wir halten von selbstorganisierung mehr als vom wahlsonntag

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Wir halten von Selbstorganisierung mehr als vom Wahlsonntag. *aber alle, die hier leben, sollen wählen können, ob sie wählen gehen. Das Extrablatt zur Wienwahl: Wahlrecht, Wahlsinn & Wahllosigkeit Die Wienwahl steht vor der Tür. Wie sooft drehen sich die De- batten darum, ob es sinnvoll ist, strategisch gegen Rechts zu wäh- len, ob sich noch wer durch die wahlwerbenden Gruppen ver- treten fühlt, und ob Wahlen, die Menschen ausschließen, die auch hier wohnen, überhaupt Legiti- mation haben sollten. Schauen wir uns die vergangenen Wochen an, so bleibt kein Zweifel mehr an der Fertigkeit der Bewohner_innen Wiens, sich selbst zu organisieren. Angefan- gen vom Schienenersatzverkehr über Schlafmöglichkeiten bis hin zur Rechtsberatung für Neuan- kommende haben sie die Un- und Ausfälle staatlicher Politik nicht nur aufgefangen, sondern durch eine bessere Praxis ersetzt. Jetzt stellt sich die Frage: Wie können wir diese kommunen Strukturen langfristig verankern? Wie wollen wir alle gemeinsam die Stadt als Ort des guten Lebens und der produktiven Konflikte gestalten? Das vorliegende «Wienwahl Extra» fragt nach, wer hier von wem repräsentiert wird und warum. Und kommt zu dem Schluss, dass die Wiener_innen selber am besten wissen, was sie brauchen. Und wenn sie die Wahl haben, dann wollen sie gar kein Übel mehr, so groß oder klein es auch sein mag.

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Page 1: Wir halten von Selbstorganisierung mehr als vom Wahlsonntag

Wir halten von Selbstorganisierung mehr als vom Wahlsonntag.

*aber alle, die hier leben, sollen wählen können, ob sie wählen gehen.

Das Extrablatt

zur Wienwahl:

Wahlrecht, Wahlsinn

& Wahllosigkeit

Die Wienwahl steht vor der Tür. Wie sooft drehen sich die De-batten darum, ob es sinnvoll ist, strategisch gegen Rechts zu wäh-len, ob sich noch wer durch die wahlwerbenden Gruppen ver-treten fühlt, und ob Wahlen, die Menschen ausschließen, die auch hier wohnen, überhaupt Legiti-mation haben sollten.Schauen wir uns die vergangenen Wochen an, so bleibt kein Zweifel mehr an der Fertigkeit der

Bewohner_innen Wiens, sich selbst zu organisieren. Angefan-gen vom Schienenersatzverkehr über Schlafmöglichkeiten bis hin zur Rechtsberatung für Neuan-kommende haben sie die Un- und Ausfälle staatlicher Politik nicht nur aufgefangen, sondern durch eine bessere Praxis ersetzt.Jetzt stellt sich die Frage: Wie können wir diese kommunen Strukturen langfristig verankern? Wie wollen wir alle gemeinsam

die Stadt als Ort des guten Lebens und der produktiven Konflikte gestalten?Das vorliegende «Wienwahl Extra» fragt nach, wer hier von wem repräsentiert wird und warum. Und kommt zu dem Schluss, dass die Wiener_innen selber am besten wissen, was sie brauchen. Und wenn sie die Wahl haben, dann wollen sie gar kein Übel mehr, so groß oder klein es auch sein mag.

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Im Dezember 2002 be-schloss der Wiener Landtag mit den Stimmen von SPÖ und Grünen die Einführung des aktiven und passiven Bezirkswahlrechts für Dritt-staatsangehörige, also für Staatsangehörige aus einem Land außerhalb der Euro-päischen Union. Wer länger als fünf Jahre in Wien gelebt hatte, sollte fortan bei der Wahl der Bezirksvertretung mitstimmen dürfen und selbst zum Bezirksrat oder zur Bezirksrätin gewählt werden

können. Dem Beschluss vor-aus ging eine rund zehnjäh-rige politische Auseinander-setzung. Bereits 1993 hatten die Grünen einen Initiativan-trag für die Ausweitung des Wahlrechts eingebracht, in Graz und Linz waren 1995 bzw. 1996 sogenannte «Aus-länder(_innen)beiräte» ein-gerichtet worden, die als beratende Organe von Nicht-Staatsbürger_innen direkt gewählt wurden. In Wien aber blockierten die beiden Koali-tionsparteien SPÖ und ÖVP einander gegenseitig: Die ÖVP lehnte das Wahlrecht ab und verknüpfte ihre Zustim-

mung zur Einrichtung eines Beirates mit der Öffnung der

Gemeindewohnungen (die zu diesem Zeitpunkt noch Österreicher_innen vorbehalten waren). Das wiederum lehnte die SPÖ ab. Bewegung brachte erst die Wienwahl 2001. NGOs hatten die Frage der politischen Mitbe-stimmung thematisiert und die Wiener SPÖ verspürte den Wunsch einer klaren Profilie-rung gegenüber der schwarz-blauen Bun-desregierung. Mit der wiedererlangten abso-luten Mandatsmehrheit

der SPÖ war es nach der Wahl schließlich nur mehr eine Fra-

ge der Zeit, bis das Wahlver-sprechen um-gesetzt wurde. Allerdings kam die gesetzliche Regelung nie zur

Anwendung. Noch bevor die

ersten Wahlen stattfanden, hatte der Verfassungsgerichts-hof sie aufgehoben. In einem umstrittenen Urteil führte er aus, dass die Ausweitung des Wahlrechts gegen das demokratische Grundprinzip verstoße und damit verfas-sungswidrig sei: «Österreich ist eine demokratische Re-

Nur 18 Monate war jene gesetzliche Regelung in Kraft, die Drittstaatsan-gehörigen in Österreich erstmals eingeschränkt politische Mitsprache ermöglichen sollte. Über die kurze Geschichte des inklusiven Bezirkswahl-rechts in Wien.

kein wahlrecht für alle

«Österreich ist eine demokratische Republik.Ihr Recht geht vom Volk aus», lautet Artikel 1 der Verfassung. Nur, wer ist das Volk?

WieNWahleN extRa, seite 2

Beispiel lissaBoN: spRayeNDe peNsioNist_iNNeNWien könnte sich von der Toleranz, die in der portugiesi-schen Hauptstadt gegenüber der Straßen-Graffiti-Kunst geübt wird, ein Scherzerl abschneiden. Derzeit scheint die Existenz einer sprayenden Pensionist_innen-Gang, die mit ihren Farbdosen völlig unbehelligt durch die Straßen der Hauptstadt zieht, in Wien schlechterdings nicht vor-stellbar zu sein. Hinter den portugiesischen Street-Art-Oldies steckt die Organisation «Lata 65», die seit 2012 Urban-Art-Workshops für Senior_innen anbietet. Mehr als hundert «graue Panther» haben inzwischen daran teilgenommen: ihre Graffiti zählen zum beeindruckenden Street-Art-Gesamtkunstwerk Lissabons. Schaut euch die Fotos an: www.konbini.com/us/inspiration/gang-graffiti-grandmas-taken-lisbon

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publik. Ihr Recht geht vom Volk aus», lautet Artikel 1 der Verfassung. Und der Begriff «Volk» knüpfe dabei an die österreichische Staatsbür-ger_innenschaft an, so der VfGH. Dass diese Verknüp-fung schon lange nicht mehr stimmte und bei Bezirks- und (außer in Wien) bei Gemein-deratswahlen neben österrei-chischen Staatsbürger_innen auch Unionsbürger_innen wahlberechtigt sind, igno-rierte das Gericht in seinem Urteil allerdings. Soll es in Österreich zukünftig also ein Wahlrecht für alle geben, die im (Bundes-)Land, in der Ge-meinde oder im Bezirk leben, braucht es eine verfassungs-ändernde Zweidrittelmehr-heit im Nationalrat. In naher Zukunft scheint das eher un-wahrscheinlich zu sein.

Gerd Valchars,Politikwissenschafter in Wien

Den möglichen Triumph Straches bei den bevor-stehenden Wiener Land-tags- und Gemeinderats-wahlen hätten auch jene Demokrat_innen zu ver-antworten, die ungültig wählen oder auf ihr Wahl-recht überhaupt verzich-ten. Wie kommt es, dass die politischen Eliten und große Teile der Linken so harmonisch sind in der Einschätzung, eine sin-kende Wahlbeteiligung bedrohe die Demokra-tie? Wie kommt es, dass so viele kritische Stadt-bewohner_innen bereit sind, das «kleinere Übel» zu wählen? Ob rot oder grün: Die «klei-neren Übel» haben historisch etwas gemeinsam. Gerade durch ihre Teilnahme am Par-lamentarismus verwandelten

sie sich von Kritikern des poli-tischen Systems in Kräfte, die sich in das System integrieren ließen. Vor 110 Jahren haben die triumphalen Wahlsiege der Marxschen und Engel-schen Sozialdemokratie in der Arbeiter_innenklasse die lang währende Illusion ermöglicht, durch Wahlen zu einer gerech-ten Gesellschaft zu gelangen. Vor 30 Jahren hatten die Grü-nen versprochen, die Krise des P a r l a m e n -t a r i s m u s durch eine andere poli-tische Kultur aufzulösen. Sie waren geradezu als Anti-Partei angetreten. Keine Partei, auch keine linke, besaß d e m o k r a -tischere Strukturen. 30 Jah-re später ist offensichtlich: Nicht die Grünen haben den Parlamentarismus, sondern der Parlamentarismus hat die Grünen umgeformt. Wie selbstverständlich nehmen sie zum Beispiel konstruktiv an den nicht öffentlichen Sitzun-gen teil – obwohl sie gerade deshalb gewählt wurden, weil sie für Transparenz eintraten? Vom Bösen umstellt, ging den Guten die Luft aus.

Ich erinnere mich an einen Vortrag des Wiener Wirt-schaftsuni-Professors Gehard Senft, eines bekennenden An-archisten, über die Politik der Wahlenthaltung. Die «Stadt der Sehenden» war das The-ma, der Roman des portugie-sischen Schriftstellers José Saramago, der die Idee der Wahlverweigerung, die in fast allen Ländern Europas um sich greift, zu Ende zu denken ver-

sucht. Saramago lädt zu einem interessanten Gedankenexpe-riment ein. In der Hauptstadt eines nicht näher beschriebe-nen Landes entscheidet die überwiegende Mehrheit der Bevölkerung, bei Urnengän-gen nur noch weiß zu wählen. Die Regierung ist verwirrt: Die Wahlverweigernden kommen aus allen politischen Lagern. Die wählen weiß, ohne dass ir-gend ein Zentrum vorhanden wäre, das eine entsprechende

Das kleinere Böse

Schweiz. Frauen erkämpften ihr Stimm- und Wahlrecht beginnend mit dem 19. Jahr-hundert und setzten es im Jahr 1971 mit einer (von Männern geführten) Volksabstim-mung durch. 1869 veröffentlichte Meta von Salis mit ihren «Ketzerischen Neujahrsge-danken einer Frau» den ersten öffentlichen Aufruf zur politischen Gleichberechtigung; als letzter Kanton musste Appenzell Innerrhoden 1990 gerichtlich überredet werden, sich der Verfassung zu beugen.

Südafrika i. Am 27. April 1994 fanden die ersten allgemeinen Wahlen statt. Dass alle Südafrikaner_innen ohne rassistische Aus-schlusskriterien wählen gehen konnten, markierte den vierjährigen «End-of-Apartheid»-Prozess. Der «African National Congress» gewann die Wahlen mit 62 Prozent, erster Präsident wurde Nelson Mandela.

1929: DEMoNStRAtIoN ANläSSlICh EINER PEtItIoN FüR DAS FRAuENStIMM-RECht IM KANtoN BERN © KEyStoNE

1994: PlAKAt DES AFRICAN NAtIoNAl CoNGRESS © ANC

Die Wienwahl und die Vision des Nichtwähler_innenheeres

Vor 110 Jahren haben dieWahlsiege der Marxschen undEngelschen Sozialdemokratiein der Arbeiter_innenklasse die Illusion ermöglicht, durchWahlen zu einer gerechtenGesellschaft zu gelangen.

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Beispiel KopeNhaGeN: RaDVeRKehRWien könnte es wie die dänische Hauptstadt machen. Dort hat der Stadtrat beschlossen, dass bis Ende 2015 die Hälfte aller Wege zu Arbeits- und Ausbildungsplatz mit dem Fahrrad zurück-gelegt werden. 2014 lag dieser Anteil bereits bei 45 Prozent. Kopenhagen hat auch begonnen, die Ampelschaltungen nach dem Tempo des Fahrrad-verkehrs und nicht mehr nach der Autoverkehrs-geschwindigkeit einzustellen. Zum Vergleich: in Wien ist der Radanteil von 3 (1993) auf 7 Prozent (2014) gestiegen, was von den SPÖ-Stadtpoliti-ker_innen als Erfolg verkauft wird.

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Direktive ausgegeben hätte. Die Regierung antwortet mit Repression; sie foltert Men-schen, um herauszufinden, wer hinter der vermeintlichen Kampagne stecke. Am Ende scheitert sie und flieht aus der Stadt, unter Mitnahme des ge-samten Verwaltungsapparats. Die Stadt wird abgeriegelt – und siehe da, den «Weißen», wie sie mittlerweile genannt werden, geht dieser Apparat gar nicht ab. Ungerührt ge-hen die Einwohner_innen der Stadt ihrer Arbeit nach, das soziale Leben vollzieht sich weiter in völliger Alltäglich-keit: Der «Staat» wird nicht gebraucht.

Auch weniger po-etische Menschen, denen solch mär-chenhafte Resul-tate konsequent w a h l k r i t i s c h e n Verhaltens ein mil-des Lächeln ent-locken, erkennen: Der politischen Klasse ist es gelun-gen, dem Großteil der Österreicher_innen einzureden, dass Wahlboykott-gelüste im Sinn einer demokrati-schen Entwicklung kontraproduktiv seien. Die Wahl-beteiligung bei Wienwahlen schwankt immer noch zwi-schen 60 und 68 Prozent. Die geringste Wahlbeteiligung bei einem Urnengang in Öster-reich war die EU-Wahl 2014 mit nur 45,4 Prozent Wahlbe-

teiligung. Die Nichtwähler_in-nen hatten hier also schon eine absolute Mehrheit. Die Fern-sehstationen lassen dann an-

gepasste Politolog_innen er-scheinen, die sich gemeinsam einer pädagogischen Heraus-forderung stellen. Sie treten als die großen Warner_innen vor Demokratieverlusten auf: Nur wer sich an Wahlen durch

Stimmabgabe beteilige, könne dann mitentscheiden, wie es in der Politik und Gesellschaft weiter gehen soll.

Im TV werden bei dieser Ge-legenheit Expert_innen vor-geführt, die «der Politik» gute Ratschläge geben, wie man die Wahlbeteiligung he-ben könnte. Eine Idee ist die Negativstimme, die man für

Parteien vergeben könnte, die man gar nicht will. Der abstruseste Vorschlag ist das Familienstimmrecht: Eltern könnten dabei auch für ihre Kinder wählen gehen. Kinder-reiche Familien hätten dann einen wesentlich größeren po-litischen Einfluss als Singles und kinderlose Paare. Es sind jämmerliche Vorschläge: Wa-rum sollten solche Maßnah-men den Legitimationsverlust der Parteien kompensieren?

Kritische Menschen, die ins Parlament gewählt werden, verlieren erschreckend schnell die Fähigkeit der Selbstrefle-xion. Um ein erfrischendes Gegenbeispiel zu finden, muss man zum «Nachbarn» schau-en. Manfred Sohn, der fünf Jahre lang für die deutsche Partei «Die Linke» in einem Landtag saß, zog den Schluss: «Nahezu alle ehemals revo-lutionären Parteien werden, sobald ihre Repräsentanten die Parlamentsgebäude betre-ten haben, domestiziert und integriert. Allen gelegentli-chen Lippenbekenntnissen zum Trotz rücken daher die Wahlen in den Mittelpunkt ihrer politischen Arbeit. Die Parlamente sind schon längst nicht mehr Tribüne, um von dort aus Impulse in die außer-parlamentarische Bewegung zu geben. Die Beteiligung von Parteimitgliedern in au-ßerparlamentarischen Be-wegungen dient inzwischen umgekehrt der Stärkung der eigenen Position innerhalb der Organisation mit Blick auf die nächste Listenauf-

Beispiel otteNsheiM: KultuR DeR MitBestiMMuNGMehr Raum für kollektive, soziale, kulturelle und politische Projekte braucht die Stadt. Ohne ökonomischen Verwertungs-gedanken, dafür basisdemokratisch und selbstbestimmt. Doch im Wien des 21. Jahrhunderts blieben Konzepteinreichungen unbeantwortet und Besetzungen führten zu exorbitanten Polizeieinsätzen. Anders in Ottensheim. Hier musste das leer stehende Amtshaus nicht erst besetzt werden. Bürgermeisterin Uli Böker hat längst kapiert, dass Raum für selbstbestimm-tes, nicht kommerzielles Zusammensein eine unbezahlbare Bereicherung bringt. Von Ottensheim könnte die Stadt sich übrigens noch viel mehr abschauen, denn allerorts wird hier gemeinsam gestaltet und gewerkt. Eines der klugen architek-tonischen Ergebnisse bringt die politische Kultur der Mühl-viertler Marktgemeinde zum Ausdruck: Der Gemeindesaal hat eine Glasfront, die zur Gänze geöffnet werden kann.

ÖSterreich. Österreicher_innen ohne österreichische Staatsbür-ger_innenschaft wird passives und aktives Wahlrecht vorenthalten (Ausnahme: Eu-Bürger_innen auf Bezirks-/Gemeindeebene). Dagegen macht die Kampagne «WahlweXel» mobil, die dazu aufruft, die eigene Stimme jemandem ohne Wahlrecht zu geben und sich dabei über the-men wie Exklusion auszutauschen.

2013: BEI DER AKtIoN «WAhlWEXEl JEtzt!» WIRD StIMMRECht GEWEChSElt uND üBER WAhlRECht uND RASSISMuS DISKutIERt. © DRAGo PAlAVRA

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USa. obwohl zur Wahl zugelassen, wurden Black und hispanic Americans bis ins 20. Jahrhundert in vielen Bundesstaaten strukturell am Wählen gehindert – durch Auflagen oder tätliche Gewalt. In den 1960er Jahren gründeten sich «Voters registration»-organisationen, die nach mehreren Rück-schlägen, u.a. der Ermordung des Aktivisten herbert lee, 1965 den «Voting Rights Act» erkämpften, der die Durchsetzung des Wahlrechts gesetzlich festschreibt.

1965: DEMoNStRAtIoN FüR DAS RECht, EIN WAhlRECht AuCh AuSüBEN zu KÖNNEN. 2013/14 GAB ES PRotEStE GEGEN DIE AuF-WEIChuNG DES «VotING RIGhtS ACtS».

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Beispiel BRauNschWeiG: BÜRGeR_iNNeNBuDGetMöglicherweise geht die Phase der grünen Regie-rungsbeteiligung in Wien vorüber, ohne dass die ehemals alternative Oppositionspartei ihren alten Vorschlag eines Bürger_innenbudgets auch nur an-satzweise zu realisieren versuchte – nicht einmal auf Bezirksebene. In Braunschweig bekommt jede und jeder über die Internetseite www.bs-mitgestalten.de die Chance, mitzuentscheiden, ob das Haushaltsgeld für Straßen oder für die Förderung von nichtkommer-zieller Kultur ausgegeben wird. Wer keine Vorschläge parat hat, kann die der anderen bewerten. Wien könn-te, wenn es wollte, über Braunschweig hinausgehen: Die zehn Bestbewerteten müssen umgesetzt werden (in Braunschweig liegt die letzte Entscheidungsgewalt doch wieder bei den Stadträt_innen).

NeUSeeLaNd i. Bis ins 19. Jahrhundert mit einem restriktiven Wahlrecht ausgestattet, setzten sich in Neuseeland zuerst die Maori durch, die ab 1867 eigene Sitze im Parlament hatten. 1869 wurde das Wahlrecht vom Grundbesitz entkoppelt, 1893 erreichten Frauen das aktive, 1919 das passive Wahlrecht und seit 1975 haben alle Bewohner_innen Neuseelands, unabhängig von ihrer Staatsbürger_innenschaft, das aktive Recht zu wählen.

Südafrika ii. Mit der «No land! No house! No Vote!»-Kampagne rufen soziale Bewe-gungen wie die landlosenbe-wegung seit dem Jahr 2004 in Südafrika zum Wahlboykott auf. Der Aufruf wird damit begrün-det, dass sich seit den freien Wahlen 1994 nichts verbessert habe und dass es keine Partei gebe, die die Armen vertritt.

1949: IRIAKA MAtIu RAtANA KAM AlS ERStE WEIBlIChE MAoRI INS NEuSEEläNDISChEN PARlAMENt © AlEXANDER tuRNBull lIBRARy, NEW zEAlAND FREE lANCE CollECtIoN

2009: PRotESt DER «PooR PEoPlE’S AllIANCE» VoR DEM VERFASSuNGS-GERICht © SEKWANElE

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stellung oder soll insgesamt die Wahlchancen der Partei verbessern.» Noch nie gehört aus dem Munde von Reprä-sentant_innen der diversen in Österreich zur Verfügung ste-henden «kleineren Übel».

Robert Sommer,Augustin-Redakteur

Rosa Jochmann ent-stammte einer aus Mäh-ren zugewanderten Ar-beiterfamilie und war Gewerkschafterin und Widerstandskämpferin. Sie überlebte das KZ und war nach dem Krieg Nati-onalratsabgeordnete der SPÖ. «Bis ins hohe Alter er-innerte Rosa Jochmann an den nationalsozialistischen Terror und warnte vor dem Vergessen und dem Verharm-losen. Als Zeitzeugin besuchte sie Schulen, damit die Jungen ‹klüger würden für ein an-dermal›.», schreibt die Stadt Wien auf einer Webseite. Am Leberberg in Simmering, un-weit der Bruno Kreisky Schu-le, erinnert heute der Rosa Jochmann Ring an die Antifa-schistin. Hier wurden in den 90er Jahren 21.000 Gemein-de- und Genossenschaftswoh-nungen aus dem Boden ge-stampft. Heute kann sich die FPÖ in den Wahlsprengeln rund um den Rosa Jochmann Ring über den höchsten Wäh-ler_innenzustrom freuen. Im Wahlsprengel 68, der sich als geschwungener Genossen-schaftsbau entpuppt, gaben 2010 sogar knapp 50 Prozent

jener, die überhaupt noch zur Wahl gehen, ihre Stimme der FPÖ.

«Das ist ganz klar, warum hier so viele Blau wählen», weiß die junge Frau, die ich als ers-te anspreche: der viele Dreck, die Messerstecher – es nähme alles überhand und jetzt auch noch die Flüchtlinge – «Die beißen bei der Semmel ab und schmeißen sie weg, die sind undankbar und wollen sich nicht anpassen.» Ihr Schlüsselerlebnis war, dass «im Gemeindekindergar-ten die Ausländer Vortritt hatten, weil sie Deutsch lernen müssen.» Sie selbst müsse nun für ihre Tochter einen Privatkindergarten bezahlen. Und Strache, so ist sie überzeugt, der «tut was für uns Österreicher». Am Spielplatz sitzt eine Gruppe rauchender junger Leute mit ihren Kindern. Auch hier geht es sofort um das Thema «Auslän-der»: «Man kann ab neun

Uhr abends nicht mehr aus dem Haus gehen» sagt eine junge Frau. Ob hier so viel passieren würde? «Nein, aber allgemein.» «Wennst am Abend mit der Straßenbahn in die Lugner City fahren willst, musst Angst ha ben, dass d‘ abgstochen wirst» sagt eine andere. Ihr selbst wäre zwar noch nichts pas-siert, aber «man liest es über-all». Auch sie sind überzeugt,

dass «Ausländer bevorzugt werden» und die christliche Kultur verschwinden würde: Schulen ohne Schweinefleisch, kein Krampus, kein Nikolaus.

Die Grünflächen zwischen den grauen Wohnbauten sind gepflegt. Vandalismusspu-ren sind kaum zu sehen. Ich spreche ganz unterschiedlich aussehende Menschen an. Viele wählen gar nicht, «weil

Vom leBerBerg nach neuBau

auf Besuch in zwei konträren Wahlsprengeln

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es eh sinnlos ist.» Doch auch bei den Nichtwähler_innen gibt die FPÖ die Themen vor. Die Vorstellung, «die Auslän-der» würden den Staat so viel

kosten, dass für die «Inlän-der» nichts mehr bleibt, ist dominant. Auf Fragen nach dem Hypo-Debakel oder der Vermögenssteuer ernte ich le-diglich verständnislose Blicke. Zwei ältere Damen mit afgha-nischen Wurzeln geben jedoch an, sich hier recht wohl zu füh-len. Die Ausländerfeindlichkeit scheint vor allem im Wahlver-halten und im Gespräch Aus-druck zu finden. Auch eine junge Frau mit kosovarischem Background wurde noch nie mit Ausländerfeindlichkeit di-rekt konfrontiert. Sie wähle die SPÖ, verstehe aber auch, wenn jemand aus Angst um seinen Arbeitsplatz die FPÖ wählt. Am Weg zur Straßenbahn tref-fe ich einen jungen Mann, der sich als Grünwähler outet. Zum Wohnen sei es angenehm und ruhig. Die günstigen Mieten würden aber sicher ein gewis-ses Klientel anziehen. Angst hätte er hier nie gehabt. Wo-vor auch. Es gäbe ein paar Ju-gendliche, die herumlungern und stänkern, aber die wären harmlos. Außerdem ziehe er jetzt weg, «näher zur Stadt».

Wien, Neubau, Wahlsprengel 30. Der Grünwähler_innen-

anteil lag 2010 bei 42 Prozent, bei der Bezirksratswahl sogar bei 54 Prozent. Die Neubauer_in ist jünger als die Simmerin-ger_in und hat einen höheren

Bildungsabschluss. Der Anteil von Menschen mit Geburtsort außerhalb von Österreich liegt hier bei 32 Prozent. 4 Prozent höher als in Simmering und damit leicht über dem Gesamt-wiener Durchschnitt. Während der Leberberg außer großzü-gigen Grünflächen, einer Bi-bliothek, Schulen und einem kleinen Fachmarktzentrum nicht viel zu bieten hat, hat das Grätzel zwischen Hermanngas-se, Westbahnstraße, Ziegler-gasse und Burggasse zwar kei-ne Grünflächen, gilt dafür aber als eine der urbansten Zonen Wiens. Ganz Neubau befindet sich im «Aufwärtstrend». An jedem Eck wird investiert, aus- und umgebaut: neue Lokale, Kreativbüros und schicke Lä-den. Dass die durchschnittliche Neubauer_in aber nur 2000 Euro netto im Jahr mehr ver-dient, als die durchschnittliche Simmeringer_in, wundert eine junge Frau wenig. «Es sind vie-le Student_innen und junge Kreative hier, die das Geld ihrer Eltern ausgeben», lacht sie.Im Gespräch mit den Bewoh-ner_innen entsteht rasch der Eindruck, auf der Insel der Se-ligen gelandet zu sein: Mensch ist zufrieden und fühlt sich

wohl. Die Bezirks- und Ge-meindepolitik der Grünen wird durchwegs gelobt. Für einen Schlosser aus Polen ist Neubau der beste Bezirk Wiens. Für

die höhere Lebensquali-tät zahlt er gern ein paar Euro mehr, außerdem wären die Mieten ohne-hin überall schon ziem-lich hoch. Eine blonde Ungarin, die seit zwan-

zig Jahren in der Zieglergasse lebt, lobt die Veränderungen

im Bezirk: Es sei ruhiger ge-worden, gebe mehr Parkplätze und viel Kultur. Egal wen ich anspreche, die Stimmung ist durchwegs positiv, die The-menführerschaft der Grünen ist offensichtlich, FPÖ Wäh-ler_innen muss ich hier wohl länger suchen.

Ulli Gladikist Regisseurin und schreibt immer wieder gerne für den Augustin

Im Gespräch mit den Bewohner_innenentsteht rasch der Eindruck, auf der Inselder Seligen gelandet zu sein.

NeUSeeLaNd ii. Arthur taylor kämpft mit vier weiteren Gefangenen gegen den Entzug des Wahlrechts an. Dass Maori-Gefangene nicht wählen dürfen, habe wegen ihres hohen Anteils – Folge einer rassistischen Justiz – direkte negative Auswirkungen auf die Repräsentation der Maori im Parlament. Im Juli 2015 er-klärte das oberste Gericht erstmals den Wahlrechtsentzug als unvereinbar mit dem «New zealand Bill of Rights Act».

2015: ARthuR tAyloR KlAGt MIt VIER WEItEREN GEFANGENEN DAS WAhl-RECht IM GEFäNGNIS EIN. © lAWRENCE SMIth/FAIRFAX Nz

Mexiko. Im zuge der Wahlen im Mai 2015 rief die indigene Bewegung der zapatistas weder dazu auf zu wäh-len, noch dazu, die Wahl zu boykot-tieren: «Wir tun was wir tun können, und das ist, die leute aufzurufen sich zu organisieren um Widerstand zu leisten und zu kämpfen, damit sie das erreichen, was sie brauchen.» ob dazwischen Wahlen stattfinden oder nicht, darf als nebensächlich gelten.

2015: BASISKoMItEE DER zAPAtIStAS: «WIR RuFEN WEDER zuR WAhl NoCh zuM WAhl-BoyKott, SoNDERN zuR oRGANISIERuNG AuF»© ClAytoN CoNN / uPSIDEDoWNWoRlD.oRG

Seit ich denken kann, haben Wahlabende in Österreich etwas Ge-spenstisches. Mit jeder Hochrechnung kommt die Angst vor dem blau-en Balken, der sich vor einem etwas blasseren blauen Balken scheinbar grenzenlos in die Höhe schiebt. Es ist absehbar, dass das am Abend des 11. Oktober nicht anders sein

wird. Ich werde irgendwo mit Freund_innen vor einem Bildschirm sitzen, wir wer-den den blauen Balken wach-sen sehen, ein Raunen wird durch die Raum gehen. Köpfe werden geschüttelt, Flüche gemurmelt, Stoßseufzer aus dem Körper geblasen werden. Gibt’s ja nicht.

Unter den vielen, die sich von der autoritären und het-

Die angst Vor Dem Blauen Balken

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WWW.SOSMITMENSCH.ATWWW.SOSMITMENSCH.AT

AB 15 UHR, IM WAHLLOKAL1., FRIEDRICH-SCHMIDT-PLATZ 1

U2 RATHAUS

6.10.2015

Shokat Ali25 Jahre

Fremdenpass/Afghanistanlebt seit 6 Jahren in Wien

WieNWahleN extRa, seite 7

zerischen Politik der FPÖ abgestoßen fühlen, herrscht Ratlosigkeit. Strategien gegen Strache sind rar und wenig überzeugend. Nicht wenige meinen, man müsse den Wil-len der Wähler_innen ernst und die FPÖ in Regierungs-verantwortung nehmen. Dann würde sie sich schon selbst entzaubern. Doch die Erfah-rung lehrt anderes. Wo immer die FPÖ in Regierungen war, hat sie nachhaltigen Schaden für das Gemeinwesen, die öf-fentlichen Haushalte, den so-zialen Zusammenhalt und die demokratische Kultur ange-richtet. Zudem spielt die «Op-tion Rot-Blau» der Erzählung der Freiheitlichen genau in die Hände. Die sich ja gerne als Vertreterin der Interessen des «kleinen Mannes» gibt, obwohl das Gegenteil der Fall ist: Sie tritt gegen eine Besteu-erung der Reichen für massi-ve Kürzungen bei sozialer und öffentlicher Infrastruktur ein.Eine andere Strategie, gerne von grün-affinen und libera-

len Bürger_innen verfolgt, begegnet der FPÖ und ihren Wähler_innen mit morali-scher Entrüstung und Arro-ganz. «Die Blauen», das sind die hässlichen, die dummen Prolos die nicht rechtschrei-ben können. Diese Haltung mag psychologisch entlasten, als politische Antwort ist sie nutzlos. Nicht nur, weil sie eine Form der Ausgrenzung durch eine andere, klassen- und schichtspezifische ersetzt, sondern auch weil sie auf fal-schen Annahmen beruht. Die FPÖ und ihr Rassismus sind kein «Unterschichten-Phä-nomen». Die Stärke der FPÖ

beruht darauf, dass sie eine Gemeinschaft für Menschen

quer durch alle Schichten und Klassen anbietet. Diese Ge-meinschaft funktioniert nur in Abgrenzung – gegen «die Ausländer», «die Moslems», «die Faulen», aber auch ge-gen eine abgehobene Elite, der kein Vertrauen entgegenge-bracht wird. In allen Studien sticht eines heraus: Wer FPÖ wählt, sieht der Zukunft mit weitaus größerer Sorge ent-gegen als Wähler_innen aller anderer Parteien. Und es gibt verdammt viele Menschen, die

aus unterschiedlichsten – und oft nicht den schlechtesten – Gründen mit den gesellschaft-lichen Verhältnissen unzufrie-den sind. Die FPÖ fängt diese Sorgen in einer symbolischen Gemeinschaft auf, repräsen-tiert durch die messianische Figur Strache, sichtbar ge-macht in den sozialen Online-Netzwerken. Nur so kann eine Eliten-Partei wie die FPÖ Un-terstützung unter den «einfa-chen Leuten» gewinnen. Und darum ist es auch so schwie-rig, eine effektive Strategie zu finden, die weder die FPÖ zu Tode umarmen will, noch sich darauf beschränkt über die

«rassistischen Prolos» zu läs-tern. Denn dafür bräuchte es

eine umfangreiche Gegener-zählung und andere, alternati-ve Formen der Gemeinschaft, in der reale Erfahrungen des Kontrollverlusts – des un-heimlichen Gefühls, dass die Weltgeschehnisse über einen hinwegrollen – auf solidari-sche Weise eingefangen und überwunden werden können.

Solche Formen können nicht von Parteien erfunden wer-

den (auch wenn eine echte Alternative am Wahlzettel ein wichtiger Schritt wäre). Sie entstehen dort, wo Menschen sich zusammentun um für ihre und die Interessen der gesell-schaftlich schwach Gehaltenen einzustehen. So wie sich das in der praktischen Solidarität mit Flüchtlingen in den letzten Monaten andeutet. Deshalb: Es gibt am Wahlabend, wenn der große blaue Balken bei den ersten Hochrechnungen erscheint, etwas Sinnvolles zu tun. Nach dem Seufzen, Kopf-schütteln und Fluchen werden wir den Fernseher ausschal-ten, die Jacken anziehen und uns zusammen mit jenen Men-schen für eine gerechte Gesell-schaft engagieren, die die FPÖ an den Außengrenzen Europas verrecken lassen will. Benjamin Opratko,Politikwissenschafter und Redakteur von mosaik-blog.at

iMpRessuM. Extrabeilage des – erste Österreichische Boulevardzeitung. herausgeber_innen: Fanny Müller-Uri, Lisa Bolyos. Reinprechtsdorferstr. 31/2, 1050 Wien. Mitarbeiter_in- nen: Ulli Gladik, Benjamin Opratko, Robert Sommer, Gerd Valchars. Druck: Herold Druck- und Verlagsgesellschaft, Wien

Beispiel MaRylaND, usa: WahlRecht fÜR uNDoKuMeNtieRte BeWohNeR_iNNeNIn sechs Städten des Bundesstaates Maryland, USA, schlägt sich die Realität des Einwanderungs-landes im Wahlrecht nieder. Auf lokaler Ebene ist jenes weder an die Staatsbürger_innenschaft, noch an den registrierten Aufenthalt gebunden. Auch undokumentierte Migrant_innen haben die Wahl zur städtischen Urne zu gehen oder nicht. Momen-tan überlegt New York hier nachzuziehen.

Die FPÖ und ihr Rassismus sind kein «Unterschichten-Phänomen»

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Wiener Gemeinderats- und Bezirksvertretungswahlen 2015Einfach auch per Wahlkarte. Jetzt informieren unter:Tel. 01 525 50 | www.wahlen.wien.at | www.wienwillswissen.at

DU WILLST FÜNF JAHRE LANG

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