentrale Gegenargument.»

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Triesen

er sich mehr am Siegerprojekt des Wett-bewerbs und somit den Bedürfnissen des Dorfes und der Verkehrsplanung orien-tiert hat. Das Ziel der Planung sei, den Verkehr im Dorf, speziell im Zentrum, zu reduzieren: Welche Wege zu diesem Ziel führen, darüber sind die Triesner geteilter Meinung. Einige BewohnerInnen glauben, dass eine Umfahrungsstrasse die Verkehrs-situation nachhaltig verbessern könnte.

Für Monica Derungs-Scherzer ist die geplante Strasse durch das Naherholungs-gebiet eine «aus verschiedenen Gründen furchtbare Variante».

Sie ist überzeugt, dass eine Umfah-rungstrasse zwischen dem McDonalds und dem Aukreisel, die für Stauredukti-on sorgen soll, kontraproduktiv ist. Eine flüssigere Fahrt zu Stosszeiten führe zu Mehrverkehr, der anderswo wieder Stau verursache. Ausserdem müssten «Unsum-men» aus dem Gemeindebudget investiert werden – und dies für ein Projekt, das sich nicht mit dem Gesamt-Konzept der Ge-meinde decke. Noch ist keine definitive Entscheidung gefallen: Klar ist für die FL-Gemeinderätin, dass sie versucht, «lästig zu sein» und immer wieder auf die negativen Konsequenzen des Projekts hinweisen will.

Alibiübung UmweltstudieEine strategische Umweltverträglichkeits-prüfung (SUP) der Umfahrungsstrasse wurde durchgeführt, aber nicht im von Umweltverbänden geforderten Umfang. Die Regierung geht noch einmal über die Bücher. Im Infrastrukturbericht 2014 ist nachzulesen, dass die Auswirkungen der möglichen neuen Strassenverbindung auf das bestehende, bereits stark belastete Netz im Bereich der Zollstrasse Vaduz und der Rheinbrücke Vaduz-Sevelen nochmals ver-tieft überprüft werden müssen. Und weiter: «Nach Vorliegen dieser Ergebnisse wird die Regierung die Beschlüsse zum weite-ren Vorgehen fällen.» Die Liechtensteini-sche Gesellschaft für Umweltschutz (LGU) argumentiert in einer Stellungnahme zur SUP klar gegen jede Strassenbaulösung, sie hofft, dass die Regierung die Argumente zur Bewertung als richtig anerkennt (siehe Box). Monica Derungs-Scherzer und die LGU sind einer Meinung: Zuerst muss eine Nullvariante überprüft werden, sonst ist die Umweltverträglichkeitsprüfung nichtig.

Einzelmassnahmen dem Konzept anpassenEs muss gemäss der FL-Gemeinderätin auch beobachtet werden, wie sich das ge-plante «Tempo 30» auf die Verkehrssi-tuation in Triesen auswirken würde. Die Triesner «Kommission für öffentliche Si-cherheit» hat einen entsprechenden Vor-schlag im Gemeinderat eingebracht. Das Thema wird daher intensiv diskutiert, was sie sehr freut: «Tempo 30» wäre laut der Triesnerin nicht nur ein grosser Schritt für mehr Sicherheit im Verkehr sondern auch für die Reduktion der Umweltbelastung des motorisierten Individualverkehrs. Be-rechnungen zeigten, dass die Maximalzeit, die jemand auf dem Arbeitsweg auf einer «Tempo 30 Zone» verbringen muss, zwei Minuten sei. Das sei für alle zumutbar, ar-gumentiert Derungs-Scherzer. Sie plädiert für durchgehend «Tempo 30» auf Triesner Strassen: «So entsteht kein Schilderwald und die Kinder wären auf allen Schulweg-strassen gleichermassen sicherer als bis-her.»

Es gab und gibt für Monica Derungs-Scherzer einige Herausforderungen. Die-se in einen Gesamtzusammenhang zum Wohl des Dorfes und seiner EinwohnerIn-nen zu stellen und die Vor- und Nachteile von Grossprojekten objektiv abzuschätzen, sieht sie als ihre Hauptaufgabe an.

als «Alibiübung». Es käme zwar im Bereich Landstrasse und Zollstrasse zu einer Reduktionen des Verkehrs, trotzdem bliebe das Verkehrsaufkom-men derart hoch, dass keinesfalls von einer sehr starken positiven Aus-wirkung ausgegangen werden könne. Im Gegenzug nehme das Verkehrs-aufkommen auf der Rheinbrücke zu und es entstehe eine neue Strasse mit fast dreimal so viel Verkehr wie bisher auf dem Rheindamm. Die Lärm- und Luftbelastung sowie der Energieverbrauch werde zunehmen, die Verkehrssicherheit entsprechend abnehmen.

Verbindungsstrasse Triesen-Vaduz

Im Jahr 2011 wurde von der FBP im Landtag ein «Industriezubringer Triesen» gefordert. Daraus entstan-den ist auch die Forderung einer Verbindungstrasse am Fuss des Rheindamms zwischen Triesen und Vaduz, die bis zum Aukreisel reicht. 2012 wurde für die Umfahrungsst-rasse eine Umweltverträglichkeits-prüfung durchgeführt, die unter anderem von der LGU stark kritisiert worden ist. Bereits in der Stellung-nahme zum Untersuchungsrahmen hat die LGU die fehlende Ergebnis-offenheit des Verfahrens bemängelt, sie bezeichnet die Untersuchung

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Vaduz

Raum für EigeninitiativeText und Bild Richard Brunhart, [email protected]

Der Vaduzer FL-Gemeinderat René Hasler und zwei Gemeinderatskolleginnen, Rena-te Feger (VU) und Cornelia Meier-Spörry (FBP), haben sich intensiv dafür einge-setzt, dass die Gebäude der PAV Präzisions-Apparatebau Vaduz AG an der Schaaner-strasse erhalten bleiben. Aus der PAV sollte ein Kulturzentrum werden, das einer Rei-he von Institutionen und Vereinen Raum bietet. Die Sanierungskosten waren dem Gemeinderat aber zu hoch und er hat sich dafür ausgesprochen, das Industriegebäu-de rückzubauen.

Die durch das Projekt angestossene Diskussion ist mit diesem Entscheid jedoch nicht beendet worden und die entwickel-ten Ideen sind nicht vom Tisch. Schon währenddem das PAV-Projekt noch in Planung war, wurde verschiedentlich die Meinung vertreten, Räume für kulturel-le Veranstaltungen würden eigentlich ins Dorfzentrum gehören. Auch für René Has-ler sollte das Dorfzentrum Treffpunkt sein – besonders jenes von Vaduz als Hauptort des Landes. Für die Neugestaltung des Rat-hausplatzes und der Umgebung dienen die geleisteten Projektarbeiten nun als wichtiger Input, um den Raum möglichst sinnvoll zu nutzen.

Multifunktionalität gefordertAn ein solches Projekt, das nach den Vor-gaben insbesondere einen vergrösserten Platz mit teilweiser Überdachung beinhal-tet, tragen Menschen mit sehr unterschied-lichen Bedürfnissen und Vorstellungen Anliegen heran. «Es ist aber gar nicht mög-lich, allen Ansprüchen gerecht zu werden», sagt René Hasler. Der Platz sollte jedoch wie in der Vergangenheit einem möglichst breiten Feld an Aktivitäten Raum bieten –

von der WM-Meile über Schlittschuhlaufen bis zu Konzerten. Deshalb ist für ihn Mul-tifunktionalität ein zentrales Kriterium, das die öffentlich bereitgestellte Infrastruktur erfüllen muss. Kompromisse müssten auch für diese Flexibilität eingegangen werden. Denn beispielsweise könne ein Platz, der für Veranstaltungen wie das Filmfest oder ein Volleyballturnier genutzt werden soll, nicht mit Bäumen bepflanzt werden. Platz-gestalterische Elemente müssten mobil sein, was weniger attraktiv sein könne. Ein durchgestylter Platz wie der Peter Kaiser Platz ist aber sowieso nicht im Sinne des FL-Gemeinderats. Auch bezüglich der Ge-staltung eines Gebäudes bestehen in der Bevölkerung unterschiedliche Vorstellun-gen. «Man kann bezüglich der Architektur geteilter Meinung sein – jetzt sind wir aber nun mal bei quadratisch, praktisch, gut», erklärt René Hasler. Mit diesem Baustil an-gefangen habe nicht die Gemeinde. Private Bauherren hätten mit ihren Gebäuden das Städtle geprägt und würden damit vorge-ben, welche Gebäude ins Zentrum passen.

Projekte mit Herzblut fördernIm Zuge der Konzeptarbeit zum PAV-Pro-jekt hat René Hasler mit einer Reihe von Kulturinstitutionen, Vereinen, Kulturträ-gern und Privatpersonen gesprochen. Um ein Neubauprojekt möglichst breit abzustützen, hat sich Hasler als Mitglied der Arbeitsgruppe Zentrumsgestaltung zudem dafür eingesetzt, dass eine weite-re Bürgerbeteiligung durchgeführt wird. Da der private Investor abgesprungen ist, würden sich neue Möglichkeiten ergeben.Der 53-Jährige hat schon einige Vorstellun-gen. Für ihn ist klar, dass es nicht zentrale Aufgabe der Gemeinde ist, Raum für den

Das Projekt «PAV – Raum für Kultur» ist gescheitert. Die in die Ent-wicklung gesteckte Arbeit war aber nicht vergebens, denn sie hat eine Diskussion angestossen und Teile des Konzepts könnten nun im Vaduzer Städtle verwirklicht werden.

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Stand Projekt Zentrumsgestaltung

Das Projekt wird in nächster Zeit zur Abstimmungsreife gebracht. Zur Abstimmung gelangen sollen zwei Projekte: Ein Projekt mit einer neuen Platzgestaltung, Tiefgarage und Markthalle mit einem Kopfbau auf Städtleniveau, in dem ein Theater, ein Kino und ein Café Platz finden könnten. Das zweite Projekt umfasst ein zusätzliches Gebäude auf dem jetzigen Busparkplatz, dessen Räume unterschiedlich genutzt werden könnten. Vor der Abstimmung wird das Projekt und die Entwicklung von Vaduz, die Zukunft vom Busparkplatz, Marktplatzgarage usw., ausführlich vorgestellt werden.

Vaduz

Detailhandel bereitzustellen. Zwar sei der Tourismus ein Faktor, der berücksichtigt werden sollte, und im Erdgeschoss der Zentrumsüberbauung könne es sinnvoll sein, Geschäfte unterzubringen. Eine ge-wisse Mischung verschiedener Angebote sei sogar wichtig. Eigentliche Aufgabe der Gemeinde sei aber, Raum für Eigeninitiati-ven bereitzustellen. Hasler betont, dass das nicht bedeute, die Gemeinde sollte selbst als Veranstalterin auftreten oder Externe mit der Durchführung von Veranstaltun-gen betreuen. Da die Gefahr bestehe, dass es «aufgesetzte Aktionen» werden, sollte sich die Gemeinde vielmehr als Veranstal-terin zurückhalten, dafür aber private Ini-tiativen unterstützen – am besten mit einer bei der Gemeinde angestellten Person mit organisatorischen Fähigkeiten, die Ver-anstalterInnen zur Seite stehe. «Wenn je-mand selbst etwas auf die Beine stellen will,

ist ihm das eine Herzensangelegenheit», sagt Hasler. Eigentlich sollte die Gemein-de sogar froh sein, wenn Menschen mit unterschiedlichen Interessen die Initiati-ve ergreifen und die nötige Arbeit leisten. Dazu sollte die Gemeinde Raum zur Verfü-gung stellen, den nicht nur Vereine, son-dern auch Einzelpersonen und Gruppen zu günstigen Konditionen nutzen können.

Überzeugungsarbeit leistenFür René Hasler ist es eine Herzensangele-genheit, dass in einem Gebäude neben dem Rathausplatz Räume zur Verfügung gestellt werden, die allen LiechtensteinerInnen offen stehen. Dazu wird noch einiges an Lobbyarbeit notwenig sein. Um seine Sicht zu deponieren sei es zwar häufig nötig, die Argumente mehr als einmal vorzubringen. Doch es sei für ihn nachvollziehbar, dass es nicht leicht sei, sich sofort ein Bild zu ma-

chen. Neue Ideen müssten sich erst einmal setzen. Deshalb sei er besonders in dieser Angelegenheit relativ hartnäckig.

«Politische Arbeit heisst, Aspekte und Ideen in die Diskussion einzubringen», er-klärt Hasler. Unmittelbaren Erfolg kann man zwar nicht unbedingt erwarten. Ver-gebens muss aber auch das «Scheitern» nicht sein: «Wenn man selber aktiv ist, seine Ideen einbringt, hat man auch Einfluss-möglichkeiten. Wenn man mitdiskutiert, erzielt man auch Wirkung», ist der FL- Gemeinderat überzeugt.

«Es ist Aufgabe der Ge-meinde, Raum für Eigenini-tiativen bereitzustellen.»

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Schaan

Von «Pfläschterlepolitik» zu konstruktivem Dialog

Text und Bild Richard Brunhart, [email protected]

Seit einigen Jahren sind auf Schaans Stras-sen an neuralgischen Punkten Schüler-lotsInnen postiert, die für einen sicheren Schulweg sorgen. Es ist ein Ausbruch aus einem Teufelskreis: Durch das steigende Verkehrsaufkommen sind FussgängerIn-nen stärker gefährdet, vor allem Kinder. Es ist nachvollziehbar, dass Eltern unter diesen Voraussetzungen ihre Kinder lieber mit dem Auto zur Schule bringen und sie wieder abholen – selbst wenn sie damit das grundlegende Problem, dass der grösste Teil der Wege mit dem Auto zurückgelegt wird, noch verschärfen.

Die Anstrengungen der Gemeinde ha-ben sich gelohnt. Die Massnahmen der Kommission Schulwegsicherung in Zusam-menarbeit mit Elternvereinigung, Primar-schule und Kindergarten haben schnell Früchte getragen: Das Erlebnis Schulweg ist für immer mehr Kinder in Schaan wie-der zur Normalität geworden. Darüber hinaus haben sich andere Gemeinden da-ran ein Beispiel genommen und ebenfalls Massnahmen ergriffen.

Herausforderung Verkehr wächstDer Effekt solcher Massnahmen ist ins-besondere auf längere Sicht wichtig. Wie die FL-Gemeinderätin Manuela Haldner-Schierscher erklärt, hat es sie besonders beeindruckt, dass sich Kinder im Zuge des Projekts selber bei ihren Eltern dafür ein-gesetzt haben, nicht mehr mit dem Auto in die Schule gebracht zu werden. Gerade in Sachen Sicherheit sei in Schaan zwar viel

verbessert worden, hält Haldner-Schier-scher fest. Doch bezüglich Verkehrsfluss sowie Luft- und Lärmbelastung gibt es nur sehr kleine Fortschritte, die darüber hin-aus durch den insgesamt zunehmenden Verkehr rasch überkompensiert werden.

Die negativen Effekte durch den Ver-kehr werden schon jetzt als eine der zentra-len Herausforderungen wahrgenommen. Als Verkehrsknotenpunkt Liechtensteins hat Schaan sehr viel Verkehr zu bewälti-gen. Pro Tag werden 40‘000 Fahrzeuge auf den wichtigsten Zufahrtsstrassen nach Schaan in beiden Richtungen zusammen gezählt. Besonders zu den Hauptverkehrs-zeiten am Morgen und am Abend kommt es zu Verkehrsstockungen, was angesichts der hohen Anzahl Zupendler in Schaan nicht verwundert (siehe Box). Auch der Durchgangsverkehr wird zu einem grossen Teil durch Arbeitspendler aus dem In- und Ausland verursacht.

Schleichverkehr minimierenNeben der Belastung der Luft ist Schleich-verkehr in den Quartieren eine Folge des Verkehrsaufkommens. Immerhin kann die Gemeinde dagegen teilweise etwas unter-nehmen. Beispielsweise sei die Wiesengas-se genutzt worden, um zur Rheinbrücke nach Buchs zu gelangen, ohne durchs Zen-trum fahren zu müssen, erklärt Haldner-Schierscher. In Absprache mit dem Amt für Bau und Infrastruktur (ABI) könne diese «Umfahrungsstrasse» mit einer Schranke – einer kostengünstigen, effektiven Lösung,

um den Schleichverkehr zu reduzieren, die Schranken temporär gesperrt werden.

Widerstand nimmt zuSolch einfache Lösungen bieten sich aber selten an. Bereits bezüglich Gemeinde-strassen seien zudem die Kompetenzen der Gemeinde beschränkt. Noch weniger Einfluss könne die Gemeinde auf den ins-gesamt anfallenden Verkehr nehmen. Der Gemeinderat könne sich bei der Einwoh-nerschaft informieren und im Verbund mit eigenen Erfahrungen feststellen, wo es Not tut, eine Gesamtschau über die Gemeinde erstellen und mögliche Lösungsansätze diskutieren. Viel mehr aber auch nicht. Der Verkehr werde noch als quasi nicht beeinflussbare Grösse wahrgenommen, so Haldner-Schierscher. Doch etwas hat sich verändert, wenn auch die Menschen nicht die notwendigen Konsequenzen daraus ziehen: «Die Bereitschaft, diesen Verkehr einfach kommentarlos zu übernehmen, ist gesunken», sagt die 42-Jährige.

Druck aufbauenDeshalb nehme in der Gemeinde die Überzeugung zu, dass vermehrt Druck auf EntscheidungsträgerInnen auf Landesebe-ne ausgeübt werden sollte. Denn um in Sachen Verkehr wirklich etwas verändern zu können, müsste auf Landesebene ge-handelt werden, ist die FL-Gemeinderätin überzeugt. «Man kann das Verkehrspro-blem nicht isoliert als einzelne Gemeinde lösen.» Beim heiklen Thema Verkehr wer-

Der Leidensdruck in Sachen Verkehr steigt, insbesondere in Schaan. Immer weniger sind die Menschen bereit, die Probleme, die der Ver-kehr verursacht, einfach hinzunehmen oder nur vereinzelt Symptome zu bekämpfen. Eine nachhaltige Lösung ist zwar nicht in Sicht. Aber der Dialog gewinnt an Dynamik: Was vor einigen Jahren noch unvor-stellbar war, erhält heute Platz in Diskussionen.

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WEISS – Magazin der Freien Liste – 08/14 – 15

Schaan

den Lösungsansätze aber nicht so rasch vo-rangetrieben, wie es sich manche Gemein-den wünschen. Neben Schaan bekommen vor allem Vaduz, Eschen und Bendern den Verkehr stark zu spüren und hätten ein Interesse daran, dass auf einer höheren Ebene versucht wird, die Problematik zu entschärfen. Doch es gebe weder ein Ge-samtverkehrskonzept noch eine Koordi-nation zwischen den Gemeinden, das der gegenwärtigen Lage gerecht wird, sagt die Schaanerin.

Kritischerer BlickNeben der Haltung gegenüber den Ver-kehrsproblemen habe sich auch die Hal-tung gegenüber dem Mobilitätsverhalten der Bevölkerung verändert. Denn klar ist, dass die EinwohnerInnen sowie der Be-rufsverkehr für das Verkehrsaufkommen verantwortlich sind. Rund 40 Prozent des Verkehrs ist Binnenverkehr und etwa 56 Prozent Ziel- oder Quellverkehr. Sowohl bei den Personenwagen als auch bei den Lastwagen macht der Durchgangsverkehr nur zwischen 3.5 und 4 Prozent aus, zeigt das Verkehrsmodell des ABI.

«Freie Fahrt für freie Bürger» sei zwar immer noch das Credo. Dass dies zum Pro-blem führt, wenn sich alle entsprechend verhalten und niemand auf den öffentli-chen Verkehr oder das Fahrrad umsteigt, werde aber immer mehr Menschen be-wusst. Die vorherrschende Mentalität wer-de kritischer betrachtet, auch wenn die Bereitschaft noch gering sei, in das Mobi-litätsverhalten der Menschen tatsächlich einzugreifen, weil Massnahmen auch sie selbst betreffen würden und weil Entschei-dungsträgerInnen davor zurückschrecken, in diesem Bereich die Freiheit der Leute zu beschränken.

Glaubwürdig seinAn dieser Mentalität gelte es weiter zu arbeiten, das Problembewusstsein für das eigene Verhalten zu stärken. Mit der «Moralkeule» erreiche man aber nichts. Es gehe eher darum, sachlich die Konse-quenzen aufzuzeigen, die ein bestimmtes Verhalten nach sich zieht. Den Menschen sollte bewusst werden, welche Nachteile anderen erwachsen, wenn weiter ein auto-zentriertes Denken vorherrscht. «Unsere Aufgabe muss sein, zu sensibilisieren, den

Menschen klar zu machen, dass sie eine Verantwortung für andere tragen», sagt Haldner-Schierscher. Wenn das Recht, in einer relativ intakten Umwelt zu leben, durch das Mobilitätsverhalten beschnitten wird, läge es in der Verantwortung der Po-litik, dieses Recht gegen Einzelinteressen durchzusetzen.

Um dabei glaubwürdig zu sein, muss sich die FL-Gemeinderätin selbstverständ-lich an den eigenen Anforderungen ori-entieren. Das bedeute nicht, päpstlicher als der Papst sein, sondern einen mög-lichst nachhaltigen Lebensstil umzuset-zen. Von Anderen sofortige Änderungen zu fordern, sei der falsche Weg. «Man kann nicht erwarten, dass sich alle gleich intensiv damit auseinandersetzen», sagt Haldner-Schierscher. Entsprechend laufe nicht alles in jenem Tempo, das man sich wünschen würde, ab. Ungeduldige Reak-tionen seien dann kontraproduktiv. «Mit ständigem Druck erreicht man eher Blo-ckaden.»

Offen diskutierenBlockaden seien in den vergangenen Jah-ren vor allem im Gemeinderat eher abge-baut worden. Es komme eigentlich nicht vor, dass gewisse Lösungsansätze von vorn-herein nicht diskutiert beziehungsweise als nicht diskussionswürdig abgetan werden. Das habe sich unter anderem an einer Dis-kussion über Tempo 30 gezeigt: Geschwin-digkeitsbeschränkungen seien bei der Bevölkerung ein sehr emotionales Thema und Schaan von einer flächendecken-den Temporeduktion noch weit entfernt. Trotzdem hätten die GemeinderätInnen über Tempo 30 relativ sachlich diskutiert.

Haldner-Schierscher ist überzeugt, dass es sich ausgezahlt habe, in den vergange-nen Jahren auf eine ebenso sachliche Art Argumente vorzubringen und zu verdeut-lichen, weshalb sie manchmal eine andere Sicht als die der Mehrheit vertreten hat. Dadurch sei eine ernsthafte Auseinander-setzung möglich geworden. «Es war eine Freude im Gemeinderat zu diskutieren», sagt die 42-Jährige. Das sei nicht immer so gewesen. Manchmal war die Auseinander-setzung gerade mit dem Thema Verkehr frustrierend. Denn es war kaum zu erwar-ten, dass die ganze Diskussion zu einer Lö-sung führen würde.

Freude an der ArbeitUmso erfreulicher ist es für die Schaane-rin, wenn Konzepte der Freien Liste nicht nur diskutiert, sondern sogar umgesetzt werden. Woher sie gekommen sind, sei bis dahin zwar vergessen. Das ist für Haldner-Schierscher aber auch nicht entscheidend, besonders weil auch die Freie Liste solche Konzepte nicht erfunden hat. Wichtig ist, gute Ideen umzusetzen. «Wenn man an der Sache dran bleibt, kann man auch et-was verändern», ist die Schaanerin über-zeugt. Es brauche einfach Geduld, etwas diplomatisches Geschick und Kompromiss-bereitschaft, ohne sich zu verkaufen. Auch persönlich ist die Gemeinderatsarbeit für sie bereichernd: «Ich finde es sehr span-nend und immer noch herausfordernd, mir ein Bild darüber zu machen, was mög-lich ist, Stimmungen aufzunehmen und danach zu entscheiden, für welche Ideen die Zeit reif ist.»

Verkehrsknotenpunkt Schaan:

5’916 Einwohner4’709 Personenwagen

Arbeitsort Schaan:

9’082 Arbeitsplätze8’712 Voll- und Teilzeitbeschäftigte7’310 bzw. 83.9% nicht in Schaan wohnhaft2’479 Zupendler aus Liechtenstein4’831 Zupendler aus dem Ausland

Verkehrszählungen (Durchschnittlicher Tagesverkehr):

Schaan–Buchs: 13‘200 FahrzeugeVaduz Mühleholz: 15‘000 FahrzeugeSchaan–Nendeln: 9‘300 FahrzeugeSchaan–Bendern: 7‘200 Fahrzeuge

Quellen: Verschiedene Statistiken des Amts

für Statistik sowie Veröffentlichungen zu den

automatischen Strassenverkehrszählungen

des Amts für Bau und Infrastruktur.

16 – WEISS – Magazin der Freien Liste – 08/14

Schellenberg

«Lokalpatriotismus ist fehl am Platz»

Text und Bild Barbara Jehle, [email protected]

Schellenberg ist sogar für liechtenstei-nische Verhältnisse speziell: es ist be-schaulich, klein und hat eine idyllische Landschaft. Obwohl es von allen Seiten er-schlossen ist, liegt es etwas abgegrenzt von den anderen Gemeinden. «Zu einer Seite liegt Österreich, gegen Osten die Felsen des Gantensteins und Richtung Abend-land stösst es ans Moor», wie der FL-Ge-meinderat Patrick Risch lächelnd bemerkt.

In Schellenberg kennt fast jeder jeden. Die Arbeit im Gemeinderat macht dieser Umstand nicht unbedingt einfacher, aber spannend. Es brauche manchmal länger, bis Ideen auf fruchtbaren Boden stossen, erklärt Patrick Risch.

Der Gemeinderat muss immer wieder sämtliche Überzeugungskräfte mobilisie-ren: Beispielsweise für eine Solargenos-senschaft, die Solaranlagen auf grossen öffentlichen Gebäuden verwaltet. Die Be-stückung der Dächer mit Solarzellen wur-de zwar als Freie Liste Vorstoss vor zwei Jahren abgelehnt, kürzlich aber teilweise als JUBEL (Jugendbeteiligung)-Projekt um- gesetzt. Optimistisch ist Risch auch in Be-zug auf weitere zeitgemässe Ideen.

Fusionen – praktisch, aber umstrittenEin grosses Thema, das teilweise auf Zu-stimmung, aber auch auf lautstarke Ab-lehnung stösst, ist eine engere Zusammen-arbeit mit den umliegenden Gemeinden oder gar eine Gemeindefusion. Um sol-che Überlegungen kommt die kleine Ge-meinde nicht herum, denn der Spardruck kommt langsam auch in den Unterländer Kommunen an und wird laut Risch weiter

zunehmen: «Bevor die Gemeinden bei der Bildung oder beim Sozialen sparen, muss die Heilige Kuh Gemeindeautonomie ge-schlachtet werden.»

Der Schellenberger ist für eine gemein-schaftliche Gemeindeverwaltung für meh-rere Gemeinden. Er sieht aber auch, dass es für viele Menschen weiterhin wichtig ist, im Dorf mindestens eine Ansprechpartne-rin, beispielsweise in Form einer Gemein-desekretärin, zu haben.

Aus praktischen Gründen gibt es bereits eine Reihe von gemeindeübergreifenden Projekten zwischen Schellenberg, Gam-prin und Ruggell: die Forstgemeinschaft, die Jugendarbeit, die Wasserversorgung, die Entsorgung und die Familienhilfe. Ei-nige von diesen Unterländer-Lösungen sind in den letzten Jahren zu landesweiten Projekten angewachsen.

Patrick Risch hat im Gemeinderat auch schon eine Zusammenlegung der Feuer-wehren angeregt. Das sei nicht gut ange-kommen. Es gebe die Befürchtung, dass damit der Schutz der Zivilbevölkerung in Notsituationen abgebaut werde. Das ist für ihn kein triftiges Argument. «Es ist falscher Lokalpatriotismus, wenn man sich vor Ko-operationen und Zusammenschlüssen sträubt», sagt der FL-Gemeinderat.

Die Kirche im Dorf behalten?Nach Risch muss auch dringend über-dacht werden, in welcher Form der Kir-chenbetrieb im Dorf aufrecht erhalten werden soll: «Bevor auf alle Ewigkeit ein Konkordat mit dem heiligen Stuhl einge-gangen wird, sollte geklärt werden, ob die

Gemeinde wie vorgesehen tatsächlich für die Aussenhülle aufkommen will.» Risch wünscht sich eine konsequente finanziel-le Trennung von Kirche und Gemeinde. Wenn der Kirchenbetrieb im Dorf bleiben soll, sollte die Kirche für die Finanzierung aufkommen. Der Gemeinde fielen bisher jährliche Kosten von über 200‘000 Fran-ken an.

Die politische Herzensangelegenheit des FL-Gemeinderats ist es aber, gute Lö-sungen für Wohnen im Alter zu realisieren.

Die Bevölkerung wird immer älter, des-halb ist eine Planung von neuen Wohnfor-men unausweichlich. Eine Studie des Amts für Statistik zeigt, dass sich die Anzahl der über 65-Jährigen in den Liechtenstei-ner Gemeinden bei einer proportionalen Entwicklung im Jahr 2030 bereits verdop-pelt haben könnte. Im Unterland gibt es wesentlich weniger Heimplätze als im Oberland. Das ist der Grund, warum eine gemeindeübergreifende Projektgruppe gegründet wurde, der auch Patrick Risch angehört. Bereits im Jahr 2018 könnten zu wenige Heimplätze verfügbar sein, deshalb versucht die Projektgruppe in den nächs-ten Jahren die Bedürfnisse der kommen-den Seniorengeneration abzuklären, um Lösungsvorschläge auszuarbeiten.

Ältere Menschen im Dorf behaltenDie Vision des FL-Gemeinderats ist die eines Hauses mit kleinen Wohnungen im Dorfzentrum. Die BewohnerInnen kön-nen sich gegenseitig bei den täglichen Auf-gaben helfen. Und wenn es einmal nicht geht, kann Hilfe von aussen – für den

Patrick Risch engagiert sich in Schellenberg für Pflegesatelliten für ältere Menschen im Dorf und für die Erhaltung der Landschaft durch konsequente Raumplanung. In der Verwaltung hält er wenig von Lo-kalpatriotismus und ist für gemeindeübergreifende Zusammenarbeit.

WEISS – Magazin der Freien Liste – 08/14 – 17

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18 – WEISS – Magazin der Freien Liste – 08/14

Schellenberg

Einkauf und Haushalt – angefordert wer-den. Seine Vision von kleinen Pflegesatel-liten mitten in den Dörfern hat er bereits im Gemeinderatswahlkampf zum Thema gemacht. Die in der Schweiz bekannten «Heimatle» sind für ihn ein guter Ansatz. Die Eltern verlassen das zu gross geworde-ne Haus und überlassen es den Kindern. Sie selbst ziehen in eine kleinere Wohnung in der unmittelbaren Nähe ihrer erwach-senen Kinder und können, wenn nötig, punktuell betreut werden.

Patrick Risch ist überzeugt, dass dies ein attraktives Modell des Wohnens im Alter ist. Er findet es wichtig, dass die Un-terländer Gemeinden Lösungen suchen, damit ältere Menschen nicht ausserhalb ih-res Dorfes untergebracht werden müssen, wenn sie ihr Zuhause verlassen müssen. Im gemeindeübergreifenden Projekt geht es darum, EinwohnerInnen der Gemeinden in die Planung einzubeziehen und ihre Bedürfnisse umzusetzen. Es gibt viele ver-schiedene Lebensstile, denen ein Umzug in ein Alters- und Pflegeheim nicht immer gerecht wird. Das Überziel ist es, älteren Menschen so lange wie möglich ein rela-tiv selbständiges Leben zu ermöglichen, zumindest wenn es deren Wunsch ist. Die Entwicklung von verschiedenen Modellen soll eine Win-win-Situation herstellen: Auch für die Gemeinden ist dies attraktiv, weil es hilft, Pflegekosten in Heimen zu sparen.

Raumplanung: ein explosives ThemaEin weiteres, für die Gemeinde sehr wich-tiges Thema mit weitreichenden Konse-quenzen, ist die Raumplanung. Auch in dieser Hinsicht ist Schellenberg ein ganz

spezielles Dorf. Es gibt dort drei Haupt-strassen und dazu viele Nebenstrassen, welche Sackgassen sind, in denen nicht einmal ein Auto wenden kann. Das führt dazu, dass beispielsweise der Müllwagen 200 bis 300 Meter rückwärts fahren muss. Auch wenn Notfälle passieren und der Ret-tungswagen oder die Feuerwehr bestellt werden muss, bleibt diesen nichts anderes übrig, als rückwärts fahrend die Sackgasse zu verlassen. Laut Risch sind Wendeham-mer, für die privater Boden verwendet wer-den müsste, im Gemeinderat mehrfach thematisiert worden.

Raumplanung sei ein weiteres drän-gendes, aber auch schwieriges Thema. Insgesamt habe Schellenberg bereits heu-te Bauplätze, die Raum für gut 3000 Be-wohnerInnen bieten würden. «Der Druck der Bodeneigentümer, auch in unberühr-te Landschaften zu bauen, hält unvermin-dert an, muss aber gebremst werden», sagt

Risch. Was Schellenberg brauche, sei eine Verdichtung nach innen. «Nur so kann das Dorf attraktiv mit dem öffentlichen Verkehr erschlossen werden», sagt Risch. Solche Entscheidungen seien nicht ein-fach, weil man über Baugesuche von Leu-ten abstimmen müsse, welche die meisten im Gemeinderat kennen. Natürlich ver-suche der Gemeinderat unabhängig von der Person über die Sache zu entscheiden. Besser wäre es aber nach Ansicht des FL-Gemeinderats, wenn es eine verbindliche landesweite Raumplanung gäbe und nicht mehr in Schellenberg über Baugesuche diskutiert werden müsste.

Die dörfliche Nähe und die Vertraut-heit mit den Menschen in Schellenberg ist in verschiedenster Hinsicht für Entschei-dungsträger oft eine Last. Patrick Risch erläutert dies an einem weiteren Beispiel, das gerne etwas verniedlicht oder belächelt wird: «Weil Schellenberg ein beliebtes Aus-flugsziel für Spaziergänger ist, gibt es viele Hunde, die ihr Geschäft dort verrichten, wo Kühe weiden.» Es gebe zwar ein neues Umweltgesetz, wonach die Besitzer gebüsst werden können, wenn sie ihre Hunde frei über die Weiden laufen lassen. «Dies wird aber nicht umgesetzt, weil Bussen von Ge-meindepolizistInnen nie ausgesprochen werden.» Einen Bekannten zu büssen, weil er die Notdurft seines Hundes nicht im Griff hat, falle einfach zu schwer.

Ein wenig mehr Anonymität für Ent-scheidungsträgerInnen wäre laut Risch neben dem Spareffekt ein nicht zu unter-schätzender Vorteil von Gemeindefusio-nen.

«Anonymität für Entschei-dungsträger wäre ein Vorteil von Gemeindefusionen.»

WEISS – Magazin der Freien Liste – 08/14 – 19

20 – WEISS – Magazin der Freien Liste – 08/14

Mauren-Schaanwald

Intakte Landschaft als grösster Wert

Text und Bild Barbara Jehle, [email protected]

Erhalt von NaturzonenDie Bevölkerung von Mauren-Schaanwald schätzt ihr Dorf besonders wegen der Wohnqualität: Sie ist von der schönen Landschaft mit Naherholungsraum ange-tan. Dies ist eines der Resultate einer Um-frage in Mauren, in der erhoben wurde, wie die BewohnerInnen ihr Dorf in Bezug auf verschiedene Faktoren beurteilen. Die FL-Gemeinderätin und Vorsitzende der Kommission Natur und Umwelt, Claudia Robinigg, sieht dies als Auftrag, konse-quent den Erhalt der Naturzonen einzufor-dern. Das geht nicht ohne Einschränkun-gen der Gewohnheiten und individuellen Bedürfnisse. Eine gute Raumplanung so weiter zu entwickeln, dass schützenswerte Landschaften und Naturobjekte erhalten werden, ist eine der wichtigsten Aufgaben in diesem Jahr.

Zuerst einen Überblick verschaffenDie Kommission für Natur und Umwelt ist in den nächsten Monaten stark gefordert: «Wir wollen in diesem Jahr eine Bestan-desaufnahme aller ökologisch relevanten Naturwerte in unserer Gemeinde machen. Viele Grundlagen sind vorhanden, einige unvollständig oder zufällig entstanden, andere vergessen.» Mit einer Gesamt-übersicht soll aufgezeigt werden, welche schützenswerten Flächen und Objekte der Landschaft in die Zonenplanung integriert werden müssen. So können nach Claudia Robinigg Bauerschliessungen und auch Strassenerweiterungen in Bezug auf ihre ökologischen Konsequenzen durchdacht werden. Stützen kann sich die Kommissi-

on dabei auf verschiedene Studien wie die über «Schützenswerte Objekte, Lebensräu-me und Landschaften in der Gemeinde Mauren.» Darin wird gemahnt, dass die Landschaft in Mauren an einen Flicken-teppich erinnert und die Idylle bedroht ist. Würden die Bauzonen so erschlossen wie vorgesehen, nehme die Qualität der Siedlung stark ab. Trotz Verdichtung brau-che es weiterhin Freiräume wie naturnah gestaltete öffentliche Plätze, Wiesen und Bäche, vor allem aber die Hügel, die das Dorf so unverwechselbar machen.

Massnahmen gegen Wohnraumver-schwendungFür die Gemeinderätin ist der erste Schritt zu einer besseren Nutzung des Raums in Mauren eine Prüfung der ungenutzten Gemeinde-Immobilien.

In einem Vorstoss möchte sie erfragen, ob Immobilien leer stehen und inwieweit diese zur Vermietung geeignet wären. Der-zeit werde in Mauren sehr viel gebaut, die Gebäude seien hochwertig ausgestattet, die Wohnungen entsprechend teuer. Der Gemeinderat solle sich daher überlegen, wie es möglich wird, dass auch günstiger Wohnraum zur Verfügung steht. Es gebe neben Gemeindeleerbeständen auch private leerstehende Häuser. Diese Ver-schwendung von Wohnraum sei schade: «Wir sollten einen Weg finden, die Leute zu animieren, ihre leerstehenden Häuser zu vermieten.»

Die Kenntnisse über schützenswerte Flächen in Mauren und den Leerbestand an Wohn- und Büroflächen sind auch eine

Die Gemeinde Mauren muss in diesem Jahr Umzonierungen vorneh-men. Die FL-Gemeinderätin Claudia Robinigg sieht dies als grosse Chance zu untersuchen und zu diskutieren, welche Zonen in Mauren landschaftlich schützenswert sein sollen.

WEISS – Magazin der Freien Liste – 08/14 – 21

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22 – WEISS – Magazin der Freien Liste – 08/14

Mauren-Schaanwald

wichtige Grundlage für die Raumplanung, ein in Mauren drängendes Thema. Um die besiedelte Fläche von Mauren herum liegt eine Art Gürtel mit sogenannten «Weissen Zonen». Mauren ist seit Anfang 2009 da-bei, die Zonierung dieser Gebiete, die aus-serhalb der Bauzonen liegen, zu regeln. Der Gemeinderat hatte ursprünglich bei der Regierung angesucht, die Weissen Zo-nen neu der Reservezone zuzuordnen, um so nicht zwischen Bauzone und Nicht-Bau-zone entscheiden zu müssen. Seitens des Landes wurde dieses Vorgehen als nicht rechtskonform eingestuft. Es müssen also neue Lösungen gesucht werden.

Zersiedelung verhindernDer Wille zum Bauen und Erweitern ist laut Claudia Robinigg gross. Die Besitze-rInnen sähen ihren Boden am liebsten als Bauland, auch wenn sie die Notwendigkeit einer Baubeschränkung einsehen. Damit die Baulanderschliessung nicht ausufert, hat sich die Gemeinde verschiedene Va-rianten überlegt. Der nach Claudia Robi-nigg beste Vorschlag ist die Möglichkeit des Bodentauschs von Bauland der Gemeinde mit Grundstücken in der Reservezone bzw. den ehemals «Weissen Zonen». Nur durch einen Tausch von Böden im Zentrum kön-ne eine Zersiedelung an den Dorfrändern verhindert werden. Eine solche «Boden-bank» wäre ein in Liechtenstein einzigar-tiges und äusserst innovatives Projekt. Nur in Schaan gab es in den letzten Jahren Ansätze, wo die Gemeinde mit Privaten Grundstücke getauscht hat – aber nur sehr partiell. In Gamprin wurde der Badesee Grossabündt durch Bodentausch, der rela-tiv unkompliziert mit Handschlagqualität durch den Vorsteher abgewickelt worden ist, ermöglicht.

Die Umzonierungen in Mauren sind ein von der Dimension her viel umfassen-deres Projekt. Es müssen gemäss der FL-Gemeinderätin noch einige Gespräche mit den BesitzerInnen geführt werden – es seien noch viele Fragen offen.

Neue WohnformenFür Claudia Robinigg ist es sehr wichtig, sich im Gemeinderat für Bodenkäufe wie den des ehemaligen Hilti-Areals im Bret-scha einzusetzen. So kann die Gemeinde die Raumplanung in Mauren am besten

steuern. Die FL-Gemeinderätin habe zu-erst daran gedacht, das Gebäude für das Gewerbe sowie für öffentliche oder priva-te Dienstleistungen nutzbar zu machen. Der Gemeinderat habe aber realisiert, dass Mauren für eine solche Nutzung zu klein sei. Das Gebäude wurde daher vor kurzem abgerissen. Claudia Robinigg wäre es am liebsten, dass das idyllisch gelegene Areal am Siedlungsrand der Gemeinde für neue Wohnlösungen genutzt würde, vorausge-setzt, das Areal wird nicht als schützens-werte Naturzone deklariert.

Die FL-Gemeinderätin ist der Ansicht, dass die Siedlung nach einem ganzheitli-chen Konzept geplant werden sollte, das soziale wie auch ökologische Werte berück-

sichtigt. Beispielsweise muss Wohnen zu er-schwinglichen Preisen ermöglicht werden, es soll auch Platz für kleinere Wohnungen geben. Sie kann sich auch eine Genossen-schaft vorstellen, die neue Wohnformen verwirklichen möchte. «Es ist mir in der Gemeindearbeit wichtig, besonders in Raumplanungsfragen den Mehrwert für eine sich verändernde Dorfgemeinschaft ins Zentrum zu stellen, Naturwerte zu schützen und Grünräume auch im Sied-lungsgebiet einzuplanen.» In der Umfrage zur Wohnqualität hat sich herausgestellt, dass sie mit dieser Priorität in guter Ge-sellschaft ist: Die intakte Landschaft zu si-chern bedeutet eine Sicherung der hohen Lebensqualität in der Gemeinde.

«Eine Bodenbank wäre ein in Liechtenstein einzig-artiges Projekt.»

WEISS – Magazin der Freien Liste – 08/14 – 23

Gemeindeautonomie

Von wegen «im Schatten der Landespolitik»

Text Barbara Jehle, [email protected]

Sollte es den TriesenbergerInnen einmal reichen, was der Landtag oder die Regie-rung in Vaduz beschliessen, haben sie zwei Möglichkeiten: Sie könnten aus dem Staats-verband austreten oder gar versuchen, den Landtag aufzulösen. Die TriesenbergerIn-nen könnten den Landtag einberufen und eine Volksabstimmung über die Auflösung des Landtags erwirken. Seit 2003 haben die Gemeinden auch das skurril anmuten-de Recht, durch einen Mehrheitsbeschluss den «Staatsvertrag» zu kündigen.

Die Liechtensteiner Gemeinden liegen mit ihren Rechten im Spitzenbereich: In der Liechtensteiner Verfassung wird be-reits im Artikel 1 auf die Gemeinden Be-zug genommen, womit ihre wichtige Rolle im Staatswesen hervorgehoben wird. Mit den Gemeindegesetzen von 1842 und 1864 erhielten die Gemeinden das Recht auf Selbstverwaltung: Sie können zwar keine aussenpolitischen Aufgaben übernehmen, sich aber sonst fast wie der Staat selbst verwalten und Gemeindewahlen durch-führen. Gemeinden können auch Bür-gerrechte verleihen. Alle Liechtensteine-rInnen müssen gleichzeitig BürgerInnen einer Gemeinde sein, mit Ausnahme der Mitglieder des Fürstenhauses. Erst richtig ermöglicht wird die Gemeindeautonomie durch eigene Einnahmen der Gemeinden in Form von Gemeindesteuern, Subventio-nen und den Finanzausgleich.

Sonderzügli FrauenstimmrechtBeispiele, die zeigen, dass die Kommunen ihre Autonomie tatsächlich nutzen und durchaus ab und zu ihr Sonderzügli fah-ren, gibt es aber nur wenige. Das bekann-teste ist, dass sie als Demokratiebeschleu-niger in der Gleichstellung von Mann und Frau gewirkt haben. Vaduz hatte «bereits» 1976 allen in der Gemeinde wohnhaften Liechtensteiner Frauen das Stimmrecht zuerkannt. Innerhalb von zehn Jahren ha-

ben die übrigen Gemeinden von diesem Recht Gebrauch gemacht und damit ihre demokratische Einstellung demonstriert.

Eine grosse Autonomie der Gemeinden wird spätestens seit den Weltkriegen als schützenswertes Gut anerkannt. Es hatte sich gezeigt, dass Staaten totalitär-diktatori-schen Tendenzen erfolgreich widerstehen können, wenn die BürgerInnen wirksam in den Entscheidungsprozess in den Gemein-den eingebunden sind. In Liechtenstein hat die Demokratie in den Gemeinden eine lange Tradition und funktioniert bes-tens: Für die Gemeindeautonomie erhielt Liechtenstein im Jahr 2006 sogar Lob aus Strassburg: In einem Bericht des «Kon-gresses über die Gemeindautonomie» wird festgehalten, dass die Situation in den liechtensteinischen Gemeinden in vielerlei Hinsicht bemerkenswert und zu beneiden sei und die «Europäische Charta» vollum-fänglich erfülle. Trotzdem sollten die Ent-scheidungsabläufe in den Gemeinden gut überwacht werden: Der «Kongress über die Gemeindeautonomie» weist auf die unbefriedigende Situation in der Raum-planung hin, die eine Gemeinschaftsauf-gabe von Land und Gemeinden ist. In Liechtenstein wird die Raumplanung seit dem Jahr 1947 geregelt. Um in diesem Be-reich eine übergreifende Koordination zu ermöglichen, treten seit 1958 die Gemein-devorsteherInnen zusammen. Seither ist es immer wieder ein Streitpunkt, von wo aus die Raumplanung gesteuert werden soll und ob Land oder Gemeinden das letzte Wort sprechen dürfen.

Vom «Kongress für Gemeindeautono-mie» erhielten die Regierung und die Ge-meinden die Empfehlung, klar definierte Verantwortlichkeiten zu schaffen. Beispie-le aus anderen europäischen Gemeinden hätten gezeigt, dass sogar kleine Kommu-nen eine gute Raumentwicklungskontrolle schaffen könnten. Voraussetzung dafür sei

aber ein klarer und präziser Rechtsrah-men, der wenig Raum für Interpretationen lasse. Der Kongress hat festgestellt, dass «kleinere Gemeinden in Liechtenstein die Voraussetzungen für diese Verantwor-tung nicht mitbringen und ihre Nähe zu AntragstellerInnen zu Schwierigkeiten wie starkem Druck führen können». Die Ge-meindeverantwortlichen hätten daher gar kein grosses Interesse daran, bei Raumpla-nungsfragen auf die Gemeindeautonomie zu pochen. Es sei daher für Liechtenstein überdenkenswert, die letzte Entschei-dungsinstanz auf Landesebene anzusetzen und einen wirksamen Landesrichtplan auszuarbeiten.

Vorsteherkonferenz als SchattenmachtThemen wie die Raumplanung, die Ge-meinden und das Land betreffen, werden auch heute noch an der Vorsteherkonfe-renz besprochen. Zweck der Vorsteher-konferenz ist laut einer Interpellationsbe-antwortung der Regierung die Wahrung der Gemeindeinteressen gegenüber den Landesinteressen sowie der Gedanken-austausch und die Koordination. Die Vor-steherkonferenz ist zwar kein offizielles Gremium, das gemäss Regierung keine ge-setzliche Grundlage benötigt und bei dem Sitzungsprotokolle nur die Konferenz-Mit-glieder erhalten, sie hat aber faktisch eini-ges an Macht. Die Regierung selbst hebt die Bedeutung der Vorsteherkonferenz hervor: «Wenn sich alle Vorsteher einig sind, ist es möglich, dass wichtige und zu-kunftsweisende Weichenstellungen für die Gemeinden getroffen werden.» Der Aus- tausch hat auch Einfluss auf die Gesamt- regierung, die mindestens zweimal jährlich gemeinsam mit den Vorstehern Lösungen diskutiert. Nicht selten argumentiert die Regierung, dass ein politisches Vorhaben wegen des Widerstands der Vorsteherkon- ferenz nicht umsetzbar sei.

24 – WEISS – Magazin der Freien Liste – 08/14

SpendenaufrufeWeiss-Magazin: Postkonto 92-392622-5, IBAN: CH64 0900 0000 9239 2622 5Freie Liste: Postkonto 90-10730-2, IBAN: CH15 0900 0000 9001 0730 2

Um den Austausch zwischen den FL- Gemeinderätinnen und Gemeinderäten sowie dem Vorstand zu verstärken, treffen sich die Vertreterinnen und Vertreter der Freien Liste einmal monatlich – ausge-nommen in den politischen Ferien. Die Gemeinderätinnen und Gemeinderäte in-formieren über die aktuellen Themen in ihren Gemeinden, der Vorstand über die Entwicklungen auf Landesebene. Für die Diskussion von Themen, die von besonde-rem Interesse sind, ist gut eine Stunde vor-gesehen, bevor der Abend einen gemütli-chen Ausklang findet.

Interessierte, die sich auf Gemeinde-ebene politisch engagieren, mitdiskutieren oder sich einfach über die Arbeit der Frei-en Liste informieren möchten, sind herz-lich zu den Treffen eingeladen. Es sind auch Interessierte aus Gemeinden einge-laden, in denen die Freie Liste nicht im Gemeinderat vertreten ist. Es ist das Ziel der Freien Liste, auch in den Gemeinden Triesenberg, Ruggell, Eschen-Nendeln, Gamprin und Planken anzutreten.

Die Daten der FL-Gemeinderats-treffen 2014 sind:

Montag, 10. Februar, Balzers Montag, 10. März, Triesen Montag, 7. April, SchaanDonnerstag, 15. Mai, Balzers Donnerstag, 12. Juni, Schellenberg Donnerstag, 11. September, Vaduz Montag, 6. Oktober, Mauren Donnerstag, 13. November, Triesen Donnerstag, 11. Dezember, Schaan

Die Treffen starten jeweils um 19 Uhr.

Die Treffpunkte werden rund eine Wo-che vor dem Termin festgelegt. Informa-tionen über die Treffpunkte sind bei der Geschäftsstelle – Tel. 00423 231 17 31 oder [email protected] – erhältlich. Eine Anmel-dung zu den Treffen ist nicht erforderlich.

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