wenig restenosen bei beiden verfahren

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−Kommentar von Dr. Marc A. N. Muschler und Prof. Thomas Hillemacher Die klinische Relevanz ist noch offen Es handelt sich bei dieser Arbeit um die dritte klinisch prospek- tive Studie mit einem guten Design, die Glutamatkonzentra- tionen im Gehirn bei alkoholabhängigen Patienten im Entzug einerseits und gesunden Probanden andererseits mithilfe der MRS untersucht. Darüber hinaus werden die Befunde dieser Studie, erhöhte Glutamatkonzentrationen im Alkoholentzug, in einem aufwändigen und gut geplanten Ratten-Tiermodell bestätigt. Einschränkend muss erwähnt werden, dass die Anzahl der Studienteilnehmer, nach Anwendungen der internen Quali- tätskriterien durch die Untersucher, mit 27 Patienten nicht sehr groß war. Diese Studie stützt die Befunde bezüglich der Glutamattheorie aus zahlreichen tierexperimentellen Vorar- beiten. Darüber hinaus belegt diese Arbeit, dass Tiermodelle sehr relevant für das Verständnis der Mechanismen von psy- chiatrischen Erkrankungen im Menschen sind. Dr. med. Marc Muschler, Hannover (im Bild) Medizinische Hochschule Hannover Klinik für Psychiatrie, Sozialpsychiatrie und Psychotherapie E-Mail: [email protected] Prof. Dr. med. Thomas Hillemacher, E-Mail: [email protected] Zukünftige Studien müssen unter Verwendungen des Instru- ments der MRS zeigen, ob der Glutamat/Glutamin-Quotient im Menschen hilfreiche und klinisch relevante Informationen hin- sichtlich des Prozesses der Alkoholabhängigkeit liefern kann. Karotisstenting und Endarteriektomie Wenig Restenosen bei beiden Verfahren Fragestellung: Wie hoch ist die Restenoserate nach Karotis- stenting oder Endarteriektomie? Hintergrund: Der therapeutische Nutzen der Endarteriektomie bei symptomatischen hochgradigen Karotisstenosen ist eindeu- tig belegt. In den letzten Jahren wurden mehrere große rando- misierte Studien zum Vergleich des Stenting und der Karotis- Endarteriektomie durchgeführt, wobei die meisten Studien eine Überlegenheit der Karotisoperation fanden [1, 2]. In der CREST- Studie zeigte sich allerdings eine Überlegenheit der Karotis-OP bezüglich intraoperativer Schlaganfälle und eine Überlegenheit des Stenting zur Vermeidung von intra- und perioperativen Herzinfarkten [3]. Jetzt werden die Restenoseraten berichtet. Patienten und Methodik: In die CREST-Studie wurden Pati- enten mit einer asymptomatischen Karotisstenose oder symp- tomatische Patienten mit TIA, Amaurosis fugax oder leichtem Schlaganfall randomisiert. Für diese Subgruppenanalyse war der primäre Endpunkt Restenose oder Verschlüsse nach zwei Jahren. Bei allen Patienten erfolgte nach einem, sechs, zwölf, 24 und 48 Monaten eine Duplex-Sonografie der Karotiden. Eine Restenose war definiert als eine Stenose von mindestens 70%. Die Ultraschalluntersuchungen wurden zentral ausgewertet. Ergebnisse: 2.191 Patienten wurden innerhalb von 30 Ta- gen nach Randomisierung behandelt und hatten in der Folgezeit Ultraschalluntersu- chungen. Bei 1.086 wurde ein Stenting und bei 1.105 eine Karotisendarteriektomie durchgeführt. In der Stenting-Gruppe hatten 58 Patienten nach zwei Jahren eine Restenose oder einen Verschluss. Dies entspricht einer Rate von 6 %. Bei Patienten mit Karotisendarteriektomie hatten 62 eine Restenose, dies ent- spricht einer Häufigkeit von 6,3%. Der Unterschied war statis- tisch nicht signifikant. Für beide Verfahren waren weibliches Geschlecht, Diabetes mellitus und Fettstoffwechselstörungen Prädiktoren für eine Restenose. Rauchen war ein Risikofaktor für Restenosen nach Karotisoperation, aber nicht nach Stenting. Schlussfolgerungen: Restenosen und Verschlüsse der A. caro- tis interna nach Stenting oder Karotisendarteriektomie sind re- lativ selten und treten nach beiden Prozeduren gleich häufig auf. Lal BK, Beach KW, Roubin GS et al. Restenosis after carotid ar- tery stenting and endarterecto- my: a secondary analysis of CREST, a randomised controlled trial. Lancet Neurol 2012; 11: 755 – 63 −Kommentar von Prof. Hans-Christoph Diener Warten auf Langzeitergebnisse Diese Subgruppenanalyse zeigt, dass die Restenoseraten nach Karotisstenting und Endarteriektomie relativ gering und bei beiden Verfahren gleich häufig sind. Wichtig wird es sein, Langzeitergebnisse über fünf bis zehn Jahre zu erheben. Für den klinischen Alltag ist es auch wichtig, Patienten über die wesentlichen Risikofaktoren von Restenosen wie Diabetes, Fettstoffwechselstörungen und Rauchen aufzuklären. Referenzen 1. Bangalore S et al. Arch Neurol 2011; 68: 172–84 2. Murad MH et al. J Vasc Surg 2011; 53: 792–7 3. Brott TG et al. N Engl J Med 2010; 363: 11–23 journal club 23 In|Fo|Neurologie & Psychiatrie 2013; 15 (1)

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Page 1: Wenig Restenosen bei beiden Verfahren

−Kommentar von Dr. Marc A. N. Muschler und Prof. Thomas Hillemacher

Die klinische Relevanz ist noch offenEs handelt sich bei dieser Arbeit um die dritte klinisch prospek­tive Studie mit einem guten Design, die Glutamatkonzentra­tionen im Gehirn bei alkoholabhängigen Patienten im Entzug einerseits und gesunden Probanden andererseits mithilfe der MRS untersucht. Darüber hinaus werden die Befunde dieser Studie, erhöhte Glutamatkonzentratio nen im Alkoholentzug, in einem aufwändigen und gut geplanten Ratten­Tiermodell bestätigt.

Einschränkend muss erwähnt werden, dass die Anzahl der Studienteilnehmer, nach Anwendungen der internen Quali­tätskriterien durch die Untersucher, mit 27 Patienten nicht sehr groß war. Diese Studie stützt die Befunde bezüglich der Glutamat theorie aus zahlreichen tierexperimentellen Vorar­beiten. Darüber hinaus belegt diese Arbeit, dass Tiermodelle sehr relevant für das Verständnis der Mechanismen von psy­chiatrischen Erkrankungen im Menschen sind.

Dr. med. Marc Muschler, Hannover(im Bild) Medizinische Hochschule HannoverKlinik für Psychiatrie, Sozialpsychiatrie und PsychotherapieE-Mail: [email protected]

Prof. Dr. med. Thomas Hillemacher, E-Mail: [email protected]

Zukünftige Studien müssen unter Verwendungen des Instru­ments der MRS zeigen, ob der Glutamat/Glutamin­Quotient im Menschen hilfreiche und klinisch relevante Informationen hin­sichtlich des Prozesses der Alkoholabhängigkeit liefern kann.

Karotisstenting und Endarteriektomie

Wenig Restenosen bei beiden VerfahrenFragestellung: Wie hoch ist die Restenoserate nach Karotis-stenting oder Endarteriektomie?

Hintergrund: Der therapeutische Nutzen der Endarteriektomie bei symptomatischen hochgradigen Karotisstenosen ist eindeu-tig belegt. In den letzten Jahren wurden mehrere große rando-misierte Studien zum Vergleich des Stenting und der Karotis-Endarteriektomie durchgeführt, wobei die meisten Studien eine Überlegenheit der Karotisoperation fanden [1, 2]. In der CREST-Studie zeigte sich allerdings eine Überlegenheit der Karotis-OP bezüglich intraoperativer Schlaganfälle und eine Überlegenheit des Stenting zur Vermeidung von intra- und perioperativen Herzinfarkten [3]. Jetzt werden die Restenoseraten berichtet.

Patienten und Methodik: In die CREST-Studie wurden Pati-enten mit einer asymptomatischen Karotisstenose oder symp-tomatische Patienten mit TIA, Amaurosis fugax oder leichtem Schlaganfall randomisiert. Für diese Subgruppenanalyse war der primäre Endpunkt Restenose oder Verschlüsse nach zwei Jahren. Bei allen Patienten erfolgte nach einem, sechs, zwölf, 24 und 48 Monaten eine Duplex-Sonografie der Karotiden. Eine Restenose war definiert als eine Stenose von mindestens 70%. Die Ultraschalluntersuchungen wurden zentral ausgewertet.

Ergebnisse: 2.191 Patienten wurden innerhalb von 30 Ta-gen nach Randomisierung behandelt und hatten in der Folgezeit Ultraschalluntersu-chungen. Bei 1.086 wurde ein Stenting und bei 1.105 eine

Karotisendarteriektomie durchgeführt. In der Stenting-Gruppe hatten 58 Patienten nach zwei Jahren eine Restenose oder einen Verschluss. Dies entspricht einer Rate von 6%. Bei Patienten mit Karotisendarteriektomie hatten 62 eine Restenose, dies ent-spricht einer Häufigkeit von 6,3%. Der Unterschied war statis-tisch nicht signifikant. Für beide Verfahren waren weibliches Geschlecht, Diabetes mellitus und Fettstoffwechselstörungen Prädiktoren für eine Restenose. Rauchen war ein Risikofaktor für Restenosen nach Karotisoperation, aber nicht nach Stenting.

Schlussfolgerungen: Restenosen und Verschlüsse der A. caro-tis interna nach Stenting oder Karotisendarteriektomie sind re-lativ selten und treten nach beiden Prozeduren gleich häufig auf.

Lal BK, Beach KW, Roubin GS et al. Restenosis after carotid ar-tery stenting and endarterecto-my: a secondary analysis of CREST, a randomised controlled trial. Lancet Neurol 2012; 11: 755–63

−Kommentar von Prof. Hans-Christoph Diener

Warten auf LangzeitergebnisseDiese Subgruppenanalyse zeigt, dass die Restenoseraten nach Karotisstenting und Endarteriektomie relativ gering und bei beiden Verfahren gleich häufig sind. Wichtig wird es sein, Langzeitergebnisse über fünf bis zehn Jahre zu erheben. Für den klinischen Alltag ist es auch wichtig, Patienten über die wesentlichen Risikofaktoren von Restenosen wie Diabetes, Fettstoffwechselstörungen und Rauchen aufzuklären.

Referenzen1. Bangalore S et al. Arch Neurol 2011; 68: 172 – 842. Murad MH et al. J Vasc Surg 2011; 53: 792 – 73. Brott TG et al. N Engl J Med 2010; 363: 11 – 23

journal club

23In|Fo|Neurologie & Psychiatrie 2013; 15 (1)