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Wissenswertes zur Ein Patientenratgeber der HEXAL AG Schilddrüsenerkrankung www.hexal.de

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Wissenswertes zur

Ein Patientenratgeber der HEXAL AG

Schilddrüsenerkrankung

www.hexal.de

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Jeder dritte Bundesbürger ist mittlerweilebetroffen. Damit gehören Störungen der Schilddrüsenfunktion zu den häufigstenKrankheiten in Deutschland.

Nahezu alle Erkrankungen der Schilddrüsekönnen ausgezeichnet behandelt werden;es steht eine Vielzahl von hochwirksamen,nebenwirkungsarmen Therapieformen zurVerfügung.

Die Mehrzahl der Schilddrüsenkrankenkönnte ohne Beschwerden leben, würdeihre Erkrankung nur erkannt und konse-quent behandelt werden.

Eigentlich könnte alles ganz einfach sein –ist es aber leider nicht. Immer noch werdenin Deutschland viele Erkrankungen derSchilddrüse nicht erkannt und somit nichtkonsequent therapiert.

Jedes Jahr werden in der Bundesrepublik100.000 Operationen an der Schilddrüsedurchgeführt, von denen viele vermeidbarwären. Mehr noch: Die durch Schilddrüsen-krankheiten entstehenden Folgekosten werden auf über eine Milliarde Euro proJahr geschätzt – eine erstaunliche Zahl,nicht zuletzt vor dem Hintergrund desKosten drucks im Gesundheitswesen.

Diesen Missstand zu beheben, dürfteeigentlich nicht allzu schwer sein. Auf -klärungsarbeit durch Information ist dieGrundlage für ein besseres Verständnis derGesundheit und Funktion Ihrer Schilddrüse.Die Schilddrüsen-Liga Deutschland e.V.möchte durch ihre Arbeit das Miteinandervon Schilddrüsenexperten und Patientenstärken. Ziele sind die Förderung des Wissens um die Krankheiten der Schild-drüse, ihre Vorbeugung, Früherkennungund bestmögliche Therapie. Darüber hinaus unterstützen wir Patienten und An -gehörige gleichermaßen bei der Bildungund Be treuung von Selbsthilfegruppen.

Gut informierte Patienten stärken ihr Selbst-bewusstsein, übernehmen mehr Eigenver-antwortung und erleichtern somit ihrem Arzt die Therapie. Wir hoffen, dass Ihnendiese Broschüre hilft, Aufgaben und Funk-tion Ihrer Schilddrüse besser zu verstehenund Krankheitszeichen frühzeitig zu deuten.Denn nur wer Hintergründe kennt, wird ein neues Bewusstsein und eine größereSen sibilität für das lebenswichtige Organentwickeln.

Bleiben Sie gesund!

Ihre

Erkrankungen der Schilddrüsesind keine Seltenheit:

Barbara Schulte, Vorsitzende der Schilddrüsen-LigaDeutschland e.V.

Ihre Ärztin/Ihr Arzt und HEXALwünschen Ihnen gute Besserung!

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Iod und Iodmangelassoziierte Schilddrüsenerkrankungen

Iodmangel und Iodbedarf

Die Iodversorgung in Deutschland

Welche Nahrungsmittel enthalten besonders viel Iod?

Was ist ein Kropf?

Welche Behandlungsmöglichkeiten gibt es?

Stichwortverzeichnis

Hier finden Sie Rat und Hilfe

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Informationen über die Schilddrüse

Anatomie und Aufbau

Physiologische Funktion

Schilddrüsen-Normwerte und Schilddrüsen-hormone

Hormoneller Regelkreis der Schilddrüse

Informationen über Krankheiten der Schilddrüse

Schilddrüsenüberfunktion (Hyperthyreose)

Wie entsteht eine Schilddrüsenüberfunktion?

Was ist ein Morbus Basedow?

Was versteht man unter einer funktionellen Autonomie?

Wie erkenne ich eine Hyperthyreose?

Welche Behandlungsmöglichkeiten gibt es?

Schilddrüsenunterfunktion (Hypothyreose)

Wie entsteht eine Schilddrüsenunterfunktion?

Was ist eine Hashimoto-Thyreoiditis?

Die Entwicklung einer primären Hypothyreose

Die Entwicklung einer sekundären und tertiärenHypothyreose

Wie erkenne ich eine Hypothyreose?

Welche Behandlungsmöglichkeiten gibt es?

Wie stellt der Arzt die Diagnose einer Schilddrüsenfehlfunktion?

Inhalt6

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T3 und T4 beeinflussen zum Beispielden Sauerstoffverbrauch der Zellen, die Verstoffwechselung von Kohlenhy-draten, Fetten und Eiweißen, also dengesamten Energiestoffwechsel, dieFunktion des Herz-Kreislauf-Systems unddes Magen-Darm-Traktes, Wachstums-und Differenzierungsvorgänge sowiedie geistige Entwicklung bei Ungebore-nen und Kindern.

Ein Mangel an Schilddrüsenhormonen,eine so genannte Schilddrüsenunter-funktion (medizinisch: Hypothyreose),hat negative Auswirkungen auf dasWachstum und die Entwicklung desKörpers. Gerade im Kindesalter kannein Mangel an Schilddrüsenhormonenzu schweren geistigen und körper-lichen Entwicklungsschäden führen.

Schilddrüsen-Normwerte undSchilddrüsenhormoneDie beiden bekanntesten Schilddrüsen-hormone haben Sie bereits kennen-ge lernt: Triiodthyronin (T3) und Tetraiod-thyronin (T4). Ein wichtiger Bestandteilbeider Hormone ist Iod (siehe „Iod undIodmangelassoziierte Krankheiten“).

Jeden Tag gibt die gesunde Schilddrüseetwa 100 μg (Mikrogramm) T4 und 10 μg T3 ab. T3 entsteht aber auch nachder Freisetzung aus der Schilddrüse imKörpergewebe durch enzymatischeUm wandlung aus T4. Der über wie gen -de Teil von T3 und T4 (> 99 %) nutztEiweiße als Transport mittel und gelangtso in die ent sprechenden Erfolgs- oderZielorgane. Weniger als ein Prozent finden sich als „freie Hormone“ im Blut(fT3, fT4). Stoffwechselaktiv sind abernur die freien Hormone, wobei fT3 vielstärker wirksam ist als fT4.

Anatomie und AufbauIm Bereich des Kehlkopfes, vor und zubeiden Seiten der Luftröhre gelegen,befindet sich ein für den menschlichenKörper lebenswichtiges Organ: DieSchilddrüse.

Rechter und linker Seitenlappen derSchilddrüse sind über eine kleinereBrücke miteinander verbunden. DieserAufbau aus Seitenlappen und Mittel-stück zeigt das für die Schilddrüse typische Bild eines Schmetterlings. Beimgesunden Menschen wiegt das Organzwischen 20 und 30 Gramm. DieseAngaben sind jedoch anatomischeNormwerte: Die Größe der Schilddrüseist von Mensch zu Mensch verschieden,auch ohne dass ein krankhafterBefund vorliegen muss.

Bei einer krankhaften Vergrößerung der Schilddrüse, dem sog. Kropf (medi-zinisch: Struma), vergrößert sich dieSchilddrüse und dehnt sich aus. Erfolgtdiese Ausdehnung nach außen, so wird eine Verdickung sichtbar. Vergrö-

ßert sich die Schilddrüse nach innen,so kann es im fortgeschrittenen Stadium zu Atem- oder Schluckbe-schwerden kommen, da Luft- oderSpeiseröhre eingeengt werden.

Physiologische FunktionDie Schilddrüse nimmt im mensch-lichen Körper zahlreiche wichtige Funktionen wahr. Sie ist unter anderemzuständig für die Produktion der beidenHormone Triiodthyronin (T3) und Tetra -iodthyronin (T4). Die Wirkungen derSchilddrüsenhormone sind sehr viel -fältig; zudem sind sie teilweise mit denWirkungen anderer Hormone eng verflochten:

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Informationen über die Schilddrüse

Kehlkopf

Schilddrüse

Luftröhre

Normwerte der Schilddrüse beim gesunden Erwachsenen:Quelle: Schilddrüsen-Krankheiten, Diagnose und Therapie

T3 gesamt: 0,9 – 1,8 ng/mlfrei: 3,5 – 8,0 ng/l

T4 gesamt: 5,5 – 11,0 μg/dlfrei: 0,8 – 1,8 ng/dl

TSH 0,3 – 4,0 mU/l

Blutwerte beim gesunden Erwachsenen:

TRAK-Antikörper 9 – 14 U/lTPO-Antikörper 100 – 200 U/l

ng: Nanogramm; μg: Mikrogramm; U: Units

Gehirn

Hypothalamus

Hypophyse

Hemmung

Stimulation

TRH

TSH

Freisetzungvon T4 und T3

Schilddrüse braucht Iod, um die Hormone T4 und T3 zu produzieren

Blutspiegel

T4 und T3erhöht

T4 und T3erniedrigt

Stimulation

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gestellt werden, wird von übergeordne-ten Stellen im Gehirn geregelt. Die Schilddrüse ist nämlich in einenhormonellen Regelkreis eingebunden,

Hormoneller Regelkreis derSchilddrüse

Rückkopplungsmechanismus

Die Schilddrüse produziert und spei-chert die Schilddrüsenhormone T3 undT4. Wann und in welcher Menge dieHormone dem Körper zur Verfügung

registriert: Die Hypophyse setzt TSH (Thyroid Stimulating Hormone) frei, welches die Produktion von T4 und T3anregt. T4 und T3 werden ins Blut ab -gegeben, so dass der Hormonspiegelwieder auf den Normwert steigt.

Eine Kontrolle der TSH-Freisetzung durch die Hypophyse erfolgt mittels TRH (Thyreotropin Releasing Hormone),das vom übergeordneten Hypothala-mus freigesetzt wird.

der über einen Rückkopplungsmecha-nismus eine kontrollierte Abgabe derSchilddrüsenhormone gewährleistet.Eine wichtige Rolle spielen hierbei zweiBereiche im Gehirn, der Hypothalamus(ein Teil des Zwischenhirns) und dieHypophyse (Hirnanhangdrüse).

Kommt es zu einem Mangel an Schild-drüsenhormonen im Körper, sinktzunächst der Hormonspiegel von T3und T4 im Blut unter den Normwert. Dieses Absinken wird vom Gehirn

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"selbstgemachte" Hyperthyreose, als Folge einer Überdosierung vonSchilddrüsenhormonen.

Was ist ein Morbus Basedow?Die Erkrankung wurde im Jahre 1840erstmals von dem Merseburger Amts-arzt Karl A. von Basedow beschrieben.Er beobachtete Patienten, die nebeneiner vergrößerten Schilddrüse hervor-tretende Augäpfel hatten und voneinem deutlichen Herzrasen geplagtwurden. Tatsächlich finden sich diesedrei Symptome, die auch „MerseburgerTrias“ genannt werden, bei den mei-sten Patienten mit Morbus Basedow.Allerdings gibt es auch Patienten, beidenen keines dieser Symptome inErscheinung tritt. Der Morbus Basedowist eine Autoimmunerkrankung, dasheißt, der Körper bildet Antikörpergegen körpereigenes Gewebe, in die-sem Fall gegen den Rezeptor für TSH.Dies bewirkt die Produktion und Ab -gabe großer Mengen von Schild -

Schilddrüsenüberfunktion(Hyperthyreose)

Wie entsteht eine Schilddrüsen-überfunktion?Bei einer Schilddrüsenüberfunktionkommt es zu einer Überversorgung des Körpers mit Schilddrüsenhormonen.Die Schilddrüse setzt also mehrHormone frei als vom Körper benötigtwerden. Die häufigsten Ursachen sind eine Erkrankung mit dem NamenMorbus Basedow sowie die so genann-te funktionelle Autonomie.

Zu den eher seltenen Ursachen gehö-ren Entzündungen der Schilddrüse wie z. B. die Thyreoiditis de Quervain,sowie hormonproduzierende Tumoreder Hypophyse, die unter anderem TSHim Überschuss produzieren. Eine Hyper-thyreose kann auch infolge der Anwen-dung iodhaltiger Substanzen (z. B.Medikamente oder Röntgenkontrast-mittel) auftreten. Nicht zu vergessen istdie Hyperthyreosis factitia, also die

drüsenhormonen und kann außerdemdas Wachstum der Schilddrüse verur -sachen.

Als mögliche Ursachen kommen ge -netische Disposition aber auch äußereFaktoren in Betracht.

Was versteht man unter einerfunktionellen Autonomie?Unter dem Begriff Autonomie verstehtman eine Unabhängigkeit von äuße-ren Einflüssen. Tatsächlich funktioniertdie Schilddrüse bei dieser Erkrankungeigenständig. Sie unterliegt nicht mehrder übergeordneten Kontrolle vonHypothalamus und Hypophyse, dieHormonproduktion erfolgt somit unab-hängig vom tatsächlichen Bedarf.

Die Ursache für die funktionelle Auto -nomie ist nur teilweise geklärt, einZusammenhang mit einem vorliegen-den Iodmangel scheint aber gesichert.In der Tat ist die funktionelle Autonomiein Iodmangelgebieten wie Deutsch-land die häufigste Form der Schilddrü-senüberfunktion. Von der funktionellenAutonomie kann die gesamte Schild-drüse betroffen sein oder aber auchnur ein umschriebener Bezirk. Man

spricht dann von einem autonomenAdenom oder auch von einem „heißenKnoten“.

Wie erkenne ich eine Hyperthyreose?Schilddrüsenhormone beeinflussenviele Stoffwechselvorgänge des Kör-pers. Entsprechend vielfältig sind dieSymptome einer Schilddrüsenüberfunk-tion. Hierzu zählen unter anderemGewichtsabnahme trotz unveränder-tem oder sogar gesteigertem Appetit,Haarausfall, verstärktes Schwitzen,Wärmeintoleranz sowie eine warme,feuchte Haut. Bei einigen Patienten tre-ten Durchfälle auf; bei Frauen könnenZyklusstörungen auf eine möglicheHyperthyreose hindeuten.

Auf das Herz-Kreislauf-System wirkenSchilddrüsenhormone stimulierend, wassich unter anderem in einer Erhöhungder Herzfrequenz bemerkbar macht.

Der Einfluss der Hyperthyreose auf dasZentralnervensystem äußert sichmit gesteigerter Nervosität, Rastlosigkeit,Schlafstörungen und Stimmungs-schwankungen.

Informationen über Krankheiten der Schilddrüse

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Die aufgeführten Symptome könnenunterschiedlich stark ausgeprägt sein;darüber hinaus muss eine Schilddrü-senüberfunktion nicht zwangsläufigvon allen oben genannten Symptomenbegleitet werden.

Welche Behandlungsmöglich-keiten gibt es?Bei der Therapie einer Schilddrüsen-überfunktion muss die Produktion derSchilddrüsenhormone vermindert werden. Dies ist durch die Gabebestimmter Medikamente, so genann-ter Schilddrüsenhemmer (Thyreosta -tika), möglich. Die Wirkstoffe Carbima-zol, Thiamazol und Propylthiouracil sindsolche Schilddrüsenhemmer.

Häufig ist eine medizinische Therapiemit Schilddrüsenhemmern über einenZeitraum von etwa einem Jahr aus -reichend.

Führt die medizinische Behandlungnicht zum Erfolg, kann durch eine Operation oder eine Radioiodtherapiedas funktionsfähige Schilddrüsenge -webe reduziert werden. Bei einerumfangreichen Operation oder Radio -

iodtherapie kann es in wenigen Fällenzu einer Schilddrüsenunterfunktion(Hypothyreose) kommen, die dannihrerseits durch eine Therapie mitSchilddrüsenhormonen behandelt werden muss.

Bei einer Schilddrüsenüberfunktion istVorsicht geboten mit iodhaltigen Medikamenten oder Röntgenkontrast-mitteln. Dies gilt auch für Nahrungs-ergänzungsmittel, die Iod enthalten,und algenhaltige Speisen. Das Würzenmit iodhaltigem Speisesalz dagegen istmöglich.

Schilddrüsenunterfunktion(Hypothyreose)

Wie entsteht eine Schilddrüsen-unterfunktion?Bei der Schilddrüsenunterfunktion(Hypothyreose) erhält der Körper zuwenig Schilddrüsenhormone. DieSchilddrüse ist aufgrund von Zerstörungoder Verlust an Gewebe nicht mehr inder Lage, den Bedarf an Schilddrüsen -hormonen zu decken, bzw. die Wir -kung der Schilddrüsenhormone imOrganismus kann unzureichend sein.

Die Hypothyreose ist neben dem Diabetes mellitus, also der Zucker -krankheit, die häufigste endokrineErkrankung und tritt bei ca. 10%* derBe völkerung auf. Besonders bei älterenPatienten dürfte die Dunkelziffer aufgrund der gering ausgeprägtenSymptomatik hoch sein. Frauen sindhäufiger von einer Hypothyreosebetroffen als Männer.

Man unterscheidet bei der Schilddrü-senunterfunktion zwischen einer primären, einer sekundären und einertertiären Hypothyreose. Bei der primä-ren Hypothyreose ist die Funktion derSchilddrüse selbst betroffen, währendbei der seltenen sekundären Hypothy-reose die Hypophyse in ihrer Funktioneingeschränkt ist. Der nur sehr seltenanzutreffenden tertiären Hypothyreoseliegt eine Störung der Hypothalamus-funktion zugrunde. Die sogenannteperiphere Hypothyreose, also einemangelnde Wirkung der Hormone imKörper, ist eine Seltenheit.

Die häufigste Ursache einer Hypothyre-ose ist eine Autoimmunthyreoiditis, wiezum Beispiel die Hashimoto-Thyreoiditis.

Was ist eine Hashimoto-Thyreoiditis?Die Hashimoto-Thyreoiditis zählt, wieauch der Morbus Basedow, zu den sogenannten Autoimmunerkrankungender Schilddrüse. Sie ist eine entzünd -liche Veränderung des Organs, die zueinem Funktionsverlust von Schilddrü-sengewebe führt. Dies bedingt eineungenügende Produktion und Freiset-zung von Schilddrüsenhormonen, alsoeine Hypothyreose.

Die Entwicklung einer primärenHypothyreoseEine primäre Hypothyreose kann bereits angeboren sein. Von 2.500 bis 3.500 Neugeborenen hat 1 Kind eineangeborene Hypothyreose. Bei be -troffenen Patienten besitzt der Körperentweder überhaupt keine Schilddrüseoder eine zu kleine Schilddrüse, oderdie Schilddrüse kann aufge nommenesIod nicht richtig verwerten.

Wesentlich häufiger kommt es jedochvor, dass sich eine primäre Hypothyreo-se im Laufe des Lebens entwickelt, bei-spielsweise aufgrund einer Entzündung,nach einer Schilddrüsenoperation oder

*Quelle: Schilddrüsen-Liga Deutschland e.V.

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-bestrahlung, einer Radioiodtherapieoder durch die Gabe bestimmter Me dikamente.

Die Entwicklung einer sekundä-ren und tertiären HypothyreoseErkrankungen der Hypophyse oder desHypothalamus führen zu einer sekun-dären bzw. tertiären Hypothyreose. Die Schilddrüse selbst ist in diesem Fallvöllig intakt, während Produktion undAusschüttung der Hormone TSH oderTRH, z. B. aufgrund von Tumorerkran-kungen, gestört sind.

Wie erkenne ich eine Hypothyreose?Die Symptome einer Schilddrüsenunter-funktion sind meist nicht klar erkennbarund unterscheiden sich bei Neugebo-renen, Kindern und Erwachsenen.

Warnzeichen bei Neugeborenen sindz. B. ein verspäteter Geburtstermin, ein hohes Geburtsgewicht, Trinkunlust,Verstopfung oder ein langsamer Puls. Die Neugeborenen und Kinderhaben keine Lust sich zu bewegen. Sie haben meistens eine trockene Hautund eine schlaffe Muskulatur. Infolgeder Hypothyreose ist sowohl die körper-

liche als auch die geistige Entwick-lung verzögert. Um evtl. Fehlfunktionender Schilddrüse so früh wie möglich zuerkennen, müssen alle Neugeborenenbereits am 5. Lebenstag mittels Blut-untersuchung auf das Vorliegen einerHypothyreose untersucht werden.

Bei Erwachsenen verläuft die Ent -wick lung einer Hypothyreose meistschleichend und unauffällig. Erst beistärkerer Unterfunktion nimmt derPatient deutliche Beschwerden wahr.Betroffene klagen über Müdigkeit,Antriebsarmut, ein gesteigertes Schlaf-bedürfnis und Gedächtnisstörungen.Sie frieren häufig und leiden an Ver-stopfung. Die Haut ist trocken, kühl undblass. Der Puls ist langsam und dieMuskelreflexe sind geschwächt.

Wichtig ist, dass gerade bei älterenPatienten nicht alle Symptome gleich-zeitig vorhanden sind. Leichte Formender Schilddrüsenunterfunktion werdendaher häufig übersehen.

Welche Behandlungsmöglich-keiten gibt es?Eine Schilddrüsenunterfunktion kannmit Schilddrüsenhormon-Tablettenbehandelt werden, die die fehlenden

körpereigenen Schilddrüsenhormoneersetzen. Man verwendet im Allgemei-nen synthetisch hergestelltes L-Thyroxin(auch Levothyroxin genannt; es ent-spricht dem körpereigenen T4) in einerTagesdosis zwischen 100 und 200 μg.Die Dosierung ist individuell verschie-den und wird vom Arzt anhand desTSH-Wertes festgelegt und regelmäßigüberprüft. Ist die individuell richtige Hormonmenge einmal gefunden, hatdie Therapie mit Schilddrüsenhormo-nen keine Nebenwirkungen, da ja nurdas fehlende körpereigene Hormonersetzt wird. Eine Zufuhr zu großer Hormonmengen dagegen führt zu dentypischen Symptomen einer Hyperthy-reose.

Wie stellt der Arzt die Diagnose einer Schild -drüsenfehlfunktion?

Der Arzt hat verschiedene Möglich -keiten, eine Schilddrüsenfehlfunktion zu diagnostizieren.

Zunächst wird der Arzt den Allgemein-zustand des Patienten untersuchenund Fragen zur Krankheitsgeschichtestellen.

Durch Abtasten gewinnt er einenersten Eindruck von Größe und Ausdehnung der Schilddrüse.

Eine Ultraschalluntersuchung (Sonogra-phie) kann weiteren Aufschluss überdie anatomischen Gegebenheitengeben.

Mittels einer Blutuntersuchung wirdzunächst der TSH-Wert bestimmt. BeiTSH-Werten außerhalb des Normberei-ches oder für spezielle Fragestellungenkann die Menge von Schilddrüsenhor-monen im Blut bestimmt – und zwarsowohl die Gesamtkonzentrationen alsauch die freien Hormone – und mitden Normwerten verglichen werden.Auch die Bestimmung der Antikörperwie TPO-Antikörper und TRAK-Antikör-per (evtl. Hinweis auf Hashimoto Thyreoiditis oder Morbus Basedow),kann weitere Aufschlüsse geben.

Durch Punktion können winzige Gewe-beteilchen der Schilddrüse entnom-men und auf ihren Zustand hin unter-sucht werden.

Eine weitere diagnostische Möglichkeit

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besteht in einer schmerzfreien undungefährlichen nuklearmedizinischenUntersuchung, der Szintigraphie. Mit ihrer Hilfe wird, unter anderem, der Funktionszustand der Schilddrüsegenauer untersucht, und es kann zwischen Bereichen mit unterschiedlichausgeprägter Aktivität unterschiedenwerden.

Die Strahlenbelastung bei der Szintigra-

phie ist meist kleiner als bei einer herkömmlichen Röntgenuntersuchung.

Iod und Iodmangel -assoziierte Schild -drüsenerkrankungen

Schilddrüsenhormone. ÜberschüssigesIod wird über die Niere aus dem Körperausgeschieden.

Der tägliche Iodbedarf beträgt lautDeutscher Gesellschaft für Ernährunge.V. für Kinder 100 bis 200 μg, für ältereMenschen 180 μg, für Jugendliche undErwachsene mittleren Alters 200 μg.Schwangere und Stillende sollten 230bis 260 μg pro Tag zu sich nehmen.Man geht davon aus, dass ein täg -liches Defizit von mindestens einemDrittel oder gar der Hälfte der em -pfohlenen Menge besteht.

Iodmangel und IodbedarfIod ist ein essentielles Spurenelement.Essentiell bedeutet, dass der Körper esnicht selbst herstellen kann, sondern aufdie Zufuhr über die Nahrung angewie-sen ist. Der tägliche Iodbedarf vonJugendlichen und Erwachsenen liegtzwischen 180 und 200 μg.

In Schwangerschaft und Stillzeit bestehtein erhöhter Iodbedarf. Iod gelangtüber den Magen-Darm-Trakt zunächstins Blut und dann in die Schilddrüse.Hier erfolgt der Einbau von Iod in die

Iodbedarf

Altersgruppe Empf. Iod-Tagesmenge* Tägliche Aufnahme* Defizit*

Säuglinge 40 – 80 40 – 50 0 – 40

Kinder 100 – 200 70 – 100 30 – 130

Jugendliche/Erwachs-180 – 200 100 – 120 80 – 100

ene/ältere Menschen

Schwangere/Stillende 230 – 260 110 – 125 120 – 150

* alle Angaben in μg, Quelle: Dt. Gesellschaft für Ernährung e.V. (DGE)

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Die Iodversorgung in DeutschlandDeutschland zählt auch heute noch zu den Iodmangelgebieten, obwohlsich die Iodversorgung in den letztenJahren deutlich gebessert hat. Soerhält die Bevölkerung mittlerweiledurchschnittlich etwa 120 μg Iod proTag aus der Nahrung. Schwangere und Stillende sowie Jugendliche, dieeinen erhöhten Iodbedarf haben, sollten auf eine entsprechende Ergänzung achten.

Es gibt einige einfache Möglichkeiten,einer Iod-Unterversorgung entgegen zu wirken. Verwenden Sie beim Kochen iodiertes Speisesalz. Zweimalwö chentlich sollte Seefisch (z. B. Schell-fisch, Kabeljau) auf den Tisch kommen,da dieser besonders iodhaltig ist. Personen, die selten Fisch essen odersalzarm speisen, können zusätzlichIodid-Tabletten einnehmen, um die Aufnahme des täglichen Iodbedarfssicherzustellen. Die genaue Dosierungwird der Arzt festlegen.

Welche Nahrungsmittel enthalten besonders viel Iod?Der Iodgehalt einzelner Nahrungsmittelist unterschiedlich. Besonders viel Iodenthält Seefisch. Nachfolgend eineÜbersicht weiterer iodhaltiger Lebens-mittel (in μg pro 100 Gramm):

Nahrungsmittel mit hohem Iodgehalt

Seelachs 260

Brathering 140

Garnelen 130

Miesmuscheln 130

Kabeljau 120

Hummer 100

Rotbarsch 99

Feldsalat 55

Heilbutt 52

Hering 52

Thunfisch 50

Lachs 34

Champignons 18

Brokkoli 15

Möhren 15

Rinderleber 14

Erdnüsse 13

Grünkohl 12

Spinat 12

Trinkmilch 11

Hühnerei 10

Roggenbrot 9

Weissbrot 6

Sojabohnen 6

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Was ist ein Kropf?Unter einem Kropf oder Struma verstehtman eine Vergrößerung der Schild -drüse. Beispielsweise aufgrund einesIodmangels versucht die Schilddrüse,das vorhandene Iod bestmöglich zuverwerten, um so dem Bedarf anSchilddrüsenhormonen gerecht zu werden. Dies geschieht durch eine Vergrößerung des Gewebes. NebenIodmangel kommen noch weitere,jedoch seltenere Ursachen für das Entstehen eines Kropfes in Frage. Dazugehören auch Autoimmunerkrankun-gen wie der Morbus Basedow oder die Thyreoiditis Hashimoto.

Das Organ kann sich durch die Gewe-bevergrößerung nach außen ausbrei-ten, so dass es im fortgeschrittenen Stadium zu einer sichtbaren Verdickungam Hals kommt. Umgekehrt ist aucheine Ausbreitung des Gewebes nachinnen möglich bis hin zu einer Einen-gung der Luftröhre. Häufige Folge desständigen Drucks im Halsbereich sindSchluck- und Atembeschwerden.

Welche Behandlungsmöglich-keiten gibt es?Zur medikamentösen Behandlungeines Kropfes stehen Iod, Schilddrüsen-hormone oder eine Kombination ausbeiden zur Verfügung. Die alleinigeGabe von Iod wird heute, vor allem bei Kindern und Jugendlichen, meistbevorzugt.

Vor der Behandlung müssen eineSchilddrüsenüberfunktion durch ent-sprechende Schilddrüsenparameterund/oder vorliegende Autoimmun-krankheiten durch eine Antikörper-Untersuchung im Blut ausgeschlossenwerden.

Neben der medikamentösen Therapiekann auch eine Verkleinerung derSchilddrüse durch einen chirurgischenEingriff oder mittels Radioiodtherapiesinnvoll sein.

Autoimmunerkrankung Erkrankung, bei welcher sich die Immunabwehr anstatt gegen körperfremde gegen körpereigene Stoffe richtet

Autonomes Adenom Schilddrüsengewebe, welches eigenständig/unkontrolliert Hormone produziert (“heißer Knoten“)

Endokrin Bedeutet, dass ein Organ bestimmte Stoffe, z. B. Hormone, in den Blutkreislauf abgibt

fT3 Freies Schilddrüsenhormon T3, nicht an Trägereiweiß gebunden, sondern frei im Blutserum vorhanden

fT4 Freies Schilddrüsenhormon T4, nicht an Trägereiweiß gebunden, sondern frei im Blutserum vorhanden

Glandula thyreoidea Lateinische Bezeichnung für Schilddrüse

Hashimoto-Thyreoiditis Autoimmunerkrankung; mit/ohne Schilddrüsenvergrößerung und Hypothyreose verbundene Schilddrüsenentzündung

Hormon Physiologische Substanz, die vom Organismus selbst produziert wird, ihr Zielorgan über den Blut- oder Lymphweg erreicht und dort den Stoffwechsel in charakteristischer Weise beeinflusst

Hypophyse Hirnanhangdrüse; haselnussgroßes, von Bindegewebe umschlossenes Organ am Boden des Zwischenhirns

Hypothalamus Teil des Zwischenhirns, wirksam als zentrales Regulationsorgan für verschiedene vegetative Funktionen

Hyperthyreose Schilddrüsenüberfunktion

Hypothyreose Schilddrüsenunterfunktion

Iod Essentielles Spurenelement, muss über die Nahrung aufge-nommen werden

Kropf Vergrößerung der Schilddrüse, meist aufgrund von Iodmangel, siehe auch Struma

μg Mikrogramm, millionstel Gramm

Stichwortverzeichnis

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Morbus Basedow Autoimmunerkrankung der Schilddrüse, bei der unkontrolliert hohe Mengen an Schilddrüsenhormonen produziert und freigesetzt werden

ng Nanogramm, 10 -9 Gramm

Normwerte Physiologische Werte, die innerhalb eines bestimmten, als normal anzusehenden Bereichs liegen

Thyreoiditis de Quervain Akute oder subakute, oft schmerzhafte Entzündung der Schilddrüse, heilt spontan wieder ab

Referenzwerte S. auch Normwerte

Schilddrüse Lat. Glandula Thyreoidea; lebenswichtiges, den Stoffwechsel regulierendes Organ im Bereich des Kehlkopfes vor der Luftröhre gelegen

Schilddrüsenautonomie S. autonomes Adenom

Schilddrüsenwerte Im Serum vorhandene Mengen der Hormone T3, T4 und TSH, sowie bestimmte Antikörper; können mit Hilfe einer Blutunter-suchung ermittelt werden

Struma Vergrößerung der Schilddrüse, meist aufgrund von Iodmangel; lateinische Bezeichnung für Kropf

Tetraiodthyronin T4, Levothyroxin, Thyroxin, Schilddrüsenhormon

Thyreoiditis Schilddrüsenentzündung; Sammelbegriff für eine Vielzahl von Erkrankungen der Schilddrüse

TG Thyreoglobulin; Speichereiweiß der Schilddrüsenhormone

TPO Thyroidperoxidase, Schilddrüsenperoxidase; Körpereigenes Enzym, das für die Bildung von Schilddrüsenhormonen nötig ist

TRAK TSH-Rezeptor-Antikörper; vom Körper gebildete Antikörper, die gegen die Bindungsstelle von TSH gerichtet sind. Erhöhte TRAK-Spiegel können bei Morbus Basedow vorkommen

TRH Thyreotropin Releasing Hormone; Hormon des Hypothalamus, das auf dem Blutweg zur Hypophyse gelangt und die Aus-schüttung von TSH (Thyreoid Stimulating Hormone) anregt

TSH Thyreoid Stimulating Hormone, Thyreoideastimulierendes Hormon, Thyreotropin; Hormon der Hypophyse, das auf dem Blutweg zur Schilddrüse gelangt und dort die Ausschüttung von Schilddrüsenhormonen anregt

Triiodthyronin T3, Schilddrüsenhormon

Hier finden Sie Rat und Hilfe

Dachverband der Selbsthilfe-Gruppen für Schilddrüsenkranke und deren Angehörige

Schilddrüsen-Liga Deutschland e. V.– Geschäftsstelle –

c/o Ev. Kliniken Bonn GmbH, Waldkrankenhaus Waldstraße 73 • 53177 BonnTel. 0228/386 90 60 • www.schilddruesenliga.de

Art

.-Nr.:

300

554/

05

Sta

nd: 0

5/20

09

HEXAL AGIndustriestraße 25 · 83607 Holzkirchen

Tel.: 0 80 24/9 08-16 32 · Fax: 0 80 24/9 08-12 90E-Mail: [email protected] · Internet: http://www.hexal.de